Donnerstag, 31. Juli 2008

Die belagerte Mannschaft

Reflexionen des Genossen Fidel: Die belagerte Mannschaft

Die Olympischen Spiele in China stehen kurz vor ihrer Eröffnung. Vor wenigen Tagen habe ich über unsere Baseballmannschaft geschrieben. Ich erklärte, dass unseren Athleten eine sehr harte Probe bevorsteht und dass nicht sie es sind, welche die meiste Kritik verdient hätten, wenn etwas nicht gut ausgeht. Ich habe ihre Klasse und ihren Patriotismus anerkannt. Sie waren aufgrund der aus Kuba erhaltenen Kritiken deprimiert.

Mir wurde später bekannt, dass sie sich sehr heiter und froh zeigten. Sie hatten gelernt, die recht gewürzten koreanischen Nahrungsmittel auf Art und Weise des asiatischen Ostens mit Stäbchen zu essen. Sie schickten am 26. Juli eine mitreißende Botschaft. Ohne Zweifel werden sie sich der schwierigen Probe mit Ehren stellen.

Aber haben sie etwa gleiche Voraussetzungen wie die Mannschaften der reichen Mächte, zum Beispiel wie die der Vereinigten Staaten und Japans, die im Wettkampf Gegner von Kuba sein werden? Von diesen Ländern hat das erste eine dreißig Mal größere Bevölkerung, die mindestens elfmal größer ist als die des zweiten. Sie unterliegen keiner Wirtschaftsblockade und beiden stehen enorme Reichtümer zur Verfügung. Niemand raubt ihnen Athleten.

Japan hat seinen Profis angeordnet, sich dem olympischen Team anzuschließen, und sie müssen es tun, weil es ihre Besitzer so festlegen. Das hat nichts mit den Athleten zu tun, die in Ware verwandelt wurden.

Die Vereinigten Staaten haben am Vorabend der Olympiade mit ihrem Söldnergeld Alexei Ramírez, führender Home-run-Mann unserer Landesmeisterschaften von 2007, gekauft. Der Manager des Teams, das ihn gekauft hat, brüstet sich damit, dass sie nicht wissen, für welche Position sie ihn vorsehen sollen, da er sehr gut an allen trainiert ist. Die Details bezüglich der Handelsformalitäten rund um jenen Fall und bezüglich der Verteilung des Geldes, die über Agenturmeldungen verbreitet wurden, sind widerlich. Vorher hatten sie den hoffnungsvollsten Pitcher von Pinar del Rio, José Ariel Contreras, gekauft und so Unsicherheit und Misstrauen gesät.

In Edmonton, Kanada, wurde vor Spielbeginn mit der Mannschaft des Gastlandes der 23. Jugendweltmeisterschaft im Baseball die Abwesenheit des sicheren Spiel-Eröffners, des Linkshänders Noel Arguelles, und des Shortstop José Antonio Iglesias, mit einem Trefferdurchschnitt (Batting Average) von über 500, bekannt.

Der mutige Pitcher der Jugendmannschaft, Julio Alfredo Martínez Wong aus Pinar del Río, übernahm Pitchers Mound. Im achten Inning fehlte nur noch ein Out (Aus), es gab Spieler an verschiedenen Bases und er schien erschöpft. Der Bullpen bereitete Joan Socarrás Maya mit starken Aufwärmübungen vor und Anweisungen, sich für den Spieleintritt bereit zu halten. Esteban Lombillo, der energische und fähige Direktor der kubanischen Jugendmannschaft, war schon zur Box gegangen. Julio Alfredo forderte mit einer Explosion seiner Würde, weiter werfen zu dürfen: „Ich mache das zu Ende!” ― rief er aus. Lombillo, der ebenfalls aufgrund des niederträchtigen Verrats erbittert war, verstand ihn und vertraute ihm. Julio Alfredo setzte seine Seele ein. Er erreichte das fehlende “Aus” im achten Inning. Im neunten brachte er die Schlagmänner einen nach dem anderen jeweils mit drei Out ins Abseits und so gewann unsere Mannschaft gegenüber der von Kanada um einen Run.

Der Short-Ersatzmann Yandy Díaz spielte ausgezeichnet und war der Schlagmann, der das für den Sieg von Kuba entscheidende Double erzielte.

Edmonton ist zu einer Mülldeponie geworden. Die kubanischen Athleten wurden schlecht betreut. Die Stadt besitzt das Privileg, Austragungsort der jährlichen Meisterschaft zu sein. Es sollte analysiert werden, ob es sich lohnt, teilzunehmen. Zu dem Event war nicht ein einziger Vertreter der kubanischen Presse geschickt worden. Alles wurde auf informellem Wege bekannt.

Die würdigen kubanischen Athleten der olympischen Baseballmannschaft, die ausgezeichnet von den koreanischen Gastgebern betreut wurden, werden in China noch besser behandelt werden. Sie müssen unter den von mir oben erläuterten widrigen Umständen am Wettkampf teilnehmen. Egal wie das Ergebnis aussehen wird, sie wissen, dass für uns das Wichtigste die Ehre und der Mut sind, mit dem sie kämpfen.

Aber nicht nur im Baseball findet die imperialistische Aggression statt. Vor ein paar Monaten ließ sich ein Teil unserer Männerfußballmannschaft in den Vereinigten Staaten zum Verrat verleiten, womit die Perspektiven von Kuba in diesem Sport in der Arena international vermindert werden. Eine olympische Athletin im Judo, die eine beinahe sichere Goldmedaille darstellte, wurde bestochen. Dadurch dass unsere Athleten gekauft wurden, hat man uns fünf sichere Goldmedaillen im olympischen Boxsport entrissen. Es ist ein Schlachtruf, Kuba mit allen Mitteln fertig zu machen, indem man uns Köpfe, Muskeln und Beine raubt.

Worauf ist die Angst der Reichen und Mächtigen gegenüber unserer kleinen und unter Blockade stehenden Insel zurückzuführen?

Im Schach kämpft Leinier Domínguez in der Schweiz in einem der bedeutendsten internationalen Turniere.

Bei der Olympiade, die am 8. August beginnt, werden unsere Athleten der verschiedenen Sportdisziplinen mit mehr Würde denn je um das Gold kämpfen und unser Volk wird ihre Medaillen so feiern, wie niemals zuvor. Dann werden die Fans sich der Verräter erinnern.


Fidel Castro Ruz

31. Juli 2008
12:32 Uhr

Montag, 28. Juli 2008

Die Botschaft von Chávez

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Botschaft von Chávez

Er ist am Freitag von seiner Europareise zurückgekommen. Er hat nur vier Tage dafür verwendet. Nach dem Westen fliegend ist er um 11 Uhr nachts in Caracas angekommen, als es am Abflugort, das heißt in Madrid, gerade Tag zu werden begann. Am Samstag kam zeitig ein Anruf aus Venezuela. Man teilte mir mit, dass er an jenem Tag ein Telefongespräch führen wollte. Ich antwortete, dass es um 13:45 Uhr sein würde.

Ich hatte Zeit, mehr als 25 Punkte jener Art zu notieren, die man bei einer Unterhaltung über eine internationale Telefonleitung behandeln kann, wenn man weiß, dass der Feind zuhört. Einige von ihnen waren vom venezolanischen Präsident selbst vor der Presse angesprochen worden.

Chávez war gelassen, besonnen und mit der Rundreise zufrieden. Wir führten einen Meinungsaustausch über Nahrungsmittel-, Erdöl- und Rohstoffpreise, erforderliche Investitionen, Dollarabwertung, Inflation, Rezession, imperialistischen Betrug und imperialistische Ausplünderung, Fehler des Gegners, Atomkriegsgefahren, unlösbare Probleme des Systems und weitere, die keiner Geheimhaltung bedürfen. Aber trotzdem verwende ich diese Art und Weise der Kommunikation nur ausnahmsweise.

Wir haben Einzelheiten und Nachrichten ausgetauscht. Er hat mit keinem Wort die ausgezeichnete Botschaft erwähnt, die er anlässlich des 26. Juli geschrieben hatte, in der er mein Anprangern der „Strategie von Machiavelli” analysiert. Ich habe sie an jenem Samstagabend erhalten. In Chávez wurden die Ideen von Bolivar wieder geboren, nur dass unser einstündiger Meinungsaustausch zu Zeiten des Libertador (auf Spanisch: Befreier) Monate gedauert hätte und seine viertägige Rundreise durch Europa, mindestens 2 Jahre.

Gestern habe ich ihn im Programm Aló, Presidente gehört. Sein Investitionsprogramm ist beeindruckend. Vielleicht wurde nie jemals den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Es werden schon einige Ergebnisse spürbar.

Als ich abends den Fernseher einschaltete, war Chávez unter dem Publikum, welches die Frauenmannschaft im Softball bei einem Cup-Endspiel gegen Kuba ermunterte. Die venezolanischen Athletinnen haben eins zu null gewonnen. Und obendrein ohne Base Hit und ohne Walk. Die junge Werferin von Venezuela, ein gut aussehendes Mädchen, staunte nicht schlecht, als ihr nach dem letzten Aus ihre Großtat bewusst wurde. Inmitten der innerhalb des Feldes und in der Nähe der Box überglücklich herum springenden Mannschaft verteilte Chávez Umarmungen und Wangenküsschen. Wenn wir nicht Internationalisten wären, dann wären wir ganz deprimiert gewesen. Nach ein paar Sekunden Besinnung habe ich mich für ihn und für Venezuela gefreut. Was für ein Teufelskerl! Wie kann er nur so große Anstrengungen aushalten?

Heute ist sein Geburtstag. Wir, das heißt Raul und ich, haben ihm ein Bild des Che geschickt, auf dem dieser aus der Erde hervorgeht, so, wie ihn ein Maler der westlichsten Provinz von Kuba sieht. Es ist wirklich beeindruckend.

Ich werde ihm diese Reflexion zeitig zukommen lassen.


Fidel Castro Ruz

28. Juli 2008
11: 30 Uhr

Donnerstag, 24. Juli 2008

Die zwei Koreas

Reflexionen des Genossen Fidel: Die zwei Koreas

Teil 1:

Die koreanische Nation mit ihrer eigenen, sie von ihren chinesischen und japanischen Nachbarn unterscheidenden Kultur, besteht seit dreitausend Jahren. Das sind typische Merkmale der Gesellschaften jener asiatischen Region, einschließlich der chinesischen, der vietnamesischen und anderer. Nichts dergleichen kann man in den westlichen Kulturen beobachten, von denen einige seit weniger als 250 Jahren bestehen.

Die Japaner hatten China im Krieg von 1894 die Kontrolle über die koreanische Dynastie entrissen und haben deren Gebiet in eine Kolonie von Japan verwandelt. Durch ein Abkommen zwischen den Vereinigten Staaten und den koreanischen Behörden wurde im Jahr 1892 der Protestantismus in jenem Land eingeführt. Andererseits war der Katholizismus durch die Missionen ebenfalls in jenem Jahrhundert eingedrungen. Es wird geschätzt, dass zum jetzigen Zeitpunkt circa 25 Prozent der Bevölkerung von Südkorea christlichen Glaubens ist und eine ähnliche Anzahl buddhistisch. Die Philosophie von Konfuzius hat auf geistigem Gebiet großen Einfluss auf die Koreaner ausgeübt, die sich nicht durch fanatische Religionsausübung auszeichnen.

Zwei wichtige Figuren haben im 20. Jahrhundert hervorragenden Stellenwert im politischen Leben jener Nation eingenommen. Syngman Rhee, geboren im März 1875, und Kim Il Sung, der 37 Jahre später, im April 1912, zur Welt kam. Beide Persönlichkeiten, die verschiedener sozialer Herkunft waren, haben sich ausgehend von nicht von ihnen abhängenden historischen Umständen gegenseitig bekriegt.

Die Christen haben sich dem japanischen Kolonialsystem widersetzt, darunter Syngman Rhee, der aktiver Protestant war. Der Status quo von Korea wurde verändert: Japan annektierte im Jahr 1910 sein Gebiet. Jahre darauf, im Jahr 1919, wurde Rhee als Präsident der Provisorischen Regierung im Ausland ernannt, mit Sitz in Shanghai, China. Er hat niemals die Waffen gegen die Invasoren angewandt. Die Liga der Nationen in Genf beachtete ihn nicht.

Das japanische Imperium unterdrückte die Bevölkerung von Korea brutal. Die Patrioten leisteten bewaffneten Widerstand gegen die koloniale Politik von Japan und es gelang ihnen, während der letzten neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts ein kleines Gebiet in den Bergen des Nordens zu befreien.

Kim Il Sung, geboren in der Nähe von Pjöngjang, trat als 18jähriger den kommunistischen koreanischen Guerillatrupps bei, die gegen die Japaner kämpften. Während seines aktiven Lebens als Revolutionär erreichte er die politische und militärische Führung der Japan-feindlichen Kämpfer von Nordkorea, als er erst 33 Jahre alt war.

Während des Zweiten Weltkrieges haben die Vereinigten Staaten das Schicksal von Korea für die Nachkriegszeit beschlossen. Das Land trat in den Krieg ein, als es von einer von deren Schöpfungen, das heißt dem Reich der Aufgehenden Sonne, angegriffen wurde, dessen hermetische feudale Tore Kommodore Perry in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts öffnete, indem er das fremde asiatische Land, das sich weigerte, mit Nordamerika Handel zu treiben, mit seinen Kanonen bedrohte.

Der begabte Zögling wurde später zu einem mächtigen Rivalen, wie ich schon zu einem anderen Zeitpunkt erläutert habe. Japan hat Jahrzehnte später nacheinander China und Russland angegriffen, wobei es sich zusätzlich Koreas bemächtigte. Trotz alledem war es auf Kosten von China schlauer Verbündeter der Sieger des Ersten Weltkrieges. Es sammelte Kräfte und in eine asiatische Version des Nazifaschismus verwandelt, versuchte es 1937 das Gebiet von China zu besetzen und griff im Dezember 1941 die Vereinigten Staaten an. Es führte den Krieg in den Südosten von Asien und nach Ozeanien.

Die kolonial von Großbritannien, Frankreich, Holland und Portugal in der Region beherrschten Gebiete waren dazu verurteilt, verloren zu gehen und die Vereinigten Staaten begannen, zur stärksten Macht des Planeten zu werden, dem nur seitens der Sowjetunion Widerstand geleistet wurde, die damals aufgrund des Zweiten Weltkriegs und der zahlreichen, von dem Nazi-Angriff verursachten materiellen und menschlichen Verluste zerstört war. Die chinesische Revolution war fast beendet, als im Jahr 1945 das Weltgemetzel aufhörte. Der gemeinsame Kampf gegen Japan beanspruchte damals alle ihre Energien. Mao, Ho Chi Minh, Ghandi, Sukarno und andere Führer setzten anschließend ihren Kampf gegen die Wiedereinführung der alten Weltordnung fort, die schon unhaltbar war.

Truman ließ auf zwei zivile japanische Städte die Atombombe abwerfen, eine neue, schrecklich zerstörerische Waffe, über deren Existenz er - wie schon erläutert wurde - dem sowjetischen Verbündeten, dem Land, das am meisten zur Vernichtung des Faschismus beigetragen hatte, nichts mitgeteilt hatte. Es gab nichts, dass diesen begangenen Völkermord rechtfertigte, nicht einmal die Tatsache, dass der hartnäckige japanische Widerstand auf der japanischen Insel Okinawa knapp 15.000 US-Soldaten das Leben gekostet hatte. Japan war schon besiegt und wenn solch eine Waffe auf ein militärisches Ziel abgeworfen worden wäre, hätte das früher oder später die gleiche demoralisierende Wirkung auf den japanischen Militarismus gehabt und ohne neue Verluste unter den Soldaten der Vereinigten Staaten. Es war ein schmählicher Terrorakt.

Die sowjetischen Soldaten gingen mit ihren Angriffen auf die Mandschurei und den Norden von Korea zu, so wie sie es nach dem Aufhören der Kämpfe in Europa versprochen hatten. Die Verbündeten hatten im Vorhinein festgelegt, bis zu welchem Punkt jede der Kräfte voranschreiten sollte. In der Hälfte von Korea sollte die Teilungslinie verlaufen, gleichweit entfernt von dem Fluss Yalu und dem Süden der Halbinsel. Die US-Regierung verhandelte mit den Japanern die Regeln zur Kapitulation der Truppen in ihrem eigenen Gebiet. Japan sollte von den Vereinigten Staaten eingenommen werden. In Korea, das von Japan annektiert war, verblieb eine zahlreiche Truppe des mächtigen japanischen Heeres. Südlich des 38. Breitengrades, das heißt der festgelegten Trennungsgrenzlinie, sollten die Interessen der Vereinigten Staaten vorherrschen. Der von der US-Regierung wieder in dieses Gebiet aufgenommene Syngman Rhee war der Führer, den sie unter offener Mitarbeit der Japaner unterstützten. So gewann er die umkämpften Wahlen von 1948. Die Soldaten der Sowjetarmee hatten sich in jenem Jahr aus Nordkorea zurückgezogen.

Am 25. Juni 1950 bricht der Krieg in jenem Land aus. Es wird noch darüber diskutiert, wer den ersten Schuss abgegeben hat, ob es die Kämpfer aus dem Norden waren oder die US-Soldaten, die gemeinsam mit den von Rhee rekrutierten Soldaten Wache hielten. Die Diskussion ist sinnlos, wenn man es vom koreanischen Standpunkt aus betrachtet. Die Kämpfer von Kim Il Sung haben gegen die Japaner um die Befreiung von ganz Korea gekämpft. Ihre Kräfte schritten unhaltbar bis in die Nähe des äußersten Südens vor, wo die Yankees sich mit massiver Unterstützung ihrer Jagdflugzeuge verteidigten. Seoul und andere Städte waren besetzt worden. McArthur, Befehlshaber der US-Streitkräfte im Pazifischen Ozean, beschloss, die Landung der Marineinfanterie bei Incheon zu befehlen, und zwar in der Nachhut der Streitkräfte des Nordens, welchen jene schon nicht mehr aufhalten konnten. Pjöngjang fiel nach verheerenden Luftangriffen in die Hände der Yankee-Streitmacht. Das verlieh jener Idee der US-Oberbefehlshaber im Pazifischen Ozean Impulse, ganz Korea einzunehmen, da die chinesische Volksbefreiungsarmee unter Leitung von Mao Zedong den Yankee-freundlichen Kräften von Chiang Kai-shek, die von den Vereinigten Staaten versorgt und unterstützt wurden, eine vernichtende Niederlage beigebracht hatten. Das gesamte kontinentale und Meeresgebiet jenes großen Landes war zurückerobert worden, mit Ausnahme von Taipei und einigen anderen nahe gelegenen kleinen Inseln, auf denen die von den Schiffen der Sechsten Flotte beförderten Kuomintang-Kräfte Unterschlupf fanden.

Die Geschichte des damaligen Geschehens ist heutzutage gut bekannt. Es ist nicht zu vergessen, dass Boris Jeltsin Washington unter anderem die Archive der Sowjetunion übergeben hat.

Was haben die Vereinigten Staaten getan, als der durch die in Korea geschaffenen Voraussetzungen praktisch nicht zu verhindernde Konflikt ausbrach? Sie haben den Norden jenes Landes als Angreifer dargestellt. Der Sicherheitsrat der gerade auf Betreiben der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges gegründeten Organisation der Vereinten Nationen verabschiedete die Resolution, ohne dass einer der fünf Mitglieder ein Veto dagegen einbringen konnte. Zu eben jenem Zeitpunkt hatte die UdSSR ihre Nichtübereinstimmung mit dem Ausschluss von China aus dem Sicherheitsrat ausgedrückt, wo die Vereinigten Staaten Chiang Kai-shek mit weniger 0,3 Prozent des Hoheitsgebiets und weniger als 2 Prozent der Bevölkerung als Mitglied des Sicherheitsrates mit Veto-Recht anerkannten. Solch eine Willkür führte zur Abwesenheit des russischen Delegierten, infolgedessen die Vereinbarung jenes Sicherheitsrates getroffen wurde, was dem Krieg den Charakter einer Militärhandlung der UNO gegen den angeblichen Angreifer – die Volksrepublik Korea – verlieh. China, das mit dem Konflikt nichts zu tun hatte, der seinen unbeendeten Kampf zur vollkommenen Befreiung des eigenen Territoriums beeinträchtigte, sah die direkte Gefahr gegen sein eigenes Territorium auf sich zukommen, was unannehmbar für seine Sicherheit war. Gemäß den veröffentlichten Angaben, schickte es Zhou Enlai nach Moskau, um Stalin seinen Gesichtspunkt über die Unzulässigkeit der Anwesenheit von UNO-Streitkräften unter dem Befehl der Vereinigten Staaten an den Ufern des Flusses Yalu, der die Grenze zwischen Korea und China darstellt, zu erklären und die sowjetische Kooperation anzufordern. Damals gab es keine tiefgehenden Widersprüche zwischen den beiden sozialistischen Giganten.

Es wird behauptet, dass der chinesische Gegenschlag für den 13. Oktober vorgesehen war und dass Mao ihn in Erwartung der sowjetischen Antwort auf den 19. verlegte. Das war die maximale Zeitspanne, auf den er ihn hinauszögern konnte.

Ich denke, diese Reflexion am folgenden Freitag abzuschließen. Es ist ein vielschichtiges und mühsames Thema, das besondere Sorgfalt und so genaue Angaben als möglich erfordert. Es sind historische Tatsachen, die bekannt werden sollten und an die man sich erinnern sollte.


Fidel Castro Ruz

22. Juli 2008
21:22 Uhr


Teil 2:

Am 19. Oktober 1950 überquerten mehr als 400 000 freiwillige chinesische Kämpfer auf Anweisung von Mao Zedong den Fluss Yalu und lieferten den sich auf die chinesische Grenze zubewegenden Truppen der Vereinigten Staaten eine Schlacht. Die US-Einheiten, die von der energischen Aktion jenes von ihnen unterschätzten Landes überrascht wurden, sahen sich unter dem Ansturm der kombinierten Kräfte der Chinesen und Nordkoreaner gezwungen, sich bis in die Nähe der Südküste zurückzuziehen. Stalin, der übervorsichtig war, leistete eine viel geringere Kooperation als die von Mao erwartete, trotzdem sie wertvoll war. Diese bestand aus MiG-15-Flugzeugen mit sowjetischen Piloten an einer begrenzten Front von 98 Kilometern, welche in der Anfangsphase die Bodentruppen bei ihrem kühnen Voranschreiten unterstützten. Pjöngjang wurde zurückerobert und Seoul wurde erneut besetzt, indem dem ununterbrochenen Angriff der mächtigsten je vorhandenen US-Luftstreitkräfte getrotzt wurde.

MacArthur war begierig darauf, China unter Anwendung von Atomwaffen anzugreifen. Nach der beschämenden erlittenen Niederlage forderte er deren Einsatz. Präsident Truman sah sich gezwungen, ihn als Befehlshaber abzusetzen und General Matthews Ridgway als Oberbefehlshaber der Luft-, See- und Bodenstreitkräfte der Vereinigten Staaten im Operationsgebiet zu ernennen. An dem imperialistischen Abenteuer von Korea nahmen zusammen mit den Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich, Frankreich, die Niederlande, Belgien, Luxemburg, Griechenland, Kanada, die Türkei, Äthiopien, Südafrika, die Philippinen, Australien, Neuseeland, Thailand und Kolumbien teil. Dieses Land war der einzige Teilnehmer von lateinamerikanischer Seite, es wurde von der Einheitsregierung des Konservativen Laureano Gómez regiert, die verantwortlich für die Massengemetzel unter den Bauern war. Wie zu ersehen ist, nahm das Äthiopien unter Haile Selassie teil, wo es noch die Sklaverei gab, und das von den weißen Rassisten regierte Südafrika.

Es waren kaum fünf Jahre seit dem Ende des im September 1939 begonnenen Weltgemetzels vergangen, welches im August 1945 aufhörte. Nach blutigen Kämpfen auf dem koreanischen Gebiet, wurde der Breitengrad 38 erneut zur Grenze zwischen Norden und Süden. Es wird geschätzt, dass in jenem Krieg circa zwei Millionen Nordkoreaner umgekommen sind, eine halbe bis zu einer Million Chinesen und über eine Million der Soldaten der Verbündeten. Auf der Seite der Vereinigten Staaten ließen ungefähr 44 000 Soldaten ihr Leben, von denen nicht Wenige gebürtig aus Puerto Rico bzw. anderen lateinamerikanischen Ländern waren, die zur Teilnahme an einem Krieg rekrutiert worden waren, der ihnen die Kategorie eines armen Einwanderers verlieh.

Japan erwarb große Vorteile aus diesem Krieg. In einem Jahr verzeichnete die Industrieproduktion ein Wachstum von 50% und in zwei Jahren wurde die Menge der Vorkriegsproduktion erreicht. Jedoch die Art der Wahrnehmung der von den imperialen Truppen in China und Korea begangenen Genozide veränderte sich nicht. Die Regierungen von Japan haben Ehrungen der völkermörderischen Akte ihrer Soldaten vorgenommen, welche in China mehrere Zehntausende Frauen vergewaltigt und etliche Hunderttausende von Menschen brutal ermordet hatten, wie schon in einer Reflexion dargelegt wurde.

Äußerst arbeitsam und beharrlich haben die Japaner ihr Land, das nicht über Erdöl und andere wichtige Rohstoffe verfügt, in die zweitgrößte Weltwirtschaftsmacht verwandelt.

Das BIP von Japan, gemessen in kapitalistischen Kennziffern, ― obwohl die Angaben etwas voneinander abweichen, je nachdem, welche westliche Quelle verwendet wurde, ― beträgt heute über 4,5 Billionen Dollar und ihre Devisenreserven erreichen über eine Billion. Das ist immer noch das Doppelte des BIP von China (2,2 Billionen), obwohl dieses Land um 50% größere Reserven in konvertierbarere Währung besitzt als jenes. Das BIP der Vereinigten Staaten (12,4 Billionen), die über ein 34,6 Mal größeres Gebiet verfügen und eine 2,3 Mal größere Bevölkerung, ist knapp dreimal größer als das von Japan. Seine Regierung ist heute einer der wichtigsten Verbündeten des Imperialismus, wenn dieser von der Wirtschaftsrezession bedroht wird und die hoch entwickelten Waffen der Supermacht gegen die Sicherheit der menschlichen Gattung ins Spiel gebracht werden. Das sind unauslöschliche Lehren der Geschichte.

Dagegen hat der Krieg China bedeutenden Schaden zugefügt. Truman gab der 6. Flotte Befehl, die Landung der revolutionären chinesischen Kräfte zu verhindern, die mit der Zurückgewinnung des von den Überbleibseln der Yankee-freundlichen Kräfte von Chiang Kai-shek besetzten 0,3 Prozents seines Gebiets, wohin diese geflüchtet waren, die vollkommene Befreiung des Landes vollenden wollten.

Die chinesisch-sowjetischen Beziehungen verschlechterten sich dann nach dem Tod von Stalin im März 1953. Die revolutionäre Bewegung entzweite sich fast überall. Der dramatische Aufruf von Ho Chi Minh zeigt den verursachten Schaden auf, und der Imperialismus mit seinem riesigen Medienapparat schürte den Extremismus der falschen revolutionären Theoretiker, ein Thema, bei dem die Geheimdienste der Vereinigten Staaten zu Experten wurden.

Nordkorea war bei der willkürlichen Teilung der unebenste Teil des Landes zugefallen. Es musste jedes Gramm Nahrungsmittel mit viel Schweiß und Opfern gewinnen. In Pjöngjang, der Hauptstadt, war kein Stein auf dem anderen geblieben. Es mussten eine sehr hohe Anzahl an Kriegsverletzten und –versehrten betreut werden. Das Land stand unter Blockade und hatte keine Mittel. Die UdSSR und die anderen sozialistischen Länder befanden sich im Wiederaufbau.

Als ich am 7. März 1986 die Demokratische Volksrepublik Korea besuchte, knapp 33 Jahre nach den vom Krieg hinterlassenen Zerstörungen, war es kaum zu glauben, was dort geschehen war. Jenes heldenhafte Volk hatte eine Unmenge an Bauwerken errichtet: große und kleine Talsperren und Kanäle als Wasservorrat, zur Stromerzeugung, zur Versorgung der Städte und zur Bewässerung der Felder; Wärmekraftwerke, bedeutende Betriebe im Maschinenbau und in anderen Branchen, viele von ihnen unterirdisch, mittels harter und methodischer Arbeit in den Tiefen der Felsen verankert. Da sie kein Kupfer und kein Aluminium zur Verfügung hatten, sahen sie sich sogar gezwungen, Eisen in den in hohem Grade Strom verbrauchenden Übertragungsleitungen zu verwenden, Strom, der zum Teil aus Steinkohle hergestellt wurde. Die Hauptstadt und andere vollkommen zerstörte Städte wurden Meter für Meter aufgebaut. Ich schätzte mehrere Millionen neue Wohnungen in städtischen und ländlichen Gebieten und mehrere zehntausend Dienstleistungseinrichtungen aller Art. Unendlich viele Arbeitsstunden waren in Stein, Zement, Stahl, Holz, synthetische Erzeugnisse und Geräte verwandelt worden. Die landwirtschaftlichen Anbauflächen, die ich wo ich hinkam, erblicken konnte, sahen wie Gärten aus. Ein gut angezogenes, organisiertes und enthusiastisches Volk war überall zu sehen, um den Gast zu empfangen. Es hatte die Kooperation und den Frieden verdient.

Es gab kein Thema, dass ich nicht mit meinem illustren Gastgeber Kim Il Sung besprochen hätte. Das werde ich nicht vergessen.

Korea blieb mittels einer imaginären Linie in zwei Teile geteilt. Der Süden erlebte eine ganz andere Erfahrung. Er war der bevölkerungsreichere Teil und hatte in jenem Krieg weniger Zerstörung erlitten. Die Anwesenheit einer zahlenmäßig sehr großen ausländischen Streitkraft forderte die Belieferung mit örtlichen industriellen und anderen Gütern, die von kunsthandwerklichen Gegenständen bis zu frischem Obst und Gemüse und außerdem den Dienstleistungen reichten. Die Militärausgaben der Verbündeten waren riesig. Dasselbe geschah, als die Vereinigten Staaten beschlossen, eine große Streitkraft auf unbestimmte Zeit dort zu behalten. Die transnationalen Unternehmen des Westens und von Japan haben in den Jahren des Kalten Krieges bedeutende Summen investiert und damit unbegrenzte Reichtümer aus dem Schweiß der Südkoreaner gewonnen, einem ebenso arbeitsamen und aufopferungsvollen Volk wie seine Brüder des Nordens. Die großen Märkte der Welt waren für seine Erzeugnisse offen. Sie wurden nicht unter Blockade gehalten. Heutzutage erreicht das Land sehr hohe Niveaus bezüglich Technologie und Arbeitsproduktivität. Es hat die Wirtschaftskrisen des Westens erlitten, die den Erwerb vieler südkoreanischer Betriebe durch die transnationalen Unternehmen ermöglichten. Der enthaltsame Charakter seines Volkes hat es dem Staat erlaubt, bedeutende Devisenreserven zu akkumulieren. Jetzt erleidet es die Wirtschaftsdepression der Vereinigten Staaten, besonders die sehr hohen Preise bei Kraftstoffen und Nahrungsmitteln, und den davon abgeleiteten Inflationsdruck.

Das BIP von Südkorea, 787,6 Milliarden Dollar, ist dem von Brasilien (796 Milliarden) und Mexiko (768 Milliarden) gleich, die beide über umfangreiche Öl- bzw. Gasvorkommen und unvergleichbar größere Bevölkerungszahlen verfügen. Der Imperialismus hat den genannten Nationen sein System auferlegt. Zwei sind zurückgeblieben; die andere schritt viel weiter voran.

Aus Südkorea wandert kaum jemand nach dem Westen aus. Aus Mexiko geschieht das massenweise, und zwar in das jetzige Gebiet der Vereinigten Staaten. Aus Brasilien, Südamerika und Zentralamerika überall hin, wobei die Auswanderer von der Notwendigkeit, einen Arbeitsplatz zu finden, und von der auf den Konsum ausgerichteten Propaganda angezogen werden. Jetzt wird es ihnen mit strengen und abschätzigen Regelungen vergolten.

Die grundsätzliche Haltung bezüglich der Atomwaffen, die von Kuba in der Bewegung der Blockfreien Staaten unterzeichnet und auf der Gipfelkonferenz von Havanna im August 2006 ratifiziert wurde, ist bekannt.

Ich habe den jetzigen Regierungschef der Demokratischen Volksrepublik Korea, Kim Jong Il, das erste Mal begrüßt, als ich auf dem Flughafen von Pjöngjang angekommen bin und er diskret an einer Seite des roten Teppichs in der Nähe seines Vaters stand. Kuba unterhält ausgezeichnete Beziehungen zu seiner Regierung.

Bei der Auflösung der UdSSR und des sozialistischen Lagers hat die Demokratische Volksrepublik Korea wichtige Märkte und Zulieferungsquellen von Erdöl, Grundstoffen und Geräten verloren. Ebenso wie für uns waren die Folgen sehr hart. Der mit großen Opfern erreichte Fortschritt sah sich bedroht. Trotz alledem bewiesen sie die Fähigkeit, die Atomwaffe herzustellen.

Als vor etwa einem Jahr der entsprechende Versuch stattfand, haben wir der Regierung von Nordkorea unseren Gesichtspunkt über den Schaden mitgeteilt, den dies den armen Ländern der Dritten Welt zufügen könnte, die in einer für die Welt entscheidenden Stunde einen ungleichen und schwierigen Kampf gegen die Pläne des Imperialismus führen. Vielleicht wäre dies nicht notwendig. Kim Song Il, an diesem Punkt angekommen, hatte schon im Vorhinein beschlossen, was er - die geographischen und strategischen Faktoren der Region berücksichtigend - zu tun hatte.

Die Erklärung von Nordkorea über seine Bereitschaft, sein Atomwaffenprogramm einzustellen, verschafft uns Genugtuung. Das hat nichts mit den Verbrechen und Erpressungsversuchen von Bush zu tun, der sich jetzt mit der koreanischen Erklärung als einem Erfolg seiner völkermörderischen Politik brüstet. Die Geste von Nordkorea war nicht an die Regierung der Vereinigten Staaten gerichtet, der gegenüber es niemals nachgegeben hat, sondern an China, das Nachbar- und Bruderland, dessen Sicherheit und Entwicklung vital für beide Staaten ist.

Die Länder der Dritten Welt sind an der Freundschaft und Kooperation zwischen China und beiden Teilen von Korea interessiert, deren Vereinigung nicht unbedingt des einen auf Kosten des anderen sein muss, wie es in Deutschland geschehen ist, das jetzt Verbündeter der Vereinigten Staaten und der OTAN ist. Schritt um Schritt, ohne Eile, aber auch ohne nachzulassen, wie es ihrer Kultur und Geschichte entspricht, werden die Verbindungen, welche die beiden Koreas einen werden, weiter gesponnen werden. Mit Südkorea werden wir nach und nach unsere Verbindungen entwickeln; mit Nordkorea haben sie immer bestanden und wir werden sie weiter festigen.


Fidel Castro Ruz

24. Juli 2008
18:18 Uhr

Mittwoch, 23. Juli 2008

Die Strategie von Machiavelli

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Strategie von Machiavelli

Raúl hat gut daran getan, würdevoll zu den Erklärungen zu schweigen, die am vergangenen Montag, dem 21. Juli, von der Iswestija zu einem möglichen Aufbau von Basen für russische Langstreckenbomber in unserem Land veröffentlicht wurden. Die Nachricht stützte sich auf Hypothesen, die in Rußland angesichts der Verbissenheit der Yankees entstanden sind, in der Nähe der Grenzen dieser Großmacht Radarstationen und Raketenbasen ihres Nuklearschildes zu errichten.

Am gestrigen 22. Juli hat General Norton Schwartz nach seiner Nominierung zum neuen Chef des Generalstabs der US-Luftwaffe im Senat erklärt, daß Rußland mit einem solchen Schritt die rote Linie übertreten würde, was für die Vereinigten Staaten unannehmbar wäre.

Wenn du ja sagst, bringe ich dich um. Sagst du nein, bringe ich dich auch um. Das ist die Strategie von Machiavelli, die das Imperium Kuba aufzwingt. Man braucht keine Erklärungen abzugeben, keine Rechtfertigungen oder Entschuldigungen.

In diesen Zeiten der Völkermorde sind Nerven aus Stahl notwendig –und Kuba hat sie. Dem Imperium ist das bewußt. Am Samstag, dem 26. Juli, werden 55 Jahre des permanenten Kampfes erreicht sein. Es gibt keine größere Ehrung der im Kampf Gefallenen, derjenigen, die später starben, ohne je ihre Prinzipen aufzugeben und derejenigen, die noch immer kämpfen. Sie sind Symbole einer Generation, die gekämpft hat. Die Freude, mit der unser Volk ihrer gedenkt, ist überaus angebracht.



Fidel Castro Ruz

23.07.08
12:17 Uhr

Samstag, 19. Juli 2008

Die Bildung in Kuba

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Bildung in Kuba

Es wird der Eindruck vermittelt, als ob unser Land dasjenige ist, das auf der Welt die meisten Probleme im Bildungswesen aufweist. Alle erhaltenen Agenturmeldungen berichten über viele und schwierige Herausforderungen: ein Defizit von über 8000 Lehrern, Unhöflichkeit und schlechte Angewohnheiten der Schüler bzw. Studenten, ungenügende Vorbereitung; kurz und gut, Probleme jeder Art.

Erstens bin ich der Meinung, dass wir nicht so schlecht dastehen. Keines der entwickelten Länder weist auf diesem Gebiet unsere Schulabschlussraten und die Bildungsmöglichkeiten für alle Bürger auf, trotz der ungerechten Blockade und des unverschämten Raubs von Arbeitskräften der körperlichen und geistigen Tätigkeit und im Bereich des Sports, dem Kuba ausgesetzt ist.

Die Vereinigten Staaten und andere reiche Länder können keinen Vergleich mit unserem Land eingehen. Ja, sie haben viel mehr Autos, verbrauchen mehr Benzin, viel mehr Drogen, kaufen mehr unwichtige Dinge und ziehen Nutzen aus der Ausplünderung unserer Völker, wie sie es jahrhundertelang getan haben.

Der Imperialismus hegt die Absicht, dass die kubanischen Frauen erneut zu einer Ware werden, zu Vergnügungsartikeln und Bediensteten der Reichen. Sie verzeihen den Befreiungskampf der Völker nicht. Sie sehnen sich nach den Jahren, in denen der Eintritt von schwarzen Kubanern in die Freizeiteinrichtungen verboten war. Viele Bürger hatten damals weder eine Anstellung noch Sozialversicherung und ärztliche Betreuung.

Martí sagte, dass die Freiheit teuer ist, dass man sie um ihren Preis bezahlen muss oder sich damit abfinden müsse, ohne sie zu leben. Das ist das Dilemma, das alle Kubaner jeden Tag genau überdenken müssen.

Wieviel ist wahr an den Hoffnungen unserer Feinde? Nur in uns selbst ist die Antwort. Oder können wir uns in der Bildung ebenfalls die Frage stellen, ob die bürokratische Methode, Wissenschaft ohne Bewusstsein zu vermitteln, angewandt wird? Ich glaube nicht, dass wir in der Entwicklung so weit zurückgefallen sind. Jedenfalls ist es unumgänglich, dass sich jeder diese Frage stellt, um zu verhindern, dass unsere Würde beleidigt wird. Wir können von unseren Feinden keine Gnade erwarten.

Es gibt mehrere zehntausend Menschen, die denken, sprechen, handeln und Entscheidungen treffen. In den Händen von ihnen liegen die Maßnahmen, die jeden Tag getroffen werden.

Schenken wir unseren Feinden Aufmerksamkeit und tun genau das Gegenteil, was sie von uns wollen, um die zu bleiben, die wir sind.

Es wird an unser Bewusstsein appelliert. Die Revolution fordert von uns allen, und mit Recht, mehr zu arbeiten, das heißt zu arbeiten! Wir haben 50 Jahre standgehalten. Die neuen Generationen sind viel besser vorbereitet; wir haben das Recht darauf, von ihnen viel mehr zu erwarten. Lassen wir uns nicht durch die Nachrichten der Feinde entmutigen, die den Sinn unserer Worte verdrehen und unsere Selbstkritik als Tragödien darstellen. Der Quell der revolutionären Ethik ist unerschöpflich!


Fidel Castro Ruz

19. Juli 2008
12:14 Uhr

Freitag, 18. Juli 2008

Botschaft an Nelson Mandela zu seinem 90. Geburtstag

Ruhm sei dir, Nelson, der du von deinen 25 Einzelhaft-Gefängnisjahren aus die menschliche Würde verteidigt hast! Gegen den Stahl deines Widerstands konnten die Verleumdung und der Hass nichts ausrichten. Du hast es verstanden, standhaft zu bleiben, und ohne es zu wissen bzw. zu beabsichtigen, bist du zum Symbol des Edelsten der Menschheit geworden. Du wirst in der Erinnerung der zukünftigen Generationen leben und zusammen mit dir die Kubaner, die in verschiedenen Gebieten der Welt bei der Verteidigung der Freiheit ihrer Brüder gefallen sind.


Fidel Castro Ruz

18. Juli 2008

Donnerstag, 17. Juli 2008

Die Aufrichtigkeit und der Mut um bescheiden zu sein

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Aufrichtigkeit und der Mut um bescheiden zu sein

Jedes Werk mit einer bestimmten autobiographischen Nuance zwingt mich dazu, Zweifel bezüglich jenen vor mehr als einem halben Jahrhundert von mir getroffenen Entscheidungen zu klären. Hierbei beziehe ich mich auf die subtilen Details, da man das Wesentliche niemals vergessen wird. Dies trifft auf das zu, was ich 1948 getan habe, das heißt vor sechzig Jahren.

Als ob es gestern gewesen wäre erinnere ich mich an jenen Augenblick, als ich beschloss, an der Expedition zur Befreiung des dominikanischen Volkes von der Trujillo-Tyrannei teilzunehmen. Ebenfalls ist mir jedes der transzendenten Ereignisse jenes Zeitabschnitts im Gedächtnis geblieben; mehrere Dutzend für mich unvergessliche Episoden, die ich das eine oder andere Mal behandelt habe. Viele von ihnen sind schriftlich festgehalten.

Ich könnte heute nicht mit vollkommener Sicherheit behaupten, dass, als ich mit der Idee nach Kolumbien reiste, die Gründung des Lateinamerikanischen Studentenverbandes zu fördern, zu meinen Zielstellungen konkret die Behinderung der Gründung der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) gehörte, die von den Vereinigten Staaten angestrengt wurde. Ich bin nicht sicher, dass ich zu jenem Zeitpunkt schon jene frühreife Ansicht erreicht hatte.

Ein außerordentlicher Historiker und Experte für die Details wie Arturo Alape, der mich 33 Jahre danach interviewte, gibt Antworten von mir wieder, in denen ich behaupte, dass diese Absicht zu den Zielstellungen meiner Reise nach Kolumbien im Jahr 1948 gehörte.

Germán Sánchez zitiert in seinem Buch Transparencia de Emmanuel wörtlich den Absatz von Alapes Interview: „In jenen Tagen bildete sich in meinem Kopf die Idee heraus, angesichts der Versammlung der OAS im Jahr 1948, die von den Vereinigten Staaten zur Konsolidierung ihres hiesigen Beherrschungssystems in Lateinamerika angestrengt wurde, zeitgleich mit dieser Zusammenkunft der OAS und am selben Ort ein Treffen der lateinamerikanischen Studenten mit antiimperialistischen Prinzipien und zur Verteidigung der schon von mir dargelegten Punkte durchzuführen.”

In einer Ausgabe desselben Interviews, das in Kuba vom Verlag Casa Editora Abril kürzlich veröffentlicht wurde, erscheint der Absatz intakt. Jemand erinnerte mich daran, dass ich selbst im Buch Cien horas con Fidel (Nachtgespräche mit Fidel) bezweifelt hatte, dass dies die Zielstellungen waren, die mein Handeln bestimmten. Es ist offensichtlich, dass der Ausdruck nicht klar war, als ich die Wendung „angesichts der Versammlung der OAS“ gebrauchte.

Als einziges Mittel zur Beseitigung der Zweifel habe ich versucht, die Zielstellungen erneut zusammenzustellen, die mir damals den Antrieb gaben, und zu sehen, wie weit reichend die politische Entwicklung desjenigen fortgeschritten war, der gerade zweieinhalb Jahre vorher seinen Abschluss der zwölften Klasse in von Mönchen geleiteten Schulen erreicht hatte. Es handelte sich um eine rebellische Person, deren Energien darauf verwandt worden waren, Sport zu treiben, Erkundungswanderungen zu unternehmen, Berge zu besteigen und mit dem bestmöglichen Kenntnisstand die entsprechenden Fächer in der zur Verfügung stehenden Zeit zu absolvieren, einzig und allein als Ehrensache.

Zu den Dingen, über die ich in meiner Schulzeit recht viel erfuhr, gehörten die täglich veröffentlichten Nachrichten über die Kämpfe, begonnen beim Spanischen Bürgerkrieg ab Juli 1936 – ich war noch keine 10 Jahre alt – bis zum August 1945, – als ich schon fast 19 war – als die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden, wie ich es schon einmal erzählt habe.

Schon seitdem ich ein ganz kleines Kind war, erlitt ich Ungerechtigkeiten und Vorurteile innerhalb jener Gesellschaft, in der ich lebte.

Als ich nach Kolumbien abfuhr, hatte ich mich schon recht radikalisiert, aber mit 21 Jahren war ich noch kein Marxist-Leninist. Ich nahm am Kampf gegen die Trujillo-Diktatur und Diktaturen ähnlicher Art teil, am Kampf zur Erreichung der Unabhängigkeit von Puerto Rico, zur Rückgabe des Panama-Kanals, zur Zurückgabe der Malvinas (Falkland-Inseln) an die Republik Argentinien und zur Beendigung des Kolonialismus in der Karibik und für die Unabhängigkeit der von England, Frankreich und Holland auf unserer Halbkugel besetzten Inseln und Gebiete.

In jenen Jahren hatte in Venezuela, dem Heimatland von Bolívar, eine von Acción Democrática (Demokratische Aktion) angeführte Revolution stattgefunden. Rómulo Betancourt, inspiriert von radikalen linken Ideen, täuschte vor, ein revolutionärer Führer zu sein. Er regierte das Land von Oktober 1945 bis Februar 1948. Ihm folgte Rómulo Gallegos, der prominente Schriftsteller, der bei den ersten Wahlen nach der Militärbewegung von 1945 als Präsident gewählt worden war. Ich hatte in jenem selben Jahr bei einem Aufenthalt in Caracas ein Treffen mit ihm.

In Panama hatte man gerade auf brutale Art und Weise die Studenten unterdrückt, als sie die Rückgabe des Kanals forderten. Einer von ihnen hatte eine Schussverletzung an der Wirbelsäule erlitten, er konnte die Beine nicht bewegen.

In Kolumbien regte sich an der Universität die Volksmobilisierung der Gaitan-Anhänger sehr.

Die Kontakte mit den Studenten jener drei Länder waren sehr erfolgreich: sie waren mit dem Kongress und der Idee zur Schaffung des Lateinamerikanischen Studentenverbandes einverstanden. Die Peronisten in Argentinien unterstützten uns ebenfalls.

Die Universitätsstudenten von Kolumbien vermittelten mir einen Kontakt mit Gaitán. So hatte ich die Ehre, ihn kennen zu lernen und mit ihm einen Austausch zu führen. Er war der unbestreitbare Führer der armen Schichten der Partei Partido Liberal und der fortschrittlichen Kräfte von Kolumbien. Er versprach, unseren Kongress zu eröffnen. Das gab uns unwahrscheinlich Mut.

In jenem Bruderland fand gerade eine Zusammenkunft der Vertreter der lateinamerikanischen Regierungen statt. General Marshall, Staatssekretär, war im Namen des Präsidenten der Vereinigten Staaten, Harry S. Truman, dort anwesend. Dieser hatte hinter dem Rücken der sowjetischen Seite, ihres Alliierten im Zweiten Weltkrieg, die Millionen Kämpfer verloren hatte, die Atombomben auf zwei große japanische Zivilgemeinden abgeworfen. Das Hauptprojekt der Vereinigten Staaten bei dem Treffen in Bogotá bestand in der Gründung der OAS, welche für unsere Völker solch bittere Früchte mit sich gebracht hat.

Ich befrage mich selbst, ob ich bei meiner ideologischen Entwicklung so weit vorangeschritten war, um mir die kühne Idee vorzunehmen, die Schaffung jener überstaatlichen Einrichtung zu behindern. Allenfalls war ich gegen die dort vertretenen Tyranneien, gegen die Besetzung von Puerto Rico und Panama durch die Vereinigten Staaten, aber ich verfügte noch nicht über eine klare Idee des imperialistischen Herrschaftssystems.

Bei meiner Lektüre der Presse von Kolumbien gab es etwas, was mich recht erstaunte, die Nachrichten über die auf dem Lande stattfindenden Gemetzel unter der konservativen Regierung von Ospina Pérez. Es wurde normal über Dutzende in jenen Tagen getötete Bauern berichtet. Seit langem geschahen solche Dinge in Kuba nicht mehr.

So normal schienen die Dinge, dass ich den Fehler beging, im Theater, wo eine offizielle Galavorstellung stattfand und sich Marshall und die anderen Vertreter der nach Bogotá einberufenen Länder befanden, vom obersten Stockwerk aus einige Pamphlets mit unserem Programm zu werfen. Das hat mich eine Verhaftung gekostet, und zwei Stunden später wurde ich freigelassen. Es schien dort eine perfekte Demokratie zu herrschen.

Etwas Unerwartetes war es, Gaitán und seine Reden kennen zu lernen, wie das Gebet für Frieden, sowie seine beredte, beeindruckende und gut begründete Verteidigung des Leutnants Cortés ­― die ich außerhalb des Saals hörte, da im Raum kein Platz mehr war. Ich meinerseits hatte gerade erst die ersten zwei Jahre des Studiengangs Jura abgeschlossen.

Unsere zweite Zusammenkunft mit Gaitán und weiteren Universitäts-Vertretern sollte am 9. April um 14 Uhr stattfinden. Zusammen mit einem mich begleitenden kubanischen Freund wartete ich auf den Zeitpunkt des Treffens, indem ich eine unserem Hotel und Gaitáns Büro nahe gelegene Allee entlang schlenderte, als ein Fanatiker oder ein Verrückter, der ohne Zweifel hierzu angestiftet worden war auf den kolumbianischen Führer schoss. Der Angreifer wurde vom Volk fix und fertig gemacht.

In jenem Augenblick begann die unvorstellbare, von mir in Kolumbien erlebte Erfahrung. Ich war freiwilliger Kämpfer jenes mutigen Volkes. Ich unterstütze Gaitán und seine fortschrittliche Bewegung genau so, wie die kolumbianischen Bürger unsere Mambises im Unabhängigkeitskampf unterstützt haben.

Als Arturo Alape 1981, Jahre nach dem Sieg der Revolution, nach Kuba reiste, vereinbarte Gabriel García Márquez das Treffen mit mir, das in den frühen Morgenstunden im Haus von Antonio Núñez Jiménez begann. Alape hatte ein Tonbandgerät bei sich und befragte mich stundenlang über die Ereignisse vom April 1948 in Bogotá. Núñez Jiménez machte Aufzeichnungen mit einem weiteren Gerät.

Ich hatte viele frische Erinnerungen der Geschehnisse, die ich nicht vergessen konnte. Der Historiker seinerseits wusste über alles von kolumbianischer Seite aus Bescheid, viele Details, die mir natürlich unbekannt waren. Das hat mir geholfen, den Sinn jeder erlebten Episode zu verstehen. Ohne ihn hätte ich sie vielleicht nie kennen gelernt. Er hatte jedoch eine Aufgabe noch nicht beendet: mit seinen Mitarbeitern alles Aufgezeichnete zu transkribieren. Die andere Tonbandaufzeichnung wurde im Revolutionspalast transkribiert. Ich erinnere mich daran, eine davon redigiert zu haben. Bei dieser Arbeit sind die Dialoge schwieriger als die Reden, weil sich oft die Stimmen überschneiden. Ich habe verstümmelte Worte und veränderte Sätze vorgefunden. Ich habe mir die Mühe gemacht, sie zu redigieren und zu berichtigen. Das Gespräch dauerte über vier Stunden. Wenige können sich vorstellen, wie diese Arbeit ist.

Ich bin der Meinung, dass die Mischung von historischen Ereignissen vor und nach dem Sieg der Revolution in meinem Kopf eine mögliche Verwirrung geschaffen hat. Das denke ich. Gegenüber dem Zweifel ist das Ehrbarste, dies zu erläutern.

Wenn sich meine politischen Ideen auch in den drei Jahren vor meinem Besuch in Kolumbien radikalisiert hatten, so hat sich doch in dem kurzen Zeitraum vom 9. April 1948 bis zum 26. Juli 1953, wo wir die Moncada-Kaserne angegriffen haben – vor fast genau 55 Jahren - eine enorme Veränderung vollzogen. Ideologisch gesehen war ich zu einem echten linken Radikalen geworden, was die Beharrlichkeit, die Ausdauer und ebenfalls die Schläue inspirierte, mit der ich mich der revolutionären Aktion widmete.

Anschließend war der Kampf in der Sierra Maestra, der 25 Monate dauerte, und der erste siegreiche Kampf mit nur 18 Waffen, nachdem unsere kleine Truppe von 82 Mann am 5. Dezember 1956 fast vollständig vernichtet worden war.

In den Archiven des Internationalen Roten Kreuzes sind die hunderten von Gefangenen festgehalten, die wir nach der letzten Offensive des Feindes im Sommer 1958 übergeben haben. Im Dezember jenes Jahres blieb nicht einmal Zeit, dem Internationalen Roten Kreuz zur Übergabe der Gefangenen Bescheid zu geben. In Erwartung des Kriegsendes und mit dem Versprechen, nicht zu kämpfen, übergaben die Soldaten der kapitulierenden Einheiten ihre Waffen, und blieben ohne Waffen einberufen, während die Offiziere ihren jeweiligen Rang und ihre vorschriftsmäßigen Kurzwaffen behielten.

Jetzt, wo das alles schon lange zurückliegt, ist es unvorstellbar, wie bedeutsam so ein Werk wie das von Arturo Alape ist, der ein ausgezeichnetes Buch über diese Etappe des revolutionären Kampfes in Kolumbien geschrieben hat, zu dem ich mir vorgenommen habe, auf theoretischem Gebiet und unter rigoroser Achtung eine Reihe von Reflexionen ausgehend vom Gesichtspunkt der jetzigen Umstände unserer Hemisphäre und der Welt zu schreiben.

Aus alledem geht eine ständige Lehre für den echten Revolutionär hervor: die Aufrichtigkeit und der Mut, um bescheiden zu sein.


Fidel Castro Ruz

17. Juli 2008
20:21 Uhr

Mittwoch, 16. Juli 2008

Die Baseball-Olympiamannschaft

Lieber Randy,


Ich schicke Dir diese Erklärung, weil ich weiß, dass Du auch unsere Baseballspieler kritisiert hast.


Heute habe ich erfahren, dass sie sehr traurig sind.


Fidel Castro


16. Juli 2008
16: 26 Uhr

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Baseball-Olympiamannschaft

Entrüstung ertönte von den Fanatikern wegen der harten Niederlage am Sonntag. Das sagt alles: Fa-na-ti-ker!

Aber man vergisst, dass sie jetzt in Südkorea sind, in einem Land, in dem wir nicht einmal eine Botschaft haben, wo sich unsere Sportler weiter vorbereiten.

Nicht sie sind, wenn überhaupt jemand, die die größte Kritik verdienten, wenn etwas nicht gut ausgegangen ist. Sie fahren zu Olympischen Spielen, die auf der anderen Seite der Welt stattfinden werden, wo sich die Schlafzeiten verlagern und sich der Lebensrhythmus ändert. Sie haben ein intensives Programm physischer Vorbereitung im Hinblick auf die letzte Teilnahme dieser Sportdisziplin an den Olympischen Spielen, weil es die reichen und mächtigen Herren des Olympismus so festgelegt haben. Sie sind nicht besiegt worden. Entmutigen wir sie nicht. Senden wir ihnen eine Mut einflößende Botschaft.

Warum warten wir nicht das Ende der Olympiade ab, um tiefgründig und in wahrhaft demokratischer Form über die Verantwortlichkeit aller zu diskutieren, die mit dem kubanischen Sport zu tun haben?

Wir blenden unser Volk mit den Erfolgen und den sportlichen Versprechen, aber dann trauen wir uns nicht einmal die Namen derer zu veröffentlichen, die ihr Vaterland verraten, indem sie sich an den Feind verkaufen. Viel Wissenschaft und wenig Gewissen, schien unsere bürokratische Losung bei der Ausbildung der Sportler zu sein, in einem gesellschaftlich vitalen Bereich, dessen Ziel nicht Ruhm oder Goldmedaillen sind sondern die körperliche und geistige Gesundheit unseres Volkes. Wie weh es uns tut, wenn sich einige von ihnen während des intensiven Trainings verletzen, oder bei Unfällen, wie bei dem, den Pedro Pablo Pérez gerade erlitt! Der schmerzhafte Unfall, aufgrund dessen er in Lebensgefahr schwebt, hat auch eine große olympische Hoffnung betroffen, seine Partnerin Yoanka González.

Vergessen wir nicht die Großtaten Ana Fidelias.

Trotz der widrigen Umstände glänzen unsere Sportler durch ihre menschliche und patriotische Qualität. Es sind weniger als jeder Zehnte, diejenigen, die der Flut von Angeboten moralisch erliegen, in einer Welt, die voll ist von Halsabschneiderei, Süchten, Drogen, Doping und Konsumismus, in der unser Vaterland als ein Beispiel leuchtet, das schwer nachzuahmen ist.

Erlauben wir niemals, dass die Verräter später das Land besuchen, um den mit Schande erworbenen Luxus vorzuzeigen. Fühlen wir uns selbst ebenfalls schuldig.


Fidel Castro Ruz

16. Juli 2008
16.21 Uhr

Montag, 14. Juli 2008

Die Machtlosigkeit der Mächtigen

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Machtlosigkeit der Mächtigen

Es ist ein ernstes Thema.

Der Gipfel der Staatschefs der acht größten Industrienationen der Erde fand am 7., 8. und 9. Juli in einer gebirgigen Gegend am Toyako-See statt, der im Krater eines Vulkans nördlich der Hokkaido-Insel im Norden des japanischen Archipels entstanden ist. Man konnte wohl keinen anderen Ort als diesen finden, der noch weiter abgelegen und so weitab vom Lärm der Welt ist.

150 Kilometer von dort entfernt schützten 21.000 japanische Polizisten mit eindrucksvollen Schutzschildern und -helmen die Stadt Sapporo. Sie waren in der Lage, Proteste zu neutralisieren. Andere 20.000 sicherten die Straßen der japanischen Hauptstadt Tokyo ab.

Zum G-8-Gipfel gehören, alphabetisch geordnet, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Russland und die Vereinigten Staaten von Amerika. Das Leben dieser Staatschefs wird von Problemen verfolgt, unter anderem auch von den Spuren der Vergangenheit und der zunehmenden Neigung der Vereinigten Staaten zur politischen, ökonomischen, technologischen und militärischen Vorherrschaft. Zu allen kommen noch eine Menge dringender nationaler und internationaler Probleme hinzu, die dringender Lösungen bedürfen.

Die so genannten G-5-Staaten, Brasilien, China, Indien, Mexiko und Südafrika, wurden zu einer Gesprächsrunde in Toyako eingeladen, um ihnen während einem Frühstücks Gehör zu schenken.

Auch die drei Schwellenländer, Australien, Südkorea und Indonesien, erhielten Gelegenheit zu einem Meinungsaustausch von einer Stunde.

Nach neuesten Schätzungen belief sich die Weltbevölkerung am 11. Juli 2008 auf 6,709 Milliarden Einwohner. In den erwähnten Entwicklungsländern leben mehr als 65 Prozent der Weltbevölkerung.

Im Laufe der drei Tage fanden multilaterale und bilaterale Gespräche aller Art statt. Die zum Treffen eingeladenen Entwicklungsländer hielten parallele Besprechungen in Hokkaido ab und nahmen kein Blatt vor den Mund.

Im Schlusskommuniqué des Gipfels verkündeten die Industriemächte des G-8, das ein großes Zugeständnis erreicht wurde: Die Vereinigten Staaten von Amerika und die anderen Mitglieder der Gruppe haben sich dazu verpflichtet, die geforderten Treibhausgas-Emissionen zum Jahr 2050 zu reduzieren, also in 42 Jahren!, d.h., am Sankt-Nimmerleins-Tag. Kein anderes kritisches Problem, das zur Einberufung dieses seltsamen Gipfels führte, wurde gelöst.

Dennoch sind von diesem Gipfel einige wichtige Pressemeldungen ausgegangen, die für sich selbst sprechen und von denen ich nur einige wenige wörtlich erwähnen werde:

„… sie sind bei der Schaffung eines Abkommens mit den Schwellenländern bezüglich der Klimaveränderung gescheitert.“

„Die 16 bedeutendsten Wirtschaftsländer haben sich dazu verpflichtet, tiefe Einschnitte bei der Treibhausgas-Emission zu veranlassen, während die Schwellenländer wiederholt mehr Fonds und Technologien von den mächtigen Ländern forderten. “

„Präsident Hu Jintao wies die Anklagen zurück, dass das Wachstum einiger Entwicklungsländer verantwortlich für die wirtschaftliche Krise sei. “

„Lula gab zu verstehen, dass die Welternährungsorganisation (FAO) den globalen Anstieg der Nahrungsmittelpreise spekulativen Manövern mit den Rohstoffen zugeschrieben hat. “

„Der Umweltfonds beschreibt das Verhalten der reichen Länder des G‑8 als pathetisch und beschuldigte sie, der Verantwortung im Kampf gegen die Klimaveränderung auszuweichen. “

„Die landwirtschaftlichen Beihilfen waren heute die größten Reibungspunkte beim Treffen der G-8 mit den G‑5-Staaten. “

„Die Angestellten der Europäischen Zentralbank sagten, dass sie trotz des Anstiegs der Zinssätze wegen der Inflation besorgt sind. “

„‚Es ist ein kompletter Fehlschlag, sie sind nicht vorangekommen und haben vermieden, klare Ziele zur mittelfristigen Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen zu treffen’, sagte Greenpeace, eine wichtige internationale Organisation, die sich der Verteidigung der Umwelt verschrieben hat.“

„‚Russland ist aufgrund des am Dienstag zwischen Washington und Prag unterzeichneten Abkommens über das 'Raumschild’ sehr verärgert, sagte Präsident Medvedev in Japan.“

„Russische Militärsachverständige haben empört auf die Unterzeichnung eines Abkommens zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Prag über die Einrichtung eines Antiraketenschildes reagiert und verlangten harte Gegenmaßnahmen.“


Am 10. Juli haben Kuba weitere Klagemeldungen in Bezug auf die Folgen des jetzigen Chaos erreicht, die direkt oder indirekt mit dem Japan-Gipfel verbunden sind.

„Selbst die Korallen leiden unter Stress. Faktoren wie die Klimaveränderung und die Verschmutzung haben dazu geführt, dass ein Drittel dieser Riffbauer vom Aussterben bedroht ist. Die Korallenriffe, zu deren Aufbau Millionen Jahre benötigt wurden, gewähren über 25 Prozent der im Meer lebenden Arten Unterschlupf.“

Am selben Tag und ohne Bezug auf die andere Nachricht, ist in der Weltnaturschutzunion (IUCN) und in der Landwirtschafts- und Nahrungsmittelorganisation der Vereinten Nationen (FAO) folgende Information aufgetaucht: „Die Temperaturschwankungen in Folge der Klimaveränderung werden große Auswirkungen auf die Fischerei und Aquakultur mit schwerwiegenden Folgen für die Ernährungssicherheit einiger Teile der Bevölkerung haben. Es wurde erklärt, dass die Nahrungsmittel aus Gewässern einen hohen Nährwert besitzen und mit 20 und mehr Prozent zum durchschnittlichen Tierprotein-Verbrauch pro Kopf von 2,8 Milliarden Personen beitragen, vor allem in den Entwicklungsländern.“

An diesem Tag hat man auch harte Kritiken vom afrikanischen Kontinent gehört:

„Der Europäische Pakt für Immigration und Asyl beginnt in Afrika Empörung hervorzurufen. Senegal bat darum, dass Afrika auf das reagieren sollte, was einige als „Mauer“ bezeichnen, die Europa gegen die Hoffnungslosen des Südens errichtet“, erklärte der Außenminister dieses Landes nach einem Sachverständigentreffen in Dakar.

Die Zeitung El Pais von Burkina Faso hat Folgendes veröffentlicht:

„Um die Horden von Hoffnungslosen zu stoppen, die normalerweise vom Süden her kommen, um die Grenzen zu überfallen, hat Europa nichts Besseres gefunden als eine Mauer aufzurichten.

„Die Epoche der neuen Mauern ist ein Anachronismus in der Ära der Entwicklung, die die ganze Welt umfasst…“


Es regnet Klagen ohne Ende. Als Gordon Brown, Premierminister von Großbritannien, noch in Japan war, informierte ein Bericht der britischen Nachrichtagentur BBC über die niedrige Moral der britischen Streitkräfte.

„Entsprechend einer Untersuchung des Verteidigungsministeriums des Vereinigten Königreichs ist fast die Hälfte des militärischen Personals dieses Landes bereit, die Streitkräfte zu verlassen.

„47 Prozent der Befragten aus der Armee und der Königlichen Marine und 44 Prozent der Befragten aus der Königlichen Luftwaffe sagten, dass sie bereit wären, sich von den Streitkräften zurückzuziehen.

„Besorgt ist man … über die häufigen Aufmärsche im Ausland, die Löhne und die Wohnungssituation.

„Die Reguläre Armee besitzt schon ein Defizit von ungefähr fünftausend Soldaten und es wächst die Sorge, dass junge erfahrene Offiziere und nicht bestallte Offiziere in Größenordnungen desertieren, die ohne Präzedenzfall sind.

„In Bezug auf die Moral in den verschiedenen Diensteinheiten sagten 59 Prozent der interviewten Armeeangehörigen, dass das Niveau ‚niedrig’ oder ‚sehr niedrig’ sei, aus der Königlichen Marine 64 Prozent, aus der Marineinfanterie 38 Prozent und aus der Königlichen Luftwaffe 72 Prozent der Befragten.“


Etwas, was die Empfindlichkeit der Menschen in allen gesellschaftlichen Systemen verletzt, ist die Missachtung ihres Privatlebens. Früher zum Beispiel, schützten die Gesetze den Postverkehr. Später wurde der Schutz auf die schnellere und sofortige Telefonkommunikationen ausgedehnt. Die Gesetze der Vereinigten Staaten von Amerika verboten das Abhören ohne gerichtliche Erlaubnis. Die Verletzung dieses Gesetzes führte zu Klagen vor Gericht. Dabei ging es in diesem Land um höhere Beträge.

Am vergangenen 9. Juli, als Bush sich mit seinen Kollegen des G-8 und der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika traf und trotz seines Völkermordes versuchte, als Meister der Menschenrechte dazustehen, hat der Senat der Vereinigten Staaten mit 68 Für- und 28 Gegenstimmen „ein Gesetz“ bewilligt, „dass das Spionagegesetz modernisiert und den Telekommunikations-Unternehmen Immunität gewährt, die mit der Regierung zusammenarbeiten…“

Der Kampf gegen den Terrorismus ist der übliche Vorwand, und jahrelang hat man ohne jegliche Erlaubnis abgehört. „Jetzt ist es einfacher, die Amerikaner zu schützen“, erklärte Bush nach der Rückkehr in sein Land aus dem Rosengarten des Weißen Hauses.

„Die Initiative erlaubt die Telefon-Überwachung ohne Gerichtserlaubnis, sofern sie US-Netze benutzen, seien es Amerikaner oder Ausländer“.

Das vorherige Gesetz von 1978 „hat die neuen Kommunikationstechnologien wie Mobiltelefon, Internet und e-Mails nicht eingeschlossen“.

Da die große Mehrheit der Verbindungen von den Vereinigten Staaten abgefangen wird, „schützt die bewilligte Maßnahme die Kommunikationsunternehmen vor den millionenfachen Klagen der Leute, die sich auf die Verletzung der Privatsphäre berufen“.

Das Gesetz wird rückwirkend angewendet. „Die Amerikanische Union für Zivile Freiheiten bezeichnet das Gesetz als ‚verfassungswidrig’ und als ‚Angriff auf diese Freiheiten und auf das Recht der Privatsphäre.“

Die Meldungen, die aus Schweden kommen, besagen: „Das rechtszentristische Bündnis des Premierministers Frederick Reinfeldt hat den Antrag der Sozialdemokratischen Partei zurückgewiesen, jenes Gesetz zu überprüfen, das der Rundfunkabteilung für Verteidigung (FRA) Zugang zu allen Telefongesprächen und zum Datenverkehr über Kabel von und nach dem Ausland erlaubt.

„Dieses weithin als FRA- oder auch als Orwell-Gesetz bekannte Werk, nach dem 1984 erschienenen Buch dieses britischen Schriftstellers benannt, wurde von Unternehmern in einem offenen Brief an die wichtigste Zeitung Schwedens, die Dagens Nyheter“, stark kritisiert.

„Die Regierung rechtfertigte die Annahme des Gesetzes, das am letztem 19. Juni bestätigt wurde, um den Kampf gegen die Bedrohung durch Terroristen zu verbessern.“


Eine andere schwedische Zeitung, das Svenska Dagbladet, hat gestern veröffentlicht, dass „einer der Hauptgründe des Gesetzes darin besteht, trotz alledem die aus Russland stammenden Informationen zu kontrollieren und sie in Verhandlungen mit anderen Ländern als Tauschobjekt zu verwenden, da ungefähr 80 Prozent des russischen Nachrichtenverkehrs ins Ausland per Kabel über Schweden läuft.

„Die Regelung wird am 1. Januar 2009 in Kraft treten. Vor ein Paar Tagen haben Tausende von Menschen in Stockholm und Malmö gegen das FRA-Gesetz demonstriert, und es sind schon ähnliche Manifestationen für die kommenden Wochen im ganzen Land von einigen ‚blogs’ und Gruppen des Sozialnetzes Facebook. geplant.“


Die Beschwerden nehmen kein Ende. Zum Beispiel bestätigt eine Nachrichtenmeldung: „Nach einer Meinungsumfrage sind die Deutschen in Bezug auf ihre Wirtschaftslage nach der Wiedervereinigung 1990 wegen der Preiserhöhungen pessimistischer als je zuvor.“

Andere drücken aus:


  • „Die Arbeitslosenrate erreichte in Kanada im Juni 6,2 Prozent. “
  • „Die russische Regierung weist den Antrag von Condolezza Rice zurück, einen internationalen Vermittler anzurufen, um den Konflikt der separatistischen Regionen von Abchasien und Südossetien zu lösen, der ein Grund für zunehmende Spannungen zwischen Moskau und Georgien ist.“
  • „Bei einem Bombenanschlag im Osten Afghanistans wurden am Donnerstag zwei Soldaten der NATO getötet und ein weiterer verletzt, verkündete die Internationale Organisation zur Sicherheitshilfe (ISAF).“
  • „Russland bekräftigt, dass die Versuche des Iran mit einer neuen Langstreckenrakete bestätigen, dass Moskau Recht hat, wenn es den Einsatz von Elementen des Antiraketenschildes der Vereinigten Staaten in Europa als unnötig bezeichnet.“
  • „Die Israelische Armee versichert, dass die Anklagen wegen vermutlicher Flüge israelischer Jagdbomber, die im Irak einen möglichen Angriff auf die iranischen Atomkraftwerke trainieren, unbegründet sind.“
  • „Großbritannien drückte seine Enttäuschung über das Veto von Russland und China im UNO-Sicherheitsrat zu einem Resolutionsprojekt aus, das vorhatte, Zimbabwe mit Sanktionen zu belegen.“
  • „Sudan hat heute die Botschafter der fünf ständigen Mitgliedsländer des UNO-Sicherheitsrates zusammengerufen, um Erklärungen zu einem möglichen Befehl gegen den Präsidenten Al Bachir einzufordern.“
  • „Die neue ‚Spezialbombe’ ist die Hauptbedrohung für die Yankee-Soldaten im Irak, sagte US-General Jeffery Hammons.“
  • „Man findet die Leichen von zwei Yankee-Soldaten, die seit mehr als einem Jahr im Irak vermisst waren.“

Alle diese Nachrichten sind von 11. Juli. Dutzende ähnlicher Nachrichten vom selbem Tag könnte man hier anfügen. Am Samstag sind die Informationen weniger und am Sonntag gibt es fast keine, normalerweise ruhen die Reporter aus. Heute ist Montag.

Tägliche entstehen in unserer Welt neue und immer schwierigere Probleme, die die Fähigkeiten der Regierungs- und Staatschefs, die ihnen gegenüberstehen, an ihre Grenzen bringen.

Das ist keine Kritik; es ist eine Feststellung. Man kann keine übermenschlichen Fähigkeiten bei den Menschen erwarten. Das Beste wird immer der Optimismus sein. Es gibt keine andere Möglichkeit. Deshalb sprach ich einmal über eine Gattung, die vor der Gefahr des Aussterbens steht.


Fidel Castro Ruz

14. Juli 2008
14:24 Uhr

Mittwoch, 9. Juli 2008

Die Rast

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Rast

Am gestrigen Dienstag hatte ich eine Menge Agenturmeldungen über das Treffen der industriell am weitesten entwickelten Länder. Dieses Material werde ich für ein anderes Mal zurücklegen, wenn es bis dahin nicht schon überholt ist. Ich habe beschlossen auszuruhen und mich mit Gabo und Mercedes Barcha, seiner Frau, zu treffen, die bis zum 11. in Kuba zu Besuch weilen. Wie sehr habe ich den Wunsch gehegt, anlässlich von 50 Jahren aufrichtiger Freundschaft einen Austausch zur Erinnerung an diese Zeit zu führen!

Als unsere Presseagentur auf Anraten des Che gerade aus der Taufe gehoben wurde, nahm diese unter anderem den Dienst eines bescheidenen Journalisten kolumbianischer Herkunft mit dem Namen Gabriel García Márquez unter Vertrag. Weder Prensa Latina noch Gabo konnten ahnen, dass es einen Nobelpreis geben würde; oder er vielleicht doch, bei seiner „übermäßigen“ Vorstellungskraft eines Telegrafistensohns im Postamt eines sehr kleinen Orts in Kolumbien, der verloren zwischen dem Großgrundbesitz an Banananplantagen eines Yankee-Unternehmens gelegen war. Er teilte sein Schicksal, wie es Brauch war, mit einer großen Anzahl Geschwistern und trotzdem konnte sein Vater, der das Privileg genoss, dank dem Telegrafen eine Arbeit zu haben, ihn studieren schicken.

Meine Erfahrung ist umgekehrt. Die Post mit dem Telegrafenamt und die öffentliche Schule von Birán waren die einzigen Einrichtungen in jenem Dorf, die nicht Eigentum meines Vaters waren. Alle anderen Güter und Dienste mit gewissem wirtschaftlichem Wert gehörten Don Angel und deshalb konnte ich studieren. Ich hatte nie die Ehre Aracataca, den kleinen Geburtsort von Gabo, kennen zu lernen, aber er genoss das Privileg, auf meine Einladung meinen 70. Geburtstag mit mir in Birán zu feiern.

Es war ebenfalls Zufall, dass die Hauptstadt von Kolumbien auf Betreiben der Vereinigten Staaten im Jahr 1948 Austragungsort der Versammlung lateinamerikanischer Staaten zur Gründung der OAS war, als auf unsere Initiative in jenem Land der Lateinamerikanische Studentenkongress stattfand.

Mir wurde die Ehre zuteil, durch die kolumbianischen Studenten Gaitán vorgestellt zu werden. Dieser half uns und übergab uns Broschüren, die als das „Gebet um Frieden“ bekannt wurde, eine anlässlich des „Marsches des Schweigens“ gehaltene Rede, das heißt während der beeindruckenden Demonstration durch Bogota, die gegen die von der kolumbianischen Oligarchie an den Bauern begangenen Massaker protestierte. Gabo nahm an jenem Protestmarsch teil.

Germán Sánchez, der jetzige kubanische Botschafter in Venezuela, gibt in seinem Buch Transparencia de Emmanuel (Transparenz um den Fall Emmanuel), wörtlich Abschnitte davon wieder, was Gabo über jenes Ereignis erzählte.

Bis hierher der Zufall

Unsere Freundschaft war das Ergebnis einer über viele Jahre gepflegten Beziehung, während der es viele Gespräche gab, die für mich immer unterhaltsam waren und deren Anzahl mehrere hundert betrug. Mich mit García Márquez und Mercedes während jedes ihres Aufenthalts in Kuba zu unterhalten, – sie kamen mehrmals im Jahr – wurde für mich zu einem Rezept gegen die starken Spannungen, unter denen unbewusst aber ständig ein kubanischer Revolutionsführer lebte.

In Kolumbien selbst geschah es anlässlich des 4. Iberoamerikanischen Gipfels, dass die Gastgeber eine Kutschfahrt durch den von einer Mauer eingefassten Teil von Cartagena, eine Art Alt-Havannna, eine geschützte geschichtliche Reliquie, organisierten. Die Genossen der kubanischen Sicherheitsorgane hatten mir gesagt, dass es nicht angebracht sei, an der vorgesehenen Spazierfahrt teilzunehmen. Ich war der Meinung, dass es sich um eine übertriebene Besorgnis handelte, da durch die zu große Kompartimentierung diejenigen, die mich informierten, über keine konkreten Angaben verfügten. Ich habe immer ihre Berufskenntnis geachtet und mit ihnen zusammengearbeitet.

Ich rief Gabo an, der in der Nähe war, und sagte zu ihm halb im Scherz: „Steig mit uns in die Kutsche, damit man nicht auf uns schießt!“ Uns so hat er es getan. Zu Mercedes, die am Abfahrtsort blieb, habe ich im selben scherzhaften Ton hinzugefügt: „du wirst die jüngste Witwe sein.“ Das vergisst sie nicht! Das Pferd startete halb lahmend mit seiner schweren Last. Die Hufe rutschten auf dem Pflaster aus.

Später erfuhr ich, dass dort dasselbe geschehen ist, wie damals in Santiago de Chile, als eine Fernsehkamera, die eine Selbstladewaffe eingebaut hatte, bei einer Pressekonferenz auf mich zielte, und der sie bedienende Söldner sich nicht abzudrücken traute. In Cartagena lauerten sie mit Scharfschützen- und Selbstladegewehren in einem Hinterhalt an einer bestimmten Stelle des mit Mauern umgebenen Geländes und erneut zitterten diejenigen, die abdrücken sollten. Der Vorwand war, dass Gabos Kopf ihnen die Sicht verwehrte.

Gestern brachte ich bei unserem Gespräch viele Themen über unsere Erlebnisse innerhalb und außerhalb von Kuba in Erinnerung und befragte ihn und Mercedes – „Olympiasiegerin“ bezüglich der Angaben und Informationen – hierzu. Wir sprachen bei unserem Treffen unter anderem über die von Kuba geschaffene Stiftung des Neuen Lateinamerikanischen Films (Fundación del Nuevo Cine Latinoamericano), die unter dem Vorsitz von García Marquez steht und in dem ehemaligen Landhaus Santa Barbara untergebracht ist – welches geschichtliche Bedeutung sowohl durch positive als auch negative Ereignisse im ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts besitzt – und die Lateinamerikanische Filmschule, welche von dieser Stiftung geleitet wird und die in der Nähe von San Antonio liegt.

Birri mit seinem langen schwarzen Bart, der jetzt so weiß wie Schnee ist, und viele andere kubanische und ausländische Persönlichkeiten waren Teil unserer Rückschau.

Gabo gewann in meinen Augen Achtung und Bewunderung durch seine Fähigkeit, die Schule peinlichst genau und ohne Auslassung auch nur eines Details zu organisieren. Ich hatte ihn aufgrund einer vorgefassten Meinung als einen Intellektuellen voller wunderbarer Phantasie angesehen und ignorierte, wie viel Realismus in seinem Kopf vorhanden war.

Es wurden Dutzende innerhalb und außerhalb von Kuba stattgefundene Ereignisse genannt, bei denen wir beide anwesend waren. Wie viele Dinge geschehen doch in mehreren Jahrzehnten!

Wie anzunehmen ist, reichten zwei Stunden nicht für die Unterhaltung. Die Zusammenkunft hatte um 11:35 Uhr begonnen. Ich lud sie zum Mittagessen ein. Etwas, was ich niemals mit irgendeinem der Besucher in diesen fast zwei Jahren getan habe, weil es mir nie in den Sinn gekommen war. Ich begriff, dass ich wirklich Urlaub hatte und sagte es zu ihm. Ich improvisierte und konnte es erreichen. Sie haben ein gesondertes Mittagessen bekommen und ich habe meinerseits diszipliniert und strikt die Diät eingehalten, nicht um Lebensjahre hinzuzufügen, sondern um den Stunden Produktivität zu verleihen.

Kurz nach ihrer Ankunft hatten sie mir ein kleines und nettes, in attraktives Papier mit lebensfrohen Farben verpacktes Geschenk überreicht. Es enthielt kleine Bände, etwas größer als eine Ansichtskarte, aber nicht so länglich. Jeder von ihnen hatte 40 bis 60 Seiten mit sehr kleiner, aber lesbarer Schrift. Es sind die in Stockholm, der schwedischen Hauptstadt, von fünf Literaturnobelpreisträgern der letzten sechzig Jahre gehaltenen Reden. „Damit du etwas zum Lesen hast“, sagte mir Mercedes bei der Überreichung.

Ich bat sie um weitere Angaben über das Geschenk, bevor sich beide um fünf Uhr nachmittags verabschiedeten. „Dies waren die angenehmsten Stunden, seitdem ich vor fast zwei Jahren erkrankte“, sagte ich ihnen ohne Zögern. Es entsprach meinen Gefühlen.

„Es werden nicht die letzten sein“, antwortete mir Gabo.

Aber meine Neugier war geweckt. Während ich wenig später ein bisschen spazieren ging, bat ich einen Genossen, das Geschenk zu bringen. Im Bewusstsein des schnellen Rhythmus, mit dem in den letzten Jahrzehnten auf der Welt die Veränderungen stattfinden, fragte ich mich: Was haben wohl einige jener hervorragenden Schriftsteller gedacht, die vor dieser so turbulenten und ungewissen Zeitepoche der Menschheit gelebt haben?

Die für die kleine Sammlung von Reden ausgewählten fünf Nobelpreisträger - Sammlung, die hoffentlich unsere Mitbürger eines Tages lesen werden können – waren chronologisch geordnet folgende:

William Faulkner (1949)
Pablo Neruda (1971)
Gabriel García Márquez (1982)
John Maxwell Coetzee (2003)
Doris Lessing (2001)

Gabo hielt nicht gern Reden. Monatelang war er auf der Suche nach Angaben, – ich erinnere mich daran – verzweifelt nach Worten suchend, die er bei der Nobelpreisüberreichung aussprechen sollte. Dasselbe geschah ihm mit der kurzen Rede, die er zum Essen halten sollte, das man zu seinen Ehren nach der Preisverleihung gab. Wenn dies sein Beruf gewesen wäre, dann wäre Gabo sicherlich an einem Infarkt gestorben.

Man sollte nicht vergessen, dass der Nobelpreis in der Hauptstadt eines Landes erteilt wird, das in einem Zeitraum von über 150 Jahren keine Verwüstung durch einen Krieg erlitten hat, das von einer konstitutionellen Monarchie beherrscht und von einer sozialdemokratischen Partei regiert wird und wo ein so edler Mann wie Olof Palme aufgrund seines mit den armen Ländern der Welt solidarischen Geistes ermordet wurde. Die von Gabo zu erfüllende Aufgabe war nicht leicht.

Ohne je unter dem Verdacht zu stehen, kommunistenfreundlich zu sein, verlieh die schwedische Einrichtung den Nobelpreis an William Faulkner, einem rebellischen US-amerikanischen Schriftsteller voller Eingebung; an Pablo Neruda, Mitglied der Kommunistischen Partei, der ihn in den ruhmreichen Tagen von Salvador Allende erhielt, als der Faschismus sich Chiles zu bemächtigen trachtete, und an Gabriel García Márquez, genialer und anerkannter Schriftsteller unsere Zeit.

Man braucht nicht zu sagen, wie Gabo dachte. Es ist ausreichend, einfach die letzten Abschnitte seiner Rede, einer Perle der Prosa, zur Verleihung des Nobelpreises am 10. Dezember 1982 wiederzugeben, während Kuba, würdig und heldenhaft der Yankee-Blockade standhielt.

„An einem Tag wie dem heutigen hat mein Meister William Faulkner an diesem Ort gesagt: ‘Ich weigere mich, das Ende des Menschen zuzulassen’“. So bekräftigte er es.

„Ich würde mich nicht für würdig befinden, diesen Platz einzunehmen, der ihm gehörte, wenn ich nicht vollkommen bewusst wäre, dass jetzt zum ersten Mal seit dem Ursprung der Menschheit diese kolossale Katastrophe, die er sich vor 32 Jahren zuzulassen weigerte, weiter nichts als eine einfache wissenschaftliche Möglichkeit ist. Gegenüber dieser beängstigenden Wirklichkeit, die während der gesamten Menschheitsgeschichte wie eine Utopie erschienen haben muss, glauben wir Geschichtenerzähler uns im Recht, zu glauben, dass es noch nicht zu spät ist, um die Schaffung einer hierzu gegensätzlichen Utopie in Angriff zu nehmen.“

„Eine neue und überwältigende Utopie des Lebens, wo niemand für die anderen selbst die Art und Weise zu sterben entscheiden kann, wo die Liebe wirklich vorhanden ist und das Glück möglich, und wo die zu einhundert Jahren Einsamkeit verurteilten Geschlechter endlich und für immer eine zweite Chance auf der Erde haben.“



Fidel Castro Ruz

9. Juli 2008
19:26 Uhr

Samstag, 5. Juli 2008

Der römische Frieden

Die von mir verwendeten Angaben wurden vor allem den Erklärungen des Botschafters der Vereinigten Staaten in Kolumbien, William Brownfield, der Presse und dem Fernsehen jenes Landes, der internationalen Presse und anderen Quellen entnommen. Der verschwenderische Aufwand an angewandter Technologie und finanziellen Mitteln ist beeindruckend.

Während die hohen militärischen Befehlshaber von Kolumbien bemüht waren, darauf zu verweisen, dass die Operation zur Befreiung von Ingrid Betancourt eine vollkommen kolumbianische war, erklären die Regierungsvertreter der Vereinigten Staaten, dass sie „das Ergebnis langjähriger intensiven militärischen Zusammenarbeit zwischen den Armeen von Kolumbien und von den Vereinigten Staaten war.”

„Es ist uns wirklich gelungen, auf eine Art und Weise im Einklang miteinander zu stehen, die wir selten in den Vereinigten Staaten erreicht haben, ausgenommen mit unseren alten Verbündeten, besonders mit denen der NATO’, verwies Brownfield, indem er sich auf die Beziehungen zu den kolumbianischen Sicherheitskräften bezog, die seit dem Jahr 2000 über 4 Milliarden Dollar Militärhilfe erhalten haben.”

„…bei mehreren Gelegenheiten musste die Regierung der Vereinigten Staaten Entscheidungen bezüglich der Operation auf höchster Ebene treffen.“

„Die US-amerikanischen Spionagesatelliten haben dazu beigetragen, die Geiseln während einer Zeitspanne von einem Monat zu lokalisieren. Diese begann am 31. Mai und endete mit der Befreiung am Mittwoch.“

„Die Kolumbianer haben Videoüberwachungsgeräte installiert, welche ihnen die Vereinigten Staaten zukommen lassen hatten. Diese können ferngesteuert Annäherungen und Gesamtansichten entlang der Flüsse machen, die die einzigen Beförderungswege durch die dichten Dschungelgebiete darstellen, gaben kolumbianische und US-Behörden an.“

„US-Aufklärungsflugzeuge haben Gespräche der Rebellen über Funk und mobiles Funktelefon aufgefangen und haben Bilder verwendet, die das Dschungeldickicht durchdringen können.”

„Der Überläufer wird eine bedeutende Summe der circa einhundert Millionen Dollar erhalten, welche die Regierung als Belohnung ausgesetzt hatte’, erläuterte der Oberbefehlshaber der kolumbianischen Armee.”


Am Mittwoch, dem 1. Juli, veröffentlichte die BBC aus London, dass César Mauricio Velásquez, Sprecher des Casa de Nariño berichtete, dass Beauftragte aus Frankreich und der Schweiz eine Zusammenkunft mit Alfonso Cano, Befehlshaber der FARC (Revolutionäre Streikträften Kolumbiens), gehabt hatten.

Laut BBC sei das der erste Kontakt mit internationalen Vertretern, den der neue Befehlshaber nach dem Tod von Manuel Marulanda akzeptierte. Die Falschinformation über das Treffen von zwei europäischen Abgesandten mit Cano war von Bogota aus übermittelt worden.

Der verstorbene Anführer der FARC wurde laut Aussage seines Vaters am 12. Mai 1932 geboren. Als liberaler Bauer einfacher Herkunft, Anhänger von Gaitán, begann er seinen bewaffneten Widerstand vor 60 Jahren. Er war noch vor uns Guerrillero (Partisan) und er war es in Reaktion auf die von der Oligarchie unter den Bauern verübten Gemetzel.

Die Kommunistische Partei ― in die er später eintrat ― stand, wie alle anderen von Lateinamerika, unter dem Einfluss der Kommunistischen Partei der UdSSR und nicht unter dem der von Kuba. Sie waren solidarisch mit unserer Revolution, aber keine Befehlsempfänger.

Die Drogenhändler und nicht die FARC waren diejenigen, die den Terror in jenem Bruderland ausgelöst haben, und zwar bei ihren Kämpfen um den Markt der Vereinigten Staaten, bei denen sie nicht nur potente Bomben, sondern sogar ganze Lastwagen voller Plastiksprengstoffe explodieren ließen, die Einrichtungen zerstörten und unzählige Menschen verletzten bzw. töteten.

Die Kommunistische Partei von Kolumbien hatte nie die Machtergreifung durch Waffengewalt zur Zielstellung. Die Guerilla war eine Widerstandsfront, nicht das Hauptinstrument zur Eroberung der revolutionären Macht, wie es in Kuba war. Im Jahr 1993, zur achten Konferenz der FARC, wird beschlossen, sich von der Kommunistischen Partei zu trennen. Ihr Chef, Manuel Marulanda, übernahm die Leitung der Guerillas jener Partei, die sich immer durch ein hermetisches Sektierertum bei der Zulassung von Kämpfern und eiserne Methoden und strenge Kompartimentierung in der Befehlsgewalt ausgezeichnet haben.

Marulanda, von bemerkenswerter natürlicher Intelligenz und mit Führungseigenschaften, hatte jedoch keine Ausbildungsmöglichkeiten als junger Mensch. Gemäß Verlautbarungen konnte er nur bis zur 5. Klasse in die Schule gehen. Er plante einen sehr langen Kampf, einen Standpunkt, den ich nicht teilte. Ich hatte nie die Möglichkeit, einen Meinungsaustausch mit ihm zu führen.

Die FARC erreichten eine bedeutende Kraft und zählten zu einem bestimmten Zeitpunkt über 10.000 Kämpfer. Viele wurden während des Krieges selbst geboren und haben nichts Anderes kennen gelernt. Andere linke Organisationen rivalisierten im Kampf mit den FARC. Schon damals war das Gebiet von Kolumbien zur größten Quelle der Kokainherstellung der Welt geworden. Die äußerste Gewalt, die Entführungen, die Steuern und Forderungen an die Drogenhersteller verallgemeinerten sich.

Die paramilitärischen Kräfte, die von der Oligarchie bewaffnet worden waren und deren Kräfte sich von der enormen Anzahl von Männern nährte, die jedes Jahr nach ihrem Dienst aus der Armee entlassen wurden, ohne eine sichere Arbeitsstelle zu haben, haben in Kolumbien eine so komplexe Situation geschaffen, dass es nur einen einzigen Ausweg gab: den wirklichen Frieden, auch wenn dieser weit entfernt und schwer zu erreichen war, wie viele Zielstellungen der Menschheit. Das ist die Option, die Kuba während drei Jahrzehnten in jener Nation verteidigt hat.

Während die kubanischen Journalisten auf ihrem 8. Kongress über die neuen Technologien der Information, die Prinzipien und die Ethik der Vertreter der sozialen Kommunikation diskutieren, stellte ich Überlegungen zu den aufgezeigten Geschehnissen an.

Ich habe ganz klar unsere Haltung im Dienste des Friedens in Kolumbien zum Ausdruck gebracht, aber wir sind weder für die ausländische militärische Intervention noch für die Politik der Gewalt, welche die Vereinigten Staaten um jeden Preis jenem arbeitsamen Volk auferlegen wollen, das viel Leid erfahren hat.

Ich habe energisch und offen die objektiv grausamen Methoden der Entführung und Zurückbehaltung von Gefangenen unter Dschungel-Bedingungen kritisiert. Aber ich lege niemandem nahe, die Waffen niederzulegen. Diejenigen, die dies in den letzten 50 Jahren getan haben, haben den Frieden nicht überlebt. Wenn ich mir die Freiheit nehme, den Guerilleros der FARC etwas anzuraten, dann einfach das, dass sie auf irgendeinem Wege dem Internationalen Roten Kreuz ihre Bereitschaft erklären, die noch in ihrer Gewalt befindlichen Entführten und Gefangenen freizulassen, ohne irgendeine Bedingung zu stellen. Ich beanspruche nicht, dass man auf mich hört; ich erfülle die Pflicht, zum Ausdruck zu bringen, was ich denke. Jegliche andere Haltung würde nur dazu dienen, um die Treulosigkeit und den Verrat zu belohnen.

Ich werde nie den römischen Frieden unterstützen, den das Imperium Lateinamerika aufzuzwingen beabsichtigt.

Fidel Castro Ruz

5. Juli 2008
20:12 Uhr

Donnerstag, 3. Juli 2008

Die reale Geschichte und die Herausforderung für die kubanischen Journalisten

Reflexionen des Genossen Fidel: Die reale Geschichte und die Herausforderung für die kubanischen Journalisten

Vor sieben Tagen sprach ich über einen der Großen der Geschichte, Salvador Allende, dessen die Welt anlässlich des einhundertsten Jahrestages seiner Geburt mit viel Emotion und Achtung gedachte. Im Gegenteil dazu hat niemand sich des 24. Oktober 1891 erinnert, an dem – 18 Jahre vor unserem bewunderten chilenischen Bruder – der dominikanische Despot Rafael Leónidas Trujillo geboren wurde.

Beide Länder, eines in der Karibik und das andere im äußersten Süden von Amerika, haben die Folgen der Gefahr erlitten, welche José Martí voraussah und verhindern wollte. Dieser übermittelte in seinem bekannten nachgelassenen Brief an den mexikanischen Freund, der an der Seite von Juárez kämpfte, eine Idee, die ich immer erneut wiederholen werde: „Ich laufe schon jeden Tag Gefahr, mein Leben zu geben… um rechtzeitig mit der Unabhängigkeit von Kuba zu verhindern, dass die Vereinigten Staaten sich auf die Antillen ausbreiten und mit dieser verstärkten Macht über unserer Länder von Amerika herfallen. Alles, was ich bis heute getan habe und noch tun werde, geschieht mit diesem Ziel.”

Unserer siegreichen Revolution kam es zu, gleichzeitig die Freundschaft von Allende und den Hass von Trujillo auf sich zu ziehen. Dieser war ein ungeschliffener Pinochet, der von den Vereinigten Staaten in der Karibik bewirkt worden war. Der Tyrann war Ergebnis von einem der militärischen Eingriffe der Yankees auf der Insel, die dieses Land, welches die erste spanische Kolonie war, mit Haiti teilt.

Die US-Marineinfanterie hatte diese Bruderrepublik interveniert, um die strategischen und wirtschaftlichen Interessen ihres Landes abzusichern – es gab natürlich kein Platt Amendment, um diese Aktion mit einem schwachen legalen Mantel zu bedecken.

Im Jahr 1918 rekrutieren sie unter anderen diesen Abenteurer und ehrgeizigen Kreolen, Sohn eines Kleinhändlers, trainierten ihn und mit 27 Jahren trat er in die nationale Armee ein. Im Jahr 1921 nahm er an einem Weiterbildungskurs an der von der Besatzungsmacht des Landes geschaffenen Militärakademie teil und nach Abschluss desselben wurde er als Garnisonschef ernannt und bekam durch seine Verdienste vor den Interventionstruppen den Rang eines Hauptmanns verliehen, ohne vorher den für diese Beförderung notwendigen Grad eines Leutnant zu haben.

Bei Beendigung der Besetzung durch die Yankees im Jahr 1924 war Trujillo als Instrument der Vereinigten Staaten darauf vorbereitet, hohe Ämter im militärischen Bereich zu bekleiden, die er für den klassischen Putsch und die typischen “demokratischen Wahlen nutzte, die ihn 1930 zur Übernahme des Präsidentenamts führten. Der Beginn seiner Regierungszeit fiel mit den Jahren der Großen Depression zusammen, welche der Wirtschaft der Vereinigten Staaten harte Schläge versetzte.

Kuba, das aufgrund der Handelsabkommen im größten Maße abhängige und an Händen und Füßen gebundene Land, erlitt die schlimmsten Folgen dieser Krise. Hinzu kamen noch der Flottenstützpunkt und das erniedrigende und unnötige Platt Amendment, das ihnen das verfassungsmäßige Recht verlieh, in unserer Nation zu intervenieren und so seine ruhmreiche Geschichte in Stücke zu reißen.

Im Nachbarland mit geringerer direkter wirtschaftlicher Abhängigkeit handhabte Trujillo, ein listiger Mann voller Ambitionen, die Güter der dominikanischen Mittelklasse und Oligarchie nach seinem Belieben. Die wichtigsten Zuckerfabriken und viele andere Industriezweige wurden zu seinem persönlichen Eigentum. Dieser Kult der privaten Aneignung verletzte nicht die kapitalistischen Konzepte des Imperiums. „Gott und Trujillo” verkündeten überall die Leuchtreklamen. Viele Städte, Alleen, Straßen und Gebäude trugen seinen Namen oder den seiner nahen Angehörigen. Im selben Jahr seines Amtsantritts als Präsident verursachte ein Hurrikan starke Schäden in Santo Domingo, der Hauptstadt des Landes. Nachdem sie wiederhergestellt war, taufte er sie auf seinen Namen und sie hieß offiziell Ciudad Trujillo (Trujillo Stadt). Auf der Welt hat es niemals einen anderen Fall von Personenkult solchen Ausmaßes gegeben.

Im Jahr 1937 richtete er im Grenzgebiet ein großes Gemetzel unter den haitianischen Arbeitern an, die seine Arbeitskräftereserve für die Landwirtschaft und den Bau darstellten.

Er war ein sicherer Verbündeter der Vereinigten Staaten. Er nahm an der Gründung der Vereinten Nationen teil und an der Schaffung der OAS im Jahr 1948. Am 15. Dezember 1952 reiste er nach Washington und trug dabei keinen geringeren zusätzlichen Titel als den eines bevollmächtigten Botschafters vor der Organisation Amerikanischer Staaten. Er verweilte in jenem Land dreieinhalb Monate. Am 2. Juli 1954 reiste er an Bord eines Passagierdampfers nach Spanien. Dieser brachte ihn nach Vigo. Franco, der schon Verbündeter des Imperiums war, empfing ihn in der Station Nord von Madrid mit dem gesamten diplomatischen Korps.

Meine Beziehung zur Dominikanischen Republik rührt von meiner Zeit als Universitätsstudent her. Man hatte mich mit der Ernennung zum Vorsitzenden des Komitees für die dominikanische Demokratie geehrt. Das schien kein wichtiges Amt zu sein, aber aufgrund meines rebellischen Charakters nahm ich ihn ernst. Ohne dass man es erwartet hatte, war die günstige Stunde gekommen. Die im Exil lebenden Dominikaner veranlassten in Kuba eine Expeditionstruppe. Ich nahm an ihr teil, als ich mein zweites Studienjahr noch nicht beendet hatte. Ich war damals 21 Jahre alt.

Zu anderen Anlässen habe ich schon erzählt, was damals geschehen ist. Nach der misslungenen Expedition von Cayo Confites, gehörte ich nicht zu den über eintausend Gefangenen, die in das Militärcamp von Columbia gebracht wurden, Inhaftierung, die zum Hungerstreik von Juan Bosch führte. Sie waren vom Armeechef von Kuba, General Pérez Dámera, verbannt worden, der dafür, dass er die Expedition abfing, eine Geldsumme von Trujillo erhielt. Er erledigte das, als diese sich der Windward-Passage näherte.

Eine Fregatte der kubanischen Marine, die mit ihren Kanonen den Bug unseres voran fahrenden Schiffes anvisierte, gab den Befehl zur Rückkehr und zum Anlegen im Hafen von Antilla. Ich sprang zusammen mit drei weiteren Expeditionsteilnehmern am Eingang zur Bucht von Nipe ins Meer. Wir waren vier bewaffnete Männer.

Ich habe Juan Bosch, prominenter dominikanischer Volksführer, in Cayo Confites kennen gelernt, wo wir trainierten, und ich konnte mich viel mit ihm unterhalten. Er war nicht der Leiter der Expedition, aber die Persönlichkeit mit dem größten Ansehen unter den Dominikanern, die von einigen der wichtigsten Leitern der Bewegung und von den kubanischen Anführern, die über wichtige und gut bezahlte offizielle Beziehungen verfügten, ignoriert wurde. Wie hätte ich mir damals das denken können, was ich heute schreibe!

Als elf Jahre später unser Kampf in der Sierra Maestra kurz davor stand, den Sieg zu erringen, erteilte Trujillo Batista einen Kredit an Waffen und Munitionen, die Mitte 1958 mit Flugzeugen gebracht wurden. Er bot ihm außerdem an, dreitausend dominikanische Soldaten auf dem Luftwege zu befördern und später eine gleichgroße Truppe, die im Osten landen würde.

Am ersten Januar 1959 wurde die Batista-Tyrannei durch die schlagkräftigen Angriffe der Rebellenarmee und den revolutionären Generalstreik besiegt. Der repressive Staat fiel auf der gesamten Insel total zusammen. Batista floh in die Dominikanische Republik. Zusammen mit ihm reisten solche unheilvollen Figuren des Regimes wie der bekannte Scherge Lutgardo Martín Pérez, sein 25jähriger Sohn Roberto Martín Pérez Rodríguez und eine Gruppe der wichtigsten Militärchefs seiner besiegten Armee.

Trujillo empfing Batista herzlich und brachte ihn in der offiziellen Residenz für illustre Gäste unter. Später schickte er ihn in ein Luxushotel. Ihm machte das Beispiel der Kubanischen Revolution Sorgen und er entwarf die Idee, die Konterrevolution zu organisieren und sie mit der Legion del Caribe zu unterstützen, die über 25 000 Soldaten der dominikanischen Republik verfügen würde. Hierfür zählte er mit den hohen Befehlshabern der ehemaligen Batista-Armee und der wahrscheinlichen Hilfe der mehreren zehntausend Mitglieder von dessen drei Waffengattungen und der Polizei.

Die Regierung der Vereinigten Staaten, der diese Pläne bekannt waren, schickte einen CIA-Offizier nach Santo Domingo, um eine Unterredung mit Trujillo zu führen und eine Einschätzung der Pläne gegen Kuba vorzunehmen. Mitte Februar 1959 hatte er ein Treffen mit John Abbes García, Geheimdienstchef der Dominikanischen Republik. Er empfiehlt ihm Agenten zu schicken, die jene Elemente in den eigenen Reihen der siegreichen Revolution rekrutieren sollen, die nicht mit dieser übereinstimmen. Er teilte ihm nicht mit, dass die Vereinigten Staaten über William Alexander Morgan Ruderth verfügten, einen US-Bürger und CIA-Agent, der in die Truppe der Segundo Frente (Zweite Front) des Escambray infiltriert war, wo er den Grad eines Comandante (entspricht einem Oberst; war außer dem Comandante en Jefe höchster Grad in der Rebellenarmee) erhielt und einer der wichtigsten Befehlshaber war.

Die Entwicklung dieser Ereignisse, die eine faszinierende Geschichte darstellen, ist in Büchern von hohen kubanischen Beamten des Geheim- und Sicherheitsdienstes - Zeugnisse von Truppenchefs der Rebellenarmee, die an den Geschehnissen teilhatten, Autobiografien, offizielle Erklärungen jener Zeit - sowie von einheimischen und ausländischen Journalisten enthalten, die man unmöglich in dieser Reflexion alle nennen kann.

Es wird außerdem ein Buch zur Herausgabe vorbereitet, das von einem Genossen geschrieben wurde, der mit 17 Jahren in die Milizen eintrat, wo er aufgrund seiner guten Haltung und geistigen Bewegtheit zur Leibwache des Premierministers und Comandante en Jefe wurde, wo er Stenografie erlernte und dann Aufzeichnungen bei den Gesprächen führte und Zeugnisse von hunderten der Teilnehmer an den von ihm erzählten Geschehnissen aufzeichnete. Es handelt sich um ein Kapitel der Geschichte der Revolution, das bei weitem noch nicht abgeschlossen ist.

Wie anzunehmen ist, wurden wir, d.h. die wichtigsten Revolutionsführer, ständig über die Informationen in Kenntnis gesetzt, die über die feindlichen Pläne eintrafen. Wir fassten den Gedanken, der von den Yankees, von Batista und von Trujillo gestarteten Konterrevolution einen harten Schlag zu versetzen.

Als die Waffen für die ersten Angriffe schon von Florida aus auf dem Meereswege befördert wurden und die im Komplott Verschwörten und ihre Chefs sich unter rigoroser Kontrolle befanden, wurde eine erfolgreiche Konterrevolution im bergigen Gebiet des Escambray und in Trinidad, das über eine Rollbahn verfügte, simuliert. Der Verwaltungskreis dieser kleinen und freundlichen Stadt wurde isoliert und die revolutionäre politische Arbeit verstärkt.

Trujillo war begeistert. Eine als Bauern verkleidete Kompanie der Rebellenarmee schrie auf der Rollbahn: „Es lebe Trujillo! Nieder mit Fidel!” und alles dies wurde der Führung in der Dominikanischen Republik mitgeteilt. Diese hatte über Fallschirme einen umfangreichen Park geschickt. Alles lief gut.

Am 13. August kam ein Flugzeug mit dem Sonderbeauftragten von Trujillo an: Luis del Pozo Jiménez, Sohn desjenigen, der unter Batista Bürgermeisters der Hauptstadt und eine prominente Figur des Regimes war. Er zeigte auf einer Landkarte die Positionen an, die von der dominikanischen Luftstreitkraft bombardiert werden sollten, und hinterfragte die Anzahl der Legionäre, die für die erste Etappe notwendig seien.

Zusammen mit ihm kam ein weiterer wichtiger Gesandter, Roberto Martín Pérez Rodríguez, der, wie schon erwähnt, zusammen mit seinem Vater Batista bei seiner Flucht in die Dominikanische Republik an jenem ersten Januar begleitete. In seiner Begleitung befanden sich weitere Befehlshaber der Söldner, die schon zum Bleiben gekommen waren. Das Flugzeug sollte zurückkehren. Seine Besetzung war dieselbe, die Batista bei seiner Flucht befördert hatte.

Ich befand mich zusammen mit Camilo Cienfuegos und anderen Comandantes der Rebellenarmee in der Nähe der Landebahn. Der Befehlshaber des kubanischen Militärpersonals, das die geschickten Waffen und Funkgeräte entlud, war der Meinung, dass er die Besatzung des Flugzeugs festnehmen sollte. Als er dies ausführte, bekommt das ein Kopilot mit, schießt auf sie und es kommt zu einer allgemeinen Schießerei. Die Gesandten von Trujillo und die anderen Befehlshaber der Söldner wurden verhaftet. Es gab Verluste.

An jenem selben Abend besuchte ich die Verletzten beider Seiten. Der Plan konnte nicht weiter ausgeführt werden. Bis dahin waren alle Nachrichtenübermittlungen zwischen Trujillo und der Konterrevolution im Escambray über Kurzwelle erfolgt. Der offizielle Sender von Trujillo sendete siegreiche Berichte, ähnlich denen, die man über Radio Swan und Miami in den Tagen der Schweinebucht zu hören bekam. Wir haben niemals die öffentlichen Sender in Kuba dazu verwendet, um falsche offizielle Berichte zu verbreiten.

Das Spiel hätte auch nach der Einnahme des Flugzeugs und der Festnahme von Luis del Pozo Jiménez und Roberto Martín Pérez Rodríguez fortgesetzt werden können, indem man einen mechanischen Schaden am Flugzeug simulierte, das zurückkehren sollte, aber nur um den Preis, die Bevölkerung zu täuschen und zu verwirren, die schon durch die aus dem Escambray kommenden Nachrichten und öffentlich aus Trujillo Stadt verbreiteten angeblichen Siege der Konterrevolution beunruhigt war.

An jenem 13. August 1959 wurde ich 33 Jahre alt, ich befand mich in der Blüte meines Lebens und meiner körperlichen und geistigen Fähigkeiten.

Es handelte sich um einen wichtigen revolutionären Sieg, aber gleichzeitig um ein Zeichen der noch vor uns stehenden Zeiten und ein erbärmliches Geschenk, dass mir Rafael Leónidas Trujillo zu meinem Geburtstag machte. Zwanzig Monate danach mussten wir den Angriff in der Schweinebucht abweisen, der Gewalt und dem Blutvergießen im Escambray, an den Meeresufern, in Städten und auf dem Land des gesamten Landes die Stirn bieten. Das war die von den Vereinigten Staaten angeführte Konterrevolution.

In jenem Land hätte man Roberto Martín Pérez Rodríguez und Luis del Pozo Jiménez als Söldner im Dienste einer feindlichen Macht standrechtlich erschossen. Die Revolutionären Gerichte haben sie zu Gefängnishaft verurteilt und haben ihnen kein Haar gekrümmt. Wie endete Martín Pérez? Er emigrierte auf legalem Wege in die Vereinigten Staaten. Jetzt ist er Vorkämpfer der kubanisch-amerikanischen Terroristen-Mafia, die den republikanischen Präsidentschaftskandidaten McCain unterstützt.

Ein angesehener kanadischer Journalist und Forscher, Jean-Guy Allard, beschreibt die terroristische Laufbahn von Roberto Martín Pérez Rodríguez wie folgt:

„…tatsächlich hat sich ‘Macho’ Martín Pérez” (so nennt er ihn) “schon in jungen Jahren der Polizei von Batista angeschlossen und erreichte wegen seiner einzigartigen Verdienste kraft der Misshandlungen der Gefangenen in den letzten Monaten des blutrünstigen Regimes den Rang eines Unteroffiziers.

„Vater und Sohn standen Batista so nahe, dass sie am ersten Januar 1959 anstelle nach Miami zu fliehen, dem Diktator in seine Zufluchtstätte in die Dominikanische Republik folgten.

„…als er am 29. Mai 1987 freigelassen wurde… schloss er sich 1989 der Kubanisch-Amerikanische Nationalstiftung (Cuban-American National Foundation CANF) an, die von dem CIA unter der Regierung von Ronald Reagan geschaffen wurde.“

„Bald leitete er den von jener Organisation gebildeten paramilitärischen Ausschuss, der u. a. die Finanzierung der terroristischen Gruppe Alpha 66 und weiterer Extremistengrüppchen, die gegen Kuba vorgehen, absichert.“

„…Martín Pérez Rodríguez nahm an der Organisation einer ganzen Reihe von gescheiterten Versuchen zur Ermordung des Präsidenten von Kuba bei verschiedenen Iberoamerikanischen Gipfeln teil.“

„Im Jahr 1994, anlässlich von Fidels Teilnahme am 4. Gipfel in Cartagena de Indias in Kolumbien… erwarb er ein Gewehr Barrett Kaliber 50 und Sprengstoffe, die von Miami nach Kolumbien… im Flugzeug transportiert wurden!“

„…bereitet er zusammen mit Jiménez Escobedo und Eugenio Llameras ein Komplott im Hinblick auf den 5. Iberoamerikanischen Gipfel von 1995 vor. Im selben Jahr bereitet er erneut denselben Plan für den Gipfel der Blockfreien Staaten vor, der ebenfalls in Cartagena de Indias in Kolumbien stattfand.“

„Im Jahr 1997, auf Isla Margarita in Venezuela, zum 7. Iberoamerikanischen Gipfel der Staats- und Regierungschefs, baute Posada eine weitere Verschwörung mit der direkten Hilfe von Martín Pérez Rodríguez und anderen Führungsmitgliedern der CANF auf...”

„…war er Unterzeichner der Erklärung zur Unterstützung des Terrorismus gegen Kuba, welche die Stiftung am 11. August veröffentlichte… Roberto Martín Pérez, Feliciano Foyo und Horacio García gehören zu den Individuen, die Posada bei seinem Interview für die New York Times im Jahre 1997 öffentlich als ‘Finanzexperten’ seiner terroristischen Aktivitäten kennzeichnete.”

„…übernahm er die Schirmherrschaft für eine Ausstellung der Bilder von Bosch und Posada, der intellektuellen Autoren der Sabotage an dem kubanischen Zivilflugzeug im Jahr 1976, bei der 73 Personen starben.“

„Im Jahr 1998 verwirklichte der große Verteidiger der ‘politischen Häftlinge’ eine seiner schmutzigsten Heldentaten: zusammen mit anderen Anführern der Mafia von Miami… führte er den neuen FBI-Chef, den überaus bestechlichen Héctor Pesquera dazu, die Festnahme von fünf Kubanern durchzuführen, die in die Reihen der terroristischen Organisationen eingeschleust waren.”

„…ist seine unfehlbare Freundschaft mit Guillermo Novo Sampoll bekannt, dem Mörder des chilenischen Regierungsbeamten Orlando Letelier…”

„Der republikanische Kandidat muss darüber in Kenntnis gesetzt werden, dass sein 73jähriger Günstling der Erste war, der behauptet hat, dass er am Tag seines erträumten Sieges über die kubanische Revolution einen Bulldozer vom Kap San Antonio bis zur Landzunge von Punta de Maisí durchfahren würde, um die jetzige Bevölkerung der Insel zu beseitigen, die schuldig ist, auf die eine oder andere Art und Weise mit der Revolution in Verbindung zu stehen.“

„…zu einer anderen Gelegenheit hat er auf die Befragung hin, ob nicht die Gefahr bestehe, bei einem Attentat gegen kubanische Führungskräfte Unschuldige umzubringen, erklärt, dass ihm sogar egal sei, wenn ‘der Papst sterben würde’”.


Die historische Wahrheit erinnert uns daran, dass der Vater von John McCain den Amphibienangriff, die Invasion und die Besetzung der Dominikanischen Republik im Jahr 1965 kommandierte, um die nationalistischen Kräfte unter Führung von Francisco Caamaño zu bekämpfen, einem weiteren großen Patrioten jener Nation, den ich sehr gut kennen gelernt habe und der immer Vertrauen in Kuba hatte.

Ich widme diese Reflexion mit historischem Ansatz unseren lieben Journalisten, da sie mit dem 8. Kongress des Journalistenverbandes von Kuba zusammenfällt. Bei ihnen fühle ich mich wie im Familienkreis. Wie gerne hätte ich die Techniken ihres Berufs studiert!

Der Journalistenverband von Kuba (UPEC) war so großzügig ein Buch herauszugeben, das sie Fidel periodista (Fidel als Journalist) betitelten, dessen Lancierung morgen Nachmittag stattfinden wird. Sie haben mir ein Exemplar zugeschickt, das mehrere Artikel von vor mehr als 50 Jahren beinhaltet, die in Untergrund-Organen oder der offiziellen Presse erschienen. Das Vorwort ist von Guillermo Cabrera Álvarez und die Auswahl, Einleitung und Bemerkungen sind von Ana Núñez Machín.

Guillermo Cabrera habe ich seit meinen ersten Kontakten mit ihm den Beinamen “Das Genie” gegeben. Das war der Eindruck, den ich über jene wunderbare Person hatte, die leider im vergangenen Jahr verstorben ist. Er wurde vor längerer Zeit in unserer angesehenen Herz- und Gefäßklinik der Stadt Santa Clara am Herzen operiert, Zentrum, welches von der Revolution geschaffen wurde.

Ich habe einige der Artikel erneut gelesen, die in Alerta, Bohemia und La Calle veröffentlicht wurden und dabei erneut jene Jahre erlebt.

Ich habe jene Artikel aufgrund der Notwendigkeit zur Ideenübermittlung geschrieben. Das tat ich aus reinem revolutionärem Instinkt. Ein Prinzip habe ich immer angewandt: die Worte sollen einfach sein und die Konzepte für die Massen verständlich. Jetzt habe ich mehr Erfahrung, aber weniger Kraft, es fällt mir schwerer, dies zu tun. Das Kenntnisniveau unserer Bevölkerung ist mit der Revolution jetzt viel höher, die Aufgabe ist schwieriger.

Vom revolutionären Standpunkt aus gesehen sind die Meinungsverschiedenheiten nicht wichtig; was wichtig ist, ist die Ehrlichkeit der Meinungsäußerung. Aus den Widersprüchen wird die Wahrheit hervorgehen. Vielleicht wäre es nützlich, sich ein anderes Mal die Mühe zu machen, um einige Bemerkungen zur Angelegenheit zu machen.

Gestern erfolgte ein wichtiges Geschehnis, das Hauptthema in den nächsten Tagen sein wird: die Befreiung von Ingrid Betancourt und einer Gruppe von Personen, die sich in der Gewalt der FARC befanden. FARC, das sind die Anfangsbuchstaben in spanischer Sprache der Organisation Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens.

Am 10. Januar des laufenden Jahres hat unser Botschafter in Venezuela, Germán Sánchez, auf Antrag der Regierungen von Venezuela und Kolumbien an der Übergabe von Clara Rojas an das Internationale Rote Kreuz teilgenommen. Diese war Kandidatin für die Vizepräsidentschaft von Kolumbien gewesen, als Ingrid Betancourt das Präsidentenamt anstrebte, und war am 23. Februar 2002 entführt worden. Consuelo González, Mitglied des Repräsentantenhauses, die am 10. September 2001 entführt worden war, wurde gemeinsam mit ihr befreit.

Es könnte sich ein Friedenskapitel für Kolumbien öffnen, ein Prozeß, den Kuba seit mehr als 20 Jahren unterstützt, weil er für die Einheit und Befreiung der Völker unseres Amerikas dringend notwendig ist. Sie nutzen unter den komplexen und besonderen heutigen Umständen nach dem Zusammenbruch der UdSSR Anfang der 90er Jahre – den ich nicht versuchen werde, an dieser Stelle zu analysieren – neue Wege, die von denen Kubas, Nicaraguas und anderer Länder in den 50er, 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts vollkommen verschieden sind.

Die Bombardierung eines Lagers auf ecuadorianischem Territorium, in dem kolumbianische Guerillakämpfer und junge Besucher verschiedener Nationalitäten übernachteten, in den frühen Morgenstunden des 1. März unter Anwendung US-amerikanischer Technologie, die Okkupation des Gebiets, Gnadenschüsse auf Verwundete und die Verschleppung von Leichnamen als Teil des terroristischen Planes der Regierung der USA, stießen die Welt ab.

Am 7. März fand das Treffen der Grupo de Río in der Dominikanischen Republik statt, auf der die Tat energisch verurteilt wurde, während ihn die Regierung der USA beklatschte.

Manuel Marulanda, Bauer und kommunistischer Aktivist, Oberbefehlshaber dieser vor fast einem halben Jahrhundert geschaffenen Guerilla, lebte noch. Er starb am 26. des gleichen Monats. Ingrid Betancourt, geschwächt und krank, so wie andere Gefangenen im schlechten Gesundheitszustand, hätte schwerlich noch längere Zeit überstanden.

Aus einem grundlegenden Gefühl der Menschlichkeit heraus freut uns die Nachricht, daß Ingrid Betancourt, drei nordamerikanische Bürger und andere Gefangene befreit worden sind. Zivilisten mußten niemals entführt und die Soldaten nicht als Gefangene im Regenwald gehalten werden. Das waren objektiv grausame Taten. Kein revolutionäres Vorhaben konnte sie rechtfertigen. Zu gegebener Zeit wird es notwendig sein, die subjektiven Faktoren tief zu analysieren.

In Kuba gewannen wir unseren revolutionären Krieg, wobei wir Gefangene sofort in Freiheit setzten und ohne jegliche Bedingung. Wir übergaben dem Internationalen Roten Kreuz die gefangenen Soldaten und Offiziere jedes Gefechts, nur ihre Waffen beschlagnahmten wir. Kein Soldat legt sie nieder, wenn ihn der Tod oder eine grausame Behandlung erwartet.

Wir beobachten mit Sorge, wie der Imperialismus versucht, das, was in Kolumbien passiert ist, auszunutzen, um seine entsetzlichen Genozide an anderen Völkern zu verdecken und zu rechtfertigen, die internationale Aufmerksamkeit von seinen interventionistischen Plänen in Venezuela und Bolivien sowie der Präsenz der IV. Flotte abzulenken. Damit soll seine politische Linie unterstützt werden, die darauf abzielt, die Unabhängigkeit vollkommen zu beseitigen und sich der natürlichen Ressourcen der Länder südlich der Vereinigten Staaten zu bemächtigen. Das sind Beispiele, die alle unsere Journalisten belehren sollten. Die Wahrheit bewegt sich in unserer Gegenwart auf stürmischen Meeren, wo die Massenmedien sich in Händen derjenigen befinden, die das Überleben der menschlichen Gattung mit ihren riesigen wirtschaftlichen, technologischen und militärischen Ressourcen bedrohen. Das ist die Herausforderung für die kubanischen Journalisten!


Fidel Castro Ruz

3. Juli 2008
16:26 Uhr