Montag, 26. Juli 1999

Was der Präsident Kubas, Fidel Castro, bei dem Akt zum 26. Juli 1999 in Cienfuegos, über den Drogenhandel gesagt hat

Wie Ihr wißt, hatte unser Land im Juni 1989 den schmerzlichen Strafprozeß der Strafsache Nummer 1 zu führen. Er war die Folge der unverantwortlichen und unfaßbaren Verhaltensweise mehrerer Genossen - einige hatten unfragwürdige Verdienste und eine revolutionäre Vorgeschichte -, die nicht nur das Prestige und die moralische Autorität gefährdeten, die so lebenswichtige Institutionen der Revolution wie die Revolutionären Streitkräfte und das Ministerium des Inneren in jahrzehntelangen heldenhaften Kämpfen erworben hatten, sondern sie gefährdete auch die gesamte Sicherheit des Landes. So ein Fall war noch nie dagewesen. Das öffentliche und absolut transparente Gerichtsverfahren fand in Anwesenheit der Medien statt. Nie hat ein Verfahren so viel öffentliches Aufsehen erregt und Verbreitung gefunden. Sogar der Staatsrat debattierte über die Berufung vor den Augen des Landes und der Welt vor Fernsehkameras. Seine 29 Mitglieder legten ihre Standpunkte und Begründungen dar. Der Beschluß war ein einstimmiger. Die Sanktion hatte eine exemplarische zu sein und war es auch.

Während des Prozesses wurde die Situation analysiert, in die uns die unaufhörlichen Verletzungen des kubanischen Luftraumes brachten. Über unser langes und schmales Land führen drei Luftkorridore, die tagtäglich von 277 Flugzeugen der Luftverkehrslinien und von anderen Maschinen genutzt werden, die nach Erfüllen der vorbedingten Antragstellung normalerweise die Genehmigung erhalten. Es kam jedoch häufig zu irregulären Flügen in niedriger und mittlerer Flughöhe ohne vorherige Benachrichtigung noch irgendeine Genehmigung. Das war nämlich die Modalität, derer sich die Flugzeuge der Drogenhändler bedienten. Sie übergingen in der Regel jeglichen Befehl der Luftfahrtbehörden und in den wenigen Minuten, die sie zum Überfliegen der Insel von Süden nach Norden benötigten, täuschten sie am hellichten Tag jegliches Abfangflugzeug mit den bekannten Bewegungen der Tragflächen. Über dem Meer warfen sie dann ihre giftige Drogenfracht inner- oder außerhalb der Zwölfmeilenzone ab. Eine energische Warnung war nötig.

Am 24. Juni 1989 wird eine Note des MINFAR (Ministerium der Revolutionären Streitkräfte) zu den Luftkorridoren veröffentlicht. Hier wird der Beschluß bekanntgegeben, auf jedes Flugzeug zu schießen, das illegal in unseren Luftraum eindringt und sich weigert, dem Landungsbefehl zur Inspektion Folge zu leisten.

Am 25. Juni übergab der Leiter der SINA (Interessenvertretung der USA in Kuba) dem MINREX (Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten) eine Botschaft in der als Non Paper bekannten Form, in der es heißt, daß die Regierung der Vereinigten Staaten jede legitime Aktion der kubanischen Regierung zur Verhinderung des Drogenhandels im Landesterritorium, den Hoheitsgewässern und dem Luftraum begrüße, doch gleichzeitig über den Beschluß des Abschießens von Flugzeugen beunruhigt sei, in Anbetracht der Möglichkeit, daß ein Flugzeug unsere Befehle aufgrund eines Irrtums, fehlender Kommunikation oder Schwierigkeiten anderer Art nicht befolgt. Sie baten um Zurückhaltung.

Am 25. Juni sandte die Luftfahrtbehörde der USA dem Institut für Zivile Luftfahrt Kubas eine Mitteilung, in der sie ihre Besorgnis über die am Vortag angekündigte Politik, auf verdächtige, den Landungsbefehl nicht ausführende Flugzeuge zu schießen, zum Ausdruck brachte.

Am 26. Juni bat der Sprecher des State Departments, Richard Boucher, die kubanische Regierung nachdrücklich, die erforderlichen Vorkehrungen zu treffen und Zurückhaltung zu üben, um den Verlust unschuldiger Leben zu vermeiden, während er gleichzeitig "jegliche legitime Aktion zur Verhinderung des Drogenhandels" begrüßte.

Am 27. Juni übergibt das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten die Note 1268 an die SINA, in der der feste Entschluß Kubas bekräftigt wird, sämtliche Maßnahmen zur Bekämpfung des Drogenhandels in unmittelbarer Nähe des kubanischen Territoriums zu verstärken. Dazu gehört auch, was die Verantwortlichkeit Kubas in bezug auf seinen Luftraum anbelangt, die strikte Einhaltung der internationalen Regelung bezüglich des Überfliegens von Landesterritorium.

Am 28. Juni erklärte Präsident Bush der Zeitung El Nuevo Herald, daß er die Entscheidung der kubanischen Regierung, den mit dem Drogenhandel im Zusammenhang stehenden Offizieren den Prozeß zu machen, als positiv einschätze.

Der Befehl konnte schließlich und endlich nicht ausgeführt werden, nicht einmal als Abschreckungsbeispiel. Die verstreichende Zeit von dem Augenblick an, da die Radarschirme die Verletzung anzeigen, die Information an einen Luftstützpunkt weiterleiten, das Abfangflugzeug startet, um dann in Richtung des entfernten Punktes geschickt zu werden, wo sich das kleine Ziel bewegt, sei es auch bei Tag, um es auf dem eigenen Radar zu erspähen, seine Beobachtungen meldet und auf Befehle wartet, ist länger als die Zeit, die der Eindringling benötigt, um das schmale Territorium zu überfliegen und den Luftraum über internationalen Gewässern zu erreichen. Um Risiken aus dem Weg zu gehen, wählen die Drogenhändler die Nachtstunden für ihre Tiefflüge, auch über irregulärem Gelände. Die fünfstelligen Dollarsummen, die sie für jeden Flug erhalten, machen sie faktisch zu Selbstmördern. Unsere Luftstreitkräfte haben Verluste an Kampfflugzeugen und sogar an Menschenleben bei Lokalisationseinsätzen zum Abfangen von Eindringlingen dieser Art zu beklagen. Eine intensive und tags- und nachtsüber permanente Wachbereitschaft wäre ruinös und ein Verschleiß an Menschen und Ausrüstungen mitten in Friedenszeiten. Außerdem bestand das reale Risiko, eine Maschine von nicht in den Drogenhandel verwickelten Abenteurern abzuschießen.

Die Vereinigten Staaten besitzen ihrerseits Flugzeuge mit technischen Mitteln und ausgezeichneter Kommunikationsausrüstung, die speziell für ihre Lokalisation, Verfolgung über internationalen Gewässern oder über ihrem großen Territorium im Falle eines Eindringens gebaut wurden, bis dann das Objekt seine Fracht abwirft oder wegen Treibstoffmangel landen muß.

Das Einsetzen der Intrigen ließ nicht auf sich warten.

. Am 11. Juli wird der Leiter der SINA ins MINREX bestellt, wo man ihm die Note 1376 übergibt, in der die Erklärungen US-amerikanischer Funktionäre zu angeblichen Drogenbombardierungen in kubanischen Hoheitsgewässern, die von den kubanischen Kräften nicht verhindert worden seien, zurückgewiesen werden. Jetzt werden die Details der Bombardierungen vom 7. und 8. Juli klargestellt sowie die Anstrengungen unserer Kräfte, sie zu lokalisieren und unter Kontrolle zu bekommen. In unserer Note wurde bestätigt, daß, solange die Vereinigten Staaten keine ernste und konstruktive Haltung einnehmen, es zu keiner ehrlichen und wirksamen Kooperation kommen kann. Gleichzeitig wird die Bereitschaft Kubas zur Zusammenarbeit wiederholt und betont, daß man auf konkrete Vorschläge seitens der Regierung der Vereinigten Staaten warte.

. Am 20. Juli informiert die Presse, daß vier Senatoren in einem Schreiben vom Comandante en Jefe Information über den Fall Ochoa erbitten.

. Am 24. Juli erklärt der Verteidigungsminister, Richard Chaney, daß das, was sich in Kuba abspiele, etwas mehr sei als ein Kampf gegen Korruption und Drogenhandel.

. Am 25. und 26. Juli finden Anhörungen der Arbeitsgruppe des Abgeordnetenhauses 'Internationale Kontrolle des Drogenhandels' und des Unterausschußes des Senats 'Terrorismus, Drogen und Internationale Operationen' statt. Der Vertreter der Regierung der Vereinigten Staaten wies in den Anhörungen darauf hin, daß man Kuba um das Ergebnis der Nachforschungen angegangen sei und er wiederholte mehrfach das Interesse der Regierung seines Landes, Kuba in dieser Frage "auf die Probe zu stellen".

. Am 26. Juli wies der Vizeminister für Auswärtige Angelegenheiten, Ricardo Alarcón, die Behauptung zurück, wonach die Vereinigten Staaten in den vergangenen 18 Monaten irgendwelche Informationen über die Verwicklung von Funktionären der kubanischen Regierung in den Drogenhandel übergeben hätten.

. Am 2. August äußerte der Minister der Justiz, Richard Thornburgh, auf einer Sitzung des Auswärtigen Ausschusses des Senats Zweifel hinsichtlich der Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Kuba im Kampf gegen den Drogenhandel. Kuba habe die Bemühungen Washingtons zum Erreichen einer Kooperation ignoriert, fügte er hinzu.

. Ebenfalls am 2. August äußerte Vizepräsident Dan Quayle, daß ihn die Ankündigung des Comandante en Jefe, wonach strenge Maßnahmen gegen den Drogenhandel getroffen werden, neugierig gemacht habe.

. Am 7. August veröffentlicht die Zeitung Granma einen Leitartikel, in dem die von den Vereinigten Staaten ausgehende Lügenkampagne über eine angebliche Verwicklung Kubas in den Drogenhandel angeprangert und die Haltung des Landes sowie sein Kooperationsangebot an die USA in dieser Frage ganz klar bekräftigt wird.

. Am 17. August findet eine Anhörung des Rechtsausschusses des Senats statt, in deren Rahmen ein Drogenhändler kolumbianischer Herkunft bekundet, Kuba mit seinen illegalen Aktivitäten in Verbindung bringen zu wollen.

. Am 1. September wurde der SINA die Note 1694 in Beantwortung ihrer Note 357 übergeben, in der um Mitarbeit gebeten wird, um zwölf in den Vereinigten Staaten gesuchte Drogenhändler kolumbianischer Herkunft zu verhaften und des Landes zu verweisen. In unserer Note bedankten wir uns für die Information, gaben ihr ihren Stellenwert und wiesen erneut darauf hin, daß Kuba niemals Zufluchtstätte von Drogenhändlern sein wird und wir daher wachsam sein werden. Auch wurde erneut die Bereitschaft Kubas kundgetan, seine Bemühungen im Kampf gegen den Drogenhandel mit denen der Gemeinschaft dieser Hemisphäre zu vereinen.

Seht einmal, wir sprechen über etwas, das sich 1989 ereignet hat. Jedoch haben die Regierungen der Vereinigten Staaten nie akzeptiert, eine Kooperationsvereinbarung zwischen beiden Ländern in Betracht zu ziehen, um gegen den Drogenhandel vorzugehen. Kuba dagegen hat seitdem fruchtbringende Vereinbarungen auf diesem Gebiet mit 23 bedeutenden Ländern Lateinamerikas, Europas, Afrikas, des Mittleren Ostens und Asiens unterzeichnet und kooperiert außerdem mit den Drogenbekämpfungsbehörden weiterer 13 interessierter Länder, mit denen noch keine Vereinbarungen unterzeichnet wurden.

Zehn Jahre später, am 25. Mai 1999, veröffentlicht die Washington Post, die der Kubanischen Revolution nicht unbedingt freundschaftlich, sondern eher und häufig mit Kritik gegenübertritt, zwei Artikel über die Bemühungen Kubas bei der Bekämpfung des Drogenhandels, die die Unterschrift des Journalisten Douglas Farah trugen.

Der Titel des ersten Artikels lautete: "Kuba schlägt eine einsame Schlacht gegen die Drogen"; und ein Untertitel bestätigte: "Haltung des Kongresses behindert Rolle der Vereinigten Staaten", und er besagte folgendes:

"CAYO CONFITES, Cuba. Auf diesem sandigen Stück Erde vor der Nordküste Kubas besteht die einzige Verteidigung gegen die in die Vereinigten Staaten reisenden kolumbianischen Drogenhändler in einem veralteten Patrouillenboot aus sowjetischer Zeit, einem britischen Radarsystem von sechs Meilen Reichweite und fünfzehn kubanischen Soldaten.

'Wir sehen eine systematisch wachsende Menge Drogen, die hier aus der Luft abgeworfen und dann von Schnellbooten aufgenommen werden, die sie aus unseren Gewässern ziehen', sagte Oberst Fredy Curbelo, ein leitender Mitarbeiter des Ministeriums des Inneren, der kürzlich einen US-amerikanischen Reporter auf einer noch nie dagewesenen großen Besuchsfahrt zu Drogenbekämpfungseinrichtungen im kommunistisch regierten Kuba begleitete. 'Unsere sowjetischen Boote sind zwanzig Jahre alt und können 27 Knoten fahren, während die der Drogenhändler mit Leichtigkeit 45 Knoten schaffen. Wir tun, was mit unseren Mitteln möglich ist, doch wir sind eingeschränkt bei dem, was wir tun.'

Trotz der extremen Wirtschaftsprobleme Kubas, die sich nach dem Zusammenbruch seines sowjetischen Sponsors im Jahr 1989 noch verschlimmerten, verstärkt die Regierung des Präsidenten Fidel Castro das, was Drogenbekämpfungsexperten in Europa und den Vereinigten Staaten als - trotz mangelnder Geldmittel -ernste Bemühungen zur Blockierung des über Kuba erfolgenden illegalen Drogenflusses bezeichnen.

Das Programm Castros hat einige mit der Überwachung der Einhaltung der Gesetze beauftragte US-amerikanische Beamte derartig beeindruckt, daß sie gern noch mehr mit der kubanischen Seite kooperieren möchten, die ihnen bereits in mehreren wichtigen Fällen unauffällige Hilfestellung gegeben hat. Nur gibt es ein Problem: Einige Kongreßmitglieder sind mit Unterstützung vieler Kubaamerikaner entschieden gegen jegliche Zusammenarbeit zwischen Havanna und Washington, zwischen denen es seit 1961 keine diplomatischen Beziehungen gibt.

'Von unserem Standpunkt aus betrachtet, hat diese Politik keinen Sinn', sagte ein hoher US-amerikanischer Staatsbeamter. 'Wir können die Karibik nicht dem Drogenhandel verschließen, ohne Kuba dabei zu beachten. Und sie haben eine Bereitschaft zur Kooperation mit uns gezeigt und auf sämtliche Informationen, die wir ihnen gegeben haben, reagiert. Es ist ein großes Loch, das zugedeckt werden muß.'

Nur 90 Meilen von Florida entfernt, sei Kuba ein idealer Umschlagplatz für die Verfrachtung illegaler Drogen in die Vereinigten Staaten, meinen diese US-amerikanischen Beamten. Auch schätzen sie, daß annähernd 30 Prozent des für die Vereinigten Staaten bestimmten Kokains aus Kolumbien die Karibik passiert. Doch bis jetzt beschränkt sich die Kooperation in der Drogenbekämpfung auf den Austausch von Informationen von Fall zu Fall zwischen der US-amerikanischen Küstenwache und dem kubanischen Grenzschutz über Fax oder unter Benutzung eines veralteten Telexapparates.

Im Gegensatz dazu verstärkt sich die Zusammenarbeit zwischen Kuba und Verbündeten der Vereinigten Staaten wie Großbritannien, Spanien, Kolumbien und Frankreich auf dem Gebiet der Drogenbekämpfung. Kubanische Beamte äußern, daß sie eine Verbesserung der Kooperation mit den Vereinigten Staaten im Kampf gegen die Drogenhändler auch ohne jeglichen Fortschritt in Richtung einer Aufhebung des US-amerikanischen Wirtschaftsembargos gegen den Inselstaat begrüßen würden.

'Sie meinen vielleicht, daß, wenn es irgeneinen Bereich gibt, wo wir zusammenarbeiten können, es dann dieser wäre', sagte Ricardo Alarcón, Präsident der Gesetzgebenden Versammlung Kubas und Experte in der Regierung, was die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten anbelangt. 'Das zeugt von mangelndem Willen seitens der Vereinigten Staaten. Beide Seiten würden durch eine umfassendere und systematische Kooperation begünstigt', sagte Alarcón.

Vor diesem Monat" - er spricht vom Mai - "sagte Barry R. McCaffrey, Direktor der Clinton-Administration für nationale Politik der Drogenkontrolle, die Vereinigten Staaten wären 'aller Wahrscheinlichkeit nach bereit', den Dialog mit den kubanischen Behörden bezüglich der Kooperation bei der Drogenbekämpfung 'zu stimulieren'. Doch McCaffrey kam unter den Beschuß der kubanisch-amerikanischen Kongreßmitglieder und deren Verbündeten, die seit geraumer Zeit behaupten, die Regierung Castros bekämpfe die Drogenhändler nicht, sondern unterstütze sie.

In einem Schreiben vom 30. Dezember 1998 an McCaffrey fordern die republikanischen Kongreßmitglieder Lincoln Díaz Balart (Florida), Ileana Ros-Lehtinen (Florida) und Dan Burton (Indiana), er 'solle sich der Frage der Beteiligung der kubanischen Regierung am Drogenhandel stellen und alle erforderlichen Aktionen einleiten, um mit der Verschleierung dieser Realität durch die Clinton-Administration Schluß zu machen'.

In einem wütenden Antwortschreiben vom 28. Januar äußerte der pensionierte Armeegeneral McCaffrey, ihn habe der Ton des Schreibens 'beleidigt', wies eine Verschleierung 'kategorisch' zurück und sagte, es gäbe keine schlüssigen Beweise, die darauf hinwiesen, daß die kubanischen Behörden in diese verbrecherische Aktivität verwickelt seien.

Nach Aussagen hoher Regierungsbeamter der Clinton-Administration gäbe es trotz der Äußerungen McCaffrey's und dem Ersuchen seitens des Ministeriums der Justiz, der Drug Enforcement Administration (DEA) und der Küstenwache keine Pläne, den Stand der Kooperation bei der Drogenbekämpfung zu verbessern. Sie fügten jedoch hinzu, daß beide Länder auch ohne formale Vereinbarung auf der Fall-für-Fall-Basis weiter zusammenarbeiten können. Jede anspruchsvollere Bestrebung würde, wie sie meinen, eine politische Reaktion im Kongreß hervorrufen und die nichtoffiziellen Kanäle zwischen den mit der Befolgung des Gesetzes in Kuba und den Vereinigten Staaten beauftragten Einrichtungen gefährden.

'Wir sagen nicht, daß wir nicht vorbereitet wären, irgendwann mehr mit ihnen zu tun, ...doch jetzt steht nichts davon zur Debatte', sagte ein Regierungsbeamter.

Mit 42.000 Quadratmeilen Hoheitsgewässern und 4.195 kleinen Inseln und Eilanden ist Kuba ein Paradies für die Schmuggler", sagt der Journalist. "Der größte Teil des über Kuba geleiteten Kokains wird von tieffliegenden kleinen Sportflugzeugen nahe der unbewohnten vorgelagerten Inselchen abgeworfen und von Schnellbooten der Drogenhändler abgeholt. Diese Boote bringen die Drogen dann zu größeren Schiffen, die nach den Vereinigten Staaten oder anderen Zielen wie Mexiko, Haiti und Jamaika fahren.

Der britische Botschafter in Havanna, David Ridgway, bezeichnete die Kooperation in der Drogenbekämpfung zwischen seinem Land und Kuba - einschließlich der 400.000 Dollar jährlich, die Großbritannien für die Ausbildung zur Verfügung stellt - als 'erstklassig'. 'Das politische Engagement (Kubas) ist ein sehr starkes', äußerte er in einem Interview in Havanna, 'und wir sind befriedigt darüber, daß unser Geld gut angewandt wird', sagte der Botschafter gemäß dem Journalisten .

Dank der britischen Hilfe ist es den Immigrationsbeamten des Flughafens jetzt möglich, Passagierprofile anzufertigen, um festzustellen, wer von ihnen mit dem Drogenhandel zu haben könnte. Seit 1994, als es in Kuba zur Explosion des Fremdenverkehrs kam, sind 215 wegen Drogenhandels angeklagte Ausländer verhaftet worden. Zur Gepäckkontrolle werden in Frankreich abgerichtete Spürhunde eingesetzt.

Die Anstrengungen zur Drogenbekämpfung beinhalten auch die neuen Freihandelszonen Kubas, wo die meisten Waren unkontrolliert verfrachtet werden, womit sie dadurch den Platz eines Favoriten für die Drogenhändler einnehmen. Am 3. Dezember letzten Jahres zum Beispiel hat die kolumbianische Polizei in Kartagena, Kolumbien, 7,7 Tonnen Kokain beschlagnahmt, das über Havanna nach Spanien gelangen sollte. Die kubanischen und kolumbianischen Behörden kamen zu der Feststellung, daß vor seiner Entdeckung dieser Weg mindestens dreimal benutzt worden ist.

Die kubanischen Behörden sagen, daß sie ein Erstarken des Drogenkonsums auf der Insel vermeiden wollen. Seit dem Sieg der Revolution im Jahr 1959 waren die gesetzwidrigen Drogen in Kuba jahrzehntelang unbekannt. Doch in den letzten Jahren begannen in dem Maße, wie der Tourismus äußere Einflüsse und US-amerikanische Dollar gebracht hat, auch Haschisch, Kokain und Crack auf der Insel aufzutauchen, sagten die Behörden.

Nach Mitteilung des Ministeriums des Inneren haben die kubanischen Behörden letztes Jahr dreißig Pakete mit Kokain an ihren Küsten gesichtet - 1994 waren es zwölf -, da die Drogenhändler ihre Kontakte verloren oder absichtlich die Fracht weggeworfen hatten, um ihre Verhaftung zu vermeiden. In den ersten drei Monaten dieses Jahres bargen die Behörden 68 Partien jener Frachten.

Bei einer Rede am 5. Januar gab Castro zu, daß der Drogenhandel zu einem wachsenden Problem wird. Er gab bekannt, daß 1.216 Personen wegen Drogenproblemen angeklagt und inhaftiert sind und beklagte sich, daß einige Personen abgeworfene Drogen versteckt hätten anstatt sie der Polizei zu übergeben."

Der zweite Artikel des gleichen Verfassers in der gleichen Zeitung, die in der Hauptstadt der Vereinigten Staaten erscheint, trägt den Titel: "In diesem Falle konnte sich das Team Kuba - USA ein großes Plus gutschreiben".

"HAVANNA. Am 1. Oktober 1996 sahen Beamte der Küstenwache der Vereinigten Staaten mit Enttäuschung, wie der Frachter Limerick - im Sinken begriffen, verlassen und mit einer großen Menge Kokain an Bord - in kubanische Hoheitsgewässer abtrieb und außerhalb ihrer Reichweite zu sein schien.

Durch ein Ersuchen der Küstenwache darauf aufmerksam gemacht, das über diplomatische Kanäle Großbritanniens übermittelt worden war, ließen die kubanischen Behörden das Schiff bis an die Küste schleppen und fanden mit Unterstützung durch die US-amerikanischen Beamten" - die wir eigentlich dazu herbestellt hatten - "die verborgene Ladung und übergaben sie den Behörden der Vereinigten Staaten zur Benutzung im Prozeß gegen den Kapitän und die Besatzung des Schiffes. Angehörige des kubanischen Grenzschutzes flogen sogar zur Zeugenaussage nach Miami.

'Sie waren sehr kooperativ', sagte James Milford, der damalige Vizedirektor der DEA. 'Wie sie es auch betrachten wollen, sie sind sehr glaubwürdig.'

Die Vereinigten Staaten verbieten weiterhin den größten Teil des Handels mit Kuba, und zwischen beiden Ländern gibt es seit 1961 keine diplomatischen Beziehungen. Doch die mit der Gesetzesbefolgung betrauten Beamten meinen, daß die Kooperation im Fall Limerick, die sich auf einem nie dagewesenen Stand bewegte, gezeigt hat, wie die politischen Differenzen zur Seite gelegt werden können, wenn man ein gemeinsames Ziel verfolgt.

Die Sache begann, als die Küstenwache aufgrund einer Information des Nachrichtendienstes den Frachter in internationalen Gewässern nördlich von Kuba unter dem Verdacht stoppte, zwei Tonnen Kokain an Bord zu führen" - hier hätte er eigentlich südlich von Kuba, südlich von Oriente, schreiben müssen; nun gut, so steht es nun einmal in dem Artikel. "Doch während die Küstenwache das Schiff bestieg, versuchte seine elfköpfige Besatzung, es zu versenken und zwang die Küstenwache, sie zu evakuieren und das Schiff zu verlassen.

Unter Benutzung der Briten als Vermittler bat die Küstenwache die Streife des kubanischen Grenzschutzes um den Rettungsversuch des 220 Fuß-Schiffes, das in kubanische Hoheitsgewässer gekommen, leckte und am Versinken war, wie US-amerikanische, britische und kubanische Beamte berichten. Die Kubaner entsprachen der Bitte und schleppten das Schiff bis zur Küste.

Auf der Basis der Informationen des US-amerikanischen Nachrichtendienstes begannen die kubanischen Behörden mit dem Abwracken des Schiffes und fanden eine verborgene Ladung von annähernd zwei Tonnen Kokain, wie Oberstleutnant Oscar García, zweiter Chef der kubanischen Drogenpolizei, bekanntgab. Danach gaben die Vereinigten Staaten weitere Informationen des Nachrichtendienstes, wonach noch mehr Kokain auf dem Schiff versteckt sein könnte, das in Barranquilla, Kolumbien, ausgelaufen war.

Die Kubaner gestatteten, daß sich ihnen Beamte der DEA und des Ministeriums der Justiz der Vereinigten Staaten" - die Wahrheit ist, daß wir sie zur Teilnahme herbestellt hatten -"in der ersten gemeinsamen Operation der Drogenbekämpfung beider Länder anschlössen, wie US-amerikanische und kubanische Beamte äußerten.

Nach zwei Wochen Abwrackarbeiten fanden die Untersuchungsbeamten beider Länder noch sechs weitere Tonnen Kokain. Es war also eine Ladung von insgesamt acht Tonnen, einer der größten Kokainfänge der Geschichte." - Es waren, soweit wir uns entsinnen, etwas weniger, knapp sieben Tonnen.

Bis hierher das Wesentliche der beiden Artikel aus der Washington Post.

Es muß hinzugefügt werden, daß es nicht nur im Fall des Schiffes Limerick eine Kooperation gab. Vor wenigen Wochen wurde im Karibischen Meer in Zusammenarbeit mit Kuba das Schiff China-Breeze der Reederei Babuch-Marín Inc mit vier Tonnen Kokain aufgebracht.

Am 28. Mai 1999 wurde in der Umgebung von Cayo Confites, nördlich von Camagüey, von Kräften des Grenzschutzes ein Schnellboot festgesetzt, das gekommen war, um eine Ladung aus einem kleinen Sportflugzeug aufzunehmen. Letzteres wurde von einer Maschine der DAAFAR (Luftraumverteidigung der Revolutionären Streitkräfte) verfolgt und sah sich gezwungen, die Drogen an einem anderen Ort als dem vereinbarten Treffpunkt abzuwerfen. Es wurden 449 Kilogramm Kokain beschlagnahmt.

Am 31. Mai - auch vor knapp zwei Monaten - wurde auf hoher See unter Mitarbeit Kubas das Motorschiff Castor mit vier Tonnen Kokain gefaßt.

Als Ergebnis der Drogenbekämpfung in unserem Land sind allein in den Jahren von 1970 bis 1999 693 ausländische Drogenhändler verhaftet worden. Von 1970 bis 1990, einem kürzeren Zeitraum, das heißt, von 20 Jahren, wurden 30 Flugzeuge und 73 Schiffe festgesetzt und konfisziert, davon - das heißt von beiden zusammen - 84 mit US-amerikanischer Zulassung. Auf der anderen Seite ist Kuba niemals weder Erzeuger noch Exporteur von Drogen gewesen. All das hat mit Drogen zu tun, die anderswo produziert, exportiert und von anderswo transportiert werden.

Knapp zwei Wochen nach dem Erscheinen der beiden Artikel in der Washington Post empfing ich in der ersten Junidekade einen hervorragenden und angesehenen Kongreßabgeordneten der Vereinigten Staaten, Mitglied der Republikanischen Partei, der Kuba besuchte. Ich empfand ihn als einen erfahrenen und ernsten Menschen, mit dem man ein tiefgründiges und offenes Gespräch führen konnte. Aus Gründen der Diskretion nenne ich seinen Namen nicht, denn ich möchte ihn nicht in diese Debatte verwickeln. Ich habe es nicht mit ihm abgesprochen. Einer der wichtigsten Punkte unseres Gesprächs war das Problem des Drogenhandels. Den Aufzeichnungen über dieses Gespräch entnehme ich einige wesentliche Angaben - natürlich war es zu diesem Punkt ein ganzes Stück ausführlicher.

Auf die Frage, ob Kuba und die Vereinigten Staaten im Moment bei der Bekämpfung des besagten Drogenhandels zusammenarbeiten würden, antwortete ich ihm: Es gibt eine bescheidene Zusammenarbeit.

Als er mich über die Gründe dafür befragte, sagte ich offen, daß wir über 40 Jahre hinweg in der Karibik Gendarme gegen den Drogenhandel gewesen seien, und zwar nicht, weil sie versucht hätten, die Drogen in Kuba einzuschleusen, sondern weil wir uns in diesem langen Zeitraum gegen piratenähnliche Angriffe, das Einsickern von Personen, Waffen und Sprengkörpern sowie gegen Flugzeuge verteidigen mußten, die unseren Luftraum verletzten, um Bomben, entzündliche Produkte, Waffen oder biologische Elemente abzuwerfen. Immer wenn wir dazu in der Lage waren, haben wir sie zur Landung gezwungen. Während dieser Zeit, über viele Jahre hinweg, befolgten die Flugzeuge diese Art von Anordnung - niemals haben wir eines abgeschossen, soweit ich mich erinnere -, doch als die Drogenhändler entdeckten, daß niemand auf die Flugzeuge schoß, wenn sie die Anordnungen nicht befolgten, landeten sie nicht mehr. Wir nahmen sie dann fest, wenn sie gelegentlich aus technischen Gründen landen mußten. Auf diese Weise fingen wir eine Reihe von Flugzeugen und im Besonderen viele Schiffe ab, die in den Drogenhandel verwickelt waren. Ihre Besatzungen wurden automatisch festgenommen und in Kuba vor Gericht gestellt, und zwar ohne eine einzige Ausnahme.

Ich erklärte ihm die Tatbestände, die in der Strafsache Nr.1 als ein Akt des Verrats abgeurteilt wurden, da einige der Angeklagten wichtige Offiziere des Innenministeriums waren und einer ein herausragender Militärbefehlshaber war, der sogar eine hohe Auszeichnung für seine Verdienste im Krieg erhalten hatte. Sie hatten an der Organisierung eines über unser Land laufenden Drogenhandels teilgenommen, was einen Tatbestand von höchster Schwere darstellte, der das Ansehen und die Sicherheit der Nation aufs Spiel setzte.

Ich erzählte ihm, daß das Unglaubliche dabei der von ihnen angeführte Vorwand war, daß sie dies ausgedacht hätten, um dem Land zu helfen. Für jedes Kilogramm der Droge erhielten sie 1.000 Dollar. Es war dumm, innerhalb und außerhalb von Kuba zu denken oder zu glauben, daß ein Land mit einem Importvolumen von 8 Milliarden Dollar pro Jahr irgendein Problem dadurch lösen könnte, indem es 1.000 Dollar für den Transit von einem Kilogramm einer Droge einnimmt. Insgesamt halfen sie innerhalb von zwei Jahren dabei, ungefähr vier Tonnen zu verschieben, bevor sie entdeckt wurden.

Ich sagte dem Besucher, daß die Revolution niemals auch nur die Durchfuhr von einem Kilogramm Drogen akzeptieren würde, selbst wenn die Drogenhändler 1 Milliarde oder 5 Millarden Dollar zahlen oder die gesamte Auslandsschuld Kubas begleichen würden (Beifall), denn unser Land ist sehr viel mehr wert als dieser Betrag, und das mit dem Opfer von zahlreichen Menschenleben im Gesundheitswesen, im Bildungssektor und bei vielen anderen Dingen von elementarer Gerechtigkeit errichtete Werk ist sehr viel mehr wert als dieser Betrag. Das Leben eines einzelnen Menschen ist sehr viel mehr wert (Beifall) und wir mußten viele Menschenleben opfern.

Ich sagte ihm weiter, daß gemäß der elementarsten Logik nur eine räuberische und idiotische Regierung fähig sei, in diese Art von Geschäften einzutreten. Und wenn wir eine Regierung von Dieben wären, bräuchten wir keine Drogen, um Reichtümer zu erwerben, so wie es an vielen anderen Orten und in verschiedenen Epochen geschehen ist. Doch mit absoluter Sicherheit würde sich eine solche Regierung nicht lange halten können, weil unser revolutionäres, gebildetes und bewußtes Volk dies niemals unterstützen oder tolerieren würde (Beifall).

Ich erläuterte, daß kein Land so wie Kuba darauf vorbereitet sei, innerhalb unserer Hohheitsgewässer und unserer Grenzen gegen die Drogen zu kämpfen.

Weiterhin sprach ich über ein gerettetes Schiff, das vor drei Jahren im Süden der östlichen Region Kubas festgesetzt worden war, nachdem es bereits am Sinken war, weil die Besatzung von US-amerikanischen Küstenwachbooten an Bord gegangen war und es daraufhin verlassen hatte. Die Seeleute hatten die Wasserhähne geöffnet, um das Schiff zu versenken und damit die Beschlagnahme der Ladung und der Beweise zu verhindern, doch die Strömung trieb es in kubanische Gewässer und unsere Küstenwache rettete das Schiff, auf dem sich fast sieben Tonnen Kokain von hoher Reinheitsstufe befanden. Wir teilten dies der Antidrogenbehörde der USA mit und baten sie um ihre Beteiligung bei der Suche. Alles geschah im Stillen und die gesamten Drogen sowie die Dokumente wurden ihnen übergeben. Sie behaupteten, daß sie sie als Beweis in dem Prozeß benötigten, den sie anstrengen würden.

Ich bekräftigte, daß wir im Rahmen unserer Möglichkeiten beim Kampf gegen den Drogenhandel zusammenarbeiten würden, wie wir das im Fall des Handels mit Migranten tun, daß jedoch die Vereinigten Staaten aus strikt politischen Gründen keinerlei Vereinbarung über einen systematischen und seriösen Plan zur Zusammenarbeit eingehen wollten. Aufgrund der Form, in der die Drogenhändler operierten, nämlich zu Luft und zu Wasser, sei es sowohl tags als auch nachts sehr schwierig, ein kleines Flugzeug abzufangen und zur Landung zu zwingen, wenn es sich weigere, dies zu tun.

Die Drogen wurden in einer Entfernung zwischen 5 und 20 Meilen vor der kubanischen Küste abgeworfen. Wenn die Packete früher auf den vorgelagerten Inseln oder dem Festland angeschwemmt wurden, übergaben die Leute sie spontan, da noch keine Dollars im Umlauf waren. Heutzutage muß man eine große Anstrengung an Überzeugungskraft und Organisation aufbringen, um die Zusammenarbeit der Küstenbewohner zu erreichen. Man mußte zudem die Strafen für den internen Handel verschärfen, da ein aufstrebender interner Markt entstanden war.

Ich erklärte dem Besucher ebenfalls das, was im Fall der zwei angeblichen spanischen Unternehmer geschehen war, die ein Joint Venture-Unternehmen gegründet hatten, dessen wirkliches Ziel darin bestand, Drogen über Kuba nach Europa zu transportieren, indem sie die Wände der Container auspolsterten, in denen sie aus Kolumbien Rohstoffe für die von ihnen betriebene Fabrik importierten und die sie danach dazu benutzten, um verarbeitete Produkte nach Spanien zu schicken. Angesichts eines solchen Betrugs und des Risikos von schwerwiegenden Schäden für das Land sahen wir uns gezwungen, die strengsten Strafen für den über unser Land betriebenen Drogenhandel großen Ausmaßes festzulegen.

Erlaubt mir, eine Zwischenbemerkung innerhalb dessen zu machen, was ich erzähle.

Man hätte die zwei Herren "Unternehmer" wirklich festnehmen können. Es hätte gereicht, wenn die kolumbianischen Behörden, die mit dieser Aufgabe betraut waren, die mit uns geschlossenen Vereinbarungen eingehalten und uns über die Menge der dort in Kolumbien beschlagnahmten Drogen, die in den Wänden einiger sich im Eigentum der angeblichen Unternehmer befindlichen Container versteckt waren, informiert hätten. Sie gaben es im Dezember öffentlich bekannt.

Wenn sie sich mit uns koordiniert hätten, hätten wir sie leicht verhaften können. Doch sie gaben diese öffentliche Erklärung ab, wobei sie hinzufügten, daß die Container für Kuba bestimmt waren. Das war eine unvollständige, konfuse und seltsame Information. Ich analysierte das, und zwar ebenfalls öffentlich, am 5. Januar, einige Tage nach der erwähnten Information, denn ich war wirklich irritiert angesichts der Tatsache, daß man von Drogen sprach, die in Kolumbien beschlagnahmt wurden und für Kuba bestimmt waren, so als ob es sich um eine gewöhnliche Ware handeln würde, die das Land normalerweise importiert. Ich protestierte wegen dieser Vorgehensweise.

Das Resultat: Die Typen laufen immer noch frei in Spanien herum. Sie wurden im Januar verhaftet, für einige Tage festgehalten und daraufhin freigelassen, da man nicht über die notwendigen Beweise verfügte, wie die Behörden jenes Landes behaupteten, denen wir jede erforderliche Zusammenarbeit angeboten haben. Es wurde lediglich ein Individuum in Kolumbien verhaftet, das sie beauftragt hatten, die Drogen zu bewachen.

Sie antworteten öffentlich auf meine Erklärung vom 5. Januar, wobei sie behaupteten, daß sie unschuldig seien, daß es sich um eine Erfindung handele, um ihre Fabrik zu konfiszieren. Es handelt sich um eine winzige Fabrik, mit der sie einige unserer Leute hinters Licht führten. Sie nutzten den guten Willen eines kubanischen Unternehmens aus, indem sie eine Investition in Form eines Joint Venture-Unternehmens vorschlugen, bei der sie die Technologie beibringen und den Markt für die Produktion von Dekorationsobjekten bereitstellen würden.

Doch diese Herren, über deren Taten unwiderlegbare Beweise existieren, hätten in Spanien, Europa oder überall dort verhaftet werden müssen, wo sie sich zu verstecken versuchten. Warum spazieren diese zwei Herren frei in Europa herum, wenn es Personen gibt, die für weniger schwere Straftaten zu Dutzenden von Jahren Gefängnis verurteilt werden?

Ich fahre fort mit dem Bericht über mein Gespräch mit dem US-amerikanischen Kongreßabgeordneten.

Nachdem ich mich auf den Versuch der zwei spanischen Staatsbürger bezogen hatte, über Kuba in großem Ausmaß mit Drogen zu handeln, erklärte ich ihm, daß es auch Versuche des Drogenhandels kleineren Ausmaßes gegeben hatte, daß kürzlich eine aus Engländern, Kanadiern und Jamaikanern bestehende Gruppe von 18 Personen beim Versuch verhaftet wurde, 50 Kilogramm in den Überziehern ihrer Anzüge verstecktes Kokain ins Land zu bringen, und daß sie vor Gericht gestellt werden und mit den entsprechenden Strafen für Drogenhandel kleineren Ausmaßes rechnen müßten, die ebenfalls verschärft wurden. Es ist ein relatives Glück für sie, daß die Monate später von der Nationalversammlung beschlossenen Änderungen des Strafgesetzbuches damals noch nicht in Kraft waren.

Als er mich fragte, ob eine Vereinbarung über die Zusammmenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba beim Kampf gegen die Drogen sehr helfen würde, antwortete ich schließlich, daß diese Insel eine Länge von über 1.200 Kilometern und 5.746 Kilometer Küsten habe, daß meines Erachtens ein ernsthaftes Gespräch zwischen beiden Ländern über den Anti-Drogen-Kampf notwendig sei und daß wir als Gegenleistung dafür absolut nichts forderten, nicht einmal die Gewährung einer Erlaubnis für US-amerikanische Bauern, Lebensmittel an Kuba zu verkaufen. Ich unterstrich, daß wir aus ethischen Gründen handelten und daß wir dies über 40 Jahre hinweg trotz der US-Blockade getan hätten. Wir würden nicht einmal das Ende der Blockade als Bedingung aufstellen. Eine Vereinbarung dieser Art würde die Vereinigten Staaten fünfzigmal mehr begünstigen als Kuba, aber es würde auch uns begünstigen, weil uns die Drogen, die in steigender Anzahl an unseren Küsten ankommen, Schaden zufügen.

Als er mich unterbrach, um mich zu fragen, ob Kuba den US-Behörden erlauben würde, innerhalb unserer Hohheitsgewässer und unseres Luftraums zu agieren, antwortete ich ihm mit einem kategorischen Nein, da die USA auch nicht akzeptieren würden, daß kubanische Schiffe und Flugzeuge in ihre Hohheitsgewässer und ihren Luftraum eindringen, da eine Vereinbarung dieser Art nur auf der Grundlage der Gegensätzlichkeit konzipiert werden könnte, da ich überzeugt wäre, daß dies eine Dummheit, eine große Dummheit, sei, und weil die US-Regierung aus Angst vor der Schreierei der Gruppen aus Miami keine Vereinbarung mit Kuba über den Drogenhandel getroffen habe, während wir dazu bereit waren, und zwar ohne eine Gegenleistung zu fordern. Für uns handelte es sich einfach um eine internationale moralische Pflicht.

Mit aller Klarheit erläuterte ich ihm, daß man drei mögliche Formen der Zusammenarbeit festlegen könnte: Eine bescheidene Zusammenarbeit, eine weitreichende und effizientere Zusammenarbeit und eine integrale Zusammenarbeit. Für die ersten beiden Formen würden unsere eigenen Mittel genügen, während wir für eine integrale Zusammenarbeit mit der höchstmöglichen Effizienz bestimmte technische und kommunikationsspezifische Mittel benötigten, die für uns nicht zugänglich sind, während wir über das gesamte erforderliche qualifizierte Personal verfügten.

Zum Abschluß des Themas sagte ich ungefähr folgendes: "Fragen sie bitte die obersten Behörden ihres Landes, auf welcher Ebene sie die Kooperation wünschen, ob sie den gegenwärtigen Stand, einen höheren oder eine alles umfassende Kooperation wünschen. Ich bestätige einfach, daß wir zu jeder dieser Kooperationsformen bereit sind. Sollten sie an gar keiner interessiert sein, werden wir in eigener Regie so fortfahren wie bis jetzt, denn wir haben die Pflicht, uns vor dem Schaden zu verteidigen, den uns der Drogenhandel verursachen kann. Es liegt im Interesse des Landes und ist außerdem eine internationale Pflicht. So beendete ich diesen Teil meiner Unterredung mit ihm.

Die bereits genannten Artikel der Washington Post und die vernünftigen Erklärungen einiger wichtiger Persönlichkeiten, darunter auch angesehener Kongreßabgeordneter der Vereinigten Staaten, begannen die konterrevolutionäre Mafia von Miami und die mit ihr verbündeten Kongreßmitglieder zu beunruhigen, deren Wahlkampagnen von der Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung finanziert werden, eine nachweislich terroristische Organisation, die 1997 die Attentate auf Touristenhotels in Havanna mit äußerst wirkungsvollem Sprengstoff vorbereitet und die Geldmittel dazu bereitgestellt hat.

Betrachtet man das Datum der Dinge, die Artikel der Washington Post am 25. Mai und dann in der ersten Junihälfte, wie wir noch sehen werden, eine Reihe von Erklärungen hoher Beamter, Kongreßabgeordneter, leitender Mitarbeiter des Drogendezernats und anderer, dazu einen Gesetzentwurf zugunsten von Verhandlungen mit Kuba hinsichtlich einer Vereinbarung und sieht man, was dann unmittelbar geschah, so wird klar und deutlich die Verschwörung sichtbar, die die konterrevolutionäre Mafia, ihre Verbündeten und ihre Lobbies, die unaufhörlich rund um die Uhr gegen Kuba agieren, in aller Schnelle angezettelt und schließlich auch ausgelöst haben. Es liegt ganz klar auf der Hand, wie man sehen wird.

Am 19. Juni, das heißt fast einen Monat nach dem Erscheinen der beiden Artikel vom 25. Mai, veröffentlichte die Zeitung El Nuevo Herald, die oftmals für diese Mafia tätig ist, inmitten der sich günstig entwickelnden Stimmung einen Artikel der Journalistin María Travieso unter dem Titel "Starke Ablehnung der gemeinsamen Drogenbekämpfung mit Kuba" mit folgendem Wortlaut:

"Die Ankündigung des State Departments, wonach am kommenden Montag leitende Beamte der Drug Enforcement Administration (DEA) und der Küstenwache nach Kuba reisen werden, um bei der Bekämpfung des Drogenhandels zu kooperieren, rief am Freitag heiße Reaktionen in den kubanischen Kreisen im Süden von Florida hervor.

'Die Entsendung dieser Beamten hat mich nicht überrascht. Sie gehört zur Beschwichtigungs- und Kolaborationspolitik der Regierung mit dem Castro-Regime', sagte in Miami der republikanische Kongreßabgeordnete für Florida, Lincoln Díaz Balart.

Díaz Balart, der vom State Department extra angerufen worden war, um ihn über die Reise der Beamten nach Kuba zu informieren, zeigte sich sehr verärgert."

Hier seht Ihr den Mechanismus, wie er funktioniert, und das Resultat der zurückhaltenden und zögernden Aktionen der Regierung angesichts der Boshaftigkeit und ständigen Erpressung durch die antikubanische Mafia: Sie beschließen, einige Beamte zur Diskussion dieser Themen zu entsenden und benachrichtigen, ganz bescheiden, die Bosse der Mafia, daß sie diese Beamten nach Kuba senden werden. Natürlich geht sofort über alle möglichen Wege das Geschrei los, das Gekreisch, die Beschimpfungen, ja sogar Drohungen gegen die Regierung auf alle mögliche Arten, und die Machenschaften, um das Vorhaben zu vereiteln.

"Der Kongreßabgeordnete sagte, daß seit einigen Wochen, als die US-amerikanische Regierung Informationen über eine vermeintliche Hilfe Castros im Krieg gegen die Drogen an die Presse durchsickern ließ, der Beginn dessen einsetzte, was am Montag geschehen sollte.

Er fügte hinzu, es bestünde ein großer Unterschied zwischen diesen Beratungen und den gewohnten Vereinbarungsgesprächen beider Länder zu Migrationsfragen. 'Sie haben bereits zugegeben,'", sagt dieser unverschämt, "'daß es sich um eine Zusammenarbeit auf einem Gebiet handelt, auf dem Castro nichts zu suchen hat, denn er selbst ist einer der größten Drogenhändler der Welt', sagte Díaz Balart.

Die Kubanisch-Amerikanische Nationalstiftung", heißt es weiter, "hat in der Person ihres Präsidenten, Alberto Hernández,..." - ausgerechnet ihm gehört eines der Gewehre Kaliber 50, mit dem ich auf der Isla Margarita ermordet werden sollte. Es ist halbautomatisch, besitzt ein Visierfernrohr, Infrarotstrahlen, hat eine Reichweite von 1400 Metern und kann einen Panzer in 400 Meter Entfernung durchlöchern und ein Flugzeug abschießen, das sich dem Boden nähert oder auf der Piste fährt usw.; also der Besitzer eines dieser Gewehre, ich sage es noch einmal, ist jener Herr. Ein Schiff, das ihnen ebenfalls gehört, wird in Puerto Rico festgesetzt und rein zufällig ist es von einem Boot der Drogen verfolgenden Küstenwache festgesetzt worden, und dabei wurden die wirkungsvollen Waffen entdeckt. Noch bevor sie sich versahen, hatten die Behörden Puerto Ricos diese bereits beschlagnahmt. Nun spaziert dieser glückliche Eigentümer des auf seinen Namen "ganz legal" registrierten Gewehrs, der auch das Attentat organisiert hat, vollkommen frei durch die Vereinigten Staaten. Nicht einmal zum Strafprozeß wurde er hinzugezogen und er war doch der Leiter der Stiftung; jetzt haben sie da ein Vatersöhnchen und ihn, wie immer, in der oberen Leitung.

Ich fahre mit der Nachricht fort: "Die Kubanisch-Amerikanische Nationalstiftung hat in der Person ihres Präsidenten Alberto Hernández scharf auf die Mitteilung reagiert: 'Das ist einfach unerhört. Wir werden unsere Opposition anbringen, wo es nötig ist. Es ist unakzeptierbar für die kubanische Gemeinschaft im Exil und für die auf der Insel', äußerte er." Es fehlte ihm nur noch, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten den Tod anzudrohen oder mit einem jener dort erhältlichen Gewehre von so viel Präzision und so viel Reichweite auf ihn zu schießen.

"Andere Kollegen von Díaz Balart unterstützten seine Haltung. Die Kongreßabgeordnete für Florida, Ileana Ros-Lehtinen, bezeichnete die Haltung der Regierung von Präsident Clinton als absurd. 'Das zeigt nur, wie gern die Clinton-Regierung mit der Diktatur Fidel Castros kooperieren möchte. So weit zu gehen und zu sagen, sein Regime sei an der Schlacht gegen die Drogen beteiligt, ist das Absurdeste, Unlogischste und Unkorrekteste', kommentierte sie."

Unter der Überschrift "Republikanische Kongreßabgeordnete schlagen vor, Kuba in den Drogennachweisprozeß einzubeziehen" teilt die Agentur EFE am 7. Juli folgendes mit:

"Zwei hohe republikanische Vertreter im Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten haben vorgeschlagen, Kuba in die Jahreseinschätzung des State Departments über die an der Drogenbekämpfung beteiligten Länder einzubeziehen.

Die Kongreßabgeordneten Dan Burton (Indiana)" - der Name hört sich recht bekannt an, er hört sich schlecht an, doch man hat ihn recht oft gehört, zusammen mit Helms, und zwar in Verbindung mit einem massenmörderischen Gesetz; und schon treten die größeren Fische auf die Bühne, mit der Mafia in Beziehung stehende Repräsentanten und Senatoren - "und Benjamín Gilman (New York), die Autoren des Gesetzentwurfes, sind der Meinung, 'Kuba sei eines der Hauptländer des weltweiten Drogenhandels'.

Der Gesetzentwurf stimmt zeitlich mit Informationen überein, wonach die Regierung der Vereinigten Staaten sich anschickt, neue Maßnahmen zur Milderung des Wirtschaftsembargos gegen Kuba zu beschließen.

Das State Departement bezieht Kuba nicht in die Einschätzung der Länder ein, die mit den Vereinigten Staaten bei der Drogenbekämpfung kolaborieren, denn man ist der Meinung, daß das Gesetz nicht auf Länder Anwendung findet, zu denen keine Handelsbeziehungen bestehen.

Zwei Beamte des State Departments weilten vergangenen Monat in Havanna, um mögliche Kooperationsprojekte, darunter der Kampf gegen den Drogenhandel, zu diskutieren.

Das Repräsentantenhaus begann seine Nachforschungen über Kuba und den Drogenhandel, nachdem im Dezember vorigen Jahres die kolumbianische Polizei 7 Tonnen Kokain beschlagnahmt hatte, deren mutmaßlicher Empfänger eine Firma in Havanna war."

Seht, wie diese Herren sich erdreisten, Kuba in eine so plumpe Angelegenheit mit hineinzuziehen. Die Vereinigten Staaten und Europa sind nicht einmal in der Lage gewesen, so gefährliche Subjekte zu verhaften. Schickt sie uns nach Kuba, um sie vor unsere Gerichte zu stellen und ihnen einen öffentlichen Strafprozeß mit absoluter und völliger Transparenz zu machen. Ihr braucht nicht erschrecken, denn schließlich und endlich waren die von der Nationalversammlung später festgelegten Sanktionen noch nicht in Kraft. Entsendet sie uns, und wir werden hier den Fall vor den Gerichten diskutieren. Doch erst einmal müßt ihr sie fassen. Wer hilft ihnen, daß sie untergetaucht bleiben? Das Hauptdelikt haben sie hier begangen, denn sie haben ihre Fabrik eingerichtet, den guten Glauben des Landes mißbraucht, sich unsere Öffnung auf den Gebieten des Handels, der Investitionen und dem Tourismus für ihre Absichten zunutze gemacht, unsere Insel als Transitland für ihren Drogenhandel zu benutzen. Sie haben eine kleine Fabrik hier eingerichtet. Daran kann man schon sehen, daß sie ohne Zweifel die wohldurchdachte Absicht hegten, Drogen auf den Markt zu bringen und in großem Umfang damit Handel zu treiben. Sie hatten bereits andere Geschäftchen - finanzieller Art, für Anleihen und andere Aktivitäten - , mit deren Aufbau sie beschäftigt waren.

Nun werden wir ja sehen, ob sie sich in Europa verbergen und vor der Interpol davonkommen, was nicht sehr leicht sein dürfte. Es sind recht bekannte Individuen und sie dürften genügend Geld haben. Warum hat man sie noch nicht gefaßt? Oder sollten sie vielleicht geschickt worden sein, um eine Provokation gegen Kuba zu starten? Welcher Grund könnte der wahre sein? Was wir fordern, ist, daß sie gefaßt und in unser Land gebracht werden, so wie es zu sein hat. Wir haben das Vorzugsrecht, über sie zu richten. Hier haben sie die kleine Fabrik eingerichtet. Hierher brachten sie die Container mit dem Ausgangsstoff, die ausgepolstert waren und hier mit den Produkten der Fabrik beladen und nach Spanien versandt wurden. Hier haben sie die hauptsächlichen Delikte begangen: Sie haben die Drogen eingeführt, bearbeitet, Gesetze verletzt, das Land betrogen. Sie sollen sie uns schicken, damit sie vor Gericht kommen. Das ist unsere Antwort, unsere Herausforderung, der nicht ausgewichen werden darf. Und wenn sie wollen, mögen Anwälte aus allen Teilen der Welt kommen, um sie in diesem Strafprozeß zu verteidigen, zuzusehen oder daran teilzunehmen; und sie werden die Wahrheit feststellen. Hieran seht ihr schon die Wende, die die Angelegenheit eingeschlagen hat; die Tricks, Intrigen, Verleumdungen und Niederträchtigkeiten.

Ich fahre fort:

"Zum damaligen Zeitpunkt sagte jedoch das US-State Department, es gäbe keine Verbindungen zwischen der Drogenladung und der Regierung des kubanischen Präsidenten Fidel Castro", heißt es abschließend in der Mitteilung der Nachrichtenagentur EFE.

In Wahrheit weiß das FBI, die CIA, alle Welt dort weiß, wie die Dinge hier liegen, sie wissen es mehr als gut. Natürlich hat es sie nie gekümmert, daß Kuba verleumdet wird, daß dies oder jenes behauptet wird, daß fortwährend auf niederträchtige Weise versucht wird, Persönlichkeiten unseres Landes, Führungskader unseres Landes, mit diesem widerlichen Thema in Verbindung zu bringen, wobei vor niemandem Halt gemacht wird.

Seht einmal, wie sie den exemplarischsten Prozeß, der je geführt wurde, benutzten und ihn zu einer Quelle miserabler Lügen gegen Kuba machten, einen Prozeß, der der Welt ein Beispiel vor Augen führte, wie jegliches Anzeichen, jegliche Tendenz zur Beihilfe im Drogenhandel abzubrechen und mit der Wurzel auszurotten ist.

Wir bekämpfen außerdem unermüdlich etwas auf der Welt so Verbreitetes wie die Korruption, in die kein hoher Parteikader oder Regierungsbeamter jemals verfallen darf.

Es darf nicht die Utopie erstrebt werden, es gäbe keine Fälle dieser Art und Personen, die solche Fehler begehen. Im Regierungsapparat des Landes wird gegen diese Fehler ein beharrlicher Kampf geführt und sie werden niemals bei einer politischen Führungsfigur oder einem hohen Regierungsbeamten geduldet werden. Dieser Schützengraben darf nie verlorengehen (Beifall).

Da haben wir ein Beispiel, bei dem das State Department, das die Wahrheit über diese Angelegenheit und außerdem über unseren Protest aufgrund jener Beschlagnahme in Kolumbien kennt, behauptete - laut dieser Nachricht - "daß es keinen Zusammenhang zwischen der Drogenladung und der Regierung des kubanischen Präsidenten Fidel Castro gab". Es ist anzuerkennen, daß diese Aussage des State Departments objektiv und ehrlich war.

Gut, ich fahre fort mit den Nachrichten, denn sie zeigen am besten, wie die Verschwörung von Tag zu Tag eingefädelt wurde.

Merkt Euch, daß wir im letzten Drittel des Monats Mai angefangen haben und jetzt schon beim 7. Juli angelangt sind.

An eben jenem 7. Juli wurde in einer Nachricht von AFP, aus Washington kommend, festgestellt:

"Der republikanische Senator Dan Burton legte dem US-amerikanischen Kongreß einen Gesetzentwurf vor, um Kuba als 'Hauptstaat des Drogenhandels' zu erklären, angesichts des Verdachts, daß die Regierung der Insel Komplize des Drogenschmuggels in die Vereinigten Staaten ist."

Eine Nachricht von EFE, die am 13. Juli in Washington veröffentlicht wurde, lautet - das ist eine andere Nachricht -:

"Drei US-amerikanische Kongreßabgeordnete kubanischer Abstammung - zwei Republikaner und ein Demokrat - haben heute die Vereinigten Staaten der 'Hehlerei mit der Castro-Tyrannei und des Menschenhandels' angeklagt, neben dem Drogenhandel, der Geldwäsche und 'einer Reihe von gesetzwidrigen Geschäften'.

Sie haben diese Anschuldigungen erhoben, weil sie der Meinung sind, daß die Regierungen von Washington und Havanna die Auswanderung von Kubanern in die Vereinigten Staaten zum wirtschaftlichen Vorteil Castros antreiben.

Ileana Ros-Lethinen und Lincoln Díaz Balart, republikanische Abgeordnete für den Bundesstaat Florida, sowie Robert Menéndez, demokratischer Abgeordneter für New Jersey, brachten heute ihren Verdruß über 'die Regierung von Bill Clinton wegen all der Entscheidungen, die sie zugunsten der Regierung Kubas trifft', zum Ausdruck.

Die Mitglieder des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten sprachen mit der Presse, nachdem sie mit Vertretern des State Departments, des Justizministeriums und der Küstenwache eine Besprechung über die letzten Zwischenfälle mit kubanischen Bootsflüchtlingen vor der Küste von Florida geführt hatten." Sie waren dort mit den Vertretern der Regierung zusammengekommen. Bei jeder Kleinigkeit empfangen sie sie mit allen Ehren und legen vor ihnen für alles Rechenschaft ab.

In dieser Nachricht hieß es weiter: "Die drei kritisierten sehr hart die für eine Gruppe von Mitgliedern der Handelskammer der Vereinigten Staaten erteilte Genehmigung, als Teil der Politik Washingtons, den Kontakt von Mensch zu Mensch zwischen diesem Land und Kuba zu fördern, die Insel zu besuchen."

Die Regierung ergreift bestimmte Maßnahmen gemäß einem Traum und Ratschlägen, die ihr das bekannte Foreign Relations Council aus New York gegeben hatte und die besagten, die Politik zu ändern und etwas anderes zu tun, da es viel einfacher wäre, die Revolution auf anderem Wege zu zerstören. Das ist der Ursprung, der nicht neu ist und bereits im Torricelli-Gesetz erwähnt wird, Kontakt zu Kontakt, viele Beziehungen von Volk zu Volk, der kubanische Staat und die Regierung existieren nicht. Sie haben sogar in einer subtilen Weise empfohlen, Geld zu schicken, was eigentlich darauf hinauslief, daß jeder US-Amerikaner einen Kubaner kauft. Da es aber so viele US-Amerikaner gibt, während wir etwas über 10 Millionen Kubaner sind, können sie damit nur erreichen, den Preis eines Kubaners zu erhöhen, denn auf jeden Kubaner kommen 27 US-Amerikaner.

All dies ist bekannt. Man hat über diese Politik und andere Taktiken gesprochen, die besagen, daß man die Idee aufgeben solle, das Land durch die Blockade zu ersticken. Im Gegenteil, man sollte Einfluß nehmen, korrumpieren, die Revolution isolieren und von innen zerstören. Es sind zwei Vorgehensweisen mit dem gleichen Ziel, aber die friedliche Weise ist immer beliebter als die andere, obwohl wir genau wissen, was mit jeder angestrebt wird. Die Mafia kritisiert dieses Konzept der gegenwärtigen Regierung äußerst hart, d.h. die Förderung des Kontakts von Mensch zu Mensch. Sie wollen nicht, daß irgendjemand diese Insel besucht. Sie sind gegen Migrationsvereinbarungen, gegen Antidrogenvereinbarungen, absolut gegen jede abweichende Taktik bezüglich Kubas und gegen jegliche abweichende Initiative, was auch immer die Absicht und das Interesse der US-Regierung sei. Sie plädieren schlichtweg immer für extremistische Maßnahmen und das Provozieren eines Konfliktes, sogar eines Krieges, vor allem in den letzten Monaten, als sie von den Ereignissen in Jugoslawien angespornt wurden. Sie träumen davon, daß dieses Land einer ähnlichen Operation unterworfen wird.

"Der Kongreßabgeordnete" - fährt die Nachricht vom 13. Juli fort - "schlug vor, daß Washington Kuba mit der Verhinderung der Einfuhr von Erdöl auf die Insel und andere Druckmittel bedrohen müßte, um die Manöver von Castro zu bremsen." Schaut, wie löwenhaft oder katzenhaft die Absichten der Manöver sind, die wir hier gerade aufdecken.

"Lincoln Díaz Balart behauptete, daß 'es letztlich zwischen den USA und Kuba'" - hört gut zu - "'eine Interessenkonvergenz zwischen linksgerichteten Ideologen gibt, die von Samuel Berger (Berater für Nationale Sicherheit) vom Weißen Haus aus und von den kapitalistischen Fettwänsten angeführt wird'." Schaut Euch das an, das ähnelt der Sprache eines herausragenden Schülers der Parteischule "Ñico López": "Interessenkonvergenz zwischen linksgerichteten Ideologen, die von Samuel Berger vom Weißen Haus aus und von den kapitalistischen Fettwänsten angeführt werden".

Am folgenden Tag, dem 14. Juli, berichtet AFP aus Washington:

"Gegen Castro eingestellte republikanische Kongreßabgeordnete aus den USA warnten an diesem Mittwoch das Weiße Haus, daß jede Zusammenarbeit mit Kuba im Kampf gegen Drogen ihrer Meinung nach eine Verletzung der US-amerikanischen Gesetzgebung darstelle." Sie bedrohen sie in der Tat fast mit dem Gefängnis.

"In einem an den Präsidenten Bill Clinton gerichteten Brief bitten der Vorsitzende des Komitees für Internationale Beziehungen des Senats, Jesse Helms, und sein Amtskollege aus dem Repräsentantenhaus, Ben Gilman, den Präsidenten darum, jeden US-amerikanischen Beamten anzuweisen, die Übermittlung von Information an Havanna bezüglich des Luftverkehrs im Rahmen der Antidrogenzusammenarbeit zu unterlassen.

Die Übermittlung dieser Art von Information würde die US-Beamten einer strafrechtlichen Haftung aussetzen, und zwar aufgrund des Abschusses von Zivilflugzeugen von Seiten der Kubaner", erklären die Kongreßabgeordneten.

Zu diesem Zeitpunkt war bereits eine intensive Publicity-Kampagne entfesselt worden.

Am 22. Juli - schaut gut auf das Datum - veröffentlicht die Tageszeitung Diario de las Américas unter dem Titel "Drogenhändler trug die Ausgaben der infiltrierten kubanischen Spione" den folgenden vom Journalisten Santiago Arocha gezeichneten Artikel:

"Die Personen, die im vergangenen September vom FBI in Miami festgenommen und der Spionage für Kuba angeklagt wurden, erhielten Geld von einem von der US-Justiz verurteilten Drogenhändler, wie aus Dokumenten des Bundesgerichtshofs des Süddistrikts von Florida hervorgeht, die sich im Besitz von Diario de las Américas befinden."

Schaut, wie sie das Thema des Drogenhandels mit dem Prozess gegen eine Gruppe von Bürgern kubanischer Herkunft vermischen, die der Spionage für Kuba angeklagt wurden, womit sie einen großen Skandal veranstalteten. Während meines Aufenthalts in Porto sprach ich über das Thema in einem langen CNN-Interview, das vom ganzen Volk verfolgt werden konnte.

Jetzt, genau in diesem Moment, versuchen sie, den Fall mit einer angeblichen Finanzierung dieser Bürger durch einen Drogenhändler zu vermischen.

Sie erfinden und versuchen, Spionage mit Drogen zu vermischen, um die Öffentlichkeit zu empören, zu erschrecken und zu täuschen und um die US-Regierung einzuschüchtern.

Als sie den Spionageskandal entfesselten, wurde die kubanische Position mit aller Klarheit und Objektivität dargelegt. Sie kamen auf die Idee, jene Episode als Teil ihrer Kampagne in das Thema des Drogenhandels einzupflanzen.

Der Artikel fährt fort:

"Zur selben Zeit, als sie die Geldmittel einer Person akzeptierten, die für die Einfuhr von 150 Kilogramm Kokain verurteilt worden war, kritisierten die Agenten in ihren Mitteilungen an Havanna die 'gesellschaftlichen Laster und gewaltigen Deformationen der Vereinigten Staaten'."

Es ist wirklich nichts ungewöhnliches, wenn irgendjemand dort von gesellschaftlichen Lastern und gewaltigen Deformationen spricht, denn diejenigen, die wie die Eigentümer der USA handeln, haben das "Little Havana" von Miami in ein Sodom und Gomorrha verwandelt.

Schließlich - und das ist sehr wichtig - veröffentlicht der Miami Herald am 23. Juli, also vor drei Tagen, einen von dem bekannten Juan O. Tamayo gezeichneten Artikel mit dem Titel "Die Verbindungen Kubas mit den Drogenhändlern werden untersucht".

Der Artikel beginnt wie folgt:

"Die Regierung von Bill Clinton ordnete eine minutiöse Untersuchung der vermuteten Verbindungen Kubas zum Drogenhandel an, und zwar als Reaktion auf die scharfen Kritiken, die ihr aufgrund ihrer Anstrengung zur Verbreiterung der Zusammenarbeit mit der Regierung der Insel bei der Bekämpfung der besagten Operationen entgegengebracht wurden.

Gemäß den Verlautbarungen von hochrangigen Regierungsquellen besteht der Schlüsselaspekt der Untersuchung in 'einer Durchsicht aller Geheimdienstquellen' oder der Wiederüberprüfung aller Daten bezüglich Kubas, über die ein halbes Dutzend von Regierungsbehörden der USA verfügen, von der Drug Enforcement Administration (DEA) bis zur CIA.

Sie erklärten zudem, daß getrennt davon das Justizministerium darum gebeten wurde, die Beweise zu überprüfen, die ein Bundesuntersuchungsschwurgericht im Jahr 1993 sammelte, das fast Anklage gegen den Bruder von Fidel Castro erhoben hätte". Das fast Anklage erhoben hätte! Sich bei diesem Thema auf Raúl zu beziehen oder irgendeine Beschuldigung gegen einen Mann zu erheben, der so wohlbekannt ist für seine Rechtschaffenheit während seines gesamten politischen und revolutionären Lebens, ist schlichtweg abstoßend.

"Ebenfalls bat man die Anwälte des Außenministeriums darum, die Frage in Erwägung zu ziehen, ob der Transit von Drogen zu Wasser oder im kubanischen Luftraum ausreicht, um Kuba auf die Liste derjenigen Staaten zu setzen, die wichtige Punkte für den Handel mit Drogen sind, die für die USA bestimmt sind, das heißt auf die sogenannte 'Hauptliste'.

Die Untersuchung, deren Abschluß man für Oktober erwartet" - merkt Euch das, die Untersuchung, deren Abschluß man für Oktober erwartet - "hat die jüngsten Anstrengungen der US-Regierung zur Verbreiterung der Kontakte mit der Regierung von Fidel Castro bezüglich der Unterbrechung des Drogenhandels, was auch ein in diesem Monat stattgefundenes und nie vorher dagewesenes Treffen zwischen US-amerikanischen und kubanischen Beamten einschloß, zum Stillstand gebracht".

Das bedeutet, daß diese Typen mit ihrem Skandalgehabe, ihrem Geschrei und ihrer Anmaßung beginnen, die Regierung zu destabilisieren, die sehr gut wissen muß, was sie macht, und die sehr gut, ja überaus gut, über die Realitäten Kubas informiert sein muß. Sie könnte wirklich einige der mit ihnen verbündeten Staaten fragen, was sie über Kuba in bezug auf die Drogenproblematik wissen.

Ah, aber jene beginnen sofort mit einem Geschrei und einer Erpressung, um Druck auf den US-Präsidenten auszuüben und ihn zum Zögern zu bringen, damit er irgendeinen Schritt unternimmt, und sei es auch nur eine Ermittlung, eine Untersuchung, die aus dem abermaligen Wälzen von Papieren besteht, so daß also etwas, das von wirklicher Wichtigkeit für die US-Gesellschaft ist, mindestens bis Oktober warten muß.

Klar, ich verstehe, wir verstehen es sogar, denn der Wahlkampf hat Vorrang, das politische Ränkespiel ist immer zugegen, die Stimmen von diesen und jenen, in diesem und jenem Bundesstaat, vor allem dann, wenn sie eine Präsidentschaftswahl entscheiden können, denn ein Bundessaat wie Florida stellt so viele Stimmen bei der Präsidentschaftswahl, so viele Prozentpunkte, und es ist überaus wichtig, in einem der großen Bundestaaten zu gewinnen. Rechnungen und noch mehr Rechnungen. Und diese Rechnungen beginnen die Politiker von dem Tag an aufzustellen, an dem sie davon träumen oder an die Idee denken, das Präsidentenamt anzustreben. Es sind eine Unmenge von Interessen politischer Ränkeschmiede im Spiel. Ich kann nicht von Politikern sprechen, denn Politiker ist für uns ein anständigeres, mutigeres, saubereres und transparenteres Konzept. Doch das gilt nicht für sie, denn sie sind Sklaven ihrer eigenen Demagogie und ihrer eigenen Methoden.

Als Antwort auf das Geschrei sagt die Regierung : "Bleibt ruhig, wir sind eure standhaftesten und innigsten Freunde", und daraufhin stoppt sie das, was sie machen wollte. Sie haben sich entschieden, einige Beamte zu schicken, wenn auch nur zwecks Erkundung und anfänglichen Kontakten. Sie wissen, was die Zusammenarbeit Kubas bedeutet, sie kennen Kuba und die Menschen Kubas, sie kennen sie gut. Es ist das einzige Land der Welt, das fähig war, einen Ausnahmefall in 40 Jahren Revolution aufzuklären, bei dem Personen mit wichtigen Funktionen in Angelegenheiten des Drogenhandels verwickelt waren. Das wissen sie sehr gut. Und dieses Verhalten Kubas ist etwas, was den USA, der US-amerikanischen Gesellschaft, den Kindern, Heranwachsenden und Jugendlichen, die Opfer des Drogenhandels sind, sehr gut behagt und nützlich für sie ist.

Ah, nein, es gibt Dinge, die für die Politiker sehr viel wichtiger sind, nämlich die Wahlstimmen hier und dort, einen Posten als Kongreßabgeordneten oder Senator etc., etc.. Das ist die Wahrheit.

Diese Nachricht bedeutet also, daß all das selbstverständlich die Anstrengungen des Versuchs einer Zusammenarbeit zum Stillstand gebracht hat.

Das alles habe ich dem Kongreßabgeordneten, der uns besuchte, vorausgesagt, als ich sagte: "Es ist eine Dummheit, daß aus Angst vor dem Geschrei aus Miami keine ernsthafte Vereinbarung getroffen wurde." Ich sagte es Anfang Juni voraus, und schaut Euch die Dinge an, die im Juli passiert sind.

Jetzt kommt etwas Interessantes:

Am selben 23. Juli erhält unsere Interessenvertretung in Washington einen vom Büro des Senators Helms abgesendeten Umschlag mit der Kopie eines von ihm und dem Kongreßabgeordneten Benjamín A. Gilman an den Präsidenten Bill Clinton gerichteten Briefes vom 13. Juli 1999, der wie folgt beginnt:

"Werter Herr Präsident:

Wir schreiben Ihnen in bezug auf die an Kraft gewinnende Idee, daß es möglich sein könnte, daß die USA mit dem Castro-Regime in Kuba in Fragen des Kampfes gegen die Betäubungsmittel zusammenarbeitet.

Herr Präsident, wir übertragen niemandem unsere Pflicht, darauf zu drängen, daß die Vereinigten Staaten alle ihre Bemühungen ausschöpfen, um die Invasion illegaler Drogen aufzuhalten. Trotzdem hoffen wir im Fall Kubas, daß die besagte Zusammenarbeit zu etwas mehr dient als dazu, dem Castro-Regime zu erlauben, die Aufmerksamkeit von der Tatsache abzulenken, daß seit Anfang 1980 hohe Funktionäre des Castro-Regimes wiederholt beim Bundesgericht der Vereinigten Staaten angeklagt wurden, Verschwörungen zu unternehmen, um illegal Kokain in die USA einzuführen.

Trotzdem hat dieser Brief eine spezifischere Absicht. Wir wurden von Beamten des State Departments und der Küstenwache darüber informiert, daß sie den kubanischen Behörden regelmäßig Nachforschungsdaten bezüglich von verdächtigen Flugzeugen, die sich dem kubanischen Territorium näherten, zukommen ließen. In der Tat wissen wir, daß diese Institutionen die Einrichtung von direkten telefonischen Verbindungen mit dem Castro-Regime mit dem Ziel vorgeschlagen haben, diese Daten so schnell wie möglich der kubanischen Gegenseite zu übermitteln.

Uns scheint es hingegen, daß dieser Austausch von Informationen Grund zu ernsthaften Besorgnissen gibt, und zwar ausgehend von einer Analyse der in den Vereinigten Staaten anwendbaren Strafgesetze, die in dem vom Beisitzenden Generalstaatsanwalt Walter Dellinger dem Stellvertretenden Generalstaatsanwalt Jamie Gorelick vorgelegten Memorandum vom 17. Juni 1994 definiert werden."

Im Folgenden fahren sie auf drei langen Seiten mit demagogischen Argumentationen, Spitzfindigkeiten und Lügen fort, um abschließend in schlauer und drohender Weise folgendes zu erklären:

"Wir würden Ihnen danken" - sagen sie dem Präsident -,"wenn Sie jede der Aktivitäten eines Informationsaustausches mit dem Castro-Regime überprüfen und eine Erklärung darüber abgeben, welche Tätigkeiten gemäß den Bestimmungen des Dellinger-Memorandums nicht verboten sind. Wir hoffen, daß Sie den US-amerikanischen Beamten die Anweisung erteilen, davon abzulassen und darauf zu verzichten, diese Information mit dem kubanischen Regime zu teilen, bis Sie die Garantie dafür übernehmen, daß die Beamten nicht das Risiko eingehen, einer gemeinschaftlichen strafrechtlichen Haftung zu unterliegen."

An diesem selben 23. Juli veröffentlicht El Nuevo Herald die Nachricht über die Wiederüberprüfung oder Neuuntersuchung der Geheimdienstquellen, denn diese Zeitung brachte eine Nachricht heraus, die sie unbesteitbar kannte aufgrund ihrer Beziehungen zur konterrevolutionären kubanischen Mafia, die eng mit der extremen Rechten im US-Kongreß verflochten ist. Es ist kein Zufall, daß an diesem selben Tag der Umschlag mit der Kopie des Briefes in unserer Interessenvertretung ankam, denn auch wenn er am 13. Juli unterzeichnet und an Clinton gesendet worden war, wurde er nach dem 20. Juli beantwortet, womit sie etwas erreicht hatten, nämlich die Paralysierung der Schritte, die die US-Regierung für einen effizienteren Kampf gegen den Drogenhandel gegangen war. Jegliche Entscheidung in diesem Sinn verschoben sie um einige Monate. Es geschah das, was immer - ich habe es Euch bereits erklärt - angesichts jeglicher ernsthafter und konstruktiver Initiative der US-Regierung geschieht. Es beginnt das Geschrei, die Hysterie und die Erpressung einer Mafia, die handelt, als wäre sie die Besitzerin der Vereinigten Staaaten, wobei sie damit versöhnerische Gesten erreicht, welche die Entscheidung zur Einleitung einer korrekteren und den Interessen der USA angemesseneren Politik schwächen und hinauszögern.

Hier habe ich zwei andere Sachen. Am 25. Juni zum Beispiel, einen Monat nach der Veröffentlichung der Artikel in der Washington Post, präsentierte der Kongreßabgeordnete Rangel einen Gesetzentwurf, der an das Komitee für Auswärtige Beziehungen weitergeleitet wurde. Dieser Entwurf schlägt vor, "dem Direktor des Büros für die Nationale Politik der Drogenkontrolle die Genehmigung zu erteilen, mit Vertretern der kubanischen Regierung in Verhandlungen mit dem Ziel einzutreten, Maßnahmen zu ergreifen, um die Zusammenarbeit zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten im Bereich des Drogenverbots zu erweitern."

Im ersten Abschnitt dieses Gesetzesvorhabens wird neben anderen Punkten folgendes ausgeführt:

"Der illegale Konsum von Drogen ist ein Problem der nationalen Sicherheit, das alle Regionen, wirtschaftlichen Gruppen, Rassen und Religionen in den USA betrifft.

"Das mit dem rechtswidrigen Konsum von Drogen im Zusammenhang stehende Verbrechen kostet die Wirtschaft der Vereinigten Staaten nicht weniger als 5 Milliarden Dollar jährlich.

"Nicht weniger als 30% der in die USA eingeführten illegalen Drogen werden über die Karibik transportiert.

"Die Bewegung der illegalen Drogen über die Karibik kann nicht ohne die Kooperation der kubanischen Regierung aufgehalten werden.

Zahlreiche Behörden der Vereinigten Staaten, die damit beauftragt sind, das Gesetz durchzusetzen, haben die Notwendigkeit bekräftigt, die Zusammenarbeit mit den kubanischen Behörden in dieser Materie zu verstärken."

Es waren kaum sieben Tage seit der Präsentation dieses Gesetzentwurfs vergangen, als Herr Burton - der von trauriger Bekanntheit ist -, Kongreßabgeordneter für den Bundesstaat Indiana, in seinem Namen und in dem des Herren Gilman einen anderen Gesetzentwurf präsentierte, der folgendes vorschlägt: "Die Bestimmung festzulegen, daß Kuba ein Transitland für Drogen gemäß den im Abschnitt 490 (h) des Gesetzes von 1981 über Externe Hilfe beschriebenen Zwecken ist.

Dies soll vom Senat und dem Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten, die im Kongreß versammelt sind, zu einem Gesetz gemacht werden."

Der Abschnitt 1 dieses Entwurfs legt fest, daß "auf dieses Gesetz als Gesetz von 1999 über den illegalen Handel von kubanischen Drogen Bezug genommen werden kann".

Auf eine sehr verschlagene, zynische und sogar konfuse Art und Weise, so daß es mehr einer windigen Intrige als einem Gesetz ähnelt, legt der Gesetzentwurf eine "Ausnahme" fest: "Der Unterabschnitt a) tritt nicht in Kraft, wenn der Präsident auf der Grundlage von schlüssigen Beweisen bestimmt, daß kein substantieller Anteil der etwa 7,2 metrischen Tonnen Kokain, die am 3. Dezember 1998 in Cartagena, Kolumbien, beschlagnahmt wurden, dazu bestimmt waren, direkt oder indirekt über Kuba in die USA transportiert zu werden."

An diesem selben 1. Juli legt ein Abgeordneter des Repräsentantenhauses namens Smith, ein Ultrakonservativer aus New Jersey - wo sich Torricelli, Bob Menéndez und eine ganze Kaserne der Cosa Nostra befinden - zur gleichen Zeit in seinem Namen und dem der Frau McKinney einen Entwurf für ein Zusatzgesetz vor, das als Änderung des Gesetzentwurfs über die Genehmigung der Ausgaben des State Departments für das Haushaltsjahr 2000 konzipiert war. Er schlägt vor, in den besagten Gesetzentwurf die folgende Änderung einzufügen:

"Abschnitt 202. Bericht über den illegalen Handel von kubanischen Drogen.

Vor dem Ablauf von 90 Tagen ab dem Datum der Bekanntmachung des vorliegenden Gesetzes und jeweils 180 Tage danach hat der Außenminister dem entsprechenden Komitee des Kongresses einen nicht geheimen Bericht mit einem geheimen Anhang über das Ausmaß des illegalen Handels von internationalen Drogen von Kuba aus, über Kuba und über Kuba hinweg vorzulegen. Diese Berichte müssen das Folgende beinhalten:

1) Die Information über das Ausmaß, in dem die kubanische Regierung oder jeglicher Funktionär, Angestellter oder jegliches Unternehmen der kubanischen Regierung an dem besagten Handel teilgenommen, diesen ermöglicht oder ihn toleriert hat.

2) Das Maß, in dem die entsprechenden Institutionen der US-Regierung besagte Aktivitäten der kubanischen Regierung oder jeglichen Funktionärs, Angestellten oder Unternehmens der kubanischen Regierung untersucht und bewertet hat.

3) Eine Feststellung, ob die Regierung Kubas in die Liste der als Länder des illegalen Handels mit wichtigen Drogen angesehenen Nationen aufgenommen werden sollte."

Zusammengefaßt: Am 25. Juni präsentiert Herr Rangel, der Kongreßabgeordnete für New York, seinen Gesetzesentwurf zugunsten der Zusammenarbeit mit Kuba im Kampf gegen die Drogen, und am 1. Juli legen die drei Kongreßabgeordneten Burton, Gilman und Smith, die eng mit der Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung verbunden sind, die mit beträchtlichen Mitteln ihre Wahlkampagnen finanziert, besonders diejenigen der beiden ersteren, zwei Gesetzentwürfe vor, einen davon in Form einer Änderung eines drängenden Gesetzes über die Bewilligung von Ausgaben, wobei sie sich auf absolute Lügen und zynische Argumente und Vorgehensweisen stützen, die plumpe Rechtshindernisse gegenüber jeder Form der Zusammenarbeit beim Kampf gegen die Drogen festlegen.

Wenn die Verbündeten der kubanisch-amerikanischen Mafia, die Experten in juristischen Kniffen sind, wollen, daß etwas schnell über die Bühne geht, präsentieren sie es nicht als einen unabhängigen Gesetzentwurf, der lange Verfahrenswege und Zeit braucht, sondern greifen auf die Form der Änderung eines wichtigen Gesetzes zurück, das schnell verabschiedet werden muß, und oftmals haben eine große Anzahl von Kongreßabgeordneten die Angewohnheit, diese Gesetze zu verabschieden, ohne sie zu lesen, da sie extrem ausführlich und vollgestopft mit Details sind.

Schauen wir nun, was die Regierung macht. Jedermann versteht, daß dieses Land ein Chaos ist, voll von Widersprüchen. Auf der einen Seite wird ein konstruktiver Gesetzentwurf vorgelegt, und sofort legen die Mafia und ihre Verbündeten zwei Entwürfe vor, wobei sie zudem den Mechanismus der Gesetzesänderung benutzen. Rangel präsentiert in würdiger und aufrichtiger Weise seinen Entwurf als unabhängigen Entwurf, während die anderen auf den althergebrachten und schlecht angesehenen Trick der Gesetzesänderungen zurückgreifen.

Nachdem man all den von ihnen begangenen Unsinn, den Brief der Herren Helms und Gilman an den US-Präsidenten und die weiteren von mir hier erwähnten Dinge analysiert hat, kann man ermessen, mit wieviel Unmoral, Falschheit und Demagogie in den Vereinigten Staaten die gegen unser Land gerichteten Gesetze und Gesetzesänderungen durchgesetzt werden.

Kuba ist heute ohne Zweifel aufgrund seiner geographischen Lage der strategischste Punkt in der Hemisphäre für den Kampf gegen den Drogenhandel. Der Kanal der Bahamas ist aufgrund seiner Nähe zu den Küsten der USA zu einer bevorzugten Zone für die Drogenhändler geworden, um ihre Drogenladungen an die Küsten jenes Landes zu bringen. Die Flugzeuge lassen ihre Ladungen über den Gewässern in der Nähe dieser Route fallen, wo sie von Schnellbooten aufgelesen werden, die mit drei kräftigen Motoren ausgestattet sind und sich mit fast 100 Stundenkilometern bewegen. Ähnliche Operationen werden zwischen Schiffen mit mittlerer Frachtkapazität und Schnellbooten durchgeführt. Diese entkommen fast immer, genauso wie diejenigen, die mit Migranten handeln. Deshalb haben die Aktivitäten des internationalen Drogenhandels in diesem Gebiet in der letzten Zeit einen Aufschwung erfahren.

Im ersten Halbjahr des Jahres 1999 betrug das Gewicht der Drogenpakete, die an der Nordküste Kubas längs dieses Kanals ankamen, mehr als 4.539 Kilogramm - das sind diejenigen, die auf dem Wasser trieben und an den Küsten angeschwemmt wurden -, was einen Anstieg um 60% im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Jahres 1998 bedeutet, womit in der halben Zeit die im gesamten letzten Jahr gemäß diesem Konzept beschlagnahmten 4.484 Kilogramm übertroffen wurden. Schaut, was das für eine Steigerung ist auf welche Weise die Drogenhändler diese Region als bevorzugte Zone in der Karibik ausgewählt haben.

Von Cayo Confites im Norden Kubas aus sieht man den Leuchturm von einer der Inseln der Bahamas. Eine wirklich effiziente Kontrolle dieser ganzen langen Route kann nur in enger Zusammenarbeit mit Kuba gewährleistet werden.

Hier habe ich einen Bericht von 41 Seiten mit relativ kleiner Schrift und einzeiligem Abstand, der von der Nationalen Antidrogenabteilung und der Führung der Grenzschutztruppen verfaßt wurde, in dem die wichtigsten von kubanischen Stellen in den 90er Jahren bearbeiteten Fälle des internationalen Drogenhandels aufgezählt sind. Es sind 41 Seiten, auf denen Monat für Monat und Jahr für Jahr jede Aktion aufgeführt ist, viele von ihnen im Norden Kubas.

Kein Land hat jemals das gemacht, was wir gemacht haben, und keines hat mit größerer Selbstlosigkeit agiert. Und wir freuen uns darüber, denn dies scheint mir ein guter Moment zu sein, da wir die akreditierten Diplomaten eingeladen haben, unter ihnen die Freunde der USA in Europa und an anderen Orten, damit sie einen Eindruck von dem Ausmaß an Vernunft bekommen, der vielen politischen Führungspersönlichkeiten in jenem Land geblieben ist, dem Ausmaß an Ethik, gesundem Menschenverstand und sogar an Patriotismus, der ihnen bleibt.

Hier sind sie, diese Dinge sind unerschütterlich und wir diskutieren sie überall, an allen Orten, mit wem auch immer. Es gibt kein Land mit mehr Moral und das fähiger ist, seine Wahrheit zu verteidigen (Beifall). Es gibt kein Land, das bei der Konfrontation mit den Fallen, Bosheiten, Verschwörungen, Dummheiten, Anmaßungen und Übermachtbestrebungen in seiner Haltung mehr Transparenz an den Tag gelegt hätte.

Keiner der gegen Kuba gerichteten erwähnten Vorschläge erschreckt uns im geringsten. Uns erschreckt nicht einmal die Nachricht, daß ein Meteorit direkt auf die Erde zugerast kommt (Beifall). Vor langer Zeit schon hat unser Volk gelernt, nichts und niemanden zu fürchten.

Ich möchte mit der folgenden Erklärung schließen:

Indem sie eine Vereinbarung zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten über den internationalen Kampf gegen die Drogen, wie sie bereits gegen den Handel mit Migranten besteht, sabotieren, werden der Senator Helms, die Kongreßabgeordneten Burton, Gilman, Smith und andere der 10 oder 12 mit der Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung in Verbindung stehenden Abgeordneten objektiv zu den größten Verbündeten des Drogenhandels. Das ist die Realität. Gegen wen ist das gerichtet? Wem schadet es? Wen beschädigt es? Auf sie fällt ein hoher Grad an Verantwortung für die Hunderten von Tonnen der verschiedensten Drogen, die in die Hände von Millionen von US-amerikanischen Heranwachsenden und Jugendlichen oder von Personen geraten, die unter der schrecklichen Geißel der Droge leiden. Ein großer Teil dieser Drogen könnte mittels einer ernsthaften, verantwortlichen und effizienten Zusammenarbeit zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten abgefangen werden.

Wenn ich mich wie sie von der Frustration und der Dummheit leiten lassen würde, würde ich sagen, daß sie Geld von den Drogenhändlern erhalten. Trotzdem denke ich mit Gelassenheit, daß es die Demagogie ist, gemeinsam mit den niederträchtigen politischen Interessen und dem Haß auf ein Volk, das sie nicht bezwingen konnten und das sie mit ihrem Wirtschaftskrieg und ihren völkermörderischen Gesetzen zerstören wollen, die sie zu solchen Gemeinheiten treibt (Beifall).

McCaffrey ist ein Berufssoldat, bei dem man Kenntnisse in Taktik und Strategie annehmen kann. Es hat nichts Seltsames, daß er mit Logik reagiert, als er begreift, daß man keine Schlacht gewinnen kann, wenn man eine so verletzbare Flanke hat und die Hände auf den Rücken gebunden sind, wenn man in diese Richtung arbeiten will. Er muß auch verstehen, wie es bereits viele intelligente Menschen in den USA zu erkennen beginnen, daß diese Insel sich nach der Zerstörung der Revolution und der moralischen Werte, die diese dem Land vermittelt hat - etwas, was außerdem unmöglich ist -, in das weltweit gefährlichste Zentrum für Korruption, Glücksspiel, Drogenhandel und Kriminalität verwandeln würde, also in etwas viel Schlimmeres als das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche System, das von der extremen Rechten in den USA so sehr verabscheut wird und das inmitten eines grausamen und unerbittlichen politischen und ökonomischen Krieges von Seiten des mächtigsten Imperiums, das jemals existiert hat, fähig war, unserem Volk in seinem Kampf die volle Unabhängigkeit, Gesundheit, Bildung, Kultur, Würde, Bewunderung und weltweite Solidarität zu geben (Beifall). Man lasse das fast einstimmige Votum bei den Vereinten Nationen gegen die Blockade Kubas für sich sprechen.

Fürs erste haben es die Mafia aus Miami und ihre rückschrittlichsten Verbündeten im Schoß des Kongresses mit der Untersuchung, mit der sie die Regierung beschenkt hat - deren Resultate man bereits im Voraus kennt, denn die Institutionen, die mit dieser unnützen Aufgabe betraut sind, müssen aus Gründen der Selbstachtung die Wahrheit sagen -, geschafft, daß etwas für die US-amerikanische Gesellschaft so Nützliches, Unverzichtbares und Vorteilhaftes wie die Zusammenarbeit beim Kampf gegen den internationalen Drogenhandel sich um Monate verzögert.

Es ist sicher, daß diese Institutionen sich aufgrund ihres eigenen beruflichen Prestiges nicht von Phantasiemärchen und skrupellosen Erfindungen in Schwierigkeiten bringen lassen. Es gibt in bezug auf diese 40 Jahre nicht einmal den Kopf einer Stecknadel, an dem sie sich festhalten können. Sie müssen ihre eigenen Schlußfolgerungen ziehen. Ich glaube nicht, daß die Regierung Druck auf sie ausüben wird, denn sie war daran interessiert, bezüglich dieses Aspekts etwas Positives, Konstruktives und für das US-amerikanische Volk Nützliches zu unternehmen.

Wenn man eine ernsthafte Kooperation herstellen würde, könnte man sogar die Drogenmengen quantitativ erfassen, die abgefangen werden könnten. Das ist das einzig Mögliche. Diese Insel hat eine Länge von mehr als 1.200 Kilometern und befindet sich zwischen dem Kanal von Yucatán und der Meerenge, die sie von Haiti trennt. Dieses Land stellt den einzigen Punkt dar, von dem aus man wirklich die internationalen Gewässer und ihre Hohheitsgewässer im Süden der ausgedehnten Bahamas-Inseln kontrollieren kann, die sich aufgrund ihrer Nähe zur US-Küste für die Aktivität der Drogenhändler geographisch mehr anbieten, wenn wir auch nicht nur im Kampf gegen den auf die USA gerichteten Drogenhandel kooperieren, sondern im allgemeinen Kampf der internationalen Staatengemeinschaft und mit allen Ländern, mit denen wir Vereinbarungen zum Kampf gegen den Drogenhandel in jegliche Richtung unterzeichnet haben. Wem kommt es zugute, wer gewinnt und wem wird wirklich geschadet? Uns fügen sie Schaden zu, ja, das habe ich bereits gasagt, und zwar mit den angeschwemmten Drogenpaketen. Doch wir ergreifen Maßnahmen, arbeiten mit den Fischern und den Küstenbewohnern zusammen und fordern sie zur Kooperation auf. Es ist eine intensive Arbeit, doch unser Land ist ein organisiertes und diszipliniertes Land, und die Masse antwortet immer. Mit ihr zusammen begegnen wir jetzt einem anderen delikaten Problem, nämlich der Verschwörung der Mafia, um die Migrationsvereinbarungen zu zerstören.

All das hat seine Folgen und wir wissen sehr gut, was sie beabsichtigen und auf was sie zielen. Sie zielen auf einen Konflikt zwischen den USA und Kuba. Das ist schlicht und einfach ihre Hoffnung, ihre Illusion, als einzige Form, eine Revolution zu zerstören, die niemand jemals zerstören kann.

Erinnert Euch an das, was Maceo demjenigen sagte, der es wagen würde, sich Kuba zu bemächtigen. Was würde er in Empfang nehmen? (Ausrufe: "Den Staub seines blutgetränkten Bodens, wenn er nicht vorher im Kampf fällt!")

Den Vaterlandsverrätern ist alles egal, sie und diejenigen, die sie immer unterstützt haben, träumen und unterschätzen Kuba, wie sie es so oft getan haben. Seit 40 Jahren unterschätzen sie unser Land. Sie unterschätzten es, als sie glaubten, daß sie uns mit verdeckten Kriegen demoralisieren würden, und sie unterschätzten es, als sie glaubten, daß sich das Volk kurz nach ihrer Landung in Girón erheben würde, und sie hielten nur kurze Zeit durch, denn das Volk selbst zerschmetterte sie.

Sie unterschätzten unser Land, als sie glaubten, daß die Revolution nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Blocks und der Auflösung der UdSSR zusammenbrechen würde, und hier haben sie sie, und vereint mit ihr dieses hartnäckige und mutige Volk, das sich an diesem 26. Juli versammelt hat, um des 46. Jahrestages des Moncada-Überfalls zu gedenken (Beifall).

Ein so ernsthafter und einfacher Schritt wie der, den die konterrevolutionäre Mafia kubanischer Herkunft und ihre Verbindungsleute im US-Kongreß zu sabotieren versuchen, bringt vielleicht mehr als ein Großteil der 17 Milliarden Dollar, die die Vereinigten Staaten jedes Jahr im Kampf gegen die Drogen ausgeben.

Hoffentlich können die 50% der Wahlberechtigten in den Vereinigten Staaten, die darauf verzichten, ihre Stimme abzugeben, davon Kenntnis erhalten und dies berücksichtigen. Eines Tages wird das US-amerikanische Volk das volle Bewußtsein über diese Realitäten erlangen.

Kuba setzt unerschütterlich seinen Vorwärtsmarsch auf dem Weg fort, den jener unvergeßliche 26. Juli 1953 bereitet hat (Beifall).

Was der Präsident der Republik Kuba, Fidel Castro Ruz, am 26. Juli in Cienfuegos über die Panamerikanischen Spiele von Winnipeg sagte

Eigentlich war ich recht ergriffen, als ich diese erste Goldmedaille Kubas bei den panamerikanischen Spielen von Winnipeg erhielt. Ich sehe sie gar nicht, man hat sie mir bereits wieder weggenommen (Lachen). Ich beabsichtige, sie denen zurückzugeben, die sie gewonnen haben; doch vorerst wird sie uns hier bei dieser Veranstaltung begleiten.

Dieser ersten Goldmedaille kommt ein großes Verdienst zu, denn nie haben wir bei panamerikanischen Wettkämpfen mehr Betrügereien und Unfairneß gesehen; und das alles, um Kuba anzufeinden, um Kuba vom zweiten Platz zu verdrängen, um das Gastgeberland zu begünstigen und um unserem Sport den Verdienst absprechen zu wollen.

Der Tricks waren es viele; das Organisationskomitee schlug vor, eine Reihe von Medaillen wegfallen zu lassen. Was für ein Zufall! Ich bin sicher, daß, wären Kanada und die Vereinigten Staaten die traditionellen Gewinner dieser Medaillen, man das sehr gut verstehen könnte. Doch sie haben Dutzende von Goldmedaillen in sieben Sportarten gestrichen, in denen - gemäß Informationen von Kennern des Themas - Kuba durchschnittlich 60 % der Medaillen gewann (Beifall) und die Vereinigten Staaten und Kanada zusammen nur 30 %. Wem schadet dies? Kuba. Wen begünstigt es? Die Vereinigten Staaten und Kanada, Kanada insbesondere, das Gastgeberland ist und Kuba vom zweiten Platz verdrängen möchte und dessen Organisationskomitee diese Streichungen vorgeschlagen hat. Und alles, Compañeros, auf die letzte Minute.

Bei vielen anderen Dingen hat es Unfairneß gegeben. Man hat dort geduldet, daß die ewigen, schurkigen und gescheiterten Feinde der Revolution und die Vermarkter des Sports alle Möglichkeiten und Erleichterungen hatten, um unsere Delegation anzufeinden, zum Überlaufen aufzurufen, Geld und die Wunder aus 1001 Nacht anbietend. Jenes Szenarium füllte sich mit nach Sportlern Ausschau haltenden Spähern; Annoncen in der Presse, offen oder subtil gehalten, direkt oder indirekt über Fernsehen und andere Medien, um zur Fahnenflucht zu bewegen; und sollte irgendein Fall eintreten, nun Ihr wißt ja im voraus, welchen Skandal sie dann machen. Unter derartig schwierigen und feindseligen Bedingungen ist dort unsere Mannschaft angetreten.

Auch im Baseball haben sie sich Dinge einfallen lassen. Und hier legen sie ganz besonderen Wert darauf, uns zu besiegen, denn sie wissen, daß es unser Nationalsport ist und unsere Mannschaft mit einem beeindruckenden Rekord von Siegen bei internationalen Meisterschaften schon seit Jahren den ersten Platz belegt. Bei ihnen hat sich diese wie fast alle bedeutenderen oder attraktiveren Sportarten mit Profis gefüllt, und zwar aufgrund der in den letzten Jahren entstandenen traurigen Bewegung, die Sportaktivitäten vermarktet und mit ihnen hausieren geht.

Der Amateursport, so wie wir ihn verstehen, der Sport als Recht des Volkes und eine gesunde von Kaufmannsgeist freie Aktivität mit Möglichkeiten für Freizeitgestaltung und Gesunderhaltung der gesamten Bevölkerung, dieser Sport existiert kaum noch. Jener menschliche Sinn, der dem Sport innewohnte, ist übertüncht worden, ist völlig verzerrt und prostituiert worden.

Eigentlich sind die reichen Länder tatsächlich die einzigen, die ständig Austragungsort großer Meisterschaften sein, Olympiaden organisieren und Sportler kaufen können. Wenn Ihr beobachtet, werdet Ihr sehen, daß in vielen reichen Ländern die Sportler aus den Antillen oder Lateinamerika importiert wurden; im Fall Europas kommen sie aus Afrika und anderen Ländern der Dritten Welt. Für viele Disziplinen bringen sie nicht einmal die Sportler hervor; und dann bringen sie alle diese Länder um die Ehre, eine Medaille zu gewinnen. Außerdem haben sie alle ökonomischen Mittel, alle Einrichtungen und qualifizierten Fachleute, die jenen anderen abgehen. Zu solch einem erniedrigenden Privileg ist nun der Sport weltweit geworden.

Ich weiß von Ländern wie Santo Domingo oder Puerto Rico - das auch ein Land ist, obwohl es zur Kolonie gemacht wurde (Beifall) -, die ihre Baseballspieler aus den Major Leagues zurückforderten, da heute bei sämtlichen Amateurmeisterschaften schon Profis zugelassen werden, damit sie ihre Länder bei diesen Panamerikanischen Spielen vertreten, und es wurde ihnen verweigert. Einige wie beispielsweise Puerto Rico konnten nicht antreten, und die Dominikanische Republik leidet natürlich auch darunter; sie hat unter den Profis sehr gute Sportler, und diese wurden nicht genehmigt. Die Länder gehen des Rechts verlustig, ihre eigenen Bürger einzusetzen, die sie ausgebildet und vorbereitet haben, damit sie sie bei bedeutenden internationalen Wettkämpfen vertreten.

Und außerdem Schwindel und Tricks.

Im Baseball, wie ich bereits sagte, haben sie sich etwas Merkwürdiges ausgedacht. Also, sie haben es durchgesetzt. Wir haben protestiert, aber sie haben es durchgesetzt. Wir haben erneut protestiert, als die berühmte technische Beratung stattfand, doch sie haben daran festgehalten und angeführt, daß bereits sämtliche Sitzplätze verkauft und alle Fernsehübertragungen vergeben seien und daß daran nichts mehr geändert werden könne.

Worin besteht dies? Nun, zehn Mannschaften waren aufgestellt; jetzt sind es neun, denn Puerto Rico konnte nicht teilnehmen. Wir sind in einer Fünfergruppe. Es gibt noch eine Vierergruppe. Habt Ihr euch die Spiele angesehen, das Spiel von gestern? Nein, sie sind nichts, aber auch gar nichts wert! Man gewinnt ein Spiel, und das kann dann schon für die nächste Runde ausreichend sein, obwohl man alle anderen Spiele verliert. Es sind eher, und man muß das so betrachten, Trainingsspiele, bei denen nur eine von neun Mannschaften ausscheidet.

Was geschieht nun, nachdem eine ganze Anzahl Spiele zu spielen waren, die nichts bedeuten? Gewinnt unsere Mannschaft sämtliche Spiele gegen die anderen vier ihrer Gruppe, so hat das absolut nichts zu sagen, gewährleistet nichts. Weder bringt es mehr Möglichkeiten für einen ersten Platz noch sichert es eine Teilnahme an den Olympiaden; alles zugunsten des Profisports und um den Amateursport in Verruf zu bringen.

Sie möchten uns hier vom ersten Platz weghaben und außerdem unsere Teilnahme an den Olympiaden verhindern. Was haben sie sich dazu ausgedacht? Das hier. Nach diesen ersten Spielen, von denen wir vier absolvieren müssen, haben sie nun eine zweite Etappe erfunden, die sie Überkreuzspiele nennen. Worin besteht das? Die Eins einer Gruppe spielt mit der Vier einer anderen, die Zwei mit der Drei und umgekehrt. So gibt es mehrere Überkreuzspiele. Verliert unsere Mannschaft auch nur ein einziges, findet bei ihr der sogenannte plötzliche Tod Anwendung. Wir können also alle diese Spiele, das heißt vier, gewinnen, was keinerlei Wert hat. Doch wenn die Überkreuzspiele beginnen, scheidet der Verlierer sofort aus.

Jede Mannschaft kann ein Spiel verlieren. Das hier verletzt alle Regeln und Gepflogenheiten, denn es handelt sich um nur neun Mannschaften. So wurden also diese Erfindungen mit Unterstützung der Yankees vom Organisationskomitee aus Gründen kommerzieller Art durchgesetzt - obwohl nicht nur deshalb, sondern auch um bessere Möglichkeiten zu haben, das Gespenst Kuba zu eliminieren. Nur eine Niederlage bei den sogenannten Überkreuzspielen reicht aus, uns vom Kampf um den ersten Platz und von der Teilnehmerliste für Sidney zu streichen. Es sind Erfindungen.

Ihnen reichen ihre Profis nicht. Die Vereinigten Staaten, alles Profis; Kanada, alles Profis; Mexiko mußte auf gleicher Wellenlänge bleiben, alles Profis; Dominikanische Republik, alles Profis. Den Vereinigten Staaten und Kanada ist das noch nicht genug. Sie haben Angst vor unserer Mannschaft und dem Beweis, den sie in Baltimore lieferte, und wollen sie ausschalten. So ungefähr ist alles eingefädelt worden.

Vor einigen Minuten sprach ich mit den Ruderern, die hier die erste Golmedaille Kubas überreichten, und sie sagten mir: "Sie sind dort mehrfach niederträchtig zu uns gewesen, haben uns die schlechteste Bahn zugewiesen und die niedrigsten Plätze." So treten wir an, unter diesen Bedingungen. So werden die Anstrengungen eines kleinen Landes belohnt, das sich rühmen kann, die Teams der Vereinigten Staaten bei panamerikanischen Spielen geschlagen zu haben und die sich 1991 den ersten Platz erkämpfte; mit unseren zehneinhalb Millionen Einwohnern, die wir damals waren, etwas, das kein anderes Land dieser Hemisphäre je erreicht hat noch erreichen konnte.

Mit Genugtuung sehen wir, wie unsere Trainer in der Entwicklung des Sports in ganz Lateinamerika präsent sind. Jene Länder sind Bestandteil unserer Familie, zu der eines Tages auch wir gehören werden. Sie arbeiten dort, und es stört uns nicht, wenn lateinamerikanische Sportler, die von guten kubanischen Trainern ausgebildet wurden, uns die Medaillen abnehmen. Wir freuen uns darüber, ich sage das mit aller Ehrlichkeit. Unseren Wettkampf tragen wir mit den Mächtigen und den Reichen aus.

In diesem Geiste haben sie gekämpft, im Umfeld der Anfeindung, der Verführungen und Fallen auf einem Terrain, das zu einem feindlichen geworden ist. So ist es. Das gleiche geschieht an anderen Orten, wo die Autoritäten des Nordens anwesend sind. Den Norden gibt es bereits zweimal, den gehabten und noch einen etwas weiter oben.

Donnerstag, 1. Juli 1999

Ansprache des Präsidenten der Republik Kuba, Fidel Castro, beim Treffen mit dem Nationalen Studentenbund in Belo Horizonte, Brasilien, am 1. Juli 1999

Liebe Freundinnen und Freunde!

Ich habe nicht die geringste Ahnung, ob die Lautsprecher funktionieren. Funktionieren sie? (jemand sagt ihm etwas) Ich habe einen weiteren Zweifel: Versteht Ihr mein Spanisch (Ausrufe), denn wenn es keine Lautsprecher gibt und ich mich nicht mit Euch unterhalten kann, was mache ich dann hier?

Gestattet mir, etwas zu sagen: Ich kann die Rede, die ich vielleicht gerne halten würde, nicht halten. Es ist falsch, wenn ich von Reden spreche, denn normalerweise halte ich keine Reden. Ich unterhalte mich mit den Personen, an die ich mich wende (Beifall und Ausrufe). Ich mußte mir vorstellen, wie dieser Ort aussehen würde, ob er geeignet oder ungeeignet für eine Überlegung sei.

Ich sehe Euch, ich würde sagen, auf eine elegante Weise, auf dem Boden sitzen. Ich stellte mir vor, daß man ein paar Stühle hinstellen würde, aber ich vergaß, daß der Studentenbund Brasiliens nicht über viele Mittel für die Anmietung von Stühlen verfügt. Vor kurzer Zeit sprach ich zu den venezolanischen Studenten in der Aula Magna und dort waren ca. 1.200 Studenten anwesend, während draußen einige Tausend standen - Warum protestieren diese Leute?- Hört Ihr nicht? (Lachen und Beifall)-, es war ein ganz anderer Ort als dieser. Ich mag keine Stadien für Kundgebungen oder Aktivitäten. Ich werde nicht alles sagen, was ich Euch heute hätte sagen können, um den Versuch zu wagen, mich kurz und bündig zu fassen. Habt Ihr gehört? Ich bin bekannt für meine langen Reden.

Wir sind spät gekommen, nicht weil wir die Verspätung geplant hätten, sondern weil sich andere Aktivitäten ergaben und wir aus diesem Grund nicht um 15.00 Uhr hier sein konnten. Es ist schon später als 17.00 Uhr, und leider findet auch ein großes Fußballspiel statt, weshalb ich gezwungen bin, mich kurz zu fassen.

Ich habe Euch im Voraus zwei Sendungen mit jeweils 5.000 Broschüren geschickt: Die eine Broschüre enthält die Ansprache vor den venezolanischen Studenten an der Zentraluniversität von Venezuela, 40 Jahren nach meinem ersten Aufenthalt dort am selben Ort. Ich versuchte, näher auf einige Aspekte unserer Hemisphäre und unserer Welt einzugehen. Ich brauche sie nicht zu wiederholen. Ich bitte Euch nur darum, uns die Ehre zu erweisen, die Broschüre zu lesen, wenn Ihr nichts zu tun habt. Die zweite enthält meine Ansprache anläßlich des Kongresses für Kultur und Entwicklung, der vor knapp einem Monat stattfand und an dem ca. 1.000 Gäste, darunter ca. 500 Ausländer, teilnahmen. Ich brauche die dort erwähnten Aspekte nicht zu wiederholen, weil ihr eine Kopie dieser Ansprache bekommen werdet. Warum sie also wiederholen?

Ich hatte einige Dokumente mitgebracht, aber ich brauche sie nicht, so z.B. die auf der Gipfelkonferenz gehaltenen Ansprachen, nämlich eine dreieinhalbminütige Rede und eine weitere, die ca. 7 Minuten gedauert hat. Nichts weiter. Ein Genosse hat auf das Thema hingewiesen.

Was ich jetzt wissen möchte....(Man hört Explosionen) Sind das Bomben oder was? Oder das Vorspiel einer Invasion der NATO? Was explodiert hier? (Lachen) Ich möchte wissen, was Euch interessiert, oder was ich Euch sagen oder erklären soll (Ausrufe). Jemand soll für mich übersetzen, was sie gesagt haben. Du, du kannst gut hören und kannst "brasilianisch" (Man sagt ihm, daß die Studenten den Comandante grüßen und daß es solidarische Grüße seien).

Zunächst muß ich sagen, daß anzunehmen ist, daß Ihr viele Fragen über Euer Land, über Lateinamerika und die Karibik und über die Welt habt. Die Fragen über Euer Land kann und darf ich nicht beantworten, weil ich hier ein Eingeladener und ein Besucher bin, der sich nach der strikten Regel richten muß, keine Urteile über dieses Land abzugeben.

Zur besseren Verständigung dessen, was ich sage, muß ich Euch erklären, daß ich wirklich eine große Genugtuung erlebte, als ich erfuhr, daß 24 Stunden nach dem Abschluß der Gipfelkonferenz der Kongreß der brasilianischen Studenten stattfinden würde, an dem Tausende von Delegierten aus allen Universitäten teilnehmen würden. Sie erwiesen mir die große Ehre, mich zum Kongreß einzuladen, zumindest für einige Minuten. Von dem Moment an, als ich von eurem Interesse erfuhr (Beifall), spürte ich Lust, Freude, Stolz und Hoffnungen, und ich war entschlossen, alles Mögliche zu tun, um hierher zu kommen.

Aber seht, um welche zwei Veranstaltungen es sich handelt: die eine versammelte 48 Staats- oder Regierungschefs, ca. ein Drittel lateinamerikanischer Herkunft, mehr oder weniger ein Drittel Europäer - ich sage nicht mehr oder weniger Europäer, sondern mehr oder weniger ein Drittel der dort Anwesenden - und eine ähnliche Anzahl von Regierungschefs aus der Karibik. Zum ersten Mal fand das große Ereignis statt, daß sich karibische und lateinamerikanische Regierungschefs treffen, weil die karibischen Länder normalerweise in Vergessenheit geraten. Sie waren die letzten, die die Unabhängigkeit erreichten. Als die kubanische Revolution siegte, war fast keines dieser Länder unabhängig. In den letzten 30 bzw. 40 Jahren haben diese Länder nach und nach den Status eines unabhängigen Landes erreicht.

Als Lateinamerika seine Beziehungen zu Kuba abgebrochen hatte, wir absolut allein blieben und aus der OAS ausgeschlossen wurden, wofür wir ihnen ewig dankbar sind (Beifall), gehörten die karibischen Staaten nicht zur OAS, weil sie keine unabhängigen Staaten waren. Danach, als sie bereits freie Staaten waren, waren sie es, die zusammen mit den von Torrijos angeführten Panamesen darum kämpften, die Isolierung Kubas zu beenden. Und so wurden die Beziehungen zwischen Kuba und den lateinamerikanischen Ländern allmählich wiederhergestellt, mit einigen Ausnahmen, die auf irgendeine Weise eine Interessenvertretung in Kuba oder bestimmte Beziehungen zu uns haben.

Die karibischen Staaten sind heute als unabhängige Staaten die engsten und standhaftesten Freunde Kubas (Beifall). Deshalb haben wir uns über eine Gipfelkonferenz gefreut, an der sie teilnehmen würden. Ja, es gab zwei weitere Gipfelkonferenzen, nämlich den sogenannten Gipfel von Amerika, zu dem wir nicht eingeladen werden, weil wir allem Anschein nach Mondbewohner sind. Bei dieser Konferenz waren wir sehr wohl Mondbewohner.

Vorher hatte uns Mexiko zu einem lateinamerikanischen Gipfel eingeladen, der erstmals ohne die Anwesenheit der USA stattfand. Die Mexikaner hielten dem Druck stand und gaben Kuba, dem Aschenbrödel der Hemisphäre, einen kleinen Platz auf dieser Konferenz. Seitdem sind wir dort vertreten.

Diesmal gab es die Möglichkeit, daß die Staatschefs der Karibik, Lateinamerikas und Europas, nicht aus ganz Europa, sondern der 15 Mitgliedstaaten der Europäischen Union, zusammenkommen. Es war zweifelsohne ein wichtiges Treffen, weil es unbestreitbare Widersprüche zwischen den europäischen und den US-amerikanischen Interessen gibt.

Die USA wollen ganz Lateinamerika und die Karibik mittels des sogenannten FTAA, des Freihandelsabkommens für Amerika, verschlingen. Kuba sagen sie, wie ich bereits erwähnte, "Raus!", trotz der starken Opposition der karibischen Staaten und einem mehr oder weniger festen Widerstand einiger lateinamerikanischer Länder.

Meiner Auffassung nach war dieses Treffen sehr wichtig, weil diese europäischen Länder, die auch unabhängig sein wollen, sich mit uns aus Lateinamerika und der Karibik trafen, die wir ebenfalls unabhängig sein möchten.

Jemand erwähnte hier - ich glaube, es war der intelligente und enthusiastische junge Mann dort - einige kritische Aspekte des Treffens. Und ich wäre mit jeder Kritik einverstanden, weil ich dort ziemlich heftige Kritik äußerte. Keine Kritik des Treffens, sondern von bestimmten Konzepten und Ereignissen, die es auf der Welt gibt.

Der Aspekt, den er bezüglich des Helms-Burton-Gesetzes erwähnt, hat seine Geschichte. Unsere Delegation hatte als Ergebnis von Analysen und gemeinsamen Überlegungen mit den Lateinamerikanern einen Absatz erarbeitet, der interessanterweise von den Europäern akzeptiert wurde und besagte, daß sie sich jeglichem Gesetz und jeglicher Handlung extraterritorialen Charakters widersetzen, besonders oder etwa so wie im Fall des Helms-Burton-Gesetzes. Die Dokumente der Gipfelkonferenzen erfordern jedoch eine mühsame Arbeit, vor allem, wenn es um entgegengesetzte Interessen geht. Und es gab allerhand davon. Zum Beispiel widersetzten sich die Europäer einstimmig und geschlossen jeglichem Bezug auf die Verteidigung der UNO-Charta, die Verurteilung einer Intervention in andere Länder und die Verteidigung der nationalen Souveränität. Das heißt, es handelte sich um einen Absatz, der mit den Aspekten nationale Souveränität, Recht auf Nichteinmischung und Selbstbestimmung das enthielt, was für die große Mehrheit der Welt gestern und heute, und vielleicht heute mehr denn je, heilige, lebenswichtige und nicht zu verhandelnde Rechte darstellen (Beifall).

Wir machten uns darüber Sorgen, als wir am Sonntag von Havanna abflogen. Das Treffen der Außenminister begann am Sonntag und die Gipfelkonferenz am Montag. Die erwähnten Punkte wurden während der sogenannten Expertentreffen debattiert und man einigte sich dort im Hinblick auf einige Aspekte: Die Forderung mehrerer lateinamerikanischer Länder nach einem Absatz, in dem - es sind zwei verschiedene Sachen, die dennoch eng miteinander verbunden sind - der Bezug auf das Helms-Burton-Gesetz beibehalten werden sollte. Unser Experte, der stellvertretende Außenminister, kämpfte dort hart darum, damit dieser Bezug auf jenes Gesetz bei voller Namensnennung beibehalten wurde. Zugleich war aber noch die äußerst gerechte Forderung anderer Länder offen, daß die anderthalb Zeilen nicht nur das Helms-Burton-Gesetz beinhalten sollten, denn der Wortlaut des Absatzes lautete mehr oder weniger so: "der extraterritoriale Charakter der Gesetze im Bereich des Handels, wie das Helms-Burton-Gesetz".

An diesem Abend konnten sie sich nicht ganz einigen. Am Sonntagvormittag tauchte die folgende Formulierung auf: die Europäer haben anderthalb Zeilen über das Thema akzeptiert. Es gab ein breiteres Konzept, d.h. die Erklärung war gegen jegliche Form von extraterritorialen Handlungen gerichtet. Dabei haben sie die Gelegenheit genutzt, um den Bezug auf das Helms-Burton-Gesetz zu streichen. Gut, es blieb noch offen für den Sonntag. Am Samstag, eine Viertelstunde vor Mitternacht, informierte uns unser Außenminister von Rio aus darüber, daß Europa folgendem klaren Absatz zugestimmt habe:

"Diese strategische Vereinigung beruht auf der vollen Achtung des Völkerrechts und auf den Absichten und Grundsätzen der UNO-Charta, auf den Prinzipien der Nichteinmischung, der Achtung der Souveränität, der Gleichheit zwischen den Staaten und der Selbstbestimmung".

Es fehlt einfach nur noch, ob der Name und der Begriff des Helms-Burton-Gesetzes erscheint. Wir analysierten es, denn es stand das Treffen der Außenminister vor der Tür und über diesen Punkt konnten sie sich nicht einigen. Als wir ankamen, sagten wir unseren Vertretern: "Zu diesem Zeitpunkt ist das Erreichen dieses Absatzes über Nichteinmischung, Souveränität etc. ein großer Erfolg, angesichts dessen die Erwähnung oder Nichterwähnung der Herren Helms und Burton unwichtig ist, vor allem dann, wenn in diesen anderthalb Zeilen jeder Anspruch von Extraterritorialität abgelehnt wird." Und ich sagte ihnen: "Vergeßt diese beiden Herren, denn sie sind es nicht wert, in einem solchen Dokument aufzutauchen, und sie haben schon genügend Ansehen verloren. Wir werden das Gipfeltreffen, bei dem es so viele Dinge zu diskutieren gibt, nicht mit der Frage dieses winzigen Punktes beginnen, bei dem nur darüber gestritten wird, ob die Namen dieser Herren auftauchen oder nicht."

Einige Nachrichten haben gemeldet, daß Kuba geschlagen und verbittert sei. Doch das Gegenteil ist der Fall. Wir waren glücklich, weil der Schlüsselaspekt, der strategische Aspekt, der Absatz war, den die Europäer auf keinen Fall einbeziehen wollten und der sich auf die Nichteinmischung, die Achtung der Souveränität etc. bezog. Das ist die Geschichte bezüglich dieses Punktes.

Ich sage ganz offen, daß die Positionen Kubas gestärkt wurden. Viele der Punkte, die einbezogen wurden, gingen auf die Initiative Kubas zurück und erhielten die Unterstützung von einer Reihe von lateinamerikanischen Staaten, denn es sind nicht wenige lateinamerikanische Staaten, die sehr sensibel auf die Idee eines Rechts der NATO und der USA reagieren, zu jedem Zeitpunkt, an jedem Tag und unter jeglichem Vorwand Bomben und Raketen auf die Städte, Industrieanlagen und, was das Schlimmste ist, auf die Bevölkerung eines Landes zu werfen (Beifall).

Seid sicher, daß unsere höchstillustren Nachbarn aus dem Norden dieses Gipfeltreffen weder wollten noch über seine Abhaltung und die erzielten Ergebnisse glücklich sind, auch wenn diese sehr weit davon entfernt sind, unsere Hoffnungen zu befriedigen. In dem besagten Fall bin ich aber sicher, daß unsere Hoffnungen befriedigt wurden, weil wir uns dessen bewußt waren, daß man nicht mehr von einem Treffen dieser Art erwarten konnte. Aber ich verstehe, daß Millionen und Abermillionen von Personen mit großen und gerechten Beunruhigungen sich mit einem Dokument dieser Art nicht zufrieden fühlen können, das meines Erachtens ein erster Schritt sein sollte.

Einstweilen benutzten wir die Gelegenheit, um mit zahlreichen europäischen Führungspersönlichkeiten zu diskutieren und ich wagte, einen Redebeitrag zu bringen, der als schwierig, hart und gewissermaßen kühn bezeichnet werden könnte, da ich einfach eine Wasserbombe fallen ließ und mich auf zwei oder drei sensible Punkte bezog. Man sagt, daß die Luft dort mit einem Schwert zerschnitten werden konnte. Als ich endete, spürte ich, daß das Blut dort gefroren war. Und noch etwas mehr: Nach meinem Redebeitrag, den ich fast am Ende dieser Sitzung brachte, als ich nach gründlicher Überlegung entschied, daß es mein Pflicht sei, diese Frage zu stellen, wofür ich nur über vier Minuten verfügte, sagte der brasilianische Präsident, der in diesem Moment die Sitzung leitete, wobei drei Präsidenten diese Funktion abwechselnd erfüllten, unmittelbar darauf folgendes: "Diesen wichtigen und sensiblen Punkt müssen wir während des privaten Treffens der Delegationsleiter diskutieren". Während dieser Gipfel finden solche Sitzungen statt, an denen nicht alle Delegationen, sondern nur die Staats- und Regierungschefs teilnehmen, um ausführlicher über ein beliebiges Thema zu sprechen. Er sagte es sofort, nachdem ich zu reden aufhörte, und wiederholte es am Ende der Sitzung, bevor das Privattreffen begann. Es gab dort 15 europäische Führungspersönlichkeiten, von denen 11 aus NATO-Mitgliedstaaten kamen.

Und was hatte ich getan? Dies alles geschah in Anbetracht dessen, daß es eine Erklärung gab und daß am 24. April 1999 eine feierliche Erinnerungsveranstaltung in Washington stattfand, und zwar einen Monat nach dem Beginn des Blutbades und des Völkermordes in Jugoslawien. Es handelte sich um eine Erklärung über die NATO-Prinzipien, die von einer scheinbaren Euphorie begleitet war, die keine Grundlage hatte, weil sie glaubten, daß die Bombemangriffe drei Tage dauern würden und weil die weniger optimistischen Personen glaubten, daß sie fünf Tage dauern würden. Das serbische Volk leistete jedoch einen Monat später noch Widerstand... Und paßt auf! Wenn ich von dem serbischen Volk spreche, spreche ich von Millionen von Frauen und Männern, Kindern und Alten, aber besonders von Kindern, schwangeren Frauen, Zivilisten sowie von Personen, die keine Schuld an irgendetwas tragen, außer an ihrer Aufopferungsfähigkeit, an ihrem Mut zum Sterben oder an ihrer Bereitschaft, die Ihr auch habt, patriotische Hymnen und lustige Lieder zu singen, während sie mit ihren Körpern die Brücken schützten, die lebenswichtig waren, weil sie die beiden Seiten der Hauptstadt verbanden.

Es hielten sich dort drei Diplomaten auf, drei von unseren Kollegen, die ein Handy hatten und täglich mit uns telefonierten. Ich stellte ihnen z.B. eine einzige Frage: Wie ist die Stimmung der Bevölkerung angesichts der Bombenangriffe? Die Antwort erstaunte mich: "Sie geben weiterhin jeden Tag ihre Konzerte zu einer bestimmten Uhrzeit und Tausende von Personen nehmen daran teil. Das Volk hält eine sehr hohe Moral aufrecht". Wir dachten dabei nicht an die Regierungen, weil wir die Beschuldigungen, die gegen die Regierung Jugoslawiens erhoben werden, weder bestätigen noch dementieren können. Dies bezieht sich auf die Beschuldigungen hinsichtlich der ethnischen Säuberungen, die beiderseitig stattgefunden haben, seit Europa unverantwortlicherweise Jugoslawien zerlegte, wo diese Volksgruppen 45 Jahre lang trotz ihrer nationalen, religiösen, kulturellen und ethnischen Verschiedenheiten in Frieden gelebt hatten.

Als der Westen mit Europa an erster Stelle Jugoslawien zerlegte, begannen die Kriege und die beiderseitigen Massenmorde zwischen den Völkern, die dasjenige Jugoslawien gegründet hatten, das fast fünfzig Jahre lang in Frieden lebte (Beifall).

Wie ich schon einigen europäischen Führungspersönlichkeiten gesagt habe, gibt es keine ethnische Säuberung, kein Verbrechen, die den Völkermord an einem Volk von Millionen von unschuldigen Personen rechtfertigen (Beifall und Ausrufe), und aus diesem Grund haben wir eine politische Lösung des Problems gefordert. Eines Tages könnten bestimmte an verschiedene Orte geschickte Botschaften veröffentlicht werden, in denen wir von Anfang an den kolossalen Fehler, den sie begingen, analysierten, und in denen wir mit fast völliger Genauigkeit vorhersagten, was geschehen würde und was tatsächlich bis zu dem Tag geschah, an dem ein außerordentlich gewaltiger Druck die Regierung dieses Landes dazu zwang, die Bedingungen der NATO zu akzeptieren, und zwar unter dem scheinheiligen Titel einer politischen Lösung, die darin bestand, alle Forderungen der Angreifer zu akzeptieren.

Der Druck ist keine Rechtfertigung für die Entscheidungen der Regierungen, er ist keine Rechtfertigung! Denn ich kann Ihnen versichern, daß wenn es sich um Kuba handeln würde, ein Land, das sich seit vielen Jahren ständig der Gefahr solcher und noch schlimmerer Dinge ausgesetzt sieht, so wäre es bereit, standzuhalten, so wie es 40 Jahre lang standgehalten hat. Und wenn eines Tages ein Sturzregen von Bomben auf unsere kleine Insel fällt, bin ich sicher, daß sich unser Volk so heroisch wie die Serben verhalten würde (Beifall), und selbstverständlich bräuchten wir keine Vermittler, wie wir bereits neulich sagten, denn wir würden sie nur empfangen, wenn die Angreifer sie mit der Mitteilung schickten, daß sie ihre Niederlage eingestehen und sich aus dem Land zurückziehen oder daß sie die Angriffe einstellen (Beifall).

Eine Regierung kann auf einen Druck reagieren oder nicht; wir könnten ein Lied davon singen, was die führenden Persönlichkeiten unseres Landes machen würden, wenn wir eines Tages den Schmerz nicht aushalten könnten, dabei zuzusehen, wieviel zerstört wird und wieviel geopfert wird, obwohl wir wissen, daß es nichts heiligeres gibt als die Freiheit und daß nichts heiliger ist als die Würde. Was ist schon ein Mann oder eine Frau ohne Würde? Was ist ein Mann oder eine Frau ohne Freiheit, ohne Vaterland und ohne die Bereitschaft, alles zu opfern? Und so hat es mehr als ein Volk in der Geschichte gemacht, statt zu kapitulieren und den Forderungen der brutalen Aggressoren nachzugeben. Für diesen Fall gibt es immer ein leichtes und einfaches Mittel, nämlich dorthin zu gehen und sich den herunterfallenden Bomben auszusetzen, um unter ihnen zu sterben. Das ist die einzige Alternative, die nach unserer Auffassung und gemäß unseren Werten jene leitenden Persönlichkeiten hätten, die sich entschlossen haben, um jeden Preis zu kämpfen.

Eigentlich konnten die Serben nicht mehr verlieren als das, was sie bereits verloren hatten; sie konnten nicht mehr Zerstörung erleiden als die, die sie bereits erlitten hatten. Sie hatten nichts mehr zu verlieren. Ich drücke nur einen Standpunkt aus, denn wir kritisieren niemanden.

Mehr als einmal in unserem Leben kamen Revolutionäre zu uns und sagten: "Es gibt eine Chance für den Frieden, wir haben diese oder jene Alternative"; ich habe ihnen immer geantwortet - unter bestimmten Umständen, aber vor allem nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Lagers -: "Ihr seid diejenigen, die entscheiden müssen." Man darf niemals einem anderen empfehlen, er solle verhandeln oder sterben. Man darf nur sich selbst raten, zu sterben. "Wir respektieren eure Entscheidung. In einer Situation wie dieser wüßten wir zweifelsohne, was wir unter solchen Umständen machen würden." Es ist eine Frage der Philosophie, eine Frage der Auffassung. Daher war es ein sehr wichtiges Thema.

So habe ich an diesem Tag des Gipfels in zwei Seiten - und ich werde es nicht vorlesen - vier Punkte und drei Fragen vorgetragen. Das waren vier Punkte, die wir unter den 16 Punkten der NATO-Erklärung vom 24. April auswählten, in der sie das Recht zur globalen Intervention ausrief. Dazu noch drei Fragen. Bei einer dieser Fragen ging es um die Erklärung der Europäischen Union über die Souveränität, etc.. Und ich fragte sie - und dies ist die einzige Frage, die ich vorlesen werde -: "Bedeutet dies, daß sich auch die Vereinigten Staaten verpflichten, die in dieser Vereinbarung ihrer Verbündeten enthaltenen Prinzipien einzuhalten? Welche wird die Haltung Europas sein, wenn die Vereinigten Staaten einseitig entscheiden, unter irgendeinem Vorwand auf irgendeines der hier versammelten lateinamerikanischen und karibischen Länder Bomben und Raketen zu werfen?"

Das war eine Frage - ich weiß nicht, ob das die 1 Million-Dollar-Frage war, wie man so schön sagt - aber es gab noch zwei ähnliche, bei denen wir zum ersten Mal das Thema der Weiterverbreitung von Nuklearwaffen ansprachen, die von den Vereinigten Staaten unterstützt, geduldet und verschwiegen wurde. Es war ein seltsames und über Jahre hinweg hermetisches Schweigen in bezug auf ein Land, das über rund 300 Nuklearwaffen im Nahen Osten verfügt. Und dies ist - gemäß der NATO und ihrem neuen Konzept - eine der Ursachen, aufgrund derer eine bewaffnete Intervention ausgeführt werden könnte. Ich hatte sie gefragt, ob sie eines Tages Tausende von Bomben auf jenes Land und seine Städte, auf jenes Land und seine Bevölkerung, die sich aus verschiedenen Ethnien zusammensetzt, werfen würden, und ob es etwa zivilisiert sei, nach solchen Formeln zur Lösung des Problems zu suchen, wobei wir selbstverständlich mit voller Kraft sagten, daß es ein Verbrechen sei, eines Tages als Folge dieser von ihnen unterstützten Weiterverbreitung von Nuklearwaffen einen Völkermord gegen die Männer, Frauen, Kinder und alten Menschen, die in diesem Land wohnen, zu versuchen.

Ich sage nicht mehr und werde keine Namen nennen. Drei Fragen, von denen keine auch nur die geringste Antwort erhielt.

Nicht einmal dort bei diesem Privattreffen hob irgendjemand der Vertreter Europas die Hand, um zu sagen: "Ich möchte auf die Fragen antworten, die vom Präsidenten Kubas gestellt wurden." Kein einziger.

Ich hatte bereits ein Arsenal von weiteren Papieren, wahrte eine respektvolle Stille und wartete während des ganzen Treffens darauf, daß irgendjemand über die Themen sprechen würde, bezüglich derer die zu diesem Zeitpunkt die Sitzung leitende Person zwei Mal um eine Antwort bat. Das ganze kann man '3 Fragen ohne Antworten' nennen.

Ich muß hinzufügen, Genossinnen und Genossen, daß es heutzutage auf der Welt einige Fragen ohne Antworten gibt. Es gibt zum Beispiel den Holocaust an den Serben, der nach der Invasion Jugoslawiens durch die Nazis stattfand, mit Konzentrationslagern wie denen von Dachau und Auschwitz, wo zusammen mit anderen Lagern und Tötungsarten 675.000 Serben - Männer, Frauen und Kinder-, schlichtweg ausgerottet wurden und worüber der Westen nicht ein einziges Wort verloren hat.

Wenn wir Wahrheiten suchen, dann sage ich Euch, unabhängig von Euren politischen Anschauungen oder Euren Mitgliedschaften in bestimmten Parteien, daß es eine Reihe von Fragen und eine Reihe von Antworten gibt, die notwendigerweise geklärt werden müssen, und sei es auch nur, um Scheinheilige zu entlarven, Scheinheiligkeiten zu zerstören und dafür, damit die Welt Bewußtsein über die Realitäten von heute erlangt, die unsere Waffen sein werden, um diejenige Welt zu erreichen, die Ihr anstrebt.

Ich hörte hier, daß über Brasilien gesprochen wurde und über die Einheit der Brasilianer, um das brasilianische Vaterland zu erreichen, von dem Ihr träumt, doch ich sage, daß dies nicht die Zeiten sind, um an das eigene Vaterland zu denken, denn man muß in Kategorien des lateinamerikanischen und karibischen Vaterlandes denken (Beifall), dasjenige, welches auch hier durch die OCLAE (Lateinamerikanischer Studentenorganisation vertreten ist.

Es sind die Zeiten gekommen, um an das weltweite Vaterland zu denken, es sind die Zeiten gekommen, um an die Welt zu denken, denn diese Welt hat sich unerbittlich globalisiert, und zwar unter der Philosophie des grausamsten und traurigsten der Konzepte oder Konzeptionen, nämlich einer globalisierten Welt unter der Schirmherrschaft einer einzigen Supermacht und mit dem Ziel einer unipolaren Welt, nicht um sie zu retten, sondern um sie zu zerstören (Beifall), nicht um die Gerechtigkeit hervorzubringen, die wir alle brauchen, sondern um uns noch mehr zu versklaven, wenn dies möglich ist, um uns noch mehr auszuplündern, wenn dies möglich wäre, um uns noch mehr zu erniedrigen, um unsere Träume zu zerstören, die jedoch unzerstörbar sind (Beifall), und um unsere Kulturen zu zerstören, die wir bewahren und vervielfachen müssen, denn Einheit bedeutet nicht das Ende der Kulturen. Einheit, Integration und Gerechtigkeit bedeuten die Möglichkeit, all das zu bewahren, was wir lieben. Kultur heißt Vaterland, das niemals aufhören würde zu existieren, wenn wir auch zu einem Maximum an Einheit und Integration gelangen würden.

Wir träumen nicht von einer Welt, die von einer einzigen universellen Kultur geleitet wird (Beifall), sondern von einer Welt, in der alle Kulturen überleben und sich entwickeln, einer Welt, in der alle Sprachen überleben und sich entwickeln, wenn wir auch einige erfinden oder benutzen oder gar nötigenfalls konfiszieren, denn eine Sprache kann einer guten und einer schlechten Sache dienen. Englisch zum Beispiel, die Nationalsprache des Superimperiums, dient heutzutage einer schlechten Sache, doch die englische Sprache, genauso wie die spanische und die französische und jede andere der gängigen Sprachen, kann auch für eine gute Sache genutzt werden.

Karl Marx zum Beispiel sprach Deutsch, doch er benutzte diese Sprache nicht für die gleichen Ziele wie Adolf Hitler. Er benutzte sie für eine gerechte, brüderliche und menschliche Welt. Und viele US-Amerikaner benutzen die englische Sprache, um gerechte Anliegen zu verteidigen. Mögen alle Sprachen überleben! In den letzten Jahren sind bereits 2.000 von den 6.000 oder 7.000 verlorengegangen, die es auf der Welt gab. Und man schätzt, daß in den nächsten 20 Jahren weitere 2.000 verlorengehen. Wenn ein Dialekt verlorengeht, geht der spirituale Reichtum der Menschheit und damit auch die Geschichte verloren, unsere Geschichte als menschliche Wesen, unsere Geschichte darüber, wie wir uns von Tieren in Menschen verwandelten, wenn ich auch glaube, daß viele Tiere, die weder die Sklaverei noch den Kapitalismus oder die Ausbeutung des Tieres durch das Tier gekannt haben, sich oftmals viel besser verhalten als die Menschen (Beifall).

Alle diese Elemente sind Teil unserer Geschichte und unserer Zivilisation, und auf ihrem Fundament müssen wir an dem Tag unsere Kultur errichten, an dem diese neoliberale und unhaltbare Globalisierung untergeht. Und sie wird eher früher als später untergehen, um an die Worte von Salvador Allende zu erinnern (Beifall).

Die heutzutage auf der Welt vorherrschenden Bedingungen machen diese infame Ordnung, die wir ertragen müssen, unhaltbar. Deshalb besteht unserer Meinung nach die vorrangige Aufgabe darin, Ideen und Bewußtsein zu säen, damit die Menschheit im Augenblick des Untergangs dieser Welt besser darauf vorbereitet ist, auf ihren Ruinen eine bessere Welt und eine humanere Globalisierung aufzubauen.

Es war nicht nur Marx, der von einer Globalisierung träumte, obwohl er vielleicht der erste war, der eine entwickelte Welt ersann, in der die entwickelten Produktivkräfte fähig sein würden, die materiellen und geistigen Güter zu produzieren, die der Mensch benötigt und die eben nicht darin bestehen, jedes Jahr das Auto zu wechseln, drei, fünf oder zehn Paläste zu besitzen oder ein Mann mit einem Vermögen von 90 Milliarden Dollar in einem Land zu sein, das sich als Modell und Beispiel für Demokratie ansieht, wobei der besagte Mann vielleicht nur wenige Kilometer von einer Brücke entfernt lebt, unter der zahlreiche in Zeitungspapier eingehüllte obdachlose Menschen leben, die es in diesem Land immer noch gibt (Beifall).

Man nenne es Gerechtigkeit, man nenne es Freiheit und man nenne es Menschenrechte, dort wo Gleichheit sowie Respekt und Kultur für alle Menschen existieren, denn ohne Kultur kann man nicht frei sein und ohne Kultur kann man nicht einmal ein Demokrat sein (Beifall).

Von welcher Demokratie sprechen sie dort, wo Millionen und Abermillionen von Personen nicht einmal lesen und schreiben können und wo Millionen von Kindern sterben, weil in einem bestimmten Moment eine Impfung oder Rehydrationssalze fehlen, die einige Cents kosten? Von welchen Menschenrechten sprechen diejenigen, deren System jedes Jahr Dutzende Millionen von Menschen durch Hunger, Armut und das Fehlen von Lebensmitteln, Medikamenten, Wohnungen, Kleidung und Schuhen tötet? Es sterben, ich wiederhole es, jedes Jahr Dutzende Millionen von Menschen.

Es gibt einige, die aufrichtig die Strafen bekämpfen, die der Todesstrafe entsprechen, auch wenn es sich um monströse Verbrechen handelt, die leider existieren, um abscheuliche Vergewaltigungen von Mädchen und Jungen von fünf, sechs oder sieben Jahren, die sogar von Personen verübt werden, die Verantwortung für diese Kinder tragen.

Unser Land befindet sich unter den 120 Ländern, in denen die Todesstrafe noch existiert. Man sagt, daß wir unser Strafgesetzbuch verschärft hätten, da wir zwei Delikte, die einen großen gesellschaftlichen und menschlichen Schaden anrichten, schärfer ahnden, mit höheren Gefängnisstrafen oder mit lebenslänglicher Haft als einem Zwischenschritt, oder einige untolerierbare Fällen von einer ekelerregenden Schwere - und wenn ich von untolerierbaren Fällen von einer ekelerregenden Schwere spreche, beziehe ich mich nicht auf die Sicht der Regierungen, sondern auf Fälle, die aus der Sicht des Volkes untolerierbar und von einer ekelerregenden Schwere sind, so daß die Menschen voll von Abscheu sind, wenn sie von einigen dieser monströsen Verbrechen erfahren -, die wir mit den härtesten Strafen geahndet haben, denn es gibt keine andere Alternative in unserem Land, das sich unter den Bedingungen der Spezialperiode befindet, doppelt blockiert wird und immer neue Blockadegesetze auferlegt bekommt, wobei das Helms-Burton-Gesetz nur eines von vielen ist, denn jeden Tag fügen sie neue Gesetzesänderungen hinzu, die die Blockade und ihre Folgen verschärfen.

Millionen von Menschen reisen mit aller Freiheit in unserem Land ein und aus, viele von ihnen ohne Visa, denn der Tourismus ist heutzutage eine unverzichtbare Notwendigkeit für unsere Wirtschaft, wobei dies kein Tourismus des Glücksspiels und der Kasinos oder ein Tourismus der Bordelle sein darf. Das akzeptieren wir nicht und wir sind nicht bereit, es zu tolerieren, weil das ganze Gold der Welt weniger wert ist als die Würde einer Frau und noch viel weniger als die Würde eines jungen Mädchens (Beifall). Der Verkauf von Minderjährigen an Ausländer zur Ausübung von sexuellen Praktiken oder mit dem Ziel der Entnahme von lebenswichtigen Organen wird streng bestraft. Die groteske und abstoßende Vergewaltigung von Mädchen oder Jungen unter verschärften Umständen ist nicht hinnehmbar.

Der Drogenhandel großen Ausmaßes wird ebenfalls mit der Todesstrafe bestraft. Das sind zwei Fälle, denn es gibt eine größere Bewegungsfreiheit, einige ausländische Investitionen - die unverzichtbar sind - und einige Joint Venture-Unternehmen, wobei diejenigen nicht gefehlt haben, die versuchten, einige dieser Firmen dazu zu benutzen, um Container mit Rohstoffen in Empfang zu nehmen und sie dann mit Produkten dieser kleinen Industrien beladen wiedereinzuschiffen, wobei innerhalb der Container beträchtliche Mengen von Drogen versteckt waren. Und wir sagten: "Nein, das Land kann diese Schmach nicht zulassen!" Und unter diesen Bedingungen, die nicht diejenigen Europas oder vieler europäischer Länder sind, haben wir die elementare Pflicht, unser Volk zu verteidigen.

Uns stößt die Todesstrafe noch mehr ab als die vielen Menschen, die diese Sanktionsart bekämpfen. Ja, so sage ich es. Es stößt uns ab und schmerzt uns außerordentlich, daß Armut, fehlende Bildung, Marginalisierung und andere Phänomene der Welt, in der wir leben, bestimmte Menschen dazu verleiten, schreckliche Taten zu begehen.

Ich sagte dies einigen Personen, von denen viele unsere Freunde sind und die aus religiösen oder philosophischen Gründen die Todesstrafe nicht akzeptieren, wobei ich ihre Prinzipien und Ideen respektiere. Und anderen, die sie nicht akzeptieren und sie sogar bekämpfen, um das Banner des Humanismus hochzuhalten, wobei es sich um einige sehr reiche, ja außergewöhnlich reiche, Personen handelt, sage ich folgendes: Die Dinge, die geschehen, tun uns weh, und uns schmerzen die Todesstrafen, doch diese Todesstrafen haben zwei Gründe. Es sind einige Hundert oder einige Tausend pro Jahr, an denen diese Sanktion im Einklang mit den Gesetzen vollstreckt wird, aber lassen sie uns nicht warten, bis sich die Welt so weit verändert hat, daß kein einziges Land mehr mit der Todesstrafe als Bestandteil seiner Gesetze verbleibt. Lassen sie uns nicht so lange warten, um Millionen von Menschenleben zu retten, denn es gibt einen anderen schrecklichen Grund für die Todesstrafe, nämlich diejenigen Millionen oder - wie ich bereits erwähnte - Dutzende Millionen von Menschen, in der Mehrzahl Kinder, die jedes Jahr zum Tode verurteilt werden von der Gesellschaftsordnung, die sie genießen und verteidigen (Beifall).

Wie ich es auch dort auf dem Gipfel sagte: "Lassen sie uns die Souveränität als etwas Heiliges verteidigen, solange es einige sehr Mächtige und andere sehr Schwache gibt und solange nicht alle bereit sind, zum Zwecke einer universellen Souveränität darauf zu verzichten." Und unmittelbar darauf stellte ich eine Frage: "Ausgehend davon, daß es keine höheren oder niedrigeren Rassen gibt, warum sind wir, die Länder Lateinamerikas und der Karibik, arm und unterentwickelt? Wer sind die Schuldigen? Vielleicht können die heldenhaften Kinder von Chapultepec, die Millionen von Ureinwohnern, die in unserer Hemisphäre ausgerottet wurden, und die Sklaven, die über Jahrhunderte hinweg gefesselt starben, diese Fragen beantworten." (Beifall)

Und deswegen sagte ich ihnen: Wir wissen, wieviele Kinder an jedem Ort dieser Hemisphäre, an jedem Ort Afrikas und an jedem Ort der Erde sterben. Es ist schwer zu begreifen, daß diese entwickelten und reichen Länder - die ihre Reichtümer mit unseren natürlichen Ressourcen und, was schlimmer ist, mit dem Blut der Völker, die in diesen Gebieten umherstreiften, und mit dem Schweiß und Blut unserer Völker erbauten - weiterhin eine beschämend kräftige Entwicklung aufweisen, während es unter uns Länder gibt, in denen die Sterblichkeitsrate bei Kindern bis zu 5 Jahren 200 von 1.000 Lebendgeborenen beträgt.

Da wir sehr reiche Länder kennen, in denen die Kindersterblichkeitsrate 6 von 1.000 beträgt, schmerzt es sehr, daran zu denken, daß es an der Schwelle des sich nähernden Jahrtausends Länder gibt, in denen auf jedes Kind, das in den entwickelten Ländern stirbt, 40 tote Kinder kommen. Und wir wissen aus unserer Erfahrung und unserer Solidarität mit der Dritten Welt, wo in den letzten 30 oder 40 Jahren 26.000 kubanische Ärzte gearbeitet haben, was es kostet, ein Kind zu retten, und wie man es rettet, und wir haben ihnen gesagt: Wenn Ihr die essentiell notwendigen und billigen Medikamente bereitstellt, sind wir bereit, Tausende von weiteren Ärzten nach Mittelamerika, Haiti und Afrika zu entsenden, so wie wir bereits jetzt Ärzte in diese Länder schicken.

Wir haben eine Gruppe von Ländern mit der höchsten Kindersterblichkeitsrate in Schwarzafrika ausgewählt und ihnen bis zu 3.000 Ärzte angeboten, wobei es sich um Ärzte handelt, die ein humanitäres Konzept dessen haben, was die Medizin bedeutet, und die mit beispielhaftem Stoizismus und wahrhaftem Märtyrergeist in die entlegensten Orte gehen, weil sie in diesem Bewußtsein erzogen worden sind. Und wir haben ihnen gesagt: Laßt uns nicht warten, bis aufgrund eines Gesetzes oder eines Gerichtsurteils auch nur ein einziger Mensch weniger stirbt, da wir bereits ab jetzt jedes Jahr Millionen von Kindern und Millionen von Personen retten können. Und wir haben ihnen weiter gesagt: Wenn wir von drei Ärzten jeweils einen nehmen würden, um Einsätze dieser Art durchzuführen, könnten die beiden anderen die Arbeit des Dritten übernehmen und wir würden dennoch weiterhin das Land mit dem weltweit höchsten Pro-Kopf-Anteil an Ärzten bleiben, einschließlich der superentwickelten Länder (Beifall).

Der Genosse aus Uruguay sprach von der Lateinamerikanischen Hochschule für Medizin, die wir vor kurzem praktisch innerhalb von Wochen aufgebaut haben, und zwar nach dem Hurrikan, der Santo Domingo und Haiti traf, und dem darauffolgenden gewaltigen Hurrikan, der Mittelamerika heimsuchte. Wir haben diesen Ländern nicht nur die notwendigen Ärzte angeboten, um an den schwierigsten Orten zu arbeiten, wo normalerweise kein Arzt tätig ist, sondern auch eine Hochschule zur Ausbildung von Ärzten. Sie hat bereits 1.800 Studenten und die Zahl wird im nächsten Jahr 3.000 erreichen. Zudem ist dies nicht unsere einzige Kapazität, denn sie sollen in dieser Hochschule die beiden ersten Studienjahre absolvieren, die die schwierigsten sind, weil sie danach in den restlichen Fakultäten weiterstudieren müssen, und wir verfügen über 21 medizinische Fakultäten. Denn sie müssen beginnen, in den Krankenhäusern zu arbeiten, da unsere Ärzteausbildung nicht nur theoretisch ist, sondern auch praktisch.

Jeder dieser Ärzte wird zu einem Ausbilder von Krankenschwestern. Dabei bedienen sie sich dort in ihren Ländern der Lehrtexte, und es ist ausreichend, wenn jede der Anwärterinnen die sechste Klasse abgeschlossen hat. Jeder der Ärzte kann zwei oder drei Krankenschwestern ausbilden und ihre Zahl vervielfachen, denn sie müssen nicht notwendigerweise einen Universitätsabschluß haben, wie es heute in unserem Land der Fall ist, denn es handelt sich um Verfahrensweisen, um die Probleme unmittelbar zu lösen.

Was für ein Zufall, als er davon sprach, daß es dort lateinamerikanische Studenten gebe! Und es ist im Moment in der Tat so, daß eine große Anzahl von Mittelamerikanern dort studiert, weil wir ihnen 500 Stipendien pro Jahr angeboten haben, während wir gleichzeitig fast allen lateinamerikanischen Ländern Stipendien anboten.

Für einige ist es wichtig. In einem kleinen Land wie Bolivien bedeuten 70 Stipendien pro Jahr schon etwas, und für ein kleines Land wie Honduras bedeuten 300 Stipendien noch mehr, oder für Guatemala, Nicaragua oder Haiti, von wo wir bereits 120 Stipendiaten empfangen haben. Ebenfalls sind Stipendiaten aus Ecuador und sogar aus Argentinien, Chile und Brasilien gekommen.

Was machten wir mit Brasilien, einem gigantischen Land? Welchen Wert würden 60 oder 70 Stipendien haben? Wir baten brasilianische Freunde, Studenten auszusuchen, und zwar zwei oder drei aus jedem Bundesstaat. Es ist nicht so, daß Brasilien sie braucht, sondern es ist die Hochschule, die sie braucht, weil wir wollen, daß diese Hochschule zu einer Bruderschaft aller Lateinamerikaner wird und daß aus ihr eine Doktrin dessen hervorgeht, was die menschliche Gesundheit ausmachen muß (Beifall) und was ein Arzt sein muß. Ich bemerkte in einem bestimmten Moment, daß wir angesichts der Tatsache, daß einige Länder bereits ein gutes Niveau an Ärzten haben, diese nicht einbezogen - darunter war
Uruguay -, weshalb ich umgehend bat: Könntet Ihr jungen Studenten und Solidaritätsgruppen etwa 50 Studenten auswählen, um sie nach Kuba zu schicken? Nicht weil sie die Ärzte so sehr bräuchten, vielleicht brauchen sie sie überhaupt nicht, denn es ist kein Land mit Urwäldern und entlegenen Gebieten, fast alle Bewohner leben in der Hauptstadt und wir wissen, daß die Probleme nicht in der Hauptstadt liegen. Ich biete Euch keine Ärzte an, sondern ich bitte Euch und ich bitte die OCLAE darum, uns zu helfen, damit aus keinem einzigen Land Studenten fehlen und damit in dieser Hochschule alle Flaggen gehißt sind.

Es handelt sich nicht darum, daß wir eine Kapazität von 3.000 schaffen. Innerhalb von vier Jahren werden 6.000 lateinamerikanische Studenten in Kuba studieren, um der Gesundheit und dem Leben des Menschen zu dienen, wie ein Pastor, ein Missionar oder ein Priester.

Unser Land ist arm, wir werden ständig mehr blockiert und hatten über Nacht unseren Markt für Zucker und andere Produkte sowie unsere Versorgung mit Brennstoffen, Krediten und allem anderen verloren. Wir haben 10 Jahre nach diesem so harten Schlag durchgehalten, werden weiter durchhalten und bereichern Jahr für Jahr unser Humankapital. Das ist das, was wir haben! Doch weil wir dies haben, können wir das sagen, was jenes ungeheuer reiche Land, dessen Bruttoinlandsprodukt fast 10 Billionen Dollar und damit insgesamt sechshundertmal mehr als das kleine Kuba erreicht, nicht sagen kann. Ich bin sicher, daß sie, wenn sie um Freiwillige bitten, um dorthin zu gehen, wo unsere Ärzte in Mittelamerika, Haiti oder Afrika sind, keine 2.000 zusammenbekommen. Ich würde sogar noch weitergehen und sagen, daß die USA und Europa zusammen keine 2.000 Freiwilligen zusammenbekommen, wobei es in Europa unbestreitbar viele gute Leute gibt, deren Leben aber so verschieden vom Leben derjenigen ist, die ohne Strom, Medizin und Ärzte leben müssen, nicht über Computer, drei Fernsehgeräte, ein Auto und ein großes Haus verfügen und nicht mittels Internet in den Supermärkten einkaufen, ohne auch nur auf die Straße gehen zu müssen. Wenn ich mich irre, würde ich mich glücklich fühlen, und wenn sie 10.000 versammeln könnten, wäre ich sogar noch glücklicher, und wenn es 20.000 wären, würde ich sie sofort dazu einladen, diese 20.000 Freiwilligen und die unverzichtbaren Medikamente zu entsenden. Wir könnten sie dann in fast mathematisch exakter Form darüber informieren, wieviele Menschenleben sie jedes Jahr retten. Wieviele Menschenleben sie jedes Jahr retten können!

Wir könnten ihnen noch mehr sagen: Wenn sie solch eine Kapazität an Humanismus haben, laßt uns uns mit anderen Ländern vereinigen. Und wenn sie 6.000 zusammenbringen können, haben wir bereits 6.000 weitere angeboten. Wenn sie 10.000 anbieten können, müssen unsere Ärzte, Krankenhäuser und Techniker nur davon erfahren, und bereits in weniger als einer Woche würden 10.000 bereitstehen. Und wenn einer von drei Ärzten, über die wir verfügen, benötigt würde, müßten diese nichts weiter erhalten als die Nachricht, den Anreiz, daß wir eine Anstrengung für eine bessere Welt unternehmen, und den Ansporn, daß wir eine Anstrengung unternehmen, um denjenigen mehr Menschlichkeit zu vermitteln, die ungeheuer reich sind und zu Recht Schmerz empfinden - ich sage es aufrichtig, daß sie zu Recht Schmerz empfinden-, wenn ein Hund verhungert, damit sie die Fähigkeit entwickeln, auch dann mit unendlichem Recht Schmerz zu empfinden, wenn sie davon erfahren - falls sie es nicht schon wissen - oder das wirkliche Bewußtsein darüber erlangen, daß Millionen und Abermillionen von Menschen jedes Jahr sterben, weil sie nicht über diejenigen notwendigen Mittel zu ihrer Rettung verfügen, über die dieser Hund verfügt (Beifall).

Unser Land lebt von Werten. Es hat wegen der Werte durchgehalten und dabei nicht nur wirtschaftliche Schlachten geschlagen, sondern auch den Kampf gegen den Terrorismus und die Attentate ausgefochten.

Gestern erzählte ich den Studenten der Universität von Rio de Janeiro, daß ich während der Arbeit zur Erstellung der Klage, die wir gegen die Vereinigten Staaten erhoben haben, beim Sammeln von unzähligen Dokumenten und Beweisen, eine Zahl erfuhr, die ich 40 Jahre lang ignoriert hatte, nämlich auf wieviele sich die Anzahl der Verschwörungen belief, die das Ziel hatten, mich zu töten und die entweder direkt von der CIA organisiert waren, von Gruppen ausgedacht wurden, die von der CIA geschaffen und ausgebildet worden waren, wobei sie diesen Gruppen "Unabhängigkeit" gewährte, oder die von der CIA und der imperialistischen Propaganda angestiftet wurden. Es handelte sich um 637 Verschwörungen. Ich schwöre Euch, daß ich verblüfft war, als ich diese Aufzählungen und Substraktionen sah. Hoffentlich befindet sich unter den Broschüren, die sie Euch schicken werden - wir haben bereits zwei für Euch hinzugefügt -, diese Klage, die Kuba erhoben hat.

Ja, Ihr kümmert Euch darum, sie ihnen zu schicken. Nicht den 2 Millionen Studenten, weil uns sonst das Papier nicht ausreicht. Aber wenn zum Beispiel die OCLAE eine bestimmte Menge in der entsprechenden Sprache benötigt, um allen Studentenführern Brasiliens und Lateinamerikas eben diese drei Broschüren zukommen zu lassen, sind wir bereit, sie ihnen zu schicken. Sie behandeln einige Themen, die ich hier nicht erwähnt habe und die in diesen zwei von mir angesprochenen Reden und in dieser Klage enthalten sind, die wir vor den zuständigen Gerichten gegen die Vereinigten Staaten auf die Zahlung von 181 Milliarden Dollar erhoben haben, und zwar wegen 3.478 verlorengegangenen Menschenleben und 2.099 noch lebenden Behinderten als Folge ihrer Söldneraggressionen und terroristischen Aktionen. Wir werden Euch diese drei Broschüren schicken, wenn Ihr Euch verpflichtet, jedem von denjenigen, die hier sind und jetzt keines bekommen, und denjenigen, die woanders sind, jeweils ein Exemplar zukommen zu lassen.

Ricardo, ich träume von dem Tag, an dem Ihr einen Kongreß der lateinamerikanischen Studentenführer organisieren könnt (Beifall). Wenn Ihr keinen Raum zur Verfügung habt, zählt auf Kuba (Aus dem Publikum wird ihm gesagt: Nächstes Jahr in Havanna), wenn Ihr wollt. Wir müssen einen gemeinsamen Kampf führen und gemeinsam arbeiten, um Bewußtsein zu bilden und Ideen zu säen.

Entschuldigt, daß ich Euch so lange unbequem sitzen und stehen gelassen habe. Entschuldigt, wenn ich ein wenig ausgeschweift bin, denn ich weiß, daß es heute abend um 20.30 Uhr ein Fußballspiel gibt.

Ich glaube, daß ich Euch in Anbetracht der Umstände, unter denen wir uns versammelt haben, ziemlich viel erzählt habe.

Vergebt mir. Ich bitte Euch, daß Ihr mir vergebt und ich danke Euch.

Bis bald!

Immer bis zum Sieg!

(Ovation)