Freitag, 2. Dezember 2005

Ansprache auf der Festveranstaltung anlässlich des 30. Jahrestages der kubanischen Militärmission in Angola

Ansprache des Präsidenten der Republik Kuba, Fidel Castro Ruz, gehalten am 2. Dezember 2005 auf der Festveranstaltung anlässlich des 30. Jahrestages der kubanischen Militärmission in Angola und des 49. Jahrestages der Landung der Granma, dem Tag der Revolutionären Armeestreitkräfte.

Sehr geehrte Gäste;

Internationalistische Kämpfer;

Genossinnen und Genossen:



Heute vor 49 Jahren erreichte die Jacht Granma die Küsten unserer Heimat. Das heißt, heute beginnt das 50. Lebensjahr der Rebellenarmee und der Revolutionären Armeestreitkräfte.

Wie bekannt ist, breitete sich der Kampf nach der Landung und trotz der ersten Niederlagen schnell in alle Winkel unserer Städte und Dörfer aus. Es gab bis zur Erreichung des beeindruckenden Volkssiegs des Ersten Januars 1959 keine Minute Waffenruhe im Kampf auf Tod gegen die Unterdrücker, die zehntausende Kubaner folterten und ermordeten und das Land bis auf die letzten Geldreserven ausplünderten.

Aber der großartige Sieg bedeutete bei weitem nicht das Ende der bewaffneten Kämpfe.

Die imperialistische Niedertracht, wütend über jede das Volk begünstigende oder die nationale Unabhängigkeit festigende Maßnahme, hielt uns in Alarmbereitschaft; viele Mitbürger mussten in Verteidigung der Revolution, sowohl in Kuba, als auch in anderen Ländern der Welt, weiter in Erfüllung heiliger Pflichten das Leben opfern.

Genau 19 Jahre nach der Landung der Granma, im November 1975, führte eine kleine Gruppe Kubaner in Angola die ersten Kämpfe in einer Schlacht aus, die viele Jahre dauern würde.

Die Geschichte der imperialistischen und neokolonialen Raube und Plünderungen Europas in Afrika, mit voller Unterstützung der Vereinigten Staaten und der NATO, sowie die heldenhafte Solidarität Kubas mit den Brudervölkern, sind nicht ausreichend bekannt geworden, das wäre wenigstens ein verdienter Ansporn für die hunderttausenden Männer und Frauen, die diese ruhmreichen Seiten geschrieben haben, die als Beispiel für die gegenwärtigen und künftigen Generationen nicht vergessen werden dürfen. Das verneint nicht die Notwendigkeit, sie weiter zu verbreiten.

In diesen Tagen wurde das Thema auch oft im Fernsehen und dem Rest der Presse behandelt, sowie auf den Gedenkakten für die internationalistischen Kämpfer, die in allen Provinzen des Landes durchgeführt wurden.

Deshalb werde ich mich, angesichts der Zeit in Momenten sehr schwieriger revolutionärer Arbeit, darauf beschränken, kurz über einige wesentliche Momente jener ruhmreichen Seiten unserer revolutionären Geschichte nachzusinnen.

Schon 1961, als das Volk Algeriens einen beeindruckenden Kampf um seine Unabhängigkeit führte, brachte ein kubanisches Schiff den heldenhaften algerischen Patrioten Waffen, und auf der Rückfahrt brachte es etwa hundert Waisenkinder und Kriegsverletzte. Zwei Jahre später, als Algerien die Unabhängigkeit erreichte, sah sich diese durch eine ausländische Aggression bedroht, dies das ausgeblutete Land bedeutender Rohstoffe beraubte. Zum ersten Mal überquerten kubanische Truppen, ohne jemanden um Erlaubnis zu bitten, den Ozean, um dem Ruf eines Brudervolkes zu folgen.

Ebenfalls zu dieser Zeit, als der Imperialismus dem Land die Hälfte der Ärzte raubte, wobei uns nur 3 000 blieben, wurden mehrere Dutzend kubanischer Ärzte nach Algerien geschickt, um seinem Volk zu helfen.

Auf diese Art begann vor 44 Jahren das, was heute die außerordentlichste medizinische Zusammenarbeit mit den Völkern der Dritten Welt ist, die die Menschheit kennen gelernt hat.

In diesem Zusammenhang begann ab 1965 unsere Zusammenarbeit mit dem Unabhängigkeitskampf in Angola und Guinea-Bissau, die im Wesentlichen in der Ausbildung von Führungskräften, der Entsendung von Ausbildern und materieller Hilfe bestand.

Nach der so genannten Nelken-Revolution in Portugal, geschwächt schon durch den Wirtschaftsruin und den Kriegsverschleiß, begann der Zerfall des Kolonialreichs dieses Landes.

Guinea-Bissau erreichte die Unabhängigkeit im September 1974; dort waren an der Seite der Partisaneneinheiten zehn Jahre lang, seit 1964, etwa sechzig kubanische Internationalisten, darunter zehn Ärzte. Mozambique erreichte nach hartem Kampf seines Volkes unter Leitung der FRELIMO und Ihres Führers, dem unvergessenen Bruder und Kampfgenossen Samora Machel seine endgültige Unabhängigkeit Mitte 1975, und im Juli des selben Jahres erreichte Cabo Verde und Sao Tome gleichfalls dieses Ziel.

Im Fall von Angola, der größten und reichsten portugiesischen Kolonie, war die Situation wesentlich anders. Die USA-Regierung setzte einen geheimen Plan in Gang, um die legitimen Interessen des angolanischen Volkes zu zertreten und eine Marionettenregierung einzusetzen. Der Schlüsselpunkt war ihre Allianz mit Südafrika, um die Ausbildung und Ausrüstung der vom portugiesischen Kolonialismus geschaffenen Organisationen zu teilen, um so die Unabhängigkeit Angolas zu vereiteln, und es praktisch in ein Kondominium des korrupten Mobutu und des südafrikanischen Faschismus zu verwandeln, der nicht zögerte seine Truppen einzusetzen um Angola anzugreifen.

Gestandene Diktatoren, Terroristen, Diebe und Rassisten schlossen sich ständig freimütig den Reihen der so genannten „freien Welt“ an, und wenige Jahre später taufte sie der nordamerikanische Präsident Ronald Reagen mit einem besonderen Überfluss von Zynismus “Freiheitskämpfer“.

Mitte Oktober 1975, während die Armee Zaires und die durch schwere Waffen und südafrikanische Militärberater verstärkten Söldnertruppen davor standen, neue Angriffe im Norden Angolas zu starten, und schon in der Nähe Luandas waren, drohte im Süden die größte Gefahr. Südafrikanische Panzerkolonnen waren im Süden ins Land eingedrungen und drangen schnell mit dem Ziel ins Landesinnere vor, mit den vereinten Kräften der südafrikanischen Kräfte und der Söldnertruppen Mobutus vor der Verkündung der Unabhängigkeit am 11. November Luanda einzunehmen.

In diesem Moment gab es in Angola nur 480 Militärausbilder, die einige Wochen vorher ins Land gekommen waren, in Erfüllung des Antrags, den uns der Präsident der MPLA, Agostinho Neto, gestellt hatte, dem bedeutenden und angesehenen Führer, der den Kampf seinen Volkes viele Jahre lang organisiert und geleitet hatte und die Unterstützung aller afrikanischer Völker und die Anerkennung der Welt hatte. Er hatte uns um Zusammenarbeit gebeten, um die Bataillone auszubilden, die die Armee des neuen unabhängigen Staaten integrieren würden. Die Ausbilder waren nur mit leichten Waffen ausgerüstet.

Eine kleine Gruppe von ihnen stand in den ersten Novembertagen zusammen mit ihren gerade eingezogenen Schülern des Revolutionären Ausbildungszentrums mutig der rassistischen Armee gegenüber. In dem Überraschungsangriff und dem ungleichen Kampf der Südafrikaner gegen Dutzende junger Angolaner, die starben, verloren acht kubanische Ausbilder ihr Leben und 7 wurden verletzt.

Die Südafrikaner verloren sechs Panzerwagen und andere Geräte. Nie haben sie die Ziffer der zahlreichen Verluste unter ihren Soldaten offen gelegt.

Zum ersten Mal vereinigte sich an diesem entfernten Ort der afrikanischen Geografie das Blut von Kubanern und Angolanern für die Freiheit jenes gebeutelten Landes.

Es war zu diesem Zeitpunkt, dass Kuba in Koordinierung mit Präsident Neto die Entsendung von Spezialtruppen des Ministeriums des Innern und regulärer Einheiten der Revolutionären Armeestreitkräfte in voller Kampfbereitschaft beschloss, die auf dem Luft- und Seeweg dorthin transportiert wurden, um sich dem Angriff des Apartheidsystems entgegenzustellen.

Ohne zu zögern nahmen wir die Herausforderung an. Unsere Ausbilder würden wir nicht ihrem Schicksal überlassen, und auch nicht die selbstlosen angolanische Kämpfer, und erst recht nicht die Unabhängigkeit ihrer Heimat nach mehr als 20 Jahren heldenhaften Kampfes. In zehn Kilometern Entfernung nahmen kubanische Truppen, Erben der ruhmreichen Rebellenarmee, den Kampf gegen der Armee Südafrikas auf, welches die größte und reichste Macht in diesem Kontinent ist, sowie gegen Zaire, die reichste und am besten ausgerüstete Marionette Europas und der Vereinigten Staaten.

Es begann das, was dann Operation Carlota genannt wurde, das Kennwort der gerechtesten, längsten massivsten und erfolgreichsten internationalistischen Militärkampagne unseres Landes.

Das Imperium konnte sein Vorhaben, Angola zu zerstückeln und seine Unabhängigkeit verschwinden zu lassen, nicht erreichen. Der heldenhafte und lange Kampf der Völker von Angola und Kuba hat das verhindert.

Heute wissen wir durch die in den letzten Jahren freigegebenen offiziellen Dokumente besser als damals, wie die Behörden von Washington dachten und handelten.

Zu keinem Zeitpunkt hatte der USA-Präsident oder sein mächtiger Staatssekretär, Henry Kissinger, oder der Geheimdienst mit einer Möglichkeit der Beteiligung Kubas gerechnet. Niemals hatte ein Land der Dritten Welt über seine geografische Nachbarschaft hinaus einem anderen Volk in einem Militärkonflikt beigestanden.

Ende November war der feindliche Angriff im Norden und im Suden zum Stillstand gekommen. Ganze Panzereinheiten, Land- und Luftabwehrartillerie im großen Umfang, Infanterieeinheiten, mit gepanzerten Fahrzeugen bis zur Brigadeebene, transportiert von Schiffen unserer Handelsflotte, sammelten sich schnell in Angola, wo 36 000 kubanische Soldaten eine blitzartige Offensive starteten. Den Hauptfeind im Süden angreifend, zwangen sie die südafrikanische rassistische Armee, mehr als 1 000 Kilometer zurückzuweichen, bis zu ihrem Ausgangspunkt, der Grenze zwischen Angola und Namibia, koloniale Enklave der Rassisten. Am 27. März verließ der letzte Soldat Südafrikas das angolanische Territorium. In der nördlichen Richtung wurden die regulären Truppen Mobutus und die Söldner in wenigen Wochen auf die andere Seite der Grenze mit Zaire verdrängt.

Um die Wahrheit zu sagen, Kuba war dafür, von Südafrika einen hohen Preis für sein Abenteuer zu fordern: die Anwendung der Resolution Nr. 435 der Vereinten Nationen und die Unabhängigkeit Namibias.

Die sowjetische Regierung übte andererseits harten Druck auf uns aus, indem sie, besorgt wegen nordamerikanischer Reaktionen, unseren schnellen Rückzug beantragte.

Nach ernsthaften Einwänden unsererseits blieb uns keine andere Alternative, als den sowjetischen Antrag, zumindest teilweise, zu akzeptieren. Obwohl sie nicht konsultiert wurden bei der kubanischen Entscheidung, Truppen in die Volksrepublik Angola zu schicken, hatten sie danach beschlossen, Rüstung für die Schaffung der angolanischen Armee zu liefern und hatten im Laufe des Krieges auf bestimmten unserer Anträge wegen Mitteln positiv geantwortet. Ohne die politische und logistische Unterstützung durch die UdSSR hätte es nach den Sieg keine mögliche Perspektive gegeben.

Angesichts der im April 1976 entstandenen delikaten Situation reiste der Genosse Raúl, Minister der Armeestreitkräfte, nach Angola, um mit dem Präsidenten Neto die unumgängliche Notwendigkeit eines schrittweisen und progressiven Abzugs der kubanischen Truppen, die einem Bestand von 36 000 Personen hatte, zu analysieren, und zwar in einem Zeitraum von drei Jahren, eine Zeit, die beide Seiten, Kuba und Angola, als ausreichend betrachteten, um eine starke angolanische Armee zu bilden.

Währenddessen würden wir starke Kampfeinheiten auf den Höhen der zentralen Hochebene, etwa 250 km von der Grenze von Namibia entfernt, beibehalten.

Neto verstand unsere Argumente und stimmte großmütig dem Abzugsplan der kubanischen Streitkräfte zu.

Weniger als ein Jahr später, als ich im März 1977 endlich Angola besuchen und persönlich den angolanischen und kubanischen Kämpfern zum Sieg gratulieren konnte, waren schon etwa 12 000 Internationalisten nach Kuba zurückgekehrt, also ein Drittel unserer Kräfte. Der Abzugsplan war bis dahin wie vorgesehen eingehalten worden. Aber die USA und Südafrika waren nicht befriedigt, und die Regierungen von Pretoria und Washington verschworen sich, letztere damals heimtückisch, öffentlich wurde die Verschwörung in den 80-ger Jahren mit der „Aufbauverplichtung“ und dem „Linkage“ von Reagen. Die Hartnäckigkeit beider Potenzen sowie ihre schmerzhaften und dramatischen Folgen machten, trotz der Vereinbarungen im ersten Abzugsplan, 15 Jahre lang unsere direkte Hilfe dem Volk Angolas gegenüber notwendig.

Sehr wenige glaubten, dass wir so viele Jahre lang standhaft dem Ansturm der USA und Südafrikas widerstehen würden.

In diesen Jahren wuchs der Kampf der Völker Namibias, Zimbabwes und Südafrikas gegen das Kolonial- und Apartheidsystem. Angola wurde zu einem soliden Bollwerk dieser Völker, denen Kuba auch Unterstützung bot. Die Regierung Pretorias handelte immer heimtückisch.

Kassinga, Boma, Novo Katengue und Sumbe sind Szenarien der Verbrechen des Apartheidsystems gegen die Völker Namibias, Zimbabwes, Südafrikas und Angolas, und gleichzeitig Beweise unserer kämpferischen Solidarität dem gemeinsamen Feind gegenüber.

Der Angriff auf die Stadt Sumbe ist besonders beredt bezüglich ihrer verbrecherischen Absichten. Dort gab es weder kubanische, noch angolanische Truppen, nur Ärzte, Lehrer, Bauarbeiter und andere zivile Helfer, die der Feind entführen wollte, aber diese Männer und Frauen widerstanden mit ihren Milizgewehren zusammen mit ihren angolanischen Brüdern, bis die Ankunft der Verstärkung die Aggressoren in die Flucht schlug. Sieben Kubaner fielen in dieser ungleichen Auseinandersetzung.

Es ist nur ein Beispiel unter vielen, die genannt werden könnten, die die Opferbereitschaft und den Mut unserer Internationalisten zeigen, der militärischen und zivilen, bereit, ihr Blut und ihren Schweiß zu geben, immer, wenn es notwendig war, zusammen mit den Brüdern Angolas, Namibias, Zimbabwes, Südafrikas; letztendlich des ganzen Kontinents, denn man könnte die aus Algerien, Kongo, Guinea, Cabo Verde und Äthiopien dazufügen.

Es war eine außergewöhnliche Heldentat unseres Volkes, besonders der Jugend, der zehntausenden Kämpfern des aktiven Militärdienstes und der Reserve, die freiwillig, zusammen mit den Offizieren und den anderen ständigen Angehörigen der Armeestreitkräfte, die internationalistische Pflicht erfüllten.

Es sind Millionen Männer und Frauen, die von Kuba aus den Erfolg jeder Mission absicherten, durch mehr Arbeitsstunden den vertraten, der marschierte, und Anstrengungen unternahmen, damit es der Familie des Kämpfers oder des zivilen Mitarbeiters an nichts fehlte.

Die Familienangehörigen unserer Internationalisten sind einer besonderen Anerkennung würdig. Mit einzigartigem Stoizismus ertrugen sie die Abwesenheit, gaben Aufmunterung in jedem Brief und vermieden es, Schwierigkeiten und Sorgen zu erwähnen.

Hervorragendstes Beispiel sind die Mütter, Söhne, Brüder und Ehepartner unserer gefallenen Brüder. Ohne Ausnahme waren sie auf der Höhe des höchsten Opfers des geliebten Menschen. Sie haben gewusst, ihren tiefen Schmerz, der jeden Winkel Kubas während der Operation Tribut bewegte, in noch mehr Vaterlandsliebe zu verwandeln, in größere Treue und Achtung der Sache gegenüber, für die die geliebte Person bewusst ihr Leben gegeben hatte.

Ein Volk, das zu dieser Heldentat fähig ist, was würde es nicht tun, wenn der Moment käme, das eigene Land zu verteidigen!

Ich werde heute nicht —es ist nicht der angebrachte Moment— über die Differenzen in den Strategie- und Taktikkonzeptionen zwischen den Kubanern und den Sowjetischen sprechen.

Wir bildeten zehntausende angolanische Soldaten aus und berieten in der Ausbildung und den Truppenkämpfe dieses Landes. Die Sowjetischen berieten die hohe militärische Leitung und lieferten großzügigerweise die notwendigen Waffen an die angolanischen Streitkräfte. Aktionen, veranlasst infolge der Beratung auf hoher Ebene, bereiteten uns nicht wenige Kopfschmerzen. Trotzdem gab zwischen den kubanischen und sowjetischen Militärs immer ein großer Respekt und ein tiefes Gefühl der Solidarität und Verständigung den Ausschlag.

Wie bekannt ist, ereignete sich Ende 1987 der letzte große südafrikanische Angriff auf angolanisches Territorium, unter Bedingungen, die die Stabilität dieser Nation in Gefahr brachten.

Zu der erwähnten Zeit führten Südafrika und die Vereinten Staaten den letzten und gefährlichsten Schlag gegen eine starke Gruppierung angolanischer Truppen, die sich in einem sandiges Gebiet in Richtung Jamba vorwärts bewegten, im äußersten Südosten der Grenze Angolas, wo man annahm, dass sich dort der Befehlsstand von Savimbi befand, Offensiven, gegen die wir immer waren, wenn Südafrika nicht verboten würde, in letzter Minute mit seiner Luftwaffe, seiner mächtigen Artillerie und seinen gepanzerten Kräften anzugreifen.

Die bekannte Geschichte wiederholte sich einmal mehr. Der Feind, sich aufs Äußerste aufspielend, drang in Tiefe vor bis Cuito Cuanavale, ein ehemaliger Luftstutzpunkt der NATO, und bereitete sich darauf vor, Angola einen Todesschlag zu versetzen.

Seitens der angolanischen Regierung erfolgten verzweifelte Hilferufe an die Gruppierung der kubanischen Truppen angesichts des entstandenen Desasters, zweifellos des größten von allen in einer militärischen Operation, bei der wir, wie auch andere Male, keine Verantwortlichkeit hatten.

In einer titanischen Anstrengung beschloss die hohe politische und militärische Führung Kubas, trotz der ernsthaften Gefahr eines Militärangriffs, der auch über uns schwebte, die notwendigen Kräfte zu vereinen, um den südafrikanischen Kräften einen endgültigen Schlag zu versetzen. Unser Vaterland wiederholte aufs Neue die Heldentat von 1975. Ein Strom von Einheiten und Kampfmitteln überquerte schnell den Atlantik und kam an der Südküste Angolas an, um im Südwesten in Richtung Namibia anzugreifen, während 800 km östlich ausgewählte Einheiten nach Cuito Cuanavale vorstießen und dort, zusammen mit den sich zurückziehende angolanischen Kräften, den mächtigen südafrikanischen Kräften, die in Richtung jener Luftstützpunktes vordrangen, eine tödliche Falle vorbereiteten.

Diesmal hatten sich 55 000 kubanische Soldaten in Angola versammelt.

Auf diese Weise, während man in Cuito Cuanavale die südafrikanischen Truppen ausbluten ließ, drangen im Südwesten 40 000 kubanische Soldaten und 30 000 Angolaner, unterstützt von ungefähr 600 Panzern, hunderten Artilleriewaffen, 1 000 Luftabwehrwaffen und den kühnen MIG-23-Einheiten, die das Luftraumbeherrschung eroberten, in Richtung der Grenze von Namibia, bereit, praktisch die südafrikanischen Kräfte wegzufegen, die sich in dieser Hauptrichtung einquartiert hatten.

Über viele Sachen all diese Gefechte und Vorfälle jenes Kampfes könnte man sprechen.

Hier sind der Genosse Polo Cintras Frías, kühner Chef der Südfront Angolas in jenem Moment, und zahlreiche Genossen anwesend, die in jenen ruhmreichen und unvergesslichen Tagen am Kampf teilnahmen.

Die überzeugenden Siege in Cuito Cuanavale, und vor allem das blitzartige Vordringen der starken Gruppierung der kubanischen Truppen im Südwesten Angolas, setzten der ausländischen Militäraggression den Schlusspunkt.

Der Feind musste seine gewöhnlich Überheblichkeit überwinden und sich an den Verhandlungstisch setzen. Die Verhandlungen endeten mit der Friedensvereinbarung für den Südwesten Afrikas, unterzeichnet im Dezember 1988 im Sitz der Vereinten Nationen von Südafrika, Angola und Kuba.

Es wurde als vierseitig bezeichnet, denn an einem Tischende saßen Angolaner und Kubaner und auf der Gegenseite die Südafrikaner. Die USA nahmen die dritte Seite des Tisches ein, da sie als Vermittler wirkten. Tatsächlich waren die USA Richter und Parteiischer, sie waren ein Verbündeter des Apartheidregimes, sie hätten neben den Südafrikanern sitzen müssen.

Der Chef der nordamerikanischen Verhandlungsführer, Unterstaatssekretär Chester Crocker, hatte sich jahrelang dagegen gestellt, dass Kuba teilnehmen würde. Angesichts der Schwere der militärischen Lage für die südafrikanischen Angreifer blieb ihm nichts weiter übrig als unsere Anwesenheit zu akzeptieren. In einem Buch seiner Urheberschaft über das Thema war er realistisch, als er sich auf das Betreten des Versammlungsraums der Vertreter Kubas bezüglich schrieb: „die Verhandlungen standen davor, sich für immer zu ändern.“

Der Vertreter der Reagen-Administration wusste genau, dass mit Kuba am Verhandlungstisch die plumpen Manöver, die Erpressung, die Einschüchterung und Lügen nicht gedeihen würden.

Diesmal geschah nicht das von 1898 in Paris, als Nordamerikaner und Spanier den Frieden aushandelten, ohne dass eine Vertretung Kubas, die Befreiungsarmee und die Regierung Kubas in Waffen, anwesend waren.

Diesmal würden die Revolutionären Armeestreitkräfte und die legitime Vertretung der Revolutionären Regierung Kubas zusammen mit der Regierung Angolas anwesend sein.

Die internationalistische Mission war vollständig erfüllt. Unsere Kämpfer begannen die Rückkehr mit erhobenem Haupt, brachten nur die Freundschaft des angolanischen Volkes mit, die Waffen, mit denen sie mit Bescheidenheit und Mut tausende Kilometer von ihrer Heimat entfernt gekämpft hatten, die Genugtuung der erfüllten Pflicht und die ruhmreichen Überreste unserer gefallenen Brüder.

Ihr Beitrag ergab sich als entscheidender für die Festigung der Unabhängigkeit Angolas und die Erlangung der von Namibia. Es war außerdem ein bedeutender Beitrag zur Befreiung von Zimbabwe und dem Verschwinden des verhassten Apartheidregimes in Südafrika.

Wenige Male in der Geschichte war ein Krieg, die schrecklichste menschliche Aktion, herzzerreißend und schwierig, in solchem Grade von Humanismus und Bescheidenheit seitens der Sieder begleitet, trotz des fast absoluten Fehlens dieser Werte in den Reihen der letztendlich Besiegten. Die Solidität der Prinzipien und die Reinheit der Ziele erklären die absolute Transparenz in jeder durchgeführten Aktion seitens unserer internationalistischen Kämpfer.

Zweifellos war dabei die von unseren Mambises in den Unabhängigkeitskämpfen gepflanzten Traditionen entscheidend, gefestigt durch die Rebellen und Untergrundskämpfer während des Krieges der Nationalen Befreiung, weitergeführt von den Milizangehörigen, den Angehörigen der Revolutionären Armeestreitkräfte und des Ministeriums des Innern im Kampf gegen die äußeren und inneren Feinde nach dem revolutionären Sieg.

Jenes außerordentliche Epos ist nie richtig erzählt worden. Jetzt zum 30. Jahrestag unternimmt der Yankee-Imperialismus außerordentliche Anstrengungen, damit der Name Kuba in den Feierlichkeitsveranstaltungen nicht einmal auftaucht. Und zu alledem strebt er danach, die Geschichte neu zu schreiben: Kuba hat anscheinend nie etwas mit der Unabhängigkeit Angolas, mit der Unabhängigkeit Namibias und der Niederlage der bis dahin unbesiegbaren Kräfte der Apartheidarmee zu tun gehabt; Kuba existiert nicht einmal, alles war Zufälligkeit und Einbildung der Völker. Die USA-Regierung hat absolut nicht zu tun mit den hunderttausenden ermordeten Angolanern, tausenden dem Erdboden gleichgemachten Dörfern, Millionen von auf angolanischen Boden gelegten Minen, wo sie immer noch vielen Kindern, Frauen und Zivilen dieses Landes das Leben nehmen.

Dies ist ein Beleidigung der Völker Angolas, Namibias und Südafrikas, die so sehr gekämpft haben, und eine grobe Ungerechtigkeit Kuba gegenüber, das einzige nichtafrikanische Land, das für Afrika und gegen das schändliche Apartheidregime gekämpft und sein Blut vergossen hat.

Heute führt der Yankee-Imperialismus Milliarden Dollar aus Angola aus, verschwendet seine Rohstoffe und erschöpft seine nicht erneuerbaren Erdölreserven. Kuba hat das erfüllt, was der berühmte antikoloniale Führer Amílcar Cabral sagte: „Die kubanischen Kämpfer sind bereit, ihre Leben für die Freiheit unserer Völker zu opfern, und das einzige, was sie im Austausch für diese Hilfe für unsere Freiheit und das Vorankommen unserer Bevölkerung von uns mitnehmen werden, sind die Kämpfer, die für die Freiheit kämpfend gefallen sind.“

Die lächerlichen Yankee-Bestrebungen, die ruhmreiche Rolle Kubas zu ignorieren, empören die afrikanischen Völker. Es liegt zum Teil daran, dass nie die Geschichte all dessen, was geschah, aufgeschrieben wurde.

Angesehene Forscher geben sich die größte Mühe, Informationen zu suchen. Kuba, seinerseits, das es nie aufschreiben wollte und sträubt sich, davon zu sprechen, was es mit solcher Uneigennützigkeit und Solidaritätsgeist getan hat, ist bereit, seine bescheiden Beitrag zu leisten und nach und nach ernsthaften und angesehenen Schriftstellern, die die wirkliche und unwiderlegbare Geschichte jener Ereignisse erzählen wollen, seine Archive und Dokumente zu öffnen (Beifall).

Die Heldentat von Angola und der Kampf für die Unabhängigkeit Namibias und gegen das faschistische Apartheidsystem stärkte unser Volk sehr. Die unzähligen Taten von Heldentum, Opferbereitschaft und Menschlichkeit, realisiert von mehr als 300 000 internationalistischen Kämpfern und etwa 50 000 zivilen kubanischen Mitarbeitern, die absolut freiwillig Missionen in Angola erfüllten, sind ein Schatz von außerordentlichem Wert.

Diese wunderbare Tradition wird heute würdig von zehntausenden Ärzten und anderen Fachleuten und Angestellten des Gesundheitswesens fortgesetzt, von Lehrern, Trainern und Spezialisten der verschiedensten Bereiche, die heute die solidarische Pflicht erfüllen, vielmals unter ebenso schwierigen Bedingungen, wie denen des Gefechts, wie es schon beim ruhmreichen Kontingent „Henry Reeve“ der Fall ist.

Der Name jener Operation ist gleichzeitig Symbol und Ehrung für die tausenden Sklaven, die im Kampf starben oder während der ersten Aufstände hingerichtet wurden.

In ihnen wurden Frauen von der Größe Carlotas geformt, eine Negerin des Stammes Lukumi der Belegschaft der Zuckerfabrik Triunvirato von Matanzas, die 1843 einen der vielen Aufstände gegen das schreckliche Wundmal der Sklaverei anführte und dabei ihr Leben opferte.

Mambises, Rebellen, Widerstandskämpfer, Kämpfer von Girón, Oktober-Krise (Kuba-Krise) und der Kampf gegen die Banditen, die Internationalisten, die Milizangehörigen, die Angehörigen der Revolutionären Armeestreitkräfte und des Ministeriums des Innern, letztendlich, das kämpfende Volk, sind Früchte des kräftigen Stamms, der in dieser Erde aus afrikanischen und spanischen Wurzeln erwuchs.

Nach Spanien gingen hunderte Kubaner als in den dreißiger Jahren die Republik vom Faschismus und der Reaktion angegriffen wurde, und nicht wenige gaben dort ihr Leben.

Nach Afrika kamen die kubanischen Kämpfer vier Jahrzehnte später, mit der vervielfältigten Kraft der Revolution, um ein Volk zu verteidigen, das von den gleichen Feinden angegriffen wird. Dort sin 2 077 Mitbürger gefallen.

Ohne sich den Wegesstaub abzuschütteln —wie es Martí vor der Statue Bolívars tat—, ehrten die Angehörigen des letzten internationalistischen Kontingents, das in die Heimat zurückkam, zusammen mit den hauptsächlichen Führungskräften der Revolution, gemeinsam ehrten wir vor dem Grabmal des Titanen die Gefallenen aller von unserem Volk ausgefochtenen Kämpfe.

Einmal mehr, bestätigen wir die ewige Verpflichtung unseren ruhmreichen Toten gegenüber, die Revolution voranzuführen und immer ihres Beispiels würdig zu sein; die Verpflichtung den Kubanern gegenüber, die gestern und heute würdevoll in Verteidigung der Gerechtigkeit zu kämpfen und sterben verstanden; den Männern und Frauen gegenüber, die wie Máximo Gómez, Henry Reeve und Che so viel beigetragen haben, uns hier in unserem Vaterland und über den Zeitraum der Geschichte hinweg den unermesslichen Wert der Solidarität zu zeigen.

Die gegenwärtigen und zukünftigen Generationen von Kubanern werden weiter voranschreiten, so groß die Schwierigkeiten sein werden, werden ohne Stillstand dafür kämpfen, dass die Revolution auf politischen Gebiet immer so unverwundbar sei, wie sie es schon auf militärischem Gebiet ist und es bald auf wirtschaftlichem Gebiet sein wird.

Wir werden mit immer größerer Energie unsere eigenen Mängel und Fehler angehen. Wir werden weiter kämpfen. Wir werden weiter widerstehen.

Wir werden weiter jeder imperialistischer Aggression eine Niederlage bereiten, den Lügen ihrer Propaganda und ihren hinterhältigen politischen und diplomatischen Manövern.

Wir werden weiter den Auswirkungen der Blockade widerstehen, die eines Tages aufgrund der Würde der Kubaner eine Niederlage erleben wird, aufgrund der Solidarität der Völker und der fast absoluten Opposition der Regierungen der Welt —wie einmal mehr die Abstimmung in der UNO gezeigt hat—, und auch aufgrund der wachsenden Ablehnung seitens des US-amerikanischen Volkes dieser absurden Politik, die eindeutig ihre konstitutionellen Rechte verletzt.

So, wie die Imperialisten und ihre Knechte in Angola die Auswirkungen eines vervielfältigten Girón erlitten, wird der, der mit Kriegsabsichten in dieses Land kommt, sich tausenden Quinfangongo, Cabinda, Ebo, Morros de Medunda, Cangamba, Ruacaná, Tchipa, Calueque und Cuito Cuanavale entgegenstellen müssen (Beifall).

Unsere Internationalisten sind sich, wie die anderen kubanischen Kämpfer, was gleichbedeutend ist zu sagen, das ganze Volk, bewusst, dass wir im Falle einer militärischen Aggression dem Eindringlich eine Niederlage zufügen. Und ihr, Veteranen der vaterländischen Geschichte, werdet zweifellos entscheidende Protagonisten des Sieges sein!

Es lebe der Internationalismus! (Ausrufe: „Viva!“)

Es lebe die Revolution! (Ausrufe: „Viva!“)

Es lebe der Sozialismus! (Ausrufe: „Viva!“)

Immer bis zum Sieg!

(Ovation).

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