Ich bitte, mein Nichterscheinen auf dem sogenannten III. Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs Lateinamerikas, der Karibik und der Europäischen Union zu entschuldigen.
Mehrere Tage wog ich das Zweckmäßige oder Unzweckmäßige einer Teilnahme ab.
Schließlich beschloss ich fernzubleiben, und zwar aus mehreren Gründen. Folgende sind die wesentlichen:
Erstens: Durch ihre Beihilfe zu den Verbrechen und Aggressionen der Vereinigten Staaten gegen Kuba, geleistet vermittels ihrer infamen und heuchlerischen Haltung in Genf und ihre beschämende Einsicht und geheimes Einverständnis mit dem extraterritorialen entehrenden Helms-Burton-Gesetz, das nicht akzeptiert werden kann, ist es die Europäische Union nicht wert, von unserem Volk ernst genommen zu werden.
Über das Konzentrationslager auf dem illegalen Militärstützpunkt Guantanamo wagten sie nicht, in Genf auch nur ein Wort zu sagen.
Nicht im Traum wird die Europäische Union auf dieser Konferenz die Anklage der Morde, Misshandlungen und Demütigungen akzeptieren, denen unzählige Mexikaner, Lateinamerikaner generell und Menschen der Karibikstaaten ausgesetzt sind, die versuchen, der Unterentwicklung und dem Elend zu entrinnen, das ihnen die ausplündernde und völkermörderische Weltwirtschaftsordnung aufzwingt, die auch der Union Nutzen bringt.
Den erhaltenen Informationen zufolge handelt es sich hierbei um eine inhaltlose Konferenz reiner Etikette, auf der sich die Europäische Union zu absolut nichts verpflichtet, nicht einmal zur elementarsten Achtung des Prinzips der Nichteinmischung.
Zweitens: Die beschämende Absprache mehrerer Regierungen Lateinamerikas und ihr Verrat an Kuba bei ihrer schamlosen Unterwerfung unter die Befehle der Vereinigten Staaten verletzen unser Volk schmerzlich, und es ist nicht möglich, ihren Kriterien und Entschlüssen auch nur das geringste Attribut von Zuverlässigkeit zu gewähren und sie zu respektieren.
Drittens: Alles wurde in einer Art und Weise organisiert, die keine echt freie, offene und öffentliche Debatte zu lebenswichtigen Aspekten, die das Schicksal unserer Hemisphäre betreffen, zulässt.
Viertens: Vor einigen Tagen wurde unser Botschafter zu Unrecht aus Mexiko ausgewiesen, und noch unerledigt und nicht geklärt sind ernste Fragen bezüglich der falschen und unehrenhaften Anschuldigung, unser Land habe sich in die inneren Angelegenheiten Mexikos eingemischt.
Fünftens: Die bittere Erfahrung aus den Geschehnissen in Monterrey beiseite lassend, bestehen doch unseres Erachtens nicht die mindesten Voraussetzungen dafür, dass ein Besuch meinerseits in diesem in Freundschaft verbundenen Bruderland anläßlich des genannten Gipfeltreffens ein konstruktives Ergebnis bringen werde.
Dabei möchte ich vermerken, wie sehr es mich schmerzt, keinen Gebrauch von der Gelegenheit machen zu können, Männer wie Chávez, Kirchner, Lula, Patterson und andere brillante Kämpfer für ein besseres Schicksal unserer Völker in Amerika zu begrüßen. In den fünf Minuten, die sie in diesem Konklave bewilligt bekommen, wo es Behauptungen zufolge keine Presse geben wird, werden sie tun, was sie können; und sie sind zu vielem in der Lage.
Möglicherweise wird man bei dem förmlichen Empfangsbankett mit im Voraus peinlichst ausgewählten Rednern zwischen kulinarischen Leckerbissen, Champagner und Wein, weit entfernt von den Milliarden Menschen, die auf der Welt Hunger und Elend erleiden, das Echo der Stimme eines wahren Dissidenten vernehmen können.
Kuba fühlt sich zutiefst geehrt und optimal vertreten durch seinen brillanten und jungen Kanzler, der in den wenigen ihm gewährten Sekunden in einer Ecke dieses Treffens fähig sein wird, unerlässliche Wahrheiten vorzutragen.
Ich glaube weiterhin fest daran, dass eine bessere Welt möglich ist.
Mit brüderlichem Gruß
Fidel Castro Ruz
Vorsitzender des Staatsrates Kubas
26. Mai 2004
Hier finden Sie chronologisch sortiert Reden und Schriften des kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro Ruz
Mittwoch, 26. Mai 2004
Freitag, 14. Mai 2004
Aufruf eines Opponenten an die US-Regierung
Mister George W. Bush, die Million Kubaner, die wir heute zusammenkommen, um vor Ihrer Interessenvertretung zu demonstrieren, ist nur ein kleiner Teil eines mutigen und heldenhaften Volkes, das in seiner Gesamtheit hier bei uns sein möchte, wenn dies möglich wäre.
Die Zusammenkunft ist keine feindselige Geste gegen das US-amerikanische Volk, dessen ethische Wurzeln aus der Zeit, da die ersten Einwanderer auf dieser Erdhälfte eintrafen, uns gut bekannt sind. Auch ist es nicht unsere Absicht, die Funktionäre, die Angestellten und das Wachpersonal dieser Einrichtung zu stören, denen bei der Erfüllung ihrer Aufgaben alle Sicherheit und Garantien eines gebildeten und zivilisierten Volkes zuteil werden, wie sie unser Volk bieten kann. Es ist dieser ein Akt empörten Protestes und des Anprangerns der brutalen, erbarmungslosen und grausamen Maßnahmen, die ihre Regierung neuerdings gegen unser Land getroffen hat.
Im voraus wissen wir, was Sie über jene glauben zu machen beabsichtigen, die heute hier demonstrieren. Ihnen zufolge handelt es sich hierbei um unterdrückte und nach Freiheit strebende Volksmassen, die von der Regierung Kubas auf die Straße geschickt wurden. Sie verkennen vollkommen, dass dieses würdige und stolze Volk, das 45 Jahre der Anfeindung, Blockade und Aggressionen der stärksten Macht der Erde getrotzt hat, sich von keiner Macht der Welt wie eine Herde — jeder einzelne mit einem Strick um den Hals — ziehen ließe.
Ein Staatsmann oder jemand, der es zu sein beabsichtigt, sollte wissen, dass die gerechten und echt menschlichen Ideen im Verlaufe der Geschichte bewiesen haben, viel machtvoller als die Gewalt zu sein, die nur verstaubte und schmähliche Ruinen übrig lässt; die Ideen hinterlassen leuchtende nicht auszulöschende Züge. Jede Zeit hat ihre Ideen, sowohl gute als auch schlechte, hervorgebracht, und gemeinsam sind sie angewachsen. Doch unserer Zeit, in der wir leben in einer barbarischen, unzivilisierten und globalisierten Welt entsprechen die schlimmsten, düstersten und zweifelhaftesten Ideen.
Die Welt, wie Sie sie heute aufzwingen wollen, entbehrt jeglicher Ethik, Glaubwürdigkeit, Normen von Gerechtigkeit, humanitärer Gefühle sowie der elementarsten Grundsätze von Solidarität und Edelmut.
Alles, was in Ihrer und der Welt Ihrer Verbündeten, die sich in die Ausplünderung unseres Planeten teilen, über Menschenrechte geschrieben wird, ist eine kolossale Lüge. Milliarden Menschen leiden Hunger; es fehlt ihnen an ausreichend Nahrungsmitteln, Medikamenten, Kleidung, Schuhen, Wohnung. Sie leben in unmenschlichen Verhältnissen, besitzen nicht die mindesten Kenntnisse noch genügend Information, um ihre und die Tragödie der Welt, in der sie leben, zu begreifen.
Sicher hat Sie noch niemand über die Anzahl — sie reicht in siebenstellige Höhen — der Kinder, Heranwachsenden, Jugendlichen, Mütter, Personen mittleren Alters und Senioren informiert, die gerettet werden könnten und doch Jahr für Jahr zugrunde gehen in diesem "idyllischen Garten Eden der Träume", der unsere Erde ist; ebenso nicht über das Tempo, mit dem die natürlichen Lebensbedingungen zerstört und in anderthalb Jahrhundert die Kohlenwasserstoffe verschwendet werden, für deren Existenz unser Planet 300 Millionen Jahre gebraucht hat.
Ihren Assistenten brauchten Sie lediglich präzise Angaben abzufordern über die in Ihren Arsenalen befindlichen Zehntausenden von Kernwaffen, von chemischen und biologischen Waffen, Bombenflugzeugen, Langstrecken- und Präzisionsmissilen, Panzerkreuzern, Flugzeugträgern, konventionellen und nicht konventionellen Waffen, die ausreichend sind, um alles Leben auf unserem Planeten zu vernichten.
Weder Sie noch sonst jemand würde jemals Schlaf finden können; auch Ihre Verbündeten nicht, die hinsichtlich der Entwicklung ihrer Arsenale zu wetteifern trachten. Betrachtet man den niedrigen Grad an Verantwortlichkeit, das politische Talent, das Ungleichgewicht zwischen den jeweiligen Staaten und den äußerst geringen Willen zu prüfenden Betrachtungen in Protokollen, bei Treffen und bei Beratern, so können jene, in deren Händen das Schicksal der Menschheit liegt, nur geringe Hoffnungen hegen, wenn sie, ratlos und gleichgültig, auf dieses wahre Irrenhaus blicken, zu dem die Weltpolitik geworden ist.
Anliegen dieser Zeilen ist es nicht, Sie zu beleidigen; doch da Sie sich vorgenommen haben, dieses Land einzuschüchtern, zu erschrecken und schließlich sein sozioökonomisches System und seine Unabhängigkeit sowie, falls erforderlich, das Land als solches zu vernichten, betrachte ich es als meine elementare Pflicht, Ihnen einige Wahrheiten vor Augen zu führen.
Weder moralisch noch von Rechts wegen steht es Ihnen zu, von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten zu reden, denn Sie verfügen über genügend Macht, die Menschheit zu vernichten. Mit dieser Macht trachten Sie nach dem Aufzwingen einer weltweiten Tyrannei bei Ignorieren und Zerstören der Organisation der Vereinten Nationen und Verletzen der Rechte der Länder, Führen von Eroberungskriegen zur Aneignung von Märkten und Ressourcen der Welt, Aufzwingen dekadenter und anachronischer politischer und sozialer Systeme, die die Gattung Mensch in den Abgrund führen.
Andere sind die Gründe, weshalb Sie das Wort Demokratie nicht in den Mund nehmen dürfen: Dazu gehört Ihr Antritt im Amt des Staatspräsidenten; alle Welt weiß, dass er betrügerisch erfolgte. Von Freiheit dürfen Sie nicht sprechen, denn für Sie gibt es keine andere Welt als die, die vom Terrorimperium der todbringenden Waffen beherrscht wird, die Ihre unerfahrene Hand auf die Menschheit loslassen kann.
Von Umwelt dürfen Sie nicht reden, denn Ihnen entgeht vollkommen, dass die Gattung Mensch Gefahr läuft zu verschwinden.
Der Tyrannei beschuldigen Sie das Wirtschafts- und politische System, das das Volk Kubas auf die höchste Stufe der Alphabetisierung, des Wissens und der Kultur geführt hat im Vergleich zu den am weitesten entwickelten Ländern der Welt; das die Säuglingssterblichkeit auf eine Kennziffer reduziert hat, die unter der der Vereinigten Staaten liegt und wo der Bevölkerung sämtliche Leistungen des Gesundheitswesens, des Bildungswesens und anderer gesellschaftlich und menschlich äußerst bedeutender Bereiche kostenfrei zuteil werden.
Hohl und lächerlich hören sich Ihre Äußerungen über Menschenrechte in Kuba an. Dieses, Herr Bush, ist eines der wenigen Länder dieser Erdhälfte, wo es in 45 Jahren niemals auch nur eine einzige Folter, eine einzige Todesschwadron, eine einzige außergerichtliche Exekution, einen einzigen Regierenden gegeben hat, der in Ausübung der Macht zum Millionär geworden wäre.
Um über Kuba zu sprechen, fehlt es Ihnen an moralischer Autorität; ein Land, das durchgehalten hat in 45 Jahren brutaler Blockade, Wirtschaftskrieg und terroristischer Überfälle, die Tausende Menschenleben gefordert und Milliarden Dollar an wirtschaftlichem Schaden gekostet haben.
Sie nehmen Kuba gegenüber eine feindselige Haltung ein, und das aus schäbigen politischen Gründen, Unterstützung für Ihre Wahl bei einer abnehmenden Gruppe Abtrünniger und Söldner suchend, die jeglicher Ethik und Prinzipien entbehren. Es fehlt Ihnen an Moral, um von Terrorismus zu sprechen, denn umgeben sind Sie von einer Gruppe Mörder, die mit Handlungen dieser Art das Leben Tausender Kubaner auf dem Gewissen haben.
Aus Ihrer Verachtung von Menschenleben machen Sie keinen Hehl, denn Sie haben nicht gezögert, den außergerichtlichen Tod von einer unbekannten und geheimen Anzahl Personen in der Welt zu befehlen.
Ihnen steht keinerlei Recht zu, wenn nicht das der brutalen Gewalt, sich in die Angelegenheiten Kubas einzumischen und nach Ihrem Gutdünken den Übergang von einem System in ein anderes zu proklamieren sowie Maßnahmen zu seiner Umsetzung zu treffen.
Dieses Volk kann ausgerottet werden — Sie sollen dies ruhig wissen — es kann vom Erdboden gefegt werden, doch es kann nicht unterjocht und erneut dem demütigenden Status einer Neokolonie der Vereinigten Staaten unterworfen werden.
Kuba kämpft für das Leben auf der Welt; Sie kämpfen für den Tod.
Während Sie mit Ihren Präventiv- und Überraschungsangriffen unzählige Menschen töten, rettet Kuba Hunderttausende Leben von Kindern, Müttern, Kranken und alten Menschen auf der Welt.
Das einzige, was Sie über Kuba wissen, sind die Lügen von den gefräßigen Zungen der korrupten und unersättlichen Mafia ehemaliger Batistaanhänger und deren Nachkommen, Experten im Wahlbetrug und in der Lage, jemanden zum Präsidenten der Vereinigten Staaten zu wählen, dessen erzielte Stimmen für einen Wahlsieg nicht ausreichten.
Ein System der Ungleichheit wie das, das Sie repräsentieren, bringt den Menschen keine Freiheit, sie können nicht wissen, was Freiheit ist. In den Vereinigten Staaten sind die Menschen bei ihrer Geburt einander nicht gleich., In den Ghettos der Menschen afrikanischer und lateinamerikanischer Abstammung und in den Reservaten der Indios, die jenes Land bevölkerten und ausgerottet wurden, gibt es keine andere Gleichheit als die, arm und ausgegrenzt zu sein.
Unser Volk, erzogen im Geiste der Solidarität und des Internationalismus, empfindet dem US-amerikanischen Volk gegenüber keinen Hass und möchte die jungen Soldaten seines Landes nicht sterben sehen. Es sind Weiße, Neger, Indios, Mestizen, Lateinamerikaner, häufig durch Arbeitslosigkeit dazu gebracht, sich in Militäreinheiten verwickelt zu sehen und in verräterischen und Präventivschlägen oder in Eroberungskriegen irgendwohin auf der Welt geschickt zu werden.
Die unglaublichen Folterungen an Gefangenen in Irak haben die Welt aufs Äußerste entsetzt.
Meine Absicht ist es nicht, Sie mit diesen Zeilen zu beleidigen, ich sagte es bereits. Mein Bestreben ist es lediglich, dass irgendeiner Ihrer Assistenten, wenn Sie einmal einen Augenblick Zeit haben, Ihnen diese Wahrheiten unterbreitet, auch wenn Sie Ihnen in der Tat absolut nicht genehm sind.
Da Sie nun entschieden haben, unsere Würfel seien gefallen, möchte ich mich von Ihnen verabschieden mit den Worten der römischen Gladiatoren, die zum Kampf die Arena betraten: Heil dir, Cäsar; die Todgeweihten grüßen dich.
Ich bedauere nur, dass ich dabei nicht einmal Ihr Gesicht sehen kann, denn in diesem Falle werden Sie Tausende Kilometer entfernt sein, und ich werde an vorderster Front stehen, um bei der Verteidigung meiner Heimat kämpfend zu fallen.
Im Namen des kubanischen Volkes
Fidel Castro Ruz
Die Zusammenkunft ist keine feindselige Geste gegen das US-amerikanische Volk, dessen ethische Wurzeln aus der Zeit, da die ersten Einwanderer auf dieser Erdhälfte eintrafen, uns gut bekannt sind. Auch ist es nicht unsere Absicht, die Funktionäre, die Angestellten und das Wachpersonal dieser Einrichtung zu stören, denen bei der Erfüllung ihrer Aufgaben alle Sicherheit und Garantien eines gebildeten und zivilisierten Volkes zuteil werden, wie sie unser Volk bieten kann. Es ist dieser ein Akt empörten Protestes und des Anprangerns der brutalen, erbarmungslosen und grausamen Maßnahmen, die ihre Regierung neuerdings gegen unser Land getroffen hat.
Im voraus wissen wir, was Sie über jene glauben zu machen beabsichtigen, die heute hier demonstrieren. Ihnen zufolge handelt es sich hierbei um unterdrückte und nach Freiheit strebende Volksmassen, die von der Regierung Kubas auf die Straße geschickt wurden. Sie verkennen vollkommen, dass dieses würdige und stolze Volk, das 45 Jahre der Anfeindung, Blockade und Aggressionen der stärksten Macht der Erde getrotzt hat, sich von keiner Macht der Welt wie eine Herde — jeder einzelne mit einem Strick um den Hals — ziehen ließe.
Ein Staatsmann oder jemand, der es zu sein beabsichtigt, sollte wissen, dass die gerechten und echt menschlichen Ideen im Verlaufe der Geschichte bewiesen haben, viel machtvoller als die Gewalt zu sein, die nur verstaubte und schmähliche Ruinen übrig lässt; die Ideen hinterlassen leuchtende nicht auszulöschende Züge. Jede Zeit hat ihre Ideen, sowohl gute als auch schlechte, hervorgebracht, und gemeinsam sind sie angewachsen. Doch unserer Zeit, in der wir leben in einer barbarischen, unzivilisierten und globalisierten Welt entsprechen die schlimmsten, düstersten und zweifelhaftesten Ideen.
Die Welt, wie Sie sie heute aufzwingen wollen, entbehrt jeglicher Ethik, Glaubwürdigkeit, Normen von Gerechtigkeit, humanitärer Gefühle sowie der elementarsten Grundsätze von Solidarität und Edelmut.
Alles, was in Ihrer und der Welt Ihrer Verbündeten, die sich in die Ausplünderung unseres Planeten teilen, über Menschenrechte geschrieben wird, ist eine kolossale Lüge. Milliarden Menschen leiden Hunger; es fehlt ihnen an ausreichend Nahrungsmitteln, Medikamenten, Kleidung, Schuhen, Wohnung. Sie leben in unmenschlichen Verhältnissen, besitzen nicht die mindesten Kenntnisse noch genügend Information, um ihre und die Tragödie der Welt, in der sie leben, zu begreifen.
Sicher hat Sie noch niemand über die Anzahl — sie reicht in siebenstellige Höhen — der Kinder, Heranwachsenden, Jugendlichen, Mütter, Personen mittleren Alters und Senioren informiert, die gerettet werden könnten und doch Jahr für Jahr zugrunde gehen in diesem "idyllischen Garten Eden der Träume", der unsere Erde ist; ebenso nicht über das Tempo, mit dem die natürlichen Lebensbedingungen zerstört und in anderthalb Jahrhundert die Kohlenwasserstoffe verschwendet werden, für deren Existenz unser Planet 300 Millionen Jahre gebraucht hat.
Ihren Assistenten brauchten Sie lediglich präzise Angaben abzufordern über die in Ihren Arsenalen befindlichen Zehntausenden von Kernwaffen, von chemischen und biologischen Waffen, Bombenflugzeugen, Langstrecken- und Präzisionsmissilen, Panzerkreuzern, Flugzeugträgern, konventionellen und nicht konventionellen Waffen, die ausreichend sind, um alles Leben auf unserem Planeten zu vernichten.
Weder Sie noch sonst jemand würde jemals Schlaf finden können; auch Ihre Verbündeten nicht, die hinsichtlich der Entwicklung ihrer Arsenale zu wetteifern trachten. Betrachtet man den niedrigen Grad an Verantwortlichkeit, das politische Talent, das Ungleichgewicht zwischen den jeweiligen Staaten und den äußerst geringen Willen zu prüfenden Betrachtungen in Protokollen, bei Treffen und bei Beratern, so können jene, in deren Händen das Schicksal der Menschheit liegt, nur geringe Hoffnungen hegen, wenn sie, ratlos und gleichgültig, auf dieses wahre Irrenhaus blicken, zu dem die Weltpolitik geworden ist.
Anliegen dieser Zeilen ist es nicht, Sie zu beleidigen; doch da Sie sich vorgenommen haben, dieses Land einzuschüchtern, zu erschrecken und schließlich sein sozioökonomisches System und seine Unabhängigkeit sowie, falls erforderlich, das Land als solches zu vernichten, betrachte ich es als meine elementare Pflicht, Ihnen einige Wahrheiten vor Augen zu führen.
Weder moralisch noch von Rechts wegen steht es Ihnen zu, von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten zu reden, denn Sie verfügen über genügend Macht, die Menschheit zu vernichten. Mit dieser Macht trachten Sie nach dem Aufzwingen einer weltweiten Tyrannei bei Ignorieren und Zerstören der Organisation der Vereinten Nationen und Verletzen der Rechte der Länder, Führen von Eroberungskriegen zur Aneignung von Märkten und Ressourcen der Welt, Aufzwingen dekadenter und anachronischer politischer und sozialer Systeme, die die Gattung Mensch in den Abgrund führen.
Andere sind die Gründe, weshalb Sie das Wort Demokratie nicht in den Mund nehmen dürfen: Dazu gehört Ihr Antritt im Amt des Staatspräsidenten; alle Welt weiß, dass er betrügerisch erfolgte. Von Freiheit dürfen Sie nicht sprechen, denn für Sie gibt es keine andere Welt als die, die vom Terrorimperium der todbringenden Waffen beherrscht wird, die Ihre unerfahrene Hand auf die Menschheit loslassen kann.
Von Umwelt dürfen Sie nicht reden, denn Ihnen entgeht vollkommen, dass die Gattung Mensch Gefahr läuft zu verschwinden.
Der Tyrannei beschuldigen Sie das Wirtschafts- und politische System, das das Volk Kubas auf die höchste Stufe der Alphabetisierung, des Wissens und der Kultur geführt hat im Vergleich zu den am weitesten entwickelten Ländern der Welt; das die Säuglingssterblichkeit auf eine Kennziffer reduziert hat, die unter der der Vereinigten Staaten liegt und wo der Bevölkerung sämtliche Leistungen des Gesundheitswesens, des Bildungswesens und anderer gesellschaftlich und menschlich äußerst bedeutender Bereiche kostenfrei zuteil werden.
Hohl und lächerlich hören sich Ihre Äußerungen über Menschenrechte in Kuba an. Dieses, Herr Bush, ist eines der wenigen Länder dieser Erdhälfte, wo es in 45 Jahren niemals auch nur eine einzige Folter, eine einzige Todesschwadron, eine einzige außergerichtliche Exekution, einen einzigen Regierenden gegeben hat, der in Ausübung der Macht zum Millionär geworden wäre.
Um über Kuba zu sprechen, fehlt es Ihnen an moralischer Autorität; ein Land, das durchgehalten hat in 45 Jahren brutaler Blockade, Wirtschaftskrieg und terroristischer Überfälle, die Tausende Menschenleben gefordert und Milliarden Dollar an wirtschaftlichem Schaden gekostet haben.
Sie nehmen Kuba gegenüber eine feindselige Haltung ein, und das aus schäbigen politischen Gründen, Unterstützung für Ihre Wahl bei einer abnehmenden Gruppe Abtrünniger und Söldner suchend, die jeglicher Ethik und Prinzipien entbehren. Es fehlt Ihnen an Moral, um von Terrorismus zu sprechen, denn umgeben sind Sie von einer Gruppe Mörder, die mit Handlungen dieser Art das Leben Tausender Kubaner auf dem Gewissen haben.
Aus Ihrer Verachtung von Menschenleben machen Sie keinen Hehl, denn Sie haben nicht gezögert, den außergerichtlichen Tod von einer unbekannten und geheimen Anzahl Personen in der Welt zu befehlen.
Ihnen steht keinerlei Recht zu, wenn nicht das der brutalen Gewalt, sich in die Angelegenheiten Kubas einzumischen und nach Ihrem Gutdünken den Übergang von einem System in ein anderes zu proklamieren sowie Maßnahmen zu seiner Umsetzung zu treffen.
Dieses Volk kann ausgerottet werden — Sie sollen dies ruhig wissen — es kann vom Erdboden gefegt werden, doch es kann nicht unterjocht und erneut dem demütigenden Status einer Neokolonie der Vereinigten Staaten unterworfen werden.
Kuba kämpft für das Leben auf der Welt; Sie kämpfen für den Tod.
Während Sie mit Ihren Präventiv- und Überraschungsangriffen unzählige Menschen töten, rettet Kuba Hunderttausende Leben von Kindern, Müttern, Kranken und alten Menschen auf der Welt.
Das einzige, was Sie über Kuba wissen, sind die Lügen von den gefräßigen Zungen der korrupten und unersättlichen Mafia ehemaliger Batistaanhänger und deren Nachkommen, Experten im Wahlbetrug und in der Lage, jemanden zum Präsidenten der Vereinigten Staaten zu wählen, dessen erzielte Stimmen für einen Wahlsieg nicht ausreichten.
Ein System der Ungleichheit wie das, das Sie repräsentieren, bringt den Menschen keine Freiheit, sie können nicht wissen, was Freiheit ist. In den Vereinigten Staaten sind die Menschen bei ihrer Geburt einander nicht gleich., In den Ghettos der Menschen afrikanischer und lateinamerikanischer Abstammung und in den Reservaten der Indios, die jenes Land bevölkerten und ausgerottet wurden, gibt es keine andere Gleichheit als die, arm und ausgegrenzt zu sein.
Unser Volk, erzogen im Geiste der Solidarität und des Internationalismus, empfindet dem US-amerikanischen Volk gegenüber keinen Hass und möchte die jungen Soldaten seines Landes nicht sterben sehen. Es sind Weiße, Neger, Indios, Mestizen, Lateinamerikaner, häufig durch Arbeitslosigkeit dazu gebracht, sich in Militäreinheiten verwickelt zu sehen und in verräterischen und Präventivschlägen oder in Eroberungskriegen irgendwohin auf der Welt geschickt zu werden.
Die unglaublichen Folterungen an Gefangenen in Irak haben die Welt aufs Äußerste entsetzt.
Meine Absicht ist es nicht, Sie mit diesen Zeilen zu beleidigen, ich sagte es bereits. Mein Bestreben ist es lediglich, dass irgendeiner Ihrer Assistenten, wenn Sie einmal einen Augenblick Zeit haben, Ihnen diese Wahrheiten unterbreitet, auch wenn Sie Ihnen in der Tat absolut nicht genehm sind.
Da Sie nun entschieden haben, unsere Würfel seien gefallen, möchte ich mich von Ihnen verabschieden mit den Worten der römischen Gladiatoren, die zum Kampf die Arena betraten: Heil dir, Cäsar; die Todgeweihten grüßen dich.
Ich bedauere nur, dass ich dabei nicht einmal Ihr Gesicht sehen kann, denn in diesem Falle werden Sie Tausende Kilometer entfernt sein, und ich werde an vorderster Front stehen, um bei der Verteidigung meiner Heimat kämpfend zu fallen.
Im Namen des kubanischen Volkes
Fidel Castro Ruz
Samstag, 1. Mai 2004
Fidel Castro Ruz auf der Kundgebung zum 1. Mai 2004, dem internationalen Tag der Arbeiter, auf dem Platz der Revolution
Rede des Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz, Präsident der Republik Kuba, auf der Kundgebung zum 1. Mai 2004, dem internationalen Tag der Arbeiter, auf dem Platz der Revolution. (Das dem schriftlich vorliegenden Text während der Rede Hinzugefügte und einige Zusatzpunkte sind enthalten.)
Es sieht ganz so aus, als habe diese Kundgebung sämtliche Rekorde gebrochen. (Applaus und Zurufe)
Liebe Gäste!
Liebe Mitbürger!
Seit dem Sieg der Revolution ist es das 45. Mal, dass wir des ruhmreichen Tages der Arbeiter gedenken.
In der Welt und in unserem Land geschehen überaus bedeutende Dinge.
Mit mehr politischer Kraft und Erfolgen denn je setzt die Revolution ihren siegreichen Weg fort. Dafür gibt es neue Beweise: Die Genfer Tagungen vom 15. und 22. April werden in die Geschichte der revolutionären Diplomatie eingehen. Sie markieren den Augenblick, an dem die große Heuchelei, das permanente Lügen und der Zynismus, womit die Herren der Welt ihr faules System von politischer und wirtschaftlicher Beherrschung der Menschheit zu halten trachten, einen kräftigen Schlag hinnehmen mussten.
Wieder einmal hatte man unser Land auf die Anklagebank gesetzt. Die neue Regierung der Vereinigten Staaten – wenn man hier überhaupt von einer Regierung sprechen kann (Lachen) – und die Staaten der Europäischen Union begingen den Fehler zu vergessen, dass im äußersten Osten Kubas auf einer gewaltsam besetzten Fläche von 117,6 Quadratkilometern, wo sich der Militärstützpunkt Guantánamo befindet – was an sich schon eine grobe Missachtung der souveränen Rechte eines kleinen Landes sowie des Völkerrechts ist – zum gleichen Zeitpunkt einer der gröbsten Fälle von Verletzung der Menschenrechte zu finden war, die jemals auf der Welt vorgekommen sind. In keiner Weise hatte man das vorher mit uns besprochen. Uns wurde schlicht und einfach die Entscheidung der US-Regierung zur Überführung der Gefangenen auf diesen Militärstützpunkt mitgeteilt.
Am 11. Januar 2002 veröffentlichte die Regierung Kubas eine Erklärung, in der die Position unseres Landes klar und deutlich dargelegt wurde.
Der Weltöffentlichkeit ist bekannt, dass das schreckliche Verbrechen, das Attentat an den Twin Towers in New York, von allen bewussten Menschen unseres Planeten verurteilt wurde.
Die Regierung der mächtigsten Nation der Erde hat hingegen unter Missachtung jeglicher Normen dessen, was die Welt als elementare Grundsätze der Menschenrechte kennt, jene schreckliche Haftanstalt geschaffen, in der Hunderte von Bürgern aus zahlreichen Ländern der Welt, darunter auch die Verbündeten der Vereinigten Staaten ohne Gerichtsverfahren, ohne Kommunikation, ohne Identifikation, ohne Rechtsverteidigung, ohne jegliche Gewährleistung ihrer körperlichen Unversehrtheit, ohne Prozess- noch Strafgesetz zeitlich unbegrenzt gefangen gehalten werden. Für einen so merkwürdigen Beitrag zur Zivilisation hätten sie ja ihr eigenes Staatsgebiet benutzen können; doch nein, dafür nahmen sie das Stück Erde, das sie gesetzwidrig und gewaltsam besetzt halten innerhalb eines anderes Landes, Kuba, das sie dann alljährlich in Genf der Verletzung der Menschenrechte anklagen.
Abgesehen davon geschehen wunderliche Dinge in der Kommission für Menschenrechte.
Vorherrschend in der Welt ist unter den heutigen Bedingungen die generelle Angst vor dem grausamen Imperium, seinen Drohungen, Druckmaßnahmen und Repressalien aller Art, speziell gegen die am stärksten verwundbaren Länder der Dritten Welt. In Genf gegen eine von den Vereinigten Staaten ausgearbeitete und aufgezwungene Resolution zu stimmen, kommt einem Suizidakt nahe, insbesondere wenn diese Resolution gegen Kuba gerichtet ist, das Land, das fast ein halbes Jahrhundert lang ihre Arroganz und Überheblichkeit herausgefordert hat. Sogar stärkere und unabhängigere Staaten sehen sich gezwungen, die politischen und wirtschaftlichen Folgen ihrer Entscheidung in Betracht zu ziehen.
Trotz all dieser Faktoren stimmten vor einigen Tagen in Genf neben Kuba 20 weitere Länder gegen die Resolution – gestützt auf feste Prinzipien die einen und auf besonderen Mut die anderen – und zehn enthielten sich mit Würde und Selbstachtung der Stimme. Von den 53 Mitgliedern der Kommission hatten sich nur 22 – die Vereinigten Staaten eingeschlossen – dieser Schändlichkeit gefügt.
Von den lateinamerikanischen Ländern waren es sieben, davon vier in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht sehr arme Staaten, außerordentlich abhängig und mit Regierungen, die zur totalen Niederträchtigkeit gezwungen sind. Für niemanden sind sie unabhängige Staaten. Sie sind bis jetzt eine schlichte Utopie.
Peru, die fünfte Regierung, die mit den Vereinigten Staaten gegen Kuba stimmte, ist ein Beispiel für den Grad an Niederträchtigkeit und Abhängigkeit, zu dem der Imperialismus und seine neoliberale Globalisierung viele Staaten Lateinamerikas geführt haben, die sie, sie zu diesen Dingen zwingend, die doch wie ein Kuss des Satans sind, im Handumdrehen politisch ruinieren.
Der peruanische Staatschef sah in nur einigen Monaten seine Popularität auf nur acht Prozent schwinden. Ich glaube, jene, die ihn unterstützen, finden in einem Stück dieser Kundgebung Platz. Die kolossalen ökonomischen und sozialen Probleme dieses Landes mit einer so geringen Basis meistern zu wollen, ist absolut unmöglich. Die Realität ist die, dass er gar nicht lenkt und es auch nicht vermag. Das übernehmen die Multis und die Oligarchen, bis es in der Gesellschaft zu explodieren beginnt, wie es sich bereits in mehr als einem der Länder abzeichnet.
Die Worte unseres venezolanischen Bruders im Gedächtnis, verspüre ich an diesem Punkt den Wunsch zu rufen: „Es lebe Venezuela!" (Applaus und Viva-Rufe) „Es lebe der revolutionäre bolivarianische Prozeß!" (Applaus und Viva-Rufe) „Es lebe Chávez, der brillante und mutige Führer des Volkes Bolivars!" (Applaus und Viva-Rufe).
Ich fahre fort:
Es bleiben die Regierungen Chiles und Mexikos.
Über die zuerst genannte will ich nicht befinden. Das sollen doch lieber Salvador Allende, der mit der Waffe in der Hand kämpfend fiel und dem nun in der Geschichte dieses Kontinents ein Thron der Ehre und des Ruhmes gebührt, und die Tausenden Chilenen, verschollen, gefoltert und ermordet in der bösen Absicht jener, die die Resolution zur Verurteilung Kubas unterbreitete – eines Landes, wo es nicht eine einzige dieser oder ähnlicher Handlungen gegeben hat – und im Namen von ihnen allen sollen es doch jene sein, die in Chile sich mit den edlen Ideen und dem Bestreben des Aufbaus einer wahrhaft menschlichen Gesellschaft tragen, die das Verhalten des chilenischen Präsidenten in Genf beurteilen.
In Mexiko, dem den Kubanern lieben Brudervolk, ersuchte der Nationalkongress seinen Präsidenten vergebns, von der von Präsident Bush geforderten Unterstützung der Resolution Abstand zu nehmen. Es schmerzt zutiefst, dass das hohe Prestige und der Einfluss Mexikos, gewonnen in Lateinamerika und der Welt durch seine von einer echten und tiefen Revolution ausgehende untadelige Außenpolitik, verloren gegangen ist. Die Solidarität und Unterstützung Lateinamerikas für Mexiko und umgekehrt sind lebenswichtig. Mehr als die Hälfte des mexikanischen Staatsgebietes wurde dem Land von seinem Nachbarn des Nordens entrissen, und dem verbleibenden Territorium drohen enorme Gefahren. Die Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko verläuft faktisch schon nicht mehr am Río Bravo, von dem José Martí sprach. Die Vereinigten Staaten sind viel weiter in das Land eingedrungen. Jene Grenze ist heute der Todesstreifen, an dem jährlich annähernd 500 Mexikaner bei dem Versuch der Grenzüberschreitung den Tod finden. All das kraft eines brutalen und erbarmungslosen Prinzips: freier Verkehr für Kapital und Waren; Verfolgung, Exklusion und Tod für die Menschen. Dennoch sind Millionen Mexikaner dieses Risiko eingegangen. Heute fließen in das Land mehr Einnahmen aus Geldsendungen als aus den Erdölexporten, auch bei dem gegenwärtig hohen Preis dieses Produktes.
Kann eine so ungleiche und ungerechte Situation vielleicht gelöst werden, indem man in Genf Resolutionen gegen Kuba bejaht, in denen Kuba der Verletzung der Menschenrechte angeklagt wird?
Das Schlimmste und Demütigendste für Mexiko war die Tatsache, dass die Meldungen über seine am 15. und am 22. Erfolgte Stimmabgabe in Genf von Washington aus gesendet wurden.
Die Stimmabgabe der Europäischen Union als eine Washington untergebene und verbündete Mafia erfolgte wie immer im Block.
Bis zum Zusammenbruch des sozialistischen Lagers waren diese unaufhörlich gegen die Kubanische Revolution vorgebrachten schmutzigen und unmoralischen Äußerungen niemals von Erfolg gekrönt gewesen. Ein Haufen Abtrünnige, begierig nach Krediten und Waren der Konsumgesellschaften, schloss sich der Mafia der Europäischen Union an. So erreichten sie diese Schandgeburten in der Menschenrechtskommission: in Zangengeburten entstandene Resolutionen inmitten der erbitterten Schlacht, die Kuba nie aufgehört hat zu schlagen gegen die vom Imperium, seinen Verbündeten, Trabanten und Vasallen aufgezwungene infame Komödie, um eine Stimmenmehrheit von einer oder zwei Stimmen und die Stimmenthaltung von 60 Prozent der Mitglieder der Kommission zu erzielen. Seitdem verdreifachen sie ihre Bemühungen und verstärken um das Hundertfache die Druckmaßnahmen und Drohungen gegen jene Länder, die in Bezug auf Kredite, Gelder und Ressourcen voll abhängig sind von den Entscheidungen internationaler Organe, die unter Kontrolle der Vereinigten Staaten stehen.
Eines Tages wird man jenen Ländern ein Denkmal setzen müssen, die unter diesen denkbar härtesten Bedingungen alles aufs Spiel setzten und gegen die Yankeeprojekte stimmten (Applaus). Die Geschichte dieser Schlacht wird eine der Erinnerung würdige Seite sein. Seht einmal, dieses Jahr haben 60 Prozent der 53 Kommissionsmitglieder die Projekte nicht unterstützt. Diese Purrhussiege nennt das Imperium Erfolge und verurteilt Kuba, wobei sie doch mit jedem Jahr stärkere Bemühungen und einen höheren politischen Preis erfordern.
Unter uns hier gesagt, eine eingehende Analyse dessen, was auf der Welt geschieht, was in der menschlichen Gesellschaft geschieht – keine ausgenommen, Europa schon gar nicht, auch nicht die makellosesten und heiligsten Gesellschaften einiger europäischer Regionen – hat sich hinsichtlich Rücksicht und Achtung vor dem Menschen so tadellos geführt wie die glorreiche Kubanische Revolution. (Applaus)
Das bloße System, das einen Teil der Gesellschaft in ein Nichts verwandelt, während andere im extremen Überfluss leben, ist an sich vom ethischen Standpunkt her unwürdig, sich eine menschliche Gesellschaft zu nennen.
Diese Kampagnen, von der herrschenden Supermacht gelenkt und von den Verbündeten unterstützt, die gemeinsam mit dem Imperium die Welt ausbeuten, sind die reinsten Farcen und Lügen, schamlose politische Kundgebungen, die sich aus der Notwendigkeit der Rechtfertigung der riesenhaft ungleichen Bedingungen ergeben, die, solange das der Welt aufgezwungene Wirtschaftssystem nicht verschwindet, niemals überwunden werden können. Wir wissen, was reale Menschenrechte sind.
Ich kann mir nicht erklären, wie eine überreiche Gesellschaft wie jene in unserer Nachbarschaft, wo 44 Millionen Menschen kein Recht auf ärztliche Versorgung haben, wo Millionen Bürger in Gettos leben, wo zahlreiche Bettler unter Brücken leben, wo es Millionen Analphabeten und Halbanalphabeten gibt, wo viele Millionen – Männer und Frauen – arbeitslos sind und die Gefängnisse voll sind von Kindern der ärmsten und von der Gesellschaft ausgeschlossenen Schichten, wie man dort von Menschenrechten sprechen kann.
Andererseits kann sich niemand die brutalen Bombenabwürfe über einem beliebigen Land erklären oder wie ein Anführer des Imperiums, der gegen 60 Länder oder mehr das Recht eines Überraschungs- oder Präventivschlages proklamiert, ohne an die unschuldigen Menschen zu denken, die dabei den Tod finden werden, auf diesem unseren Planeten von Menschenrechten sprechen kann.
Der Hass gegen Kuba hat seine Ursache in dem unerwarteten Widerstand, den ein kleines Land jener Macht und ihren Verbündeten leistete, die die Welt ausplündern. Die Präsenz Kubas ist ein mahnender Zeigefinger und ein Beweis dafür, dass die Völker kämpfen, durchhalten und siegen können. Die bloße Präsenz Kubas ist eine Demütigung für jene, die das widerlichste System der Ausbeutung aufzwangen, das es je auf der Erde gegeben hat.
Man kann dies in vielerlei Hinsicht erklären. Unser venezolanischer Bruder hier erinnerte uns an etwas, worüber wir normalerweise nicht sprechen, nämlich von Kooperation unseres Volkes mit anderen Ländern im medizinischen Bereich. Nichts dergleichen hätte es ohne eine Revolution jemals geben können. Wie bekannt, fanden wir 30 % Analphabeten vor. Analphabeten und Halbanalphabeten zusammen genommen waren es 90 Prozent; denn hat man auf dieser Welt nicht mindestens den Abschluss der sechsten Klasse, heutzutage müssten wir als Mindestabschluss die neunte Klasse nennen, ist man Halbanalphabet.
Sie wollen verbergen, dass Kuba auf dem Gebiet des Bildungswesens weltweit an erster Stelle steht, dass seine Grundschüler in Kenntnisnachweisen die ersten Plätze besetzen, sogar noch von Kindern aus Industrieländern (Applaus); dass der mindeste Bildungsgrad – mit ganz wenigen Ausnahmen – der Abschluss der neunten Klasse ist und dass es kein anderes Land der Welt mit diesem generell erzielten Mindestniveau gibt.
Sie wissen, dass trotz der verbrecherischen Blockade und der Hindernisse, die sie unserem Erhalt von Medikamenten, medizinischen Geräten und Technologien in den Weg legen, die Säuglingssterblichkeit in unserem Land unter der der Vereinigten Staaten liegt (Applaus). Vielleicht ist ihnen nicht bekannt, dass wir die Säuglingssterblichkeit noch bis unter 6 reduzieren werden und vielleicht sogar in einer nicht fernen Zeit bis unter 5. Wir sind der Überzeugung – ich erwähne sie nie – dass in einem Zeitraum von nicht mehr als fünf bis sechs Jahren die Lebenserwartung in unserem Land nicht unter 80 Jahren liegen wird (Applaus) und das Land sich zu dem weltweit am weitesten fortgeschrittenen Zentrum für medizinische Leistungen entwickelt haben wird.
Denkt man an die Millionen Kinder, die alljährlich sterben und doch gerettet werden könnten in den Ländern der Dritten Welt, von denen viele Statistiken von mehr als 1500 pro 1000 Lebendgeburten verzeichnen und die Todesfälle in der Bevölkerung der meisten jener Länder, die in Genf gegen Kuba stimmten, dann kommt man zu dem Schluss, dass alljährlich auf der Erde ein Völkermord begangen wird; dass auf der Erde jährlich an Kindern und Erwachsenen, die gerettet werden könnten, mehr Personen sterben als es im Ersten Weltkrieg der Fall war und fast so viele wie im Zweiten Weltkrieg. Sie könnten gerettet werden, doch auf Grund des Fehlens von ärztlichen Ressourcen überleben sie nicht.
Das Arsenal von Argumenten, die wir anführen könnten um zu beweisen, dass jenes System das überaus grausamste ist, das es je gegeben hat, ist enorm. Man braucht nur einfache mathematische Berechnungen anzustellen, um den Völkermord zu beweisen, den die Vereinigten Staaten und ihre europäischen Verbündeten jedes Jahr an der Welt begehen.
Sie wissen, dass das stimmt; sie würden nicht wagen, es in Abrede zu stellen. Sie waren es, die die Unterentwicklung schufen. Sie waren es, die mittels Kolonisation, Ausplünderung der natürlichen Güter, ja sogar durch Versklavung von Millionen Menschen die Rückständigkeit beibehielten und zu dieser Welt des Elends führten, auf der noch sehr ernste Probleme – ich will sie hier nicht nennen – zu lösen sind; Probleme, die fast unlösbar sind und die zusammen mit noch anderen das Fortbestehen unserer Gattung gefährden.
Der Kürze willen, die bei diesen Kundgebungen erforderlich ist, und in Anbetracht der Mühe, die das Volk aufwendet, hierher zu kommen und viele Stunden hier zu verweilen, beschränken wir uns lediglich auf einige einzelne Fakten. Doch ich sage es so, ja so, mit diesen Worten: Das kapitalistische System, das eine Zeit lang eine bestimmte fortschrittliche Rolle dem Feudalismus gegenüber spielte und aus dem dann das imperialistische System und die gegenwärtigen Formen wurden, mit denen es heute die Völker ausplündert, die natürlichen Ressourcen unseres Planeten verschwendet und zerstört, ist das Unbegreiflichste und mit einer ehrbaren, ehrlichen und objektiven Auffassung von Menschenrechten zutiefst unversöhnlich.
Dort in Genf treffen sie sich in einer Clique, die Herren der Weltwirtschaft. Es lohnte sich, sie zu fragen, wieviel Ländern der Dritten Welt sie Zusammenarbeit geleistet haben, was sie gegen die Apartheid in Südafrika getan haben, wieviel Lehrer und wieviel Ärzte sie in die Dritte Welt gesandt haben. Ich sagte bereits, dass wir über diese Dinge nicht gern sprechen. Vielleicht tue ich es heute, da an diesem 1. Mai gerade darüber gesprochen wird, was sich vor einigen Tagen in Genf ereignete.
Man muss jeden einzelnen jener Herren fragen, wieviel ihrer Ärzte in einem Land der Dritten Welt im Einsatz sind. Es gibt ja einige Organisationen, Ärzte ohne Grenzen, einige Stiftungen mit Unterstützungsangebot. Doch etwas will ich als Bezugsfaktor anführen: Ich bin sicher, dass die Vereinigten Staaten und Europa zusammen dafür nicht über die Anzahl der Ärzte verfügen wie sie Kuba in Haiti im Einsatz hat, die unter sehr harten Bedingungen mehr als sieben Millionen Einwohner betreuen. (Applaus)
Man kann einen nach dem anderen befragen; denn die Gestaltung jener Gesellschaften hat nicht die Gerechtigkeit, die Solidarität zum Ziel; erzogen im Egoismus sind sie unfähig, für andere Menschen Opfer zu bringen.
Ich erwähnte ein Land, Haiti, wo sie sich ständig einmischen und eindringen, doch niemals einen Arzt nach dort entsenden. Ich weiß nicht, was sie dazu sagen, wenn ich ihnen beispielsweise sagen würde, dass Kuba im Augenblick zahlreiche medizinische Programme in Afrika und Lateinamerika umsetzt und dass die Gesamtanzahl an Ärzten, Zahnärzten und technischem Personal des kubanischen Gesundheitswesens, die bei anderen Völkern im Einsatz sind, nicht unter 17 000 liegt (Applaus). Jahr um Jahr retten sie Hunderttausende von Menschenleben und machen viele Millionen Menschen wieder gesund oder gewährleisten deren Gesundheit. Keiner soll aber denken, wir stünden nun ohne Ärzte da, denn diese Anstrengung läuft parallel zu einer echten Revolution im Bereich der ärztlichen Betreuung unseres Landes.
Vor ein paar Minuten sprach ich mit Sáez über den Verlauf der Generalreparatur in Polikliniken und die Bereitstellung neuer Betreuungseinrichtungen. Sie haben sich nun vorgenommen, vor Jahresschluss die 82 Polikliniken der Hauptstadt faktisch fertig gestellt zu haben, darunter einige neu gebaute, mit Abteilungen, wie sie vordem noch nie vorhanden waren (Applaus). Und damit erwähne ich nur ein Detail, nur ein Detail, denn wir betätigen uns noch an vielen anderen Dingen, und das nicht nur in Havanna, sondern im gesamten Staatsgebiet.
Wir stellten uns vor, wieviel Millionen oder Dutzende von Millionen Fahrten wir den Bürgern ersparen werden, die inmitten der Transportschwierigkeiten zu ihren Angehörigen in die Kliniken fahren müssen; denn viele Behandlungen, die es früher nur in den Krankenhäusern gab, werden bald in den Polikliniken durchgeführt werden können.
Zweifelsohne, ganz ohne Zweifel wird unser Land, ich wiederhole, über das weltweit beste System der ärztliche Betreuung verfügen. Sprachen wir vor einigen Jahren über Zehntausende von Fachärzten der integralen Allgemeinmedizin, so ist der Tag nicht fern, an dem unser Land über Zehntausende von Doktoren der medizinischen Wissenschaften sprechen kann; und dafür und dazu sind wir beim Umsetzen der Programme im Bildungswesen, in der Kultur, im Sport und anderen Bereichen, gestützt auf eine wirtschaftliche Basis, die viel solider ist als jene zu Beginn der Entwicklung unseres Landes, da man sich der Produktion von Zuckerrohr und ähnlichen Erzeugnissen widmete, die nur ein Bevölkerung von Alalphabeten und Hungrigen als einzige Form des Überlebens realisieren könnte.
Die Banditen, die uns der Verletzung der Menschenrechte anklagen, würden es nicht wagen, dort zu sagen, dass Kuba das einzige Land der Welt ist – wie groß ist doch die Heldentat dieses Volkes – in dem es in den 45 Jahren Revolution keinen einzigen Verschollenen, kein einziges Folteropfer gibt. (Applaus)
Wir haben eine so saubere Revolution geführt wie den Krieg in der Sierra Maestra, in dem niemals ein Gefangener erschossen oder zwecks Informationserhalt geschlagen wurde. Es ist das fast einzige Land Lateinamerikas, in dem es niemals Todesschwadronen noch außergerichtliche Exekutionen gegeben hat; und es sind 45 Jahre vergangen.
Man mache nur einen einzigen Fall ausfindig – die Lästermäuler des Imperiums und seiner Trabanten – und wir würden dafür die Republik Kuba schenken, wenn sie auch nur einen Fall finden. (Applaus)
Ich spreche von Realitäten. Es sind bei weitem keine Übertreibungen. Wir wissen, was wir im Verlauf von 45 Jahren getan haben; wir wissen um die gerade und unbeugsame Linie, mit der wir treu zu den Prinzipien gehalten haben, die den Sieg im Krieg ermöglichten und eine Revolution, die wir 45 Jahre lang zu verteidigen verstanden haben. Und wie sieht es heute aus? Welches Stand an Bewusstsein, Kultur, Ideen und Einheit ist erreicht worden? Es gibt – und das kann ich wohl behaupten – kein Volk mit einem höheren
Bildungsniveau und einem höheren politischen Bewusstsein als das unseres Volkes. Nur eines füge ich noch hinzu: wir sind erst am Anfang. (Applaus)
Ich sah es heute morgen in unserem Fernsehen, und es zeigte sich deutlich. Sie interviewten wer weiß wieviel Personen, und wie sie sich ausdrückten; man sah eine neue Welt; Studenten überall und von überall her; Studenten der Universität, Studenten der UCI, der Schule der Instrukteure für Kunst (Zurufe), der Schulen für Sozialfürsorger, der Schulen für Intensivausbildung von Dozenten, Lehrern, Krankenpflegepersonal; Schulen, die wir mit Tausenden junger Menschen teilen; ich sage nicht Ausländer, sondern junge Brüder aus Ländern Lateinamerikas und anderen Teilen. (Applaus)
Es ist unmöglich, keinen Stolz zu verspüren, wenn man sich überlegt, nicht nur Ärzte zu Tausenden in andere Länder gesandt zu haben, sondern auch junge Menschen aus Lateinamerika und anderen Teilen zu Tausenden eingeladen zu haben, in Kuba Medizin zu studieren.
Wir haben Methoden zu Vermittlung von Kenntnissen entwickelt, die immer effizienter werden. Wer weiß, wie lange die anderen Völker der Welt noch brauchen werden, um diese Effizienz und diese Methoden zu erzielen und speziell dann auch anzuwenden.
Ich hege jedoch nicht den geringsten Zweifel, dass Venezuela, das bereits ausgezeichnete Bildungsprogramme umsetzt und dies immer umfassender tun wird, in kurzer Zeit dieses kämpferische und heldenhafte Volk, in dessen Mitte der Unabhängigkeitskampf Amerikas einsetzte, auf ein ähnliches Niveau führen wird wie es heute Kuba besitzt.
Ich sagte schon, dass der politische Preis des Spielchens dort in Genf immer höher wird. Aber dieses Jahr ging – wie es in dem derben Ausdruck heißt – der Schuss nach hinten los und brachte sie fast um.
Als Kuba dieses Jahr vorschlug, einen Vertreter der Kommission zum Militärstützpunkt Guantánamo zu entsenden, um sich das dortige Geschehen anzusehen, brach in der Herde der Heuchler, speziell derer der Europäischen Union, Panik aus. Die Moral zerbarst. Einige europäische Regierungen waren echt beschämt, mussten ihre Inkonsequenz und Heuchelei zugeben oder etwas ganz Unmögliches tun: das Imperium missachten. Das war viel für so ehrwürdige Verfechter der Menschenrechte, deren Pfeile sich lediglich gegen jene richten, die über Jahrhunderte hinweg ihre Kolonien waren, in denen sie viele Millionen Indios ausrotteten und aus Afrika unzählige Menschen brachten, die sie versklavten und ihnen weniger Freiheit ließen als den Arbeitstieren. So behandeln sie Milliarden Menschen der Dritten Welt; sie sind Opfer von Ausplünderung, ungleichen Handel, Abzug ihrer natürlichen Güter und aller konvertierbaren Devisen aus den Reserven ihrer Zentralbanken. Diese werden dann vorwiegend auf Banken der Vereinigten Staaten oder Europa deponiert, die damit Investitionen, Handels- und Haushaltsdefizite und militärische Abenteuer des Imperiums und seiner Verbündeten finanzieren.
Angesichts des kubanischen Vorschlages in Genf, mussten Bush persönlich und seine wichtigsten Würdenträger erneut frenetisch rotieren und mit Präsidenten und Staatschefs persönlich sprechen. Keiner weiß, woher er so viel Zeit nahm, besonders wenn man beachtet, dass er – wie es heißt – gern und sehr viel schläft, wie er sich um Irak kümmern konnte, um die Banketts für das Sammeln von Spenden und die Veranstaltungen der Wahlkampagne. Möglicherweise ist die Bezeichnung Führer auf ihn nicht zutreffend. Vielleicht ist er gar ein Genie.
Wie kann Bush über ein Haushaltsdefizit von 512 Milliarden Dollar und ein Handelsbilanzdefizit in ähnlichem Umfang, also eine Gesamthöhe von einer Billion Dollar in nur einem Jahr reden? Weil er die Devisen der übergroßen Mehrheit der Welt manipuliert und ausgibt, um diese und andere Privilegien zu verteidigen. Sie bewaffnen sich bis an die Zähne mit modernstem Kriegsgerät und, Rohstoffen nachjagend, führen sie Eroberungskriege.
Alle Reservefonds der Zentralbanken der Länder der Dritten Welt werden auf ausländischen Banken deponiert, vorwiegend in den Vereinigten Staaten; und alles Geld, das jemand besitzen kann – sei es ehrlich erworben oder nicht – tauscht er aus Angst vor den ständigen Abwertungen der schwachen Währungen der eigenen Länder gegen Dollar um und deponiert diese auf Banken der Vereinigten Staaten oder anderer Industrieländer. Laut Verfügung des Internationalen Währungsfonds darf keine Zentralbank dieser Länder der Dritten Welt den Umtausch des Geldes gegen Dollar oder eine andere konvertierbare Währung verbieten.
Die Besitzer jenes Geldes setzen auf Sicherheit dessen, das sie gespart oder das sie gestohlen haben. Sie führen alles Geld aus dem Land ab, nicht um etwas dafür zu kaufen, nicht einmal, um es zu verschwenden; sie führen es für immer ab. Dieses auf den Banken der Vereinigten Staaten oder Europas deponierte Geld wird Unternehmern geliehen oder wer es eben braucht. Zu jenen mit stärkstem Bedarf zählen die Regierungen. Jenes Geld zur Deckung eines Haushaltsdefizits von mehr als 500 Milliarden Dollar kommt von jenen Banken.
Auf diese Weise zwingt das auferlegte Wirtschaftssystem die Völker der Dritten Welt zur Abführung ihres Geldes in die Industrieländer. Das ist etwas anderes als die gleichermaßen zu verurteilende Tatsache, dass diese ihre Produkte immer teurer verkaufen und immer weniger für die Grundstoffe bezahlen. Daneben übersteigt die Außenverschuldung Lateinamerikas 750 Milliarden, und zusammen mit den übrigen Ländern der Dritten Welt beträgt die Verschuldung 2,5 Billionen Dollar.
Das treibt die Welt in eine Katastrophe, und es ist schon abzusehen, in eine Sackgasse, in unlösbare Probleme. Also wird die Menschheit um etwas mehr als um wirtschaftliche Gerechtigkeit oder eine gerechte Verteilung der Reichtümer kämpfen müssen; sie wird um das Überleben der Gattung kämpfen müssen. Ich sage das hier an diesem 1. Mai, um diese Uhrzeit, zu der die Kundgebung bereits zu Ende sein müsste. (Lachen)
Die Vereinigten Staaten verzeichnen dieses Jahr ein Haushaltsdefizit von 512 Milliarden Dollar und dazu ein Außenhandeldefizit von mehr als 500 Milliarden. Das zahlt nun die Welt mit dem Geld, das ausgeführt wurde und niemals zurückkehrt. Mit diesem Geld bewaffnen sie sich bis an die Zähne und führen Eroberungskriege im Streben nach Rohstoffen.
Die in dem gegen Ende des Zweiten Weltkrieges gestalteten Abkommen von Bretton Woods – ihr werdet dieses Wort schon gehört haben – festgelegte Weltordnung verlieh den Vereinigten Staaten enorme Privilegien, denn zu jenem Zeitpunkt verfügten sie über 80 Prozent des Goldbestandes der Welt. Jenes Land war nicht vom Krieg zerstört; es exportierte viel, viel, viel – Europa war zerstört, Asien war zerstört – und häufte 30 Milliarden Golddollar an. Das ist der Grund, weshalb sie zur Emission der Devisen für den Welthandel berechtigt wurden; jede ausgegebene Dollar musste jedoch durch eine
Bestimmte Menge Gold gedeckt sein.
Ab 1971 dann, als sie im Vietnam-Krieg sagenhafte Summen verbrauchten und ihre Goldreserven auf ein Drittel geschrumpft waren, setzte der gut bekannte Herr Nixon den Umtausch jener Währungen in Gold außer Kraft; und was seitdem zirkuliert, ist Papier.
Das ausführlicher und besser zu erklären, braucht Zeit, doch wir haben unsere Podiumsdiskussionen, und wir haben zwei neue Fernsehkanäle. Unser Fachpersonal, unsere Professoren könnten der Bevölkerung über diese Themen Aufschluss geben. Sie sind sehr interessant und helfen zu begreifen, was die Welt eigentlich ist.
Die internationale Lage ist eine komplexe. Die Abenteuerpolitik – jawohl Abenteuer-! – der jetzigen US-Regierung stellt die Welt vor Probleme, die immer unlösbarer werden. Die aufgezwungene Wirtschaftsordnung wird immer unhaltbarer. Es soll sich daher keiner wundern, wenn es irgendwo und irgendwann zu unhaltbaren sozialen Bewegungen kommt oder Revolutionen ausbrechen. Das hat es bereits gegeben.
Im europäischen Raum kam es in Spanien zu einem großartigen und stimulierendem Ereignis. Es war das außerordentliche und fast ausschließliche Werk des spanischen Volkes, speziell seiner jungen Menschen. Man beachte, ich sagte: „das außerordentliche und fast ausschließliche Werk des spanischen Volkes, speziell seiner jungen Menschen". Es soll jetzt keiner diesen Ruhm für sich beanspruchen. Wir wussten recht gut, welche die Situation zu diesem Zeitpunkt in Spanien war. Die heroische politische Schlacht kaum 48 Stunden nach der Tragödie und am Vorabend der Wahlen versetzte den perfiden Machenschaften der vorherigen Regierung Spaniens einen vernichtenden Schlag, die die schreckliche Tat des 11. März zu ihren Gunsten und im Sinne der kriegerischen Interessen der Vereinigten Staaten zu manipulieren beabsichtigte.
Aller Welt war die Sache der Wahlen bekannt. Umfragen und Analysen zufolge hätte wahrscheinlich die konservative Partei des Herrn Aznar in Anbetracht günstiger wirtschaftskonjunktureller Faktoren und ihrer Beherrschung der wesentlichen Medien die absolute Mehrheit im Parlament erzielt, doch es kam in Spanien zu einer großen Tragödie, dem genannten Terroristenakt, der zwischen Toten und Verletzten mehr als 1000 Opfer forderte. Wir sind Zeugen gewesen für den Gang der Ereignisse.
Herr „Anzar" – so wird Aznar von Bush genannt, der diesen Namen noch nicht richtig aussprechen kann (Lachen) – begann sofort, die Meldung zu manipulieren und die ETA zu beschuldigen, wobei diese tatsächlich absolut nichts mit der Tat zu tun hatte.
Es kann sich jeder ein Bild machen über die Handlungsweise der verschiedenen Organisationen; sie handeln auf diese oder jene Art; und es war ganz offensichtlich, dass jenes Attentat nicht dem Stil der ETA entsprach.
Sofort verkündet Aznar die Anschuldigung, es sei das Werk der ETA, und hielt an ihr um jeden Preis fest. Die Tat ereignete sich am Donnerstag den 11. März. Ich erinnere mich, dass am Freitag den 12. März um 20.00 Uhr die Auszeichnung von Gladys Marín stattfand, der der José-Martí-Orden verliehen wurde. Am gleichen Tag wurde jenes zynische und plumpe Manöver im kubanischen Fernsehprogramm Podiumsdiskussion von unseren Journalisten angeprangert. Die Podiumsdiskussionen werden über Internet oder SAT-TV vielerorts verfolgt, darunter auch in Spanien. Ausgedrückt wurde der Wunsch unserer Journalisten, den Freunden in Spanien dringlichst wichtige Informationen zukommen zu lassen, die über die Ereignisse und die Kriterien international bedeutender Analysten im Westen eingeholt werden konnten. Die großen Medien Spaniens brachten nichts darüber. Wir wissen nicht, ob den jungen spanischen Kadern, die die epische politische Schlacht auslösten die kubanische Sendung auf irgendeine Weise nützlich sein konnte. In der Tat waren es nur noch 36 Stunden bis zum Beginn der Wahlen.
Am Samstag den 13. März besteht Aznar immer noch auf seiner Beschuldigung. Er sah wütend aus beim Festhalten am Standpunkt, es seien die Leute der ETA gewesen, wobei sich die von AL Qaeda bereits als Autoren der Tat erklärten.
Aznar und den Vereinigten Staaten passte die Schuld der ETA außerordentlich in ihren Plan, denn in Europa gab es eine starke Opposition gegen den Irakkrieg. Dabei war das spanische dasjenige Volk, das am stärksten gegen den Krieg opponierte (Applaus). Hätte die ETA eine derartige Tat mitten in Europa verübt, hätte dadurch das politische Kapital des Herrn „Anzar" und die verfolgte Kriegslinie eine beträchtliche Begünstigung erfahren.
Das war der Grund für das enorme Interesse an jenem schmutzigen Manöver 48 Stunden vor den Wahlen, bei denen sie viel mehr Stimmen zu erzielen gedachten. Doch das spanische Volk entdeckte die Falle. Noch am Samstag, dem Vorabend der Wahlen, strömte es in Massen, vorwiegend junge Menschen, vor die Büros der Regierungspartei, gegen den ungeheuren Betrug protestierend. Was sich zu jener Stunde niemand vorstellen konnte – ich gebe zu, mir schien es bereits unmöglich, dass es zu einer Reaktion kommen würde – war, dass sich das Ungewöhnliche ereignete und dass all jene Personen, auf verschiedenen Wegen verständigend, die Anklage in ganz Spanien laut werden ließen, und das nicht unbedingt über die wesentlichen Printmedien. Es wird behauptet, sie benutzten die ganze Nacht hindurch sämtliche Wege der Verständigung; und am Folgetag gingen mehr Bürger denn je zu den Urnen. Dann die große Meldung: Das Volk hatte jenen Schwindler, jene spanische Zölestine, wie wir sagen, hart bestraft, der in Santo Domingo, Honduras, El Salvador rekrutiert hatte, und ‚Wer hätte es gedacht! Wer hätte es gedacht!‘ sogar eine kleine Truppe der Sandinistischen Armee wurde gemeinsam mit den jungen Soldaten der genannten Länder als Kanonenfutter nach Irak geschickt, von ihm verführt, der es übernahm, die entsprechenden Formalitäten zu erledigen. Wer hätte wohl denken können, dass eines Tages junge Lateinamerikaner als Kanonenfutter in jenen ungerechten und völkermörderischen Krieg geschickt würden!
In Spanien konnte man sehen, wie trotz der Unterstützung einer schlechten Sache durch die übergroße Mehrheit der Medien das Volk fähig ist, die Oberhand zu gewinnen und der Zölestine eine Tracht Prügel zu versetzen; auf die gleiche Weise, in der unter gleichen Umständen das venezolanische Volk der verräterischen Oligarchie seines Landes mehr als eine Tracht Prügel versetzte. (Applaus)
Man muss an die Völker glauben; und je mehr sie lernen, je mehr Kenntnisse, Allgemeinwissen und politische Kultur sie besitzen, desto schwieriger, viel schwieriger wird es sein, sie als eine Herde von Analphabeten und Ungebildeten zu behandeln.
Wenn ihr mir gestattet, fahre ich fort. Es fehlt nicht mehr viel, doch es hängt von euch an. (Applaus)
Die gegenwärtige Regierung hat ihr Versprechen des Abzugs der spanischen Truppen aus Irak gehalten. Es ist diese zweifelsohne eine lobenswerte Tat. Doch unter der vorangegangenen Regierung hatte es der spanische Staat übernommen, eine beträchtliche Anzahl junger Soldaten aus der Dominikanischen Republik, Honduras, El Salvador und Nicaragua zu rekrutieren, um sie als Kanonenfutter nach Irak zu schicken, unter dem Befehl der Spanischen Legion stehend; ein einmaliger Fall in der Geschichte dieser Erdhälfte. Spanien, das als ehemaliges Mutterland der lateinamerikanischen Völker danach strebt, dass diese ihm mit Achtung und Wertschätzung begegnen und das sogar in Lateinamerika und der Karibik eine gewisse Rolle spielen möchte, trägt die Verantwortung und die moralische Pflicht, sich für die definitive Rückkehr der jungen Lateinamerikaner in ihre Heimatländer einzusetzen, die auf Betreiben der früheren Regierung nach Irak geschickt worden waren.
Es gibt eine neue Regierung, doch der Staat muss die Verantwortung dafür übernehmen, was die frühere getan hat. Und dort sind sie nun. Es ist eine Verantwortung und moralische Pflicht Spaniens, den Abzug dieser jungen Menschen aus Irak zu fördern und zu unterstützen.
Ihr wisst schon, die Mutterländer sind nun einmal die Mutterländer. Sie neigen stets zu meinen, ihre früheren Untergebenen seien für sie wie eben zur Welt gekommene Ururenkel, die die Hilfe des weisen Mutterlandes benötigen. Gelegentlich reden sie von Unterstützung oder, wie es in Europa hieß, man gewähre uns eine humanitäre Hilfe. Doch eines Tages kam es ihnen in den Sinn, ja ja!, Repressalien gegen uns zu ergreifen.
Jene dachten dabei nicht an das monströse Gefängnis in Guantánamo, an die monströse Ungerechtigkeit, die grausame und erbarmungslose Art und Weise, wie fünf Helden dieses Landes, die ihre Heimat durch Besorgen von Information gegen den Terrorismus verteidigten; einen Terrorismus, den die Regierungen der Vereinigten Staaten erfanden und 45 Jahre lang gegen Kuba praktizierten. (Zurufe)
Warum die Geschichte wieder anführen; Tausende unserer Mitbürger haben ihr Leben verloren; warum sich an Barbados erinnern. Fakt ist, jenen der Europäischen Union war nichts in Erinnerung, und in Miami wurden rücksichtslos die Attentatspläne und Terrorismusakte gegen Kuba organisiert, von der Mafia unterstützt, einer mit der Regierung der Vereinigten Staaten verbündeten Mafia, stets absolut straflos ausgehend. Dort, in Miami, genießt seine Freiheit ein Herr Bosch, der gemeinsam mit Posada Carriles die Explosion der Maschine von Cubana de Aviación während des Fluges organisiert hatte. Nein, daran erinnern sie sich nicht und dürfen es auch nicht.
Seit 45 Jahren organisiert der Imperialismus Verschwörungen gegen unser Land, Destabilisierung, bezahlt Söldner und lässt neuerdings verlautbaren, es sei viel mehr für diese Zwecke zu investieren. Dann soll jedoch keiner schreien und sich beklagen, wenn Kuba zur Bestrafung der Söldner im Dienste einer ausländischen Macht die entsprechenden Maßnahmen trifft. (Applaus)
Wenn sich Kuba verteidigt, die Söldner verhaftet und sanktioniert, damit sich niemand straflos meint, werden die großen Kampagnen gegen unser Land gestartet. Sie wollen ihm verbieten, sich zu verteidigen. Doch dieses Land wird sich verteidigen, ohne dabei die Normen zu verletzen, die es stets in seinen Kämpfen beachtet hat. Es wird sich mit den Gesetzen verteidigen, und es wird sich, wenn nötig, mit den Waffen bis zum letzten Blutstropfen verteidigen. (Applaus und Zurufe)
Sie sollen sich also keine Illusionen machen und dann wie Klageweiber auftreten und uns als Verletzer der Menschenrechte hinstellen.
Wie sie mit Kuba verfahren, so verfahren sie auch mit Venezuela: Sie greifen zu Provokationen, provozieren Zwischenfälle, töten und beschuldigen danach die Regierung von Venezuela. Es ist ein wirklich äußerst interessanter Fall. Wie ist es möglich, dass trotz alledem, auch wenn jenes Volk heute nicht den Wissensstand hat, wie er bei unserem Volk allgemein vorzufinden ist; daran sieht man, was der Instinkt des Volkes ist, wie es standhaft bleibt und wie schwer es ist, es zu betrügen.
In Kuba kennt alle Welt die Wahrheit zur Genüge; doch das Imperium startet diese Kampagnen, um den Ruf Kubas im Ausland zu schädigen. Dasbringt uns nicht um den Schlaf. Egal ist, was sie heute denken. Nicht egal ist, was man morgen denkt. Diese Revolution wird unvergängliche Spuren in der Weltgeschichte hinterlassen (Applaus), und es gibt absolut nichts, dessen sie sich schämen müsste, denn ihre Moral reicht zu den Sternen und ihr Verhalten ist untadelig gewesen, abgesehen von einzelnen Fehlern anderer Art, die man begeht und die nichts mit den Menschenrechten zu tun haben. Es wäre illusorisch zu meinen, es werden keine Fehler begangen auf wirtschaftlichem, politischem, administrativem, rechtlichen Gebiet. Doch in den grundlegenden Dingen, die die heiligsten Grundsätze der Revolution betreffen und im Zusammenhang mit den Menschen stehen, in diesen Dingen fehlt keiner und betrügt sich keiner, noch sind Fehler und Betrug dieser Art erlaubt.
Was wir heute tun, ich sage es hier zu diesem 1. Mai, ist eigentlich so etwas wie eine neue große Revolution (Applaus), gestützt auf die Erfahrung der vielen Jahre des Kampfes und über unser bis heute bereits Erzieltes hinaus für das Wohl jedes einzelnen unserer Bürger und ohne jegliche soziale Exklusion folgen wir dieser überaus menschlichen Linie.
Wir wissen, was getan wurde, und ihr habt es bewiesen. Doch wir wissen auch, wieviel mehr man hätte tun können, das daran scheiterte, dass wir nicht genügend Wissen, nicht genügend Erfahrung hatten. Wie man eine Revolution macht und was eine Revolution ist, steht nicht in den Büchern. Auch stand nicht in den Büchern, dass dieses kleine Land 45 Jahre lang der stärksten Macht, die es je auf der Welt gegeben hat und die uns mit ihren Waffen nicht bezwingen konnte, standhalten musste. Sie kannten den Preis.
In Girón, wo sie unser Volk unterschätzt hatten, waren sie keine 70 Stunden; und in der Raketenkrise im Oktober stand die Welt kurz vor ihrer Explosion infolge der imperialistischen Aggressionspläne und der Standhaftigkeit unseres Volkes. Wir haben all diese Jahre der Blockade und der Spezialperiode getrotzt. Das ist ein Volk von bewährten und abgehärteten Menschen mit einer äußerst starken Jugend, ausgebildet, gebildet und revolutionär, die niemals und niemand wird besiegen können. (Applaus und Zurufe)
So wird also das, was wir tun, dieses Land erneut umgestalten. Die Umgestaltung ist bereits in beeindruckender Weise im Gange.
Ich sprach bereits über die ehemaligen Mutterländer, jene, die meinen, sie könnten uns über Politik und Soziales Unterricht erteilen. Sollten die Mutterländer es wünschen, so können wir sie in einigen Dingen unterweisen, doch keines soll sich fähig fühlen, uns zu unterrichten.
Die berühmte humanitäre Hilfe der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft haben wir bereits zum Teufel geschert und sie darauf hingewiesen, dass es uns absolut nicht eilt, ihre Almosen wieder zu empfangen.
Passt gut auf: Kaufen wir von ihnen jährlich 1,5 Milliarden und verkaufen ihnen nur 500 Millionen, viele davon in Form von Rohstoffen, sind wir es, die ihnen humanitäre Hilfe leisten, denn in diesen 1,5 Milliarden, die sie uns verkaufen, müssen etwa 500 Millionen Nettogewinn stecken. Dann kommen sie mit ihren großen Taschen und ihrer kleinen Hilfe, wovon sie mehr ausgeben in den Fünf-Sterne-Hotels, in denen sie sich einmieten, und für den Flug als das, was sie beisteuern. Also über diese Lappalien der Europäischen Gemeinschaft sind wir hinweg.
Es soll auch keiner denken, dass er hierher kommt, um uns kleine Ratschläge zu erteilen, wie unsere Demokratie zu gestalten ist. Denn dieses Land hat genügend Erfahrung; es hat viel gekämpft und auf Kosten von Opfern und Blut genügend Erfolge erzielt, um uns von einem europäischen Land nun kleine Lektionen über Demokratie anhören zu müssen. Denn kein Land Europas genießt – einige weniger als andere – inmitten ihrer kolossalen Ungleichheiten eine wahre, egalitäre und voll partizipative Demokratie, wie man sie heute in jeglichem Sinne vorfindet (Applaus und Zurufe) von dem Tag an, an dem das Volk die Macht ergriff und die Güter gerecht verteilt wurden. Nicht nur, dass das Volk zur Macht wurde, sondern es ist es auch, das diese Macht verteitigt, und das ohne NATO oder Militärpakte mit dem Satan.
Man müsste die einzelnen in diesem Land verwirklichten Dinge mit denen der reichen Länder vergleichen, um zu sehen, ob es einen Grad an Gleichheit, Menschlichkeit, Fürsorge für ausnahmslos alle gibt, etwas, das es nirgendwo jemals gegeben hat.
Wir sind uns recht wohl bewusst, wer wir sind, was wir geleistet haben und was wir besitzen. Doch es sieht ganz so aus als haben das einige Dummköpfe noch nicht wahrgenommen, darauf beharrend, sich in unsere inneren Angelegenheiten einzumischen und uns zu unterweisen, wie eine Demokratie zu errichten ist. Jedenfalls kann unsere Antwort auf diese edle Geste sein, ihnen zu zeigen, wie man die Gleichheit erzielt, wie Privilegien abgeschafft werden und wie eine revolutionäre Demokratie errichtet wird.
Ich sage die Dinge einfach so, denn ich hatte nicht viel Zeit zum Schreiben.
Erinnert euch, ich sprach von den jungen Lateinamerikanern in Irak und der Notwendigkeit der Rückkehr in ihre Länder; denn jetzt ist der Imperialismus auf der Suche nach Kanonenfutter, und es könnte wohl geschehen, dass man sich eines Tages zurückzieht, sogar die als Söldner dort eingesetzten Polen. Man müsste konsequent umgehen mit der Geschichte eines Landes, in das viele Male eingedrungen wurde, das viele Male besetzt wurde, aufgeteilt, damit jetzt seine jungen Männer als Söldner in einem schmutzigen Eroberungskrieg gemietet werden.
Ich zweifle nicht daran, dass nicht viel Zeit vergehen wird, bis jene, die heute die lächerliche und beschämende Rolle von Entsendern von Truppen zur Unterstützung jenes widerlichen Krieges spielen, ernsthaft anders denken werden.
Nachdem ich das alles geäußert habe, betrachte ich es als meine Pflicht, unsere Einstellung zum Volk der Vereinigten Staaten darzulegen.
Die Völker der Welt, darunter auch das Volk Kubas, empfinden keinen Hass auf das Volk der Vereinigten Staaten, noch wünschen sie den Tod der jungen US-amerikanischen Soldaten, von denen viele Neger, Mestizen und Lateinamerikaner sind, die durch Armut und Arbeitslosigkeit zum Waffendienst gelangten und heute Opfer eines unnötigen und stupiden Krieges sind. Wir unterstützen in Irak keinerlei Regierung oder bestimmte politische Systeme; das ist ausschließlich das Vorrecht der Iraker. Wir bekundeten uns solidarisch mit jenen, die bei den Attentaten in New York und Madrid ums Leben kamen, und wir verurteilten derartige Methoden. Zu der umfassenden und wachsenden weltweiten Sympathie dem irakischen Volk gegenüber kam es nach den ohne eine mögliche Rechtfertigung und auf der Basis plumper Lügen begangenen brutalen Bombenabwürfen über Bagdad und anderen Städten, die unter der unschuldigen Zivilbevölkerung Terror und Tod verursachten, ganz abgesehen von dem schrecklichen Trauma, das von nun an Millionen Minderjährige, Heranwachsende, Schwangere, Mütter und Greise ihr ganzes Leben lang begleiten wird begleiten wird. Dieser Sympathien werden es immer mehr, denn es wurde Milliarden Menschen bewusst, dass es sich um einen Eroberungskrieg handelte, um sich die Ressourcen und Rohstoffe des Landes anzueignen. Hier war nichts gerechtfertigt noch legal; die Normen des Völkerrechts wurden verletzt und die Vorrechte der Vereinten Nationen missachtet.
Das Volk von Irak kämpft heute für seine Unabhängigkeit, sein Leben, das Leben seiner Kinder und für seine legitimen Rechte und Ressourcen.
Für die Regierung der Vereinigten Staaten ergibt sich daher eine komplizierte Situation, denn sie wollte die Linie der Gewaltanwendung, des Krieges und des Terrors fortsetzen. Ich bin moralisch befugt, diesen Standpunkt zu vertreten; denn bereits lange vor dem Auslösen der kriegerischen Politik sagte ich wörtlich am 11. September 2001, genau an dem Tag des schrecklichen Attentats auf die Twin Towers bei einer Veranstaltung anlässlich des Beginns des Studienjahres vor 4500 angehenden Grundschullehrern:
„Sehr wesentlich ist es zu wissen, wie die Regierung der Vereinigten Staaten reagieren wird. Möglicherweise werden gefahrvolle Tage für die Welt kommen; ich spreche nicht von Kuba. Kuba ist das Land, in dem es am ruhigsten ist. Dafür gibt es mehrere Gründe: unsere Politik, unsere Formen des Kampfes, Unsere Lehre, unsere Ethik und außerdem, Genossinnen und Genossen, das absolute Fehlen von Angst.
...
Innerhalb und außerhalb der Vereinigten Staaten werden die kommenden sehr gespannte Tage sein; es werden wer weiß wie viel Leute beginnen, Meinungen zu äußern.
Immer wenn sich so eine Tragödie ereignet, so schwer sie mitunter auch vermeidbar sein mögen, sehe ich keinen anderen Weg; und wenn es bei irgendeiner Gelegenheit gestattet ist, dem Feind einen Rat zu geben – einem Feind, der viele Jahre lang hart mit und verfahren ist – wenn es also korrekt wäre, dem Feind für das Wohl des US-amerikanischen Volkes und auf der Basis der von mir dargelegten Argumente unter Umständen etwas anzuraten, so würden wir jenen, die an der Spitze des mächtigen Imperiums stehen, empfehlen, die Ruhe zu bewahren und mit Gelassenheit zu handeln, sich nicht von Zornes- oder Anfällen von Hass hinreißen zu lassen und sich nicht darauf einzulassen, mit Bombenabwürfen allerorts Menschen zu jagen.
Ich wiederhole, dass keines der Probleme der Welt, auch der Terrorismus nicht, durch Gewalt gelöst werden kann und dass jede Gewalttat, jede unbesonnene Anwendung von Gewalt die Probleme der Welt ernsthaft erschweren würde.
Der Weg ist weder die Gewalt noch der Krieg. Ich sage hier in voller Autorität, stets ehrlich gesprochen zu haben, feste Überzeugungen zu besitzen sowie die Erfahrung der Jahre des Kampfes, die Kuba gelebt hat. Allein die Vernunft, eine intelligente Politik der Suche nach der Kraft des Konsens und der Weltöffentlichkeit kann das Problem an seiner Wurzel packen. Diese so ungewöhnliche Tat sollte meines Erachtens dazu dienen, den weltweiten Kampf gegen den Terrorismus auszulösen. Doch dieser weltweite Kampf gegen den Terrorismus kann keine Lösung finden, indem man hier und da einen Terroristen eliminiert, hier und da mordend unter Einsatz ähnlicher Methoden, dabei das Leben von Unschuldigen opfernd. Die Lösung besteht darin, neben anderen Dingen dem Staatsterrorismus und anderen widerlichen Formen des Tötens ein Ende zu setzen, dem Völkermord ein Ende zu setzen und treu eine Politik des Friedens und der Einhaltung der unumgänglichen moralischen und Rechtsnormen zu betreiben. Wenn die Welt nicht den Weg des Friedens und der internationalen Zusammenarbeit geht, gibt es für sie keine Rettung."
Vielen bringt der Krieg in Irak den Vietnamkrieg in Erinnerung. Mich erinnert er an den algerischen Befreiungskrieg, in dem die französische Militärmacht am Widerstand eines Volkes mit einer ganz anderen Kultur, Sprache und Religion zerschellte; ein Volk, das es an so wüstenartigen Orten, wie es viele Regionen in Irak sind, schaffte, die französischen Truppen und ihre damals schon recht moderne Technik zu schlagen. Vordem hatten sie die Niederlage in Dien Bien Phu erlitten, wo Bushs Vorgänger nahe daran waren, Kernwaffen einzusetzen. In dieser Art Krieg ist das gesamte Arsenal einer hegemonischen Supermacht überflüssig. Diese kann mit ihrer immensen Macht ein Land zwar erobern, es jedoch nicht verwalten und regieren, wenn die Bevölkerung entschlossen gegen die Besatzer kämpft.
Nie hätte ich gedacht, Herr Bush würde eines Tages mit Bescheidenheit ein höfliches Schreiben an den Präsidenten Syriens richten und würde die Regierung des Iran bitten – beide Länder gelten bis heute als Terroristenstaaten –, ihm bei der Lösung des Irakkonfliktes behilflich zu sein. Noch überraschender ist, dass laut Kabelnachrichten vor zwei Tagen die US-amerikanische Marineinfanterie aus Fallujah abgezogen und an ihrer Stelle irakische Truppen unter einem Ex-General der Armee von Saddam Hussein hier eingesetzt wurden. Ich kritisiere keinerlei Friedensbemühung oder Friedensinitiative, zu der sich die gegenwärtige Regierung der Vereinigten Staaten entschließt, doch ich bezweifle stark, dass es eine andere Lösung als die des Abzugs der US-amerikanischen Truppen aus diesem Land geben kann, in das sie niemals hätten geschickt werden dürfen, und die der Rückgabe der vollen Unabhängigkeit an das irakische Volk. (Applaus) Das würde die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft finden, die zweifelsohne den Weg finden wird, wie die dort geschaffene komplexe Situation zu lösen ist.
In der Zwischenzeit werden wir Kubaner die Ereignisse weiter verfolgen und unseren Kampf noch entschlossener fortsetzen gegen jene, die sich sogar erdreisten, politische Umwälzungen vorauszusagen, darauf basierend, dass einige von uns aus dem Leben scheiden. Das Schlimmste ist, dass jene, die von einer Beschleunigung dieser politischen Umwälzungen reden, Personen sind, deren seit jeher existierende Mordideen uns wohl bekannt sind.
Jetzt schreien sie sich erneut heiser, mit weiteren Maßnahmen der Schädigung der Wirtschaft und Destabilisierung des Landes drohend. Sie sollten uns lieber unsere fünf Helden zurückgeben, die sich in Gefangenschaft des Imperiums befinden (Applaus) und mit unübertrefflicher Würde den beschämendsten und grausamsten Fall von Verletzung der Menschenrechte ertragen. Ihr Geschick in den Haftanstalten der Bundesregierung, in denen sie vollkommen isoliert sind, steht dem der auf den Militärstützpunkt Guantánamo entführten Häftlinge nicht viel nach. Trotz alledem zögern wir nicht, den Regierenden der Vereinigten Staaten zu raten – bereits einmal habe ich versucht, ihnen etwas zu raten – ruhiger, besonnener, vernünftiger und klüger zu sein.
Denen, die darauf bestehen, die Revolution zu vernichten, sage ich im Namen der hier zum 1. Mai versammelten immensen Menschenmenge schlicht und einfach wie in Girón und zu anderen entscheidenden Momenten unseres Kampfes:
Es lebe der Sozialismus!
Vaterland oder Tod!
Wir werden siegen!
(Ovation)
Es sieht ganz so aus, als habe diese Kundgebung sämtliche Rekorde gebrochen. (Applaus und Zurufe)
Liebe Gäste!
Liebe Mitbürger!
Seit dem Sieg der Revolution ist es das 45. Mal, dass wir des ruhmreichen Tages der Arbeiter gedenken.
In der Welt und in unserem Land geschehen überaus bedeutende Dinge.
Mit mehr politischer Kraft und Erfolgen denn je setzt die Revolution ihren siegreichen Weg fort. Dafür gibt es neue Beweise: Die Genfer Tagungen vom 15. und 22. April werden in die Geschichte der revolutionären Diplomatie eingehen. Sie markieren den Augenblick, an dem die große Heuchelei, das permanente Lügen und der Zynismus, womit die Herren der Welt ihr faules System von politischer und wirtschaftlicher Beherrschung der Menschheit zu halten trachten, einen kräftigen Schlag hinnehmen mussten.
Wieder einmal hatte man unser Land auf die Anklagebank gesetzt. Die neue Regierung der Vereinigten Staaten – wenn man hier überhaupt von einer Regierung sprechen kann (Lachen) – und die Staaten der Europäischen Union begingen den Fehler zu vergessen, dass im äußersten Osten Kubas auf einer gewaltsam besetzten Fläche von 117,6 Quadratkilometern, wo sich der Militärstützpunkt Guantánamo befindet – was an sich schon eine grobe Missachtung der souveränen Rechte eines kleinen Landes sowie des Völkerrechts ist – zum gleichen Zeitpunkt einer der gröbsten Fälle von Verletzung der Menschenrechte zu finden war, die jemals auf der Welt vorgekommen sind. In keiner Weise hatte man das vorher mit uns besprochen. Uns wurde schlicht und einfach die Entscheidung der US-Regierung zur Überführung der Gefangenen auf diesen Militärstützpunkt mitgeteilt.
Am 11. Januar 2002 veröffentlichte die Regierung Kubas eine Erklärung, in der die Position unseres Landes klar und deutlich dargelegt wurde.
Der Weltöffentlichkeit ist bekannt, dass das schreckliche Verbrechen, das Attentat an den Twin Towers in New York, von allen bewussten Menschen unseres Planeten verurteilt wurde.
Die Regierung der mächtigsten Nation der Erde hat hingegen unter Missachtung jeglicher Normen dessen, was die Welt als elementare Grundsätze der Menschenrechte kennt, jene schreckliche Haftanstalt geschaffen, in der Hunderte von Bürgern aus zahlreichen Ländern der Welt, darunter auch die Verbündeten der Vereinigten Staaten ohne Gerichtsverfahren, ohne Kommunikation, ohne Identifikation, ohne Rechtsverteidigung, ohne jegliche Gewährleistung ihrer körperlichen Unversehrtheit, ohne Prozess- noch Strafgesetz zeitlich unbegrenzt gefangen gehalten werden. Für einen so merkwürdigen Beitrag zur Zivilisation hätten sie ja ihr eigenes Staatsgebiet benutzen können; doch nein, dafür nahmen sie das Stück Erde, das sie gesetzwidrig und gewaltsam besetzt halten innerhalb eines anderes Landes, Kuba, das sie dann alljährlich in Genf der Verletzung der Menschenrechte anklagen.
Abgesehen davon geschehen wunderliche Dinge in der Kommission für Menschenrechte.
Vorherrschend in der Welt ist unter den heutigen Bedingungen die generelle Angst vor dem grausamen Imperium, seinen Drohungen, Druckmaßnahmen und Repressalien aller Art, speziell gegen die am stärksten verwundbaren Länder der Dritten Welt. In Genf gegen eine von den Vereinigten Staaten ausgearbeitete und aufgezwungene Resolution zu stimmen, kommt einem Suizidakt nahe, insbesondere wenn diese Resolution gegen Kuba gerichtet ist, das Land, das fast ein halbes Jahrhundert lang ihre Arroganz und Überheblichkeit herausgefordert hat. Sogar stärkere und unabhängigere Staaten sehen sich gezwungen, die politischen und wirtschaftlichen Folgen ihrer Entscheidung in Betracht zu ziehen.
Trotz all dieser Faktoren stimmten vor einigen Tagen in Genf neben Kuba 20 weitere Länder gegen die Resolution – gestützt auf feste Prinzipien die einen und auf besonderen Mut die anderen – und zehn enthielten sich mit Würde und Selbstachtung der Stimme. Von den 53 Mitgliedern der Kommission hatten sich nur 22 – die Vereinigten Staaten eingeschlossen – dieser Schändlichkeit gefügt.
Von den lateinamerikanischen Ländern waren es sieben, davon vier in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht sehr arme Staaten, außerordentlich abhängig und mit Regierungen, die zur totalen Niederträchtigkeit gezwungen sind. Für niemanden sind sie unabhängige Staaten. Sie sind bis jetzt eine schlichte Utopie.
Peru, die fünfte Regierung, die mit den Vereinigten Staaten gegen Kuba stimmte, ist ein Beispiel für den Grad an Niederträchtigkeit und Abhängigkeit, zu dem der Imperialismus und seine neoliberale Globalisierung viele Staaten Lateinamerikas geführt haben, die sie, sie zu diesen Dingen zwingend, die doch wie ein Kuss des Satans sind, im Handumdrehen politisch ruinieren.
Der peruanische Staatschef sah in nur einigen Monaten seine Popularität auf nur acht Prozent schwinden. Ich glaube, jene, die ihn unterstützen, finden in einem Stück dieser Kundgebung Platz. Die kolossalen ökonomischen und sozialen Probleme dieses Landes mit einer so geringen Basis meistern zu wollen, ist absolut unmöglich. Die Realität ist die, dass er gar nicht lenkt und es auch nicht vermag. Das übernehmen die Multis und die Oligarchen, bis es in der Gesellschaft zu explodieren beginnt, wie es sich bereits in mehr als einem der Länder abzeichnet.
Die Worte unseres venezolanischen Bruders im Gedächtnis, verspüre ich an diesem Punkt den Wunsch zu rufen: „Es lebe Venezuela!" (Applaus und Viva-Rufe) „Es lebe der revolutionäre bolivarianische Prozeß!" (Applaus und Viva-Rufe) „Es lebe Chávez, der brillante und mutige Führer des Volkes Bolivars!" (Applaus und Viva-Rufe).
Ich fahre fort:
Es bleiben die Regierungen Chiles und Mexikos.
Über die zuerst genannte will ich nicht befinden. Das sollen doch lieber Salvador Allende, der mit der Waffe in der Hand kämpfend fiel und dem nun in der Geschichte dieses Kontinents ein Thron der Ehre und des Ruhmes gebührt, und die Tausenden Chilenen, verschollen, gefoltert und ermordet in der bösen Absicht jener, die die Resolution zur Verurteilung Kubas unterbreitete – eines Landes, wo es nicht eine einzige dieser oder ähnlicher Handlungen gegeben hat – und im Namen von ihnen allen sollen es doch jene sein, die in Chile sich mit den edlen Ideen und dem Bestreben des Aufbaus einer wahrhaft menschlichen Gesellschaft tragen, die das Verhalten des chilenischen Präsidenten in Genf beurteilen.
In Mexiko, dem den Kubanern lieben Brudervolk, ersuchte der Nationalkongress seinen Präsidenten vergebns, von der von Präsident Bush geforderten Unterstützung der Resolution Abstand zu nehmen. Es schmerzt zutiefst, dass das hohe Prestige und der Einfluss Mexikos, gewonnen in Lateinamerika und der Welt durch seine von einer echten und tiefen Revolution ausgehende untadelige Außenpolitik, verloren gegangen ist. Die Solidarität und Unterstützung Lateinamerikas für Mexiko und umgekehrt sind lebenswichtig. Mehr als die Hälfte des mexikanischen Staatsgebietes wurde dem Land von seinem Nachbarn des Nordens entrissen, und dem verbleibenden Territorium drohen enorme Gefahren. Die Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko verläuft faktisch schon nicht mehr am Río Bravo, von dem José Martí sprach. Die Vereinigten Staaten sind viel weiter in das Land eingedrungen. Jene Grenze ist heute der Todesstreifen, an dem jährlich annähernd 500 Mexikaner bei dem Versuch der Grenzüberschreitung den Tod finden. All das kraft eines brutalen und erbarmungslosen Prinzips: freier Verkehr für Kapital und Waren; Verfolgung, Exklusion und Tod für die Menschen. Dennoch sind Millionen Mexikaner dieses Risiko eingegangen. Heute fließen in das Land mehr Einnahmen aus Geldsendungen als aus den Erdölexporten, auch bei dem gegenwärtig hohen Preis dieses Produktes.
Kann eine so ungleiche und ungerechte Situation vielleicht gelöst werden, indem man in Genf Resolutionen gegen Kuba bejaht, in denen Kuba der Verletzung der Menschenrechte angeklagt wird?
Das Schlimmste und Demütigendste für Mexiko war die Tatsache, dass die Meldungen über seine am 15. und am 22. Erfolgte Stimmabgabe in Genf von Washington aus gesendet wurden.
Die Stimmabgabe der Europäischen Union als eine Washington untergebene und verbündete Mafia erfolgte wie immer im Block.
Bis zum Zusammenbruch des sozialistischen Lagers waren diese unaufhörlich gegen die Kubanische Revolution vorgebrachten schmutzigen und unmoralischen Äußerungen niemals von Erfolg gekrönt gewesen. Ein Haufen Abtrünnige, begierig nach Krediten und Waren der Konsumgesellschaften, schloss sich der Mafia der Europäischen Union an. So erreichten sie diese Schandgeburten in der Menschenrechtskommission: in Zangengeburten entstandene Resolutionen inmitten der erbitterten Schlacht, die Kuba nie aufgehört hat zu schlagen gegen die vom Imperium, seinen Verbündeten, Trabanten und Vasallen aufgezwungene infame Komödie, um eine Stimmenmehrheit von einer oder zwei Stimmen und die Stimmenthaltung von 60 Prozent der Mitglieder der Kommission zu erzielen. Seitdem verdreifachen sie ihre Bemühungen und verstärken um das Hundertfache die Druckmaßnahmen und Drohungen gegen jene Länder, die in Bezug auf Kredite, Gelder und Ressourcen voll abhängig sind von den Entscheidungen internationaler Organe, die unter Kontrolle der Vereinigten Staaten stehen.
Eines Tages wird man jenen Ländern ein Denkmal setzen müssen, die unter diesen denkbar härtesten Bedingungen alles aufs Spiel setzten und gegen die Yankeeprojekte stimmten (Applaus). Die Geschichte dieser Schlacht wird eine der Erinnerung würdige Seite sein. Seht einmal, dieses Jahr haben 60 Prozent der 53 Kommissionsmitglieder die Projekte nicht unterstützt. Diese Purrhussiege nennt das Imperium Erfolge und verurteilt Kuba, wobei sie doch mit jedem Jahr stärkere Bemühungen und einen höheren politischen Preis erfordern.
Unter uns hier gesagt, eine eingehende Analyse dessen, was auf der Welt geschieht, was in der menschlichen Gesellschaft geschieht – keine ausgenommen, Europa schon gar nicht, auch nicht die makellosesten und heiligsten Gesellschaften einiger europäischer Regionen – hat sich hinsichtlich Rücksicht und Achtung vor dem Menschen so tadellos geführt wie die glorreiche Kubanische Revolution. (Applaus)
Das bloße System, das einen Teil der Gesellschaft in ein Nichts verwandelt, während andere im extremen Überfluss leben, ist an sich vom ethischen Standpunkt her unwürdig, sich eine menschliche Gesellschaft zu nennen.
Diese Kampagnen, von der herrschenden Supermacht gelenkt und von den Verbündeten unterstützt, die gemeinsam mit dem Imperium die Welt ausbeuten, sind die reinsten Farcen und Lügen, schamlose politische Kundgebungen, die sich aus der Notwendigkeit der Rechtfertigung der riesenhaft ungleichen Bedingungen ergeben, die, solange das der Welt aufgezwungene Wirtschaftssystem nicht verschwindet, niemals überwunden werden können. Wir wissen, was reale Menschenrechte sind.
Ich kann mir nicht erklären, wie eine überreiche Gesellschaft wie jene in unserer Nachbarschaft, wo 44 Millionen Menschen kein Recht auf ärztliche Versorgung haben, wo Millionen Bürger in Gettos leben, wo zahlreiche Bettler unter Brücken leben, wo es Millionen Analphabeten und Halbanalphabeten gibt, wo viele Millionen – Männer und Frauen – arbeitslos sind und die Gefängnisse voll sind von Kindern der ärmsten und von der Gesellschaft ausgeschlossenen Schichten, wie man dort von Menschenrechten sprechen kann.
Andererseits kann sich niemand die brutalen Bombenabwürfe über einem beliebigen Land erklären oder wie ein Anführer des Imperiums, der gegen 60 Länder oder mehr das Recht eines Überraschungs- oder Präventivschlages proklamiert, ohne an die unschuldigen Menschen zu denken, die dabei den Tod finden werden, auf diesem unseren Planeten von Menschenrechten sprechen kann.
Der Hass gegen Kuba hat seine Ursache in dem unerwarteten Widerstand, den ein kleines Land jener Macht und ihren Verbündeten leistete, die die Welt ausplündern. Die Präsenz Kubas ist ein mahnender Zeigefinger und ein Beweis dafür, dass die Völker kämpfen, durchhalten und siegen können. Die bloße Präsenz Kubas ist eine Demütigung für jene, die das widerlichste System der Ausbeutung aufzwangen, das es je auf der Erde gegeben hat.
Man kann dies in vielerlei Hinsicht erklären. Unser venezolanischer Bruder hier erinnerte uns an etwas, worüber wir normalerweise nicht sprechen, nämlich von Kooperation unseres Volkes mit anderen Ländern im medizinischen Bereich. Nichts dergleichen hätte es ohne eine Revolution jemals geben können. Wie bekannt, fanden wir 30 % Analphabeten vor. Analphabeten und Halbanalphabeten zusammen genommen waren es 90 Prozent; denn hat man auf dieser Welt nicht mindestens den Abschluss der sechsten Klasse, heutzutage müssten wir als Mindestabschluss die neunte Klasse nennen, ist man Halbanalphabet.
Sie wollen verbergen, dass Kuba auf dem Gebiet des Bildungswesens weltweit an erster Stelle steht, dass seine Grundschüler in Kenntnisnachweisen die ersten Plätze besetzen, sogar noch von Kindern aus Industrieländern (Applaus); dass der mindeste Bildungsgrad – mit ganz wenigen Ausnahmen – der Abschluss der neunten Klasse ist und dass es kein anderes Land der Welt mit diesem generell erzielten Mindestniveau gibt.
Sie wissen, dass trotz der verbrecherischen Blockade und der Hindernisse, die sie unserem Erhalt von Medikamenten, medizinischen Geräten und Technologien in den Weg legen, die Säuglingssterblichkeit in unserem Land unter der der Vereinigten Staaten liegt (Applaus). Vielleicht ist ihnen nicht bekannt, dass wir die Säuglingssterblichkeit noch bis unter 6 reduzieren werden und vielleicht sogar in einer nicht fernen Zeit bis unter 5. Wir sind der Überzeugung – ich erwähne sie nie – dass in einem Zeitraum von nicht mehr als fünf bis sechs Jahren die Lebenserwartung in unserem Land nicht unter 80 Jahren liegen wird (Applaus) und das Land sich zu dem weltweit am weitesten fortgeschrittenen Zentrum für medizinische Leistungen entwickelt haben wird.
Denkt man an die Millionen Kinder, die alljährlich sterben und doch gerettet werden könnten in den Ländern der Dritten Welt, von denen viele Statistiken von mehr als 1500 pro 1000 Lebendgeburten verzeichnen und die Todesfälle in der Bevölkerung der meisten jener Länder, die in Genf gegen Kuba stimmten, dann kommt man zu dem Schluss, dass alljährlich auf der Erde ein Völkermord begangen wird; dass auf der Erde jährlich an Kindern und Erwachsenen, die gerettet werden könnten, mehr Personen sterben als es im Ersten Weltkrieg der Fall war und fast so viele wie im Zweiten Weltkrieg. Sie könnten gerettet werden, doch auf Grund des Fehlens von ärztlichen Ressourcen überleben sie nicht.
Das Arsenal von Argumenten, die wir anführen könnten um zu beweisen, dass jenes System das überaus grausamste ist, das es je gegeben hat, ist enorm. Man braucht nur einfache mathematische Berechnungen anzustellen, um den Völkermord zu beweisen, den die Vereinigten Staaten und ihre europäischen Verbündeten jedes Jahr an der Welt begehen.
Sie wissen, dass das stimmt; sie würden nicht wagen, es in Abrede zu stellen. Sie waren es, die die Unterentwicklung schufen. Sie waren es, die mittels Kolonisation, Ausplünderung der natürlichen Güter, ja sogar durch Versklavung von Millionen Menschen die Rückständigkeit beibehielten und zu dieser Welt des Elends führten, auf der noch sehr ernste Probleme – ich will sie hier nicht nennen – zu lösen sind; Probleme, die fast unlösbar sind und die zusammen mit noch anderen das Fortbestehen unserer Gattung gefährden.
Der Kürze willen, die bei diesen Kundgebungen erforderlich ist, und in Anbetracht der Mühe, die das Volk aufwendet, hierher zu kommen und viele Stunden hier zu verweilen, beschränken wir uns lediglich auf einige einzelne Fakten. Doch ich sage es so, ja so, mit diesen Worten: Das kapitalistische System, das eine Zeit lang eine bestimmte fortschrittliche Rolle dem Feudalismus gegenüber spielte und aus dem dann das imperialistische System und die gegenwärtigen Formen wurden, mit denen es heute die Völker ausplündert, die natürlichen Ressourcen unseres Planeten verschwendet und zerstört, ist das Unbegreiflichste und mit einer ehrbaren, ehrlichen und objektiven Auffassung von Menschenrechten zutiefst unversöhnlich.
Dort in Genf treffen sie sich in einer Clique, die Herren der Weltwirtschaft. Es lohnte sich, sie zu fragen, wieviel Ländern der Dritten Welt sie Zusammenarbeit geleistet haben, was sie gegen die Apartheid in Südafrika getan haben, wieviel Lehrer und wieviel Ärzte sie in die Dritte Welt gesandt haben. Ich sagte bereits, dass wir über diese Dinge nicht gern sprechen. Vielleicht tue ich es heute, da an diesem 1. Mai gerade darüber gesprochen wird, was sich vor einigen Tagen in Genf ereignete.
Man muss jeden einzelnen jener Herren fragen, wieviel ihrer Ärzte in einem Land der Dritten Welt im Einsatz sind. Es gibt ja einige Organisationen, Ärzte ohne Grenzen, einige Stiftungen mit Unterstützungsangebot. Doch etwas will ich als Bezugsfaktor anführen: Ich bin sicher, dass die Vereinigten Staaten und Europa zusammen dafür nicht über die Anzahl der Ärzte verfügen wie sie Kuba in Haiti im Einsatz hat, die unter sehr harten Bedingungen mehr als sieben Millionen Einwohner betreuen. (Applaus)
Man kann einen nach dem anderen befragen; denn die Gestaltung jener Gesellschaften hat nicht die Gerechtigkeit, die Solidarität zum Ziel; erzogen im Egoismus sind sie unfähig, für andere Menschen Opfer zu bringen.
Ich erwähnte ein Land, Haiti, wo sie sich ständig einmischen und eindringen, doch niemals einen Arzt nach dort entsenden. Ich weiß nicht, was sie dazu sagen, wenn ich ihnen beispielsweise sagen würde, dass Kuba im Augenblick zahlreiche medizinische Programme in Afrika und Lateinamerika umsetzt und dass die Gesamtanzahl an Ärzten, Zahnärzten und technischem Personal des kubanischen Gesundheitswesens, die bei anderen Völkern im Einsatz sind, nicht unter 17 000 liegt (Applaus). Jahr um Jahr retten sie Hunderttausende von Menschenleben und machen viele Millionen Menschen wieder gesund oder gewährleisten deren Gesundheit. Keiner soll aber denken, wir stünden nun ohne Ärzte da, denn diese Anstrengung läuft parallel zu einer echten Revolution im Bereich der ärztlichen Betreuung unseres Landes.
Vor ein paar Minuten sprach ich mit Sáez über den Verlauf der Generalreparatur in Polikliniken und die Bereitstellung neuer Betreuungseinrichtungen. Sie haben sich nun vorgenommen, vor Jahresschluss die 82 Polikliniken der Hauptstadt faktisch fertig gestellt zu haben, darunter einige neu gebaute, mit Abteilungen, wie sie vordem noch nie vorhanden waren (Applaus). Und damit erwähne ich nur ein Detail, nur ein Detail, denn wir betätigen uns noch an vielen anderen Dingen, und das nicht nur in Havanna, sondern im gesamten Staatsgebiet.
Wir stellten uns vor, wieviel Millionen oder Dutzende von Millionen Fahrten wir den Bürgern ersparen werden, die inmitten der Transportschwierigkeiten zu ihren Angehörigen in die Kliniken fahren müssen; denn viele Behandlungen, die es früher nur in den Krankenhäusern gab, werden bald in den Polikliniken durchgeführt werden können.
Zweifelsohne, ganz ohne Zweifel wird unser Land, ich wiederhole, über das weltweit beste System der ärztliche Betreuung verfügen. Sprachen wir vor einigen Jahren über Zehntausende von Fachärzten der integralen Allgemeinmedizin, so ist der Tag nicht fern, an dem unser Land über Zehntausende von Doktoren der medizinischen Wissenschaften sprechen kann; und dafür und dazu sind wir beim Umsetzen der Programme im Bildungswesen, in der Kultur, im Sport und anderen Bereichen, gestützt auf eine wirtschaftliche Basis, die viel solider ist als jene zu Beginn der Entwicklung unseres Landes, da man sich der Produktion von Zuckerrohr und ähnlichen Erzeugnissen widmete, die nur ein Bevölkerung von Alalphabeten und Hungrigen als einzige Form des Überlebens realisieren könnte.
Die Banditen, die uns der Verletzung der Menschenrechte anklagen, würden es nicht wagen, dort zu sagen, dass Kuba das einzige Land der Welt ist – wie groß ist doch die Heldentat dieses Volkes – in dem es in den 45 Jahren Revolution keinen einzigen Verschollenen, kein einziges Folteropfer gibt. (Applaus)
Wir haben eine so saubere Revolution geführt wie den Krieg in der Sierra Maestra, in dem niemals ein Gefangener erschossen oder zwecks Informationserhalt geschlagen wurde. Es ist das fast einzige Land Lateinamerikas, in dem es niemals Todesschwadronen noch außergerichtliche Exekutionen gegeben hat; und es sind 45 Jahre vergangen.
Man mache nur einen einzigen Fall ausfindig – die Lästermäuler des Imperiums und seiner Trabanten – und wir würden dafür die Republik Kuba schenken, wenn sie auch nur einen Fall finden. (Applaus)
Ich spreche von Realitäten. Es sind bei weitem keine Übertreibungen. Wir wissen, was wir im Verlauf von 45 Jahren getan haben; wir wissen um die gerade und unbeugsame Linie, mit der wir treu zu den Prinzipien gehalten haben, die den Sieg im Krieg ermöglichten und eine Revolution, die wir 45 Jahre lang zu verteidigen verstanden haben. Und wie sieht es heute aus? Welches Stand an Bewusstsein, Kultur, Ideen und Einheit ist erreicht worden? Es gibt – und das kann ich wohl behaupten – kein Volk mit einem höheren
Bildungsniveau und einem höheren politischen Bewusstsein als das unseres Volkes. Nur eines füge ich noch hinzu: wir sind erst am Anfang. (Applaus)
Ich sah es heute morgen in unserem Fernsehen, und es zeigte sich deutlich. Sie interviewten wer weiß wieviel Personen, und wie sie sich ausdrückten; man sah eine neue Welt; Studenten überall und von überall her; Studenten der Universität, Studenten der UCI, der Schule der Instrukteure für Kunst (Zurufe), der Schulen für Sozialfürsorger, der Schulen für Intensivausbildung von Dozenten, Lehrern, Krankenpflegepersonal; Schulen, die wir mit Tausenden junger Menschen teilen; ich sage nicht Ausländer, sondern junge Brüder aus Ländern Lateinamerikas und anderen Teilen. (Applaus)
Es ist unmöglich, keinen Stolz zu verspüren, wenn man sich überlegt, nicht nur Ärzte zu Tausenden in andere Länder gesandt zu haben, sondern auch junge Menschen aus Lateinamerika und anderen Teilen zu Tausenden eingeladen zu haben, in Kuba Medizin zu studieren.
Wir haben Methoden zu Vermittlung von Kenntnissen entwickelt, die immer effizienter werden. Wer weiß, wie lange die anderen Völker der Welt noch brauchen werden, um diese Effizienz und diese Methoden zu erzielen und speziell dann auch anzuwenden.
Ich hege jedoch nicht den geringsten Zweifel, dass Venezuela, das bereits ausgezeichnete Bildungsprogramme umsetzt und dies immer umfassender tun wird, in kurzer Zeit dieses kämpferische und heldenhafte Volk, in dessen Mitte der Unabhängigkeitskampf Amerikas einsetzte, auf ein ähnliches Niveau führen wird wie es heute Kuba besitzt.
Ich sagte schon, dass der politische Preis des Spielchens dort in Genf immer höher wird. Aber dieses Jahr ging – wie es in dem derben Ausdruck heißt – der Schuss nach hinten los und brachte sie fast um.
Als Kuba dieses Jahr vorschlug, einen Vertreter der Kommission zum Militärstützpunkt Guantánamo zu entsenden, um sich das dortige Geschehen anzusehen, brach in der Herde der Heuchler, speziell derer der Europäischen Union, Panik aus. Die Moral zerbarst. Einige europäische Regierungen waren echt beschämt, mussten ihre Inkonsequenz und Heuchelei zugeben oder etwas ganz Unmögliches tun: das Imperium missachten. Das war viel für so ehrwürdige Verfechter der Menschenrechte, deren Pfeile sich lediglich gegen jene richten, die über Jahrhunderte hinweg ihre Kolonien waren, in denen sie viele Millionen Indios ausrotteten und aus Afrika unzählige Menschen brachten, die sie versklavten und ihnen weniger Freiheit ließen als den Arbeitstieren. So behandeln sie Milliarden Menschen der Dritten Welt; sie sind Opfer von Ausplünderung, ungleichen Handel, Abzug ihrer natürlichen Güter und aller konvertierbaren Devisen aus den Reserven ihrer Zentralbanken. Diese werden dann vorwiegend auf Banken der Vereinigten Staaten oder Europa deponiert, die damit Investitionen, Handels- und Haushaltsdefizite und militärische Abenteuer des Imperiums und seiner Verbündeten finanzieren.
Angesichts des kubanischen Vorschlages in Genf, mussten Bush persönlich und seine wichtigsten Würdenträger erneut frenetisch rotieren und mit Präsidenten und Staatschefs persönlich sprechen. Keiner weiß, woher er so viel Zeit nahm, besonders wenn man beachtet, dass er – wie es heißt – gern und sehr viel schläft, wie er sich um Irak kümmern konnte, um die Banketts für das Sammeln von Spenden und die Veranstaltungen der Wahlkampagne. Möglicherweise ist die Bezeichnung Führer auf ihn nicht zutreffend. Vielleicht ist er gar ein Genie.
Wie kann Bush über ein Haushaltsdefizit von 512 Milliarden Dollar und ein Handelsbilanzdefizit in ähnlichem Umfang, also eine Gesamthöhe von einer Billion Dollar in nur einem Jahr reden? Weil er die Devisen der übergroßen Mehrheit der Welt manipuliert und ausgibt, um diese und andere Privilegien zu verteidigen. Sie bewaffnen sich bis an die Zähne mit modernstem Kriegsgerät und, Rohstoffen nachjagend, führen sie Eroberungskriege.
Alle Reservefonds der Zentralbanken der Länder der Dritten Welt werden auf ausländischen Banken deponiert, vorwiegend in den Vereinigten Staaten; und alles Geld, das jemand besitzen kann – sei es ehrlich erworben oder nicht – tauscht er aus Angst vor den ständigen Abwertungen der schwachen Währungen der eigenen Länder gegen Dollar um und deponiert diese auf Banken der Vereinigten Staaten oder anderer Industrieländer. Laut Verfügung des Internationalen Währungsfonds darf keine Zentralbank dieser Länder der Dritten Welt den Umtausch des Geldes gegen Dollar oder eine andere konvertierbare Währung verbieten.
Die Besitzer jenes Geldes setzen auf Sicherheit dessen, das sie gespart oder das sie gestohlen haben. Sie führen alles Geld aus dem Land ab, nicht um etwas dafür zu kaufen, nicht einmal, um es zu verschwenden; sie führen es für immer ab. Dieses auf den Banken der Vereinigten Staaten oder Europas deponierte Geld wird Unternehmern geliehen oder wer es eben braucht. Zu jenen mit stärkstem Bedarf zählen die Regierungen. Jenes Geld zur Deckung eines Haushaltsdefizits von mehr als 500 Milliarden Dollar kommt von jenen Banken.
Auf diese Weise zwingt das auferlegte Wirtschaftssystem die Völker der Dritten Welt zur Abführung ihres Geldes in die Industrieländer. Das ist etwas anderes als die gleichermaßen zu verurteilende Tatsache, dass diese ihre Produkte immer teurer verkaufen und immer weniger für die Grundstoffe bezahlen. Daneben übersteigt die Außenverschuldung Lateinamerikas 750 Milliarden, und zusammen mit den übrigen Ländern der Dritten Welt beträgt die Verschuldung 2,5 Billionen Dollar.
Das treibt die Welt in eine Katastrophe, und es ist schon abzusehen, in eine Sackgasse, in unlösbare Probleme. Also wird die Menschheit um etwas mehr als um wirtschaftliche Gerechtigkeit oder eine gerechte Verteilung der Reichtümer kämpfen müssen; sie wird um das Überleben der Gattung kämpfen müssen. Ich sage das hier an diesem 1. Mai, um diese Uhrzeit, zu der die Kundgebung bereits zu Ende sein müsste. (Lachen)
Die Vereinigten Staaten verzeichnen dieses Jahr ein Haushaltsdefizit von 512 Milliarden Dollar und dazu ein Außenhandeldefizit von mehr als 500 Milliarden. Das zahlt nun die Welt mit dem Geld, das ausgeführt wurde und niemals zurückkehrt. Mit diesem Geld bewaffnen sie sich bis an die Zähne und führen Eroberungskriege im Streben nach Rohstoffen.
Die in dem gegen Ende des Zweiten Weltkrieges gestalteten Abkommen von Bretton Woods – ihr werdet dieses Wort schon gehört haben – festgelegte Weltordnung verlieh den Vereinigten Staaten enorme Privilegien, denn zu jenem Zeitpunkt verfügten sie über 80 Prozent des Goldbestandes der Welt. Jenes Land war nicht vom Krieg zerstört; es exportierte viel, viel, viel – Europa war zerstört, Asien war zerstört – und häufte 30 Milliarden Golddollar an. Das ist der Grund, weshalb sie zur Emission der Devisen für den Welthandel berechtigt wurden; jede ausgegebene Dollar musste jedoch durch eine
Bestimmte Menge Gold gedeckt sein.
Ab 1971 dann, als sie im Vietnam-Krieg sagenhafte Summen verbrauchten und ihre Goldreserven auf ein Drittel geschrumpft waren, setzte der gut bekannte Herr Nixon den Umtausch jener Währungen in Gold außer Kraft; und was seitdem zirkuliert, ist Papier.
Das ausführlicher und besser zu erklären, braucht Zeit, doch wir haben unsere Podiumsdiskussionen, und wir haben zwei neue Fernsehkanäle. Unser Fachpersonal, unsere Professoren könnten der Bevölkerung über diese Themen Aufschluss geben. Sie sind sehr interessant und helfen zu begreifen, was die Welt eigentlich ist.
Die internationale Lage ist eine komplexe. Die Abenteuerpolitik – jawohl Abenteuer-! – der jetzigen US-Regierung stellt die Welt vor Probleme, die immer unlösbarer werden. Die aufgezwungene Wirtschaftsordnung wird immer unhaltbarer. Es soll sich daher keiner wundern, wenn es irgendwo und irgendwann zu unhaltbaren sozialen Bewegungen kommt oder Revolutionen ausbrechen. Das hat es bereits gegeben.
Im europäischen Raum kam es in Spanien zu einem großartigen und stimulierendem Ereignis. Es war das außerordentliche und fast ausschließliche Werk des spanischen Volkes, speziell seiner jungen Menschen. Man beachte, ich sagte: „das außerordentliche und fast ausschließliche Werk des spanischen Volkes, speziell seiner jungen Menschen". Es soll jetzt keiner diesen Ruhm für sich beanspruchen. Wir wussten recht gut, welche die Situation zu diesem Zeitpunkt in Spanien war. Die heroische politische Schlacht kaum 48 Stunden nach der Tragödie und am Vorabend der Wahlen versetzte den perfiden Machenschaften der vorherigen Regierung Spaniens einen vernichtenden Schlag, die die schreckliche Tat des 11. März zu ihren Gunsten und im Sinne der kriegerischen Interessen der Vereinigten Staaten zu manipulieren beabsichtigte.
Aller Welt war die Sache der Wahlen bekannt. Umfragen und Analysen zufolge hätte wahrscheinlich die konservative Partei des Herrn Aznar in Anbetracht günstiger wirtschaftskonjunktureller Faktoren und ihrer Beherrschung der wesentlichen Medien die absolute Mehrheit im Parlament erzielt, doch es kam in Spanien zu einer großen Tragödie, dem genannten Terroristenakt, der zwischen Toten und Verletzten mehr als 1000 Opfer forderte. Wir sind Zeugen gewesen für den Gang der Ereignisse.
Herr „Anzar" – so wird Aznar von Bush genannt, der diesen Namen noch nicht richtig aussprechen kann (Lachen) – begann sofort, die Meldung zu manipulieren und die ETA zu beschuldigen, wobei diese tatsächlich absolut nichts mit der Tat zu tun hatte.
Es kann sich jeder ein Bild machen über die Handlungsweise der verschiedenen Organisationen; sie handeln auf diese oder jene Art; und es war ganz offensichtlich, dass jenes Attentat nicht dem Stil der ETA entsprach.
Sofort verkündet Aznar die Anschuldigung, es sei das Werk der ETA, und hielt an ihr um jeden Preis fest. Die Tat ereignete sich am Donnerstag den 11. März. Ich erinnere mich, dass am Freitag den 12. März um 20.00 Uhr die Auszeichnung von Gladys Marín stattfand, der der José-Martí-Orden verliehen wurde. Am gleichen Tag wurde jenes zynische und plumpe Manöver im kubanischen Fernsehprogramm Podiumsdiskussion von unseren Journalisten angeprangert. Die Podiumsdiskussionen werden über Internet oder SAT-TV vielerorts verfolgt, darunter auch in Spanien. Ausgedrückt wurde der Wunsch unserer Journalisten, den Freunden in Spanien dringlichst wichtige Informationen zukommen zu lassen, die über die Ereignisse und die Kriterien international bedeutender Analysten im Westen eingeholt werden konnten. Die großen Medien Spaniens brachten nichts darüber. Wir wissen nicht, ob den jungen spanischen Kadern, die die epische politische Schlacht auslösten die kubanische Sendung auf irgendeine Weise nützlich sein konnte. In der Tat waren es nur noch 36 Stunden bis zum Beginn der Wahlen.
Am Samstag den 13. März besteht Aznar immer noch auf seiner Beschuldigung. Er sah wütend aus beim Festhalten am Standpunkt, es seien die Leute der ETA gewesen, wobei sich die von AL Qaeda bereits als Autoren der Tat erklärten.
Aznar und den Vereinigten Staaten passte die Schuld der ETA außerordentlich in ihren Plan, denn in Europa gab es eine starke Opposition gegen den Irakkrieg. Dabei war das spanische dasjenige Volk, das am stärksten gegen den Krieg opponierte (Applaus). Hätte die ETA eine derartige Tat mitten in Europa verübt, hätte dadurch das politische Kapital des Herrn „Anzar" und die verfolgte Kriegslinie eine beträchtliche Begünstigung erfahren.
Das war der Grund für das enorme Interesse an jenem schmutzigen Manöver 48 Stunden vor den Wahlen, bei denen sie viel mehr Stimmen zu erzielen gedachten. Doch das spanische Volk entdeckte die Falle. Noch am Samstag, dem Vorabend der Wahlen, strömte es in Massen, vorwiegend junge Menschen, vor die Büros der Regierungspartei, gegen den ungeheuren Betrug protestierend. Was sich zu jener Stunde niemand vorstellen konnte – ich gebe zu, mir schien es bereits unmöglich, dass es zu einer Reaktion kommen würde – war, dass sich das Ungewöhnliche ereignete und dass all jene Personen, auf verschiedenen Wegen verständigend, die Anklage in ganz Spanien laut werden ließen, und das nicht unbedingt über die wesentlichen Printmedien. Es wird behauptet, sie benutzten die ganze Nacht hindurch sämtliche Wege der Verständigung; und am Folgetag gingen mehr Bürger denn je zu den Urnen. Dann die große Meldung: Das Volk hatte jenen Schwindler, jene spanische Zölestine, wie wir sagen, hart bestraft, der in Santo Domingo, Honduras, El Salvador rekrutiert hatte, und ‚Wer hätte es gedacht! Wer hätte es gedacht!‘ sogar eine kleine Truppe der Sandinistischen Armee wurde gemeinsam mit den jungen Soldaten der genannten Länder als Kanonenfutter nach Irak geschickt, von ihm verführt, der es übernahm, die entsprechenden Formalitäten zu erledigen. Wer hätte wohl denken können, dass eines Tages junge Lateinamerikaner als Kanonenfutter in jenen ungerechten und völkermörderischen Krieg geschickt würden!
In Spanien konnte man sehen, wie trotz der Unterstützung einer schlechten Sache durch die übergroße Mehrheit der Medien das Volk fähig ist, die Oberhand zu gewinnen und der Zölestine eine Tracht Prügel zu versetzen; auf die gleiche Weise, in der unter gleichen Umständen das venezolanische Volk der verräterischen Oligarchie seines Landes mehr als eine Tracht Prügel versetzte. (Applaus)
Man muss an die Völker glauben; und je mehr sie lernen, je mehr Kenntnisse, Allgemeinwissen und politische Kultur sie besitzen, desto schwieriger, viel schwieriger wird es sein, sie als eine Herde von Analphabeten und Ungebildeten zu behandeln.
Wenn ihr mir gestattet, fahre ich fort. Es fehlt nicht mehr viel, doch es hängt von euch an. (Applaus)
Die gegenwärtige Regierung hat ihr Versprechen des Abzugs der spanischen Truppen aus Irak gehalten. Es ist diese zweifelsohne eine lobenswerte Tat. Doch unter der vorangegangenen Regierung hatte es der spanische Staat übernommen, eine beträchtliche Anzahl junger Soldaten aus der Dominikanischen Republik, Honduras, El Salvador und Nicaragua zu rekrutieren, um sie als Kanonenfutter nach Irak zu schicken, unter dem Befehl der Spanischen Legion stehend; ein einmaliger Fall in der Geschichte dieser Erdhälfte. Spanien, das als ehemaliges Mutterland der lateinamerikanischen Völker danach strebt, dass diese ihm mit Achtung und Wertschätzung begegnen und das sogar in Lateinamerika und der Karibik eine gewisse Rolle spielen möchte, trägt die Verantwortung und die moralische Pflicht, sich für die definitive Rückkehr der jungen Lateinamerikaner in ihre Heimatländer einzusetzen, die auf Betreiben der früheren Regierung nach Irak geschickt worden waren.
Es gibt eine neue Regierung, doch der Staat muss die Verantwortung dafür übernehmen, was die frühere getan hat. Und dort sind sie nun. Es ist eine Verantwortung und moralische Pflicht Spaniens, den Abzug dieser jungen Menschen aus Irak zu fördern und zu unterstützen.
Ihr wisst schon, die Mutterländer sind nun einmal die Mutterländer. Sie neigen stets zu meinen, ihre früheren Untergebenen seien für sie wie eben zur Welt gekommene Ururenkel, die die Hilfe des weisen Mutterlandes benötigen. Gelegentlich reden sie von Unterstützung oder, wie es in Europa hieß, man gewähre uns eine humanitäre Hilfe. Doch eines Tages kam es ihnen in den Sinn, ja ja!, Repressalien gegen uns zu ergreifen.
Jene dachten dabei nicht an das monströse Gefängnis in Guantánamo, an die monströse Ungerechtigkeit, die grausame und erbarmungslose Art und Weise, wie fünf Helden dieses Landes, die ihre Heimat durch Besorgen von Information gegen den Terrorismus verteidigten; einen Terrorismus, den die Regierungen der Vereinigten Staaten erfanden und 45 Jahre lang gegen Kuba praktizierten. (Zurufe)
Warum die Geschichte wieder anführen; Tausende unserer Mitbürger haben ihr Leben verloren; warum sich an Barbados erinnern. Fakt ist, jenen der Europäischen Union war nichts in Erinnerung, und in Miami wurden rücksichtslos die Attentatspläne und Terrorismusakte gegen Kuba organisiert, von der Mafia unterstützt, einer mit der Regierung der Vereinigten Staaten verbündeten Mafia, stets absolut straflos ausgehend. Dort, in Miami, genießt seine Freiheit ein Herr Bosch, der gemeinsam mit Posada Carriles die Explosion der Maschine von Cubana de Aviación während des Fluges organisiert hatte. Nein, daran erinnern sie sich nicht und dürfen es auch nicht.
Seit 45 Jahren organisiert der Imperialismus Verschwörungen gegen unser Land, Destabilisierung, bezahlt Söldner und lässt neuerdings verlautbaren, es sei viel mehr für diese Zwecke zu investieren. Dann soll jedoch keiner schreien und sich beklagen, wenn Kuba zur Bestrafung der Söldner im Dienste einer ausländischen Macht die entsprechenden Maßnahmen trifft. (Applaus)
Wenn sich Kuba verteidigt, die Söldner verhaftet und sanktioniert, damit sich niemand straflos meint, werden die großen Kampagnen gegen unser Land gestartet. Sie wollen ihm verbieten, sich zu verteidigen. Doch dieses Land wird sich verteidigen, ohne dabei die Normen zu verletzen, die es stets in seinen Kämpfen beachtet hat. Es wird sich mit den Gesetzen verteidigen, und es wird sich, wenn nötig, mit den Waffen bis zum letzten Blutstropfen verteidigen. (Applaus und Zurufe)
Sie sollen sich also keine Illusionen machen und dann wie Klageweiber auftreten und uns als Verletzer der Menschenrechte hinstellen.
Wie sie mit Kuba verfahren, so verfahren sie auch mit Venezuela: Sie greifen zu Provokationen, provozieren Zwischenfälle, töten und beschuldigen danach die Regierung von Venezuela. Es ist ein wirklich äußerst interessanter Fall. Wie ist es möglich, dass trotz alledem, auch wenn jenes Volk heute nicht den Wissensstand hat, wie er bei unserem Volk allgemein vorzufinden ist; daran sieht man, was der Instinkt des Volkes ist, wie es standhaft bleibt und wie schwer es ist, es zu betrügen.
In Kuba kennt alle Welt die Wahrheit zur Genüge; doch das Imperium startet diese Kampagnen, um den Ruf Kubas im Ausland zu schädigen. Dasbringt uns nicht um den Schlaf. Egal ist, was sie heute denken. Nicht egal ist, was man morgen denkt. Diese Revolution wird unvergängliche Spuren in der Weltgeschichte hinterlassen (Applaus), und es gibt absolut nichts, dessen sie sich schämen müsste, denn ihre Moral reicht zu den Sternen und ihr Verhalten ist untadelig gewesen, abgesehen von einzelnen Fehlern anderer Art, die man begeht und die nichts mit den Menschenrechten zu tun haben. Es wäre illusorisch zu meinen, es werden keine Fehler begangen auf wirtschaftlichem, politischem, administrativem, rechtlichen Gebiet. Doch in den grundlegenden Dingen, die die heiligsten Grundsätze der Revolution betreffen und im Zusammenhang mit den Menschen stehen, in diesen Dingen fehlt keiner und betrügt sich keiner, noch sind Fehler und Betrug dieser Art erlaubt.
Was wir heute tun, ich sage es hier zu diesem 1. Mai, ist eigentlich so etwas wie eine neue große Revolution (Applaus), gestützt auf die Erfahrung der vielen Jahre des Kampfes und über unser bis heute bereits Erzieltes hinaus für das Wohl jedes einzelnen unserer Bürger und ohne jegliche soziale Exklusion folgen wir dieser überaus menschlichen Linie.
Wir wissen, was getan wurde, und ihr habt es bewiesen. Doch wir wissen auch, wieviel mehr man hätte tun können, das daran scheiterte, dass wir nicht genügend Wissen, nicht genügend Erfahrung hatten. Wie man eine Revolution macht und was eine Revolution ist, steht nicht in den Büchern. Auch stand nicht in den Büchern, dass dieses kleine Land 45 Jahre lang der stärksten Macht, die es je auf der Welt gegeben hat und die uns mit ihren Waffen nicht bezwingen konnte, standhalten musste. Sie kannten den Preis.
In Girón, wo sie unser Volk unterschätzt hatten, waren sie keine 70 Stunden; und in der Raketenkrise im Oktober stand die Welt kurz vor ihrer Explosion infolge der imperialistischen Aggressionspläne und der Standhaftigkeit unseres Volkes. Wir haben all diese Jahre der Blockade und der Spezialperiode getrotzt. Das ist ein Volk von bewährten und abgehärteten Menschen mit einer äußerst starken Jugend, ausgebildet, gebildet und revolutionär, die niemals und niemand wird besiegen können. (Applaus und Zurufe)
So wird also das, was wir tun, dieses Land erneut umgestalten. Die Umgestaltung ist bereits in beeindruckender Weise im Gange.
Ich sprach bereits über die ehemaligen Mutterländer, jene, die meinen, sie könnten uns über Politik und Soziales Unterricht erteilen. Sollten die Mutterländer es wünschen, so können wir sie in einigen Dingen unterweisen, doch keines soll sich fähig fühlen, uns zu unterrichten.
Die berühmte humanitäre Hilfe der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft haben wir bereits zum Teufel geschert und sie darauf hingewiesen, dass es uns absolut nicht eilt, ihre Almosen wieder zu empfangen.
Passt gut auf: Kaufen wir von ihnen jährlich 1,5 Milliarden und verkaufen ihnen nur 500 Millionen, viele davon in Form von Rohstoffen, sind wir es, die ihnen humanitäre Hilfe leisten, denn in diesen 1,5 Milliarden, die sie uns verkaufen, müssen etwa 500 Millionen Nettogewinn stecken. Dann kommen sie mit ihren großen Taschen und ihrer kleinen Hilfe, wovon sie mehr ausgeben in den Fünf-Sterne-Hotels, in denen sie sich einmieten, und für den Flug als das, was sie beisteuern. Also über diese Lappalien der Europäischen Gemeinschaft sind wir hinweg.
Es soll auch keiner denken, dass er hierher kommt, um uns kleine Ratschläge zu erteilen, wie unsere Demokratie zu gestalten ist. Denn dieses Land hat genügend Erfahrung; es hat viel gekämpft und auf Kosten von Opfern und Blut genügend Erfolge erzielt, um uns von einem europäischen Land nun kleine Lektionen über Demokratie anhören zu müssen. Denn kein Land Europas genießt – einige weniger als andere – inmitten ihrer kolossalen Ungleichheiten eine wahre, egalitäre und voll partizipative Demokratie, wie man sie heute in jeglichem Sinne vorfindet (Applaus und Zurufe) von dem Tag an, an dem das Volk die Macht ergriff und die Güter gerecht verteilt wurden. Nicht nur, dass das Volk zur Macht wurde, sondern es ist es auch, das diese Macht verteitigt, und das ohne NATO oder Militärpakte mit dem Satan.
Man müsste die einzelnen in diesem Land verwirklichten Dinge mit denen der reichen Länder vergleichen, um zu sehen, ob es einen Grad an Gleichheit, Menschlichkeit, Fürsorge für ausnahmslos alle gibt, etwas, das es nirgendwo jemals gegeben hat.
Wir sind uns recht wohl bewusst, wer wir sind, was wir geleistet haben und was wir besitzen. Doch es sieht ganz so aus als haben das einige Dummköpfe noch nicht wahrgenommen, darauf beharrend, sich in unsere inneren Angelegenheiten einzumischen und uns zu unterweisen, wie eine Demokratie zu errichten ist. Jedenfalls kann unsere Antwort auf diese edle Geste sein, ihnen zu zeigen, wie man die Gleichheit erzielt, wie Privilegien abgeschafft werden und wie eine revolutionäre Demokratie errichtet wird.
Ich sage die Dinge einfach so, denn ich hatte nicht viel Zeit zum Schreiben.
Erinnert euch, ich sprach von den jungen Lateinamerikanern in Irak und der Notwendigkeit der Rückkehr in ihre Länder; denn jetzt ist der Imperialismus auf der Suche nach Kanonenfutter, und es könnte wohl geschehen, dass man sich eines Tages zurückzieht, sogar die als Söldner dort eingesetzten Polen. Man müsste konsequent umgehen mit der Geschichte eines Landes, in das viele Male eingedrungen wurde, das viele Male besetzt wurde, aufgeteilt, damit jetzt seine jungen Männer als Söldner in einem schmutzigen Eroberungskrieg gemietet werden.
Ich zweifle nicht daran, dass nicht viel Zeit vergehen wird, bis jene, die heute die lächerliche und beschämende Rolle von Entsendern von Truppen zur Unterstützung jenes widerlichen Krieges spielen, ernsthaft anders denken werden.
Nachdem ich das alles geäußert habe, betrachte ich es als meine Pflicht, unsere Einstellung zum Volk der Vereinigten Staaten darzulegen.
Die Völker der Welt, darunter auch das Volk Kubas, empfinden keinen Hass auf das Volk der Vereinigten Staaten, noch wünschen sie den Tod der jungen US-amerikanischen Soldaten, von denen viele Neger, Mestizen und Lateinamerikaner sind, die durch Armut und Arbeitslosigkeit zum Waffendienst gelangten und heute Opfer eines unnötigen und stupiden Krieges sind. Wir unterstützen in Irak keinerlei Regierung oder bestimmte politische Systeme; das ist ausschließlich das Vorrecht der Iraker. Wir bekundeten uns solidarisch mit jenen, die bei den Attentaten in New York und Madrid ums Leben kamen, und wir verurteilten derartige Methoden. Zu der umfassenden und wachsenden weltweiten Sympathie dem irakischen Volk gegenüber kam es nach den ohne eine mögliche Rechtfertigung und auf der Basis plumper Lügen begangenen brutalen Bombenabwürfen über Bagdad und anderen Städten, die unter der unschuldigen Zivilbevölkerung Terror und Tod verursachten, ganz abgesehen von dem schrecklichen Trauma, das von nun an Millionen Minderjährige, Heranwachsende, Schwangere, Mütter und Greise ihr ganzes Leben lang begleiten wird begleiten wird. Dieser Sympathien werden es immer mehr, denn es wurde Milliarden Menschen bewusst, dass es sich um einen Eroberungskrieg handelte, um sich die Ressourcen und Rohstoffe des Landes anzueignen. Hier war nichts gerechtfertigt noch legal; die Normen des Völkerrechts wurden verletzt und die Vorrechte der Vereinten Nationen missachtet.
Das Volk von Irak kämpft heute für seine Unabhängigkeit, sein Leben, das Leben seiner Kinder und für seine legitimen Rechte und Ressourcen.
Für die Regierung der Vereinigten Staaten ergibt sich daher eine komplizierte Situation, denn sie wollte die Linie der Gewaltanwendung, des Krieges und des Terrors fortsetzen. Ich bin moralisch befugt, diesen Standpunkt zu vertreten; denn bereits lange vor dem Auslösen der kriegerischen Politik sagte ich wörtlich am 11. September 2001, genau an dem Tag des schrecklichen Attentats auf die Twin Towers bei einer Veranstaltung anlässlich des Beginns des Studienjahres vor 4500 angehenden Grundschullehrern:
„Sehr wesentlich ist es zu wissen, wie die Regierung der Vereinigten Staaten reagieren wird. Möglicherweise werden gefahrvolle Tage für die Welt kommen; ich spreche nicht von Kuba. Kuba ist das Land, in dem es am ruhigsten ist. Dafür gibt es mehrere Gründe: unsere Politik, unsere Formen des Kampfes, Unsere Lehre, unsere Ethik und außerdem, Genossinnen und Genossen, das absolute Fehlen von Angst.
...
Innerhalb und außerhalb der Vereinigten Staaten werden die kommenden sehr gespannte Tage sein; es werden wer weiß wie viel Leute beginnen, Meinungen zu äußern.
Immer wenn sich so eine Tragödie ereignet, so schwer sie mitunter auch vermeidbar sein mögen, sehe ich keinen anderen Weg; und wenn es bei irgendeiner Gelegenheit gestattet ist, dem Feind einen Rat zu geben – einem Feind, der viele Jahre lang hart mit und verfahren ist – wenn es also korrekt wäre, dem Feind für das Wohl des US-amerikanischen Volkes und auf der Basis der von mir dargelegten Argumente unter Umständen etwas anzuraten, so würden wir jenen, die an der Spitze des mächtigen Imperiums stehen, empfehlen, die Ruhe zu bewahren und mit Gelassenheit zu handeln, sich nicht von Zornes- oder Anfällen von Hass hinreißen zu lassen und sich nicht darauf einzulassen, mit Bombenabwürfen allerorts Menschen zu jagen.
Ich wiederhole, dass keines der Probleme der Welt, auch der Terrorismus nicht, durch Gewalt gelöst werden kann und dass jede Gewalttat, jede unbesonnene Anwendung von Gewalt die Probleme der Welt ernsthaft erschweren würde.
Der Weg ist weder die Gewalt noch der Krieg. Ich sage hier in voller Autorität, stets ehrlich gesprochen zu haben, feste Überzeugungen zu besitzen sowie die Erfahrung der Jahre des Kampfes, die Kuba gelebt hat. Allein die Vernunft, eine intelligente Politik der Suche nach der Kraft des Konsens und der Weltöffentlichkeit kann das Problem an seiner Wurzel packen. Diese so ungewöhnliche Tat sollte meines Erachtens dazu dienen, den weltweiten Kampf gegen den Terrorismus auszulösen. Doch dieser weltweite Kampf gegen den Terrorismus kann keine Lösung finden, indem man hier und da einen Terroristen eliminiert, hier und da mordend unter Einsatz ähnlicher Methoden, dabei das Leben von Unschuldigen opfernd. Die Lösung besteht darin, neben anderen Dingen dem Staatsterrorismus und anderen widerlichen Formen des Tötens ein Ende zu setzen, dem Völkermord ein Ende zu setzen und treu eine Politik des Friedens und der Einhaltung der unumgänglichen moralischen und Rechtsnormen zu betreiben. Wenn die Welt nicht den Weg des Friedens und der internationalen Zusammenarbeit geht, gibt es für sie keine Rettung."
Vielen bringt der Krieg in Irak den Vietnamkrieg in Erinnerung. Mich erinnert er an den algerischen Befreiungskrieg, in dem die französische Militärmacht am Widerstand eines Volkes mit einer ganz anderen Kultur, Sprache und Religion zerschellte; ein Volk, das es an so wüstenartigen Orten, wie es viele Regionen in Irak sind, schaffte, die französischen Truppen und ihre damals schon recht moderne Technik zu schlagen. Vordem hatten sie die Niederlage in Dien Bien Phu erlitten, wo Bushs Vorgänger nahe daran waren, Kernwaffen einzusetzen. In dieser Art Krieg ist das gesamte Arsenal einer hegemonischen Supermacht überflüssig. Diese kann mit ihrer immensen Macht ein Land zwar erobern, es jedoch nicht verwalten und regieren, wenn die Bevölkerung entschlossen gegen die Besatzer kämpft.
Nie hätte ich gedacht, Herr Bush würde eines Tages mit Bescheidenheit ein höfliches Schreiben an den Präsidenten Syriens richten und würde die Regierung des Iran bitten – beide Länder gelten bis heute als Terroristenstaaten –, ihm bei der Lösung des Irakkonfliktes behilflich zu sein. Noch überraschender ist, dass laut Kabelnachrichten vor zwei Tagen die US-amerikanische Marineinfanterie aus Fallujah abgezogen und an ihrer Stelle irakische Truppen unter einem Ex-General der Armee von Saddam Hussein hier eingesetzt wurden. Ich kritisiere keinerlei Friedensbemühung oder Friedensinitiative, zu der sich die gegenwärtige Regierung der Vereinigten Staaten entschließt, doch ich bezweifle stark, dass es eine andere Lösung als die des Abzugs der US-amerikanischen Truppen aus diesem Land geben kann, in das sie niemals hätten geschickt werden dürfen, und die der Rückgabe der vollen Unabhängigkeit an das irakische Volk. (Applaus) Das würde die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft finden, die zweifelsohne den Weg finden wird, wie die dort geschaffene komplexe Situation zu lösen ist.
In der Zwischenzeit werden wir Kubaner die Ereignisse weiter verfolgen und unseren Kampf noch entschlossener fortsetzen gegen jene, die sich sogar erdreisten, politische Umwälzungen vorauszusagen, darauf basierend, dass einige von uns aus dem Leben scheiden. Das Schlimmste ist, dass jene, die von einer Beschleunigung dieser politischen Umwälzungen reden, Personen sind, deren seit jeher existierende Mordideen uns wohl bekannt sind.
Jetzt schreien sie sich erneut heiser, mit weiteren Maßnahmen der Schädigung der Wirtschaft und Destabilisierung des Landes drohend. Sie sollten uns lieber unsere fünf Helden zurückgeben, die sich in Gefangenschaft des Imperiums befinden (Applaus) und mit unübertrefflicher Würde den beschämendsten und grausamsten Fall von Verletzung der Menschenrechte ertragen. Ihr Geschick in den Haftanstalten der Bundesregierung, in denen sie vollkommen isoliert sind, steht dem der auf den Militärstützpunkt Guantánamo entführten Häftlinge nicht viel nach. Trotz alledem zögern wir nicht, den Regierenden der Vereinigten Staaten zu raten – bereits einmal habe ich versucht, ihnen etwas zu raten – ruhiger, besonnener, vernünftiger und klüger zu sein.
Denen, die darauf bestehen, die Revolution zu vernichten, sage ich im Namen der hier zum 1. Mai versammelten immensen Menschenmenge schlicht und einfach wie in Girón und zu anderen entscheidenden Momenten unseres Kampfes:
Es lebe der Sozialismus!
Vaterland oder Tod!
Wir werden siegen!
(Ovation)