Freitag, 31. Oktober 2008

Das Treffen mit Lula

Reflexionen des Genossen Fidel: Das Treffen mit Lula

In meiner Reflexion von gestern ging es nicht um die Kritik an der Geldspritze an die Entwicklungsländer, wie einige Agenturmeldungen interpretierten.

Als ich Die schlimmste Variante geschrieben habe, bezog ich mich auf die Form und die Ziele der Geldspritze. Ich habe die Idee dargestellt, dass die Finanzkrise eine Folge der 1944 vom Bretton Woods erteilten Privilegien an den entwickelten Kapitalismus an die Vereinigten Staaten ist, die sich mit enormer militärischen und ökonomischen Macht kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges entwickelten. Das Phänomen tritt von Mal zu Mal häufiger auf.

In einem Brief an den Präsidenten Brasiliens, Lula da Silva, den ich ihm kurz nach seiner Ankunft in Kuba sandte – für seinen kurzen Besuch in unseren Land war kein Treffen mit mir geplant – schrieb ich wörtlich zu diesem Aspekt:

“Wer auch nach der gegenwärtigen Krise der Regierender der Vereinigten Staaten sein wird, er muss einen starken Druck seitens der Völkern der Dritten Welt spüren, Lösungen fordernd, an denen alle beteiligt sind und nicht nur eine Gruppe Länder. Für die reichsten Länder ist es dringend nötig, dass die armen kaufen, andersfalls kämen ihrer Produktions- und Leistungseinrichtungen zum Stillstand. Sie sollten ihre Computer benutzen, um die Billionen zu berechen, die sie investieren müssen, damit sich die armen Länder entwickeln können, ohne dabei die Ökologie und das Leben unseres Planets zu zerstören“.

Für jeden Leser ist es evident, dass, wenn ich vom Investieren rede, ich mich auf einen Geldbeitrag an die Dritte Welt beziehe, besonders in Form von weichen Krediten, mit Zinsen um Null, zugunsten einer vernünftigen umweltfreundlichen Entwicklung.

Es kam zu einer Begegnung mit Lula um zu einem fast zweistündigen Gespräch. Er hatte trotzt seinem gedrängten Programm darum gebeten. Ich sagte ihm, dass ich Aspekte aus meinem Brief dass ich die Konzepte meines Briefes veröffentlichen werde; er hatte keine Einwände. Wie immer verlief das Gespräch freundlich und respektvoll. Er beschrieb das Werk ziemlich detailliert, das er in seinem Land führt. Ich bedankte mich für die politische und ökonomische Unterstützung Brasiliens gegenüber Kuba und seinem Kampf; dabei unterstrich ich und bekräftigte die entscheidende Rolle Venezuelas, ein lateinamerikanisches Entwicklungsland, und seines Präsidenten in der kritischsten Zeit der Sonderperiode und heute, da sich die imperialistische Blockade verschärft und unser Land von zwei verheerenden Hurrikans heimgesucht wurde.

Trotz unseres umfangreichen Meinungsaustauschs blieb vor dem geplanten Abflug noch anderthalb Stunde Zeit.

Wie ich heute Nachmittag aus einigen Agenturmeldungen entnahm, hatte er im Zusammenhang mit der Wahlen in den Vereinigten Staaten eine mutige Haltung eingenommen. Sollte McCain die Wahlen gewinnen, würde er im Voraus nicht mit Brasilien, dem größten lateinamerikanischen Land, rechen können.

Am kommenden 15. November findet in Washington ein von Bush einberufenes Treffen der G-20 statt. Man hat das Fernsehen kaum eingeschaltet, und schon sieht man einen Staatsmann bei einer Rede auf einem Treffen höchster Ebene. Wieviel Zeit wird den Staatschefs wohl noch bleiben, um sich zu informieren und über die komplexen Problemen nachzudenken, die die Welt heute bedrücken?

Der jetzige Präsident der Vereinigten Staaten hat damit kein Problem: er löst sie nicht, er schafft sie. Das Lösen ist für ihn die Aufgabe der Anderen.


Fidel Castro Ruz

31. Oktober 2008
17.15 Uhr

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Die schlimmste Variante

Reflexionen des Genossen Fidel: Die schlimmste Variante

Heute habe ich gelesen, dass die US-Notenbank eine neue Kreditlinie für die Zentralbanken von Mexiko, Brasilien, Südkorea und Singapur geschaffen hat.

In derselben Erklärung wird informiert, dass ähnliche Kredite den Zentralbanken von Australien, Kanada, Dänemark, Großbritannien, Japan, Neuseeland, der Schweiz und der Zentralbank Europas verliehen wurden.

Kraft dieser Vereinbarungen werden US-Dollar an die Zentralbanken gezahlt, gegen Devisenreserven der Länder, die aufgrund der Finanz- und Handelskrise beträchtliche Verluste erlitten haben.

So wird die wirtschaftliche Kraft ihrer Währung gestärkt, ein durch das Bretton-Woods-System erteiltes Privileg.

Der Internationale Währungsfonds, der das Gleiche in Grün ist, kündigt hohe Finanzspritzen für seine Kunden in Osteuropa an. Ungarn wird mit einer Summe im Wert vom 20 Milliarden Euro aufgepumpt, größtenteils Dollar aus den USA. Die Maschinen hören nicht auf, Scheinen zu drucken, und der IWF nicht, seine Löwen-Darlehen zu verleihen.

Seinerseits hat der Welt-Naturfonds (WWF) gestern in Genf erklärt, dass die Menschheit, nach dem heutigen Ausgabentempo, im Jahr 2030 die Ressourcen zweier Planeten brauchen würde, um ihren Lebensstandard aufrecht zu erhalten.

Die WWF ist eine ernsthafte Institution. Man muss kein Diplommathematiker, Diplomökonom oder Politwissenschaftler sein, um zu verstehen, was das bedeutet. Das ist die schlimmste Variante. Der entwickelte Kapitalismus strebt danach, die Welt immer weiter auszubeuten, als wenn sie das aushalten würde.


Fidel Castro Ruz

30. Oktober 2008
20:05 Uhr

Sonntag, 26. Oktober 2008

Der ökonomische Analphabetismus

Reflexionen des Genossen Fidel: Der ökonomische Analphabetismus

Chávez hat in Zulia vom „Kameraden Sarkozy” gesprochen und hat es mit gewisser Ironie gesagt, aber ohne ihm nahe treten zu wollen. Im Gegenteil, er wollte viel mehr seine Ehrlichkeit anerkennen, mit der er in seiner Eigenschaft als amtierender EU-Ratsvorsitzender in Beijing gesprochen hatte.

Niemand hatte proklamiert, was alle europäischen Führer wissen und nicht eingestehen: Das gegenwärtige Finanzsystem taugt nicht und muss geändert werden. Der venezolanische Präsident rief aufrichtig aus:

„Es ist unmöglich, das kapitalistische System neu zu gründen. Es wäre wie ein Versuch, die Titanic, nachdem sie auf dem Meeresgrund lag, wieder zum Fahren bringen zu wollen.”

Auf dem Asien-Europa-Gipfel, an dem 43 Länder teilnahmen, hat Sarkozy den Mitteilungen nach bedeutende Geständnisse gemacht:

„Es geht der Welt nicht gut. Sie steht einer Finanzkrise gegenüber, die in ihrem Ausmaß, ihrer Schnelligkeit, Gewalt und ihren Auswirkungen auf die Umwelt einmalig ist und das Überleben der Menschheit in Frage stellt: 900 Mio. Menschen verfügen nicht über die notwendigen Mittel für ihre Ernährung.“

Wir, die an dieser Sitzung teilgenommen haben, stellen zwei Drittel der Bevölkerung des Planeten und die Hälfte seines Reichtums dar. Die Finanzkrise begann in den Vereinigten Staaten, sie reicht aber weltweit und muss weltweit beantwortet werden.

Ein 11-jähriges Kind gehört nicht in einer Fabrik, sondern in einer Schule.

Keine Region der Welt hat einer anderen eine Lektion zu erteilen“. Eine klare Anspielung auf die Politik der Vereinigten Staaten.

Zum Schluss erinnerte er vor den asiatischen Nationen an die vergangene Kolonialherrschaft Europas in diesem Kontinent.

Wenn diese Worte von Granma gezeichnet wären, würde man sagen, es handele sich um ein Klischee der offiziellen kommunistischen Presse.

Die deutsche Kanzlerin, Angela Merkel, sagte in Beijing, man hätte „weder die Entität, noch die Dauer der laufenden internationalen Finanzkrise vorhersehen können. Es handelt sich um nichts anderes als die Schaffung neue Grundlagen für das Finanzsystem.” Am gleichen Tag wurden Nachrichten verbreitet, die die ausgelöste allgemeine Ungewissheit offenbaren.

Die 43 Länder Europas und Asiens vereinbarten auf dem Treffen von Beijing, dass der Internationale Währungsfonds bei der Unterstützung der durch die Krise am schwersten betroffenen Länder eine wichtige Rolle spielen solle, und befürworteten im Streben nach langfristiger Stabilität und der Entwicklung der Weltwirtschaft einen interregionalen Gipfel.

Der spanische Präsident, Rodríguez Zapatero, erklärte, „es habe eine Verantwortungskrise gegeben, in der sich einige wenige bereichert haben und die Mehrheit immer ärmer wird”. Weiterhin erklärte er, dass „die Märkte den Märkten nicht vertrauen”. Er hat die Länder aufgefordert, sich vom Protektionismus fern zu halten, in der Überzeugung, dass der Wettbewerb es zustande bringt, dass die Finanzmärkte ihre Rolle spielen. Er wurde wegen der nachtragenden Haltung Bush's nicht offiziell zum Gipfel in Washington eingeladen. Bush verzeiht ihm den Rückzug der spanischen Truppen aus dem Irak nicht.

Der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Durão Barroso, bekräftigte seine Warnung vor dem Protektionismus.

Der UNO-Generalsekretär Ban Ki‑moon traf sich seinerseits mit namhaften Ökonomen, um zu versuchen zu vermeiden, dass die Entwicklungsländer die Hauptopfer dieser Krise werden.

Miguel D’Escoto, Ex-Außenminister der Sandinistischen Revolution und gegenwärtiger Vorsitzender der UNO-Generalversammlung, forderte, das Problem der Finanzkrise solle nicht im Rahmen der G-20 unter den reichsten Ländern und einer Gruppe von Schwellenländern behandelt werden, sondern innerhalb der Vereinten Nationen.

Es gibt Meinungsverschiedenheiten über den Ort und das Treffen, auf dem ein neues Finanzsystem beschlossen werden soll, das dem Chaos und dem vollständigen Fehlen von Sicherheit für die Völker ein Ende setzt. Es besteht große Furcht, dass die reichsten Länder der Welt, versammelt mit einer reduzierten Gruppe von Schwellenländern, die von der Finanzkrise betroffen sind, die restliche Welt ignorierend ein neues Bretton Woods beschließen. Präsident Bush erklärte gestern, „die Länder, die hier nächsten Monat über die globale Krise beraten werden, sollen sich auch mit den Grundsätzen des langfristigen wirtschaftlichen Zuwachses verpflichten: freie Märkte, freies Unternehmertum und freier Handel.”

Die Banken liehen Dutzende Dollar für jeden, der von den Sparern eingezahlt wurde. Sie multiplizierten das Geld. Sie atmeten und transpirierten Ausleihen aus allen Poren… Jede Kontraktion führte sie zum Ruin oder führte zur Übernahme durch andere Banken. Man musste sie unbedingt retten, immer auf Kosten der Steuerzahler. Sie schufen enorme Vermögen. Ihre privilegierten Mehrheitsaktionäre konnten jede Summe für beliebige Dinge zahlen.

Shi Jianxun, Professor der Universität von Tongui, Shanghai, erklärte in einem von der Auslandsausgabe der Zeitung des Volkes veröffentlichten Artikel, dass „die bittere Realität dazu geführt hat, dass die Leute inmitten der Panik begriffen, dass die Vereinigten Staaten die Dollar-Hegemonie dazu genutzt haben, die Reichtümer der Welt zu plündern. Es ist Eile angebracht, um das internationale Währungssystem zu ändern, das auf der herrschenden Position des Dollar basiert.”

Mit sehr wenigen Worten erläuterte er die wesentliche Rolle der Währungen in den internationalen Wirtschaftsbeziehungen. So war es seit Jahrhunderten zwischen Asien und Europa: Erinnern wir uns daran, dass China das Opium als Währung auferlegt wurde. Darüber sprach ich, als ich Der chinesische Sieg geschrieben hatte.

Nicht einmal metallisches Silber, womit die Spanier Anfangs von ihrer Kolonie in den Philippinen aus die in China erworbenen Erzeugnisse bezahlten, wollten die Behörden dieses Landes nehmen, weil es ständig abgewertet wurde, infolge seines reichlichen Vorkommens in der so genannten Neuen Welt, die gerade von Europa erobert worden war. Die Regierenden in Europa schämen sich heute für die Dinge, die sie China Jahrhunderte lang auferlegt haben.

Die gegenwärtigen Schwierigkeiten in den Austauschsbeziehungen dieser beiden Kontinente sollen nach Meinung des chinesischen Wirtschaftswissenschaftlers über Euro, englische Pfund, Yen und Yuan gelöst werden. Es gibt keinen Zweifel darüber, dass die vernünftige Reglementierung zwischen diesen vier Währungen zur Entwicklung gerechter Handelsbeziehungen zwischen Europa, Großbritannien, Japan und China beitragen würde.

In diesem Bereich würden Japan und Deutschland eingeschlossen sein ― zwei Herstellerländer von Hightech-Geräten, sowohl für die Produktion, als auch für die Dienstleistungen ―, und der potenzielle Motor der Weltwirtschaft, China, mit ca. 1,4 Milliarden Einwohnern und über 1,5 Billionen Dollar als Reserve in konvertierbaren Devisen, bestehend hauptsächlich aus US-Dollar und – Gutscheinen. Es folgt Japan mit fast der gleichen Summe an Devisen-Reserven.

In der heutigen Konjunktur wächst der Wert des Dollars aufgrund der der Weltwirtschaft auferlegten herrschenden Position dieser Währung, auf die der Professor aus Shanghai hinweist und die er mit Recht ablehnt..

Wir, eine große Zahl von Ländern der Dritten Welt, Exporteure von Rohstoffen und Erzeugnissen mit niedrigem Mehrwert, sind Importeure von Konsumgütern aus China, die normalerweise vernünftige Preise haben, und Geräten aus Japan und Deutschland, die immer teurer werden. Auch wenn China versucht hat, dass der Yuan nicht überbewertet wird, wie die Yankees unaufhörlich fordern, um ihre Industrien vor der chinesischen Konkurrenz zu retten, steigt der Wert des Yuan, und die Kaufkraft unserer Exporte sinkt. Der Nickelpreis, unsere wichtigste Exportposition, dessen Wert vor nicht zu langer Zeit über 50 000 Dollar/t erreicht hatte, ist vor einigen Tagen auf 8 500 Dollar/t gesunken, das heißt, auf weniger als 20 % des erreichten Höchstpreises. Der Kupfer-Wert ist auf unter als 50 % zurückgegangen; und so geschieht es jeweils mit Eisen, Aluminium, Zinn und mit allen für eine nachhaltige Entwicklung notwendigen Metallen. Die Preise für Konsumgüter, wie Kaffee, Kakao, Zucker und andere, sind entgegen aller menschlichen Vernunft, in mehr als 40 Jahren kaum gestiegen Deshalb habe ich vor kurzem ebenfalls davor gewarnt, dass infolge einer bevorstehenden Krise, die Märkte verloren gehen würden und sich die Kaufkraft unserer Produkte beträchtlich reduzieren würde. Unter diesen Umständen wissen die entwickelten kapitalistischen Länder, dass ihre Fabriken und Dienstleistungen zum Erliegen kommen, und nur die Verbrauchskapazität eines großen Teils der Menschheit, der bereits an der Armutsgrenze oder darunter liegt, könnte ihre Funktionstüchtigkeit aufrechterhalten.

Das ist das große Dilemma, das von der Finanzkrise aufgeworfen wurde, und die Gefahr, dass die gesellschaftlichen und nationalen Egoismen über die Wünsche vieler Politiker und Staatsmänner siegen, die von dieser Erscheinung betroffen sind. Sie haben nicht das geringste Vertrauen in das eigene System aus dem sie als öffentliche Persönlichkeiten hervorgegangen sind.

Wenn ein Volk den Analphabetismus hinter sich lässt, wenn es lesen und schreiben kann, und das für ein redliches Leben und Produzieren unerlässliche Minimum an Kenntnisse besitzt, hat es noch die schlimmste Form der Unwissenheit unserer Zeit zu überwinden: den wirtschaftlichen Analphabetismus. Nur auf dieser Weise könnten wir begreifen, was es sich auf der Welt ereignet.


Fidel Castro Ruz

26. Oktober 2008
17:15 Uhr

Dienstag, 21. Oktober 2008

Die russische orthodoxe Kirche

Reflexionen des Genossen Fidel: Die russische orthodoxe Kirche

Sie ist eine spirituelle Macht. In den kritischen Momenten der Geschichte Russlands hat sie eine wichtige Rolle gespielt. Als nach dem verräterischen Naziangriff der Grosse Vaterländische Krieg begann, wendete sich Stalin zur Unterstützung der Arbeiter und Bauer, die die Oktoberrevolution zu Besitzern der Fabriken und des Landes gemacht hatte, an sie.

Als die UdSSR zerfiel, wurde diese Kirche nicht zu einem Verbündeten des Imperialismus. Aus diesem Grund, als im Jahr 2004 Seine Eminenz Wladimir Michailovich Gundjaew, Metropolit Kirill von Smolensk und Kaliningrad, unser Land besuchte, schlug ich ihm vor, in der kubanischen Hauptstadt eine Kathedrale der Russischen Orthodoxen Kirche als Monument der russisch-kubanischen Freundschaft zu errichten.

Der Historiker der Stadt, Eusebio Leal, übernahm die Verantwortung für die Erfüllung dieser Aufgabe. In ihr wurde Erde von dem Ort abgelegt, wo die Überreste der sowjetischen Soldaten ruhen, die Jahrzehnte lang ihre Dienste in unserem Land geleistet hatten und hier starben. Deshalb spürte ich am vergangenen Sonntag, als die Kathedrale eingeweiht wurde, den Wunsch, ein Gespräch mit der verehrten Persönlichkeit der Russischen Orthodoxen Kirche, die uns einen Besuch abstattete, zu führen.

Morgen, am Donnerstag wird er in Venezuela ein Gespräch mit dem Präsident Chávez führen. Beide Männer inspirieren sich an den gleichen ethischen Prinzipien, die aus den Predigen von Christus, den Evangelien gemäß, hervorgehen, es ist ein Glaube, den beide teilen. Anschließend wird er Ecuador besuchen, um sich mit Correa, einem politischen Führer, der in der Theologie der Freiheit aufgewachsen ist, zu unterhalten.

Seine Eminenz ist kein Gegner des Sozialismus, noch verurteilt er uns, die vom Marxismus-Leninismus ausgehen, um für eine gerechte Welt zu kämpfen, zum ewigen Feuer. Wenn er im Komitee für Menschenrechte der Vereinten Nationen oder in anderen Institutionen zu Wort kommt, wird er mit großem Respekt angehört. In seinem unermesslichen Land spricht er oft im Fernsehen, 15 Minuten lang am Samstag, und Abermillionen Menschen folgen ihm mit Interesse.

Unsere Hauptstadt bereichert sich mit einem Tempel, der der angesehenen Russischen Orthodoxen Kirche würdig ist. Es ist ein unwiderlegbarer Beweis der Achtung unserer Revolution von einem der Hauptprinzipien der Menschenrechte, in Einklang mit einer tief greifenden und radikalen sozialistischen Revolution.

Es besteht keinerlei Grund, dem Imperialismus das geringste Zugeständnis zu machen. Ich habe den Eindruck, dass Seine Eminenz so denkt. Er ist nicht gegen die Moslems, er respektiert diese Religion. In seiner ökumenischen Konzeption glaubt er, dass die Katholische Kirche ihre Probleme mit Ländern wie China und Vietnam lösen kann.

Es war sehr angenehm und erbaulich, mit ihm sprechen zu können.


Fidel Castro Ruz

21. Oktober 2008
19:40 Uhr

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Das Ungewöhnliche

Reflexionen des Genossen Fidel: Das Ungewöhnliche

Am Sonntag, den 12. Oktober haben die Länder der Eurozone auf Initiative von Sarkozy, dem Präsidenten von Frankreich, einen Aktionsplan gegen die Krise beschlossen.

Am Montag, den 13. Oktober werden die Millionen und Abermillionen hohen Geldsummen genannt, mit denen die europäischen Länder den Finanzmarkt spritzen werden, um einen Kollaps zu vermeiden. Aufgrund dieser überraschenden Nachrichten sind die Aktienwerte wieder gestiegen. Laut der genannten Beschlüsse und anhand der Befragung haben sich Deutschland zu 480, Frankreich zu 360, die Niederlande zu 200, Österreich und Spanien zu je 100 Milliarden Euro verpflichtet, und so weiter, bis man einschließlich des Beitrages von Großbritannien auf eine Gesamtsumme von 1,7 Billiarden Euros kam. An diesem Tag entsprach diese Summe 2,2 US-Dollar -der Wechselkurs variiert ständig von einer zur anderen Währung- die zu den 700 Milliarden US-Dollar der Vereinigten Staaten von Amerika addiert werden.

Die Aktien der großen Konsortien, die nicht Pleite waren, haben eine abrupte Erhöhung ihrer Werte erlebt, obwohl diese die erlittenen Verluste in den neun tragischen Tagen noch lange nicht ausgleicht, aber damit haben die Politiker und Bankiers des entwickelten Kapitalismus zumindest eine Dosis Sauerstoff erhalten.

Am selben Abend hat Silvio Berlusconi, Ministerpräsident Italiens, eine Rede während eines Empfangs gehalten, der zu seinem Ehren im Weißen Haus, gegeben wurde, in der er Bush seine Ehre erweist. „Wir vertrauen auf den Präsidenten, der den Mut hatte, etwas zu verwirklichen, was er als gerecht betrachtete und was er für sich selbst, für sein Volk und für die Welt tun soll.“

Da ist er wirklich zu weit gegangen!

Genau am selben Tag, den 13., wurde der Wirtschafts-Nobelpreis 2008 an den US-Staatsbürger Paul Krugman verliehen. Er ist zweifellos ein Verteidiger des kapitalistischen Systems, aber gleichzeitig ein großer Kritiker des Präsidenten Bush.

Mit dem Titel Gordon hat es sehr gut gemacht, veröffentlicht am 14. in der Zeitung El País, hat er verschiedene Ideen geäußert, einigen davon sind es wert, wörtlich zitiert zu werden:

„Es ist selbstverständlich, dass, um dem Problem des Mangels an Finanzkapital zu begegnen, der Staat den Finanzinstituten mehr Kapital als Gegenleistung für ein Teil des Eigentums bereitstellen muss …

Diese Art temporärer Teilverstaatlichung war auch aus privater Sicht die bevorzugte Lösung von Ben Bernanke, dem Präsidenten der Federal Reserve der USA.

Als er sein Finanzhilfspaket von 500 Milliarden Euro verkündete, hat Henry Paulson, US-Finanzminister, diesen offensichtlich günstigeren Weg mit dem Argument, dass man diesen nur im Falle eines Börsenkrachs anwendet, abgelehnt.

Die britische Regierung ist direkt auf den Grund des Problems gegangen und hat überraschend schnell eine Lösung gefunden.

Paulson ― nach einer vermutlichen Verschwendung höchst wertvoller Wochen ― hat es sich anders überlegt und versucht jetzt Bankaktien statt toxischen hypothekarischen Vermögens zu erwerben.

Wie ich gesagt habe, wir wissen nicht, ob diese Maßnahmen funktionieren oder nicht … Diese klare Erkenntnis musste erst aus London und nicht aus Washington kommen.

Es ist schwierig, sich des Gefühls zu erwehren, dass die ursprüngliche Antwort von Paulson von der Ideologie verfälscht war. Erinnern Sie sich, dass er für eine Regierung arbeitet, deren Philosophie, auf einen Nenner gebracht, lautet ‚Privat ist gut, Öffentlich ist schlecht’.

In der ganzen Exekutive waren die Sachverständigen entlassen worden; vielleicht arbeitet in der Schatzkammer niemand mit dem erforderlichen Niveau und einer Laufbahn, der Paulson sagen kann, dass das, was er tat, keinen Sinn hatte.

Zum Glück für die Weltwirtschaft hat einen Sinn, was Gordon Brown und seine Minister machen. Und vielleicht haben sie uns den Weg gewiesen, um diese Krise zu überwinden.“


Nicht einmal der Wirtschafts-Nobelpreisträger 2008 ist sich dessen sicher, wie er gesteht, dass jene Maßnahmen funktionieren.

Das sind ungewöhnliche Dinge.

Am Dienstag, den 14., sind die Aktienpreise an den Börsen um einige Punkte gesunken. Das Lächeln wurde schon ein bisschen stereotyper.

Die europäischen kapitalistischen Länder, von Produktionskapazitäten und Waren gesättigt, suchen verzweifelt nach Märkten, damit es nicht zu Streiks im Arbeits- und Dienstleistungssektor kommt, damit Sparer ihr Geld nicht verlieren und Bauern nicht Pleite gehen. Keines der Länder ist deshalb in der Lage, der übrigen Welt Bedingungen und Lösungen aufzuzwingen. So die Meinung von Staatschefs wichtiger Schwellenländer sowie armer und wirtschaftlich ausgeplünderter Länder, die Opfer des ungleichen Austauschs sind.

Heute, am Mittwoch, den 15., ist der Aktienwert an der Börse plötzlich wieder gesunken.

McCain und Obama werden heute Nacht über das wirtschaftliche Thema hitzig diskutieren.

In der großen Demokratie der Vereinigten Staaten ist die Hälfte der Stimmberechtigten nicht eingetragen; von den Eingetragenen geht die Hälfte nicht wählen und nur 25 % der Wahlberechtigten wählen diejenigen, die regieren. Viele, die vielleicht für den schwarzen Kandidaten stimmen wollen, können das nicht tun.

Laut Umfragen rechnet dieser Kandidat mit einer überwältigenden Mehrheit. Trotzdem traut sich niemand zu sagen, wie das Ergebnis aussehen wird.

Der 4. November wird, bedingt durch die wirtschaftliche Krise, in der die Gesellschaft der Vereinigten Staaten auf dem Prüfstein steht, ein sehr interessanter Tag für die Weltöffentlichkeit sein.

Hinsichtlich der Wahlen sind wir nur einer Sache sicher: bei den nächsten Wahlen in Großbritannien wird man Gordon Brown nicht als Ministerpräsident wählen.


Fidel Castro Ruz

15. Oktober 2008
19:05 Uhr

Dienstag, 14. Oktober 2008

Die Wahrheit im Kampfe und das Buch von Martin Blandino

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Wahrheit im Kampfe und das Buch von Martin Blandino

Erster Teil

In der gesamten internationalen Presse wird über den ökonomischen „Hurrikan“ gesprochen, der die ganze Welt erschüttert. Viele bezeichnen ihn als ein neues Phänomen. Für uns ist dies gar nicht neu, es war vorauszusehen. Ich möchte heute aber gern über ein anderes aktuelles Thema sprechen, das eine große Bedeutung für unser Volk hat.

Als ich die Reflexion über Cangamba niedergeschrieben habe, kannte ich das wunderbare Buch des Journalisten und Forschers, dessen Name in der Überschrift meiner heute veröffentlichten Reflexionen steht, noch nicht. Ich hatte nur den Film Kangamba gesehen, der so bewegende Erinnerungen in mir hervorgerufen hat. Immer wieder habe ich mich an den Satz ‚Diejenigen, die in Cangamba gefallen sind, haben ihr Leben nicht vergeblich gegeben!’ erinnert.

Das war auch der Hintergrund meiner Botschaft vom 12. August 1983 an den Chef der kubanischen Militärmission in Angola.

Bei Tagesanbruch hatten die Feinde das Schlachtfeld verlassen, wo sie mehr als 3000 Mann aufgeboten hatten, bewaffnet und beraten von südafrikanischen Rassisten. Seit dem 2. August hatten sie Tag und Nacht die Stellungen mit etwa 600 Angolanern der 32. Brigade der FAPLA, 84 kubanischen Internationalisten und einer Verstärkung von 102 Mann aus dem Militärbezirk Luena angegriffen. Dort haben Angolaner und Kubaner ohne Wasser und Verpflegung ununterbrochen gekämpft. Die Zahl der Toten betrug 78, die der Verletzten 204, darunter waren 18 Tote und 27 Verletzte Kubaner. Beim Rückzug haben die Angreifer fast alle Waffen und Munitionen verloren und viele Verluste erlitten. Die zwei besten Brigaden der UNITA wurden außer Gefecht gesetzt.

Das Buch von Jorge Martin Blandino wurde im Jahr 2007 veröffentlicht, als ich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der ersten Reihe stand. Es ist das Ergebnis ausführlicher Nachforschungen und Gespräche mit vielen Beteiligten an diesen Ereignissen sowie das Hinzuziehen von 34 Büchern über dieses Thema. Einige davon waren von „südafrikanischen Offizieren aus der Zeit der Apartheid" geschrieben worden oder von Personen, die betrogen wurden und mit der UNITA zusammengearbeitet hatten.

In einem der interessantesten Kapitel sagt er:

„Am diesen Abend, als die Uhren in Havanna 14:00 Uhr und in Luanda 19:00 Uhr anzeigten, gibt es erneut ein Gespräch mit der Militärmission Kubas in Angola. Nach dem Telefonat wird sofort ein Telegramm geschickt, um den erteilten Weisungen die gesetzliche Schriftform zu geben. Diese Weisungen bestätigen noch einmal die vorher getroffene Entscheidung, alle Kubaner aus Cangamba sofort zurück zu ziehen und zu versuchen, die Angolaner zu überzeugen, dasselbe zu tun. Es sollten nur die Überwachung des Ortszugangs aufrechterhalten und die Bewegungen der feindlichen Truppen in der Provinz Moxico beobachtet werden.

„(…) 9.00 Uhr treffen sich in Luanda der Präsident, José Eduardo dos Santos, der kubanische Botschafter, Puente Ferro, und der Stabschef der kubanischen Militärmission in Angola, Oberst Amels Escalante. Zur Überraschung der beiden Kubaner war auch der Chef der sowjetischen Militärmission, General Konstantin, anwesend. Kurz danach kommen der Verteidigungsminister Angolas und Oberst N’Dalu, Stabschef der FPLA, hinzu.

Zuerst tritt der Botschafter ins Präsidentenbüro und übergibt offiziell die Botschaft des Comandante en Jefe an Dos Santos. Danach kommt Oberst Escalante herein und erstattet detailliert Bericht über die Einschätzung der aktuellen militärischen Situation durch die kubanische Führung. In dieser Einschätzung wird die Entscheidung begründet, alle Internationalisten aus Cangamba abzuziehen, sowie der Vorschlag unterbreitet, dass die Kämpfer der FPLA dasselbe tun sollten und die begonnene Operation in der Provinz Moxico abgebrochen werden sollte.

Der Präsident bringt seine Übereinstimmung mit Fidel zum Ausdruck und lässt General Konstantin eintreten. Der Chef der sowjetischen Militärmission spricht und äußert eine Meinung, die die Kubaner überrascht und gleichzeitig erzürnt. Er sagt, dass er die Idee aus politischer Sicht akzeptieren könnte, aber aus militärischer Sicht mit dem Abbruch der Operation nicht einverstanden ist, da seiner Meinung nach alle Voraussetzungen gegeben sind, um zum Erfolg zu kommen, z.B. durch die Einbeziehung der gerade aus Kuba gekommenen Landungs- und Sturmbrigade in die Kampfhandlungen.

Oberst Amels Escalante gibt die vielen Probleme mit der Versorgung zu bedenken, die während der schwierigen Tage der feindlichen Angriffe auf das Dorf entstanden sind. Der sowjetische General beruft sich auf die gerade angekommene IL-76-Maschine mit einer Ladung C5-Raketen. Der Kubaner erinnert in seiner Antwort daran, dass man sie zunächst aus Kuba herschaffen musste, dass sie aber zu dem Zeitpunkt, als man sie dringend brauchte, nicht zur Verfügung standen. Angesichts der Stimmung, die das Treffen im Begriff war anzunehmen, hat Dos Santos es beendet und die endgültige Entscheidung verschoben.

Ein Paar Stunden später, gegen Mittag, kommt General Konstantin zum Präsidium der kubanischen Militärmission. Er entschuldigt sich wegen seiner Aussagen beim Treffen mit dem Präsidenten und gestand ein, dass er, bevor er eine solche Meinung äußert, die entstandene Situation hätte tiefgründiger analysieren müssen."


Die Erklärung des Historikers ist eindeutig. Es war in der Tat eine unangenehme und wegen ihrer Bedeutung für alles sehr ernste Situation entstanden. Alles war in Gefahr und die kubanische Führung brauchte große Standhaftigkeit, um die Beherrschung nicht zu verlieren.

In diesem Buch, wenn man verschiedene Momente herausgreift, wird im Wesentlichen Folgendes erläutert:

„Oberst N’Dalu:

„Es gibt keine Einheitlichkeit im Denken, und wenn sich solche Probleme auftun, haben die einen diese Idee und die anderen jene Idee (…). Man spricht mit großer Betonung über ‚Souveränität’, aber die Gebiete sind sehr groß und wir haben nicht genug Truppen. Das trifft nicht nur auf Cangamba zu, es gibt viele andere Posten, wo wir sind, um zu sagen, dass wir dort präsent sind, aber strategisch gesehen haben sie keine Bedeutung. Wir können warten und später Offensiven ergreifen. Unter uns haben wir im Generalstab mit dem Verteidigungsminister diskutiert. Es gibt keine einheitliche Auffassung. Deshalb verzögern sich manchmal einige Entscheidungen, da man einige Personen erst überzeugen muss, denn, wenn man eine Einheit zurück zieht und etwas passiert, heißt es: ‚Das passiert durch Verschulden derjenigen, die den Rückzug wollten’; wenn die Einheit bleibt und etwas passiert, dann heißt es‚ die Schuldigen sind diejenigen, die wollten, dass die Truppen bleiben’. Wir müssen wirklich die dicht bevölkerten Gebiete verteidigen, die von wirtschaftlichem und sozialem Interesse sind, und die andere Gebiete für später lassen, wo sich nichts ändert, sei nun momentan die UNITA dort oder wir. Die UNITA sagt zwar, dass sie dort die Kontrolle hat, aber in Wirklichkeit sind sie dort nicht. Sie wissen aber, dass wir auch nicht dort sind.“


Der Autor rezensiert offizielle Dokumente des Ministeriums der Revolutionären Streitkräfte:

„Der Comandante en Jefe übermittelt nach kurzer Überlegung folgende Argumente an den Chef der kubanischen Militärmission. Er fragt sich, wozu bleiben wir jetzt in Cangamba. Es wurde nachgewiesen, dass die Anzahl an Hubschraubern, Kampf- und Transportflugzeugen in Angola sowie die dafür zur Verfügung stehende rückwärtige Versorgung nicht ausreichen, um die Unterstützung einer Operation von so einschneidender Bedeutung in einem Dorf so weit weg vom Luftstützpunkt zu garantieren. Und noch komplizierter ist es, wie wir in der Praxis gesehen haben, den Nachschub von Truppen zur Verstärkung über Land zu garantieren, wenn diese ebenfalls hunderte Kilometer weit entfernt stationiert sind und man auf nicht befestigten und vom Feind beherrschten Wegen vorrücken muss. Wenn die Verlegung von gepanzerten Einheiten schon in der Trockenzeit so außerordentlich schwer war, ist nicht im Traum an eine Bewegung in dieser Größenordnung in der kommenden Regenzeit zu denken.

Man hat großen Erfolg gehabt, aber es wäre zu diesem Zeitpunkt unvernünftig, mehr zu wollen (…). Er denkt an die vergangenen, bitteren Tage der Belagerung und die Gefahr der Vernichtung der kleinen internationalistischen Gruppe. Er verweist auf die Notwendigkeit, realistisch zu sein und sich nicht von der Euphorie des Sieges hinreißen zu lassen: ‚Wir können nicht zulassen, dass der Sieg in eine Niederlage umschlägt’.

Der Chef der kubanischen Militärmission ist damit einverstanden und befiehlt den sofortigen Rückzug der in Cangamba stehenden kubanischen Internationalisten. Unmittelbar setzt der Comandante en Jefe ein persönliches Schreiben an den Präsidenten Angolas, José Eduardo dos Santos, auf (das von General Konstantin angefochten wurden), „wo er nach den mit Divisionsgeneral Cintra Frias besprochenen und übereinstimmenden Überlegungen diesem als notwendig unterbreitet, dass auch die FAPLA ihre Truppen aus den Dörfern Cangamba und Tempué abzieht. Außerdem spricht er über die Bedeutung, die Verteidigung in Luena, Lucusse und Kuito Bie zu verstärken. Er teilt die Entscheidung mit, dass aufgrund der entstandenen Situation in Kürze alle Kubaner aus Cangamba abgezogen werden. Er schlägt außerdem vor, alle Vorstöße im Moxico-Gebiet bis zur nächsten Trockenzeit zu verschieben und momentan alle Bemühungen auf den Kampf gegen den Feind in dem riesigen Gebiet zwischen der Stadt Luanda und der Linie zu konzentrieren, die die kubanischen Internationalisten im Süden des Landes verteidigen, eine Zone, die von der UNITA als ihre zweite strategische Front betrachtet wird.

Gleichzeitig teilt Oberst Amels Escalante dem Generalstabchef der FAPLA und dem Chef der sowjetischen Militärmission in Angola die Entscheidung des Comandante en Jefe mit, die Operation der kubanischen internationalistischen Truppen abzubrechen und begründet das mit den Schwierigkeiten für die Truppenbewegung, die Versorgung und vor allem für die Luftwaffe sowie mit der nahenden Regenzeit. Kurz danach haben sich der Botschafter, Puente Ferro, und Oberst Escalante mit dem Verteidigungsminister getroffen, um ihm dieselbe Information zu übermitteln.“


Oberst Amels Escalante hatte die Hoffnung, dass Oberst N’Dalu, Stabschef der FAPLA, die Notwendigkeit des Rückzugs aus Cangamba verstehen würde.

Der angolanischen Armeegeneral Kundi Payhama, ein angolanischer Kämpfer mit außerordentlichen Verdiensten, hat dem Autor erzählt: „Es gab Brüderlichkeit, es gab Verbrüderung und alles, was man hier getan hat, hatte einen tieferen Sinn. Die Freundschaft, die Zuneigung, die Hingebung, das Engagement der kubanischen Genossen, die ihren Schweiß und ihr Blut hier gelassen haben, ist unbezahlbar. Möge man sagen, dass wir Brüder de facto und auf ewig sind. Es gibt nichts, nichts auf dieser Welt, dass rechtfertigt, dass etwas zwischen der Freundschaft von Kuba und Angola tritt.“

Die Fortsetzung folgt am Montag in der Zeitung Granma.


Fidel Castro Ruz

9. Oktober 2008
17:46 Uhr


Zweiter Teil:

Die Intensität der Aktionen der reduzierten Gruppe der MiG-21-Piloten wird vom Autor in folgender Weise beschrieben:

“Trotz aller Diskretion, die von den Mitgliedern des Generalstabs und von den Gefechtsstäben verlangt wird, sickert immer etwas von einer Kriegshandlung durch, die über 8 Tage dauert und hunderte von Männern und Frauen auf beiden Seiten des Ozeans unter höchster Spannung gehalten hat.

„Wie kann man zum Beispiel den donnernden Lärm von 239 Abflügen und Landungen von Kampfflugzeugen ― über 50 pro Tag ― verschleiern, obwohl diese hohe Anzahl von Einsätzen nur von neun Piloten geflogen wurde, die im Durchschnitt zweieinhalb Stunden pro Kampftag in der Luft gewesen sind. Darunter ist ein Pilot, der fast vier Einsätze täglich gemacht hat. Das bedeutet, dass er 3 Stunden und 45 Minuten während dieser einzelnen spannungsvollen Tage geflogen ist.”

„Welche Methode kann garantieren, dass die Verlegung von tausenden Männern zur Verstärkung der Panzerkolonnen verborgen bleibt? Wie kann man erreichen, dass die Fahrt in Kolonne von über 200 Fahrzeugen, einschließlich Panzer, Artillerie und gepanzerter Fahrzeugen, auf der hunderte von Kilometer langen Strecke nach Munhango, Tempué, Luena und anderen Orten sowie von Huambo, Menongue und anderen Punkten der weiten Geographie Angolas unsichtbar bleibt?”


Als die Panzerkolonne von Huambo, die nach Cangamba unterwegs war, nach dem Durchbruch die Anweisung erhielt, sich nach links in Richtung Luena zu wenden, informierte sie das Oberkommando, „sie hätten keinen Kraftstoff mehr”. Wie im Buch erläutert wird, „wird dieser Kolonne sowie der von Menongue die Anweisung erteilt, sich nicht von diesem Ort wegzubewegen, sondern zu bleiben, wo sie sich befinden, und sämtliche Sicherheitsmaßnahmen zu treffen, bis der Nachschub da ist. Es wird entschieden, dass dieser von Hubschraubern gebracht wird. Wie immer ist es sehr schwierig, die Kolonne zu finden. Die Hubschrauber sind lange geflogen, ohne die kleinste Spur der Kolonne auszumachen. Durch Bettlacken, die auf Bäumen aufgespannt wurden, wird sie endlich geortet.”

Oberst Calvo teilt mit: „6 Hubschrauber fliegen von Luena nach Munhango, ca. 25 km. südlich von Luena ab, um 42 Kanister Benzin, ungefähr 10 000 Liter, für die Kolonne von Sotomayor hinzubringen. Während der Landung werden die Flügel des H-08 beschädigt. Später wird auch die Region von Tempué angeflogen, um die Kolonne von Suárez zu lokalisieren, Dokumente hinzubringen und drei Verletzte von dort mitzunehmen.”

Die Kolonne von Suárez mit Panzerfahrzeugen, die von Menongue nach Cangamba abgefahren war, war weit von Luena entfernt, von wo die Hubschrauber mit dem Kraftstoff abfliegen. Aufgrund der Flächenausdehnung von Angola, die etwa elfmal die von Kuba beträgt, ist das ein langer Flug. Es war das Gebiet, in dem der sowjetische Berater eine Offensive der kubanischen Landungs- und Angriffsbrigade empfohlen hatte, was zu dem genannten Widerspruch geführt hat.

„Einige Minuten nach Mitternacht, als es in Luanda bereits Sonnabend, der 13. August, ist, wird Kuba über die vollständige Erfüllung des Befehls zum Abzug bis zum letzten kubanischen Internationalisten aus Cangamba informiert. Der Oberbefehlshaber der Revolutionären Streitkräfte (FAR) bestätigt die Entscheidung, dass die Kolonne von Huambo weiter nach Luena auf dem Marsch ist und dass die Kolonne von Menongue ebenfalls in diese Stadt zurückkommt”, die eine wichtige Bastion der Südfront darstellt.

„Oberst Calvo:

„Heute ist auch mein Geburtstag und ich habe ganz früh einen Kuss von meiner Familie ― per Telepathie ― erhalten. Am Nachmittag werden mir eine Flasche Wein und eine Flasche Rum geschenkt. Wir feiern den Geburtstag vom Comandante (am gleichen Tag) und nebenbei auch meinen”.


Der Autor erläutert weiter:

„Aber für die Piloten und die Mitglieder der gepanzerten Einheiten sind die Kampfhandlungen noch lange nicht zu Ende. Zwei Hubschrauber fliegen mit 14 Kanistern Benzin, etwa 2 800 Litern, zur Kolonne von Menongue, die bereits den Rückmarsch in diese Stadt angetreten hatte. Nach Erfüllung dieses ersten Auftrages fliegen sie in Richtung Flughafen Menongue, um von dort mit der Benzinversorgung fortzufahren. Weitere vier Mi-8 fliegen mit nochmals 5 600 Litern Benzin von Luena in Richtung Munhango. Ihr Auftrag ist es, die Kolonne von Huambo, die zur Truppenverstärkung zur Verteidigung der Stadt Luena unterwegs ist, wieder aufzufüllen.

„Es gibt mehr als einen Grund für alle diese Maßnahmen. Im kubanischen Stab herrscht weiterhin Besorgnis. Die angolanischen Behörden haben scheinbar entschieden, zumindest einstweilen, ihre Truppen von Cangamba nicht abzuziehen, und das Risiko, dass der Feind wieder angreift, ist nach wie vor vorhanden, sowohl für das Dorf, als auch für die Truppen, die noch auf gefährlichen Abschnitten unterwegs sind.”


Durch die detaillierte Beschreibung der Ereignisse von Cangamba unter dem Titel „Die Einschätzung wird bestätigt”, die von Zeugenaussagen und Dokumenten ausgeht, führt uns der Autor durch die spannungsvollsten Stunden dieser Tage:

„Es dauert noch, bis die Sonne in Angola aufgeht. Es ist Sonntag, der 14. August. In Luanda zeigt die Uhr 04:45, und das Wachpersonal des Kommunikationszentrums des Stabes der Militärmission teilt die Schläfrigkeit des Morgengrauens mit denen, die die Nacht wach verbracht haben. Der Eingang einer Botschaft aus Havanna, wo es noch 23:45 Uhr des vorherigen Tages ist, löst sofort die Schläfrigkeit aller, die sich in dem mit technischen Geräten total überfüllten Raum aufhalten.

„Allmählich wird der chiffrierte Text verständlicher. Er ist an Divisionsgeneral Leopoldo Cintra Frías gerichtet und beinhaltet präzise Anweisungen des Comandante en Jefe ‚sich zur Unterstützung der FAPLA (Volksbefreiungsbewegung Angolas) in Cangamba aus der Luft bereitzuhalten’. Sollten sich die Angolaner doch noch zum Abzug entscheiden, sind sie mit Hubschraubern zu unterstützen. Fidel warnt davor, dass der Feind große Verluste erlitten habe, aber man diesem Umstand nicht trauen kann: ‚Wir haben unsere Pflicht erfüllt und ordnungsgemäß gehandelt und korrekt beraten’.”


Zum Sonnenaufgang dieses Sonntages haben 8 südafrikanische Bombenflugzeuge ihre tödlichen Ladungen auf die Stellungen abgeworfen, die von angolanischen und kubanischen Kräften in Cangamba besetzt waren. Das war ein erneuter Angriff des Apartheid-Regimes in Angola. Die Yankees und deren südafrikanischen Alliierten haben sich mit der katastrophalen Niederlage nicht abgefunden. Die MiG‑21 und die nächst gelegenen Radaranlagen befanden sich 400 km weit entfernt.

„Oberst N’gongo (Stellvertretender Chef des Generalstabs der FAPLA):

„Unmittelbar nach der Niederlage der Marionetten sehen sich die Südafrikaner gezwungen, direkt in den Kampf einzugreifen. Und so zerstören die rassistischen südafrikanischen Streitkräfte mit vier Flugzeugen des Typs Canberra und vier weiteren des Typs Impala MK-2 die Siedlung von Cangamba vollständig.”


„Oberstleutnant Henry:

“… Wir haben die Schlacht in Cangamba gewonnen. Wir, die Piloten, hatten sogar vorgesehen, eine Luftparade mit allem Drum und Dran durchzuführen; den Ort mit den Maschinen zu überfliegen, aber Fidel sagt: ‚…ich will dort niemanden, weder Kubaner, noch FAPLA sehen’. Ich muss zugeben, dass wir zwar diese Anweisung aus Disziplin und aus Vertrauen in den Comandante en Jefe befolgt haben, aber wirklich verstanden haben wir sie in diesem Moment nicht …”


“Oberst Escalante:

“…es ist wahr, entweder ist der Comandante en Jefe ein Zauberer oder er besitzt eine Glaskugel … Er befielt den sofortigen Abzug der Truppen aus Cangamba, und kurz danach haben eine Staffel von Impalas und eine weitere von Canberras was für ein Bombardement dort veranstaltet! Er sieht voraus, dass die Südafrikaner, gerade unter Berücksichtigung der Niederlage der UNITA, dort bombardieren werden. In der Militärmission sagten wir: Donnerwetter! Was für eine Entscheidung hat der Comandante en Jefe da getroffen!”


„Divisionsgeneral Leopoldo Cintra Frías:

„Manchmal denkt man, der Chef ist ein Hellseher. Wenn wir, die Kubaner, dort geblieben wären, hätten wir mit einer noch längeren Schlacht unter für uns noch schlechteren Bedingungen rechnen müssen, weil die Versorgung noch schwieriger geworden wäre.”


Diese Meinungen wurden geäußert, als die Spannung nach den unsicheren und dramatischen Tagen der Schlacht langsam nachließ, aber alle Offiziere haben mit absoluter Disziplin, Effizienz und Ernsthaftigkeit die erhaltenen Anweisungen erfüllt. Es ist vollkommen wahr, dass in schwierigen Momenten nichts läuft, wenn das Vertrauen zu den Chefs fehlt.

Amels Escalante, der auch ein scharfsinniger und tiefgründiger Forscher ist, beschrieb 20 Jahre später mit absoluter Genauigkeit die Schlacht von Jigüe, die 45 Jahre zurück lag, als im Monat Juli 1958 ca. 120 Mann, fast alle Rekruten aus der Militärschule von Minas del Frío, unter dem Kommando von 10 bis 12 Veteranen unseres Krieges in der Sierra Maestra, in der feindlichen Armee während eines 10-tägigen Kampfeinsatzes drei Verluste pro Kämpfer verursachten und hunderte von Waffen erbeutet haben. In der gleichen Art und Weise wie Jorge Martín Blandino hat Amels mehr Details über die Entwicklung dieser Schlacht als ich zu schildern gewusst.

In seinem Buch Cangamba, macht Martín Blandino folgende Details bildhaft:

„Zwischen dem 18. und dem 23. August 1983, kurz nach dem Abzug der kubanischen Berater aus Cangamba, laufen die Schiffe ¨Donato Mármol¨, ¨Ignacio Agramonte¨ und ¨Pepito Tey¨ aus den Häfen von Santiago de Cuba, Matanzas und Mariel mit Kurs auf Angola aus. Es wiederholt sich, wenn auch unter anderen Bedingungen, die große Tat von 1975. In den Frachträumen dieser Handelschiffe, vorm Geheimdienst des Feindes verborgen, werden drei Panzerbataillone und ein Bataillon der der motorisierten Infanterie in dieses afrikanische Land transportiert. Nach diesem ersten Schritt folgen bald viele weitere auf militärischer, politischer und diplomatischer Ebene, bis die FAPLA und das internationalistische kubanische Kontingent in die Lage versetzt wurden, die erneute Eskalierung des ausländischen Aggressors und seiner Hinterhof-Verbündeten zu besiegen.

„Darüber hinaus ereignet sich all das zu einem Zeitpunkt, als Kuba sich der Möglichkeit einer militärischen Aggression größeren Stils seitens der US-Streitkräfte gegenüber sieht und riesige Anstrengungen unternimmt, um gegen die andauernden Drohungen der US-Administration von Ronald Reagan das Konzept des ¨Krieges des ganzen Volkes¨ (La Guerra de todo el Pueblo) in die Tat umzusetzen …”


Und wie haben sich die Ereignisse, die der Forscher darstellt, überstürzt?

Von Kuba aus haben wir mit elementarer Logik ziemlich schnell die Absichten des Feindes aus dem Verlauf der Schlachten erkannt und die notwendigen Maßnahmen als Antwort darauf getroffen. Als die Nachricht über die Einkesselung der 32. Brigade und ihrer Berater eingegangen ist, bestand die erste Maßnahme darin, den Chef der Militärmission, Divisionsgeneral Leopoldo Cintra Frías, Veteran der Sierra Maestra und wahrhaftiger Anhänger der FAPLA, der gerade zu diesem Zeitpunkt nach Kuba gekommen war, sofort nach Angola zurück zu beordern. Der Befehl für ihn lautete, ¨diese Kräfte um jeden Preis zu retten”.

Die Landungs- und Angriffsbrigade (so wurde sie damals genannt) wurde auf dem Luftweg in dieses systematisch von Südafrika angegriffene Land geschickt.

Ich habe schon zum Ausdruck gebracht, dass wir jahrelang unter den Folgen des faschistischen Apartheid-Regimes gelitten haben, das nie einer Strafe unterzogen wurde, aber schließlich besiegt wurde, als es die Volksrepublik Angola angriff. Auch der sowjetischen Führung habe ich die von Kuba vertretenen Gründe und Standpunkte dargelegt.

Morgen, am Dienstag, folgt die Fortsetzung.


Fidel Castro Ruz

12. Oktober 2008
17:23 Uhr



Dritter Teil

In dem Maße, wie sich die dramatischen Kämpfe in Cangamba abgespielt haben, merkten wir, dass die Absichten des Feindes weit über eine einzelne Aktion hinausgingen. Man musste also als Erstes unbedingt die kubanischen Internationalisten und die Männer der 32. Brigade der FPLA retten.

Von mir handgeschrieben, bekamen die Eingekesselten am 7. August einen Brief, in dem wir ihnen versprachen, dass wir sie retten würden, koste es, was es wolle.

Die Landungs- und Sturmbrigade wurde auf dem Luftweg von Kuba aus geschickt. Falls erforderlich, würden alle zur Verfügung stehenden Mittel und Ausrüstungen eingesetzt. Und wir munterten diese Männer auf, dem Feind zu widerstehen, wie sie es bisher getan haben. Wenn dann der Auftrag erfüllt ist und die Angreifer geschlagen sind, sollten rasch die geeigneten Maßnahmen getroffen werden, um die strategischen Pläne des Feindes zunichte zu machen.

Im Rahmen seiner historischen Untersuchungen rekonstruiert Blandino die Absichten des Feindes auf der Grundlage von Beweisen und Zeugenaussagen, die er zusammengetragen hat:

„Nicht nur Cangamba befindet sich unter dem Geschützfeuer des Feindes. Dieser greift gleichzeitig mit Artillerie und Mörsern Munhango, Calapo, Tempué und Luena an, Ortschaften, die sich nördlich des Dorfes Cangumbe befinden. Der Feind erstürmt nur Cangumbe, in den restlichen Ortschaften wird er abgewehrt. Das strategische Ziel des Angreifers besteht darin, die Provinz Moxico zu isolieren, den Zugang von Verstärkung zu verhindern, um danach Luena erobern zu können. Diese Stadt sollte als Hauptstadt einer so genannten „schwarzen Teilrepublik“ Angolas ausgerufen und deren internationale Anerkennung erlangt werden. Aber das unmittelbare Ziel ist die Einnahme von Cangamba und die Gefangennahme oder Tötung der dortigen kubanischen Berater. Der Feind setzt auf die politische, psychische und moralische Auswirkung eines solchen Schlages“.


„Divisionsgeneral Leopoldo Cintra Frías:

“Ihr Plan ist, jenen Ort einzunehmen, die dortigen 82 Kubaner gefangen- und mit sich zu nehmen in der Absicht, Kuba damit zu direkten Verhandlungen mit der UNITA zu zwingen, ohne Beisein der angolanischen Regierung. “.


„General N’Dalu:

„Da die UNITA weiß, dass dort Kubaner sind, stellt sie eine große Truppe mit vielen Männern bereit, um dieser Kubaner habhaft zu werden und sie der internationalen Presse vorzuführen, wofür sie keine Mühe scheuen. Das macht uns besorgt, das wäre sehr negativ für alles, für unseren Kampf, wenn kubanische Kriegsgefangene vorgeführt würden; und außerdem haben unsere Leute dort schwer zu leiden“.


„Oberst Wambu (er war Geheimdienstchef während der Operation Cangamba auf Seiten der FALA Streitkräfte der UNITA für die Befreiung Angolas, seine Aussage hat großen Wert):

„Die Beteiligung der südafrikanischen Luftwaffe ist vor allem wegen der kubanischen Präsenz vorgesehen. Man kann diese Konfrontation als die erste zwischen den verbündeten südafrikanischen Militärkräften und der UNITA auf der einen Seite und den Streitkräften des angolanischen Staates mit den für ihn möglichen Verbündeten auf der anderen Seite ansehen. Die kubanische Präsenz ist von besonderem strategischen Interesse“.


Nachdem sich der Feind westlich und südlich Cangambas genähert hat, holt er mit zwei seiner drei wichtigsten Einheiten, den Brigaden 12 und 13, zum Hauptschlag aus. Mit beteiligt sind zwei weitere unabhängige Bataillone und eine Sondereinheit. Dreitausend Mann. Diese potente Bündelung an Kräften verfügt über 50-60 Geschütze und Mörser, sieben multiple 14,5 mm- Flugabwehrgeschütze, bekannt als „Viermäulige“, sowie über transportable Flugabwehrraketen.

Der oben genannte Oberst der FALA fügt hinzu:

„Wenn wir vom klassischen Krieg sprechen, haben wir im Kampfgebiet eine Kolonne und weitere Kräfte, weil es sich nicht nur um die drei Infanteriebataillone handelt. Diese sind schlagkräftig und speziell in der Infanterie durch Beobachter und Zielschützen gegen Luftangriffe als auch durch Logistik, Kraftfahrer usw. beträchtlich verstärkt, und man kann daher von Bataillonsstärke sprechen, auch wenn es im engeren Sinne keine Truppen der südafrikanischen Landstreitkräfte sind. Man kann von einer konventionellen Brigade der FALA und zwei zusätzlichen Kommando- und Versorgungsbataillonen sowie einem kombinierten Bataillon zur Verstärkung der Logistik, Artillerie, Luftbeobachtung und südafrikanischer Verbindungsoffiziere (Geheimdienst-, Luftwaffen- und Offiziere anderen Dienstgattungen) sprechen“.

„Oberstleutnant N’ongo (Stellvertretender Chef des Generalstabs der Armeekräfte für die Befreiung Angolas der MPLA):

„Am selben Tag gibt die westliche Presse zum ersten Mal bekannt, dass Cangamba von etwa neuntausend Mann belagert ist, weswegen es früher oder später in die Hände der UNITA fallen wird“.


Die Kolonne mit Panzerfahrzeugen, die aus Huambo abfuhr –was wir unsererseits hinfügen– hat Luena ausreichend verstärkt, um sich jedwedem Angriff Südafrikas in dieser Richtung zu stellen, was einen bemerkenswerten Fortschritt bedeutete. Zwischen Luanda, der Hauptstadt Angolas, im Westen, und Luena, der Hauptstadt der Provinz Moxico, musste man 1100 km hinter sich bringen, eine ähnliche Entfernung wie die zwischen Havanna und Santiago de Cuba. Die Brücken waren von UNITA-Banden zerstört worden. Die Versorgungskarawanen und die Bauleute, die die provisorischen Übergänge schufen, um die Ortschaften zu versorgen, konnten diese Strecke nur auf mühsame Weise durchqueren, außerdem mussten die Schlüsselpunkte beschützt werden.

Wie schon erwähnt, wurde die Kolonne der Panzerfahrzeuge von Menongues und damit die Südfront, mit neuen Panzerbataillonen aus Kuba in höchstem Maße verstärkt. Wir waren stärker. Dennoch musste man vier weitere Jahre warten und die Konsequenzen der unsteten Strategien Konstantins ertragen, die viele angolanische Leben kosteten.

Der sowjetische Berater war Ende 1982 als Chef der Militärmission seitens seines Landes in die Volksrepublik Angola gekommen. Nach Erfüllung seiner Mission kehrte er 1985 in die UdSSR zurück; und ist dann 1987 noch einmal mit höherem militärischem Rang in dieses afrikanische Land zurückgekommen. Er war der Stratege der absurden Offensiven von Jamba im fernen Südosten Angolas, wo sich der hypothetische Befehlsstand Savimbis befand, während die UNITA-Bänden mit Unterstützung Südafrikas in Ortschaften nahe Luanda operierten, wie ich schon an anderer Stelle ausgeführt habe. Die letzte dieser Offensiven, immer mit katastrophalem Ausgang, war dann allerdings die Schlacht von Cuito Cuanavale, die das Ende der Apartheid einleitete, als die angolanischen Einheiten, eigentlich sinnlos angegriffen, zurückgegangen sind und die südafrikanische Armee auf die Panzerkolonne, die BM-21, und auf die kubanischen Kräfte stieß, die zur Verteidigung des ehemalige Luftstützpunktes der NATO geschickt worden waren.

In diesem entscheidenden Moment hat der Präsident Angolas vollkommen unseren Ansichten zugestimmt. Kaum waren die letzten Schüsse in jener Bastion verhallt, marschierten über 30000 angolanische Soldaten zusammen mit 40000 kubanischen Internationalisten, mit ihren Offizieren und Vorgesetzten, gut trainiert und im Kampf gehärtet, im südwestlichen Angola vorwärts zu den südafrikanischen Linien an der Grenze Namibias. Eine große Anzahl Panzer, Raketenartillerie der Flugabwehr, andere Waffen und entsprechendes Personals waren aus Kuba geschickt worden.

Mit einer relativ kleinen Anzahl von Flugzeugen des Typs MiG-23 und der Kühnheit unserer Piloten, machten wir uns zu den Herren der Lüfte, auch wenn es wenige Maschinen waren, wenn wir diese mit der Anzahl der Kampfflugzeuge Südafrikas vergleichen. Die UdSSR existierte noch. Es war das Land, das sich am meisten mit Kuba solidarisierte. Gorbatschow wurde zum höchsten Staats- und Parteichef ernannt. Ich habe ihm eine persönliche Note geschickt und darin dringend um 12 weitere Kampflugzeuge MiG-23 nachgesucht. Er hat positiv geantwortet.

In nur wenigen Wochen haben wir eine vorgerückte Piste im Südwesten Angolas gebaut, mehr als 200 km entfernt von der bis dahin wichtigsten Verteidigungslinie in dieser Richtung. Unser Hauptproblem war die Knappheit an Kraftstoffshilfstanks für die MiGs. Es war fast unmöglich zu erreichen, dass uns jemand solche Tanks liefern würde. Aber unter allen Umständen waren die südafrikanischen Kasernen der vordersten Linie in unserer Reichweite und, mit Ausnahme von entfernten Kampfflugzeugen, verfügten sie kaum auf Luftabwehrwaffen. Die wenigen zur Verfügung stehenden Hilfstanks erlaubten uns dennoch, die Rassisten, sogar in Windhoek, der Hauptstadt Namibias, zu schlagen.

Immerhin verfügte Südafrika über sieben Kernwaffen, die die Reagan-Regierung geliefert hatte. Wir konnten anhand verschiedener Gegebenheiten herausfinden, dass sie solche Waffen besitzen müssen. Wir haben an der Wand eines wichtigen Staudamms in Angola, der von den portugiesischen Kolonialisten an den Grenzen zu Namibia in der Nähe der Hauptstandorte der südafrikanischen Armee in diesem Land gebaut wurde, eine explosive Ladung angebracht. Vorausgesetzt, sie wollten diese Waffen gegen die kubanischen und angolanischen Truppen anwenden, wurden diese entsprechend breit verteilt, um einem solchen Schlag entgegenzuwirken. Es gab nichts, dass dem selbstlosen Heroismus der internationalistischen Kämpfer überlegen war, die entschlossen waren, die Apartheid auszurotten.

Südafrika hat der Herausforderung nicht standgehalten und hat verhandelt, nachdem es die ersten Schläge in dieser Hinsicht noch auf angolanischen Territorien erlitten hat. Am gleichen Tisch saßen monatelang Yankees, Rassisten, Angolaner, Sowjets und Kubaner. Darunter saß auch Konstantin, der für unsere Sache stritt. Ich kannte ihn schon und habe versucht zu vermeiden, dass er sich wegen unseren Diskrepanzen und unsere Erfolge beleidigt fühlte. Zweifelsohne hatte er Einfluss in der militärischen Führung der ruhmreichen sowjetischen Armee. Seine Fehler waren der wichtigste Anlass zu der von uns getroffenen Entscheidung, den Rassisten die Intervention in Angola zu verbieten und die 1976 von der UdSSR-Regierung begangenen politischen Fehler zu berichtigen.

Großzügig entschieden wir, unserem Widersacher in Fragen der Strategie den Orden “Che Guevara” zu verleihen. Mit scheinbarer Genugtuung nahm er diesen entgegen. Sein größter Fehler bestand nicht in dem, was er vorher, sondern was er hinterher getan hat. Die UdSSR ist zusammengebrochen und Konstantin hat opportunistische Erklärungen abgegeben, die Kuba verleumdet haben, obwohl er so zuvorkommend behandelt worden war. Der professionelle Militär aus Cangamba, Anhänger der absurden Initiativen, die er vorgeschlagen hat, und Erfinder der sterilen Offensive gegen das entfernte Jamba hat sich von der antikubanischen Ideologie des Feindes einnehmen lassen. Es wird nicht viele geben in seinem patriotischen Volk, die zu ihm stehen.

Konstantin war sein Deckname. Seinen echten Namen habe ich einmal ohne Familienname genannt, weil ich mich damals gut daran erinnerte. Nun möchte ich diesen Namen nicht mehr nennen.

Savimbi war seinem abenteuerlichen und söldnerischen Geist treu geblieben, zuerst im Dienste der portugiesischen Kolonialisten, dann der südafrikanischen Rassisten und letztendlich, in unmittelbarer Form, der Yankee-Imperialisten. Als die Stütze der Apartheid vom südafrikanischen Volk selbst liquidiert wurde, und nach dem verblüffenden Schlag, der ihr von Angola aus versetzt wurde, haben die Yankees sie unter den Schutz von Mobutu gestellt, der ein Vermögen von 40 Milliarden US-Dollar angehäuft hat, das er aus Zaire herausgeholt hat. Mit Sicherheit kennt Europa diese Geschichte. Savimbi erraffte Diamanten für die UNITA und für sich selbst in Mittel- und Nordangola. So führte er seinen brutalen Krieg gegen die Angolaner weiter. Die Kubaner befanden sich nicht mehr dort, weil sie das schrittweise Abzugsprogramm streng einhielten, nachdem ihre Mission vollkommen erfüllt war.

Die FAPLA Streitkräfte inzwischen zu einer erfahrenen und kämpferischen Armee geworden, haben die pro Yankee und von Mobutu unterstützte Savimbi-Armee außer Gefecht gesetzt. Der UNITA bliebt nicht anderes übrig, als den Aufstand zu beenden. Die angolanische Nation hat ihre Unabhängigkeit und Integrität bewahrt.

Es ist wichtig, dass junge Internationalisten und Revolutionäre mit Gefühl und Tatkraft die Seiten für die Geschichte aufbewahren, die das kubanische Volk fähig war zu schreiben.

Die Revolutionären Streitkräfte sind ein unbesiegbarer Stützpfeiler für unsere Partei, eine Armee von Mambises (Kämpfer der kubanischen Unabhängigkeitskriege), die diesmal nicht entwaffnet wurde und auch niemals entwaffnet werden wird.


Fidel Castro Ruz

14.Oktober 2008
11: 36 Uhr

Montag, 13. Oktober 2008

Das Gespenst des Weißen Hauses

Reflexionen des Genossen Fidel: Das Gespenst des Weißen Hauses

Vor drei Tagen, am 10. Oktober, war die Welt wegen des Einschlags der Finanzkrise an der Wall Street bestürzt. Man weißt gar nicht mehr, wie viele Millionen Dollar-Scheine die Federal Reserve in die Finanzwelt gepumpt hat, damit die Banken weiter funktionieren und die privaten Sparer ihr Geld nicht verlieren.

Die G7-Finanzminister haben in ihrem Treffen Folgendes vereinbart:

  • „Entscheidende Aktionen vorzunehmen und alle zur Verfügung stehenden Instrumente anzuwenden, um die für das System wichtigen Finanzinstitutionen zu unterstützen und deren Bankrott zu vermeiden.

  • „Alle wichtigen Schritte einzuleiten, um die Kredit- und Geldmärkte freizugeben und sicher zu stellen, dass die Banken und anderen Finanzinstitutionen breiten Zugang zu Liquidität und Fonds haben.“

  • „Zu sichern, dass die Banken und anderen größeren Finanzvermittler, gemäß ihrem Bedarf, aus öffentlichen und privaten Quellen in ausreichendem Umfang Kapital anhäufen können, um das Vertrauen wieder herzustellen und sie weiter Darlehen an die Familien und Geschäfte verleihen können.“

  • “Zu sichern, dass die entsprechenden Landeseinlagengarantien und die Garantieprogramme so stabil und fest sind, dass die Kleindeponenten weiter auf die Sicherheit ihrer Einlagen vertrauen.

  • „Handeln, wenn es angebracht ist, um die Sekundärmärkte für Hypotheken wiederzubeleben.“


Am selben Tag hat der US-Finanzminister bestätigt, dass die Regierung Bankaktien kaufen und sich so der britischen Initiative anschließen wird. Sowohl die USA als auch Großbritannien haben mitgeteilt, dass sie Vorzugsaktien beziehen werden, also die, die als erste Dividenden haben aber kein Stimmrecht besitzen.

Präsident Bush hielt seine Anwesenheit auf diesem Treffen der Finanzminister für unnötig. Er würde sich am Samstag mit ihnen treffen. Wo war er am Freitag, dem 10. Oktober? Ausgerechnet in Miami. Er nahm an einer Veranstaltung zur Sammlung von Fonds für die republikanischen Kandidaten in Florida teil. Mit einer Zustimmung von nur 24% der Staatsbürger wurde er zum Staatschef mit der wenigsten Unterstützung in der ganzen Geschichte der Vereinigten Staaten. Er traf sich mit Unternehmern und Bandenführern der kubanischen Gaunerbande Miamis. Er führte dort seine manische antikubanische Besessenheit weiter, nach einer finsteren Periode von 8 Jahren an der Spitze des Imperiums. Er konnte nicht einmal mit dem Beistand der Cuban American National Fundation (CANF) rechnen, die Reagan während seines Kreuzzugs gegen Kuba gegründet hatte.

Auf rein demagogischen Gründen hatte diese öffentlich bei ihm beantragt, zeitweilig das Verbot aufzuheben für die direkte Entsendung von Hilfe an Familienangehörigen und Orkangeschädigten nach den Durchzug der beiden zerstörerischen Hurrikans, die unser Land heimgesucht haben. Raúl Martínez, der ehemalige Bürgermeister von Hialeah und Rivale des Kongressabgeordneten Lincoln Díaz Balart, hatte Kritik an der gegenwärtigen Politik geübt, die von jemandem betrieben wird, der auf betrügerischen Art und Weise und mit landesweit weniger Stimmen als sein Gegner zum Staatschef ernannt wurde, nur aufgrund des Gewichts des Bundesstaates Florida in der Stimmenauszählung, obwohl er in Wirklichkeit nicht einmal dort die Mehrheit hatte.

Am Sonntag, dem 12. Oktober, hat die Europäische Union unter dem Vorsitz von Frankreich vereinbart, bei den Vereinigten Staaten die Organisierung eines Gipfels zu beantragen, um „das internationale Finanzsystem neu zu strukturieren“. So hat es Präsident Nicolás Sarkozy nach einem Treffen der Eurozone-Länder in Paris verkündigt.

Sarkozy verwies darauf, dass Europa sich den Vereinigten Staaten und anderen Großmächten anschließen müsse, um die Ursachen der Finanzkrise, die die Börsenmärkte zu Fall gebracht hat, von der Wurzel her auszurotten:

„Wir müssen unsere US-amerikanischen Freunde von der Notwendigkeit eines Gipfels zur Umstrukturierung des internationalen Finanzsystems überzeugen“ –sagte Sarkozy, der turnusmäßige Präsident der EU. Es werde kein Geschenk an die Banken sein, betonte der Präsident Frankreichs.

Der Präsident der Vereinigten Staaten, George W. Bush, beginnt heute seine letzten hundert Mandatstage. Sie werden überschattet von einer großen Unpopularität und einer der bedeutendsten Wirtschaftskrisen der letzten Jahrzehnte.

Der brasilianische Finanzminister, Guido Mantega, hat heute den Internationalen Währungsfonds (IWF-IMF) kritisiert, weil dieser die entwickelten Länder als Vorbild hinstellt. Er fügte hinzu, dass in der zukünftigen Reform des Finanzsystems die Normen dieser Länder nicht vorherrschen dürfen.

„Die Welt schaut ungläubig zu, während die gegenwärtige Krise die ernsten Schwächen und Fehler in der Politik der Länder enthüllt, die für Muster gehalten wurden, Länder, die als Referenz einer guten Führung hingestellt wurden“ –sagte Mantega vor dem Internationalen Finanzausschuss, dem wichtigsten Führungsorgan des IWF (IMF).

Mit der zerrütteten Weltwirtschaft hat der Präsident der Vereinigten Staaten, der auf so unrechtmäßige und unverantwortlichen Art und Weise zu diesem Amt gekommen ist, alle NATO-Partner sowie Japan, den höchstentwickelten und reichsten Militär-, Wirtschafts- und Hightechpartner der USA im Pazifik, in große Verlegenheit gebracht.

Miami ist heute ein einziges Durcheinander, und Bush hat sich in ein Gespenst verwandelt.

Die Börsen sind nicht weiter gefallen, weil sie schon auf dem Boden waren. Heute atmeten sie glücklich auf, dank der großen Geldspritzen, die sie noch einmal, auf Kosten der Zukunft, künstlich aufbliesen. Aber das Absurde kann sich nicht durchsetzen. Bretton Woods liegt im Sterben. Die Welt wird nicht mehr dieselbe sein.


Fidel Castro Ruz

13. Oktober 2008
17:20 Uhr

Samstag, 11. Oktober 2008

Das Recht des Stärkeren

Reflexionen des Genossen Fidel: Das Recht des Stärkeren

Der Handel innerhalb einer Gesellschaft und zwischen den Ländern ist der Austausch von Gütern und Dienstleistungen, die der Mensch produziert. Die Eigentümer der Produktionsmittel eignen sich die Gewinne an. Sie führen als Schicht den kapitalistischen Staat und brüsten sich damit, die Antreiber der Entwicklung und des sozialen Wohlstandes zu sein, mit Hilfe des Marktes, dem wie einem unfehlbaren Gott gehuldigt wird.

Innerhalb jedes Land besteht eine Konkurrenz zwischen den Stärkeren und den Schwächeren, zwischen denen, die physische Stärke besitzen, die sich besser ernähren, die das Lesen und Schreiben gelernt haben, die zur Schule gegangen sind, die Erfahrungen gesammelt haben, die mehr soziale Beziehungen und Mittel haben, und denen, die über solche Vorteilen in der Gesellschaft nicht verfügen.

Unter den Ländern streiten die mit dem besten Klima, dem besten Ackerland, dem meisten Wasser und den meisten Naturressourcen auf dem ihnen zum Leben zur Verfügung stehenden Gebiet, da es keine weiteren Territorien mehr zu erobern gibt, die Beherrscher der Technologien, diejenigen, die einen höheren Entwicklungsstand haben und sich unendlicher Medienmacht bedienen, mit denen, die im Gegensatz dazu keine dieser Vorteilen genießen. Es sind manchmal gewaltige Unterschiede zwischen den Ländern, die als reiche oder arme eingestuft werden.

Es ist das Recht des Stärkeren.

Es existieren keine Differenzen zwischen den Ethnien, wenn man die geistigen Fähigkeiten des menschlichen Wesens betrachtet. Das ist wissenschaftlich mehr als bewiesen. Die heutige Gesellschaft war nicht die natürliche Form, in der das menschliche Leben sich entwickelt hat. Sie ist eine Schöpfung des bereits geistig entwickelten Menschen, ohne das seine Existenz selbst nicht vorstellbar wäre. Es stellt sich deshalb die Frage, ob der Mensch das Privileg, eine schöpferische Intelligenz zu besitzen, überleben kann.

Das entwickelte kapitalistische System, dessen höchster Repräsentant das Land mit privilegierter Natur ist, wohin der weiße Europäer seine Ideen, seine Träume und seine Ambitionen brachte, steckt heute in einer Krise. Es ist nicht die übliche periodische Krise, auch nicht die traumatische der dreißiger Jahre, sondern die schlimmste Krise seitdem die Welt diesem Wachstums- und Entwicklungsmodell gefolgt ist.

Die aktuelle Krise des entwickelten kapitalistischen Systems bricht kurz vor dem Machtwechsel im Imperium aus, wo in 25 Tagen die nächsten Wahlen stattfinden; es war das Einzige, was noch gefehlt hatte.

Die Kandidaten der beiden Parteien, die diese Wahlen entscheiden, versuchen, die verwirrten Wähler davon zu überzeugen ― viele von ihnen haben sich niemals um Wahlen gekümmert ― dass sie als Präsidentschaftskandidaten in der Lage sind, den Wohlstand und den Konsumismus des Volkes zu sichern, das sie als Volk von Mittelschichten bezeichnen, ohne die geringste Absicht von wirklichen Änderungen in dem, ihrer Meinung nach, perfektesten Wirtschaftssystem, das die Welt jemals gekannt hat, eine Welt, die in der Mentalität von beiden weniger wichtig ist als das Glück der etwas über 300 Millionen Einwohner einer Bevölkerung, die nicht einmal 5% der gesamten Bevölkerung des Planeten ausmacht. Das Glück des restlichen 95% der Menschen, der Krieg und der Frieden, ob es atembare Luft gibt, oder nicht, wird in großem Maße vom Chef des Imperiums abhängen, wenn denn dieses verfassungsmäßige Amt die reale Macht darstellt in den Zeiten der Kernwaffen und der computergesteuerten Weltraumschutzschilder, unter Umständen, in denen Sekunden entscheiden und die ethischen Prinzipien immer weniger Gültigkeit haben. Dennoch kann man die mehr oder weniger unheilvolle Rolle, die einem Präsidenten jenes Landes zukommt, nicht ignorieren.

In den USA gibt es einen tiefgründigen Rassismus, und die Denkweise von Millionen weißen Menschen ist nicht mit der Idee vereinbar, dass ein schwarzer Mensch mit seiner Frau und den Kindern in das Weiße Haus einzieht, das so heißt: das Weiße Haus.

Es ist ein Wunder, dass der demokratische Kandidat nicht das gleiche Schicksal wie Martin Luther King, Malcolm X und anderen widerfuhr, die die Träume von Gleichheit und Gerechtigkeit in letzten Jahrzehnten gehegt hatten. Er hat außerdem die Gewohnheit, den Gegner ganz gelassen anzusehen und über die dialektischen Fehler des ins Leere starrenden Gegners zu lachen.

Auf der anderen Seite steht der republikanische Kandidat, der als kampflustiger Mensch bekannt ist und einer der schlechtesten Studenten seines Jahrsganges in West Point war. Er gibt zu, keine Ahnung von Mathematik zu haben, und es ist anzunehmen, erst recht nicht von den komplizierten Wirtschaftswissenschaften. Zweifelsohne ist ihm sein Gegner in Fragen Klugheit und Gelassenheit überlegen.

Was McCain reichlich hat, sind Lebensjahre, und seine Gesundheit ist ganz und gar nicht sicher.

Die erwähne ich, um auf die eventuelle Möglichkeit hinzuweisen – wenn dem republikanischen Kandidaten gesundheitlich etwas passiert, wenn er gewählt wird – dass die Dame mit dem Gewehr und unfähige Ex-Gouverneurin von Alaska Präsidentin der Vereinigten Staaten würde. Man sieht, dass sie von nichts eine Ahnung hat.

Über das aktuelle öffentliche Verschulden der USA nachdenkend, das der Präsident Bush den neuen Generationen dieses Landes aufbürdet ―10,266 Billiarden―, kam ich auf die Idee, die Zeit zu berechnen, die ein Mensch braucht, um das Verschulden zu zählen, das jener Mann in 8 Jahren fast verdoppelt hat.

Eine Arbeitszeit von acht Stunden täglich angenommen bräuchte er, ohne eine einzige Sekunde zu verlieren, bei einem Tempo von einhundert 1-Dollar-Scheinen pro Minute und 300 Arbeitstagen im Jahr 710 Milliarden Jahre, um diese Summe zu zählen.

Ich fand keine andere grafische Form, mir die Gesamtsumme dieser Gelder vorzustellen, die in diesen Tagen fast täglich erwähnt wird.

Um eine allgemeine Panik zu vermeiden, hat die US-Regierung erklärt, dass sie die privaten Spareinlagen bis 250 Tausend USD garantieren werde; sie wird Banken und Geldsummen verwalten, die Lenin sich niemals hätte vorstellen können, mit dem Abakus zu berechnen.

Heute können wir uns die Frage stellen, was für einen Beitrag die Bush-Administration dem Sozialismus bringen wird. Machen wir uns keine Illusionen. Wenn die Banken wieder normal funktionieren, werden die Imperialisten sie den privaten Unternehmern zurückgeben, genauso wie es einige Länder dieser Hemisphäre getan haben. Das Volk trägt immer die Konsequenzen.

Der Kapitalismus tendiert dazu, sich in jeder Gesellschaftsordnung zu vervielfältigen, weil er vom Egoismus und von den Instinkten des Menschen ausgeht.

Der menschlichen Gesellschaft bleibt nichts anderes übrig als diesen Widerspruch zu überwinden, denn andernfalls könnte sie nicht überleben.

In diesem Moment beeinträchtigen die großen Geldsummen, die von den Zentralbanken der entwickelten kapitalistischen Länder in die Finanzmärkte geschleudert werden, stark die Börsen jener Länder, die versuchen, die wirtschaftliche Unterentwicklung zu überwinden und sich an diese Geldinstitutionen wenden. Kuba verfügt über keine Wertpapierbörse. Zweifelsohne werden vernünftigere und sozialistischere Finanzierungsvarianten entstehen.

Die aktuelle Krise und die brutalen Maßnahmen der US-Regierung zu ihrer Rettung werden eine größere Inflation hervorrufen, die Abwertung der Landeswährung, traurige Marktverluste, Preissenkungen der Exportwaren und mehr ungleichen Handelsaustausch. Aber sie wird den Völkern auch mehr Erkenntnisse über die Wahrheit bringen, mehr Bewusstsein, mehr Widerstand und mehr Revolutionen.

Warten wir ab, wie die Krise sich entwickelt und was in 25 Tagen in den USA passiert.


Fidel Castro Ruz

11. Oktober 2008
18: 15 Uhr

Samstag, 4. Oktober 2008

Wir sind und sollen Sozialisten sein

Reflexionen des Genossen Fidel: Wir sind und sollen Sozialisten sein

Vorgestern, am 2. Oktober, haben wir über den internationalen Preis der Kraftstoffe gesprochen, die wir verbrauchen. Ich habe den Eindruck, dass diese Tatsache aufgrund ihres Ausmaßes die Aufmerksamkeit vieler Leiter und Funktionäre erweckt hat.

Im Allgemeinen ist die Rede vom Prozentsatz der Bevölkerung, die Zugang zu elektrischem Strom oder anderen Dienstleistungen des modernen Lebens hat. Diese Zahl kann zwischen 40 und etwas unter oder über 60 Prozent schwanken. Das hängt vom Zugang zu den Wasserkraft- Ressourcen oder von anderen Faktoren ab.

Vor dem 1. Januar 1959 hatte fast die Hälfte der kubanischen Bevölkerung keinen Strom. Gegenwärtig ist der Verbrauch bei einer Verdoppelung der Bevölkerung und breitem Zugang zu elektrischem Strom um ein Mehrfaches gestiegen.

Wie in einem großen Teil der Welt – mit Ausnahme der superreichen Staaten –gelangt der Strom in unserem Land überirdisch über Hochspannungs- und Leitungsmasten, Umspanner und auf anderen Wegen zum Verbraucher. Viele davon sind wegen der starken Winde der Hurrikane Ike und Gustav über die ganze Länge und Breite der Insel umstürzt.

Ein Artikel in der Zeitung Granma, geschrieben von Maria Julia Mayoral, beschreibt im Großen und Ganzen die von beiden Phänomenen verursachten Schäden im Elektronetz. Sie fügt aber außerdem hinzu, dass, während die Hurrikane über die Insel hinweg zogen, die Stromerzeugung für „966 Bäckereien, 207 Zentren für Lebensmittelverarbeitung, 372 Radiosender, 193 Krankenhäuser, 496 Polikliniken, 635 Wasserpumpstationen, 138 Seniorenheime und andere wichtige Einrichtungen durch Dieselstromaggregate gesichert wurde."

„Diese Absicherung bedeutet, (…) dass in einem sehr kurzen Zeitraum hunderte Notstromaggregate aus Produktions- und Dienstleistungseinrichtungen abgebaut und vorübergehend an den Orten aufgestellt werden mussten, deren Verbindung zum Nationalen Elektrizitätssystem (SEN) unterbrochen war. Das war nur möglich dank der koordinierten Arbeit der Montagebrigaden aus mehreren Einrichtungen und der Transportunternehmen sowie durch die Unterstützung der örtlichen Behörden. Die vorübergehend umgesetzten Aggregate werden an ihren ursprünglichen Standort zurückgeführt, so wie sich die Lage normalisiert."


Diese Worte, die ich textgetreu wiedergebe, beweisen die Sorgfalt, mit der die Funktionäre von Partei und Regierung auf Landes- und örtlicher Ebene nach Lösungen gesucht haben.

Der Artikel von Maria Julia trägt den Titel „Der Strom für die ganze Bevölkerung kostet Millionen".

Ich halte es für angebracht, daran zu erinnern, dass die Stromaggregate für folgende Ziele installiert wurden:

  • Aufrechterhaltung lebenswichtiger Dienstleistungen wie Gesundheitswesen und die Konservierung von Nahrungsmittel, unter allen Umständen;

  • Gewährleistung der industriellen Produktion von Nahrungsmitteln wie Brot, Milch und ähnliches;

  • Absicherung der Stahlgießereien, um ernste Schäden für die Industrie zu vermeiden, die durch Unterbrechung des Schmelzprozesses verursacht würden;

  • Sicherung der Landesverteidigung und der Information der Öffentlichkeit, die nicht fehlen dürfen, darunter, um nur einige zu nennen, die Meteorologiezentren und ihre Radarstationen, die den Verlauf der Hurrikane verfolgen;

  • Progressive Stromerzeugung bei minimalem Verbrauch mit höherer Kapazität als es die vorhandenen Wärmekraftwerke vermögen.


Nach die Erwähnung dieser Punkte ist es notwendig daran zu erinnern, dass die Stromaggregate sehr unterschiedlich sind, einige haben kleine Motoren mit einer Kapazität von 40 kW/h oder weniger; und es gibt andere Aggregate mit einer Leistung von mehr als 1000 kW/h. Manchmal ist es notwendig, mehrere dieser Motoren zu verbinden, z.B. in einem Krankenhaus mit hoch entwickelten technologischen Geräten und den unabdingbaren Klimaanlagen, die in der Regel große Energieverbraucher sind.

Solche Motoren arbeiten mit Diesel und ihre Leistungsfähigkeit wächst bis zu einem bestimmten Punkt in dem Maße wie sich ihre Kapazität, Energie zu erzeugen, erhöht. Sie bedürfen geeigneter Schmieröle, Ersatzeile, Wartung usw.

Eine zunehmende Anzahl von Stromaggregaten wird durch Motoren ersetzt, die auf der Basis andere Kraftstoffe im Dauerbetrieb arbeiten.

Der Idealfall wäre, wenn jeder Produktions- oder Dienstleistungsbetrieb Strom aus dem Nationalen Elektrizitätssystem (SEN) bekäme, das mit viel leistungsfähigeren Maschinen und Heizöl arbeitet, das man durch die Veredelung von Erdöl gewinnt, und das somit kostengünstiger als Dieselkraftstoff ist. Das Heizöl wird zunehmend beim Güter- und Personentransport sowie bei Traktoren und anderen landwirtschaftlichen Geräten genutzt.

Wenn die Dieselaggregate aus irgendwelchen Gründen für die Stromerzeugung von Wohnungen eingesetzt werden und länger als 20 Stunden oder mehr arbeiten sollen, hat das negative Folgen. Sie sind in erster Linie nur als Notstromaggregate konzipiert, unter den gegenwärtigen Entwicklungsbedingungen in Kuba werden sie auch zur zusätzlichen Stromeinspeisung in den täglichen Spitzenzeiten genutzt.

Unter den mit Kohlenwasserstoff arbeitenden Generatoren kann man keinen mit den Stromaggregaten vergleichen, die mit Heizöl arbeiten, auch wenn die Investition teurer ist. Aufgrund ihres Gewichts und ihrer Komplexität kann man sie nicht einfach von einem Ort zum anderem umsetzen. In dieser Hinsicht haben nur die Anlagen Vorteile, deren Produktionszyklus mit Gas kombiniert ist, das zuvor von Schwefel und anderen Umwelt verschmutzenden Elementen gereinigt wurde.

Es ist angebracht, die Funktionäre an die Notwendigkeit zu erinnern, dass sie keine Minute verlieren und die Dieselmotoren wieder in die Kreise und benachbarten Provinzen zurückbringen, sobald die Notsituation überwunden ist. Wir haben ein ernstes Defizit bei diesem Kraftstoff; der Verbrauch ist landesweit zu hoch und es war unumgänglich, die geforderten Zuteilungen zu reduzieren.

Ich wiederhole, die Produktion und die Verteilung von Lebensmitteln und Baumaterialien haben zurzeit absolute Priorität. Wir sind kein hoch entwickeltes kapitalistisches Land in einer Krise, dessen Führungskräfte heute bei der Suche einer Lösung zwischen Depression, Inflation, fehlendem Markt und Arbeitslosigkeit außer sich geraten.

Wir sind und sollen Sozialisten sein.


Fidel Castro Ruz

4. Oktober 2008
19:35 Uhr

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Ein Thema zum nachdenken

Reflexionen des Genossen Fidel: Ein Thema zum nachdenken

Kuba ist ein Land, in dem 98 Prozent der Bevölkerung unter normalen Umständen direkt mit Strom versorgt werden, ein Land, in dem ein einheitliches Stromerzeugungs- und Stromversorgungssystem vorhanden ist, und wo unter allen Umständen über Stromaggregate die Versorgung der lebensnotwendigen Stellen abgesichert wird. Sobald die Stromleitungen wiederhergestellt sind, wird das erneut so sein.

Es lohnt sich, jeden Tag eine Minute über die Stromkosten nachzudenken, da das zivilisierte Leben in der heutigen Welt ohne Strom unmöglich wird. Das gilt besonders, wenn die Zeit herankommt, wo die Nächte länger sind und alle Geräte und Lichter gleichzeitig eingeschaltet werden, und es gibt sehr wenige Haushalte, die nicht über mehrere elektrische Haushaltsgeräte verfügen.

Die Überlegung zu dem Thema erlaubt es uns zu verstehen, welche Herausforderung das für jene große Anzahl Länder der Welt darstellt, die den Kraftstoff importieren müssen. In Kuba war die hydraulische Energie nie in Hülle und Fülle vorhanden und konnte es auch nicht sein, da es keine wasserreichen Flüsse gibt. Die Sonnenenergie, eine Art der erneuerbaren, nicht umweltverschmutzenden Energie wird, trotzdem deren Nutzung teuer ist, an mehreren tausend Stellen angewandt, welche soziale Bedürfnisse befriedigen. Und schließlich die Windkraft, deren Erprobung unter den zerstörerischen Gefahren der Hurrikans begann. Aber deshalb werden die Anstrengungen auf der Suche nach Antworten auf die zunehmende Energienachfrage nicht nachlassen.

Unsere Stromerzeugung hängt vor allem von den Wärmekraftwerken ab, die in den Revolutionsjahren im ganzen Land errichtet wurden, denn vorher gab es sie praktisch kaum. Diese werden durch ein ausgedehntes Netz vervollständigt, das auf einer langen und engen Insel vonnöten ist, um regionale Defizits und die unumgänglichen Stillstandszeiten wegen Reparaturen zu kompensieren.

Jedoch das Einsparen eines Teils jenes täglich nicht nur zur Stromerzeugung verbrauchten Kraftstoffs liegt in unseren Händen. Dieser wird außerdem in anderen Tätigkeitsbereichen des Landes wie der Industrie, dem Verkehrs- und Bauwesen, zur Bestellung der landwirtschaftlichen Nutzflächen usw., usf. benötigt. Ich zähle nicht alle Umstände auf, denn es sind Dutzende, bei denen mehr Kraftstoff als unbedingt notwendig verbraucht wird, sowohl in Kuba, als auch überall auf der Welt. Aber in unserem Fall kommt noch der erschwerende Umstand hinzu, dass wir uns daran gewöhnt haben, von der Revolution viele Dinge zu bekommen, ohne darum gekämpft zu haben. Oftmals vergessen wir sogar, dass es die Hurrikans gibt, wozu noch der Klimawandel und andere Phänomen hinzukommen, die von der so genannten Zivilisation verursacht wurden.

Eine Angabe, die uns jene Situation besser vor Augen führen kann, ist der Wert, der von Kuba jährlich verbrauchten Energie, der zu den dieses Jahr gültigen Preisen berechnet, 8 Milliarden Dollar überschreitet.

Wenn andererseits der Wert des Nickels, des Zuckers und der Erzeugnisse des Wissenschafts-Pools zusammengerechnet werden, welche die drei wichtigsten Exportzweige darstellen, dann ist es so, dass diese zu ihren aktuellen Preisen knapp die zwei Milliarden Dollar erreichen, von denen noch die zu ihrer Herstellung benötigten Ausgaben und Inputs abgezogen werden müssen.

Natürlich sind dies nicht unsere einzigen Einnahmen in konvertierbarer Währung. Unser Land hat heute mehr Einnahmen durch Dienstleistungsexporte, als aus allen Exporten materieller Güter. Vielleicht werden wir in relativ absehbarer Zeit zu Erdöl-Exporteuren. Bei schwerem Rohöl sind wir es zum Teil schon. Dieses kann aber in Kuba aufgrund der jetzigen begrenzten Kapazitäten nicht raffiniert werden.

Eine Schlussfolgerung aus den Darlegungen ist, dass gegenüber der übermäßigen Kraftstoff-Nachfrage seitens der staatlichen Organe die Antwort kategorisch war: Vermindern Sie die von Ihnen vorgesehenen bzw. erträumten Tätigkeiten.

Einige der Unseren träumen wirklich davon, allen außerordentlichen Wünschen nachzukommen, die die Leute möchten. Innerhalb des Staatsapparats werden eine rigorose Disziplin und eine absolut rationelle Ordnung der Prioritäten benötigt, ohne sich davor zu fürchten, Festlegungen darüber zu treffen, was getan bzw. gestrichen werden soll. Und dabei muss immer von dem Prinzip ausgegangen werden, dass nichts leicht ist und die materiellen Güter nur von der qualitätsgerechten und intensiven Arbeit auf ehrliche Art und Weise entstehen können.

Was unter keinen Umständen fehlen darf, sind die verfügbaren Mittel, welche Materialien, Nahrungsmittel und Ressourcen für die lebenswichtigen Produktionen und Dienstleistungen befördern.

Ich betone erneut die Notwendigkeit, nicht eine bürokratische Arbeit zum Zeitvertreib auszuführen, sondern die körperliche, unbedingt erforderliche und unverzichtbare Arbeit. Nicht nur Intellektueller zu sein, sondern auch Arbeiter, d.h. mit den Händen arbeiten.



Fidel Castro Ruz

2. Oktober 2008
17:18 Uhr