Ansprache des Präsidenten des Staatsrates der Republik Kuba, Fidel Castro Ruz, vor einer Gruppe von Kindern, die aus Anlaß der Demonstration für die Forderung nach Rückgabe des Kindes Elián González die Interessenvertretung der Vereinigten Staaten in Havanna beschützten, gehalten in der Gesellschaftseinrichtung "José Antonio Echevarría" am 23. Dezember 1999, "Jahr des 40. Jahrestages des Sieges der Revolution", bereichert mit einigen vom Autor selbst hinzugefügten Details.
Liebe Pioniere:
Ich möchte nicht viel sagen, doch einige Dinge muß ich erwähnen. Wenn in diesen Tagen auch nicht viel Zeit zur Verfügung steht, müssen wir doch unaufhörlich arbeiten und kämpfen.
Ihr wißt, warum ihr hier seid, nicht wahr? (Ausrufe: "Ja!"). Ihr wißt es.
Ihr wißt, daß ein Kind wie ihr - noch kleiner als ihr, denn er ist gerade sechs Jahre alt geworden und ihr seid aus der vierten, fünften und sechsten Klasse, ihr seid älter als Elián - dort in den Vereinigten Staaten entführt worden ist.
Ihr habt viele Erklärungen gehört und man hat euch erläutert, was geschehen ist, so daß ich das hier nicht mehr wiederholen muß. Aber stellt euch für eine Sekunde vor, daß man irgendjemanden von euch mitnimmt und daß ihm ein Unglück passiert, eine Tragödie wie die, die dieser Junge erlitt, der seine Mutter verlor als Folge der Feindseligkeit jener Nation, der Regierung dieses mächtigen Landes, das Anreiz gibt zu den illegalen Reisen, und zwar ohne sich darum zu kümmern, ob dabei Kinder, Mütter oder Frauen sterben.
Unser Land setzt denjenigen Familien, die emigrieren wollen, keine Grenzen. Die USA stellen jedes Jahr eine bestimmte Anzahl von Visa aus, denn es gibt immer Menschen, die davon träumen, in ein anderes Land umzusiedeln, und da die USA ein Land sind, das die Welt ausgeplündert hat, plündern sie weiterhin die Welt aus, beuten die Welt aus, besitzen große Reichtümer, und es kann dort viele arme Menschen geben, die für sie arbeiten, Millionen Mexikaner, Haitianer, Dominikaner und aus vielen anderen Nationen, die die härtesten Arbeiten verrichten. Wenn es darum geht, Zuckerrohr zu schneiden, Tomaten oder Früchte zu ernten, benutzen sie Immigranten dieser Länder, damit sie die körperlich schwierigsten und opferaufwendigsten Arbeiten tätigen.
Ihr wißt, daß unser Land und jedes gerechte Land die Reichtümer unter allen verteilt. In einem gerechten Land gibt es keinen Egoismus, und sie nutzen die Gelegenheit aus, daß es sehr arme Menschen gibt, damit diese Armen dann die schlimmsten Arbeiten akzeptieren, wobei sie keine Sozialunterstützung, medizinische Betreuung und Bildung erhalten. Was sie empfangen, ist Ausbeutung. Sie zwingen sie dazu, für die Reichen zu arbeiten.
Wenn ihr Kinder einmal eine Aktivität durchführt, oder wenn ein Mittelschüler aufs Land geht und Tomaten und anderes Gemüse erntet, dann ist der Ertrag nicht für euch, ihr macht es nicht, um Geld zu verdienen, sondern darum, um dieses Gemüse unter den Krankenhäusern zu verteilen, unter dem Volk, und außerdem mit dem Ziel, um zu lernen, so wie es Martí wollte, um die Arbeit und das Studium zu kombinieren.
Deshalb seht ihr Pioniere, daß unsere Jugend zu großen Heldentaten fähig ist, da sie nicht erschreckt, wenn sie einen Ziegel anbringen, Unkraut zupfen oder zwei oder drei Stunden in der Sonne arbeiten muß. Deswegen sagte Martí, daß als beste Form der Ausbildung die Arbeit und das Studium kombiniert werden müßten.
Das kann nur hier in unserem Land geschehen, denn dort sind die schweren Arbeiten den Immigranten vorbehalten, die aus den armen Ländern kommen. Keine dieser Arbeiten werden von den Reichen verrichtet, denn diese haben niemals in ihrem Leben eine Tomate geerntet.
Aus diesem Grund gibt es oftmals Personen oder Familien aus den armen Ländern, die beabsichtigen, in dieses reiche Land zu gehen, um irgendeine Arbeit auszuüben, wobei sie manchmal von der Propaganda der sogenannten Konsumgesellschaften - das heißt der Gesellschaften des Schunds - beeinflußt werden.
Die Politik der Revolution besteht darin, demjenigen, der aus unserem Land ausreisen will und eine Einreiseerlaubnis in einem anderem Land erhalten hat, die Ausreise zu genehmigen. Unser Land verbietet keiner Familie die Ausreise, denn der Aufbau einer revolutionären und gerechten Gesellschaft wie der Sozialismus ist eine freiwillige Entscheidung.
Klar, die Kinder tragen keine Schuld an dieser Art von Problemen. Kinder sind Kinder, sie sind dabei, sich zu bilden und zu lernen, es sind keine Erwachsenen, und wir respektieren das Recht der Familie, für sie zu entscheiden. Wenn eine Familie an einen anderen Ort der Welt reisen will, reist sie mit ihren Kindern. Das wird niemandem verboten.
Unser Land hat auch nicht die Schuld daran, daß es Leute gibt, die illegal ausreisen, und es ist gefährlich, illegal auszureisen. Warum reisen sie illegal aus? Ah, weil sie in der Interessenvertretung kein Visum erhalten, in dem Gebäude, das ihr bewacht habt. Sie gewähren eine begrenzte Anzahl von Visa, und wenn andere, die die Erlaubnis nicht erhalten haben, auf illegalem Weg ausreisen wollen, dann tun sie dies und die Vereinigten Staaten legen ihnen kein Hindernis in den Weg.
Es gibt viele, die auf legalem Wege kein Visum erhalten, da sie kein hohes kulturelles Niveau haben, weil sie keine beruflichen Kenntnisse vorweisen oder weil viele Leute, die nicht gerne arbeiten, die nicht die Gewohnheit haben, dies zu tun, oder die asoziale Elemente sind - viele davon sind vorbestraft -, daraufhin auf illegalen Wegen ausreisen, ohne irgendein Visum, und sie werden in den Vereinigten Staaten willkommen geheißen. Man wendet ein Gesetz auf sie an, von dem ihr in diesen Tagen gehört habt, das denjenigen das Recht zur Wohnsitznahme gibt, die illegal gereist sind, und sobald sie ankommen, erhalten sie sogar sofort die Arbeitserlaubnis, wenn eine Beschäftigung in Aussicht steht. Und dies, obwohl wir ein Abkommen unterzeichnet haben, durch das jährlich 20 000 Visa ausgestellt werden, damit die Familien, die emigrieren wollen, dies legal, sicher und ohne irgendeine Gefahr tun können, was das Ziel dieser Vereinbarungen darstellt. Was machen aber nun diejenigen, die von der jährlichen Quote ausgeschlossen sind, weil sie nicht die erforderlichen Bedingungen erfüllen, oder diejenigen, die nicht warten wollen? Sie stehlen ein Boot oder bauen eines, oder sie steigen in Schnellboote ein, die aus den Vereinigten Staaten kommen, zum Preis von Tausenden von Dollar, die von in jenem Land lebenden Familienangehörigen bezahlt werden. Auf diese Weise versuchen sie, in die Vereinigten Staaten zu gelangen. In ein Boot, in das sechs Personen hereinpassen, steigen fünfzehn. Oftmals erleiden die Boote auf dem Weg Schiffbruch und sie ertrinken.
Das bedeutet, daß sie denjenigen, denen sie keine Visa gewähren, erlauben, auf irgendeine Art zu reisen, was zur Folge hat, daß Menschen ertrinken und Familien ihre Kinder unter riskanten Bedingungen mitführen, und ich sage mit Bestimmtheit, daß man das niemals machen darf, denn es gibt kein Recht, das Leben eines Kindes in Gefahr zu bringen. Nicht einmal die eigenen Eltern haben das Recht dazu, das Leben ihres Kindes aufs Spiel zu setzen.
Den Behörden der Vereinigten Staaten ist es egal, was geschieht. Es gibt das Gesetz und eine normale Form, eine Ausreise mit völliger Sicherheit zu unternehmen. Wäre es gerecht, wenn man irgendjemanden von euch auf ein Floß oder eines von diesen Booten setzen würde, das auf dem Weg sinken kann? (Ausrufe: "Nein!") Es wäre nicht gerecht, es wäre praktisch das einzige Mal, daß ein Kind sich seinen Eltern widersetzt, und wenn ich ein Kind wäre, würde ich es tun, ich würde mich dagegen wehren, daß sie mich auf eines dieser Boote oder auf ein Floß setzen, oder auf etwas, das auf dem Weg auseinanderbricht. Das ist sehr traurig, wenn so etwas geschieht.
Wir haben darauf gedrängt, daß nicht zu den illegalen Ausreisen angespornt wird. Dieses Gesetz, von dem ich euch erzählte, gilt nur für Kuba und nicht für irgendein anderes Land auf der Welt. Das dient dazu, Propaganda zu machen und Lügen zu verbreiten, und so sind viele Leute das Risiko eingegangen oder haben ihr Leben verloren.
Als wir das Migrationsabkommen unterzeichneten, verpflichteten sie sich dazu, keine Anreize für die illegalen Ausreisen zu geben, und sie haben diese Verpflichtung nicht erfüllt, wie es zahlreiche Genossen bereits erläutert haben und wie es Alarcón erklärt hat, der alle diese Vereinbarungen ausgehandelt hat. Und sie haben die Verpflichtungen nicht erfüllt, weil sie weiterhin die illegalen Ausreisen anspornen. Dabei sterben Menschen, sterben Mütter, sterben Kinder, sterben Jugendliche, sterben alte Menschen, und das aufgrund dieses Gesetzes, dieses Anreizes zu illegalen Ausreisen, und aus diesem Grund kommt es zu dramatischen Fällen wie dem, mit dem wir im Moment konfrontiert sind.
In diesem Fall, dessen Geschichte nicht vollständig bekannt ist, wurde das Boot, in dem sie den kleinen Elián auf eine abenteuerliche Reise mitnahmen, von einem Kriminellen vorbereitet, einem gewalttätigen und aggressiven Individuum, das niemals in seinem Leben gearbeitet hat. Er war illegal in die USA gereist, blieb dort drei oder vier Monate, kehrte dann ebenfalls illegal zurück, wobei er entdeckt wurde, worauf er eine Zeit im Gefängnis saß, vielleicht drei oder vier Monate. Das ist sehr seltsam: Er reist illegal aus und kehrt illegal zurück. Wer ist wohl dieser Mann? Er sagte, daß er das Land verlassen und sich daraufhin dort gelangweilt habe, weshalb er seine Meinung geändert hätte. Er wurde freigelassen und zu seiner Wohnung in Cárdenas gebracht, um dort zu arbeiten, wenn er arbeiten wolle, wenn dieses Individuum auch niemals in seinem Leben gearbeitet hatte.
Dieser Mann trägt die Hauptverantwortung für diese Tragödie. Warum? Ich muß es euch sagen, damit ihr es versteht. Er wurde zu einem Stiefvater, und es gibt sehr gute Stiefväter, die sich verantwortlich um ihre Kinder kümmern. Aber dieses nicht einmal sechs Jahre alte Kind wußte nicht, was geschah, und dieser Bandit, von dem ich euch erzählt habe, ist der Hauptverantwortliche für dieses Abenteuer. Sie bauten ein Boot, unter Mithilfe von der einen oder anderen schamlosen Person, die sich für solche Sachen hergibt, mit Material, das hier und dort gestohlen wurde. Sie bauten ein schwächliches Boot. Und es war also dieser Herr, der als Stiefvater des Kindes fungierte - nicht als sein Vater und nicht als ein Stiefvater, der wie ein wirklicher Vater agiert, sondern als ein perfides Subjekt -, der entscheidend darauf Einfluß nahm, daß der kleine Elián diese Reise unternahm, denn er zwang Eliáns Mutter und schüchterte sie ein, und auf diese Weise begaben sie sich in diesem schwächlichen Boot zusammen mit anderen Personen, die 1000 Dollar bezahlt hatten, auf das Meer, wobei sie die Mutter und das Kind mitnahmen.
Es fuhren noch andere Kinder mit, ich kann nicht exakt sagen, wieviele es waren, aber wenigstens ein weiteres Kind ertrank. Es gab ein Mädchen, das sich durch Zufall rettete. Das Wetter war schlecht, so daß das Boot umkehrte und am Ufer anlegte, um ein Ersatzteil zu suchen, und der Vater oder die Mutter ließen das Mädchen am Ufer, sie nahmen es nicht mit. Doch der kleine Elián hatte dieses Glück nicht. Er weinte in diesem Moment sehr stark und der Stiefvater befahl der Mutter auf drastische Art und Weise, das Kind zur Ruhe zu bringen. Wenn ihr das nicht gelingen sollte, würde er selbst es zum Schweigen bringen. Es gibt Personen, die diese dramatische Szene sahen, und sie befinden sich hier in Kuba. An jenem Tag wurden in der Tat zwei wehrlose Passagiere gewaltsam auf diesem zerbrechlichen Boot mitgeführt, nämlich die Mutter und ihr Sohn.
Das Boot fährt am 22. November morgens ab und wird von einem Patrouillenboot entdeckt. Dessen Besatzung versucht sie davon zu überzeugen, eine solche Reise nicht zu unternehmen. So wird immer in solchen Fällen verfahren. Man wendet keine Gewalt an, um ein Boot zu stoppen, denn durch die Anwendung von Gewalt kann es zu einem Unfall kommen und dort auf dem Boot sind Frauen und Kinder. Unsere Patrouillenboote versuchen also in solchen Fällen, die illegal Ausreisenden innerhalb der 12 Meilen umfassenden kubanischen Hoheitsgewässer zu überzeugen und ihnen die Gefahren zu erläutern, jedoch ohne die Anwendung von Gewalt, denn ein Boot mit 14 Personen kann man nicht mit einer Hand festhalten, man kann es nicht mit einem Lasso einfangen wie ein Pferd, das ist immer gefährlich. Was unsere Patrouillenboote letztlich machen, wenn es ihnen nicht gelingt, sie zu überzeugen, ist die Benachrichtigung der US-Küstenwache, daß ein sich in einem solchen Zustand befindliches Boot auf dem Weg ist. Sie werden sofort per E-Mail oder per Fax benachrichtigt, damit sie dem Boot zur Hilfe kommen und es begleiten, da es sich bereits in Richtung des Staatsgebiets der Vereinigten Staaten bewegt.
Und so geschah es dieses Mal, sie wurden sofort benachrichtigt. Sie sagen, daß sie ausgelaufen wären, um das Boot ausfindig zu machen, daß sie es nicht gefunden hätten und daß sie zwei Hubschrauber auf den Weg geschickt hätten, ohne das Boot zu sichten.
Vom Mittag des 22. November, als das Patrouillenboot sie bis zur Grenze der 12 Meilen-Zone begleitete, bis zum 25. November gibt es keine weitere Nachricht von dem Boot. Man weiß weder, was am Nachmittag des 22. November geschah, noch was sich am 23., 24. und dem Morgen des 25. November zutrug. Am Nachmittag des 25. November - es sind bereits mehr als drei Tage vergangen - kommt die Nachricht, daß ein Boot mit 14 Personen an Bord Schiffbruch erlitten habe, daß zwei Erwachsene überlebt und einige Fischer ein Kind gefunden hätten, das sich an einen Autoreifen geklammert habe. Das war eine der Tragödien und der Traumata. Stellt euch ein Kind vor, stellt euch einen von euch vor, wie er auf einem solchen Boot Schiffbruch erleidet und überlebt, weil er sich an einen Reifen klammert.
Wieviel Zeit verbrachte das Kind dort? Man weiß es nicht. Denn es gibt zwei Erwachsene, die überlebten. Ah, aber die verhört niemand, kein Reporter hat sie dort befragt. Nicht einmal die US-Regierung wollte uns Informationen darüber geben, auf welche Weise das Boot sank und an welchem Tag dies geschah, und sei es auch nur um zu wissen, wieviele Stunden der Junge dort Tag und Nacht an einen Reifen geklammert zubrachte.
Aber dieser Junge ist so stark und verfügt über solche Fähigkeiten und eine solche Beharrlichkeit, daß er aushielt und nicht starb. Wenn er gestorben wäre, hätte man vielleicht nichts mehr von ihm gehört. Doch der Zufall wollte es, daß ihn einige Fischer fanden und auflasen, um ihm sofort die korrekte Behandlung in einem Krankenhaus zukommen zu lassen.
Die US-Behörden im Bundesstaat Florida müssen sehr gut wissen, an welchem Tag das Boot sank und wer das Abenteuer auf welche Art organisierte, weil sie über die Zeugenaussage der zwei überlebenden Erwachsenen verfügen. Eine Zeitung in Miami sprach sogar von Menschenschmuggel, bevor wir irgendwelche Details kannten. Jener Bandit, der die Reise organisierte und dessen Vorstrafenregister voll von gemeinen strafbaren Handlungen ist, weshalb er mehr als einmal hinter Gittern gesessen hat, war gemäß unseren Archiven ein aggressiver Mensch, der mehr als einmal Gewalt gegen die Mutter des Kindes angewandt hat, die einer ehrenwerten Arbeit nachging und die einzige Ernährerin der Familie war. Er beutete sie aus und lebte auf niederträchtige Art und Weise auf ihre Kosten. Es ist sehr gut möglich, und einige ihr nahestehende Personen sind vollkommen davon überzeugt, daß er seine gewöhnliche Gewalt einsetzte und die Mutter dieses Kindes mit dem Ziel einschüchterte, diese Reise zu unternehmen. Die Personen, die überlebten und die schmerzlichen Details all dessen kennen, was dort geschah, tauchen nicht auf. Wo haben sie sie hingebracht? Man weiß es nicht. Doch es ist offensichtlich, daß sie mit den Behörden sprachen und etwas erzählten. Eine Zeitung, die Kuba gewiß nicht freundlich gesinnt ist, gab bekannt, daß die anderen Personen, die in diesem Boot reisten, jeweils etwa 1 000 Dollar bezahlt hatten.
Selbstverständlich handelte es sich nicht nur um eine illegale Ausreise, die von einem gemeinen Kriminellen organisiert wurde, der niemals in seinem Leben gearbeitet hatte, sondern es war außerdem eine Operation des Menschenschmuggels, die gemäß den internationalen Gesetzen, einschließlich derer der Vereinigten Staaten, unter Strafe steht. Ich weiß nicht, ob ihr das versteht. Versteht ihr es? (Die Kinder antworten: "Ja!")
Ihr seid wirklich die ersten, denen ich diesen Teil der Geschichte, der bisher noch nicht erwähnt wurde, erzähle. Es ging darum, dies nicht anzusprechen, um nicht im Geringsten die Gefühle von irgendjemand zu verletzen. Es gibt eine tote Mutter, die ein Opfer dieses Banditen war. Wir haben versucht herauszufinden, ob die Mutter das Land verlassen wollte, weshalb wir Nachforschungen angestellt haben. Die Mutter hatte nie die legale Ausreise beantragt, die Erlaubnis zur Ausreise, und sie hätte das Visum der Vereinigten Staaten erhalten können, denn sie hatte Familienangehörige dort, war eine in einem Arbeitsverhältnis stehende Frau, die ihre Familie unterhielt, und hätte alle erforderlichen Bedingungen erfüllt. Doch es war nicht so, es gibt nicht den geringsten Beweis dafür, daß sie den Wunsch geäußert hätte, in dieses Land zu reisen. Und sie hätte es auf legalem Wege tun können, in Begleitung ihres Kindes, wenn der Vater es genehmigt hätte, denn die Erlaubnis des Vaters ist notwendig, wenn eine Mutter mit ihrem Kind ausreisen will. Derjenige, der aufgrund seiner Vorstrafen kein Visum erhalten hätte, war der Bandit, der die Rolle des Stiefvaters spielte.
Es ist immer hart, wenn ein Kind das Land verläßt. Doch wir respektieren das Recht der Eltern, was die US-Behörden im Falle der Kinder von Kubanern nicht machen. Auch wenn es uns sehr schmerzt, respektieren wir das Recht des Vaters oder der Mutter, wir behindern in keinster Weise das Recht der Familie, auf legale Art ihre Kinder mitzunehmen, denn das ist das Recht der elterlichen Sorge, während die Kinder noch nicht die Volljährigkeit erreicht haben. Und wir beweisen jeden Tag, jeden Monat und jedes Jahr unsere Respektierung dieses Rechts, denn jeden Tag, jeden Monat und jedes Jahr reisen irgendein Vater oder irgendeine Familie auf legalem und sicherem Weg mit einem minderjährigen Kind in die Vereinigten Staaten. Es schmerzt uns, denn es ist ein Kind, das hier zur Schule geht, und niemand weiß, was es dort erwartet, diese Dinge, die ihr angeklagt habt. Es tut uns weh, weil es ein Pionier weniger in der Schule ist und weil ein Tisch in einer Schule leer bleibt.
Kuba respektiert dieses Recht der Eltern als etwas Heiliges, so sehr uns auch wehtut, daß ein Kind, das auf diesem Boden geboren wurde, von seinem Vaterland entwurzelt wird. Und wir bereuen es nicht, denn es obliegt uns nicht, das zu entscheiden, was die Familie bezüglich des zukünftigen Schicksals ihres Kindes entscheidet, oder was dieses Kind macht, wenn es erwachsen wird. Wir schützen es mit 13 Impfungen, damit es an keiner vorraussehbaren Krankheit stirbt, damit es die Möglichkeit hat, so gesund, gefahrlos und intelligent zu leben wie ihr, und wir sorgen dafür, daß es gut ernährt ist, daß ihm keine Medikamente fehlen und daß ihm nicht die tägliche Milch fehlt.
Dies ist das einzige Land auf der Welt, in dem jedes Kind bis zu einem bestimmten Alter und ohne Ausnahme täglich einen Liter Milch garantiert bekommt. Aus diesem Grund seht ihr, wie gesund unsere Jugend aussieht, das was man im Gesicht sieht, am Körperbau, im Gebiß und bezüglich aller Aspekte, und zwar aufgrund der gewissenhaften Sorge unserer Gesellschaft für die Kinder. Man sieht es, wenn sie schon erwachsen sind, wenn sie bereits die Universität besuchen. Man muß nichts weiter als diese Gesichter sehen. Wer einen Defekt hat, dem wird er entfernt, wenn er irgendein Problem hat und zum Beispiel nicht richtig gehen kann, begibt er sich in eines der Orthopädischen Krankenhäuser und sie beheben seinen Schaden. Sie nehmen einige schmerzhafte Behandlungen durch, doch am Ende haben die Ärzte seine Gesundheit wiederhergestellt. Sie beheben jeglichen Defekt, der ein Kind von den anderen Kindern unterscheidet, sie richten die Zähne wieder her, sie reparieren alle Mängel und unternehmen alles Mögliche, damit die Kinder nicht nur gebildet, ausgebildet und gesund aufwachsen, sondern auch schön, und zwar genauso die Mädchen wie die Jungen.
Das ist etwas, was die Besucher unseres Landes erstaunt, die Gesichter, die weitverbreitete Schönheit unserer Schüler und unserer Jugendlichen. Wir haben diese Pflicht erfüllt. Wenn der Jugendliche, wenn er erwachsen wird, in ein anderes Land übersiedeln will, weil sie ihm irgendeines von dem Haufen an Märchen, mit denen sie viele Leute mittels der Werbung der Konsumgesellschaften betrügen, in den Kopf gehämmert haben, dann schmerzt uns das, aber wir respektieren dieses Recht zur Emigration, wir respektieren das Recht der Eltern.
Im Gegensatz dazu halten sie dort in den USA ohne irgendeinen Grund ein Kind fest, weil sie gerade Lust dazu haben, und sie respektieren nicht das Recht der elterlichen Sorge des Vaters, des einzigen überlebenden Vorfahren. Es handelt sich um das Kind, das die Mutter verlor und jetzt nur noch den Vater hat, der ein liebevoller Vater gewesen ist, der sich wirklich jederzeit um seinen Sohn gekümmert hat, was durch alle Dokumente bewiesen ist. Die gesamte Bevölkerung von Cárdenas weiß das, ebenso wie alle Schüler und Lehrer der Schule seines Sohnes und alle Nachbarn.
Sie geben diesem Vater also seinen Sohn nicht zurück, sondern übergeben ihn einem entfernten Verwandten, der den Jungen nur ein einziges Mal gesehen hat. Daraufhin bemächtigt sich die ganze Bande der dort lebenden Feinde Kubas des Kindes, die schlimmsten Banditen dieses Landes, der Autor jenes Torricelli-Gesetzes, mit dem versucht wird, alle Kubaner, einschließlich der Kinder, durch Verhungern zu töten, sowie die Förderer, Autoren und kompromißlosen Verteidiger der grausamen Blockade, die unser Volk zu so vielen Opfern zwingt.
Ja, sie sprechen von einem Kind, das ankam und dessen Glück sie anstreben. Welch eine Scheinheiligkeit! Während sie auf der anderen Seite einen unbarmherzigen Wirtschaftskrieg gegen uns führen, mit dem sie unser Volk durch Verhungern töten wollen, ohne dabei die Kinder auszunehmen.
Wieviel Anstrengung kostet es uns gelegentlich, ein Medikament zu erhalten und die Nahrungsmittel zu beziehen. Wir müssen sie an weit entfernten Orten suchen, wo sie uns sehr viel mehr kosten. Und wenn trotz alldem keine Schule geschlossen wurde und wenn wir trotz alldem ein Land sind, das den weltweit höchsten Pro Kopf-Anteil an Lehrern hat, dann ist das der Tatsache geschuldet, daß die Revolution sich vor allen anderen Dingen der Aufgabe widmete, die Kinder, die Mütter und die Familien zu unterstützen.
Ihr habt in diesen Tagen von der Geschichte gehört, wie eines Tages mittels Betrug, Lügen und niederträchtigen Vorgehensweisen 14 000 Kinder illegal aus Kuba weggebracht wurden. In diesem Fall geschah es mit der Erlaubnis der Eltern, die betrogen wurden und denen die Söldner im Dienste einer ausländischen Macht sagten, daß die Revolution ihnen die elterliche Sorge wegnehmen würde, so als ob ein Kind ein Großgrundbesitz, eine Zuckerfabrik oder ein Bergwerk sei. Nein, es war eine Lüge! Denn sie arbeiten auf der Grundlage von Lügen, ihre ganze Propaganda basiert auf Lügen, sie hämmern den Leuten diese Lügen gewaltsam in den Kopf, indem sie sie eintausend oder eine Million Male wiederholen. Ah, aber es war illegal, und jetzt sind es bereits seit langer Zeit Erwachsene, die ihre Geschichten aufgeschrieben haben, sehr schmerzhafte Geschichten! Denn seit dem Zeitpunkt, als die Vereinigten Staaten die Reisen suspendierten und Tausende von Kinder dort ohne ihre Eltern in Waisenhäusern verblieben, litten sie unter einem Trauma, über das sie sprechen und schreiben, und viele von ihnen kritisieren sogar ihre Eltern, weil sie das mit ihnen machten, weil sie sie trennten und sie zum Durchleben eines schrecklichen Abenteuers wegsandten. Einige traten im Fernsehen in einem vor wenigen Tagen ausgestrahlten Dokumentarfilm auf, wobei sie diese traurige Geschichte erzählten.
Im Fall von Elián besteht nicht nur eine Ungerechtigkeit, sondern es gibt wenigstens drei schwerwiegende Tatbestände: Die Reise war illegal, es war eine Operation des Menschenschmuggels und sie wurde organisiert von einem Kriminellen, der niemals in seinem Leben gearbeitet hatte und die Schuld dafür trug, daß 11 Personen starben, darunter Kinder, wodurch die Tragödie dieses Jungen, der noch nicht das 6. Lebensjahr erreicht hatte, und der Verlust seiner Mutter verursacht wurde.
Welches Recht hatten die US-Behörden, dieses Kind zu nehmen und es einem Verwandten zu übergeben, der es ein einziges Mal gesehen hatte und es in eine Ware und ein vulgäres und plumpes Geschäft verwandelt hat, indem er den Jungen dort inmitten der schlimmsten Feinde unseres Vaterlandes fotografieren läßt, die beabsichtigen, daß wir an Hunger sterben als Folge von einem Gesetz nach dem anderen, die den Handel, den Import von Lebensmitteln, Technologie und Maschinen verbieten und aufs Äußerste die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes verhindern? Und nicht einmal das haben sie erreicht. Wir sind das Land, das in bezug auf viele Dinge, die von unserem Willen abhängen, weltweit den ersten Rang einnimmt. Es ist kein Land von großen Reichtümern, sondern von großen Wünschen, dem Volk zu helfen, denn einzig zu diesem Zweck existiert die Revolution, damit es Schulen und ärztliche Betreuung gibt, damit es Erholung gibt und damit das vorhanden ist, was die Kinder, Heranwachsenden, Jugendlichen, Erwachsenen und Alten benötigen. In allen Altersgruppen gibt es Bedürfnisse, die verschieden sind und um deren Erfüllung sich die Revolution bemüht.
Das ist die Geschichte. Dem entfernten Verwandten übergeben sie den Jungen, ohne von ihm ein einziges Dokument zu fordern. Den Vater hingegen, den alle kennen, bitten sie um Beweise, und in der Tat kamen zwei Beamte, um alle Dokumente abzuholen, die auf absolute und unanfechtbare Weise seine Vaterschaft und sein moralisches Verhalten belegten.
Von ihm fordern sie diese Dokumente, vom wirklichen Vater. Diejenigen, die das Kind gestohlen haben, bitten sie um kein einziges Dokument, und jetzt wissen sie nicht, wie es weitergehen soll, sie bewegen sich im Kreis, sind zerstritten und gelangen zu keiner Entscheidung. Und so halten sie ihn also fest, ungeachtet dessen, was die Ärzte und Psychologen sagten, nachdem sie das Gesicht des Jungen gesehen hatten, mit dem so viele plumpe Manöver veranstaltet worden sind, indem sie versuchen, seine unschuldige Seele mit diesen modernen Spielsachen und dem ganzen Schund zu kaufen und indem sie ihn nach Disneyworld mitnehmen.
Sie lassen ihn oftmals nicht einmal mit seinem Vater sprechen, und ich klage dies hier erneut öffentlich an. Der Vater und die Großeltern väterlicherseits und mütterlicherseits beklagen sich permanent, daß man sie nicht mit dem Kind sprechen läßt, zu dem sie eine so liebevolle und intime Beziehung hatten. Sie erfinden dort einen Vorwand nach dem anderen oder sie verlassen mit ihm das Haus, so daß seine Familie hier in Kuba manchmal zwei oder drei Tage nicht mit ihm sprechen konnte. Das einzige, was dem schrecklichen Gemütszustand dieses Kindes entgegenwirken kann, ist die Kommunikation mit dem Vater und den engsten, bekanntesten und intimsten Verwandten, und sogar das verbieten sie ihm. Es ist etwas Ungeheuerliches! Schaut, was für Banditen das sind, dieses Gesindel dort!
Alle diejenigen, die auf dem Foto um das Kind herumstehen, sind Banditen aus der Gruppe der schlimmsten Feinde Kubas, und sie wollen auf alle Fälle das Kind behalten. Doch sie werden das Kind nicht behalten können, denn unsere Sache ist sehr gerecht, alle Gesetze und alle Argumente sind auf unserer Seite.
Wir fordern von ihnen, daß sie die elterliche Sorge des Vaters für dieses Kind respektieren, so wie wir die elterliche Sorge von Tausenden, Zehntausenden und vielleicht über vierzig Jahre hinweg sogar von Hunderttausenden von Eltern respektiert haben!
Wir bitten jetzt darum, daß die elterliche Sorge einer kubanischen Familie respektiert wird! Das ist das, worum wir bitten (Beifall), und sie sind nicht einmal dazu fähig, das zu tun.
Als ich heute hierherkam, hatte ich nicht die Absicht, euch das zu erklären. Ich nutze die Gelegenheit und erzähle es euch. Gleichzeitig erläutere ich es mittels der Kommunikationsmedien allen Bürgern unseres Landes. Es ist notwendig, daß sie darüber Bescheid wissen.
Ich habe eine Person erwähnt, und wir verfügen über alle Unterlagen bezüglich dieser Person, die wir bis zu diesem Moment nicht einmal erwähnen wollten, doch man muß der Welt zeigen, wieviel Niedertracht und Schamlosigkeit hierbei im Spiel ist, und zwar hinsichtlich der Art, wie die Reise organisiert wurde, und der Person, die sie organisierte, nachdem sie einige Monate in den Vereinigten Staaten gelebt hat.
Es ist ein Monat vergangen und wir haben bekräftigt, daß wir ohne Ruhepause kämpfen werden, und zwar jedes Mal mehr. Gut, sehr gut.
Jetzt hat ein Beamter erklärt, daß diese Angelegenheit nicht sofort gelöst wird und die Entscheidung bis zum 21. Januar verschoben wird. Auf diese Weise erfinden sie jeden Tag neue Dinge, und das alles aus Furcht vor dem dort lebenden exilkubanischen Gewürm. Und wenn ich von dem Gewürm spreche, beziehe ich mich nicht auf alle Kubaner, die in den Vereinigten Staaten leben, denn es gibt dort viele Kubaner, Mitglieder der kubanischen Gemeinde in den USA, die die Rückkehr des Kindes unterstützen und gegen die Blockade sind. Ich beziehe mich einzig und allein auf das Söldnergewürm, das im Dienst einer antipatriotischen und erwiesenermaßen terroristischen Mafia stehen, der zynischsten, herrschsüchtigsten und reaktionärsten Leute in den Vereinigten Staaten.
Aus Angst vor diesen Leuten lösen sie die Angelegenheit nicht und fordern uns offensichtlich zu einem langen Kampf heraus. Wenn es ein langen Kampf ist, müssen sie wissen, welchen Preis sie für diesen langen Kampf zu zahlen haben, welchen Preis sie zu zahlen haben hinsichtlich der Tatsache, daß die Welt sieht, was dieses Volk darstellt, und daß die Welt dieses Volk kennenlernt, und zwar in dem Maße, in dem wir unsere Moral, unser Bewußtsein, unsere Vernunft und unsere Kraft unter Beweis stellen, denn die Mehrheit der US-Bürger unterstützt trotz dem alles überschwemmenden Abfall an reaktionärer Propaganda und allen dort verbreiteten Lügen im Moment die Rückkehr des Kindes, denn in den Vereinigten Staaten wie überall auf der Welt schätzen die Familien sehr dieses Recht, das sich elterliche Sorge nennt, und erkennen deutlich, daß dort die Rechte dieses Kindes und seines Vaters verletzt werden. (Beifall)
Also wie lange wird dieser Kampf noch dauern? Man muß sich darauf gefaßt machen. Doch vorerst möchte ich euch etwas sagen, und zwar: Die Offene Tribüne wird schon nicht mehr nur dort ihren Platz haben. Jener ist ihr offizieller Sitz, der Platz, an dem sie sich seit fast drei Wochen befindet.
Hört euch das an: Diese Tribüne kann bereits an jeden anderen Ort des Landes gebracht werden. Eines Tages kann sie beispielsweise in Cárdenas stattfinden und sich von Cárdenas aus an das ganze Land wenden. Ein anderes Mal kann sie von der Plaza Cadenas der Universität Havanna aus das gleiche tun.
Ich erklärte bereits, daß, zieht sich dieser Kampf hinaus, was sehr gut möglich ist, wir uns nicht verausgaben dürfen; wir müssen Energie und Kraft für einen langen Kampf aufsparen. Ihr kennt das recht gut. Wenn ihr drei Tage lang als Pfadfinder, als Pfadfinderkinder, die ihr seid, wandert, dann nehmt ihr Wasser für den ganzen Marsch mit und trinkt es nicht in der ersten halben Wegstunde. Werdet ihr sechs Stunden unterwegs sein, dann müßt ihr mindesten zwei bis drei Stunden hinter euch haben, wenn ihr zu trinken beginnt.
Mir ist bei langen Wanderungen zur Gewohnheit geworden, das Wasser erst dort zu trinken, wo ich es wieder nachfüllen konnte. Wißt ihr warum? Denn wenn die Feldflasche leer ist, leidet man mehr unter dem Durst als wenn sie Wasser enthält. Man erträgt den Durst besser - und das ist ein kleines Geheimnis, das ich euch verrate -, wenn, obgleich man den brennenden Wunsch hat zu trinken, man weiß, daß man eine volle Feldflasche mit sich führt. Aber ist sie leer, steigert sich das Begehren und das Leiden auf das Doppelte oder Dreifache.
Daraus erlernte ich die Lektion. Hatte ich weit zu gehen, benutzte ich jene Methode. Für diesen langen Kampf müssen wir eine volle Feldflasche mit uns führen und wenn wir etwas trinken, müssen wir versuchen, sie baldmöglichst auszufüllen.
Und wir müssen die Wassermenge erhöhen, eine größere oder, ist der Weg sehr weit, zwei Feldflaschen benutzen: Kraft und Energie für ihren Einsatz in diesem Kampf sparen, in dem alles Recht, alle Moral, das absolute Recht, die absolute Moral auf unserer Seite ist; in diesem Kampf, in dem sie in ihre eigene Falle gegangen sind, denn sie hätten dieses von Anfang an in Ordnung bringen müssen. Mit jedem Tag fallen mehr Stücke von der Schale ihres Prestiges ab und auf diese Weise könnten sie am Ende dieses langen Kampfes total gehäutet dastehen. Es ist so, wie ich es euch sage. Deshalb müssen wir unsere kolossale Stärke gut einteilen.
Zum gestrigen Marsch hatten die Organisatoren 70 000 aufgerufen und - um aus Krankheits- oder anderen wichtigen Abwesenheitsgründen mit einer Reserve rechnen zu können - 50 000 angekündigt; in der Tat waren es dann 100 000 Demonstranten. Alle, die eines jener T-Shirts mit dem Bild Eliáns besitzen sowie viele, die keines besaßen und sich geordnet bei den Blocks einfanden, in denen eine Anzahl Reserve-T-Shirts vorhanden war. Sie wurden jenen ausgehändigt, die auf jeden Fall an der Demonstration teilnehmen wollten. Deshalb waren es gestern nicht weniger als 100 000, obwohl 50 000 geplant waren. Und warum? Eben um Kräfte und Energie zu sparen.
Wieviele Märsche haben wir noch vor uns, wenn dieser Kampf ein langer wird? Wir haben Unterricht. Wir haben Prüfungen. Es wird Ferien geben. All das muß einkalkuliert werden. Deshalb ist es absolut nicht richtig, alle Kräfte aufzuwenden. Wir sind bereit, sie in dem Maße einzusetzen, wie es sich wirklich erforderlich macht. Die vollen Feldflaschen - vielleicht kann diese Vorstellung nützen - für einen langen Marsch vorbereiten. Sie dort sind es, die nicht auf einen langen Marsch vorbereitet sind; wir sind es, die wir auf einen langen Marsch vorbereitet sind.
Natürlich tun wir alles Mögliche, damit der Marsch ein minimaler wird, denn was uns vor allem interessiert, ist die Rückkehr des Kindes; ist, daß das Kind nicht mehr leiden muß.
Wer sind die Schuldigen dessen, daß dieser Junge jetzt leidet, noch einen weiteren Tag, eine weitere Woche, einen weiteren Monat? Wir sind es nicht. Wir haben sogar eine würdige Lösung vorgeschlagen und sagten, wir wollen niemanden kränken. Zudem wissen wir, daß man in den Vereinigten Staaten hinsichtlich dieser Frage sehr, aber auch sehr geteilter Meinung ist; daß viele sachliche, kluge und geistesgegenwärtige Menschen für die Rückkehr des Jungen sind. Wird die Befreiung dieses Kindes hinausgezögert und muß es noch eine Minute länger, einen Tag länger, eine Woche länger oder einen Monat länger leiden, so wird dieses niemals unsere Schuld sein. Doch je länger er zurückgehalten wird, desto nachdrücklicher und entschiedener werden wir den Kampf solange er notwendig ist, führen. Dann werden wir ja sehen, wer diese Schlacht gewinnt, sie oder wir . (Beifall und Ausrufe); dann werden wir ja sehen, wer mehr erreicht, die Stärke und die Übermacht oder das Recht und die Gefühle eines ganzen Volkes, das nicht allein sein wird in der Welt.
Wie wir vor einigen Wochen schon sagten: Wir werden Himmel und Erde in Bewegung setzen! (Beifall) Und die gesamte Verantwortung für jedes Fünkchen Leiden des Kindes; und nicht nur des Kindes, auch des Vaters, der schrecklich leidet, besonders wenn sie den Jungen nicht einmal mit ihm telefonieren lassen; der Großeltern, die schrecklich leiden, und seiner Schulkameraden; es sind 900, die schrecklich leiden; wie ich auch weiß, daß die Millionen Pioniere unseres Landes schrecklich leiden; also alle Verantwortung dafür tragen die Behörden der Vereinigten Staaten.
Jetzt glaube ich, habt ihr eine Erklärung, die euch verständlich ist. Denn wenn ich mir die Kinder anhöre, die im Fernsehen sprechen und die, die in der Schule des kleinen Elián gesprochen haben, werde ich immer mehr der Klugheit unserer Kinder gewahr, der Kenntnisse unserer Kinder, der Gefühle unserer Kinder; und daher weiß ich, daß ihr versteht, was ich euch sage. Wärt ihr Pioniere der ersten, zweiten und dritten Klasse, würde ich mich nicht so ausdrücken. Doch zu euch aus der vierten, fünften und sechsten Klasse meine ich, kann ich schon so sprechen.
Weshalb sind wir heute abend hier bei euch? Ganz einfach, weil ihr gestern eine Seite der Geschichte geschrieben habt. Wußtet ihr das? (Nein!-Rufe) Ihr wußtet es nicht. Ist in Ordnung. Ihr müßt es nicht wissen; man muß es euch sagen und erklären (Beifall); und ich bin eben dabei. Ich versuche es euch zu erklären, denn ihr habt gestern etwas geleistet, was noch nirgendwo auf der Welt vorgekommen ist. Ihr, die ihr unsere Wahllokale bewacht, wo nicht eine einzige Stimme gekauft wird und wo die Bürger wirklich wählen, und zwar nicht jenen, der das meiste Geld hat, die meisten Pamphlete verfaßt oder über die meiste Propaganda verfügt; sondern die Bürger wählen jenen, der die meisten Verdienste hat und am fähigsten ist. Das wissen unsere Kinder. Jene Wahllokale, die überall auf der Welt von bis zu den Zähnen bewaffneten Soldaten bewacht werden, werden hier von Pionieren bewacht. Ihr habt eine außerordentliche moralische, soziale und menschliche Kraft dargestellt, die noch zu viel mehr fähig ist. Wir haben eine Realität begriffen: Bei jedem Marsch des Kämpferischen Volkes wurden als spezielle Sicherheitsmaßnahme - sei es auch nur, um die Bewohner der an der Demoroute stehenden Häuser zu beruhigen - zwei Reihen von Kräften der Spezialeinheiten aufgestellt, die jedoch unbewaffnet waren, unbewaffnet! Also gab es beim letzten Marsch keine Pistolen, ja nicht einmal Knüppel zusätzlich zu denen der normalen Wachposten zum Schutze der Botschaften.
Wir stellten uns eine Frage: Worin liegt eigentlich unter diesen Umständen die Garantie für diese Botschaften? Sie liegt grundsätzlich in der hohen Bildung unseres Volkes, in der Erziehung unseres Volkes, in der Einheit unseres Volkes. Es kann eine Einzelperson geben, die im vollen Zorn einen Stein werfen will. Jene Maßnahmen wurden seit Anfang des Problems ergriffen, um spontanen Ausschreitungen vorzubeugen. Doch wir haben absolutes Vertrauen in unser Volk, in unsere Studenten, in unsere Jugendlichen, in unsere Arbeiter, in ihr Bewußtsein, ihre Gefaßtheit, ihre Klugheit und politische Kultur.
Sie wissen, daß die diplomatischen Vertretungen zu respektieren sind. Das ist eine internationale Pflicht; und wir wissen dieser Pflicht vorbildlich nachzukommen und diese Sicherheit zu bieten. Natürlich liegt die Hauptgarantie - das wissen wir gut, und ich wiederhole es - in der Bildung unseres Volkes. Es können dort eine Million Bürger demonstrieren, und keiner von ihnen schleudert einen Stein, denn sie wissen, daß darin nicht ihre Aufgabe besteht. Es wird etwas geschleudert, das viel stärker ist als ein Stein. Es wird eine Idee, eine Botschaft geschleudert, in kurzen Worten: "Laßt Elián frei!" oder "Retten wir Elián!" (Beifall)
Es sind weder Steine noch Beleidigungen. Mit Beleidigungen ist kein Meinungskrieg zu gewinnen. Derartige Schlachten gewinnt man mit Vernunft, mit Argumenten, mit Ideen.
Ihr könnt versichert sein, daß jeder einzelne eurer dort abgegebenen Aussprüche, jede Losung, sagen wir jeder Ausruf eine Botschaft, eine Idee in sich birgt; es sind intelligente Waffen. Ihr habt von intelligenten Waffen sprechen gehört. Es sind jene, die aus Tausenden Kilometern Entfernung ins Schwarze treffen, und ihr Abschußplatz ist ungefähr so groß wie dieser Hof hier.
Wir müssen intelligente Waffen einsetzen, und diese intelligenten Waffen sind unsere Ideen. Unsere intelligenten Waffen sind unsere Argumente. Unsere intelligenten Waffen setzen sich zusammen aus Prinzipien, aus unserer revolutionären Denkweise; und unser Arsenal der intelligenten Waffen ist unendlich groß, denn wenn jeder einzelne von euch bei einer Demonstration oder auf einer Kundgebung dort ruft "Gebt Elián zurück!", "Elián soll zurückkehren!", "Retten wir Elián!", "Laßt Elián frei!", so benutzt er intelligente Waffen, gegen die es keine mögliche Verteidigung gibt (Beifall); und die intelligenten Waffen sind die Moral, die Vernunft, die Vorbildlichkeit, das Bild einer geeinten Volkes und eines Volkes, das eine gerechte Sache mit beeindruckender Standhaftigkeit verteidigt; ein Volk, das nicht aufgibt und sich niemals entmutigen läßt, weder seine alten Menschen, noch seine Erwachsenen, noch seine Pioniere. Mit diesen Waffen ist unser Volk unbesiegbar, denn wir können sie in alle Ecken der Welt gelangen lassen.
Obwohl sie zahlreiche weltweite Fernsehsender und andere Massenmedien besitzen, haben wir die Videokassetten mit den Aufnahmen der Kundgebungen und der Märsche und wir haben viele Freunde und viele Arten, ihnen an jedem Ort der Welt die Botschaften in Form von Schreiben, Filmen und Ansprachen zukommen zu lassen.
Deshalb wäre es lächerlich, dumm und zudem primitiv, in einer Botschaft - in diesem Falle in der Interessenvertretung der Vereinigten Staaten - durch einen Steinwurf eine Glasscheibe zu zerbrechen. Was man jedoch aus der Welt erfährt, sind Kundgebungen vor den US-Botschaften, die tagtäglich und fast zu jeder Stunde stattfinden, immer wenn sie eine Gewalttat oder Verbrechen begehen. Dabei werden Steine geschleudert, Glasscheiben zerbrochen, Fahnen und Sinnbilder wie Puppen in Gestalt des Uncle Sam verbrannt - all das seht ihr doch hin und wieder - und überall gewaltige Auseinandersetzungen mit der Polizei. Ich kritisiere sie nicht. Es ist oftmals für sie das einzige Mittel, um ihrem Zorn und ihrem Ekelgefühl dieser Welt gegenüber Luft zu machen, einer Welt voller Mißbrauch und Ungerechtigkeiten. Sie besitzen nicht wie das ganze kubanische Volk, vereint und frei, die Möglichkeiten des politischen Kampfes. Oftmals sind es 500, 1000, 2000, 3000 Menschen, die inmitten eines feindseligen und repressiven Klimas zusammenkommen, um ihren Ruf nach Gerechtigkeit laut werden zu lassen.
Als wir vor der Revolution noch nicht über diese Stärke verfügten, noch kein geeintes Volk hatten, gingen wir auch vor ein Konsulat oder eine Botschaft, vor die US-amerikanische in unserer Studentenzeit, um Steine zu schleudern, Wände zu beklecksen und ähnliches zu tun.
Ich erinnere mich, als einige Marineinfanteristen auf die Martí-Statue im Parque Central kletterten, was eine heftige Wut auslöste, gingen wir Studenten bis zur Botschaft, die sich damals dort befand, ganz in der Nähe des Museums von Eusebio Leal in der Altstadt; und die Polizei schlug mit Gummiknüppeln und Stöcken auf uns ein, um uns an diesen Dingen zu hindern.
Wie anders ist es heute! Wie anders sind die Waffen, die wir einsetzen können! Wir benutzen, wie ich euch im einzelnen erklärte, Argumente, Ideen; und ich weiß, daß ihr das versteht. (Beifall)
Warum habt ihr eine Seite in der Geschichte geschrieben? Weil zum ersten Mal in unserem Land und in der Welt überhaupt anstelle von Spezialeinheiten und Soldaten zur Verstärkung der Bewachung der Interessenvertretung der Vereinigten Staaten 2000 Pioniere, Zweitausend Pioniere! die Bewachung jener Interessenvertretung im Verlaufe des Marsches übernommen hatten.
Diese Interessenvertretung ist normal geschützt durch eine Anzahl von Wachposten, die bei Spannungssituationen verstärkt werden, um eben gerade zu vermeiden, daß irgendein Vereinzelter im guten Glauben oder irgendein Provokateur mit einem Steinwurf oder dem Zerbrechen auch nur einer Fensterscheibe die Ehre unseres Landes befleckt. Es käme sofort zu einem großen Werbefeldzug und dem Skandal, daß die diplomatische Vertretung der Vereinigten Staaten in Kuba Angriffen ausgesetzt ist. Wir aber haben die unbedingte Pflicht, die Immunität und Integrität aller diplomatischen Vertretungen, darunter der Interessenvertretung, zu schützen.
Deshalb ist für uns das gestrige Ereignis, als ihr 15 Minuten vor Beginn des Vorbeimarsches eine Art bewachungsverstärkende Mauer bildetet, ein historischer Augenblick. Gab es für diesen Schutz jemals eine größere Verstärkung? (Nein!-Rufe) Nein!, und ich werde euch den Grund dafür erklären. Er wird verstärkt durch ein wachsendes Bewußtsein unseres Volkes, eine stets höhere Kultur; und er wird verstärkt durch die Tatsache, daß dieses Volk niemanden mehr achtet und schützt als die Kinder. Drei Reihen Kinder sind der stärkste Schutz, den die Interessenvertretung in diesem Land je hatte. (Beifall) Euer ganzes Leben lang werdet ihr euch an diesen Tag erinnern, und eure Eltern werden immer stolz auf euch sein.
Wir wußten verständlicherweise, daß ihr keinerlei körperlicher Gefahr ausgesetzt wart, und zwar aus den Gründen, die ich euch bereits erklärte. Dort demonstrierten die anderen Pioniere. Dort waren die Pioniere der Mittelstufe, die Schüler der Oberstufe und die Studenten, eure, vertrauten Freunde, die auch demonstrierten. Dort demonstrierten jene Jugendlichen, die euch so sehr beschützen. Dort marschierte das patriotische und revolutionäre Volk, das die Kinder so liebt; denn sie haben Kinder, denn sie sind Eltern. (Beifall) Wer hätte euch besser beschützen können als sie alle?
Jene Truppe Pfadfinderpioniere war die Bewachung während des gestrigen Marsches und glaubt mir, kleine Kampfgefährten, ihr habt in jenem Augenblick eine ruhmreiche Seite gefüllt. (Beifall) Wenn ihr größer seid, werdet ihr stolz darauf sein und eure Eltern noch mehr.
Ihr wart die ersten und alle hier aus dem Stadtbezirk Plaza. Deshalb konnten wir uns heute hier zusammenfinden in dieser Einrichtung des Jugendverbandes, ohne weit gehen zu müssen, denn 17 Schulen des Stadtbezirks Plaza entsandten die Pioniertruppe zur Bewachung jenes Gebäudes. (Beifall) Taten sie das etwa zur Verteidigung des Imperialismus? (Nein!-Rufe) Sie taten es zur Verteidigung der Revolution. Sie taten es, um der Welt zu zeigen, was dieses Land ist; um der Welt zu beweisen, daß so etwas heutzutage nur dieses Land tun kann (Beifall), die Bewachung nicht nur von Wahlurnen, sondern die Bewachung von Botschaften und die Bewachung all dessen, was bewacht werden muß und von unseren Pionieren bewacht werden kann.
Daher haben wir gestern auf einer Versammlung mit der Leitung des Jugendverbandes, des Studentenbundes und der Pioniere beschlossen, euch heute nachmittag ein Diplom der Anerkennung zu überreichen, das ihr euer Leben lang aufbewahren sollt. (Beifall und Ausrufe "Es lebe Fidel! Es lebe Fidel!") Nein, nein, nein; ihr sollt hochleben und ein langes Leben haben, um den Stolz auf dieses Diplom genießen zu können! Bewahrt es auf und übermittelt es euren Kindern und euren Enkeln, wenn es so weit ist! Wir hoffen, ihr findet einen geschützten Platz dafür; und wenn es aus irgendeinem Grunde abhanden kommt, ersetzen wir es euch, denn wir haben die Liste der Empfänger. Doch hebt es nur gut auf, denn dieses ist ja das Diplom jenes Tages. (Beifall und Zurufe)
Auf der gestrigen Versammlung haben wir den Text verfaßt. Hört gut zu. Es heißt folgendermaßen:
"Anerkennung an:" hier kommt der Name des Pioniers. Dafür hatten wir nun keine Zeit, und es sollte auch in Schönschrift sein. So werden sie also in eure 17 Schulen gebracht, die dann deutlich und möglichst schön den entsprechenden Namen in jedes Diplom schreiben. (Beifall)
"Anerkennung an:" (zeigt auf ein Mädchen der ersten Reihe) Wie heißt du? Sprich laut, komm, sprich, beeile dich. Wie heißt du? (Die Pionierin kommt näher und nennt ihren Namen.)
Elizabeth Gálvez Soler. Dann wird also hier stehen: "Anerkennung an Elizabeth Gálvez Soler"; dann folgt der Text: "Pionier" - nun weiß ich nicht, ob man hier der Perfektion halber Pionier oder Pionierin schreiben sollte. Letzteres wäre das beste, denn im Text muß ohnehin eine kleine Änderung vorgenommen werden. Es wäre also das beste, bei den Mädchen Pionierin zu schreiben, obwohl bei uns als Gattungsname Pionier gebräuchlich ist, nicht Pionier oder Pionierin. Doch da es sich hier um ein persönliches Diplom handelt, sollte es heißen: "An Pfadfinderpionierin oder Pfadfinderpionier" - das ist für uns keine Mühe - "der die von der Revolution übertragene Aufgabe geleistet hat bei Erfüllung ihrer Pflicht - das heißt, der Pflicht der Revolution - der Bewachung der diplomatischen Vertretung der Vereinigten Staaten während des historischen Marsches der Pioniere, Studenten und jungen Arbeiter zur Befreiung von Elián." (Beifall)
Darunter meine Unterschrift. Natürlich konnte ich nicht 2000 unterzeichnen - und es werden viele verteilt werden müssen. Doch ich habe für euch eine ganz besondere Unterschrift geleistet. Ich wollte, daß sie so leserlich wie möglich ausfällt, und hier ist sie. (zeigt sie vor) Es ist klar, wenn man eigenhändig eine Unterschrift leistet, erscheint sie dann gedruckt auf allen anderen Diplomen, und seien es 100 000. Nun werde ich euch nicht betrügen und sagen, ich habe einen Monat lang unterschrieben. Es gibt viel zu tun. Doch für dieses Diplom der Anerkennung habe ich speziell eine Unterschrift gegeben.
Heute wollten wir symbolisch ein Diplom pro Schule überreichen; doch wir werden die jeweiligen Diplome den Schülern jeder Schule zusenden. Wie ich bereits sagte, ist noch ein kleiner Fehler zu verbessern. Es muß heißen: "bei Erfüllung ihrer Pflicht" - das heißt, der Pflicht der Revolution - und nicht wie dasteht: "bei Erfüllung seiner Pflicht". Es ist nicht die Pflicht des Pfadfinderpioniers, die Vertretung zu schützen. Ihr habt eine von der Revolution erteilte Aufgabe erfüllt; und grammatisch einwandfrei muß es hier heißen "ihrer" und nicht "seiner". Denn es ist die Pflicht der Revolution, die Interessenvertretung zu bewachen. Dabei hat der Pionier das ausgeführt, was ihr gestern getan habt, nämlich die von der Revolution übertragene Aufgabe erfüllt. Ist das klar? (Beifall und Ja-Rufe)
Sehr gut, und morgen seid ihr alle in der Schule, und wir werden sehen, ob die FEEM (Schülerverband) und die UJC (Jugendverband) ihr Versprechen von heute abend einhalten und die 2000 Diplome mit ihren Korrekturen fertigstellen, einmal zur Unterscheidung von Jungen und Mädchen und das Wort "ihrer" anstelle "seiner". Dieser kleine Fehler kam ganz gelegen, denn dadurch können wir das Diplom noch vervollkommnen.
All das ist in nur Stunden geschehen. Sie haben den Marsch sehr schnell organisiert. Was sage ich, Marsch? Wer weiß, wieviele Dinge sie noch vorbereiten werden. Der Reichtum an Mitteln für diesen Kampf ist unendlich groß; das kann ich euch, liebe Pioniere, sagen. Der Reichtum an Mitteln und Ideen ist unendlich groß. (Beifall) Sie stützen sich nicht auf Gewalt, sie beruhen auf Ideen. Denkt stets daran, was Martí gesagt hat und ihr vielleicht schon mehrmals gehört habt: "Schützengräben aus Ideen sind mehr wert als Schützengräben aus Stein." Das werden wir unwiderlegbar beweisen. Unsere Kräfte müssen wir sparsam einsetzen, in der Wirtschaft, der Produktion und den Dienstleistungen aufrechterhalten, in den Schulen gute Zensuren erstreben, das Unterrichtsprogramm voll durchsetzen. Wir werden alles realisieren, ohne Einschnitte.
Euch bitten wir, Schüler der Grund-, Mittel- und Oberstufe, Studenten, Lehrer und alle um eine nur kleine zusätzliche Anstrengung, damit wir nicht das Mindeste dessen unterlassen, was wir tun müssen: produzieren und gleichzeitig in den Köpfen und Herzen dieses ungeheuren Schatzes, den unsere Kinder und Jugendlichen darstellen, das Saatkorn zu pflanzen, das gepflanzt werden muß.
Von allen wird etwas mehr Anstrengung erbeten, und ich weiß, daß ihr über genügend Energie und sogar über genügend Zeit verfügt, wenn ihr vielleicht einmal irgendein Fernseh- oder Rundfunkprogramm auslaßt, das bei allen beliebt ist. Fürs erste dürft ihr diese außerordentlichen Veranstaltungen der Offenen Tribüne nicht verpassen. Denn hier erlangt man Allgemeinbildung und politische Bildung, die wichtigste aller Bildungen und an der es unserer heutigen Welt am stärksten mangelt.
Ich hatte euch bereits gesagt, am Samstag wird die Offene Tribüne in das Teatro Nacional (Man ruft ihm zu: in die Sala Avellaneda) verlegt. Beide Male? (Es wird bejaht) Es wird ein Kinderprogramm mit Kindern als Darsteller geben in Unterstützung des Kampfes für die Befreiung Eliáns. (Beifall) Also, die Offene Tribüne mit ihren Sprechern, ihren Persönlichkeiten und ihrem Führungspersonal um 17.00 Uhr im Teatro Nacional. Die Übertragung erfolgt für das ganze Land über beide Fernsehkanäle; wir streben beide Kanäle an. Die Veranstaltungen der Offenen Tribüne nahe der SINA (Interessenvertretung) werden stets über beiden Kanälen übertragen. In diesem Fall werden wir sehen. Doch sogar die Kinder in Baracoa werden es sich am Bildschirm ansehen. Ich schlage der Pionierorganisation vor, eine Anzahl Eintrittskarten in Prämienform jenen Wachposten zu überreichen, die gestern eine Seite in der Geschichte geschrieben haben. (Beifall)
Samstag und Sonntag dort. Am Montag wird sie woanders sein.
Da nun ein Herr Beamter gesagt hat, die Lösung zögere sich was weiß ich bis welchen Monat und zu welchem Datum hinaus, und da sie ein falsches Spiel treiben und Tricks anwenden, will ich euch eine Idee mitteilen, die wir sofort oder so schnell wie möglich in die Praxis umsetzen werden, nämlich am Ort der Offenen Tribüne eine ständig Offene Tribüne einzurichten. (Beifall) Eine ständig Offene Tribüne, besser konstruiert und stärker! Doch sie sollen wissen, daß diese Tribüne der Hauptsitz dises Programms ist und daß sie dort aufgestellt und bleiben wird. (Beifall) Was wir bestenfalls nach der Rückführung des Kindes tun werden, ist die Beseitigung der auf das Gebäude der Interessenvertretung gerichteten Lautsprecher, damit sie nicht im mindesten durch den Widerhall unserer Aktivitäten unweit dieser Vertretung gestört werden. Doch unsere ruhmreiche Jugend braucht eine permanente Tribüne der Bildung und Erziehung, eine permanente Schule für, sagen wir, Allgemeinbildung und politische Bildung. (Beifall) Diese in der Hitze des von euch ausgetragenen Gefechts entstandene Tribüne wird dort ihren Platz haben und bleiben.
Es ist gut möglich, daß dort eines Tages Vorträge über Geschichte, Wirtschaftsfragen, Politik, zu verschiedenen Themen der heutigen Welt gehalten werden. Es wird dort alles geben, alles. Ihr Repertoire wird sehr reichhaltig sein. Doch ihr Hauptzweck wird in der Allgemeinbildung und der politischen Bildung unserer Kinder, unserer Jugendlichen und unseres ganzen Volkes bestehen. (Beifall)
Ich nutze die Gelegenheit, um euch diese Nachricht zu übermitteln: Angesichts der Taktik, den Fall des entführten Kindes bis zum Sankt Nimmerleinstag hinauszuschieben, und der fortgesetzten grausamen und unaufhörlichen Anfeindungen gegen unser Volk, die nun bereits fast ein halbes Jahrhundert andauern, besteht die Antwort Kubas in der permanent Offenen Tribüne, von der aus heute die Rückkehr Eliáns gefordert wird. (Beifall)
Ganz herzlichen Dank, ihr überaus lieben kleinen Gefährten. Ihr habt euch gut verhalten. Wir werden euch stets im Gedächtnis behalten und als Vorbild betrachten. Ich gehe in der Genugtuung über die Aufmerksamkeit, die ihr gezeigt habt, über euer diszipliniertes Verhalten, und ich werde einen Ausspruch anbringen, der zwar nicht definitiv ist, denn wir dürfen uns nicht von der Idee Vaterland oder Tod, noch der Idee Sozialismus oder Tod lossagen, doch ich möchte den Ausspruch einer jungen Abgeordneten der Nationalversammlung anbringen: Vaterland und Leben! Leben für euch, ist das, was wir wollen! (Beifall) Unsere Pioniere werden nicht sterben müssen.
In dem langen und historischen Kampf unseres Volkes, von dem niemand das Ende exakt voraussagen kann, fordert das Vaterland von unseren Pionieren, von euch, die ihr dann schon Jugendliche und Männer und Frauen sein werdet, vielleicht irgendeinmal das Opfer ihres Lebens. Doch da wir heute stärker denn je sind und über so viele intelligente Waffen verfügen, werden wir diese Schlacht für das Leben gewinnen; und nicht nur für das eure, sondern für das Leben aller Kinder der Welt.
Unsere Taten werden Hunderten Millionen nützen. Durch die Bresche, die wir heute schlagen, werden morgen Millionen, Hunderte Millionen Kinder gehen, die in der Welt von heute noch keine Schule, keinen Arzt haben, noch die patriotische, revolutionäre, sozialistische und internationalistische Erziehung, die unser Volk besitzt. (Beifall)
Bis zum nahen Sieg! (Beifall und Rufe "Fidel, Fidel, Fidel!")
Auch für die Pionierleiter, die euch an jenem Tag begleiteten, gibt es eine Urkunde. Auch sie werden ihre verdiente Anerkennung erhalten. Ich hatte es vergessen zu sagen. (Beifall)
Hier finden Sie chronologisch sortiert Reden und Schriften des kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro Ruz
Donnerstag, 23. Dezember 1999
Montag, 20. Dezember 1999
Retten wir Elián!
Die Offene Tribüne in nächster Nähe der Interessenvertretung der Vereinigten Staaten nimmt diesen Montag um 17.00 Uhr ihre orientierende und mobilisierende Aktivität wieder auf.
Das Schicksal Elians ist ungewiß.
Die zahlreichen Anwärter auf Präsidentschaftskandidatur beider Parteien der Vereinigten Staaten haben sich fast ausnahmslos gegen die Rückführung des Kindes nach Kuba ausgesprochen; in demagogischer Art oder in extravaganter und keinesfalls seriöser Ausdrucksweise äußerten sie sich für hinauszögernde und sogar perfide Lösungen.
Die Extremisten- und Terroristenmafia Südfloridas, unterstützt von den US-amerikanischen Rechtsradikalen, droht - neben den angezeigten Einsprüchen in der Art von Winkeladvokaten -, eine Entscheidung der Regierung mit Gewalthandlungen gegen die Rückführung des Kindes zu seinen rechtmäßigen Angehörigen und in seine Heimat zu beantworten. Sie versichern, daß sie um das Haus der entfernten Verwandten, in dem der Junge widerrechtlich festgehalten wird, eine Sperrkette aus heimatlosen Söldnern bilden werden, um das Vorgehen der Bundesbeamten für den Fall zu verhindern, daß die Regierung jenes Landes die menschlich gerechte und rechtlich unwiderlegbare Entscheidung zugunsten seiner Rückkehr nach Kuba trifft. Da sie an faschistische Methoden, an Erpressung und an Straflosigkeit gewöhnt sind aufgrund der Schwäche und Toleranz der US-Regierenden, deren Instrument und Komplizen sie stets waren, ist ihnen alles zuzutrauen, um die genannte Rückkehr zu verhindern.
Im Augenblick wird niemand in der Lage sein zu behaupten, wann und wie der Junge zurückkehren wird. Im Hinblick auf diesen Punkt herrscht in den Vereinigten Staaten Verwirrung und Chaos.
Am 12. Dezember wurde die letzte diplomatische Note der kubanischen Regierung an das State Departement gerichtet, in der die Dringlichkeit einer schnellen Beantwortung nahegelegt wird, und zwar aufgrund der riesigen Qualen, denen sowohl das Kind als auch die Angehörigen ausgesetzt sind, sowie wegen der für seine Geistesgesundheit entstehenden Folgen. Bereits acht Tage sind vergangen, und noch ist keine einzige Antwort eingetroffen.
Am Montag, den 13. Dezember, trafen sich um 7:00 Uhr zwei US-amerikanische Staatsbeamte, darunter eine Vertreterin des Amtes für Naturalisierung und Immigration der Vereinigten Staaten, mit dem Vater Elians und den vertrautesten und nächsten Verwandten des Kindes. Dieses wurde als unerläßliche Bedingung, als faktisch letzte Formalität für eine gerechte, schnelle und ehrenhafte Lösung des Problems betrachtet. In der Wohnung der Familie in Cárdenas übergab der Vater den US-Staatsbeamten 17 von den zuständigen Behörden bestätigte Dokumente, die unwiderlegbar seine Vaterschaft und infolgedessen die elterliche Sorge von Juan Miguel González Quintana beweisen, dessen Betreuung und Verhalten seinem Sohn Elián gegenüber beispielhaft und untadelig waren. Selbige Immigrationsbehörde hatte den Jungen einem entfernten Verwandten übergeben, der seit 15 Jahren in den Vereinigten Staaten ansässig ist, also seit neun Jahren noch vor der Geburt Eliáns, den er unter Umständen nur einmal in seinem Leben gesehen hatte, ohne daß ihm irgendein den entfernten Verwandtschaftsgrad bestätigendes Dokument abgefordert wurde. Seitdem sind jedoch sieben Tage vergangen, und der Vater hat nicht das geringste Zeichen im Hinblick auf die Anerkennung seiner Rechte erhalten.
Zu all dem kommt die bewegende und äußerst beeindruckende Podiumsdiskussion vom vergangenen Donnerstag mit hervorragenden Wissenschaftlern und Experten in Fragen der Pädagogik, der Psychologie und der Kinderpsychiatrie, die unter den renommiertesten und erfahrensten des Landes ausgewählt worden waren. Hier wurde an Hand solider wissenschaftlicher Begründungen verdeutlicht und vor dem ganzen Land bewiesen, daß der Junge in weniger als 48 Stunden einschneidende und fortgesetzte Traumen erleben mußte und daß ihm dazu noch sein Milieu, seine Schule, seine Freunde, seine Lehrerin, sein Vater und die ihm liebsten Menschen entzogen wurden, die er am dringendsten für seine Gesundung braucht. Unsere Wissenschaftler und Experten bewiesen mit aller Deutlichkeit die quälende Dringlichkeit seiner Rückkehr nach Kuba.
Bilder von widerlichem Zynismus und Demoralisierung jener, die sich in Mittäterschaft mit einer Clique perverser und skrupelloser Ruchloser für die Entführung des Kindes hergaben, erzeugten in unserem Volk tiefen Zorn und Widerwillen. Die groteske Szene, in der eine reißende Wölfin in Frauenkleidern diesen unschuldigen Jungen fast mit Gewalt in das Sternenbanner wickelt - so ganz anders als die Fahne, die er bis vor einigen Tagen bei jedem Morgenappell in seiner Schule ehrfurchtsvoll grüßte -, wird in die Geschichte als eine der infamsten, abscheulichsten und beleidigendsten Taten eingehen, die unser Volk je gesehen hat. Nicht hundert Bücher des Politunterrichts könnten die Niederträchtigkeit und Dekadenz des "unruhigen und brutalen Imperiums, das uns verachtet" besser darstellen. Dieses Bild muß um die Welt gehen. Die Heuchelei, die plumpe und unglaubliche Prahlerei mit prunkhaften Geschenken, mit denen sie um jeden Preis die Seele eines sechsjährigen Kindes zu kaufen trachten, vermittelt eine Vorstellung dessen, was eine entfremdete Gesellschaft und Welt ist, die sie diesem kubanischen Jungen mit Willkür und Gewalt aufzwingen wollen.
Jetzt muß nicht nur die Identität des Kindes und das Recht des Vaters auf elterliche Sorge gewahrt werden, das niemand in der Welt in Frage stellt, sondern es ist dringend geboten, seine seelische und geistige Gesundheit zu retten, bevor der Schaden nicht mehr wiedergutzumachen ist.
Unser Volk wird das widerliche und ungeheure Verbrechen, das vor den bestürzten Augen der Welt an diesem Kind begangen wird, nicht zulassen.
Das, was heute beginnt, ist die zweite Phase der Schlacht der breiten Massen, die wir seit Sonntag, den 5. Dezember kämpfen. Es war und ist eine Schlacht der Ideen, der nationalen öffentlichen Meinung und der Weltöffentlichkeit, der gesetzlichen, ethischen und menschlichen Prinzipien zwischen Kuba und dem Imperium; eine Schlacht, die in unserer Heimat in einer der größten und kämpferischsten Mobilmachungen, die es in unserer Geschichte je gegeben hat, Unterstützung findet.
Die Revolution hat den Pionieren der Grund- und Mittelschulen, den Oberschülern und Studenten und den jungen Produktionsarbeitern und Geistesschaffenden des Landes die Aufgabe übertragen, die Frontlinien dieser großen Schlacht einzunehmen, die wir mit dem einmütigen Beistand des ganzen Volkes liefern.
Diese neue Etappe des Kampfes kann länger dauern. Sie erfordert mehr denn je beste Organisation und strengste Disziplin, einen klugen und gleichzeitig flexiblen Plan, Kreativität und Anpassungsfähigkeit an sich ständig ändernde Situationen, Geistesgegenwart, Ausgeglichenheit und Selbstbeherrschung.
Wir stehen vor einem mächtigen, hartnäckigen und arroganten Gegner. Das größte Risiko dabei ist, daß der logische Kampfgeist, der Geist der menschlichen Solidarität und des gerechten Zorns die Prinzipien von Disziplin und Organisation durchbricht.
Unter diesen Umständen darf sich keiner ohne den entsprechenden Aufruf durch die Organisatoren an einem Marsch, einer Kundgebung oder Aktivität beteiligen. Es ist absolut nicht zweckmäßig, daß bei einer Aktivität, für die man mit 10 000, 50 000 oder 100 000 Teilenehmern rechnet, 20 000, 100 000 oder 200 000 erscheinen, das heißt, das Zwei- oder Dreifache der dazu in jedem Bereich oder Sektor Aufgerufenen. Am Marsch des Kämpfenden Volkes sollten sich 300 000 Personen beteiligen; und dann waren es mehr als eine halbe Million, die über sämtliche Zugänge kamen. Darunter kann die Organisation unserer Aktivitäten leiden, und es können unsere Kräfte und Energien vergeudet werden, die in der Tat ungeheuer stark sind. Wir dürfen uns nicht verausgaben. Diese Kräfte und diese Energie müssen gespart, ständig erneuert und, wenn es sich erforderlich macht, in ihrer Gesamtheit geordnet eingesetzt und sofort wieder aufgefrischt werden, sollten wir uns dazu gezwungen sehen.
Auch wenn wir Tausende, Zehntausende, Hunderttausende, ja selbst Millionen mobilisieren, wie es an den Tagen des 9. und 10. Dezember geschah, als von Donnerstagnachmittag bis Freitagnachmittag fast drei Millionen Menschen mobilgemacht wurden - was noch weit von unserem wirklichen Potential entfernt ist, denn am Tag der Großkundgebungen der Provinzhauptstädte hat die Stadt Havanna zwecks Zurückstellung von Kräften korrekterweise nur knapp zehn Prozent ihres Potentials gestellt -, so müssen auch um jeden Preis die Produktion und Dienstleistungen zielstrebiger und verantwortungsbewußter denn je aufrechterhalten werden.
Unsere Aktion muß von besserer Qualität geprägt sein: überzeugend und einleuchtend für die Weltöffentlichkeit; überraschend, verblüffend, gelegen und beweiskräftig für jene, die - wenn auch minderheitlich, so doch mächtig - sich in der US-amerikanischen Gesellschaft der Rückführung Eliáns widersetzen.
Wir sind ein Volk mir hoher politischer Kultur, Geschlossenheit, Zusammenhalt, Organisiertheit. Wir alle, von den Pionieren bis hin zu den Kampfveteranen der vierzigjährigen Revolution, sind Mitglied einer oder mehrerer Organisationen. Wir alle besitzen eine mehr oder weniger intensive Kampfausbildung. In uns allen lebt die revolutionäre Kraft, der Patriotismus und die edlen Ziele, die uns verbrüdern und eng verbünden. Wir alle besitzen das Privileg, eine geschlossene Nation zu sein. Wir können und müssen als eine immense und unbesiegbare Armee vorgehen.
Deshalb, Landsleute, ist es so, daß die Revolution, die in der über vierzigjährigen siegreichen Auseinandersetzung mit der stärksten Macht, die es je gegeben hat, umfassende Erfahrungen gesammelt hat, uns nicht einfach nur zur Disziplin anhält; nein, sie verlangt sie von uns.
Wir bitten die Studenten und kubanischen Jugendlichen, denen die Riesenehre zuteil wurde, einen Platz an vorderster Front einzunehmen und die vom ersten Augenblick an so großartig gehandelt haben, dem ganzen Volk ein Beispiel an bewußter und revolutionärer Disziplin in diesem entscheidenden und heldenhaften Kampf zu sein; einer Disziplin, die die Revolution von jedem Bürger zur Rettung Eliáns fordert, eines Kindes, eines kleinen Pioniers, eines Enkels, eines Sohnes ganz Kubas; und in seiner Person zur Rettung der Milliarden Kinder der Welt, die der Unterrichtung, der Ernährung, gesunder Lebensverhältnisse, der Rettung und der Würde bedürfen. Der an einer stupiden, abstoßenden und abscheulichen Ungerechtigkeit festhaltende Feind wird unserer Moral, unserem Recht und unserer unaufhaltsamen Kraft im Kampf um diese gerechte Forderung nicht standhalten können und keine andere Alternative haben als die einer schnellstmöglichen Herausgabe Eliáns.
Fidel Castro
Das Schicksal Elians ist ungewiß.
Die zahlreichen Anwärter auf Präsidentschaftskandidatur beider Parteien der Vereinigten Staaten haben sich fast ausnahmslos gegen die Rückführung des Kindes nach Kuba ausgesprochen; in demagogischer Art oder in extravaganter und keinesfalls seriöser Ausdrucksweise äußerten sie sich für hinauszögernde und sogar perfide Lösungen.
Die Extremisten- und Terroristenmafia Südfloridas, unterstützt von den US-amerikanischen Rechtsradikalen, droht - neben den angezeigten Einsprüchen in der Art von Winkeladvokaten -, eine Entscheidung der Regierung mit Gewalthandlungen gegen die Rückführung des Kindes zu seinen rechtmäßigen Angehörigen und in seine Heimat zu beantworten. Sie versichern, daß sie um das Haus der entfernten Verwandten, in dem der Junge widerrechtlich festgehalten wird, eine Sperrkette aus heimatlosen Söldnern bilden werden, um das Vorgehen der Bundesbeamten für den Fall zu verhindern, daß die Regierung jenes Landes die menschlich gerechte und rechtlich unwiderlegbare Entscheidung zugunsten seiner Rückkehr nach Kuba trifft. Da sie an faschistische Methoden, an Erpressung und an Straflosigkeit gewöhnt sind aufgrund der Schwäche und Toleranz der US-Regierenden, deren Instrument und Komplizen sie stets waren, ist ihnen alles zuzutrauen, um die genannte Rückkehr zu verhindern.
Im Augenblick wird niemand in der Lage sein zu behaupten, wann und wie der Junge zurückkehren wird. Im Hinblick auf diesen Punkt herrscht in den Vereinigten Staaten Verwirrung und Chaos.
Am 12. Dezember wurde die letzte diplomatische Note der kubanischen Regierung an das State Departement gerichtet, in der die Dringlichkeit einer schnellen Beantwortung nahegelegt wird, und zwar aufgrund der riesigen Qualen, denen sowohl das Kind als auch die Angehörigen ausgesetzt sind, sowie wegen der für seine Geistesgesundheit entstehenden Folgen. Bereits acht Tage sind vergangen, und noch ist keine einzige Antwort eingetroffen.
Am Montag, den 13. Dezember, trafen sich um 7:00 Uhr zwei US-amerikanische Staatsbeamte, darunter eine Vertreterin des Amtes für Naturalisierung und Immigration der Vereinigten Staaten, mit dem Vater Elians und den vertrautesten und nächsten Verwandten des Kindes. Dieses wurde als unerläßliche Bedingung, als faktisch letzte Formalität für eine gerechte, schnelle und ehrenhafte Lösung des Problems betrachtet. In der Wohnung der Familie in Cárdenas übergab der Vater den US-Staatsbeamten 17 von den zuständigen Behörden bestätigte Dokumente, die unwiderlegbar seine Vaterschaft und infolgedessen die elterliche Sorge von Juan Miguel González Quintana beweisen, dessen Betreuung und Verhalten seinem Sohn Elián gegenüber beispielhaft und untadelig waren. Selbige Immigrationsbehörde hatte den Jungen einem entfernten Verwandten übergeben, der seit 15 Jahren in den Vereinigten Staaten ansässig ist, also seit neun Jahren noch vor der Geburt Eliáns, den er unter Umständen nur einmal in seinem Leben gesehen hatte, ohne daß ihm irgendein den entfernten Verwandtschaftsgrad bestätigendes Dokument abgefordert wurde. Seitdem sind jedoch sieben Tage vergangen, und der Vater hat nicht das geringste Zeichen im Hinblick auf die Anerkennung seiner Rechte erhalten.
Zu all dem kommt die bewegende und äußerst beeindruckende Podiumsdiskussion vom vergangenen Donnerstag mit hervorragenden Wissenschaftlern und Experten in Fragen der Pädagogik, der Psychologie und der Kinderpsychiatrie, die unter den renommiertesten und erfahrensten des Landes ausgewählt worden waren. Hier wurde an Hand solider wissenschaftlicher Begründungen verdeutlicht und vor dem ganzen Land bewiesen, daß der Junge in weniger als 48 Stunden einschneidende und fortgesetzte Traumen erleben mußte und daß ihm dazu noch sein Milieu, seine Schule, seine Freunde, seine Lehrerin, sein Vater und die ihm liebsten Menschen entzogen wurden, die er am dringendsten für seine Gesundung braucht. Unsere Wissenschaftler und Experten bewiesen mit aller Deutlichkeit die quälende Dringlichkeit seiner Rückkehr nach Kuba.
Bilder von widerlichem Zynismus und Demoralisierung jener, die sich in Mittäterschaft mit einer Clique perverser und skrupelloser Ruchloser für die Entführung des Kindes hergaben, erzeugten in unserem Volk tiefen Zorn und Widerwillen. Die groteske Szene, in der eine reißende Wölfin in Frauenkleidern diesen unschuldigen Jungen fast mit Gewalt in das Sternenbanner wickelt - so ganz anders als die Fahne, die er bis vor einigen Tagen bei jedem Morgenappell in seiner Schule ehrfurchtsvoll grüßte -, wird in die Geschichte als eine der infamsten, abscheulichsten und beleidigendsten Taten eingehen, die unser Volk je gesehen hat. Nicht hundert Bücher des Politunterrichts könnten die Niederträchtigkeit und Dekadenz des "unruhigen und brutalen Imperiums, das uns verachtet" besser darstellen. Dieses Bild muß um die Welt gehen. Die Heuchelei, die plumpe und unglaubliche Prahlerei mit prunkhaften Geschenken, mit denen sie um jeden Preis die Seele eines sechsjährigen Kindes zu kaufen trachten, vermittelt eine Vorstellung dessen, was eine entfremdete Gesellschaft und Welt ist, die sie diesem kubanischen Jungen mit Willkür und Gewalt aufzwingen wollen.
Jetzt muß nicht nur die Identität des Kindes und das Recht des Vaters auf elterliche Sorge gewahrt werden, das niemand in der Welt in Frage stellt, sondern es ist dringend geboten, seine seelische und geistige Gesundheit zu retten, bevor der Schaden nicht mehr wiedergutzumachen ist.
Unser Volk wird das widerliche und ungeheure Verbrechen, das vor den bestürzten Augen der Welt an diesem Kind begangen wird, nicht zulassen.
Das, was heute beginnt, ist die zweite Phase der Schlacht der breiten Massen, die wir seit Sonntag, den 5. Dezember kämpfen. Es war und ist eine Schlacht der Ideen, der nationalen öffentlichen Meinung und der Weltöffentlichkeit, der gesetzlichen, ethischen und menschlichen Prinzipien zwischen Kuba und dem Imperium; eine Schlacht, die in unserer Heimat in einer der größten und kämpferischsten Mobilmachungen, die es in unserer Geschichte je gegeben hat, Unterstützung findet.
Die Revolution hat den Pionieren der Grund- und Mittelschulen, den Oberschülern und Studenten und den jungen Produktionsarbeitern und Geistesschaffenden des Landes die Aufgabe übertragen, die Frontlinien dieser großen Schlacht einzunehmen, die wir mit dem einmütigen Beistand des ganzen Volkes liefern.
Diese neue Etappe des Kampfes kann länger dauern. Sie erfordert mehr denn je beste Organisation und strengste Disziplin, einen klugen und gleichzeitig flexiblen Plan, Kreativität und Anpassungsfähigkeit an sich ständig ändernde Situationen, Geistesgegenwart, Ausgeglichenheit und Selbstbeherrschung.
Wir stehen vor einem mächtigen, hartnäckigen und arroganten Gegner. Das größte Risiko dabei ist, daß der logische Kampfgeist, der Geist der menschlichen Solidarität und des gerechten Zorns die Prinzipien von Disziplin und Organisation durchbricht.
Unter diesen Umständen darf sich keiner ohne den entsprechenden Aufruf durch die Organisatoren an einem Marsch, einer Kundgebung oder Aktivität beteiligen. Es ist absolut nicht zweckmäßig, daß bei einer Aktivität, für die man mit 10 000, 50 000 oder 100 000 Teilenehmern rechnet, 20 000, 100 000 oder 200 000 erscheinen, das heißt, das Zwei- oder Dreifache der dazu in jedem Bereich oder Sektor Aufgerufenen. Am Marsch des Kämpfenden Volkes sollten sich 300 000 Personen beteiligen; und dann waren es mehr als eine halbe Million, die über sämtliche Zugänge kamen. Darunter kann die Organisation unserer Aktivitäten leiden, und es können unsere Kräfte und Energien vergeudet werden, die in der Tat ungeheuer stark sind. Wir dürfen uns nicht verausgaben. Diese Kräfte und diese Energie müssen gespart, ständig erneuert und, wenn es sich erforderlich macht, in ihrer Gesamtheit geordnet eingesetzt und sofort wieder aufgefrischt werden, sollten wir uns dazu gezwungen sehen.
Auch wenn wir Tausende, Zehntausende, Hunderttausende, ja selbst Millionen mobilisieren, wie es an den Tagen des 9. und 10. Dezember geschah, als von Donnerstagnachmittag bis Freitagnachmittag fast drei Millionen Menschen mobilgemacht wurden - was noch weit von unserem wirklichen Potential entfernt ist, denn am Tag der Großkundgebungen der Provinzhauptstädte hat die Stadt Havanna zwecks Zurückstellung von Kräften korrekterweise nur knapp zehn Prozent ihres Potentials gestellt -, so müssen auch um jeden Preis die Produktion und Dienstleistungen zielstrebiger und verantwortungsbewußter denn je aufrechterhalten werden.
Unsere Aktion muß von besserer Qualität geprägt sein: überzeugend und einleuchtend für die Weltöffentlichkeit; überraschend, verblüffend, gelegen und beweiskräftig für jene, die - wenn auch minderheitlich, so doch mächtig - sich in der US-amerikanischen Gesellschaft der Rückführung Eliáns widersetzen.
Wir sind ein Volk mir hoher politischer Kultur, Geschlossenheit, Zusammenhalt, Organisiertheit. Wir alle, von den Pionieren bis hin zu den Kampfveteranen der vierzigjährigen Revolution, sind Mitglied einer oder mehrerer Organisationen. Wir alle besitzen eine mehr oder weniger intensive Kampfausbildung. In uns allen lebt die revolutionäre Kraft, der Patriotismus und die edlen Ziele, die uns verbrüdern und eng verbünden. Wir alle besitzen das Privileg, eine geschlossene Nation zu sein. Wir können und müssen als eine immense und unbesiegbare Armee vorgehen.
Deshalb, Landsleute, ist es so, daß die Revolution, die in der über vierzigjährigen siegreichen Auseinandersetzung mit der stärksten Macht, die es je gegeben hat, umfassende Erfahrungen gesammelt hat, uns nicht einfach nur zur Disziplin anhält; nein, sie verlangt sie von uns.
Wir bitten die Studenten und kubanischen Jugendlichen, denen die Riesenehre zuteil wurde, einen Platz an vorderster Front einzunehmen und die vom ersten Augenblick an so großartig gehandelt haben, dem ganzen Volk ein Beispiel an bewußter und revolutionärer Disziplin in diesem entscheidenden und heldenhaften Kampf zu sein; einer Disziplin, die die Revolution von jedem Bürger zur Rettung Eliáns fordert, eines Kindes, eines kleinen Pioniers, eines Enkels, eines Sohnes ganz Kubas; und in seiner Person zur Rettung der Milliarden Kinder der Welt, die der Unterrichtung, der Ernährung, gesunder Lebensverhältnisse, der Rettung und der Würde bedürfen. Der an einer stupiden, abstoßenden und abscheulichen Ungerechtigkeit festhaltende Feind wird unserer Moral, unserem Recht und unserer unaufhaltsamen Kraft im Kampf um diese gerechte Forderung nicht standhalten können und keine andere Alternative haben als die einer schnellstmöglichen Herausgabe Eliáns.
Fidel Castro
Dienstag, 14. Dezember 1999
Interview Mit Fidel Castro über den Fall des Kindes Elián Gonzáles
Ausführungen bezüglich des Falles des Kindes Elián González in dem Interview von Andrea Mitchell, Hauptkorrespondentin für Außenpolitik des Fernsehsenders NBC-News, mit dem Präsidenten des Staatsrates der Republik Kuba, Fidel Castro Ruz, in der Lateinamerikanischen Hochschule für Medizin, am 14. Dezember 1999, "Jahr des 40. Jahrestages des Sieges der Revolution.
Andrea Mitchell: Wir sprachen vorhin über den Jungen, der sich weiter in den Vereinigten Staaten aufhält, und den Schaden, den dies bei dem Kind verursachen kann. Sie sagten mir, daß sich die Persönlichkeit des Jungen verändert kann, je länger er dort verbleibt. Welche Besorgnis haben Sie bezüglich dieser Angelegenheit?
Fidel Castro: Eines der Dinge, die das Volk am meisten bewegt hat, ist die Idee, daß sie dieses Kind mit modernstem Spielzeug überschüttet haben. Sie haben ihm sogar einen Spielzeugflieger überreicht, damit der Junge ein Pilot der konterrevolutionären Organisation "Hermanos al Rescate" sein kann, und sie zogen ihm Kleidungsstücke und Pullover mit den Emblemen der berühmt-berüchtigten Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung an, die in jedem Fall nicht national ist, sondern wohl eher binational, denn sie setzt sich zusammen aus ehemaligen Kubanern und einer bestimmten Anzahl von US-Amerikanern. Das hat unser Volk sehr stark verletzt.
Vorgestern las ich in den Agenturmeldungen, daß der junge Mas Santos – ich weiß nicht, ob er 'santo' (heilig) ist, aber er ist fraglos naiv, und außerdem anmaßend gegenüber dem Präsidenten der Vereinigten Staaten -, den Jungen mitnahm, um mit ihm bei einem Bankett zum Sammeln von Wahlspenden teilzunehmen, das von Clinton präsidiert wurde. Für ein Volk, das eine politische Kultur besitzt, ist die Tatsache äußerst beleidigend, daß ein Kind von niemandem Geringerem dorthin gebracht wird als dem Präsidenten jener Stiftung, die vor einigen Jahren von der US-Regierung mit bestimmten Zielen gegründet wurde und die sogar den Terrorismus praktiziert. Es ist wirklich der Gipfel, den Jungen zu diesem Bankett zu bringen, bei dem Wahlspenden für eine politische Partei gesammelt werden.
Ich weiß zum Beispiel, daß der Vater des Jungen und seine Familie in Kuba 48 Stunden lang nicht mit ihm sprechen konnten, denn zunächst hatten sie ihn für das Spendensammelbankett angezogen und vorbereitet und danach, am Sonntag und Montag, nahmen sie ihn nach Disneyland mit, um ihn dort mit den Phantasieobjekten zu fotografieren und in einer Hütte in diesem Park zu übernachten.
In diesen 50 Stunden konnte die Familie nicht mit dem Kind sprechen, sie konnten es nur gestern abend machen und die Telefongespräche sind begrenzt und finden unter Druck statt.
Diese Dinge erzürnen die Leute und sie haben Besorgnis ausgelöst bei herausragenden Wissenschaftlern, Psychologen und Spezialisten im Bereich der Kinderpsychologie, denn man begeht vor den Augen der Welt eine Ungeheuerlichkeit mit diesem 6 Jahre alten Kind. Am nächsten Donnerstag, in zwei Tagen, wird also ein Runder Tisch mit Experten stattfinden, an dem einige der qualifiziertesten Fachleute in diesem Bereich teilnehmen werden, und das Thema hat mit dem Jungen zu tun, denn es geht um die Frage, innerhalb von welcher Zeit die Mentalität eines sechsjährigen Kindes verändert werden kann. Das ist die Bedeutung des Faktors Zeit. Es handelt sich nicht darum, zu verhindern, daß sich das schreckliche Leiden der Familie verlängert, vor allem des Vaters, der schrecklich leidet, genauso wie die Großeltern, also diejenigen, die das Recht auf die Sorge und Betreuung des Kindes besitzen. Es ist nicht die Frage, ob es mehr oder weniger Tage sein werden. Die Frage nach der Zeit, die notwendig ist, um die Mentalität eines sechsjährigen Kindes zu verändern, ist zu einer lebenswichtigen Frage geworden.
Andrea Mitchell: Gibt es die Besorgnis, daß der Junge zu einem bestimmten Zeitpunkt sagen könnte, daß er in den Vereinigten Staaten bleiben wolle? Daß er eben von den Spielsachen und all den Dingen verführt werden könnte?
Fidel Castro: Nein. Gabriela Mistral - wir sprachen davon, als ich ihnen von dem Artikel erzählte, der gestern in der Zeitung der Arbeiter veröffentlicht wurde - sagte, daß die Kinder weder in der Zukunft noch in der Vergangenheit leben, sondern in der Gegenwart! Und vor den Augen der Welt wird versucht, den Jungen mit diesen Dingen zu blenden. Der Vater und die Familie erzählen mir, daß der Junge sehr stark genötigt wird, und die entfernten Verwandten, die in Miami wohnen, sagen ihnen, daß der Junge ihnen gegenüber erklärt hätte, nicht in Kuba leben zu wollen, auf solch eine schonungslose Art sagten sie es der Familie des Jungen in Kuba. Ein Radiosender gab gemäß den Aussagen einer Zeitung in Miami bekannt, daß man leise gehört habe, wie der Junge zu seiner entfernten Cousine sagte, daß er nicht zu seinem Vater zurückkehren wolle.
Das Problem besteht darin, daß sich die wahre Familie des Kindes in Kuba nicht mit dieser Idee abfindet und daß sich das Volk ebensowenig abfindet mit der Idee, daß sie mit diesem zynischen Vorgehen versuchen, die Mentalität des Kindes zu verändern, es seiner wahren Familie und der meistgeliebten Menschen zu entreißen und bei diesem unschuldigen und wehrlosen Kind die Verbindungen in seine Heimat abzubrechen und zu zerstören. Was bleibt dann von der Identität dieses Kindes?
Wir wollen also von den Wissenschaftlern und den Spezialisten wissen, in welcher Zeit man die Mentalität eines so jungen Kindes verändern kann.
Ich habe einige Personen gefragt: Kann man die Mentalität eines Kindes in einem Monat verändern? Und sie antworteten mir - zahlreiche Personen, keine Fachleute: Ja, in einem Monat kann man sie verändern.
Ich frage mich: Warum wollen sie das länger herauszögern? Etwa um die Mentalität des Kindes zu verändern, um die Mentalität dieses Jungen zu zerstören? Was bleibt von der Psychologie dieses Kindes? Wie paßt er sich aufs Neue im Schoß seiner wahren Familie an? Und ich weiß, wie die Familie gerade dann gelitten hat, als sie in bestimmten Momenten eine gewisse Schüchternheit bei dem Jungen wahrnahmen, so als ob versucht würde, dem Vater die Zuneigung zu seinem Sohn zu entreißen. Das ist ein Verbrechen, eines der ungeheuerlichsten Verbrechen.
Wenn jemand sieht, wie ein Kind ermordet wird und wie ihm sein Leben Stück für Stück entrissen wird, ist er sicher nicht damit einverstanden. Wenn man sieht, daß sie die Mentalität eines Kindes zerstören und sie zu schändlichen Propagandazwecken total verändern, dann ist das noch schlimmer als der physische Tod, und ich bin sicher, daß viele Leute das Bewußtsein darüber erlangt haben, daß es sich um die Zerstörung der Mentalität eines sechsjährigen Kindes handelt.
Ich weiß nicht, wie ausgehend davon irgendjemand, eine Führungspersönlichkeit der Vereinigten Staaten, danach von Menschenrechten sprechen kann - ohne andere Aspekte anzusprechen, nur diesen Punkt -, wenn solche Dinge in seinem Land erlaubt werden. Und unser Volk ist schlicht und einfach nicht bereit, das hinzunehmen. Das ist die Situation, und es ist nicht leicht für das Volk, sich mit dem Manöver abzufinden, das sie veranstaltet haben.
Gestern erfuhren alle bereits, daß der Vater einwilligte, ein Gespräch mit dem Beamten der Einwanderungsbehörde zu führen und ihm alle Beweise für seine Vaterschaft zu übergeben. Warum muß das noch länger herausgezögert werden? Das ist das Hauptthema.
Übermorgen wird ein sehr wichtiger Tag sein, denn dann wird die gesamte kubanische Bevölkerung erfahren, wie sich die Verlängerung dieser Entführung und das Überhäufen mit all den blendenden Dingen, die sie einem sechsjährigen Kind präsentieren können, auf die Mentalität und die Psyche dieses Jungen auswirken. Die Wissenschaft wird das letzte Wort sprechen und es besorgt uns wirklich, denn die Bevölkerung ist ungeduldig, der Gemütszustand der Bevölkerung ist von einer sehr großen Verbitterung und Empörung geprägt.
Wird sich unser Volk damit abfinden? Es wird keinen Krieg führen und keine Gewalt anwenden. Wir glauben, daß wir genügend Einfluß auf unsere Bevölkerung haben, um es von jeglicher gewaltsamen Handlung abzubringen, das ist das Erste. Desweiteren handelt es sich um ein gebildetes Volk, das Verständnis aufbringt. Das bedeutet, daß der Kampf nicht auf diesem Gebiet geführt wird, denn es wird eine Schlacht der nationalen und weltweiten öffentlichen Meinung, und diese Schlacht wird nicht enden, bis das Kind zurückkehrt. Das möchte ich Ihnen mit aller Offenheit sagen.
Jetzt gibt es eine Pause, es gibt keine Bewegung und es werden keine Demonstrationen veranstaltet. Aber die Verlängerung der Wartezeit um auch nur eine Minute über das erträgliche Maß hinaus wird diese Demonstrationen wieder entfesseln. Es wird keine materiellen Schäden geben, denn wir bewegen uns auf zwei Grundlagen: Es gibt in unserem Volk eine politische Kultur - Verstehen Sie das? - und es besteht der Einfluß von Seiten der Führung unseres Landes und unserer politischen Organisationen und Massenorganisationen, denen die Bevölkerung vertraut. So sehe ich also keine Gefahr bei dieser Sache. Auf was wird sich unsere Bevölkerung einlassen? Auf eine Meinungsschlacht, eine Meinungsschlacht nicht nur auf nationaler Ebene, sondern weltweit.
Ich glaube, daß sich die US-Behörden in eine unhaltbare Position begeben haben. Diese Schlacht wird auf die eine oder andere Form aufrechterhalten, bis das Kind seiner Familie und seinem Vaterland zurückgegeben wird.
Wir befinden uns im Moment wirklich in einer Pause, die sich hoffentlich nicht verlängert. Uns selbst kostet es sehr viel Arbeit zu verhindern, daß sich das Volk in der Zeit, in der das Kind dort ist - etwas, das die Sensibilität unseres Volkes sehr berührt hat -, nicht so ausdrücken kann, wie es etwa dort auf diesem Gemälde zu sehen ist (zeigt auf ein Gemälde von Mariano, das die revolutionären Massen darstellt, an der Wand des Saals). Dieses Gemälde ist von einem unserer besten Maler.
In der Tat gibt es im Moment keine Demonstrationen und Aufmärsche. Für uns ist es schwer, dies zu sagen, und glauben Sie mir, ich sage es ganz ehrlich, daß wir von Anfang an alles Mögliche unternahmen, um das zu verhindern. Zunächst wurden meine Worte fehlinterpretiert, als ich sagte: "Es bleibt wenig Zeit, bis in Kuba und auf der Welt ein großer Protest losbricht..."
Ich glaube, daß man Fortschritte gemacht hat, ich werde nicht bestreiten, daß man vorangekommen ist. Zu diesem Fortschritt kam es am vergangenen Sonntag und Montag, ausgehend vom Austausch von diplomatischen Noten zwischen den beiden Regierungen. Ich würde sagen, daß an zwei Tagen Fortschritte gemacht wurden, und zwar in dem Sinne, daß alle Bedingungen für eine ehrenhafte Lösung geschaffen wurden. Das Problem der Bedingung, die vorher bereits als Haupthindernis dargestellt worden war, wurde zufriedenstellend gelöst bei dem Treffen des Vaters und der Familie auf der einen Seite und der Vertreterin der Einwanderungsbehörde der Vereinigten Staaten und dem Leiter der politischen Abteilung der Interessenvertretung auf der anderen Seite.
Die Beweise für die Vaterschaft sind unanfechtbar. Sie verlangen Dokumente, damit er beweist, daß er der Vater ist, und gleichzeitig haben sie das Kind einigen entfernten Verwandten übergeben, von denen sie kein einziges Dokument verlangten, um zu beweisen, daß es sich um den Großonkel oder sonstige Verwandte des Kindes handelt.
Das ist die Realität, man hat Fortschritte gemacht, doch ich sehe, daß sie sich mit anderen Themen und Problemen beschäftigen werden, und es besteht die Bedrohung, daß sich die Lösung ungerechtfertigt und vielleicht unendlich hinauszögert, wie ich Ihnen bereits erklärt habe. Da es sich um ein Kind handelt, daß seelisch und mental ermordet wird, ist die verfügbare Zeit, um dies zu verhindern, sehr begrenzt.
Andrea Mitchell: Hätten sie bezüglich dieses Themas eine Botschaft für Bill Clinton?
Fidel Castro: Nein, nein, keine besondere Botschaft. Clinton hat viele Leute in den USA, die ihn hochschätzen, und genügend fähige Personen, die ihn beraten. Ich habe meine Wahrnehmung über ihn, von der ich Ihnen am ersten Tag unseres Gespräches erzählt habe, nämlich daß er den Wunsch hat, daß das Kind so schnell wie möglich nach Kuba zurückkehrt. Ich zweifle, ob ihm das gelingt. Denn welche Maßnahmen in Winkeladvokatenmanier werden die anderen ergreifen, um diesen Prozeß zu verzögern? Eine Verzögerung bei der Ankunft des Kindes, das die gesamte Bevölkerung erwartet, hätte im Geist unseres Volkes wirklich die Auswirkung einer Bombe. Das ist die Realität bezüglich dieses Themas.
Wir wollten vom ersten Augenblick an, daß es nicht zu dieser heftigen Auseinandersetzung kommt. Ich erzählte Ihnen bereits, daß wir erst am 2. Dezember beginnen konnten, uns mit diesem Problem zu beschäftigen. Der Vater des Kindes schrieb am 26. November und am 27. November wurde eine Note unseres Außenministeriums abgegeben. Es gab 11 Tage lang keine Antwort darauf. Erst am 2. Dezember, sechs Tage nach dem Schreiben des Vaters, konnten wir uns darum kümmern. Wir luden ihn zu einem Gespräch ein, weil wir ihn kennenlernen wollten und weil wir wissen wollten, wie er dachte, was er wünschte und wie seine Beziehung zu dem Kind war. Ich selbst befragte ihn zu allen diesen unentbehrlichen Details. Wir mußten die gesamte Wahrheit sehr gut kennen, bevor wir auch nur einen Finger bewegten.
Sie werden verstehen, daß man im In- und Ausland keine Meinungsschlacht schlägt, ohne über solide Stützen zu verfügen.
Andrea Mitchell: Sie werden wissen, daß einige Personen in den Vereinigten Staaten gesagt haben, daß der Vater von der kubanischen Regierung genötigt worden sei und daß sie ihn nicht frei sprechen gelassen hätten.
Fidel Castro: Und wie kann man beweisen, daß dies unwahr ist? Muß man ihn wie ein Schlachtlamm nach Miami bringen, damit sie ihn dort in Zusammenarbeit mit Behörden, Richtern, käuflichen Beamten, der terroristischen Mafia und den von der US-Regierung so sehr tolerierten und unterstützten Extremisten verschlingen? Und von Anfang an - das ist uns bekannt und wir haben Beweise dafür - sagte er, daß er nicht in die Vereinigten Staaten reisen wolle. Er erklärte außerdem, daß er die sofortige Rückkehr des Kindes fordere und nicht einmal Kontakte mit der Interessenvertretung akzeptiere.
In Cárdenas gibt es eine Bevölkerung von Zehntausenden von Menschen, die ihn und seine Familie gut kennen: Hochschullehrer, Lehrer der Schule des Kindes und viele andere anständige und ehrenhafte Personen. Was geschah mit ihm? Sie ließen ihm weder tagsüber noch nachts auch nur eine Minute in Ruhe. Er hat ein Telefon in der Wohnung und alle wußten davon, so daß ihn alle anriefen. Es war ein Schwarm von Reportern, die ihn Tag und Nacht anriefen. Es gab also bei ihm den gewaltigen Eindruck der Entführung seines Sohnes, wobei er berechtigterweise glaubte, daß er das volle Recht auf dieses Kind habe, für das er mit Hingabe gesorgt hatte. Es ist noch mehr, denn oftmals schlief das Kind bei seiner Familie, denn manchmal mußte die Mutter bis 2.00 oder 3.00 Uhr morgens arbeiten und der Junge schlief dann bei dem Ehepaar, denn der Vater hat eine neue Ehefrau und ein drei Monate altes Kind, und Elián schlief dann im selben Bett wie das Paar.
Aus der Bescheinigung des Krankenhauses geht folgendes hervor: "Im Notfall bitte den Vater benachrichtigen". Es handelt sich also um einen Vater, der sich wirklich, ich würde sogar sagen besessen, um sein Kind kümmert.
Er ist es, der den Brief schreibt, in dem um Unterstützung des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten gebeten wird. Niemand sagte ihm: "Schreib einen Brief." Er schreibt ihn wenige Stunden nach Erhalt der Nachricht, daß sein Sohn sich in einem Krankenhaus in den Vereinigten Staaten befindet. Der Mann war wegen seiner engen Beziehung zu dem Kind schrecklich berührt, so daß er bis heute ständig den abwesenden Sohn anruft, wenn sie ihm erlauben, mit dem Jungen zu sprechen.
Als ich die Schule besuchte, war er erschöpft und seine Frau, die dem gerade drei Monate alt gewordenen Kind die Brust gab, war abgespannt und krank, so daß das Baby bereits drei Tage Durchfall hatte. Verstehen Sie? Er verläßt also seine Wohnung und wohnt außerhalb mit seiner Frau und seinem kleinen Kind. Wir haben ihn Schritt für Schritt und Detail für Detail über den Verlauf des Problems auf dem Laufenden gehalten.
Er kannte das Schreiben, das ihm die Einwanderungsbehörde der Vereinigten Staaten schickte, mit allen Einzelheiten, um die sie ihn baten. Seit dem Entstehen des Problems ist sehr wenig Zeit vergangen. Die erste Antwort erreicht uns am 8. Dezember, daß heißt nach 11 Tagen. Wir antworten darauf am 9. Dezember um 15.12 Uhr. Unsere Note enthielt Anmerkungen und einige Fragen bezüglich der behandelten Themen und bestimmter rechtlicher und juristischer Konzepte, die Teil jener Antwort waren.
Am 9. Dezember um 16.20 Uhr kommt es in Washington zu einem Gespräch zwischen Beamten des State Department und dem Leiter unserer Interessenvertretung, das etwa zwei Stunden dauert. Den gesamten Inhalt des Gesprächs über die in unserer Note enthaltenen Anmerkungen und Fragen erhalten wir am Morgen des 10. Dezember.
An diesem selben Tag erarbeiteten wir auf sieben oder acht Seiten mit zweizeiligem Abstand eine weitere Note, in der wir dem State Department in aller Deutlichkeit unsere Positionen darlegen. Wir mußten dann etwa 50 Stunden auf die Antwort auf diese Note warten, die letztlich am 12. Dezember ankam, das heißt am Sonntag, etwa um 10.30 Uhr morgens. Es war eine kurze Note, in der sie auf der entscheidenden Bedeutung eines Treffens mit dem Vater beharrten. Es wurde erklärt, daß er seiner Mutter eine Vollmacht erteilt habe. Man lehnt die Möglichkeit, dies zu akzeptieren, nicht völlig ab, doch schauen Sie, sie bekräftigen uns gegenüber, daß der Kontakt mit dem Vater von Seiten der Beamten der Interessenvertretung entscheidend sei.
In der darauffolgenden Antwortnote auf diese dritte Note, die uns am Sonntagmorgen erreichte, wurden unsere Positionen und Argumente dargelegt und wiederholt. Diese Antwort wurde am Nachmittag abgesandt, nachdem man eine Reihe von unentbehrlichen Daten gesucht hatte, und zwar sogar über unsere Interessenvertretung in Washington. Es wurde ihnen mitgeteilt, daß sie bezüglich des konkreten Punktes des Gesprächs mit dem Vater noch an diesem selben Nachmittag informiert werden würden. Wir mußten die Familie konsultieren, denn es handelte sich nicht darum, eine Note zu verfassen und ihnen mit Ja zu antworten, ohne daß diese Familie und im besonderen der Vater ihre Meinung dazu geäußert hätten.
Die Familie wurde informiert und der Vater mußte eine Entscheidung treffen. Es war nicht er allein, sondern es waren er und die gesamte Familie, alle, die in diesem Haushalt leben. Es war bereits spät am Abend, als sie eine komplette und detaillierte Zusammenfassung erhielten von all dessen, was geschehen war, vom Absenden seines Briefes an das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten bis zum Inhalt der letzten Note, die am Sonntag ankam, und der Antwort darauf am Nachmittag des selben Tages, in der in einem Absatz davon gesprochen wird, wie ich bereits erwähnte, daß man hinsichtlich des Gesprächs mit ihm später antworten werde. Vor dieser Antwort war es unverzichtbar, Kontakt mit der Familie aufzunehmen, ihnen die Situation zu erklären und sie um eine Antwort zu bitten. Ich bin gezwungen, ihnen nur ein Minimum der diskutierten Standpunkte zu erläutern. Ich möchte nicht den Inhalt der ausgetauschten Noten aufdecken.
Andrea Mitchell: Nun gut, wenn diese Pause sich ausdehnt und das Problem nicht gelöst wird, was würde Kuba dann machen? Denn es gibt in den Vereinigten Staaten eine gewisse Befürchtung, daß Sie die Grenzen öffnen und daß es bald zu einem neuen großen Exodus von Flüchtlingen kommen könnte. Wäre das eine Option?
Fidel Castro: Ich glaube nicht, das dies eine Option ist, denn wir behandeln diese Angelegenheit mit großer Ernsthaftigkeit und sind uns ihrer innewohnenden Transzendenz bewußt. Wie Sie sehen, wurden gestern während des ganzen Tages in Ruhe die Gründe und Argumente gegeneinander aufgewogen. Dem Treffen über Migrationsfragen, das sehr eng mit dem Problem des Kindes verbunden ist, wurden keine Hindernisse in den Weg gelegt. Ohne den berühmten Cuban Adjustment Act wäre es weder zu diesem noch zu anderen Vorfällen gekommen.
Der Fall dieses Kindes ist ein dramatisches Beispiel für die Folgen des Cuban Adjustment Act, der bereits 33 Jahre in Kraft ist. Es waren 33 Jahre des Anreizes zur illegalen Emigration.
Wir haben dieses Problem vom Migrationsproblem getrennt und eine Frage störte die andere nicht, sie schlich sich nicht einmal bei der anderen ein. Denn schauen Sie, wir hätten genügend Gründe gehabt, um dieses Treffen abzusagen. Trotzdem erschien es uns nicht konstruktiv, es abzusagen und damit zu beginnen, das Migrationsabkommen mit dem konkreten Problem des entführten Kindes zu verbinden, wenn auch alles, was mit diesem Kind und seinen Familienangehörigen sowie den Personen, die bei diesem Bootsuntergang starben, geschah, in der Tat mit diesem Gesetz und anderen Migrationsbestimmungen zusammenhängt, die einzig als Anreiz zur illegalen Emigration von Kubanern dienen.
Während es auf der Welt Hunderte von Völkern und Tausende von Ethnien gibt, gibt es nur ein einziges Volk mit einer vermischten Ethnie, auf das eine Migrationspolitik angewendet wird, die sonst für niemanden auf der Welt gilt.
Sie werden uns fragen: Wollen Sie, daß das beendet wird? Uns erscheint dies als die konstruktivste Lösung, aber wenn sie in den USA entscheiden, daß dieses Gesetz beibehalten wird, dann müßte man um einen Adjustment Act für alle lateinamerikanischen Länder bitten, ein Adjustment Act für Mexikaner, Mittelamerikaner und Südamerikaner. Wir sind nicht so egoistisch, daß wir dieses Gesetz für uns allein wollen.
Andrea Mitchell: Aber Herr Präsident, die US-Regierung sagt, daß Sie das einzige verbliebene kommunistische Land sind, das einzige Land, in dem es keine freien Wahlen und Meinungsfreiheit gibt.
Fidel Castro: Wenn wir in dieses Thema eindringen, werden all die Filmrollen, die ihr Team hier dabeihat, nicht ausreichen. Ich glaube nicht, daß wir diese Themen behandeln müssen, das ist meine Ansicht, und ich bitte um Verzeihung. Ich möchte jetzt nicht darüber sprechen und Vergleiche anstellen. Ich denke nicht, daß das sehr weiterhilft. Über dieses Thema kann man einen ganzen Tag lang sprechen, 10 Stunden Interview.
Das einzige, was ich Ihnen sage, ist, daß ich die Behauptung nicht akzeptiere, daß wir das einzige kommunistische Land seien und daß es hier keine freien Wahlen gäbe. Mit Stolz akzeptiere ich die Aussage, daß wir ein kommunistisches Land sind, aber wir sind nicht das einzige. Wir haben nicht die so hohe Ehre, das einzige kommunistische Land zu sein. Durch unsere sozialistischen und kommunistischen Ideen haben wir erreicht, ein soziales System zu schaffen, und zwar ein System, das unserer Ansicht nach, unserer äußerst bescheidenen Ansicht nach - und das können wir mathematisch beweisen -, sehr viel menschlicher ist und über sehr viel mehr internen Rückhalt verfügt als irgendein anderes System auf der Welt, denn es ist solidarischer, brüderlicher, ist frei von Egoismus und an seinem Aufbau und seiner Weiterentwicklung nimmt wirklich das ganze Volk teil. In den anderen kapitalistischen Ländern sehen wir einen Krieg aller Individuen untereinander, das ist sehr bekannt. Seit den Zeiten von Adam Smith bis zu dieser fast globalisierten Welt von heute haben wir die Möglichkeit gehabt zu analysieren, was auf der Erde geschieht und was hier nicht geschieht.
Aus diesem Grund, wenn Sie sich eines Tages mal darüber unterhalten wollen, erlauben sie mir den Vorschlag, daß dies nicht bei dieser Gelegenheit sein sollte. Ich kann sehr wohl dem gesamten Volk der Vereinigten Staaten - von dem ich weiß, daß es viele Vorurteile hat - versichern, daß wir stolz sind auf unsere Ideale und die Gesellschaft, die in Kuba aufgebaut wurde, in der wir diejenigen Dinge tun können, von denen wir vorhin sprachen, nachdem wir die Lateinamerikanische Hochschule für Medizin besuchten. Aber wir haben nicht die Ehre, das einzige kommunistische Land zu sein, das ist zuviel der Ehre.
Andrea Mitchell: Nein, ich bezog mich auf diese Hemisphäre.
Glauben Sie, daß die Angelegenheit mit dem Kind zu einem dauerhaften Hindernis zwischen unseren beiden Ländern werden kann?
Fidel Castro: Nein, denn das kann nicht so weitergehen, denn die Vereinigten Staaten können die schrecklichen Kosten der Beibehaltung der Entführung des Kindes nicht bezahlen, und ich habe Vertrauen in den gesunden Menschenverstand der US-Amerikaner, ich habe Vertrauen in den gesunden Menschenverstand und die Intelligenz Ihrer realistischeren Politiker, die nicht auf diesem Fehler beharren. Deshalb wird es kein dauerhaftes Hindernis sein. Es wird in jedem Fall ein durchschlagendes Argument sein, um zu beweisen, wieviel Scheinheiligkeit es auf dieser Welt gibt und welche Art von schrecklichen Verbrechen begangen werden können, von denen dieses nur ein kleiner Ausschnitt ist.
Wir könnten von den Kindern sprechen, die sich gegenseitig in den Schulen umbringen. Wir haben Angst, daß der kleine Elián bei einer Schießerei in einer Schule sterben könnte; wir haben Angst vor den Drogen, die dort konsumiert werden und die es hier nicht gibt; wir haben Angst davor, daß dieser kleine Junge trotz der guten materiellen Dinge, die es in den USA gibt, nicht nur seine Identität verliert, sondern auch der vielen guter Sachen in sozialer, moralischer, geistiger und menschlicher Hinsicht entbehren muß, die ihm in dem Land, in dem er geboren wurde, garantiert werden. Unser äußerst aufrichtiges und patriotisches Volk fürchtet sehr wohl das Leben in der US-amerikanischen Gesellschaft. Das ist also wirklich unsere Meinung. Das Problem kann nicht so weitergehen, sie werden es sehen. Es gibt keine Art, wie das weitergehen sollte, weshalb sich das Problem mit dem Kind also nicht in ein Hindernis für die Beziehungen entwickelt.
Bis jetzt, wie Sie sehen, habe ich Ihnen erläutert, daß es wichtige Sektoren in den Vereinigten Staaten gibt, die dafür sind, daß das Kind zurückgegeben wird. Wenn wir vor den Augen der Welt protestierten, die Geschehnisse anprangerten und eine Schlacht schlagen, schlagen wir diese Schlacht also auch für diejenigen innerhalb der Vereinigten Staaten, die der Ansicht sind, daß es das Gerechteste und Korrekteste sei, das Kind nach Kuba zurückzugeben. Es ist keine Schlacht gegen die USA, es ist nicht einmal eine Schlacht gegen alle politischen Sektoren der Vereinigten Staaten, sondern es handelt sich um eine Schlacht gegen all diejenigen, die sich der Rückkehr des Kindes widersetzen, und es ist sogar eine Schlacht für die Vereinigten Staaten. Ja, ich sage daß ganz offen, denn ich bin absolut davon überzeugt, daß sie das Prestige ihres Landes je mehr schützen, desto eher sie das Problem lösen, und je mehr es sich herauszögert, desto kostspieliger wird es in politischer Hinsicht, in ethischer Hinsicht und im Hinblick auf das Prestige der Vereinigten Staaten.
Ich bitte die US-Amerikaner, daß sie mich nicht als Gegner ihres Landes ansehen. Ich muß sie auf irgendeine Art bezeichnen und ich nenne sie Vereinigte Staaten, wenn ich das Land verantwortlich machen muß, in dem dieses Verbrechen stattfindet. Aber wenigstens kämpfen wir - sagen wir es mal so - gemeinsam mit vielen, die in den Vereinigten Staaten den Wunsch haben, daß Gerechtigkeit waltet und das Kind befreit wird, und nachdem dies geschieht, muß man Wunden stillen. Unserem Volk bleibt dann einzig der Vorteil, über ein wenig mehr Bewußtsein und politische Kultur zu verfügen als zu Beginn dieses Prozesses.
Andrea Mitchell: Vielen Dank, Herr Präsident.
Sie haben sehr viel Geduld mit uns gehabt.
Fidel Castro: Ich mußte nicht Gebrauch machen von meiner Geduld. Ich habe es mit viel Freude getan und sogar im Wissen, daß es konstruktiv ist.
Die Zeit, über andere Themen zu sprechen, wird kommen. Rechnen Sie dann mit mir.
Andrea Mitchell: Danke, daß Sie uns in dieser Institution empfangen haben. Ich denke, daß es wirklich sehr interessante Dinge zu erzählen gibt über diese Institution und die damit zusammenhängenden Ideen, und wir werden das tun. Wir haben vor, darüber zu berichten.
Fidel Castro: Hoffentlich reicht Ihnen die Zeit, um wenigstens einen kleinen Teil dessen, was ich Ihnen erzählt habe, auszustrahlen (Lachen).
Andrea Mitchell: Wir sprachen vorhin über den Jungen, der sich weiter in den Vereinigten Staaten aufhält, und den Schaden, den dies bei dem Kind verursachen kann. Sie sagten mir, daß sich die Persönlichkeit des Jungen verändert kann, je länger er dort verbleibt. Welche Besorgnis haben Sie bezüglich dieser Angelegenheit?
Fidel Castro: Eines der Dinge, die das Volk am meisten bewegt hat, ist die Idee, daß sie dieses Kind mit modernstem Spielzeug überschüttet haben. Sie haben ihm sogar einen Spielzeugflieger überreicht, damit der Junge ein Pilot der konterrevolutionären Organisation "Hermanos al Rescate" sein kann, und sie zogen ihm Kleidungsstücke und Pullover mit den Emblemen der berühmt-berüchtigten Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung an, die in jedem Fall nicht national ist, sondern wohl eher binational, denn sie setzt sich zusammen aus ehemaligen Kubanern und einer bestimmten Anzahl von US-Amerikanern. Das hat unser Volk sehr stark verletzt.
Vorgestern las ich in den Agenturmeldungen, daß der junge Mas Santos – ich weiß nicht, ob er 'santo' (heilig) ist, aber er ist fraglos naiv, und außerdem anmaßend gegenüber dem Präsidenten der Vereinigten Staaten -, den Jungen mitnahm, um mit ihm bei einem Bankett zum Sammeln von Wahlspenden teilzunehmen, das von Clinton präsidiert wurde. Für ein Volk, das eine politische Kultur besitzt, ist die Tatsache äußerst beleidigend, daß ein Kind von niemandem Geringerem dorthin gebracht wird als dem Präsidenten jener Stiftung, die vor einigen Jahren von der US-Regierung mit bestimmten Zielen gegründet wurde und die sogar den Terrorismus praktiziert. Es ist wirklich der Gipfel, den Jungen zu diesem Bankett zu bringen, bei dem Wahlspenden für eine politische Partei gesammelt werden.
Ich weiß zum Beispiel, daß der Vater des Jungen und seine Familie in Kuba 48 Stunden lang nicht mit ihm sprechen konnten, denn zunächst hatten sie ihn für das Spendensammelbankett angezogen und vorbereitet und danach, am Sonntag und Montag, nahmen sie ihn nach Disneyland mit, um ihn dort mit den Phantasieobjekten zu fotografieren und in einer Hütte in diesem Park zu übernachten.
In diesen 50 Stunden konnte die Familie nicht mit dem Kind sprechen, sie konnten es nur gestern abend machen und die Telefongespräche sind begrenzt und finden unter Druck statt.
Diese Dinge erzürnen die Leute und sie haben Besorgnis ausgelöst bei herausragenden Wissenschaftlern, Psychologen und Spezialisten im Bereich der Kinderpsychologie, denn man begeht vor den Augen der Welt eine Ungeheuerlichkeit mit diesem 6 Jahre alten Kind. Am nächsten Donnerstag, in zwei Tagen, wird also ein Runder Tisch mit Experten stattfinden, an dem einige der qualifiziertesten Fachleute in diesem Bereich teilnehmen werden, und das Thema hat mit dem Jungen zu tun, denn es geht um die Frage, innerhalb von welcher Zeit die Mentalität eines sechsjährigen Kindes verändert werden kann. Das ist die Bedeutung des Faktors Zeit. Es handelt sich nicht darum, zu verhindern, daß sich das schreckliche Leiden der Familie verlängert, vor allem des Vaters, der schrecklich leidet, genauso wie die Großeltern, also diejenigen, die das Recht auf die Sorge und Betreuung des Kindes besitzen. Es ist nicht die Frage, ob es mehr oder weniger Tage sein werden. Die Frage nach der Zeit, die notwendig ist, um die Mentalität eines sechsjährigen Kindes zu verändern, ist zu einer lebenswichtigen Frage geworden.
Andrea Mitchell: Gibt es die Besorgnis, daß der Junge zu einem bestimmten Zeitpunkt sagen könnte, daß er in den Vereinigten Staaten bleiben wolle? Daß er eben von den Spielsachen und all den Dingen verführt werden könnte?
Fidel Castro: Nein. Gabriela Mistral - wir sprachen davon, als ich ihnen von dem Artikel erzählte, der gestern in der Zeitung der Arbeiter veröffentlicht wurde - sagte, daß die Kinder weder in der Zukunft noch in der Vergangenheit leben, sondern in der Gegenwart! Und vor den Augen der Welt wird versucht, den Jungen mit diesen Dingen zu blenden. Der Vater und die Familie erzählen mir, daß der Junge sehr stark genötigt wird, und die entfernten Verwandten, die in Miami wohnen, sagen ihnen, daß der Junge ihnen gegenüber erklärt hätte, nicht in Kuba leben zu wollen, auf solch eine schonungslose Art sagten sie es der Familie des Jungen in Kuba. Ein Radiosender gab gemäß den Aussagen einer Zeitung in Miami bekannt, daß man leise gehört habe, wie der Junge zu seiner entfernten Cousine sagte, daß er nicht zu seinem Vater zurückkehren wolle.
Das Problem besteht darin, daß sich die wahre Familie des Kindes in Kuba nicht mit dieser Idee abfindet und daß sich das Volk ebensowenig abfindet mit der Idee, daß sie mit diesem zynischen Vorgehen versuchen, die Mentalität des Kindes zu verändern, es seiner wahren Familie und der meistgeliebten Menschen zu entreißen und bei diesem unschuldigen und wehrlosen Kind die Verbindungen in seine Heimat abzubrechen und zu zerstören. Was bleibt dann von der Identität dieses Kindes?
Wir wollen also von den Wissenschaftlern und den Spezialisten wissen, in welcher Zeit man die Mentalität eines so jungen Kindes verändern kann.
Ich habe einige Personen gefragt: Kann man die Mentalität eines Kindes in einem Monat verändern? Und sie antworteten mir - zahlreiche Personen, keine Fachleute: Ja, in einem Monat kann man sie verändern.
Ich frage mich: Warum wollen sie das länger herauszögern? Etwa um die Mentalität des Kindes zu verändern, um die Mentalität dieses Jungen zu zerstören? Was bleibt von der Psychologie dieses Kindes? Wie paßt er sich aufs Neue im Schoß seiner wahren Familie an? Und ich weiß, wie die Familie gerade dann gelitten hat, als sie in bestimmten Momenten eine gewisse Schüchternheit bei dem Jungen wahrnahmen, so als ob versucht würde, dem Vater die Zuneigung zu seinem Sohn zu entreißen. Das ist ein Verbrechen, eines der ungeheuerlichsten Verbrechen.
Wenn jemand sieht, wie ein Kind ermordet wird und wie ihm sein Leben Stück für Stück entrissen wird, ist er sicher nicht damit einverstanden. Wenn man sieht, daß sie die Mentalität eines Kindes zerstören und sie zu schändlichen Propagandazwecken total verändern, dann ist das noch schlimmer als der physische Tod, und ich bin sicher, daß viele Leute das Bewußtsein darüber erlangt haben, daß es sich um die Zerstörung der Mentalität eines sechsjährigen Kindes handelt.
Ich weiß nicht, wie ausgehend davon irgendjemand, eine Führungspersönlichkeit der Vereinigten Staaten, danach von Menschenrechten sprechen kann - ohne andere Aspekte anzusprechen, nur diesen Punkt -, wenn solche Dinge in seinem Land erlaubt werden. Und unser Volk ist schlicht und einfach nicht bereit, das hinzunehmen. Das ist die Situation, und es ist nicht leicht für das Volk, sich mit dem Manöver abzufinden, das sie veranstaltet haben.
Gestern erfuhren alle bereits, daß der Vater einwilligte, ein Gespräch mit dem Beamten der Einwanderungsbehörde zu führen und ihm alle Beweise für seine Vaterschaft zu übergeben. Warum muß das noch länger herausgezögert werden? Das ist das Hauptthema.
Übermorgen wird ein sehr wichtiger Tag sein, denn dann wird die gesamte kubanische Bevölkerung erfahren, wie sich die Verlängerung dieser Entführung und das Überhäufen mit all den blendenden Dingen, die sie einem sechsjährigen Kind präsentieren können, auf die Mentalität und die Psyche dieses Jungen auswirken. Die Wissenschaft wird das letzte Wort sprechen und es besorgt uns wirklich, denn die Bevölkerung ist ungeduldig, der Gemütszustand der Bevölkerung ist von einer sehr großen Verbitterung und Empörung geprägt.
Wird sich unser Volk damit abfinden? Es wird keinen Krieg führen und keine Gewalt anwenden. Wir glauben, daß wir genügend Einfluß auf unsere Bevölkerung haben, um es von jeglicher gewaltsamen Handlung abzubringen, das ist das Erste. Desweiteren handelt es sich um ein gebildetes Volk, das Verständnis aufbringt. Das bedeutet, daß der Kampf nicht auf diesem Gebiet geführt wird, denn es wird eine Schlacht der nationalen und weltweiten öffentlichen Meinung, und diese Schlacht wird nicht enden, bis das Kind zurückkehrt. Das möchte ich Ihnen mit aller Offenheit sagen.
Jetzt gibt es eine Pause, es gibt keine Bewegung und es werden keine Demonstrationen veranstaltet. Aber die Verlängerung der Wartezeit um auch nur eine Minute über das erträgliche Maß hinaus wird diese Demonstrationen wieder entfesseln. Es wird keine materiellen Schäden geben, denn wir bewegen uns auf zwei Grundlagen: Es gibt in unserem Volk eine politische Kultur - Verstehen Sie das? - und es besteht der Einfluß von Seiten der Führung unseres Landes und unserer politischen Organisationen und Massenorganisationen, denen die Bevölkerung vertraut. So sehe ich also keine Gefahr bei dieser Sache. Auf was wird sich unsere Bevölkerung einlassen? Auf eine Meinungsschlacht, eine Meinungsschlacht nicht nur auf nationaler Ebene, sondern weltweit.
Ich glaube, daß sich die US-Behörden in eine unhaltbare Position begeben haben. Diese Schlacht wird auf die eine oder andere Form aufrechterhalten, bis das Kind seiner Familie und seinem Vaterland zurückgegeben wird.
Wir befinden uns im Moment wirklich in einer Pause, die sich hoffentlich nicht verlängert. Uns selbst kostet es sehr viel Arbeit zu verhindern, daß sich das Volk in der Zeit, in der das Kind dort ist - etwas, das die Sensibilität unseres Volkes sehr berührt hat -, nicht so ausdrücken kann, wie es etwa dort auf diesem Gemälde zu sehen ist (zeigt auf ein Gemälde von Mariano, das die revolutionären Massen darstellt, an der Wand des Saals). Dieses Gemälde ist von einem unserer besten Maler.
In der Tat gibt es im Moment keine Demonstrationen und Aufmärsche. Für uns ist es schwer, dies zu sagen, und glauben Sie mir, ich sage es ganz ehrlich, daß wir von Anfang an alles Mögliche unternahmen, um das zu verhindern. Zunächst wurden meine Worte fehlinterpretiert, als ich sagte: "Es bleibt wenig Zeit, bis in Kuba und auf der Welt ein großer Protest losbricht..."
Ich glaube, daß man Fortschritte gemacht hat, ich werde nicht bestreiten, daß man vorangekommen ist. Zu diesem Fortschritt kam es am vergangenen Sonntag und Montag, ausgehend vom Austausch von diplomatischen Noten zwischen den beiden Regierungen. Ich würde sagen, daß an zwei Tagen Fortschritte gemacht wurden, und zwar in dem Sinne, daß alle Bedingungen für eine ehrenhafte Lösung geschaffen wurden. Das Problem der Bedingung, die vorher bereits als Haupthindernis dargestellt worden war, wurde zufriedenstellend gelöst bei dem Treffen des Vaters und der Familie auf der einen Seite und der Vertreterin der Einwanderungsbehörde der Vereinigten Staaten und dem Leiter der politischen Abteilung der Interessenvertretung auf der anderen Seite.
Die Beweise für die Vaterschaft sind unanfechtbar. Sie verlangen Dokumente, damit er beweist, daß er der Vater ist, und gleichzeitig haben sie das Kind einigen entfernten Verwandten übergeben, von denen sie kein einziges Dokument verlangten, um zu beweisen, daß es sich um den Großonkel oder sonstige Verwandte des Kindes handelt.
Das ist die Realität, man hat Fortschritte gemacht, doch ich sehe, daß sie sich mit anderen Themen und Problemen beschäftigen werden, und es besteht die Bedrohung, daß sich die Lösung ungerechtfertigt und vielleicht unendlich hinauszögert, wie ich Ihnen bereits erklärt habe. Da es sich um ein Kind handelt, daß seelisch und mental ermordet wird, ist die verfügbare Zeit, um dies zu verhindern, sehr begrenzt.
Andrea Mitchell: Hätten sie bezüglich dieses Themas eine Botschaft für Bill Clinton?
Fidel Castro: Nein, nein, keine besondere Botschaft. Clinton hat viele Leute in den USA, die ihn hochschätzen, und genügend fähige Personen, die ihn beraten. Ich habe meine Wahrnehmung über ihn, von der ich Ihnen am ersten Tag unseres Gespräches erzählt habe, nämlich daß er den Wunsch hat, daß das Kind so schnell wie möglich nach Kuba zurückkehrt. Ich zweifle, ob ihm das gelingt. Denn welche Maßnahmen in Winkeladvokatenmanier werden die anderen ergreifen, um diesen Prozeß zu verzögern? Eine Verzögerung bei der Ankunft des Kindes, das die gesamte Bevölkerung erwartet, hätte im Geist unseres Volkes wirklich die Auswirkung einer Bombe. Das ist die Realität bezüglich dieses Themas.
Wir wollten vom ersten Augenblick an, daß es nicht zu dieser heftigen Auseinandersetzung kommt. Ich erzählte Ihnen bereits, daß wir erst am 2. Dezember beginnen konnten, uns mit diesem Problem zu beschäftigen. Der Vater des Kindes schrieb am 26. November und am 27. November wurde eine Note unseres Außenministeriums abgegeben. Es gab 11 Tage lang keine Antwort darauf. Erst am 2. Dezember, sechs Tage nach dem Schreiben des Vaters, konnten wir uns darum kümmern. Wir luden ihn zu einem Gespräch ein, weil wir ihn kennenlernen wollten und weil wir wissen wollten, wie er dachte, was er wünschte und wie seine Beziehung zu dem Kind war. Ich selbst befragte ihn zu allen diesen unentbehrlichen Details. Wir mußten die gesamte Wahrheit sehr gut kennen, bevor wir auch nur einen Finger bewegten.
Sie werden verstehen, daß man im In- und Ausland keine Meinungsschlacht schlägt, ohne über solide Stützen zu verfügen.
Andrea Mitchell: Sie werden wissen, daß einige Personen in den Vereinigten Staaten gesagt haben, daß der Vater von der kubanischen Regierung genötigt worden sei und daß sie ihn nicht frei sprechen gelassen hätten.
Fidel Castro: Und wie kann man beweisen, daß dies unwahr ist? Muß man ihn wie ein Schlachtlamm nach Miami bringen, damit sie ihn dort in Zusammenarbeit mit Behörden, Richtern, käuflichen Beamten, der terroristischen Mafia und den von der US-Regierung so sehr tolerierten und unterstützten Extremisten verschlingen? Und von Anfang an - das ist uns bekannt und wir haben Beweise dafür - sagte er, daß er nicht in die Vereinigten Staaten reisen wolle. Er erklärte außerdem, daß er die sofortige Rückkehr des Kindes fordere und nicht einmal Kontakte mit der Interessenvertretung akzeptiere.
In Cárdenas gibt es eine Bevölkerung von Zehntausenden von Menschen, die ihn und seine Familie gut kennen: Hochschullehrer, Lehrer der Schule des Kindes und viele andere anständige und ehrenhafte Personen. Was geschah mit ihm? Sie ließen ihm weder tagsüber noch nachts auch nur eine Minute in Ruhe. Er hat ein Telefon in der Wohnung und alle wußten davon, so daß ihn alle anriefen. Es war ein Schwarm von Reportern, die ihn Tag und Nacht anriefen. Es gab also bei ihm den gewaltigen Eindruck der Entführung seines Sohnes, wobei er berechtigterweise glaubte, daß er das volle Recht auf dieses Kind habe, für das er mit Hingabe gesorgt hatte. Es ist noch mehr, denn oftmals schlief das Kind bei seiner Familie, denn manchmal mußte die Mutter bis 2.00 oder 3.00 Uhr morgens arbeiten und der Junge schlief dann bei dem Ehepaar, denn der Vater hat eine neue Ehefrau und ein drei Monate altes Kind, und Elián schlief dann im selben Bett wie das Paar.
Aus der Bescheinigung des Krankenhauses geht folgendes hervor: "Im Notfall bitte den Vater benachrichtigen". Es handelt sich also um einen Vater, der sich wirklich, ich würde sogar sagen besessen, um sein Kind kümmert.
Er ist es, der den Brief schreibt, in dem um Unterstützung des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten gebeten wird. Niemand sagte ihm: "Schreib einen Brief." Er schreibt ihn wenige Stunden nach Erhalt der Nachricht, daß sein Sohn sich in einem Krankenhaus in den Vereinigten Staaten befindet. Der Mann war wegen seiner engen Beziehung zu dem Kind schrecklich berührt, so daß er bis heute ständig den abwesenden Sohn anruft, wenn sie ihm erlauben, mit dem Jungen zu sprechen.
Als ich die Schule besuchte, war er erschöpft und seine Frau, die dem gerade drei Monate alt gewordenen Kind die Brust gab, war abgespannt und krank, so daß das Baby bereits drei Tage Durchfall hatte. Verstehen Sie? Er verläßt also seine Wohnung und wohnt außerhalb mit seiner Frau und seinem kleinen Kind. Wir haben ihn Schritt für Schritt und Detail für Detail über den Verlauf des Problems auf dem Laufenden gehalten.
Er kannte das Schreiben, das ihm die Einwanderungsbehörde der Vereinigten Staaten schickte, mit allen Einzelheiten, um die sie ihn baten. Seit dem Entstehen des Problems ist sehr wenig Zeit vergangen. Die erste Antwort erreicht uns am 8. Dezember, daß heißt nach 11 Tagen. Wir antworten darauf am 9. Dezember um 15.12 Uhr. Unsere Note enthielt Anmerkungen und einige Fragen bezüglich der behandelten Themen und bestimmter rechtlicher und juristischer Konzepte, die Teil jener Antwort waren.
Am 9. Dezember um 16.20 Uhr kommt es in Washington zu einem Gespräch zwischen Beamten des State Department und dem Leiter unserer Interessenvertretung, das etwa zwei Stunden dauert. Den gesamten Inhalt des Gesprächs über die in unserer Note enthaltenen Anmerkungen und Fragen erhalten wir am Morgen des 10. Dezember.
An diesem selben Tag erarbeiteten wir auf sieben oder acht Seiten mit zweizeiligem Abstand eine weitere Note, in der wir dem State Department in aller Deutlichkeit unsere Positionen darlegen. Wir mußten dann etwa 50 Stunden auf die Antwort auf diese Note warten, die letztlich am 12. Dezember ankam, das heißt am Sonntag, etwa um 10.30 Uhr morgens. Es war eine kurze Note, in der sie auf der entscheidenden Bedeutung eines Treffens mit dem Vater beharrten. Es wurde erklärt, daß er seiner Mutter eine Vollmacht erteilt habe. Man lehnt die Möglichkeit, dies zu akzeptieren, nicht völlig ab, doch schauen Sie, sie bekräftigen uns gegenüber, daß der Kontakt mit dem Vater von Seiten der Beamten der Interessenvertretung entscheidend sei.
In der darauffolgenden Antwortnote auf diese dritte Note, die uns am Sonntagmorgen erreichte, wurden unsere Positionen und Argumente dargelegt und wiederholt. Diese Antwort wurde am Nachmittag abgesandt, nachdem man eine Reihe von unentbehrlichen Daten gesucht hatte, und zwar sogar über unsere Interessenvertretung in Washington. Es wurde ihnen mitgeteilt, daß sie bezüglich des konkreten Punktes des Gesprächs mit dem Vater noch an diesem selben Nachmittag informiert werden würden. Wir mußten die Familie konsultieren, denn es handelte sich nicht darum, eine Note zu verfassen und ihnen mit Ja zu antworten, ohne daß diese Familie und im besonderen der Vater ihre Meinung dazu geäußert hätten.
Die Familie wurde informiert und der Vater mußte eine Entscheidung treffen. Es war nicht er allein, sondern es waren er und die gesamte Familie, alle, die in diesem Haushalt leben. Es war bereits spät am Abend, als sie eine komplette und detaillierte Zusammenfassung erhielten von all dessen, was geschehen war, vom Absenden seines Briefes an das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten bis zum Inhalt der letzten Note, die am Sonntag ankam, und der Antwort darauf am Nachmittag des selben Tages, in der in einem Absatz davon gesprochen wird, wie ich bereits erwähnte, daß man hinsichtlich des Gesprächs mit ihm später antworten werde. Vor dieser Antwort war es unverzichtbar, Kontakt mit der Familie aufzunehmen, ihnen die Situation zu erklären und sie um eine Antwort zu bitten. Ich bin gezwungen, ihnen nur ein Minimum der diskutierten Standpunkte zu erläutern. Ich möchte nicht den Inhalt der ausgetauschten Noten aufdecken.
Andrea Mitchell: Nun gut, wenn diese Pause sich ausdehnt und das Problem nicht gelöst wird, was würde Kuba dann machen? Denn es gibt in den Vereinigten Staaten eine gewisse Befürchtung, daß Sie die Grenzen öffnen und daß es bald zu einem neuen großen Exodus von Flüchtlingen kommen könnte. Wäre das eine Option?
Fidel Castro: Ich glaube nicht, das dies eine Option ist, denn wir behandeln diese Angelegenheit mit großer Ernsthaftigkeit und sind uns ihrer innewohnenden Transzendenz bewußt. Wie Sie sehen, wurden gestern während des ganzen Tages in Ruhe die Gründe und Argumente gegeneinander aufgewogen. Dem Treffen über Migrationsfragen, das sehr eng mit dem Problem des Kindes verbunden ist, wurden keine Hindernisse in den Weg gelegt. Ohne den berühmten Cuban Adjustment Act wäre es weder zu diesem noch zu anderen Vorfällen gekommen.
Der Fall dieses Kindes ist ein dramatisches Beispiel für die Folgen des Cuban Adjustment Act, der bereits 33 Jahre in Kraft ist. Es waren 33 Jahre des Anreizes zur illegalen Emigration.
Wir haben dieses Problem vom Migrationsproblem getrennt und eine Frage störte die andere nicht, sie schlich sich nicht einmal bei der anderen ein. Denn schauen Sie, wir hätten genügend Gründe gehabt, um dieses Treffen abzusagen. Trotzdem erschien es uns nicht konstruktiv, es abzusagen und damit zu beginnen, das Migrationsabkommen mit dem konkreten Problem des entführten Kindes zu verbinden, wenn auch alles, was mit diesem Kind und seinen Familienangehörigen sowie den Personen, die bei diesem Bootsuntergang starben, geschah, in der Tat mit diesem Gesetz und anderen Migrationsbestimmungen zusammenhängt, die einzig als Anreiz zur illegalen Emigration von Kubanern dienen.
Während es auf der Welt Hunderte von Völkern und Tausende von Ethnien gibt, gibt es nur ein einziges Volk mit einer vermischten Ethnie, auf das eine Migrationspolitik angewendet wird, die sonst für niemanden auf der Welt gilt.
Sie werden uns fragen: Wollen Sie, daß das beendet wird? Uns erscheint dies als die konstruktivste Lösung, aber wenn sie in den USA entscheiden, daß dieses Gesetz beibehalten wird, dann müßte man um einen Adjustment Act für alle lateinamerikanischen Länder bitten, ein Adjustment Act für Mexikaner, Mittelamerikaner und Südamerikaner. Wir sind nicht so egoistisch, daß wir dieses Gesetz für uns allein wollen.
Andrea Mitchell: Aber Herr Präsident, die US-Regierung sagt, daß Sie das einzige verbliebene kommunistische Land sind, das einzige Land, in dem es keine freien Wahlen und Meinungsfreiheit gibt.
Fidel Castro: Wenn wir in dieses Thema eindringen, werden all die Filmrollen, die ihr Team hier dabeihat, nicht ausreichen. Ich glaube nicht, daß wir diese Themen behandeln müssen, das ist meine Ansicht, und ich bitte um Verzeihung. Ich möchte jetzt nicht darüber sprechen und Vergleiche anstellen. Ich denke nicht, daß das sehr weiterhilft. Über dieses Thema kann man einen ganzen Tag lang sprechen, 10 Stunden Interview.
Das einzige, was ich Ihnen sage, ist, daß ich die Behauptung nicht akzeptiere, daß wir das einzige kommunistische Land seien und daß es hier keine freien Wahlen gäbe. Mit Stolz akzeptiere ich die Aussage, daß wir ein kommunistisches Land sind, aber wir sind nicht das einzige. Wir haben nicht die so hohe Ehre, das einzige kommunistische Land zu sein. Durch unsere sozialistischen und kommunistischen Ideen haben wir erreicht, ein soziales System zu schaffen, und zwar ein System, das unserer Ansicht nach, unserer äußerst bescheidenen Ansicht nach - und das können wir mathematisch beweisen -, sehr viel menschlicher ist und über sehr viel mehr internen Rückhalt verfügt als irgendein anderes System auf der Welt, denn es ist solidarischer, brüderlicher, ist frei von Egoismus und an seinem Aufbau und seiner Weiterentwicklung nimmt wirklich das ganze Volk teil. In den anderen kapitalistischen Ländern sehen wir einen Krieg aller Individuen untereinander, das ist sehr bekannt. Seit den Zeiten von Adam Smith bis zu dieser fast globalisierten Welt von heute haben wir die Möglichkeit gehabt zu analysieren, was auf der Erde geschieht und was hier nicht geschieht.
Aus diesem Grund, wenn Sie sich eines Tages mal darüber unterhalten wollen, erlauben sie mir den Vorschlag, daß dies nicht bei dieser Gelegenheit sein sollte. Ich kann sehr wohl dem gesamten Volk der Vereinigten Staaten - von dem ich weiß, daß es viele Vorurteile hat - versichern, daß wir stolz sind auf unsere Ideale und die Gesellschaft, die in Kuba aufgebaut wurde, in der wir diejenigen Dinge tun können, von denen wir vorhin sprachen, nachdem wir die Lateinamerikanische Hochschule für Medizin besuchten. Aber wir haben nicht die Ehre, das einzige kommunistische Land zu sein, das ist zuviel der Ehre.
Andrea Mitchell: Nein, ich bezog mich auf diese Hemisphäre.
Glauben Sie, daß die Angelegenheit mit dem Kind zu einem dauerhaften Hindernis zwischen unseren beiden Ländern werden kann?
Fidel Castro: Nein, denn das kann nicht so weitergehen, denn die Vereinigten Staaten können die schrecklichen Kosten der Beibehaltung der Entführung des Kindes nicht bezahlen, und ich habe Vertrauen in den gesunden Menschenverstand der US-Amerikaner, ich habe Vertrauen in den gesunden Menschenverstand und die Intelligenz Ihrer realistischeren Politiker, die nicht auf diesem Fehler beharren. Deshalb wird es kein dauerhaftes Hindernis sein. Es wird in jedem Fall ein durchschlagendes Argument sein, um zu beweisen, wieviel Scheinheiligkeit es auf dieser Welt gibt und welche Art von schrecklichen Verbrechen begangen werden können, von denen dieses nur ein kleiner Ausschnitt ist.
Wir könnten von den Kindern sprechen, die sich gegenseitig in den Schulen umbringen. Wir haben Angst, daß der kleine Elián bei einer Schießerei in einer Schule sterben könnte; wir haben Angst vor den Drogen, die dort konsumiert werden und die es hier nicht gibt; wir haben Angst davor, daß dieser kleine Junge trotz der guten materiellen Dinge, die es in den USA gibt, nicht nur seine Identität verliert, sondern auch der vielen guter Sachen in sozialer, moralischer, geistiger und menschlicher Hinsicht entbehren muß, die ihm in dem Land, in dem er geboren wurde, garantiert werden. Unser äußerst aufrichtiges und patriotisches Volk fürchtet sehr wohl das Leben in der US-amerikanischen Gesellschaft. Das ist also wirklich unsere Meinung. Das Problem kann nicht so weitergehen, sie werden es sehen. Es gibt keine Art, wie das weitergehen sollte, weshalb sich das Problem mit dem Kind also nicht in ein Hindernis für die Beziehungen entwickelt.
Bis jetzt, wie Sie sehen, habe ich Ihnen erläutert, daß es wichtige Sektoren in den Vereinigten Staaten gibt, die dafür sind, daß das Kind zurückgegeben wird. Wenn wir vor den Augen der Welt protestierten, die Geschehnisse anprangerten und eine Schlacht schlagen, schlagen wir diese Schlacht also auch für diejenigen innerhalb der Vereinigten Staaten, die der Ansicht sind, daß es das Gerechteste und Korrekteste sei, das Kind nach Kuba zurückzugeben. Es ist keine Schlacht gegen die USA, es ist nicht einmal eine Schlacht gegen alle politischen Sektoren der Vereinigten Staaten, sondern es handelt sich um eine Schlacht gegen all diejenigen, die sich der Rückkehr des Kindes widersetzen, und es ist sogar eine Schlacht für die Vereinigten Staaten. Ja, ich sage daß ganz offen, denn ich bin absolut davon überzeugt, daß sie das Prestige ihres Landes je mehr schützen, desto eher sie das Problem lösen, und je mehr es sich herauszögert, desto kostspieliger wird es in politischer Hinsicht, in ethischer Hinsicht und im Hinblick auf das Prestige der Vereinigten Staaten.
Ich bitte die US-Amerikaner, daß sie mich nicht als Gegner ihres Landes ansehen. Ich muß sie auf irgendeine Art bezeichnen und ich nenne sie Vereinigte Staaten, wenn ich das Land verantwortlich machen muß, in dem dieses Verbrechen stattfindet. Aber wenigstens kämpfen wir - sagen wir es mal so - gemeinsam mit vielen, die in den Vereinigten Staaten den Wunsch haben, daß Gerechtigkeit waltet und das Kind befreit wird, und nachdem dies geschieht, muß man Wunden stillen. Unserem Volk bleibt dann einzig der Vorteil, über ein wenig mehr Bewußtsein und politische Kultur zu verfügen als zu Beginn dieses Prozesses.
Andrea Mitchell: Vielen Dank, Herr Präsident.
Sie haben sehr viel Geduld mit uns gehabt.
Fidel Castro: Ich mußte nicht Gebrauch machen von meiner Geduld. Ich habe es mit viel Freude getan und sogar im Wissen, daß es konstruktiv ist.
Die Zeit, über andere Themen zu sprechen, wird kommen. Rechnen Sie dann mit mir.
Andrea Mitchell: Danke, daß Sie uns in dieser Institution empfangen haben. Ich denke, daß es wirklich sehr interessante Dinge zu erzählen gibt über diese Institution und die damit zusammenhängenden Ideen, und wir werden das tun. Wir haben vor, darüber zu berichten.
Fidel Castro: Hoffentlich reicht Ihnen die Zeit, um wenigstens einen kleinen Teil dessen, was ich Ihnen erzählt habe, auszustrahlen (Lachen).
Montag, 1. November 1999
Ansprache zu aktuellen Themen des Landes
Ansprache des Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz, Erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas und Präsident des Staats- und Ministerrates zu aktuellen Themen des Landes, am 1. November 1999, "Jahr des 40. Jahrestages des Sieges der Revolution
Héctor Rodríguez: Guten Abend. Liebe Zuschauer, wie bereits mitgeteilt wurde, wird der Comandante en Jefe unmittelbar im Anschluß vor einer Gruppe von Journalisten der kubanischen Presse sprechen, um Themen von nationaler Aktualität zu behandeln. Diese Ansprache wird von dem Fernsehsender Cubavisión, von Radio Rebelde und den internationalen Frequenzen von Radio Habana Cuba übertragen. Zu Ihnen spricht nun der Comandante.
Fidel Castro: Gestattet mir einige Worte.
Die Proklamation der Nationalversammlung und ihre juristischen Konsequenzen, die Anklagen und Erklärungen der kubanischen Delegation bei den Vereinten Nationen, die Schlachten aus Anlaß der Aggressionen gegen Kuba im Bereich des internationalen Sports, unser Sieg in Winnipeg trotz dieser Aggressionen, die mutigen Positionen unseres Landes zum völkermörderischen Krieg gegen Jugoslawien, das Wachstum unserer Wirtschaft im Jahr 1999 im Gegensatz zu der schweren Rezession in fast allen Ländern unserer Region, die anwachsende Bewegung gegen die Blockade in den Vereinigten Staaten und die Initiativen von prominenten Vertretern des US-Senats, die unglaubliche Heldentat unseres Volkes, das sich mit seinen eigenen Mitteln innerhalb von weniger als 72 Stunden von den dramatischen Folgen des Hurrikans erholte, der uns vor nicht einmal zwei Wochen heimsuchte, der Besuch des Gouverneurs von Illinois, das nahe Bevorstehen des 9. Iberoamerikanischen Gipfeltreffens und das Scheitern der Versuche, dieses zu sabotieren, haben Hysterie und verzweifelte Reaktionen in bestimmten extremistischen Sektoren der Vereinigten Staaten und bei der konterrevolutionären und terroristischen Mafia von Miami entfesselt.
Ich habe nur einige der Aspekte genannt. Man könnte noch einige hinzufügen, zum Beispiel die Präsenz Kubas auf dem Gipfeltreffen von Río de Janeiro, an dem alle lateinamerikanischen und karibischen Staaten und die 15 Mitgliedsländer der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft teilnahmen; die Kontakte mit den Studenten der wichtigsten Universität von Venezuela aus Anlaß der Amtseinführung von Präsident Chávez oder die Kontakte mit den Studenten der Universität des Bundesstaates Río de Janeiro und das Treffen mit dem Kongreß des Brasilianischen Studentenverbandes, an dem Tausende von Delegierten teilnahmen. Das sind die Beispiele aus dem internationalen Bereich.
Der ausgezeichnete Kongreß der kubanischen Schriftsteller und Künstler, der dieses Jahr stattfand; ebenso der exzellente Kongreß der kubanischen Journalisten, die wahrhafte Journalisten und wahrhafte Revolutionäre sind. Im Zusammenhang mit diesem Kongreß haben wir gerade in einem erweiterten Ausschuß getagt, der in dem Maße erweitert war, daß alle Delegierten des Kongresses zugegen waren, um eine Analyse der geleisteten Arbeit vorzunehmen.
Es gab Treffen wie das über Wirtschaftsfragen, an dem Hunderte von angesehenen Ökonomen teilnahmen und das hier in Havanna stattfand, und viele andere Dinge, die man als diejenigen Tatsachen aufzählen könnte, die die Feinde unzweifelhaft in die Verzweiflung getrieben haben. Es kam zu einer wahrhaften Hysterie der Feinde unseres Landes in den Vereinigten Staaten. Das sind offensichtliche Dinge, die man mit absoluter Klarheit darlegen kann. Aus diesem Grund wollte ich mich heute über diese Themen mit Euch austauschen, ich wiederhole, Eindrücke mit Euch austauschen. Deshalb bat ich das Fernsehen, uns einen Sender für dieses Treffen zur Verfügung zu stellen.
Ich habe einige Dinge zu sagen und werde versuchen, diese in die Antworten auf Eure Fragen und Kommentare einzuflechten. Ich ziehe vor, so zu verfahren und nicht in Form einer Rede.
Wenn Ihr mir erlaubt, möchte ich Euch zu Anfang eine Vorstellung von der wilden Kampagne vermitteln, die im Moment gegen Kuba geführt wird. Ich werde häufig Meldungen von Nachrichtenagenturen aus den Vereinigten Staaten verwenden, neben den zusammengetragenen nötigen Informationen aus absolut sicheren Quellen, die unanfechtbare Tatsachen betreffen.
Ich beginne mit zwei oder drei Nachrichten vom 29. Oktober 1999. An dem Tag, an dem wir gegen 10.00 Uhr morgens mit dem Treffen des Erweiterten Ausschusses des Journalistenverbandes beginnen wollten, las ich wie gewöhnlich einige Nachrichten.
Die erste lautete wie folgt, wobei ich nur die wichtigsten Dinge zitiere:
"Miami (USA), 29. Okt. (EFE): Das State Department der Vereinigten Staaten wird der spanischen Hotelkette Sol Melía in Kürze eine Mitteilung zuschicken, in der dieser eine Frist von 45 Tagen gesetzt wird, um Kuba zu verlassen oder die Kläger zu entschädigen, um die im Helms-Burton-Gesetz vorgesehenen verwaltungstechnischen Sanktionen zu vermeiden.
Das State Department ist nahe daran, Sol Melía ein zweites Schreiben zuzusenden. Das erste trug folgenden Wortlaut: Wir verfügen über solide Beweise dafür, daß Sie mit enteignetem Besitz von US-Amerikanern Handel treiben. Das zweite Schreiben wird lauten: Wir haben ermittelt, daß Sie mit dem erwähntenBesitz Handel treiben, sagte der Anwalt Nicholas Gutiérrez gegenüber EFE.
Gutiérrez, der Rechtsvertreter der Familie Sánchez Hill, erklärte, Sol Melía habe nach dem Versenden der Mitteilung 45 Tage Zeit, um das Land zu verlassen oder eine Einigung mit der Familie anzustreben. Letzteres könne bereits jetzt erfolgen, man brauche dafür nicht das zweite Schreiben abzuwarten.
Dies geschieht nach einem ausgedehnten Zeitraum des Austauschs von Dokumenten, bei dem Sol Melía Unterlagen aller Art zur Verfügung gestellt hat, die vom State Department nicht als beweiskräftig angesehen wurden, um zu belegen, daß die Hotelkette nicht wissentlich mit Privatbesitz Handel getrieben hat, fügte der Anwalt in einem telefonisch geführten Interview mit der Nachrichtenagentur EFE hinzu.
Laut Gutiérrez übt der Ausschuß für auswärtige Beziehungen des US-Senats Druck auf das State Department aus, um die Formalitäten zu beschleunigen. Der Präsident dieses Ausschusses ist Mister Helms.
Nun, hier sehen Sie, was für eine Offensive gegen das wichtigste Tourismusunternehmen, das Beziehung zu uns unterhält, gestartet wurde.
Eine weitere Nachricht:
"Die Aussage eines spanischen Unternehmers über eine 1998 in Kolumbien sichergestellte Kokainladung muß als Grundlage dafür dienen, um Kuba in die Liste der als Brückenkopf dienenden Länder für den Drogenhandel aufzunehmen, bekräftigte am heutigen Freitag ein US-amerikanischer Kongreßabgeordneter.
Dan Burton, das andere Standbein des berüchtigten Gesetzes und Präsident des Komitees für Regierungsreform des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten, erklärte, die untersuchenden Beamten dieses Organs haben am vergangenen 16. Oktober den spanischen Unternehmer José Herrera befragt.
Herrera sagte den Beamten des Kongresses, seines Erachtens habe die kubanische Regierung von der im vergangenen Dezember beschlagnahmten Ladung von 7,5 Tonnen Kokain gewußt, denn die kubanische Polizei habe geäußert, die Ladung sei für die Firma Unión del Plástico bestimmt gewesen, in der dem Ausschuß des Kongresses zufolge die Spanier Herrera und José Royo 49 % und die kubanische Regierung 51 % der Aktien besaßen.
Herrera erklärte, er habe den Eindruck, Sektoren der Geheimdienste der kubanischen Regierung haben den Namen der Firma benutzt, um die Ladung zutransportieren, da Unión del Plástico Ladungen aus Kolumbien nach Kuba brachte.
Laut Burton sollte die Aussage Herreras es dem State Department erleichtern, Kuba in die Liste der Nationen aufzunehmen, die als Transitland für die in die USA gelangenden Drogen dienen.
Die Regierung von (US-Präsident Bill) Clinton habe bei ihrem Versuch, die Beziehungen zu diesem Land zu normalisieren, die Mittäterschaft der Regierung Kubas unerwähnt gelassen, bekräftigte der republikanische Kongreßabgeordnete."
Das ist die berühmte Geschichte der zwei überaus ehrenhaften und friedlich-frommen spanischen Unternehmer, die die Schaffung eines Joint Venture-Unternehmens zur Produktion von einigen Artikeln vorschlugen, in das sie die Technologie, den Markt und ein bestimmtes Kapital einbrachten.
Unlängst wollte ich meine Neugier befriedigen - die Gründe waren andere; ich benötigte für ein vereinbartes Gespräch einige Exemplare dieses berühmten Erzeugnisses, das allerdings ziemlich interessant aussieht; ich bedauere, keines davon hier zu haben. Diese Herren waren mit dem Vorwand gekommen, diese Produkte herzustellen, da es dafür einen Absatzmarkt gäbe; und ich bin sicher, daß hier alles sehr schnell absetzbar ist. Sie kamen mit einer Firma von 12 oder 14 Beschäftigten; sie waren sehr effizient und gingen so sehr in der Sache auf, daß sie bei der Ankunft eines Containers am Hafen anwesend waren und bei der Einschiffung eines Containers diesen bis zu den Docks begleiteten. Die äußerst klare Idee bestand selbstverständlich darin, ein Produkt zu entwerfen, das einen Rohstoff, Kunststoffpellets - die genaue Bezeichnung ist mir jetzt entfallen - benötigt, die in Kolumbien hergestellt werden. Es kamen die Container mit dem Ausgangsstoff, und in dieser Anlage wurden mit ihrer Technologie und ihren 12 Beschäftigten die Figuren hergestellt, die man dann in denselben Containern nach Spanien verschiffte. Die Besonderheit bestand nun darin, daß diese Container Doppelwände hatten. Sie sahen zwar wie normale Container aus, hatten aber eine Doppelwand. Sie hatten keinen einzigen Komplizen und sie benötigten auch keinen, denn sie bauten die Fabrik auf und waren diejenigen, die den Rohstoff kauften. Hier wurde produziert und die Erzeugnisse nach Spanien verschifft. Glücklicherweise wurde dies rechtzeitig entdeckt, doch ihre Absichten waren wahrhaft ambitiös. Man muß noch genau herausfinden - und ich glaube, daß man das eines Tages schaffen wird -, welche Menge an Drogen sie tatsächlich verschifft haben. Ich glaube, daß sie mit den ersten Containern - und es waren nicht viele, die sie aus dem Land schafften - noch testeten.
Als ich am 5. Januar dieses Jahres eine Rede hielt, prangerte ich dieses Problem an. Wir protestierten sogar, daß die kolumbianischen Behörden trotz der Vereinbarung und der bestehenden Zusammenarbeit mit uns nicht ein einziges Wort darüber verlauten ließen. Sie entdeckten dort einige Container, die sie sofort mit diesen Individuen in Verbindung brachten, und unmittelbar darauf erschien die Nachricht unter dem Titel: "Soundsoviele Tonnen Kokain nach Kuba."
Dies erzürnte uns wirklich und wir erläuterten das Problem öffentlich. Das war einer der Gründe. Wir hatten ja eine Öffnung vorgenommen, es gibt Freihandelszonen und Rohstoffe kommen in Containern ins Land. Nun sind wir so erzürnt, weil es sich hier nicht mehr um einen dieser Fälle handelt, die immer wieder in kleinerem Ausmaß auftauchten, wenn jemand einen Gürtel mit einem Kilogramm einschleust und ein anderer die Droge in den Koffern in den Bügeln der Anzüge hereinbringt. Nein, darum handelte es sich nicht. Es war der Versuch des Drogenhandels in großem Ausmaß mit uns als Transitland. Daraus entsprang der Vorschlag, die Todesstrafe für diejenigen festzusetzen, die versuchten, in großem Umfang über unser Land Drogen zu handeln. Ah, die Individuen tauchten dort in Europa auf und gaben Erklärungen ab, alle Anschuldigungen seien falsch und es handle sich um eine kubanische Erfindung zur Konfiszierung ihres Geschäfts.
Von da ab entdeckten wir eine Reihe von weiteren Dingen, die ich nicht erwähnen werde. Davon sprach ich am 26. Juli in Cienfuegos und über dieses Thema haben wir schon mit einer Reihe von Leuten gesprochen, inklusive mit einigen Spaniern, wobei wir uns fragten, warum diese "ehrenwerten Herren" frei herumlaufen und die völlige Freiheit genießen und warum sie uns nicht wenigstens ein wenig früher informierten, denn dann hätten wir sie hier auf frischer Tat festnehmen können. Man hat dort (in Kolumbien) wirklich nicht gut gehandelt, was vielleicht dem Interesse entsprang, eine spektakuläre Nachricht zu veröffentlichen und weiter nichts. In Kolumbien nahmen sie nur einen Schmieresteher fest, während die Haupttäter dort in Europa sind.
Wir werden weiterhin die Auslieferung fordern und das Problem anprangern, weil wir genügend Beweise haben, um diese Ganoven vor Gericht zu bringen, denn wir haben Container von der Art sichergestellt, bei denen das gesamte Metallsystem vorhanden ist. Es gab drei davon. Man kann daran sehen, wie sie gefertigt wurden, sämtliche Lötstellen. Man hat sie einer vollständigen Untersuchung unterzogen. Sogar die Spürhunde bemerkten den Geruch nach Drogen in diesen Containern.
Zusammen mit den Anhaltspunkten, über die die Kolumbianer verfügen - soweit mir bekannt ist, hat man uns einiges zukommenlassen -, verfügen wir über genügend Beweise, um diese Herren vor Gericht zu stellen. Was wir fordern ist, daß sie hier abgeurteilt werden, denn hier haben sie das schwerwiegendste Verbrechen begangen. Ja, sie sollen sie uns überstellen und sie sollen ruhig - wie wir es gesagt haben - alle Rechtsanwälte zu ihrer Verteidigung schicken, die sie wünschen. Da diese Taten letztlich vor der Verabschiedung des Gesetzes begangen wurden, durch das der Drogenhandel schärfer bestraft wird, und da die Verhängung der Todesstrafe für Drogenhandel in großem Umfang zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Kraft war, gehen diese Individuen also in keinster Weise das Risiko ein, die Höchststrafe zu erhalten.
Wir fordern, das sie uns ausgeliefert werden, denn wir sind es, die durch diese Angelegenheit erzürnt wurden. Oh ja, es ist der Gipfel der Schamlosigkeit, Typen zu suchen, die eigentlich im Gefängnis sein müssten, um sie zu verhören und kraft dieses Verhörs ein Element beizusteuern, damit im US-Kongreß diejenigen, die jede Möglichkeit einer Vereinbarung für einen mit der größtmöglichen Effizienz geführten wirklichen Kampf gegen den Drogenhandel zerstören wollen, ihr Ziel erreichen, diese Individuen, die Banditen oder einen von ihnen, die Herren Herrera und José Royo, fast schon als Zeugen vorzuladen. Sie sollen sie hierher bringen, und es wird einen öffentlichen, vom Fernsehen übertragenen Prozeß geben. Es sollen ruhig - ganz gleich woher - alle Anwälte kommen, die dies wünschen, um diese Individuen zu verteidigen. Aber es ist der Gipfel, daß sie jetzt noch frei herumlaufen und außerdem als Zeugen fungieren.
Wir haben darauf bestanden und jetzt müssen wir darangehen, auf dem Rechtswege Klage zu erheben. Bis jetzt haben wir gewartet, nicht wahr? Nun werden wir die Anklage formulieren und Interpol auffordern, sie hierher zu überführen, um sie vor Gericht zu stellen. Ich weiß nicht, wer sie verteidigen wird, wer sie verteidigen kann und mit welchen Argumenten sie verteidigt werden können.
Das waren die Nachrichten von nur einem Tag; die Angelegenheit mit der Hotelkette Melía...
Hier haben wir eine weitere Agenturmeldung:
Der kubanische Botschafter bei der UNO, Bruno Rodríguez Parrilla, hat gegenüber den Vereinten Nationen und der Regierung der Vereinigten Staaten protestiert wegen 'der nicht zu rechtfertigenden und willkürlichen Haltung' Washingtons, den Diplomaten seines Landes weiterhin Einschränkungen in bezug auf ihre Bewegungsfreiheit aufzuzwingen, usw.
Noch eine Meldung vom selben Tag. Sie stammt ebenfalls von der Agentur EFE und kommt aus Washington:
Republikanische Führungspersönlichkeiten im US-Kongreß haben die Regierung von Bill Clinton ersucht, eine Untersuchung über die mutmaßliche Beteiligung von drei kubanischen Militärs an Folterungen von Kriegsgefangenen in Vietnam neu zu eröffnen.
Die kubanischstämmige republikanische Kongreßabgeordnete Ileana Ros-Lehtinen hat Präsident Clinton und das Pentagon formell darum ersucht, die Untersuchung dieses Falles, der anfänglich zu Beginn der 70er Jahre von der Regierung überprüft wurde, wiederaufzunehmen.
"Die 19 Männer, die von Castros Agenten gefoltert wurden, verdienen es, daß ihre Regierung alles mögliche unternimmt, um die Identität dieser Kriminellen festzustellen", sagte Ros-Lehtinen - ich weiß nicht, wie man das richtig ausspricht, ich spreche es wirklich nicht absichtlich so aus, sondern so, wie ich es lese -, gewählt als Vertreterin des Bundesstaats Florida und Gegnerin der Regierung von Fidel Castro.
Der Präsident des Komitees für Internationale Beziehungen des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten, der ebenfalls der Republikanischen Partei angehörende Benjamín Gilman, verschob eine für heute vorgesehene Anhörung, bei der diese Beschuldigungen untersucht werden sollten, auf den nächsten Donnerstag.
Dokumente der US-Luftwaffe beziehen sich auf ein Kuba-Programm, aufgrund dessen gemäß den Berichten kubanische Militärs an den Folterungen der Vietnamesen an US-Kriegsgefangenen, zu denen es vermutlich zwischen 1967 und 1968 kam, teilnahmen.
"Wir haben die Pflicht, die Vorfälle zu untersuchen und das notwendige zu unternehmen, um die Schuldigen zu finden", bekräftigte der Kongreßabgeordnete Gilman.
Die republikanischen Kongreßmitglieder streben eine Mithilfe seitens der Regierung über das Pentagon, die CIA und den FBI an, um die Identität der mutmaßlichen kubanischen Folterer festzustellen.
"Diese Kubaner wurden von Hanoi rekrutiert, um alle notwendigen Mittel zur physischen und psychologischen Zerstörung einer Gruppe von 19 US-amerikanischen Soldaten einzusetzen", fügte Ros-Lehtinen hinzu, wobei sie angab, daß man die Form suchen müsse, um sie zu bestrafen.
Gilman sagte, die von den mutmaßlichen kubanischen Folterern 'begangenen Verbrechen' seien nicht verjährt, weshalb es auch keine Grenze hinsichtlich der Verpflichtung geben könne, die Wahrheit in diesem Fall zu finden".
Das ist der berühmte Fall, bei dem sie Vecino, unseren Minister für Hochschulwesen, beschuldigen, der Chef der Folterer gewesen zu sein, und außerdem gibt es da einen jener Piloten, der versichert, Vecino sei einer derjenigen gewesen, der die Piloten dort folterte. Doch Fakt ist, daß Vecino nie inVietnam gewesen ist.
Doch es ist auf grobe Art verlogen und zynisch, so etwas zu behaupten, jetzt damit herauszukommen, da alle Welt die Geschichte unserer Kämpfer an allen Orten der Erde kennt.
Ja, es waren einige wenige Genossen in Vietnam, um sich die dortigen Kriegserfahrungen anzuschauen, und einige fielen dort sogar den Bombenangriffen zum Opfer. Uns interessierten nämlich die vietnamesischen Erfahrungen sehr stark und sie interessieren uns weiterhin, versteht Ihr?
Das zu behaupten bedeutet die Verkennung von Tatsachen, die allen bekannt sein müssen, die die kubanischen Kämpfer kennen. So wie zum Beispiel südafrikanische Soldaten, die von Kubanern gefangengenommen wurden, sich freuten, daß es die Kubaner waren, denen sie in die Hände gefallen waren, denn überall wo die Kubaner waren - und sie waren an recht vielen Orten -, traten sie als Exponenten unseres Beispiels auf, so wie wir den Krieg führten, und Förderer der einzigen klugen und intelligenten Politik, die man in jedem Krieg verfolgen kann, nämlich der des Respekts vor der Integrität der Gefangenen.
So gewannen wir unseren Krieg. Wir nahmen Tausende von Soldaten gefangen, in Girón und an anderen Orten, und wir krümmten keinem der 1 200 Söldner von Girón ein Haar, wir, die wir sehr viele Jahre die Leichen der US-Piloten, die in den Kämpfen während der Invasion fielen, aufbewahrten. Das war unser größter Stolz, die Behandlung der Gefangenen.
Führen Sie uns auch nur einen Kubaner vor, der in Vietnam einen US-Amerikaner gefoltert hat, und wir sind bereit, vor Gericht gestellt zu werden, und zwar wir alle! Zeigen Sie uns auch nur einen einzigen, beweisen Sie, daß ein Kubaner das in Vietnam getan hat.
Hieran sehen Sie den Gipfel an Gemeinheit; und es sind dieselben Leute, es ist dieselbe Mafia, dieselbe extremistische Allianz der extremen Rechten mit dieser terroristischen Mafia. Und all diese Dinge an einem einzigen Tag.
Ich wollte darüber am Ende des Treffens mit den Journalisten sprechen. Auf dem Plenum des Journalistenverbandes (UPEC) dachte ich, es wäre am ersten Tag möglich. Doch diese Sitzung dehnte sich aus und auch am darauffolgenden Tag waren die Debatten so umfassend, daß ich sagte: "Es ist besser, dieses Thema bei dem Treffen nicht anzusprechen". Denn dort wurde viel zu den Themen des UPEC-Kongresses gesagt, und ich zog vor, eine andere Gelegenheit dafür zu finden. Das ist einer der Gründe für diese Sendung, und nun halte ich zum ersten Mal inne.
Nidia Díaz (Granma): Comandante, Sie haben darauf hingewiesen, daß Verzweiflung und Hysterie aufgrund der Triumphe Kubas und der Konsolidierung des Landes auf der internationalen Bühne herrscht, und zwar nicht nur unter der annexionistischen Mafia in Miami, sondern sogar unter einigen Vertretern der US-Regierung. Vor einigen Tagen sagte sogar der Sprecher des State Departments, indem er im Namen Albrights sprach, daß sie die US-amerikanischen politischen Persönlichkeiten drängen, nicht mit Ihnen zu sprechen.
Wir hätten gern, daß Sie etwas zu dem kürzlich erfolgten Besuch des Gouverneurs Ryan von Illinois in unserem Land sagen sowie über die Haltung der Vereinigten Staaten, dieser politischen Persönlichkeit der USA einige parallele Aktivitäten fast aufzuzwingen. Wir hätten gern von Ihnen etwas zu diesen parallelen Aktivitäten gehört, die die Interessenvertretung dem Gouverneur fast aufzwang und die ebenfalls Teil dieser Hysterie und Verzweiflung sind, von der Sie sprachen.
Fidel Castro: Ja, ich habe diesbezügliche Unterlagen. Ich habe hier Unterlagen jeder Art, auch über die hauptsächlichen Sinnlosigkeiten und Lächerlichkeiten.
Ich muß zum Beispiel erwähnen, daß der Besuch des Gouverneurs von Illinois seine Vorgeschichte in der Resolution Nr. 547 des Repräsentantenhauses von Illinois hat. Jenes Parlament verabschiedete - und der Gouverneur unterzeichnete sie - eine von den Abgeordneten López, Acevedo, Erwin, Rutherford, Currie, Howard, Johnson, also von insgesamt sieben aller Abgeordneten, vorgelegte Resolution.
Hier habe ich die Tatbestände, der erste Abschnitt lautet wie folgt:
Es steht fest: Das vor 35 Jahren von den Vereinigten Staaten gegen Kuba verhängte Embargo hat immer größere physische Nöte für das kubanische Volk gebracht, ihm Medikamente und Lebensmittel entzogen und es einschließlich der Kinder den Auswirkungen der Fehlernährung und anderer schwerwiegender gesundheitlicher Probleme ausgesetzt.
Es steht fest: Der kürzliche Besuch von Papst Johannes Paul II in Kuba lenkte die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf die Bedürfnisse des kubanischen Volkes und appellierte an die Wiederversöhnung zum gegenseitigen Nutzen und an die Aufhebung des US-Embargos gegen Kuba.
Es steht fest: Viele in den Vereinigten Staaten als US-Bürger lebende Kubaner haben Angehörige, die solchen Nöten ausgesetzt sind und denen sie gern helfen möchten, ohne die Gesetze der Vereinigten Staaten zu verletzen.
Es steht fest: Der Bundesstaat Illinois, Vorkämpfer in den Bereichen Bildung, Handel, Landwirtschaft und Technologie, kann von der ökonomischen Entwicklung und dem möglichen Handel mit Kuba profitieren.
Es steht fest: Der Kongreß der Vereinigten Staaten analysiert zur Zeit die Gesetzesentwürfe HR-1951 und S-1391, die eine Aufhebung des Embargos gegen Kuba mit dem Ziel begünstigen, humanitäre Hilfe in Form von Medikamenten und Lebensmitteln in dieses Land gelangen zu lassen. So soll es sein.
Es wird beschlossen: Im Namen des Repräsentantenhauses des Bundesstaates Illinois in seiner neunzigsten Vollversammlung wird mit Nachdruck ersucht, daß die Gesetzentwürfe HR-1951 und S-1391 über die Aufhebung des US-Embargos aus humanitären Gründen gebilligt und verabschiedet werden und daß die Übergabe von Lebensmitteln und Medikamenten an das kubanische Volk erlaubt wird. Gleichfalls wird Nachdruck darauf gelegt, daß diese Berichtigungen unserer Außenpolitik die humanitäre Bestrebung der Vereinigten Staaten jenseits von politischen Ideologien widerspiegelt und daß dies ausgeweitet werde.
Es wird beschlossen: Kopien dieser Resolution sind an den Präsidenten der Vereinigten Staaten, den Präsidenten des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten, den Präsidenten pro tempore des Senats der Vereinigten Staaten und alle Mitglieder der Delegation von Illinois zu übersenden.
Verabschiedet vom Repräsentantenhaus am 21. Mai 1998.
Unterzeichnet: Michael J. Madigan, Präsident des Repräsentantenhauses.
Unterzeichnet: Anthony D. Rossi, Protokollführer des Repräsentantenhauses.
Ich meine, daß diese Resolution einstimmig von Demokraten und Republikanern verabschiedet wurde. Sie wurde von sieben Abgeordneten eingebracht und bereits im Mai 1998 verabschiedet. Es hat eine Logik, daß der kurz zuvor gewählte Gouverneur - es muß um diese Zeit herum gewesen sein, ich glaube, er war ein Jahr zuvor gewählt worden - die Entscheidung trifft, die Reise mit dem Einverständnis des Parlaments zu unternehmen. Mit dem Einverständnis aller Kräfte, die ihn dort unterstützen, erfüllt er alle Erfordernisse und beantragt die Erlaubnis. Zunächst konsultiert er dies logischerweise mit uns. Wir stellten ihm unmittelbar eine Einladung aus und damit erfüllte er alle Anforderungen und beantragte die Erlaubnis.
Doch von dem Moment an, als man davon sprach, daß der Gouverneur Kuba einen Besuch abstatten würde, setzte der Krieg gegen ihn von seiten der extremen Rechten und der kubanisch-amerikanischen Terroristenmafia ein und es kam zu Erklärungen jeder Art, mit der Frechheit, mit der sie sich zu äußern pflegen. Der Gouverneur hielt standhaft an seinem Vorsatz fest, denn eine seiner Eigenschaften ist die Standhaftigkeit. Er entschied sich zu kommen, man organisierte ein Programm und er schickte seine Vorhut. Er war ohne Zweifel die ranghöchste Autorität aus den USA, die uns in den letzten 40 Jahren besucht hat.
Über diese Jahre hinweg sind Senatoren gekommen - und in der letzten Zeit eine größere Anzahl -, Abgeordnete des Repräsentantenhauses statteten uns einen Besuch ab, alle Art von Persönlichkeiten, viele akademische Persönlichkeiten, Führungspersönlichkeiten der Kirche aus den verschiedensten Glaubensrichtungen, von evangelischen Kirchen. Die Präsidentin des Rates der Evangelischen Kirchen war einige Male hier, sie sprach sogar auf dem Platz der Revolution. Kardinäle, Bischöfe und Führungsfiguren anderer Religionen der Vereinigten Staaten besuchten uns ebenso. Sogar Farrakhan war hier, der Moslem ist.
Ich erinnere mich daran, als Jackson kam, der auch ein Prediger einer evangelischen Kirche ist.
Doch der Gouverneur von Illinois ist die Persönlichkeit, sagen wir, auf der Ebene eines Bundesstaates, eines wichtigen US-amerikanischen Bundesstaates, der ich glaube mehr als 20 Wahlmännerstimmen im Bund auf sich vereint. Ryan ist zudem Republikaner. Es handelte sich unzweifelhaft um einen wichtigen Besuch und wir antworten auf die guten Gesten immer mit guten Gesten, so daß wir uns vornahmen, ihn mit der ganzen Wertschätzung zu betreuen, die er verdiente.
Er schickte eine Vorhut, um sein ganzes Programm inmitten des dort entfachten Krieges zu konkretisieren, bei dem in Frage gestellt wurde, ob er sich mit mir treffen würde. Und das State Department gab ihm Anweisungen, ich würde gar von Forderungen sprechen.
Gut, unter diesen Bedingungen wird der Besuch vorbereitet und findet schließlich statt, ich glaube, er begann am 23. Oktober. Wann hatten wir den Hurrikan? Das war einige Tage zuvor. Wir waren sehr wohl alle damit beschäftigt, es gab eine Gruppe von Genossen, die sich um ihn kümmerte.
Die Reaktion auf den Besuch war stark. Felipe, unser Außenminister, erklärte mir die Aufnahme, die er in Europa erfuhr, in England, - er war dort, er war nach Irland geflogen, um diplomatische Beziehungen aufzunehmen -, er erzählte, daß die Nachricht auf den ersten Seiten erschien und daß man auch über alle Aktivitäten des Gouverneurs berichtete. Alle seine Wünsche und Interessen wurden berücksichtigt und er hatte volle Handlungsfreiheit.
Der Gouverneur mußte selbstverständlich eine gewaltige Schlacht ausfechten und immer wieder hatte er irgendeine Änderung in sein Programm einzufügen, denn es gab hier und dort Druckausübungen von seiten der Interessenvertretung. Vielleicht muß man später über dieses Thema sprechen, doch es ist eine Tatsache, daß dieser Besuch inmitten einer Feldschlacht ablief, und einige Dinge wurden vorgeschlagen und später geändert.
Es gab einige Dinge, die mir wirklich als korrekt erschienen, von elementarer Höflichkeit gegenüber einem US-amerikanischen Gouverneur und den Vertretern eines Bundesstaates, dessen Parlament eine Resolution wie jene verabschiedet, über die wir gesprochen haben.
Wir waren sogar dafür, bei seinem Empfang eine kleine Zeremonie zu veranstalten, da er zwar kein Staatschef, aber doch der Chef eines Bundesstaates ist. Versteht Ihr? Eine sehr kleine und elementare Zeremonie zu veranstalten, die darin bestehen sollte, ein Musikkorps die beiden Hymnen spielen zu lassen, die Hymne der Vereinigten Staaten und die kubanische Hymne. Ich bin sicher, daß viele Leute das nicht auf Anhieb verstanden hätten, man hätte es sogar erklären müssen, und zwar nicht vor dem Abspielen der Hymne, sondern danach, weil viele Menschen weder diese Vorgeschichte und die Details noch die von ihm eingenommene Haltung kannten. Wir sahen die Schlacht, die er für seinen Besuch auszufechten hatte.
Dieser Gouverneur ist nicht nur der Gouverneur dieses Bundesstaates, sondern er ist auch der Präsident einer Vereinigung, die acht oder zehn Bundesstaaten umfaßt, nämlich die wichtigsten im Zentrum der Vereinigten Staaten. Er ist der Präsident dieser Vereinigung. Er ist ein einflußreicher Mann, er kann Einfluß nehmen und sie haben ihn für dieses Amt nominiert, weil sie ihn respektieren.
Die Gouverneure nehmen an einem alljährlich stattfindenden Gouverneurstreffen teil. All das erhöhte meiner Ansicht nach die Bedeutung der Persönlichkeit, die kommen würde.
Das ist in keinem Protokoll festgehalten, aber gut, wir hatten die Idee einer kleinen Zeremonie anläßlich seines Empfangs. Es durfte nicht sein, denn der Druck war so groß, daß etwas nicht zustandekam, das den Vereinigten Staaten mehr Nutzen gebracht hätte als uns. Es hätte die Vereinigten Staaten in keiner Weise entehrt, wenn ihre Hymne hier auf diesem Flughafen erklungen wäre, trotz der Dinge, die geschehen sind, der Differenzen und der Probleme.
Mir scheint, daß dieser Mann einer solchen Geste würdig gewesen wäre, aber es war nicht machbar. Wir hätten noch mehr tun können, eine kleine Zeremonie dort mit den beiden Flaggen und der Hymne bei der Begrüßung. Doch das von den Feinden des Besuches geschaffene Klima machte es sehr schwierig, und so blieb es nur auf die Anwesenheit des Genossen Alarcón, Präsident der Nationalversammlung, und einige Grußworte von beiden Seiten beschränkt.
Einige haben nicht verstanden, warum die Rede in englisch gehalten wurde. Nun, aus gutem Grund. Ja, ich übernehme die Verantwortung, denn Alarcón sollte sprechen und fragte mich, worauf ich ihm antwortete: "Schau, Alarcón, du wirst in dem Moment nicht zur kubanischen Bevölkerung sprechen". Ich erinnere mich, daß bei seiner Ankunft kein Übersetzer da war, die Übersetzung wurde improvisiert, denn wir wußten bis zum letzten Moment nicht, ob es ihm angebracht erschien oder nicht, wenn ihn der Präsident der Nationalversammlung empfangen würde. Er verstand diese Geste gut, sie mißfiel ihm nicht, im Gegenteil, seine ersten Worte waren von Befriedigung gekennzeichnet. Doch offensichtlich konnte die Begrüßung aufgrund des Krieges, der gegen ihn geführt wurde, nicht in der ursprünglich geplanten Weise stattfinden.
Ich sage also zu Alarcón: "Schau, dort wird der Gouverneur sein, es werden eine Reihe von US-Fernsehkanälen zugegen sein, und du wirst zu ihm sprechen, zu seiner Delegation, zu den 40 Journalisten, die ihn begleiten, und zu den Reportern. Es ist immer besser, sich an dieses Publikum direkt in englisch zu wenden". Das ist der Grund, warum die Rede in englisch gehalten wurde. Es erscheint mir absolut korrekt.
Ich rief ihn, als er dabei war, zum Flughafen zu fahren, und sagte ihm: "Sprich in englisch", obwohl ich wußte, daß niemand das verstehen würde, denn es kommt selten vor, daß er in englisch spricht. Es war eine sehr spezielle Situation. Unsere Presse konnte sich an die Übersetzung halten, so daß 10 Millionen Kubaner die Rede in spanisch hören konnten. Es ist absolut keine Schande, Entehrung oder geschweige denn Liebedienerei. Menschen, die, wie wir Kubaner, wirklich frei und unabhängig sind, echte Revolutionäre legen nicht solche Vorurteile oder ähnliche Dinge an den Tag, sondern sie tun das, was am korrektesten und angebrachtesten ist.
Also wirklich, wenn ich Chinesisch könnte und es käme zum Beispiel Jiang Zemin kommen und ich müßte eine Begrüßungsrede halten, dann würde ich sie in chinesisch halten, wenn ich die Sprache wirklich könnte, denn ich spreche in seiner Sprache zu ihm und damit gleichzeitig zu 1,25 Milliarden Chinesen. Gleichzeitig wird für die Kubaner ins Spanische übersetzt
Das ist der Grund. Ich möchte das erklären, da alles miteinander zusammenhängt, denn es herrschte eine vollkommene Unsicherheit, niemand wußte, ob sie kurz vorher nicht noch so viel Druck ausüben würden, daß die Reise nicht zustande käme.
Marina Menéndez (Juventud Rebelde): Nun, Comandante, ich möchte eine Anmerkung für Sie machen: Inmitten dieses Drucks und der feindlichen Reaktionen, die der Besuch Ryans in bestimmten US-amerikanischen Sektoren und bei der kubanischen Mafia - der kaum 'kubanisch' zu nennenden Mafia - auslöste, gab es meiner Meinung nach viele Sektoren, vor allem Unternehmer aus dem Bereich der Landwirtschaft, die in diesem Besuch eine Hoffnung sehen, denn sie - und das haben sie anerkannt - verlieren auch viel durch die Unmöglichkeit eines Handelsaustauschs mit Kuba. In welcher Weise könnten diese Sektoren vielleicht die Bilanz ein wenig ausgeglichener gestalten?
Fidel Castro: Schau, es gibt eine ganze Reihe von Bundesstaaten. Unlängst empfing ich eine zahlenmäßig starke Delegation texanischer Unternehmer. Es waren Reisproduzenten, die vor dem Sieg der Revolution Reis aus ihren Plantagen in unser Land exportierten. Sie suchen einen größeren Absatzmarkt. Ich unterhielt mich mit ihnen sehr viel über Technologie und all diese Fragen. Zahlreiche Repräsentanten und Behörden des Bundesstaates Texas, eine interessante Gruppe, haben ein großes Interesse an der Wiederaufnahme ihrer Exporte nach Kuba, denn sie haben in preislicher Hinsicht schlechte Jahre hinter sich. Dieses war ein Jahr mit schlechten Preisen.
Die Landwirte haben es schwer. Ich habe sie und auch die Landwirtschaftsvertreter aus Illinois gefragt, wieviel sie für die Tonne Mais bezahlt bekommen und wie hoch die Kosten wirklich sind pro Tonne Mais, die sie für 60 Dollar verkaufen. Ich frage: "Wer hat den größten Gewinn?". Ah, diejenigen, die kaufen und die Ware exportieren, da diese eine sehr viel größere Menge erhalten. Wenn sie auf den Markt gehen, erhalten sie 100, 120 oder 130 Dollar, manchmal beträgt der Preis 140 Dollar pro Tonne Mais, und ihnen bezahlen sie 60 Dollar. Das sind die Probleme, die sie haben, und sie haben Sorgen und Angst angesichts all dieser Fragen, und zwar nicht nur diese zwei Bundesstaaten, sondern es sind noch einige mehr, die dasselbe Kriterium haben.
Ich erklärte ihnen an jenem Tag, daß es zumindest denen aus Illinois in den letzten 40 Jahren, bei einer sehr konservativen Berechnung, verwehrt war, Produkte im Wert von 20 Milliarden Dollar nach Kuba zu verkaufen. Ja, 20 Milliarden Dollar,
und bei denen aus Texas waren es auch einige Milliarden Dollar, allein für die Importe an landwirtschaftlichen Gütern, die wir tätigten.
Das ist unbestreitbar. Aber es existiert bereits nicht nur das schlichte kommerzielle Interesse. Es gibt bereits Mißmut und Unzufriedenheit, und sie fragen sich nach den Gründen. Die wachsende Bewegung gegen die Blockade der Vereinigten Staaten bahnt sich ihren Weg, ich sagte es bereits zu Anfang. Das ist einer der Faktoren, die präsent sind und anwächst, diese Bewegung wächst wirklich.
Das ist meine Antwort auf deine Frage zu dem Besuch, in dessen Rahmen viele Leute kamen. Sie haben Interesse an wissenschaftlichem, sportlichem und kulturellem Austausch.
Es gibt eine Sache, die öffentlich bekannt ist: Im State Department verbot man ihnen, Themen des Handels anzuschneiden. In der Tat war der Genosse Cabrisas eine der Personen, die sich mit der Gruppe der Unternehmer und mit den Journalisten treffen sollten, und man hatte es ihnen verboten. Cabrisas mußte tatsächlich aus der Delegation ausgeschlossen werden, weil man ihnen verboten hatte, über kommerzielle Aspekte zu reden. All diese Dinge sind ein wenig absurd. Wenn man einem Gouverneur diese Dinge verbietet, ist es fast so, als würde er wie ein kleines Kind herumgeführt.
In der Tat waren sie sehr besorgt, daß der Gouverneur Ryan mit mir sprechen würde. Das Gespräch mit mir war nicht im Programm enthalten.
Nidia Díaz: Aber sie sprachen sieben Stunden mit ihm.
Fidel Castro: Ja, und später könnte ich sogar ein wenig die Gründe dafür erläutern. Wir sprachen einige Stunden miteinander und danach lud ich ihn zum Abendessen ein, nicht mit der ganzen Delegation, die mit ihm angereist war, doch mit der Hauptgruppe seiner Begleitung sprachen wir sehr wohl über die verschiedensten Themen. Und danach beim Abendessen hatte man einen rechteckigen Tisch mit einer Kapazität für eine noch größere Anzahl von Personen vorbereitet. Dort waren etwa 20 oder mehr von ihnen und eine Gruppe unserer Genossen anwesend. Man unterhielt sich sehr viel in einem gutem Gesprächsklima. Danach, nach Beendigung des Abendessens, mußte man um 1.00 Uhr morgens noch einmal zusammenkommen, um den Fall eines der zwei Kinder zu analysieren, über den ich später sprechen werde.
Aber zu deinen Ausführungen, daß sie nicht wollten, daß er sich mit mir trifft, ist zu sagen, daß dies das Lächerlichste des Lächerlichen ist; denn früher setzte sich das State Department mit jeder Delegation, die uns besuchen wollte, zusammen, um sie zu warnen, sich nicht von mir verwirren zu lassen und sich nicht verführen zu lassen. Sie wollten wirklich ein Gegengift schaffen, um zu bewirken, daß sie gegenüber den Argumenten, die ich vorbringen könnte, gefeit sind. So wartete ich erst einmal, denn ich wußte nicht einmal, ob er ein Gespräch mit mir als notwendig oder angebracht erachtete. Nein, ich wußte es nicht, und am vorletzten Tag um 16.00 Uhr, nachdem sie die ganze Rundfahrt durch Havanna unternommen hatten und wir von der Vorhut und seinem Beraterteam erfuhren, daß er bereit dazu war, es als unverzichtbar ansah und sogar im Fall, daß es nicht zustandekomme... Ich merkte sogar, daß es wie eine Beleidigung oder eine Geringschätzung aussehen könnte, ihn nicht zu empfangen. Also benachrichtigte ich ihn über den Genossen Remírez, da Remírez Kontakte mit vielen von diesen Leuten hat. Remírez hat an diesen Beziehungen gearbeitet und sie weiterentwickelt. Nach der erwähnten Resolution hat er viel daran gearbeitet, und zudem war eine Vorhut von ihnen hier.
Doch das war zu einer heiklen Angelegenheit geworden. Ich mußte vorsichtig sein und die Meinung seines Teams bezüglich der Frage kennen, ob ihm das Treffen mit mir schaden würde oder nicht. Und so kam es zu dem Treffen mit dem ganzen Team, sie waren vollkommen damit einverstanden und der Gouverneur war zufrieden, er ist ein aufgeschlossener Mensch. Zu dieser Stunde hatten wir alles vorbereitet und bereit, und wir erklärten ihm: Es ist ein Treffen zum Unterhalten und im Anschluß das Abendessen, das so organisiert ist, daß der Gedankenaustausch fortgesetzt werden kann. Um wieviel Uhr war das? Es begann um 18.30 Uhr, es waren sechs Stunden und sogar ein bißchen mehr, denn dann kam diese Schlußepisode, über die ich Euch noch erzählen werde.
Also, was erschien in den Agenturmeldungen aus den Vereinigten Staaten? Das ist ungewöhnlich, das ist etwas, was noch nie dagewesen ist:
"Washington (EFE). Die Regierung der USA erklärte heute, daß sie es lieber sehen würde, wenn die US-amerikanischen Führungspersönlichkeiten und Regierungsbeamten, die nach Kuba reisen, sich nicht mit dem kubanischen Präsidenten Fidel Castro unterhielten." Schaut, was für eine Demokratie, schaut, welch ein Beispiel an Demokratie, wenn sie einer politischen Führungsfigur jeglicher Parteizugehörigkeit, was weiß ich, Demokrat oder Republikaner, sagen, "was die Regierung lieber sehen würde". Donnerwetter, das ist ein Ding, einem Politiker zu verbieten, sich mit jemandem zu treffen und zu unterhalten...!
James Rubin, Sprecher des State Departments, bekräftigte, daß diese Regierungsbeamten im Fall einer Entscheidung für ein Treffen mit der Castro-Regierung den kubanischen Präsidenten auch auf die Situation der Menschenrechte in dem karibischen Land hinweisen müssen.
Die Außenministerin habe darum gebeten, es solle nicht viele hochrangige Kontakte mit Castro geben, solange das Embargo gegen das kubanische Volk aufrechterhalten wird. Sollten aber Leute dorthin fahren, ermuntern wir sie dazu, das Thema der Menschenrechte anzusprechen, erklärte Rubin.
Laut Rubin 'ist es vorzuziehen', Treffen mit Castro oder der kubanischen Regierung zu vermeiden...
Washington (NTX). Die US-Regierung wiederholte heute, sie werde die Instrumente ihrer Politik der wirtschaftlichen Isolierung Kubas beibehalten, und sie bestritt, daß ihre humanitäre Politik eine Änderung ihrer Position hinsichtlich der Insel bedeute.
Schaut, die erinnern sich wohl immer noch an die Rede von Felipe vor den Vereinten Nationen und die Erwiderung des dortigen Vertreters der Vereinigten Staaten, als er sagte, daß keine Blockade existiere und wie dies mit der Blockade wirklich sei. Nun, das wurde wenige Tage danach widerlegt, denn sie diskutierten bereits das Ashcroft-Amendment, das sie dort im Senat vorlegten und das im ureigensten Senat eine große Mehrheit erhielt.
Aber schaut, man erinnert sich an die Worte jenes Mannes, auf die ein junger Studentenführer antwortete; denn zu behaupten, es existiere keine Blockade, ist eine Lüge von der Größe, des UN-Gebäudes, wenn es reicht. Mit solch einer Ruhe bestreitet er das, da soundsoviel Tausende und soundsogroße Mengen an Lebensmitteln nach Kuba gelangt seien und daß das mit der Blockade nicht wahr sei, daß sie nicht existiere.
Hier heißt es: Der Sprecher des State Departments, James Rubin, gab an, daß bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Präsident Fidel Castro nicht...öffne (Verstümmelt). Also ich weiß nicht, was er dort sagte.
"Wir werden damit fortfahren, die Instrumentation und Verstärkung der Gesetze der Vereinigten Staaten einzuhalten, die das Wirtschaftsembargo beinhalten, aber bei gleichzeitiger Förderung der humanitären Hilfe für das kubanische Volk", erklärte der Sprecher des State Departments. Sie sind so "nobel", daß..., nein zur Aufhebung der Blockade, aber dafür "humanitäre Aktionen" fördern. Da könnt Ihr mal den Wert der Worte in jenem System und jener Demokratie sehen.
"Der Gouverneur des Bundesstaates Illinois, George Ryan, der Kuba besuchte, erreichte, daß Castro die Erlaubnis gab, damit ein krankes siebenjähriges Kind, Raudel Medina Alfonso, und seine Mutter in diesen Bundesstaat reisen können, nachdem die Vereinigten Staaten ihnen das Visum erteilte." Oh, wie nobel, sie haben ein Visa erteilt!
"Das kubanische Kind leidet an einer tödlichen Leberkrankheit, für die es in Kuba keine medizinische Behandlung gibt." - Lüge! Eine Lüge von der Größe des Kapitols, das wir hier haben! Das ist schlichtweg eine Lüge von der Größe des UNO-Gebäudes! -, die aber in den USA bei Kosten von mindestens 700 000 Dollar verfügbar ist, deren Begleichung man durch humanitäre Spenden erwartet." Ich freue mich, somit erfahren wir, wieviel die Behandlung der Kinder kostet, die wir bereits gerettet haben, denn es gibt sechs weitere Fälle wie diesen, die von den kubanischen Ärzten behandelt und gerettet wurden. Diese Ärzte erweitern ständig ihre Erfahrung, und diese müssen wir nirgendwohin schicken.
Die Behandlung kostet also 700 000 Dollar, zu zahlen durch Spenden. Ah, sehr gut, welch eine außergewöhnliche Gelegenheit, um sich als noble Leute hinzustellen. Und uns erlauben sie nicht, ein Medikament zu kaufen. Sie erlauben uns nicht einmal, Lebensmittel für Kinder zu kaufen! Sehr nobel! Sie erteilen also sofort ein Visum für eine Behandlung, die in Kuba angeblich nicht geleistet werden kann. Jederzeit sagen sie, daß man hier, wo wir unter den ersten waren, die Herztransplantationen durchführten, in einem Land, wo bereits mit Erfolg Leberverpflanzungen realisiert werden, in dem seit vielen Jahren Nieren verpflanzt werden, in dem dort im Zentrum für Kinderkardiologie, das unzählige Leben gerettet hat, Operationen am offenen Herzen bei wenige Monate alten Kindern durchführt werden, in dem man äußerst komplizierte Herzoperationen vollendet hat, daß man in einem solchen Land keinen Blinddarm herausnehmen könne. Und das Problem bei dem Kind ist nicht die Leber, sondern hat mit dem Magen-Darmtrakt zu tun. Und unsere Ärzte empfehlen sogar, jetzt nicht zu operieren.
Dem Kind geht es gut und es geht zur Schule. Dort hat ihn CNN gefilmt, wie er in die Schule ging und aus ihr herauskam. Es gab in diesem Bericht einige andere Szenen mit einem barfüßigen Jungen - wir alle wissen, daß die Jungen barfuß gehen, weil es ihnen Spaß macht -, einige Details dieser Art. Sie filmten das Kind, das ist korrekt. Ich kritisiere das nicht. Doch sie fuhren zu seiner Schule, ich sah es im Fernsehen, wie der Junge sprach, wobei er auch von seinem Problem sprach. Der Gesundheitszustand des Kindes verbessert sich zusehends. Sein Organismus spricht auf die Behandlung an, und vielleicht muß man ihn überhaupt nicht operieren. Warum wollen sie ihn nun im Alter von sieben Jahren operieren, wo es doch vielleicht besser ist, diese Operation im Alter von 9, 10 oder 11 Jahren durchzuführen, wenn man sicherer geht und wenn sich der Zustand des Kindes weiter gebessert hat?
Der Grund, warum das Kind in die USA gebracht werden sollte, war ein anderer, nicht wahr? Man beantragte eine Erlaubnis, doch da dies dazu dienen sollte, ihn in den Bundesstaat des Herrn Helms zu bringen - der Herr Helms war da bereits tief in das Politränkespiel verwickelt, niemand geringerer als dieses brutale Monster, "Retter von Kindern", ein Völkermörder -. Die Frage bestand also darin, ihn in ein Krankenhaus in North Carolina zu bringen, an einen Ort, an dem sich Helms befindet.
Mit all dem verfolgte man also das Ziel, dem Gouverneur Unannehmlichkeiten zu bereiten und Politränkespiele zu betreiben: "Hören Sie, schauen Sie bitte, um diese Leben zu retten, lassen Sie ihren Einfluß spielen und bitten Sie Castro, die Ausreiseerlaubnis zu erteilen." Dieses Kind und ein anderes Kind. Zum einen haben wir also das Interesse des Herrn Helms und zum anderen das Interesse des
Herrn Díaz- Balart, wie man noch später sehen wird. Was für ein Zufall!
Die Agenturmeldung führt weiter aus, es handle sich um eine Leberkrankheit.
"Rubin wies darauf hin, daß das Visum für Raudel und seine Mutter nicht bedeutet, daß die Vereinigten Staaten eine Änderung ihrer Politik bezüglich der Insel, gegen die das vor mehr als 40 Jahren verhängte Wirtschaftsembargo weiter aufrechterhalten werde, anstreben oder bereits begonnen habe."
Warum muß er eine solche Erklärung abgeben, wenn ein Visum erteilt wird, damit ein Kind in die Vereinigten Staaten reist. Wo doch schon bei anderen Gelegenheiten Kinder aufgrund von Bemühungen Kubas dorthin gebracht wurden, wobei Kuba für alle Kosten für Kinder und Eltern aufkam. Es bestand keine Notwendigkeit, zu erklären, daß die Erteilung eines Visums für ein Kind - das angeblich hier nicht behandelt werden konnte - nichts weiter als etwas "sehr Humanitäres" ist und nicht bedeute, daß die USA 'eine Änderung ihrer Politik bezüglich der Insel, gegen die das vor mehr als 40 Jahren verhängte Wirtschaftsembargo weiter aufrechterhalten werde, anstrebe oder bereits begonnen habe'. Man muß schon schamlos sein, wenn man sich in dieser Frage fast lobt und stolz zeigt und im Zusammenhang damit 40 Jahre Embargo erwähnt und sagt, daß man es weiter aufrechterhalten werde. Ist es vielleicht ein Zeichen von Verzweiflung, von Hysterie, oder wovon sonst? Wut, oder was sonst?
Falls es zu einer Änderung kommt, dann sei diese humanitärer Art, und nicht in der Politik..., wiederholt er. "Wir werden weiterhin den Austausch zwischen US-Amerikanern und Kubanern fördern und diejenigen unterstützen, die Druck ausüben, damit die Menschenrechte in Kuba respektiert werden", fügte Rubin hinzu. Also nach all dem von Menschenrechten zu reden, ist wirklich eine Schamlosigkeit!
"Während seines Aufenthalts in Kuba sprach sich der Gouverneur von Illinois gegen die Isolationspolitik der Vereinigten Staaten aus und wies auf die Notwendigkeit der Aufhebung der Wirtschaftssanktionen hin, die Washington 1962 gegen die Insel verhängte.
Im State Department wurden die Äußerungen Ryans in bezug auf das Wirtschaftsembargo total abqualifiziert." So war es, als er hier war, als der Mann hier war.
Eine weitere Agenturmeldung:
"Das State Department erklärte heute, es werde der Bitte des Gouverneurs von Illinois, George Ryan - der an diesem Abend aus Kuba zurückkam -, das Handelsembargo gegen die kommunistische Nation aufzuheben, nicht entsprechen." Ich weiß nicht, was sie jetzt sagen werden, wenn das Thema der Blockade wieder zur Diskussion steht. Sie werden sagen, es gäbe gar keine Blockade, diese Resolution sei unnötig, wo doch dort in der UNO der US-Repräsentant sagte, daß die Blockade nicht existiere und das die Behauptung, es gäbe eine Blockade, Lüge sei.
"Ryan bezog sich auch wiederholt auf das Wirtschaftsembargo, das die Vereinigten Staaten vor 40 Jahren gegen Kuba verhängten, wobei er anführte, daß es die Bewohner beider Nationen betreffe. Gruppen aus dem Bereich der Landwirtschaft, die großen Einfluß in Illinois ausüben, forderten offen, das Embargo zumindest teilweise aufzuheben, damit sie über einen weiteren Markt für den Absatz ihrer Produkte verfügen können." Das sagten sie.
"Das Embargo ist ein nicht zu umgehendes Gesetz und deshalb gibt es keine Förderung des Handels", betonte Rubin.
Ist das etwa keine Hysterie? Ist das keine Verzweiflung? Man muß tatsächlich nach einer Erklärung dafür suchen. Es ist natürlich klar und offenkundig.
Gut, ein weiterer Halt. Deine Frage bezieht sich auf das Thema, nicht wahr?
Roberto Agudo (NTV): Comandante, ich würde Sie gern zu einem Aspekt befragen. Wo wir gerade von Hysterie sprechen, zufällig heißt es in einer Agenturmeldung, daß angesichts der Tatsache, daß nicht erreicht wurde, daß Gouverneur Ryan eine Erklärung gegen die Revolution abgab, und angesichts seines Kuba-Besuches diese konservativen Zirkel ihn beschuldigen, von ihnen manipuliert worden zu sein. Das berichten die Journalisten, die über den Besuch berichteten, und im Moment werden Informationen abgegeben, die besagen, daß sie hier einer Gehirnwäsche unterzogen wurden.
Fidel Castro: Das ist der Gipfel, daß man hier dem Gouverneur eines Bundesstaates das Gehirn gewaschen habe, der ein größeres Bruttoinlandsprodukt als Argentinien und ein halbsogroßes wie Brasilien hat, dessen BIP dem des heutigen Rußland entspricht, der im Bund über 22 Wahlmännerstimmen bei den Präsidentschaftswahlen verfügt und der außerdem diese Beziehungen hat, über die ich sprach, und diese Hierarchie oder diesen Einfluß innerhalb der Gesamtheit der überaus wichtigen Bundesstaaten im Zentrum der USA. Sie hätten ihm hier innerhalb von ein paar Stunden das Gehirn gewaschen! Ich glaube, daß es wirklich eine Beleidigung des Gouverneurs ist, eine grobe Beleidigung.
Der Gouverneur ist ein Mann von Charakter, er ist standfest. In der Universität hielt er einen exzellenten Vortrag, der in nichts den Reden ähnelt, die wir gewöhnlich von ihnen hören, denn er war weder von Arroganz noch von Präpotenz geprägt. Er agierte dort mit viel Takt, und zwar bis zu einem solchen Extrem, daß er ohne das Gewähren von Konzessionen und durch das schlichte Aussprechen von vernünftigen Dingen einen starken Applaus von den Anwesenden dort erhielt; und die Leute sind anspruchsvoll.
Marina Menéndez: Bis jetzt, Comandante, hat Gouverneur Ryan trotz des Drucks das eingehalten, was er angekündigt hatte, nämlich die Idee zur Schaffung eines Rates von Illinois und Kuba.
Fidel Castro: Innerhalb von einem oder zwei Tagen, bereits im Flugzeug verkündete er es. Ich weiß sehr wohl, daß er einen guten Eindruck von hier mitgenommen hat, denn er war an vielen Orten und hat mit vielen Leuten gesprochen. Am letzten Tag sprach er mit mir, doch vorher besuchte er Krankenhäuser, Schulen, darunter die "Abraham Lincoln"-Schule, die Lateinamerikanische Hochschule für Medizin mit ihren 2000 Studenten. Er war in La Habana Vieja und in Institutionen verschiedener Art. Das Programm war dichtgedrängt und umfangreich und er hatte eine Reihe von Aktivitäten zu bewältigen. Seit seiner Ankunft begann selbstverständlich Frau Vicky Huddleston, die neue Leiterin der Interessenvertretung der Vereinigten Staaten in Havanna, die mehr Leute und mehr Beschäftigte hat als irgendeine Botschaft sonst, fast soviele wie die sowjetische Botschaft in ihren besten Zeiten...
Dazu ist später noch etwas zu sagen. Wenn Ihr wollt, sprechen wir jetzt darüber.
Und ich hätte gerne, daß man das Problem der Kinder anspricht, da es noch nicht hinreichend erklärt worden ist. Ich kann es erklären. Versteht Ihr?
Doch wie ich schon sagte, spielte sich hier ein Krieg um den Gouverneur ab, denn diese Frau wollte um jeden Preis auf sein Programm einwirken, es umschmeißen, sabotieren und auf ein Minimum reduzieren. Wenn ich auch ehrlich zugeben muß, daß so etwas nicht zum ersten Mal passiert und es auch nicht das einzige Mal ist. Diese Interessenvertretung, über die ich später noch einiges mehr sagen muß, hält an dieser Politik fest, alle Besuche Kubas zu sabotieren, überall, wo irgendwelche Leute sind. Zum Beispiel wenn Kongreßabgeordnete, Senatoren oder irgendein Politiker kommen, und in diesem Jahr sind einige gekommen. Doch es ist ein Krieg um jede Delegation, die kommt, denn sie beginnt damit, ein Programm für sie vorzubereiten.
Schaut, ich will Euch zum Beispiel eine ungewöhnliche Sache erzählen, die geschah. Es war geplant, daß Alarcón ihn begleiten sollte. So wie es überall auf der Welt gehandhabt wird, wenn jemand des Gastgeberlandes den Besucher vom Flughafen bis zu seiner Unterkunft begleitet. Wer schon eine Reihe Reisen unternommen hat, weiß das. Bei den Gipfeltreffen und bei allen Besuchen gibt es eine Person, die den Gast auf dem Flughafen erwartet und ihn begleitet - glaubt nicht, daß man mit einem Mitglied aus der eigenen Delegation fährt -, das ist die weltweite Norm. Nun haben sie diesem Mann, dem Gouverneur Ryan, auf der Basis von Forderungen hier und Forderungen da faktisch daran gehindert, sich von dem Genossen begleiten zu lassen, der ihn empfangen hat.
Mir kam der Gedanke, daß sie vielleicht vor der Idee, ich selbst könnte ihn empfangen, zurückschreckten. Und ich hätte ihn mit großem Vergnügen empfangen. Ich lege keinen Wert auf diese Geschichten von Hierarchie und solchen Sachen. Ich habe viele Leute empfangen, darunter Außenminister und Minister. Ich habe den russischen Außenminister Ivanov auf dem Flughafen empfangen und ihn zu seiner Unterkunft begleitet. Dabei mußte ich mich sehr beeilen, denn ich wollte wieder auf dem Flugplatz sein, um unsere Delegation zu
empfangen, die von den Vereinten Nationen kam. Ich empfing also Ivanov, sprach mit ihm und begleitete ihn zum Gästehaus.
Ich schlug so etwas im Fall des Ryan-Besuchs erst gar nicht vor, weil ich bemerkte, daß dies inmitten dieses Krieges nicht angebracht war. Er wurde konsultiert. Er sollte bei seiner Ankunft hier nicht mit einer Zeremonie mit Hymnen und ähnlichem überrascht werden. Er wurde in Kenntnis gesetzt und war sichtlich gerührt. Er dies als einen Akt der Höflichkeit an, eine Geste, die er schätzte, doch der Druck war gewaltig. Man sagte ihm, er werde von einer hohen Führungspersönlichkeit empfangen, und informierte ihn über die Frage der beiden Hymnen. Alarcón reist dorthin und kehrt zurück, er diskutiert dort und hier die Migrationsfragen, trifft sich mit herausragenden politischen Persönlichkeiten, prominenten Senatoren, Angeordneten und Vertretern der Presse, Herausgebern und mit vielen Leuten dort, sogar wenn er zu den Migrationsgesprächen fährt.
Ich glaube, der Grund für ihr absurdes und dummes Vorgehen liegt in dieser Art von Komplex, den sie haben, in ihrer Angst davor, daß ich mit ihm rede. Aber ich habe darüber auch aus einem anderen Blickwinkel heraus nachgedacht. Deshalb habe ich ihn benachrichtigt: Nicht ich werde kommen, sagte ich, sondern eine hochrangige Führungspersönlichkeit. Ich habe mich nicht vorgeschlagen und am Ende mußte gemäß der Prüfung der Angelegenheit eine Entscheidung getroffen werden. Auch wenn er damit einverstanden gewesen wäre, daß ich ihn empfange, wäre vielleicht doch eine andere Führungspersönlichkeit damit beauftragt worden. Aufgrund der geschaffenen Atmosphäre hätten wir meiner Ansicht nach das getan, was ich zu Anfang empfohlen hatte, nämlich das Alarcón fährt, um diese Atmosphäre nicht unnötig aufzuladen und ihm nicht zu schaden.Wir waren am meisten darum besorgt, daß ihm keine Nachteile entstehen. Da seine Haltung eine freundschaftliche Geste darstellte, eine vernünftige Geste, eine anständige Geste, würden wir nicht mit Überraschungsfallen im Programm darauf antworten. Jedes Detail wurde immer vorher mit ihm abgesprochen.
Also ich sagte bereits, daß mit der Vorhut der Empfang durch Alarcón vereinbart worden war. Ich erzählte bereits, daß er ihn empfing und in englisch ansprach, doch es ist der Gipfel, daß Alarcón ihn nicht ins Hotel begleiten konnte, denn sie hatten sich darauf verstiegen, daß die Frau Leiterin der Interessenvertretung ihn begleiten sollte. Das Niedagewesene, der Gipfel an Unhöflichkeit! Sie haben ihn gezwungen, das muß ihn verbittert haben, sowohl das Problem der Hymnen als auch das Problem, daß ihn der Präsident unseres Parlaments, der ihn empfangen und in englisch angesprochen hatte, nicht begleitete. Das muß ihn geärgert haben! Und er glich die Sache ein wenig aus, indem er vorschlug, daß Alarcón seine Frau, bezüglich der wir auch gehört hatten, daß sie getrennt fahren sollte, bis zu dem Ort begleiten sollte, an dem sie untergebracht waren. Ich will nicht viel darüber sprechen, um...
Die Forderungen waren gewaltiger, es war eine Verfolgung, ein immenser Druck, die hauptsächlich von der Mafia und der extremen Rechten entfachte Kampagne dort. Das waren die, die alles inszeniert haben. Es waren weder die Leute aus Illinois noch die aus den Vereinigten Staaten, es gab dort eine andere Wahrnehmung. Sogar das geschah, und so war der Besuch. Wir sagten ihm, daß er jede Änderung vornehmen könne, die er wünsche, er hatte die absolute Freiheit für alles, ihm wurde nicht die geringste Bedingung bezüglich von irgendetwas gestellt. Er wurde über alles benachrichtigt und auf diese Weise organisierte man danach den Besuch.
Wie ich Euch bereits erklärte, als ich bemerkte, daß es selbst nach Meinung des gesamten Staffs des Gouverneurs selbst wie eine Verachtung, Beleidigung und Geringschätzung erschienen wäre, mich nicht mit ihm zu treffen, entscheide ich mich dafür, es zu tun, und so wurde es gemacht.
Roberto Agudo: Comandante, stand in diesem Sinne der unerwartete Besuch, den die Interessenvertretung mit den konterrevolutionären Anführern organisiert hatte, mit im Programm?
Fidel Castro: Was für ein unerwarteter Besuch?
Roberto Agudo: Der Besuch der konterrevolutionären Anführer, die ihn erwarteten und sich mit dem Gouverneur treffen wollten oder trafen.
Fidel Castro: Und wo, sagst Du, erwarteten sie ihn?
Roberto Agudo: Im Hof des Hauses, wo er zu Mittag aß.
Fidel Castro: Nein, nein, nein so ist es nicht gewesen. Ihm ist in seinem Programm überhaupt keine Bedingung gestellt worden. Es wäre ja fast wie Hohn gewesen, eine Bedingung zu stellen; noch dazu einem Mann, der drüben wilden Angriffen ausgesetzt war.
Nun, womit befaßt sich wohl diese Interessenvertretung unter Anwendung all ihrer Kniffe? Wer auch immer nach hier kommt, muß sich mit den sogenannten Dissidentengruppen, mit den sogenannten Führern der Dissidenten treffen. Bei einem hiesigen Aufenthalt keinerlei Treffen dieser Art zu haben, ist eine Todsünde. Dieser Druck ist furchtbar. Es gibt Leute, die sich ihm nicht aussetzen.
Es kommen sehr bedeutende Persönlichkeiten wie beispielsweise der Präsident der Handelskammer der Vereinigten Staaten. Er ist der Präsident von drei Millionen Unternehmern. Er weilte hier zu Besuch und wir führten ein langes Gespräch mit ihm. Es ist ein wirklich unabhängiger Mann; er ist von nichts abhängig und braucht sich nicht um die Stimmen in Florida zu kümmern so wie andere, die außerdem im Irrtum sind, denn wir können die Stimmen der Leute dort recht gut einschätzen und wissen, was viele dieser Wähler denken; und die, die gegen die Blockade sind, werden zahlenmäßig immer stärker.
Viele sind dort drüben dem Terror ausgesetzt gewesen. Sie werden beleidigt, verleumdet, man nimmt ihnen ihren Arbeitsplatz. Es ist ein faschistischer Terror, der dort gegen die Kubaner eingesetzt wird. Wir wissen es, denn wir haben mit vielen Kubanern dort gesprochen; und ich werde mich hier nicht bei den Dingen aufhalten, die an ihnen verübt werden.
Nun gibt es Leute, die das einfach nicht mitmachen wollen und die eben unabhängig sind. Und es kommen viele Besucher zu uns, denen sie dieses nicht verbieten können. Diese sind es, die vom Kontakt von Volk zu Volk sprechen. Es sind schon viele dagewesen, und es werden ständig mehr. Das ist die Wahrheit.
Gibt es zu diesem Thema noch mehr zu sagen? Ich hatte ausgeführt, wie weit sie gegangen sind, bis zu welchen Druckmaßnahmen sie gekommen sind. Du hattest mir die Frage gestellt, nicht wahr?
Roberto Agudo: Ja.
Fidel Castro: Wir hatten über das Treffen gesprochen. Ich selbst habe am Programmablauf des Gouverneursbesuches nicht teilgehabt. Ich war mit dem Zyklon beschäftigt. Ich habe das Treffen nicht organisiert, doch die mit dieser Aufgabe betrauten Genossen waren dazu angehalten, ihn zu betreuen und keinerlei Bedingung zu stellen. Wenn er das Treffen wollte, so sollte er es haben; und soweit mir bekannt ist, war es mit ihm abgestimmt worden, denn es war eine der Forderungen, die er von drüben mitgebracht hatte; und nicht nur, daß sie von jenen gestellt wurde, die Druck auf ihn ausübten, sondern die gegen ihn eingeleitete Kampagne zwang ihn faktisch dazu.
Es war von keinerlei Bedeutung. Es war sogar besser, daß er sich mit ihnen unterhielt, und zwar recht ausführlich. So konnte er sich ein Bild von ihnen machen und zwischen diesen und den anderen unterscheiden; zwischen uns und den Söldnern der Interessenvertretung, bezahlt von den Vereinigten Staaten, Verräter an unserem Land - denn das ist es, was sie sind -, die unter dem Deckmantel dieser oder jener Sache Zuflucht suchen. Wir wissen, wer ein jeder ist und welchen Vorwand ein jeder sucht. Seit geraumer Zeit wissen wir das alles recht gut. Nun gut, das hatte also keinerlei Bedeutung, und sogar ich kann verstehen, daß es in seiner Lage richtig war, das Treffen stattfinden zu lassen; es war sogar zweckmäßig, daß er sich mit ihnen traf. Das ist meine Meinung, denn sie hatten ihm eine derartige Sachlage geschaffen ... Er ist ein Politiker, nicht wahr? Das muß man dabei in Betracht ziehen. Sie hätten alle Art Anschuldigungen gegen ihn vorgebracht und ihn vielleicht sogar als Kommunisten hingestellt, einen Mann, der Mitglied der Republikanischen Partei ist, die jenen stupiden Extremismus vertritt, den sie zur Schau tragen. Ich glaube und meine Meinung ist, ja, das Treffen war zweckmäßig.
Wieder andere tun es aus einer Modedummheit heraus oder weil man sie drüben darum gebeten hat; denn damit befaßt sich das State Department, und das schon nicht mehr nur im Hinblick auf Staatsbeamte, sondern ich glaube unter Einbeziehung aller, die uns besuchen. Wer auch immer hierher kommt, wird bestellt oder so weit wie möglich unter Druck gesetzt, auf diese oder jene Art. Die anderen lösen eine Riesenkampagne gegen alle aus; und das sind ihre Leute, es sind die Leute der Mafia, Leute, die die Blockade unterstützen. Einige dieser Leute verkünden hinterhältig, sie stünden gegen die Blockade. Ein reines Lippenbekenntnis, denn alles was sie tun, geschieht im schmählichen Bündnis mit jenen Banditen, mit jener Mafia und in Unterstützung jener Mafia sowie in Unterstützung der Politik der Vereinigten Staaten gegen Kuba. Dafür tun sie alles.
Manche bekunden sogar vor den Besuchern: "Nein, wir wollen die Blockade nicht. Aber nein, nein, diese Banditen müssen umgebracht werden", sagen sie, wenn sie sich auf uns beziehen. "Nein, nein, wir sind gegen die Blockade; doch um Himmels willen, diese da ..." Und sie beginnen, alle Behauptungen zu unterstützen. Man hat ja Beweise dafür. Und ob ich Beweise habe! Ich spreche hier nicht über diese Dinge, nur um etwas zu sagen.
Also, das zwingen sie nun allen auf. Er als Politiker mußte sich danach richten. Auch andere Politiker hatten die Anweisungen. Es sind mitunter nicht einmal US-Amerikaner, und weil sie Freunde oder Verbündete sind, wird ihnen sofort etwas abverlangt. Es ist einer ihrer Mechanismen, mit denen sie versuchen, daß der Besuch für den Besucher kein Erfolg und für uns zum Ärgernis wird.
Eine andere Sache ist die, daß man uns Bedingungen vorschreiben will; daß der König der Könige zu uns sagt: "Hör' mal, um dorthin zu reisen, sagen wir, daß meine Bedingung lautet, du genehmigst mir eine Zusammenkunft mit den leuchtenden Sternen des Patriotismus, der Freiheit und der Menschenrechte." Oh nein, wenn der König der Könige kommt und uns diese Bedingung auferlegt, können Sie sicher sein, daß der König der Könige nicht erreicht, daß wir diese Bedingung akzeptieren. Und es hat bereits diesen oder jenen Fall gegeben, wo es anläßlich des Gipfeltreffens und unter Druck hieß "ich fahre nicht", obgleich der Wunsch bestand. Es ist so etwas wie non queiro, non queiro; so ähnlich, nun, Ihr denkt den Spruch zu Ende.
Es sind unterschiedliche Dinge. Wer uns erpressen und mit unserem Land oder der Kubanischen Revolution demagogisch verfahren will, wird nichts erreichen. Und das, was er tut, ist ein Maßstab für den Grad an Freiheit, Unabhängigkeit und Würde vieler Menschen; es ist eher ein Stab zum Messen jedes Einzelnen. Doch wir wissen sehr gut, wie man Besucher betreut und wie man sie mit Respekt betreut. Wir haben auch das Recht, uns eine Meinung und ein Urteil über das Verhalten der Personen zu bilden, die wir in unserem Land empfangen, über die Gründe, die sie haben können, ob diese real und objektiv sind. Also, wir prüfen stets jeden einzelnen Fall je nach seinem Verhalten.
Was nun jedoch auf der Hand liegt - und das sagte der Sprecher - ist das Frühstück, das gegeben wurde. Ich nenne keine weiteren Details. Eingeladen waren einige Botschafter verschiedener Länder - ich werde sie nicht namentlich nennen, damit sie sich nicht angesprochen fühlen. Also am frühen Vormittag gingen sie dorthin, das stimmt, und führten die Gespräche. Das Treffen mit den Botschaftern geht zu Ende und es kommt daselbst zum Treffen mit einigen Anführern der Dissidenten. Wir wissen recht gut, daß der Gouverneur nach Schluß des Treffens - ich werde die dort Versammelten nicht namentlich aufführen. Es sind jene, denen diese "äußerst hohe Ehre" zuteil wurde - ihnen riet: "Ihr solltet Euch hier nicht mit der Presse versammeln, denn das kann den Anschein einer Provokation erzeugen und bei den kubanischen Behörden Mißfallen hervorrufen." Das war der Rat, den er ihnen gab; und gemeinsam mit seiner Delegation begab er sich zur gleichen Stunde zum Restaurant La Pastora. Dort waren sie relativ spät fertig. Die Besucher begaben sich an verschiedene Orte, zu verschiedenen Restaurants.
Also ja, was ich ganz sicher weiß, ist, daß die Interessenvertretung der USA (SINA) sie dorthin gebracht hat. Das weiß ich. Ich weiß, wer sie schnellstens zu dem Restaurant geführt hat, wo der Gouverneur und seine Delegation zu Mittag aßen. Ich habe ihn nicht gefragt, auch ist es nichts Umwerfendes. Doch ich bezweifle, nachdem ich seinen Charakter kennenlernen konnte, ein Mensch, der Taktgefühl bewies und der dort ein unauffälliges Treffen hat und ihnen sogar riet, nichts zu tun, was verletzen könnte, was als Provokation angesehen werden könnte; das steht im vollen Widerspruch dazu, daß er ihnen Ratschläge erteilte oder daß sein Einverständnis vorlag hinsichtlich ihres Treffens mit der Presse im gleichen Restaurant, in dem er mit seiner Delegation zu Mittag essen wollte.
Das Thema habe ich nicht berührt, ich habe es nicht erwähnt und werde auch jetzt nicht fragen: "Hören Sie einmal, kam es dazu mit Ihrer Erlaubnis oder ohne sie? War es Ihre Idee oder die eines anderen?" Nein, was ich weiß, ist das, was er ihnen geraten hat; und das nicht, weil wir einen Spion da drin haben, sondern weil um ihn ein ganzes Team geradliniger und ehrenvoller Personen tätig war, und wenn es irgendetwas gab, das ein wenig seltsam anmuten konnte, sie es nie unterließen zu erklären: Sehen Sie, dies und jenes hat sich ereignet; wir hatten dieses und jenes Gefühl. Ja, Leute aus der Gruppe haben mit den Genossen gesprochen, die sie betreuten; und wir wissen, was sie dachten. Und es ist tatsächlich so gewesen. Die SINA hat sie zu dem gleichen Restaurant geführt, und er speiste mit seiner Delegation in einem Séparée.
Ich weiß nicht wieviele Delegationsmitglieder dort anwesend waren. Dieser Angabe bin ich nicht nachgegangen, es ist auch nicht notwendig. Doch die Rädelsführer befanden sich im Hof, und von ihnen ist sogar das Menü bekannt: Rum, Bier - dem Sprecher zufolge -, Schinkenplatten und einiges mehr, wie der Sprecher mit einem Schuß Ironie zum besten gab. Die Namen derer, die an all diesen Operationen, ihrer Logistik und ihrer Organisation beteiligt waren, sind bekannt. Es sind etwa sieben Beamte der SINA: der Dolmetscher, der bei den Journalisten und möglicherweise auch bei dem Treffen am Vormittag gedolmetscht hat. Da waren die Journalisten, der Dolmetscher - ein Spanier -, auch die Ehefrau des Dolmetschers, der Zweite ... Jeder sagte etwas dazu, vom Chef der SINA, bei all diesen Operationen, und man hat uns mehr oder weniger informiert, dieser ist da und jener dort gesehen worden. All diese Details sind bekannt, denn es waren Mitarbeiter der Protokollabteilung anwesend sowie all jene, denen die Betreuung der Besucher oblag. Die gesamte SINA war damit beschäftigt. Das kann ich dazu sagen.
Im übrigen sagte ich euch bereits, was ich weiß und was ich nicht behaupten kann. Doch ich bezweifle stark, daß der Vorschlag von ihm kam, denn es wäre das ganze Gegenteil von seinem gezeigten Taktgefühl und Verhalten.
Doch das ist nicht alles. Die SINA versuchte, meinem Treffen mit ihnen alle möglichen Hindernisse in den Weg zu legen. Doch weder der SINA noch sonst jemandem war bis 16.00 Uhr jenes Tages der genaue Ort bekannt, bis unser Chef bei der Interessenvertretung dem Gouverneur mitteilen ließ, daß wir ein gemeinsames Gespräch und danach ein Abendessen haben würden. Sie bestimmten die Teilnehmer an diesem Treffen, die sie dafür vorgesehen hatten, und die Anzahl der Teilnehmer am Abendessen, die ihnen freistand, denn eine Gruppe der Gäste des Abendessens war nicht bei dem Gespräch zugegen gewesen. Sie bestimmten die Teilnehmer des Abendessens und kamen auf 16 Gedecke, "und alle, die er noch einladen möchte". Und er legte bis zu 20 oder 21 Personen fest, die dann auch anwesend waren. Beim Abendessen waren also Leute da, die bei der Unterredung nicht zugegen gewesen waren.
Die Beamten der SINA konnten nicht viele Fallen ins Spiel bringen. Doch sie versuchten, den Vortrag von Gouverneur Ryan an der Universität zu behindern und legten alle möglichen Hindernisse in den Weg, alle möglichen, sie versuchten es, wir wissen es wohl, doch sie konnten ihn nicht verhindern. Er stand im Programm, und ich spürte, daß es sein Wunsch war. Und wie bei anderen Gelegenheiten auch, ging ich dorthin, um ihn anzuhören. Und dazu habe ich mich nicht beraten lassen; denn das habe ich mit vielen Besuchern so gehandhabt, daß ich zu den Vorträgen gegangen bin. Deshalb meine ich, daß sie niemanden beschuldigen können, niemandem die Schuld geben können, daß ich mir einen Vortrag anhöre und mich in die Zuhörerschaft setze. Ich werde mich doch dort nicht ins Präsidium setzen. Ich ziehe es vor, mir den Vortrag von unten aus anzuhören.
Ich wußte nicht, worüber er sprechen würde und habe bis zum letzten Wort aufmerksam zugehört. Ich war überrascht über die Ausgeglichenheit dieses Vortrages, über die Geradheit des Vortrages, über das völlige Fehlen von Angst und gleichzeitig über die Fähigkeit, die Gedanken überzeugend und beredt darzulegen.
Zum gegebenen Zeitpunkt kam es zum Teil der Fragen und Antworten. Die Zeit drängte, und er hatte seinen Vortrag sehr hervorragend beendet. Ich war beunruhigt, denn Du mußt Dir überlegen, vierzig Jahre Probleme; und da die Dozenten und Studenten, die diese Art Vorträge besuchen, sehr klug und gebildet sind und ausgezeichnete Fragen stellen, schien es mir faktisch ein Risiko zu sein, damit zu beginnen. Es hätte zu verwickelten Debatten kommen und die gute Wirkung des Vortrages geschmälert werden können, und so sagte ich: "Es ist besser, daß dieses an seinem Höhepunkt zu Ende geht." Als dann jemandem das Wort erteilt wurde, um seine Frage zu stellen, schlug ich vor, diesen Teil auszulassen, daß dazu eine sehr gute Erklärung vorliege und es sich hier um eine komplexe und heikle Situation handle. Wird er in diesem Moment mit Fragen bestürmt, dann hätte man tatsächlich dem Risiko Raum gegeben, daß es zu einer, sagen wir, Schmälerung der entstandenen Stimmung und der Aufnahme seines Vortrages gekommen wäre.
Ich dachte, daß sieben oder acht Fragen ihm wahrhaftig Komplikationen bringen könnten; und da es für uns sehr wesentlich war, ihm dieses Risiko zu ersparen, unterbreitete ich jenen Vorschlag, ergriff dort die Initiative und stand auf, als ich sah, daß die Fragen beginnen sollten. Eigentlich waren gar keine Fragen erforderlich. Ein US-amerikanischer Gouverneur hatte einen Vortrag gehalten zu Aspekten, von denen ich meine, daß keine Fragen gestellt werden brauchten. Er hatte faktisch schon alles gesagt, was man dazu sagen konnte. Er hatte dort mit großer Offenheit und Ehrlichkeit das gesagt, was er dachte.
Ich habe andere Leute dort Vorträge halten sehen; und glauben Sie mir, es ist gelegentlich, als gehe man über Dornen; und dabei hat man nicht seine Probleme. Das ist geklärt worden. Was er zu sagen hatte, hat er gesagt. Er hat jenes angekündigt. Im Rahmen des Gespräches hatte er bereits darauf hingewiesen, er habe diese und jene Vorstellung im Hinblick auf die Gründung jenes Rates. Das ist die Geschichte.
Nidia Díaz: Comandante, wenn wir darauf zurückkommen, was Sie anfangs erwähnten, scheint mir, daß dieses Treffen des Gouverneurs mit den Vertretern der Gruppierungen dort, wie sie ihm vorgeführt wurden, recht gut war, denn im Augenblick wird er wahrscheinlich die berühmten von den Vereinigten Staaten fabrizierten Patrioten sowie die Prämien, die einige von ihnen erhalten, belächeln, nicht wahr?
Fidel Castro: Ich darf so etwas nicht sagen, denn damit würde ich voreilig über die Gedanken urteilen.
Nidia Díaz: Nein, ich will damit nicht sagen, daß er selbst diese Gedanken hegt...
Fidel Castro: Ich sage nicht, daß es gut war. Ich kann das nicht sagen, ich kann es nicht behaupten. Stelle ich diese Behauptung auf, so begebe ich mich in ein Thema, wobei ihm nicht angenehm sein dürfte, daß ich äußere, er habe meines Erachtens gemerkt, daß jene Idioten sind. Ich beschränke mich lediglich darauf zu sagen, es ist gut, daß er Vergleiche unter den Leuten, ihrer Denkweise und deren Bedeutung anstellen kann. Das ist das einzige, was ich dazu sagen kann.
Doch es gibt ein wichtiges Thema, das Ihr vergessen habt. Da es sich um einen
Austausch von Eindrücken handelt, empfehle ich, das Thema der Kinder anzuschneiden.
Nidia Díaz: Die Frage zu den Kindern, die Ihnen Marina bereits gestellt hat, möchte ich präzisieren und Sie fragen, ob Ihnen bereits etwas bekannt ist, wonach die US-amerikanischen Gesundheitsbehörden die Diagnose der kubanischen Ärzte zu dem Jungen bestätigt haben, der nicht nach drüben gebracht werden mußte.
Fidel Castro: Ich muß das nicht dort bestätigen lassen, denn ich habe es in einem Fall hier bestätigt.
Nidia Díaz: In jenem Fall?
Fidel Castro: Richtiger noch, in beiden Fällen, denn es waren zwei; einer aus Matanzas, der siebenjährige Junge, dem die Diagnose mit voller Gewißheit gestellt wurde - er sollte nach Carolina, dem Bundesstaat von Helms, gebracht werden -, und der andere Fall ist der zweijährige Junge aus Marianao, der an den Folgen eines schrecklichen Unfalles leidet.
Was geschah in diesen beiden Fällen? Das, was manchmal geschieht. Probleme sind oftmals unlösbar. Doch wenn einer Familie, einem Vater oder einer Mutter gesagt wird: Hör mal, es gibt eine Lösung, da oder anderswo, für ein hier unlösbares Problem, dann möchten sie überall dorthin gehen, wo ihnen eine Lösung angeboten wird. Das wäre faktisch etwas Unmögliches. Außerdem wird jeder Bürger, der eine Betreuung im Ausland benötigt, auch in dieser schweren Zeit der Spezialperiode, immer und überall, wo ein Leben oder das Augenlicht gerettet werden kann und wir selbst jetzt nicht dazu in der Lage sind oder in der jeweiligen Disziplin noch kein ausreichendes Niveau erzielt haben, also all diese Fälle - sei es ein Kind, ein Jugendlicher, ein Erwachsener oder ein Greis - werden zur Behandlung ins Ausland geschickt, ohne daß sie vorher gefragt werden, wer ihre Angehörigen sind oder wie sie denken. Wo ein Leben gerettet werden kann, hat die Revolution nie Kosten gescheut, und mitunter gehen diese Ausgaben in vierstellige Höhen. Wir haben Patienten gehabt, die uns mehr als 100 000 Dollar gekostet haben.
Auch haben wir das Glück gehabt, in vielen Teilen mit vielen Freunden rechnen zu können. Viele Ärzte operieren und verlangen nichts dafür. Man hat die Ausgaben für die Reise, die Unterkunft und all jene Dinge. Handelt es sich um ein Kind, reist es in Begleitung der Mutter.
Nun können logischerweise viele Menschen gehört haben, es gäbe eine Lösung für ihren Fall. Doch wenn man mit absoluter Sicherheit weiß, daß es keine mögliche Lösung gibt, dann kann das Land das Geld nicht ausgeben in dem Versuch einer Lösung des Problems; wenn der Patient nicht nur von unseren, sondern auch von vielen der uns besuchenden Ärzte gesehen wurde oder der Ärzte, die wir konsultieren und die dann unser Kriterium bestätigen. Mitunter nehmen die Kollegen einen bestimmten chirurgischen Eingriff vor, kennen dabei den Aufenthaltsort des jeweiligen Spezialisten und operieren in Verbindung mit jenem, der in Spanien oder irgendwo auf der Welt am meisten darüber weiß und sie in gewisser Hinsicht beraten kann.
Das wird gemacht, diese Maßnahmen werden getroffen. Doch wenn man mit absoluter Sicherheit weiß, daß es für den Fall keine Lösung gibt, dann bestreitet das Land diese Kosten nicht. Doch darüber entscheidet ganz einfach eine Kommission. Und auf diesem Wege haben wir ihnen allen am Tag der Pressekonferenz die schriftliche Auflistung übergeben, was wir dafür pro Jahr ausgeben. Früher lagen die Beträge höher. Jetzt ist es weniger, denn viele Probleme lösen wir hier, und außerdem haben wir befreundete Ärzte, die aus den Vereinigten Staaten selbst oder aus anderen Teilen der Welt für eine Woche, zehn oder fünfzehn Tage zu uns kommen und die Operationen durchführen. So wie das Flugzeug des Projektes Orbis einer US-amerikanischen Institution hin und wieder hier landet und ihm alle Möglichkeiten für die Behandlung von Fällen mit Augenproblemen eingeräumt werden.
Aufgrund all dessen braucht nicht mehr eine so große Anzahl Patienten nach anderen Ländern gebracht werden, denn viele dieser Operationen können hier vorgenommen werden. Die technischen Bedingungen dafür sind vorhanden, doch der qualifizierte Spezialist für die Behandlung dieser Fälle muß aus dem Ausland geholt werden. Natürlich ist es günstiger, daß dieser dann gleich mehrere Fälle behandelt. Diese Ärzte bringen häufig Verbrauchsmaterial und einiges für die Operation erforderliches Instrumentarium mit und verlangen für diese Art fachärztlicher Betreuung nichts von unserem Land.
Kuba hat viele Freunde. Es sind Mechanismen, durch die wir Mittel einsparen und dadurch alle behandeln können. Hier werden keine Ausgaben gescheut, wenn es darum geht, ein Leben zu retten; und es kostet denjenigen keinen Pfennig, weder in Dollar noch in Peso.
Bei dem zweiten Kind kam es zu infamen Dingen.
Der Nuevo Herald veröffentlichte einen Artikel. Dieses Organ, von dem Ihr wißt, daß es voll im Dienste der Mafia steht und alle Art Scheußlichkeiten über die Revolution verbreitet, ein Organ in Miami, das alles Mögliche schreibt und zu groben Beleidigungen greift. Es ist ein Artikel über ein Schreiben von Díaz-Balart an die Direktorin des Chicagoer Krankenhauses La Rábida, die als Begleitung des Gesundheitsministers von Illinois mit dem Gouverneur mitkam und die beide sein äußerstes Vertrauen genießen. In diesem Schreiben heißt es, er habe gehört, es gäbe einen kubanischen Jungen ... und er bitte sie, ihn zu besuchen und sich für ihn zu interessieren, denn der Junge benötige die Behandlung in einem Krankenhaus, das für Touristen und die hohe politische Hierarchie des Landes - für die hohe politische Hierarchie des Landes! - zuständig sei und er für die Bezahlung dieser Behandlung keine Dollar habe. Ah, und weil er ein Medikament benötige, das nicht verfügbar wäre und er es in Dollar bezahlen müsse.
Hier wird, wie Euch bekannt ist, kein Medikament gegen Dollar verkauft. In einigen Krankenhäusern hat es Etagen gegeben, in denen eine bestimmte Anzahl Betten für den Gesundheitstourismus bewilligt waren, um die hieraus erzielten Einnahmen hundertprozentig für den Erwerb von Geräten und Medikamenten für diese Krankenhäuser zu verwenden.
Das Krankenhaus "Hermanos Ameijeiras" hat wie auch andere Krankenhäuser in einer der oberen Etagen einige Betten für den Gesundheitstourismus. Wir haben es so eingerichtet, damit die Einnahmen für Medikamente und Geräte verwendet werden können. Das Geld wird für keine anderen Dinge des Landes benutzt. Ich weiß nicht, ob sie einen kleinen Betrag an das Ministerium für Gesundheitswesen abführen. In vielen Fällen sind sie sogar von diesem kleinen Abführungsbetrag, der für die gleichen Ziele verwandt wird, befreit. Es sind einige Krankenhäuser, und einige haben damit fast ihre Entwicklung bestritten, bestimmte sehr spezialisierte Rehabilitationskliniken.
Ach ja, sogar in den Polikliniken gibt es eine Massageabteilung und Abteilungen für Rehabilitation. Sogar in den Polikliniken! Damit die Patienten nicht mehr so wie früher beispielsweise von Guanabacoa nach Boyeros fahren müssen, wo jene Klinik stand, die einer Baracke ähnlich war. Gut, dort steht heute eine Klinik, die etwas ganz Wunderbares ist. Die Technologie stammt aus Jugoslawien, denn jenes Land verfügte über große Erfahrung auf dem Gebiet der Rehabilitation.
Diese Klinik ist etwas ganz Wunderbares, und fertiggestellt haben wir sie in der Spezialperiode. Kinder mit angeborenen oder durch Unfälle verursachten Mängeln werden in dieser Klinik behandelt. Dort stehen, ich weiß nicht wieviele Betten. Millionen Dollar wurden für den Bau und die Ausrüstung bereitgestellt. Diese Klinik ist für das Volk bestimmt.
Es gibt noch andere Krankenhäuser für die Rehabilitation von Patienten, orthopädische Krankenhäuser und andere Einrichtungen im gesamten Land. Doch die kompliziertesten Fälle werden dort eingewiesen. Wir verfügen über diverse ausgezeichnete Zentren. Sogar in den Polikliniken gibt es Abteilungen für Rehabilitation, und niemandem wird dafür ein Centavo oder ein Dollar abverlangt.
In einigen der Einrichtungen, in denen sich Ausländer behandeln lassen können - es kann ein Botschafter, ein Tourist oder irgendein anderer Besucher sein -, werden Medikamente verkauft. Sie erhalten logischerweise eine gute Betreuung und müssen dafür bezahlen. Kommen die Botschafter oder erkrankte Touristen, so ist ihre Betreuung kostenpflichtig. Hier gibt es keine kostenlose medizinische Betreuung für Touristen, diplomatische Vertreter oder die Vertreter von ausländischen Unternehmen. Sie alle benötigen medizinische Betreuung, und sie erhalten sie, zwar zu einem niedrigeren Kostensatz als in anderen Ländern, doch bezahlen müssen sie schon.
Sie erhalten logischerweise eine Sonderbehandlung. Ja, sie erhalten sie, und sie zahlen dafür. Doch diese gleiche Betreuung und die gleichen materiellen Mittel können wir bedauerlicherweise nicht allen Millionen unserer Bürger zuteil werden lassen. Wir versuchen, ihnen das Beste zu geben. In letzter Zeit haben wir Schwierigkeiten gehabt, die wir nach und nach einer Lösung zuführen; und wir tun etwas in dieser Hinsicht, das kann ich Dir garantieren. Wir sind zu neuen Rezepturen gelangt, zu Ausgangsstoffen, zur Verringerung der Kosten für Medikamente. Wir haben elf Millionen Bürgern kostenlose medizinische Betreuung gewährt und in den zehn Jahren Spezialperiode haben 30 000 neue Familienärzte ihren Dienst aufgenommen, die außerdem ihre Nachhut in den Krankenhäusern haben. Die Bürger dieses Landes haben ihren Arzt auch bei Nacht, ausgenommen auf dem Lande, wo sie etwas weiter entfernt sind, denn sie leben abgeschieden, vielleicht in 150, 100, 60 oder 30 Meter Entfernung vom Arztstützpunkt.
Das sind die Leistungen, die wir für unser Volk erbracht haben. Wir haben Kontrollen gegen das Horten von Medikamenten eingerichtet. Niemals haben wir etwas in den Weg gelegt, wenn Medikamente von anderen Ländern aus geschickt wurden. Als es einen starken Personenverkehr zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba gab, waren beispielsweise 10 kg Medikamente im Gepäck erlaubt, die kostenlos im Flugzeug mitgebracht werden durften. Natürlich brachte jeder 10 kg Medikamente mit; aber es war vorzuziehen, daß sie ins Land kamen und verteilt oder verkauft wurden, wie dem auch sei; und es wurde nicht das geringste Hindernis dagegen in den Weg gelegt.
Das war der Artikel, für den die nach den Vereinigten Staaten Reisenden die besten Möglichkeiten hatten. Wir sagten ihnen: Bringt die Medikamente für Eure Angehörigen mit. Keiner wurde gefragt, was er damit machen würde. Doch wir sahen hierin eine Form, dem Medikamentenbedarf Erleichterung zu verschaffen; oder sie gelangten zu uns in Form von Spenden. Das gibt Raum, daß mitunter ein bestimmtes Medikament - das Neueste auf dem Markt, das noch nicht in unserer Pharmakopöe enthalten ist -, das von Angehörigen oder Besuchern mitgebracht wurde oder als Spende zu uns gelangte, gelegentlich vom Arzt mitunter aus Verantwortungslosigkeit empfohlen wird und er sagt: "Versuchen Sie, sich dieses Medikament zu besorgen; vielleicht hat es jemand oder aus einigen Spenden."
Hier ist bekannt, wie das abläuft. Die Spenden kommen unmittelbar in die Krankenhäuser. Der Staat hat seine Reserve von wesentlichen Produkten, die lebenswichtig sind. Es gibt zwei Reserven. Zuerst wurde eine im Ministerium für Gesundheitswesen geschaffen und danach eine weitere im Staatsrat. Wenn es lebenswichtig ist und wenn dann etwas fehlt ... Nun gut, in der Pharmakopöe sollte nichts fehlen. Und es muß eine gute Kontrolle darüber vorhanden sein, damit sie von niemandem gehortet werden. Sie müssen gut überwacht werden, damit es nicht zu Medikamentendiebstahl kommt. Einige werden zentral verwaltet, und hier darf es keinen Diebstahl geben. Es kommt ein Anruf von irgendeinem Krankenhaus, aus Santiago de Cuba oder Baracoa: "Hören Sie, das Medikament X ist mir ausgegangen und hier nicht erhältlich." Dann wird auf die Reserve zurückgegriffen und der entnommene Bestand unmittelbar ersetzt. Das ist unsere Verfahrensweise.
Dem Jungen des Unfalls wird ein Medikament verabreicht, das 22,- Dollar kostet, und ihm wird es für 22,- Peso verkauft, denn es ist nicht für die Behandlung im Krankenhaus. Die Medikamente im Krankenhaus sind nicht kostenpflichtig. Die Medikamente für die ambulante Behandlung müssen bezahlt werden.
Was kosten hier die Medikamente? Es ist der Preis wie vor vierzig Jahren, der bei vielen bis auf die Hälfte herabgesetzt wurde. Das ist der Preis, der in der Apotheke verlangt wird. Doch die so strategischen Medikamente können unter den heutigen Bedingungen nicht in den Apotheken verkauft werden. Es muß dafür eine Reserve da sein um zu gewährleisten, daß die lebenswichtigen Produkte verfügbar sind. Nun, diesem Jungen hat es an nichts gemangelt. Sie selbst sagten dann: "Nein, das Medikament, da habe ich einige Verwandte, die es mir schicken. " Es handelte sich um eins der Medikamente, die der Junge braucht.
Und was geschieht? Es ist immer das gleiche in dieser Beziehung. Sie haben Verwandte in den Vereinigten Staaten, einige mit Beziehungen. Mir erzählte der Vater dieses Jungen, es sei eine Schwester, die ihn das Licht der Welt erblicken sah; und nun ist sie sehr schockiert nach all dem, was bei dem Unfall passiert ist.
In beiden Fällen hatten die Verwandten gesagt, sie können die Medikamente besorgen oder man habe sich um eine Betreuung für beide Kinder bemüht. Das waren die zwei Fälle, für die sich der Gouverneur interessierte, und es gab die Vermutung, daß sie ausreisen wollten, daß die Eltern ausreisen wollten.
Bei meinem Gespräch mit dem Gouverneur am vorletzten Tag, an jenem Abend des 26. (Oktober) trägt er mir das Problem der Kinder vor und ich sage ihm: "Mit diesen beiden Kindern gibt es absolut kein Problem." In diesen Fällen hält man
sich an die Entscheidung der Eltern, obwohl es sich um Fälle handelt, die im Land gelöst werden könnten und hier bereits die erforderliche Behandlung erhielten.
Für uns war es Fakt, daß sie ausreisen würden, daß die Familien einverstanden sind, die beiden Kinder zu schicken, einen nach Carolina und den anderen nach Chicago. Und er fragt mich plötzlich: "Kann ich sie morgen in meinem Flugzeug mitnehmen?" Ich sage: "Ja. Wie spät ist es?" "Es muß ungefähr 21.00 Uhr, 21.30 Uhr sein." Ich sage: "Selbstverständlich, wir werden uns sofort mit den Familien in Verbindung setzen. Der Reisepaß ist unwichtig. Mit einem Papier oder einem Zertifikat, was es auch sei, wir stellen es aus", denn er wollte um 13.00 Uhr abreisen.
Die eine Familie lebt in Matanzas, man mußte es mit den Eltern besprechen. Gleich von dort aus wurde nach Matanzas angerufen. Ein Genosse rief an. Ich bat ihn: "Setzen Sie sich mit den Eltern und allen, die dazu erforderlich sind, in Verbindung und fragen Sie, ob sie einen Reisepaß besitzen oder nicht." Bei dem, der mit ihm flog, hatte man bereits erwogen, dieses einige Tage später zu tun, und den Sprecher hatte man nach der Haltung Kubas gefragt, denn es handelte sich ja um ein Interesse von Helms. Der Sprecher antwortete sehr korrekt: "Man wird das tun, was für das Kind das beste ist." Das ist es. Ich hatte es vermutet.
Nach dem Treffen begaben wir uns kurz ins Büro, um uns mit ihm vor dem Abendessen einige Minuten zu unterhalten. Da sagt mir Carlitos: "Der Vater des Jungen aus Marianao möchte nicht, daß der Junge das Land verläßt." Man sagt, er habe eine lange Unterredung mit dem Arzt gehabt und will nicht, daß der Junge ausreist. Er hatte ihm gesagt, es sei nicht nötig. Sehen Sie nur, was für ein Problem sich daraus ergibt. Ich denke mir: "Donnerwetter! Was werden sie nun erfinden; daß er unter Druck gesetzt wurde, daß er bedroht wurde." Da wende ich mich an den Gouverneur: "Sehen Sie, das hat sich jetzt bei einem der Jungen ereignet. Wir werden den Vater herbestellen, den operierenden Arzt, den Direktor des Krankenhauses - für 1.00 Uhr morgens, sagte ich ihm - damit sie alle hier sind, mit der Direktorin Ihres Chicagoer Krankenhauses und dem Verantwortlichen für Gesundheitswesen des Bundesstaates, einem qualifizierten Mann, sprechen und mit ihnen diskutieren und damit der Vater die Gründe für seine Entscheidung der Zustimmung oder Ablehnung der Reise angibt und seinen Willen kundtut." Das ist der Junge, der für eine schamlose politische Machenschaft benutzt wurde; von dem es hieß, ihm sei eine Behandlung im CIMEQ (Zentrum für Medizinisch Chirurgische Forschungen) untersagt worden. Ach so, weil er keine Dollar hatte, die Tragödie, weshalb soll ich es noch vorlesen. Es gibt da noch so viel anderes, das ich nicht verlesen werde, alles aus diesem unanständigen berühmten Artikel, der hier irgendwo liegt.
Ich verlese einige Sätze, ja? Sie sagen "...eine bescheidene Familie wartet mit Ungeduld auf die Ankunft dieser 'humanitären Mission'... Carlos Prieto und Ileana Sideris Borges, wohnhaft im Stadtviertel Marianao der Hauptstadt setzen ihre Hoffnung darauf, daß Frau Dr. Lisa Thornton, Direktorin des Kinderkrankenhauses La Rábida in Chicago, den Fall ihres zweijährigen Sohnes Christian anhört und irgendeine Unterstützung bieten kann. Am vergangenen 5. Juni war Christian vom Balkon ihrer Wohnung gestürzt." Das ist der Junge, der nach Chicago gebracht werden sollte. Der andere, der aus Matanzas, war für North Carolina vorgesehen und ist jetzt dort; doch es ist möglich, daß er letztendlich in Chicago behandelt wird.
Die Schamlosigkeit des Artikels, auf den wir uns beziehen, ist stark: "Die Eltern von Christian sind zuversichtlich, daß Frau Dr. Thornton gemeinsam mit den acht Fachärzten, die Mitglieder der Delegation sind, einer Bitte des republikanischen Vertreters von Florida, Lincoln Díaz-Balart, entspricht und den Jungen besucht..." Er schreibt nicht an den Gouverneur, er schreibt jener Ärztin: "...Ich bitte Sie, im Rahmen des Besuches nach dem Gesundheitszustand von Christian zu fragen und den Jungen und seine Familie zu besuchen, damit Sie aus erster Hand die Realität des Kuba von heute kennenlernen können, wo die Mitglieder der Hierarchie des Regimes und die Dollartouristen Zutritt zu den besten Waren und Leistungen haben, während das kubanische Volk unter Diskriminierung und Elend leidet." usw. usf. Hinter all diesen 'so humanitären' Leuten steht das politische Ränkespiel. Das ist sehr bedauerlich.
Der Artikel erwähnt die Deklarationen von Gouverneur Ryan: "...Meine Hoffnung besteht darin, daß diese Mission eine Tür öffnet. Ein isoliertes Kuba liegt nicht im Interesse von Illinois oder der Vereinigten Staaten." Dann wird auf die Äußerungen von Díaz-Balart Bezug genommen: "... Sehr bedauerlich diese Reise der Delegation von Illinois. Nichts Gutes ist zu erwarten von einer Delegation, in der mächtige Unternehmer reisen und sich an der Zukunft Kubas die Zähne schleifen." Fast schon ein Kommunist, nicht wahr? Das ist ihre Meinung von den Unternehmern, die den Gouverneur begleiteten: Wölfe, die sich die Zähne wetzen, um aus der Zukunft Kubas Gewinn zu schlagen; fast so, als wollten sie die Zukunft Kubas verschlingen. Es ist widerlich.
Diese Fälle werden nicht im Krankenhaus CIMEQ betreut. Ihre Behandlung erfolgt in der besten Rehaklinik Lateinamerikas, die auch eine der weltweit besten ist, in der Internationalen Klinik für Neurologische Rehabilitation (CIREN). Hier sind langzeitig invalide Patienten eingeliefert worden, die die Klinik auf ihren eigenen Füßen wieder verlassen haben. Die Physiotherapeuten hier beschäftigen sich acht Stunden lang mit einem einzigen Patienten. Der Ruf und das Prestige dieses Zentrums sind außerordentlich. In diese Klinik werden Bürger aufgenommen, für die es in keiner anderen Einrichtung eine Lösung gibt. Und hierher wurde der Junge gebracht.
Wann hatte sich dieser Unfall ereignet? Vor fast fünf Monaten, es war der 5. Juni dieses Jahres. Das Traurige daran ist, daß diese Lüge von Díaz-Balart vorgebracht wird, nachdem die Ärzte des Krankenhauses "Juan Manuel Márquez" und des CIREN, doch vor allem die des "Juan Manuel Márquez" dem Jungen das Leben gerettet hatten.
Vollständiger haben wir hier den Fall von Matanzas (zeigt Unterlagen vor). Das ist die Zusammenfassung der Krankengeschichte beider Kinder. Im Fall von Matanzas steht etwas sehr Wichtiges: "Für diesen Patienten ist im Augenblick keine Behandlung in einem anderen Zentrum erforderlich, denn in unserem Land ist seine Betreuung gewährleistet. Ein chirurgischer Eingriff ist zur Zeit nicht erforderlich aufgrund seiner günstigen Entwicklung und seinem dafür unratsamen Alter." Das sind die abschließenden Einschätzungen der gastroenterologischen Station des Kinderkrankenhauses "Juan Manuel Márquez". Sie enthalten das Kriterium, um das gebeten wurde und diagnostizieren: "...in seinem dafür unratsamen Alter. Macht sich der Eingriff jedoch erforderlich, so verfügt das Krankenhaus dafür über sämtliche Voraussetzungen. Dieser mußte bereits bei sechs anderen Patienten vorgenommen werden."
Sie empfehlen, nicht zu operieren. Damit sieht die Sache schon anders aus. Es ist ernst zu nehmen, und ich trage es dem Gouverneur vor und sage zu ihm: "Sehen Sie, Herr Gouverneur, dieses ist eine Verantwortung, die wir tragen. Es existiert eine Empfehlung, von einem Eingriff Abstand zu nehmen. Es gibt zwei Meinungen. Es ist etwas, das tatsächlich über die Entscheidung der Eltern hinausgeht. Da Sie darum baten, den Jungen mitzunehmen, muß ich Ihnen ganz klar darlegen, welche Meinung seine Ärzte vertreten." Noch hatten wir uns nicht vom Tisch erhoben, wo wir das Eingangsgespräch mit dem Gouverneur hatten. Wir kannten noch nicht die Entscheidung zu dem anderen Fall, den ich erzählte, mit dessen Vater wir um 1.00 Uhr morgens sprechen mußten...
Und ich fuhr fort: "Hierin liegt eine Verantwortung. Unterläuft ein Fehler und stirbt das Kind, wenn Sie es morgen mitnehmen und wir einverstanden sind, daß Sie es mitnehmen, ohne Ihnen die beiden Kriterien genannt zu haben: Worin besteht dann unsere Schuld, wenn eine verfrühte Operation durchgeführt wird und das Kind stirbt?" Außerdem war dieses Kind in Ordnung, darauf machte ich ihn aufmerksam, auch daß wir keine Einwände vorbringen würden, ihn jedoch in seiner Eigenschaft als Gouverneur von Illinois sowie die ihn begleitenden Ärzte darum baten, diesem Aspekt besondere Aufmerksamkeit zu schenken, daß nach Meinung der kubanischen Ärzte nicht operiert werden sollte, daß es verfrüht wäre, daß der Junge einwandfrei auf die Behandlung anspricht und daß, sollte sich irgendetwas einstellen, die kubanischen Ärzte mit dem Problem fertig werden könnten. Das ist der Junge von Matanzas, der sogar zur Schule ging.
Der andere Fall ist der Junge, der aus dem zweiten Stock gestürzt ist. Er fiel auf den Kopf und der Aufprall hat schreckliche Beschädigungen verursacht. Der Junge kann sich heute faktisch nicht bewegen. Das erste, was sie an ihm vornahmen, war, sein Leben zu retten. Was an diesem Kind zur Rettung seines Lebens getan wurde, ist viel komplexer als in dem Fall von Matanzas. Und wenn die Betreuung des letztgenannten mit 700 000 Dollar angesetzt ist ..., nein, nein, was man an diesem Kind getan hat, geht in Beträge - letztens hatte ich 100 000 Dollar dafür genannt, doch als ich diese Einzelheiten sah und über mehr Angaben verfügte... - von, nun man weiß es nicht, einer, zwei oder drei Millionen. Außerdem weiß niemand, wer das bezahlen wird. Und warum? Weil dieser Junge für eine noch unbekannte Anzahl von Jahren eine Rehabilitationsbehandlung benötigt.
Hier haben Sie den Fall, mit dem politische Ränke geschmiedet werden, billige politische Ränke; die Verfechter des Völkermords, die nicht wollen, daß dem Land Nahrungsmittel verkauft werden, nicht einmal für Kinder oder alte Menschen, daß dem Land Medikamente verkauft werden und die die Blockade schüren, damit wir nicht zu den Mitteln kommen, um diese Produkte zu kaufen. Wenn sie uns eines Tages erlauben, Nahrungsmittel und Medikamente zu kaufen, dann müssen wir uns fragen, womit wir sie bezahlen sollen. Denn wenn man Sie nicht handeln läßt, können Sie nichts verkaufen und sich nicht entwickeln. Wenn Sie an allen Fronten einem Wirtschaftskrieg ausgesetzt sind, dann nützt es überhaupt nichts. Man muß den Tag mit Dank entgegensehen, an dem sie uns Nahrungsmittel verkaufen, doch wir können damit die Probleme nicht aus der Welt schaffen. Und jene sind die Anhänger, sind die Verfechter der Blockade und kommen uns mit derartig infamen Äußerungen.
Der Unfalljunge war einer Erstoperation zu unterziehen, denn sein Gehirn war faktisch zerplatzt. Er hat 25 Prozent seiner Hirnmasse eingebüßt. Danach waren angesichts auftretender Probleme fünf weitere Operationen erforderlich, denn es war ein sehr schwieriger Fall. Die große Eingangsoperation und fünf weitere. Ich habe danach mit den Ärzten gesprochen, mit dem operierenden Arzt im Detail. Nachdem sie ihn gerettet hatten und er lebte, konnte er weder sehen noch hören, war nicht bei Bewußtsein, weinte nicht, absolut gar nichts. Und nun begann man mit dem Programm der Rehabilitation, und der Junge wurde in die CIREN-Klinik überwiesen. Drei Tage dort und drei Tage im "Juan Manuel Márquez" je nach Art der Rehabilitationsanwendungen. Nachdem sein Leben gerettet und er wieder zu Hause war, überlegte man, welche Besserung man bei diesem Jungen erwarten konnte. Sie prüften alles und begannen mit seiner Rehabilitation. Ergebnis: der Junge kann sehen, der Junge kann hören, der Junge hat Empfindungen, der Junge weint. Es ist tatsächlich eine Besserung eingetreten, um einen Weg einzuschlagen, von dem niemand weiß, wieviel Jahre er dauern kann. Der Vater befand sich in der Nähe. Ich unterhielt mich separat mit dem Chirurgen und dem kubanischen Direktor des Krankenhauses. Ist einer von ihnen hier? (Frage) Beide sind hier. Kommt bitte und stellt Euch für eine Minute hierher. Kommt hierher, ich möchte, daß das Volk Euch kennenlernt. Es sind nicht alle Ärzte da, doch die beiden schon, die die Hauptverantwortung für die Rettung des Lebens (des Jungen) trugen. (Er stellt vor laufender Kamera die Ärzte vor, den Chirurgen und den Direktor des Krankenhauses)
Abschließend in jener Nacht in der Unterredung mit dem Vater und den Ärzten frage ich ersteren, warum er seine Meinung geändert hat. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits Kopien der Unterlagen erhalten, der Diagnose und allem, des Schreibens, des Artikels im Nuevo Herald, in dem es heißt, das CIMEQ-Krankenhaus habe die Behandlung nicht übernommen. Da sage ich zu ihm: "Gut, hier haben wir einen Artikel." Er antwortet: "Nein, ich habe ihn hier." Ich sage zu ihm: "Ich empfehle Dir, ihn nicht zu lesen, es wird unangenehm für Dich sein", denn darin wird ihm zugeschrieben, er habe dieses und jenes geäußert. Der Mann beginnt zu weinen und sagt: "Das einzige, was ich gesagt habe, ist jener Satz. Das war es, was er sagte. "Wenn es noch anderes gibt, dann wurde es dort erfunden", die ganze Geschichte mit dem CIMEQ.
Im CIMEQ werden solche Fälle nicht behandelt. Jemand hatte ihm einen Jacuzzi erwähnt. Das ist etwas Ähnliches wie eine Badewanne. Diese Anwendungen kann man in einer ganzen Anzahl von Polikliniken erhalten. Welche Art Massage ist das? (Einer der Ärzte antwortet, daß es sich hierbei um physiotherapeutische Hydromassagen handelt.) Wieviele Einrichtungen dieser Art haben wir? (Der Direktor des Krankenhauses antwortet, daß sie in fast allen bedeutenden physiotherapeutischen Abteilungen zu finden sind.) Und was haben die Polikliniken? (Er antwortet, er wisse es nicht mit Sicherheit.) Weißt Du etwas in Bezug auf die Polikliniken? (fragt er den anderen Arzt. Dieser antwortet, es gäbe diese Einrichtungen in den Polikliniken, die einen großen Teil der Bevölkerung betreuen und zu denen alle Zutritt haben.) Das heißt, es ist das Einfachste der Welt. Diese Behandlung mit warmem Wasser und Hydromassage ist eigentlich eine Badewanne mit einigen Geräten. Dieses Krankenhaus realisiert diese Anwendungen in der Rehabilitation, und die Hydromassage kann man sogar in der Poliklinik erhalten.
Ihr habt es in Eurem Krankenhaus ebenfalls. Welche Behandlung wendet Ihr an? (Der Neurologe erläutert, daß es sich bei der Behandlung um eine passive Physiotherapie handelt mit einigen physiotherapeutisch aktiven Elementen, denn der Junge braucht im Augenblick vor allem das Passive, das Empfindsame, die fortwährende Arbeit der Mutter mit dem Kind, das ist das Wichtigste im Augenblick, und einige andere fachärztliche Betreuungen.)
Er erhält sechs Behandlungen pro Woche (im Augenblick dreimal wöchentlich in der Physiotherapie des Krankenhauses "Juan Manuel Márquez" und dreimal wöchentlich im CIREN).
Das Gespräch hatte eingesetzt. Wir standen in einem kleinen Raum des Palastes um 1.00 Uhr morgens. Ich wende mich an den Vater, der anwesend war, und bitte ihn, den Artikel nicht zu lesen, ich hatte es schon gesagt - ebenfalls anwesend waren der Gouverneur, die Direktorin des Chicagoer Krankenhauses und der Verantwortliche für Gesundheitswesen im Bundesstaat Illinois. Der Vater, wie ich bereits sagte, sieht sich doch den Artikel an, liest ihn fast nicht zu Ende und beginnt zu weinen. In diesem Augenblick bemerkte ich, daß der Gouverneur empört war. Er fühlte sich so etwas wie betrogen in seinem guten Glauben angesichts des Schreibens an die Direktorin des Chicagoer Krankenhauses. Dann blieb ich mit den zwei Ärzten allein und fragte sie: "Beantwortet mir eine Frage. Welche Besserungschancen hat dieser Junge? Wird er wieder gehen können?" Sie antworten: "Ja, es ist möglich, daß er wieder gehen kann." Ich frage sie weiter: "Wird er lernen können?" Sie antworten: "Ja, es ist möglich, daß er lernen kann; denn obwohl er einen hohen Anteil Hirnmasse verloren hat, entwickeln in solchen Fällen in diesem Alter andere Teile des Gehirns jene Funktionen, die er einbüßte und es besteht die Möglichkeit, daß er lernen kann", natürlich mit einigen Einschränkungen, aber lernen wird er können.
Als ich das vernahm, sagte ich mir: Gut, das ist schon etwas, und der Vater hatte bereits gesagt, daß er die Reise des Jungen nicht wünsche. Abschließend verabschiedete ich alle. Der Gouverneur mußte uns noch vor Ende des Gesprächs verlassen, denn es war bereits spät, etwa 2.00 Uhr morgens, und er hatte für den Vormittag ein volles Programm; er wurde an einigen Orten erwartet und mußte in der Universität einen Vortrag halten.
Er ging weg. Wir verabschiedeten ihn und zurück blieben die kubanischen und die US-amerikanischen Ärzte, der Minister für Gesundheitswesen und alle anderen, die noch mindestens eine Stunde diskutierten. Sie diskutierten noch, als ich den Rest der US-amerikanischen Delegation verabschiedete. Danach gehe ich zu dem Vater und den anderen noch Anwesenden. Dem Vater kann ich bereits die gute Nachricht überbringen: "Sehen Sie, während Sie abseits standen, haben mir die Ärzte das gesagt. Ich finde es großartig, denn es gibt eine umfassende Möglichkeit, die Möglichkeit einer großartigen Besserung."
Er erzählt mir, wie der Gedanke aufkam, nach drüben zu gehen. Eine Schwester hatte aus Miami angerufen und alles andere erledigt. Ich sage zu ihm: "Nun besprich die Angelegenheit auch mit der Mutter des Jungen, um ihre Meinung zu hören." Ich war froh und er war glücklich über die Nachricht, die ich ihm gebracht hatte. Es ist ja tatsächlich eine ganz ausgezeichnete Nachricht. Was war erforderlich? Das, was sie jetzt tun. Das ist es, was erforderlich war.
Zu welcher Schlußfolgerung gelangen die beiden kubanischen Ärzte? Sie erläutern alles der Direktorin jenes Krankenhauses, Frau Dr. Thornton, die Facharzt einer Disziplin ist, die in das Problem dieses Jungen hineingreift, und dem Spezialisten, der für das Gesundheitswesen in Illinois zuständig ist. Am Schluß ihrer Unterredung beschließen sie, am Vormittag jenes Tages um 9.00 Uhr das Krankenhaus "Juan Manuel Márquez" zu besuchen und sich den Jungen anzusehen, gemeinsam mit dem Ärzteteam, das ihn betreut, und mit den Eltern. Dort ist dann die Endstation. Sie sind zwei oder drei Stunden dort. Wie lange hat es gedauert? (Man sagt ihm, etwa drei Stunden)
Ich bin mit dem Gouverneur in der Universität. Es ist fast Mittag, als man mir mitteilt: "Sie sind fertig und bereits auf dem Weg hierher." Mit Ungeduld warte ich auf das Ergebnis, zu dem sie gelangt sind. Die Direktorin des Krankenhauses und der Minister für Gesundheitswesen von Illinois brauchten etwas mehr Zeit, um sich durch so viele Leute durchzuschlagen. Schließlich erschienen sie am Eingang der Aula Magna. Wir sprechen mit ihnen, und sie sagen: "Wir haben ihn untersucht. Dieser Junge hat alle Behandlung, die es geben kann, erhalten und sie haben ihm das Leben gerettet. Er erhält eine perfekte Behandlung. Die Reise dieses Jungen macht sich nicht erforderlich." Sie teilen es dem Gouverneur mit. In Ordnung, es ist die Meinung seiner qualifiziertesten Leute. Keine Sorge.
Dann entsteht ein Durcheinander, denn es gab unterschiedliche Anweisungen. Das Ministerium für Gesundheitswesen hatte einen Mann mit dieser Angelegenheit beauftragt. Die einen mußten aus Matanzas geholt und an einen bestimmten Ort gebracht werden. Die Ärzte mußten um 9.00 Uhr vormittags im Krankenhaus sein, und man mußte sich mit den Eltern in Verbindung setzen. Die Abreise des Gouverneurs war für 13.00 Uhr angesetzt und es fehlten noch Visa und irgendwelche anderen Details. Auf dem Flugplatz kommt es zu einer gewissen Auseinandersetzung. Was ist passiert? Nach seinem Vortrag begab sich der Gouverneur vor seiner Abfahrt zum Flughafen zum Mittagessen.
Ich gab eine Pressekonferenz und als ich dort fertig war und in mein Büro gehen will, sagt mir Carlitos: "Auf dem Flughafen gibt es ein Problem, denn sie haben beide Kinder dorthin gebracht." Was ist passiert? Wir mußten es später herausfinden. Der Mann unseres Gesundheitsministeriums hatte Anweisungen, mit beiden Kindern um 12.00 Uhr da zu sein. Er kannte die Meinung der Ärzte nicht. Ihm hatte man gesagt: "Bringen Sie die beiden weg, sie haben um 11.00 Uhr dort zu sein. Er dachte, beide Kinder würden reisen ... Der mit dieser Angelegenheit beauftragte Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums war nämlich weder bei der mitternächtlichen noch bei der Diskussion am Vormittag dabei gewesen; und er sowie der Mitarbeiter der Protokollabteilung bringen die Kinder mit den Eltern zum Flugplatz. Das war etwas nach 11.00 Uhr. Meine Unterredung am Eingang der Aula Magna fand um 12.00 Uhr oder etwas danach statt, denn dort hatte es mehrere Reden gegeben, nicht nur die des Gouverneurs und die des Rektors und die des Professors, der die Glocke tönen läßt. Ihr wißt, wie das dort alles abläuft. Es gab einige Grußbotschaften, wir verabschiedeten einige der Leute und warteten auf das Erscheinen der Ärzte.
Er wartete ungeduldig darauf, weggehen zu können, und ich sage zu ihm: "Lassen Sie uns auf die Ärzte warten." Die Ärzte kamen. Es war nach 12.00 Uhr. Ich gehe zu meiner Pressekonferenz, er zu seinem Mittagessen. Man nahm an, die Abreise erfolge um 13.00 Uhr und ich sage: "Es wird nicht um 13.00 Uhr losgehen."
Zu den auf der anderen Seite schon ungeduldigen Journalisten sagte ich: "Werdet nicht ungeduldig." Auf einer dort improvisierten Pressekonferenz, auf der kaum etwas zu hören war, sagte ich ihnen: "Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe dem Gouverneur und den anderen bereits gesagt, daß sie nicht ohne Sie abfliegen dürfen." Also sie waren dort, und ich habe sie noch am Bus verabschiedet. Und in diesem Augenblick wird mir mitgeteilt, daß es auf dem Flughafen ein Problem gibt, daß beide Kinder dorthin gebracht wurden und daß die Leiterin der Interessenvertretung sehr zornig ist und reklamiert: "Wie hat man diese Kinder ohne ein Visum dorthin gebracht!" Ich weiß nicht, was jener Mann unternehmen wollte, der die Aufgabe hatte, die Kinder und die Familien abzuholen und sie zu der bestimmten Zeit zum Flughafen zu bringen, was ja seine Anweisungen waren und doch noch keine Entscheidung der Ärzte vorlag. Es war schon richtig so, denn wurde die Entscheidung getroffen, dann konnte man sie nicht zwei Stunden später zu Hause abholen und der Gouverneur hätte nicht um 13.00 Uhr, sondern erst zu einem viel späteren Zeitpunkt abreisen können. Aus all diesen Gründen erfolgte die Abreise des Gouverneurs letztendlich erst nach 14.00 Uhr oder noch später.
Die Leiterin der SINA war recht ärgerlich und bedeutete, es sei eine Ungeheuerlichkeit, sie ohne Visa mitgenommen zu haben. Der Gouverneur hatte die SINA um dringende Erledigung gebeten, und man nahm an, das Problem sei gelöst. Als mir all dies mitgeteilt wird, ist es mir des Gouverneurs wegen peinlich und ich frage: "Wo ist der Gouverneur im Augenblick? Sagt ihm Bescheid. Ruft Remírez über das Mobiltelefon an und laßt ihm ausrichten, was geschehen ist; daß diese Leute auf dem Flughafen sind und abreisen wollen."
Da die Information an den Gouverneur für die endgültige Entscheidung seinerseits noch ausstand, hatten die US-amerikanischen Ärzte den Verwandten des Jungen von Marianao ihr Kriterium mitgeteilt, sagten jedoch, daß sie keine Entscheidung vornehmen können, daß eine endgültige Entscheidung erst getroffen werden kann, wenn sie mit dem Gouverneur gesprochen haben. Sie sprachen mit ihm, als er die Aula Magna verließ. Auf der Fahrt des Gouverneurs zum Flugplatz fährt Barrios - ein Leiter der Abteilung Außenbeziehungen, dessen Ressort die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten sind und der den Gouverneur die ganze Zeit über begleitet hat, ein sehr gewissenhafter Mitarbeiter - in einem Wagen voraus und ich gebe ihm einige Anweisungen. Er ist schnell da.
Als er kommt, sagt er: "Hier auf dem Flughafen hat sich ein Problem ergeben." Ich frage: "Ist der Gouverneur gekommen?" Er: "Nein, der Gouverneur fährt eben ab." Ich sage: "Sieh zu, daß Du das dort klärst, alle Probleme erläuterst. Erwarte sie dort."
Worin bestand unsere Besorgnis? Daß der Gouverneur befremdet war. Er sagt: "Wie konnten sie die Auswanderungsbehörde passieren und alles andere? Denn die Leiterin der SINA war wütend. Ja, sie hatten die Auswanderungsbehörde und alles andere passiert; denn man wußte nicht, welche Entscheidung der Gouverneur getroffen hatte, und nun waren sie dort.
Es gab noch einen anderen Zwischenfall. Wir werden uns später dazu äußern.
Wie ich schon sagte, war es mir dem Gouverneur gegenüber peinlich. Wir hatten uns ganz strikt an die Vereinbarungen gehalten, und nun war ich besorgt, er könne auch nur für einen Moment denken, daß man zwar um 12.15 Uhr die Abreise eines Kindes vereinbart hatte und ihm nun doch beide Jungen gebracht worden sind. Ich wende mich an Barrios: "Erkläre ihm, wie alles gekommen ist, und er soll entscheiden, ganz gleich wie, in dem einen oder dem anderen Sinne." Er brachte seine Meinung zum Ausdruck und äußerte, daß es gemäß den Kriterien seiner Spezialisten für jenen Jungen nicht notwendig sei zu reisen und daß sie ihn, sollte irgendwie das Krankenhaus vonnöten sein, aufnehmen werden. So ist alles gewesen.
Gut und schön, die Eltern kehren nach Hause zurück und am nächsten Tag, den 29. (Oktober), erscheinen sie bei der Ausreisebehörde und beantragen die Ausreise. Ich sage: "Was ist denn nun passiert? Noch einmal? Zuerst wollen sie weg, dann wieder nicht. Die Ärzte geben das Ergebnis ihrer Untersuchung bekannt, und sie wollen nicht mehr weg. Sie kehren ruhig nach Hause zurück und am nächsten Tag kommt die Nachricht von der Ausreisebehörde: Beantragung der Ausreise. Ich frage: "Was ist geschehen?" Sie sagen: "Aus Miami haben sie angerufen; sie werden ein Krankenhaus am Ort X besorgen. Der Junge soll kommen." Die SINA hatte die Visa sofort ausgestellt.
Nun mußten sie also Formulare ausfüllen, die Anforderungen der Behörde für eine Ausreise. Wir wollten nun noch einiges mehr, einige zusätzliche Information und die Absicherung, daß es jenes Krankenhaus wirklich gibt, denn es kommt uns eine
weitere ernste Besorgnis auf: Spielte dieser Herr Díaz-Balart mit dem Kind und der Tragödie der Eltern?
Ich bin der absoluten Überzeugung, daß die Ausreise ein Nachteil für das Kind ist, daß es nirgendwo die jahrelange Behandlung erhalten kann, die ihm hier gewährleistet ist, denn die Kosten gehen in die Millionen Dollar. Und das Leben des Jungen ist gerettet, und es liegt ein Versprechen des Gouverneurs von Illinois vor, daß man ihn in Illinois aufnehmen wird, sollte dieses eines Tages erforderlich sein.
Welches Schicksal erwartet dieses Kind, dem die kubanischen Spezialisten und Medikamente das Leben gerettet haben? Was hätten diese Operationen und die gesamte Behandlung während mehr als vier Monaten gekostet, wenn sie sagen, daß der andere Fall 700 000 Dollar kostet? Man muß mindestens mit dem Fünffachen rechnen. Es sind Jahre der Behandlung bis zu dem Tag, an dem er zur Schule gehen oder etwas erlernen kann. Das ist die Hoffnung, die die Ärzte haben. Und es ist eine Besserung eingetreten. Es gibt Beweise dafür. Die US-amerikanischen Ärzte haben es bestätigt. Das ist die augenblickliche Situation. Ich wollte alles im Detail erklären, denn das Problem ist ernst.
Wir verlangen Garantien; wir verlangen Garantien dafür, daß er, wünschen die Eltern seine Ausreise, in einem Krankenhaus bester Qualität betreut wird, das - mit einem Wort - natürlich kein Krankenhaus von Miami sein kann, denn das ganze ist für alle Welt eine Kränkung, eine Beleidigung, ein Trick gewesen; mit einem Wort, ein Verbrechen politischer Machenschaften.
Das war nämlich das Problem. Man hat sie unter Druck gesetzt. Am nächsten Tag gleich wieder, die von drüben, von Miami, und um ihn nach Miami zu bringen. Eine Show und noch einmal Show.
Wenn wir jetzt unter diesen Umständen die Ausreise des Jungen genehmigen, verlangen wir die Garantie von der Regierung der Vereinigten Staaten und nicht von einem miserablen Mafioso; die Garantie, daß dieser Junge in das beste Krankenhaus der Vereinigten Staaten gebracht wird, und sofort erhält die Mutter von uns die Genehmigung, den Jungen zu begleiten; sofort, es kann schon übermorgen sein, doch es muß entschieden werden und das gewährleistet sein, was dem Jungen hier gewährleistet wird.
Jetzt muß es die Regierung der Vereinigten Staaten sein, die sich dazu äußert, und je eher desto besser, welches dort in den Vereinigten Staaten das beste Krankenhaus für die Betreuung dieses Kindes ist, dem die kubanischen Ärzte das Leben gerettet haben. Es ist fast schon eine Beleidigung für das Krankenhaus, das die Kinder behandelte, für die Anstrengungen aller, die von einer hervorragenden Fachkraft eines der besten Krankenhäuser der Vereinigten Staaten, das dieses von Chicago ist, anerkannt wurden. Doch jetzt können wir vom Gouverneur von Illinois nicht verlangen, den Jungen mitzunehmen. Jetzt muß es schon die Regierung der Vereinigten Staaten sein.
Wir haben auf diese Angelegenheit viele Stunden verwandt; verlorene Zeit, daß sich jetzt jemand in den Vereinigten Staaten die Mühe macht, dieser Anforderung nachzukommen und sich sofort auf den Weg macht, wenn die Gewähr für eine optimale Betreuung gegeben ist. Und das wird nicht Gegenstand billigen politischen Ränkeschmiedens sein, wie es dieser Fakt ist.
Das ist unsere Einstellung dazu, und ich sage sie hier rundheraus. Ich glaube, dazu ist nichts mehr zu sagen. Ich meine zum Fall der beiden Kinder.
Also gehen wir zu einem anderen Thema über.
Ich kam nicht umhin, dies alles zu erklären, denn Sie werden verstehen, daß es sich hier um etwas Ernstes handelt.
Marina Menéndez: Sie sagten in ihrer Einführung, daß einer der Gründe für diesen Moment der Hysterie gegen Kuba in den USA neben dem Besuch des Gouverneurs Ryan die zeitliche Nähe zum Iberoamerikanischen Gipfeltreffen war und sie sprachen vom Scheitern der Versuche, den Gipfel zu sabotieren. Könnten sie bitte etwas mehr über diesen Aspekt ausführen.
Fidel Castro: Korrekt.
Ich habe hier Materialien, die davon sprechen, das Gipfeltreffen zu sabotieren, dort bei der Mafia brüten sie allerlei Dinge aus. Es sind eine Reihe von Daten, die ich hier habe, ich werde sie nicht vorlesen, das ist nicht notwendig, verstehen Sie? Die Versuche, das Gipfeltreffen zu sabotieren, begannen schon vor Monaten, seit Juli, ja, sogar schon sehr viel früher.
Ich werde also hier etwas vorlesen. Du beziehst dich auf das Gipfeltreffen und nicht auf die Sabotage der Beziehungen, denn das sind zwei verschiedene Themen.
Journalist: Nein, nein, ich beziehe mich auf das Iberoamerikanische Gipfeltreffen.
Fidel Castro: Das war die Funktion dieser Interessenvertretung. Ich ziehe vor, einige Vorläufer zu erwähnen, und ich werde bis zu den Anfängen zurückgehen und es dir vorlesen.
Hier gab es einmal einen Herrn namens Kozak, der der Leiter der Interessenvertretung war. Gleichfalls gab es einen Herrn des State Departments namens Hamilton, der den Posten des Unterstaatssekretärs für Interamerikanische Angelegenheiten innehatte und ein äußerst vernünftiger und anständiger Mann war. Ich kann das sagen, da zum Beispiel während seiner Anwesenheit dort verschiedene Probleme bezüglich des Kosovo-Kriegs aufkamen und Informationen übersandt wurden über den Marinestützpunkt Guantánamo und die Frage der Aufnahme von Kosovo-Flüchtlingen. Es gab Gespräche über diese Themen und ich befaßte mich persönlich damit, als diese Punkte analysiert wurden, denn es handelte sich um eine sehr ernsthafte Situation. Es ist nicht so, daß sie uns konsultierten, sondern sie besaßen zum ersten Mal die Freundlichkeit, uns vorher über diese Entscheidungen zu informieren. Unsere Position über diese Frage ist ja bekannt.
Es gab die Ereignisse rund um das berühmte Baseballspiel von Baltimore und es kam zu einem gewaltigen Aufruhr, da bestimmte Leute mit allen Mitteln das Spiel dort in den Vereinigten Staaten vereiteln wollten. Das zu besprechende Thema drehte sich also um die Tatsache, daß die Visa nicht auftauchten, verspätet und dann nur teilweise ausgestellt wurden, und zwar nicht alle, die wir beantragt hatten. Anläßlich des Spiels der Baltimore Orioles hier in Havanna gewährten wir ihnen alle Visa, die sie beantragten, und es gab Flugzeuge, die zwei Stunden vor ihrem Abflug die Einflugerlaubnis und die Gewährung von Visa erbaten, worauf wir ihnen sagten: Kommen Sie. Wir kamen ihnen in allem entgegen. Und es kamen viele Leute aus den Vereinigten Staaten.
Es war vereinbart, daß unsere Sportler in kubanischen Flugzeugen reisen sollten, genauso wie sie in einem US-Flugzeug kamen. Wir wollten in dem Flugzeug alle die schicken, die hineinpaßten. Daraufhin erläutern sie ihre Besorgnis, daß das Flugzeug Gefahr laufen würde, beschlagnahmt zu werden. Sie sagen uns: "Es ist fast sicher, daß sie es beschlagnahmen", und zwar aufgrund der selben Geschichte, wegen der sie dort die Geldmittel des Telefonunternehmens ETECSA beschlagnahmten. Gut, sie waren wirklich besorgt. Das bedeutet, daß es uns sehr schwer fiel, auf jene Vereinbarung und jenes Recht, unsere Sportler in unserem Flugzeug zu transportieren, zu verzichten. Wir nahmen dort eine Position ein und erläuterten, daß es nicht korrekt sei, mit einer anderen Fluglinie zu reisen.
Dieser Mann, Hamilton, antwortete und erklärte auf recht vernünftige Weise die Frage der Risiken. Man sah, daß er nicht die Absicht hatte, Hindernisse in den Weg zu legen. Sie waren also wirklich besorgt und es war fast sicher, daß sie das Flugzeug dort beschlagnahmen würden. Ich dachte: Wenn wir darauf bestehen, daß das Flugzeug auf alle Fälle startet, kommt es nicht zu dem Spiel und die ganze Anstrengung der Leute dort in Baltimore und anderer mit dem Sport in den USA in Verbindung stehender Personen wäre umsonst. Alles würde aussehen, als ob wir es aus purer Laune tun würden. Und angesichts der Tatsache, daß sie unfähig waren, die Beschlagnahme des Flugzeuges zu verhindern, würde es so aussehen, daß wir es seien, die in Wirklichkeit dort ein großes Spektakel veranstalten wollten, denn man hätte dort ein großes Spektakel veranstalten können, wenn sie dem ganzen Team, den 250 das Team begleitenden Bürgern und den Technikern das Flugzeug beschlagnahmt hätten. Es waren 300 Delegationsteilnehmer, da wir angesichts der Notwendigkeit, ein anderes Flugzeug zu mieten, das ein Fassungsvermögen von 300 Passagieren hatte, die Teilnehmerzahl der Delegation erhöhten, und zwar Tage zuvor mit genügender Zeit zur Gewährung der Visa.
Ah, aber sie begannen damit, zu belästigen und die Visa kamen nicht. Kozak belästigte bis zum gehr nicht mehr und er hatte Leute dort, die ihm dabei behilflich waren. Danach erfuhren wir, daß alle Visa in Kuba waren und doch geschah nichts. Es handelte sich um den Versuch, einen Teil derjenigen, die fahren sollten, aus der Liste zu streichen, ihre Zahl auf 200 zu begrenzen, und die 300 hatten bereits ihre Reisepässe und waren in Havanna. Ah, sie verfuhren selektiv! Wer sollte nicht fahren? Ordaz sollte nicht fahren. Sie benachrichtigen uns darüber, daß das Visum..., daß er nicht fahren könne. Als ich sehe, daß es sich um Ordaz handelte, erinnerte ich mich sofort an die gegen Ordaz gerichteten ekelhaften Verleumdungen, gegen einen Mann, der im vergangenen Jahr nach Washington flog, um dort den Preis der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation entgegenzunehmen. Ah, ich erinnere mich, da das exilkubanische Gewürm, diese abstoßenden Subjekte, die Verleumdung erfanden - die sich schon nicht mehr auf Vietnam bezog -, daß dieses Krankenhaus, das er seit vielen Jahren leitet und von dem man wirklich sagen kann, daß es eines der besten der Welt ist, welches einen international anerkannten kolossalen Erfolg gehabt hat, eine Einrichtung sei, in dem politische Gefangene, die "Gewissensgefangenen", gefoltert würden, all diese Dinge, und daß es in diesem Krankenhaus eine Abteilung für Folterungen gäbe.
Ich traf mich also am Nachmittag, kurz vor dem Abflug, mit den 300 Personen, die reisen sollten, einschließlich des gesamten Teams, und sagte ihnen folgendes: "Wenn sie auch nur gegen einen einzigen von denjenigen, die hier sind und die wir hier kennen, einen Einwand vorbringen, gegen Genossen, die keine Verbrechen begangen haben und nicht vorbestraft sind, dann fährt keiner." Das Treffen fand dort statt, wo das Gerichtsverfahren wegen der Klage stattfand, in jenem Saal, und die Leute begannen zu applaudieren und alle reagierten einmütig, indem sie die Entscheidung unterstützten: Wenn einem verwehrt wird, zu fahren, dann fährt keiner.
Wir hatten den US-Amerikanern bereits mitgeteilt, daß wir nicht fahren würden, wenn das Problem nicht gelöst würde. Wir änderten sogar die Abflugzeit, denn die Spieler sollten dort am Nachmittag trainieren und vielleicht würden sie uns bis zum Mittag belästigen, so daß wir ihnen sagten: "Trainiert morgens, um dann bis nachmittags zu warten."
Ah, selbstverständlich wurden alle dort in den USA benachrichtigt, nämlich die Baltimore Orioles, alle, die an dem Spiel interessiert waren, eine Reihe von hochrangigen Persönlichkeiten und Behörden jenes Landes, Befürworter des sportlichen Zusammentreffens, die sich in Bewegung setzten und Betreibungen in die Wege leiteten, und sogar der Präsident. Das Treffen, von dem ich sprach, war praktisch noch nicht beendet, als die Nachricht kommt, die die Lösung des Problems ankündigt. Denn wir überlegten uns das Ganze gut und schickten eine gut durchdachte Antwort, als wir ihnen bezüglich des Problems mit dem Flugzeug mitteilten: Schauen Sie, in diesem Punkt sind wir bereit, nachzugeben, ja, wegen diesem und jenem, aber in bezug auf die Visagewährung geben wir nicht nach. Wir haben auf jenes Recht verzichtet, aber auf dieses verzichten wir nicht, weil dies ungerecht und willkürlich ist. Wir erteilten ihnen die Visa so viel Zeit vorher und sogar zwei Stunden vor dem Abflug, wie ich bereits erwähnte. Und jetzt sagen sie in der Interessenvertretung, daß es nicht möglich sei. Nachdem sie bereits Ja gesagt hatten, sagten sie jetzt Nein.
In Wirklichkeit sagten sie uns nicht Nein. Sie erklärten, daß 100 Personen nicht fahren würden. Und wen strichen sie neben Ordaz noch aus der Liste? Ah, die Bauern, die Leute von den Massenorganisationen, die Studenten, das waren die, die sie strichen. Und wir sagten: "Wenn die nicht fahren, wird es kein Spiel geben."
Den Trouble hatten sie sich mit denen dort eingebrockt, die in den USA sehr viel Geld ausgegeben hatten, denn man hatte bereits für fast 1 Million Dollar Eintrittskarten verkauft und wegen einer so absurden und dummen Sache war das ganze Vorhaben nahe am Scheitern. Wir hätten in dem Fall vorgezogen, das Spiel nicht stattfinden zu lassen.
Bei Beendigung des Treffens war bereits die Nachricht aus Washington eingetroffen, in der Remírez uns mitteilte, daß alle Visaanträge ohne Ausnahme genehmigt wurden. Das waren die Umstände der Reise in die Vereinigten Staaten.
Aber gut, das ist die gegen uns verwendete Taktik: Eine Methode der Anfeindung und sogar Belästigung. Das ist der Stand, in dem die Schwierigkeiten auftreten, um irgendein Problem zu lösen, und das war die Aufgabe, der sich die Leute von der Interessenvertretung widmeten. Sie hatten diesen ganzen Krieg bis zu dem Zeitpunkt geführt, an dem die Sportler abflogen und später zurückkehrten, und zwar alle außer Betancourt, ein Ex-Sportler, der in den USA blieb, ein linkshändiger Pitcher - ich werde nichts Schlechtes über ihn sagen -, der hier wie viele andere Fans mit uns zusammen das Training verfolgte. Er blieb, doch ich werde nichts darüber sagen. Er hatte nicht geplant zu bleiben, die Idee kam ihm dort.
Am 16. Juli 1999 wurde ein Cocktail in der Residenz des damaligen Leiters der Interessenvertretung der USA (SINA), Michael Kozak gegeben, zu dem 6 Anführer und 33 Mitglieder der konterrevolutionären Organisationen teilnahmen, unter ihnen Mitglieder der sogenannten "unabhängigen Presse". Die Einladungen wurden vom Presse- und Kulturbüro der erwähnten Institution auf Antrag des Leiters der SINA ausgestellt. Der Anlaß dieser Aktivität war die Verabschiedung von Michael Kozak, bei der dieser vor seiner Abreise eine flammende Rede halten sollte. Es ging also darum, sie dort zu empfangen, da diese Konterrevolutionäre nicht an dem von der SINA organisierten Empfang anläßlich des 4. Juli teilnehmen konnten. Er organisierte am 2. Juli einen Empfang für die US-amerikanischen Staatsbürger und dann kurz vor seiner Abreise eine exklusive Veranstaltung für die Konterrevolutionäre. Was für eine Rede hielt er?
Text der am 16. Juli 1999 gehaltenen Rede. Ich werde auch hier die wichtigsten Abschnitte vorlesen:
"Willkommen zu unserer Feier anläßlich des 4. Juli. Ich möchte Ihnen gegenüber die Anmerkungen machen, die ich gegenüber den US-Staatsbürgern während unserer Feier am 2. Juli vortrug. Ich erachte es als wichtig, daß sie wissen, worin unserer Ansicht nach unsere Mission in Ihrem Land besteht. Einige Kollegen und ich verlassen Kuba in Kürze. In diesem Kontext müssen Sie diese Ansprache verstehen:
Dies ist nicht nur der letzte 4. Juli des 20. Jahrhunderts, sondern möglicherweise auch der letzte 4. Juli, den einige von uns in Kuba verbringen werden - zumindest unter der momentanen Regierung.
Unsere hier verbleibenden Kollegen fahren mit ihrer Anstrengung fort, um das kubanische Volk dabei zu unterstützen, einen friedlichen Übergang zur Demokratie in die Wege zu leiten. Das bleibt weiterhin der Kern unserer Mission. Doch jetzt, da wir die Zügel an ein neues Team übergeben, ist es von Nutzen, über unsere Ziele nachzudenken.
(...)
Wir wollen Demokratie in Kuba, damit unsere Konsuln nicht unter der Prämisse arbeiten müssen, daß der größte Teil der Kubaner bei gesundem Verstand nichts besseres erstrebt als die Flucht aus dem eigenen Land.
Wir wollen Demokratie in Kuba, weil wir unsere Küstenwächter nicht dabei sehen wollen, wie sie Wasserschläuche und Tränengas gegen Personen einsetzen, deren einziges Verbrechen darin besteht, zu versuchen, für sich selbst ein besseres Leben in Freiheit aufzubauen.
Wir wollen Demokratie in Kuba, weil wir keine chaotische Situation hier sehen möchten" - diejenige, die sie selbst provozieren wollen -, "die uns mit einer Reihe von sozialen und militärischen Alternativen konfrontieren würde.
Wir wollen Demokratie in Kuba, weil dieses Volk schlicht und einfach bereits genug gelitten hat.
(...)
Es ist Sache der Kubaner, ihre eigene Situation zu regeln. Doch genauso wie unsere Vorfahren Unterstützung aus dem Ausland benötigten, als sie um das demokratische Recht kämpften, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, so braucht das kubanische Volk unsere Hilfe und die Hilfe anderer, um dieses grundlegende Recht wiederzuerlangen.
(...)
So lassen sie uns bei der Feier anläßlich der Ankunft der Demokratie in unserem Land erneut darangehen, unseren kubanischen Kollegen dabei zu helfen, ihre Demokratie wiederzugewinnen.
Obwohl dies meine letzte Feier zum 4. Juli vor der Beendigung meiner Mission in Kuba ist, kann ich Ihnen hier am heutigen Abend versichern, daß diejenigen, die mir nachfolgen, ihre Anstrengungen für die Respektierung der grundlegenden Menschenrechte in diesem schönen Land fortsetzen werden.
Vielen Dank."
Das ist die Ansprache.
Gut, ich habe euch die Rede des Feldmarschalls Michael Kozak an seine Truppen im Moment des Abschieds vorgelesen, in der er seinen Untergebenen versicherte, daß alles gleich bleiben würde und daß seine Nachfolger das gleiche machen würden. Und das ist genau das, was geschieht.
Also, wer war bei diesem Cocktail anwesend? Gut, es gab da einen gewissen Cocktail: Konterrevolutionäre Anführer - ich werde die Namen nennen: Elizardo Sánchez Santacruz Pacheco, Odilia Collazo, Lázaro Cuesta Morúa, Mario Julio Viera, Lázaro Cabrera, Gustavo Arcos Bergnes, und außerdem Néstor Baguer, Raúl Rivero, Marvin Herández, Ricardo González, Tania Quintero, Juan A. Sánchez, Jorge Olivera, Lázaro Rodríguez, María del Carmen Carro, Jesús Zúñiga, Manuel David Orrio, Oswaldo de Céspedes, Aurora del Busto, Luís García, Manuel Vázquez Portal, Armando Añel Guerrero, Claudia Vásquez, María de los Angeles González, Gilberto Figueredo, Manuel Brito, Mercedes Moreno, Omar Rodríguez Saludes, Mario Julio Viera, Carmelo Díaz, Pedro Pablo Ramos, Ramón Alberto Cruz, Adolfo Férnandez,, Juan Carlos González de Avila, begleitet von Maritza Calderón, Gustavo Rafael Rodríguez, Edel García, - aus Caibarién -, Ramón Humberto Colás, Berta Mexidor und Santiago Santana - aus Santiago de Cuba. Das bedeutet, daß er bei der Einladung seine bevorzugten Leute zusammenrief.
Außerdem wurden 16 Presseagenturen eingeladen: CNN, AP, AP-TN, ABC, NBC, El Clarín, AFP, BBC, REUTERS, NOTIMEX, ANSA, EFE, El País, Financial Times, Proceso, TVE. Sie luden sie ein, ich beschuldige niemanden. Aber man kennt doch gut die Taktiken und die Kombinationen, denn das impliziert für die Korrespondenten fast eine gewisse beleidigende Art. Ich sage nicht, in aller Offenheit, daß einige wenige es nicht mit großem Vergnügen gemacht hätten, wobei ich niemanden beim Namen nennen will. Einige dieser wenigen, die eng mit der SINA zusammenarbeiten, sind sogar schon nicht mehr in Kuba. Ein wenig später werden wir sehen, wie die Shows organisiert wurden.
(Vertreter der drei Nachrichtenagenturen ANSA, REUTERS und NOTIMEX gaben an, daß sie nicht bei diesem Treffen anwesend waren, und es kann sogar andere geben, die ebenfalls nicht zugegen waren. Es handelt sich hier um die Liste der eingeladenen Nachrichtenagenturen. Er werden keine Namen von Reportern genannt. Man wollte niemandem Schaden zufügen oder ihn beschuldigen.)
Das geschah bei der Verabschiedung seiner Truppen samt Anführern, auch wenn von letzteren nicht alle anwesend waren. Ich glaube, daß die Anführer auch an anderen Orten auftauchen. Das ist kein Problem, sie verteilen ziemlich viele Süßigkeiten, der Kontakt mit ihnen ist konstant.
Ihr werdet einige Dinge sehen, bei denen man sogar in Lachen ausbrechen möchte.
Gut, ich spreche vom 16. Juli.
Jener Mann, den wir kennengelernt hatten - ich erzählte, daß es dort im State Department einen Mann gab, der wenigstens nachdachte und uns zumindest überzeugte, daß die Gefahr einer Beschlagnahmung des Flugzeuges reell war -, erläuterte die Dinge mit Respekt und mit ein wenig diplomatischem Talent, weshalb man einige Probleme lösen konnte. Ja, das angesprochene Problem fand eine Lösung, auch wenn die Angelegenheit mit der USA-Reise kompliziert war. Jetzt ist er nicht mehr auf seinem Posten, sie besetzten ihn mit jemand anderem. Es war auch bekannt, wer hierher kam und welche Eigenschaften die Dame haben würde, denn schon zu einem so frühen Zeitpunkt belästigte sie. Sie kam zu Besuch hierher, man kannte sie bereits und einige sagten, daß sie schlimmer sein würde als derjenige, der fortging.
Selbstverständlich gibt es beim Thema Interessenvertretung kein agreement; dieses berühmte agreement wird nicht verwendet, sondern es ist schlicht und einfach das Land, welches den Ständigen Vertreter nominiert. Wenn es ein agreement gegeben hätte, hätten wir ihnen angesichts all der Informationen, über die wir verfügten, gesagt: Schlagen Sie bitte einen anderen oder eine andere vor. Nun gut, vielleicht setzen sie zehn ein und die zehn verhalten sich auf die selbe Weise und haben die gleichen Ideen. Ist gut, also diskutieren wir nicht darüber. Ich denke, daß wir sehr wohl das Recht haben, die Dinge in Ruhe beim Namen zu nennen, und das soll nicht bedeuten, daß wir die Dame zur persona non grata erklären, denn das hieße, Zeit zu verlieren, und man gewinnt nichts damit. Aber es ist sehr wohl gut, daß unser Volk erfährt, worin die Missionen bestehen. Das heißt, daß sie nicht nur hier sind, um Visa zu erteilen, sondern auch darum, um Krieg zu führen und unaufhörlich und offen gegen das Land zu konspirieren, wobei sie dies nicht verschleiern.
Sie mußten also den Leiter der SINA auswechseln, hatten bereits einen anderen Chef des Büros für Kubanische Angelegenheiten als Ersatz für Herrn Ranneberger ernannt und Herr Hamilton hatte seine Mission beendet. Wenn der neue Chef des Büros bereits auf seinem Posten gewesen wäre, hätte man die Probleme von Baltimore nicht lösen können und alles. Sie schlucken es so und es gab noch andere Probleme zu lösen und viele praktische Angelegenheiten zu diskutieren.
Vom 3. bis zum 9. August 1999 besuchte Charles Shapiro, der neue Chef des Kuba-Büros des State Departments, unser Land. Er kommt bereits als Chef des Büros hierher, während Kozak noch in der SINA war, denn er ging nicht sofort. Die neue Leiterin der Interessenvertretung war noch nicht da.
Am 5. August um 15.30 Uhr - er war erst zwei Tage in Kuba - traf sich Shapiro mit einigen Anführern der konterrevolutionären Gruppierungen in der Residenz des Leiters der Interessenvertretung, Michael Kozak, an der außerdem der Sekretär für Presse und Kultur, Lawrence Corwin, der Zweite Sekretär des Büros für politische und wirtschaftliche Angelegenheiten, Víctor Vockerodt, und der Zweite Sekretär und Vizekonsul der besagten Institution, Mark Shaheen, teilnahmen - ich spreche die Namen mit meinem Englischstil aus -.
Die teilnehmenden konterrevolutionären Anführer waren Elizardo Sánchez Santacruz Pacheco - der dort beim Empfang auch zugegen war , Oswaldo Payá Sardiñas, Odilia Collazo Valdés, Jesús Yánez Pelletier, Leonel Morejón Almagro, Lucas Gálvez, Manuel David Orrio und Jesús Zúñiga. Es gibt hierbei einige, die sowohl beim 4. Juli-Empfang als auch bei diesem Treffen anwesend waren, nicht wahr? Acht Anführer, die Gruppe ist ein wenig ausgewählter.
Während des Treffens interessierte sich Shapiro für die folgenden Aspekte:
Aktuelle Situation der Repression und der Verletzung der Menschenrechte in Kuba;
Wirtschaftliche Situation unseres Landes;
Vorteile, die die Durchführung des 9. Iberoamerikanischen Gipfeltreffens für Kuba bringen könnte;
Kriterium der Konterrevolutionäre bezüglich der ausländischen Investitionen, hauptsächlich der US-amerikanischen;
Situation der konterrevolutionären Häftlinge in den Gefängnissen;
Einfluß des subversiven Radios und Fernsehens auf die Bevölkerung;
Funktionsweise der Regelungen zur selbstständigen Arbeit.
Der Beamte des State Departments drängte die Anführer indirekt, ein paralleles Gipfeltreffen zum Iberoamerikanischen Gipfeltreffen zu organisieren, wobei er vorschlug, José Miguel Vivanco, Regionaldirektor für Nord- und Südamerika der Organisation Humans Right Watch, als Vermittler zwischen ihnen und den teilnehmenden Präsidenten einzusetzen. Das war am 5. August.
Später, am 10. August, erschien auf einer Internet-Seite ein Artikel, der von dem "unabhängigen Journalisten" Manuel David Orrio unterzeichnet war, einem Teilnehmer an dem besagten Treffen und auch an dem vorherigen, dem er nicht als Chef beiwohnte, da er seine Berufskategorie trug.
In dem Artikel mit dem Titel "Ein Treffen mit Charles Shapiro" wird ein Bericht über einige der bei dem Treffen behandelten Aspekte verbreitet, und zwar mit Betonung auf den von den Konterrevolutionären getätigten Darlegungen, wobei konkret das unter diesen vorherrschende und vermutlich den US-Amerikanern übermittelte Kriterium bezüglich der Zweckmäßigkeit der Aufhebung der Restriktionen von Geldüberweisungen und Reisen seitens der USA als Form der Einflußnahme auf die Entwicklung unserer Gesellschaft herausgehoben wurde. Mit dieser Position zu den Geldüberweisungen entfernten sie sich von dem traditionellen Standpunkt, der zwei Jahre zuvor von der Mafia in Miami und Vladimiro und seinen Spießgesellen vertreten wurde. Sie setzten nun ihre Hoffnungen in die politischen Auswirkungen solcher Geldüberweisungen inmitten der Spezialperiode.
Bezüglich des parallelen Gipfeltreffens beschränkte sich der Artikel darauf, wörtlich folgendes wiederzugeben: "Einige Dissidenten sahen in der Ausrichtung des Iberoamerikanischen Gipfeltreffens eine Gelegenheit, um die Aufmerksamkeit auf die Situation der Menschenrechte in Kuba zu lenken. In diesem Sinn wurde die Möglichkeit analysiert, ein alternatives Gipfeltreffen zu den Menschenrechten zu veranstalten." Diese Frage war bereits zwischen allen Anführern und dem Leiter der Abteilung für Kubanische Angelegenheiten im State Department besprochen worden.
Also, ich sagte, daß sich Frau Vicky Huddleston bereits früher aus Anlaß eines Besuchs im September 1992, der das Ziel hatte, eine Beseitigung der von US-amerikanischen religiösen Institutionen geleisteten humanitären Hilfe in Form von Medikamenten zu erreichen, in der SINA mit einigen konterrevolutionären Anführern unterhielt, darunter Elizardo Sánchez Santacruz und Gustavo Arcos Bergnes, um deren Position angesichts der Verabschiedung des Torricelli-Gesetzes in Erfahrung zu bringen. Schaut, vor wieviel Jahren das war, vor sieben Jahren! Sie waren damals bereits in diese Abenteuer verstrickt.
Nach ihrer Ankunft in Kuba am 30. September diesen Jahres führt sie einige anfängliche Aktivitäten durch, trifft sich mit den Leuten, unternimmt Nachforschungen und stattet bereits am 4. Oktober dem Leiter der Nordamerika-Abteilung des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten (MINREX), Dagoberto Rodríguez Barrera, einen Höflichkeitsbesuch ab, wobei sie von dem ebenfalls kurz zuvor ernannten Ersten Sekretär für politische und wirtschaftliche Angelegenheiten der SINA, Jeffrey D´Laurentis, begleitet wird.
Während des Treffens besaß die Leiterin der SINA die Dreistigkeit - man kann es so nennen -, sich auf ihren kurze Zeit zurückliegenden Besuch in Miami zu beziehen, wo gemäß ihren Aussagen verschiedene Sektoren der kubanischen Gemeinschaft im Ausland darauf bestehen, daß es auf der Insel Änderungen geben muß - sie kommt hierher und gibt fast Befehle -, und zwar ohne die Präsenz des Comandante en Jefe, was von dem Beamten des MINREX zurückgewiesen wurde.
Gut, sie sagte das und war noch nicht lange hier. Danach machte sie all das, was ich euch erzählte. Und als eine wichtige Angelegenheit gab sie im Anschluß an die große Schlacht im Zusammenhang mit dem Gouverneur in den Morgenstunden des 25. Oktober in ihrer Residenz ein Frühstück zu Ehren des Gouverneurs mit einer Einladung für... Gut, das erwähnte ich ja bereits.
Der Gouverneur kam am 23. Oktober an. Am 25. Oktober - am selben Tag, an dem sie sich mit den Anführern treffen - veranstalten sie ein Meeting mit den konterrevolutionären Anführern Elizardo Sánchez Santacruz - der steckt überall mit drin -, Oswaldo Payá Sardiñas, Vicente Escobar, Gustavo Arcos Bergnes, Odilia Collazo, Jesús Yánez Pelletier, Mercedes Moreno und Manuel David Orrio. Einige Namen wiederholen sich.
Eine weitere seltsame Sache war, daß sie am 28. Oktober 1999 eine Reise zur Überwachung der Behandlung von Bootsflüchtlingen in der Provinz Matanzas unternahm. Ihr wißt, daß die kubanische Seite im Einklang mit den dem Migrationsabkommen nachfolgenden Gesprächen und mit dem Ziel der bestmöglichen Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen Funktionären der SINA etwas gewährte, was nicht Bestandteil der unterzeichneten Vereinbarungen ist, nämlich Möglichkeiten zur Überprüfung der Art und Weise, wie Kuba die entworfene Politik bezüglich der auf die Insel zurückgebrachten illegalen Auswanderer umsetzt. Dieses gutem Willen entspringende und bis zur Schaffung eines Vertrauensklimas vorübergehende Privileg, das der SINA gewährt wurde, diente auch der Kontaktaufnahme und Aktivitäten anderer Art, somit also als Überwachung und gleichzeitig Kaperbrief für Verschwörungen und Kontaktaufnahmen zu anderen Zwecken. Gerade jetzt müssen wir mehr als je zuvor sicher sein, daß es ausschließlich die Überwachung gibt, und wenn Alarcón hier wäre, könnte er eine bessere Erklärung abgeben zu dieser Frage, die nicht Bestandteil der Vereinbarungen ist. Denn es ist bereits zur Genüge bewiesen worden, daß wir die Vereinbarungen einhalten und daß diejenigen Dinge, zu denen wir uns in den Vereinbarungen verpflichten, rigoros eingehalten werden. Und das kann keine ewige Überwachung sein, und zwar vor allem dann, wenn es eine ewige Verschwörung gibt.
Am 28. Oktober führte die Leiterin der SINA also eine Reise zur Überwachung der Behandlung der Bootsflüchtlinge in der Provinz Matanzas durch, in Begleitung von Patricia Murphy und Jaime González. Diese Aktivität hatte zuvor noch kein anderer Leiter der SINA unternommen. Es ist etwas neues.
Am 29. Oktober 1999 wurde Vicky Huddleston von Dagoberto Rodríguez, Leiter der Nordamerika-Abteilung unseres Außenministeriums, einbestellt, um ihr das Unbehagen der kubanischen Behörden angesichts der von ihr während der Verabschiedung des Gouverneurs von Illinois auf dem Flughafen eingenommenen Haltung mitzuteilen. Die Leiterin der SINA erschien zu der Unterredung in Begleitung ihres Stellvertreters John Boardman.
Der Beamte des MINREX erläuterte der Leiterin der SINA, daß ihr unangebrachtes Hereinplatzen in den Saal, in dem der Präsident des Kubanischen Parlaments gerade den Gouverneur verabschiedete - sie platzte auf eine ungebührliche Weise hinein -, von den kubanischen Behörden als unangemessen, respektlos, beleidigend und unakzeptabel angesehen wurde, und zwar nicht nur gegenüber dem Genossen Ricardo Alarcón de Quesada, sondern auch gegenüber allen kubanischen Behörden. Sie drang dort gewaltsam ein, indem sie andere Personen wegschob.
Ihr wurde erläutert, daß es protokollarische Regeln gibt, die für alle diplomatischen Missionen gleichermaßen gelten und von diesen auch immer respektiert wurden, einschließlich von der SINA selbst im Fall der vorhergehenden Leiter. Ebenso wurde ihr mitgeteilt, daß wir nicht bereit sind, eine Wiederholung eines solchen Benehmens zu erlauben, wobei ihr geraten wurde, zur fachspezifischen Beziehung zwischen der SINA und dem MINREX zurückzukehren. Man gab ihr zu verstehen, daß die Regeln in Kuba von unseren Behörden festgesetzt werden, wie es überall auf der Welt der Fall ist.
Vicky Huddleston versuchte sich zu rechtfertigen, indem sie ausführte, daß der Gouverneur von Illinois sie um ein Gespräch gebeten habe und daß man sie informiert habe, daß Ryan nach seiner Ankunft am Flughafen direkt zur Maschine gehen würde. Sie fügte hinzu, daß man über die Visa für die zwei Kinder sprechen wollte, die mit ihm reisen sollten.
Sie behauptete, daß sie nichts von der Verabschiedung gewußt habe und daß die Genossen Sicherheitsbeamten ihr den Einlaß verwehrt hätten, weswegen sie sich den Weg bis zum Gouverneur erzwang, ohne dabei zu wissen, daß sie dabei auf den Präsidenten des Kubanischen Parlaments treffen würde. Sie erklärte, daß ihr Verhalten korrekt gewesen sei und daß es die Genossen Sicherheitsbeamten gewesen wären, die auf eine unkorrekte Art und Weise gehandelt hätten.
Im Folgenden führte sie aus, daß es keine Zusammenarbeit der kubanischen Behörden mit der SINA während des Besuch des Gouverneurs gegeben hätte und daß sie unser Kriterium, gemäß dem ihr Verhalten unangemessen sei, nicht akzeptiere.
Ebenfalls sagte sie, daß der Gouverneur nicht das eingehalten habe, was er als Ziel seiner Reise angegeben hatte, als er die Erlaubnis der US-Regierung beantragte, denn er habe sich nicht auf die humanitäre Arbeit beschränkt, sondern auch von Geschäften gesprochen.
Sie fügte hinzu, daß im Falle neuerlicher Besuche in der Zukunft, deren Möglichkeit sie in Zweifel stellte, sichergestellt werden müsse, daß die im Antrag zur Reiseerlaubnis enthaltenen Ziele erfüllt würden. Sie greift den Gouverneur an.
In bezug auf diese Angelegenheit erläuterte ihr der Beamte des kubanischen Außenministeriums, daß wir kein Interesse daran haben, uns in die Entscheidungen der US-Regierung oder in ihre Manöver einzumischen, mit denen das Recht ihrer Bürger, Kuba zu besuchen und sich mit jeder gewünschten Person zu treffen, eingeschränkt wird. Und wenn sie Beschwerden bezüglich der Haltung des Gouverneurs hätten, sollten sie sich an diesen wenden, denn es würde sich um ein Problem zwischen der US-Regierung und einem Bürger jenes Landes handeln, wobei der Leiterin der SINA klargemacht wurde, daß wir der Delegation nicht unsere Interessen aufzwangen, sondern den Besuchern anboten, das zu sehen und zu unternehmen, was sie als Wünsche äußerten.
Bezüglich ihres Kommentars über die Notwendigkeit der Zusammenarbeit bei zukünftigen Besuchen erklärte ihr der MINREX-Beamte, daß eine solche Zusammenarbeit nur dann möglich sein wird, wenn sie ihre Politik ändern und die Absicht haben, daß diese Änderungen zur Verbesserung der Beziehungen beitragen. Doch solange sie ihre momentane Position der Störung und Konditionierung aller Kontakte aufrechterhielten, wäre es töricht, mit einer Politik zusammenzuarbeiten, die den Interessen Kubas entgegenläuft.
Auf sarkastische Weise erklärte Vicky Huddleston, daß sie eine Entschuldigung unserer Seite für die Form, in der wir den Kontakt der SINA mit dem Gouverneur gestört hätten, erwartet habe und stattdessen einen Vortrag über ihr Verhalten bekommen hätte.
Außerdem übergab sie eine Note, in der sie ihre Version des Vorfalls mit den Kindern, die mit dem Gouverneur reisen sollten, und deren Visa, sowie die angebliche ungebührliche Behandlung, die sie auf dem Flughafen von Seiten der kubanischen Beamten erhalten habe, schildert.
Der Genosse Dagoberto Rodríguez wiederholte ihr gegenüber, daß man in Übereinstimmung mit der Tatsache gehandelt habe, daß die Entscheidung der US-Behörden für die Aufnahme der Kinder bestand und daß die Kürze der Zeit zwischen der Ausstellung der Reisepässe und dem Abflug dafür verantwortlich gewesen sein könnte, daß sie ohne Visa auf dem Flughafen erschienen, wobei kein Grund bestand, der SINA Schwierigkeiten zu verursachen, was seiner Ansicht nach bei einem vorhergehenden Gespräch mit der Leiterin der SINA klargeworden war, wenn er auch aufgrund des Beharrens der Diplomatin auf der Angelegenheit bemerkt habe, daß sie die Absicht verfolge, daraus ein größeres Problem zu fabrizieren, während sie gleichzeitig wußte, daß permanent Mörder, Verbrecher und Flugzeugentführer ohne Visa und Reisepässe auf das US-Staatsgebiet gelangten und dort mit offenen Armen empfangen würden. Der Genosse Dagoberto verdient wirklich einen Glückwunsch für die Offenheit, mit der er der Dame antwortete.
Wollt ihr etwas sagen?
Wir haben über das Benehmen gesprochen.
Nidia Díaz: Ja, und davon, wie sie versuchen, mit diesem parallelen Gipfeltreffen Sabotage zu betreiben, und all das, was sie zu machen versuchen.
Fidel Castro: Ich habe hier ein anderes interessantes Schreiben, ich werde versuchen, mich zu beeilen.
Nun gut, jetzt wird dort der Krieg gegen den Gouverneur geführt.
Ich werde etwas vorlesen, das euch interessieren wird, vielleicht spreche ich von der Einmischung. Wie ich euch bereits erzählte, machen sie nichts anderes, als Verschwörungen anzuzetteln und Probleme jeder Art zu schaffen, es ist fast schon eine Tradition.
Ich werde ein weiteres Beispiel dafür anbringen, wie sie dauerhaft an Provokationen arbeiten. Es gibt einen ziemlich provozierenden Herren, der meiner Ansicht nach halbwegs geistig verwirrt ist - ich sage das ganz offen - aufgrund der Dinge, die er macht, der Spektakel, die er inszeniert, und der Streitigkeiten, die er mit seinen eigenen Leuten hat. Das was dieser Mann vielleicht braucht, ist eine psychiatrische Behandlung. Ich sage das nicht, um ihn zu beleidigen, und ich sage das ganz offen. Dieser Herr gehört zu denen, die auf einer Linie mit der SINA arbeiten und selbstverständlich gute Beziehungen zu dieser hat, was die Tatsachen beweisen.
Dieser Herr kam zusammen mit anderen - es handelt sich um ein Individuum, das ständig provoziert -auf die Idee, ein "Fasten" zu organisieren, ein mit breiter Publicity versehenes "Fasten", das sie sogar noch ausweiten wollten und das am 7. Juni 1999 um 10.15 Uhr begann. Sie befanden sich in einem Haus dort in Lawton - das hat mit dem Schildchen zu tun, das jener Provokateur bei dem Baseballspiel in Winnipeg hochhielt und auf dem die Aufschrift 'Lawton' zu lesen war -, bei alldem erkennt ihr selbstverständlich viel Publicity, und wir beobachteten, was der Mann wollte und welche Pläne er hatte. Warum gingen dort einige bestimmte Leute hin? Weil es eine offene Provokation war, um zu sehen, ob wir uns provozieren lassen würden, es war diese Art von kleinen Fallen, die sie aufgestellt hatten, mit einigen anderen mehr, in der Wohnung von Migdalia Rosado Herández in Lawton.
Zwischen 10.15 Uhr und 12.00 Uhr begeben sich einige Korrespondenten der hier akkreditierten ausländischen Presse an den Ort. Ich kritisiere das nicht, wie ich hier in diesem Fall nochmals wiederhole. Sie arbeiten auf diese Weise, wenn eine Information wie die folgende erscheint: "Da gibt es einen dicken Fisch, gewaltig, die Welt wird untergehen. Geht zu jener Wohnung, wir laden Euch ein." Sie waren dort.
Die Presseagentur Notimex bezog sich auf die Durchführung des "Fastens". Angel Pablo Polanco Terrejón von der sogenannten "Kooperative der unabhängigen Journalisten" - ich weiß nicht, ob der in ihrer Liste ist - ist dafür zuständig, die Nachricht über die Durchführung des "Fastens" in den verschiedenen ausländischen Presseagenturen zu verbreiten.
An jenem Abend reichte Elsa Morejón Herández, die Ehefrau von Biscet, den "Fastenden" Milch, Schokolade, Instanterfrischungsgetränke, Früchte und eine Brühe mit 20 Hühnerbrühwürfeln. Das war der Tag, an dem das "Fasten" begann.
Roberto Rodríguez Aragón, Anführer - es ist der 8.6.99, alles war dort bereits koordiniert - der "Patriotischen Junta" in Miami, versicherte, daß sie zusammen mit anderen Mitgliedern dieser Organisation ein vierzigtägiges "Fasten" als Zeichen der Unterstützung für Biscet González beginnen würden.
Das muß wohl ein "Fasten" gewesen sein, ich stelle es mir vor, mit Filetsteak und unzähligen Sachen, denn das fand dort in Miami statt.
Schon begannen also die Besuche von verschiedenen Nachrichtenagenturen und anderen Leuten. Das war am 8. Juni.
An diesem Tag hatten sie keine festen Nahrungsmittel zu sich genommen, aber sehr wohl Rindfleischbrühe, Kakao, Eis, Jogurt und Instant-Erfrischungsgetränke konsumiert. Ebenfalls hatten sie die Absicht, später Orangen und andere Früchte zu essen. Es war der zweite Tag des "Fastens".
9. Juni: In den vergangenen drei Tagen hatten sie Instant-Erfrischungsgetränke, Eis, Kakao, Jogurt, Orangen und Mangos zu sich genommen.
10. Juni: Sie frühstückten Kakao und konsumierten danach alle zwei Stunden abwechselnd Erfrischungsgetränke, Eis und Säfte. Es waren alle zwei Stunden, man kann sogar etwas über den Zeitplan lesen (Lachen).
Die Nachrichtenagenturen, die seit Beginn des "Fastens" darüber berichtet haben, sind diese, diese und diese, und ich werde die Namen nicht nennen. Das hier ist kein Krieg gegen die Nachrichtenagenturen, vielmehr geben wir einige Daten bekannt, die sie vielleicht nicht kennen und wir kennen das komplette Menü seit dem ersten Tag.
Eine Nachrichtenagentur, die ich in diesem Fall nennen werde, da es sich um eine internationale Meldung handelt - es ist die Agentur EFE -, gab bekannt, daß die Kongreßabgeordneten Ileana Ros und Lincoln Díaz-Balart im Plenum des Repräsentantenhauses Erklärungen zur Unterstützung der "Fastenden" abgaben und dieses Parlament drängten, eine Solidaritätsbotschaft mit diesen abzusenden.
11. Juni: Sie frühstückten Kakao und nahmen weiterhin alle zwei Stunden Säfte, Erfrischungsgetränke und Eis zu sich. In diesem Stil geht die Auflistung weiter.
14. Juni: Um 5.00 Uhr frühstückten sie in aller Frühe, um zu verhindern, daß die Presse sie beim Essen sieht. Danach fuhren sie damit fort, alle zwei Stunden Nahrung zu sich zu nehmen. So geht es weiter, es wäre endlos.
16. Juni: Eine befreundete Nachrichtenagentur - nicht unsere Freunde, sondern diejenigen der SINA - kommentierte in bezug auf die von den "Fastenden" am 14. Juni veranstaltete Pressekonferenz, daß "es ein ungewöhnlicher Akt der offenen Herausforderung von seiten der kubanischen Dissidenten war. Sie klagten die Castro-Regierung an, eine totalitäre Diktatur zu sein, verantwortlich für einen geplanten Völkermord an den politischen Gefangenen und interessiert daran, das Land in ein Konzentrationslager für alle Kubaner zu verwandeln." Sie haben die Nachricht verbreitet. So geht es an diesem Tag weiter.
Sie nahmen weiterhin Hühnerbrühe, Milch mit Vitaminzusatz und Joghurt zu sich. Um 21.00 Uhr aßen sie eine Kraftbrühe.
Am nächsten Tag konsumierten sie weiterhin Milch mit Vitaminzusatz, Joghurt, Hühnerbrühe, Erfrischungsgetränke und Saft mit Spirulin-Pulver. Wie ihr wißt, ist Spirulin ein Produkt, daß viele Proteine enthält, etwa 70 %.
18. Juni: Pressekonferenz. Etwa 26 Personen nahmen teil, darunter der Zweite Sekretär und Vizekonsul der SINA, Mark Shaheen.
Etwas von Interesse: Am 27. Juni nahmen sie Kuhmilch mit Vitaminen, Saft und Brühe zu sich.
Eine Person, die mit Horacio Salvador García Cordero, einem Vorstandsmitglied der berühmten Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung (FNCA), in Verbindung steht, übergab 500 Dollar an Elsa Morejón, Ehefrau von Biscet, die für die "Fastenden" bestimmt waren. Das war am 27. Juni. Sie erhielten verschiedene Geschenke, verschiedene Dinge. Es waren unterschiedliche Produkte, die einige mitbrachten, die aus Miami kamen. Darunter war auch das eine oder andere kleine Geldgeschenk.
Am selben Tag übergab Ohalys Víctores Iribarri Herrn Biscet 140 Dollar, die ebenso von einem Mitglied der FNCA geschickt worden waren, nämlich von Alina Garrido. Diese Lieferung beinhaltete auch einige Dosen mit vitaminhaltigem Erfrischungsgetränk.
Es gab Besuche von verschiedenen Anführern, die kamen und gingen, und die Bevölkerung beobachtete das Ganze.
Am 30. Juni geht das Ganze im gleichen Stil weiter, ich werde euch das jetzt nicht Tag für Tag aufzählen, bis zum 17. Juli, an dem das "Fasten" zu Ende ging. Um 5.15 Uhr dieses Tages kam ein Auto und die "Fastenden" schafften ihre Sachen in das Fahrzeug, darunter drei Klappbetten und drei Kopfkissen.
Zu dieser Stunde, um 6.00 Uhr, las Biscet einige Psalmen vor und sagte, daß Migdalia Rosado, Odalys Víctores und Rolando Muñoz Yyobre bereits keine Miglieder der Lawtoner Stiftung für Menschenrechte mehr seien, da sie Disziplinlosigkeiten begangen und Besucher schlecht behandelt hätten; außerdem wolle man mit ihnen in persönlicher Hinsicht nichts mehr zu tun haben. Unmittelbar danach fuhr er im Pkw weg. Lázaro Torres León und Joaquín Rafael Martínez Rodríguez verließen den Ort zu Fuß. Von der ausländischen Presse war niemand anwesend. Sie waren es bereits überdrüssig.
In der Wohnung blieben Migdalia Rosado und Muñoz Yyobre zurück.
Rolando Muñoz Yyobre verläßt das Haus um 6.20 Uhr.
Nun gut. Interessante Angaben, nicht wahr? In Ordnung.
In diesen vierzig Tagen erhielten die "Fastenden" Besuch von 54 Korrespondenten von 21 ausländischen Agenturen - unterschiedliche Korrespondenten; einige kamen mehr als einmal - und von fünf Beamten der Interessenvertretung der Vereinigten Staaten. Diese waren:
Am 8.6.1999, das heißt am Tag nach dem Beginn des Fastens, stattete Thimothy Zúñiga Brown, zu jenem Zeitpunkt Erster Sekretär der SINA, der Wohnung einen Besuch ab.
Am 18.6.1999 nahm Mark Shaheen, Zweiter Sekretär und Vizekonsul der SINA, an der Pressekonferenz teil.
Am 24.6.1999 findet der Besuch des damaligen Leiters der SINA, Michael Kozak, und des Zweiten Sekretärs und Vizekonsuls der SINA, Mark Shaheen, statt.
Am 30.6.1999 besucht Marisela Kramer, zu jenem Zeitpunkt Mitarbeiterin der SINA, den Ort.
Am 15.7.1999, das heißt, schon kurz vor Beendigung dieser Sache, erscheinen Michael Kozak, Leiter der SINA, und Víctor Vockerodt, Zweiter Sekretär der Vetretung für Wirtschafts- und politische Fragen. Das waren die Hauptbesucher. Mehr Namen wollte ich nicht nennen.
Hieran könnt ihr sehen, wieviele Leute der Welt glauben machen wollten - unfreiwillig, denn die Tagesration war ihnen unbekannt -, daß es Leute im Hungerstreik gab. Natürlich seht ihr, wer ihre Besucher waren.
Noch eine kleine interessante Angabe, die tägliche Kalorienaufnahme der "Fastenden": 4 017,18 Kilokalorien. Ich glaube, daß nicht einmal die Gewichtheber so viel verzehren, obwohl sie unermüdlich am Werk waren und ungeheuer schufteten.
Proteine: 262,27 Gramm. Es ist berechnet worden, daß 80 Gramm Proteine mehr als ausreichend sind.
Fett: 111,82 Gramm
Kohlenhydrate: 597,93 Gramm.
Hier nun das Menü mit dem Kaloriengehalt. Hinsichtlich der verzehrten Menge und des Kaloriengehalts jeder einzelnen Speise werde ich hier nicht weiter ins Detail gehen.
Hier haben wir auch die annähernden Werte des von den "Fastenden" aufgenommenen Energiegehalts, die Auflistung der aufgenommenen Nahrung, die Normen dazu, alles liegt vor, die Uhrzeit der Nahrungsaufnahme - wenn Ihr wollt -; das ist dann das letzte, was ich dazu sagen werde:
6.00 Uhr - Kakao
9.00 Uhr - Joghurt
10.00 Uhr - Hühnerbrühe aus Würfeln
12.00 Uhr - Mangosaft
15.00 Uhr - Mangosaft
17.00 Uhr - Instant-Erfrischungsgetränk
17.30 Uhr - Fischbrühe
19.00 Uhr - Mangosaft
20.00 Uhr - Kraftbrühe
23.00 Uhr - Kraftbrühe
Hier liegt auch die Nahrungsaufnahme jedes einzelnen vor.
Ihr Blutdruck war ausgezeichnet: 120 zu 80, 110 zu 70, mehr oder weniger.
Ja, hier habe ich die Angaben für jeden einzelnen. Einer hatte 100 zu 60 und ein weiterer 110 zu 70.
Gesagt werden muß noch, was die Kraftbrühe enthielt. Es war eine Art Eintopf mit Fleischeinlage. Eintopf Nr. 1 und Eintopf Nr. 2. Einer für 20.00 Uhr und der andere für 23.00 Uhr. Der für 20.00 Uhr enthielt Schweinefleisch, Rindfleisch, Huhn und etwas mehr. Der andere war etwas leichter, denn er war für einen späteren Zeitpunkt gedacht. Er enthielt kein Hühnerfleisch, doch alles andere auch.
Die Welt hat sicher die Geschichte der "Fastenden" geglaubt. So war also der Betrug, die Lüge, die Intrige.
Es bleibt nicht mehr viel zu sagen, doch einiges lohnt sich schon.
Also, wir sprachen über die Pläne, nicht wahr? Was den jetzigen Zeitpunkt anbelangt, haben wir in bezug auf das Gipfeltreffen aus zuverlässiger Quelle erfahren, daß Vorstandsmitglieder der Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung versichert haben, jene Organisation sei bereit, Millionen Dollar in einen Plan zu investieren, der darin besteht, die Kräfte der "internen Dissidenten" und der kubanischen Katholischen Kirche zu potenzieren - dabei wird präzisiert, daß sie ihre Arbeit nachdrücklich auf den Erzbischof von Santiago de Cuba, Pedro Meurice Estiu, sowie auf die konterrevolutionären Rädelsführer Oswaldo Payá Sardiñas und Elizardo Sánchez Santacruz Pacheco konzentrieren - mit dem Ziel, sie in einem Block zu vereinen, der in der Lage ist, eine Petition abzufassen oder eine Provokation auszulösen und daß davon die auf dem Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs anwesenden Präsidenten Kenntnis erhalten.
Wir klagen hier weder Maurice noch die katholische Kirche an. Wir prangern lediglich die seit Monaten ausgetüftelten Ideen und Pläne der kubanisch-amerikanischen Terroristenmafia an. Wir haben bereits Bemühungen des Herrn Elizardo bei verschiedenen Botschaften angesichts des Gipfeltreffens feststellen können.
Der Vorsatz besteht darin, alle auf der Gipfelkonferenz anwesenden Präsidenten zu ersuchen und von drüben seitens des State Departments und von hier seitens der SINA, sekundiert von diesen Leuten, unter Druck zu setzen, um bei ihnen das an Ryan praktizierte Rezept anzuwenden: ein Treffen mit diesen "außerordentlichen Patrioten und unübertrefflichen Verfechtern von Demokratie und Menschenrechten".
In diesem Sinne ist es der Mühe wert hervorzuheben, daß sie dabei eine Taktik anwenden - die bereits nicht mehr von der Stiftung, sondern von der US-amerikanischen Regierung stammt -, indem jetzt Belohnungen in Mode gekommen sind, einige davon recht "gepfeffert". Einige davon sind wie die Prämien der Landeslotterie, als es die hier noch gab, das komplette Los, und zwar für ihre Schriften! Natürlich wird darunter kein kubanischer Schriftsteller sein, kein echter Journalist, kein Patriot wie jene, mit denen wir uns gestern trafen, oder jene, die Mittelamerika, Haiti und all diese Regionen bereisen oder irgendwo auf der Welt die kubanischen Ärzte besuchen. Diese erhalten keinerlei Preis weder von der SIP (Interamerikanische Gesellschaft für Pressewesen) noch sonstwem. Diese Preise sind jetzt die neue Methode der Geldaushändigung.
"New York, am 28. September (AFP). Der kubanische Journalist Raúl Rivero, der am Mittwoch von der Columbia-Universität im Rahmen der Verleihung des angesehenen María Moors Cabot-Preises geehrt werden sollte, wird nicht anwesend sein können, da Kuba seinem Ausreiseantrag nicht stattgegeben habe, wurde am Dienstag in New York bekanntgegeben."
Was wollten sie denn? Daß wir Daumen lutschen, ihnen noch Applaus spenden und vielleicht gar das Flugticket bezahlen?
"...Er erhielt von der Universität eine besondere Auszeichnung in Anerkennung seiner 'Reportagen als Freischaffender in einem Klima der Verfolgung, Verhaftungen und Bedrohungen seitens der Regierung", heißt es in einem Kommuniqué.
Der Dekan der Fakultät für Journalistik der Columbia-Universität, Tom Goldstein, brachte seine 'Enttäuschung' angesichts der Ablehnung der New York-Reise Riveros durch die kubanische Regierung zum Ausdruck." Ein Preis, danach Agenturmeldungen, und zwar mehrere, eine starke Verbreitung dieser ganzen Angelegenheit, Lobreden in bezug auf das alles.
Die Regierung Kubas hält annähernd 100 freiberuflich tätige und halbillegal arbeitende Journalisten unter scharfer Beobachtung, und als häufige Repressalie entzieht sie ihnen den Telefonservice, verkündete heute die Interamerikanische Gesellschaft für Pressewesen (SIP) mit Sitz in Miami."
Es erschien also erneut die berühmte SIP auf der Bildfläche, die Organisation der Besitzer, der Arbeitgeber, der Herren der Presseorgane - also erneut -, die mit ihren reaktionären Kampagnen und ihren verdeckten Lügen vom ersten Tag des Sieges der Revolution an so viel zu schaffen gemacht hat; ein gewisser Dubois, der damals der Krösus dieser Institution war. Diese hat ihren Sitz in Miami. Nie hat sie gegen die gegen Kuba verhängte verbrecherische Blockade ihre Stimme erhoben. Nie hat sie auch nur ein einziges der an unseren Völkern begangenen Verbrechen angeklagt.
Am 13. Oktober eine weitere Mitteilung: "Magalys de Armas, die Ehefrau von Vladimiro Roca, der seit zwei Jahren wegen aufrührerischer Umtriebe in Haft ist, reist am morgigen Donnerstag in die Vereinigten Staaten, um einen Preis in Empfang zu nehmen, den die Interamerikanische Gesellschaft für Pressewesen (SIP) ihrem Ehemann verleiht, wurde heute hier mitgeteilt.
Ileana Someillán, Sprecherin der sogenannten 'Gruppe der Vier', äußerte, es werde Chuny Montaner sein, der im Ausland fungierende Vertreter von Martha Beatriz, René Gómez und Félix Bonne, alle drei Gefährten von Roca, der den Preis der SIP im Namen dieser drei Systemgegner in Empfang nimmt.
Sie sagte, dem Programm der Preisverleihung vom 15. - 20. dieses Monats im Rahmen der Tagung der SIP entsprechend, werde der Präsident der Vereinigten Staaten, William Clinton, die Statuetten überreichen in Anerkennung der von den 'sozialen Kämpfern' auf der Insel geleisteten Tätigkeit.
Sie rief ins Gedächtnis, daß vor drei Monaten die Jury der SIP den Preis für 'Redefreiheit' der "Arbeitsgruppe der internen Dissidenten" in Kuba verlieh.
Dieses ist der zweite Preis, den die sogenannte 'Gruppe der Vier' erhält, denn die
Kubanisch-Amerikanische Nationalstiftung verlieh ihr bereits einen im ersten Halbjahr dieses Jahres, den gleichen, den José Angel Izquierdo im Namen dieser Oppositionellen erhielt." Zwei, einer von der Stiftung und ein weiterer von der SIP, wurden verliehen. Es erscheinen also bereits drei Preise auf der Bildfläche. Das alles jetzt im September und im Oktober, sie haben das alles so für den Vorabend der Gipfelkonferenz eingerichtet.
Weiter vorn heißt es:
"Die von der Regierung der Gattin Rocas erteilte Genehmigung für einen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten von mehr als einem Monat betrachtete die Opposition als ein Manöver, sie vor der im kommenden November hier stattfindenden IX. Iberoamerikanischen Gipfelkonferenz aus dem Land zu entfernen." Es war natürlich keine Genehmigung erteilt worden und als sie meinten, die Erlaubnis läge vor, schrieben sie es dem Vorwand zu, sie vor dem Gipfeltreffen aus dem Land zu holen. Hier ist im allgemeinen eine Genehmigung nicht gleich der anderen; und man hat sie ihr bei anderen Gelegenheiten erteilt. Sie bekam sie normalerweise immer. Nun gut, aber diesmal war alles eine großartig organisierte Show mit Statuette und Beiwerk des ehrenwürdigen Herrn Präsidenten der Vereinigten Staaten. Als nun all das klar abzusehen war, wurde der Ausreiseantrag eben abgelehnt. Jawohl, er wurde abgelehnt.
Am 13. Oktober eine weitere Agenturmeldung: "...Die kubanischen Behörden verweigerten Elizardo Sánchez, dem Vorsitzenden der Kubanischen Kommission für Menschenrechte und Nationale Versöhnung die Ausreisegenehmigung für diese Woche nach Prag, wohin ihn der tschechische Präsident Václav Havel eingeladen hatte.
Sánchez wies darauf hin, daß die Ablehnung durch die kubanischen Behörden eine 'willkürliche' Verletzung der Allgemeinen Erklärung über die Menschenrechte darstellt."
Das ist eine Lüge von der Größe des Kapitols! Es war eine Verzögerung in der Angelegenheit eingetreten. Es gab X Probleme zwischendurch. Auch hat man sich beraten. Er war bereits mehrere Male ausgereist. Jetzt will ihn also Herr Vaclav Havel empfangen? Aha, sehr gut. Ja, erteilt ihm die Erlaubnis. Diese Befragung galt mir, jawohl, und ich sagte: Ja, er soll reisen.
Normalerweise verläßt er das Land und kehrt zurück. Auch dieses Mal erhielt er die Erlaubnis. Er mußte an einem Dienstag dort sein. Im Morgengrauen von Samstag zu Sonntag fällt mir fast rein zufällig jenes Papier in die Hände. Es war ja auch nicht gerade die passende Uhrzeit für diese Art Papier. Es war im Morgengrauen des Sonntags. Ich telefonierte mit der Genossin unseres Büros. Sie war zu Hause und ich sage zu ihr: "Sieh mal, jetzt erst stoße ich auf das Papier, und es wird dann so aussehen, als hätte man wohlüberlegt die Erlaubnis verweigert. Sieh einmal nach, was ihr hier tun könnt, wie Ihr die Fragen des Flugtickets, der Flugbuchung und all diese Dinge klären könnt." Und die Genossen, die mich konsultiert hatten - es waren die Genossen des Ministeriums des Innern-, fragte ich, was sie tun konnten, wie sie ihn ausfindig machen konnten, damit alles in fast nur zwei Stunden erledigt wäre. Die Genossen des Ministeriums konnten ein Flugticket für 17.00 Uhr besorgen. Sie bestellten ihn zum Gespräch. Da sagte er: "Nein, jetzt nicht, denn das wird für mich jetzt schon etwas zu spät. Ich ziehe vor, es jetzt zu unterlassen, denn ich habe irgendwelche anderen Sachen zu erledigen." Er hätte am Montag rechtzeitig in Prag zu dem Treffen sein, sprechen, danach das tun, wozu er Lust hatte und zurückkommen können, wann er wollte. Mehrmals schon ist diese berühmte Persönlichkeit so verfahren.
Doch zwei Tage später erscheint eine Agenturmeldung, in der dieser Herr dem Korrespondenten gegenüber vorbrachte, er sei nicht geflogen, da er von der Regierung keine Genehmigung bekommen habe. Da hat er eine faustdicke Lüge ausgesprochen. Er hatte das Flugticket, und er hatte die Genehmigung.
Ich glaube, daß er dieses im letzten Augenblick verfaßte Schreiben mit Beantragung der Ausreise an mich gerichtet hat. Wurde dieses Schreiben nicht an mich gerichtet? Wurde es nicht im Palast abgegeben? Und ich habe es erst drei oder vier Tage später gelesen. Ich weiß nicht; es waren einige Tage vergangen. Es war im Morgengrauen von Samstag auf Sonntag, und ich habe mich um die Lösung des Problems bemüht. Danach äußerte er die haushohe Lüge. So sind sie, diese "Gentlemen".
Hier in der gleichen Agenturmeldung wird wiederholt, daß Rivero keine Erlaubnis erhielt. Es wird erneut auf den Preis Bezug genommen, den die Vier erhalten sollten. Auch wird die Statuette erwähnt. Es gibt eine ganze Menge Agenturmeldungen zu dem Thema.
Wie reden sie über diese Herren? Aha, sie seien "Gewissensgefangene". In jeder dieser Meldungen heißt es "Gewissensgefangene", "Dissidenten"; "Gewissensgefangene", ja, seelenruhig sage ich, sie sind "Gewissensgefangene", und zwar absolut sui generis.
Zu diesem Thema werdet Ihr euch an den Leitartikel der Zeitung Granma erinnern, in dem erklärt wurde, wer die "Dissidenten" und die "Gewissensgefangenen" in Kuba sind. Zum Thema wurde sich umfassend unter Vorbringung sämtlicher Argumente geäußert. Nun wiederholen und wiederholen und wiederholen sie, daß sie "Gewissensgefangene" sind. Es sind ein paar ganz besondere "Gewissensgefangene", die an alle in Kuba investierenden Unternehmer schrieben, ihnen drohten und mitteilten, was ihnen passieren würde. Bereits vorher hatten die Leute der Stiftung und eine Gruppe von Terroristenorganisationen die Orientierung gegeben.
In einem Schreiben vom 10. April 1997, verfaßt in Havanna, unterzeichnet von den Vier und versandt an alle in Kuba investierenden ausländischen Unternehmer, wird diesen mitgeteilt:
"In einer immer kürzer werdenden Frist wird es in unserem Land zu einem Übergang in Richtung Demokratie kommen. Es empfiehlt sich daher, Maßnahmen einzuleiten, anhand derer vermieden wird, daß in jener nahen Zukunft die gegenwärtige Kapitalinvestition als eine Form der Mittäterschaft bei der Verursachung der Mißstände angesehen werden kann, die die leidgeprüfte kubanische Bevölkerung ertragen muß."
Das zweifach blockierte Land in voller Spezialperiode, und diese "Gewissensgefangenen" schreiben unter Anwendung von Drohungen an die Industriellen, damit diese nicht in Kuba investieren, inmitten der doppelten Blockade, damit das Land nicht damit fertig werde. Eine doppelt strafbare Handlung: die Drohung und das Delikt des Verrats. Es ist tatsächlich ein Delikt des Verrats am Volk und am Land.
Hier nun ein weiterer Angriff, und zwar gegen die Geldsendungen der Verwandten, und außerdem die grobe Beleidigung und Erpressung der Empfänger dieser Sendungen. Ebenfalls am 10. April ergeht ein von den Vier unterzeichneter "Aufruf an die Landsleute im Exil", in dem es heißt: "...Unterschwellig laufen Diskussionen, ob es zweckmäßig ist oder nicht, Verwandten und Freunden auf der Insel Unterstützung zukommen zu lassen... Wir möchten auf die Nebenwirkung aufmerksam machen, die diese Geldsendungen hinsichtlich der Tatsache haben können, daß sie viele Stimmen in der Heimat, die nicht mit dem kommunistischen Regime einverstanden sind, zum Schweigen bringen", usw.usw..
Weiter vorn heißt es: "...Wir machen Sie darauf aufmerksam, daß im Falle, daß an die Geldempfänger Aufforderungen ergehen, sich in den friedlichen Kampf für Veränderungen einzureihen, dies zu einer dramatischen Stärkung derer führen würde, die in Kuba bereits diesen Weg eingeschlagen haben.
Träte ein Teil dieser Unterstützungsempfänger aus den sogenannten 'Massenorganisationen' aus, heuchelten sie nicht mehr die Unterstützung des Systems, die sie gar nicht empfinden, blieben sie den von der Regierung einberufenen politischen Veranstaltungen fern und verweigerten ihre Teilnahme an den 'Wahlen nach kommunistischer Art', bei denen nichts gewählt wird - obgleich die Stimmabgabe nicht zwingend ist -, so wäre dieses eine unschätzbare Unterstützung des friedlichen Kampfes, der in unserer Heimat für das Erreichen des Umbruchs ausgefochten wird."
Dann fordern sie: "Die jene Hilfe schickenden Brüder im Exil sind es, denen es zukommt, auf ihre Verwandten und Freunde Einfluß zu nehmen, damit sie diese einfache Realität begreifen und demzufolge handeln."
Sie führen aus, daß sie so und nicht anders vorgehen müssen. Denjenigen, die Geld erhalten, muß alles andere abgefordert werden:
"Suche nach Wegen zur Unterstützung der "Dissidenten" im Land selbst;
Nicht weiter das Spiel der Regierung mitmachen;
Anstreben eines hohen Grades an Wahlenthaltung."
Nun, das ist kein Delikt, nichts von dem.
Am 5. Mai kommt es auf der von der gleichen Gruppe einberufenen Pressekonferenz zu einem Dialog. Die dortigen Äußerungen sind im wesentlichen bekannt: "Eine der ersten Aktivitäten der Einberufung war der Aufruf an die Brüder des Exils, damit diejenigen, die den Kubanern hier Geld senden, diese um Wahlenthaltung bitten, um so die Demokratisierung etwas beschleunigen zu können, das heißt, daß sie sie mit dieser Frage der Geldsendungen unter Druck setzen..." - Druck auf alle Angehörigen drüben. Das ist etwas sehr Humanes und sehr Einfaches. Das sagen einige Herren, die so viel Geld, soviel sie wollen, von den Vereinigten Staaten und der Interessenvertretung erhalten - "... das heißt, daß sie Druck ausüben mit dieser Frage der Geldsendungen; wenn ich Dir Geld schicke, dann geht es Dir besser als den anderen. Du mußt etwas tun, damit es anders wird. Es ist ganz einfach. Du brauchst nur Enthaltung üben, nicht zur Wahl zu gehen."
Das ist noch nicht alles. "Am 3. Juni 1997 kommt der Leiter des Büros für Kubanische Angelegenheiten des State Department, Michael Ranneberger, nach Kuba." - also gibt es zwei Michael hier - "Nachdem er die Erlaubnis für 'Interne Arbeiten in der Interessenvertretung' beantragt hatte, ersuchte er um Kontakte mit leitenden Persönlichkeiten von Partei und Regierung, die ihm bewilligt wurden. Sofort zeigte er ein Verhalten, das sich eigentlich von den inneren Angelegenheiten der Interessenvertretung entfernte, um sich voll den inneren Angelegenheiten Kubas zu widmen. Das führte dazu, daß am 17. Juni 1997 das MINREX einen energischen offiziellen Protest einlegte, wovon wir einige Abschnitte anführen:
"Herr Ranneberger hatte in offen einmischender Weise mehrere Treffen mit Anführern illegaler konterrevolutionärer Gruppen, bei denen er zu subversiven Umtrieben im Land und zur Verletzung der verfaßungsmäßigen Ordnung aufrief. Für diese Zwecke versprach er wirtschaftlichen Beistand sowie materielle und logistische Unterstützung in Höhe von mehr als einer Million US-Dollar und wiegelte auf zu Handlungen des zivilen Ungehorsams, der politischen Enthaltung und der ausländischen Vermittlung bei den Wahlprozessen in Kuba.
... Dem Ministerium wurde ebenfalls bekannt, daß Herr Ranneberger Treffen veranstaltete und Gespräche mit Vertretern von in Kuba etablierten ausländischen Unternehmen führte, wobei er versuchte, diese unter Druck zu setzen und ihnen
die in ihren Kuba-Geschäften anzuwendende Verfahrensweise vorzuschreiben." Hier wirkt er in beiden Richtungen: Subversion und Sabotieren der Investitionen.
Am 9. Juni - Rannebergers Besuch war noch nicht zu Ende - setzt sich Herr Vladimiro Roca mit ihm in Verbindung... Nun, mit einem derartigen Anreiz an Versprechen und all dem, was ihm mitgeteilt wurde - ich werde hier nichts weiter vorlesen -, und nachdem er zwei Stunden mit ihnen zusammen war, den anderen drei sowie anderen Anführern, Oswaldo Payá und Odilia Collazo - ich spreche vom Jahr 1997 -, setzt er sich kurz darauf mit dem Sender Radio Martí in Verbindung, der etwas sehr Schwerwiegendes sendete: seine Unterstützung der Internationalisierung der Blockade gegen Kuba.
Sind das etwa die Gewissensgefangenen? Ist das etwa kein Delikt, kein Verrat, nicht mehr nur zu ersuchen, daß uns die Vereinigten Staaten blockieren, sondern daß die Blockade internationale Ausmaße annimmt? Und in schleimiger Art äußert er gegenüber dem subversiven Rundfunksender der Regierung der Vereinigten Staaten: "Ich kann Dir sagen, es war eine für mich sehr gute Versammlung, denn sie verlief in einer wirklich sehr herzlichen Atmosphäre ... Was mich am meisten beeindruckt hat, war die Art und Weise, wie uns Herr Ranneberger über die Kuba-Politik der Regierung der Vereinigten Staaten sowie über die Bemühungen informierte, die unternommen werden, um mit den Ländern Europas und Amerikas zu einer gemeinsamen Politik zu gelangen, wobei wir ihm unsere Unterstützung zum Ausdruck brachten, denn das Kuba-Problem muß endlich einmal aus der Welt geschafft werden."
Sind das Gewissensgefangene? Man muß schon Schamlosigkeit besitzen, um solche Behauptungen aufzustellen. Und er wird eine Statuette bekommen. Die Freiheitsstatue sollten sie ihnen überreichen! Eine Statuette ist viel zu klein für das Ausmaß des Verrats dieser "Gentlemen", die den Preis der SIP erhalten werden. Ich glaube, der große Preis, die Nummer Eins ist mit sehr viel Geld verbunden. Ja, sie erwähnen ihn an erster Stelle; es ist der große Preis.
Nun gut, es ist aber nicht der einzige: "Der Große Preis für Pressefreiheit für vier sich in Haft befindliche kubanische Dissidenten ", die Herren X, Y und Z, "für ihren Einsatz für die Redefreiheit." Das ist nun schon von der Regierung der Vereinigten Staaten direkt vereinbart.
Eine weiter vereinbarte Aktion: "Die Organisation 'Reporter ohne Grenzen' ersuchte die 22 Staats- und Regierungschefs der Teilnehmerländer am Iberoamerikanischen Gipfeltreffen in Havanna, den kubanischen Präsidenten 'um die Freilassung von vier Journalisten zu bitten', informiert die Organisation diesen Donnerstag in einem der Agentur AFP zugeschickten Kommuniqué in París.
Es hat noch andere Preise gegeben. Einer ist erst vor ganz kurzem verliehen worden, doch will ich jetzt nicht darüber sprechen. Der Preis ist mit einem Geldbetrag von 100 000 Dollar verbunden. Das ist ein Thema für ein anderes Mal, nicht für jetzt.
Ich sprach bereits über die Besuche und das geschäftige Hin und Her der SINA in den letzten Tagen. Elizardo lief auf ihre Anweisung hin zu den Botschaften und ersuchte um Treffen mit Persönlichkeiten der Gipfelkonferenz. Das war es nämlich, was er zu erledigen hatte und weshalb er nicht in die Tschechische Republik gereist ist, er, der so gern diese kleinen Trips unternimmt. Das war es, was er so dringend zu tun hatte; um das Gipfeltreffen zu sabotieren und andere Pläne umzusetzen, die herumschwirren. Wir wissen es. Ich habe Euch bereits verlesen, was die Spitzen der Stiftung sagen, die Pläne, die sie geschmiedet hatten.
Es gibt noch eine ganze Anzahl Angaben, die nicht erwähnt werden müssen. Alle laufen auf das gleiche Ziel hinaus. Es sieht ganz so aus, als wollten sie die Regierungschefs hier bedrängen. Sie sind damit beschäftigt.
Und sie selbst, wie geht es ihnen? Was ist von der Stiftung im Augenblick zu sagen, nach der Reise des Gouverneurs und allem, was geschehen ist? Wie geht es ihnen?
Nun, hier vielleicht erst einmal das letzte; vielleicht das letzte, jawohl.
Ein von der Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung finanziertes Presserundschreiben, in dem Bezug genommen wird auf das Schreiben der genannten Organisation an den Präsidenten der Republikanischen Partei, Jim Nicholson, zum Besuch des Gouverneurs George Ryan in unserem Land.
"Im heutigen Schreiben an den Präsidenten der Republikanischen Partei, Jim Nicholson, verurteilte die Stiftung FNCA die kürzlich erfolgte Reise des republikanischen Gouverneurs von Illinois, George Ryan, und bekräftigte, daß 'schlecht orientierte Abenteuer wie diese ernste politische Folgen für die Republikanische Partei heraufzubeschwören drohen'.
Die Stiftung informierte Nicholson, 'die traditionelle und standhafte antikommunistische Haltung zum Nutzen der Freiheit der Republikanischen Partei auf internationaler Ebene werde untergraben von einigen zwar wenigen, so doch bedeutenden Republikanern' und sie riefen ihn auf, 'wann immer es möglich sei die offizielle Position der Republikanischen Partei zu bekräftigen, die in der Unterstützung der Befreiung des kubanischen Volkes besteht, und seiner Ablehnung der kommunistischen Tyrannei eines Fidel Castro in Kuba Ausdruck zu verleihen'.
Das vom Präsidenten der Stiftung, Jorge Mas, unterzeichnete Schreiben hebt hervor, daß aufgrund der Clownerie des Gouverneurs in Kuba, die von der FNCA als 'deutliches Beispiel von Narretei' bezeichnet wurde, die Clinton-Administration jetzt die Position eines Hardliners gegen Castro einnehmen könne. 'In diesem Sinne entspräche sie der Meinung der großen Mehrheit der im Exil lebenden
Kubaner im klaren Gegensatz zur Haltung des schlecht informierten Gouverneurs, der sich gegen Embargo und für Entspannung ausspricht'.
Bei der Beschreibung der Aktivitäten des Gouverneurs in Kuba nahm die FNCA auf einen Presseartikel Bezug, der das Auftreten seiner Delegation 'wie das einer Schulklasse' bezeichnete, die sich um den kubanischen Diktator gruppierte, um sich mit ihm fotografieren zu lassen und ein Autogramm von ihm zu erhalten. Außerdem habe der Gouverneur während seines Kubaaufenthalts den Senator Jesse Helms diffamiert, indem er fälschlicherweise behauptete, der Senator lege der Reise eines kranken kubanischen Kindes in die Vereinigten Staaten Hindernisse in den Weg, wo doch das Büro des Senators hinter den Kulissen in aller Ruhe agiert habe, um diese Reise sowie die medizinische Betreuung in North Carolina zu ermöglichen.'
Im Schreiben heißt es weiter: 'Herr Präsident, da Sie ein Kriegsveteran mit hohen Auszeichnungen sind, meinen wir, daß Sie diese Ausführungen mit Entsetzen erfüllen werden ..., und das ganz besonders, da Ihnen bekannt ist, daß kommende Woche im Repräsentantenhaus Anhörungen zu Folterungen von US-amerikanischen Kriegsgefangenen durch kubanische Agenten in Vietnam stattfinden werden.'
Die Stiftung beendet das Schreiben mit einem Apell an den republikanischen Führer, er möge den Republikanern des ganzen Landes ins Gedächtnis rufen, daß es gerade die antikommunistische, Freiheit anstrebende Haltung eines Ronald Reagan gewesen ist, die der Stärkung der Republikanischen Partei ein Standbein war, was zu dem 'großen Erfolg von heute' geführt hat."
Daran könnt ihr euch den Grad an Verzweiflung ausmalen, die sie in ihrer ganzen Arroganz und Ungezogenheit heimsucht; sie, die daran gewöhnt sind, immer das zu tun, wonach ihnen gerade ist. Sie haben der Republikanischen Partei gedroht. Einfach so. Das war die letzte Mitteilung, die ich erhielt, bevor ich hierher kam.
Um diese Geschichte zu Ende zu bringen, muß ich hinzufügen, daß das CIMEQ nicht das Krankenhaus der "kubanischen Hierarchie" ist. Dieser Punkt ist von mir nicht angesprochen worden, als ich das Thema des verunglückten Kindes behandelte, dessen Leben von hervorragenden und ganz in ihrer Tätigkeit aufgehenden kubanischen Ärzten gerettet wurde. Es hätte einfach gesagt werden müssen, daß die führenden Persönlichkeiten dieses Landes viele Jahre lang in einem ehemaligen Wohnhaus, ich glaube, von Menocal, betreut wurden - jetzt wird es verlustig gehen, nicht wahr? Aufgrund des Helms-Burton-Gesetzes und all dieser Dinge -. Also in einem Wohnhaus war es, wo die Staatsführung viele Jahre lang betreut wurde.
Ich erinnere mich an den Tod von Lázaro Peña, in einem engen Gang mit äußerst bescheidenen Zimmern, in einem von denen er starb. Ich habe Genossen gesehen, die dort operiert wurden. Eines Tages schlug ich vor: Gut, meine Herren - das "Ameijeiras"-Krankenhaus war bereits fertiggestellt, das modernste Krankenhaus des Landes mit der besten Ausrüstung und annähernd 1000 Betten, es war eine der besten Zeiten hinsichtlich der Errichtung von Krankenhäusern. Warum sollten wir nicht ein kleines Krankenhaus für die Staatsführung errichten?, fragte ich mich. Die Einrichtung, die wir hatten, war beschämend. Ich erinnere mich, daß ich dort einmal Osmany sah, der gerade eine Gallenoperation hinter sich hatte; mit einem großen Schnitt, denn damals gab es die Mikrochirurgie noch nicht. Warum stellen wir nicht etwas Besseres auf die Beine? Ich trug es dem Ministerium des Inneren vor. In jener Zeit bekleidete der Genosse Abrantes die Funktion des Ministers. Ich sagte: "Laßt eine Bauzeichnung anfertigen; macht etwas Passendes, aber klein soll es sein."
Sie machten den Entwurf und begannen mit dem Bau, der sich dann über mehrere Jahre hinzog. Als er fast fertig und zur Einweihung bereit war, stattete ich einen Besuch ab und konnte feststellen, daß die Innengänge so breit waren, daß ein Omnibus hindurchfahren konnte. Ich sah mir Krankenzimmer an, von denen man in einigen Baseball spielen konnte. Ich sagte: Wie konntet Ihr nur so etwas Wahnsinniges tun? Was weiß ich, was man ihnen gesagt hat. Es ist wie bei allen Dingen. Die Ärzte beginnen zu beantragen. Doch ich darf die Schuld nicht den Ärzten, dem technischen Personal und allen anderen geben. Es hat sich über ziemlich viele Jahre hingezogen, und es war noch nicht einmal ganz fertiggestellt, dazu kam es erst vor kurzem mit dem Internationalen Zentrum für Neurologische Rehabilitation. Als ich den Bau eines bescheidenen kleinen Krankenhauses vorschlug, bat ich um den Erhalt des alten Hauses. Es war nie nach meinem Geschmack, etwas zu schließen. Dort gab es bereits einen Operationssaal. Röntgen- und andere Geräte waren vorhanden, doch eben nur einige wenige Betten. Ich sagte: "Erweitert das alles ein wenig", und es begann der Anbau für eine Bettenzahl von insgesamt 30 bis 40. Sie waren wer weiß wie viele Jahre damit beschäftigt. Jener kleine Anbau war eine kolossale Katastrophe in bezug auf den baulichen Aspekt.
Als das neue Krankenhaus fertiggestellt war, besuchte ich es noch vor seiner Einweihung. Dann versammelte ich das Politbüro und erklärte, daß die Führungspersönlichkeiten unter keinen Umständen in dieser Einrichtung betreut werden dürfen; daß das ihrige weiterhin jenes Haus zu sein hat, das durch eine kleine Anzahl Krankenzimmer eine Erweiterung erfuhr. Das ist die ganze Wahrheit. Ich habe nie darüber gesprochen. Da aber jetzt eine miserable Verleumdung vorgebracht wurde, mußte ich das wohl klären, und hiermit kläre ich es.
Ich wollte es so. Es war noch etwas bescheidener als ein Haus. Es sollte zur rationellen Nutzung der Geräte ein paar Dutzend Betten haben. Sie verfielen in den Irrtum, ein luxuriöses Krankenhaus hinzustellen; doch wir haben es für uns nicht akzeptiert. Es werden dort einige Offiziere des Ministeriums des Innern, das die Einrichtung verwaltet, betreut. Dort werden altgediente und hervorragende Kämpfer betreut.
López Cuba, ein Genosse, den wir vor ein paar Tagen beerdigten und der derjenige war, der mit dem ersten Panzer in Playa Larga anlagte, ist in diesem Krankenhaus gestorben. Doch es wurde bestimmt, daß das Krankenhaus der Führungskräfte das alte Haus mit dem kleinen Anbau bleibt, das bei weitem nicht über die Ausrüstung des CIMEQ verfügt. Wir sagten: Nur wenn es sich unbedingt erforderlich macht wegen irgendeines Gerätes, das in dem alten kleinen Krankenhaus nicht verfügbar ist, oder wegen einer komplizierten Krankheit, werden die Mitglieder des Politbüros oder eine hohe Führungspersönlichkeit des Staates im CIMEQ behandelt.
Es gab einige Agenturmitteilungen, laut derer man mich ermordet hatte; oder es hieß, man habe mich wegen einer schrecklichen Krankheit im CIMEQ behandelt - noch eine dieser haushohen Lügen - wegen der Verrückten, die in Costa Rica äußerte, sie sei Ärztin in dieser Einrichtung gewesen. Es sind zwei Jahre vergangen. Nicht eine einzige Spritze habe ich mir dort geben lassen!
In diesem Krankenhaus werden auf Beantragung bedeutende Persönlichkeiten aus Lateinamerika oder anderen Kontinenten behandelt. Dort werden Staatsmänner behandelt - und unser Land hat viele Freunde - und bedeutende Politiker. Siebzig Prozent der Leistungen des Krankenhauses sind für die Helden der Arbeit bestimmt, für hervorragende Bauarbeiter, Tausende aus der Baubrigade "Blas Roca". In diesem Krankenhaus werden hervorragende Wissenschaftler aus dem wissenschaftlichen Komplex im Westen der Hauptstadt betreut, das nicht sehr weit von der Einrichtung entfernt ist. In diesem Krankenhaus wird jeder komplizierte Fall aus jeder Provinz des Landes betreut, der dies erforderlich macht. Es ist nicht so, daß dort alle Fälle behandelt werden können. Es kommen die Bürger rund um seinen Standort. Es werden Generaluntersuchungen an Kadern aus dem Zivilbereich durchgeführt. Das sind also die Patienten des Krankenhauses und als Ausnahme wird auch einmal eine hohe Führungspersönlichkeit von Partei oder Regierung behandelt. Das ist die Wahrheit.
Ihr sollt wissen, daß der Fahrstuhl des kleinen alten Krankenhauses für Führungspersönlichkeiten eine Katastrophe war, als man ihn gekauft hatte. Oftmals funktionierte er gar nicht oder nur mit begrenzter Sicherheit. Ich hatte ernste Schlachten auszufechten, damit dieser bescheidene Bau eines Tages fertig würde, denn das Objekt als solches war fast fertig. Es wurde bereits genutzt, und in den dritten Stock führte eine noch im Bau befindliche Treppe. Sie war noch nicht fertig und bedeutete eine echte Gefahr für die Patienten.
Zum Krankenhaus gehört eine Einrichtung für Rehabilitation. Es ist ein kleines Nebengebäude mit einigen Rehaleistungen, nichts weiter. Das ist also das Krankenhaus der Führungspersönlichkeiten; und ich sage das hier aus diesem Grunde. Hätte ich es nicht gesagt, hätte ich mir Sorgen gemacht.
Ich habe sogar den Direktor angerufen und um Angaben ersucht: "Nenne mir alle, die von Euch betreut werden." In bezug auf dieses Krankenhaus habe ich in der Tat sehr protestiert. Auch die ursprüngliche Vorstellung, nach der es errichtet wurde, habe ich geändert und gegen das Überziehen der Stellenpläne gekämpft. Es ist heute ein gutes Krankenhaus, ohne Zweifel ist es heute ein gutes Krankenhaus, eines der besten des Landes, und es widmet sich wichtigen klinisch-chirurgischen Forschungen.
Für den Tourismus stehen dort nur zwölf Betten zur Verfügung; und mit der Belegung dieser zwölf Betten werden fast die Gesamtausgaben der Einrichtung an Medikamenten, Ersatzteilen und Materialverbrauch beglichen. Mit zwölf Betten! Für besondere Leistungen, die dort erbracht werden. Dabei wird von den Persönlichkeiten, von denen ich sprach, nichts vereinnahmt. Von diesen Freunden unseres Landes wird nichts verlangt.
Daneben steht das Internationale Zentrum für Neurologische Rehabilitation. Obwohl das eine nicht zum anderen gehört, so stehen sie doch nebeneinander und unterstützen sich gegenseitig. Dieses ist ebenfalls ein ausgezeichnetes Krankenhaus von weltweit großem Ansehen. Die Patienten kommen von überall her. Es nimmt bedeutende Beträge in Devisen ein, die ausschließlich für Medikamente und Gerätschaften für die Leistungen des Gesundheitswesens im nationalen Rahmen genutzt werden. Doch deshalb bleiben kubanische Patienten nicht unberücksichtigt, die im übrigen niemals auch nur einen Centavo zu bezahlen brauchen.
Im CIMEQ werden bereits Lebertransplantationen durchgeführt, und keine Führungspersönlichkeit hat sich hier jemals eine Leber transplantieren lassen. Die Leber- sowie Herz- und Nierentransplantationen werden hier an Personen durchgeführt, zu deren Rettung ein Transplantat nötig ist. In dieser Hinsicht machen sie schnelle Fortschritte, in vielen Dingen machen sie Fortschritte in diesem Krankenhaus. Und wir wollen es nicht für uns. Doch wenn ein Mitbürger, wer er auch sein mag, ein Mensch aus dem Volk, es braucht, dann steht es ihm zur Verfügung. Wenn es ein Revolutionsführer, ein komplizierter oder schwieriger Fall, es braucht, kann er ebenso wie die elf Millionen Einwohner dieses Landes mit ihm rechnen. Ursprünglich hatten die Projektingenieure mit Unterstützung der Ärzte das Krankenhaus für eine Kapazität von nur 64 Betten konzipiert. Das erste, was ich tat, war, sie darum zu bitten, den verfügbaren Platz gut zu nutzen und damit die Kapazität zu erhöhen. Zählt man die Betten des CIREN dazu, dessen einzelne Gebäudeteile bereits fertiggestellt und erweitert sind, dann ist das ursprüngliche Zentrum zum Standort zweier angesehener Institutionen geworden, verfügt über 200 Betten, ein Team von hochgradigen Spezialisten und ein medizinisches Forschungszentrum, die allesamt Leistungen für nationale und internationale Zwecke erbringen und auf die Kuba stolz ist.
Das ist die Geschichte.
Héctor Rodríguez: Guten Abend. Liebe Zuschauer, wie bereits mitgeteilt wurde, wird der Comandante en Jefe unmittelbar im Anschluß vor einer Gruppe von Journalisten der kubanischen Presse sprechen, um Themen von nationaler Aktualität zu behandeln. Diese Ansprache wird von dem Fernsehsender Cubavisión, von Radio Rebelde und den internationalen Frequenzen von Radio Habana Cuba übertragen. Zu Ihnen spricht nun der Comandante.
Fidel Castro: Gestattet mir einige Worte.
Die Proklamation der Nationalversammlung und ihre juristischen Konsequenzen, die Anklagen und Erklärungen der kubanischen Delegation bei den Vereinten Nationen, die Schlachten aus Anlaß der Aggressionen gegen Kuba im Bereich des internationalen Sports, unser Sieg in Winnipeg trotz dieser Aggressionen, die mutigen Positionen unseres Landes zum völkermörderischen Krieg gegen Jugoslawien, das Wachstum unserer Wirtschaft im Jahr 1999 im Gegensatz zu der schweren Rezession in fast allen Ländern unserer Region, die anwachsende Bewegung gegen die Blockade in den Vereinigten Staaten und die Initiativen von prominenten Vertretern des US-Senats, die unglaubliche Heldentat unseres Volkes, das sich mit seinen eigenen Mitteln innerhalb von weniger als 72 Stunden von den dramatischen Folgen des Hurrikans erholte, der uns vor nicht einmal zwei Wochen heimsuchte, der Besuch des Gouverneurs von Illinois, das nahe Bevorstehen des 9. Iberoamerikanischen Gipfeltreffens und das Scheitern der Versuche, dieses zu sabotieren, haben Hysterie und verzweifelte Reaktionen in bestimmten extremistischen Sektoren der Vereinigten Staaten und bei der konterrevolutionären und terroristischen Mafia von Miami entfesselt.
Ich habe nur einige der Aspekte genannt. Man könnte noch einige hinzufügen, zum Beispiel die Präsenz Kubas auf dem Gipfeltreffen von Río de Janeiro, an dem alle lateinamerikanischen und karibischen Staaten und die 15 Mitgliedsländer der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft teilnahmen; die Kontakte mit den Studenten der wichtigsten Universität von Venezuela aus Anlaß der Amtseinführung von Präsident Chávez oder die Kontakte mit den Studenten der Universität des Bundesstaates Río de Janeiro und das Treffen mit dem Kongreß des Brasilianischen Studentenverbandes, an dem Tausende von Delegierten teilnahmen. Das sind die Beispiele aus dem internationalen Bereich.
Der ausgezeichnete Kongreß der kubanischen Schriftsteller und Künstler, der dieses Jahr stattfand; ebenso der exzellente Kongreß der kubanischen Journalisten, die wahrhafte Journalisten und wahrhafte Revolutionäre sind. Im Zusammenhang mit diesem Kongreß haben wir gerade in einem erweiterten Ausschuß getagt, der in dem Maße erweitert war, daß alle Delegierten des Kongresses zugegen waren, um eine Analyse der geleisteten Arbeit vorzunehmen.
Es gab Treffen wie das über Wirtschaftsfragen, an dem Hunderte von angesehenen Ökonomen teilnahmen und das hier in Havanna stattfand, und viele andere Dinge, die man als diejenigen Tatsachen aufzählen könnte, die die Feinde unzweifelhaft in die Verzweiflung getrieben haben. Es kam zu einer wahrhaften Hysterie der Feinde unseres Landes in den Vereinigten Staaten. Das sind offensichtliche Dinge, die man mit absoluter Klarheit darlegen kann. Aus diesem Grund wollte ich mich heute über diese Themen mit Euch austauschen, ich wiederhole, Eindrücke mit Euch austauschen. Deshalb bat ich das Fernsehen, uns einen Sender für dieses Treffen zur Verfügung zu stellen.
Ich habe einige Dinge zu sagen und werde versuchen, diese in die Antworten auf Eure Fragen und Kommentare einzuflechten. Ich ziehe vor, so zu verfahren und nicht in Form einer Rede.
Wenn Ihr mir erlaubt, möchte ich Euch zu Anfang eine Vorstellung von der wilden Kampagne vermitteln, die im Moment gegen Kuba geführt wird. Ich werde häufig Meldungen von Nachrichtenagenturen aus den Vereinigten Staaten verwenden, neben den zusammengetragenen nötigen Informationen aus absolut sicheren Quellen, die unanfechtbare Tatsachen betreffen.
Ich beginne mit zwei oder drei Nachrichten vom 29. Oktober 1999. An dem Tag, an dem wir gegen 10.00 Uhr morgens mit dem Treffen des Erweiterten Ausschusses des Journalistenverbandes beginnen wollten, las ich wie gewöhnlich einige Nachrichten.
Die erste lautete wie folgt, wobei ich nur die wichtigsten Dinge zitiere:
"Miami (USA), 29. Okt. (EFE): Das State Department der Vereinigten Staaten wird der spanischen Hotelkette Sol Melía in Kürze eine Mitteilung zuschicken, in der dieser eine Frist von 45 Tagen gesetzt wird, um Kuba zu verlassen oder die Kläger zu entschädigen, um die im Helms-Burton-Gesetz vorgesehenen verwaltungstechnischen Sanktionen zu vermeiden.
Das State Department ist nahe daran, Sol Melía ein zweites Schreiben zuzusenden. Das erste trug folgenden Wortlaut: Wir verfügen über solide Beweise dafür, daß Sie mit enteignetem Besitz von US-Amerikanern Handel treiben. Das zweite Schreiben wird lauten: Wir haben ermittelt, daß Sie mit dem erwähntenBesitz Handel treiben, sagte der Anwalt Nicholas Gutiérrez gegenüber EFE.
Gutiérrez, der Rechtsvertreter der Familie Sánchez Hill, erklärte, Sol Melía habe nach dem Versenden der Mitteilung 45 Tage Zeit, um das Land zu verlassen oder eine Einigung mit der Familie anzustreben. Letzteres könne bereits jetzt erfolgen, man brauche dafür nicht das zweite Schreiben abzuwarten.
Dies geschieht nach einem ausgedehnten Zeitraum des Austauschs von Dokumenten, bei dem Sol Melía Unterlagen aller Art zur Verfügung gestellt hat, die vom State Department nicht als beweiskräftig angesehen wurden, um zu belegen, daß die Hotelkette nicht wissentlich mit Privatbesitz Handel getrieben hat, fügte der Anwalt in einem telefonisch geführten Interview mit der Nachrichtenagentur EFE hinzu.
Laut Gutiérrez übt der Ausschuß für auswärtige Beziehungen des US-Senats Druck auf das State Department aus, um die Formalitäten zu beschleunigen. Der Präsident dieses Ausschusses ist Mister Helms.
Nun, hier sehen Sie, was für eine Offensive gegen das wichtigste Tourismusunternehmen, das Beziehung zu uns unterhält, gestartet wurde.
Eine weitere Nachricht:
"Die Aussage eines spanischen Unternehmers über eine 1998 in Kolumbien sichergestellte Kokainladung muß als Grundlage dafür dienen, um Kuba in die Liste der als Brückenkopf dienenden Länder für den Drogenhandel aufzunehmen, bekräftigte am heutigen Freitag ein US-amerikanischer Kongreßabgeordneter.
Dan Burton, das andere Standbein des berüchtigten Gesetzes und Präsident des Komitees für Regierungsreform des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten, erklärte, die untersuchenden Beamten dieses Organs haben am vergangenen 16. Oktober den spanischen Unternehmer José Herrera befragt.
Herrera sagte den Beamten des Kongresses, seines Erachtens habe die kubanische Regierung von der im vergangenen Dezember beschlagnahmten Ladung von 7,5 Tonnen Kokain gewußt, denn die kubanische Polizei habe geäußert, die Ladung sei für die Firma Unión del Plástico bestimmt gewesen, in der dem Ausschuß des Kongresses zufolge die Spanier Herrera und José Royo 49 % und die kubanische Regierung 51 % der Aktien besaßen.
Herrera erklärte, er habe den Eindruck, Sektoren der Geheimdienste der kubanischen Regierung haben den Namen der Firma benutzt, um die Ladung zutransportieren, da Unión del Plástico Ladungen aus Kolumbien nach Kuba brachte.
Laut Burton sollte die Aussage Herreras es dem State Department erleichtern, Kuba in die Liste der Nationen aufzunehmen, die als Transitland für die in die USA gelangenden Drogen dienen.
Die Regierung von (US-Präsident Bill) Clinton habe bei ihrem Versuch, die Beziehungen zu diesem Land zu normalisieren, die Mittäterschaft der Regierung Kubas unerwähnt gelassen, bekräftigte der republikanische Kongreßabgeordnete."
Das ist die berühmte Geschichte der zwei überaus ehrenhaften und friedlich-frommen spanischen Unternehmer, die die Schaffung eines Joint Venture-Unternehmens zur Produktion von einigen Artikeln vorschlugen, in das sie die Technologie, den Markt und ein bestimmtes Kapital einbrachten.
Unlängst wollte ich meine Neugier befriedigen - die Gründe waren andere; ich benötigte für ein vereinbartes Gespräch einige Exemplare dieses berühmten Erzeugnisses, das allerdings ziemlich interessant aussieht; ich bedauere, keines davon hier zu haben. Diese Herren waren mit dem Vorwand gekommen, diese Produkte herzustellen, da es dafür einen Absatzmarkt gäbe; und ich bin sicher, daß hier alles sehr schnell absetzbar ist. Sie kamen mit einer Firma von 12 oder 14 Beschäftigten; sie waren sehr effizient und gingen so sehr in der Sache auf, daß sie bei der Ankunft eines Containers am Hafen anwesend waren und bei der Einschiffung eines Containers diesen bis zu den Docks begleiteten. Die äußerst klare Idee bestand selbstverständlich darin, ein Produkt zu entwerfen, das einen Rohstoff, Kunststoffpellets - die genaue Bezeichnung ist mir jetzt entfallen - benötigt, die in Kolumbien hergestellt werden. Es kamen die Container mit dem Ausgangsstoff, und in dieser Anlage wurden mit ihrer Technologie und ihren 12 Beschäftigten die Figuren hergestellt, die man dann in denselben Containern nach Spanien verschiffte. Die Besonderheit bestand nun darin, daß diese Container Doppelwände hatten. Sie sahen zwar wie normale Container aus, hatten aber eine Doppelwand. Sie hatten keinen einzigen Komplizen und sie benötigten auch keinen, denn sie bauten die Fabrik auf und waren diejenigen, die den Rohstoff kauften. Hier wurde produziert und die Erzeugnisse nach Spanien verschifft. Glücklicherweise wurde dies rechtzeitig entdeckt, doch ihre Absichten waren wahrhaft ambitiös. Man muß noch genau herausfinden - und ich glaube, daß man das eines Tages schaffen wird -, welche Menge an Drogen sie tatsächlich verschifft haben. Ich glaube, daß sie mit den ersten Containern - und es waren nicht viele, die sie aus dem Land schafften - noch testeten.
Als ich am 5. Januar dieses Jahres eine Rede hielt, prangerte ich dieses Problem an. Wir protestierten sogar, daß die kolumbianischen Behörden trotz der Vereinbarung und der bestehenden Zusammenarbeit mit uns nicht ein einziges Wort darüber verlauten ließen. Sie entdeckten dort einige Container, die sie sofort mit diesen Individuen in Verbindung brachten, und unmittelbar darauf erschien die Nachricht unter dem Titel: "Soundsoviele Tonnen Kokain nach Kuba."
Dies erzürnte uns wirklich und wir erläuterten das Problem öffentlich. Das war einer der Gründe. Wir hatten ja eine Öffnung vorgenommen, es gibt Freihandelszonen und Rohstoffe kommen in Containern ins Land. Nun sind wir so erzürnt, weil es sich hier nicht mehr um einen dieser Fälle handelt, die immer wieder in kleinerem Ausmaß auftauchten, wenn jemand einen Gürtel mit einem Kilogramm einschleust und ein anderer die Droge in den Koffern in den Bügeln der Anzüge hereinbringt. Nein, darum handelte es sich nicht. Es war der Versuch des Drogenhandels in großem Ausmaß mit uns als Transitland. Daraus entsprang der Vorschlag, die Todesstrafe für diejenigen festzusetzen, die versuchten, in großem Umfang über unser Land Drogen zu handeln. Ah, die Individuen tauchten dort in Europa auf und gaben Erklärungen ab, alle Anschuldigungen seien falsch und es handle sich um eine kubanische Erfindung zur Konfiszierung ihres Geschäfts.
Von da ab entdeckten wir eine Reihe von weiteren Dingen, die ich nicht erwähnen werde. Davon sprach ich am 26. Juli in Cienfuegos und über dieses Thema haben wir schon mit einer Reihe von Leuten gesprochen, inklusive mit einigen Spaniern, wobei wir uns fragten, warum diese "ehrenwerten Herren" frei herumlaufen und die völlige Freiheit genießen und warum sie uns nicht wenigstens ein wenig früher informierten, denn dann hätten wir sie hier auf frischer Tat festnehmen können. Man hat dort (in Kolumbien) wirklich nicht gut gehandelt, was vielleicht dem Interesse entsprang, eine spektakuläre Nachricht zu veröffentlichen und weiter nichts. In Kolumbien nahmen sie nur einen Schmieresteher fest, während die Haupttäter dort in Europa sind.
Wir werden weiterhin die Auslieferung fordern und das Problem anprangern, weil wir genügend Beweise haben, um diese Ganoven vor Gericht zu bringen, denn wir haben Container von der Art sichergestellt, bei denen das gesamte Metallsystem vorhanden ist. Es gab drei davon. Man kann daran sehen, wie sie gefertigt wurden, sämtliche Lötstellen. Man hat sie einer vollständigen Untersuchung unterzogen. Sogar die Spürhunde bemerkten den Geruch nach Drogen in diesen Containern.
Zusammen mit den Anhaltspunkten, über die die Kolumbianer verfügen - soweit mir bekannt ist, hat man uns einiges zukommenlassen -, verfügen wir über genügend Beweise, um diese Herren vor Gericht zu stellen. Was wir fordern ist, daß sie hier abgeurteilt werden, denn hier haben sie das schwerwiegendste Verbrechen begangen. Ja, sie sollen sie uns überstellen und sie sollen ruhig - wie wir es gesagt haben - alle Rechtsanwälte zu ihrer Verteidigung schicken, die sie wünschen. Da diese Taten letztlich vor der Verabschiedung des Gesetzes begangen wurden, durch das der Drogenhandel schärfer bestraft wird, und da die Verhängung der Todesstrafe für Drogenhandel in großem Umfang zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Kraft war, gehen diese Individuen also in keinster Weise das Risiko ein, die Höchststrafe zu erhalten.
Wir fordern, das sie uns ausgeliefert werden, denn wir sind es, die durch diese Angelegenheit erzürnt wurden. Oh ja, es ist der Gipfel der Schamlosigkeit, Typen zu suchen, die eigentlich im Gefängnis sein müssten, um sie zu verhören und kraft dieses Verhörs ein Element beizusteuern, damit im US-Kongreß diejenigen, die jede Möglichkeit einer Vereinbarung für einen mit der größtmöglichen Effizienz geführten wirklichen Kampf gegen den Drogenhandel zerstören wollen, ihr Ziel erreichen, diese Individuen, die Banditen oder einen von ihnen, die Herren Herrera und José Royo, fast schon als Zeugen vorzuladen. Sie sollen sie hierher bringen, und es wird einen öffentlichen, vom Fernsehen übertragenen Prozeß geben. Es sollen ruhig - ganz gleich woher - alle Anwälte kommen, die dies wünschen, um diese Individuen zu verteidigen. Aber es ist der Gipfel, daß sie jetzt noch frei herumlaufen und außerdem als Zeugen fungieren.
Wir haben darauf bestanden und jetzt müssen wir darangehen, auf dem Rechtswege Klage zu erheben. Bis jetzt haben wir gewartet, nicht wahr? Nun werden wir die Anklage formulieren und Interpol auffordern, sie hierher zu überführen, um sie vor Gericht zu stellen. Ich weiß nicht, wer sie verteidigen wird, wer sie verteidigen kann und mit welchen Argumenten sie verteidigt werden können.
Das waren die Nachrichten von nur einem Tag; die Angelegenheit mit der Hotelkette Melía...
Hier haben wir eine weitere Agenturmeldung:
Der kubanische Botschafter bei der UNO, Bruno Rodríguez Parrilla, hat gegenüber den Vereinten Nationen und der Regierung der Vereinigten Staaten protestiert wegen 'der nicht zu rechtfertigenden und willkürlichen Haltung' Washingtons, den Diplomaten seines Landes weiterhin Einschränkungen in bezug auf ihre Bewegungsfreiheit aufzuzwingen, usw.
Noch eine Meldung vom selben Tag. Sie stammt ebenfalls von der Agentur EFE und kommt aus Washington:
Republikanische Führungspersönlichkeiten im US-Kongreß haben die Regierung von Bill Clinton ersucht, eine Untersuchung über die mutmaßliche Beteiligung von drei kubanischen Militärs an Folterungen von Kriegsgefangenen in Vietnam neu zu eröffnen.
Die kubanischstämmige republikanische Kongreßabgeordnete Ileana Ros-Lehtinen hat Präsident Clinton und das Pentagon formell darum ersucht, die Untersuchung dieses Falles, der anfänglich zu Beginn der 70er Jahre von der Regierung überprüft wurde, wiederaufzunehmen.
"Die 19 Männer, die von Castros Agenten gefoltert wurden, verdienen es, daß ihre Regierung alles mögliche unternimmt, um die Identität dieser Kriminellen festzustellen", sagte Ros-Lehtinen - ich weiß nicht, wie man das richtig ausspricht, ich spreche es wirklich nicht absichtlich so aus, sondern so, wie ich es lese -, gewählt als Vertreterin des Bundesstaats Florida und Gegnerin der Regierung von Fidel Castro.
Der Präsident des Komitees für Internationale Beziehungen des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten, der ebenfalls der Republikanischen Partei angehörende Benjamín Gilman, verschob eine für heute vorgesehene Anhörung, bei der diese Beschuldigungen untersucht werden sollten, auf den nächsten Donnerstag.
Dokumente der US-Luftwaffe beziehen sich auf ein Kuba-Programm, aufgrund dessen gemäß den Berichten kubanische Militärs an den Folterungen der Vietnamesen an US-Kriegsgefangenen, zu denen es vermutlich zwischen 1967 und 1968 kam, teilnahmen.
"Wir haben die Pflicht, die Vorfälle zu untersuchen und das notwendige zu unternehmen, um die Schuldigen zu finden", bekräftigte der Kongreßabgeordnete Gilman.
Die republikanischen Kongreßmitglieder streben eine Mithilfe seitens der Regierung über das Pentagon, die CIA und den FBI an, um die Identität der mutmaßlichen kubanischen Folterer festzustellen.
"Diese Kubaner wurden von Hanoi rekrutiert, um alle notwendigen Mittel zur physischen und psychologischen Zerstörung einer Gruppe von 19 US-amerikanischen Soldaten einzusetzen", fügte Ros-Lehtinen hinzu, wobei sie angab, daß man die Form suchen müsse, um sie zu bestrafen.
Gilman sagte, die von den mutmaßlichen kubanischen Folterern 'begangenen Verbrechen' seien nicht verjährt, weshalb es auch keine Grenze hinsichtlich der Verpflichtung geben könne, die Wahrheit in diesem Fall zu finden".
Das ist der berühmte Fall, bei dem sie Vecino, unseren Minister für Hochschulwesen, beschuldigen, der Chef der Folterer gewesen zu sein, und außerdem gibt es da einen jener Piloten, der versichert, Vecino sei einer derjenigen gewesen, der die Piloten dort folterte. Doch Fakt ist, daß Vecino nie inVietnam gewesen ist.
Doch es ist auf grobe Art verlogen und zynisch, so etwas zu behaupten, jetzt damit herauszukommen, da alle Welt die Geschichte unserer Kämpfer an allen Orten der Erde kennt.
Ja, es waren einige wenige Genossen in Vietnam, um sich die dortigen Kriegserfahrungen anzuschauen, und einige fielen dort sogar den Bombenangriffen zum Opfer. Uns interessierten nämlich die vietnamesischen Erfahrungen sehr stark und sie interessieren uns weiterhin, versteht Ihr?
Das zu behaupten bedeutet die Verkennung von Tatsachen, die allen bekannt sein müssen, die die kubanischen Kämpfer kennen. So wie zum Beispiel südafrikanische Soldaten, die von Kubanern gefangengenommen wurden, sich freuten, daß es die Kubaner waren, denen sie in die Hände gefallen waren, denn überall wo die Kubaner waren - und sie waren an recht vielen Orten -, traten sie als Exponenten unseres Beispiels auf, so wie wir den Krieg führten, und Förderer der einzigen klugen und intelligenten Politik, die man in jedem Krieg verfolgen kann, nämlich der des Respekts vor der Integrität der Gefangenen.
So gewannen wir unseren Krieg. Wir nahmen Tausende von Soldaten gefangen, in Girón und an anderen Orten, und wir krümmten keinem der 1 200 Söldner von Girón ein Haar, wir, die wir sehr viele Jahre die Leichen der US-Piloten, die in den Kämpfen während der Invasion fielen, aufbewahrten. Das war unser größter Stolz, die Behandlung der Gefangenen.
Führen Sie uns auch nur einen Kubaner vor, der in Vietnam einen US-Amerikaner gefoltert hat, und wir sind bereit, vor Gericht gestellt zu werden, und zwar wir alle! Zeigen Sie uns auch nur einen einzigen, beweisen Sie, daß ein Kubaner das in Vietnam getan hat.
Hieran sehen Sie den Gipfel an Gemeinheit; und es sind dieselben Leute, es ist dieselbe Mafia, dieselbe extremistische Allianz der extremen Rechten mit dieser terroristischen Mafia. Und all diese Dinge an einem einzigen Tag.
Ich wollte darüber am Ende des Treffens mit den Journalisten sprechen. Auf dem Plenum des Journalistenverbandes (UPEC) dachte ich, es wäre am ersten Tag möglich. Doch diese Sitzung dehnte sich aus und auch am darauffolgenden Tag waren die Debatten so umfassend, daß ich sagte: "Es ist besser, dieses Thema bei dem Treffen nicht anzusprechen". Denn dort wurde viel zu den Themen des UPEC-Kongresses gesagt, und ich zog vor, eine andere Gelegenheit dafür zu finden. Das ist einer der Gründe für diese Sendung, und nun halte ich zum ersten Mal inne.
Nidia Díaz (Granma): Comandante, Sie haben darauf hingewiesen, daß Verzweiflung und Hysterie aufgrund der Triumphe Kubas und der Konsolidierung des Landes auf der internationalen Bühne herrscht, und zwar nicht nur unter der annexionistischen Mafia in Miami, sondern sogar unter einigen Vertretern der US-Regierung. Vor einigen Tagen sagte sogar der Sprecher des State Departments, indem er im Namen Albrights sprach, daß sie die US-amerikanischen politischen Persönlichkeiten drängen, nicht mit Ihnen zu sprechen.
Wir hätten gern, daß Sie etwas zu dem kürzlich erfolgten Besuch des Gouverneurs Ryan von Illinois in unserem Land sagen sowie über die Haltung der Vereinigten Staaten, dieser politischen Persönlichkeit der USA einige parallele Aktivitäten fast aufzuzwingen. Wir hätten gern von Ihnen etwas zu diesen parallelen Aktivitäten gehört, die die Interessenvertretung dem Gouverneur fast aufzwang und die ebenfalls Teil dieser Hysterie und Verzweiflung sind, von der Sie sprachen.
Fidel Castro: Ja, ich habe diesbezügliche Unterlagen. Ich habe hier Unterlagen jeder Art, auch über die hauptsächlichen Sinnlosigkeiten und Lächerlichkeiten.
Ich muß zum Beispiel erwähnen, daß der Besuch des Gouverneurs von Illinois seine Vorgeschichte in der Resolution Nr. 547 des Repräsentantenhauses von Illinois hat. Jenes Parlament verabschiedete - und der Gouverneur unterzeichnete sie - eine von den Abgeordneten López, Acevedo, Erwin, Rutherford, Currie, Howard, Johnson, also von insgesamt sieben aller Abgeordneten, vorgelegte Resolution.
Hier habe ich die Tatbestände, der erste Abschnitt lautet wie folgt:
Es steht fest: Das vor 35 Jahren von den Vereinigten Staaten gegen Kuba verhängte Embargo hat immer größere physische Nöte für das kubanische Volk gebracht, ihm Medikamente und Lebensmittel entzogen und es einschließlich der Kinder den Auswirkungen der Fehlernährung und anderer schwerwiegender gesundheitlicher Probleme ausgesetzt.
Es steht fest: Der kürzliche Besuch von Papst Johannes Paul II in Kuba lenkte die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf die Bedürfnisse des kubanischen Volkes und appellierte an die Wiederversöhnung zum gegenseitigen Nutzen und an die Aufhebung des US-Embargos gegen Kuba.
Es steht fest: Viele in den Vereinigten Staaten als US-Bürger lebende Kubaner haben Angehörige, die solchen Nöten ausgesetzt sind und denen sie gern helfen möchten, ohne die Gesetze der Vereinigten Staaten zu verletzen.
Es steht fest: Der Bundesstaat Illinois, Vorkämpfer in den Bereichen Bildung, Handel, Landwirtschaft und Technologie, kann von der ökonomischen Entwicklung und dem möglichen Handel mit Kuba profitieren.
Es steht fest: Der Kongreß der Vereinigten Staaten analysiert zur Zeit die Gesetzesentwürfe HR-1951 und S-1391, die eine Aufhebung des Embargos gegen Kuba mit dem Ziel begünstigen, humanitäre Hilfe in Form von Medikamenten und Lebensmitteln in dieses Land gelangen zu lassen. So soll es sein.
Es wird beschlossen: Im Namen des Repräsentantenhauses des Bundesstaates Illinois in seiner neunzigsten Vollversammlung wird mit Nachdruck ersucht, daß die Gesetzentwürfe HR-1951 und S-1391 über die Aufhebung des US-Embargos aus humanitären Gründen gebilligt und verabschiedet werden und daß die Übergabe von Lebensmitteln und Medikamenten an das kubanische Volk erlaubt wird. Gleichfalls wird Nachdruck darauf gelegt, daß diese Berichtigungen unserer Außenpolitik die humanitäre Bestrebung der Vereinigten Staaten jenseits von politischen Ideologien widerspiegelt und daß dies ausgeweitet werde.
Es wird beschlossen: Kopien dieser Resolution sind an den Präsidenten der Vereinigten Staaten, den Präsidenten des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten, den Präsidenten pro tempore des Senats der Vereinigten Staaten und alle Mitglieder der Delegation von Illinois zu übersenden.
Verabschiedet vom Repräsentantenhaus am 21. Mai 1998.
Unterzeichnet: Michael J. Madigan, Präsident des Repräsentantenhauses.
Unterzeichnet: Anthony D. Rossi, Protokollführer des Repräsentantenhauses.
Ich meine, daß diese Resolution einstimmig von Demokraten und Republikanern verabschiedet wurde. Sie wurde von sieben Abgeordneten eingebracht und bereits im Mai 1998 verabschiedet. Es hat eine Logik, daß der kurz zuvor gewählte Gouverneur - es muß um diese Zeit herum gewesen sein, ich glaube, er war ein Jahr zuvor gewählt worden - die Entscheidung trifft, die Reise mit dem Einverständnis des Parlaments zu unternehmen. Mit dem Einverständnis aller Kräfte, die ihn dort unterstützen, erfüllt er alle Erfordernisse und beantragt die Erlaubnis. Zunächst konsultiert er dies logischerweise mit uns. Wir stellten ihm unmittelbar eine Einladung aus und damit erfüllte er alle Anforderungen und beantragte die Erlaubnis.
Doch von dem Moment an, als man davon sprach, daß der Gouverneur Kuba einen Besuch abstatten würde, setzte der Krieg gegen ihn von seiten der extremen Rechten und der kubanisch-amerikanischen Terroristenmafia ein und es kam zu Erklärungen jeder Art, mit der Frechheit, mit der sie sich zu äußern pflegen. Der Gouverneur hielt standhaft an seinem Vorsatz fest, denn eine seiner Eigenschaften ist die Standhaftigkeit. Er entschied sich zu kommen, man organisierte ein Programm und er schickte seine Vorhut. Er war ohne Zweifel die ranghöchste Autorität aus den USA, die uns in den letzten 40 Jahren besucht hat.
Über diese Jahre hinweg sind Senatoren gekommen - und in der letzten Zeit eine größere Anzahl -, Abgeordnete des Repräsentantenhauses statteten uns einen Besuch ab, alle Art von Persönlichkeiten, viele akademische Persönlichkeiten, Führungspersönlichkeiten der Kirche aus den verschiedensten Glaubensrichtungen, von evangelischen Kirchen. Die Präsidentin des Rates der Evangelischen Kirchen war einige Male hier, sie sprach sogar auf dem Platz der Revolution. Kardinäle, Bischöfe und Führungsfiguren anderer Religionen der Vereinigten Staaten besuchten uns ebenso. Sogar Farrakhan war hier, der Moslem ist.
Ich erinnere mich daran, als Jackson kam, der auch ein Prediger einer evangelischen Kirche ist.
Doch der Gouverneur von Illinois ist die Persönlichkeit, sagen wir, auf der Ebene eines Bundesstaates, eines wichtigen US-amerikanischen Bundesstaates, der ich glaube mehr als 20 Wahlmännerstimmen im Bund auf sich vereint. Ryan ist zudem Republikaner. Es handelte sich unzweifelhaft um einen wichtigen Besuch und wir antworten auf die guten Gesten immer mit guten Gesten, so daß wir uns vornahmen, ihn mit der ganzen Wertschätzung zu betreuen, die er verdiente.
Er schickte eine Vorhut, um sein ganzes Programm inmitten des dort entfachten Krieges zu konkretisieren, bei dem in Frage gestellt wurde, ob er sich mit mir treffen würde. Und das State Department gab ihm Anweisungen, ich würde gar von Forderungen sprechen.
Gut, unter diesen Bedingungen wird der Besuch vorbereitet und findet schließlich statt, ich glaube, er begann am 23. Oktober. Wann hatten wir den Hurrikan? Das war einige Tage zuvor. Wir waren sehr wohl alle damit beschäftigt, es gab eine Gruppe von Genossen, die sich um ihn kümmerte.
Die Reaktion auf den Besuch war stark. Felipe, unser Außenminister, erklärte mir die Aufnahme, die er in Europa erfuhr, in England, - er war dort, er war nach Irland geflogen, um diplomatische Beziehungen aufzunehmen -, er erzählte, daß die Nachricht auf den ersten Seiten erschien und daß man auch über alle Aktivitäten des Gouverneurs berichtete. Alle seine Wünsche und Interessen wurden berücksichtigt und er hatte volle Handlungsfreiheit.
Der Gouverneur mußte selbstverständlich eine gewaltige Schlacht ausfechten und immer wieder hatte er irgendeine Änderung in sein Programm einzufügen, denn es gab hier und dort Druckausübungen von seiten der Interessenvertretung. Vielleicht muß man später über dieses Thema sprechen, doch es ist eine Tatsache, daß dieser Besuch inmitten einer Feldschlacht ablief, und einige Dinge wurden vorgeschlagen und später geändert.
Es gab einige Dinge, die mir wirklich als korrekt erschienen, von elementarer Höflichkeit gegenüber einem US-amerikanischen Gouverneur und den Vertretern eines Bundesstaates, dessen Parlament eine Resolution wie jene verabschiedet, über die wir gesprochen haben.
Wir waren sogar dafür, bei seinem Empfang eine kleine Zeremonie zu veranstalten, da er zwar kein Staatschef, aber doch der Chef eines Bundesstaates ist. Versteht Ihr? Eine sehr kleine und elementare Zeremonie zu veranstalten, die darin bestehen sollte, ein Musikkorps die beiden Hymnen spielen zu lassen, die Hymne der Vereinigten Staaten und die kubanische Hymne. Ich bin sicher, daß viele Leute das nicht auf Anhieb verstanden hätten, man hätte es sogar erklären müssen, und zwar nicht vor dem Abspielen der Hymne, sondern danach, weil viele Menschen weder diese Vorgeschichte und die Details noch die von ihm eingenommene Haltung kannten. Wir sahen die Schlacht, die er für seinen Besuch auszufechten hatte.
Dieser Gouverneur ist nicht nur der Gouverneur dieses Bundesstaates, sondern er ist auch der Präsident einer Vereinigung, die acht oder zehn Bundesstaaten umfaßt, nämlich die wichtigsten im Zentrum der Vereinigten Staaten. Er ist der Präsident dieser Vereinigung. Er ist ein einflußreicher Mann, er kann Einfluß nehmen und sie haben ihn für dieses Amt nominiert, weil sie ihn respektieren.
Die Gouverneure nehmen an einem alljährlich stattfindenden Gouverneurstreffen teil. All das erhöhte meiner Ansicht nach die Bedeutung der Persönlichkeit, die kommen würde.
Das ist in keinem Protokoll festgehalten, aber gut, wir hatten die Idee einer kleinen Zeremonie anläßlich seines Empfangs. Es durfte nicht sein, denn der Druck war so groß, daß etwas nicht zustandekam, das den Vereinigten Staaten mehr Nutzen gebracht hätte als uns. Es hätte die Vereinigten Staaten in keiner Weise entehrt, wenn ihre Hymne hier auf diesem Flughafen erklungen wäre, trotz der Dinge, die geschehen sind, der Differenzen und der Probleme.
Mir scheint, daß dieser Mann einer solchen Geste würdig gewesen wäre, aber es war nicht machbar. Wir hätten noch mehr tun können, eine kleine Zeremonie dort mit den beiden Flaggen und der Hymne bei der Begrüßung. Doch das von den Feinden des Besuches geschaffene Klima machte es sehr schwierig, und so blieb es nur auf die Anwesenheit des Genossen Alarcón, Präsident der Nationalversammlung, und einige Grußworte von beiden Seiten beschränkt.
Einige haben nicht verstanden, warum die Rede in englisch gehalten wurde. Nun, aus gutem Grund. Ja, ich übernehme die Verantwortung, denn Alarcón sollte sprechen und fragte mich, worauf ich ihm antwortete: "Schau, Alarcón, du wirst in dem Moment nicht zur kubanischen Bevölkerung sprechen". Ich erinnere mich, daß bei seiner Ankunft kein Übersetzer da war, die Übersetzung wurde improvisiert, denn wir wußten bis zum letzten Moment nicht, ob es ihm angebracht erschien oder nicht, wenn ihn der Präsident der Nationalversammlung empfangen würde. Er verstand diese Geste gut, sie mißfiel ihm nicht, im Gegenteil, seine ersten Worte waren von Befriedigung gekennzeichnet. Doch offensichtlich konnte die Begrüßung aufgrund des Krieges, der gegen ihn geführt wurde, nicht in der ursprünglich geplanten Weise stattfinden.
Ich sage also zu Alarcón: "Schau, dort wird der Gouverneur sein, es werden eine Reihe von US-Fernsehkanälen zugegen sein, und du wirst zu ihm sprechen, zu seiner Delegation, zu den 40 Journalisten, die ihn begleiten, und zu den Reportern. Es ist immer besser, sich an dieses Publikum direkt in englisch zu wenden". Das ist der Grund, warum die Rede in englisch gehalten wurde. Es erscheint mir absolut korrekt.
Ich rief ihn, als er dabei war, zum Flughafen zu fahren, und sagte ihm: "Sprich in englisch", obwohl ich wußte, daß niemand das verstehen würde, denn es kommt selten vor, daß er in englisch spricht. Es war eine sehr spezielle Situation. Unsere Presse konnte sich an die Übersetzung halten, so daß 10 Millionen Kubaner die Rede in spanisch hören konnten. Es ist absolut keine Schande, Entehrung oder geschweige denn Liebedienerei. Menschen, die, wie wir Kubaner, wirklich frei und unabhängig sind, echte Revolutionäre legen nicht solche Vorurteile oder ähnliche Dinge an den Tag, sondern sie tun das, was am korrektesten und angebrachtesten ist.
Also wirklich, wenn ich Chinesisch könnte und es käme zum Beispiel Jiang Zemin kommen und ich müßte eine Begrüßungsrede halten, dann würde ich sie in chinesisch halten, wenn ich die Sprache wirklich könnte, denn ich spreche in seiner Sprache zu ihm und damit gleichzeitig zu 1,25 Milliarden Chinesen. Gleichzeitig wird für die Kubaner ins Spanische übersetzt
Das ist der Grund. Ich möchte das erklären, da alles miteinander zusammenhängt, denn es herrschte eine vollkommene Unsicherheit, niemand wußte, ob sie kurz vorher nicht noch so viel Druck ausüben würden, daß die Reise nicht zustande käme.
Marina Menéndez (Juventud Rebelde): Nun, Comandante, ich möchte eine Anmerkung für Sie machen: Inmitten dieses Drucks und der feindlichen Reaktionen, die der Besuch Ryans in bestimmten US-amerikanischen Sektoren und bei der kubanischen Mafia - der kaum 'kubanisch' zu nennenden Mafia - auslöste, gab es meiner Meinung nach viele Sektoren, vor allem Unternehmer aus dem Bereich der Landwirtschaft, die in diesem Besuch eine Hoffnung sehen, denn sie - und das haben sie anerkannt - verlieren auch viel durch die Unmöglichkeit eines Handelsaustauschs mit Kuba. In welcher Weise könnten diese Sektoren vielleicht die Bilanz ein wenig ausgeglichener gestalten?
Fidel Castro: Schau, es gibt eine ganze Reihe von Bundesstaaten. Unlängst empfing ich eine zahlenmäßig starke Delegation texanischer Unternehmer. Es waren Reisproduzenten, die vor dem Sieg der Revolution Reis aus ihren Plantagen in unser Land exportierten. Sie suchen einen größeren Absatzmarkt. Ich unterhielt mich mit ihnen sehr viel über Technologie und all diese Fragen. Zahlreiche Repräsentanten und Behörden des Bundesstaates Texas, eine interessante Gruppe, haben ein großes Interesse an der Wiederaufnahme ihrer Exporte nach Kuba, denn sie haben in preislicher Hinsicht schlechte Jahre hinter sich. Dieses war ein Jahr mit schlechten Preisen.
Die Landwirte haben es schwer. Ich habe sie und auch die Landwirtschaftsvertreter aus Illinois gefragt, wieviel sie für die Tonne Mais bezahlt bekommen und wie hoch die Kosten wirklich sind pro Tonne Mais, die sie für 60 Dollar verkaufen. Ich frage: "Wer hat den größten Gewinn?". Ah, diejenigen, die kaufen und die Ware exportieren, da diese eine sehr viel größere Menge erhalten. Wenn sie auf den Markt gehen, erhalten sie 100, 120 oder 130 Dollar, manchmal beträgt der Preis 140 Dollar pro Tonne Mais, und ihnen bezahlen sie 60 Dollar. Das sind die Probleme, die sie haben, und sie haben Sorgen und Angst angesichts all dieser Fragen, und zwar nicht nur diese zwei Bundesstaaten, sondern es sind noch einige mehr, die dasselbe Kriterium haben.
Ich erklärte ihnen an jenem Tag, daß es zumindest denen aus Illinois in den letzten 40 Jahren, bei einer sehr konservativen Berechnung, verwehrt war, Produkte im Wert von 20 Milliarden Dollar nach Kuba zu verkaufen. Ja, 20 Milliarden Dollar,
und bei denen aus Texas waren es auch einige Milliarden Dollar, allein für die Importe an landwirtschaftlichen Gütern, die wir tätigten.
Das ist unbestreitbar. Aber es existiert bereits nicht nur das schlichte kommerzielle Interesse. Es gibt bereits Mißmut und Unzufriedenheit, und sie fragen sich nach den Gründen. Die wachsende Bewegung gegen die Blockade der Vereinigten Staaten bahnt sich ihren Weg, ich sagte es bereits zu Anfang. Das ist einer der Faktoren, die präsent sind und anwächst, diese Bewegung wächst wirklich.
Das ist meine Antwort auf deine Frage zu dem Besuch, in dessen Rahmen viele Leute kamen. Sie haben Interesse an wissenschaftlichem, sportlichem und kulturellem Austausch.
Es gibt eine Sache, die öffentlich bekannt ist: Im State Department verbot man ihnen, Themen des Handels anzuschneiden. In der Tat war der Genosse Cabrisas eine der Personen, die sich mit der Gruppe der Unternehmer und mit den Journalisten treffen sollten, und man hatte es ihnen verboten. Cabrisas mußte tatsächlich aus der Delegation ausgeschlossen werden, weil man ihnen verboten hatte, über kommerzielle Aspekte zu reden. All diese Dinge sind ein wenig absurd. Wenn man einem Gouverneur diese Dinge verbietet, ist es fast so, als würde er wie ein kleines Kind herumgeführt.
In der Tat waren sie sehr besorgt, daß der Gouverneur Ryan mit mir sprechen würde. Das Gespräch mit mir war nicht im Programm enthalten.
Nidia Díaz: Aber sie sprachen sieben Stunden mit ihm.
Fidel Castro: Ja, und später könnte ich sogar ein wenig die Gründe dafür erläutern. Wir sprachen einige Stunden miteinander und danach lud ich ihn zum Abendessen ein, nicht mit der ganzen Delegation, die mit ihm angereist war, doch mit der Hauptgruppe seiner Begleitung sprachen wir sehr wohl über die verschiedensten Themen. Und danach beim Abendessen hatte man einen rechteckigen Tisch mit einer Kapazität für eine noch größere Anzahl von Personen vorbereitet. Dort waren etwa 20 oder mehr von ihnen und eine Gruppe unserer Genossen anwesend. Man unterhielt sich sehr viel in einem gutem Gesprächsklima. Danach, nach Beendigung des Abendessens, mußte man um 1.00 Uhr morgens noch einmal zusammenkommen, um den Fall eines der zwei Kinder zu analysieren, über den ich später sprechen werde.
Aber zu deinen Ausführungen, daß sie nicht wollten, daß er sich mit mir trifft, ist zu sagen, daß dies das Lächerlichste des Lächerlichen ist; denn früher setzte sich das State Department mit jeder Delegation, die uns besuchen wollte, zusammen, um sie zu warnen, sich nicht von mir verwirren zu lassen und sich nicht verführen zu lassen. Sie wollten wirklich ein Gegengift schaffen, um zu bewirken, daß sie gegenüber den Argumenten, die ich vorbringen könnte, gefeit sind. So wartete ich erst einmal, denn ich wußte nicht einmal, ob er ein Gespräch mit mir als notwendig oder angebracht erachtete. Nein, ich wußte es nicht, und am vorletzten Tag um 16.00 Uhr, nachdem sie die ganze Rundfahrt durch Havanna unternommen hatten und wir von der Vorhut und seinem Beraterteam erfuhren, daß er bereit dazu war, es als unverzichtbar ansah und sogar im Fall, daß es nicht zustandekomme... Ich merkte sogar, daß es wie eine Beleidigung oder eine Geringschätzung aussehen könnte, ihn nicht zu empfangen. Also benachrichtigte ich ihn über den Genossen Remírez, da Remírez Kontakte mit vielen von diesen Leuten hat. Remírez hat an diesen Beziehungen gearbeitet und sie weiterentwickelt. Nach der erwähnten Resolution hat er viel daran gearbeitet, und zudem war eine Vorhut von ihnen hier.
Doch das war zu einer heiklen Angelegenheit geworden. Ich mußte vorsichtig sein und die Meinung seines Teams bezüglich der Frage kennen, ob ihm das Treffen mit mir schaden würde oder nicht. Und so kam es zu dem Treffen mit dem ganzen Team, sie waren vollkommen damit einverstanden und der Gouverneur war zufrieden, er ist ein aufgeschlossener Mensch. Zu dieser Stunde hatten wir alles vorbereitet und bereit, und wir erklärten ihm: Es ist ein Treffen zum Unterhalten und im Anschluß das Abendessen, das so organisiert ist, daß der Gedankenaustausch fortgesetzt werden kann. Um wieviel Uhr war das? Es begann um 18.30 Uhr, es waren sechs Stunden und sogar ein bißchen mehr, denn dann kam diese Schlußepisode, über die ich Euch noch erzählen werde.
Also, was erschien in den Agenturmeldungen aus den Vereinigten Staaten? Das ist ungewöhnlich, das ist etwas, was noch nie dagewesen ist:
"Washington (EFE). Die Regierung der USA erklärte heute, daß sie es lieber sehen würde, wenn die US-amerikanischen Führungspersönlichkeiten und Regierungsbeamten, die nach Kuba reisen, sich nicht mit dem kubanischen Präsidenten Fidel Castro unterhielten." Schaut, was für eine Demokratie, schaut, welch ein Beispiel an Demokratie, wenn sie einer politischen Führungsfigur jeglicher Parteizugehörigkeit, was weiß ich, Demokrat oder Republikaner, sagen, "was die Regierung lieber sehen würde". Donnerwetter, das ist ein Ding, einem Politiker zu verbieten, sich mit jemandem zu treffen und zu unterhalten...!
James Rubin, Sprecher des State Departments, bekräftigte, daß diese Regierungsbeamten im Fall einer Entscheidung für ein Treffen mit der Castro-Regierung den kubanischen Präsidenten auch auf die Situation der Menschenrechte in dem karibischen Land hinweisen müssen.
Die Außenministerin habe darum gebeten, es solle nicht viele hochrangige Kontakte mit Castro geben, solange das Embargo gegen das kubanische Volk aufrechterhalten wird. Sollten aber Leute dorthin fahren, ermuntern wir sie dazu, das Thema der Menschenrechte anzusprechen, erklärte Rubin.
Laut Rubin 'ist es vorzuziehen', Treffen mit Castro oder der kubanischen Regierung zu vermeiden...
Washington (NTX). Die US-Regierung wiederholte heute, sie werde die Instrumente ihrer Politik der wirtschaftlichen Isolierung Kubas beibehalten, und sie bestritt, daß ihre humanitäre Politik eine Änderung ihrer Position hinsichtlich der Insel bedeute.
Schaut, die erinnern sich wohl immer noch an die Rede von Felipe vor den Vereinten Nationen und die Erwiderung des dortigen Vertreters der Vereinigten Staaten, als er sagte, daß keine Blockade existiere und wie dies mit der Blockade wirklich sei. Nun, das wurde wenige Tage danach widerlegt, denn sie diskutierten bereits das Ashcroft-Amendment, das sie dort im Senat vorlegten und das im ureigensten Senat eine große Mehrheit erhielt.
Aber schaut, man erinnert sich an die Worte jenes Mannes, auf die ein junger Studentenführer antwortete; denn zu behaupten, es existiere keine Blockade, ist eine Lüge von der Größe, des UN-Gebäudes, wenn es reicht. Mit solch einer Ruhe bestreitet er das, da soundsoviel Tausende und soundsogroße Mengen an Lebensmitteln nach Kuba gelangt seien und daß das mit der Blockade nicht wahr sei, daß sie nicht existiere.
Hier heißt es: Der Sprecher des State Departments, James Rubin, gab an, daß bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Präsident Fidel Castro nicht...öffne (Verstümmelt). Also ich weiß nicht, was er dort sagte.
"Wir werden damit fortfahren, die Instrumentation und Verstärkung der Gesetze der Vereinigten Staaten einzuhalten, die das Wirtschaftsembargo beinhalten, aber bei gleichzeitiger Förderung der humanitären Hilfe für das kubanische Volk", erklärte der Sprecher des State Departments. Sie sind so "nobel", daß..., nein zur Aufhebung der Blockade, aber dafür "humanitäre Aktionen" fördern. Da könnt Ihr mal den Wert der Worte in jenem System und jener Demokratie sehen.
"Der Gouverneur des Bundesstaates Illinois, George Ryan, der Kuba besuchte, erreichte, daß Castro die Erlaubnis gab, damit ein krankes siebenjähriges Kind, Raudel Medina Alfonso, und seine Mutter in diesen Bundesstaat reisen können, nachdem die Vereinigten Staaten ihnen das Visum erteilte." Oh, wie nobel, sie haben ein Visa erteilt!
"Das kubanische Kind leidet an einer tödlichen Leberkrankheit, für die es in Kuba keine medizinische Behandlung gibt." - Lüge! Eine Lüge von der Größe des Kapitols, das wir hier haben! Das ist schlichtweg eine Lüge von der Größe des UNO-Gebäudes! -, die aber in den USA bei Kosten von mindestens 700 000 Dollar verfügbar ist, deren Begleichung man durch humanitäre Spenden erwartet." Ich freue mich, somit erfahren wir, wieviel die Behandlung der Kinder kostet, die wir bereits gerettet haben, denn es gibt sechs weitere Fälle wie diesen, die von den kubanischen Ärzten behandelt und gerettet wurden. Diese Ärzte erweitern ständig ihre Erfahrung, und diese müssen wir nirgendwohin schicken.
Die Behandlung kostet also 700 000 Dollar, zu zahlen durch Spenden. Ah, sehr gut, welch eine außergewöhnliche Gelegenheit, um sich als noble Leute hinzustellen. Und uns erlauben sie nicht, ein Medikament zu kaufen. Sie erlauben uns nicht einmal, Lebensmittel für Kinder zu kaufen! Sehr nobel! Sie erteilen also sofort ein Visum für eine Behandlung, die in Kuba angeblich nicht geleistet werden kann. Jederzeit sagen sie, daß man hier, wo wir unter den ersten waren, die Herztransplantationen durchführten, in einem Land, wo bereits mit Erfolg Leberverpflanzungen realisiert werden, in dem seit vielen Jahren Nieren verpflanzt werden, in dem dort im Zentrum für Kinderkardiologie, das unzählige Leben gerettet hat, Operationen am offenen Herzen bei wenige Monate alten Kindern durchführt werden, in dem man äußerst komplizierte Herzoperationen vollendet hat, daß man in einem solchen Land keinen Blinddarm herausnehmen könne. Und das Problem bei dem Kind ist nicht die Leber, sondern hat mit dem Magen-Darmtrakt zu tun. Und unsere Ärzte empfehlen sogar, jetzt nicht zu operieren.
Dem Kind geht es gut und es geht zur Schule. Dort hat ihn CNN gefilmt, wie er in die Schule ging und aus ihr herauskam. Es gab in diesem Bericht einige andere Szenen mit einem barfüßigen Jungen - wir alle wissen, daß die Jungen barfuß gehen, weil es ihnen Spaß macht -, einige Details dieser Art. Sie filmten das Kind, das ist korrekt. Ich kritisiere das nicht. Doch sie fuhren zu seiner Schule, ich sah es im Fernsehen, wie der Junge sprach, wobei er auch von seinem Problem sprach. Der Gesundheitszustand des Kindes verbessert sich zusehends. Sein Organismus spricht auf die Behandlung an, und vielleicht muß man ihn überhaupt nicht operieren. Warum wollen sie ihn nun im Alter von sieben Jahren operieren, wo es doch vielleicht besser ist, diese Operation im Alter von 9, 10 oder 11 Jahren durchzuführen, wenn man sicherer geht und wenn sich der Zustand des Kindes weiter gebessert hat?
Der Grund, warum das Kind in die USA gebracht werden sollte, war ein anderer, nicht wahr? Man beantragte eine Erlaubnis, doch da dies dazu dienen sollte, ihn in den Bundesstaat des Herrn Helms zu bringen - der Herr Helms war da bereits tief in das Politränkespiel verwickelt, niemand geringerer als dieses brutale Monster, "Retter von Kindern", ein Völkermörder -. Die Frage bestand also darin, ihn in ein Krankenhaus in North Carolina zu bringen, an einen Ort, an dem sich Helms befindet.
Mit all dem verfolgte man also das Ziel, dem Gouverneur Unannehmlichkeiten zu bereiten und Politränkespiele zu betreiben: "Hören Sie, schauen Sie bitte, um diese Leben zu retten, lassen Sie ihren Einfluß spielen und bitten Sie Castro, die Ausreiseerlaubnis zu erteilen." Dieses Kind und ein anderes Kind. Zum einen haben wir also das Interesse des Herrn Helms und zum anderen das Interesse des
Herrn Díaz- Balart, wie man noch später sehen wird. Was für ein Zufall!
Die Agenturmeldung führt weiter aus, es handle sich um eine Leberkrankheit.
"Rubin wies darauf hin, daß das Visum für Raudel und seine Mutter nicht bedeutet, daß die Vereinigten Staaten eine Änderung ihrer Politik bezüglich der Insel, gegen die das vor mehr als 40 Jahren verhängte Wirtschaftsembargo weiter aufrechterhalten werde, anstreben oder bereits begonnen habe."
Warum muß er eine solche Erklärung abgeben, wenn ein Visum erteilt wird, damit ein Kind in die Vereinigten Staaten reist. Wo doch schon bei anderen Gelegenheiten Kinder aufgrund von Bemühungen Kubas dorthin gebracht wurden, wobei Kuba für alle Kosten für Kinder und Eltern aufkam. Es bestand keine Notwendigkeit, zu erklären, daß die Erteilung eines Visums für ein Kind - das angeblich hier nicht behandelt werden konnte - nichts weiter als etwas "sehr Humanitäres" ist und nicht bedeute, daß die USA 'eine Änderung ihrer Politik bezüglich der Insel, gegen die das vor mehr als 40 Jahren verhängte Wirtschaftsembargo weiter aufrechterhalten werde, anstrebe oder bereits begonnen habe'. Man muß schon schamlos sein, wenn man sich in dieser Frage fast lobt und stolz zeigt und im Zusammenhang damit 40 Jahre Embargo erwähnt und sagt, daß man es weiter aufrechterhalten werde. Ist es vielleicht ein Zeichen von Verzweiflung, von Hysterie, oder wovon sonst? Wut, oder was sonst?
Falls es zu einer Änderung kommt, dann sei diese humanitärer Art, und nicht in der Politik..., wiederholt er. "Wir werden weiterhin den Austausch zwischen US-Amerikanern und Kubanern fördern und diejenigen unterstützen, die Druck ausüben, damit die Menschenrechte in Kuba respektiert werden", fügte Rubin hinzu. Also nach all dem von Menschenrechten zu reden, ist wirklich eine Schamlosigkeit!
"Während seines Aufenthalts in Kuba sprach sich der Gouverneur von Illinois gegen die Isolationspolitik der Vereinigten Staaten aus und wies auf die Notwendigkeit der Aufhebung der Wirtschaftssanktionen hin, die Washington 1962 gegen die Insel verhängte.
Im State Department wurden die Äußerungen Ryans in bezug auf das Wirtschaftsembargo total abqualifiziert." So war es, als er hier war, als der Mann hier war.
Eine weitere Agenturmeldung:
"Das State Department erklärte heute, es werde der Bitte des Gouverneurs von Illinois, George Ryan - der an diesem Abend aus Kuba zurückkam -, das Handelsembargo gegen die kommunistische Nation aufzuheben, nicht entsprechen." Ich weiß nicht, was sie jetzt sagen werden, wenn das Thema der Blockade wieder zur Diskussion steht. Sie werden sagen, es gäbe gar keine Blockade, diese Resolution sei unnötig, wo doch dort in der UNO der US-Repräsentant sagte, daß die Blockade nicht existiere und das die Behauptung, es gäbe eine Blockade, Lüge sei.
"Ryan bezog sich auch wiederholt auf das Wirtschaftsembargo, das die Vereinigten Staaten vor 40 Jahren gegen Kuba verhängten, wobei er anführte, daß es die Bewohner beider Nationen betreffe. Gruppen aus dem Bereich der Landwirtschaft, die großen Einfluß in Illinois ausüben, forderten offen, das Embargo zumindest teilweise aufzuheben, damit sie über einen weiteren Markt für den Absatz ihrer Produkte verfügen können." Das sagten sie.
"Das Embargo ist ein nicht zu umgehendes Gesetz und deshalb gibt es keine Förderung des Handels", betonte Rubin.
Ist das etwa keine Hysterie? Ist das keine Verzweiflung? Man muß tatsächlich nach einer Erklärung dafür suchen. Es ist natürlich klar und offenkundig.
Gut, ein weiterer Halt. Deine Frage bezieht sich auf das Thema, nicht wahr?
Roberto Agudo (NTV): Comandante, ich würde Sie gern zu einem Aspekt befragen. Wo wir gerade von Hysterie sprechen, zufällig heißt es in einer Agenturmeldung, daß angesichts der Tatsache, daß nicht erreicht wurde, daß Gouverneur Ryan eine Erklärung gegen die Revolution abgab, und angesichts seines Kuba-Besuches diese konservativen Zirkel ihn beschuldigen, von ihnen manipuliert worden zu sein. Das berichten die Journalisten, die über den Besuch berichteten, und im Moment werden Informationen abgegeben, die besagen, daß sie hier einer Gehirnwäsche unterzogen wurden.
Fidel Castro: Das ist der Gipfel, daß man hier dem Gouverneur eines Bundesstaates das Gehirn gewaschen habe, der ein größeres Bruttoinlandsprodukt als Argentinien und ein halbsogroßes wie Brasilien hat, dessen BIP dem des heutigen Rußland entspricht, der im Bund über 22 Wahlmännerstimmen bei den Präsidentschaftswahlen verfügt und der außerdem diese Beziehungen hat, über die ich sprach, und diese Hierarchie oder diesen Einfluß innerhalb der Gesamtheit der überaus wichtigen Bundesstaaten im Zentrum der USA. Sie hätten ihm hier innerhalb von ein paar Stunden das Gehirn gewaschen! Ich glaube, daß es wirklich eine Beleidigung des Gouverneurs ist, eine grobe Beleidigung.
Der Gouverneur ist ein Mann von Charakter, er ist standfest. In der Universität hielt er einen exzellenten Vortrag, der in nichts den Reden ähnelt, die wir gewöhnlich von ihnen hören, denn er war weder von Arroganz noch von Präpotenz geprägt. Er agierte dort mit viel Takt, und zwar bis zu einem solchen Extrem, daß er ohne das Gewähren von Konzessionen und durch das schlichte Aussprechen von vernünftigen Dingen einen starken Applaus von den Anwesenden dort erhielt; und die Leute sind anspruchsvoll.
Marina Menéndez: Bis jetzt, Comandante, hat Gouverneur Ryan trotz des Drucks das eingehalten, was er angekündigt hatte, nämlich die Idee zur Schaffung eines Rates von Illinois und Kuba.
Fidel Castro: Innerhalb von einem oder zwei Tagen, bereits im Flugzeug verkündete er es. Ich weiß sehr wohl, daß er einen guten Eindruck von hier mitgenommen hat, denn er war an vielen Orten und hat mit vielen Leuten gesprochen. Am letzten Tag sprach er mit mir, doch vorher besuchte er Krankenhäuser, Schulen, darunter die "Abraham Lincoln"-Schule, die Lateinamerikanische Hochschule für Medizin mit ihren 2000 Studenten. Er war in La Habana Vieja und in Institutionen verschiedener Art. Das Programm war dichtgedrängt und umfangreich und er hatte eine Reihe von Aktivitäten zu bewältigen. Seit seiner Ankunft begann selbstverständlich Frau Vicky Huddleston, die neue Leiterin der Interessenvertretung der Vereinigten Staaten in Havanna, die mehr Leute und mehr Beschäftigte hat als irgendeine Botschaft sonst, fast soviele wie die sowjetische Botschaft in ihren besten Zeiten...
Dazu ist später noch etwas zu sagen. Wenn Ihr wollt, sprechen wir jetzt darüber.
Und ich hätte gerne, daß man das Problem der Kinder anspricht, da es noch nicht hinreichend erklärt worden ist. Ich kann es erklären. Versteht Ihr?
Doch wie ich schon sagte, spielte sich hier ein Krieg um den Gouverneur ab, denn diese Frau wollte um jeden Preis auf sein Programm einwirken, es umschmeißen, sabotieren und auf ein Minimum reduzieren. Wenn ich auch ehrlich zugeben muß, daß so etwas nicht zum ersten Mal passiert und es auch nicht das einzige Mal ist. Diese Interessenvertretung, über die ich später noch einiges mehr sagen muß, hält an dieser Politik fest, alle Besuche Kubas zu sabotieren, überall, wo irgendwelche Leute sind. Zum Beispiel wenn Kongreßabgeordnete, Senatoren oder irgendein Politiker kommen, und in diesem Jahr sind einige gekommen. Doch es ist ein Krieg um jede Delegation, die kommt, denn sie beginnt damit, ein Programm für sie vorzubereiten.
Schaut, ich will Euch zum Beispiel eine ungewöhnliche Sache erzählen, die geschah. Es war geplant, daß Alarcón ihn begleiten sollte. So wie es überall auf der Welt gehandhabt wird, wenn jemand des Gastgeberlandes den Besucher vom Flughafen bis zu seiner Unterkunft begleitet. Wer schon eine Reihe Reisen unternommen hat, weiß das. Bei den Gipfeltreffen und bei allen Besuchen gibt es eine Person, die den Gast auf dem Flughafen erwartet und ihn begleitet - glaubt nicht, daß man mit einem Mitglied aus der eigenen Delegation fährt -, das ist die weltweite Norm. Nun haben sie diesem Mann, dem Gouverneur Ryan, auf der Basis von Forderungen hier und Forderungen da faktisch daran gehindert, sich von dem Genossen begleiten zu lassen, der ihn empfangen hat.
Mir kam der Gedanke, daß sie vielleicht vor der Idee, ich selbst könnte ihn empfangen, zurückschreckten. Und ich hätte ihn mit großem Vergnügen empfangen. Ich lege keinen Wert auf diese Geschichten von Hierarchie und solchen Sachen. Ich habe viele Leute empfangen, darunter Außenminister und Minister. Ich habe den russischen Außenminister Ivanov auf dem Flughafen empfangen und ihn zu seiner Unterkunft begleitet. Dabei mußte ich mich sehr beeilen, denn ich wollte wieder auf dem Flugplatz sein, um unsere Delegation zu
empfangen, die von den Vereinten Nationen kam. Ich empfing also Ivanov, sprach mit ihm und begleitete ihn zum Gästehaus.
Ich schlug so etwas im Fall des Ryan-Besuchs erst gar nicht vor, weil ich bemerkte, daß dies inmitten dieses Krieges nicht angebracht war. Er wurde konsultiert. Er sollte bei seiner Ankunft hier nicht mit einer Zeremonie mit Hymnen und ähnlichem überrascht werden. Er wurde in Kenntnis gesetzt und war sichtlich gerührt. Er dies als einen Akt der Höflichkeit an, eine Geste, die er schätzte, doch der Druck war gewaltig. Man sagte ihm, er werde von einer hohen Führungspersönlichkeit empfangen, und informierte ihn über die Frage der beiden Hymnen. Alarcón reist dorthin und kehrt zurück, er diskutiert dort und hier die Migrationsfragen, trifft sich mit herausragenden politischen Persönlichkeiten, prominenten Senatoren, Angeordneten und Vertretern der Presse, Herausgebern und mit vielen Leuten dort, sogar wenn er zu den Migrationsgesprächen fährt.
Ich glaube, der Grund für ihr absurdes und dummes Vorgehen liegt in dieser Art von Komplex, den sie haben, in ihrer Angst davor, daß ich mit ihm rede. Aber ich habe darüber auch aus einem anderen Blickwinkel heraus nachgedacht. Deshalb habe ich ihn benachrichtigt: Nicht ich werde kommen, sagte ich, sondern eine hochrangige Führungspersönlichkeit. Ich habe mich nicht vorgeschlagen und am Ende mußte gemäß der Prüfung der Angelegenheit eine Entscheidung getroffen werden. Auch wenn er damit einverstanden gewesen wäre, daß ich ihn empfange, wäre vielleicht doch eine andere Führungspersönlichkeit damit beauftragt worden. Aufgrund der geschaffenen Atmosphäre hätten wir meiner Ansicht nach das getan, was ich zu Anfang empfohlen hatte, nämlich das Alarcón fährt, um diese Atmosphäre nicht unnötig aufzuladen und ihm nicht zu schaden.Wir waren am meisten darum besorgt, daß ihm keine Nachteile entstehen. Da seine Haltung eine freundschaftliche Geste darstellte, eine vernünftige Geste, eine anständige Geste, würden wir nicht mit Überraschungsfallen im Programm darauf antworten. Jedes Detail wurde immer vorher mit ihm abgesprochen.
Also ich sagte bereits, daß mit der Vorhut der Empfang durch Alarcón vereinbart worden war. Ich erzählte bereits, daß er ihn empfing und in englisch ansprach, doch es ist der Gipfel, daß Alarcón ihn nicht ins Hotel begleiten konnte, denn sie hatten sich darauf verstiegen, daß die Frau Leiterin der Interessenvertretung ihn begleiten sollte. Das Niedagewesene, der Gipfel an Unhöflichkeit! Sie haben ihn gezwungen, das muß ihn verbittert haben, sowohl das Problem der Hymnen als auch das Problem, daß ihn der Präsident unseres Parlaments, der ihn empfangen und in englisch angesprochen hatte, nicht begleitete. Das muß ihn geärgert haben! Und er glich die Sache ein wenig aus, indem er vorschlug, daß Alarcón seine Frau, bezüglich der wir auch gehört hatten, daß sie getrennt fahren sollte, bis zu dem Ort begleiten sollte, an dem sie untergebracht waren. Ich will nicht viel darüber sprechen, um...
Die Forderungen waren gewaltiger, es war eine Verfolgung, ein immenser Druck, die hauptsächlich von der Mafia und der extremen Rechten entfachte Kampagne dort. Das waren die, die alles inszeniert haben. Es waren weder die Leute aus Illinois noch die aus den Vereinigten Staaten, es gab dort eine andere Wahrnehmung. Sogar das geschah, und so war der Besuch. Wir sagten ihm, daß er jede Änderung vornehmen könne, die er wünsche, er hatte die absolute Freiheit für alles, ihm wurde nicht die geringste Bedingung bezüglich von irgendetwas gestellt. Er wurde über alles benachrichtigt und auf diese Weise organisierte man danach den Besuch.
Wie ich Euch bereits erklärte, als ich bemerkte, daß es selbst nach Meinung des gesamten Staffs des Gouverneurs selbst wie eine Verachtung, Beleidigung und Geringschätzung erschienen wäre, mich nicht mit ihm zu treffen, entscheide ich mich dafür, es zu tun, und so wurde es gemacht.
Roberto Agudo: Comandante, stand in diesem Sinne der unerwartete Besuch, den die Interessenvertretung mit den konterrevolutionären Anführern organisiert hatte, mit im Programm?
Fidel Castro: Was für ein unerwarteter Besuch?
Roberto Agudo: Der Besuch der konterrevolutionären Anführer, die ihn erwarteten und sich mit dem Gouverneur treffen wollten oder trafen.
Fidel Castro: Und wo, sagst Du, erwarteten sie ihn?
Roberto Agudo: Im Hof des Hauses, wo er zu Mittag aß.
Fidel Castro: Nein, nein, nein so ist es nicht gewesen. Ihm ist in seinem Programm überhaupt keine Bedingung gestellt worden. Es wäre ja fast wie Hohn gewesen, eine Bedingung zu stellen; noch dazu einem Mann, der drüben wilden Angriffen ausgesetzt war.
Nun, womit befaßt sich wohl diese Interessenvertretung unter Anwendung all ihrer Kniffe? Wer auch immer nach hier kommt, muß sich mit den sogenannten Dissidentengruppen, mit den sogenannten Führern der Dissidenten treffen. Bei einem hiesigen Aufenthalt keinerlei Treffen dieser Art zu haben, ist eine Todsünde. Dieser Druck ist furchtbar. Es gibt Leute, die sich ihm nicht aussetzen.
Es kommen sehr bedeutende Persönlichkeiten wie beispielsweise der Präsident der Handelskammer der Vereinigten Staaten. Er ist der Präsident von drei Millionen Unternehmern. Er weilte hier zu Besuch und wir führten ein langes Gespräch mit ihm. Es ist ein wirklich unabhängiger Mann; er ist von nichts abhängig und braucht sich nicht um die Stimmen in Florida zu kümmern so wie andere, die außerdem im Irrtum sind, denn wir können die Stimmen der Leute dort recht gut einschätzen und wissen, was viele dieser Wähler denken; und die, die gegen die Blockade sind, werden zahlenmäßig immer stärker.
Viele sind dort drüben dem Terror ausgesetzt gewesen. Sie werden beleidigt, verleumdet, man nimmt ihnen ihren Arbeitsplatz. Es ist ein faschistischer Terror, der dort gegen die Kubaner eingesetzt wird. Wir wissen es, denn wir haben mit vielen Kubanern dort gesprochen; und ich werde mich hier nicht bei den Dingen aufhalten, die an ihnen verübt werden.
Nun gibt es Leute, die das einfach nicht mitmachen wollen und die eben unabhängig sind. Und es kommen viele Besucher zu uns, denen sie dieses nicht verbieten können. Diese sind es, die vom Kontakt von Volk zu Volk sprechen. Es sind schon viele dagewesen, und es werden ständig mehr. Das ist die Wahrheit.
Gibt es zu diesem Thema noch mehr zu sagen? Ich hatte ausgeführt, wie weit sie gegangen sind, bis zu welchen Druckmaßnahmen sie gekommen sind. Du hattest mir die Frage gestellt, nicht wahr?
Roberto Agudo: Ja.
Fidel Castro: Wir hatten über das Treffen gesprochen. Ich selbst habe am Programmablauf des Gouverneursbesuches nicht teilgehabt. Ich war mit dem Zyklon beschäftigt. Ich habe das Treffen nicht organisiert, doch die mit dieser Aufgabe betrauten Genossen waren dazu angehalten, ihn zu betreuen und keinerlei Bedingung zu stellen. Wenn er das Treffen wollte, so sollte er es haben; und soweit mir bekannt ist, war es mit ihm abgestimmt worden, denn es war eine der Forderungen, die er von drüben mitgebracht hatte; und nicht nur, daß sie von jenen gestellt wurde, die Druck auf ihn ausübten, sondern die gegen ihn eingeleitete Kampagne zwang ihn faktisch dazu.
Es war von keinerlei Bedeutung. Es war sogar besser, daß er sich mit ihnen unterhielt, und zwar recht ausführlich. So konnte er sich ein Bild von ihnen machen und zwischen diesen und den anderen unterscheiden; zwischen uns und den Söldnern der Interessenvertretung, bezahlt von den Vereinigten Staaten, Verräter an unserem Land - denn das ist es, was sie sind -, die unter dem Deckmantel dieser oder jener Sache Zuflucht suchen. Wir wissen, wer ein jeder ist und welchen Vorwand ein jeder sucht. Seit geraumer Zeit wissen wir das alles recht gut. Nun gut, das hatte also keinerlei Bedeutung, und sogar ich kann verstehen, daß es in seiner Lage richtig war, das Treffen stattfinden zu lassen; es war sogar zweckmäßig, daß er sich mit ihnen traf. Das ist meine Meinung, denn sie hatten ihm eine derartige Sachlage geschaffen ... Er ist ein Politiker, nicht wahr? Das muß man dabei in Betracht ziehen. Sie hätten alle Art Anschuldigungen gegen ihn vorgebracht und ihn vielleicht sogar als Kommunisten hingestellt, einen Mann, der Mitglied der Republikanischen Partei ist, die jenen stupiden Extremismus vertritt, den sie zur Schau tragen. Ich glaube und meine Meinung ist, ja, das Treffen war zweckmäßig.
Wieder andere tun es aus einer Modedummheit heraus oder weil man sie drüben darum gebeten hat; denn damit befaßt sich das State Department, und das schon nicht mehr nur im Hinblick auf Staatsbeamte, sondern ich glaube unter Einbeziehung aller, die uns besuchen. Wer auch immer hierher kommt, wird bestellt oder so weit wie möglich unter Druck gesetzt, auf diese oder jene Art. Die anderen lösen eine Riesenkampagne gegen alle aus; und das sind ihre Leute, es sind die Leute der Mafia, Leute, die die Blockade unterstützen. Einige dieser Leute verkünden hinterhältig, sie stünden gegen die Blockade. Ein reines Lippenbekenntnis, denn alles was sie tun, geschieht im schmählichen Bündnis mit jenen Banditen, mit jener Mafia und in Unterstützung jener Mafia sowie in Unterstützung der Politik der Vereinigten Staaten gegen Kuba. Dafür tun sie alles.
Manche bekunden sogar vor den Besuchern: "Nein, wir wollen die Blockade nicht. Aber nein, nein, diese Banditen müssen umgebracht werden", sagen sie, wenn sie sich auf uns beziehen. "Nein, nein, wir sind gegen die Blockade; doch um Himmels willen, diese da ..." Und sie beginnen, alle Behauptungen zu unterstützen. Man hat ja Beweise dafür. Und ob ich Beweise habe! Ich spreche hier nicht über diese Dinge, nur um etwas zu sagen.
Also, das zwingen sie nun allen auf. Er als Politiker mußte sich danach richten. Auch andere Politiker hatten die Anweisungen. Es sind mitunter nicht einmal US-Amerikaner, und weil sie Freunde oder Verbündete sind, wird ihnen sofort etwas abverlangt. Es ist einer ihrer Mechanismen, mit denen sie versuchen, daß der Besuch für den Besucher kein Erfolg und für uns zum Ärgernis wird.
Eine andere Sache ist die, daß man uns Bedingungen vorschreiben will; daß der König der Könige zu uns sagt: "Hör' mal, um dorthin zu reisen, sagen wir, daß meine Bedingung lautet, du genehmigst mir eine Zusammenkunft mit den leuchtenden Sternen des Patriotismus, der Freiheit und der Menschenrechte." Oh nein, wenn der König der Könige kommt und uns diese Bedingung auferlegt, können Sie sicher sein, daß der König der Könige nicht erreicht, daß wir diese Bedingung akzeptieren. Und es hat bereits diesen oder jenen Fall gegeben, wo es anläßlich des Gipfeltreffens und unter Druck hieß "ich fahre nicht", obgleich der Wunsch bestand. Es ist so etwas wie non queiro, non queiro; so ähnlich, nun, Ihr denkt den Spruch zu Ende.
Es sind unterschiedliche Dinge. Wer uns erpressen und mit unserem Land oder der Kubanischen Revolution demagogisch verfahren will, wird nichts erreichen. Und das, was er tut, ist ein Maßstab für den Grad an Freiheit, Unabhängigkeit und Würde vieler Menschen; es ist eher ein Stab zum Messen jedes Einzelnen. Doch wir wissen sehr gut, wie man Besucher betreut und wie man sie mit Respekt betreut. Wir haben auch das Recht, uns eine Meinung und ein Urteil über das Verhalten der Personen zu bilden, die wir in unserem Land empfangen, über die Gründe, die sie haben können, ob diese real und objektiv sind. Also, wir prüfen stets jeden einzelnen Fall je nach seinem Verhalten.
Was nun jedoch auf der Hand liegt - und das sagte der Sprecher - ist das Frühstück, das gegeben wurde. Ich nenne keine weiteren Details. Eingeladen waren einige Botschafter verschiedener Länder - ich werde sie nicht namentlich nennen, damit sie sich nicht angesprochen fühlen. Also am frühen Vormittag gingen sie dorthin, das stimmt, und führten die Gespräche. Das Treffen mit den Botschaftern geht zu Ende und es kommt daselbst zum Treffen mit einigen Anführern der Dissidenten. Wir wissen recht gut, daß der Gouverneur nach Schluß des Treffens - ich werde die dort Versammelten nicht namentlich aufführen. Es sind jene, denen diese "äußerst hohe Ehre" zuteil wurde - ihnen riet: "Ihr solltet Euch hier nicht mit der Presse versammeln, denn das kann den Anschein einer Provokation erzeugen und bei den kubanischen Behörden Mißfallen hervorrufen." Das war der Rat, den er ihnen gab; und gemeinsam mit seiner Delegation begab er sich zur gleichen Stunde zum Restaurant La Pastora. Dort waren sie relativ spät fertig. Die Besucher begaben sich an verschiedene Orte, zu verschiedenen Restaurants.
Also ja, was ich ganz sicher weiß, ist, daß die Interessenvertretung der USA (SINA) sie dorthin gebracht hat. Das weiß ich. Ich weiß, wer sie schnellstens zu dem Restaurant geführt hat, wo der Gouverneur und seine Delegation zu Mittag aßen. Ich habe ihn nicht gefragt, auch ist es nichts Umwerfendes. Doch ich bezweifle, nachdem ich seinen Charakter kennenlernen konnte, ein Mensch, der Taktgefühl bewies und der dort ein unauffälliges Treffen hat und ihnen sogar riet, nichts zu tun, was verletzen könnte, was als Provokation angesehen werden könnte; das steht im vollen Widerspruch dazu, daß er ihnen Ratschläge erteilte oder daß sein Einverständnis vorlag hinsichtlich ihres Treffens mit der Presse im gleichen Restaurant, in dem er mit seiner Delegation zu Mittag essen wollte.
Das Thema habe ich nicht berührt, ich habe es nicht erwähnt und werde auch jetzt nicht fragen: "Hören Sie einmal, kam es dazu mit Ihrer Erlaubnis oder ohne sie? War es Ihre Idee oder die eines anderen?" Nein, was ich weiß, ist das, was er ihnen geraten hat; und das nicht, weil wir einen Spion da drin haben, sondern weil um ihn ein ganzes Team geradliniger und ehrenvoller Personen tätig war, und wenn es irgendetwas gab, das ein wenig seltsam anmuten konnte, sie es nie unterließen zu erklären: Sehen Sie, dies und jenes hat sich ereignet; wir hatten dieses und jenes Gefühl. Ja, Leute aus der Gruppe haben mit den Genossen gesprochen, die sie betreuten; und wir wissen, was sie dachten. Und es ist tatsächlich so gewesen. Die SINA hat sie zu dem gleichen Restaurant geführt, und er speiste mit seiner Delegation in einem Séparée.
Ich weiß nicht wieviele Delegationsmitglieder dort anwesend waren. Dieser Angabe bin ich nicht nachgegangen, es ist auch nicht notwendig. Doch die Rädelsführer befanden sich im Hof, und von ihnen ist sogar das Menü bekannt: Rum, Bier - dem Sprecher zufolge -, Schinkenplatten und einiges mehr, wie der Sprecher mit einem Schuß Ironie zum besten gab. Die Namen derer, die an all diesen Operationen, ihrer Logistik und ihrer Organisation beteiligt waren, sind bekannt. Es sind etwa sieben Beamte der SINA: der Dolmetscher, der bei den Journalisten und möglicherweise auch bei dem Treffen am Vormittag gedolmetscht hat. Da waren die Journalisten, der Dolmetscher - ein Spanier -, auch die Ehefrau des Dolmetschers, der Zweite ... Jeder sagte etwas dazu, vom Chef der SINA, bei all diesen Operationen, und man hat uns mehr oder weniger informiert, dieser ist da und jener dort gesehen worden. All diese Details sind bekannt, denn es waren Mitarbeiter der Protokollabteilung anwesend sowie all jene, denen die Betreuung der Besucher oblag. Die gesamte SINA war damit beschäftigt. Das kann ich dazu sagen.
Im übrigen sagte ich euch bereits, was ich weiß und was ich nicht behaupten kann. Doch ich bezweifle stark, daß der Vorschlag von ihm kam, denn es wäre das ganze Gegenteil von seinem gezeigten Taktgefühl und Verhalten.
Doch das ist nicht alles. Die SINA versuchte, meinem Treffen mit ihnen alle möglichen Hindernisse in den Weg zu legen. Doch weder der SINA noch sonst jemandem war bis 16.00 Uhr jenes Tages der genaue Ort bekannt, bis unser Chef bei der Interessenvertretung dem Gouverneur mitteilen ließ, daß wir ein gemeinsames Gespräch und danach ein Abendessen haben würden. Sie bestimmten die Teilnehmer an diesem Treffen, die sie dafür vorgesehen hatten, und die Anzahl der Teilnehmer am Abendessen, die ihnen freistand, denn eine Gruppe der Gäste des Abendessens war nicht bei dem Gespräch zugegen gewesen. Sie bestimmten die Teilnehmer des Abendessens und kamen auf 16 Gedecke, "und alle, die er noch einladen möchte". Und er legte bis zu 20 oder 21 Personen fest, die dann auch anwesend waren. Beim Abendessen waren also Leute da, die bei der Unterredung nicht zugegen gewesen waren.
Die Beamten der SINA konnten nicht viele Fallen ins Spiel bringen. Doch sie versuchten, den Vortrag von Gouverneur Ryan an der Universität zu behindern und legten alle möglichen Hindernisse in den Weg, alle möglichen, sie versuchten es, wir wissen es wohl, doch sie konnten ihn nicht verhindern. Er stand im Programm, und ich spürte, daß es sein Wunsch war. Und wie bei anderen Gelegenheiten auch, ging ich dorthin, um ihn anzuhören. Und dazu habe ich mich nicht beraten lassen; denn das habe ich mit vielen Besuchern so gehandhabt, daß ich zu den Vorträgen gegangen bin. Deshalb meine ich, daß sie niemanden beschuldigen können, niemandem die Schuld geben können, daß ich mir einen Vortrag anhöre und mich in die Zuhörerschaft setze. Ich werde mich doch dort nicht ins Präsidium setzen. Ich ziehe es vor, mir den Vortrag von unten aus anzuhören.
Ich wußte nicht, worüber er sprechen würde und habe bis zum letzten Wort aufmerksam zugehört. Ich war überrascht über die Ausgeglichenheit dieses Vortrages, über die Geradheit des Vortrages, über das völlige Fehlen von Angst und gleichzeitig über die Fähigkeit, die Gedanken überzeugend und beredt darzulegen.
Zum gegebenen Zeitpunkt kam es zum Teil der Fragen und Antworten. Die Zeit drängte, und er hatte seinen Vortrag sehr hervorragend beendet. Ich war beunruhigt, denn Du mußt Dir überlegen, vierzig Jahre Probleme; und da die Dozenten und Studenten, die diese Art Vorträge besuchen, sehr klug und gebildet sind und ausgezeichnete Fragen stellen, schien es mir faktisch ein Risiko zu sein, damit zu beginnen. Es hätte zu verwickelten Debatten kommen und die gute Wirkung des Vortrages geschmälert werden können, und so sagte ich: "Es ist besser, daß dieses an seinem Höhepunkt zu Ende geht." Als dann jemandem das Wort erteilt wurde, um seine Frage zu stellen, schlug ich vor, diesen Teil auszulassen, daß dazu eine sehr gute Erklärung vorliege und es sich hier um eine komplexe und heikle Situation handle. Wird er in diesem Moment mit Fragen bestürmt, dann hätte man tatsächlich dem Risiko Raum gegeben, daß es zu einer, sagen wir, Schmälerung der entstandenen Stimmung und der Aufnahme seines Vortrages gekommen wäre.
Ich dachte, daß sieben oder acht Fragen ihm wahrhaftig Komplikationen bringen könnten; und da es für uns sehr wesentlich war, ihm dieses Risiko zu ersparen, unterbreitete ich jenen Vorschlag, ergriff dort die Initiative und stand auf, als ich sah, daß die Fragen beginnen sollten. Eigentlich waren gar keine Fragen erforderlich. Ein US-amerikanischer Gouverneur hatte einen Vortrag gehalten zu Aspekten, von denen ich meine, daß keine Fragen gestellt werden brauchten. Er hatte faktisch schon alles gesagt, was man dazu sagen konnte. Er hatte dort mit großer Offenheit und Ehrlichkeit das gesagt, was er dachte.
Ich habe andere Leute dort Vorträge halten sehen; und glauben Sie mir, es ist gelegentlich, als gehe man über Dornen; und dabei hat man nicht seine Probleme. Das ist geklärt worden. Was er zu sagen hatte, hat er gesagt. Er hat jenes angekündigt. Im Rahmen des Gespräches hatte er bereits darauf hingewiesen, er habe diese und jene Vorstellung im Hinblick auf die Gründung jenes Rates. Das ist die Geschichte.
Nidia Díaz: Comandante, wenn wir darauf zurückkommen, was Sie anfangs erwähnten, scheint mir, daß dieses Treffen des Gouverneurs mit den Vertretern der Gruppierungen dort, wie sie ihm vorgeführt wurden, recht gut war, denn im Augenblick wird er wahrscheinlich die berühmten von den Vereinigten Staaten fabrizierten Patrioten sowie die Prämien, die einige von ihnen erhalten, belächeln, nicht wahr?
Fidel Castro: Ich darf so etwas nicht sagen, denn damit würde ich voreilig über die Gedanken urteilen.
Nidia Díaz: Nein, ich will damit nicht sagen, daß er selbst diese Gedanken hegt...
Fidel Castro: Ich sage nicht, daß es gut war. Ich kann das nicht sagen, ich kann es nicht behaupten. Stelle ich diese Behauptung auf, so begebe ich mich in ein Thema, wobei ihm nicht angenehm sein dürfte, daß ich äußere, er habe meines Erachtens gemerkt, daß jene Idioten sind. Ich beschränke mich lediglich darauf zu sagen, es ist gut, daß er Vergleiche unter den Leuten, ihrer Denkweise und deren Bedeutung anstellen kann. Das ist das einzige, was ich dazu sagen kann.
Doch es gibt ein wichtiges Thema, das Ihr vergessen habt. Da es sich um einen
Austausch von Eindrücken handelt, empfehle ich, das Thema der Kinder anzuschneiden.
Nidia Díaz: Die Frage zu den Kindern, die Ihnen Marina bereits gestellt hat, möchte ich präzisieren und Sie fragen, ob Ihnen bereits etwas bekannt ist, wonach die US-amerikanischen Gesundheitsbehörden die Diagnose der kubanischen Ärzte zu dem Jungen bestätigt haben, der nicht nach drüben gebracht werden mußte.
Fidel Castro: Ich muß das nicht dort bestätigen lassen, denn ich habe es in einem Fall hier bestätigt.
Nidia Díaz: In jenem Fall?
Fidel Castro: Richtiger noch, in beiden Fällen, denn es waren zwei; einer aus Matanzas, der siebenjährige Junge, dem die Diagnose mit voller Gewißheit gestellt wurde - er sollte nach Carolina, dem Bundesstaat von Helms, gebracht werden -, und der andere Fall ist der zweijährige Junge aus Marianao, der an den Folgen eines schrecklichen Unfalles leidet.
Was geschah in diesen beiden Fällen? Das, was manchmal geschieht. Probleme sind oftmals unlösbar. Doch wenn einer Familie, einem Vater oder einer Mutter gesagt wird: Hör mal, es gibt eine Lösung, da oder anderswo, für ein hier unlösbares Problem, dann möchten sie überall dorthin gehen, wo ihnen eine Lösung angeboten wird. Das wäre faktisch etwas Unmögliches. Außerdem wird jeder Bürger, der eine Betreuung im Ausland benötigt, auch in dieser schweren Zeit der Spezialperiode, immer und überall, wo ein Leben oder das Augenlicht gerettet werden kann und wir selbst jetzt nicht dazu in der Lage sind oder in der jeweiligen Disziplin noch kein ausreichendes Niveau erzielt haben, also all diese Fälle - sei es ein Kind, ein Jugendlicher, ein Erwachsener oder ein Greis - werden zur Behandlung ins Ausland geschickt, ohne daß sie vorher gefragt werden, wer ihre Angehörigen sind oder wie sie denken. Wo ein Leben gerettet werden kann, hat die Revolution nie Kosten gescheut, und mitunter gehen diese Ausgaben in vierstellige Höhen. Wir haben Patienten gehabt, die uns mehr als 100 000 Dollar gekostet haben.
Auch haben wir das Glück gehabt, in vielen Teilen mit vielen Freunden rechnen zu können. Viele Ärzte operieren und verlangen nichts dafür. Man hat die Ausgaben für die Reise, die Unterkunft und all jene Dinge. Handelt es sich um ein Kind, reist es in Begleitung der Mutter.
Nun können logischerweise viele Menschen gehört haben, es gäbe eine Lösung für ihren Fall. Doch wenn man mit absoluter Sicherheit weiß, daß es keine mögliche Lösung gibt, dann kann das Land das Geld nicht ausgeben in dem Versuch einer Lösung des Problems; wenn der Patient nicht nur von unseren, sondern auch von vielen der uns besuchenden Ärzte gesehen wurde oder der Ärzte, die wir konsultieren und die dann unser Kriterium bestätigen. Mitunter nehmen die Kollegen einen bestimmten chirurgischen Eingriff vor, kennen dabei den Aufenthaltsort des jeweiligen Spezialisten und operieren in Verbindung mit jenem, der in Spanien oder irgendwo auf der Welt am meisten darüber weiß und sie in gewisser Hinsicht beraten kann.
Das wird gemacht, diese Maßnahmen werden getroffen. Doch wenn man mit absoluter Sicherheit weiß, daß es für den Fall keine Lösung gibt, dann bestreitet das Land diese Kosten nicht. Doch darüber entscheidet ganz einfach eine Kommission. Und auf diesem Wege haben wir ihnen allen am Tag der Pressekonferenz die schriftliche Auflistung übergeben, was wir dafür pro Jahr ausgeben. Früher lagen die Beträge höher. Jetzt ist es weniger, denn viele Probleme lösen wir hier, und außerdem haben wir befreundete Ärzte, die aus den Vereinigten Staaten selbst oder aus anderen Teilen der Welt für eine Woche, zehn oder fünfzehn Tage zu uns kommen und die Operationen durchführen. So wie das Flugzeug des Projektes Orbis einer US-amerikanischen Institution hin und wieder hier landet und ihm alle Möglichkeiten für die Behandlung von Fällen mit Augenproblemen eingeräumt werden.
Aufgrund all dessen braucht nicht mehr eine so große Anzahl Patienten nach anderen Ländern gebracht werden, denn viele dieser Operationen können hier vorgenommen werden. Die technischen Bedingungen dafür sind vorhanden, doch der qualifizierte Spezialist für die Behandlung dieser Fälle muß aus dem Ausland geholt werden. Natürlich ist es günstiger, daß dieser dann gleich mehrere Fälle behandelt. Diese Ärzte bringen häufig Verbrauchsmaterial und einiges für die Operation erforderliches Instrumentarium mit und verlangen für diese Art fachärztlicher Betreuung nichts von unserem Land.
Kuba hat viele Freunde. Es sind Mechanismen, durch die wir Mittel einsparen und dadurch alle behandeln können. Hier werden keine Ausgaben gescheut, wenn es darum geht, ein Leben zu retten; und es kostet denjenigen keinen Pfennig, weder in Dollar noch in Peso.
Bei dem zweiten Kind kam es zu infamen Dingen.
Der Nuevo Herald veröffentlichte einen Artikel. Dieses Organ, von dem Ihr wißt, daß es voll im Dienste der Mafia steht und alle Art Scheußlichkeiten über die Revolution verbreitet, ein Organ in Miami, das alles Mögliche schreibt und zu groben Beleidigungen greift. Es ist ein Artikel über ein Schreiben von Díaz-Balart an die Direktorin des Chicagoer Krankenhauses La Rábida, die als Begleitung des Gesundheitsministers von Illinois mit dem Gouverneur mitkam und die beide sein äußerstes Vertrauen genießen. In diesem Schreiben heißt es, er habe gehört, es gäbe einen kubanischen Jungen ... und er bitte sie, ihn zu besuchen und sich für ihn zu interessieren, denn der Junge benötige die Behandlung in einem Krankenhaus, das für Touristen und die hohe politische Hierarchie des Landes - für die hohe politische Hierarchie des Landes! - zuständig sei und er für die Bezahlung dieser Behandlung keine Dollar habe. Ah, und weil er ein Medikament benötige, das nicht verfügbar wäre und er es in Dollar bezahlen müsse.
Hier wird, wie Euch bekannt ist, kein Medikament gegen Dollar verkauft. In einigen Krankenhäusern hat es Etagen gegeben, in denen eine bestimmte Anzahl Betten für den Gesundheitstourismus bewilligt waren, um die hieraus erzielten Einnahmen hundertprozentig für den Erwerb von Geräten und Medikamenten für diese Krankenhäuser zu verwenden.
Das Krankenhaus "Hermanos Ameijeiras" hat wie auch andere Krankenhäuser in einer der oberen Etagen einige Betten für den Gesundheitstourismus. Wir haben es so eingerichtet, damit die Einnahmen für Medikamente und Geräte verwendet werden können. Das Geld wird für keine anderen Dinge des Landes benutzt. Ich weiß nicht, ob sie einen kleinen Betrag an das Ministerium für Gesundheitswesen abführen. In vielen Fällen sind sie sogar von diesem kleinen Abführungsbetrag, der für die gleichen Ziele verwandt wird, befreit. Es sind einige Krankenhäuser, und einige haben damit fast ihre Entwicklung bestritten, bestimmte sehr spezialisierte Rehabilitationskliniken.
Ach ja, sogar in den Polikliniken gibt es eine Massageabteilung und Abteilungen für Rehabilitation. Sogar in den Polikliniken! Damit die Patienten nicht mehr so wie früher beispielsweise von Guanabacoa nach Boyeros fahren müssen, wo jene Klinik stand, die einer Baracke ähnlich war. Gut, dort steht heute eine Klinik, die etwas ganz Wunderbares ist. Die Technologie stammt aus Jugoslawien, denn jenes Land verfügte über große Erfahrung auf dem Gebiet der Rehabilitation.
Diese Klinik ist etwas ganz Wunderbares, und fertiggestellt haben wir sie in der Spezialperiode. Kinder mit angeborenen oder durch Unfälle verursachten Mängeln werden in dieser Klinik behandelt. Dort stehen, ich weiß nicht wieviele Betten. Millionen Dollar wurden für den Bau und die Ausrüstung bereitgestellt. Diese Klinik ist für das Volk bestimmt.
Es gibt noch andere Krankenhäuser für die Rehabilitation von Patienten, orthopädische Krankenhäuser und andere Einrichtungen im gesamten Land. Doch die kompliziertesten Fälle werden dort eingewiesen. Wir verfügen über diverse ausgezeichnete Zentren. Sogar in den Polikliniken gibt es Abteilungen für Rehabilitation, und niemandem wird dafür ein Centavo oder ein Dollar abverlangt.
In einigen der Einrichtungen, in denen sich Ausländer behandeln lassen können - es kann ein Botschafter, ein Tourist oder irgendein anderer Besucher sein -, werden Medikamente verkauft. Sie erhalten logischerweise eine gute Betreuung und müssen dafür bezahlen. Kommen die Botschafter oder erkrankte Touristen, so ist ihre Betreuung kostenpflichtig. Hier gibt es keine kostenlose medizinische Betreuung für Touristen, diplomatische Vertreter oder die Vertreter von ausländischen Unternehmen. Sie alle benötigen medizinische Betreuung, und sie erhalten sie, zwar zu einem niedrigeren Kostensatz als in anderen Ländern, doch bezahlen müssen sie schon.
Sie erhalten logischerweise eine Sonderbehandlung. Ja, sie erhalten sie, und sie zahlen dafür. Doch diese gleiche Betreuung und die gleichen materiellen Mittel können wir bedauerlicherweise nicht allen Millionen unserer Bürger zuteil werden lassen. Wir versuchen, ihnen das Beste zu geben. In letzter Zeit haben wir Schwierigkeiten gehabt, die wir nach und nach einer Lösung zuführen; und wir tun etwas in dieser Hinsicht, das kann ich Dir garantieren. Wir sind zu neuen Rezepturen gelangt, zu Ausgangsstoffen, zur Verringerung der Kosten für Medikamente. Wir haben elf Millionen Bürgern kostenlose medizinische Betreuung gewährt und in den zehn Jahren Spezialperiode haben 30 000 neue Familienärzte ihren Dienst aufgenommen, die außerdem ihre Nachhut in den Krankenhäusern haben. Die Bürger dieses Landes haben ihren Arzt auch bei Nacht, ausgenommen auf dem Lande, wo sie etwas weiter entfernt sind, denn sie leben abgeschieden, vielleicht in 150, 100, 60 oder 30 Meter Entfernung vom Arztstützpunkt.
Das sind die Leistungen, die wir für unser Volk erbracht haben. Wir haben Kontrollen gegen das Horten von Medikamenten eingerichtet. Niemals haben wir etwas in den Weg gelegt, wenn Medikamente von anderen Ländern aus geschickt wurden. Als es einen starken Personenverkehr zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba gab, waren beispielsweise 10 kg Medikamente im Gepäck erlaubt, die kostenlos im Flugzeug mitgebracht werden durften. Natürlich brachte jeder 10 kg Medikamente mit; aber es war vorzuziehen, daß sie ins Land kamen und verteilt oder verkauft wurden, wie dem auch sei; und es wurde nicht das geringste Hindernis dagegen in den Weg gelegt.
Das war der Artikel, für den die nach den Vereinigten Staaten Reisenden die besten Möglichkeiten hatten. Wir sagten ihnen: Bringt die Medikamente für Eure Angehörigen mit. Keiner wurde gefragt, was er damit machen würde. Doch wir sahen hierin eine Form, dem Medikamentenbedarf Erleichterung zu verschaffen; oder sie gelangten zu uns in Form von Spenden. Das gibt Raum, daß mitunter ein bestimmtes Medikament - das Neueste auf dem Markt, das noch nicht in unserer Pharmakopöe enthalten ist -, das von Angehörigen oder Besuchern mitgebracht wurde oder als Spende zu uns gelangte, gelegentlich vom Arzt mitunter aus Verantwortungslosigkeit empfohlen wird und er sagt: "Versuchen Sie, sich dieses Medikament zu besorgen; vielleicht hat es jemand oder aus einigen Spenden."
Hier ist bekannt, wie das abläuft. Die Spenden kommen unmittelbar in die Krankenhäuser. Der Staat hat seine Reserve von wesentlichen Produkten, die lebenswichtig sind. Es gibt zwei Reserven. Zuerst wurde eine im Ministerium für Gesundheitswesen geschaffen und danach eine weitere im Staatsrat. Wenn es lebenswichtig ist und wenn dann etwas fehlt ... Nun gut, in der Pharmakopöe sollte nichts fehlen. Und es muß eine gute Kontrolle darüber vorhanden sein, damit sie von niemandem gehortet werden. Sie müssen gut überwacht werden, damit es nicht zu Medikamentendiebstahl kommt. Einige werden zentral verwaltet, und hier darf es keinen Diebstahl geben. Es kommt ein Anruf von irgendeinem Krankenhaus, aus Santiago de Cuba oder Baracoa: "Hören Sie, das Medikament X ist mir ausgegangen und hier nicht erhältlich." Dann wird auf die Reserve zurückgegriffen und der entnommene Bestand unmittelbar ersetzt. Das ist unsere Verfahrensweise.
Dem Jungen des Unfalls wird ein Medikament verabreicht, das 22,- Dollar kostet, und ihm wird es für 22,- Peso verkauft, denn es ist nicht für die Behandlung im Krankenhaus. Die Medikamente im Krankenhaus sind nicht kostenpflichtig. Die Medikamente für die ambulante Behandlung müssen bezahlt werden.
Was kosten hier die Medikamente? Es ist der Preis wie vor vierzig Jahren, der bei vielen bis auf die Hälfte herabgesetzt wurde. Das ist der Preis, der in der Apotheke verlangt wird. Doch die so strategischen Medikamente können unter den heutigen Bedingungen nicht in den Apotheken verkauft werden. Es muß dafür eine Reserve da sein um zu gewährleisten, daß die lebenswichtigen Produkte verfügbar sind. Nun, diesem Jungen hat es an nichts gemangelt. Sie selbst sagten dann: "Nein, das Medikament, da habe ich einige Verwandte, die es mir schicken. " Es handelte sich um eins der Medikamente, die der Junge braucht.
Und was geschieht? Es ist immer das gleiche in dieser Beziehung. Sie haben Verwandte in den Vereinigten Staaten, einige mit Beziehungen. Mir erzählte der Vater dieses Jungen, es sei eine Schwester, die ihn das Licht der Welt erblicken sah; und nun ist sie sehr schockiert nach all dem, was bei dem Unfall passiert ist.
In beiden Fällen hatten die Verwandten gesagt, sie können die Medikamente besorgen oder man habe sich um eine Betreuung für beide Kinder bemüht. Das waren die zwei Fälle, für die sich der Gouverneur interessierte, und es gab die Vermutung, daß sie ausreisen wollten, daß die Eltern ausreisen wollten.
Bei meinem Gespräch mit dem Gouverneur am vorletzten Tag, an jenem Abend des 26. (Oktober) trägt er mir das Problem der Kinder vor und ich sage ihm: "Mit diesen beiden Kindern gibt es absolut kein Problem." In diesen Fällen hält man
sich an die Entscheidung der Eltern, obwohl es sich um Fälle handelt, die im Land gelöst werden könnten und hier bereits die erforderliche Behandlung erhielten.
Für uns war es Fakt, daß sie ausreisen würden, daß die Familien einverstanden sind, die beiden Kinder zu schicken, einen nach Carolina und den anderen nach Chicago. Und er fragt mich plötzlich: "Kann ich sie morgen in meinem Flugzeug mitnehmen?" Ich sage: "Ja. Wie spät ist es?" "Es muß ungefähr 21.00 Uhr, 21.30 Uhr sein." Ich sage: "Selbstverständlich, wir werden uns sofort mit den Familien in Verbindung setzen. Der Reisepaß ist unwichtig. Mit einem Papier oder einem Zertifikat, was es auch sei, wir stellen es aus", denn er wollte um 13.00 Uhr abreisen.
Die eine Familie lebt in Matanzas, man mußte es mit den Eltern besprechen. Gleich von dort aus wurde nach Matanzas angerufen. Ein Genosse rief an. Ich bat ihn: "Setzen Sie sich mit den Eltern und allen, die dazu erforderlich sind, in Verbindung und fragen Sie, ob sie einen Reisepaß besitzen oder nicht." Bei dem, der mit ihm flog, hatte man bereits erwogen, dieses einige Tage später zu tun, und den Sprecher hatte man nach der Haltung Kubas gefragt, denn es handelte sich ja um ein Interesse von Helms. Der Sprecher antwortete sehr korrekt: "Man wird das tun, was für das Kind das beste ist." Das ist es. Ich hatte es vermutet.
Nach dem Treffen begaben wir uns kurz ins Büro, um uns mit ihm vor dem Abendessen einige Minuten zu unterhalten. Da sagt mir Carlitos: "Der Vater des Jungen aus Marianao möchte nicht, daß der Junge das Land verläßt." Man sagt, er habe eine lange Unterredung mit dem Arzt gehabt und will nicht, daß der Junge ausreist. Er hatte ihm gesagt, es sei nicht nötig. Sehen Sie nur, was für ein Problem sich daraus ergibt. Ich denke mir: "Donnerwetter! Was werden sie nun erfinden; daß er unter Druck gesetzt wurde, daß er bedroht wurde." Da wende ich mich an den Gouverneur: "Sehen Sie, das hat sich jetzt bei einem der Jungen ereignet. Wir werden den Vater herbestellen, den operierenden Arzt, den Direktor des Krankenhauses - für 1.00 Uhr morgens, sagte ich ihm - damit sie alle hier sind, mit der Direktorin Ihres Chicagoer Krankenhauses und dem Verantwortlichen für Gesundheitswesen des Bundesstaates, einem qualifizierten Mann, sprechen und mit ihnen diskutieren und damit der Vater die Gründe für seine Entscheidung der Zustimmung oder Ablehnung der Reise angibt und seinen Willen kundtut." Das ist der Junge, der für eine schamlose politische Machenschaft benutzt wurde; von dem es hieß, ihm sei eine Behandlung im CIMEQ (Zentrum für Medizinisch Chirurgische Forschungen) untersagt worden. Ach so, weil er keine Dollar hatte, die Tragödie, weshalb soll ich es noch vorlesen. Es gibt da noch so viel anderes, das ich nicht verlesen werde, alles aus diesem unanständigen berühmten Artikel, der hier irgendwo liegt.
Ich verlese einige Sätze, ja? Sie sagen "...eine bescheidene Familie wartet mit Ungeduld auf die Ankunft dieser 'humanitären Mission'... Carlos Prieto und Ileana Sideris Borges, wohnhaft im Stadtviertel Marianao der Hauptstadt setzen ihre Hoffnung darauf, daß Frau Dr. Lisa Thornton, Direktorin des Kinderkrankenhauses La Rábida in Chicago, den Fall ihres zweijährigen Sohnes Christian anhört und irgendeine Unterstützung bieten kann. Am vergangenen 5. Juni war Christian vom Balkon ihrer Wohnung gestürzt." Das ist der Junge, der nach Chicago gebracht werden sollte. Der andere, der aus Matanzas, war für North Carolina vorgesehen und ist jetzt dort; doch es ist möglich, daß er letztendlich in Chicago behandelt wird.
Die Schamlosigkeit des Artikels, auf den wir uns beziehen, ist stark: "Die Eltern von Christian sind zuversichtlich, daß Frau Dr. Thornton gemeinsam mit den acht Fachärzten, die Mitglieder der Delegation sind, einer Bitte des republikanischen Vertreters von Florida, Lincoln Díaz-Balart, entspricht und den Jungen besucht..." Er schreibt nicht an den Gouverneur, er schreibt jener Ärztin: "...Ich bitte Sie, im Rahmen des Besuches nach dem Gesundheitszustand von Christian zu fragen und den Jungen und seine Familie zu besuchen, damit Sie aus erster Hand die Realität des Kuba von heute kennenlernen können, wo die Mitglieder der Hierarchie des Regimes und die Dollartouristen Zutritt zu den besten Waren und Leistungen haben, während das kubanische Volk unter Diskriminierung und Elend leidet." usw. usf. Hinter all diesen 'so humanitären' Leuten steht das politische Ränkespiel. Das ist sehr bedauerlich.
Der Artikel erwähnt die Deklarationen von Gouverneur Ryan: "...Meine Hoffnung besteht darin, daß diese Mission eine Tür öffnet. Ein isoliertes Kuba liegt nicht im Interesse von Illinois oder der Vereinigten Staaten." Dann wird auf die Äußerungen von Díaz-Balart Bezug genommen: "... Sehr bedauerlich diese Reise der Delegation von Illinois. Nichts Gutes ist zu erwarten von einer Delegation, in der mächtige Unternehmer reisen und sich an der Zukunft Kubas die Zähne schleifen." Fast schon ein Kommunist, nicht wahr? Das ist ihre Meinung von den Unternehmern, die den Gouverneur begleiteten: Wölfe, die sich die Zähne wetzen, um aus der Zukunft Kubas Gewinn zu schlagen; fast so, als wollten sie die Zukunft Kubas verschlingen. Es ist widerlich.
Diese Fälle werden nicht im Krankenhaus CIMEQ betreut. Ihre Behandlung erfolgt in der besten Rehaklinik Lateinamerikas, die auch eine der weltweit besten ist, in der Internationalen Klinik für Neurologische Rehabilitation (CIREN). Hier sind langzeitig invalide Patienten eingeliefert worden, die die Klinik auf ihren eigenen Füßen wieder verlassen haben. Die Physiotherapeuten hier beschäftigen sich acht Stunden lang mit einem einzigen Patienten. Der Ruf und das Prestige dieses Zentrums sind außerordentlich. In diese Klinik werden Bürger aufgenommen, für die es in keiner anderen Einrichtung eine Lösung gibt. Und hierher wurde der Junge gebracht.
Wann hatte sich dieser Unfall ereignet? Vor fast fünf Monaten, es war der 5. Juni dieses Jahres. Das Traurige daran ist, daß diese Lüge von Díaz-Balart vorgebracht wird, nachdem die Ärzte des Krankenhauses "Juan Manuel Márquez" und des CIREN, doch vor allem die des "Juan Manuel Márquez" dem Jungen das Leben gerettet hatten.
Vollständiger haben wir hier den Fall von Matanzas (zeigt Unterlagen vor). Das ist die Zusammenfassung der Krankengeschichte beider Kinder. Im Fall von Matanzas steht etwas sehr Wichtiges: "Für diesen Patienten ist im Augenblick keine Behandlung in einem anderen Zentrum erforderlich, denn in unserem Land ist seine Betreuung gewährleistet. Ein chirurgischer Eingriff ist zur Zeit nicht erforderlich aufgrund seiner günstigen Entwicklung und seinem dafür unratsamen Alter." Das sind die abschließenden Einschätzungen der gastroenterologischen Station des Kinderkrankenhauses "Juan Manuel Márquez". Sie enthalten das Kriterium, um das gebeten wurde und diagnostizieren: "...in seinem dafür unratsamen Alter. Macht sich der Eingriff jedoch erforderlich, so verfügt das Krankenhaus dafür über sämtliche Voraussetzungen. Dieser mußte bereits bei sechs anderen Patienten vorgenommen werden."
Sie empfehlen, nicht zu operieren. Damit sieht die Sache schon anders aus. Es ist ernst zu nehmen, und ich trage es dem Gouverneur vor und sage zu ihm: "Sehen Sie, Herr Gouverneur, dieses ist eine Verantwortung, die wir tragen. Es existiert eine Empfehlung, von einem Eingriff Abstand zu nehmen. Es gibt zwei Meinungen. Es ist etwas, das tatsächlich über die Entscheidung der Eltern hinausgeht. Da Sie darum baten, den Jungen mitzunehmen, muß ich Ihnen ganz klar darlegen, welche Meinung seine Ärzte vertreten." Noch hatten wir uns nicht vom Tisch erhoben, wo wir das Eingangsgespräch mit dem Gouverneur hatten. Wir kannten noch nicht die Entscheidung zu dem anderen Fall, den ich erzählte, mit dessen Vater wir um 1.00 Uhr morgens sprechen mußten...
Und ich fuhr fort: "Hierin liegt eine Verantwortung. Unterläuft ein Fehler und stirbt das Kind, wenn Sie es morgen mitnehmen und wir einverstanden sind, daß Sie es mitnehmen, ohne Ihnen die beiden Kriterien genannt zu haben: Worin besteht dann unsere Schuld, wenn eine verfrühte Operation durchgeführt wird und das Kind stirbt?" Außerdem war dieses Kind in Ordnung, darauf machte ich ihn aufmerksam, auch daß wir keine Einwände vorbringen würden, ihn jedoch in seiner Eigenschaft als Gouverneur von Illinois sowie die ihn begleitenden Ärzte darum baten, diesem Aspekt besondere Aufmerksamkeit zu schenken, daß nach Meinung der kubanischen Ärzte nicht operiert werden sollte, daß es verfrüht wäre, daß der Junge einwandfrei auf die Behandlung anspricht und daß, sollte sich irgendetwas einstellen, die kubanischen Ärzte mit dem Problem fertig werden könnten. Das ist der Junge von Matanzas, der sogar zur Schule ging.
Der andere Fall ist der Junge, der aus dem zweiten Stock gestürzt ist. Er fiel auf den Kopf und der Aufprall hat schreckliche Beschädigungen verursacht. Der Junge kann sich heute faktisch nicht bewegen. Das erste, was sie an ihm vornahmen, war, sein Leben zu retten. Was an diesem Kind zur Rettung seines Lebens getan wurde, ist viel komplexer als in dem Fall von Matanzas. Und wenn die Betreuung des letztgenannten mit 700 000 Dollar angesetzt ist ..., nein, nein, was man an diesem Kind getan hat, geht in Beträge - letztens hatte ich 100 000 Dollar dafür genannt, doch als ich diese Einzelheiten sah und über mehr Angaben verfügte... - von, nun man weiß es nicht, einer, zwei oder drei Millionen. Außerdem weiß niemand, wer das bezahlen wird. Und warum? Weil dieser Junge für eine noch unbekannte Anzahl von Jahren eine Rehabilitationsbehandlung benötigt.
Hier haben Sie den Fall, mit dem politische Ränke geschmiedet werden, billige politische Ränke; die Verfechter des Völkermords, die nicht wollen, daß dem Land Nahrungsmittel verkauft werden, nicht einmal für Kinder oder alte Menschen, daß dem Land Medikamente verkauft werden und die die Blockade schüren, damit wir nicht zu den Mitteln kommen, um diese Produkte zu kaufen. Wenn sie uns eines Tages erlauben, Nahrungsmittel und Medikamente zu kaufen, dann müssen wir uns fragen, womit wir sie bezahlen sollen. Denn wenn man Sie nicht handeln läßt, können Sie nichts verkaufen und sich nicht entwickeln. Wenn Sie an allen Fronten einem Wirtschaftskrieg ausgesetzt sind, dann nützt es überhaupt nichts. Man muß den Tag mit Dank entgegensehen, an dem sie uns Nahrungsmittel verkaufen, doch wir können damit die Probleme nicht aus der Welt schaffen. Und jene sind die Anhänger, sind die Verfechter der Blockade und kommen uns mit derartig infamen Äußerungen.
Der Unfalljunge war einer Erstoperation zu unterziehen, denn sein Gehirn war faktisch zerplatzt. Er hat 25 Prozent seiner Hirnmasse eingebüßt. Danach waren angesichts auftretender Probleme fünf weitere Operationen erforderlich, denn es war ein sehr schwieriger Fall. Die große Eingangsoperation und fünf weitere. Ich habe danach mit den Ärzten gesprochen, mit dem operierenden Arzt im Detail. Nachdem sie ihn gerettet hatten und er lebte, konnte er weder sehen noch hören, war nicht bei Bewußtsein, weinte nicht, absolut gar nichts. Und nun begann man mit dem Programm der Rehabilitation, und der Junge wurde in die CIREN-Klinik überwiesen. Drei Tage dort und drei Tage im "Juan Manuel Márquez" je nach Art der Rehabilitationsanwendungen. Nachdem sein Leben gerettet und er wieder zu Hause war, überlegte man, welche Besserung man bei diesem Jungen erwarten konnte. Sie prüften alles und begannen mit seiner Rehabilitation. Ergebnis: der Junge kann sehen, der Junge kann hören, der Junge hat Empfindungen, der Junge weint. Es ist tatsächlich eine Besserung eingetreten, um einen Weg einzuschlagen, von dem niemand weiß, wieviel Jahre er dauern kann. Der Vater befand sich in der Nähe. Ich unterhielt mich separat mit dem Chirurgen und dem kubanischen Direktor des Krankenhauses. Ist einer von ihnen hier? (Frage) Beide sind hier. Kommt bitte und stellt Euch für eine Minute hierher. Kommt hierher, ich möchte, daß das Volk Euch kennenlernt. Es sind nicht alle Ärzte da, doch die beiden schon, die die Hauptverantwortung für die Rettung des Lebens (des Jungen) trugen. (Er stellt vor laufender Kamera die Ärzte vor, den Chirurgen und den Direktor des Krankenhauses)
Abschließend in jener Nacht in der Unterredung mit dem Vater und den Ärzten frage ich ersteren, warum er seine Meinung geändert hat. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits Kopien der Unterlagen erhalten, der Diagnose und allem, des Schreibens, des Artikels im Nuevo Herald, in dem es heißt, das CIMEQ-Krankenhaus habe die Behandlung nicht übernommen. Da sage ich zu ihm: "Gut, hier haben wir einen Artikel." Er antwortet: "Nein, ich habe ihn hier." Ich sage zu ihm: "Ich empfehle Dir, ihn nicht zu lesen, es wird unangenehm für Dich sein", denn darin wird ihm zugeschrieben, er habe dieses und jenes geäußert. Der Mann beginnt zu weinen und sagt: "Das einzige, was ich gesagt habe, ist jener Satz. Das war es, was er sagte. "Wenn es noch anderes gibt, dann wurde es dort erfunden", die ganze Geschichte mit dem CIMEQ.
Im CIMEQ werden solche Fälle nicht behandelt. Jemand hatte ihm einen Jacuzzi erwähnt. Das ist etwas Ähnliches wie eine Badewanne. Diese Anwendungen kann man in einer ganzen Anzahl von Polikliniken erhalten. Welche Art Massage ist das? (Einer der Ärzte antwortet, daß es sich hierbei um physiotherapeutische Hydromassagen handelt.) Wieviele Einrichtungen dieser Art haben wir? (Der Direktor des Krankenhauses antwortet, daß sie in fast allen bedeutenden physiotherapeutischen Abteilungen zu finden sind.) Und was haben die Polikliniken? (Er antwortet, er wisse es nicht mit Sicherheit.) Weißt Du etwas in Bezug auf die Polikliniken? (fragt er den anderen Arzt. Dieser antwortet, es gäbe diese Einrichtungen in den Polikliniken, die einen großen Teil der Bevölkerung betreuen und zu denen alle Zutritt haben.) Das heißt, es ist das Einfachste der Welt. Diese Behandlung mit warmem Wasser und Hydromassage ist eigentlich eine Badewanne mit einigen Geräten. Dieses Krankenhaus realisiert diese Anwendungen in der Rehabilitation, und die Hydromassage kann man sogar in der Poliklinik erhalten.
Ihr habt es in Eurem Krankenhaus ebenfalls. Welche Behandlung wendet Ihr an? (Der Neurologe erläutert, daß es sich bei der Behandlung um eine passive Physiotherapie handelt mit einigen physiotherapeutisch aktiven Elementen, denn der Junge braucht im Augenblick vor allem das Passive, das Empfindsame, die fortwährende Arbeit der Mutter mit dem Kind, das ist das Wichtigste im Augenblick, und einige andere fachärztliche Betreuungen.)
Er erhält sechs Behandlungen pro Woche (im Augenblick dreimal wöchentlich in der Physiotherapie des Krankenhauses "Juan Manuel Márquez" und dreimal wöchentlich im CIREN).
Das Gespräch hatte eingesetzt. Wir standen in einem kleinen Raum des Palastes um 1.00 Uhr morgens. Ich wende mich an den Vater, der anwesend war, und bitte ihn, den Artikel nicht zu lesen, ich hatte es schon gesagt - ebenfalls anwesend waren der Gouverneur, die Direktorin des Chicagoer Krankenhauses und der Verantwortliche für Gesundheitswesen im Bundesstaat Illinois. Der Vater, wie ich bereits sagte, sieht sich doch den Artikel an, liest ihn fast nicht zu Ende und beginnt zu weinen. In diesem Augenblick bemerkte ich, daß der Gouverneur empört war. Er fühlte sich so etwas wie betrogen in seinem guten Glauben angesichts des Schreibens an die Direktorin des Chicagoer Krankenhauses. Dann blieb ich mit den zwei Ärzten allein und fragte sie: "Beantwortet mir eine Frage. Welche Besserungschancen hat dieser Junge? Wird er wieder gehen können?" Sie antworten: "Ja, es ist möglich, daß er wieder gehen kann." Ich frage sie weiter: "Wird er lernen können?" Sie antworten: "Ja, es ist möglich, daß er lernen kann; denn obwohl er einen hohen Anteil Hirnmasse verloren hat, entwickeln in solchen Fällen in diesem Alter andere Teile des Gehirns jene Funktionen, die er einbüßte und es besteht die Möglichkeit, daß er lernen kann", natürlich mit einigen Einschränkungen, aber lernen wird er können.
Als ich das vernahm, sagte ich mir: Gut, das ist schon etwas, und der Vater hatte bereits gesagt, daß er die Reise des Jungen nicht wünsche. Abschließend verabschiedete ich alle. Der Gouverneur mußte uns noch vor Ende des Gesprächs verlassen, denn es war bereits spät, etwa 2.00 Uhr morgens, und er hatte für den Vormittag ein volles Programm; er wurde an einigen Orten erwartet und mußte in der Universität einen Vortrag halten.
Er ging weg. Wir verabschiedeten ihn und zurück blieben die kubanischen und die US-amerikanischen Ärzte, der Minister für Gesundheitswesen und alle anderen, die noch mindestens eine Stunde diskutierten. Sie diskutierten noch, als ich den Rest der US-amerikanischen Delegation verabschiedete. Danach gehe ich zu dem Vater und den anderen noch Anwesenden. Dem Vater kann ich bereits die gute Nachricht überbringen: "Sehen Sie, während Sie abseits standen, haben mir die Ärzte das gesagt. Ich finde es großartig, denn es gibt eine umfassende Möglichkeit, die Möglichkeit einer großartigen Besserung."
Er erzählt mir, wie der Gedanke aufkam, nach drüben zu gehen. Eine Schwester hatte aus Miami angerufen und alles andere erledigt. Ich sage zu ihm: "Nun besprich die Angelegenheit auch mit der Mutter des Jungen, um ihre Meinung zu hören." Ich war froh und er war glücklich über die Nachricht, die ich ihm gebracht hatte. Es ist ja tatsächlich eine ganz ausgezeichnete Nachricht. Was war erforderlich? Das, was sie jetzt tun. Das ist es, was erforderlich war.
Zu welcher Schlußfolgerung gelangen die beiden kubanischen Ärzte? Sie erläutern alles der Direktorin jenes Krankenhauses, Frau Dr. Thornton, die Facharzt einer Disziplin ist, die in das Problem dieses Jungen hineingreift, und dem Spezialisten, der für das Gesundheitswesen in Illinois zuständig ist. Am Schluß ihrer Unterredung beschließen sie, am Vormittag jenes Tages um 9.00 Uhr das Krankenhaus "Juan Manuel Márquez" zu besuchen und sich den Jungen anzusehen, gemeinsam mit dem Ärzteteam, das ihn betreut, und mit den Eltern. Dort ist dann die Endstation. Sie sind zwei oder drei Stunden dort. Wie lange hat es gedauert? (Man sagt ihm, etwa drei Stunden)
Ich bin mit dem Gouverneur in der Universität. Es ist fast Mittag, als man mir mitteilt: "Sie sind fertig und bereits auf dem Weg hierher." Mit Ungeduld warte ich auf das Ergebnis, zu dem sie gelangt sind. Die Direktorin des Krankenhauses und der Minister für Gesundheitswesen von Illinois brauchten etwas mehr Zeit, um sich durch so viele Leute durchzuschlagen. Schließlich erschienen sie am Eingang der Aula Magna. Wir sprechen mit ihnen, und sie sagen: "Wir haben ihn untersucht. Dieser Junge hat alle Behandlung, die es geben kann, erhalten und sie haben ihm das Leben gerettet. Er erhält eine perfekte Behandlung. Die Reise dieses Jungen macht sich nicht erforderlich." Sie teilen es dem Gouverneur mit. In Ordnung, es ist die Meinung seiner qualifiziertesten Leute. Keine Sorge.
Dann entsteht ein Durcheinander, denn es gab unterschiedliche Anweisungen. Das Ministerium für Gesundheitswesen hatte einen Mann mit dieser Angelegenheit beauftragt. Die einen mußten aus Matanzas geholt und an einen bestimmten Ort gebracht werden. Die Ärzte mußten um 9.00 Uhr vormittags im Krankenhaus sein, und man mußte sich mit den Eltern in Verbindung setzen. Die Abreise des Gouverneurs war für 13.00 Uhr angesetzt und es fehlten noch Visa und irgendwelche anderen Details. Auf dem Flugplatz kommt es zu einer gewissen Auseinandersetzung. Was ist passiert? Nach seinem Vortrag begab sich der Gouverneur vor seiner Abfahrt zum Flughafen zum Mittagessen.
Ich gab eine Pressekonferenz und als ich dort fertig war und in mein Büro gehen will, sagt mir Carlitos: "Auf dem Flughafen gibt es ein Problem, denn sie haben beide Kinder dorthin gebracht." Was ist passiert? Wir mußten es später herausfinden. Der Mann unseres Gesundheitsministeriums hatte Anweisungen, mit beiden Kindern um 12.00 Uhr da zu sein. Er kannte die Meinung der Ärzte nicht. Ihm hatte man gesagt: "Bringen Sie die beiden weg, sie haben um 11.00 Uhr dort zu sein. Er dachte, beide Kinder würden reisen ... Der mit dieser Angelegenheit beauftragte Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums war nämlich weder bei der mitternächtlichen noch bei der Diskussion am Vormittag dabei gewesen; und er sowie der Mitarbeiter der Protokollabteilung bringen die Kinder mit den Eltern zum Flugplatz. Das war etwas nach 11.00 Uhr. Meine Unterredung am Eingang der Aula Magna fand um 12.00 Uhr oder etwas danach statt, denn dort hatte es mehrere Reden gegeben, nicht nur die des Gouverneurs und die des Rektors und die des Professors, der die Glocke tönen läßt. Ihr wißt, wie das dort alles abläuft. Es gab einige Grußbotschaften, wir verabschiedeten einige der Leute und warteten auf das Erscheinen der Ärzte.
Er wartete ungeduldig darauf, weggehen zu können, und ich sage zu ihm: "Lassen Sie uns auf die Ärzte warten." Die Ärzte kamen. Es war nach 12.00 Uhr. Ich gehe zu meiner Pressekonferenz, er zu seinem Mittagessen. Man nahm an, die Abreise erfolge um 13.00 Uhr und ich sage: "Es wird nicht um 13.00 Uhr losgehen."
Zu den auf der anderen Seite schon ungeduldigen Journalisten sagte ich: "Werdet nicht ungeduldig." Auf einer dort improvisierten Pressekonferenz, auf der kaum etwas zu hören war, sagte ich ihnen: "Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe dem Gouverneur und den anderen bereits gesagt, daß sie nicht ohne Sie abfliegen dürfen." Also sie waren dort, und ich habe sie noch am Bus verabschiedet. Und in diesem Augenblick wird mir mitgeteilt, daß es auf dem Flughafen ein Problem gibt, daß beide Kinder dorthin gebracht wurden und daß die Leiterin der Interessenvertretung sehr zornig ist und reklamiert: "Wie hat man diese Kinder ohne ein Visum dorthin gebracht!" Ich weiß nicht, was jener Mann unternehmen wollte, der die Aufgabe hatte, die Kinder und die Familien abzuholen und sie zu der bestimmten Zeit zum Flughafen zu bringen, was ja seine Anweisungen waren und doch noch keine Entscheidung der Ärzte vorlag. Es war schon richtig so, denn wurde die Entscheidung getroffen, dann konnte man sie nicht zwei Stunden später zu Hause abholen und der Gouverneur hätte nicht um 13.00 Uhr, sondern erst zu einem viel späteren Zeitpunkt abreisen können. Aus all diesen Gründen erfolgte die Abreise des Gouverneurs letztendlich erst nach 14.00 Uhr oder noch später.
Die Leiterin der SINA war recht ärgerlich und bedeutete, es sei eine Ungeheuerlichkeit, sie ohne Visa mitgenommen zu haben. Der Gouverneur hatte die SINA um dringende Erledigung gebeten, und man nahm an, das Problem sei gelöst. Als mir all dies mitgeteilt wird, ist es mir des Gouverneurs wegen peinlich und ich frage: "Wo ist der Gouverneur im Augenblick? Sagt ihm Bescheid. Ruft Remírez über das Mobiltelefon an und laßt ihm ausrichten, was geschehen ist; daß diese Leute auf dem Flughafen sind und abreisen wollen."
Da die Information an den Gouverneur für die endgültige Entscheidung seinerseits noch ausstand, hatten die US-amerikanischen Ärzte den Verwandten des Jungen von Marianao ihr Kriterium mitgeteilt, sagten jedoch, daß sie keine Entscheidung vornehmen können, daß eine endgültige Entscheidung erst getroffen werden kann, wenn sie mit dem Gouverneur gesprochen haben. Sie sprachen mit ihm, als er die Aula Magna verließ. Auf der Fahrt des Gouverneurs zum Flugplatz fährt Barrios - ein Leiter der Abteilung Außenbeziehungen, dessen Ressort die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten sind und der den Gouverneur die ganze Zeit über begleitet hat, ein sehr gewissenhafter Mitarbeiter - in einem Wagen voraus und ich gebe ihm einige Anweisungen. Er ist schnell da.
Als er kommt, sagt er: "Hier auf dem Flughafen hat sich ein Problem ergeben." Ich frage: "Ist der Gouverneur gekommen?" Er: "Nein, der Gouverneur fährt eben ab." Ich sage: "Sieh zu, daß Du das dort klärst, alle Probleme erläuterst. Erwarte sie dort."
Worin bestand unsere Besorgnis? Daß der Gouverneur befremdet war. Er sagt: "Wie konnten sie die Auswanderungsbehörde passieren und alles andere? Denn die Leiterin der SINA war wütend. Ja, sie hatten die Auswanderungsbehörde und alles andere passiert; denn man wußte nicht, welche Entscheidung der Gouverneur getroffen hatte, und nun waren sie dort.
Es gab noch einen anderen Zwischenfall. Wir werden uns später dazu äußern.
Wie ich schon sagte, war es mir dem Gouverneur gegenüber peinlich. Wir hatten uns ganz strikt an die Vereinbarungen gehalten, und nun war ich besorgt, er könne auch nur für einen Moment denken, daß man zwar um 12.15 Uhr die Abreise eines Kindes vereinbart hatte und ihm nun doch beide Jungen gebracht worden sind. Ich wende mich an Barrios: "Erkläre ihm, wie alles gekommen ist, und er soll entscheiden, ganz gleich wie, in dem einen oder dem anderen Sinne." Er brachte seine Meinung zum Ausdruck und äußerte, daß es gemäß den Kriterien seiner Spezialisten für jenen Jungen nicht notwendig sei zu reisen und daß sie ihn, sollte irgendwie das Krankenhaus vonnöten sein, aufnehmen werden. So ist alles gewesen.
Gut und schön, die Eltern kehren nach Hause zurück und am nächsten Tag, den 29. (Oktober), erscheinen sie bei der Ausreisebehörde und beantragen die Ausreise. Ich sage: "Was ist denn nun passiert? Noch einmal? Zuerst wollen sie weg, dann wieder nicht. Die Ärzte geben das Ergebnis ihrer Untersuchung bekannt, und sie wollen nicht mehr weg. Sie kehren ruhig nach Hause zurück und am nächsten Tag kommt die Nachricht von der Ausreisebehörde: Beantragung der Ausreise. Ich frage: "Was ist geschehen?" Sie sagen: "Aus Miami haben sie angerufen; sie werden ein Krankenhaus am Ort X besorgen. Der Junge soll kommen." Die SINA hatte die Visa sofort ausgestellt.
Nun mußten sie also Formulare ausfüllen, die Anforderungen der Behörde für eine Ausreise. Wir wollten nun noch einiges mehr, einige zusätzliche Information und die Absicherung, daß es jenes Krankenhaus wirklich gibt, denn es kommt uns eine
weitere ernste Besorgnis auf: Spielte dieser Herr Díaz-Balart mit dem Kind und der Tragödie der Eltern?
Ich bin der absoluten Überzeugung, daß die Ausreise ein Nachteil für das Kind ist, daß es nirgendwo die jahrelange Behandlung erhalten kann, die ihm hier gewährleistet ist, denn die Kosten gehen in die Millionen Dollar. Und das Leben des Jungen ist gerettet, und es liegt ein Versprechen des Gouverneurs von Illinois vor, daß man ihn in Illinois aufnehmen wird, sollte dieses eines Tages erforderlich sein.
Welches Schicksal erwartet dieses Kind, dem die kubanischen Spezialisten und Medikamente das Leben gerettet haben? Was hätten diese Operationen und die gesamte Behandlung während mehr als vier Monaten gekostet, wenn sie sagen, daß der andere Fall 700 000 Dollar kostet? Man muß mindestens mit dem Fünffachen rechnen. Es sind Jahre der Behandlung bis zu dem Tag, an dem er zur Schule gehen oder etwas erlernen kann. Das ist die Hoffnung, die die Ärzte haben. Und es ist eine Besserung eingetreten. Es gibt Beweise dafür. Die US-amerikanischen Ärzte haben es bestätigt. Das ist die augenblickliche Situation. Ich wollte alles im Detail erklären, denn das Problem ist ernst.
Wir verlangen Garantien; wir verlangen Garantien dafür, daß er, wünschen die Eltern seine Ausreise, in einem Krankenhaus bester Qualität betreut wird, das - mit einem Wort - natürlich kein Krankenhaus von Miami sein kann, denn das ganze ist für alle Welt eine Kränkung, eine Beleidigung, ein Trick gewesen; mit einem Wort, ein Verbrechen politischer Machenschaften.
Das war nämlich das Problem. Man hat sie unter Druck gesetzt. Am nächsten Tag gleich wieder, die von drüben, von Miami, und um ihn nach Miami zu bringen. Eine Show und noch einmal Show.
Wenn wir jetzt unter diesen Umständen die Ausreise des Jungen genehmigen, verlangen wir die Garantie von der Regierung der Vereinigten Staaten und nicht von einem miserablen Mafioso; die Garantie, daß dieser Junge in das beste Krankenhaus der Vereinigten Staaten gebracht wird, und sofort erhält die Mutter von uns die Genehmigung, den Jungen zu begleiten; sofort, es kann schon übermorgen sein, doch es muß entschieden werden und das gewährleistet sein, was dem Jungen hier gewährleistet wird.
Jetzt muß es die Regierung der Vereinigten Staaten sein, die sich dazu äußert, und je eher desto besser, welches dort in den Vereinigten Staaten das beste Krankenhaus für die Betreuung dieses Kindes ist, dem die kubanischen Ärzte das Leben gerettet haben. Es ist fast schon eine Beleidigung für das Krankenhaus, das die Kinder behandelte, für die Anstrengungen aller, die von einer hervorragenden Fachkraft eines der besten Krankenhäuser der Vereinigten Staaten, das dieses von Chicago ist, anerkannt wurden. Doch jetzt können wir vom Gouverneur von Illinois nicht verlangen, den Jungen mitzunehmen. Jetzt muß es schon die Regierung der Vereinigten Staaten sein.
Wir haben auf diese Angelegenheit viele Stunden verwandt; verlorene Zeit, daß sich jetzt jemand in den Vereinigten Staaten die Mühe macht, dieser Anforderung nachzukommen und sich sofort auf den Weg macht, wenn die Gewähr für eine optimale Betreuung gegeben ist. Und das wird nicht Gegenstand billigen politischen Ränkeschmiedens sein, wie es dieser Fakt ist.
Das ist unsere Einstellung dazu, und ich sage sie hier rundheraus. Ich glaube, dazu ist nichts mehr zu sagen. Ich meine zum Fall der beiden Kinder.
Also gehen wir zu einem anderen Thema über.
Ich kam nicht umhin, dies alles zu erklären, denn Sie werden verstehen, daß es sich hier um etwas Ernstes handelt.
Marina Menéndez: Sie sagten in ihrer Einführung, daß einer der Gründe für diesen Moment der Hysterie gegen Kuba in den USA neben dem Besuch des Gouverneurs Ryan die zeitliche Nähe zum Iberoamerikanischen Gipfeltreffen war und sie sprachen vom Scheitern der Versuche, den Gipfel zu sabotieren. Könnten sie bitte etwas mehr über diesen Aspekt ausführen.
Fidel Castro: Korrekt.
Ich habe hier Materialien, die davon sprechen, das Gipfeltreffen zu sabotieren, dort bei der Mafia brüten sie allerlei Dinge aus. Es sind eine Reihe von Daten, die ich hier habe, ich werde sie nicht vorlesen, das ist nicht notwendig, verstehen Sie? Die Versuche, das Gipfeltreffen zu sabotieren, begannen schon vor Monaten, seit Juli, ja, sogar schon sehr viel früher.
Ich werde also hier etwas vorlesen. Du beziehst dich auf das Gipfeltreffen und nicht auf die Sabotage der Beziehungen, denn das sind zwei verschiedene Themen.
Journalist: Nein, nein, ich beziehe mich auf das Iberoamerikanische Gipfeltreffen.
Fidel Castro: Das war die Funktion dieser Interessenvertretung. Ich ziehe vor, einige Vorläufer zu erwähnen, und ich werde bis zu den Anfängen zurückgehen und es dir vorlesen.
Hier gab es einmal einen Herrn namens Kozak, der der Leiter der Interessenvertretung war. Gleichfalls gab es einen Herrn des State Departments namens Hamilton, der den Posten des Unterstaatssekretärs für Interamerikanische Angelegenheiten innehatte und ein äußerst vernünftiger und anständiger Mann war. Ich kann das sagen, da zum Beispiel während seiner Anwesenheit dort verschiedene Probleme bezüglich des Kosovo-Kriegs aufkamen und Informationen übersandt wurden über den Marinestützpunkt Guantánamo und die Frage der Aufnahme von Kosovo-Flüchtlingen. Es gab Gespräche über diese Themen und ich befaßte mich persönlich damit, als diese Punkte analysiert wurden, denn es handelte sich um eine sehr ernsthafte Situation. Es ist nicht so, daß sie uns konsultierten, sondern sie besaßen zum ersten Mal die Freundlichkeit, uns vorher über diese Entscheidungen zu informieren. Unsere Position über diese Frage ist ja bekannt.
Es gab die Ereignisse rund um das berühmte Baseballspiel von Baltimore und es kam zu einem gewaltigen Aufruhr, da bestimmte Leute mit allen Mitteln das Spiel dort in den Vereinigten Staaten vereiteln wollten. Das zu besprechende Thema drehte sich also um die Tatsache, daß die Visa nicht auftauchten, verspätet und dann nur teilweise ausgestellt wurden, und zwar nicht alle, die wir beantragt hatten. Anläßlich des Spiels der Baltimore Orioles hier in Havanna gewährten wir ihnen alle Visa, die sie beantragten, und es gab Flugzeuge, die zwei Stunden vor ihrem Abflug die Einflugerlaubnis und die Gewährung von Visa erbaten, worauf wir ihnen sagten: Kommen Sie. Wir kamen ihnen in allem entgegen. Und es kamen viele Leute aus den Vereinigten Staaten.
Es war vereinbart, daß unsere Sportler in kubanischen Flugzeugen reisen sollten, genauso wie sie in einem US-Flugzeug kamen. Wir wollten in dem Flugzeug alle die schicken, die hineinpaßten. Daraufhin erläutern sie ihre Besorgnis, daß das Flugzeug Gefahr laufen würde, beschlagnahmt zu werden. Sie sagen uns: "Es ist fast sicher, daß sie es beschlagnahmen", und zwar aufgrund der selben Geschichte, wegen der sie dort die Geldmittel des Telefonunternehmens ETECSA beschlagnahmten. Gut, sie waren wirklich besorgt. Das bedeutet, daß es uns sehr schwer fiel, auf jene Vereinbarung und jenes Recht, unsere Sportler in unserem Flugzeug zu transportieren, zu verzichten. Wir nahmen dort eine Position ein und erläuterten, daß es nicht korrekt sei, mit einer anderen Fluglinie zu reisen.
Dieser Mann, Hamilton, antwortete und erklärte auf recht vernünftige Weise die Frage der Risiken. Man sah, daß er nicht die Absicht hatte, Hindernisse in den Weg zu legen. Sie waren also wirklich besorgt und es war fast sicher, daß sie das Flugzeug dort beschlagnahmen würden. Ich dachte: Wenn wir darauf bestehen, daß das Flugzeug auf alle Fälle startet, kommt es nicht zu dem Spiel und die ganze Anstrengung der Leute dort in Baltimore und anderer mit dem Sport in den USA in Verbindung stehender Personen wäre umsonst. Alles würde aussehen, als ob wir es aus purer Laune tun würden. Und angesichts der Tatsache, daß sie unfähig waren, die Beschlagnahme des Flugzeuges zu verhindern, würde es so aussehen, daß wir es seien, die in Wirklichkeit dort ein großes Spektakel veranstalten wollten, denn man hätte dort ein großes Spektakel veranstalten können, wenn sie dem ganzen Team, den 250 das Team begleitenden Bürgern und den Technikern das Flugzeug beschlagnahmt hätten. Es waren 300 Delegationsteilnehmer, da wir angesichts der Notwendigkeit, ein anderes Flugzeug zu mieten, das ein Fassungsvermögen von 300 Passagieren hatte, die Teilnehmerzahl der Delegation erhöhten, und zwar Tage zuvor mit genügender Zeit zur Gewährung der Visa.
Ah, aber sie begannen damit, zu belästigen und die Visa kamen nicht. Kozak belästigte bis zum gehr nicht mehr und er hatte Leute dort, die ihm dabei behilflich waren. Danach erfuhren wir, daß alle Visa in Kuba waren und doch geschah nichts. Es handelte sich um den Versuch, einen Teil derjenigen, die fahren sollten, aus der Liste zu streichen, ihre Zahl auf 200 zu begrenzen, und die 300 hatten bereits ihre Reisepässe und waren in Havanna. Ah, sie verfuhren selektiv! Wer sollte nicht fahren? Ordaz sollte nicht fahren. Sie benachrichtigen uns darüber, daß das Visum..., daß er nicht fahren könne. Als ich sehe, daß es sich um Ordaz handelte, erinnerte ich mich sofort an die gegen Ordaz gerichteten ekelhaften Verleumdungen, gegen einen Mann, der im vergangenen Jahr nach Washington flog, um dort den Preis der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation entgegenzunehmen. Ah, ich erinnere mich, da das exilkubanische Gewürm, diese abstoßenden Subjekte, die Verleumdung erfanden - die sich schon nicht mehr auf Vietnam bezog -, daß dieses Krankenhaus, das er seit vielen Jahren leitet und von dem man wirklich sagen kann, daß es eines der besten der Welt ist, welches einen international anerkannten kolossalen Erfolg gehabt hat, eine Einrichtung sei, in dem politische Gefangene, die "Gewissensgefangenen", gefoltert würden, all diese Dinge, und daß es in diesem Krankenhaus eine Abteilung für Folterungen gäbe.
Ich traf mich also am Nachmittag, kurz vor dem Abflug, mit den 300 Personen, die reisen sollten, einschließlich des gesamten Teams, und sagte ihnen folgendes: "Wenn sie auch nur gegen einen einzigen von denjenigen, die hier sind und die wir hier kennen, einen Einwand vorbringen, gegen Genossen, die keine Verbrechen begangen haben und nicht vorbestraft sind, dann fährt keiner." Das Treffen fand dort statt, wo das Gerichtsverfahren wegen der Klage stattfand, in jenem Saal, und die Leute begannen zu applaudieren und alle reagierten einmütig, indem sie die Entscheidung unterstützten: Wenn einem verwehrt wird, zu fahren, dann fährt keiner.
Wir hatten den US-Amerikanern bereits mitgeteilt, daß wir nicht fahren würden, wenn das Problem nicht gelöst würde. Wir änderten sogar die Abflugzeit, denn die Spieler sollten dort am Nachmittag trainieren und vielleicht würden sie uns bis zum Mittag belästigen, so daß wir ihnen sagten: "Trainiert morgens, um dann bis nachmittags zu warten."
Ah, selbstverständlich wurden alle dort in den USA benachrichtigt, nämlich die Baltimore Orioles, alle, die an dem Spiel interessiert waren, eine Reihe von hochrangigen Persönlichkeiten und Behörden jenes Landes, Befürworter des sportlichen Zusammentreffens, die sich in Bewegung setzten und Betreibungen in die Wege leiteten, und sogar der Präsident. Das Treffen, von dem ich sprach, war praktisch noch nicht beendet, als die Nachricht kommt, die die Lösung des Problems ankündigt. Denn wir überlegten uns das Ganze gut und schickten eine gut durchdachte Antwort, als wir ihnen bezüglich des Problems mit dem Flugzeug mitteilten: Schauen Sie, in diesem Punkt sind wir bereit, nachzugeben, ja, wegen diesem und jenem, aber in bezug auf die Visagewährung geben wir nicht nach. Wir haben auf jenes Recht verzichtet, aber auf dieses verzichten wir nicht, weil dies ungerecht und willkürlich ist. Wir erteilten ihnen die Visa so viel Zeit vorher und sogar zwei Stunden vor dem Abflug, wie ich bereits erwähnte. Und jetzt sagen sie in der Interessenvertretung, daß es nicht möglich sei. Nachdem sie bereits Ja gesagt hatten, sagten sie jetzt Nein.
In Wirklichkeit sagten sie uns nicht Nein. Sie erklärten, daß 100 Personen nicht fahren würden. Und wen strichen sie neben Ordaz noch aus der Liste? Ah, die Bauern, die Leute von den Massenorganisationen, die Studenten, das waren die, die sie strichen. Und wir sagten: "Wenn die nicht fahren, wird es kein Spiel geben."
Den Trouble hatten sie sich mit denen dort eingebrockt, die in den USA sehr viel Geld ausgegeben hatten, denn man hatte bereits für fast 1 Million Dollar Eintrittskarten verkauft und wegen einer so absurden und dummen Sache war das ganze Vorhaben nahe am Scheitern. Wir hätten in dem Fall vorgezogen, das Spiel nicht stattfinden zu lassen.
Bei Beendigung des Treffens war bereits die Nachricht aus Washington eingetroffen, in der Remírez uns mitteilte, daß alle Visaanträge ohne Ausnahme genehmigt wurden. Das waren die Umstände der Reise in die Vereinigten Staaten.
Aber gut, das ist die gegen uns verwendete Taktik: Eine Methode der Anfeindung und sogar Belästigung. Das ist der Stand, in dem die Schwierigkeiten auftreten, um irgendein Problem zu lösen, und das war die Aufgabe, der sich die Leute von der Interessenvertretung widmeten. Sie hatten diesen ganzen Krieg bis zu dem Zeitpunkt geführt, an dem die Sportler abflogen und später zurückkehrten, und zwar alle außer Betancourt, ein Ex-Sportler, der in den USA blieb, ein linkshändiger Pitcher - ich werde nichts Schlechtes über ihn sagen -, der hier wie viele andere Fans mit uns zusammen das Training verfolgte. Er blieb, doch ich werde nichts darüber sagen. Er hatte nicht geplant zu bleiben, die Idee kam ihm dort.
Am 16. Juli 1999 wurde ein Cocktail in der Residenz des damaligen Leiters der Interessenvertretung der USA (SINA), Michael Kozak gegeben, zu dem 6 Anführer und 33 Mitglieder der konterrevolutionären Organisationen teilnahmen, unter ihnen Mitglieder der sogenannten "unabhängigen Presse". Die Einladungen wurden vom Presse- und Kulturbüro der erwähnten Institution auf Antrag des Leiters der SINA ausgestellt. Der Anlaß dieser Aktivität war die Verabschiedung von Michael Kozak, bei der dieser vor seiner Abreise eine flammende Rede halten sollte. Es ging also darum, sie dort zu empfangen, da diese Konterrevolutionäre nicht an dem von der SINA organisierten Empfang anläßlich des 4. Juli teilnehmen konnten. Er organisierte am 2. Juli einen Empfang für die US-amerikanischen Staatsbürger und dann kurz vor seiner Abreise eine exklusive Veranstaltung für die Konterrevolutionäre. Was für eine Rede hielt er?
Text der am 16. Juli 1999 gehaltenen Rede. Ich werde auch hier die wichtigsten Abschnitte vorlesen:
"Willkommen zu unserer Feier anläßlich des 4. Juli. Ich möchte Ihnen gegenüber die Anmerkungen machen, die ich gegenüber den US-Staatsbürgern während unserer Feier am 2. Juli vortrug. Ich erachte es als wichtig, daß sie wissen, worin unserer Ansicht nach unsere Mission in Ihrem Land besteht. Einige Kollegen und ich verlassen Kuba in Kürze. In diesem Kontext müssen Sie diese Ansprache verstehen:
Dies ist nicht nur der letzte 4. Juli des 20. Jahrhunderts, sondern möglicherweise auch der letzte 4. Juli, den einige von uns in Kuba verbringen werden - zumindest unter der momentanen Regierung.
Unsere hier verbleibenden Kollegen fahren mit ihrer Anstrengung fort, um das kubanische Volk dabei zu unterstützen, einen friedlichen Übergang zur Demokratie in die Wege zu leiten. Das bleibt weiterhin der Kern unserer Mission. Doch jetzt, da wir die Zügel an ein neues Team übergeben, ist es von Nutzen, über unsere Ziele nachzudenken.
(...)
Wir wollen Demokratie in Kuba, damit unsere Konsuln nicht unter der Prämisse arbeiten müssen, daß der größte Teil der Kubaner bei gesundem Verstand nichts besseres erstrebt als die Flucht aus dem eigenen Land.
Wir wollen Demokratie in Kuba, weil wir unsere Küstenwächter nicht dabei sehen wollen, wie sie Wasserschläuche und Tränengas gegen Personen einsetzen, deren einziges Verbrechen darin besteht, zu versuchen, für sich selbst ein besseres Leben in Freiheit aufzubauen.
Wir wollen Demokratie in Kuba, weil wir keine chaotische Situation hier sehen möchten" - diejenige, die sie selbst provozieren wollen -, "die uns mit einer Reihe von sozialen und militärischen Alternativen konfrontieren würde.
Wir wollen Demokratie in Kuba, weil dieses Volk schlicht und einfach bereits genug gelitten hat.
(...)
Es ist Sache der Kubaner, ihre eigene Situation zu regeln. Doch genauso wie unsere Vorfahren Unterstützung aus dem Ausland benötigten, als sie um das demokratische Recht kämpften, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, so braucht das kubanische Volk unsere Hilfe und die Hilfe anderer, um dieses grundlegende Recht wiederzuerlangen.
(...)
So lassen sie uns bei der Feier anläßlich der Ankunft der Demokratie in unserem Land erneut darangehen, unseren kubanischen Kollegen dabei zu helfen, ihre Demokratie wiederzugewinnen.
Obwohl dies meine letzte Feier zum 4. Juli vor der Beendigung meiner Mission in Kuba ist, kann ich Ihnen hier am heutigen Abend versichern, daß diejenigen, die mir nachfolgen, ihre Anstrengungen für die Respektierung der grundlegenden Menschenrechte in diesem schönen Land fortsetzen werden.
Vielen Dank."
Das ist die Ansprache.
Gut, ich habe euch die Rede des Feldmarschalls Michael Kozak an seine Truppen im Moment des Abschieds vorgelesen, in der er seinen Untergebenen versicherte, daß alles gleich bleiben würde und daß seine Nachfolger das gleiche machen würden. Und das ist genau das, was geschieht.
Also, wer war bei diesem Cocktail anwesend? Gut, es gab da einen gewissen Cocktail: Konterrevolutionäre Anführer - ich werde die Namen nennen: Elizardo Sánchez Santacruz Pacheco, Odilia Collazo, Lázaro Cuesta Morúa, Mario Julio Viera, Lázaro Cabrera, Gustavo Arcos Bergnes, und außerdem Néstor Baguer, Raúl Rivero, Marvin Herández, Ricardo González, Tania Quintero, Juan A. Sánchez, Jorge Olivera, Lázaro Rodríguez, María del Carmen Carro, Jesús Zúñiga, Manuel David Orrio, Oswaldo de Céspedes, Aurora del Busto, Luís García, Manuel Vázquez Portal, Armando Añel Guerrero, Claudia Vásquez, María de los Angeles González, Gilberto Figueredo, Manuel Brito, Mercedes Moreno, Omar Rodríguez Saludes, Mario Julio Viera, Carmelo Díaz, Pedro Pablo Ramos, Ramón Alberto Cruz, Adolfo Férnandez,, Juan Carlos González de Avila, begleitet von Maritza Calderón, Gustavo Rafael Rodríguez, Edel García, - aus Caibarién -, Ramón Humberto Colás, Berta Mexidor und Santiago Santana - aus Santiago de Cuba. Das bedeutet, daß er bei der Einladung seine bevorzugten Leute zusammenrief.
Außerdem wurden 16 Presseagenturen eingeladen: CNN, AP, AP-TN, ABC, NBC, El Clarín, AFP, BBC, REUTERS, NOTIMEX, ANSA, EFE, El País, Financial Times, Proceso, TVE. Sie luden sie ein, ich beschuldige niemanden. Aber man kennt doch gut die Taktiken und die Kombinationen, denn das impliziert für die Korrespondenten fast eine gewisse beleidigende Art. Ich sage nicht, in aller Offenheit, daß einige wenige es nicht mit großem Vergnügen gemacht hätten, wobei ich niemanden beim Namen nennen will. Einige dieser wenigen, die eng mit der SINA zusammenarbeiten, sind sogar schon nicht mehr in Kuba. Ein wenig später werden wir sehen, wie die Shows organisiert wurden.
(Vertreter der drei Nachrichtenagenturen ANSA, REUTERS und NOTIMEX gaben an, daß sie nicht bei diesem Treffen anwesend waren, und es kann sogar andere geben, die ebenfalls nicht zugegen waren. Es handelt sich hier um die Liste der eingeladenen Nachrichtenagenturen. Er werden keine Namen von Reportern genannt. Man wollte niemandem Schaden zufügen oder ihn beschuldigen.)
Das geschah bei der Verabschiedung seiner Truppen samt Anführern, auch wenn von letzteren nicht alle anwesend waren. Ich glaube, daß die Anführer auch an anderen Orten auftauchen. Das ist kein Problem, sie verteilen ziemlich viele Süßigkeiten, der Kontakt mit ihnen ist konstant.
Ihr werdet einige Dinge sehen, bei denen man sogar in Lachen ausbrechen möchte.
Gut, ich spreche vom 16. Juli.
Jener Mann, den wir kennengelernt hatten - ich erzählte, daß es dort im State Department einen Mann gab, der wenigstens nachdachte und uns zumindest überzeugte, daß die Gefahr einer Beschlagnahmung des Flugzeuges reell war -, erläuterte die Dinge mit Respekt und mit ein wenig diplomatischem Talent, weshalb man einige Probleme lösen konnte. Ja, das angesprochene Problem fand eine Lösung, auch wenn die Angelegenheit mit der USA-Reise kompliziert war. Jetzt ist er nicht mehr auf seinem Posten, sie besetzten ihn mit jemand anderem. Es war auch bekannt, wer hierher kam und welche Eigenschaften die Dame haben würde, denn schon zu einem so frühen Zeitpunkt belästigte sie. Sie kam zu Besuch hierher, man kannte sie bereits und einige sagten, daß sie schlimmer sein würde als derjenige, der fortging.
Selbstverständlich gibt es beim Thema Interessenvertretung kein agreement; dieses berühmte agreement wird nicht verwendet, sondern es ist schlicht und einfach das Land, welches den Ständigen Vertreter nominiert. Wenn es ein agreement gegeben hätte, hätten wir ihnen angesichts all der Informationen, über die wir verfügten, gesagt: Schlagen Sie bitte einen anderen oder eine andere vor. Nun gut, vielleicht setzen sie zehn ein und die zehn verhalten sich auf die selbe Weise und haben die gleichen Ideen. Ist gut, also diskutieren wir nicht darüber. Ich denke, daß wir sehr wohl das Recht haben, die Dinge in Ruhe beim Namen zu nennen, und das soll nicht bedeuten, daß wir die Dame zur persona non grata erklären, denn das hieße, Zeit zu verlieren, und man gewinnt nichts damit. Aber es ist sehr wohl gut, daß unser Volk erfährt, worin die Missionen bestehen. Das heißt, daß sie nicht nur hier sind, um Visa zu erteilen, sondern auch darum, um Krieg zu führen und unaufhörlich und offen gegen das Land zu konspirieren, wobei sie dies nicht verschleiern.
Sie mußten also den Leiter der SINA auswechseln, hatten bereits einen anderen Chef des Büros für Kubanische Angelegenheiten als Ersatz für Herrn Ranneberger ernannt und Herr Hamilton hatte seine Mission beendet. Wenn der neue Chef des Büros bereits auf seinem Posten gewesen wäre, hätte man die Probleme von Baltimore nicht lösen können und alles. Sie schlucken es so und es gab noch andere Probleme zu lösen und viele praktische Angelegenheiten zu diskutieren.
Vom 3. bis zum 9. August 1999 besuchte Charles Shapiro, der neue Chef des Kuba-Büros des State Departments, unser Land. Er kommt bereits als Chef des Büros hierher, während Kozak noch in der SINA war, denn er ging nicht sofort. Die neue Leiterin der Interessenvertretung war noch nicht da.
Am 5. August um 15.30 Uhr - er war erst zwei Tage in Kuba - traf sich Shapiro mit einigen Anführern der konterrevolutionären Gruppierungen in der Residenz des Leiters der Interessenvertretung, Michael Kozak, an der außerdem der Sekretär für Presse und Kultur, Lawrence Corwin, der Zweite Sekretär des Büros für politische und wirtschaftliche Angelegenheiten, Víctor Vockerodt, und der Zweite Sekretär und Vizekonsul der besagten Institution, Mark Shaheen, teilnahmen - ich spreche die Namen mit meinem Englischstil aus -.
Die teilnehmenden konterrevolutionären Anführer waren Elizardo Sánchez Santacruz Pacheco - der dort beim Empfang auch zugegen war , Oswaldo Payá Sardiñas, Odilia Collazo Valdés, Jesús Yánez Pelletier, Leonel Morejón Almagro, Lucas Gálvez, Manuel David Orrio und Jesús Zúñiga. Es gibt hierbei einige, die sowohl beim 4. Juli-Empfang als auch bei diesem Treffen anwesend waren, nicht wahr? Acht Anführer, die Gruppe ist ein wenig ausgewählter.
Während des Treffens interessierte sich Shapiro für die folgenden Aspekte:
Aktuelle Situation der Repression und der Verletzung der Menschenrechte in Kuba;
Wirtschaftliche Situation unseres Landes;
Vorteile, die die Durchführung des 9. Iberoamerikanischen Gipfeltreffens für Kuba bringen könnte;
Kriterium der Konterrevolutionäre bezüglich der ausländischen Investitionen, hauptsächlich der US-amerikanischen;
Situation der konterrevolutionären Häftlinge in den Gefängnissen;
Einfluß des subversiven Radios und Fernsehens auf die Bevölkerung;
Funktionsweise der Regelungen zur selbstständigen Arbeit.
Der Beamte des State Departments drängte die Anführer indirekt, ein paralleles Gipfeltreffen zum Iberoamerikanischen Gipfeltreffen zu organisieren, wobei er vorschlug, José Miguel Vivanco, Regionaldirektor für Nord- und Südamerika der Organisation Humans Right Watch, als Vermittler zwischen ihnen und den teilnehmenden Präsidenten einzusetzen. Das war am 5. August.
Später, am 10. August, erschien auf einer Internet-Seite ein Artikel, der von dem "unabhängigen Journalisten" Manuel David Orrio unterzeichnet war, einem Teilnehmer an dem besagten Treffen und auch an dem vorherigen, dem er nicht als Chef beiwohnte, da er seine Berufskategorie trug.
In dem Artikel mit dem Titel "Ein Treffen mit Charles Shapiro" wird ein Bericht über einige der bei dem Treffen behandelten Aspekte verbreitet, und zwar mit Betonung auf den von den Konterrevolutionären getätigten Darlegungen, wobei konkret das unter diesen vorherrschende und vermutlich den US-Amerikanern übermittelte Kriterium bezüglich der Zweckmäßigkeit der Aufhebung der Restriktionen von Geldüberweisungen und Reisen seitens der USA als Form der Einflußnahme auf die Entwicklung unserer Gesellschaft herausgehoben wurde. Mit dieser Position zu den Geldüberweisungen entfernten sie sich von dem traditionellen Standpunkt, der zwei Jahre zuvor von der Mafia in Miami und Vladimiro und seinen Spießgesellen vertreten wurde. Sie setzten nun ihre Hoffnungen in die politischen Auswirkungen solcher Geldüberweisungen inmitten der Spezialperiode.
Bezüglich des parallelen Gipfeltreffens beschränkte sich der Artikel darauf, wörtlich folgendes wiederzugeben: "Einige Dissidenten sahen in der Ausrichtung des Iberoamerikanischen Gipfeltreffens eine Gelegenheit, um die Aufmerksamkeit auf die Situation der Menschenrechte in Kuba zu lenken. In diesem Sinn wurde die Möglichkeit analysiert, ein alternatives Gipfeltreffen zu den Menschenrechten zu veranstalten." Diese Frage war bereits zwischen allen Anführern und dem Leiter der Abteilung für Kubanische Angelegenheiten im State Department besprochen worden.
Also, ich sagte, daß sich Frau Vicky Huddleston bereits früher aus Anlaß eines Besuchs im September 1992, der das Ziel hatte, eine Beseitigung der von US-amerikanischen religiösen Institutionen geleisteten humanitären Hilfe in Form von Medikamenten zu erreichen, in der SINA mit einigen konterrevolutionären Anführern unterhielt, darunter Elizardo Sánchez Santacruz und Gustavo Arcos Bergnes, um deren Position angesichts der Verabschiedung des Torricelli-Gesetzes in Erfahrung zu bringen. Schaut, vor wieviel Jahren das war, vor sieben Jahren! Sie waren damals bereits in diese Abenteuer verstrickt.
Nach ihrer Ankunft in Kuba am 30. September diesen Jahres führt sie einige anfängliche Aktivitäten durch, trifft sich mit den Leuten, unternimmt Nachforschungen und stattet bereits am 4. Oktober dem Leiter der Nordamerika-Abteilung des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten (MINREX), Dagoberto Rodríguez Barrera, einen Höflichkeitsbesuch ab, wobei sie von dem ebenfalls kurz zuvor ernannten Ersten Sekretär für politische und wirtschaftliche Angelegenheiten der SINA, Jeffrey D´Laurentis, begleitet wird.
Während des Treffens besaß die Leiterin der SINA die Dreistigkeit - man kann es so nennen -, sich auf ihren kurze Zeit zurückliegenden Besuch in Miami zu beziehen, wo gemäß ihren Aussagen verschiedene Sektoren der kubanischen Gemeinschaft im Ausland darauf bestehen, daß es auf der Insel Änderungen geben muß - sie kommt hierher und gibt fast Befehle -, und zwar ohne die Präsenz des Comandante en Jefe, was von dem Beamten des MINREX zurückgewiesen wurde.
Gut, sie sagte das und war noch nicht lange hier. Danach machte sie all das, was ich euch erzählte. Und als eine wichtige Angelegenheit gab sie im Anschluß an die große Schlacht im Zusammenhang mit dem Gouverneur in den Morgenstunden des 25. Oktober in ihrer Residenz ein Frühstück zu Ehren des Gouverneurs mit einer Einladung für... Gut, das erwähnte ich ja bereits.
Der Gouverneur kam am 23. Oktober an. Am 25. Oktober - am selben Tag, an dem sie sich mit den Anführern treffen - veranstalten sie ein Meeting mit den konterrevolutionären Anführern Elizardo Sánchez Santacruz - der steckt überall mit drin -, Oswaldo Payá Sardiñas, Vicente Escobar, Gustavo Arcos Bergnes, Odilia Collazo, Jesús Yánez Pelletier, Mercedes Moreno und Manuel David Orrio. Einige Namen wiederholen sich.
Eine weitere seltsame Sache war, daß sie am 28. Oktober 1999 eine Reise zur Überwachung der Behandlung von Bootsflüchtlingen in der Provinz Matanzas unternahm. Ihr wißt, daß die kubanische Seite im Einklang mit den dem Migrationsabkommen nachfolgenden Gesprächen und mit dem Ziel der bestmöglichen Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen Funktionären der SINA etwas gewährte, was nicht Bestandteil der unterzeichneten Vereinbarungen ist, nämlich Möglichkeiten zur Überprüfung der Art und Weise, wie Kuba die entworfene Politik bezüglich der auf die Insel zurückgebrachten illegalen Auswanderer umsetzt. Dieses gutem Willen entspringende und bis zur Schaffung eines Vertrauensklimas vorübergehende Privileg, das der SINA gewährt wurde, diente auch der Kontaktaufnahme und Aktivitäten anderer Art, somit also als Überwachung und gleichzeitig Kaperbrief für Verschwörungen und Kontaktaufnahmen zu anderen Zwecken. Gerade jetzt müssen wir mehr als je zuvor sicher sein, daß es ausschließlich die Überwachung gibt, und wenn Alarcón hier wäre, könnte er eine bessere Erklärung abgeben zu dieser Frage, die nicht Bestandteil der Vereinbarungen ist. Denn es ist bereits zur Genüge bewiesen worden, daß wir die Vereinbarungen einhalten und daß diejenigen Dinge, zu denen wir uns in den Vereinbarungen verpflichten, rigoros eingehalten werden. Und das kann keine ewige Überwachung sein, und zwar vor allem dann, wenn es eine ewige Verschwörung gibt.
Am 28. Oktober führte die Leiterin der SINA also eine Reise zur Überwachung der Behandlung der Bootsflüchtlinge in der Provinz Matanzas durch, in Begleitung von Patricia Murphy und Jaime González. Diese Aktivität hatte zuvor noch kein anderer Leiter der SINA unternommen. Es ist etwas neues.
Am 29. Oktober 1999 wurde Vicky Huddleston von Dagoberto Rodríguez, Leiter der Nordamerika-Abteilung unseres Außenministeriums, einbestellt, um ihr das Unbehagen der kubanischen Behörden angesichts der von ihr während der Verabschiedung des Gouverneurs von Illinois auf dem Flughafen eingenommenen Haltung mitzuteilen. Die Leiterin der SINA erschien zu der Unterredung in Begleitung ihres Stellvertreters John Boardman.
Der Beamte des MINREX erläuterte der Leiterin der SINA, daß ihr unangebrachtes Hereinplatzen in den Saal, in dem der Präsident des Kubanischen Parlaments gerade den Gouverneur verabschiedete - sie platzte auf eine ungebührliche Weise hinein -, von den kubanischen Behörden als unangemessen, respektlos, beleidigend und unakzeptabel angesehen wurde, und zwar nicht nur gegenüber dem Genossen Ricardo Alarcón de Quesada, sondern auch gegenüber allen kubanischen Behörden. Sie drang dort gewaltsam ein, indem sie andere Personen wegschob.
Ihr wurde erläutert, daß es protokollarische Regeln gibt, die für alle diplomatischen Missionen gleichermaßen gelten und von diesen auch immer respektiert wurden, einschließlich von der SINA selbst im Fall der vorhergehenden Leiter. Ebenso wurde ihr mitgeteilt, daß wir nicht bereit sind, eine Wiederholung eines solchen Benehmens zu erlauben, wobei ihr geraten wurde, zur fachspezifischen Beziehung zwischen der SINA und dem MINREX zurückzukehren. Man gab ihr zu verstehen, daß die Regeln in Kuba von unseren Behörden festgesetzt werden, wie es überall auf der Welt der Fall ist.
Vicky Huddleston versuchte sich zu rechtfertigen, indem sie ausführte, daß der Gouverneur von Illinois sie um ein Gespräch gebeten habe und daß man sie informiert habe, daß Ryan nach seiner Ankunft am Flughafen direkt zur Maschine gehen würde. Sie fügte hinzu, daß man über die Visa für die zwei Kinder sprechen wollte, die mit ihm reisen sollten.
Sie behauptete, daß sie nichts von der Verabschiedung gewußt habe und daß die Genossen Sicherheitsbeamten ihr den Einlaß verwehrt hätten, weswegen sie sich den Weg bis zum Gouverneur erzwang, ohne dabei zu wissen, daß sie dabei auf den Präsidenten des Kubanischen Parlaments treffen würde. Sie erklärte, daß ihr Verhalten korrekt gewesen sei und daß es die Genossen Sicherheitsbeamten gewesen wären, die auf eine unkorrekte Art und Weise gehandelt hätten.
Im Folgenden führte sie aus, daß es keine Zusammenarbeit der kubanischen Behörden mit der SINA während des Besuch des Gouverneurs gegeben hätte und daß sie unser Kriterium, gemäß dem ihr Verhalten unangemessen sei, nicht akzeptiere.
Ebenfalls sagte sie, daß der Gouverneur nicht das eingehalten habe, was er als Ziel seiner Reise angegeben hatte, als er die Erlaubnis der US-Regierung beantragte, denn er habe sich nicht auf die humanitäre Arbeit beschränkt, sondern auch von Geschäften gesprochen.
Sie fügte hinzu, daß im Falle neuerlicher Besuche in der Zukunft, deren Möglichkeit sie in Zweifel stellte, sichergestellt werden müsse, daß die im Antrag zur Reiseerlaubnis enthaltenen Ziele erfüllt würden. Sie greift den Gouverneur an.
In bezug auf diese Angelegenheit erläuterte ihr der Beamte des kubanischen Außenministeriums, daß wir kein Interesse daran haben, uns in die Entscheidungen der US-Regierung oder in ihre Manöver einzumischen, mit denen das Recht ihrer Bürger, Kuba zu besuchen und sich mit jeder gewünschten Person zu treffen, eingeschränkt wird. Und wenn sie Beschwerden bezüglich der Haltung des Gouverneurs hätten, sollten sie sich an diesen wenden, denn es würde sich um ein Problem zwischen der US-Regierung und einem Bürger jenes Landes handeln, wobei der Leiterin der SINA klargemacht wurde, daß wir der Delegation nicht unsere Interessen aufzwangen, sondern den Besuchern anboten, das zu sehen und zu unternehmen, was sie als Wünsche äußerten.
Bezüglich ihres Kommentars über die Notwendigkeit der Zusammenarbeit bei zukünftigen Besuchen erklärte ihr der MINREX-Beamte, daß eine solche Zusammenarbeit nur dann möglich sein wird, wenn sie ihre Politik ändern und die Absicht haben, daß diese Änderungen zur Verbesserung der Beziehungen beitragen. Doch solange sie ihre momentane Position der Störung und Konditionierung aller Kontakte aufrechterhielten, wäre es töricht, mit einer Politik zusammenzuarbeiten, die den Interessen Kubas entgegenläuft.
Auf sarkastische Weise erklärte Vicky Huddleston, daß sie eine Entschuldigung unserer Seite für die Form, in der wir den Kontakt der SINA mit dem Gouverneur gestört hätten, erwartet habe und stattdessen einen Vortrag über ihr Verhalten bekommen hätte.
Außerdem übergab sie eine Note, in der sie ihre Version des Vorfalls mit den Kindern, die mit dem Gouverneur reisen sollten, und deren Visa, sowie die angebliche ungebührliche Behandlung, die sie auf dem Flughafen von Seiten der kubanischen Beamten erhalten habe, schildert.
Der Genosse Dagoberto Rodríguez wiederholte ihr gegenüber, daß man in Übereinstimmung mit der Tatsache gehandelt habe, daß die Entscheidung der US-Behörden für die Aufnahme der Kinder bestand und daß die Kürze der Zeit zwischen der Ausstellung der Reisepässe und dem Abflug dafür verantwortlich gewesen sein könnte, daß sie ohne Visa auf dem Flughafen erschienen, wobei kein Grund bestand, der SINA Schwierigkeiten zu verursachen, was seiner Ansicht nach bei einem vorhergehenden Gespräch mit der Leiterin der SINA klargeworden war, wenn er auch aufgrund des Beharrens der Diplomatin auf der Angelegenheit bemerkt habe, daß sie die Absicht verfolge, daraus ein größeres Problem zu fabrizieren, während sie gleichzeitig wußte, daß permanent Mörder, Verbrecher und Flugzeugentführer ohne Visa und Reisepässe auf das US-Staatsgebiet gelangten und dort mit offenen Armen empfangen würden. Der Genosse Dagoberto verdient wirklich einen Glückwunsch für die Offenheit, mit der er der Dame antwortete.
Wollt ihr etwas sagen?
Wir haben über das Benehmen gesprochen.
Nidia Díaz: Ja, und davon, wie sie versuchen, mit diesem parallelen Gipfeltreffen Sabotage zu betreiben, und all das, was sie zu machen versuchen.
Fidel Castro: Ich habe hier ein anderes interessantes Schreiben, ich werde versuchen, mich zu beeilen.
Nun gut, jetzt wird dort der Krieg gegen den Gouverneur geführt.
Ich werde etwas vorlesen, das euch interessieren wird, vielleicht spreche ich von der Einmischung. Wie ich euch bereits erzählte, machen sie nichts anderes, als Verschwörungen anzuzetteln und Probleme jeder Art zu schaffen, es ist fast schon eine Tradition.
Ich werde ein weiteres Beispiel dafür anbringen, wie sie dauerhaft an Provokationen arbeiten. Es gibt einen ziemlich provozierenden Herren, der meiner Ansicht nach halbwegs geistig verwirrt ist - ich sage das ganz offen - aufgrund der Dinge, die er macht, der Spektakel, die er inszeniert, und der Streitigkeiten, die er mit seinen eigenen Leuten hat. Das was dieser Mann vielleicht braucht, ist eine psychiatrische Behandlung. Ich sage das nicht, um ihn zu beleidigen, und ich sage das ganz offen. Dieser Herr gehört zu denen, die auf einer Linie mit der SINA arbeiten und selbstverständlich gute Beziehungen zu dieser hat, was die Tatsachen beweisen.
Dieser Herr kam zusammen mit anderen - es handelt sich um ein Individuum, das ständig provoziert -auf die Idee, ein "Fasten" zu organisieren, ein mit breiter Publicity versehenes "Fasten", das sie sogar noch ausweiten wollten und das am 7. Juni 1999 um 10.15 Uhr begann. Sie befanden sich in einem Haus dort in Lawton - das hat mit dem Schildchen zu tun, das jener Provokateur bei dem Baseballspiel in Winnipeg hochhielt und auf dem die Aufschrift 'Lawton' zu lesen war -, bei alldem erkennt ihr selbstverständlich viel Publicity, und wir beobachteten, was der Mann wollte und welche Pläne er hatte. Warum gingen dort einige bestimmte Leute hin? Weil es eine offene Provokation war, um zu sehen, ob wir uns provozieren lassen würden, es war diese Art von kleinen Fallen, die sie aufgestellt hatten, mit einigen anderen mehr, in der Wohnung von Migdalia Rosado Herández in Lawton.
Zwischen 10.15 Uhr und 12.00 Uhr begeben sich einige Korrespondenten der hier akkreditierten ausländischen Presse an den Ort. Ich kritisiere das nicht, wie ich hier in diesem Fall nochmals wiederhole. Sie arbeiten auf diese Weise, wenn eine Information wie die folgende erscheint: "Da gibt es einen dicken Fisch, gewaltig, die Welt wird untergehen. Geht zu jener Wohnung, wir laden Euch ein." Sie waren dort.
Die Presseagentur Notimex bezog sich auf die Durchführung des "Fastens". Angel Pablo Polanco Terrejón von der sogenannten "Kooperative der unabhängigen Journalisten" - ich weiß nicht, ob der in ihrer Liste ist - ist dafür zuständig, die Nachricht über die Durchführung des "Fastens" in den verschiedenen ausländischen Presseagenturen zu verbreiten.
An jenem Abend reichte Elsa Morejón Herández, die Ehefrau von Biscet, den "Fastenden" Milch, Schokolade, Instanterfrischungsgetränke, Früchte und eine Brühe mit 20 Hühnerbrühwürfeln. Das war der Tag, an dem das "Fasten" begann.
Roberto Rodríguez Aragón, Anführer - es ist der 8.6.99, alles war dort bereits koordiniert - der "Patriotischen Junta" in Miami, versicherte, daß sie zusammen mit anderen Mitgliedern dieser Organisation ein vierzigtägiges "Fasten" als Zeichen der Unterstützung für Biscet González beginnen würden.
Das muß wohl ein "Fasten" gewesen sein, ich stelle es mir vor, mit Filetsteak und unzähligen Sachen, denn das fand dort in Miami statt.
Schon begannen also die Besuche von verschiedenen Nachrichtenagenturen und anderen Leuten. Das war am 8. Juni.
An diesem Tag hatten sie keine festen Nahrungsmittel zu sich genommen, aber sehr wohl Rindfleischbrühe, Kakao, Eis, Jogurt und Instant-Erfrischungsgetränke konsumiert. Ebenfalls hatten sie die Absicht, später Orangen und andere Früchte zu essen. Es war der zweite Tag des "Fastens".
9. Juni: In den vergangenen drei Tagen hatten sie Instant-Erfrischungsgetränke, Eis, Kakao, Jogurt, Orangen und Mangos zu sich genommen.
10. Juni: Sie frühstückten Kakao und konsumierten danach alle zwei Stunden abwechselnd Erfrischungsgetränke, Eis und Säfte. Es waren alle zwei Stunden, man kann sogar etwas über den Zeitplan lesen (Lachen).
Die Nachrichtenagenturen, die seit Beginn des "Fastens" darüber berichtet haben, sind diese, diese und diese, und ich werde die Namen nicht nennen. Das hier ist kein Krieg gegen die Nachrichtenagenturen, vielmehr geben wir einige Daten bekannt, die sie vielleicht nicht kennen und wir kennen das komplette Menü seit dem ersten Tag.
Eine Nachrichtenagentur, die ich in diesem Fall nennen werde, da es sich um eine internationale Meldung handelt - es ist die Agentur EFE -, gab bekannt, daß die Kongreßabgeordneten Ileana Ros und Lincoln Díaz-Balart im Plenum des Repräsentantenhauses Erklärungen zur Unterstützung der "Fastenden" abgaben und dieses Parlament drängten, eine Solidaritätsbotschaft mit diesen abzusenden.
11. Juni: Sie frühstückten Kakao und nahmen weiterhin alle zwei Stunden Säfte, Erfrischungsgetränke und Eis zu sich. In diesem Stil geht die Auflistung weiter.
14. Juni: Um 5.00 Uhr frühstückten sie in aller Frühe, um zu verhindern, daß die Presse sie beim Essen sieht. Danach fuhren sie damit fort, alle zwei Stunden Nahrung zu sich zu nehmen. So geht es weiter, es wäre endlos.
16. Juni: Eine befreundete Nachrichtenagentur - nicht unsere Freunde, sondern diejenigen der SINA - kommentierte in bezug auf die von den "Fastenden" am 14. Juni veranstaltete Pressekonferenz, daß "es ein ungewöhnlicher Akt der offenen Herausforderung von seiten der kubanischen Dissidenten war. Sie klagten die Castro-Regierung an, eine totalitäre Diktatur zu sein, verantwortlich für einen geplanten Völkermord an den politischen Gefangenen und interessiert daran, das Land in ein Konzentrationslager für alle Kubaner zu verwandeln." Sie haben die Nachricht verbreitet. So geht es an diesem Tag weiter.
Sie nahmen weiterhin Hühnerbrühe, Milch mit Vitaminzusatz und Joghurt zu sich. Um 21.00 Uhr aßen sie eine Kraftbrühe.
Am nächsten Tag konsumierten sie weiterhin Milch mit Vitaminzusatz, Joghurt, Hühnerbrühe, Erfrischungsgetränke und Saft mit Spirulin-Pulver. Wie ihr wißt, ist Spirulin ein Produkt, daß viele Proteine enthält, etwa 70 %.
18. Juni: Pressekonferenz. Etwa 26 Personen nahmen teil, darunter der Zweite Sekretär und Vizekonsul der SINA, Mark Shaheen.
Etwas von Interesse: Am 27. Juni nahmen sie Kuhmilch mit Vitaminen, Saft und Brühe zu sich.
Eine Person, die mit Horacio Salvador García Cordero, einem Vorstandsmitglied der berühmten Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung (FNCA), in Verbindung steht, übergab 500 Dollar an Elsa Morejón, Ehefrau von Biscet, die für die "Fastenden" bestimmt waren. Das war am 27. Juni. Sie erhielten verschiedene Geschenke, verschiedene Dinge. Es waren unterschiedliche Produkte, die einige mitbrachten, die aus Miami kamen. Darunter war auch das eine oder andere kleine Geldgeschenk.
Am selben Tag übergab Ohalys Víctores Iribarri Herrn Biscet 140 Dollar, die ebenso von einem Mitglied der FNCA geschickt worden waren, nämlich von Alina Garrido. Diese Lieferung beinhaltete auch einige Dosen mit vitaminhaltigem Erfrischungsgetränk.
Es gab Besuche von verschiedenen Anführern, die kamen und gingen, und die Bevölkerung beobachtete das Ganze.
Am 30. Juni geht das Ganze im gleichen Stil weiter, ich werde euch das jetzt nicht Tag für Tag aufzählen, bis zum 17. Juli, an dem das "Fasten" zu Ende ging. Um 5.15 Uhr dieses Tages kam ein Auto und die "Fastenden" schafften ihre Sachen in das Fahrzeug, darunter drei Klappbetten und drei Kopfkissen.
Zu dieser Stunde, um 6.00 Uhr, las Biscet einige Psalmen vor und sagte, daß Migdalia Rosado, Odalys Víctores und Rolando Muñoz Yyobre bereits keine Miglieder der Lawtoner Stiftung für Menschenrechte mehr seien, da sie Disziplinlosigkeiten begangen und Besucher schlecht behandelt hätten; außerdem wolle man mit ihnen in persönlicher Hinsicht nichts mehr zu tun haben. Unmittelbar danach fuhr er im Pkw weg. Lázaro Torres León und Joaquín Rafael Martínez Rodríguez verließen den Ort zu Fuß. Von der ausländischen Presse war niemand anwesend. Sie waren es bereits überdrüssig.
In der Wohnung blieben Migdalia Rosado und Muñoz Yyobre zurück.
Rolando Muñoz Yyobre verläßt das Haus um 6.20 Uhr.
Nun gut. Interessante Angaben, nicht wahr? In Ordnung.
In diesen vierzig Tagen erhielten die "Fastenden" Besuch von 54 Korrespondenten von 21 ausländischen Agenturen - unterschiedliche Korrespondenten; einige kamen mehr als einmal - und von fünf Beamten der Interessenvertretung der Vereinigten Staaten. Diese waren:
Am 8.6.1999, das heißt am Tag nach dem Beginn des Fastens, stattete Thimothy Zúñiga Brown, zu jenem Zeitpunkt Erster Sekretär der SINA, der Wohnung einen Besuch ab.
Am 18.6.1999 nahm Mark Shaheen, Zweiter Sekretär und Vizekonsul der SINA, an der Pressekonferenz teil.
Am 24.6.1999 findet der Besuch des damaligen Leiters der SINA, Michael Kozak, und des Zweiten Sekretärs und Vizekonsuls der SINA, Mark Shaheen, statt.
Am 30.6.1999 besucht Marisela Kramer, zu jenem Zeitpunkt Mitarbeiterin der SINA, den Ort.
Am 15.7.1999, das heißt, schon kurz vor Beendigung dieser Sache, erscheinen Michael Kozak, Leiter der SINA, und Víctor Vockerodt, Zweiter Sekretär der Vetretung für Wirtschafts- und politische Fragen. Das waren die Hauptbesucher. Mehr Namen wollte ich nicht nennen.
Hieran könnt ihr sehen, wieviele Leute der Welt glauben machen wollten - unfreiwillig, denn die Tagesration war ihnen unbekannt -, daß es Leute im Hungerstreik gab. Natürlich seht ihr, wer ihre Besucher waren.
Noch eine kleine interessante Angabe, die tägliche Kalorienaufnahme der "Fastenden": 4 017,18 Kilokalorien. Ich glaube, daß nicht einmal die Gewichtheber so viel verzehren, obwohl sie unermüdlich am Werk waren und ungeheuer schufteten.
Proteine: 262,27 Gramm. Es ist berechnet worden, daß 80 Gramm Proteine mehr als ausreichend sind.
Fett: 111,82 Gramm
Kohlenhydrate: 597,93 Gramm.
Hier nun das Menü mit dem Kaloriengehalt. Hinsichtlich der verzehrten Menge und des Kaloriengehalts jeder einzelnen Speise werde ich hier nicht weiter ins Detail gehen.
Hier haben wir auch die annähernden Werte des von den "Fastenden" aufgenommenen Energiegehalts, die Auflistung der aufgenommenen Nahrung, die Normen dazu, alles liegt vor, die Uhrzeit der Nahrungsaufnahme - wenn Ihr wollt -; das ist dann das letzte, was ich dazu sagen werde:
6.00 Uhr - Kakao
9.00 Uhr - Joghurt
10.00 Uhr - Hühnerbrühe aus Würfeln
12.00 Uhr - Mangosaft
15.00 Uhr - Mangosaft
17.00 Uhr - Instant-Erfrischungsgetränk
17.30 Uhr - Fischbrühe
19.00 Uhr - Mangosaft
20.00 Uhr - Kraftbrühe
23.00 Uhr - Kraftbrühe
Hier liegt auch die Nahrungsaufnahme jedes einzelnen vor.
Ihr Blutdruck war ausgezeichnet: 120 zu 80, 110 zu 70, mehr oder weniger.
Ja, hier habe ich die Angaben für jeden einzelnen. Einer hatte 100 zu 60 und ein weiterer 110 zu 70.
Gesagt werden muß noch, was die Kraftbrühe enthielt. Es war eine Art Eintopf mit Fleischeinlage. Eintopf Nr. 1 und Eintopf Nr. 2. Einer für 20.00 Uhr und der andere für 23.00 Uhr. Der für 20.00 Uhr enthielt Schweinefleisch, Rindfleisch, Huhn und etwas mehr. Der andere war etwas leichter, denn er war für einen späteren Zeitpunkt gedacht. Er enthielt kein Hühnerfleisch, doch alles andere auch.
Die Welt hat sicher die Geschichte der "Fastenden" geglaubt. So war also der Betrug, die Lüge, die Intrige.
Es bleibt nicht mehr viel zu sagen, doch einiges lohnt sich schon.
Also, wir sprachen über die Pläne, nicht wahr? Was den jetzigen Zeitpunkt anbelangt, haben wir in bezug auf das Gipfeltreffen aus zuverlässiger Quelle erfahren, daß Vorstandsmitglieder der Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung versichert haben, jene Organisation sei bereit, Millionen Dollar in einen Plan zu investieren, der darin besteht, die Kräfte der "internen Dissidenten" und der kubanischen Katholischen Kirche zu potenzieren - dabei wird präzisiert, daß sie ihre Arbeit nachdrücklich auf den Erzbischof von Santiago de Cuba, Pedro Meurice Estiu, sowie auf die konterrevolutionären Rädelsführer Oswaldo Payá Sardiñas und Elizardo Sánchez Santacruz Pacheco konzentrieren - mit dem Ziel, sie in einem Block zu vereinen, der in der Lage ist, eine Petition abzufassen oder eine Provokation auszulösen und daß davon die auf dem Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs anwesenden Präsidenten Kenntnis erhalten.
Wir klagen hier weder Maurice noch die katholische Kirche an. Wir prangern lediglich die seit Monaten ausgetüftelten Ideen und Pläne der kubanisch-amerikanischen Terroristenmafia an. Wir haben bereits Bemühungen des Herrn Elizardo bei verschiedenen Botschaften angesichts des Gipfeltreffens feststellen können.
Der Vorsatz besteht darin, alle auf der Gipfelkonferenz anwesenden Präsidenten zu ersuchen und von drüben seitens des State Departments und von hier seitens der SINA, sekundiert von diesen Leuten, unter Druck zu setzen, um bei ihnen das an Ryan praktizierte Rezept anzuwenden: ein Treffen mit diesen "außerordentlichen Patrioten und unübertrefflichen Verfechtern von Demokratie und Menschenrechten".
In diesem Sinne ist es der Mühe wert hervorzuheben, daß sie dabei eine Taktik anwenden - die bereits nicht mehr von der Stiftung, sondern von der US-amerikanischen Regierung stammt -, indem jetzt Belohnungen in Mode gekommen sind, einige davon recht "gepfeffert". Einige davon sind wie die Prämien der Landeslotterie, als es die hier noch gab, das komplette Los, und zwar für ihre Schriften! Natürlich wird darunter kein kubanischer Schriftsteller sein, kein echter Journalist, kein Patriot wie jene, mit denen wir uns gestern trafen, oder jene, die Mittelamerika, Haiti und all diese Regionen bereisen oder irgendwo auf der Welt die kubanischen Ärzte besuchen. Diese erhalten keinerlei Preis weder von der SIP (Interamerikanische Gesellschaft für Pressewesen) noch sonstwem. Diese Preise sind jetzt die neue Methode der Geldaushändigung.
"New York, am 28. September (AFP). Der kubanische Journalist Raúl Rivero, der am Mittwoch von der Columbia-Universität im Rahmen der Verleihung des angesehenen María Moors Cabot-Preises geehrt werden sollte, wird nicht anwesend sein können, da Kuba seinem Ausreiseantrag nicht stattgegeben habe, wurde am Dienstag in New York bekanntgegeben."
Was wollten sie denn? Daß wir Daumen lutschen, ihnen noch Applaus spenden und vielleicht gar das Flugticket bezahlen?
"...Er erhielt von der Universität eine besondere Auszeichnung in Anerkennung seiner 'Reportagen als Freischaffender in einem Klima der Verfolgung, Verhaftungen und Bedrohungen seitens der Regierung", heißt es in einem Kommuniqué.
Der Dekan der Fakultät für Journalistik der Columbia-Universität, Tom Goldstein, brachte seine 'Enttäuschung' angesichts der Ablehnung der New York-Reise Riveros durch die kubanische Regierung zum Ausdruck." Ein Preis, danach Agenturmeldungen, und zwar mehrere, eine starke Verbreitung dieser ganzen Angelegenheit, Lobreden in bezug auf das alles.
Die Regierung Kubas hält annähernd 100 freiberuflich tätige und halbillegal arbeitende Journalisten unter scharfer Beobachtung, und als häufige Repressalie entzieht sie ihnen den Telefonservice, verkündete heute die Interamerikanische Gesellschaft für Pressewesen (SIP) mit Sitz in Miami."
Es erschien also erneut die berühmte SIP auf der Bildfläche, die Organisation der Besitzer, der Arbeitgeber, der Herren der Presseorgane - also erneut -, die mit ihren reaktionären Kampagnen und ihren verdeckten Lügen vom ersten Tag des Sieges der Revolution an so viel zu schaffen gemacht hat; ein gewisser Dubois, der damals der Krösus dieser Institution war. Diese hat ihren Sitz in Miami. Nie hat sie gegen die gegen Kuba verhängte verbrecherische Blockade ihre Stimme erhoben. Nie hat sie auch nur ein einziges der an unseren Völkern begangenen Verbrechen angeklagt.
Am 13. Oktober eine weitere Mitteilung: "Magalys de Armas, die Ehefrau von Vladimiro Roca, der seit zwei Jahren wegen aufrührerischer Umtriebe in Haft ist, reist am morgigen Donnerstag in die Vereinigten Staaten, um einen Preis in Empfang zu nehmen, den die Interamerikanische Gesellschaft für Pressewesen (SIP) ihrem Ehemann verleiht, wurde heute hier mitgeteilt.
Ileana Someillán, Sprecherin der sogenannten 'Gruppe der Vier', äußerte, es werde Chuny Montaner sein, der im Ausland fungierende Vertreter von Martha Beatriz, René Gómez und Félix Bonne, alle drei Gefährten von Roca, der den Preis der SIP im Namen dieser drei Systemgegner in Empfang nimmt.
Sie sagte, dem Programm der Preisverleihung vom 15. - 20. dieses Monats im Rahmen der Tagung der SIP entsprechend, werde der Präsident der Vereinigten Staaten, William Clinton, die Statuetten überreichen in Anerkennung der von den 'sozialen Kämpfern' auf der Insel geleisteten Tätigkeit.
Sie rief ins Gedächtnis, daß vor drei Monaten die Jury der SIP den Preis für 'Redefreiheit' der "Arbeitsgruppe der internen Dissidenten" in Kuba verlieh.
Dieses ist der zweite Preis, den die sogenannte 'Gruppe der Vier' erhält, denn die
Kubanisch-Amerikanische Nationalstiftung verlieh ihr bereits einen im ersten Halbjahr dieses Jahres, den gleichen, den José Angel Izquierdo im Namen dieser Oppositionellen erhielt." Zwei, einer von der Stiftung und ein weiterer von der SIP, wurden verliehen. Es erscheinen also bereits drei Preise auf der Bildfläche. Das alles jetzt im September und im Oktober, sie haben das alles so für den Vorabend der Gipfelkonferenz eingerichtet.
Weiter vorn heißt es:
"Die von der Regierung der Gattin Rocas erteilte Genehmigung für einen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten von mehr als einem Monat betrachtete die Opposition als ein Manöver, sie vor der im kommenden November hier stattfindenden IX. Iberoamerikanischen Gipfelkonferenz aus dem Land zu entfernen." Es war natürlich keine Genehmigung erteilt worden und als sie meinten, die Erlaubnis läge vor, schrieben sie es dem Vorwand zu, sie vor dem Gipfeltreffen aus dem Land zu holen. Hier ist im allgemeinen eine Genehmigung nicht gleich der anderen; und man hat sie ihr bei anderen Gelegenheiten erteilt. Sie bekam sie normalerweise immer. Nun gut, aber diesmal war alles eine großartig organisierte Show mit Statuette und Beiwerk des ehrenwürdigen Herrn Präsidenten der Vereinigten Staaten. Als nun all das klar abzusehen war, wurde der Ausreiseantrag eben abgelehnt. Jawohl, er wurde abgelehnt.
Am 13. Oktober eine weitere Agenturmeldung: "...Die kubanischen Behörden verweigerten Elizardo Sánchez, dem Vorsitzenden der Kubanischen Kommission für Menschenrechte und Nationale Versöhnung die Ausreisegenehmigung für diese Woche nach Prag, wohin ihn der tschechische Präsident Václav Havel eingeladen hatte.
Sánchez wies darauf hin, daß die Ablehnung durch die kubanischen Behörden eine 'willkürliche' Verletzung der Allgemeinen Erklärung über die Menschenrechte darstellt."
Das ist eine Lüge von der Größe des Kapitols! Es war eine Verzögerung in der Angelegenheit eingetreten. Es gab X Probleme zwischendurch. Auch hat man sich beraten. Er war bereits mehrere Male ausgereist. Jetzt will ihn also Herr Vaclav Havel empfangen? Aha, sehr gut. Ja, erteilt ihm die Erlaubnis. Diese Befragung galt mir, jawohl, und ich sagte: Ja, er soll reisen.
Normalerweise verläßt er das Land und kehrt zurück. Auch dieses Mal erhielt er die Erlaubnis. Er mußte an einem Dienstag dort sein. Im Morgengrauen von Samstag zu Sonntag fällt mir fast rein zufällig jenes Papier in die Hände. Es war ja auch nicht gerade die passende Uhrzeit für diese Art Papier. Es war im Morgengrauen des Sonntags. Ich telefonierte mit der Genossin unseres Büros. Sie war zu Hause und ich sage zu ihr: "Sieh mal, jetzt erst stoße ich auf das Papier, und es wird dann so aussehen, als hätte man wohlüberlegt die Erlaubnis verweigert. Sieh einmal nach, was ihr hier tun könnt, wie Ihr die Fragen des Flugtickets, der Flugbuchung und all diese Dinge klären könnt." Und die Genossen, die mich konsultiert hatten - es waren die Genossen des Ministeriums des Innern-, fragte ich, was sie tun konnten, wie sie ihn ausfindig machen konnten, damit alles in fast nur zwei Stunden erledigt wäre. Die Genossen des Ministeriums konnten ein Flugticket für 17.00 Uhr besorgen. Sie bestellten ihn zum Gespräch. Da sagte er: "Nein, jetzt nicht, denn das wird für mich jetzt schon etwas zu spät. Ich ziehe vor, es jetzt zu unterlassen, denn ich habe irgendwelche anderen Sachen zu erledigen." Er hätte am Montag rechtzeitig in Prag zu dem Treffen sein, sprechen, danach das tun, wozu er Lust hatte und zurückkommen können, wann er wollte. Mehrmals schon ist diese berühmte Persönlichkeit so verfahren.
Doch zwei Tage später erscheint eine Agenturmeldung, in der dieser Herr dem Korrespondenten gegenüber vorbrachte, er sei nicht geflogen, da er von der Regierung keine Genehmigung bekommen habe. Da hat er eine faustdicke Lüge ausgesprochen. Er hatte das Flugticket, und er hatte die Genehmigung.
Ich glaube, daß er dieses im letzten Augenblick verfaßte Schreiben mit Beantragung der Ausreise an mich gerichtet hat. Wurde dieses Schreiben nicht an mich gerichtet? Wurde es nicht im Palast abgegeben? Und ich habe es erst drei oder vier Tage später gelesen. Ich weiß nicht; es waren einige Tage vergangen. Es war im Morgengrauen von Samstag auf Sonntag, und ich habe mich um die Lösung des Problems bemüht. Danach äußerte er die haushohe Lüge. So sind sie, diese "Gentlemen".
Hier in der gleichen Agenturmeldung wird wiederholt, daß Rivero keine Erlaubnis erhielt. Es wird erneut auf den Preis Bezug genommen, den die Vier erhalten sollten. Auch wird die Statuette erwähnt. Es gibt eine ganze Menge Agenturmeldungen zu dem Thema.
Wie reden sie über diese Herren? Aha, sie seien "Gewissensgefangene". In jeder dieser Meldungen heißt es "Gewissensgefangene", "Dissidenten"; "Gewissensgefangene", ja, seelenruhig sage ich, sie sind "Gewissensgefangene", und zwar absolut sui generis.
Zu diesem Thema werdet Ihr euch an den Leitartikel der Zeitung Granma erinnern, in dem erklärt wurde, wer die "Dissidenten" und die "Gewissensgefangenen" in Kuba sind. Zum Thema wurde sich umfassend unter Vorbringung sämtlicher Argumente geäußert. Nun wiederholen und wiederholen und wiederholen sie, daß sie "Gewissensgefangene" sind. Es sind ein paar ganz besondere "Gewissensgefangene", die an alle in Kuba investierenden Unternehmer schrieben, ihnen drohten und mitteilten, was ihnen passieren würde. Bereits vorher hatten die Leute der Stiftung und eine Gruppe von Terroristenorganisationen die Orientierung gegeben.
In einem Schreiben vom 10. April 1997, verfaßt in Havanna, unterzeichnet von den Vier und versandt an alle in Kuba investierenden ausländischen Unternehmer, wird diesen mitgeteilt:
"In einer immer kürzer werdenden Frist wird es in unserem Land zu einem Übergang in Richtung Demokratie kommen. Es empfiehlt sich daher, Maßnahmen einzuleiten, anhand derer vermieden wird, daß in jener nahen Zukunft die gegenwärtige Kapitalinvestition als eine Form der Mittäterschaft bei der Verursachung der Mißstände angesehen werden kann, die die leidgeprüfte kubanische Bevölkerung ertragen muß."
Das zweifach blockierte Land in voller Spezialperiode, und diese "Gewissensgefangenen" schreiben unter Anwendung von Drohungen an die Industriellen, damit diese nicht in Kuba investieren, inmitten der doppelten Blockade, damit das Land nicht damit fertig werde. Eine doppelt strafbare Handlung: die Drohung und das Delikt des Verrats. Es ist tatsächlich ein Delikt des Verrats am Volk und am Land.
Hier nun ein weiterer Angriff, und zwar gegen die Geldsendungen der Verwandten, und außerdem die grobe Beleidigung und Erpressung der Empfänger dieser Sendungen. Ebenfalls am 10. April ergeht ein von den Vier unterzeichneter "Aufruf an die Landsleute im Exil", in dem es heißt: "...Unterschwellig laufen Diskussionen, ob es zweckmäßig ist oder nicht, Verwandten und Freunden auf der Insel Unterstützung zukommen zu lassen... Wir möchten auf die Nebenwirkung aufmerksam machen, die diese Geldsendungen hinsichtlich der Tatsache haben können, daß sie viele Stimmen in der Heimat, die nicht mit dem kommunistischen Regime einverstanden sind, zum Schweigen bringen", usw.usw..
Weiter vorn heißt es: "...Wir machen Sie darauf aufmerksam, daß im Falle, daß an die Geldempfänger Aufforderungen ergehen, sich in den friedlichen Kampf für Veränderungen einzureihen, dies zu einer dramatischen Stärkung derer führen würde, die in Kuba bereits diesen Weg eingeschlagen haben.
Träte ein Teil dieser Unterstützungsempfänger aus den sogenannten 'Massenorganisationen' aus, heuchelten sie nicht mehr die Unterstützung des Systems, die sie gar nicht empfinden, blieben sie den von der Regierung einberufenen politischen Veranstaltungen fern und verweigerten ihre Teilnahme an den 'Wahlen nach kommunistischer Art', bei denen nichts gewählt wird - obgleich die Stimmabgabe nicht zwingend ist -, so wäre dieses eine unschätzbare Unterstützung des friedlichen Kampfes, der in unserer Heimat für das Erreichen des Umbruchs ausgefochten wird."
Dann fordern sie: "Die jene Hilfe schickenden Brüder im Exil sind es, denen es zukommt, auf ihre Verwandten und Freunde Einfluß zu nehmen, damit sie diese einfache Realität begreifen und demzufolge handeln."
Sie führen aus, daß sie so und nicht anders vorgehen müssen. Denjenigen, die Geld erhalten, muß alles andere abgefordert werden:
"Suche nach Wegen zur Unterstützung der "Dissidenten" im Land selbst;
Nicht weiter das Spiel der Regierung mitmachen;
Anstreben eines hohen Grades an Wahlenthaltung."
Nun, das ist kein Delikt, nichts von dem.
Am 5. Mai kommt es auf der von der gleichen Gruppe einberufenen Pressekonferenz zu einem Dialog. Die dortigen Äußerungen sind im wesentlichen bekannt: "Eine der ersten Aktivitäten der Einberufung war der Aufruf an die Brüder des Exils, damit diejenigen, die den Kubanern hier Geld senden, diese um Wahlenthaltung bitten, um so die Demokratisierung etwas beschleunigen zu können, das heißt, daß sie sie mit dieser Frage der Geldsendungen unter Druck setzen..." - Druck auf alle Angehörigen drüben. Das ist etwas sehr Humanes und sehr Einfaches. Das sagen einige Herren, die so viel Geld, soviel sie wollen, von den Vereinigten Staaten und der Interessenvertretung erhalten - "... das heißt, daß sie Druck ausüben mit dieser Frage der Geldsendungen; wenn ich Dir Geld schicke, dann geht es Dir besser als den anderen. Du mußt etwas tun, damit es anders wird. Es ist ganz einfach. Du brauchst nur Enthaltung üben, nicht zur Wahl zu gehen."
Das ist noch nicht alles. "Am 3. Juni 1997 kommt der Leiter des Büros für Kubanische Angelegenheiten des State Department, Michael Ranneberger, nach Kuba." - also gibt es zwei Michael hier - "Nachdem er die Erlaubnis für 'Interne Arbeiten in der Interessenvertretung' beantragt hatte, ersuchte er um Kontakte mit leitenden Persönlichkeiten von Partei und Regierung, die ihm bewilligt wurden. Sofort zeigte er ein Verhalten, das sich eigentlich von den inneren Angelegenheiten der Interessenvertretung entfernte, um sich voll den inneren Angelegenheiten Kubas zu widmen. Das führte dazu, daß am 17. Juni 1997 das MINREX einen energischen offiziellen Protest einlegte, wovon wir einige Abschnitte anführen:
"Herr Ranneberger hatte in offen einmischender Weise mehrere Treffen mit Anführern illegaler konterrevolutionärer Gruppen, bei denen er zu subversiven Umtrieben im Land und zur Verletzung der verfaßungsmäßigen Ordnung aufrief. Für diese Zwecke versprach er wirtschaftlichen Beistand sowie materielle und logistische Unterstützung in Höhe von mehr als einer Million US-Dollar und wiegelte auf zu Handlungen des zivilen Ungehorsams, der politischen Enthaltung und der ausländischen Vermittlung bei den Wahlprozessen in Kuba.
... Dem Ministerium wurde ebenfalls bekannt, daß Herr Ranneberger Treffen veranstaltete und Gespräche mit Vertretern von in Kuba etablierten ausländischen Unternehmen führte, wobei er versuchte, diese unter Druck zu setzen und ihnen
die in ihren Kuba-Geschäften anzuwendende Verfahrensweise vorzuschreiben." Hier wirkt er in beiden Richtungen: Subversion und Sabotieren der Investitionen.
Am 9. Juni - Rannebergers Besuch war noch nicht zu Ende - setzt sich Herr Vladimiro Roca mit ihm in Verbindung... Nun, mit einem derartigen Anreiz an Versprechen und all dem, was ihm mitgeteilt wurde - ich werde hier nichts weiter vorlesen -, und nachdem er zwei Stunden mit ihnen zusammen war, den anderen drei sowie anderen Anführern, Oswaldo Payá und Odilia Collazo - ich spreche vom Jahr 1997 -, setzt er sich kurz darauf mit dem Sender Radio Martí in Verbindung, der etwas sehr Schwerwiegendes sendete: seine Unterstützung der Internationalisierung der Blockade gegen Kuba.
Sind das etwa die Gewissensgefangenen? Ist das etwa kein Delikt, kein Verrat, nicht mehr nur zu ersuchen, daß uns die Vereinigten Staaten blockieren, sondern daß die Blockade internationale Ausmaße annimmt? Und in schleimiger Art äußert er gegenüber dem subversiven Rundfunksender der Regierung der Vereinigten Staaten: "Ich kann Dir sagen, es war eine für mich sehr gute Versammlung, denn sie verlief in einer wirklich sehr herzlichen Atmosphäre ... Was mich am meisten beeindruckt hat, war die Art und Weise, wie uns Herr Ranneberger über die Kuba-Politik der Regierung der Vereinigten Staaten sowie über die Bemühungen informierte, die unternommen werden, um mit den Ländern Europas und Amerikas zu einer gemeinsamen Politik zu gelangen, wobei wir ihm unsere Unterstützung zum Ausdruck brachten, denn das Kuba-Problem muß endlich einmal aus der Welt geschafft werden."
Sind das Gewissensgefangene? Man muß schon Schamlosigkeit besitzen, um solche Behauptungen aufzustellen. Und er wird eine Statuette bekommen. Die Freiheitsstatue sollten sie ihnen überreichen! Eine Statuette ist viel zu klein für das Ausmaß des Verrats dieser "Gentlemen", die den Preis der SIP erhalten werden. Ich glaube, der große Preis, die Nummer Eins ist mit sehr viel Geld verbunden. Ja, sie erwähnen ihn an erster Stelle; es ist der große Preis.
Nun gut, es ist aber nicht der einzige: "Der Große Preis für Pressefreiheit für vier sich in Haft befindliche kubanische Dissidenten ", die Herren X, Y und Z, "für ihren Einsatz für die Redefreiheit." Das ist nun schon von der Regierung der Vereinigten Staaten direkt vereinbart.
Eine weiter vereinbarte Aktion: "Die Organisation 'Reporter ohne Grenzen' ersuchte die 22 Staats- und Regierungschefs der Teilnehmerländer am Iberoamerikanischen Gipfeltreffen in Havanna, den kubanischen Präsidenten 'um die Freilassung von vier Journalisten zu bitten', informiert die Organisation diesen Donnerstag in einem der Agentur AFP zugeschickten Kommuniqué in París.
Es hat noch andere Preise gegeben. Einer ist erst vor ganz kurzem verliehen worden, doch will ich jetzt nicht darüber sprechen. Der Preis ist mit einem Geldbetrag von 100 000 Dollar verbunden. Das ist ein Thema für ein anderes Mal, nicht für jetzt.
Ich sprach bereits über die Besuche und das geschäftige Hin und Her der SINA in den letzten Tagen. Elizardo lief auf ihre Anweisung hin zu den Botschaften und ersuchte um Treffen mit Persönlichkeiten der Gipfelkonferenz. Das war es nämlich, was er zu erledigen hatte und weshalb er nicht in die Tschechische Republik gereist ist, er, der so gern diese kleinen Trips unternimmt. Das war es, was er so dringend zu tun hatte; um das Gipfeltreffen zu sabotieren und andere Pläne umzusetzen, die herumschwirren. Wir wissen es. Ich habe Euch bereits verlesen, was die Spitzen der Stiftung sagen, die Pläne, die sie geschmiedet hatten.
Es gibt noch eine ganze Anzahl Angaben, die nicht erwähnt werden müssen. Alle laufen auf das gleiche Ziel hinaus. Es sieht ganz so aus, als wollten sie die Regierungschefs hier bedrängen. Sie sind damit beschäftigt.
Und sie selbst, wie geht es ihnen? Was ist von der Stiftung im Augenblick zu sagen, nach der Reise des Gouverneurs und allem, was geschehen ist? Wie geht es ihnen?
Nun, hier vielleicht erst einmal das letzte; vielleicht das letzte, jawohl.
Ein von der Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung finanziertes Presserundschreiben, in dem Bezug genommen wird auf das Schreiben der genannten Organisation an den Präsidenten der Republikanischen Partei, Jim Nicholson, zum Besuch des Gouverneurs George Ryan in unserem Land.
"Im heutigen Schreiben an den Präsidenten der Republikanischen Partei, Jim Nicholson, verurteilte die Stiftung FNCA die kürzlich erfolgte Reise des republikanischen Gouverneurs von Illinois, George Ryan, und bekräftigte, daß 'schlecht orientierte Abenteuer wie diese ernste politische Folgen für die Republikanische Partei heraufzubeschwören drohen'.
Die Stiftung informierte Nicholson, 'die traditionelle und standhafte antikommunistische Haltung zum Nutzen der Freiheit der Republikanischen Partei auf internationaler Ebene werde untergraben von einigen zwar wenigen, so doch bedeutenden Republikanern' und sie riefen ihn auf, 'wann immer es möglich sei die offizielle Position der Republikanischen Partei zu bekräftigen, die in der Unterstützung der Befreiung des kubanischen Volkes besteht, und seiner Ablehnung der kommunistischen Tyrannei eines Fidel Castro in Kuba Ausdruck zu verleihen'.
Das vom Präsidenten der Stiftung, Jorge Mas, unterzeichnete Schreiben hebt hervor, daß aufgrund der Clownerie des Gouverneurs in Kuba, die von der FNCA als 'deutliches Beispiel von Narretei' bezeichnet wurde, die Clinton-Administration jetzt die Position eines Hardliners gegen Castro einnehmen könne. 'In diesem Sinne entspräche sie der Meinung der großen Mehrheit der im Exil lebenden
Kubaner im klaren Gegensatz zur Haltung des schlecht informierten Gouverneurs, der sich gegen Embargo und für Entspannung ausspricht'.
Bei der Beschreibung der Aktivitäten des Gouverneurs in Kuba nahm die FNCA auf einen Presseartikel Bezug, der das Auftreten seiner Delegation 'wie das einer Schulklasse' bezeichnete, die sich um den kubanischen Diktator gruppierte, um sich mit ihm fotografieren zu lassen und ein Autogramm von ihm zu erhalten. Außerdem habe der Gouverneur während seines Kubaaufenthalts den Senator Jesse Helms diffamiert, indem er fälschlicherweise behauptete, der Senator lege der Reise eines kranken kubanischen Kindes in die Vereinigten Staaten Hindernisse in den Weg, wo doch das Büro des Senators hinter den Kulissen in aller Ruhe agiert habe, um diese Reise sowie die medizinische Betreuung in North Carolina zu ermöglichen.'
Im Schreiben heißt es weiter: 'Herr Präsident, da Sie ein Kriegsveteran mit hohen Auszeichnungen sind, meinen wir, daß Sie diese Ausführungen mit Entsetzen erfüllen werden ..., und das ganz besonders, da Ihnen bekannt ist, daß kommende Woche im Repräsentantenhaus Anhörungen zu Folterungen von US-amerikanischen Kriegsgefangenen durch kubanische Agenten in Vietnam stattfinden werden.'
Die Stiftung beendet das Schreiben mit einem Apell an den republikanischen Führer, er möge den Republikanern des ganzen Landes ins Gedächtnis rufen, daß es gerade die antikommunistische, Freiheit anstrebende Haltung eines Ronald Reagan gewesen ist, die der Stärkung der Republikanischen Partei ein Standbein war, was zu dem 'großen Erfolg von heute' geführt hat."
Daran könnt ihr euch den Grad an Verzweiflung ausmalen, die sie in ihrer ganzen Arroganz und Ungezogenheit heimsucht; sie, die daran gewöhnt sind, immer das zu tun, wonach ihnen gerade ist. Sie haben der Republikanischen Partei gedroht. Einfach so. Das war die letzte Mitteilung, die ich erhielt, bevor ich hierher kam.
Um diese Geschichte zu Ende zu bringen, muß ich hinzufügen, daß das CIMEQ nicht das Krankenhaus der "kubanischen Hierarchie" ist. Dieser Punkt ist von mir nicht angesprochen worden, als ich das Thema des verunglückten Kindes behandelte, dessen Leben von hervorragenden und ganz in ihrer Tätigkeit aufgehenden kubanischen Ärzten gerettet wurde. Es hätte einfach gesagt werden müssen, daß die führenden Persönlichkeiten dieses Landes viele Jahre lang in einem ehemaligen Wohnhaus, ich glaube, von Menocal, betreut wurden - jetzt wird es verlustig gehen, nicht wahr? Aufgrund des Helms-Burton-Gesetzes und all dieser Dinge -. Also in einem Wohnhaus war es, wo die Staatsführung viele Jahre lang betreut wurde.
Ich erinnere mich an den Tod von Lázaro Peña, in einem engen Gang mit äußerst bescheidenen Zimmern, in einem von denen er starb. Ich habe Genossen gesehen, die dort operiert wurden. Eines Tages schlug ich vor: Gut, meine Herren - das "Ameijeiras"-Krankenhaus war bereits fertiggestellt, das modernste Krankenhaus des Landes mit der besten Ausrüstung und annähernd 1000 Betten, es war eine der besten Zeiten hinsichtlich der Errichtung von Krankenhäusern. Warum sollten wir nicht ein kleines Krankenhaus für die Staatsführung errichten?, fragte ich mich. Die Einrichtung, die wir hatten, war beschämend. Ich erinnere mich, daß ich dort einmal Osmany sah, der gerade eine Gallenoperation hinter sich hatte; mit einem großen Schnitt, denn damals gab es die Mikrochirurgie noch nicht. Warum stellen wir nicht etwas Besseres auf die Beine? Ich trug es dem Ministerium des Inneren vor. In jener Zeit bekleidete der Genosse Abrantes die Funktion des Ministers. Ich sagte: "Laßt eine Bauzeichnung anfertigen; macht etwas Passendes, aber klein soll es sein."
Sie machten den Entwurf und begannen mit dem Bau, der sich dann über mehrere Jahre hinzog. Als er fast fertig und zur Einweihung bereit war, stattete ich einen Besuch ab und konnte feststellen, daß die Innengänge so breit waren, daß ein Omnibus hindurchfahren konnte. Ich sah mir Krankenzimmer an, von denen man in einigen Baseball spielen konnte. Ich sagte: Wie konntet Ihr nur so etwas Wahnsinniges tun? Was weiß ich, was man ihnen gesagt hat. Es ist wie bei allen Dingen. Die Ärzte beginnen zu beantragen. Doch ich darf die Schuld nicht den Ärzten, dem technischen Personal und allen anderen geben. Es hat sich über ziemlich viele Jahre hingezogen, und es war noch nicht einmal ganz fertiggestellt, dazu kam es erst vor kurzem mit dem Internationalen Zentrum für Neurologische Rehabilitation. Als ich den Bau eines bescheidenen kleinen Krankenhauses vorschlug, bat ich um den Erhalt des alten Hauses. Es war nie nach meinem Geschmack, etwas zu schließen. Dort gab es bereits einen Operationssaal. Röntgen- und andere Geräte waren vorhanden, doch eben nur einige wenige Betten. Ich sagte: "Erweitert das alles ein wenig", und es begann der Anbau für eine Bettenzahl von insgesamt 30 bis 40. Sie waren wer weiß wie viele Jahre damit beschäftigt. Jener kleine Anbau war eine kolossale Katastrophe in bezug auf den baulichen Aspekt.
Als das neue Krankenhaus fertiggestellt war, besuchte ich es noch vor seiner Einweihung. Dann versammelte ich das Politbüro und erklärte, daß die Führungspersönlichkeiten unter keinen Umständen in dieser Einrichtung betreut werden dürfen; daß das ihrige weiterhin jenes Haus zu sein hat, das durch eine kleine Anzahl Krankenzimmer eine Erweiterung erfuhr. Das ist die ganze Wahrheit. Ich habe nie darüber gesprochen. Da aber jetzt eine miserable Verleumdung vorgebracht wurde, mußte ich das wohl klären, und hiermit kläre ich es.
Ich wollte es so. Es war noch etwas bescheidener als ein Haus. Es sollte zur rationellen Nutzung der Geräte ein paar Dutzend Betten haben. Sie verfielen in den Irrtum, ein luxuriöses Krankenhaus hinzustellen; doch wir haben es für uns nicht akzeptiert. Es werden dort einige Offiziere des Ministeriums des Innern, das die Einrichtung verwaltet, betreut. Dort werden altgediente und hervorragende Kämpfer betreut.
López Cuba, ein Genosse, den wir vor ein paar Tagen beerdigten und der derjenige war, der mit dem ersten Panzer in Playa Larga anlagte, ist in diesem Krankenhaus gestorben. Doch es wurde bestimmt, daß das Krankenhaus der Führungskräfte das alte Haus mit dem kleinen Anbau bleibt, das bei weitem nicht über die Ausrüstung des CIMEQ verfügt. Wir sagten: Nur wenn es sich unbedingt erforderlich macht wegen irgendeines Gerätes, das in dem alten kleinen Krankenhaus nicht verfügbar ist, oder wegen einer komplizierten Krankheit, werden die Mitglieder des Politbüros oder eine hohe Führungspersönlichkeit des Staates im CIMEQ behandelt.
Es gab einige Agenturmitteilungen, laut derer man mich ermordet hatte; oder es hieß, man habe mich wegen einer schrecklichen Krankheit im CIMEQ behandelt - noch eine dieser haushohen Lügen - wegen der Verrückten, die in Costa Rica äußerte, sie sei Ärztin in dieser Einrichtung gewesen. Es sind zwei Jahre vergangen. Nicht eine einzige Spritze habe ich mir dort geben lassen!
In diesem Krankenhaus werden auf Beantragung bedeutende Persönlichkeiten aus Lateinamerika oder anderen Kontinenten behandelt. Dort werden Staatsmänner behandelt - und unser Land hat viele Freunde - und bedeutende Politiker. Siebzig Prozent der Leistungen des Krankenhauses sind für die Helden der Arbeit bestimmt, für hervorragende Bauarbeiter, Tausende aus der Baubrigade "Blas Roca". In diesem Krankenhaus werden hervorragende Wissenschaftler aus dem wissenschaftlichen Komplex im Westen der Hauptstadt betreut, das nicht sehr weit von der Einrichtung entfernt ist. In diesem Krankenhaus wird jeder komplizierte Fall aus jeder Provinz des Landes betreut, der dies erforderlich macht. Es ist nicht so, daß dort alle Fälle behandelt werden können. Es kommen die Bürger rund um seinen Standort. Es werden Generaluntersuchungen an Kadern aus dem Zivilbereich durchgeführt. Das sind also die Patienten des Krankenhauses und als Ausnahme wird auch einmal eine hohe Führungspersönlichkeit von Partei oder Regierung behandelt. Das ist die Wahrheit.
Ihr sollt wissen, daß der Fahrstuhl des kleinen alten Krankenhauses für Führungspersönlichkeiten eine Katastrophe war, als man ihn gekauft hatte. Oftmals funktionierte er gar nicht oder nur mit begrenzter Sicherheit. Ich hatte ernste Schlachten auszufechten, damit dieser bescheidene Bau eines Tages fertig würde, denn das Objekt als solches war fast fertig. Es wurde bereits genutzt, und in den dritten Stock führte eine noch im Bau befindliche Treppe. Sie war noch nicht fertig und bedeutete eine echte Gefahr für die Patienten.
Zum Krankenhaus gehört eine Einrichtung für Rehabilitation. Es ist ein kleines Nebengebäude mit einigen Rehaleistungen, nichts weiter. Das ist also das Krankenhaus der Führungspersönlichkeiten; und ich sage das hier aus diesem Grunde. Hätte ich es nicht gesagt, hätte ich mir Sorgen gemacht.
Ich habe sogar den Direktor angerufen und um Angaben ersucht: "Nenne mir alle, die von Euch betreut werden." In bezug auf dieses Krankenhaus habe ich in der Tat sehr protestiert. Auch die ursprüngliche Vorstellung, nach der es errichtet wurde, habe ich geändert und gegen das Überziehen der Stellenpläne gekämpft. Es ist heute ein gutes Krankenhaus, ohne Zweifel ist es heute ein gutes Krankenhaus, eines der besten des Landes, und es widmet sich wichtigen klinisch-chirurgischen Forschungen.
Für den Tourismus stehen dort nur zwölf Betten zur Verfügung; und mit der Belegung dieser zwölf Betten werden fast die Gesamtausgaben der Einrichtung an Medikamenten, Ersatzteilen und Materialverbrauch beglichen. Mit zwölf Betten! Für besondere Leistungen, die dort erbracht werden. Dabei wird von den Persönlichkeiten, von denen ich sprach, nichts vereinnahmt. Von diesen Freunden unseres Landes wird nichts verlangt.
Daneben steht das Internationale Zentrum für Neurologische Rehabilitation. Obwohl das eine nicht zum anderen gehört, so stehen sie doch nebeneinander und unterstützen sich gegenseitig. Dieses ist ebenfalls ein ausgezeichnetes Krankenhaus von weltweit großem Ansehen. Die Patienten kommen von überall her. Es nimmt bedeutende Beträge in Devisen ein, die ausschließlich für Medikamente und Gerätschaften für die Leistungen des Gesundheitswesens im nationalen Rahmen genutzt werden. Doch deshalb bleiben kubanische Patienten nicht unberücksichtigt, die im übrigen niemals auch nur einen Centavo zu bezahlen brauchen.
Im CIMEQ werden bereits Lebertransplantationen durchgeführt, und keine Führungspersönlichkeit hat sich hier jemals eine Leber transplantieren lassen. Die Leber- sowie Herz- und Nierentransplantationen werden hier an Personen durchgeführt, zu deren Rettung ein Transplantat nötig ist. In dieser Hinsicht machen sie schnelle Fortschritte, in vielen Dingen machen sie Fortschritte in diesem Krankenhaus. Und wir wollen es nicht für uns. Doch wenn ein Mitbürger, wer er auch sein mag, ein Mensch aus dem Volk, es braucht, dann steht es ihm zur Verfügung. Wenn es ein Revolutionsführer, ein komplizierter oder schwieriger Fall, es braucht, kann er ebenso wie die elf Millionen Einwohner dieses Landes mit ihm rechnen. Ursprünglich hatten die Projektingenieure mit Unterstützung der Ärzte das Krankenhaus für eine Kapazität von nur 64 Betten konzipiert. Das erste, was ich tat, war, sie darum zu bitten, den verfügbaren Platz gut zu nutzen und damit die Kapazität zu erhöhen. Zählt man die Betten des CIREN dazu, dessen einzelne Gebäudeteile bereits fertiggestellt und erweitert sind, dann ist das ursprüngliche Zentrum zum Standort zweier angesehener Institutionen geworden, verfügt über 200 Betten, ein Team von hochgradigen Spezialisten und ein medizinisches Forschungszentrum, die allesamt Leistungen für nationale und internationale Zwecke erbringen und auf die Kuba stolz ist.
Das ist die Geschichte.