Samstag, 29. September 2007

Das Schweigen von Aznar

Reflexionen des Comandante en Jefe: Das Schweigen von Aznar

Bei einem im kubanischen Fernsehen übertragenen Podiumsgespräch, das am 25. April 2003 stattgefunden hat, enthüllte ich, dass der damalige Regierungschef José María Aznar, Verbündeter der Supermacht bezüglich des Völkermordens und der Massaker, am 13. April 1999 - zu einem Augenblick, als es eine bestimmte Ungewissheit im Krieg gegen Jugoslawien gab - mit Präsident Clinton zusammengetroffen war und wörtlich zu ihm gesagt hatte:

„Da wir uns im Krieg befinden, wollen wir ihn nicht nur ein bisschen, sondern vollständig machen, um ihn zu gewinnen. Wenn wir einen Monat, drei Monate dort beharren müssen, tun wir es. Ich verstehe nicht, warum wir noch nicht Rundfunk und Fernsehen von Serbien bombardiert haben.“

Hierzu haben sowohl Aznar, als auch die Regierungssprecher der Vereinigten Staaten geschwiegen. Alles was folgt, wird zum ersten Mal veröffentlicht. Weiteres Material, sowohl öffentliches als vertrauliches, werde ich bei folgenden Reflexionen verwenden.

[…]
„AZNAR: Ich werde aufrichtig sprechen. Wie ich schon Präsident Clinton gesagt habe, das Einzige, was nicht geschehen darf, ist, dass die NATO jetzt nicht gewinnt. Die NATO riskiert hier schon nicht mehr nur ihre Glaubwürdigkeit, sondern ihre Existenz selbst. Wenn dieser Konflikt vor 30 Jahren verursacht worden wäre, hätten wir nicht eingegriffen. In Europa hat es immer ethnische Säuberungen, Konfrontationen zwischen Minderheiten und Mehrheiten, religiöse Strittigkeiten gegeben. Jetzt kann das nicht mehr zugelassen werden. Vom politischen Standpunkt aus gesehen werden wir aufgrund des vorher Gesagten nie die Unabhängigkeit von Kosovo begünstigen.“

Er sagte, indem er sich auf Chirac, den Präsidenten von Frankreich bezog:

„Ich werde ihn morgen in Brüssel sprechen. Wenn ich eine gute Weile mit Chirac verbringen will, dann beginne ich zu ihm zu sagen, dass ‘diese Amerikaner wirklich schrecklich sind’. Vor drei Wochen habe ich mit ihm im Elysée-Palast zu Abend gegessen. Ich weiß nicht, was ihm mit euch passiert war, aber er sprach sehr schlecht von euch. Ich sagte zu ihm, nun gut, aber ich bin nicht gekommen, darüber zu sprechen.

Meine Idee besteht darin, dass die Kommunikation zwischen der Regierung von Belgrad und dem Volk unterbrochen werden muss, um diesen Krieg zu gewinnen. Es ist vital, alle Kommunikationen von Serbien zu unterbrechen, Rundfunk, Fernsehen und Telefonverkehr.

Andererseits müssen wir unsere Informationspolitik umstrukturieren. Die Informationspolitik der NATO ist eine Katastrophe. Wir vermitteln den Eindruck, dass wir uns in ein Abenteuer eingelassen haben, nicht in einen Krieg. Es gibt echte Nachrichtenlücken. Man muss im höchsten Grade vorankommen, jeden Nachschub und die Kommunikationen mit Geduld unterbrechen.

Mit Italien und Griechenland muss man vorsichtig sein. Italien sieht seinen Luftverkehr und den Fremdenverkehr beeinträchtigt. D´Alema leistet gute Arbeit, wenn man seine Umstände berücksichtigt. Es darf nicht zugelassen werden, dass er auf bequeme Lösungen verfällt.

Wir müssen die humanitäre Hilfe vermehren. Der Ausgleich zu den Bombardierungen ist, dass unsere Bürger die Wirksamkeit unserer humanitären Arbeit spüren.

Es hätte keinen Sinn, jetzt die Position zu ändern. Ich habe gestern mit Annan gesprochen. Ich hatte den Eindruck, dass er sehr verantwortungsbewusst bei seinen Gesichtspunkten ist. Ich habe bei Annan sehr darauf bestanden. Wir können flexibel sein, aber wir können nicht den Anschein erwecken, dass die NATO sich zurückzieht.

Wir können flexibel bezüglich dessen sein, ob jene Kraft unter der Leitung der NATO stehen wird oder nicht, aber wir können uns nicht mit der Rückkehr der Beobachter der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) zufrieden geben. Außer Sichtbarkeit soll Garantie gegeben werden.

Man muss die Strategie beibehalten, um zu sehen, ob eine von innen kommende Niederlage möglich ist.“
(Er bezieht sich auf den Präsidenten von Serbien, Slobodan Milosevic)

„Wenn einige seiner Generäle befürchten, dass sie vor dem Gericht in Den Haag angeklagt werden können, dann kooperieren sie vielleicht. Milosevic wird möglicherweise versuchen ein Abkommen zu erreichen. Wir müssen versuchen, dieses Abkommen so zustande zu bringen, dass es zur Schwächung der Macht beiträgt und nicht zur Stärkung.

Wir brauchen das Thema Bodenoperation nicht einmal zu erwähnen.

Jedermann versteht, dass Pläne gemacht werden, das Gegenteil wäre unlogisch. Wenn unsere jetzige Strategie keinen Erfolg zeitigt, werden andere ausprobiert werden müssen. Sie muss vorläufig weiter als Thema zur Diskussion stehen. Wenn alles was wir tun keine Lösung ergibt, werden wir in den nächsten Monaten eingreifen müssen. Aber es müsste eine nicht nur auf Kosovo beschränkte Aktion sein, sondern sie würde weitere Gebiete der Föderativen Republik Jugoslawien umfassen und sogar über Bosnien und Ungarn einmarschieren. Der Präsident von Ungarn ist ein junger und intelligenter Regierungschef. Er sagte zu mir, dass der Erfolg unmöglich sein wird, wenn nicht Folgendes geschieht: Milosevic weg von der Macht, Kosovo geteilt und Revision der Politik in Bosnien-Herzegowina mit Trennung der Bestandteile; die Republik Serbien mit Serbien vereint, der kroatische Teil mit Kroatien und der muslimische Teil unabhängig. Ich bin nicht mit diesem Gesichtpunkt einverstanden. Aber ich glaube, dass die Idee in den Ländern des Gebiets an Boden gewinnt. Es ist kaum möglich, dass die Serben und Albaner erneut zusammenleben werden können. Wir müssen das weiter führen, was wir bis jetzt getan haben; aber wir sind schon viele Jahre in Bosnien und wir wissen nicht, wann wir von dort weggehen können. Vielleicht akzeptieren die Albaner die Formel eines Staatenbunds, aber das wird unmöglich sein, wenn Milosevic sich hält.

Wenn nicht die Garantie für eine gewisse serbische Präsenz in jenen Gebieten vorliegt, welche die Geburt ihrer Zivilisation symbolisieren, werden sie nicht zustimmen. Es wird der Irredentismus bezüglich des ‘zu befreienden Gebiets’ aufkommen.

Zuerst muss der Krieg gewonnen werden und dann werden wir sehen.“

[…]


Ich bitte Herrn Aznar zu sagen, stimmt es oder nicht, dass er am 13. April 1999 Präsident Clinton geraten hat, Rundfunk und Fernsehen von Serbien zu bombardieren.

Fidel Castro Ruz
29. September 2007
20:36 Uhr

Donnerstag, 27. September 2007

Ein weiteres Argument für die UNO

Reflexionen des Comandante en Jefe: Ein weiteres Argument für die UNO

Während ich mit dem schon berühmten Buch von Greenspan arbeite, lese ich einen Artikel, der von El País veröffentlicht wurde, dem spanischen Presseorgan mit über 500 000 Exemplaren wie behauptet wird, den ich den Lesern übermitteln möchte. Er ist unterzeichnet von Ernesto Ekaizer und lautet wörtlich:


„Vier Wochen vor der Invasion auf den Irak, die in der Nacht vom 19. auf den 20. März 2003 begann, hielt George W. Bush seine Forderung an Saddam Hussein mit den folgenden Bedingungen aufrecht: Abrüstung oder Krieg. Hinter verschlossenen Türen anerkannte Bush, dass der Krieg unvermeidbar war. Während einer langen privaten Unterredung mit dem damaligen spanischen Präsidenten José María Aznar, die am Sonnabend, den 22. Februar 2003 auf der Ranch Crawford in Texas stattfand, stellte Bush klar, dass der Augenblick gekommen war, sich Saddams zu entledigen. ‘Es fehlen zwei Wochen. In zwei Wochen werden wir militärisch vorbereitet sein. Wir werden Ende März in Bagdad sein’, sagte er zu Aznar.

Der Augenblick ist gekommen, sich Saddams zu entledigen

Innerhalb dieses Plans hatte Bush schließlich am 31. Januar 2003 – nach einem Treffen mit dem britischen Premierminister Tony Blair – zugestimmt, ein letztes diplomatisches Manöver durchzuführen: die Vorlage einer zweiten Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen. Seine Zielstellung: dem unilateralen Krieg die Tür auf legale Weise zu öffnen, den die Vereinigten Staaten sich mit mehr als 200 000 in der Region zum Angriff bereitstehenden Soldaten zu entfesseln vorbereiteten.

Bush waren die inneren Schwierigkeiten von Blair bekannt und er ignorierte nicht die von Aznar. Nur sieben Tage vor dieser Zusammenkunft auf der Ranch Crawford demonstrierten drei Millionen Menschen in mehreren Städten Spaniens gegen den unmittelbar bevorstehenden Krieg. ‘Ihr müsst uns in Bezug auf unsere öffentliche Meinung helfen’, bittet Aznar. Bush erläutert ihm die Tragweite der neuen Resolution, die er vorzulegen beabsichtigt: ‘Die Resolution wird genau so maßgeschneidert sein, das sie dir helfen kann. Der Inhalt ist mir etwas egal’. Worauf Aznar antwortet: ‘Dieser Text würde uns helfen, damit wir ihn mit unterstützen und seine Mitverfasser sein können und erreichen können, dass viele Leute ihn unterstützen’. So bietet sich also Aznar an, Bush für Europa politisch Deckung zu geben, zusammen mit Blair. Der Traum von Aznar zur Begründung einer Beziehung mit den Vereinigten Staaten, dem Beispiel des Vereinigten Königreichs folgend, war dabei sich zu verwirklichen.

Aznar war am 20. Februar mit seiner Ehefrau Ana Botella in die Vereinigten Staaten gereist und hatte dabei einen Zwischenaufenthalt in Mexiko gemacht, um Präsident Fox von der Notwendigkeit zur Unterstützung von Bush zu überzeugen – vergeblich. Am 21. kam das Paar in Begleitung der Mitarbeiter des Präsidenten in Texas an. Aznar und seine Ehefrau wurden im Gästehaus der Ranch untergebracht.

An der Zusammenkunft am folgenden Tag, am Samstag, nahmen Präsident Bush, seine damalige Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice und der Verantwortliche für europäische Angelegenheiten des Nationalen Sicherheitsrates Daniel Fried teil. Aznar seinerseits wurde von seinem außenpolitischen Berater Alberto Carnero und dem Botschafter von Spanien in Washington, Javier Rupérez, begleitet. Bush und Aznar führten bei ihrem Treffen ein vierseitiges Telefongespräch mit dem britischen Premierminister Tony Blair und dem italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi.

Botschafter Rupérez übersetzte für Aznar aus dem Englischen und ebenfalls aus dem Italienischen für Condoleezza Rice; zwei weitere Dolmetscherinnen arbeiteten für Bush und seine Mitarbeiter. Rupérez übernahm die Ausarbeitung des zusammenfassenden Protokolls der Unterredung in einem Memorandum, das bis heute geheim geblieben ist.

Das Gespräch beeindruckt aufgrund seines direkten, freundlichen und sogar drohenden Tones, als es zum Beispiel um die Notwendigkeit geht, dass solche Länder wie Mexiko, Chile, Angola, Kamerun und Russland, Mitglieder des Sicherheitsrates der UNO, im Zeichen der Freundschaft gegenüber den Vereinigten Staaten für die neue Resolution stimmen oder die Folgen zu tragen haben.

Es wird auf die nichtigen Aussichten bei der Arbeit der Inspektoren hingewiesen, deren Chef Hans Blix gerade eine Woche vorher, am 14. Februar, die vom US-Staatssekretär Colin Powell am 5. Februar 2003 vor dem Sicherheitsrat mit ‘soliden Angaben’ dargelegten Argumente zerlegt hatte, welche von der spanischen Außenministerin Ana Palacio warm unterstützt worden waren. Angaben, welche Powell selbst später als eine Menge Falschheiten bezeichnete.

Der Bericht von Blix


Gemäß Blix unternahm Irak Schritte zu einer aktiven Kooperation zur Lösung der ausstehenden Abrüstungsthemen. Sein Ton war weniger kritisch als der des Berichts vom 27. Januar 2003. ‘Seitdem wir vor drei Monaten im Irak angekommen waren, haben wir mehr als 400 Inspektionen ohne Vorwarnung an 300 Stellen durchgeführt. Bis jetzt haben die Inspektoren keinerlei verbotene Waffen aufgefunden… Wenn Irak sich entschließt, noch enger zusammenzuarbeiten, dann kann die Abrüstungszeitspanne mittels der Inspektionen noch kurz sein’, zeigte der Chefinspektor auf.

Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) Mohamed El Baradei berichtete am 14. Februar, dass noch ein paar technische Fragen zu klären blieben, aber, so fügte er hinzu, ‘es sind schon keine Abrüstungsprobleme mehr zu lösen’. Nach seinen Aussagen hatte man keinerlei Beweis dafür gefunden, dass in Irak atomare Tätigkeiten oder solche bezüglich der Atomenergie durchgeführt würden. Ein weiteres klares Dementi dessen, was Powell über das irakische Atomprogramm behauptete.

Sowohl die ersten Ergebnisse der Inspektionstätigkeit, als auch die Beendigung der Vorbereitungen der Vereinigten Staaten führten Bush dahin, den Beginn der militärischen Operation auf den 10. März 2003 festzulegen, dem noch neun weitere Tage hinzugefügt wurden, um die Verabschiedung der zweiten Resolution zu erreichen. Durch den Prozess der moralischen Überredung für den sich Aznar und Palacio mittels Telefongesprächen und bei bilateralen Zusammenkünften einsetzten, konnten nur vier Stimmen erreicht werden: die drei Schirmherren und Bulgarien. Es waren 9 Stimmen notwendig.

Das Scheitern dieser legalen Deckung für den unmittelbar bevorstehenden Krieg brachte Bush dazu, mit Blair und Aznar die Durchführung eines Gipfels auf den Azoren für den 16. März 2003 zu vereinbaren. Aznar empfahl diesen Ort als Alternative für die Bermudas-Inseln und begründete das selbst Bush gegenüber wie folgt: ‘Allein der Name jener Inseln steht in Verbindung zu einem Kleidungsstück, das nicht gerade angebracht ist für die Schwere des Augenblicks, in dem wir uns befinden’. Dort und an jenem 16. März haben Bush, Blair und Aznar beschlossen, den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu ersetzen und haben seine Funktionen widerrechtlich an sich gerissen, um auf eigene Faust und eigenes Risiko den Krieg gegen den Irak zu erklären. Am Morgen des 17. März kündete der Botschafter des Vereinigten Königreiches vor der UNO in New York die Rücknahme der zweiten Resolution an. Durch eine Niederlage bei der Abstimmung wäre das Wettrennen zum Krieg komplizierter geworden.“



Fidel Castro Ruz
27. September 2007
19.25 Uhr

Dienstag, 18. September 2007

Absichtliche Lügen, sonderbare Todesfälle und Aggression auf die Weltwirtschaft

Reflexionen des Comandante en Jefe: Absichtliche Lügen, sonderbare Todesfälle und Aggression auf die Weltwirtschaft

In einer Reflexion sprach ich von in den Untergeschossen der Zwillingstürme aufbewahrten Goldbarren. Dieses Mal ist das Thema recht viel komplexer und schwer zu glauben. Vor fast vier Jahrzehnten haben in den Vereinigten Staaten ansässige Wissenschaftler Internet entdeckt, so wie Albert Einstein, der in Deutschland geboren wurde, zu seiner Zeit die Formel zur Kernkraftmessung entdeckte.

Einstein war ein großer Wissenschaftler und Humanist. Er widersprach den physikalischen Gesetzen von Newton, die bis dahin heilig gewesen waren. Jedoch die Äpfel fielen weiterhin aufgrund des von jenem bestimmten Schwerkraftgesetzes. Es waren zwei verschiedene Arten, die Natur zu beobachten und zu interpretieren, von der zu Zeiten Newtons recht wenige Angaben zur Verfügung standen. Ich erinnere mich daran, was ich vor mehr als 50 Jahren über die berühmte von Einstein aufgestellte Relativitätstheorie gelesen habe: die Energie ist gleich der Masse multipliziert mit dem Quadrat der Lichtgeschwindigkeit, die mit C bezeichnet wird, das heißt E=MC2. Es waren das Geld der Vereinigten Staaten und die notwendigen Ressourcen vorhanden, um solch eine kostspielige Forschung durchzuführen. Der politische Zeitpunkt aufgrund des verbreiteten Hasses, der in der reichsten und leistungsfähigsten Nation einer durch den Krieg zerstörten Welt wegen der Ungeheuerlichkeiten des Nazismus entstanden war, verwandelte jene fabelhafte Energie in Bomben, die auf die wehrlose Bevölkerung von Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden, und dort mehrere hunderttausend Tote und eine ähnliche Anzahl strahlenkranker Menschen verursachten, die im Verlaufe der Folgejahre verstarben.

Ein klares Beispiel der Verwendung von Wissenschaft und Technik mit denselben hegemonischen Zielstellungen wird in einem Artikel des ehemaligen Beamten der Nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten Gus W. Weiss beschrieben, der ursprünglich 1996 in der Zeitschrift Studies in Intelligence erschien - obwohl er erst im Jahr 2002 wirkliche Verbreitung fand – und den Titel Wie man die Sowjets betrügt trug. In ihm schrieb Weiss sich selbst die Idee zu, der UdSSR die von dieser für ihre Industrie benötigten Softwares zukommen zu lassen, aber schon in verseuchtem Zustand, um die Wirtschaft jenes Landes zum Erliegen zu bringen.

Gemäß Aufzeichnungen aus dem Kapitel 17 des Buches Am Rande des Abgrunds: Geschichten des kalten Krieges von Insidern erzählt, von Thomas C. Reed, ehemaliger Staatssekretär für die Luftkräfte der Vereinigten Staaten, hat Leonid Breschnew 1972 zu einer Gruppe hoher Parteifunktionäre gesagt: „Wir Kommunisten müssen gewisse Zeit weiterhin mit den Kapitalisten ackern. Wir benötigen ihre Kredite, ihre Landwirtschaft und ihre Technologie. Aber wir werden große militärische Programme fortsetzen und Mitte der 80iger Jahre werden wir in der Lage sein, zu einer aggressiven Außenpolitik zurückzukehren, die darauf ausgelegt ist, Vorteil über den Westen zu haben.“ Diese Information wurde 1974 von der Abteilung Verteidigung bei Anhörungen vor dem Ausschuss des Repräsentantenhauses über die Bank und die Währung bestätigt.

Zu Beginn der 70er Jahre legte Nixon die Entspannungsidee vor. Henry Kissinger hoffte, dass „der Handel und die Investitionen nach und nach die Tendenz zur Autarkie des sowjetischen Systems vermindern könnten“. Er meinte, dass die Entspannung „zur graduellen Vereinigung der sowjetischen Wirtschaft mit der Weltwirtschaft einladen und so die gegenseitige Abhängigkeit fördern könnte, was ein Element zur Stabilisierung der politischen Beziehung hinzufügen würde“.

Reagan neigte dazu, Kissingers Ideen zur Entspannung zu ignorieren und Präsident Breschnew beim Wort zu nehmen, aber alle Zweifel verschwanden am 19. Juli 1981, bei einem Treffen des neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten mit dem Präsidenten von Frankreich, François Mitterand, auf dem Wirtschaftsgipfel der G-7 in Ottawa. In einer separaten Unterredung informierte Mitterand Reagan über den Erfolg seines Geheimdienstes durch die Rekrutierung eines KGB-Agenten. Der Mann gehörte zu einer Abteilung, welche die Erfolge der sowjetischen Anstrengungen zum Erwerb von Technologie aus dem Westen bewerteten. Reagan drückte großes Interesse an den heiklen Eröffnungen von Mitterrand und ebenfalls seinen Dank für das Angebot aus, das Material der US-Regierung zukommen zu lassen.

Das Dossier unter dem Namen Farewell kam im August 1981 bei dem CIA an. Es ließ klar erkennen, dass die Sowjets schon seit Jahren ihre Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten durchführten. Aufgrund des riesigen Technologietransfers bei Radaren, Computern, Werkzeugmaschinen und Halbleitern von den Vereinigten Staaten an die Sowjetunion könnte man sagen, dass das Pentagon mit sich selbst im Wettrüsten lag.

Das Dossier Farewell identifizierte ebenfalls hunderte, über den ganzen Westen und Japan verteilte, mit Fällen beauftragte Offiziere, Agenten auf ihren Posten und weitere Informationszulieferer. Während der ersten Jahre der Entspannung hatten die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion Arbeitsgruppen für Landwirtschaft, Zivilluftfahrt, Atomenergie, Ozeanographie, Computer und Umwelt eingerichtet. Zielstellung war der Bau von „Brücken des Friedens“ zwischen den Supermächten. Die Mitglieder der Arbeitsgruppen sollten sich gegenseitig in ihren Einrichtungen besuchen.

Außer der Identifizierung von Agenten bestand die nützlichste, vom Dossier gelieferte Information in der „Einkaufsliste“ und ihrer Zielstellungen bezüglich des Technologieerwerbs für die kommenden Jahre. Als das Dossier Farewell in Washington ankam, bat Reagan den CIA-Direktor Bill Casey, er solle eine geheime operative Verwendung des Materials entwerfen.

Die Erzeugung und Beförderung des Erdöls und Erdgases gehörten zu den sowjetischen Prioritäten. Eine neue transsibirische Gasfernleitung sollte Erdgas aus den Erdgasvorkommen von Urengoi in Sibirien über Kasachstan, Russland und Osteuropa bis zu den Devisenmärkten des Westens führen. Um den Betrieb der Ventile, Kompressoren und Lagereinrichtungen in einem so riesigen Unternehmen zu automatisieren, benötigten die Sowjets hoch entwickelte Kontrollsysteme. Sie kauften Computer der ersten Modelle auf dem offenen Markt, aber als sich die Verantwortlichen der Gasfernleitung zum Erwerb der notwendigen Software an die Vereinigten Staaten wendeten, wurden sie abgewiesen. Unerschütterlich suchten die Sowjets an anderer Stelle. Einer der Versuche, die notwendigen Kodes zu erwerben, wurde von einem zur Unterwanderung eines kanadischen Software-Zulieferers geschickten KGB-Einsatzkommando gestartet. Der vom Agenten des Dossier Farewell benachrichtigte US-Geheimdienst reagierte und manipulierte die Software vor seiner Absendung.

Sobald die Computer mit der Software in der Sowjetunion waren und zusammen in Betrieb waren, funktionierte die Gasfernleitung wunderbar. Aber diese Ruhe war trügerisch. In der Software, welche die Gasfernleitung in Betrieb hielt, war ein Trojaner enthalten, ein Begriff, der dazu verwendet wird, um verdeckte Softwarezeilen im normalen Betriebssystem zu bezeichnen, die dazu führen, dass das System in der Zukunft außer Kontrolle gerät oder wenn es einen Befehl von außen erhält.

Um die Deviseneinkünfte aus dem Westen und die Binnenwirtschaft von Russland zu beeinträchtigen, war die Software der Gasfernleitung, welche die Pumpen, Turbinen und Ventile betreiben sollte, so programmiert worden, dass sie nach einem angemessenen Zeitraum in Unordnung geriet, um die Geschwindigkeiten der Pumpen und die Regulierung der Ventile zu resetieren – so nennt man das – und sie so bei solchen Drücken in Betrieb zu halten, die weit über den für die Dichtungen und Schweißungen der Fernleitung zugelassenen liegen.

„Das Ergebnis waren die kolossalste, nicht nukleare Explosion und der riesigste Brand, die jemals aus dem Weltraum beobachtet worden sind. Im Weißen Haus erhielten die Beamten und Berater von den Infrarot-Satelliten die Warnung über ein ungewöhnliches Geschehen inmitten einer unbewohnten Stelle des sowjetischen Hoheitsgebiets. Das NORAD (US-Luftverteidigungskommando) befürchtete, dass dies auf Raketenabschüsse von einem Ort aus zurückzuführen sei, der nicht als Raketenstandort bekannt war; vielleicht handelte es sich auch um die Detonation einer nuklearen Vorrichtung. Die Satelliten hatten keinerlei elektromagnetische Schwingungen entdeckt, die charakteristisch für nukleare Detonationen sind. Bevor jene Anzeichen zu einer internationalen Krise werden konnten, kam Gus Weiss einen der Flure entlang, um seinen Kollegen vom CSN (Nationalen Sicherheitsrat) zu sagen, dass sie sich nicht besorgen brauchten.“

Die auf dem Dossier Farewell begründete Kampagne der Gegenmaßnahmen war ein Wirtschaftskrieg. Obwohl es keine Menschenopfer aufgrund der Explosion der Gasfernleitung gab, gab es einen bedeutenden Schaden an der sowjetischen Wirtschaft.

Als großes Finale in den Jahren von 1984 bis 1985 beendeten die Vereinigten Staaten und ihre NATO-Verbündeten diese Operation, die wirksam der Fähigkeit der UdSSR zur Nutzbarmachung von Technologien ein Ende setzte, und zwar zu einem Zeitpunkt, als Moskau sich in einer Zwickmühle zwischen einer fehlerhaften Wirtschaft einerseits und andererseits einem US-Präsidenten befand, der stur auf der Vorherrschaft und der Beendung des kalten Krieges bestand.

In dem schon zitierten Artikel von Weiss wird behauptet, dass: „der Fall 1985 eine unerwartete Wendung hatte, als Informationen über die Akte Farewell in Frankreich ans Licht gekommen sind. Mitterand kam sogar die Vermutung, dass der sowjetische Agent von dem CIA montiert worden war, um ihn auf die Probe und vor die Entscheidung zu stellen, ob das Material den US-Amerikanern übergeben oder bei den Franzosen belassen würde. Mitterand handelte ausgehend von dieser Idee und verabschiedete den Leiter des französischen Geheimdienstes, Ives Bonnet.“

Gus W. Weiss war derjenige, der sich, wie schon gesagt wurde, den unheilvollen Plan zur Entsendung der fehlerhaften Software in die UdSSR zuschrieb, als die Vereinigten Staaten sich in Besitz des Dossier Farewell befanden. Er starb am 25. November 2003 im Alter von 72 Jahren. Die Washington Post berichtet seinen Tod erst am 7. Dezember, 12 Tage danach. Sie teilte mit, dass Weiss aus seinem Wohngebäude „Watergate“ in Washington „gestürzt“ sei und behauptete ebenfalls, dass ein Gerichtsmediziner der US-amerikanischen Hauptstadt seinen Tod zum „Selbstmord" erklärt habe. Die Zeitung seiner Geburtsstadt, die Nashville Tennessean veröffentlichte die Nachricht eine Woche nach der Washington Post und wies darauf hin, dass sie zu jenem Zeitpunkt einzig und allein sagen könnte, dass „die seinen Tod umgebenden Umstände noch nicht bestätigt werden könnten.“

Bevor er starb, hinterließ er unveröffentlichte Aufzeichnungen unter dem Titel „Das Dossier der Verabschiedung: der strategische Betrug und der Wirtschaftskrieg im kalten Krieg“.

Weiss ist Abgänger der Vanderbilt University. Er hatte postgraduelle Studien in Harvard und an der New York University absolviert.

Seine Arbeit für die Regierung konzentrierte sich auf Angelegenheiten der Nationalen Sicherheit, Geheimdienstorganisationen und Sorgen bezüglich des Technologietransfers an kommunistische Länder. Er arbeitete mit dem CIA, mit dem wissenschaftlichen Verteidigungsrat und dem Komitee für Geheimdienstzeichen des Geheimdienstrates der USA zusammen.

Er wurde mit dem Verdienstorden des CIA und dem „Cipher“-Orden des Nationalen Sicherheitsrates ausgezeichnet.

Die Franzosen verliehen ihm 1975 die „Ehrenlegion“.

Er hinterließ keine Überlebende.

Kurz vor seinem „Selbstmord“ hatte Weiss sich gegen den Krieg im Irak ausgesprochen. Es ist interessant, die Tatsache zu berücksichtigen, dass 18 Tage vor dem Tod von Weiss ein weiterer Analytiker der Bush-Regierung, John J. Kokal (58 Jahre), Selbstmord beging – und zwar am 7. November 2003. Jener sprang von einem Büro des State Department aus, in dem er arbeitete, in den Tod. Kokal war Geheimdienstanalytiker für das State Department in Angelegenheiten im Zusammenhang mit dem Irak.

In schon veröffentlichten Dokumenten ist festgehalten, dass Michail Gorbatschow vor Wut raste, als die Verhaftungen und Deportationen von sowjetischen Agenten in mehreren Ländern begannen, denn ihm war nicht bekannt, dass der Inhalt des Dossier Farewell sich in den Händen der hauptsächlichen Regierungsoberhäupter der NATO befand. Auf einer Sitzung des Politbüros am 22. Oktober 1986, die einberufen worden war, um seine Kollegen über den Gipfel in Reykjavik zu berichten, brachte er hervor, dass die US-Amerikaner „sehr unhöflich handelten und sich wie Banditen aufführten“. Obwohl er in der Öffentlichkeit eine gefällige Miene aufsetzte, bezeichnet Gorbatschow Reagan privat als „einen Lügner“.

In den letzten Tagen der Sowjetunion musste der Generalsekretär der KPdSU im Blinden tappen. Gorbatschow hatte keine Ahnung, was in den Hightech-Labors und –Industrien der Vereinigten Staaten vor sich ging. Ihm war vollkommen unbekannt, dass die sowjetischen Labors und Industrien engagiert worden waren und bis zu welchem Grade.

Die Pragmatiker des Weißen Hauses tappten ebenfalls im Dunklen während dies geschah.

Präsident Reagan spielte seinen Trumpf aus: die Strategische Verteidigungsinitiative/ Krieg der Galaxien. Er wusste, dass die Sowjets in dieser Liga nicht mithalten konnten, denn sie konnten nicht ahnen, dass ihre Elektronik-Industrie von Viren und Trojanern infiziert war, die dort von der Geheimdienstgemeinschaft der Vereinigten Staaten eingeführt worden waren.

Die ehemalige britische Premierministerin hat in ihren Memoiren ausgedrückt, die 1993 unter dem Titel „Margaret Thatcher, The Downing Street Years“ von einem bedeutenden englischen Verlag veröffentlicht worden sind, dass Reagans gesamter Plan bezüglich des Krieges der Galaxien und des Versuchs, die Sowjetunion wirtschaftlich lahm zu legen, der glänzendste Plan jener Regierung gewesen ist und dass jener endgültig zum Zusammensturz des Sozialismus in Europa geführt hat.

Im Kapitel XVI erklärt sie die Teilnahme ihrer Regierung an der Strategischen Verteidigungsinitiative.

Diese in die Wirklichkeit umzusetzen, war Thatchers Meinung nach die „wichtigste Entscheidung“ von Reagan, „sie erwies sich als Schlüssel zum Sieg des Westens im kalten Krieg“. Sie erlegte der sowjetischen Gesellschaft „größeren wirtschaftlichen Zwang und größere Enthaltsamkeit“ auf, kurz und gut, „ihre technologischen und finanziellen Auswirkungen für die UdSSR waren verheerend“.

Unter dem Untertitel „Neubewertung der Sowjetunion“ beschreibt sie eine Reihe Konzepte, deren Wesen in wörtlichen, diesem langen Passus entnommenen Absätzen enthalten ist, der das brutale Komplott festhält.

„Zu Beginn des Jahres 1983 müssen die Sowjets begonnen haben mitzubekommen, dass ihr Manipulations- und Einschüchterungsspiel bald zu Ende gehen würde. Die europäischen Regierungen waren nicht bereit, in die gestellte Falle einer ‘Atomwaffenfreien Zone’ für Europa zu gehen. Die Vorbereitungen zur Aufstellung der Marschflugkörper und Pershing-Raketen gingen weiter. Im März kündigte Präsident Reagan die Pläne der Vereinigten Staaten zu einer Strategischen Verteidigungsinitiative (SDI) an, dessen technologische und finanzielle Folgen für die UdSSR verheerend sein würden.“

„[…] mir blieb nicht der geringste Zweifel über die Richtigkeit dessen, dass er sich dem widmete, auf dem Programm zu bestehen. Zurückschauend gesehen wird mir jetzt klar, dass die ursprüngliche Entscheidung von Ronald Reagan über die Strategische Verteidigungsinitiative die wichtigste seiner Präsidentschaft war.“

„Bei der Formulierung unseres Standpunkts bezüglich der Strategischen Verteidigungsinitiative gab es vier verschiedene Elemente, die ich berücksichtigt habe. Das erste war die Wissenschaft an sich.

Die Zielstellung der Vereinigten Staaten bei der Strategischen Verteidigungsinitiative war es, eine neue, viel wirksamere Verteidigung gegen ballistische Raketen zu entwickeln.“

„Dieses Verteidigungskonzept gründete sich auf die Fähigkeit, die lancierten ballistischen Raketen in jeglicher Flugetappe angreifen zu können, angefangen bei der Startphase, wo die Rakete und alle ihre Sprengköpfe und Köder zusammen waren, bis zum Punkt des Wiedereintritts in die Erdatmosphäre auf ihrem Weg zum Abschussziel.“

„Das zweite zu berücksichtigende Element bestand in den vorhandenen internationalen Abkommen, welche die Aufstellung von Waffen im Weltraum und von antiballistischen Raketensystemen begrenzten. Der Vertrag über Begrenzung von antiballistischen Raketensystemen von 1972, der 1974 mit einem Protokoll abgeändert wurde, erlaubte es den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion ein feststehendes, antiballistisches Raketensystem mit bis zu einhundert Raketenwerfern aufzustellen, um ihr Silo ballistischer Interkontinentalraketen zu verteidigen.“

„Die britischen Außen- und Verteidigungsministerien waren immer bemüht, auf einer so eng als möglich gesehenen Auslegung zu bestehen, die den US-Amerikanern – meines Erachtens zutreffender Weise - als der Tod bei der Geburt der Strategischen Verteidigungsinitiative erschien. Ich habe immer versucht, von dieser Phraseologie Abstand zu nehmen und habe privat und öffentlich klar gestellt, dass man nicht sagen könne, dass die Forschung darüber abgeschlossen sei, ob eine System machbar ist oder nicht, bis es nicht mit Erfolg geprobt worden wäre. Diesem Jargon, diesem anscheinend technischen Standpunkt, lag eine Frage des offensichtlichen gesunden Menschenverstandes zugrunde. Jedoch würde diese zu einer Frage werden, welche die Vereinigten Staaten und die UdSSR beim Gipfel in Reykjavik entzweite, sodass sie große Bedeutung erlangte.

Das dritte Element der Berechnung bestand in der relativen Kraft der beiden Seiten bei der Verteidigung gegen ballistische Raketen. Nur die Sowjetunion besaß ein antiballistisches Raketensystem (als GALOSH bekannt), und zwar in der Umgebung von Moskau, welches sie zu jenem Zeitpunkt gerade perfektionierten. Die US-Amerikaner hatten niemals ein entsprechendes System aufgestellt.“

„Die Sowjets waren ebenfalls bei Satellitenabwehrwaffen weiter fortgeschritten. Folglich gab es ein starkes Argument, dass die Sowjets schon einen unannehmbaren Vorteil auf diesem gesamten Gebiet erreicht hatten.

Das vierte Element war das, was die Strategische Verteidigungsinitiative zur Abschreckung bedeutete. Am Anfang, nach dem Abkommen über Begrenzung der antiballistischen Raketensysteme, spürte ich recht viel Sympathie für die Philosophie, dass je ultramoderner und wirksamer die Verteidigung gegenüber Atomraketen sei, so größer sei der Druck, um sehr kostspielige Fortschritte in der Nuklearwaffentechnologie zu erreichen zu versuchen. Ich habe immer an eine Version unter bestimmten Bedingungen der als ‘sichere gegenseitige Zerstörung’ bezeichneten Doktrin geglaubt, MAD nach ihren Anfangsbuchstaben auf Englisch. Die Bedrohung von dem, was ich als ‘unannehmbare Zerstörung’ zu nennen vorziehe, die bei einem gegenseitigen Atomwaffenangriff die Folge sein würde, war solcherart, dass die Atomwaffen ein wirksames Abschreckungselement nicht nur gegen den Atomwaffenkrieg, sondern ebenfalls gegen hergebrachte Kriege darstellte.“

„Bald begann ich einzusehen, dass die Strategische Verteidigungsinitiative die nukleare Abschreckung nicht untergraben würde, sondern diese stärken würde. Im Unterschied zu Präsident Reagan und anderen seiner Regierungsmitglieder habe ich niemals geglaubt, dass die Strategische Verteidigungsinitiative einen hundertprozentigen Schutz bieten könne, sondern dass sie ermöglichen würde, dass genügend Raketen der Vereinigten Staaten einen Erstschlag der Sowjets überleben würden.“

„Das Thema der Strategischen Verteidigungsinitiative war dasjenige, welches meine Gespräche mit Präsident Reagan und den Mitgliedern seiner Regierung beherrschte, als ich am Samstag, dem 22. Dezember 1984, nach Camp David ging, um die US-Amerikaner über meine vorangegangenen Gespräche mit Herrn Gorbatschow zu informieren. Dort hörte ich Präsident Reagan zum ersten Mal über die Strategische Verteidigungsinitiative sprechen. Er sprach leidenschaftlich davon. Er befand sich an seinem im höchsten Grade idealistischen Punkt. Er hob hervor, dass die Strategische Verteidigungsinitiative ein Verteidigungssystem sein würde und dass es nicht seine Absicht sei, für die Vereinigten Staaten einen einseitigen Vorteil zu erreichen. Mehr noch, er sagte, dass er für den Fall, dass die Strategische Verteidigungsinitiative Erfolg hätte, bereit wäre, sie zu internationalisieren, sodass sie allen Ländern zur Verfügung stünde und dass er dasselbe Herrn Gromyko gesagt habe. Er bestätigte als sein langfristiges Ziel die vollkommene Beseitigung der Atomwaffen.

Jene Bemerkungen machten mich nervös. Mich erfüllte die Idee mit Entsetzen, dass die Vereinigten Staaten bereit wären, den so hart erkämpften Vorteil auf technologischem Gebiet über Bord zu werfen, indem sie diese der ganzen Welt zur Verfügung stellten.“

„Was ich zu hören bekam, als wir jetzt zur Diskussion der realen Möglichkeiten kamen, war anstelle einer weit gefassten Konzeption beruhigend. Präsident Reagan simulierte nicht, dass sie noch wüssten, wohin die Forschungen sie führen könnten. Aber er unterstrich, dass - außer seinen vorangegangenen Argumenten zugunsten der Strategischen Verteidigungsinitiative – diese der Sowjetunion einen wirtschaftlichen Druck auferlegen würde, dem Rhythmus der Vereinigten Staaten zu folgen. Er argumentierte, dass es keine praktische Grenze dafür gäbe, bis wohin die sowjetische Regierung ihr Volk auf dem Weg der Enthaltsamkeit mitreißen könnte.“

„Ich habe jetzt, während ich mich mit dem Berater für Nationale Sicherheit Bud McFarlane unterhielt, die vier Punkte aufgeschrieben, die mir im höchsten Grade entscheidend schienen.

Meine Beamten haben anschließend die Einzelheiten eingefügt. Der Präsident und ich haben einen Text vereinbart, wo die Politik dargelegt wurde.

Im Hauptteil meiner Erklärung heißt es:



Ich brachte dem Präsidenten meine feste Überzeugung zum Ausdruck, dass das Programm der Ermittlungen der Strategischen Verteidigungsinitiative fortzusetzen ist. Gemäß den zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion bestehenden Abkommen sind die Ermittlungen selbstverständlich erlaubt; und selbstverständlich ist uns bekannt, dass die Russen bereits ihr Ermittlungsprogramm besitzen; und nach Meinung der USA sind sie bereits über die Ermittlungen hinaus gegangen. Wir kamen in vier Punkten überein: 1. Ziel der Vereinigten Staaten, des Westens, war nicht das Erreichen einer Überlegenheit sondern die Wahrung des Gleichgewichts bei Berücksichtigung der sowjetischen Fortschritte; 2. Angesichts der Verpflichtungen, die sich aus den Abkommen herleiten, muss die im Zusammenhang mit der Strategischen Verteidigungsinitiative zu erfolgende Stationierung einen gesonderten Verhandlungspunkt bilden; 3. Das generelle Ziel besteht nicht im Untergraben, sondern im Verstärken der Abschreckung; 4. Die Verhandlungen zwischen Ost und West müssen auf das Erreichen von Sicherheit mit beiderseits reduzierten Offensivsystemen gerichtet sein. Dieses wird das Ziel der zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion wieder aufgenommenen Verhandlungen zur Kontrolle der Rüstungen sein, denen ich beipflichte und die ich gutheiße.“

Im Nachhinein erfuhr ich, dass der damalige Staatssekretär George Schultz meinte, ich habe in der Abfassung seitens der Amerikaner ein zu hohes Zugeständnis zugesichert. Doch das verschaffte uns – sowohl ihnen als auch uns – eine klare und haltbare Linie und half, die europäischen NATO-Mitglieder zu beruhigen. Ein sehr produktiver Arbeitstag.“


Weiter vorn schreibt Margaret Thatcher unter dem Untertitel „Besuch in Washington im Februar 1985“:

„Im Februar 1985 besuchte ich Washington erneut. Die Rüstungsverhandlungen zwischen den Amerikanern und der Sowjetunion hatte man bereits wieder aufgenommen, doch die Strategische Verteidigungsinitiative war ein Diskussionspunkt geblieben. Am Vormittag des 20. Februar, einem Mittwoch, sollte ich vor dem versammelten Kongress sprechen. Aus London hatte ich als Geschenk eine Bronzestatue mitgebracht, Winston Churchill darstellend, der vor vielen Jahren ebenfalls mit einer derartigen Einladung geehrt worden war. An dieser Rede arbeitete ich besonders hart. Zum Vortragen sollte ein Teleprompter zum Einsatz kommen. Mir war bekannt, dass der Kongress dem 'Great Communicator‘ bei musterhaften Reden zugehört hatte; ich würde also eine anspruchsvolle Zuhörerschaft haben. Also beschloss ich, das Vorlesen des Textes so lange zu üben, bis ich die richtige Betonung und den richtigen Nachdruck traf. Hierzu muss ich sagen, dass das Ablesen vom Teleprompter eine völlig andere Technik darstellt als das Benutzen von Aufzeichnungen. Präsident Reagan lieh mir de facto seinen eigenen Teleprompter; ich brachte ihn an die britische Botschaft, wo ich einlogiert war.

Mein Begleiter Harvey Thomas hatte es zuwege gebracht und alle Zeitfremdheit übergehend, übte ich nun bis 4.00 Uhr morgens. Ich legte mich nicht schlafen und begann den neuen Arbeitstag mit meinem gewohnten schwarzen Kaffee und meinen Vitamintabletten. Danach gab ich ab 6.45 Uhr einige Fernsehinterviews, begab mich zur Friseuse, und um 10.30 Uhr war ich bereit zur Abfahrt zum Kapitol bereit. Meine Rede, die ausführlich internationale Fragen behandelte, benutzte ich für eine starke Unterstützung der Strategischen Verteidigungsinitiative. Ich fand fabelhafte Akzeptanz.

Im Monat darauf, März 1985, ereignete sich der Tod von Herrn Tschernenko und großen zeitlichen Abstand trat Herr Gorbatschow die Nachfolge in der Führung der Sowjetunion an. Wieder einmal war ich bei einer Beerdigung in Moskau zugegen; dabei war es sogar noch kälter als bei der Bestattung von Juri Andropow. Herr Gorbatschow hatte sich um eine große Anzahl ausländischer Würdenträger zu kümmern. Doch an jenem Nachmittag hatte ich mit ihm im Katherinensaal des Kreml eine fast einstündige Unterredung. Die Atmosphäre war förmlicher als in Chequers (seit 1921 öffentlicher Landsitz der britischen Premierminister), und die Präsenz des Herrn Gromyko, schweigsam, sardonisch, machte sie nicht besser. Doch ich konnte ihnen die Auswirkungen der Politik erläutern, die ich im Dezember des Vorjahres mit Präsident Reagan in Camp David abgesprochen hatte. Es war klar, dass für die Sowjets nunmehr die Strategische Verteidigungsinitiative den Hauptpunkt im Rahmen der Rüstungskontrolle bildete.

Herr Gorbatschow brachte, wie wir erwartet hatten, einen neuen Stil in die sowjetische Regierung. Offen sprach er den entsetzlichen Zustand der sowjetischen Wirtschaft an, obwohl er sich in jener Etappe nicht so stark auf eine radikale Reform als vielmehr auf Methoden stützte, wie sie bei Herrn Andropow in seiner Kampagne für eine höhere Effektivität zu finden sind.

Ein Beispiel dafür waren die drakonischen Maßnahmen, die Gorbatschow gegen den Alkoholismus traf. Aber während das Jahr verging gab es kein Zeichen einer Verbesserung der Bedingungen in der Sowjetunion. De facto, wie unser großer und neuer Botschafter in Moskau Brian Cartledge in einem seiner ersten Berichten angekündigt hat, war es eine Frage von ‚Babykost morgen und unterdessen, heute, nichts an Wodka‘. Brian Cartledge war mein Privatsekretär für Auslandsbeziehungen, als ich zum ersten Mal Premierministerin wurde.

In den Beziehungen zwischen Großbritannien und der Sowjetunion setzte eine deutliche Kälteperiode ein im Ergebnis der von mir autorisierten Ausweisungen sowjetischer Funktionäre, die Spionagetätigkeit betrieben hatten.

Im November kam es zum ersten Treffen von Präsident Reagan und Herrn Gorbatschow in Genf. Die Ergebnisse waren spärlich – die Sowjets bestanden darauf, die strategischen Kernwaffen im Zusammenhang zu sehen mit der Einstellung der Ermittlungen zur Strategischen Verteidigungsinitiative – doch bald sollte bei beiden Führern eine persönliche Sympathie aufkommen. Es war eine gewisse Befürchtung laut geworden, der schlaue und junge sowjetische Amtskollege könne Präsident Reagan an Gewandtheit übertreffen. Doch es kam nicht dazu, was mich selbst absolut nicht überraschte, denn Ronals Reagan hatte viel praktische Übung hinter sich in seinen ersten Jahren als Präsident des Verbandes der Filmschauspieler, als er Verhandlungen der Gewerkschaft auf realistischer Grundlage führte – und niemand war mehr Realist als Herr Gorbatschow.

Im Verlaufe des Jahres 1986 bewies Herr Gorbatschow eine ausgeprägte Subtilität, wie er die öffentliche Meinung des Westens bei seinen zwar verlockenden, doch nicht akzeptablen Vorschlägen zur Rüstungskontrolle ausnutzte. Relativ wenig sagten die Sowjets zum Zusammenhang zwischen der Strategischen Verteidigungsinitiative und der Reduzierung der Kernwaffen. Doch gab man ihnen keinerlei Grund zu glauben, die Amerikaner seien bereit, die Ermittlungen in Bezug auf die Strategische Verteidigungsinitiative einzustellen oder zu stoppen. Ende jenes Jahres wurde ein Treffen von Präsident Reagan und Herrn Gorbatschow – mit ihren Außenministern – im isländischen Reykjawik zur Behandlung substanzieller Vorschläge vereinbart.

Fakt war, wir konnten die Ermittlungen zu neuen Waffenarten nicht mehr aufhalten. Wir mussten als erste in ihren Besitz kommen. Die Wissenschaft ist unmöglich aufzuhalten; auch durch Ignorieren lässt sie sich nicht aufhalten.

Zurückblickend kann man sagen, der Gipfel in Reykjavik an jenem Wochenende des 11. und 12. Oktober 1986 hatte eine völlig andere Bedeutung als jene, die ihm die meisten der damaligen Kommentatoren zuschreiben. Man hatte den Amerikanern eine Falle gestellt. Während des Gipfels kam es zu immer größeren sowjetischen Zugeständnissen. Sie kamen erstmals überein, die britischen und französischen Abschreckungselemente von den Verhandlungen über sie nuklearen Mittelstreckenkräfte auszuschließen und dass die Reduzierungen bei den strategischen Kernwaffen einer jeden Seite den gleichen Bestand gewährleisten – es soll sich also nicht um eine nur prozentuale Reduzierung handeln, die den Sowjets einen deutlichen Vorteil gebracht hätte. Auch kam es zu bedeutsamen Zugeständnissen bei der Anzahl der nuklearen Mittelstreckenkräfte. Als der Gipfel seinem Ende zuging, schlug Präsident Reagan eine Übereinkunft vor, wonach das gesamte Arsenal an strategischen Kernwaffen - Bomber, Marschflugkörper, Langstreckenraketen – binnen fünf Jahren auf die Hälfte zu reduzieren ist und die gewaltigsten dieser Waffen, die strategischen Abwehrraketen, in einem Zeitraum von zehn Jahren zu eliminieren sind. Herr Gorbatschow war noch ambitiöser: Er wollte, dass nach Ablauf von zehn Jahren sämtliche strategischen Kernwaffen vernichtet werden.

Doch dann wurde zum Abschluss des Treffens urplötzlich die Falle gespannt. Präsident Reagan hatte zugestimmt, dass für den Zeitraum von zehn Jahren beide Seiten vereinbaren, nicht vom Abkommen zur Begrenzung der Raketenabwehrsysteme zurückzutreten, wobei abkommenskompatible Entwicklungen und Tests zulässig sind.

Aber Reagan erlitt einen sonderbaren Gedächtnisverlust zur Frage des Auslösers für den brutalen militärischen Wettlauf, welcher der UdSSR auferlegt wurde und der einen außerordentlichen Wirtschaftsaufwand zur folge hatte. Sein mit viel Publicity unterstütztes Tagebuch erwähnt mit keinem Wort das Dossier Farewell.

In seinen täglichen Aufzeichnungen, neulich veröffentlicht, äußert Ronald Reagan über seinen Aufenthalt in Montebello, Kanada, am Sonntag den 19. Juli 1981:

Sonntag, am 19. Juli 1981

Das Hotel ist ein wunderschöner Bau, ausschließlich aus Baumstämmen. Das größte Blockhaus der Welt.

Ich hatte ein Gespräch unter vier Augen mit Kanzler Schmidt (Chef der deutschen Regierung). Er war echt deprimiert und pessimistisch in Bezug auf die Welt.

Danach traf ich mich mit Präsident Mitterand, erläuterte ihm unser Wirtschaftsprogramm und auch, dass wir nichts mit den hohen Zinssätzen zu tun haben.

An jenem Abend speisten wir Acht allein. Die sieben Staatschefs und der Präsident der Europäischen Gemeinschaft (Thorn). Es wurde zu einem echt ungezwungenen Gespräch über Fragen der Wirtschaft, im Wesentlichen auf Anraten der Premierministerin Thatcher.

Das Endergebnis der großen Verschwörung und das wahnsinnige und aufwendige Wettrüsten, als die Sowjetunion in Fragen Wirtschaft tödlich verletzt war, beschreibt der erste Präsident der Bush-Dynastie, George H. W. Bush, der am Zweiten Weltkrieg teilgenommen hatte, in der Einführung des Buches von Thomas C. Reed.

Er schrieb wörtlich:


Der kalte Krieg war ein Kampf zugunsten der leibhaftigen Seele der Menschheit. Es war ein Kampf zugunsten einer Lebensweise, geprägt von der Freiheit auf der einen und der Repression auf der anderen Seite. Ich glaube, wir haben bereits vergessen, wie lange der Kampf anhielt und wir hart er war und wie nahe wir zuweilen einem Kernwaffendesaster waren. Dass es nicht dazu kam, zeugt von den ehrenhaften Männern und Frauen beider Seiten, die die Ruhe bewahrten und das – ihrer Meinung nach – Richtige für Krisenzeiten taten.

Dieser Konflikt zwischen den Supermächten, die den Zweiten Weltkrieg überlebt hatten, setzte ein, als ich aus dem Krieg heimkehrte. Im Jahr 1948 schloss ich die Universität Yale ab. In jenem Jahr versuchten die Sowjets, den Zugang zu Westberlin zu sperren.

Jene Blockade führte zur Gründung der NATO, es folgte der erste sowjetische Atombombentest, und dann wurde es blutig mit der Invasion in Südkorea. Es folgten vier Jahrzehnte nuklearer Anfeindungen, Kriege, in denen eine jede Supermacht den Gegner ihrer gegnerischen Seite unterstützte, und Entbehrungen wirtschaftlicher Art.

Ich hatte das Privileg, Präsident der Vereinigten Staaten zu sein, als all das seinem Ende zuging.

Im Herbst 1989 begannen sich die Satellitenstaaten zu befreien, und es kam zu größtenteils friedlich verlaufenden Revolutionen in Polen, Ungarn, der Tschechoslowakei und Rumänien. Als die Berliner Mauer fiel, wussten wir, dass das Ende nahe war.

Noch zwei Jahre sollten vergehen, bis dem Imperium Lenins und Stalins ein Ende bereitet wurde. Ich erhielt die gute Nachricht in zwei Telefonaten. Das erste erreichte mich am 8. Dezember 1991. Aus einer Jagdhütte unweit von Brest in Weißrussland rief mich Boris Jelzin an. Unlängst war er zum Präsidenten der Republik Russland gewählt worden und hatte mit dem Präsidenten der Ukraine, Leonid Krawtschuk, und dem Präsidenten Weißrusslands, Stanislaw Schuschtschewik Gespräche geführt.

‚Heute hat sich etwas Bedeutsames in unserem Land ereignet‘, sagte Jelzin. ‚Und ich wollte es Ihnen mitteilen, bevor Sie es aus der Presse erfahren.‘ Und dann machte er mir die Mitteilung: Die Präsidenten Russlands, Weißrusslands und der Ukraine haben beschlossen, die Sowjetunion aufzulösen.

Zwei Wochen später bestätigte ein zweiter Anruf, dass die Sowjetunion verschwinden würde. Michail Gorbatschow rief mich am Weihnachtsmorgen 1991 in Camp David an. Er wünschte Barbara und mir glückliche Weihnachten und gab mit eine Zusammenfassung dessen, was in seinem Land geschehen war: Die Sowjetunion gab es nicht mehr. Er selbst war eben im nationalen Fernsehen aufgetreten, um den Fakt zu bestätigen, und hat die Kontrolle der sowjetischen Kernwaffen dem Präsidenten von Russland übertragen. ‚Sie dürfen einen ruhigen Weihnachtsabend genießen‘, sagte er zu uns. Und damit war alles zu Ende.

Aus einem Artikel der The New York Times geht hervor, dass bei dieser Operation fast alle in Reichweite der CIA befindlichen Waffen zum Einsatz kamen – psychologischer Krieg, Sabotage, Wirtschaftskrieg, strategischer Betrug, Aufklärung, kybernetischer Krieg – all dies in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Sicherheitsrat, dem Pentagon und dem FBI. Das starke sowjetische Spionageteam wurde zerstört, die Wirtschaft geschädigt und der Staat jenes Landes destabilisiert. Es war ein voller Erfolg. Wäre es in umgekehrter Richtung verlaufen (die Sowjets gegen die US-Amerikaner), hätte es den Anschein eines terroristischen Aktes haben können.

Dieses Thema ist auch Gegenstand eines anderen erst neulich veröffentlichten Buches. Es trägt den Titel Legacy of Ashes. Auf der Umschlagklappe des Buches steht, dass der Autor Tim Weiner Reporter der New York Times ist, der zwanzig Jahre lang über die US-amerikanischen Nachrichtendienste geschrieben hat und für seine Arbeit über die Geheimprogramme der Nationalen Sicherheit den Pullitzer-Preis erhielt. Er war in Afghanistan und anderen Ländern, um die verdeckten Operationen der CIA aus erster Hand zu ermitteln. Jenes ist sein drittes Buch.

“Legacy of Ashes beruht auf mehr als 50 000 Dokumenten, die vor allem aus CIA-Archiven selbst stammen, und hunderten Interviews von Veteranen der genannten Agentur, einschließlich von zehn Direktoren. Es zeigt uns ein Panorama des CIA seit seiner Gründung nach dem Zweiten Weltkrieg, von den Schlachten des kalten Krieges und bis zum Krieg gegen den Terrorismus, der am 11. September 2001 begonnen wurde.“

Der im Juni 2006 in Rebelión veröffentlichte Artikel von Jeremy Allison und die von Rosa Miriam Elizalde am 3. und 10. September des laufenden Jahres 2007 veröffentlichten verurteilen öffentlich diese Tatsachen und heben dabei die Idee von einem der Gründer der freien Software hervor, der aufzeigte: „In dem Maße wie die Technologien komplizierter werden, wird es schwieriger werden, Aktionen jener Art aufzudecken“.

Rosa Miriam veröffentlichte zwei kurze Kommentare, jeder von ihnen von knapp fünf Seiten. Wenn sie das will, kann sie ein dickes Buch schreiben. Ich kann mich gut an sie erinnern, seitdem sie mich damals als sehr junge Journalistin ungeduldig fragte, - es war zu keinem anderen Zeitpunkt als einer Pressekonferenz vor mehr als 15 Jahren - ob ich der Meinung sei, dass wir die Sonderperiode überstehen könnten, die mit dem Verschwinden des sozialistischen Lagers auf uns hereinstürzte.

Die UdSSR ist mit Knall und Fall zusammengebrochen. Seitdem haben bei uns mehrere hunderttausend junge Menschen ihre Hochschulausbildung absolviert. Was für eine andere ideologische Waffe bleibt uns denn, als ein höheres Bewusstseinsniveau! Wir hatten sie, als wir ein Volk waren, dessen Mehrheit aus Analphabeten und Halbanalphabeten bestand. Wenn man wissen will, was echte Bestien sind, dann braucht man nur im Menschen die Instinkte überwiegen zu lassen. Darüber kann man viel reden.

In der Gegenwart ist die Welt von einer verheerenden Wirtschaftskrise bedroht. Die Regierung der Vereinigten Staaten verwendet alle nur denkbaren wirtschaftlichen Ressourcen dafür, ein Recht zu verteidigen, das die Souveränität aller anderen Länder verletzt, und zwar das folgende: weiter mit Banknoten aus Papier die Rohstoffe, die Energie, die Hightech-Industrien, die ertragreichsten Ländereien und die modernsten Immobilien unseres Planeten zu kaufen.



Fidel Castro Ruz
18. September 2007
18.37 Uhr

Dienstag, 11. September 2007

Das Imperium und die Lüge

Reflexionen des Comandante en Jefe: Das Imperium und die Lüge

Reagan war der Schöpfer der Cuban-American National Fundation (Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung), deren unheilvolle Rolle bei der Blockade und dem Terrorismus gegen Kuba Jahre später aufgedeckt wurde, als die US-Regierung geheime Dokumente veröffentlichte, obwohl diese noch voller beschämender Streichungen sind. Wenn sie eher bekannt geworden wären, hätte das unsere Haltung nicht verändert.

Als am 30. März 1981 die Nachricht Kuba erreichte, dass ein Attentat stattgefunden hatte, bei dem Schüsse aus einer kleinkalibrigen Waffe auf Reagan abgegeben worden waren, haben wir eine Botschaft entsendet, in der wir unsere Verurteilung dieser Tat ausdrückten. Eine Bleikugel Kaliber 22 steckte in einer seiner Lungenflügel und verursachte ihm Risiken und persönliche Leiden. Die Botschaft ist in dem Gespräch enthalten, welches der damalige Außenminister Isidoro Malmierca mit Wayne Smith, Leiter der Interessenvertretung der Vereinigten Staaten in Havanna, auf genaue Anweisungen führte.

Im Folgenden wörtliche Absätze des Gesprächs zwischen Beiden:

„ISIDORO MALMIERCA: Wir haben Sie auf ausdrückliche Anweisung von Präsident Fidel Castro bestellt und empfangen. Er bat mich, Ihnen Folgendes zu erläutern: Erstens, unsere Anerkennung bezüglich der uns von Ihnen durch den Direktor Joaquín Más übermittelten Information über das von Präsident Reagan erlittene Attentat. Andererseits möchten wir Ihnen auch im Namen von Präsident Fidel Castro zum Ausdruck bringen, wie sehr wir diese Tat bedauern und ebenfalls unsere Hoffnung und unsere Wünsche übermitteln, dass Präsident Reagan sich schnellst möglich von diesem Attentat erholt.

WAYNE SMITH: Vielen Dank.

ISIDORO MALMIERCA: Wir haben Nachrichten über die ihm zugekommene ärztliche Behandlung erhalten. Zu Beginn hatten Sie auch die Information bekommen, dass die Attentatsfolgen weniger kompliziert schienen, aber es scheint schwerwiegender zu sein und er wurde einem chirurgischen Eingriff unterzogen.

WAYNE SMITH: Ja. Unser Eindruck ist, dass er schon operiert wurde, aber über Rundfunk wird gerade berichtet, dass man jetzt zu operieren beginnt. Es ist möglich, dass er, sagen wir, in einer Stunde aus dem Operationsraum kommt. Das heißt, eine 3stündige Operation ist keine Kleinigkeit und erst recht nicht bei einem 70jährigen Mann. Es wird gesagt, dass keine Gefahr besteht. Ich lege das so aus, dass keine unmittelbare Gefahr besteht. Aber bei einem 70jährigen Mann ist eine 3stündige Operation etwas Ernsthaftes. Aber man sagt, dass die Situation nicht schwerwiegend und sein Zustand stabil ist. Wir hoffen, dass alles gut ausgeht. Ich danke Ihnen für ihre guten Wünsche und ihre Nachfrage und die Botschaft von Präsident Fidel Castro.

ISIDORO MALMIERCA: Herr Frechette in Washington hat sich ebenfalls an die Interessenvertretung von Kuba gewandt und uns Angaben zur Situation übermittelt. Er erklärte, dass Sie ebenfalls Information hierüber erhalten haben. Gut, ich wiederhole, dass Präsident Fidel Castro mich persönlich beauftragt hat, ein Gespräch mit Ihnen zu führen und Ihnen unsere Wünsche auszudrücken, dass Präsident Reagan sich schnell von den Folgen des Attentats erholt.

WAYNE SMITH: Vielen Dank. Mein Gott! Das ist schwer. Präsident Kennedy wurde in Dallas ermordet und es scheint, dass der Verantwortliche für das Attentat auf Reagan aus Dallas ist. Er wohnt jetzt in Colorado, aber er ist aus Dallas. Ich weiß nicht…

ISIDORO MALMIERCA: Ich habe in Agenturmeldungen gelesen, dass er in der Nähe von Denver geboren wurde, 30 Kilometer von Denver entfernt.

WAYNE SMITH: Ich weiß es nicht. Einer meiner Konsuln hier in der Interessenvertretung hat mir gesagt, dass er im Rundfunk gehört hat, dass es ein Typ ist, der zur selben Schule wie er gegangen ist. Ich weiß nicht, vielleicht hat er ein paar Jahre in Dallas gelebt. Ich weiß nicht, was die Atmosphäre von Dallas hat.

ISIDORO MALMIERCA: Es wird behauptet, dass sie drei Brüder sind, Söhne eines Mannes, der im Erdölgeschäft steht.

WAYNE SMITH: Das ist sein Vater, ja. Er selbst ist ein Typ von 22 Jahren, der Student an der Universität von Yale war, aber sein Studium vor kurzem aufgegeben hatte. Vielleicht ist er nachtragend, ein gescheiterter junger Mann, der gefühlsmäßig gehandelt hat. Offen gesagt bin ich froh, dass es so ein Typ wie er ist und nicht, sagen wir einmal, ein Puertoricaner oder so, was politische Auswirkungen hervorrufen könnte.

ISIDORO MALMIERCA: Die Spekulationen über politische Motive, dies zu tun.

WAYNE SMITH: Ja, das könnte unbestreitbar politischen Auslegungen Vorschub geben. Ein junger Weißer aus Colorado, Texas; da ist es sehr schwer politische Auslegungen zu machen.

ISIDORO MALMIERCA: Es gab sogar schon einige Polizeiinformationen, die davon sprechen, dass es sich um einen allein handelnden Mann, ohne Verbindungen zu anderen Gruppen handelt…

WAYNE SMITH: Ja, es muss ein Verrückter oder Fanatiker gewesen sein, dass er so nahe an den Präsidenten herankam… Gut, er wurde sofort gefangen genommen. Er zog seine Pistole und schoss..

„ISIDORO MALMIERCA: Brady ist verstorben?“

„WAYNE SMITH: Nein.

ISIDORO MALMIERCA: Es wurde behauptet, dass er tot sei.

WAYNE SMITH: Ja. Es gab Berichte, die behaupteten, dass er verstorben sei, aber zuletzt wurde gesagt, dass er schwer verletzt, aber nicht gestorben ist. Ich kann mir vorstellen, dass es bei Kaliber 45 tödlich gewesen wäre, aber bei Kaliber 22 hat er gewisse Möglichkeiten… aber mir scheint, dass er einen Kopfschuss erhielt, offensichtlich war es ein Kopfschuss… Das ist nichts Gutes, es gibt nicht viele Hoffnungen.

ISIDORO MALMIERCA: Ein Kopfschuss jeglichen Kalibers ist etwas sehr Schwerwiegendes.

WAYNE SMITH: Bradys Zustand ist sehr schlimm. Er könnte überleben, würde aber dahinvegetieren.

ISIDORO MALMIERCA: Ich bedauere, dass unsere Unterredung durch so ein bedauerliches Ereignis verursacht wurde.

WAYNE SMITH: Ich danke für Ihre guten Wünsche. Ich werde sofort eine Meldung über unsere Unterredung an meine Regierung schicken. Ich bitte Sie, Präsident Fidel Castro meinen Dank auszusprechen.


Ich gebe keinen Kommentar ab. Die Version von Malmierca, die unmittelbar nach der Unterredung aufgesetzt wurde spricht für sich. Wayne Smith ist heutzutage ein standhafter Kämpfer gegen die Blockade und die Aggressionen gegen Kuba.

Aber hier endet die Geschichte über unsere Haltung bezüglich des Präsidenten eines Landes, das seit den Zeiten von Eisenhower mehrere hundert Pläne zu meiner leiblichen Beseitigung ausgearbeitet hat, nicht.

Eine im Sommer 1984 einem für die Sicherheit der kubanischen Vertreter in der UNO verantwortlichen Beamten sehr vertraulich übergebene Information warnte vor einem Attentatsplan gegen Präsident Ronald Reagan seitens einer rechtsextremen Gruppe in North Carolina. Als sie uns bekannt wurde, beschlossen wir, dies unmittelbar den US-Behörden mitzuteilen. Unser Beamter schlug vor, es über Robert C. Muller, Sicherheitschef der US-Vertretung vor den Vereinten Nationen, zu übergeben, zu dem zwecks des Schutzes der kubanischen Delegationen, welche den internationalen Organismus besuchten, Kontakte bestanden.

Das Attentat sollte sehr bald stattfinden, wenn Reagan als Teil der Wahlkampagne zur Wiederwahl North Carolina besuchen würde.

Die Information war komplett; sie teilte Namen der am Plan Beteiligten mit; den Tag, die Stunde und den Ort, wo der Präsidentenmord sein würde; die Art der Bewaffnung, über welche die Terroristen verfügten und wo sie die Waffen aufbewahrten; und außerdem, den Versammlungsort der Elemente, welche die Aktion planten, und enthielt einen kurzen Bericht darüber, was sie bei jener Zusammenkunft gesagt hatten.

Die Übergabe der Information wurde bei einem Treffen mit Muller in einem Gebäude in der Straße 37 und Thirth Avenue vorgenommen, zwei Häuserblöcke vom Gebäude der kubanischen Vertretung entfernt.

Es wurden ihnen alle bekannten Einzelheiten übergeben, wobei man absicherte, dass das Wichtigste ganz klar wurde, das heißt, die Namen der darin Verwickelten, der Ort, die Uhrzeit und die Art der Waffen, die dazu verwendet würden.

Zu Ende des Austauschs teilte unser Beamter ihnen mit, dass er Anweisungen der Regierung von Kuba erhalten hatte, dies dringlichst zu tun und dass er ausgewählt worden war, weil bekannt war, dass er ein Fachmann in Sicherheitsfragen war.

Muller las, was er geschrieben hatte, um sich zu versichern, dass er nichts verfälscht hatte und dass alle wichtigen Elemente vorhanden waren.

Er fragte nach der Quelle und es wurde ihm gesagt, dass sie sicher sei. Er trug vor, dass sich der Geheimdienst gezwungen sehen würde, sich mit den kubanischen Beamten zu treffen. Es wurde ihm geantwortet, dass man nichts dagegen habe.

Ungefähr um 16.30 Uhr jenes Tages trafen die Geheimdienstagenten mit der kubanischen Vertretung zusammen.

Die Unterredung fand im Appartment 34-F im 34. Stock eines Ruppert Towers genannten Gebäudekomplexes statt, der an der Straße 92 zwischen der Thirth Avenue und Second Avenue liegt, im höher gelegenen Teil von Manhattan.

Die Agenten waren zwei junge weiße Männer, mit sehr kurz geschnittenem Haar und im Anzug. Ihr Ziel war vor allem, das zu überprüfen, was Muller ihnen übermittelt hatte, denn sie hatten eine Abschrift der Meldung in der Hand, welche dieser ihnen geschickt hatte. Bei der Überprüfung der Meldung wurde ihnen versichert, dass nichts fehlte.

Die Geheimdienstagenten wollten wissen, wer die Information gegeben hatte und wie sie in unsere Hände gelangt war. Man antwortete ihnen dasselbe, was man Muller gesagt hatte. Sie fragten ebenfalls nach, ob zusätzliche Informationen möglich wären und es wurde ihnen gesagt, dass im Fall von Neuigkeiten, diese ihnen sofort mitgeteilt würden.

Sie übergaben ihre Visitenkarte und baten, dass man sie direkt anrufen solle, wenn zusätzliche Angaben bekannt würden. Sie sagten, dass es nicht notwendig wäre, dies über Muller zu tun.

Am darauf folgenden Montag wurde uns bekannt, dass der Federal Bureau of Investigation in North Carolina eine Gruppe Personen festgenommen hatte, die mehrerer Dinge beschuldigt wurden, keine davon – wie anzunehmen ist – hat etwas mit einem Attentat auf Präsident Reagan zu tun, der kurz darauf als Bestandteil seiner Kampagne zur Wiederwahl als Präsident in jenen Staat reiste.

Bevor vier oder fünf Tage nach der Verhaftung vergangen waren, d.h. Ende derselben Woche, rief Muller in der Vertretung an, um den kubanischen Beamten zum Mittagessen einzuladen, was sie im Restaurant für Delegierte der Vereinigten Nationen taten. Er bat als erstes, der Regierung von Kuba den Dank der Regierung der Vereinigten Staaten über die übermittelte Information auszudrücken und bestätigte, dass sie gegen die Gruppe der Verwickelten vorgegangen waren. Ein kubanischer Kämpfer gegen den Terrorismus hat das Leben eines Präsidenten der Vereinigten Staaten gerettet!

Eine gewisse US-amerikanische Presse erwähnt ein intimes Tagebuch von mehr als 700 Seiten mit persönlichen Aufzeichnungen von Reagan seit seiner Machtübernahme bis zur Machtübergabe an Bush (Senior) und versucht es so darzustellen, dass seine Regierung nicht so aggressiv gegen Kuba war.

Es wird jedoch gesagt, dass Robert McFarlane, damals Unterstaatssekretär unter Alexander Haig, in seinen Memoiren behauptete: „Von allen Regierungen, die sich seit 1959 mit Fidel Castro auseinandersetzen mussten, schien die von Reagan diejenige, welcher es am wenigsten anstand, mit dem kommunistischen Regime von Kuba einen Dialog zu führen.“

Vielleicht spürte Reagan irgendeine Dankbarkeit sowohl aufgrund unserer Besorgnis, als er 1981 das Attentat erlitt, als auch wegen der Mitteilung, die sein Leben vor einer unmittelbaren Gefahr rettete, und er dankte dafür über Robert C. Muller.

Reagan war es, der mit Kuba das erste Migrationsabkommen unterzeichnete, aber er konnte seinem Umfeld nicht entkommen, denn andere, die noch weiter rechts standen, hätten ihn leiblich beseitigt, wie sie es mit Kennedy getan haben, nachdem ihm das schreckliche Risiko eines Atomkrieges bekannt geworden war. Ohne Zweifel hat Reagan seine Politik gegenüber Kuba in einem Wahljahr verändert. Er hielt das unterzeichnete Abkommen nicht ein, das die Erteilung von bis zu 20 000 Visa pro Jahr für sicheres Reisen festlegte, indem er weniger als tausend erteilte und behielt das so genannte Cuban Adjustment Act bei, das so viele Leben von Kubanern gekostet hat.

Am 11. September 2001 geschah im Nachbarland ein echtes Chaos. Lange Zeit war es den Flughäfen verboten, Landungen zu gestatten. Eine Unzahl an Passagierflügen befand sich im Luftraum. Das waren die Nachrichten, die über die Massenmedien der Vereinigten Staaten übermittelt wurden. Es wurde von mehreren tausend Opfern in New York berichtet, darunter Personal, das in den Zwillingstürmen arbeitete, Feuerwehrmänner und Besucher. Man sprach auch von den Menschen, die sich in einem gegen das Pentagon lancierten Passagierflugzeug befanden. Wir boten an, falls das in einem Fall notwendig wäre, Blut von sicherer Herkunft zu schicken, von Spendern, die gewöhnlich ihr Blut gaben. Das Blutspenden ist seit langem eine Tradition der kubanischen Revolution.

Zufällig traf das mit dem Tag zusammen, an dem wir für 18 Uhr knapp 15 000 Studenten und Hochschulabsolventen zur Neueinweihung der Schule „Salvador Allende“ aufgerufen hatten, an der 3 599 junge Menschen ihr Hochschulstudium beginnen würden, um sich mit neuen und überprüften Methoden darauf vorzubereiten, um als Grundschullehrer zu fungieren.

Heute sind schon sechs lange Jahre seit jenem schmerzhaften Ereignis vergangen. Heutzutage ist bekannt, dass es absichtlich Falschinformation gegeben hat. Ich kann mich nicht daran erinnern, an jenem Tag davon sprechen gehört zu haben, dass in den Kellergeschossen jener Türme, in deren Obergeschossen multinationale Banken und andere Büros untergebracht waren, ungefähr 200 Tonnen Goldbarren gelagert waren. Der Befehl lautete, jeden zu erschießen, der versuchen würde, bis zu dem Gold vorzudringen. Die Berechnungen über Stahlstrukturen und Flugzeugeinschlag, die gefundenen Blackboxen und was diese aufdeckten sind nicht mit den Kriterien von Mathematikern, Seismologen, Informationsfachleuten, Demolierungsfachleuten usw., usf. in Übereinstimmung zu bringen. Das Dramatischste ist die Behauptung, dass wahrscheinlich niemals bekannt werden wird, was wirklich geschah. Jedoch ist bekannt, dass mehrere Personen, die von New Jersey nach San Francisco flogen, mit Angehörigen sprachen, als das Flugzeug sich schon unter Kontrolle von Individuen befand, die nicht zu dessen normaler Besatzung gehörten.

Wenn man den Einschlag von ähnlichen Flugzeugen, wie dem gegen die Türme lancierten analysiert, die aufgrund von Unfällen in dicht besiedelten Städten abgestürzt sind, dann lautet die Schlussfolgerung, dass kein Flugzeug über dem Pentagon zerschellte und dass allein ein Projektil solch eine geometrisch runde Öffnung verursacht haben kann, die in jener Einrichtung ein angebliches Flugzeug bewirkt hatte. Es erscheint auch überhaupt kein Fahrgast, der dort ums Leben gekommen wäre. Niemand auf der Welt bezweifelte die Nachrichten, die über einen Angriff auf das Pentagongebäude erhalten wurden. Wir wurden wie alle anderen Erdbewohner getäuscht.

Als ich an jenem 11. September im Sportsaal Ciudad Deportiva sprach, habe ich unter anderem auch das Thema der Tragödie in den Vereinigten Staaten angesprochen. Um nicht die gesamte Rede hier zu wiederholen, habe ich wörtliche Absätze daraus entnommen:

[…] Wir hatten nicht die Absicht, die Veranstaltung abzusagen, sie konnte trotz der durch die Ereignisse geschaffenen internationalen Spannung nicht abgesagt werden. Ich denke, dass viele die Nachrichten kennen; doch in der Essenz bestanden sie darin, dass etwa um 9.00 Uhr morgens eine Boeing – eine von den großen – direkt an einem der zwei Gebäude des berühmten Turms von New York zerschellte, eines der höchsten Gebäude der Welt, das zwei Flügel hat. Natürlicherweise brach dies angesichts der großen Menge an Brennstoff von einem dieser großen Flugzeuge in Flammen aus; es kommt zu gewaltigen Szenen, und 18 Minuten später kommt es zu einem weiteren Angriff eines Flugzeuges, ebenfalls einer US-amerikanischen Fluggesellschaft, und dieses zerschellt direkt an dem anderen Flügel des Turms.

Einige Minuten später, zerschellt ein anderes Flugzeug am Pentagon. Es erscheinen inmitten einer gewissen Verwirrung Nachrichten von einer Bombe gegenüber dem State Department, und von anderen alarmierenden Geschehnissen, obwohl ich die wichtigsten genannt habe.

Offensichtlich war das Land Opfer eines gewaltsamen und überraschenden Angriffs geworden, unerwartet, ungewöhnlich, etwas wirklich Eigenartiges, was zu eindrucksvollen Szenen führte, besonders als die beiden Türme brannten und vor allem als beide mit ihren 100 Stockwerken zusammenbrachen und auf andere nahe gelegene Gebäude stürzten, und man erfuhr, dass dort mehrere zehntausende von Menschen in verschiedenen Büros arbeiteten, die zahlreiche Firmen unterschiedlicher Länder vertreten.

Es war logisch, dass dies zu einer großen Aufregung in den USA und auf der ganzen Welt führen würde, die Börsen begannen zusammenzubrechen, und wegen der politischen, wirtschaftlichen, technologischen Bedeutung und der Macht der Vereinigten Staaten war die Welt heute angesichts jener Ereignisse aufgerüttelt, so dass es notwendig war, diese den ganzen Tag zu verfolgen, während unsererseits gleichzeitig die Aufmerksamkeit im Hinblick auf die Bedingungen und die Umstände, unter denen diese Veranstaltung stattfinden sollte, aufrechterhalten wurde.

Deshalb gab es zwei Themen: die Schule und ihr äußerst wichtiges beginnendes Schuljahr, und die politische und menschliche Katastrophe, zu der es dort gekommen war, besonders in New York.

[…] Heute ist ein Tag der Tragödie für die Vereinigten Staaten. Ihr wisst sehr gut, dass hier niemals Hass gegen das US-amerikanische Volk gesät wurde. Vielleicht ist Kuba - eben genau wegen seiner Kultur und aufgrund fehlender Komplexe und weil es sich vollkommen frei fühlt, mit Vaterland und ohne Herrn – das Land, wo die US-Bürger am respektvollsten behandelt werden. Niemals haben wir irgendeine Art von nationalem Hass oder etwas Ähnliches wie Fanatismus gepredigt, deshalb sind wir so stark, weil wir unser Verhalten auf Prinzipien und Ideen gründen, und wir behandeln jeden US-Bürger, der unser Land besucht, mit großem Respekt– und sie bemerken dies.

Außerdem vergessen wir nicht das US-amerikanische Volk, das den Vietnam-Krieg mit seiner enormen Opposition gegen jenen völkermörderischen Feldzug beendete; wir vergessen nicht das US-amerikanische Volk, das mit einem Anteil vom mehr als 80% die Rückkehr Eliáns in unser Vaterland unterstützte. Wir vergessen nicht, wieviel Idealismus es hat, der oftmals durch den Betrug in Mitleidenschaft gezogen wird, denn – wie wir oft gesagt haben – um einen US-Amerikaner dazu zu bringen, eine ungerechte Sache, einen ungerechten Krieg zu unterstützen, muss man ihn zunächst betrügen. Und die in der internationalen Politik dieses enormen Landes benutzte klassische Methode besteht darin, zunächst zu betrügen, um danach auf die Unterstützung der Bevölkerung zu zählen. Wenn dies umgekehrt geschieht und das Volk der USA aufgrund seiner Tradition des Idealismus entdeckt, dass etwas ungerecht ist, widersetzt es sich dem, was es zuvor unterstützte. Oftmals handelte es sich um sehr ungerechte Gründe und das US-amerikanische Volk war davon überzeugt, dass das, was es unterstützte, gerecht sei.

Deshalb haben wir – wir kennen nicht die exakte Zahl, doch wir haben beeindruckende Szenen des Leids und möglicher Opfer gesehen – einen tiefen Schmerz und Traurigkeit für das Volk der USA gefühlt, treu der Linie, die wir immer verfolgt haben.

Weder schmeicheln wir Regierungen, noch bitten wir um Vergebung oder Gefallen oder hegen in unserer Brust auch nur das geringste Atom der Furcht. Die Geschichte der Revolution hat bewiesen, wie fähig sie zur Herausforderung, zum Kampf und zum Aushalten dessen ist, was sie aushalten muss, etwas, was uns zu einem unbesiegbaren Volk gemacht hat. Das sind unsere Prinzipien, eine Revolution gründet sich auf Ideen, auf der Überzeugung und nicht auf der Gewalt.

[…] Unsere Reaktion war die, die ich erwähnte, und wir wollten, dass unser Volk die Szenen sieht und die Tragödie betrachtet. Und wir haben nicht gezögert, öffentlich unser Mitleid auszudrücken. Hier habe ich eine Erklärung ausgearbeitet, die der internationalen Presse gegen 15.00 Uhr übergeben wurde, sobald die Geschehnisse bekannt wurden. Währenddessen war unser Fernsehen mit der Verbreitung der Ereignisse beschäftigt. Die Erklärung sollte unserem Volk in den Nachrichten um 20.00 Uhr bekannt gegeben werden.

Ich nehme dies hier einige Minuten vorweg, um euch die Offizielle Erklärung der Kubanischen Regierung zu den Ereignissen in den Vereinigten Staaten zur Kenntnis zu bringen.

„ Die Regierung der Republik Kuba hat mit Schmerz und Traurigkeit die Nachrichten über die gewaltsamen und überraschenden Anschläge entgegengenommen, die am heutigen Morgen gegen zivile und staatliche Einrichtungen in den Städten New York und Washington verübt wurden und zahlreiche Opfer gefordert haben.

[…] „Es ist nicht möglich zu vergessen, dass unser Volk über mehr als 40 Jahre hinweg Opfer solcher Aktionen war, die ausgehend vom Staatsgebiet der USA selbst gefördert wurden.

Sowohl aus historischen Gründen als auch aus ethischen Prinzipien lehnt die Regierung unseres Landes mit aller Energie die gegen die erwähnten Einrichtungen begangenen Anschläge ab, verurteilt sie und drückt dem US-amerikanischen Volk ihre ehrlichste Anteilnahme für die schmerzhaften und nicht zu rechtfertigenden Verluste an Menschenleben aus, die die erwähnten Angriffe verursacht haben.

In dieser bitteren Stunde für das Volk der USA solidarisiert sich unser Volk mit dem Volk der Vereinigten Staaten und drückt seine vollkommene Bereitschaft aus, im Rahmen seiner bescheidenen Möglichkeiten mit den Institutionen des Gesundheitswesens oder jeglichen anderen medizinischen oder humanitären Einrichtungen dieses Landes bei der ärztlichen Betreuung, Überwachung und Rehabilitation der Opfer der Geschehnisse des heutigen Morgens zusammenzuarbeiten ".

Auch wenn man nicht weiß, ob die Zahl der Opfer 5 000, 10 000, 15 000 oder 20 000 beträgt, weiß man, dass allein in den Flugzeugen, die gegen die Türme gelenkt wurden und zerschellten, oder gegen das Pentagon, Hunderte von Passagieren reisten, und wir boten das an, was wir konnten, falls es benötigt würde.

Jenes ist ein medizinisch und wissenschaftlich weit entwickeltes Land mit Ressourcen. Doch es gibt Momente, in denen Blut einer bestimmten Blutgruppe benötigt wird, Plasma – jegliches andere Produkt, das wir spenden können, dann würden wir es mit Vergnügen spenden – oder ärztliche Unterstützung, oder Krankenpflegepersonal, denn wir wissen, dass viele Krankenhäuser ein Defizit an bestimmten Technikern und Fachleuten haben. Kurzum, wir hatten die Absicht, unsere Haltung und unsere Bereitschaft bezüglich dieser tragischen Geschehnisse auszudrücken.

[…] Die Flugzeugentführungen, eine im Kampf gegen Kuba erfundene Methode, wurden zu einer universellen Plage, und es war Kuba, das dieses Problem letztendlich löste, nachdem es zuvor wiederholt davor gewarnt hatte. Wir lieferten zwei Entführer an die USA aus. Es ist schmerzhaft, es waren kubanische Staatsbürger, doch wir hatten gewarnt, sie kamen und wir schickten sie zurück, wir hielten das öffentlich gegebene Wort. Doch niemals, nicht einmal danach, übersandten sie uns Nachrichten für die Verwandten der Entführer. Sie haben ihre Art zu handeln. Niemand weiß etwas. Ich weiß, dass sie sie zu 40 Jahren verurteilten, und das beendete die Entführung von Flugzeugen.“

[…] keines der aktuellen Probleme der Welt kann mit Gewalt gelöst werden, es gibt weder eine globale, noch eine technologische oder militärische Macht, die eine totale Immunität gegen solche Geschehnisse gewährleisten könnte, denn es können schwer zu entdeckende Aktionen von kleinen Gruppen sein.

Es ist sehr wichtig zu wissen, welche die Reaktion der US-Regierung sein wird. Möglicherweise kommen gefährliche Tage auf die Welt zu, ich spreche dabei nicht von Kuba. Kuba ist das Land, das von allen Ländern der Welt am ruhigsten ist, und zwar aus verschiedenen Gründen: wegen unserer Politik, unserer Kampfformen, unserer Doktrin, unserer Ethik und außerdem, Genossinnen und Genossen, wegen des Nichtvorhandenseins von Furcht.

Nichts beunruhigt uns, nichts schüchtert uns ein. Es wäre sehr schwierig, eine Verleumdung gegen Kuba zu fabrizieren, das würde nicht einmal der glauben, der sie erfindet und patentiert, es ist sehr schwierig; und Kuba ist heutzutage nicht irgend etwas auf der Welt, es hat eine sehr starke moralische Position und eine sehr feste politische Position.

[…] Die nächsten Tage werden inner- und außerhalb der Vereinigten Staaten angespannt sein, unzählige Leute werden beginnen, ihre Meinungen abzugeben.

[…] dann würden wir denjenigen, die das mächtige Imperium leiten, den Rat erteilen, gelassen zu sein, mit Gleichmut zu handeln, sich nicht von Wut- oder Hassanfällen mitreißen zu lassen und nicht Leute zu jagen, indem sie überall Bomben abwerfen.

Ich wiederhole, dass keines der Probleme der Welt, und auch nicht das des Terrorismus, durch Gewalt gelöst werden kann, und dass jede Gewaltaktion, jede unüberlegte Aktion mit Gewaltanwendung an irgendeinem Ort, die Probleme der Welt ernsthaft verschärfen würde.

Der Weg liegt weder in der Gewalt noch im Krieg. Ich sage das hier mit aller jener Autorität, immer mit Aufrichtigkeit gesprochen zu haben, feste Überzeugungen und die Erfahrung zu besitzen und die Jahre des Kampfes durchlebt zu haben, die Kuba erlebt hat. Nur die Vernunft, die intelligente Politik der Suche nach der Kraft des Konsenses und die Weltöffentlichkeit können das Problem an der Wurzel lösen. Ich glaube, dass dieses so ungewöhnliche Ereignis dazu dienen sollte, den internationalen Kampf gegen den Terrorismus aufzunehmen; doch der internationale Kampf gegen den Terrorismus wird nicht gelöst, indem man einen Terroristen hier und einen anderen dort eliminiert, hier und dort tötet, ähnliche Methoden anwendet wie die Terroristen und unschuldige Menschenleben opfert. Das Problem wird unter anderem dadurch gelöst, dass man den Staatsterrorismus und andere abscheuliche Formen des Tötens beendet, indem man die Völkermorde beendet und treu eine Politik des Friedens und des Respekts vor unumgänglichen moralischen und legalen Normen verfolgt. Die Welt kann nicht gerettet werden, wenn sie nicht eine Linie des Friedens und der internationalen Zusammenarbeit verfolgt.

[…] Wir haben bewiesen, dass wir überleben, leben und voranschreiten können, und all das, was heute hier gezeigt wird, ist der Ausdruck eines Fortschritts ohne Parallelen in der Geschichte. Man schreitet nicht nur voran, indem man Autos produziert, man schreitet voran, indem man Intelligenzen entwickelt, Kenntnisse vermittelt, Kultur schafft und die Menschen behandelt, wie sie behandelt werden müssen. Das ist das Geheimnis der enormen Kraft der Revolution.

Die Welt kann nicht auf anderen Wegen gerettet werden, und ich beziehe mich in diesem Fall auf die gewaltsamen Situationen. Man strebe nach dem Frieden an allen Orten, um alle Völker gegen diese Plage des Terrorismus zu schützen. Es gibt eine andere schreckliche Plage, die zum Beispiel AIDS heißt, die Dutzende Millionen Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf der Welt durch Hunger, Krankheiten und fehlende ärztliche Betreuung und Medikamente tötet.

Es gibt auf dem Gebiet der Politik absolutistische Ideen, ein Einheitsdenken, dass man der Welt aufzudrängen versucht. Dies führt überall zu Rebellionen und Irritationen.

Diese Welt wird nicht gerettet – und das hat schon nicht mehr mit dem Terrorismus zu tun -, wenn diese ungerechte wirtschaftliche und soziale Ordnung sich weiterhin ausbreitet oder angewandt wird. Sie führt die Welt in die Katastrophe, auf einen Weg, von dem es weder eine Möglichkeit einer Ausflucht für die 6,2 Milliarden heutigen Bewohner der Erde noch für deren zukünftige Kinder gäbe. Der Planet wird immer mehr zerstört und in die Armut, die Arbeitslosigkeit, den Hunger und die Verzweiflung getrieben. Dies beweisen die Massen an verschiedenen bereits historischen Orten wie Seattle, Quebec, Washington und Genua.

Die mächtigsten Führer der Weltwirtschaft und –politik können sich fast schon nicht mehr treffen. Die Leute haben immer weniger Angst, sie lehnen sich auf, das kann man an allen Orten spüren. Ich war gerade in Durban, Provinz von Südafrika, und sah dort Tausende von Personen, die zu Nichtregierungsorganisationen gehörten; man sieht die Unzufriedenheit auf der Welt wie Schaum wachsen. […]


Was für ein Riesenunterschied zwischen dem Verhalten der Regierung von Kuba und dem der Regierung der Vereinigten Staaten! Die Revolution, die sich auf die Wahrheit gründet und das Imperium, das sich auf die Lüge gründet!



Fidel Castro Ruz
11. September 2007
17.25 Uhr

Freitag, 7. September 2007

W und die APEC

Reflexionen des Comandante en Jefe: W und die APEC

So schnell aufeinander folgt eine wichtige Versammlung auf die andere und mit so hoher Geschwindigkeit fliegt und spricht Bush, dass es fast unmöglich ist, Buch zu führen. Bei seiner Reise nach Sydney machte er gerade an so einem Ort wie Irak einen mehrstündigen Zwischenaufenthalt. Ich kann nicht genau sagen, ob das vor zwei oder drei Tagen geschah, denn wenn in Sydney Donnerstag ist und die Sonne fast senkrecht auf die Erde scheint, dann ist es in Havanna noch Mittwoch und die Luft ist nachtfrisch. Der globalisierte Planet Erde ändert sich und wandelt Konzepte ab. Nur eine einzige Wirklichkeit bleibt unerschütterlich: das Netz an Luft-, Flotten-, Land- und Weltraum-Militärstützpunkten des Imperiums, welches immer mächtiger und gleichzeitig schwächlicher ist.

Man braucht keine besondere Überzeugungskunst anzuwenden. Lassen wir die US-Nachrichtenagentur selbst sprechen.

„SYDNEY, Australien (AP):Der Präsident der Vereinigten Staaten, George W. Bush, bat am Mittwoch die Länder des Pazifischen Raums, gemeinsam die globale Erwärmung der Atmosphäre zu bekämpfen und sagte, dass China und andere Nationen, die für die Umweltverschmutzung verantwortlich sind, Teil einer effektiven Lösung sein müssen.

Bush unterstützte einen Vorschlag von Australien, dass die APEC-Länder (auf Englisch: APEC= Asia-Pacific Economic Cooperation, bzw. Asiatisch-Pazifisches Wirtschaftsforum) ein neues Konzept gegenüber der Herausforderung des Klimawechsels unterstützen sollen.

Dieses Konzept fordert im Unterschied zum Protokoll von Kyoto, welches sowohl die Vereinigten Staaten als auch Australien sich zu unterzeichnen weigerten, eine festere Handlungsweise seitens Chinas und anderer Entwicklungsländer.“

„‘Damit es eine wirksame Politik bezüglich des Klimawechsels gibt, ist es notwendig, dass China am Verhandlungstisch sitzt’, sagte Bush bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Premierminister von Australien John Howard. Bush und Howard gaben ein gemeinsames Kommuniqué heraus, welches die Atomenergie, neue alternative Energien und eine große Menge Dialog zur Verminderung der Erdatmosphärenerwärmung unterstützte.“

„Andererseits führten etwa dreihundert Demonstranten, viele von ihnen Studenten, einen Protestmarsch gegen Bush durch, gegen den Krieg im Irak und gegen die Unterstützung, die Howard sowohl Bush als auch dem Krieg bietet.

Es ist andererseits bekannt geworden, dass im Entwurf der Schlusserklärung, welche der Gipfel am nächsten Wochenende abgeben wird, die Problematik des Klimawechsels kurz Erwähnung findet. The Associated Press erlangte einen Entwurf am Mittwoch.“

Die Absätze in Anführungsstrichen wurden wörtlich aus der Agenturmeldung übernommen. Andere traditionelle internationale Agenturen berichten mehr oder weniger ausführlich dieselben Tatsachen.

Das ist jedoch nicht die einzige Nachricht, die über den unaufhaltsamen Redeschwall von Bush angekommen ist.

Die Agentur DPA berichtet zum Beispiel, dass Bush in Sydney die Richtschnur dessen umriss, was in Myanmar, der ehemaligen britannischen Kolonie Birma von 678 500 Quadratkilometern und 42 909 464 Einwohnern, getan werden soll.

„Sydney, 5. Sep.07 (DPA): Der Präsident der Vereinigten Staaten George W. Bush kritisierte heute mit harten Worten die Militärjunta von Myanmar (ehemaliges Birma) und rief die anderen, an diesem Wochenende am Gipfeltreffen des Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforums (APEC) teilnehmenden führenden Persönlichkeiten dazu auf, dasselbe zu tun.

‘Es ist unverzeihlich, dass es solcherart tyrannisches Verhalten in Asien gibt. Es ist unverzeihlich, dass Menschen, die sich für die Freiheit aussprechen, die Behandlung eines repressiven Staates erfahren’, behauptete er heute bei seinen ersten öffentlichen Erklärungen seit seiner Ankunft in Sydney, wo er am Vorabend eintraf, um an dem Gipfel der APEC teilzunehmen.

Der US-Präsident bezog sich mit seinen Worten auf die gewaltsame Unterdrückung der Proteste, die sich Ende August in Myanmar ereigneten. ‘Wir, die wir bequem in einer freien Gesellschaft leben, müssen unsere Stimme gegen dieserart Verletzungen der Menschenrechte erheben’, unterstrich Bush.“

Es ist bekannt, dass in Irak ungefähr eine Million Menschen starben und sich zwei Millionen zu emigrieren gezwungen sahen, seitdem Truppen der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten, darunter Australien, in das Land einfielen. Keines der beiden genannten Länder unterzeichnete das Kyoto- Abkommen, wodurch die ständigen Vertreter ihrer Regierungen in den Vereinten Nationen zu seltenen Vögeln wurden, wo die Ablehnung fast einstimmig ist. Es ist ebenfalls bekannt, dass der Nachfolger von Blair den Rückzug der britischen, in Irak stationierten Truppen geplant hat. Es gibt in diesen drei Ländern, natürlich einschließlich der Vereinigten Staaten und Australiens, einen wachsenden Widerstand gegenüber dem Abenteuer von Irak, zu dem heutzutage das Abenteuer von Afghanistan hinzukommt, wo die Felder sich mit Schlafmohn gefüllt haben, mit dem neunzig Prozent des Opiums der Welt hergestellt werden kann.

In Afghanistan, einem Land mit Unabhängigkeits- und rebellischer Tradition, hatte sich nie so ein Phänomen ereignet. Es geschieht jetzt, unter ausländischer Besetzung. Die Mehrheit seiner Einwohner, 84 Prozent, gehört den muslimischen und sunnitischen Glaubensrichtungen an. Die Soldaten und Waffen der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten töten dort jeden Tag Frauen und Kinder. Und als ob das nicht genug wäre, bedrohte Bush Pakistan, es erneut in das Steinzeitalter zurückzuversetzen, erklärte die Beschützer der Revolution, ein Kontingent von Millionen Männern, die mit der iranischen Armee verbunden sind, zu Terroristen und übt mittels der selben Rechtfertigung des Kampfes gegen den Terrorismus starken Druck auf den Premierminister der Regierung von Irak aus, die bis jetzt von den Invasionstruppen gehalten wurde.

Lassen wir jeden selbst über die grauenhafte Mission der repressiven Regierungen nachdenken, welche die Vereinigten Staaten während Jahrzehnten für Lateinamerika in den US-amerikanischen Schulen für Folterknechte ausbildete und die Rolle des Rauschgifts, welches sich vom Markt der Konsumgesellschaft des Imperiums ernährt. Dies ist die Demokratie, welche W in der APEC predigt. Alles mit US-amerikanischer Marke und ebensolchem Patent.

Man will das Volk von Myanmar so bestrafen, wie man es mit dem von Kuba tut. Warum wird ihm nicht ein Adjustment Act gewährt, damit seine als Krankenpfleger, Ärzte und Ingenieure ausgebildeten Emigranten und andere, die in der Lage sind, Mehrwert für die transnationalen Unternehmen zu erzeugen, das Recht erhalten, ihren Wohnsitz in den Vereinigten Staaten zu nehmen?

Die Reflexion ist schon sehr ausführlich und ich muss zum Ende kommen.

Da in unserem Land jede wichtige Einrichtung oder jedes bedeutende Ereignis einen zusätzlichen Jahrestag vollendet, fünf, zehn, sogar bis zu fünfzig oder mehr Jahren, nutze ich die Gelegenheit, um die Ehre der Einwohner von Cienfuegos aufgrund des vor zwei Tagen begangenen feierlichen Gedenkens anlässlich des 50. Jahrestages des Marinesoldaten-Aufstandes der Kommandantur des Marinebezirks von Cayo Loco zu teilen, der unter Leitung der Bewegung Movimiento 26 de Julio stattfand, und die der Schaffung der Joven Club de Computación (Jugendclubs für Computertechnik), deren 20. Jahrestag gerade am morgigen Samstag begangen wird. Ich übermittele allen meine herzlichsten Glückwünsche.


Fidel Castro Ruz
7. September 2007
18.14 Uhr

Montag, 3. September 2007

Die Superrevolutionäre

Reflexionen des Comandante en Jefe: Die Superrevolutionäre

Ich lese jeden Tag sorgfältig die Meinungen traditioneller Nachrichtenagenturen über Kuba, einschließlich jener der Völker, die zur UdSSR gehörten, die aus der Volksrepublik China und andere. Ich erhalte Nachrichten aus Printmedien von Lateinamerika, Spanien und den anderen Ländern Europas.

Die Szene ist immer ungewisser angesichts der Angst vor einer langwierigen Rezession wie derjenigen der Folgejahre von 1930. Die Regierung der Vereinigten Staaten erhielt am 22. Juli 1944 die der mächtigsten Militärmacht in Bretton Woods erteilten Vorrechte, den Dollar als Weltleitwährung in Umlauf zu bringen. Die Wirtschaft jenes Landes war nach dem Krieg im Jahre 1945 unversehrt und verfügte fast über 70% der Goldreserven der Welt. Nixon entschied am 15. August 1971 auf einseitige Weise, die Golddeckung für jeden in Umlauf gebrachten Dollar aufzuheben. Hiermit hat er das Töten in Vietnam finanziert, in einem Krieg, der 20 Mal den realen Wert der ihnen verbliebenen Goldreserven gekostet hat. Seitdem hält sich die Wirtschaft der Vereinigten Staaten auf Kosten der Naturschätze und Ersparnisse der anderen Länder der Welt.

Die Theorie des stetigen Wachstums der Investition und des Verbrauchs, die von den höchst entwickelten Ländern angewandt wird, in denen die riesige Mehrheit arm ist und von dem Luxus und der Verschwendung einer geringen Minderheit von Reichen umringt wird, ist nicht nur demütigend, sondern ebenfalls zerstörerisch. Jene Ausplünderung und ihre katastrophalen Folgen sind der Grund für den wachsenden Widerstand der Völker, obwohl sehr wenige die geschichtliche Entwicklung der Tatsachen kennen.

Die höchst begabten und gebildeten Intelligenzen sind in der Liste der Naturschätze mit einbegriffen und ihre Tarife werden auf dem Weltmarkt der Waren und Dienstleistungen festgelegt.

Was geschieht mit den Superrevolutionären der so genannten äußersten Linken? Einige sind es aufgrund fehlender Realistik und des angenehmen Genusses, süße Dinge zu träumen. Andere haben nichts von Träumern an sich, sie sind Experten auf dem Gebiet, sie wissen, was sie sagen und wozu sie es sagen. Das ist eine gut aufgestellte Falle, in die man nicht stürzen sollte.

Sie erkennen unsere Fortschritte an, wie jemand, der Almosen gibt. Fehlt ihnen wirklich die Information? Das ist nicht der Fall. Ich kann euch versichern, dass sie vollkommen informiert sind. In bestimmten Fällen erlaubt ihnen die angebliche Freundschaft mit Kuba bei zahlreichen internationalen Versammlungen anwesend zu sein und sich mit so vielen Leuten aus dem Ausland oder dem Land zu unterhalten, wie sie möchten, ohne irgendein Hindernis seitens unseren imperialen, nur 90 Meilen von den kubanischen Küsten entfernten Nachbarn.

Was raten sie der Revolution? Echtes Gift. Die typischsten Formeln des Neoliberalismus.

Die Blockade gibt es nicht, als wäre sie eine kubanische Erfindung.

Sie unterschätzen die phänomenalste Aufgabe der Revolution, ihr Bildungswerk, die massenweise Pflege der Intelligenzen. Sie bestehen auf der Notwendigkeit von Menschen, die davon leben, einfache und grobe Arbeiten auszuführen. Sie unterschätzen die Ergebnisse bei wissenschaftlichen Investitionen und übertreiben die Ausgaben hierfür. Schlimmer noch: Der Wert der von Kuba der Welt geleisteten Dienste im Gesundheitswesen wird unterschätzt, wo die Revolution in Wirklichkeit mit bescheidenen Mitteln das vom Imperialismus auferlegte System entblößt, welches nicht über das menschliche Personal verfügt, um sie durchzuführen. Es werden Investitionen angeraten, die ruinös sind, und die von ihnen eingebrachten Leistungen, wie zum Beispiel die Mieten, sind praktisch gratis. Wenn die ausländischen Investitionen im Wohnungsbau nicht rechtzeitig gestoppt worden wären, hätte man mehrere zehntausende Wohnungen ohne weitere Mittel als die des Vorverkaufs derselben an in Kuba oder im Ausland ansässige Ausländer gebaut. Es waren außerdem gemischtwirtschaftliche Unternehmen, die von einer anderen Gesetzgebung geregelt wurden, die für Produktionsbetriebe bestimmt war. Es gab keine Grenzen für die Befugnisse der Käufer als Eigentümer. Das Land würde jenen Ansässigen oder Benutzern solche Dienstleistungen erbringen, für welche die Kenntnisse eines Wissenschaftlers oder eines Informatik-Fachmanns erforderlich sind. Viele der Unterkünfte konnten von den feindlichen Geheimdiensten und deren Verbündeten erworben werden.

Man kann nicht auf einige gemischtwirtschaftliche Unternehmen verzichten, da sie Märkte kontrollieren, die unentbehrlich sind. Aber man kann auch nicht das Land mit Geld überschwemmen, ohne Souveränität zu verkaufen.

Die Superrevolutionäre, die solche Arzneien verordnen, ignorieren absichtlich andere, für die Wirtschaft wirklich entscheidende Mittel, wie es zum Beispiel die steigende Erzeugung von Gas ist, das gereinigt zu einer unschätzbaren Stromquelle wird ohne die Umwelt zu belasten und mehrere hundert Millionen Dollar jedes Jahr beisteuert. Über die von Kuba geförderte Energiewirtschaftsrevolution, die von vitaler und entscheidender Bedeutung für die Welt ist, wird kein einziges Wort gesagt. Sie gehen noch weiter: sie sehen in der Zuckerrohrproduktion, einem Anbau, der in Kuba mit halbversklavten Arbeitskräften aufrechterhalten wurde, einen energetischen Vorteil für die Insel, der in der Lage sei, den hohen Preisen für Dieselkraftstoffe entgegenzuwirken, welche die Kraftfahrzeuge der Vereinigten Staaten, von Westeuropa und anderen entwickelten Ländern zügellos verschwenden. Man stimuliert den egoistischen Instinkt der menschlichen Wesen, während sich die Preise für Nahrungsmittel verdoppeln und verdreifachen.

Niemand war kritischer gegenüber unserem eigenen revolutionären Werk als ich, aber man wird mich niemals auf Gefälligkeiten bzw. Gnadenbezeugungen des schlimmsten der Imperien warten sehen.

Fidel Castro Ruz
3. September 2007
20.36 Uhr

Der Dialog der Kulturen (Buch)



Einführung des Autors

Am vergangenen 3. August veröffentlichte ich unter dem Titel „Reflexion über harte und offensichtliche Realitäten“ einen Kommentar zu den Privilegien der Macht und über ihren Einfluss auf die menschlichen Wesen und zitierte die vom Generaloberst Leonid Ivashov geäußerten Gedankengänge, welcher Vizepräsident der Akademie für Geopolitische Angelegenheiten ist und Sekretär im Rat der Verteidigungsminister der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und Abteilungsleiter für militärische Zusammenarbeit des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation war. Wie von mir zu jenem Anlass angegeben, ist Ivashov ein wirklich gut informierter Mann, dessen Standpunkt kennen zu lernen für unser Volk nützlich wäre.

Die in einer Information der russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti vom vergangenen 24. Juli enthaltene Analyse von General Ivashov ging von der Anerkennung der durch die Vereinigten Staaten im Weltmaßstab gegenwärtig ausgeübten wirtschaftlichen, finanziellen, technologischen und militärischen Diktatur als hauptsächlichem Werkzeug der US-amerikanischen Politik aus.

Ich werde die Argumentation von General Ivashov hier nicht wiederholen, die ihn zu der Schlussfolgerung führt, dass es zur Neutralisierung der Weltherrschaftspläne notwendig ist, alternative Machtpole aufzubauen und in diesem Sinne möchte ich nur die Aufmerksamkeit auf eine seiner wichtigsten Behauptungen lenken:

„Dem US-Imperium könnte sich einzig und allein ein Bündnis der Kulturen entgegenstellen: der russischen, dessen Einflussbereich die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten einschließt (GUS); der chinesischen, die der Inder, der islamischen und der lateinamerikanischen Kulturen. Das ist ein riesiger Raum, in dem wir gerechtere Märkte schaffen könnten, unser eigenes stabiles Finanzsystem, unser Getriebe der kollektiven Sicherheit und unsere Philosophie auf der Grundlage der Priorität der intellektuellen Entwicklung des Menschen gegenüber der modernen westlichen Kultur, die auf die materiellen Güter setzt und den Erfolg in Villen, Jachten und Restaurants misst. Unsere Mission ist es, die Welt auf die Gerechtigkeit und die intellektuelle und geistige Entwicklung umzuorientieren.“

Dieses Konzept des „Bündnisses der Kulturen“ auf der Grundlage der Vorherrschaft der Ideen, führte dazu, dass ich mich an ein im März 2005 in unserem Land veranstaltetes internationales Event unter dem Titel „Weltkonferenz zum Dialog der Kulturen. Lateinamerika im 21. Jahrhundert: Universalität und Originalität“ erinnerte.

An der genannten Konferenz, die vom Gründungsrat des Zentrums für die russische Nationalehre einberufen und vom Kulturministerium und dem Nationalbund für Schriftsteller und Künstler Kubas (UNEAC) organisiert wurde, nahmen knapp 300 Wissenschaftler und Intellektuelle, Vertreter sozialer Organisationen und von Medien, Politiker und religiöse Persönlichkeiten aus 29 Ländern teil, die mit dem Hauptziel zusammengekommen waren, Antworten auf die zurzeit vorhandenen Theorien über den Zusammenstoß der Kulturen zu geben, die sich auf den ausschließenden Charakter der neoliberalen Globalisierung gründen, welche ein einzig zulässiges Modell verficht und dem sich die Förderung des Dialogs zwischen den Völkern, Kulturen, Konfessionen und Staaten auf der Suche nach gemeinsamen Antworten auf die Schlüssel-Herausforderungen der gegenwärtigen Welt entgegensetzt.

Ich wurde eingeladen, die abschließenden Worte auf diesem Event zu sagen und hielt auf der am 30. März 2005 im Kongresspalast von Havanna abgehaltenen Schlusssitzung der Konferenz eine Rede, besser gesagt, ich führte ausgehend von den an diesem Tag durch die Gäste gemachten Aussagen und gestellten Fragen einen improvisierten Dialog mit ihnen. Bei meinen Worten behandelte ich Themen, die während der Arbeitssitzungen des Events untersucht worden waren und andere, die zu den Absichten der Konferenz in Bezug standen.

Aufgrund ihres großen Umfangs wurden jene Aussagen zu jenem Anlass weder von mir bearbeitet noch der Text der Presse übergeben. Aufgrund der Darlegung seiner Gesichtspunkte durch General Ivashov und seines Bezugs auf das Bündnis der Kulturen habe ich jene Rede erneut gelesen, dabei eine Anzahl Absätze ausgelassen, die keine wesentlichen Inhalte beitrugen und einige Details zur Struktur und Redaktion überprüft. Als ich sie erneut gelesen habe, war ich selbst überrascht über die schon erreichten Fortschritte bei vielen meiner jetzigen Ideen und Gedanken.

Aus diesem Grund habe ich darum gebeten, den Text jenes Vortrags zu drucken. Das Wichtigste besteht darin, sich daran zu erinnern, dass diese Rede am 30. März 2005 gehalten wurde, d.h. vor knapp zweieinhalb Jahren.

Wenn ich vor mehr als 15 Jahren in Rio de Janeiro vom Menschen als einer durch die Zerstörung der natürlichen Lebensbedingungen sich im Aussterben befindenden Gattung sprach, so ist diese Gefahr jetzt näher gerückt. Von Wissenschaft und Technik und der angeborenen Verschwendung des Neoliberalismus geschaffene, neue, nicht vorgesehene Probleme vervielfachen die politischen, wirtschaftlichen und militärischen Gefahren. Die hauptsächlichen im „Dialog der Kulturen“ dargelegten Ideen waren schon im Ansatz vorhanden. Deshalb habe ich darum gebeten, dass die in Rio de Janeiro gehaltene Rede als erster Teil dieses Materials veröffentlicht wird.


Fidel Castro Ruz

25. August 2007



Rede des Comandante en Jefe auf der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung am 12. Juni 1992


(Stenographische Version des Staatsrats)

Geehrter Herr Präsident von Brasilien, Fernando Collor de Mello!

Geehrter Herr Generalsekretär der Vereinten Nationen, Butros Ghali!

Exzellenzen!

Eine bedeutende biologische Gattung ist aufgrund der schnellen und fortschreitenden Beseitigung ihrer natürlichen Lebensbedingungen vom Aussterben bedroht: der Mensch.

Wir werden uns jetzt dieses Problems bewusst, wo es fast zu spät ist, es zu verhindern.

Es muss darauf verwiesen werden, dass die Konsumgesellschaften die Hauptverantwortlichen für die grauenhafte Vernichtung der Umwelt sind. Sie entstanden aus den ehemaligen Kolonialmetropolen und der imperialen Politik, die ihrerseits die Rückständigkeit und die Armut verursachten, welche heute die immense Mehrheit der Menschheit geißeln. Sie verbrauchen zwei Drittel des Metalls und drei Viertel der Energie, die auf der Welt erzeugt werden, obwohl sie nur 20 Prozent der Weltbevölkerung darstellen. Sie haben die Meere und Flüsse vergiftet, die Luft verschmutzt, die Ozonschicht geschwächt und Löcher in ihr verursacht, haben die Atmosphäre mit Gasen angereichert, die die klimatischen Bedingungen beeinträchtigen, was katastrophale Auswirkungen hat, die wir schon zu spüren beginnen.

Die Wälder verschwinden, die Wüsten weiten sich aus, Milliarden Tonnen fruchtbarer Erde enden jährlich im Meer. Zahlreiche Arten sterben aus. Der aus dem Bevölkerungszuwachs resultierende Druck und die Armut führen zu verzweifelten Anstrengungen, um selbst auf Kosten der Natur zu überleben. Man kann dafür nicht die Länder der Dritten Welt beschuldigen, die gestern Kolonien waren und heute durch die ungerechte Weltwirtschaftsordnung ausgebeutete und ausgeplünderte Nationen sind.

Die Lösung kann nicht sein, die Entwicklung jener zu verhindern, die sie am meisten brauchen. Wahr ist, dass alles das, was heute zur Unterentwicklung und zur Armut beiträgt, ein offenkundiges Attentat auf die Ökologie ist. Zig Millionen Männer, Frauen und Kinder sterben infolge dessen jährlich in der Dritten Welt, mehr als in jedem der beiden Weltkriege. Der ungleiche Austausch, der Protektionismus und die Auslandsverschuldung greifen die Ökologie an und fördern die Zerstörung der Umwelt.

Wenn man die Menschheit vor dieser Selbstzerstörung retten will, müssen die Reichtümer und die verfügbaren Technologien des Planeten besser verteilt werden. Weniger Luxus und weniger Verschwendung in einigen wenigen Ländern, damit weniger Armut und weniger Hunger in großen Teilen der Erde herrschen. Schluss mit dem Transfer von Umwelt zerstörenden Lebensstilen und Konsumgewohnheiten in die Dritte Welt. Das menschliche Leben muss rationaler werden. Es muss eine gerechte internationale Wirtschaftsordnung durchgesetzt werden. Alle notwendigen wissenschaftlichen Forschungen sollen für eine nachhaltige Entwicklung ohne Umweltverschmutzung eingesetzt werden. Es soll die Umweltschuld bezahlt werden und nicht die Auslandsschuld. Es soll der Hunger verschwinden und nicht der Mensch.

Jetzt, wo die angebliche Bedrohung durch den Kommunismus nicht mehr da ist, und keine Vorwände für kalte Kriege, Wettrüsten und Militärausgaben bleiben, was hindert daran, diese Mittel sofort dafür einzusetzen, die Entwicklung der Dritten Welt zu fördern und die Gefahr der ökologischen Zerstörung des Planeten zu bekämpfen?

Schluss mit dem Egoismus, Schluss mit dem Vorherrschaftsbestreben, Schluss mit der Gefühllosigkeit, der Unverantwortlichkeit und dem Betrug. Morgen wird es zu spät sein für das, was wir schon lange gemacht haben müssten.

Danke.

(Ovation)



Schlussrede des Comandante en Jefe auf der „Weltkonferenz Dialog der Kulturen. Lateinamerika im 21. Jahrhundert: Universalität und Originalität“, gehalten am 30. März 2005 im Kongresspalast


(Stenographische Version des Staatsrats)

Liebe Freunde!

Ich spreche hiermit alle Gäste an, sowohl die aus anderen Ländern, als die aus Kuba.

Ich muss gestehen, dass mir das Wort „Ausländer“ nicht gefällt, das klingt, als ob ich „Liebe Fremde“ sagen würde, wenn ich mich an euch wende.

Wahrscheinlich hat selten jemand die Möglichkeit gehabt – und gleichzeitig die Herausforderung – sich mit solch einer Gruppe wie der hiesigen zu versammeln. Man muss zuerst Wahrsager sein, um zu wissen, worüber ich sprechen soll. Ich bin dafür bekannt, dass ich viel spreche, manchmal zu ausschweifend, was am heutigen Nachmittag nicht meine Absicht ist, obwohl die Absichten nicht immer mit den Ergebnissen übereinstimmen (Lachen); aber ich verstehe es, und nicht aufgrund meiner Teilnahme während der Vorträge – was mir sehr gefallen hätte. Ich hatte das Glück, eine Zusammenfassung der Veranstaltungen und der verschiedenen Vorträge zu erhalten.

Als erstes möchte ich diejenigen beglückwünschen, die die Idee hatten, solch ein Event zu schaffen und ihm einen Namen zu geben, der seine Synthese darstellt: Dialog der Kulturen.

Jeder der nicht einen Einblick in irgendeine der Sitzungen oder euren Aufgabeninhalt bekommen hätte, hätte denken können, dass es sich um eine Liebhaber-Gruppe zum Austausch von philosophischen Eindrücken handelt, oder um die Zeit damit zu verbringen, interessante Überlegungen und Reflexionen auszutauschen.

Ich denke aufgrund dessen, was ich gelesen habe, dass der Inhalt dieses Dialogs viel höher greift und viel tiefgehender ist, als man ausgehend vom Titel hätte denken könnte. Mir scheint, dass ihr wirklich an einem Dialog teilgenommen habt, ich kann jetzt nicht sagen, ob an einem Dialog zwischen den Kulturen oder für die Kulturen.

Man müsste auf Konzepte von Zivilisation bzw. Kultur zurückgreifen und sich fragen: Was sind die Kulturen? Seitdem ich ein kleiner Junge war und zur Schule ging, was noch nicht so lange her ist (Lachen), mir scheint es war erst gestern, hörte ich die ersten Konzepte über die Welt und die Geschichte und es wurde gesagt, dass diese Welt eine zivilisierte sei, ja sogar, dass die Europäer in diese Hemisphäre gekommen seien, um uns die Zivilisation zu bringen.

Es wurde ebenfalls gesagt, dass man nach Afrika gehen müsse, um die Afrikaner zu zivilisieren und sie sind dorthin, in die Pazifik marschiert, was damals Indischer Ozean genannt wurde, um die Inder zu zivilisieren und die Indonesier; ein bisschen weiter hin kamen sie nach China, um China zu zivilisieren.

Seit langer Zeit haben wir alle, ich als Kind ebenfalls, über Marco Polo sprechen hören, über seine Reisen nach China. Und es ist bekannt, dass es seit langem eine chinesische Zivilisation bzw. Kultur gab, genau so wie es eine indische Zivilisation gab, ebenfalls eine Zivilisation dort am Euphrat, mehrere Zivilisationen ebenfalls dort in Mesopotamien und das Kuriose daran ist, dass alles das vor der griechischen Zivilisation und der römischen Zivilisation geschah, und vor der europäischen Zivilisation.

Ich war eines Tages in Afrika zu Besuch, dort in Südafrika, und wurde eingeladen, ein Dorf zu besuchen, wo es eine Statue eines Jungen gab, der bei einer der Protestaktionen gegen die Apartheid umgekommen war. Und ich überlegte an jenem Ort, dass in Europa - als es in Afrika schon eine Zivilisation gab, an einigen Orten Afrikas – die Barbarenstämme von einem Gebiet zum anderen wanderten.

Wir wissen, dass zu Zeiten Julius Cäsars, dieser seinen Ruhm durch den Kampf seiner Legionen gegen die deutschen Barbarenstämme erwarb, und nach der Beherrschung der Barbarenstämme der Franken kam die Eroberung von Gallien, der Gallische Krieg, und später sogar des Gebiets, das heute Großbritannien ist, der Inseln. Er errichtete dort einen Grenzwall, denn scheinbar konnten sie einige der Leute nicht vollkommen beherrschen. Das selbe Europa, – und ich bin nicht gegen die Europäer, im Gegenteil, ich bin für den Frieden zwischen Allen (Lachen), und für die Achtung vor der Würde Aller, wie sollte ich da die Europäer nicht achten, ich erzähle nur aus der Geschichte, weil ich nachdachte – dass zu jener Zeit, 15 Jahrhunderte nach der Eroberung Galliens durch Julius Cäsar, als die Spanier – zum Teil meine Verwandten - nach Mexiko kamen und dort – so meine ich - eine Zivilisation vorfanden, eine Stadt, die viel größer als jede europäische Stadt jener Zeit war, die Stadt Mexiko, die Hauptstadt der Azteken, Tenochtitlán, eine auf dem See erbaute Stadt, eine Meisterwerk der Baukunst und eine florierende, entwickelte Landwirtschaft. Die Stadt hatte mehr Einwohner und war größer als Paris; möglicherweise größer als Madrid, Lissabon und alle jene Orte, und sie wollten die Zivilisation hinbringen, Mexiko erobern.

Nun gut, einer der Vorwände, den ich bei einem der Schriftsteller jener Zeit, Bernal Diaz del Castillo, gelesen habe, war, dass man sie zivilisieren musste, da sie Menschenopfer darbrachten. Wenn man diejenigen zivilisieren muss, die Menschenopfer darbringen, dann muss man, glaube ich, noch viele Leute auf dieser Welt zivilisieren.

Ich meine, zum Beispiel, dass man diejenigen zivilisieren müsste, die Städte bombardieren, Millionen Männer, Frauen und Kinder in Angst und Schrecken versetzen und dann sagen, dass es zivile Opfer gab. Unabhängig von den zivilen Opfern, die es immer bei allen Bombardierungen gibt, und die Russen wissen das besser als irgendwer, weil sie die Bombardements auf Leningrad erlebten, die Überraschungsangriffe erlebten; die Russen werden sich an jenen 21. Juni erinnern, als die Truppen von Adolf Hitler, die Panzerdivisionen, unter Verwendung von abertausenden Flugzeugen, hunderten von perfekt bewaffneten Divisionen, zehntausenden von Panzern und Geschützen überraschend und ohne Vorwarnung jenen dunklen Winkel der Welt angriffen, der sich Sowjetunion nannte. Die Divisionen drangen mit aller Geschwindigkeit ein, einige in Richtung Leningrad, andere direkt in Richtung Moskau und andere nach Süden, direkt nach Kiew.

Diejenigen von uns, die wir die Möglichkeit hatten, die großen Heldentaten des russischen Volkes kennen zu lernen und zu bewundern, wissen, welchem schrecklichen Schicksalsschlag es plötzlich innerhalb weniger Stunden die Stirn bieten musste, während die Soldaten Ausgang hatten in jener berühmten Festung von Brest-Litowsk, die sich trotz der Überraschung so mutig und heldenhaft verteidigte. Und wir konnten etwas beobachten, das viel über die historischen Werte des russischen Volkes aussagt: Wenn überall die Mitteilung über feindliche Panzer in der Nachhut das Signal war, die Hände hoch zu heben und eine weiße Fahne zu schwenken, dann war das bei den Russen nicht so, sie ergaben sich nicht und schwenkten keine weiße Fahne.

Manchmal überlegt man, was geschehen wäre, wenn jenes Volk mobilisiert gewesen wäre, wenn das russische Heer und seine Verbündeten sich in Kampfalarm befunden hätten. Wir, ein ganz kleines Land, eine kleine Insel hier an der Seite des mächtigen Nachbarn, wie oft mussten wir nicht nach Gefahren ausspähen und uns in Kampfalarm versetzen? Denn wir haben uns fest vorgenommen, dass uns niemals jemand überraschen und uns beim Angriff unvorbereitet antreffen kann. Ich werde weder in der Geschichte herumwühlen noch über Verantwortungsverpflichtungen sprechen; aber die reale Tatsache ist die, dass ich sehr gut weiß, wo der Zweite Weltkrieg geendet hätte, wenn das Volk und seine Streitkräfte mobilisiert gewesen wären, nicht in Berlin, sondern in Lissabon. Ich erlaube mir hier, dies mit voller Verantwortung zu sagen. Ich habe oft darüber nachgedacht, denn ich habe jene Geschichte gelesen, viele Bücher zur Geschichte jenes Krieges, sowohl von denen der einen als auch der anderen Seite geschriebene. Wir wissen alle, dass Abermillionen Männer und Frauen umgekommen sind. Man sprach von 15, dann von 20, später von 27 Millionen Bürgern jenes multinationalen sowjetischen Staates. Damals und heute ebenfalls ist Russland natürlich zum großen Teil ein multinationaler Staat, aber mehrere zehn Millionen starben und ich bin der Meinung, vor allem infolge des Überraschungseffekts.

Wer weiß, wie viele Bücher in unserem Land veröffentlicht wurden. Sogar wenn wir großen Bedrohungen ausgesetzt waren, dann wendeten wir uns an die heldenhafte Literatur der Russen. Und so wurden hunderttausende von Büchern herausgegeben, um unserem Volk die Idee einzuflößen, dass ein Volk jeder Schwierigkeit begegnen kann, wenn es kämpft und Widerstand leistet.

Ich möchte dazusagen, dass für uns jenes Heldentum der Russen nicht etwas ist, über das wir gelesen haben, wie zum Beispiel über das Heldentum derjenigen, die dort in Sagunt und Numantia gegen die römischen Truppen kämpften und bis zum letzten Mann kämpften, bis zur Ausrottung der Bevölkerung, sondern dass wir einen Teil der Geschichte gemeinsam erlebt haben, einen schwierigen Teil; ihr hattet ihn vorher erlebt und wir erlebten ihn danach, ständig von einer Invasion bedroht und nicht seitens Grand Cayman, das südlich von Kuba liegt, mehrere Quadratkilometer groß ist und vielleicht 8 000 oder 10 000 Einwohner hat. Uns bedrohte ein Land, dass 8, 9 oder 10 Millionen Quadratkilometer groß ist, 300 Millionen Einwohner hat und die Macht ist, die vom technischen, wirtschaftlichen und militärischen Gesichtspunkt aus gesehen in den letzten 60 Jahren vorgeherrscht hat, die US-amerikanische Supermacht. Das ist eine große Gefahr.

Und wir ließen uns von den Heldentaten des sowjetischen Volkes inspirieren, das muss ich hier sagen und brauche mich nicht davor zu fürchten, jenes Wort auszusprechen; aber wir wissen, dass die Seele jenes Widerstands, der Drehpunkt jenes Widerstands, das Zentrum jenes Widerstands das russische Volk war, ohne im Geringsten das Heldentum anderer, an der Seite der Russen kämpfender Völker herabzusetzen.

Retamar sprach über die Invasion Russlands durch die napoleonischen Truppen. Napoleon, der Revolutionär war, Vertreter jener großen Revolution, unbestreitbares militärisches Genie, aber militärische Veranlagung inmitten einer Revolution. Ohne die Französische Revolution hätte es dieses Genie, das napoleonische Militärgenie, nicht gegeben. Dort auf seiner Insel, der Insel Korsika, hätte er so viele Jahre seines Lebens gelebt, wie die Leute zu jener Zeit üblicherweise lebten, ohne dass jemand auch nur über Napoleon hätte sprechen hören. Aber es gab eine große Revolution und inmitten jener großen Revolution, der Kämpfe, Interventionen, Invasionen, lernte ihn jedermann kennen, und aus dem Volk sind Führungskräfte hervorgegangen, viele führende Köpfe. Die Führungskräfte gehen aus dem Volk hervor, und vor allem in den Prozessen der großen Gesellschaftskrisen.

Nicht die Menschen machen die Geschichte, die Geschichte macht die Menschen bzw. die Individualitäten oder Persönlichkeiten; die Menschen legen die Geschehnisse auf die eine oder andere Art und Weise aus, aber sie sind Söhne und Töchter der Geschichte. Ohne jene historischen Prozesse – hier sehen wir den Botschafter von Venezuela, unseren Freund Adán (auf Deutsch: Adam), der den Namen des ersten, diesen Planeten bewohnenden Lebewesens trägt, aber das Land von Bolívar vertritt – ohne jene historischen Geschehnisse, würde man heutzutage den Namen von Bolívar nicht kennen.

Die große Krise, die Besetzung Spaniens durch Napoleon, die Auferlegung eines franzosischen Königs dort, ein Bruder des großen Kaisers, – ich glaube er war halb einfältig – war es, die zu einer Rebellion führte, die an erster Stelle einen Loyalitätsakt darstellte, nicht seitens Bolívar, aber doch seitens jener Gesellschaft, die zu jenem Zeitpunkt sogar eine durch die reichsten Schichten, die herrschenden Schichten vertretene Gesellschaft war.

Aber ohne jene historischen Ereignisse, ohne jene Revolution, oder wenn Bolívar 30 Jahre eher oder später geboren worden wäre, würde man heute den Namen Bolívars nicht kennen. Martis Name wäre nicht bekannt, und ebenfalls nicht die Namen vieler anderer bedeutender historischer Persönlichkeiten, dessen Ruhm, mehr als ihre Verdienste aus den historischen Ereignissen hervorging. Ich sage das so bezüglich aller großen Persönlichkeiten: Martí, sein Geburtszeitpunkt; Martí war Sohn eines spanischen Militärs, Mutter und Vater sind Spanier, er besitzt seit seiner Geburt eine große Sensibilität und wird in diesem Land zu einem Krisenzeitpunkt geboren. Schließlich sind die großen historischen Ereignisse Ergebnis der Krisen.

Ich sage das, weil, nun gut, die Geschichte – es gibt vielerlei Auslegungen zur Geschichte – besteht aus eine Reihe von Ereignissen und schreitet von einer zur anderen Etappe voran. Die Geschichte, von der wir sprachen, die Geschichte jener Zivilisationen, die vor der griechischen und romanischen entstanden waren, lehrt uns viele Dinge.

Ich bin der Meinung, dass die Geschichte der Menschen die Geschichte der Kriege ist. Es ist die Geschichte der Eroberungen, die Geschichte der Herrschaft der einen Völker über die anderen, der einen Gruppen über die anderen. Zu einem bestimmten Zeitpunkt entstanden schon die Imperien, aber das römische war nicht das erste, es gab Imperien vor dem römischen. In China gab es Imperien. Dort gab es das berühmte Terrakotta-Heer, das die Chinesen ausgegraben haben. Das, was es darstellt, ist beeindruckend, sowohl die Fortschritte in der Kunst, in der Kultur, in der Technik, in der Zivilisation.

Es gab Imperien in Asien. Das persische Reich war viel früher als das romanische, sogar noch vor dem berühmten Imperium Alexander des Großen. Alexander organisiert zu einem bestimmten Zeitpunkt Heere – nun gut, sein Vater organisierte sie – und begann sehr jung die Invasion auf Kleinasien und alle jene Länder. Er kämpfte gegen einen persischen Herrscher, ich glaube er zerstörte Persepolis, man sagt, dass er die griechische Kultur und Zivilisation hinbrachte. Es ist so merkwürdig zu hören, dass die griechische Kultur die Zerstörung einer Stadt wie Persepolis inspirieren könne. Es sind noch Überreste von ihr vorhanden und sie muss ohne Zweifel wunderbar gewesen sein. Die Zivilisation von Mesopotamien wurde ebenfalls zerstört. Es ist nicht bekannt, was mit den berühmten hängenden Gärten geschehen ist. Von ihrem ehemaligen Dasein sind nur einige Anhaltspunkte geblieben. Es gab Invasion auf Invasion. In Europa fielen immer neue Wellen so genannter Barbarenstämme ein. Die Barbarenstämme beseitigten nach und nach das römische Reich, besonders als die römischen Legionen aufhörten, römische zu sein und sich aus Soldaten jener Barbarenstämme zusammensetzten, welche die Zerstörung des römischen Reichs vollendeten. Trotzdem wurden natürlich in jedem dieser Zeitabschnitte große Werte geschaffen, in allen Epochen, angefangen bei dem Zeitalter, das unserem voranging, den Philosophen, die unserem Zeitalter vorangingen, die griechischen Philosophen kamen eben gerade vor unserem Zeitalter hervor und es wird behauptet, dass Aristoteles Lehrer von Alexander dem Großen war. Darüber erzählen einige von echten Gelehrten geschriebene Geschichten, deren Verfasser die Gewohnheiten jener Zeit kannten und aufzeigen, wie Aristoteles zum Lehrer des Sohnes von Philipps von Makedonien wurde.

Das heißt, jede dieser Epochen schuf Werte, jede dieser Epochen schuf Kultur, die sich summierte; aber letzten Endes können wir die Mayakultur, die Kenntnisse über den Weltraum besaß, nicht ignorieren, wenn wir von Zivilisation sprechen, oder die aztekische Kultur, die Inka-Kultur, bzw. die Präinka-Kulturen.

Ich habe mich mit hervorragenden Persönlichkeiten wie Heyerdahl unterhalten, dem berühmten Autor des Kon-Tiki, der Entdeckungsreisender war. Er widmete sich dem Studium der antiken Zivilisationen. Er hat viel in Peru gearbeitet und erzählte mir, wie viele Dinge und Designs es dort gab, die man allein aus dem Luftraum in 2 000 bzw. 3 000 Meter Höhe beobachten könne, in vollkommen flachem Land, Bauten, die technische Bauwerke im Ergebnis von Ingenieurskenntnissen darstellen, die es im Europa zur Zeit der Eroberung dieser Hemisphäre nicht gab. Also, sie haben uns jene Zivilisationen gebracht, aber bis wann haben sie die Eroberung von uns aufrechterhalten? Fast bis heute, und das sage ich so, weil viele von uns noch jetzt von anderen Zivilisationen erobert und beherrscht werden, die über die Überreste jener herrschen, die es in dieser Hemisphäre gab, und dies, ohne die großen Werte zu ignorieren, die sogar die Eroberer brachten, denn alle schufen Werte. Alle Zivilisationen schufen Werte, aber Werte, von denen die einen und die anderen aufeinander prallten.

Wenn ich diese Redewendung Dialog der Kulturen höre, kommt mir die Idee einer Wertesumme ins Gedächtnis, das heißt, die Werte aller Zivilisationen zu summieren, so wie man vom Alphabetisieren spricht, was bedeutet, den Unwissenden jene Werte einzuflößen, die sie aufgrund fehlender Lehrer, fehlender Schulen nicht kennen lernen haben können. Wenn man vom Alphabetisieren spricht, dann denkt man an so etwas, an Wertevermittlung. Aber wir müssen uns eine Frage stellen: Welche Werte vermitteln wir? Welche Werte?

Ich habe mit Emotion die Worte gehört, die dazu ausgesprochen wurden, um dem Chauvinismus Lebewohl zu sagen, dem engen Nationalismus Lebewohl zu sagen, den verschiedenartigen Formen von Hass Lebewohl zu sagen, der Intoleranz Lebewohl zu sagen, den Vorurteilen Lebewohl zu sagen und alles das einzubringen, was alle Kulturen und alle Zivilisationen und alle Religionen an Gutem haben, und in einer universellen Ethik zu erziehen, die in dieser globalisierten neoliberalen Welt echt notwendig ist, welche begonnen hat, den Egoismus zu globalisieren, die Laster zu globalisieren, das Konsumverlangen zu globalisieren, den Versuch zu globalisieren, sich der Ressourcen der Anderen zu bemächtigen und die anderen zu unterjochen.

Es wird behauptet, dass die Sklaverei aus den primitiven Zeiten stammt und dass die Menschen, seitdem sie schon eine gewisse Produktivität erreichten und entdeckten, dass ein Mensch für sich selbst und für andere produzieren kann, die Gefangenen bewahrten, anstelle sie zu töten. Es wird gesagt, und es kann viel Wahres daran sein; aber tausende Jahre später war die Sklaverei weiter vorhanden.

Man sagt, dass jener Schritt von der römischen Sklaverei zum Feudalismus in jener Mittelalter genannten Zeit, in der dieser vorherrschte, bis zum genauen Zeitpunkt als man uns hier entdeckte, einen großen Schritt nach vorn bedeutete. Ich sage, dass man uns entdeckte, denn obwohl ein Teil des Blutes der Eroberer in meinen Adern fließt, fühle ich mich doch als Sohn dieses Landes, dieser Insel; aber vor allem fühle ich mich als Sohn der Menschheit. Wir hatten einen großen Patrioten, einen großen Philosophen, der einmal gesagt hat, - und es war noch nicht die Epoche des Internationalismus, er war ein Mensch im Kampf um die Unabhängigkeit seines Vaterlandes gegen das spanische Kolonialjoch, aber er sagte einen Satz, der es wert ist, dass man ihn sich für alle kommende Zeiten einprägt – er sagte: „Vaterland ist Menschheit!“ dieser Mensch hieß und heißt José Martí und wird immer so heißen. Seht: „Vaterland ist Menschheit!“ Hier, wo Vertreter aus mehr als 25 Ländern versammelt sind, Wissenschaftler, Intellektuelle, führende religiöse Persönlichkeiten, um diesen Dialog der Kulturen zu führen, habt ihr nicht das Gefühl bzw. den Eindruck gehabt, dass das Vaterland die Menschheit ist?

Ich erkläre dies, weil ich den Chauvinismus hasse, ich lehne den Chauvinismus ab, so wie ich viele andere Dinge ablehne, welche der Mensch auf seiner langen Reise durch seine kurze Geschichte... Niemand weiß, ob der Homo Sapiens schon vor 50 000 oder 100 000 oder mehreren hunderttausend Jahren geboren wurde. Die Archäologen verbringen ihr Leben damit, Schädel zu suchen, um festzustellen, zu welchem Zeitpunkt in der Gattungsevolution der Mensch entstanden ist. Und ich sage es ohne Furcht, obwohl ich weiß, dass viele hier Gläubige sind, denn das Oberhaupt der Katholischen Kirche selbst hat vor einigen Jahren erklärt, meiner Meinung nach sehr mutig, dass die Evolutionstheorie nicht mit der Doktrin der Schöpfung unvereinbar ist. Mir ist natürlich nicht bekannt, was andere Religionen zu diesem konkreten Punkt meinen, ich respektiere sie alle und respektiere alle Kriterien; aber ich zitiere ein Beispiel, wie die Katholische Kirche jene Kenntnisse auslegt. Das sind neue Dinge, denn die Kirchen selbst haben hinzugelernt und haben versucht, ausgehend von der Suche nach dem Guten ihre Gesichtspunkte und Konzepte zu vervollkommnen.

Ich habe in religiösen Schulen gelernt, ich war kritisch und kann es immer noch sein, sogar in Bezug auf die Art und Weise, wie ich die Religion gelehrt bekam, in einem sehr dogmatischen Sinn. Die Menschen werden nicht alle gleich geboren. Jeder hat seinen Charakter, seine Verhaltensart und –weise. Ich spüre Ablehnung gegen jene Dinge, die man mir aufzwingen will, die man mich zu glauben zwingt, ohne dass man mich von dem überzeugt, was ich glauben soll. So reagiert jeder Mensch auf seine Art und Weise.

Aber ich sage, dass die Kirchen selbst Anstrengungen unternommen haben. Die Katholische Kirche hat die begangenen Verbrechen kritisiert, die mit Feuer und Schwert durchgeführte Eroberung dieser Hemisphäre, hat die Inquisition kritisiert, hat die Verurteilung von Galileo kritisiert, hat jene schrecklichen Tatsachen, wie die Scheiterhaufen, mit denen die Ketzer bestraft wurden, kritisiert. Den ersten Indigenen, der sich in diesem friedlichen Land erhob – und er war nicht einmal Kubaner, er kam aus Santo Domingo, wo es eine kämpferischere Bevölkerung gab; er hieß Hatuey – hat man dazu verurteilt, auf dem Scheiterhaufen zu sterben. Und dort ging ein Priester zu ihm, damit er sich taufen lasse, um in den Himmel zu kommen und aus der Geschichte ist überliefert, dass er fragte, – und ich meine, ob es nun wahr ist oder nicht, so ist es doch eine wunderbare Geschichte, die man uns allen schon ab der Grundschule vermittelte – ob die Spanier in den Himmel kämen und dass jener rebellische Indigene Folgendes sagte, als man ihm das bejahte: „Dann ziehe ich es vor zu sterben. Ich will nicht in jenen Himmel gelangen, wo die Spanier hinkommen.“

Seht, was für eine Lehre, wie jeder Mensch der Vergangenheit etwas hinterlässt. Jener Rebell, der mit jenen Worten starb, die wahr sein können oder nicht, aber zumindest hat er sie eingegeben. Seht, was für ein wunderbares Beispiel der Würde, des Heldentums.

Und ich habe darüber gesprochen, dass wir alle die Fehler, die wir begangen haben, überwinden und die von uns geschaffenen Werte vereinen müssen. So verstehe ich das, was man einen Dialog der Kulturen nennen könnte und mit dessen Geist ich hundert Prozent übereinstimme und der mich glücklich macht. Hoffentlich kann ich eines Tages komplett an so einem Dialog teilnehmen und nicht nur zur Schlussveranstaltung desselben und nicht nur durch eine Zusammenfassung erfahren, worüber diskutiert wurde.

Unser erlauchter Gast, den wir sehr zufrieden empfangen haben, wohl wissend, dass er nicht Schuld an seiner verspäteten Ankunft ist, wir könnten das einen Widerspruch von Gesichtspunkten nennen, einen Widerspruch der Zivilisationen, er sprach über die Zufriedenheit, mit der man dort in Griechenland den baldigen weiteren Dialog erwartet, an dem alle diejenigen teilnehmen können, die dies wünschen. Er brachte mir ein kürzliches Geschehnis ins Gedächtnis zurück. Ich als Sportliebhaber, der ich immer gewesen bin, war begierig, eine Olympiade mitzuerleben, zu denen ich nie gegangen bin, selbst als ich das gekonnt hätte; aber ich war der Meinung, dass ich das Recht zur Teilnahme an einer Olympiade hätte, wenn ich das wolle, und dort in Griechenland hatten mich viele Leute eingeladen, sogar die von der griechischen Orthodoxen Kirche, die mir versprachen, mich in ein berühmtes Kloster zu führen. Und ich habe den Kopf noch voller Ideen und Erinnerungen über die mir von ihnen erzählten Dinge, die wunderbaren Dinge, die sie mir über die Geschichte jener Kirche erzählt haben und darüber, was sie getan haben, was sie geschaffen haben. Ich war sehr daran interessiert, weil mich der Ökumenische Patriarch der griechischen Orthodoxen Kirche genau an dem Tag besucht hatte, an dem die Kirche jener Religion eingeweiht wurde, und schon vom Grundstein für die russische Orthodoxe Kirche gesprochen wurde, die sehr zur Zufriedenheit von uns allen ebenfalls eine Kathedrale hier haben wird. Genau so, wie es in unserer Stadt eine Moschee gibt, und auf die selbe Art und Weise, wie alle Kirchen vertreten sind; wir haben diese Ehre, es gibt uns Genugtuung und ehrt uns, dass sie hier vertreten sind. Ich glaube, dass unser Land hier ein Beispiel dafür gewesen ist, wie es nicht nur auf religiösem Gebiet Ökumenismus geben kann, sondern ebenfalls bei der Achtung der Gefühle der Anderen.

Ich könnte nicht ökumenisch gegenüber jenen handeln, die den Anderen ihr Recht zu denken und ihr Recht zu glauben verweigern, denn für uns, die wir so oft als Verletzer der Menschenrechte angeklagt werden, - und ich werde nur Folgendes sagen - ist das erste Menschenrecht das Recht zu denken, das Recht zu glauben, das Recht zu leben, das Recht zu wissen, das Recht, die Würde zu kennen, das Recht, so wie die anderen menschlichen Wesen behandelt zu werden, das Recht, unabhängig zu sein, das Recht auf Souveränität als Volk, das Recht auf die Menschenwürde.

Wenn wir von den Menschenrechten sprechen wollen, dann sind wir wirklich der Meinung, dass eine Olympiade organisiert werden müsste, dass wir, die Angeklagten, uns mit allen jenen Schwindlern und Scheinheiligen versammeln müssten, die es auf der Welt gibt, uns in einem Raum wie diesem hier versammeln müssten, um zu diskutieren, welches die Menschenrechte sind und welche davon wir verletzt haben und welche wir jahrzehntelang verteidigt haben, ohne ein einziges Mal unsere Prinzipien zu verletzen. Ihr, von denen viele Religiöse sind, könntet letzten Endes daran erinnern und Gott bewahre – ich bin kein Gläubiger im traditionellen Sinne des Wortes – von der Idee befreien, uns mit irgendeiner anderen geschichtlichen Individualität zu vergleichen. Ich bin nicht ich; ich spreche im Namen des Volkes von Kuba, ich vertrete tausende, hunderttausende, Millionen Menschen, die diese Insel bewohnen. Ich beabsichtige nicht, mich mit irgendwem zu vergleichen; aber diese Insel wurde mehr verleumdet, als die ersten Christen, wurde mehr verleumdet, als jene, die im römischen Zirkus von den Löwen verschlungen wurden, wurde mehr verleumdet, als jene, die in den Katakomben lebten, weil sie einen Glauben besaßen.

Es gibt religiöse Glaubensrichtungen und es gibt politische Glaubensrichtungen. Es gibt religiöse Überzeugungen und politische Überzeugungen im besten Sinne, in dem man jenes so abgenutzte, so herabgewürdigte Wort Politik verwenden kann. Es gibt politische Ideen. Ich fasse solche als politische Ideen auf, welche wirklich dem Leben eines Menschen, der Aufopferung eines Menschen, dem Blut eines Menschen, dem Tod eines Menschen oder vieler Menschen, eines gesamten Volkes, falls dies erforderlich wäre, um diese Werte zu verteidigen, würdig sind. Derjenigen würdig sind, die Werte verteidigen und wissen, dass es ohne Werte kein Leben gibt. Mehr noch, ohne Werte gibt es keine Zivilisation; mehr noch, ohne Werte kann diese Menschheit nicht überleben, denn wenn wir von Zivilisationen sprechen - und wir wissen, dass es viele gegeben hat, und nicht wenige davon verschwunden sind – könnten wir uns auch fragen, wie lange diese Zivilisationen dauern werden, wenn wir nicht die notwendigen Schritte unternehmen, wie ihr es hier zu tun versucht, um das Überleben schon nicht nur der Zivilisation, sondern der Gattung überhaupt abzusichern. Denn zum ersten Mal im Verlaufe der kurzen Geschichte, ist das Überleben der Menschheit in Gefahr. Ich würde dazu einladen, dass jemand darauf antwortet, ob irgendwann einmal das Überleben der Menschheit sich so in Gefahr befand, wie es heute der Fall ist.

Früher war es das römische Imperium, früher waren es die griechische Zivilisation, die griechisch-römische, zu anderen Zeiten die ägyptische, zu noch anderen Zeiten die persische, dann jene aus Mesopotamien, die schon genannt wurden. Das heißt, alle Zivilisationen haben in jener und dieser Hemisphäre gelebt, denn der Mensch hat überall die Zivilisation hingebracht. Es wurde bewiesen, dass derselbe Mensch auf dieser Seite des Atlantiks dieselbe geistige Entwicklung und dieselbe Intelligenz hatte, wie diejenigen, die dort in der Alten Welt geblieben sind. Und die Geophysiker, die die Erde untersucht haben, wissen, dass es früher nicht zwei Hemisphären gab, dass es vor 350 Millionen Jahren eine einzige Erdmasse gab. Diese Hemisphären sind auch Ergebnis der Geschichte der physikalischen und geologischen Gesetze, die kompakte Masse driftete voneinander weg, diese Hemisphäre trennte sich von jener Masse, die Antarktis trennte sich ab, Australien trennte sich ab, alle entfernten sich von dort. Es ist sogar bekannt, wie der Himalaja entstand, wie die Bewegungen der tektonischen Schichten Ursprung für das Eine und Andere waren, und vor 350 Millionen Jahren gab es keine Menschen, vor 300 Millionen auch nicht. Damals begann das Erdöl sich herauszubilden. Jenes Erdöl, das so wunderbar scheint und es sicherlich auch ist und welches dieser zivilisierte Mensch dabei ist, in weniger als 200 Jahren zu zerstören.

Ich würde gern wissen, wieviel Erdöl in 91 Jahren auf der Welt noch übrig sein wird, – wir sind im Jahr 2005 – denn 1896 wurden auf der Welt 6 Millionen Tonnen Erdöl pro Jahr verbraucht und in der Gegenwart 82 Millionen Barrel, das heißt, fast 12 Millionen Tonnen Erdöl täglich.

Vor 109 Jahren, ich wiederhole das, verbrauchte dieser Homo Sapiens, dessen Weisheit, liebe Freunde und Freundinnen, noch zu beweisen ist, vor 109 Jahren verbrauchte er 6 Millionen Tonnen pro Jahr und gegenwärtig verbraucht er jeden Tag knapp 12 Millionen Tonnen. Und der Verbrauch steigt jedes Jahr um 2 Millionen Barrel pro Tag und das ist nicht ausreichend und es ist jedes Jahr teurer.

Und ich erwähne hier nur ein einziges Problem, das der Energie, und man könnte sich fragen, wie lange diese bequeme Energie, von der unsere zivilisierten Nachbarn, – ich beziehe mich nicht auf das Volk – jene so zivilisierte Regierung – und verzeiht, dass ich eine Regierung genannt habe, ich will keine nennen, da ich niemanden verletzen möchte, nun gut, wie ihr es nennen möchtet – diese so zivilisierte und humanitäre Politik führt, die sich dem Kyoto-Protokoll widersetzt, einem einfachen und begrenzten Versuch, die Luftverunreinigung aufzuhalten. Das ist etwas, das es zurückzuweisen gilt.

Jenes Land verbraucht 25% der Weltenergie. Gerade jetzt haben wir schon eine Erdölkrise, sie ist vorhanden und wird weiter bestehen. Die letzte bedeutende war 1975, und es wird behauptet, dass das Erdöl in der Gegenwart teuer ist. Nein, teuer war es 1975.

Nicht das wir Erdölerzeuger wären; es kann schon sein, dass wir das sind, aber hiermit wollen wir keine Idee verteidigen. Ich sage das, was für die Welt besser ist. Denn wenn sie schon die Welt verunreinigen, dann muss man sagen, je teurer es ist, desto größere Hoffnungen kann man hegen, dass es noch einige Jahre mehr dauert, bis sie uns vergiften, bis sie das Klima verändern und dass es zumindest eine Hoffnung auf Regen gibt.

Gegenwärtig herrscht hier die größte Dürre, die es je in der Geschichte dieses Landes gegeben hat. Neulich hörte ich es donnern und meinte, in einem fremden Land zu sein; wie während meines ersten Russlandbesuches, als ich den Schnee sah; urplötzlich sah ich Schnee, den ich noch nie erlebt hatte. Und so versetzte mich das Donnern vor einigen Wochen in fast das gleiche Erstaunen; dem Donner folgt normalerweise der Regen. So sah ich ein paar Tropfen, ein paar Wolken und wähnte ich mich im Ausland, denn in diesem Land regnet es seit Monaten nicht. Also, vor kurzem gab es ein paar Niederschläge, doch nicht im Landesosten. Dort herrscht einer schreckliche Trockenheit; für Hunderttausende Heime wird das Wasser auf Lkw´s antransportiert und für das Vieh – es sind Millionen Tiere – in Tankwagen. Zurzeit sind wir dabei, zahlreiche Aquädukte für Notfälle anzulegen. Die Rohre sind aus Kunststoff, aus PVC, um sie schnell herstellen und installieren zu können, damit sie der Wasserversorgung dienen gerade jetzt, da der Kraftstoffpreis erhöht ist. Ich sage nicht, dass der Kraftstoff teuer ist, doch erhöht ist sein Preis schon, und es steigt die Anzahl derer, die um diesen Kraftstoff konkurrieren.

Man stelle sich vor, wie viel Lkw´s Wasser transportieren. Und es ist so, wie ich sage: Warum muss das sein? Man muss es doch nicht auf den Nimmerleinstag (calendas griegas – griechische Kalenden) aufschieben – immer muss auf die Griechen zurückgegriffen werden – das Problem steht jetzt an. Eine Trockenperiode wie diese zwingt uns zu einem Adieu nicht nur der Waffen, wie es Hemingway in seinem Roman A farewell to arms schildert, denn noch können wir den Waffen nicht völlig Adieu sagen; es ist ein Adieu an die Idee, von der Zuckerindustrie bzw. dem Zuckerrohr zu leben. Das Zuckerrohr braucht Wasser. Wir hatten viele Stauanlagen im Land zur Wassergewinnung angelegt, doch diese sind nun leer mit einer einzigen Ausnahme einer Anlage in einer entfernten Gegend. Sie hat noch etwas Wasser und wir haben die Hoffnung noch nicht verloren. Wir hoffen, es regnet bald.

Ich sehe zum Beispiel die hohen Niederschläge in Venezuela. Venezuela ist das beste Beispiel; an einem Ort regnet es mehr als genug und anderenorts nur wenig. Das Klima ist Änderungen unterlegen. Es ist dies das Wenigste, was man dazu sagen kann. Es ist eine der Folgen der Umweltverschmutzung. Und daher sagte ich, der hohe Preis könnte beitragen, dass die Wahnsinnigen etwas normaler werden, dass sie nicht mehr die natürlichen Ressourcen verschwenden und die natürlichen Lebensbedingungen unseres Planeten zerstören, damit die Zivilisationen existieren und kommunizieren können, denn um sich zu verständigen muss man zu allererst leben können. Wir sollten jenen Philosophen nicht vergessen, der äußerte: „Ich denke, also bin ich.“ So könnte man ebenfalls sagen: Um zu denken, muss man existieren; um zu kommunizieren, muss man überleben und um tatsächlich zu überleben, muss man kämpfen.

Ich übertreibe nicht und bin der festen Überzeugung, dass ich nicht übertreibe, wenn ich sage, dass wir kämpfen müssen und zwar sehr hart, wenn wir wollen – ich sag´ es noch einmal – dass die Zivilisationen überleben und noch etwas mehr als diese, nämlich dass ihre Trägergattung mit all ihren Fehlern und Mängeln überlebt. Von diesem Blickwinkel aus habe ich über den Dialog nachgedacht, den ihr geführt habt, und über euer veranstaltetes Treffen sowie jenes, das im kommenden Jahr in Griechenland stattfinden wird, bei dem ich, sollte ich eingeladen werden, leider nicht anwesend sein werde, denn der Besuch der Olympiade wurde mir ungeachtet sämtlicher Einladungen verboten. Zwar hieß es nicht, meine Anwesenheit sei untersagt, obwohl ich auf dieser Welt vielen Verboten ausgesetzt bin: Es ist mir verboten zu leben und, mehr oder weniger überlebend, bin ich ständig im Ausweichen begriffen; ich muss überleben, denn immerfort gibt es Leute, die mein Überleben nicht wünschen und alles Erforderliche dagegen unternehmen. Jetzt lassen sie mir etwas mehr Ruhe, da ich bereits einige Jahre zähle und sie meinen, die Natur werde sich dem Problem annehmen. Doch ich weiß, wie ungeduldig sie sind. (Lachen) Diesbezüglich dürft ihr nicht unbekümmert sein, versteht ihr?

In einer Zeitung las ich: „Castro wurde nicht eingeladen.“ Das stimmt nicht, denn irgendwer, ein Verleumder, schrieb in einer Zeitung, Castro werde bei den Olympischen Spielen anwesend sein; dort traten unverzüglich die Sprecher der Regierung auf den Plan – doch weiß ich nicht, welcher Regierung, denn ich weiß nicht, welche Partei regiert, noch ist dies für mich von besonderem Interesse, man verzeihe mir die Respektlosigkeit, doch weiß ich nicht, ob es eine Links- oder eine Rechtspartei ist. Also gut, ihr werdet besser Bescheid wissen als ich, denn ich weiß nicht, ob es eine neue Regierung gibt, ob es Wahlen gab, ob es zu Veränderungen kam. Mir ist es auch gleich, denn, nun ja, ich würde es schon bedauern, wenn ich, würde ich zu einer dieser Konferenzen eingeladen, nicht teilnehmen könnte, obwohl man ja vielen Hindernissen aus dem Weg gehen muss, denn man wird von allen Seiten her gejagt. Für mich gibt es gewisse Hindernisse. Ich bin gezwungen, zwei Flugzeuge zu benutzen und wie ihr wisst, bin ich einer der „vermögendsten“ Männer der Welt. Jene US-amerikanische Zeitschrift hat bei mir noch Rechnungen zu begleichen, sie müssen noch bezahlen. Nur bin ich in diesen Tagen sehr mit anderen Dingen beschäftigt, doch sie werden ihre Antwort schon bekommen, denn seit einigen Jährchen tischen sie dieses Märchen auf, und ich werde mich gezwungen sehen zu reden. Da kann man nichts machen. Ich werde reden, doch habe ich es nicht sehr eilig. Ich habe Dinge zu erledigen, die viel wichtiger sind. Gleich morgen gibt es Wichtiges zu behandeln und will dabei keine Minute einbüßen.

Nun also, wie ich bereits sagte, solltet ihr wissen, dass ich einer der reichsten Männer der Welt bin. Dieser Palast hier, in dem ihr zusammenkommt, gehört mir; vergesst also nicht zu bezahlen. Ob ihr die Reisebüros bezahlen musstet, weiß ich nicht, doch sollt ihr wissen, dass dieser Palast mir gehört. Mir gehören sämtliche Forschungseinrichtungen, sämtliche Schulen und Krankenhäuser, die wir errichten, die Zehntausende von Ärzten und Hunderttausende der von der Revolution ausgebildeten Hochschulabsolventen. So gesehen bin ich Herr und Besitzer dieses Landes; sogar die wenigen noch übrig gebliebenen Fische, die an- und abfliegenden und das Land überfliegenden Vögel gehören mir; es heißt, sogar dieser Palast sei mein, ein einziges Geschäft. Also, es ist zum Lachen, nicht wahr? Nur, wer zuletzt lacht, lacht am besten. (Applaus) Jenem Blättchen werde ich einen Schlag versetzen, eine derbe Antwort geben und sie werden es noch bereuen. Nein, jetzt will ich nichts weiter dazu sagen, denn ich will mich nicht ablenken. Doch ich warne sie. Da ich nun einmal das Vermögen erwähnte. So bin ich also einer der reichsten Männer der Welt und stehe an sechster Stelle, glaube ich. Ich weiß nicht, welchen Platz du einnimmst, doch wie es heißt, bist du ein Mensch, der als ehrenhafter Unternehmer großen Erfolg hatte. Nun, wie steht es mit Bill Gates? Es heißt, er sei einer der Reichsten, doch meine ich, dass ihm hie und da auf diese oder jene Art einige Rivalen entstehen; doch ich als Herr all dessen hier wäre nicht rechtmäßig; ich als Besitzer von Vermögen ist nicht rechtmäßig. Ich sage dies mit aller Würde, es ist nicht rechtmäßig; ich habe nicht das Recht reich zu sein.

Mein Vater besaß, als ich noch Kind war, etwas Geld und es hieß, ich sei reich, reich im Sinne eines Großgrundbesitzes und bei weitem nicht auf der Stufe eines Bill Gates. Doch ich habe nicht das Recht reich zu sein. Nun also, hier stehe ich und rede mit euch über diese Themen. Doch muss ich, wie gesagt, zwei Flugzeuge benutzen, denn wenn man unten bereits mit Pfeil und Bogen auf das meine wartet um es herunterzuholen, muss ich manövrieren um sie zu verwirren. Manchmal landet meine Maschine vor der anderen. Mitunter sagte ich beim Start: „Löscht sämtliche Lichter“, denn ich kann mir vorstellen, wie ein Mann mit Pfeil und Bogen aussieht. Wenn ihr mich also nach dorthin einladet, müsst ihr wissen, dass dies auf Kosten meines Lebens geht, das ich jetzt mehr denn je schätze. Und wisst ihr, warum? Weil ich in der kurzen Zeit, die mir noch verbleibt, mit all meiner Kraft und der in vielen Jahren angesammelten Erfahrung das tun will, was wir jetzt hier tun. Doch ich verlange nicht zu viel, mir reichen zwei oder drei (Jahre). Aus den nahezu fünfzig Jahren Tätigkeit in diesem Amt werden wir allen Nutzen ziehen. (Applaus)

Ja, ich will nicht. Ich will nicht sagen, dass ich zitterte, müsste ich morgen sterben. Nein, nein, nein, ich fühle mich wohl. Ich habe eine ungeheure Fähigkeit der Resignation und Geduld; doch spüre ich auch einen starken Enthusiasmus in Bezug auf all das, was wir im Augenblick tun. Und darüber sowie zu einigen anderen euch interessierende Themen können wir, wenn ihr wollt und Geduld habt, und vor 8.00 Uhr treffen. Ich will hier nicht über Dinge reden, die mich interessieren. Ich habe versucht herauszufinden, was euch interessieren könnte; ich habe versucht, einige eurer Ideen aufzugreifen. Doch meine ich, ihr habt hier Fragen gestellt und Dinge diskutiert, die von diesen Punkten abweichen. Ich habe etwas über die Zivilisationen philosophiert und bin nun bei dem Punkt angelangt, über den ich zu euch spreche.

Mir scheint, das Bedeutsamste, das ich hier ausdrücken kann, ist meine Überzeugung, dass unsere Gattung Mensch in Gefahr, in realer Gefahr ist. Wo ihr eine so lange Reise hinter euch und die Supergeduld aufgebracht habt, auf ein paar Worte von mir zu warten, so kann ich als das Wichtigste nur sagen, dass ich dieses Gefühl teile und der Überzeugung bin, dass es nicht auf Fantasien beruht, sondern auf Tatsachen, auf Berechnungen, auf Mathematik, dass die Menschheit gefährdet ist, dass nicht nur der Frieden sondern die Gattung Mensch gerettet werden muss und ich glaube, sie kann gerettet werden. Wäre ich ein Pessimist und meinte, für das Problem gäbe es keine Lösung, so würde ich nicht darüber sprechen. Doch glaube ich, dass es eine Lösung gibt, und ich bin es gewohnt, schwierigen Problemen die Stirn zu bieten. Es ist nicht etwa jemand, der sich Dinge erdacht hat. Ich glaube, es gibt eine Lösung und das ist das Wichtigste. Doch kann ich noch einige andere Themen ansprechen.

Was ich letztendlich sagen wollte ist, dass man ihn nicht reisen ließ, denn er reiste nach Kuba. Er wurde dort angehalten und brachte seinen guten Willen zum Ausdruck. Ich nutze die Gelegenheit und ziehe Schlussfolgerungen und rechne an. Nein, zu den Olympiaden wollte ich nicht gehen. Nicht einmal die Moskauer Olympiade habe ich besucht. In Barcelona war ich anwesend, denn es fand ein internationaler Kongress statt, und man brachte uns zur Eröffnungsveranstaltung der Olympiade nach Barcelona. Worüber ich jedoch Bescheid weiß, ist die Anzahl der von den kubanischen Sportlern gewonnenen Medaillen und im Sport hat Kuba die meisten Goldmedaillen pro Kopf, die meisten olympischen Medaillen aller Art. Es ist selbstverständlich kein Chauvinismus, der mich das sagen lässt, obwohl wir mitunter Sportchauvinisten sind; ich selber nicht einmal im Sport. Freilich ist es für mich eine Emotion, wenn es die eigene Mannschaft ist; das ist logisch. Doch bin ich auch stets in der Lage, die Verdienste und die Fähigkeit des Gegners anzuerkennen, der bei einer Sportveranstaltung im ehrlichen Kampf gegen uns gewinnt. Nicht so im Boxen; hier hat man und Goldmedaillen en gros gestohlen, denn im Boxen hat die Mafia die Oberhand gehabt. Es gibt Sportarten, die nicht vom olympischen Geist sondern von der Mafia beherrscht werden.

Ich kann euch also sagen, dass ich die Olympiaden schätze, auch wenn sie nur für reiche Länder sind; es müssen die Vereinigten Staaten, Japan, Australien oder andere Austragungsstätten mit einem hohen Entwicklungsniveau sein. Dass Griechenland die Durchführungsrechte erhielt, war ein Wunder; es bekam sie, weil sie vor mehr als 2000 Jahren die Erfinder der Olympiaden waren. Jener Mann, der mit dem Ergebnis, dem Ausgang der Schlacht gelaufen kam … Welcher der vielen Kriege war jener? Eine der vielen Schlachten, der Tausenden Schlachten, die es gegeben hat, wo sich doch der Mensch fast nur dem Bekriegen widmete. (Irgendwer sagt ihm: „Die Schlacht von Marathon.“) So hieß sie.

Auf der anderen Seite, an den Thermopylen erzählte ein Bauer dem Mann von den zwei Millionen Soldaten. Das mit den zwei Millionen ist nichts Reales. Als ich als Grundschüler diese Geschichte las, meinte ich, sie sei wahr, es seien so viele Truppen dort vorbeigezogen. Anlässlich einer internationalen Veranstaltung in der Türkei überquerte ich den Bosporus, wo die Schiffe gelegen haben sollten, weil das Zwei-Millionen-Heer des Xerxes vorüber zog, erwartet an den Thermopylen von den Spartanern mit nur 300 Soldaten. Fragt einmal den Generalstab der Vereinigten Staaten, wie zwei Millionen Mann versorgt werden können. Man braucht dazu eine ganze Handelsflotte, das gesamte Flugwesen, um zwei Millionen Mann zu versorgen. Und man braucht noch viel mehr, wenn die Versorgung Coca Cola, Speiseeis, Erfrischungsgetränke und erstklassige Verpflegung beinhaltet. Wie jene persischen Soldaten verpflegt wurden, weiß ich nicht.

Doch es gab noch eine andere Schlacht der vielen, die die Griechen schlugen, und es kam damals zu jenem Marathonwettkampf. Und da ihr die Begründer der Olympiaden wart, und mit Unterstützung aller, auch der unsrigen, denn wir verteidigten das Recht der Griechen auf ihre Olympiade; wobei Griechenland das einzige Land ist, das mit einer Olympiade nicht zum Multimillionär wurde, denn ihm fiel vor 2000 Jahren das Los zu, die gute Nachricht einer gewonnenen Schlacht gegen eins der Imperien jener Zeit zu erhalten. Wie schade! Denn in Girón hätten auch wir einen Läufer entsenden können, in aller Schnelle die Nachricht nach Oriente zu bringen, dass die Söldnertruppen in weniger als 72 Stunden niedergeschlagen wurden; also ebenfalls eine kleine von der Revolution gewonnene Schlacht gegen Söldnertruppen, gedeckt von einem Flottengeschwader der Vereinigten Staaten. Es ist immerhin ein kleines Verdienst, doch bislang war es uns nicht eingefallen. Denn es gab Telefone, Radio und anderes, und niemand brauchte zu laufen, denn auch hier ging es gegen ein Imperium, ebenso mächtig wie jenes. Es kam zu einer kleinen Schlacht, der Schlacht von Girón, Marathon/Girón. In einem Land mit so vielen Poeten wie hier hätte man sogar einen Vers mit mehr oder weniger Reim darauf machen können.

Nun gut, so bekamen sie also die Olympiade. Zurzeit streitet man sich bereits um die großen Investitionen. Man muss Multimillionär sein. Die Chinesen bekamen eine Olympiade, nachdem sie sehr hart darum gekämpft hatten, und danach wurden sie zur nahezu bedeutendsten Antriebskraft der Weltwirtschaft. Sie bekamen die Olympischen Spiele 2008. Ich weiß nicht, wer die Chinesen an Organisation eines Spektakels, wie es die Olympiade ist, schlagen könnte.

Entschuldigt meine schlechte Gewohnheit, stets zu sagen, was ich denke, jene Dinge, die für mich Wahrheiten sind.

Also, ich habe mich weit gefasst im Thema, um euch meine Einschätzung zu geben; die Bedeutung, die ich diesem Treffen beimesse, d.h. im Klartext, euch aufzurufen, weiterhin zu kämpfen wie bisher.

Hier wurden sehr bedeutsame Themen angesprochen: regionale Themen, internationale Themen, Themen im Zusammenhang mit dem Frieden. Ich hoffe, die Beiträge werden in Form einer Schrift veröffentlicht und verbreitet, damit sie nicht nur einer reduzierten Anzahl von Personen zugängig sind. Die Diskussionen scheinen mir sehr wertvoll, sehr frei. Es hat ein jeder ohne Scheu seine Meinung in dem einen oder anderen Sinne vorgebracht; ein jeder hat seine Wahrheiten gesagt; und ich glaube, es lohnt sich. Auch kann ich euch unsere volle Unterstützung anbieten, eine unseren Möglichkeiten entsprechende umfassende Zusammenarbeit.

Es ist wie eine Einschätzung, wobei das Gefühl noch nicht zu Wort gekommen ist. Das Gefühl kam hier zu Worte mit Retamar, der neben anderen Dingen die Freude der Kubaner über die Anwesenheit so vieler Vertreter Russlands auf diesem Treffen erwähnte.

Ich erinnerte mich der 30 Jahre lang gemeinsam gelebten Jahre. Für uns war die russische Zusammenarbeit äußerst wertvoll; damals war es die sowjetische Zusammenarbeit, denn der Staat war der sowjetische, heute ist es der russische Staat. Und de facto hat ja der russische Staat sämtliche grundsätzlichen Verantwortlichkeiten und Befugnisse des sowjetischen Staates geerbt, seinen Platz in den Vereinten Nationen, seine Vorrechte als mächtiges Land, das sie heute zu verteidigen haben, denn sie laufen zweifelsohne Gefahr, einer egoistischen imperialistischen Politik begegnen zu müssen, einer verantwortungslosen kriegerischen Politik. Wir alle laufen Gefahr in dieser Richtung, nicht nur die Kubaner, auch die Koreaner, die Russen, die Chinesen und die übrige Welt. Es darf keiner denken, für die Europäer bestünden keine Gefahren, zumal wenn der wirtschaftliche und kommerzielle Wettbewerb, die Konkurrenz im Kampf um die Sicherstellung der Rohstoffe, der Energie und natürlichen Ressourcen zwischen jenen, die alles haben wollen, von Mal zu Mal härter wird. Ich spreche nicht vom US-amerikanischen Volk, für das wir eine ehrliche Bewunderung empfinden, wobei diese keine nur diplomatische Äußerung sein soll.

Nie haben wir Hass geschürt; nie haben wir auch nur irgendeine Art von Chauvinismus oder Fanatismus bzw. Fundamentalismus gefördert. Jene dort sind die Fundamentalisten des Krieges und der Gewalt.

Als ich hier von jenem ersten Juni sprach, an dem sie die Sowjetunion mit einem Überraschungs- und Präventivschlag angriffen, vermeinte ich, diese Worte erst neulich in einer Militärakademie der Vereinigten Staaten vernommen zu haben, als nämlich der führende Mann jenes anderen mächtigen Landes den Offizieren sagte, sie haben sich bereit zu halten, um im Überraschungs- und Präventivschlag einen jeglichen dunklen Winkel der Welt zu überfallen, und gleich darauf sprach er von bis zu 60 und mehr Ländern; und wir, die wir ihn hörten, wissen, dass wir gemäß seiner Denkart, dem Fundamentalismus, der Technologie, der Anschauung und der Unkenntnis – ja, das Wort Unkenntnis muss genannt werden – einer der dunkelsten Winkel der Erde sind. Unkenntnis bedeutet, absolut nichts zu wissen von dem, was in der Welt vorgeht, von den Problemen der Welt, ihren Realitäten. Ich wiederhole, die Unkenntnis, die ich meine, ist das absolute Nichtwissen. Und schlimm steht es um die Welt, wenn die mächtigste Supermacht, die es je gegeben hat und die in der Lage ist, zehn- oder zwanzigmal unseren Planeten zu zerstören, von Personen gelenkt wird, die von nichts eine Ahnung haben. Das könnte zu einem verfrühten Herztod führen, wenn unser Herz nicht so stark, unser Bewusstsein nicht so gefestigt wäre.

Ich hatte gesagt, dass die Menschheit gerettet werden muss; und dabei bin ich der Meinung, dass allein das Bewusstsein die Waffe ist, mit der die Menschheit gerettet werden kann.

Ich spreche einen Gedanken aus, dem ich treu bin. Ich sprach vom Menschen, von der langen und ebenso kurzen Geschichte unserer Gattung, die noch vor 200 Jahren eine Milliarde zählte, die mehrere Zehntausend Jahre für diese eine Milliarde gebraucht hatte und die 130 Jahre später bereits zwei Milliarden betrug, in nur 30 Jahren auf drei Milliarden anstieg und in nur zehn Jahren von fünf auf sechs Milliarden wuchs. Das dürfen wir nicht vergessen. Augenblicklich übersteigt die Anzahl der Weltbevölkerung 6,5 Milliarden. Wer die auf der Welt herrschende Armut kennt, die Rückständigkeit, die Krankheiten, den Mangel an Wohnraum, an Hygiene, an Gesundheitsfürsorge in Ländern – so in Afrika – in denen die Lebenserwartung nur 36 Jahre beträgt und nach weiteren zehn Jahren könnten es nur 30 sein, ist bestürzt. Ich spreche von dieser Menschheit, die vor nie dagewesenen Problemen steht.

Ich sprach über Kriege. Wie schon vor vielen anderen Freunden, sage ich es auch hier. Unsere Gattung hat sich von niederen zu höheren Formen entwickelt; sie hat den Menschen geschaffen und der Mensch ist in der Tat ein Wunder, das würdig ist, zu überleben.

Ich habe großes Vertrauen in den Menschen, in die Fähigkeiten des Menschen.

Warum ist für uns bis heute die Bildung und Erziehung von so grundsätzlicher Bedeutung? Weil der Mensch bei seiner Geburt voller Instinkte ist. Die Bildung und Erziehung ist der Prozess, bei dem diesem voller Instinkte geborenen Wesen Werte vermittelt werden. Erzieht man ihn nicht, lässt man ihn allein in einem Brutkasten, einer Maschine, die ihn versorgt und ernährt, wird man am Ende sehen, was an Bildung und Erziehung vorhanden ist, ob er dem entkommen kann, was die Imagination der US-amerikanischen Filmschaffenden kreierte: dem Tarzan, dem Affenmenschen, jener Gestalt aus den Filmen unserer Kinderjahre, von dem man nicht weiß, wie er irgendwo in Afrika zur Welt kam. Das war unsere Bildung, mit Tarzan, dem Menschen mit Intellekt, umgeben von Stämmen, die ihr Kochgeschirr bereit hielten, um sich gegenseitig aufzufressen.

Ja, das war die Ideologie, die man uns als Kinder und Heranwachsende einbleute, wonach die Afrikaner Kannibalen seien, die sich gegenseitig verzehrten. Ja, Filme dieser Art sahen wir zur Genüge. Wir alle müssten Rassisten und Superreaktionäre sein, denn jene waren die Filme, die wir sahen, versteht ihr?

Ja, uns wurden letale Dosen an Barbarei, letale Dosen an Unbildung, letale Dosen an Lügen verabreicht; jedoch hat all das die Ideen in unserem Land nicht vernichten können.

Doch wie schon gesagt: Bildung und Erziehung ist das Vermitteln von positiven Werten, die der Mensch geschaffen hat. Es sind jene Werte, von denen ich sagte, dass wir damit zusammenrücken müssen. So wurde für uns also die Kreation und das Summieren von Werten zu einem Hauptanliegen.

Was wird nun die Oberhand behalten, die Lüge oder der Aussaat von Werten? Wird der Mensch in der Lage sein zu bewirken, dass sich die Werte, die echten Werte oder die Lügen behaupten. Müssen wir etwa Herren der großen Fernsehanstalten sein? Ist das etwa unerlässlich? Nein, lasst uns Herren des Wissens sein, auch wenn wir nur eine Minderheit darstellten; lasst uns Herren der Information sein; setzen wir uns doch durch eben diese technischen Mittel miteinander in Verbindung, denn den Lügenanstalten gegenüber gibt es jene Ketten, die aus den PC´s bestehen können, mit denen man mit jemandem in Australien, den Vereinigten Staaten oder sonst wo auf der Welt kommunizieren und Ideen austauschen kann.

So meine ich, dass der Mensch auch die Technologie geschaffen hat, mit der erreicht werden kann, dass sich die Wahrheiten durchsetzen.

Wir zum Beispiel haben das Fernsehen benutzt. In unserem Land gab es bis noch vor kurzem zwei Sender; jetzt haben wir bereits vier, und 62 % der Sendezeit in Kuba ist Bildungszwecken gewidmet, d.h. es sind Bildungs-, Erziehungs- und Informationssendungen und dienen auch zur Verbreitung einer gesunden Kultur. Es können Unterhaltungsprogramme sein, doch versuchen wir stets, die Kultur zur Aussaat von Werten zu benutzen. So ist es uns ein Anliegen, dass ein guter Film, wo auch immer auf der Welt er produziert wurde, bekannt wird, dass seine Werte und seine Autoren bekannt werden.

Über das Fernsehen alphabetisieren wir bereits nicht mehr, es ist nicht mehr nötig. Über das Fernsehen lehren wir höheres Wissen, Hochschulkenntnisse, Fremdsprachen; dazu benutzen wir diese Medien. Rundfunk und Fernsehen könnten, gut eingesetzt, dem Analphabetentum weltweit ein Ende setzen.

Warum gibt es immer noch 800 Millionen Analphabeten und Milliarden Halbanalphabeten. Wo es doch Rundfunk und Fernsehen gibt, warum dann diese Milliarden Analphabeten und Halbanalphabeten? Diese Frage sollten wir uns stellen. Die Mittel zur Beseitigung des Analphabetentums in einigen wenigen Jahren sind vorhanden.

Es ist nicht nötig, dass die UNESCO ein halbes Jahrhundert lang von der Beseitigung des Analphabetentums redet. Wozu auch? Wo dieses doch nachgewiesenermaßen sogar per Rundfunk beseitigt werden kann.

Kuba hatte in Haiti ein Programm der Alphabetisierung per Radio, das nach der letzten Invasion zum Erlahmen kam. Dafür sind derzeit etwa 500 kubanische Ärzte in jenem Land im Einsatz, in das alle Welt einzufallen, jedoch keinen Arzt zu entsenden weiß. Nie hat Kuba auch nur einen Soldaten nach Haiti geschickt, doch sind seit Jahren Hunderte Ärzte dort. Außerdem gibt es bereits Hunderte junge haitianische Ärzte, die in Kuba ausgebildet wurden und mit unseren Ärzten zusammenarbeiten.

Vor der letzten von mir genannten Invasion durch UN-Truppen, angekurbelt durch die Vereinigten Staaten, waren es bereits Hunderttausende Haitianer, die ihre Muttersprache über Rundfunk erlernten. Jetzt wurde dieses Programm abgesetzt, doch die Ärzte, den Gefahren trotzend, sind weiterhin dort. Über Rundfunk lernen sie Kreol, die dortige Sprache.

Hier bei uns haben mehr als eine Million Kubaner über das Fernsehen Englisch gelernt. Auch für die Sprachen Französisch, Portugiesisch und andere gab es Kurse. Wir haben diese und noch andere Programme im Fernsehen und nutzen diese Medien erschöpfend.

Doch geht es nicht nur um das schulische Alphabetisieren, auch das politische Alphabetisieren muss vervollkommnet und umgesetzt werden.

Ihr redet vom Dialog der Zivilisationen. Wie wollt ihr erreichen, dass man euch versteht? Ich frage mich, ob die Analphabeten eure Botschaft begreifen; und wo auf der Welt werden euch die Millionen Analphabeten verstehen, die es in der Dritten Welt gibt, dazu die Millionen Analphabeten und Halbanalphabeten der Industrieländer. In den Vereinigten Staaten gibt es beispielsweise eine große Anzahl von Analphabeten und eine große Anzahl von funktionellen Analphabeten. Das ist eine Realität, Industrieländer mit funktionellem, ja sogar totalem Analphabetentum, und in den Vereinigten Staaten liegt dieses höher als in Europa.

Wie sollen also eurer Meinung nach die schulischen und politischen Analphabeten die Botschaft verstehen? Meint ihr etwa, dass diese Leute, die täglich die Geschichten von den Massenmedien vorgesetzt bekommen, die Botschaft verstehen werden? Doch es muss erreicht werden, dass sie ankommt.

Doch wird die Botschaft nicht schlechtweg ankommen, weil ihr sie ausarbeitet und übermittelt. Hier nun komme ich auf die Krisen zurück. Die Krisen werden bewirken, dass die Botschaft übermittelt und verstanden wird.

Niemand meine, dieses Brodeln in Lateinamerika, wovon hier einige Lateinamerikaner sprachen; der Botschafter Venezuelas sprach davon, Villegas sprach davon – ich sehe ihn nicht, doch weit weg ist er nicht.

Vladimir Villegas: Hier bin ich

Comandante: Weil du nämlich im Fernsehen anders aussiehst als hier.

Vladimir Villegas: Jünger

Comandante: Das denkst du dir, jung bin ich. (Lachen). Auch ich denke, jünger zu sein, doch du bist es in der Tat und ich beglückwünsche dich dazu. Du hast noch viel Zeit vor dir. Ich kann dich nur bitten, nutze sie gut.

Doch glaubt nicht, zu diesem Brodeln sei es zufällig gekommen. Es ist das Kind der Krise in dem Land der meisten Ressourcen Lateinamerikas, in dem Land der möglicherweise weltweit größten Kraftstoffreserven; dem Land, aus dem 300 Milliarden Dollar abflossen, deren Wert das 10- bis 15fache des heutigen betrug. Stellt man die Berechnungen ab 1959 an, als jene heuchlerische als demokratisch und progressistisch maskierte Oligarchie die Regierung antrat, so sind bis zum Zeitpunkt 40 Jahre vergangen und das abgeflossene Kapital entspricht einer realen Kaufkraft von mehr als zwei Billionen Dollar. Das ist der aus nur einem Land gezogene Wert. Summiert, wenn ihr wollt mit Fantasie, denn das ist die einzige Form, wie summiert werden kann. Nicht einmal die Computer könnten präzise Zahlenangaben liefern, denn der Nullen sind es so viele, dass der Einzelne sie wegzulassen pflegt, wenn er im Kopf multipliziert.

Wieviel Geld werden sie wohl aus Brasilien gezogen haben? Wieviel wird es aus Mexiko gewesen sein? Wieviel aus Argentinien? Aus Kolumbien, aus Peru, aus allen anderen lateinamerikanischen Ländern? Man muss es berechnen. Mitarbeiter unserer Zentralbank stellen Berechnungen an und versuchen, das Geheimnis zu lüften. Sie recherchieren peinlichst genau in den überaus großen Zahlen in Billionenhöhe, um zu sehen, in welchem Umfang die Abwertung des Sucre in Ecuador oder des mexikanischen Peso in dieser oder jener Zeit oder des Bolivar zu anderen Zeitpunkten verlief, wobei auch bekannt ist, dass den Venezolanern die Hinterlassenschaft eines abgewerteten Bolivar und der abgewerteten brasilianischen Währung zuteil wurde, was soweit ging, dass ein Dollar einem Gegenwert von 1 plus mehr als fünf Nullen rechterseits entsprach.

Es ist unglaublich, und die Dritte Welt kennt dieses Phänomen. Es ist der simpelste Mechanismus, mit dem sie das Geld abfließen lassen, denn die Währung keines einzigen Landes der Dritten Welt ist in Sicherheit.

So sind sie auch mit Russland verfahren. Das Geld, ob ehrlich oder unredlich erworben, ziehen sie aus dem Land, denn es ist schon nicht mehr das Gold, das als Schatz vergraben wird. Es sind Scheine, und dieses Papiergeld erfährt Tag für Tag seine Abwertung. Und wenn man es absichern will, dann wechselt man es gegen Devisen ein. Das wird es gewesen sein, was ich getan habe, um mein berühmtes persönliches Vermögen zu bewahren, das mir lächerlicherweise nachgeredet wird. Ja, ein Einwechseln gegen konvertierbare Devisen und Deponieren bei einer Bank. Doch nein, ich weiß recht wohl, wo das meinige aufbewahrt ist. Ich habe es auf den Mars geschickt, es liegt auf dem Mars. Dort kann es der CIA finden, wenn er will. Ich werde euch ein Geheimnis verraten, und zwar kann ich mich nicht mehr genau erinnern, wo ich es eigentlich hingelegt habe oder ob ich es zwischen Mars und Mond aufgeteilt habe, damit es dort sicher liegt und ich dann in meiner vierten, fünften oder zehnten Reinkarnation ein kleines Flugzeug mieten und es holen kann.

So, wir sprachen über Währung und über Geld. Also, sie lassen das ehrlich verdiente und das unredlich erworbene Geld abfließen; und sie sind dazu gezwungen, denn es gibt eine Weltwirtschaftsordnung, deren Gendarm eine Institution namens Internationaler Währungsfonds ist. Dieser zwingt die Staaten, ihre Reserven auf ausländischen Banken zu deponieren, wenn jemand mit den Scheinen kommt und sagt: „Ich nehme die Reserven mit“. Wir dem nicht Folge geleistet, dann wird dasjenige Land bestraft und erhält keinen Cent. Das waren ihre Methoden, als sie noch supermächtig waren. Glücklicherweise sind sie von Mal zu Mal weniger mächtig. Sichtbar wird die zunehmende Schwäche des Systems in Bezug auf das Vermeiden von Rezessionen sowie die zunehmende Schwäche der das System stützenden Finanzmechanismen. Diese Ordnung kann sich nur auf einem Sockel mit Kernwaffen, ferngesteuerten Raketen, unsichtbaren Bombenwerfern halten; mit Waffen, die aus 5000 Kilometer Entfernung attackieren und auf ein Baseballfeld oder vielleicht sogar auf die dritte Base dieses Spielfeldes fallen können. All das ist es, was diese Ordnung, dieses Ausplündern, dieses Bestreben aufrechterhält, sich allen Reichtums unseres Planeten zu bemächtigen, wo auch immer dieser sich befinden mag, und das nicht nur durch ein gewaltsames Entreißen aus der Umwelt wie in Alaska, wo der Tag kommen kann, an dem kein Eis mehr da sein wird; wie auch der Tag kommen kann, da es in der Antarktis kein Eis mehr geben wird, die Millionen Quadratkilometer Eis schmelzen und viele Inseln vom Wasser überflutet werden. Vielleicht wird man voraussehend für die Zeit der Eisschmelze unweit von hier eine Landebrücke errichten müssen. Doch wer dort gewesen ist weiß, dass die Schmelze sehr schnell vor sich geht. Es ist bekannt; es ist eine Tatsache. Ebenso verhält es sich mit der Polarkappe über Grönland; das ist keine Fantasterei, keine Unwahrheit.

Und so wird die Natur ihres Gleichgewichts beraubt und die Nationen ihrer natürlichen Ressourcen, an erster Stelle der Energieressourcen. Und aufrechterhalten werden kann diese Ordnung einzig und allein mit Hilfe der Waffen. Doch deren Zweckdienlichkeit wird von Mal zu Mal mehr eingeschränkt angesichts des Erstarkens des Bewusstseins und dank dieser außergewöhnlichen Eigenschaft des Menschen, denken und nachdenken sowie sich an die konkreten Bedingungen jeder spezifischen Epoche der Geschichte anpassen zu können.

Was habt also ihr Russen getan, als die Nazis in das Land einfielen und ihre Panzerkolonnen in das Landesinnere vordrangen. Also die Russen haben nicht aufgegeben; sie haben gekämpft und versucht, sich zu ihrer Armee durchzuschlagen oder sie haben in den Wäldern gekämpft. Also ich sage es noch einmal: Es gab „kein Ergeben“. Sie haben sich angepasst, zogen nach Sibirien und nahmen die Drehbänke mit. Ich weiß von Waffenfabriken in Sibirien, die kein Dach hatten und trotzdem bei Schneefall die Waffenproduktion aufnahmen, als die Industriegebiete des Landes besetzt und zerstört waren.

Ihr musstet euch zurückziehen. Es war notwendig, und sie zogen sich zurück, bis man einen Wendepunkt gefunden hatte. Und alle Welt weiß, was danach kam. Ich habe viel über diese historischen Ereignisse nachgedacht. Wir waren wohl in Gefahr, doch nie hat man uns mit unvorhergesehenen Angriffen überraschen können. Wir sind immer vorbereitet, zu Lande und darunter.

Und ich kann euch versichern, dass dieses Land von keinem besetzt werden kann. Hoffentlich kommt es nie dazu, dieses beweisen zu müssen, denn wir wissen, was auf dem Spiel steht. Doch ich sage euch, diese Stadt ist unmöglich zu besetzen. Es ist eine Stadt von Hunderttausenden Kämpfern, die sie zu verteidigen wissen. Unter ihnen gibt es keinen Analphabeten. Der Unkundigste hat hier den Abschluss der 9. Klasse. Jeder versteht, einen Mörser, eine Kanone oder ähnliche Waffe zu bedienen.

Ich frage mich nach den irakischen Soldaten, die in Fallujah durchhielten und tagelang den Panzern und supermodernen Waffen der Invasoren standhielten. Welche Bildungsstufe hatten sie wohl erreicht? Ich weiß nur, dass sie wochenlang dort gekämpft haben und danach besetzte die US-Armee wie es aussieht Orte, an denen sie weder bleiben noch sich entfernen konnten. Sie konnten nicht bleiben, denn man brauchte sie andernorts, und sie konnten sich nicht entfernen, denn der Gegner kehrte zurück.

Und in der Tat ist es so; der Mensch passt sich an, der Mensch kann durchhalten. Nie hatten die Imperialisten gegen eine Nation vorzugehen unter Bedingungen, wie sie sie heute in einem Zusammenstoß mit Kuba vorfänden. Auch Waffen haben wir genügend und werden uns weiterhin bewaffnen. Es gibt so viele, dass ich fast meine, in den letzten Jahren sei die Insel einen halben Inch gesunken angesichts der Anzahl Panzer, Kanonen und anderen in unsere Heimat gelangten Waffen.

Der Aggressor weiß, dass ihn hier ein Volk erwartet, das bereit ist zu kämpfen und die Heimat zu verteidigen. Das ist etwas viel Mächtigeres als eine Kernwaffe, als 1000 C-Waffen. Wozu Kernwaffen? Uns als kleines Land ist diese Dummheit nie in den Kopf gekommen. Es würde bedeuten, uns zugrunde zu richten, um über eine Waffe zu verfügen, die lediglich dem Selbstmord dienen würde, denn wie sollte sie transportiert werden? Das Spielchen, das dem Imperialismus dienlich ist, werden wir nicht mitspielen.

Da ihr interessiert seid, einiges über Kuba zu erfahren, informiere ich euch nun.

Zu unserer Verteidigung brauchen wir jene Massenvernichtungswaffen nicht. Was wir modernisiert haben, sind die Taktiken, die Rolle des Menschen, des einzelnen Kämpfers und der Kämpfer in Zusammenwirkung; welche Form, welche Taktiken und Waffen sind es, die das Mächtigste, das ein Gegner haben kann, unwirksam machen.

Ich kann euch nur sagen, dass unser Land das erzielt hat, was man als militärische Unverletzlichkeit bezeichnen könnte und im Augenblick hat es sich, neben seiner Stärkung, die wirtschaftliche Unverletzlichkeit zur Aufgabe gemacht; zwei Begriffe. Das Erreichen der militärischen Unverletzlichkeit war einfacher als es die wirtschaftliche Unverletzlichkeit ist.

Die Menschheit kann gerettet werden, denn das Imperium steckt in einer tiefen Krise. Ohne Krise gibt es keine Veränderungen. Ohne Krise kommt es nicht zur Bewusstseinsbildung. Ein Krisentag bringt mehr Bewusstsein hervor als zehn Jahr ohne Krise.

Nehmt einmal Venezuela her; jenes Land, aus dem sie, wie ich sagte, Milliarden Dollar gesaugt haben, aus diesem so reichen Land. Es ist dasjenige, wo der Unterschied zwischen Arm und Reich größer ist. 17 Millionen seiner Bürger leben in Armenvierteln, in marginalen Vierteln. Wenn man das nicht weiß, kann man sich den revolutionären bolivarianischen Prozess nicht erklären. Weder der Botschafter noch der Journalist werden ihn gut erklären können und sicher erklären sie gut, es ist die angehäufte Ungerechtigkeit. Ohne diese ist der Sieg der Linken in Brasilien, der Sieg Lulas, unerklärlich. Ich weiß, dass ihr darüber gesprochen habt. Es gab Vorträge und Meinungen. Hier hat es andere Treffen gegeben, auf denen ebenfalls diskutiert wurde. Wir haben unsere Meinung zum Ausdruck gebracht, Präsident Chávez die seine, und wir sind im Hinblick auf den brasilianischen Prozess keine Pessimisten.

Heute sprach ein europäischer Regierungschef, der Chef der Regierung Spaniens, vor der Venezolanischen Nationalversammlung, denn gestern trafen sich in Guyana der Präsident Venezuelas, Hugo Chávez, der Präsident Brasiliens, Lula Da Silva, der Präsident Kolumbiens und der spanische Regierungschef.

Die Anwesenheit des Präsidenten Kolumbiens war sehr gut, denn es gibt sie, die den Krieg zwischen Kolumbien und Venezuela schüren wollen und viele sind wir uns mehr als bewusst, dass ein Krieg das letzte ist, was diese Erdhälfte gebrauchen kann, das letzte, was die beiden Völker dieser beiden Länder gebrauchen könnten. Und wir wissen, dass es sie gibt, die diese Konflikte schüren wollen, doch beide Regierungen bemühten sich und überwanden den strittigen Punkt. Und gestern waren sie vor der Öffentlichkeit versammelt bei einem öffentlichen Gespräch. Auch der Vertreter Spaniens war anwesend, und der Präsident des nördlichen Nachbarlandes glaube ich gab eine Erklärung ab… Denn schon vordem war er ärgerlich geworden und es war zu Äußerungen gekommen wie „Was hat Zapatero in Venezuela zu tun?“ Fast hätte es wie im spanischen Sprichwort geheißen „Schuster, geh´ zu deinem Leisten“ (zapatero – Schuster), denn man sagte zu ihm: Was tun Sie dort in Venezuela, wo es doch dort keinerlei Demokratie gibt, wo sie doch dort gegen die Redefreiheit und gegen alles sind?

Heute ging ich zu Fuß und wollte mich beeilen, doch ich kehrte um und vernahm aus einem Lautsprecher die Rede von Zapatero im venezolanischen Parlament. Sie hatte meine Aufmerksamkeit erregt und sie schien mir eine gute Rede zu sein. Das ist meine Meinung dazu.

Ich werde sie noch einmal lesen, denn ein kleines Stück konnte ich nicht hören. Er hielt eine Rede des Friedens, eine mutige Rede.

Jetzt wird er nahezu als Kriegstreiber angeklagt, denn er hat Venezuela einige Streifenboote verkauft zur Bewachung der Küsten gegen Schmuggel und Drogenhandel. Nein, nein, Venezuela sollte ihrer Meinung nach nicht einmal Boote, Streifenboote und Ausrüstung besitzen.

Natürlich hat Venezuela das Recht, sich zu verteidigen, oder bitten etwa jene des Nordens jemanden um Erlaubnis, wenn sie eine Superkernwaffe oder eine Bombe herstellen wollen, die 30 Meter tief in den Boden eindringt, um die Befehlsstellen zu zerstören? Sie fragen niemanden um Erlaubnis, auch nicht um Raketenabwehrschilde zu fabrizieren und sie irgendwo einzusetzen, ja sogar um Waffen im All zu installieren; nein, niemanden bitten sie um Erlaubnis.

Ach so, Venezuela, von ihnen bedroht – und dabei beziehe ich mich auf jene Regierung – darf nicht ein einziges Gewehrchen kaufen. Sie kaufen doch weder Kernwaffen, noch Panzerkreuzer, noch Flugzeugträger. Venezuela kauft etwas so Einfaches wie es Gewehre nun einmal sind.

Nun sagen sie, der Gewehre seien es viele (100 000). In der Tat sind es äußerst wenige, um ein Land wie jenes zu verteidigen, das 26 Millionen Einwohner hat, ein großes Land ist, ein patriotisches Land, ein Land mit Traditionen. Was Venezuela meines Erachtens braucht, sind Millionen Gewehre.

In Russland haben sie Hubschrauber gekauft. Was bei Überschwemmungen, einem Zyklon, einem Erdbeben am nötigsten ist, sind Hubschrauber. Außerdem können sie zur Überwachung der 2400 Kilometer Grenze und zur Kontrolle des Drogen- und des Warenschmuggels eingesetzt werden. Nein, 30 oder 40 Helikopter sind angesichts des Umfangs dieser Aufgaben gar nichts.

In Venezuela ist das Wasser viel teurer als Benzin – und ich sage das nicht, damit ihr als Touristen dorthin reist; wer will kann reisen. Ein Liter Wasser kann einen Dollar kosten, und ein Liter Benzin kostet neun Cents. Und ein Dollar entspricht gemäß den letzten Kursangaben 2150 Bolivar, glaube ich; und für nur wenige Bolivar füllen sie Ihren Tank mit Benzin. Wer nun als Tourist dorthin reisen will, soll es tun. Zwischen uns und den Venezolanern gibt es auf dem Gebiet Tourismus keinerlei Rivalitäten.

Viele Leute kaufen Benzin billig ein und bringen es auf die kolumbianische Seite, wo sie es teuer verkaufen. Dieser Phänomene gibt es bei ihnen eine ganze Reihe.

Der Feind sagt: „Venezuela ist eine Gefahr für Lateinamerika, ihr müsst euch in der OAS zusammentun, um diesem bolivarianischen Prozess Zügel anzulegen, diesen Verrückten, die eine Gefahr für die Hemisphäre darstellen.“ So sind die Dinge gegen dieses Land, aus dem sie 300 Milliarden Dollar mitgenommen haben.

Niemals hat sich auch nur einer von ihnen dafür interessiert, in Erfahrung zu bringen, wie viele Menschen in Venezuela an Krankheiten verstarben, welche Lebenserwartungen es gab, welche Kindersterblichkeit, wie viele blind wurden.

Wisst ihr, wie viele Venezolaner gemäß den in Gesprächen zwischen beiden Regierungen getroffenen Vereinbarungen dieses Jahr einer Augenoperation unterzogen werden? Hunderttausend.

Wir verfügen über 24 Augenkliniken mit den modernsten Geräten, 600 Chirurgen, die alle Augenkrankheiten behandeln: grüner Star, diabetische Retinopathie und viele andere, die bei nicht rechtzeitiger Diagnose zur Erblindung führen. Ich spreche von einem reichen Land wie Venezuela. Für diejenigen, die Geld hatten, war es kein Problem, sie gingen in die Vereinigten Staaten, nach Europa. Wir sprechen von den einfachen Leuten von Barrio Adentro, die nicht die Mittel hatten, in ein entwickeltes Land zu fahren, um eine Augenoperation dieser Art vornehmen zu lassen.

Nun gut, ich kann euch sagen, dass konservativen Schätzungen zufolge jedes Jahr 4 Millionen Lateinamerikaner eine ärztliche Behandlung dieser Art benötigen werden und dass sie erblinden, wenn sie diese nicht bekommen. Vier von den 550 Millionen Lateinamerikanern und Bewohnern der Karibik blind! Ich spreche nicht von den Bomben über Bagdad, die Frauen und Kinder töten und tausendjährige Museen zerstören, unersetzliche, unersetzbare Werte zerstören. Ich spreche von Bomben die traumatisieren, weil gesagt wird: „Nein, es sind keine Zivilpersonen umgekommen.“ Und die Millionen Kinder, Frauen, Greise und Personen, welche im Morgengrauen und zu jeder Zeit das Donnern der Bombardements, die Explosionen gehört haben, werden nicht viele von ihnen für den Rest ihres Lebens traumatisiert bleiben? Oder ist es so, dass das Gehirn, das geistige Gleichgewicht keine Bedeutung hat? Oder die geistige Gesundheit, die Nerven nicht wichtig sind? Sind etwa die Gelassenheit der Menschen, die Vernunft der Menschen, die geistige Gesundheit der Menschen nicht in der Menschenrechtscharta enthalten? Wer gibt ihnen Unterhalt, wer ernährt sie? Sie sind nicht Teil der physischen Verluste, aber sie gehören zu den Verlusten, und zwar solcherart Verlusten, die beinahe mehr Schaden anrichten, weil die Menschen für ihr gesamtes Leben untauglich, krank und ohne ärztliche Behandlung bleiben.

Vor einem Augenblick habe ich mit blinden Menschen aus Lateinamerika gesprochen, welche die vorhandene Weltordnung für immer zur Blindheit geführt hat, und ich spreche von 4 Millionen. Welches war unser Ausgangspunkt? Kuba. In Kuba müssen jedes Jahr ungefähr 30 000 Menschen an grauem Star operiert werden. Natürlich wird das nicht angesammelt, der Mensch wird nicht total blind, da die Krankheit erst auf einem Auge und dann im anderen auftauchen kann; aber es müssen 30 000 operiert werden, und an diabetischer Retinopathie, einer schrecklichen Krankheit. Und die Zuckerkrankheit ist eine Geißel, in unserem Land sterben die Diabetiker nicht einfach so, da sie diagnostiziert und behandelt werden. Es wird geschätzt, dass ungefähr 50 000 dieser Krankheitsgefahr unterliegen und auf diabetische Retinopathie untersucht und behandelt werden müssen.

Gestern sprach ich zufällig mit einem Genossen und er erzählte mir Folgendes: „Meine Frau war sehr zufrieden und glücklich, sie war im Krankenhaus gewesen." – sie hatte ein Check-up vornehmen lassen – „Sie ging zur Untersuchung, da sie grünen Star vermutete.“ „Und was hat man ihr gesagt, hat man sie untersucht?“ Er antwortete: „Sie ist nicht krank, aber wenn sie Gefahr laufen würde, dann wäre die Anwendung von einem bestimmten Laserstrahl ausreichend und das würde ihr Sicherheit für den Rest ihres Lebens geben, dass sie nie an Glaukom erkranken wird.“ So sagte er, mit diesen Worten. Hierin besteht die Bedeutung der Diagnose, wenn man nicht rechtzeitig die Diagnose stellt, kann es dann zu spät sein. Es kann ein mit dem Lebensalter in Verbindung stehender Fleck sein, ein Schatten der zunimmt und der mit Laserstrahlen behandelt wird.

Unser Land wird Ende dieses Jahres genügend Kapazitäten haben, um in 24 Kliniken mindestens 5 000 oder 6 000 Patienten pro Tag zu operieren. Diese Zentren verfügen schon über ihre vollständigen Ausrüstungen, die zu den modernsten gehören. Wir befinden uns noch in der Trainings-Phase des Personals. Wenn ein belagertes Land wie Kuba solch eine Dienstleistung bieten kann, warum tun das denn andere Länder nicht? Das ist die Frage, die man sich stellen muss. Denn Millionen Menschen werden blind und wer behandelt sie. Derjenige, der in Kuba blind wird, wird zumindest von der Sozialversicherung betreut. Und das ist eines der Themen, das ich heute Abend um 21.00 Uhr mit dem Staatsrat, dem Ministerrat und der Leitung unserer Partei, der Regierung unseres Landes, den Massenorganisationen und den Kommissionen der Nationalversammlung diskutieren werde, das von Morgen. Wir werden die Angelegenheit der niedrigen Renten angehen und die niedrigsten für 1 800 000 Personen erhöhen.

Vor wenigen Tagen haben wir unsere Währung aufgewertet und den Dollar in unserem Land abgewertet. Ja, wegen der riesigen Privilegien, die er geniest. Wenn ihr wollt, fasse ich es euch in einem einzigen Beispiel zusammen.

Ihr wisst, dass der Strom unabdingbar ist, der, der hier ausgefallen ist. Und ein Kilowatt, das sind 1 000 Watt – ich hoffe, ihr wisst das alle, fast alle wissen das, weil sie ihn bezahlen müssen – die Erzeugung von einem Kilowatt kostet heutzutage mindestens 10 Centavo; der Kraftstoff zur Erzeugung von einem Kilowatt kostet 9. Nun gut, kraft der Währungsabwertung, kraft jenes Phänomen, konnte man mit einem Dollar bis vor kurzem 27 Peso kaufen und als wir vor drei Wochen unseren Peso um 7 % aufgewertet haben, verminderte sich das 1 zu 25. Das alles geschah vor zwei Wochen, das haben wir mit dem Peso gemacht.

Vor einer Woche, Morgen wird es eine Woche her sein, haben wir den konvertierbaren Peso aufgewertet, und da der konvertierbare Peso einen Wechselkurs von … hat, wurde der kubanische Peso erneut um 8% aufgewertet; er wurde 15% aufgewertet. Nun gut, mit jenem aufgewerteten Peso werden wir morgen die Renten für die Altersrentner erhöhen, die weniger als 300 Peso erhalten, nach Kategorien: denjenigen, die weniger erhalten, eine größere Erhöhung; es sind Generationen von Berufstätigen, welche die Strenge der Blockade erlitten haben und Opfer bringen mussten. Ah! Das Arbeitsentgelt wurde erhöht, aber die Renten blieben gleich, es waren keine Mittel vorhanden. Die niedrigsten Löhne werden wir ebenfalls überprüfen.

So habe ich gesagt, dass derjenige, der blind wird, nicht ohne Hilfe bleibt; auch nicht derjenige, der einen Unfall erlitten hat, der Invalide wird oder mit einer Behinderung zur Welt kam, oder sie später erworben hat. Denn manchmal wird jemand mit bestimmten Veranlagungen geboren und dann bildet sich eine Behinderung heraus, manchmal eine Vollbehinderung, alle erhalten Hilfe. Nun gut, sie werden diese nicht nur weiter bekommen, sondern jedes Mal mehr erhalten.

Morgen wird es eine allgemeine Rentenerhöhung von mehr als 80% der Renten geben, ab Morgen, mit einer aufgewerteten Währung und einer Währung, die weiter aufgewertet werden wird, das ist schon etwas, nicht wahr?

Anderenorts bleiben die Menschen blind. Und welcher Staat hilft ihnen? Welche Organisation? Einzig und allein die Wohlfahrtsorganisationen der Kirchen. Wie viele Blinde gibt es auf den Straßen? Wie viele blinde Kinder oder Invaliden, die Windschutzscheiben putzen, die betteln?

Wir fordern diejenigen heraus, die sehen wollen, ob es in unserem Land Kinder gibt, die nicht eingeschult sind, die auf der Straße anstelle in der Schule sind und um Almosen betteln. Wir sind arm gewesen und es gab schwierigere Zeiten. Ja, es gab einige verantwortungslose Eltern, die sie schickten, Touristen anzubetteln. Diese Möglichkeiten werden immer geringer sein, denn wir haben alles mathematisch berechnet, Ware, Preis, Kosten, internationale Kosten, Einkommen, Renten, Bedürfnisse des Menschen.

Deshalb habe ich euch gesagt, dass unsere Revolution schon einen Erfahrungsschatz angesammelt und die notwendigen Voraussetzungen geschaffen hat, um das zu tun, was wir jetzt tun.

Unsere Lebensmittel sind immer rationiert gewesen und das wird nicht ewig so sein, aber es war unumgänglich. Wir haben einen Krieg erlebt, der 46 Jahre gedauert hat, in denen wir uns von den Angriffen des Imperiums verteidigen mussten. Wir mussten Krisen begegnen, sehr schwierigen Zeitabschnitten und wir sind immer noch Gewehre bei Fuß.

Ohne Zweifel, dass nach dieser extremen Situation und den durch die Blockade verursachten Krisen uns dies nicht dazu geführt hat, das US-amerikanische Volk zu ignorieren. Das US-amerikanische Volk selbst wird reagieren, denn in jenem Volk gibt es ebenfalls Millionen gebildeter Menschen, intelligenter Menschen, die Nachrichten über Internet bekommen, die unter dem Eindruck eines so dramatischen Ereignisses wie der Zerstörung der Zwillingstürme von New York getäuscht werden können, in einem Gemütszustand jener Art; aber man kann nicht – wie Lincoln sagte – das gesamte Volk die ganze Zeit täuschen.

Im Fall der Vereinigten Staaten könnten wir sagen: das gesamte Volk jeden Tag. Sie konnten alle eine gewisse Zeit täuschen; aber sie werden sich dessen bewusst werden. Die Fehler selbst führen sie zu den Krisen, aus denen das US-amerikanische Volk Bewusstsein erlangen wird.

Jenes Volk sorgt sich um die Umwelt, es möchte nicht, dass Alaska zerstört wird, dass vom Kyoto-Abkommen zurückgetreten wird, dass die Nationalparks zerstört und dem Bergbau oder der Erdölförderung unterworfen werden.

Es gibt Werte, die das US-amerikanische Volk schätzt, darunter die Gesundheit und den Frieden, wie alle Völker.

Jedoch bis zu welchem Punkt hat das US-amerikanische Volk das Recht auf eine objektive Information gehabt? Ist das nicht eine sehr brutale Verletzung der Menschenrechte, einer ganzen Nation eine objektive Information zu verbieten?

Gerade jetzt will die Regierung der Vereinigten Staaten kraft eines Gesetzes im Kongress die geringe Öffnung zerstören, die gegenüber Kuba erfolgte, als die Lebensmittelverkäufe genehmigt wurden. Die meisten Senatoren und Abgeordneten wendeten sich dagegen und baten um Aufhebung der Blockade. Und jenes Gesetz, dass breitere Zielstellungen anstrebte, wurde sabotiert, ihm wurden eine Menge Zusätze hinzugefügt, eine Verfahrensweise, die sie, wann sie nur wollen, anwenden – sie legen einen bindenden Zusatz zu einem grundlegenden Gesetz vor, das nicht hinausgeschoben werden kann und bei dem alle Abgeordneten sich zum Abstimmen gezwungen sehen; aber die Mehrheit ist schon gegen jenes Gesetz und die Landwirte erheben Einspruch dagegen. Sie denken sich immer etwas aus, sie wollten, dass im Voraus gezahlt werden sollte. Ich hatte es so verstanden, dass die Barzahlung ohne eine Sekunde Verspätung ein großes Verdienst wäre, und nein, das ist kein Verdienst: Es muss im Voraus gezahlt werden, das forderten sie von uns. Wozu? Um die Fonds mit einem Embargo zu belegen und den Lebensmittelverkauf zunichte zu machen.

Natürlich haben wir alle schon ein bisschen etwas gelernt und wissen, was für einen Schaden das verursacht, wir haben es bemessen und ausgerechnet. Woher kommt die Ware, wie hoch sind die Transportkosten, wieviel kostet ... usw. usf. Wir sind wirklich immun gegen das geworden, was sie erfinden können. Und es ist so, dass alles, was sie erfinden, daneben geht. So ist es, ich übertreibe nicht.

Jetzt sind sie dabei, in Erfahrung zu bringen, welche Mittel Kuba zur Verfügung stehen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie wir sparen gelernt haben, wie wir gelernt haben, die Fonds gut auszunutzen, den Großteil jener Ressourcen, das Einsparen von Dingen. Es gab zu viele Leute, die entschieden, in was die Devisen investiert werden sollten und natürlich neue Ressourcen, es gibt neue Ressourcen. Aber in erster Linie ist es Erspartes und das kann schon niemand mehr aufhalten. Das könnte höchstens ein Krieg zu unserer Zerstörung aufhalten.

Wir haben Vorteile in der neuen Situation der Hemisphäre, die Beziehungen zu den Ländern der Hemisphäre. Wir wissen sehr gut, wie viel ein Pfund schwarze oder braune Bohnen, Mais kostet; wie sie an der Börse notiert wurden; wie hoch die Transportkosten sind. Wenn wir eine Ausgabe für irgend so etwas machen, dann wissen wir, was wir zu tun haben. Und wir haben Ausgaben gemacht, aber davon will ich nicht sprechen.

Wir haben Maßnahmen getroffen. Ich kann euch sagen, dass wir zum Beispiel 50% der Trockenmilch Uruguays erwerben, – und das soll schon bald ankommen, die Hälfte der Trockenmilchproduktion – einer Regierung, zu der wir gerade Beziehungen aufgenommen haben, eine fortschrittliche Regierung, eine gerechte Regierung, eine wirklich demokratische Regierung, wo es so schwer ist Demokrat des Systems zu sein, denn sie sprechen von Demokratie, indem sie sich auf das System beziehen. Es ist fast unmöglich innerhalb jenes Systems Demokrat zu sein, nur durch Wunder, und wenn die Kandidaten von allen Massenmedien bombardiert werden – er weiß das, Vladimir weiß das. Du heißt doch Vladimir, nicht wahr? Das bringt mir einen historischen Namen in Erinnerung, der, glaube ich, den Russen gut bekannt ist, daher hast du ihn genommen, sicherlich. Es gibt viele Russen, die den Namen Vladimir tragen. Aber er weiß es – sie bombardieren und bombardieren und schaffen so Reflexe. Es ist eine Sache, Meinungen zu übermitteln, und es ist etwas anderes, Reflexe zu schaffen. Der Mechanismus, mittels dessen Millionen Menschen weiter getäuscht werden, besteht darin, Reflexe zu schaffen.

Es gab einen herausragenden Russen, Pawlow, der die Reflexe untersucht hat. Er wusste, wie man einen Bären zum Tanzen und wie man die Affen beinahe zum Sprechen bringen konnte, und zwar über Reflexe. Und über Reflexe werden die Massen beeinflusst, über die modernen Techniken der kommerziellen Werbung, indem mittels der Techniken der kommerziellen Werbung politische Ideen vermittelt werden, Reflexe geschaffen werden.

Wenn ihr Bewusstsein schaffen wollt, dann müsst ihr gegen die Reflexe ankämpfen, und unser Land hat gelernt, gegen die Reflexe anzukämpfen. Denn als die Revolution siegte, besaßen viele Bürger Kubas Reflexe, die man ihnen über die Werbung geschaffen hatte. Sodass diese Kämpfe also keine einfachen Kämpfe sind, und so wie sie weiterhin über den Präsidenten Chávez behaupten, dass er kein Demokrat ist, wie sie sagen, dass wir keine Demokraten sind. Wir sind entzückt, das wird uns nicht den Schlaf rauben. Wir wissen, was wir sind, wir wissen mehr als genug, was wir sind, wie wir fühlen, was wir während des gesamten Lebens getan haben und welche Prinzipien unser Verhalten beherrscht haben. Was ist die Politikmacherei? Das sind die Wahlplakate, der Stimmenkauf. Jedermann weiß, dass man mindestens 300 Millionen haben muss, um Präsident der Vereinigten Staaten zu werden. Um ein Amt zu bekommen, wird das in Geld gemessen und diejenigen, die nicht 200 Millionen zusammenbringen können, treten schon mitten in der Wahlkampagne zurück. Und diesen Schund nennen sie Demokratie. In unserem Land geben zumindest mehr als 95% der Menschen ihre Stimme ab, und es gibt weder kommerzielle Werbung, noch Wahlplakate, die die Straßen verunzieren, was gegen die Geisteshygiene und die Landschaft verstößt: „Stimmen Sie für Herrn Soundso, er ist ein Heiliger, er kommt an jenen Ort im Himmel. Er hat nie einen Cent gestohlen und wird dies auch nie tun“ – und so weiter in demselben Stil – „ er hat alle Tugenden der Welt.“ Es ist ein Wunder, dass er nicht in das Verzeichnis von Heiligennamen der Kirche aufgenommen wurde. Auf diese Weise sind es alle auf der Welt erfundenen Lügen, die als Werbemethoden bei der Entfaltung dieser angeblichen Demokratie angewendet werden. Ich will nicht darüber diskutieren, möchte aber sagen, dass ich sehr gut weiß, wie viel Lüge hinter all dem versteckt liegt. Aber inmitten von all dem hat Präsident Chávez das Plebiszit mit übergroßer Mehrheit gewonnen, mit gewaltiger Mehrheit, und die Medien sagen, dass es nicht demokratisch ist.

Ich habe stundenlang Fernsehsendungen beobachtet, als Freund und als Bruder der Venezolaner, sogar als Beobachter der Methoden und Verfahrensweisen der dem Frieden und Fortschritt der Völker feindlichen Kräfte und ich habe gesehen, wie sie vorgehen, es ist unwahrscheinlich und die Zeit, die verschwendet wird.

In unserem Land gibt es keine kommerzielle Werbung, nein. Deshalb trägt alles das, was das Fernsehen erzeugt, keinen Deut zum BIP bei. Die Bildungseinrichtungen, das Gesundheitswesen in Kuba und die Freizeitgestaltung sind fast Null im BIP, da sie gratis sind, sie werden nicht verbucht. Auf diese Art und Weise kann eine Tonne Zement mehr kosten als ein Leben. Jemand kann ein Leben retten, weil es vielleicht ein Arzt geschafft hat, dass das Herz erneut zu schlagen begann und dass man rechtzeitig in ein Krankenhaus kam. Das kostet weniger als eine Tonne Zement, weil das nicht zum BIP beigetragen hat.

Man muss sogar die Werte analysieren, mit denen die Literatur, die Kunst, der Reichtum, die Lebensqualität gemessen werden. Die Lebensqualität erscheint in keinem BIP, ein Mensch kann in ein Irrenhaus kommen, ein Mensch kann 10 Jahre weniger leben, weil man ihm eingeflößt hat zu rauchen und er drei Schachteln pro Tag geraucht hat und dann an Krebs oder an einem Infarkt gestorben ist. Nein, man hat ihm nicht beigebracht, welche Hygiene man einhalten muss, wenn man will, dass man länger lebt. Jedermann weiß, was notwendig ist, um ein paar Jahre länger zu leben, was man essen soll, welche Übungen man machen soll.

Da ich das heikle Thema angesprochen habe und da wir die Ersten sind, die alles Gesagte verletzen, diejenigen auf der Erde, die es am meisten verletzen, will ich das hier erklären, wie ich über die Blinden gesprochen habe und es euch erläutert habe. Ich weiß, ihr wollt Dinge über die Hemisphäre wissen, ich weiß, dass ihr gefragt habt, welches ihre Zukunft ist, ich weiß, dass ihr mit voller Klarheit gesehen habt, dass diese Hemisphäre die Zukunft ist.

Sie ist nicht die Zukunft, aber sie ist dazu berufen, eine sehr wichtige Rolle in einer friedlichen Welt, in einer Welt des Dialogs, in einer zivilisierten Welt zu spielen. Hier ist das Potential vorhanden und das wissen Viele, die Europäer wissen es, warum sonst wäre Zapatero dort auf der Sitzung gewesen? Wozu hätte er in der Versammlung eine konstruktive Rede gehalten? Außerdem, wozu hätte ein Kommissär von Europa Kuba besucht, dieses so teuflische Land? Und sie sind gekommen und wir haben sie empfangen und uns mit ihnen unterhalten und ich habe ihnen gesagt: Wir haben vor keiner Diskussion Angst. Wovor wir uns auf der Welt am wenigsten fürchten, sind Diskussionen. Wir haben keine Angst zu diskutieren, zu sprechen, denn wir haben wirklich ein großes Arsenal an Argumenten, an Tatsachen, an Geschichte, nicht an Märchen, nicht an Versprechungen, sondern an Verwirklichungen, an durchgeführten Dingen, was wir nicht viel verbreiten, was uns nicht so wichtig erscheint. Wozu soll es uns wichtig sein zu verbreiten, was wir tun?

Ich habe an 20 Versammlungen teilgenommen und nicht gesprochen, aber konkret hier habe ich ihnen erläutert, wie die Dinge in dieser Hemisphäre sind, über die sie wissen wollen, und sie haben über jenes Thema diskutiert. Ich meine, sie tun gut daran, denn wenn Europa hier sein will und sie wissen, dass diese Hemisphäre entscheidend ist, diese Hemisphäre, aus der man sie heraus haben will, und die Chinesen wissen es mit ihrer tausendjährigen Weisheit, mit ihrer Erfahrung.

Vor nicht langer Zeit war der Präsident von China hier und er war an anderen Ort in Lateinamerika, und hat Brasilien besucht, und hat Argentinien besucht, und der Vizepräsident hat Venezuela und die Karibik besucht. So, sage ich, werden die Russen etwa in dieser Hemisphäre fehlen? Ihr habt sehr konkret hier dargelegt, dass Russland nicht in dieser Hemisphäre fehlen soll. In dieser für die Zukunft entscheidenden Hemisphäre, die der Imperialismus auf alle Ewigkeit kontrollieren will, was sie jedes Mal weniger können, das versichere ich euch. Das werden sie immer weniger können, denn mit dem Eroberungs- und Ausplünderungsgeist gewinnt man nicht die Herzen der Völker dieser Hemisphäre. In diese Hemisphäre muss man zum Geben und Nehmen kommen, oder wenn man so will, um zu geben und zu nehmen. Ich meine, dass man in dieser Hemisphäre, und ich stelle nicht im Geringsten die Hemisphäre dar, aber ich habe das Recht zu meinen, dass man heutzutage nur zum Austausch, nur zum Zusammenschließen kommen kann, nur dazu, zu helfen und geholfen zu bekommen; Hilfe zu leisten und Hilfe zu empfangen, miteinander zu teilen und sich zusammenzuschließen, und nicht nur auf der Suche nach materiellen und wirtschaftlichen Gewinnen, sondern ebenfalls auf der Suche nach Frieden, auf der Suche nach Kräften, welche der Vernunft und dem Frieden auf der Welt zur Vorherrschaft verhelfen, auf der Suche nach Kräften, die helfen, die Zivilisation zu retten, von der ihr sprecht. Das weiß ich sehr gut, und aus den Zusammenfassungen weiß ich, dass manche von euch dieses Problem aufgeworfen haben. Ja, und ich sehe keinen anderen Weg.

Ich weiß, dass in Europa vor kurzem der Präsident von Russland und der Präsident von Frankreich mit dem Kanzler von Deutschland und einem weiteren Präsidenten, an den ich mich jetzt nicht erinnern kann, zusammengetroffen sind, und dass diejenigen, die an der Spitze des Landes im Norden stehen, nicht sehr glücklich waren.

Aber seht, beobachtet: Dort in Paris treffen sich vier Präsidenten; - ein Wunder, dass der chinesische nicht dort war, bei jeglichem Treffen ist der chinesische Präsident dabei – es treffen sich dort in Venezuela, im Vaterland von Bolívar, der Präsident von Argentinien, der Präsident von Kolumbien, der Präsident von Venezuela und der Präsident von Spanien, seht, wie die Geister, die Tendenzen sich verständigen; die Gedanken reisen und fliegen und sind das Einzige, das schneller als das Licht reist, schneller als der Strom. Die Gedanken fliegen und sie sind Ideen, jeder beobachtet, was allerorts geschieht. Dort, werden Konflikte geschaffen, Uneinigkeit geschaffen, Kriege gefördert, denn zu einem Zeitpunkt, wo ein Land wie China sich mit dieser Kraft erhebt, ist es für den Imperialismus das Ideale, dort Kriege, Sezessionen und Konflikte zu fördern, welche die außerordentliche Entwicklung jenes Landes unterbrechen.

Jedermann weiß, dass die wirtschaftlichen Konkurrenzkämpfe zu den Kriegen geführt haben, zu jenen enormen kommerziellen Defizits und jenen riesigen Haushaltsdefizits, besonders aufgrund des Wettrüstens ohne Steuern. Kriege ohne Steuern und die Verschwendung können ebenfalls in Versuchung führen, Konflikte zu fördern, die jene Länder aus dem Rennen werfen, die großes Entwicklungspotential aufweisen.

Ich frage mich, ob es in jenem kolossalen US-amerikanischen Imperium führende Köpfe gibt, - ich meine dort unter den Fundamentalisten – Politiker, welche die Entwicklung von Russland wünschen. Das frage ich mich. Ob sie möchten, dass Russland gedeiht, dass die russische Wirtschaft gedeiht, dass der russische Rubel Wert hat, dass die russischen Erzeugnisse Markt haben, dass der russische Kraftstoff, das Erdgas und –öl Wert haben, oder das Holz aus Sibirien oder das Nickel aus Norilsk, bzw. andere Dinge, von denen uns bekannt ist, dass die Russen sie erzeugen.

Wir wissen, wo Qualität vorhanden war, und wo nicht, so wie wir auch im Westen wissen, was taugt und was nicht. Das wissen wir sehr gut. Wir kennen den Wert und die Möglichkeiten, die jedes der Länder hat. Das können wir nicht ignorieren, wir können uns den Luxus nicht gönnen, dies zu ignorieren.

Ich frage mich: Welcher Raum bleibt, wenn schon alles erobert ist, wenn schon alles besetzt ist, wenn Irak schon überfallen wurde, Iran bedroht wird, weil es Atomwaffen haben könnte? Und es gibt wirklich Länder, welche Verbündete der Vereinigten Staaten sind, die hunderte Atomwaffen besitzen und trotzdem hat man das erlaubt, die Wahrheit ist, dass niemand das diskutiert. Wir wissen es alle, ihr wisst, worauf ich mich beziehe. Ich will keine Länder nennen, ich habe gegen kein Land etwas, aber ich habe eine Verpflichtung gegenüber der Wahrheit und wir wissen, wie die Dinge sind, das Trichter-Gesetz, der große Durchmesser für den einen, der enge für andere. So ist die Welt und ihr wisst, dass diese Welt in eine Sackgasse ohne Ausweg führt, das ist so, das kann niemand verneinen.

Aber diese Realität weckt auch Bewusstsein bei Vielen.

Diese Erdölkrise weckt Bewusstsein. Dort hat derjenige, der im Norden an der Spitze steht, neulich gesagt: alle Energiearten suchen. Die Atomenergie hat seit dem Unfall von Chernobil auf der Welt berechtigte Befürchtungen hervorgerufen. Und schon jetzt ist es in den Vereinigten Staaten nicht leicht, Atomkraftwerke in Serie herzustellen. Nun gut, also zurück zur Kohle. Es ist nicht leicht, zur Kohle mit ihren umweltverschmutzenden Auswirkungen zurückzukehren.

Der Wasserstoff wird in Betracht gezogen, der Präsident der Vereinigten Staaten sprach vom Wasserstoff. Was er noch nicht gesagt hat, ist, ob er den Wasserstoff den Gasen, den fossilen Energiequellen oder dem Wasser entnehmen wird. Denn wenn er ihn aus dem Wasser gewinnen wird, dann werden wir ihm sicherlich alle Glückwünsche schicken, selbst ich schicke ihm einen herzlichen Glückwunsch, wenn er die Energie aus dem Wasser gewinnt und wäre bereit, ihn für den Nobelpreis vorzuschlagen und die Leute um ihre Unterschrift zu bitten und würde eine Unterschriftsliste beginnen, um ihn sogar zu kanonisieren, wenn er die glückliche Idee hätte, die Probleme zu lösen, indem er den Wasserstoff, mit dem er die Autos in Betrieb bringen wird, aus dem Wasser gewinnt.

Ich weiß es sehr gut, denn hier hatten wir drei oder vier fanatische Kameraden, die Wasserstoff aus dem Wasser gewinnen wollten. Sie haben so um die 30 Jahre daran gearbeitet. Ich erinnere mich daran, dass ich sie sogar besucht habe. Ich weiß, dass es einmal eine Explosion gegeben hat, denn sie haben wirklich ein bisschen Wasserstoff gewonnen und was sie erreichten, war eine Explosion, aber ich weiß seit langem nichts mehr von ihnen.

Ich weiß, dass man auf der ganzen Welt Autos erzeugt, die mit Wasserstoff als Brennstoff fahren; in Japan, in Europa, in den Vereinigten Staaten, was nicht gesagt wurde, woraus der Wasserstoff gewonnen wird. Denn wenn er aus dem Erdöl gewonnen wird, nun gut, genau wie alle diese Stoffe, diese Flasche, dieser Verschluss; dieses Telefon wird, glaube ich, auch aus Erdöl hergestellt, weder aus Stahl noch aus Eisen. Alles kommt vom Erdöl, es gibt nichts, was nicht vom Erdöl stammt, ich glaube sogar wir stammen vom Erdöl (Lachen), das ist die Realität.

Es gibt eine Frage: Was wird geschehen, wenn es zu Ende geht? Und jedermann weiß, dass es zu Ende geht, niemand ignoriert das. Man muss kompletter, absoluter Analphabet sein, oder vollkommen unverantwortlich, um zu glauben, dass das Erdöl bei diesem Verbrauchsrhythmus weitere 100 Jahre dauern wird.

Ja, es gibt modernere Techniken, man findet es schneller und je schneller man es auf dem Meeresboden findet, je schneller wird es verschwendet, desto schneller wird es vergeudet. Der Kampf muss der um sparsamere Autos sein.

Eines der von jener Regierung vorgenommenen Dinge war, einige Maßnahmen aufzuheben, die einen immer geringeren Kraftstoffverbrauch der Autos forderten. Was nun? Erobern wir die Welt mit Kanonen, bedrohen wir sie mit allen Waffen, allen Geschwadern, allen Flugzeugträgern, allen Marschflugkörpern und allen Atomwaffen, damit sie gehörig ist, diszipliniert ist, Rohstoffe erzeugt, Erdöl erzeugt, um weiter 25 % der Weltenergie verbrauchen zu können?

Wir unternehmen einige Anstrengungen auf dem Gebiet Energie und Energiesparen, die interessant sein können. Wir dringen bis zu den Einzelheiten in das Wesen der Probleme vor. Wir werden der Welt einen bescheidenen Beitrag leisten, indem wir vielleicht 50% unseres Elektroenergieverbrauchs einfach einsparen, womit wir einige hunderte Millionen Dollar für Energieausgaben einsparen, von denen ein Teil jenen Programmen zukommen wird, von denen ich euch erzählte und ein Teil ist für im hohen Grade nützliche Investitionen, ich würde sagen in hohem Grade rentable Investitionen. Und dies geschieht ausgehend von den Kenntnissen, ausgehend von einem Rohstoff, der Bildung und Kenntnisse heißt; ausgehend von einem hochwertigen Rohstoff, der Humankapital heißt. Wir haben hauptsächlich Humankapital und wir werden ja sehen.

Wie wir zu unseren Mitbürgern sagen: Perfekt? Nein, wir wären die letzten zu behaupten, dass wir zufrieden sind, aber wir haben mit der Zeit gelernt, aus den Irrtümern gelernt und eine Erfahrung gewonnen. Das ist ein Privileg, nicht einmal ein Verdienst.

In meinem persönlichen Fall ist es so, dass die Tatsache, dass ich eine gewisse Anzahl Jahre gelebt habe, keinen Verdienst darstellt, es ist ein Zufall, besonders da es so viele Attentate gegeben hat, um mich vorzeitig kampfunfähig zu machen. Wenn die Natur mir eine gewisse Lebensfähigkeit gegeben hatte, warum sollte sie mir genommen werden? Nun gut, ich habe gelebt, ich habe etwas gelernt. Nicht nur ich, es gibt ein ganzes Kontingent Leute, die gelernt haben, es gibt ein Volk, das während 46 Jahren gelernt hat, ein Volk, das sich seiner Qualitäten bewusst ist, sich seiner Schwächen bewusst ist und seiner Mängel. Wir sind uns sehr unserer Mängel bewusst und stehen ihnen kritisch gegenüber, und zwar sehr kritisch, ich hätte keine Hemmung, euch hier alle Fehler zu sagen, die wir begangen haben.

Wir leben nicht auf der Grundlage, Fehler zu verbergen, wir leben auf der Grundlage, Wahrheiten zu sagen, wir leben auf der Grundlage, ehrlich zu sein, wir leben auf der Grundlage, unaufhörlich zu berichtigen, wir leben auf der Grundlage, unser Gewissen über unsere Verhaltensweise zu befragen und uns nie auf den Lorbeeren auszuruhen, und deshalb kann jetzt der Eindruck eines Phönix entstehen, der aus seiner Asche aufersteht. Ja, das ist der Eindruck, den man in vielen Teilen der Welt haben wird, den eines kleinen Phönix, einer Schwalbe, die aus ihrer Asche aufersteht. Das ist Kuba, welches fliegt, sich hoch in die Lüfte erhebt, wenn ich es mit wenigen Worten definieren soll.

Mir scheint, ich habe wirklich mehr als genug gesprochen und ihr stimmt mit mir überein, ich weiß, dass ihr mit mir übereinstimmt. Es ist zumindest wahr. Ihr werdet nicht sagen, dass ich nicht ehrlich wahr, dass ich Angst gehabt hätte, klar und offen zu sprechen und mit Respekt Wahrheiten auszusprechen. Ich habe wie ein Bruder gesprochen, ich habe wie ein Mensch gesprochen, der das Leben schätzt.

Ich besitze in meinem Innern auch starke Gefühle. Ich habe meine Gefühle nicht sprechen lassen. Ich habe versucht, dass der Verstand spricht, weil unser Dichter das gesagt hat, als er von der Literatur sprach. Als er von der Literatur sprach und davon sprach, was er dort las, erinnerte ich mich an das Gefängnis auf der Insel Isla de Pinos, jetzt Jugendinsel, als ich in Einzelhaft war. Ich habe ebenfalls die Bücher von Tolstoi gelesen und habe die Bücher von Dostojewski gelesen, ich habe sie alle gelesen. Ich schien ein Masochist, wie ich in einem Gefängnis jenes Buch von Dostojewski las, wo der Mann sich mit demselben Stein von hier nach dort und von dort nach hierher bewegte und Der Idiot, Schuld und Sühne (Verbrechen und Strafe), Aufzeichnungen aus einem Totenhaus, alle. Und die Bücher von Tolstoi. Was für eine ausgezeichnete russische Literatur.

Nun gut, ich muss die Wahrheit sagen, ich war schon Marxist-Leninist, als ich den bewaffneten Kampf begonnen habe. Ich war es, bin es und werde es sein, darüber darf sich niemand wundern, weil ich kein Dogmatiker bin, ich analysiere die Verdienste, die Personen in der Geschichte haben können, werde niemals von meinen Ideen abtrünnig und bin in der Lage, kritisch zu sein. Aber ich habe weder etwas an Marx, noch an Lenin zu kritisieren, das sage ich euch ehrlich – ich könnte andere Kritiken machen – auch mache ich keine Kritik an Engels. Er war der Erste, der mir gezeigt hat, dass sogar die Sterne verlöschen werden, wenn die Energie versiegt, und es gibt seit langem erloschene Sterne, während andere sich von dem angeblichen Ort des Urknalls entfernen.

Lenin war noch nicht geboren, als Marx das Kommunistische Manifest veröffentlichte.

Die heutige Welt ist ganz anders, als jene Marx und Lenin bekannte; niemand konnte sie kennen, niemand konnte sich die Kommunikation in wenigen Sekunden vorstellen. Ihr habt die Globalisierung behandelt, ihr habt gesehen, wo ein System hinführte, in dem die Produktivkräfte sich entwickeln. Ihr habt gesehen, dass die Entwicklung jener Produktivkräfte solche Niveaus erreichen würde, dass auf der Welt neue Situationen geschaffen würden, große Veränderungen. Wir haben eine Globalisierung erreicht, jene unter solchen Bedingungen geschaffene Globalisierung, die von niemandem vorausgesehen wurde. Die Widersprüche und der Konkurrenzkampf wurden mittels Kriegen gelöst. Heute kann kein Krieg auch nur irgendein Problem lösen. Die Kriege verbieten sich von selbst, da es in einem modernen Krieg weder Sieger noch besiegte geben wird. Ihr Russen, ihr wisst das, als Supermacht, die ihr ward, groß und mächtig, und als Macht die ihr heute seid.

Wir waren Zeuge jenes Moments, als es ein gewisses Gleichgewicht gab. Zuerst hatten sie die Atomwaffe, dann gab es ein Gleichgewicht, und jedes Mal haben beide Seiten mehr Waffen erzeugt. Schließlich bestand der Unterschied schon darin, dass die eine Seite die andere fünfzehn Mal zerstören konnte und die andere jene zehn Mal, die Sache bestand darin, wie oft eine die andere zerstören konnte. Ihr Russen habt aufgehört, eine Supermacht zu sein, und doch wissen Alle, dass jeder den anderen fünfmal zerstören kann.

Als reale Macht, vom technisch-militärischen Standpunkt aus gesehen, hat der russische Staat viermal zuviel Macht, denn eine einzige würde ausreichen, um den Anderen zu zerstören und es kann sein, dass bei jener noch mehr überflüssig ist, alles umsonst. Und eines Tages wird das US-amerikanische Volk das verstehen, es wird das verstehen, die Hoffnung besteht.

Ich kann euch sagen, dass ich mich beim Anblick dieser Versammlung glücklich fühle und wenn ich euch so sprechen höre, wie ihr hier gesprochen habt. Das macht mich glücklich, es erfreut mich, denn in jenem so verdienstvollen, geschichtsträchtigen Land und mit so viel Heldentum sehe ich ein Potential, um zum Weltfrieden, zur Zivilisation beizutragen und die Gattung zu bewahren. Wir sind nicht überflüssig und noch weniger sind es diejenigen, die so viel zum Erhalt der Gattung tun können, wie Russland, wie China, wie Europa, wie Lateinamerika. Alle zusammen können wir etwas tun, wobei Einige mehr als andere tun können, zum Beispiel Venezuela, zum Beispiel Brasilien, ich sehe, dass sie viel tun können.

Ich habe gesehen, was Argentinien gerade gemacht hat, wie das Land eine Außenschuld-Frage angegangen ist. Ich habe mich heute gewundert, genau als ich anrufen wollte, ich glaube es war der Vorsitzende im Ministerrang der Zentralbank, der mir heute sagte, dass Bush bei heutigen Erklärungen sehr lobende Worte für Argentinien fand.

Ich werde ihn erneut fragen, ich glaube es wirklich noch nicht, aber er lobte Kirchner, um Chávez anzugreifen, um das Treffen von Gestern anzugreifen, das ihm überhaupt nicht behagt hat. Natürlich werden sie Kirchner nicht mit Schmeicheleien oder Ähnlichem neutralisieren, Kirchner hat ihm einen, sagen wir, Jab versetzt, mehr noch als einen Jab, einen harten Schlag. Er hat den Währungsfond nicht k.o. geschlagen, ihn aber durch die Art und Weise, wie er die Auslandsschuld angegangen ist, halb zum Taumeln gebracht. Es ist das erste Mal, dass ein Land jene entschlossene Stellung einnimmt, wie es Argentinien getan hat.

Der Internationale Währungsfond wird noch einige Zeit bestehen bleiben, ich glaube, nicht mehr lange. Und wenn ich nicht mehr lange sage, dann meine ich, dass er keine zwei Jahrzehnte mehr bestehen bleiben wird. Ich sage sogar, dass ich bezweifle, dass jener Fond ein Jahrzehnt überlebt, da die Rechnungen nicht aufgehen. Ich stelle Berechnungen an, addiere, subtrahiere, multipliziere, dividiere und es geht nicht auf, er übersteht die Krise nicht. Es ist schon nicht mehr eine Krise, sondern eine Summe von Krisen: die Summe der Krisen, die Summe von Problemen erlauben es nicht, dass diese Ordnung auch nur zwei weitere Jahrzehnte dauert. Sie haben immer etwas erfunden: diese oder jene Formel, die keynessche Methodik, d.h. Geldausschüttungen, die Verhinderung der Krise durch Druck von Banknoten, die Erhöhung der Liquidität, usw.

Ich schulde euch nur noch eins – ich habe schnell gesprochen – ich bin bereit, jede Frage zu beantworten, die ihr mir stellt, jegliche, was euch einfällt, und nicht nur eine, auch zwei, drei, in Abhängigkeit von der Zeit, die er mir zur Verfügung stellt.

Ich bin sieben Minuten zu spät gekommen. Es ist schon lange her, dass ich kaum eine Minute zu spät kam, Aber ich unterhielt mich mit dem Landwirtschaftsminister von Kanada, wir sprachen über die Landwirtschaft, über Preise der Produkte, welchen Preis der Weizen, der Mais, die Bohnen, die Linsen, die Erbsen, die Kühe haben, viele Angaben, wie es um die Produktion bestellt ist, alles.

Ich sprach zu ihm über die Dinge, die wir in diesem Jahr, im 2005, in Kanada kaufen werden. Ich mache nicht gern Versprechungen, aber ich habe ihm versprochen, dass wir dieses Jahr dreimal mehr bei ihnen kaufen würden, als das im Vorjahr der Fall war, denn wir haben bestimmte Pläne. Sie sind schon erarbeitet, obwohl sie noch nicht veröffentlicht sind.

Schließlich bitte ich euch um Verzeihung für meine Verspätung von sieben Minuten aufgrund des Gesprächs mit dem Landwirtschaftsminister und einer Gruppe kanadischer Landwirte.

Sie mussten gehen, da sie eine Versammlung hatten und ich wollte hierher kommen. Ich hatte erfahren, dass sie um 16:00 Uhr abreisen sollten, um die Uhrzeit, die ich für diese Versammlung mit euch vorgesehen hatte. Ich kam ein paar Minuten zu spät und weiß, dass meine Genossen einverstanden damit sind, dass ich es euch erkläre und einige Fragen beantworte. Ich kam ein paar Minuten zu spät.

Keine Sorge, im Anschluss werdet ihr euer Abendessen bekommen, Alle. (Lachen)

Nun gut, ich beantworte Fragen jeder Art, die ihr mir stellen möchtet, über jedes Thema. (Lachen)

Bitte, die Dominikanerin. Man hat mir gesagt, dass sie eine große Schriftstellerin ist.

Luisa Zheresada Vicioso: Ich würde gern von Ihnen hören, an welcher Stelle in diesem Dialog der Kulturen Sie die Karibik sehen.

Sie wissen, dass wir als Region die außerordentlichsten Theoretiker hervorgebracht haben, nicht nur für uns, sondern für die Welt, zum Beispiel Frantz Fanon, beginnend bei seiner Rolle in Afrika und zum Wohl der Unterdrückten der Welt.

Comandante: Was, meinst du, dass ich nicht Karibikeinwohner bin und nicht als solcher fühle?

Luisa Zheresada Vicioso: Ich weiß das.

Comandante: Weißt du nicht, dass ich, als bei euch Trujillo herrschte, Jurastudent im zweiten Studienjahr und Präsident des Komitees Pro Democracia Dominicana war, als in jenem Jahr 1947 eine Expedition organisiert wurde, um das dominikanische Volk von Trujillo zu befreien und an jener Expedition teilnahm? Ich war der einzige Teilnehmer des Komitees und trotzdem diejenigen, die dort waren, meine Feinde waren, bin ich mitgegangen.

Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber ich blieb bis zum Ende, viele sind desertiert. Zu einem bestimmten Zeitpunkt gab es ein Problem und man hielt das Schiff, in dem ich reiste, dort in der Nähe der Küsten von Haiti fest. Ich war nicht der Chef, ich war Leutnant eines Trupps, da ich gewisse Kenntnisse hatte und Abenteuer liebte, das streite ich nicht ab. Wenn man mich Abenteurer nennen will, dann nehme ich diesen Titel im Bereich der Geographie, der Exkursionen oder irgendeiner anderen Sache mit Ehren an, aber nicht in der Politik. In der Politik würde ich die Bezeichnung kühn akzeptieren, und derjenige, der es nicht ist, soll gar nicht erst in jenem Beruf beginnen, besser, er überlässt es anderen, versteht ihr? (Lachen)

Aber ich bin vor Abschluss meines zweiten Studienjahres dorthin gegangen. Ich bin auf jener kleinen Insel 21 Jahre alt geworden, auf der die Expedition unter Führung einer Reihe schwachsinniger und selbstgefälliger Leute, Kubaner, organisiert wurde, welche den Dominikanern halfen und beabsichtigten, alles tun zu wollen.

Dort lernte ich Juan Bosch kennen und habe ihn seit damals in seiner intellektuellen Größe und seinen Gefühlen erkannt. Dort lernte ich Pichirilo kennen, der in der Jacht Granma mit uns kam, er war der Schiffskapitän der Aurora, in der ich reiste. Jemand beging Verrat, er fuhr in einem schnelleren Schiff, es waren vier Schiffe, sie hatten zwei Landungsboote, und dort, aus der Nipe-Bucht wurde ein Befehl vom anderen Schiff empfangen, der besagte, dass wir in der Nähe von Moa, am Paso de los Vientos, auf es warten sollten. Dort war eine riesige Fregatte. Niemals schienen mir Geschützrohre einer Fregatte so lang wie jene, denn sie haben sie gezeigt und in Angriffsstellung gebracht und gesagt: „Zurück!“, und den Expeditionsleitern blieb nichts anderes übrig.

In jenem Schiff kam zusammen mit mir Pichirilo, wie ich schon sagte, ein Dominikaner. So entschlossen und so mutig! Er war Jahre danach unser Steuermann in der Granma. Wir wurden zu Brüdern, denn an jenem Tag habe ich gegen die Expedition, gegen die Kompanie, in der ich einen Trupp leitete, rebelliert und gesagt: „Ich bin dagegen, in den Hafen zurückzukehren, die Situation in Kuba ist so, dass man euch alle gefangen nehmen wird und ich akzeptiere das nicht“.

Ich befürwortete, die Waffen zu retten und sie in die gebirgige Region zu bringen und sammelte die Waffen und hatte sogar eine Menge Leute, die mir dabei half, darunter der Schiffskapitän. Bei jenem Anlass wurde ich zu seinem Freund, er wurde zu meinem Komplizen in jener komplizierten Situation, als ich mich gegen die kubanischen und dominikanischen Chefs auflehnte. Rebellion, ich habe es wie Hugo Chávez gemacht. Ich habe mich aufgelehnt, weil ich mich weigerte, in einen Hafen zurückzukehren, in dem wir die Waffen verlieren und alle gefangen genommen werden würden. Am Anfang habe ich sogar geglaubt, dass die Fregatte, die uns den Weg verstellte, eine dominikanische wäre. Bald habe ich festgestellt, dass sie kubanisch war.

Ich beharrte auf der Beihilfe von Pichirilo. Ich konnte jenes Manöver nicht machen, da die Fregatte uns nah folgte. Wir warteten auf die Nacht. Mit Hilfe des Kapitäns wurde die Schiffsgeschwindigkeit auf weniger als die Hälfte gedrosselt. Das half nichts, es war Sommer und es wurde später dunkel. Ich blieb aufständisch, bis ich das Schiff in einem Schlauchboot verließ und mit drei weiteren. wir waren die einzigen vier von über eintausend, die nicht verhaftet wurden. Der Kapitän übermittelte an die Fregatte, dass er die Einfahrt nicht kenne und Angst habe aufzulaufen. Ich war Abenteurer, das gebe ich zu. Jedermann glaubte, dass ich von den Haien verschlungen worden wäre und eines Tages überraschte ich alle und erwachte vom Tode. Ich bin mehrmals auferwacht, mehr als einmal.

Sodass ich also die Sache gut kenne und sie unterstütze und ich bin ein Karibikeinwohner. Du kennst schon unsere Beziehungen zu den dominikanischen revolutionären und zu Caamaño hier, wohin er nach seinem heldenhaften Widerstand reiste. Nach unserem revolutionären Sieg sind Dutzende kubanische Revolutionäre in der Nähe des Gebirgsmassivs gelandet und haben gegen Trujillo gekämpft.

Das heißt, ich war immer aktives Mitglied der karibischen Sache. Ich bin ein Karibikeinwohner und stolz auf unsere Beziehungen zur Karibik.

Ich hege große Sympathie für die englisch sprechende Karibik.

Glaub nicht, dass ich Fanatiker der Lateinamerikaner bin. Ich bin ein Kritiker, so, wie ich mir selbst kritisch gegenüberstehe und es gegenüber den Kubanern sein kann.

Und die Karibikeinwohner waren es, die geholfen haben, die Blockade von Lateinamerika zu brechen, als alle bis auf Mexiko die Beziehungen zu uns abbrachen. Sie, die noch nicht einmal unabhängig waren, als die Revolution siegte, waren diejenigen, welche zu jener Zeit die Bewegung gemeinsam mit Torrijos und auch einem Venezolaner förderten - dieser Venezolaner spielte eine bestimmte Rolle in verschiedenen Zeitabschnitten seines Lebens und zu jener Zeit war es nicht die schlechteste - aber es gab eine Tendenz und sie haben sie unterstützt.

Die Karibikeinwohner waren die besten Freunde, die wir in dieser Hemisphäre gehabt haben, nicht die Lateinamerikaner; es waren die Karibikeinwohner und wir haben sehr enge Beziehungen zu ihnen und sie sind alle berechtigt, ohne Einschränkungen an unseren Universitäten zu studieren, sie bekommen alle Stipendienplätze, die sie möchten und gratis.

Es gibt hier eine Lateinamerikanische Medizinschule mit 10 000 Studenten aus Lateinamerika und der Karibik.

Vielleicht hätte ich sagen sollen, dass das Vorhandensein des revolutionären venezolanischen Prozesses und die Wirtschaftsvereinbarungen mit China bedeutende Faktoren gewesen sind; die Vereinbarungen mit Venezuela auf der Grundlage des ALBA, den wir am 14. Dezember unterzeichneten, 10 Jahre nachdem Chávez zum ersten Mal gekommen ist. Wir haben dies in einem für beide Seiten in hohem Grade nützlichen Abkommen unterzeichnet. Wir sind halb integriert. Das Gefühl, die Idee, der Wille zur Integration sind dieselben.

Ich war Kommunist, utopischer Kommunist! - bevor ich Marxist wurde. Wo habe ich das gelernt? Vom Leben, aufgrund des Nachdenkens. Ich bin zu dieser Überzeugung durch das Studieren der Wirtschaft gelangt.

Ich wurde auf einem Großgrundbesitz geboren und bin dort aufgewachsen. Mein Vater war Besitzer jenes Großgrundbesitzes von 10 000 Hektar und aller anderen Dinge, bis auf die Schule und das Telegrafenamt. Er war sogar Besitzer der Hahnenkampfarena, der Schlächterei, des Viehs, der Traktoren, der Lkw`s, der Läden, des Lagers – als Karl Marx davon sprach, dass es das Privateigentum gibt, aber nur unter der Voraussetzung, dass es das für neun Zehntel der Bevölkerung nicht gäbe, dann konnte ich das verstehen, da ich an einem Ort geboren wurde, wo mein Vater der Eigentümer von allem war.

Ich habe in religiösen Schulen gelernt. Sodass ich nicht in einer proletarischen Wiege geboren wurde. Mehr noch, wenn ich nicht Sohn des Großgrundbesitzers gewesen wäre, hätte ich nicht studieren können, und wenn ich nicht hätte studieren können, dann hätte ich keine einzige Idee haben können, dann hätte ich keine Sache verteidigen können.

Ich habe es jenem Umstand zu verdanken, dass ich etwas lernen konnte und kein politischer Analphabet bin. Den politischen Analphabetismus habe ich mir selbst genommen, denn ich war in den Ideen alphabetisiert. Nun gut, nicht allzu sehr, denn ich war Sohn und nicht Enkel eines Großgrundbesitzers. Ich bin nicht dazu gekommen, das bürgerliche Leben in einem Aristokratenviertel zu leben, wo man aus mir den größten je in diesem Land vorhandenen Reaktionär gemacht hätte, denn in der einen oder anderen Richtung wäre ich nicht auf halbem Wege stehen geblieben.

Nun gut, aus Temperamentgründen gibt es Leute, die nicht auf halbem Wege stehen bleiben, sie sind zu enthusiastisch, in der einen oder anderen Richtung und so musste ich hier ein bisschen aus meiner Autobiografie erzählen, um zu beweisen, dass ich Karibikeinwohner gewesen bin. Aber ich bin ebenfalls Lateinamerikaner, ich bin Afrikaner, ich bin Russe, ich bin Chinese, ich bin Japaner, ich bin Vietnamese. Und Vietnam wusste, dass es auf uns zählen konnte, als es sich mitten in seinem Krieg befand. Sie wussten, dass sie auf unsere Kräfte zählen konnten. Und die Südafrikaner wissen, dass sie auf unser Blut zählen konnten und sie haben darauf gezählt, als es dort sieben Atomwaffen gab. Sodass ich nicht viele Argumente anführen müsste, um zu beweisen, dass unser Herz weder ein chauvinistisches Herz ist, noch die Menschen der Karibik ausschließen wird, auf keinen Fall, ihr werdet einen großen Platz dort einnehmen.

Wenn ihr seriöse Regierungen sucht, dann haltet Ausschau nach den karibischen Regierungen, die bis vor wenigen Jahren englische Kolonien waren. Sie sind als Regierungen die seriösesten, als treue Menschen. Sie gehören zu denen, welche den geringsten Analphabetismus aufwiesen. Sie haben weniger Analphabetismus als diejenigen, die wir uns von Spanien befreiten, – oder ihr, die ihr euch von Spanien befreit habt. Wir haben dazu ein Jahrhundert gebraucht, wir waren ein Sklavenstaat – es gibt weniger Analphabeten in der Karibik als in Lateinamerika; bessere ärztliche Dienstleistungen, bessere Gesundheitsniveaus als in Lateinamerika, abgesehen von Haiti, denn Haiti ist das erste Land, das sich erhoben hat, das Land, das jedermann interveniert hat. Keine jener Mächte ist in der Lage, dem Land einen Arzt zu schicken.

Es gibt welche, die sich Ärzte ohne Grenzen nennen. Sehr gut, ich beglückwünsche sie, verleiht ihnen Orden, gebt ihnen den Nobelpreis, aber es sind eben nur ein paar Leute. Das Problem ist, dass ganz Europa zusammen nicht die Ärzte schicken kann, die Kuba in Haiti hat. Verzeiht mir, dass ich das sagen muss, aber es ist wahr, sie haben keine 500 Ärzte. Ganz Europa und die Vereinigten Staaten zusammen haben nicht so viele Ärzte in Afrika wie wir. Ganz Europa und die Vereinigten Staaten zusammen haben nicht so viele Ärzte in Zentralamerika wie wir, und die Leistung ist gratis. Das ist nicht dieselbe Situation wie die von Venezuela, Land, mit dem wir schon ein Abkommen über Handelsaustausch von Gütern und Dienstleistungen unterzeichnet haben.

Ich weiß hier darüber Bescheid, wo alle Gewinne hingehen. Man will uns wegen der durchgeführten Zentralisierung kritisieren. Wenn wir nicht zentralisieren, können wir die Dinge nicht machen, die wir jetzt tun. Das ist wie im Krieg, die Entscheidungen im Krieg sind Entscheidungen, die der Generalstab schnell treffen muss, wo man nicht allzu viel beratschlagen kann.

Wir diskutieren hier. Niemand kann dieses Land verpfänden.

Wer hat die Auslandsschuld in Lateinamerika gemacht? Die Wirtschaftsminister, nicht einmal das Parlament. Mit dem Volk wurden jene kolossalen Schulden niemals diskutiert, welche die Regierungen machten. Der Wirtschaftsminister entschied, ob das Land sich auf 40 Milliarden verschuldete oder nicht. Zur Rentenerhöhung habe ich den ganzen Staat versammelt. Ich habe Befugnisse, weil die Verfassung mir größere Befugnisse als einem Wirtschaftsminister in Lateinamerika verleiht, ich bin Vorsitzender des Staats- und Ministerrats, von der Nationalversammlung gewählt. Ich kann den Staatsrat einberufen. Zu ihm gehören die Vorsitzenden der höchsten Verwaltungsorgane der Poder Popular jeder Provinz, Vertreter der Massenorganisationen, der Vorsitzende der Bank und alle Vorsitzenden der hauptsächlichen Banken, die staatlich und nicht privat sind und als alle dort waren, bat ich sie: „Macht ein Gutachten. Können wir das machen, oder nicht?“ Denn das sind bedachte, berechnete, gut berechnete Dinge und dort entscheiden wir, was wir tun. Als erster Sekretär der Partei habe ich die hauptsächlichen Parteikader geladen.

In dem so demokratischen Lateinamerika haben die Wirtschaftsminister die Auslandschulden entschieden und jene imperiale Regierung hat nicht behauptet, dass es antidemokratische Länder wären, nichts dergleichen haben sie gesagt. Diejenigen, welche die Auslandsschuld machten, waren superdemokratisch. Im Jahr 1985 haben wir die Schlacht gegen dieselbe geschlagen, wegen 350 Milliarden. Jetzt schulden sie 750 Milliarden. Seht, wie viel Demokratie in dieser Hemisphäre herrschte.

Und in Zentralamerika und anderen Ländern? Was geschieht in Costa Rica, jener Wiege, jenem Gipfel der demokratischen Denkweise? In Kuba haben wir jetzt 70 000 Ärzte und mehr als 50 000 Fachleute. Wir kämpfen mit aller Kraft gegen die Abwerbung von qualifizierten Arbeitskräften und in Costa Rica haben sie mehr als achthundert Ärzte kubanischer Herkunft, die sie in den vergangenen Jahren Kuba geraubt haben.

Eines Tages hat mir das ein Präsident von Costa Rica - von den vielen, die in jenem Land ohne Ruhm einer auf den anderen folgen - bei einer internationalen Versammlung erzählt: „Wir haben dort 800 kubanische Ärzte.“ Ich sagte zu ihm: „Ah, so, so, Sie haben 800 Ärzte“, aber haben keinen einzigen Cent für die 800 Ärzte bezahlt, die wir ausgebildet haben.

Die Vereinigten Staaten wollten ein kleines Schaufenster vor den Türen von Kuba aufbauen, um zu zeigen, dass man durch „Demokratie“ das machen könne, was Kuba so „antidemokratisch“ machte, das heißt, Leben von Kindern retten, Leben von Müttern retten und alle jene Dinge; ein Schaufensterchen, und Costa Rica hat 800 kubanische Ärzte, welche bezahlte medizinische Dienste leisten.

Das ist sehr wichtig, wenn wir diskutieren, warum wir die 300 Kilowatt bezahlen müssen, die man mit einem Dollar kaufen konnte. Und 300 Kilowatt werden mit einem Dollar bezahlt, wo es dem Land 25 Dollar in Devisenwährung kostet, um sie zu erzeugen.

Seht, was für ein Missbrauch des Dollars, der nach Kuba geschickt wurde. Wenn jemand einen alten Kühlschrank hatte und jener keinen Thermostat mehr besaß, dann kostet das dem kubanischen Staat monatlich sieben Dollar. Eine unserer Sparmaßnahmen ist, dass alle Kühlschränke ohne Thermostat verschwinden werden. Nicht weil wir sie wegnehmen und zum Schrott bringen, sondern weil wir Thermostaten einbauen werden und ebenfalls die Dichtungen, damit die Kälte nicht entweicht, da wir festgestellt haben, dass die Kühlschränke zwischen 7 und 8 Millionen Kilowatt pro Tag verbrauchen. Wer weiß, wie viel Kilowatt wir auf diese Art und Weise einsparen werden und das bei 10 Millionen an Investition für Thermostate. Das ist etwas, was wir nicht wussten und in dem Maße entdeckt haben, wie der Kraftstoffpreis zu steigen begann und somit die Erzeugung von einem Kilowatt immer teurer wird.

Was geschieht schließlich mit dem Strom?

Vielleicht haben manche mehr Thermostaten als wir, weil sie nicht die Blockade erlebt haben wie wir Kubaner. Die Blockade, die sie erleben ist eine andere, schrecklichere, eine Blockade, die Analphabeten erzeugt, eine Blockade, die Unterernährte, Hungrige, Kindersterblichkeit, Müttersterblichkeit, Verminderung der Lebenserwartung erzeugt, jene Demokratie, die man ihnen dorthin gebracht hat. Jene Blockade ist schlimmer als die Wirtschaftsblockade, denn jene Blockade gibt es hier schon lange nicht mehr und deshalb können wir sogar den Dollar abwerten. Seht, wie wunderbar! Und sie können nicht protestieren, denn, was können sie von uns fordern? Wer kann von uns verlangen, dass wir 25 Dollar für jene Anzahl Kilowatt Strom bezahlen müssen, die man mit einem Dollar kauft, den sie von dort schicken? Und wer schickt sie? Tagelöhner, Analphabeten? Nein, sie haben keine Analphabeten aus Kuba bekommen. Die Emigration aus Kuba, die sie aufgenommen haben, bestand aus Akademikern, Fachkräften mit mittlerer höherer Reife und vielen ehemaligen Großgrundbesitzern und Angehörigen der Bourgeoisie, die Geschäfte zu machen verstanden.

Die Emigration mit dem größten Einkommen in den Vereinigten Staaten ist die kubanische, ein viel größeres als das der dominikanischen, der haitianischen und der jedes anderen lateinamerikanischen Landes.

Ah, nun gut, wir haben eine eigene Währung. Wir haben den Dollar aus dem Umlauf genommen und ihn durch den konvertierbaren Peso ersetzt. Jetzt gehen wir zur Aufwertung unseres Peso über, und zur Aufwertung unseres konvertierbaren Pesos, beider Währungen. Ein Schritt in einer Richtung, ein anderer in einer anderen. Sodass der Dollar jetzt gegenüber unserem konvertierbaren Peso abgewertet wurde, und gut und schön, sie haben keine Argumente.

Was bedeutet jetzt diese Abwertung? Vorher kaufte man 27 Peso für einen Dollar und jetzt kauft man nur 25. Das ist eine Maßnahme, die wir so oft anwenden können, wie es notwendig wäre.

Was für einen Schlag können wir dem armen Dollar versetzen. Dort in den Vereinigen Staaten wird das Kilowatt Strom zu 12 und bis zu 15 Cent bezahlt. Hier zahlt man weniger als einen Cent eines Dollars. Wie kauft man den Strom? Nun gut, mit einem Cent, derjenige, der wirklich weniger als 300 verbraucht, zurzeit kauft man mit einem Cent 3 Kilowatt.

Was für ein Verbrechen wir gegen den Dollar begangen haben! Was für eine schreckliche Beschwerde! Was für einen vandalischen Akt wir begangen haben, dass wir sie gebeten haben, dass sie mit einem Dollar mehr bezahlen! Wir haben ihn fast nicht angerührt, ihn gerade einmal mit dem Blütenblatt einer Rose gestreift. Nun gut, wir können ihn mit dem Blütenblatt einer Rose streifen, aber auch mit einer Feile. Wenn wir das wollen, können wir das tun, mit ihnen die Dollar streicheln oder sie feilen.

Was für ein wunderbares Ding, nicht dem Währungsfond anzugehören! Was für ein wunderbares Ding, nicht bei dieser Einrichtung in einer so wechselhaften Welt um Unterstützung bitten zu müssen!

In vier Jahren ist der 50. Jahrestag des Sieges der Revolution. Es sind schon 50 Jahre seit dem Beginn unseres bewaffneten Kampfes am 26. Juli 1953 vergangen. Das sind mehr als 50 Jahre Kampf, mehr als 50 Jahre Erfahrung.

Im Namen dessen spreche ich, und nur im Namen dessen erlaube ich mir, zu euch zu sprechen. Und ich spreche nicht immer so. Ich spreche so, weil wir sehr wichtige Dinge definieren.

Für mich ist jede Art Sozialismus mit ein und derselben Zielstellung und auf verschiedenen Realisierungs-Wegen denkbar, auch mit einem andersartigen Stil, einem Stil, der aus einem anderen Ursprung, anderen historischen Umständen und den konkreten Tatsachen jedes Landes hervorgegangenen ist. Wir erbauen diesen hier. Ich habe euch schon erläutert, wie wir es getan haben. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt, wo wir alle Vorteile von dem bekommen können, was wir geschaffen haben. Jetzt beginnen wir, die Früchte zu ernten. Jetzt, wo es einzig und allein von unserem Bewusstsein, unserem Humankapital, unserer Erfahrung und unserem Willen abhängt, alle Fehler zu berichtigen, die wir in großen Mengen begangen haben, taktische und einige große, aber keine strategischen. Wir haben wirklich versucht, um jeden Preis strategische Fehler zu vermeiden, die von sich aus irreversibel sind.

Ich möchte, dass ihr wisst, dass einige der Dinge uns infolge von Theorien und Büchern passiert sind, die zu anderen Zeiten und an anderen Orten geschrieben worden waren.

Das Einzige, was ich als Rechtsanwalt zu meiner Entlastung sagen kann – falls ich mich irgendwann einmal verteidigen müsste – ist, dass ich immer antidogmatisch gewesen bin. Ich war immer gegen Dogmas, Schemen, Büchlein, die über eine bestimmt Sache handeln. Noch mehr, ich meine – und Osvaldo weiß das gut – ich meine, dass die Wirtschaft, wie auch die Politik keine Wissenschaften sind, sondern Künste. Die Künstler können nicht sagen, dass sie eine Wissenschaft beherrschen, sie benötigen die Wissenschaft, sie brauchen alle Berechnungen. Wenn man nicht subtrahiert, addiert, multipliziert und die Quadratwurzel zieht, dann kann man nichts summieren. Aber der Poet mischt Wörter, Ideen, Bilder und Stile. Der Schriftsteller tut dasselbe. Der Politiker mischt Dinge, mischt Faktoren. Der Wirtschaftswissenschaftler mischt ebenfalls Elemente, Volkswirtschaften und Ersparnisse. Das Monopol gab es immer, der freie Handel war fast nie existent, das sind allein Theorien, denen alle Industrienationen sich widersetzten.

Jetzt, wo sie die Welt beherrschen, sagen sie den anderen, die sich noch entwickeln müssen: freier Handel, keine Zölle, kein Dies und kein Das.

Eins ist sehr klar: Für mich ist die Wirtschaft eine Kunst und eine Wissenschaft, und die Politik ist eine Kunst und keine Wissenschaft. Stützt euch auf die Politik, stützt euch auf die Wissenschaft und stützt euch auf andere Elemente.

Ich habe das beste Konzept von der Wirtschaft und ebenfalls von der Politik - ich sehe sie beide als eine Kunst.

Möchte jemand etwas sagen? Pass auf, führe den Vorsitz.
Gebt all denjenigen das Wort, die reden möchten.
Ich antworte allen Journalisten, die es möchten.

Bischof Feofán: Compañero Castro…

Comandante: Wird mir niemand übersetzen? Ich höre nur Russisch. (Lachen)

Bischof Feofán: Compañero Fidel Castro! Erlauben Sie mir, Ihnen zuallererst meinen Dank dafür auszusprechen, dass es hier eine russisch- orthodoxe Kirche geben wird.

Leider veraltern die Fabriken, sie verlieren sogar ihre Bedeutung, selbst wenn sie auf der Grundlage der Brüderschaft errichtet wurden. Jedoch eine Kirche hat mehr Wert, je älter sie ist. Und die Kirche, welche ihr uns für die russische Orthodoxie zu bauen helft, wird nach einem Jahrhundert treuer Zeuge unserer guten Beziehungen sein.

Aber mich interessiert eine andere Angelegenheit: Ich bin Bischof einer Region im Nordkaukasus und bin selbst Überbringer einer Tragödie der Terroristen, als sie eine Schule überfielen. Nach 20 Minuten erschien ich in jener Schule und war bis zum Ende dort. Es war etwas Schreckliches.

Ich würde gern Ihre Meinung hören, da die Terroristen oft behaupten, dass sie ja Rettungsmissionen machen; aber was ich gesehen habe, war schrecklich. Ich möchte gern Ihre Meinung hierüber wissen. Danke.


Comandante: Im Innersten meiner Gefühle und Überzeugungen lehne ich den Tod von unschuldigen Menschen ab.

Ich erinnere mich an die Kämpfe während des Krieges im Sierra-Maestra-Gebirge. Es gab Kämpfe und manchmal kam jemand, der uns die gesamte Information übermittelte – Kameraden von uns, die Familienangehörige ganz in der Nähe des Zielobjekts hatten. Wir griffen von der Armee besetzte Orte an und nahmen nicht wenige von ihnen ein. Manche Kämpfe waren hart und ich erinnere mich an keine einzige tote Zivilperson. Seht, wie es selbst im Krieg und wenn man kämpfen muss, weil eine Kaserne in einem Ort ist und man sie angreifen muss – obwohl es besser ist, die Truppen zum Herauskommen zu zwingen, da sie in Bewegung schwächer sind, als wenn sie sich in ihren Stellungen befinden – möglich ist, den Tod von Unschuldigen zu verhindern. Ich erinnere mich an keine einzige tote Zivilperson in irgendeinem der Kämpfe während der 25 Monate Krieg, die wir ausgefochten haben.

Ich hatte eine Kolonne, aus der alle anderen hervorgegangen sind und die Leute haben das Kämpfen im Kampf gelernt. Sie sind auf keine Akademie gegangen, die gab es damals nicht.

Das, was ich Ihnen sage, sind keine Worte, die ich hier gesagt habe. Dahinter steht eine Geschichte, die diese Worte belegt.

Nein, ich kann nicht mit dem Ziel, die Blockade zu zerstören, ein Kind töten. Bewusst hingehen und ein Kind töten, das kann ich nicht tun. Man besitzt eine Ethik und Prinzipien. Man kann sein eigenes Leben opfern, wann man will, aber man kann nicht das Leben eines Unschuldigen opfern. So denke ich und so habe ich es immer gesagt. Und unser Land war in internationalistischen Missionen: – nicht nur eine einzige, so einige – als die südafrikanischen Rassisten Angola überfielen; oder als jenes Land vom Norden her von den Streitkräften von Mobuto angegriffen wurde – jener hatte wirklich Geld und reichlich Geld, ohne dass irgendjemand weiß, wo es aufbewahrt ist, noch in welche Bank es gebracht wurde, verstehen Sie? – und nicht nur dort. Wir haben an mehr als einem Ort Missionen erfüllt. Fragen Sie überall auf der Welt, ob ein Kriegsgefangener standrechtlich erschossen worden ist, dort wo unsere Truppen gewesen sind und wo Kameraden von uns gefallen sind! Denn das war eine Doktrin und die haben wir nicht nur hier geachtet, denn unsere Armee hat nie einen Kriegsgefangenen standrechtlich erschossen. Darauf sind wir stolz. Wir geben Ihnen alles, was wir haben und was man uns leiht, sagen wir mal, wenn jemand beweisen kann, dass wir bei unserem Krieg gegen die Apartheid und andere Verbündete des Imperialismus in Afrika einen einzigen Gefangenen standrechtlich erschossen haben. Oftmals zogen es die Apartheid-Soldaten vor, als Gefangene in unsere Hände zu fallen, weil sie so das Leben gesichert hatten. Ich sage nichts weiter. (Beifall)

Bischof Feofán: Dank, Comandante Castro. Das war es, was ich von Ihnen hören wollte.

Natalia Chopin: Ich heiße Natalia Chopin und bin Journalistin von ECO aus Moskau.

Eine sehr kurze und einfache Frage.

Sagen Sie mir bitte, ob sie in der unmittelbaren Zukunft beabsichtigen, die Russische Föderation zu besuchen? Danke.

Comandante: …wie kann ich planen, die Russische Föderation zu besuchen. Wenn du mich über meine Gefühle, meinen Willen befragst, dann kann ich ja sagen, sowohl im Sommer als im Winter, bei Schnee oder ohne Schnee, egal wer an der Spitze des Landes steht, und mehr noch jetzt, wo die Beziehungen zwischen Kuba und Russland sich verbessern. Jetzt habe ich mehr Grund, da gerade eine ausgezeichnete Sitzung des Zusammenarbeits-Ausschusses zwischen Russland und Kuba stattgefunden hat, mit sehr guten Ergebnissen, in einem Augenblick des Aufschwungs in den Beziehungen zwischen den beiden Völkern, und wo diese als Grundlage eine riesige Zuneigung haben, die Zuneigung, die der Dichter ausgedrückt hat. Sie haben die Zuneigung als Grundlage, die ich ausdrücken wollte, als ich mich an eine Begebenheit dort am Baikalsee erinnerte, als einmal inmitten des Schnees ein paar kräftige, raue Fischer dort in Sibirien einen Fisch grillten. In unseren Beziehungen gab es noch gewisse Schwierigkeiten, bestimmte Auseinandersetzungen aufgrund der unserer Meinung nach unkorrekten Art und Weise, – etwas aus der Vergangenheit - wie die Oktoberkrise gelöst worden war, und als wir jene Männer sprechen sahen, da konnte ich das russische Volk kennen lernen. Und ich kann über es sagen, dass es das friedliebendste Volk ist und es ist das friedliebendste, weil es dasjenige ist, das den Krieg am meisten kenne gelernt hat.

Kein Volk hat so viel gelitten und wurde so sehr zerstört, wie das russische im Zweiten Weltkrieg. Jenes Volk hat den Krieg und die Tragödie des Krieges wirklich kennen gelernt. Deshalb liebte es mehr als irgendjemand den Frieden. Aber ich kann auch von jenem russischen Volk sagen, dass es das selbstloseste Volk war. Jener Mann, der den Krieg kennen gelernt hatte, war bereit, alles zu geben und erneut zu kämpfen. Jener Sibirier wusste, dass ich Bürger einer kleinen Insel hier am Ende der Welt war. Wie er sich mit mir unterhielt und mir seine Gefühle ausdrückte! Denn jenes war ein Volk, dass weil es den Krieg mehr als irgendwer kannte und den Krieg mehr als irgendwer hasste, den Edelmut besaß, bereit zu sein, für andere zu sterben.

Davon haben auch wir Kubaner gelernt. Wir sind nicht nur für unser eigenes Vaterland gestorben und für unseren Grund und Boden, nicht wenige Kubaner sind gefallen, während sie kämpften oder internationalistische Missionen leisteten.

Man läuft Gefahr im Krieg, im Frieden und unter allen Umständen.

Mich hat wirklich sehr verwundert, was ich, wie ich euch erzählte, mit 21 Jahren gemacht habe. Ich könnte euch sagen, dass nicht viel Zeit vergangen war, und da war ich in Bogota, als zu dem Zeitpunkt, als dort die OAS versammelt war, ein hervorragender Studentenführer ermordet wurde und ich eine ganze Stadt aufbegehren sah. Ich nahm dort gemeinsam mit dem Volk und mit den Studenten teil, ich erlangte auch ein Gewehr, das ich in einer Polizeistation in Besitz nahm, ich bewaffnete mich. Ich glaube, mir war es gelungen, sieben Gewehrkugeln, eine Mütze, die ein Käppi schien, und solch ein Paar Schuhe zu haben, die nicht für Kämpfe geeignet sind. Und in jener Stadt war ich bis zum letzten Tag, bis man mich hinauswarf, bis eine Verhandlung stattfand und ein Frieden kam und man dort alle für dumm verkaufte. Das ist schriftlich festgehalten, das ist nicht meine Erfindung.

Ich hatte in einer Nacht Zweifel, so gegen 2.00 oder 3.00 früh. Wir befanden uns in einer Polizeistation, das Polizeipräsidium war erzürnt dort, weil die Gewalt ausbrach, die Ausplünderung und alles dies. Die Armee selbst war unschlüssig. Zu jenem Zeitpunkt war Gaitán ein sehr beliebter Führer, er verteidigte einen Leutnant vor einer Verleumdung oder so, jedermann hörte auf ihn. Aber jene Ausplünderung führte mit Gewalt zur Ordnung und ich befand mich auf der Seite der Aufständischen, nicht wahr, auf der Seite der Studenten, des Volkes.

Das Volk hat das alles zerstört, weil es geplündert hat. Sein kulturelles Niveau und seine Ausbildung gaben nicht mehr her. Die Menschen schienen Ameisen, wie sie so Klaviere schleppten und Kühlschränke, die um die zwei Kubikmeter groß waren. Ich habe das alles gesehen. Jene in der aufständischen Polizeistation stationierten Männer waren dort verloren. Ich bekam das mit, und zwar aufgrund unserer Geschichte und überhaupt. Denn ich hatte überlegt, ich hatte trotz meiner Jugend über viele jene Dinge nachgedacht. Und ich war dort in jener verlorenen Garnison. Es fuhr ein Panzer vorbei und sie gaben ein paar Schüsse auf ihn ab.

Ich habe dort gesehen, wie sie einen Polizisten misshandelt haben, es empörte mich. Es war ein „Godo“ (abwertend für Spanier), wie sie es nannten, reaktionär, aber ich empörte mich darüber, weil sie ihn dort misshandelt haben. Ich befand mich an einem Fenster in einem der Schlafräume, weil das die mir zugewiesene Stellung war, Ich spürte Widerwillen. Sie misshandelten ihn, sie beleidigten ihn und haben ihm so einige Dinge gesagt. Ich habe so zwei- oder dreimal mit unserem Befehlshaber gesprochen und zu ihm gesagt: „Sehen Sie, diese Truppe steht auf verlorenem Posten.“

Wer die Bücher über die französische Revolution gelesen hat und weiß, wie die Zusammenrottungen waren, der hätte gewusst, dass eine Truppe, die nicht in Bewegung ist, verloren ist. Jegliche Truppe unter jenen Umständen muss die Initiative ergreifen. So geschah es in der Französischen Revolution, wir alle haben Bücher von fast allen Autoren gelesen… Jeder, der sich an einem bestimmten Ort verbarrikadierte, war verloren. Ich habe zu ihm gesagt: „Bringen Sie diese Truppe auf die Straße, greifen Sie an.“ Ich versuchte, ihn zu überzeugen, er begriff es nicht. Nun gut, aber ich war dort, und zu einem bestimmten Augenblick erinnerte ich mich an meine Familie, sogar an meine Verlobte erinnerte ich mich. Was meint ihr? Ich erinnerte mich an alles. So hatte ich einen Augenblick Zweifel, niemand wusste es, ich würde dort anonym sterben. Und ich musste mich selbst überzeugen, warum ich weiter dort blieb. Und ich erklärte mir sofort, warum ich dort blieb, und beantwortete mir selbst die Frage: Dieses Volk ist genau so, wie die anderen, wie meines. Seine Sache ist gerecht, die Ungerechtigkeiten sind wie jene von dort. Und ich wusste, dass ich Recht hatte. Ich fand nur die Art und Weise, wie die Truppe eingesetzt wurde, nicht richtig. Ich sagte: soll ich mich opfern, oder nicht? Und welchen Entschluss habe ich getroffen? Zu bleiben, mich gemeinsam mit den Leuten dort zu opfern. Ich hatte das Glück, dass sie nicht angegriffen haben, und jene fuhren in Panzern.

Am nächsten Tag sagte ich zu ihm: „Geben Sie mir eine Patrouille“. Alle Anhöhen waren unbesetzt. Da brauchte nur eine Truppe zu kommen, um jenen Punkt einzunehmen, die Anhöhen einzunehmen. Ich sagte zu ihm: „Geben Sie mir eine Patrouille“. Und man gab mir eine Patrouille und ich ging, jene Anhöhen dort zu verteidigen.

Die dort erlebte Erfahrung war schrecklich, an jenem Tag sah ich die Stadt in Flammen aufgehen. Und gegen Abend bin ich zurückgegangen. Ich habe das nicht als Vorwand genutzt, um mein Leben zu retten, ich bin in jene Kaserne zurückgegangen, weil man mir gesagt hatte, dass die Station angegriffen wurde. Zum Glück waren die Aufständischen dabei, ein Gebäude dort in der Nähe anzugreifen. So habe ich durch Zufall überlebt. Ich bin dort geblieben und am anderen Tag hat man mir nicht einmal einen kleinen Säbel zum Andenken mitnehmen lassen. Sie hatten schon Frieden geschlossen, jedermann applaudierte: „Der Kubaner!“ Jedermann sprach mit dem Kubaner, denn es erregte die Aufmerksamkeit aller, dass ein kubanischer Student dort geblieben war.

Ich war zur Vorbereitung eines Kongresses dort und habe teilgenommen und hatte an jenem Tag meine Zweifel. Das, was ich euch erzähle, habe ich nie vorher erzählt. Es war eine Gewissensfrage, ich blieb und beschloss, mich für ein Volk zu opfern, das nicht das meinige war und bei einer Operation, die verloren war, bei einer Truppe, die besiegt war und ich blieb dort, weil es eine Gewissensfrage war.

Ich sagte, dass dies kurz nach dem anderen Ereignis war, weil es zu jenem Zeitpunkt war, als ich vom zweiten ins dritte Studienjahr überwechseln sollte. Ich hatte schon viele Ideen, war Antiimperialist und Antikolonialist, war für die dominikanische Demokratie, für die Unabhängigkeit von Puerto Rico, für die Rückgabe des Kanals von Panama an die Panamaer, der Malvinen (Falklandinseln) an Argentinien, für die Aufhebung der europäischen Kolonien. In Lateinamerika waren das die Dinge, die Vorrang hatten. Nun gut, es ging noch nicht um den Sozialismus.

Zu jenem Zeitpunkt, von dem ich spreche, hatte ich Marx noch nicht gelesen. Ich habe euch schon zwei Episoden erzählt. Aber seht, wie ich damals dachte, ich sprach schon wirklich aus, was ich dachte und es ist keine Antwort. Ich kann jegliche Frage von euch beantworten, deshalb bin ich sicher, dass ich sie beantworten kann, weil ich versucht habe, konsequent in meinen Ideen zu sein, standhaft zu bleiben. Und standhaft zu bleiben, das würde ich jedem jungen Menschen raten. Und wie bei allen jungen Menschen war sicher auch eine Dosis Eitelkeit dabei, sicherlich… Ich wies alles Mögliche auf und kleinbürgerliche Eitelkeiten ebenfalls, Stolz, und andere Lappalien dieser Art. Aber meine Werteskala habe ich nie aufgegeben und das Leben hat mir sogar gezeigt, anspruchsloser zu sein, bescheidener. Ich meine, dass ich jetzt bescheidener bin als damals, als ich als junger Mann begann. Ein junger Mensch ist sehr kritisch gegenüber allen anderen. Er glaubt, dass er alles weiß und hat recht viel Grund dazu, aber nicht allen Grund. Und natürlich erinnere ich mich immer daran, wie ich selber war.

Das Leben ist bis zum letzten Augenblick ein fortschreitender Kampf. Ich gedenke bis zum letzten Augenblick gegen mich selbst zu kämpfen, bis ich sterbe, genau bis zur letzten Sekunde, denn ich analysiere immer noch meine Handlungen. Ich analysiere mich und wenn ich einen Fehler begehe, selbst wenn er gering ist, ein Detail ist, dann berichtige ich ihn. Wer weiß, vielleicht denke ich anschließend darüber nach, was ich hier gesagt habe. Ich hoffe nicht, denn es war ein Treuebeweis euch gegenüber, weil ich diese Versammlung schätze. Ich werde hier keine Rede halten, ich hatte keine Zeit, weil ich mit allen diesen Dingen beschäftigt bin. Ich hatte wenig Information. Ich hatte nur eine minimale. Ich habe fast nicht Mittag gegessen, um andere Dinge zu lesen und zu sehen. Ich sah den Minister fast im Vorbeigehen, und bin schnell hierher gekommen, weil ihr hier auf mich gewartet habt. Morgen habe ich einen wichtigen Fernsehauftritt um 18 Uhr und eigentlich befinde ich mich noch in Rehabilitation von einem Unfall, den ich am 20. Oktober vergangenen Jahres erlitten habe.

Sodass ich deshalb zu euch sage, dass ich vielleicht dann überlege: Was habe ich mit den Russen gesprochen? Aber ich bin sicher, dass ich nicht bereuen werde, worüber ich mit euch gesprochen habe, denn ich habe als Bruder gesprochen, ich habe mit Zuneigung gesprochen, ich habe mit dem Gefühl gesprochen. So sind also unsere Gefühle für euch. Denn es ist so, wie ich dir sagte, ich habe Menschen wie jene kennen gelernt, ich habe Förster kennen gelernt. Ich habe Russen kennen gelernt, die echte Patrioten und Revolutionäre sind, wie jene es waren, die ich immer als Kämpfer gesehen habe, diejenigen, die in Stalingrad, in Leningrad, in Kerch gekämpft haben, überall, in Smolensk, diejenigen, die sich nicht ergaben, die den Widerstand fortsetzten, die kämpften. Ja, jene, die dorthin gingen, um gegen die Japaner zu kämpfen, als die Vereinigten Staaten ohne jemandem etwas zu sagen die berühmt berüchtigte Atombombe abwarfen, ein Terrorakt.

Wenn ich die Verluste der Alliierten berechne, dann muss ich sagen, dass die Russen und alle anderen an der Seite von Russland kämpfenden sowjetischen Völker mehr Leben opferten als alle anderen, die an diesem Krieg teilgenommen haben, das ist die reine Wahrheit. Ich bin auf einigen Friedhöfen gewesen und ich bin auf dem von Leningrad gewesen und kenne die Geschichte und die 1 000 Tage der Belagerung. Ich habe ein dickes Buch gelesen, in dem an alle die Opfer erinnert wird, die die Leningrader durchmachten, ähnlich, wie das russische Volk allerorts. Sodass meine Gefühle eine solide Grundlage haben. Ich weiß, wie die Russen sind und bewundere sie.

Wie ich schon sagte, laufen unsere Beziehungen zum russischen Staat und zur russischen Regierung sehr gut und das freut mich. Denn wir müssen uns alle zusammentun, Dialog der Verteidiger der Zivilisation. Das wollte ich sagen.

Alfonso Bauer: Meine Frage ist folgende: In Guatemala wird behauptet, dass sie in der Stadt Jalapa gelebt haben und ich gehöre zu denen, die behaupten, dass das nicht stimmt, obwohl es für mein Vaterland eine Ehre gewesen wäre, wenn Sie zu jener Zeit in Guatemala gewesen wären.

Comandante: Wenn ich nur hätte dort sein können. Das hätte mir wirklich gefallen. Wie viel Verschwundene gibt es? Nun gut, ich weiß, dass es nach der US-Intervention gegen die guatemaltekische Revolution mehr als 100 000 Tote gegeben hat und mehr als 100 000 Verschwundene.

Das wäre uns passiert, wenn sie in Girón (Schweinebucht) gesiegt hätten.

Wie viel Leben hat die Söldnerexpedition in Guatemala gekostet, welche die Arbenz-Regierung gestürzt hat?

Alfonso Bauer: So um die 200 000.

Comandante: Genau, 100 000 Tote und 100 000 Verschwundene. Aus welchem Grund gibt es denn dann aber so viele Proteste wegen ein paar gefangenen Söldnern? Ah, aber hier gibt es Häftlinge, hier gibt es keine Verschwundenen, hier gibt es keine Ermordeten. Oh ja, die eine große, eine olympische Medaille und den Segen des Imperiums verdienen sind diejenigen, die in jenen Ländern töten, wo die Analphabeten und Halbanalphabeten 30%, 40% oder viel mehr betragen können, wo die Säuglingssterblichkeit äußerst hoch ist, alles dieses Unheil, von dem ich sprach. Das ist „Demokratie“, meine Herrschaften, und das, was wir tun, ist ein Mistding, eine „systematische und permanente Verletzung der Menschenrechte“.

Ich glaube, wenn wir nicht in der Lage gewesen wären, harte Maßnahmen anzuwenden, dann hätten wir denen in die Hände gearbeitet, die unsere Revolution zerstören wollten und die unser Volk zerstören wollten.

Wenden wir die Todesstrafe gern an? Nein, es ist uns zuwider. Nicht nur das wir es nicht mögen, es ist uns zuwider. Aber wenn es darum ging, uns vor dem mächtigsten Imperium der Geschichte zu verteidigen, dann haben wir sie angewandt. An keinem anderen Ort wurden so viele Menschen hingerichtet, wie in Texas, und es wurden Unschuldige hingerichtet und es wurden Kinder hingerichtet, Leute, die als Kind ein Delikt verübt haben. So etwas ist hier nie geschehen. Sie haben geistesgestörte hingerichtet. So etwas ist hier nie geschehen.

So frage ich mich schließlich: Warum stellt man jenen Herrn, der Präsident der Vereinigten Staaten ist, nicht vor die Menschenrechtskommission in Genf? Oh, nein, aber Kuba ist jedes Jahr dran. Um die Wahrheit zu sagen, möchte ich nicht mit Verachtung sprechen, aber wir spüren Verachtung gegenüber all jener Scheinheiligkeit. Ich kann weiter nichts hierzu sagen als: Verachtung. Denn wir brauchen niemanden, der über uns Gericht hält, weil wir selbst die Ersten sind, die über uns urteilen müssen.

Russischer Delegierter: Zuerst einmal vielen Dank für ihre hervorragende Rede. Und seien Sie bitte so nett uns zu sagen, welche für Sie seit Beginn ihres revolutionären Kampfes die schwerste Etappe war.

Comandante: Dies ist jetzt die schwierigste für mich, diese hier, in der ich hier diese, Ihre Frage beantworten soll. (Lachen und Beifall)

Wir haben noch Zeit. Wenn ihr noch durchhaltet, ich kann noch durchhalten.

Michael Chernow: Sehr geehrter Compañero Fidel Castro, vielen Dank für Ihren Vortrag. Ich heiße Michael Chernow, bin russischer Journalist, sowjetischer, von der Zeitschrift Expert. Ich bin nicht zum ersten Mal in Kuba. Ich mag Ihr Land sehr, mir sagt die kubanische Erfahrung, die ich hier sehen konnte, sehr zu und meine Frage ist folgende: Ich bin der Meinung, dass wir viel von Kuba lernen können. Sagen sie uns bitte: Wie können sie uns helfen?

Comandante: Zweiter, sehr schwieriger Augenblick. (Lachen) Ich kann euch bei nichts helfen, im Gegenteil, ihr seid es, die uns helfen können. Ich spreche hier ganz offen zu euch, wir tauschen Eindrücke aus. Ich kann dir und deinem Volk soviel helfen, wie ihr uns helfen könnt, indem ihr diese Dinge tut, helft ihr euch selbst und helft ihr uns.

Was uns verbleibt, ist die Verpflichtung euch gegenüber, die ihr Vertrauen in uns gelegt habt, die ihr uns für würdig erachtet habt, diese Versammlung hier durchzuführen, diesen Austausch, und uns dazu eingeladen habt.

Ich kann weder denken, dass ich euch helfe, noch dass es eine Art und Weise gibt, dass ich euch helfen kann. Ich meine, dass ihr uns helft und dass ihr der Welt helft.

Dies ist mein Amt. Hier sind viele Religiöse anwesend, sie wissen, welche ihre Pflicht ist, welches ihr Amt ist. Es sind Ärzte und Fachleute anwesend und jeder weiß, welches seine Aufgabe ist. Und auch ich weiß, dass dies meine Aufgabe ist.

Das Einzige, was ich wirklich tun kann, ist einen Austausch führen. Das ist alles, was ich dazu sagen kann: uns gegenseitig helfen, das ist es, was wir tun können. (Beifall)

Jeder, der fragen möchte, von der Presse oder Delegationsmitglieder, kann hier jede Frage stellen.

Russischer Delegierter: Sehr geehrter Herr Fidel Castro! Wir würden gern Ihre Meinung darüber hören, wenn das möglich ist, wie lange die Besetzung des Irak noch dauern wird.

Vor fünf Minuten haben Sie gesagt, dass Sie manchmal Fehler begehen. Könnten Sie uns sagen, welche Fehler sie als Regierungsoberhaupt von Kuba begangen haben?

Comandante: Diese Versammlung hier und mich eurem Verhör zu unterziehen (Lachen) Das ist einer von vielen.

Ihre Frage ist, wie lange die Besetzung von Irak noch anhalten wird. Die Besetzung von Irak? Ich glaube, die Frage ist nicht richtig. Man ist in Irak einmarschiert, aber man hat es nicht besetzt.

Du kannst fragen, wann sie gehen werden. Das ist es, was ich meine. (Beifall)

Möchtest du die Frage klarer stellen? Meinst du, dass es besetzt ist? Sie haben schon keine Regierung mehr dort, sie haben kein Parlament mehr. Warum gehen sie nicht? Wann sie gehen werden, das ist es, was du wissen möchtest?

Wann sie wirklich gehen werden? Sie werden sich zurückziehen, wenn sie gehen können, wenn sie sich zurückziehen können. Es ist so, dass sie jetzt so dastehen, wie der, der gekommen ist: sie können nicht gehen, aber sie können auch nicht bleiben. Sie sind im Hin und Her: sobald die Chiiten, sobald die Sunniten, sobald es eine Regierung gibt… Sie werden gehen, wenn sie gehen können, denn die Invasoren gehen nicht, wann sie wollen, sondern wann sie es können. Sie wissen, zu welchem Augenblick sie überfallen können, aber sie wissen nicht, wann sie sich zurückziehen können.

In Vietnam wussten sie, wann sie einmarschiert waren, aber dann hat es sie harte Arbeit gekostete, viel Zeit und 50 000 Menschenleben. Die Quote an Menschenleben, welche ihnen die US-amerikanische Gesellschaft damals zugestanden hat, betrug 50 000. Ich frage mich, ob die US-amerikanische Gesellschaft den Invasoren heute ebenfalls eine Quote von 50 000 Menschenleben zugesteht. Vielleicht werden 5 000 Menschenleben schon das Höchstmaß an Toleranz sein und jedes Mal wird die Quote für auf Lügen und Betrug gegründete Abenteuer geringer sein.

Das Problem ist, dass sie den Rückzug benötigen, es aber nicht tun können. Jetzt Überprüfen sie, was sie tun können, wie sie es anstellen können, um sich zurückziehen zu können.

Sodass die Frage die ist: Wann werden sie sich zurückziehen können? Das wird schließlich vom US-amerikanischen Volk abhängen und von der Wirtschaftskrise und dem Haushaltsdefizit von knapp 500 Milliarden und einem Handelsbilanzdefizit von weiteren 500 Milliarden, insgesamt eine Billion. Wie viele weitere Jahre nacheinander können sie jenes Defizit von einer Billion noch aushalten und wie werden sie dies überwinden? Meint ihr, dass sie die Kultur beseitigen werden? Sie nutzen religiöse Widersprüche aus, nationale Widersprüche, eine schwierige Situation: Kurden im Norden, Sunniten im zentralen Teil, Chiiten im Süden, Orthodoxe Christen an anderer Stelle; ein Iran, das sie zerstören wollen bzw. das sie überfallen wollen und dessen Ressourcen sie sich bemächtigen möchten. Das ist kein Iran, das von den Chiiten aus dem Süden von Irak verachtet wird, die zu einem bestimmten Zeitpunkt unterdrückt wurden.

Das ist eine bekannte Geschichte. Wir wissen recht viel darüber. Denn als jener Krieg zwischen Irak und Iran begann, waren wir Vorsitzender der Bewegung der Paktfreien Staaten und bekamen die Aufgabe, den Frieden zwischen beiden Staaten zu suchen. Wir wissen alles, was dort geschah.

Irak war ein Land, das Beziehungen zu vielen Ländern hatte. Es investierte das Geld aus dem Erdöl sehr gut, bis jener unglückliche Krieg mit dem Iran begann.

Mehr möchte ich nicht hierzu sagen. Ich habe eine sehr klare Meinung über alles das. Es war ein einflussreiches Land, das anschließend schwerwiegende Fehler beging.

Wir waren ebenfalls gegen die Besetzung von Kuwait und haben das in den Vereinten Nationen verurteilt. Aber wir haben große Anstrengungen unternommen, selbst versucht, die Regierung davon zu überzeugen, dass sie sich zurückziehen sollte. Wir haben ihnen klargemacht, dass der Mut darin bestand, sich zurückzuziehen und jenen Fehler zu korrigieren, der es den Vereinigten Staaten ermöglichte, eine große arabisch-muslimisch-europäisch-NATO-Vereinigte Staaten-Koalition zu schaffen. Wir haben sogar so zu ihnen gesagt: „Korrigiert!“

In Russland gibt es in den Archiven Kopien jener Dokumente und in den Vereinigten Staaten natürlich ebenfalls, denn zu einem bestimmten Zeitpunkt hat es Russland damals den Vereinigten Staaten mitgeteilt. Im State Department und dort, an beiden Orten, ist das vorhanden, was ich geschrieben habe und was ich hier sage. Aber ich veröffentliche es nicht von mir aus, die Argumente, die Überlegungen, die ich anstellte, um sie zu beeinflussen, da wir Verpflichtungen mit der internationalen Bewegung hatten.

Wir hatten Beziehungen zum Irak, sogar ärztliche Dienste, es gab ein Kontingent kubanischer Ärzte, die dort arbeiteten.

Sodass einige der Dinge, die jener tragischen Seite vorangingen, vorher schon geschehen waren und die Folgen waren vorausgesehen worden. Das kann durch Dokumente bewiesen werden.

Das hat ebenso wie die Zerstörung der Zwillingstürme der unangebrachten, anachronischen, kriegstreiberischen Politik des Imperiums Aufschwung gegeben.

Ich erinnere mich daran, dass ich mich beim Treffen der Blockfreien in Malaysia mit dem Vizepräsidenten von Irak unterhalten habe. Zu jenem Zeitpunkt waren die Beziehungen zur irakischen Regierung nicht sehr gut, da wir niemals mit der Besetzung von Kuwait einverstanden waren. Und so waren sie nicht sehr erfreut über die Tatsache, dass es ein interparlamentarisches Treffen gab und dass ich mich mit der Delegation von Kuwait und ebenfalls mit der irakischen getroffen habe. Sie sprachen viel über die große Anzahl Kinder, die starben und ich sagte ihnen: „Warum tun wir nicht etwas, um den Tod jener Kinder zu verhindern? Sagen Sie uns, wie viel Ärzte gebraucht werden. Man kann ein Programm entwickeln, damit sie nicht sterben.“ Es stimmt, dass die Kinder starben.

Hier haben wir Sonderperiode, Blockade und viele andere Dinge gehabt, aber die Kinder sind nicht gestorben. Zuerst sterben die Eltern, bevor sie die Kinder sterben lassen.

So argumentierte ich schließlich Folgendes: „Es ist nicht zu rechtfertigen.“ Und fragte sie: „Warum schließen Sie nicht ein für alle Mal Frieden mit Kuwait?“ Ich sagte zu den auf diesem Treffen anwesenden Vertretern des Irak: „Suchen sie den Frieden!“

Es gab sogar viele Leute, arabische Länder, von denen, die sich im Krieg befunden haben, die wollten, dass sie einlenkten und wollten den Frieden suchen und sie hielten jene unnachgiebige Position aufrecht. Ich sagte in Malaysia zum Vizepräsidenten: „Die Regierung der Vereinigten Staaten will den Krieg gegen euch führen, es ist offensichtlich, dass sie den Krieg machen werden, sie können es nicht verbergen. Gebt ihnen nicht den geringsten Vorwand, helft ihnen nicht, den Krieg vom Zaun zu brechen.“ Ich sagte ihnen: „Schaut, fangt jetzt nicht an zu überlegen, ob jene Raketen 50 Kilometer weiter reichen und dass sie nicht 500 überschreiten können, begrenzt ihre Reichweite auf 499. Euer Recht ist unbestreitbar, aber gebt ihnen keinen Vorwand.. Geht das Problem öffentlich an, ladet eine Kommission der Blockfreien ein, Irak zu besuchen, um zu beweisen, dass ihr keine chemischen Waffen habt.“ Ich sagte zu ihnen: „Ich meine, ihr habt sie nicht, und wenn ihr sie irgendwann einmal hergestellt habt, dann zerstört sie.“ Ich bat ihn, dass er dies bitte der Regierung von Irak mitteilen sollte. Man sah schon, dass der Angriff recht unmittelbar bevorstand. Aber ich habe es gewagt und es dem Vizepräsidenten gesagt und er dankte mir sogar sehr dafür. Als das andere Mal das mit Kuwait geschehen war, da hatte die Regierung von Irak gesagt: „Es wird den Krieg der Kriege geben.“ Ich hatte ihr gesagt: „Es wird dies und dies und dies geschehen. Es ist schon nicht mehr Vietnam. Vietnam hatte die Unterstützung, den Dschungel, nicht die Wüsten, eine Art irregulären Krieg, die Unterstützung von China, das benachbart ist, von der Sowjetunion, die ihm mit Schiffen und auf anderen Wegen die Waffen sendete. Ihr werdet keine einzige Gewehrkugel bekommen, es gibt keinen Weg, auf dem sie euch erreichen können inmitten solch einer Situation“, sagte ich ihm. Das sagte ich ihm, als ich ihm vorschlug, einzulenken, um nicht dem Imperium zu helfen. Die Zeit ist vergangen und jetzt ist ihr Land besetzt. Es schien ihnen ein einfaches Ding zu sein, jetzt haben sie sich ein sehr ernsthaftes Problem gesucht, sie sind nach und nach zerschellt, sie haben sich die Zähne zerbrochen. Viele US-Amerikaner merken das und natürlich ist es nicht dasselbe kurz nach der Ankunft und jetzt.

Dort gibt es viele, die nachdenken. Die Frage ist nicht die, drück hier ab, oder drück einen Knopf und fertig. Um einen Knopf zu drücken, muss es so um die 200 oder 300, oder wer weiß wie viele Leute geben, die entschlossen sind, einen Knopf zu drücken. Die Militärs wissen es, sie verstehen ihr Fach, sie kennen den Preis an Menschenleben, an Prestige. Sie sind vollkommen in Misskredit geraten. Selbst mich haben die Ereignisse überrascht.

Seht, wie naiv wir sind. Ich kenne sie und weiß, wer sie sind und dass sie keinerlei Skrupel kennen, aber ich hätte mir nicht die Regierung der Vereinigten Staaten beim Foltern von Gefangenen vorstellen können. Mir schien, dass sie zumindest das nicht tun würden, dass sie nicht so dumm sein würden, das zu tun. Diese sadistischen Verfahrensweisen der körperlichen Folter, der moralischen Folter, umsonst. Es ist beschämend, stößt ab, und es geschah nicht nur an einem einzigen Ort.

Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass eines Tages der Marinestützpunkt Guantánamo, ein mit Gewalt besetztes kubanisches Gebiet, zu einem Folterzentrum werden würde. Und was für sadistische Foltermethoden. Ich hatte es mir nicht vorgestellt. Ich glaubte es wirklich nicht… Ich glaubte, dass jene unzivilisierte Zivilisation, jene Regierung, die Atombomben abwerfen konnte, alles bombardieren konnte, nicht die Dummheit begehen würde, Menschenwesen zu foltern, egal wer es wäre. Oder haben wir nicht auch mit Kriminellen zu tun gehabt, die Kameraden von uns ermordet haben? Egal wer sie waren, wir haben sie nie angerührt. Wir könnten demjenigen das ganze Geld des Landes geben – viel ist es nicht, aber etwas hat es, wisst ihr? – der beweist, dass hier auch nur einer der bösartigsten Häftlinge misshandelt worden ist, auch wenn er Autor der schlimmsten Verbrechen, der größten Terrorakte gegen unser Land gewesen wäre.

Wir haben Gefangene gehabt, und die von Girón, und Söldner die uns überfallen haben, diejenigen, die gekommen und gelandet sind nachdem vorher bombardiert worden war, die Frauen und Kinder ermordet haben. Dort, nach jenem blutigen Kampf, bei dem 68 Stunden ununterbrochen gekämpft wurde. Sie bekamen keine Ruhepause, weder bei Tag noch bei Nacht, weil das US-Geschwader mit der Marineinfanterie schon dort darauf wartete, zu landen. Und das erzählt euch nicht jemand, der es gehört hat, das erzählt euch jemand, der unter anderem dort war, da das ein Leben lang meine Gewohnheit gewesen ist. Ich war nie in einem Unterstand oder ähnlichem Ort, das ist nicht meine Gewohnheit, das ist nicht meine Mentalität, das ist nicht meine Art. Ich war dort an jenem Tag im Morgengrauen, als die US-Marine eine Landung im Norden der Provinz Pinar del Rio simulierte, in der Nähe der Hauptstadt. Wir sagten: „Aber ein Landungsversuch? „Ja, ein Landungsversuch.“ „Der Landungsversuch bei Cabañas wurde bestätigt“, genau so, wie man es mir vor knapp 24 Stunden gesagt hatte, als man mich weckte: Landung bei Playa Larga, dort ist ein Trupp auf den Feind gestoßen.

Anschließend, als sie Fallschirmspringer absetzten, war ich vollkommen überzeugt, dass dies die Hauptrichtung war. Wir waren dort, man hatte uns einen Panzerangriff abgewehrt. Wir waren dabei, einen weiteren von der anderen Seite her vorzubereiten. Wir würden in ihrer Nachhut erscheinen, in Playa Larga und in Girón, an beiden Stellen. Dort wartete ich auf ein Bataillon Panzer. Dort war unsere Artillerie und schoss kräftig. Es kann sein, dass wir vor dem Morgengrauen in Girón angekommen wären. Da machten die Yankees ein Manöver – es gab noch nicht einmal die jetzige Autobahn; unsere Verkehrswege waren sehr schlecht. Wir waren als Bataillone organisiert, nicht als Armee oder Heereskorps oder Divisionen, nicht einmal als Brigaden. Als wir Guerillakrieger waren, hatten wir nicht einmal Bataillone, weder Panzerbataillone, noch Artilleriebataillone noch Luftabwehrbataillone, noch Batterien von 130er-Geschützen oder Batterien von 122er-Granatwerfern. Es war auf der Ebene von Batterien, aber in den Bergen hatten wir nichts dergleichen.

Also genau gegenüber des US-Geschwaders. Dort gab es weder einen einzigen standrechtlich Erschossenen, noch Schläge mit dem Gewehrkolben. Was zeigte das? Dass die Ideen zum Bewusstsein geworden waren, dass die Ethik Bewusstsein war. Und jene Soldaten, die entrüstet waren, haben niemanden misshandelt. Das US-Geschwader in drei Meilen Entfernung, nicht in 12. Als wir in Girón einfuhren, da waren sie dort mit ihren abgeschalteten Lichtern. Flugzeugträger, Marineinfanterie auf Schiffen, die darauf warteten, eine Regierung einzusetzen.

Das ist es, was ich dir sagen möchte: ich kenne jene Leute. Ich hätte nie gedacht, dass sie in der Lage wären, Gefangene zu foltern, weder in Guantánamo, noch in Abu Ghraib. Ich hatte sie für etwas klüger eingeschätzt, ausreichend bei Verstand, um so etwas nicht zu tun und ich habe dir gesagt, warum. Sie können es nicht mit dem Hass und der Entrüstung rechtfertigen und deshalb erwähnte ich dir gegenüber, dass wir oft Terroristen gefangen gehabt haben, Söldner, Verräter und niemals haben wir sie misshandelt und sie haben es getan.

Deshalb sage ich dir schließlich, dass sie sich zu jenem Augenblick zurückziehen werden, in dem sie können, zu dem Zeitpunkt, wo die moralischen und politischen Kosten am geringsten sind; aber niemand weiß es. Vielleicht entscheidet das US-amerikanische Volk eines Tages, dass diese sich aus jenem Land zurückziehen müssen, unabhängig davon, wer die Vereinigten Staaten regiert.

Nun gut, das sind schon Dinge, die geschehen können, sie sind nicht abzuschätzen.

Erteile das Wort jemand anderem.

Beende diese Sitzung nicht, du wirst unpopulär werden. (Beifall)

Schnell zwei oder drei weitere.

Ich werde versuchen, mich knapp zu fassen. Ich muss versuchen, euch die Dinge zu erklären.

Vladimir I. Yakunin: …Ich glaube wir haben alle Arbeitsschutzgesetze bzw. -regeln verletzt.

Ich bitte die Konferenzteilnehmer, die Hände herunter zu nehmen. Es gibt einen sehr guten Refrain, der besagt: „Man muss wissen, wann man sich zurückziehen muss.“

Ich glaube, wir müssen dem Vorsitzenden des Staats- und Ministerrats für die uns gewidmete Zeit danken. Wir müssen ihm danken. (Beifall)

Comandante: Es kann sein, dass wir uns dort wieder sehen, aber weder habt ihr mich zum Treffen eingeladen, noch weiß ich, ob man mir ein Visum erteilen wird. (Lachen) Wann ist das Treffen, in welchem Monat?

Vladimir I. Yakunin: Vom 3. bis 7. Oktober.

Comandante: Dieses Jahr?

Vladimir I. Yakunin: Jawohl.

Comandante: Wo wird es stattfinden?

Vladimir I. Yakunin: In Rodas, in Griechenland.

Comandante: Werden Gäste geladen?

Vladimir I. Yakunin: Ja, natürlich.

Comandante: Welches sind die Voraussetzungen, um …?

Vladimir I. Yakunin: Ihre Anwesenheit und nichts weiter.

Comandante: Ich kann mich hier nicht verpflichten, denn ich weiß nicht, ob ich gerade sehr beschäftigt sein werde und ich will nicht, dass mein Versprechen…

Vladimir I. Yakunin: Vielleicht möchten Sie es überdenken.

Comandante: Ich werde es überdenken, ja ich werde es in Betracht ziehen, sicher. (Beifall)

Vielen Dank für eure Geduld.

Es lebe der Frieden!
Es lebe der Dialog zwischen den Kulturen! (Beifall)