Mittwoch, 27. April 2011

Ein Feuer, das alle verbrennen kann

Reflexionen des Genossen Fidel: Ein Feuer, das alle verbrennen kann

Man kann mit den politischen Ideen von Gaddafi übereinstimmen oder nicht, aber niemand hat das Recht, die Existenz von Libyen als unabhängigen Staat und Mitglied der Vereinten Nationen in Frage zu ziehen.

Die Welt hat noch nicht das erreicht, was von meinem Gesichtspunkt aus gesehen eine elementare Frage des Überlebens unserer Gattung darstellt: den Zugang aller Völker zu den materiellen Ressourcen dieses Planeten. Unseren Kenntnissen zufolge gibt es keinen anderen im Sonnensystem, der die elementarsten Bedingungen für das Leben besitzt.

Die Vereinigten Staaten selbst waren immer bemüht, ein Schmelztiegel aller Rassen, aller Glaubensrichtungen und aller Nationen zu sein – Weiße, Schwarze, Gelbe, Indios und Mestizen – ohne andere Unterscheidungsmerkmale als Herren und Sklaven, Reiche und Arme. Aber alles das innerhalb ihrer Grenzen: im Norden, Kanada; im Süden, Mexiko; im Osten, der Atlantische Ozean und im Westen der Pazifische Ozean. Alaska, Puerto Rico und Hawaii stellten einfach historische Unfälle dar.

Die Kompliziertheit der Angelegenheit besteht nicht darin, dass es sich um einen edlen Wunsch derjenigen handelt, die um eine bessere Welt kämpfen, was so sehr Hochachtung verdient, wie der jeweilige religiöse Glauben der Völker. Ein paar radioaktive Isotope, abgegeben von jenem angereicherten Uran, das von den Atomkraftwerken in relativ kleinen Mengen verbraucht wird, können – da es sie in der Natur nicht gibt – der zarten Existenz unserer Gattung ein Ende setzen. Diese Abfälle in zunehmenden Mengen unter Stahlbetonsarkophagen aufzubewahren, stellt eine der größten technologischen Herausforderungen dar.

Ereignisse wie der Unfall von Tschernobyl und das Erdbeben von Japan haben die tödlichen Risiken offenbart.

Aber das ist nicht das Thema, was ich heute erörtern möchte, sondern das Erstaunen, mit dem ich gestern im venezolanischen Fernsehen über das Programm Dossier von Walter Martínez das Filmmaterial über das Treffen des Verteidigungsministers Robert Gates und von Liam Fox, Verteidigungsminister des Vereinigten Königreichs, verfolgt habe. Letzterer stattete den Vereinigten Staaten einen Besuch ab, um den von der NATO ausgelösten kriminellen Krieg gegen Libyen zu erörtern. Es war kaum zu glauben, der englische Minister hat den „Oskar“ gewonnen; er war ein Nervenbündel, war angespannt, redete wie ein Verrückter, sodass man den Eindruck gewann, dass er die Worte ausspucken würde.

Natürlich kam er zuerst zum Eingang des Pentagon, wo Gates ihn lächelnd erwartete. Die Flaggen beider Länder, die des ehemaligen britischen Kolonialimperiums und die seines Stiefsohns, des Imperiums der Vereinigten Staaten, wehten hoch oben zu beiden Seiten, während die Hymnen erklungen und sie die Hand rechts auf die Brust gelegt hatten, der rigorose und feierliche militärische Gruß der Zeremonie des Gastlandes. Das war die Eröffnungsveranstaltung. Danach traten beide Minister in das US-Verteidigungsministerium ein. Es ist anzunehmen, dass sie lange Gespräche geführt haben, zumindest dem von mir gesehenen Bildmaterial zufolge, gemäß dem jeder von ihnen mit einer Rede in der Hand zurückkehrte, die ohne Zweifel jeweils vorher ausgearbeitet worden war.

Den Rahmen des gesamten Szenariums bildete das uniformierte Personal. Auf der linken Seite sah man einen jungen Militär, hoch gewachsen, schmal, scheinbar rothaarig, mit geschorenem Kopf, Uniformmütze mit schwarzem Schild, fast bis zum Hals hinunter gezwängt, der ein Gewehr mit aufgesetztem Bajonett präsentierte und den man weder die Augenwimpern bewegen noch atmen sah, wie das Abbild eines Soldaten, der bereit ist, eine Kugel aus einem Gewehr abzuschießen oder eine atomare Rakete mit der Zerstörungskraft von 100.000 Tonnen TNT. Gates sprach mit dem Lächeln und der Natürlichkeit eines Herrn und Besitzers. Der Engländer tat es dagegen auf die von mir erläuterte Art und Weise.

Ich habe selten etwas Schrecklicheres gesehen. Er stellte Hass, Frustration, Wut und eine drohende Sprache gegen den libyschen Führer zur Schau und forderte seine bedingungslose Kapitulation. Er sah empört darüber aus, dass es den Flugzeugen der mächtigen NATO nicht gelungen war, den libyschen Widerstand in 72 Stunden zu brechen.

Es fehlte nur, dass er ausgerufen hätte: „Tränen, Schweiß und Blut“, wie es Winston Churchill tat, als er den von seinem Land im Kampf gegen die Flugzeuge der Nazis zu bezahlenden Preis einschätzte. In diesem Fall wurde die nazifaschistische Rolle von der NATO übernommen, und zwar mittels ihrer tausenden von Bombardierungsmissionen mit den modernsten je der Welt bekannten Flugzeugen.

Doch der Gipfel war die Entscheidung der US-Regierung, die Verwendung von unbemannten Flugzeugen zum Töten von libyschen Männern, Frauen und Kindern zu genehmigen, genauso wie in Afghanistan, tausende Kilometer von Westeuropa entfernt, aber dieses Mal gegen ein afrikanisches arabisches Volk, und dies vor den Augen von Hunderten von Millionen Europäern und im Namen der Organisation der Vereinten Nationen höchstpersönlich.

Der Premierminister von Russland, Vladimir Putin, hat gestern erklärt, dass diese Kriegshandlungen illegal sind und den Rahmen der Vereinbarungen des Sicherheitsrat der Vereinten Nationen überschreiten.

Die plumpen Angriffe gegen das libysche Volk, die nazifaschistischen Charakter annehmen, können gegen jegliches Volk der Dritten Welt angewandt werden.

Ich bin wirklich über den von Libyen gebotenen Widerstand erstaunt.

Jetzt hängt jene kriegerische Organisation von Gaddafi ab. Wenn er widersteht und nicht ihren Forderungen nachkommt, dann wird er als einer der großen Persönlichkeiten der arabischen Länder in die Geschichte eingehen.

Die NATO schürt ein Feuer, das alle verbrennen kann!



Fidel Castro Ruz

27. April 2011
19:34 Uhr

Samstag, 23. April 2011

Der in Aufruhr Versetzte und Brutale Norden

Reflexionen des Genossen Fidel: Der in Aufruhr Versetzte und Brutale Norden


Ich war damit beschäftigt, Materialien und Bücher in großem Umfang zu lesen, um mein Versprechen einzuhalten, die Reflexionen vom 14. April über die Schlacht an der Schweinebucht fortzusetzen, als ich einen Blick auf die neuesten gestrigen Nachrichten warf, die wie immer sehr umfangreich sind. Es können jede Woche Berge davon zusammenkommen, angefangen vom Erdbeben in Japan bis zum Sieg von Ollanta Humala über Keiko, die Tochter von Alberto Fujimori, dem ehemaligen Präsidenten von Peru.

Peru ist ein bedeutender Exporteur von Silber, Kupfer, Zink, Zinn und anderen Mineralien; es verfügt über große Uranvorkommen, die mächtige transnationale Unternehmen auszubeuten trachten. Aus dem angereicherten Uran werden die schrecklichsten Waffen gewonnen, die die Menschheit je kennen gelernt hat, und der Brennstoff für die Atomkraftwerke, die in den Vereinigten Staaten, Europa und Japan trotz der Warnungen der Umweltschützer im beschleunigten Rhythmus gebaut wurden.

Es wäre natürlich nicht gerecht, Peru dafür die Schuld zu geben. Die Peruaner haben nicht den Kolonialismus, den Kapitalismus und den Imperialismus geschaffen. Auch dem Volk der Vereinigten Staaten kann dafür nicht die Schuld gegeben werden. Es ist ebenfalls Opfer jenes Systems, das dort die im höchsten Grade unbesonnenen Politiker hervorgebracht hat, die je die Erde kennen gelernt hat.

Am vergangenen 8. April haben die Herrscher über die Welt ihren gewöhnlichen Jahresbericht über die Verletzungen der “Menschenrechte” herausgegeben, der eine scharfsinnige Analyse auf der Website Rebelión hervorrief, die von dem Kubaner Manuel E. Yepe unterzeichnet ist und sich auf die vom Staatsrat von China gegebene Antwort stützt, bei der Tatsachen aufgezählt werden, welche die katastrophale Situation jener Rechte in den Vereinigten Staaten belegen.

„…die Vereinigten Staaten sind das Land, wo die Menschenrechte am meisten verletzt werden, sowohl innerhalb des eigenen Landes als auf der ganzen Welt. Sie sind eine jener Nationen, die am wenigsten das Leben, das Eigentum und die persönliche Sicherheit ihrer Bewohner absichert.

Jedes Jahr wird eine von 5 Personen Opfer eines Verbrechens, die höchste Rate des gesamten Planeten. Offiziellen Angaben zufolge haben die Personen über 12 Jahre 4,3 Millionen gewalttätige Handlungen erlitten.

Die Kriminalität hat in den vier größten Städten des Landes (Philadelphia, Chicago, Los Angeles und New York) alarmierend zugenommen und es wurden bedeutende Steigerungen in Bezug auf das Vorjahr in anderen Großstädten verzeichnet (San Luis und Detroit).

Der Oberste Gerichtshof hat festgelegt, dass der Waffenbesitz zur persönlichen Verteidigung ein aus der Verfassung hervorgehendes Recht ist, das von den Regierungen der Bundesstaaten nicht ignoriert werden kann. 90 Millionen der 300 Millionen Einwohner des Landes besitzen insgesamt 200 Millionen Feuerwaffen.

Im Land wurden 12.000 durch Feuerwaffen verursachte Morde registriert, während 47 Prozent der Raubüberfälle ebenfalls mit Feuerwaffen begangen wurden.

Unter Ausnutzung der Sektion ‚terroristische Aktivitäten’ des Patriot Act sind die Folter und die äußerste Gewalt, um von Verdächtigen Geständnisse zu erreichen, zur gebräuchlichen Praxis geworden. Die ungerechten Verurteilungen werden bei jenen 266 Menschen offensichtlich – 17 von ihnen schon im Korridor des Todes – die dank ADN-Tests freigesprochen wurden.

Washington setzt sich für die Freiheit im Internet ein, um aus dem Netzwerk aller Netzwerke eine wichtige diplomatische Waffe zum Druckausüben und der Hegemonie zu machen, erlegt aber strikte Einschränkungen im Cyberspace in seinem eigenen Gebiet auf und versucht, eine rechtliche Einkesselung aufzustellen, um gegen die Herausforderungen anzugehen, die Wikileaks und das Durchsickern seiner Informationen bedeuten.

Bei einer hohen Arbeitslosenrate hat die Proportion der US-Bürger, die in Armut leben, ein Rekordniveau erreicht – je einer von jeweils acht Bürgern, die im vergangenen Jahr an den Nahrungsmittelkupon-Programmen teilgenommen haben.

Die Anzahl der in Obdachlosenasylen aufgenommenen Familien hat sich um 7 Prozent erhöht und die Familien mussten eine längere Zeit in diesen verbleiben. Die Gewaltverbrechen gegen diese Familien ohne Obdach nehmen ständig zu.

Die Rassendiskriminierung durchdringt jeden Aspekt des gesellschaftlichen Lebens. Die Minderheiten werden bei ihren Beschäftigungen diskriminiert, unwürdig behandelt und nicht für Beförderungen, Vorteile bzw. bei beruflichen Auswahlprozessen berücksichtigt. Ein Drittel der schwarzen Bevölkerung hat Diskriminierung an ihrem Arbeitsplatz erlitten, obwohl nur 16% von ihnen es sich getraut hat, Beschwerde dagegen einzulegen.

Die Arbeitslosenrate der weißen Bevölkerung beträgt 16,2%, unter den Hispanoamerikanern und Asiaten 22% und unter den Schwarzen 33%. Die Afroamerikaner und Lateinamerikaner stellen 41 Prozent der Gefängnisinsassen dar. Die Rate der Afroamerikaner, die eine lebenslängliche Gefängnisstrafe absitzen, ist 11 Mal höher als die der Weißen.

90 Prozent der Frauen hat in irgendeiner Weise sexuelle Diskriminierung an ihrem Arbeitsplatz erlitten. Zwanzig Millionen Frauen sind Opfer der Vergewaltigung, knapp 60.000 haben sexuelle Aggression oder Gewalt erlitten. Ein Fünftel der Universitätsstudentinnen werden sexuell belästigt und 60 Prozent der Vergewaltigungen im Universitätsgelände geschieht in den weiblichen Schlafzimmern.

Neun von zehn homosexuellen, bisexuellen bzw. transsexuellen Schülern erleiden Belästigung in ihrer Schuleinrichtung.

Der Bericht widmet ein ganzes Kapitel dem, an die Menschenrechtsverletzungen zu erinnern, für welche die Vereinigten Staaten außerhalb ihrer Grenzen verantwortlich sind. Die Kriege in Irak und Afghanistan, unter Führung der Vereinigten Staaten, haben äußerst hohe Zahlen an Opfern unter der Zivilbevölkerung jener Länder verursacht.

Die ‘antiterroristischen’ Aktionen der USA haben riesige Skandale bezüglich des Missbrauchs an Gefangenen eingeschlossen, Verhaftungen auf unbestimmte Zeit ohne Anklage oder Gerichtsprozesse in solchen Haftanstalten wie Guantánamo und an anderen Orten der Welt, die dazu geschaffen wurden, die so genannten ‘besonders wertvollen Gefangenen’ Gehören zu unterziehen, und dort werden die schlimmsten Foltermethoden angewandt.

Das chinesische Dokument erinnert ebenfalls daran, dass die USA das Existenz- und Entwicklungsrecht der kubanischen Bevölkerung verletzt haben, ohne dem weltweit vorhandenen Willen nachzukommen, der von der Vollversammlung der UNO während 19 aufeinander folgenden Jahren im Dokument ‘Über die Notwendigkeit, der Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade gegen Kuba ein Ende zu setzen’ zum Ausdruck gekommen ist.

Die USA haben nicht solche internationale Konventionen über Menschenrechte ratifiziert wie den Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, die Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frauen, die Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen und die Konvention über die Rechte der Kinder.

Die in der von der chinesischen Regierung vorgelegten Aufzählung enthaltenen Angaben belegen, dass der unheilvolle Werdegang der USA auf diesem Gebiet diese als ‘Richter über die Menschenrechte auf der Welt’ diskreditieren. Ihre ‘Diplomatie der Menschenrechte’ ist reine doppelzüngige Scheinheiligkeit im Dienste ihrer strategischen imperialen Interessen. Die chinesische Regierung rät der US-Regierung, konkrete Maßnahmen zu treffen, um ihre eigene Situation der Menschenrechte zu verbessern, außerdem ihre Aktivitäten auf diesem Gebiet zu überprüfen und zu berichtigen und ihre hegemonischen Handlungen zu unterlassen, die darin bestehen, die Menschenrechte dafür auszunutzen, um sich in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einzumischen.“

Das Bedeutsame dieser Analyse besteht unseres Erachtens nach darin, dass diese Anprangerung in einem vom chinesischen Staat unterzeichneten Dokument erfolgt, einem Land von 1,341 Milliarden Einwohnern, das 2 Billionen Dollar an Währungsreserven hat und ohne dessen Zusammenarbeit auf kommerziellem Gebiet das Imperium untergeht. Es schien mir wichtig, dass unserer Bevölkerung diese präzisen, in diesem Dokument des chinesischen Staatsrats enthaltenen Angaben bekannt würden.

Wenn Kuba es sagen würde, dann würde es kaum Bedeutung haben; wir prangern seit über 50 Jahren diese Scheinheiligen an.

Martí hat vor 116 Jahren, im Jahr 1895, wie folgt gesagt: „…der Weg, der versperrt werden muss, und den wir jetzt mit unserem Blut versperren, den Weg der Annexion der Völker Unseres Amerika durch den in Aufruhr versetzten und brutalen Norden, der uns verachtet…“

„Ich habe in dem Ungeheuer gelebt und kenne seine Eingeweide“.


Fidel Castro Ruz

23. April 2011
19:32 Uhr

Montag, 18. April 2011

Meine Abwesenheit im ZK

Reflexionen des Genossen Fidel: Meine Abwesenheit im ZK

Ich kannte den Rechenschaftsbericht des Genossen Raúl an den 6. Parteitag.

Aus eigener Initiative hatte er ihn mir einige Tage vorher gezeigt, genauso wie er es anlässlich anderer Angelegenheiten gemacht hatte, ohne dass ich ihn darum gebeten hätte, weil ich, wie ich schon erklärt habe, durch den Appell vom 31. Juli 2006 alle meine Ämter in der Partei und im Staat übertragen hatte.

Das zu machen war eine Pflicht, die ich ohne Zögern erfüllte.

Ich wusste, dass mein Gesundheitszustand schlimm war, aber ich war ruhig: die Revolution würde weiter vorangehen; es war nicht ihre schlimmste Zeit nach der Auflösung der UdSSR und des Sozialistischen Lagers. Bush saß auf dem Thron seit 2001 und hatte schon eine Regierung für Kuba ernannt. Aber ein weiteres Mal sind die Söldner und die Bourgeois mit ihren gepackten Koffern und Truhen in ihrem goldenen Exil geblieben.

Die Yankees hatten jetzt, auβer der von Kuba, in Venezuela eine weitere Revolution. Die enge Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern wird auch in die Geschichte Amerikas als Beispiel des großen revolutionären Potenzials der Völker gleicher Herkunft, die eine gleiche Geschichte teilen, eingehen.

Unter den vielen im Projekt des Berichts an den 6. Parteitag behandelten Punkten, war einer derjenigen, die mich am meisten interessiert haben, der bezüglich der Macht. Wortwörtlich besagt er wie folgt: „…sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es ratsam ist, die Ausübung der wichtigsten politischen und staatlichen Ämter maximal auf zwei aufeinander folgende Amtszeiten von fünf Jahren zu begrenzen. Dies ist möglich und notwendig unter den aktuellen Umständen, die ganz anders als jene der ersten Jahrzehnte der Revolution sind, als diese noch nicht konsolidiert und auch konstanten Bedrohungen und Angriffen unterworfen war.“

Die Idee gefiel mir. Es war ein Thema, worüber ich viel nachgedacht habe. Da ich seit den ersten Jahren der Revolution an die tägliche Lektüre der Agenturmeldungen gewöhnt war, waren mir die Entwicklung der Ereignisse in unserer Welt, die Erfolge und Fehler der Parteien und der Menschen bekannt. Es gibt zahlreiche Beispiele dafür in den letzten 50 Jahren.

Ich werde sie nicht zitieren, um dies nicht in die Länge zu ziehen und auch niemanden zu verletzen. Ich bin davon überzeugt, dass das Schicksal der Welt jetzt ein ganz anderes sein könnte, wenn es nicht jene Fehler gegeben hätte, die von revolutionären Führer, die sich durch ihr Talent und ihre Verdienste auszeichneten, begangen wurden. Ich gebe mich auch nicht der Vorstellung hin, dass die Aufgabe in der Zukunft einfacher sein wird, eher umgekehrt.

Ich sage einfach nur das, was ich meiner Meinung nach für eine Grundpflicht der kubanischen Revolutionäre halte. Je kleiner ein Land ist, desto schwieriger die Umstände und in desto höherem Grade ist es gezwungen, Fehler zu vermeiden.

Ich muss gestehen, dass ich mir eigentlich niemals Sorgen wegen der Zeitdauer gemacht habe, während der ich mein Amt als Präsident des Staats- und Ministerrates und als Erster Sekretär der Partei ausüben würde. Seit unserer Landung war ich außerdem Comandante en Jefe (Befehlshaber) der kleinen Truppe, die nachher so groß wurde. Schon in der Sierra Maestra hatte ich darauf verzichtet, das provisorische Präsidentenamt des Landes nach dem Sieg zu übernehmen, der von mir für unsere 1957 noch eher bescheidenen Streitkräfte früh vorhergesehen worden war. Ich machte es, weil der Ehrgeiz rund um die Übernahme dieses Amtes den Kampf schon behinderte.

Ich wurde beinahe dazu gezwungen, das Premierministeramt in den ersten Monaten 1959 zu übernehmen.

Raúl wusste, dass ich gegenwärtig kein Amt in der Partei übernehmen würde. Er ist immer derjenige gewesen, der mich als Erster Sekretär und Comandante en Jefe bezeichnete. Wie bekannt, habe ich diese Ämter durch den oben genannten Appell anlässlich meiner schweren Krankheit abgegeben. Ich hatte nie versucht und es war mir körperlich auch nicht möglich, sie auszuüben, auch wenn ich meine Analyse- und Schreibfähigkeit deutlich wiedererlangt hatte.

Trotzdem hörte er nie auf, mir die Ideen zu übermitteln, die er plante.

Es entstand ein weiteres Problem. Der Organisationsausschuss diskutierte, was für eine Mitgliederzahl des Zentralkomitees sie dem Parteitag vorschlagen sollten. Er unterstützte sehr treffend die Ideen von Raúl, im Schoße des Zentralkomitees die Teilnahme der Frauen und jene der Nachkommen der Sklaven aus Afrika zu erhöhen. Beide waren die ärmsten und von dem Kapitalismus am meisten ausgebeuteten Sektoren in unserem Land.

Gleichzeitig gab es einige Genossen, die entweder aufgrund ihres Alters oder ihrer Gesundheit der Partei keine großen Dienste mehr leisten könnten. Aber Raúl war der Meinung, dass es für sie sehr hart gewesen wäre, aus der Kandidatenliste ausgeschlossen worden zu sein. Ich zögerte nicht, ihm vorzuschlagen, dass jenen Genossen diese Ehre nicht entzogen würde, und fügte hinzu, dass es das Wichtigste war, dass ich nicht auf jener Liste erschiene.

Ich bin der Meinung, dass ich zu viel geehrt worden bin. Ich dachte nie, dass ich so viele Jahre leben würde. Der Feind hat alles Mögliche getan, um es zu verhindern. Unzählige Male versuchten sie, mich zu beseitigen und mehrmals habe ich ihnen „Beihilfe“ dabei geleistet.

Der Parteitag entwickelte sich in so raschem Tempo, dass ich keine Zeit hatte, ein Wort über dieses Thema zu äußern, bevor ich die Stimmzettel bekommen habe.

Gegen Mittag schickte mir Raúl mit seinem Adjutanten einen Stimmzettel und so konnte ich von meinem Wahlrecht als Delegierter zum Parteitag Gebrauch machen, eine Ehre, die mir die Mitglieder der Partei in Santiago de Cuba verliehen, ohne dass ich ein Wort davon wusste. Ich machte es nicht mechanisch. Ich las die Biographien aller neu vorgeschlagenen Mitglieder. Sie sind ausgezeichnete Menschen, mehrere von ihnen hatte ich in der Aula Magna der Universität Havanna bei der Lancierung eines Buches über unseren revolutionären Krieg, bei den Treffen mit den Komitees zur Verteidigung der Revolution, bei den Zusammenkünften mit den Wissenschaftlern und den Intellektuellen, und bei anderen Veranstaltungen kennen gelernt. Ich gab meine Stimme ab und bat sogar darum, dass man Fotos von dem Moment aufnehme, in dem ich von diesem Recht Gebrauch machte.

Ich habe mich auch daran erinnert, dass ich noch vieles über den Kampf in Girón zu schreiben habe. Ich arbeite daran und bin dazu verpflichtet, es bald abzugeben. Außerdem habe ich vor, über ein anderes, danach geschehenes wichtiges Ereignis zu schreiben.

Alles, bevor die Welt zu Ende geht!

Was haltet ihr davon?


Fidel Castro Ruz

18. April 2011
16:55 Uhr

Sonntag, 17. April 2011

Die Parteitagsdebatten

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Parteitagsdebatten

Am heutigen Sonntag habe ich um 10 Uhr früh die Debatten der Abgeordneten zum Sechsten Parteitag gehört.

Da es so viele Ausschüsse sind, konnte ich logischerweise nicht alle hören, die gesprochen haben.

Sie waren in fünf Ausschüssen versammelt, um zahlreiche Themen zu debattieren. Natürlich habe ich auch die Pausen genutzt, um in aller Ruhe zu verschnaufen und irgendeinen Energieträger landwirtschaftlicher Herkunft zu verzehren. Sie haben das sicherlich aufgrund ihrer Arbeit und ihres Alters mit mehr Appetit getan.

Ich war erstaunt über die Vorbildung dieser neuen Generation, die ein so hohes Bildungsniveau hat; ganz anders als jene, die im Jahr 1961, gerade zu jenen Zeiten alphabetisiert wurde, als die Yankee-Bomber in Söldnerhänden unser Land angriffen. Die Mehrheit der Parteitagsabgeordneten waren damals Kinder bzw. noch nicht geboren.

Für mich war weniger wichtig, was sie sagten, als die Art und Weise, wie sie es ausdrückten. Sie waren so gut vorbereitet und hatten ein so reichhaltiges Vokabular, dass ich sie beinahe nicht verstanden habe. Sie haben jedes Wort diskutiert, und sogar, ob in dem behandelten Absatz ein Komma hingehört oder nicht.

Ihre Aufgabe ist noch schwieriger als jene, die von unserer Generation bei der Ausrufung des Sozialismus in Kuba, nur 90 Meilen von den Vereinigten Staaten entfernt, übernommen wurde.

Deshalb besteht meines Erachtens nach das wichtigste Vermächtnis, das wir ihnen hinterlassen können, darin, nicht locker zu lassen und auf den revolutionären Prinzipien zu beharren. Zum jetzigen Zeitpunkt der Menschengeschichte gibt es keinen Spielraum für Fehler. Niemand darf diese Realität verkennen oder verleugnen.

Die Parteileitung muss die Summe der besten politischen Talente unseres Volkes sein, und in der Lage, der Politik des Imperiums die Stirn zu bieten, die die menschliche Gattung gefährdet und solche Gangster wie die der NATO hervorbringt, die bereit sind, in nur 29 Tagen, seit dem ruhmlosen „Odyssey Dawn“, über viertausend Bombardierungseinsätze auf eine Nation von Afrika auszuführen.

Es ist eine Pflicht der neuen Generation von revolutionären Männern und Frauen, beispielhafte bescheidene und lerneifrige Führungskräfte und unermüdliche Kämpfer für den Sozialismus zu sein. Ohne Zweifel ist es in der barbarischen Epoche der auf Konsum ausgerichteten Gesellschaften eine schwierige Herausforderung, das kapitalistische Produktionssystem zu überwinden, welches die egoistischen Instinkte des Menschen fördert und stimuliert.

Die neue Generation ist dazu berufen, alles das ohne Zögern zu verbessern und zu verändern, was verbessert oder verändert werden muss, und weiterhin zu beweisen, dass der Sozialismus auch die Kunst ist, das Unmögliche möglich zu machen: die Revolution der einfachen Menschen, durch die einfachen Menschen und für die einfachen Menschen durchzuführen und zu errichten, und sie ein halbes Jahrhundert lang vor der mächtigsten je vorhandenen Macht zu schützen und zu verteidigen.


Fidel Castro Ruz

17. April 2011
20:33 Uhr

Samstag, 16. April 2011

Die Militärparade zum 50. Jahrestag

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Militärparade zum 50. Jahrestag

Ich habe heute das Privileg genossen, die beeindruckende Parade und Demonstration zu verfolgen, mit denen unser Volk des 50. Jahrestages der Verkündung des sozialistischen Charakters der Revolution und des Sieges von Playa Girón (Schweinebucht) gedacht hat.

An diesem Tag hat ebenfalls der Sechste Kongress der Kommunistischen Partei von Kuba begonnen.

Ich habe die detaillierten Kommentare und die Musik, Gesten, Gesichter, Intelligenz und das martialische und kämpferische Wesen unserer Bevölkerung sehr genossen; Mabelita im Rollstuhl mit ihrem glücklichen Gesicht und die Kinder und Teenager der Theatergruppe „La Colmenita“ mehrfach vervielfacht.

Es hat sich zu leben gelohnt, um dieses heutige Ereignis mitzuerleben, und es ist nützlich, sich immer derjenigen zu erinnern, die den Tod gefunden haben, um dies möglich zu machen.

Als heute Nachmittag der Sechste Kongress begonnen hat, konnte ich in den Worten von Raúl und in den Gesichtern der Delegierten zum höchsten Event unserer Partei dasselbe Gefühl von Stolz beobachten.

Ich hätte auf dem Platz sein können, vielleicht für eine Stunde bei jener Sonne und jener Wärme, aber nicht drei Stunden lang. Angezogen von der dort herrschenden menschlichen Wärme hätte ich dort ein Dilemma gehabt.

Glaubt mir, ich habe Schmerz verspürt, als ich gesehen habe, dass einige von euch mich auf der Tribüne gesucht haben. Ich dachte, dass alle verstehen würden, dass ich schon nicht mehr das tun kann, was ich so oft getan habe.

Ich habe euch versprochen, ein Soldat der Ideen zu sein, und diese Pflicht kann ich noch erfüllen.


Fidel Castro Ruz

16. April 2011
19:14 Uhr