Freitag, 30. Dezember 2005

Kooperationsvereinbarung Kuba-Bolivien

Das kubanische Volk hat in seiner von der Nationalversammlung und dem Staatsrat an Evo Morales gesendeten Botschaft anerkannt, dass sowohl er als sein Volk, eines der ärmsten und am meisten ausgebeuteten der Hemisphäre, vor neuen und großen Herausforderungen stehen, weshalb sie der bestmöglichen Solidarität seitens Lateinamerikas und der Welt bedürfen.

Während der Debatten hat die Regierung Kubas ihre Bereitschaft ausgedrückt, ein Programm zu fördern, welches es ermöglichen würde, 5 Millionen armen lateinamerikanischen und karibischen Patienten, die gemäß Schätzungen jedes Jahr einer Augenoperation bedürfen, eine Behandlung auf dem Gebiet der Augenheilkunde anzubieten.

Ebenso hat Kuba seine Bereitschaft ausgedrückt, unmittelbar die Bemühungen des neuen Präsidenten zur Alphabetisierung aller seiner Mitbürger, die weder lesen noch schreiben können, zu unterstützen.

Seinerseits verkündete Evo Morales - mit absoluter Mehrheit gewählter Präsident von Bolivien - seinen Entschluss, der Armut und Ausplünderung jenes kämpferischen Volkes die Stirn zu bieten.

Entschlossen, um die Einheit und Integration der Brüdervölker Lateinamerikas und der Karibik zu kämpfen und für die Freundschaft und den Frieden zwischen allen Völkern der Welt, haben beide Länder als dem Amtsantritt des gewählten Präsidenten Evo Morales vorangehenden Schritt sofort folgende erste Kooperationsmaßnahmen vereinbart, welche Gültigkeit haben werden, sobald der bolivianische Leader sein Präsidentenamt antritt und damit die rechtlichen und verfassungsmäßigen Ermächtigungen seines Amts genießt, d.h. sie werden nach dem 22. Januar 2006 kommen:

ERSTENS: Eine gemeinnützige kubanisch-bolivianische Einrichtung zu schaffen, welche die qualitätsgerechten und kostenlosen Augenoperationen für alle jene Bürger Boliviens absichert, die nicht die notwendigen Mittel zur Verfügung haben, um die sehr hohen Preise dieser Dienstleistungen zu bestreiten, um hiermit zu verhindern, dass jedes Jahr Zehntausende armer Bolivianer das Augenlicht verlieren oder ernste Einschränkungen ihrer Sehfunktion erleiden, die sie oftmals arbeitsunfähig machen.

ZWEITENS: Kuba wird die für die Anfangsphase notwendigen neuesten Hochtechnologieausrüstungen und Fachkräfte auf dem Gebiet der Augenheilkunde stellen, die, unterstützt von jungen, in der lateinamerikanischen Medizinschule (ELAM) ausgebildeten, als Assistenzärzte arbeitenden bolivianischen Ärzten und anderen bolivianischen oder aus anderen Ländern kommenden Ärzten und Assistenzärzten den bolivianischen Patienten eine sorgsame Behandlung bieten werden.

DRITTENS: Kuba wird die Kosten für das Arbeitsentgelt dieses Fachpersonals tragen.

VIERTENS: Bolivien wird die für diese Dienstleistungen notwendigen Einrichtungen zur Verfügung stellen. Diese können Gebäude für medizinische Zwecke oder dazu angepasste sein.

FÜNFTENS: Das Nationalinstitut für Augenheilkunde, das vor kurzem von Kuba für Augenoperationen ausgerüstet und von ihm mit bolivianischen, in der Lateinamerikanischen Medizinschule ausgebildeten Ärzten und Assistenzärzten der selben Nationalität als Teil des Fachpersonals versehen wurde, die schon 1536 Bolivianer operiert haben, wird zusätzlich zwei weitere Operationszentren haben, eins in Cochabamba und das andere in Santa Cruz. Das Zentrum für Augenheilkunde von La Paz wird die Kapazität besitzen, täglich 100 Patienten zu operieren, und die von Cochabamba und Santa Cruz je 50. Das ergibt insgesamt eine Kapazität von mindestens 50 000 Augenoperationen pro Jahr. Diese Kapazität kann erhöht werden, wenn Bolivien sich entschließt, seine Dienstleistungen auf dem Gebiet der Augenheilkunde armen Patienten von in der Nähe der bolivianischen Zentren liegenden Nachbarländern anzubieten.

SECHSTENS: Kuba bietet Bolivien 5 000 Stipendiatenplätze zur Ausbildung von Ärzten und Fachärzten auf dem Gebiet Integrale Allgemeinmedizin und in anderen medizinischen Fachbereichen an: 2000 im ersten Quartal 2006, die schon ihre Grundlagenvorbereitung in Kuba erhalten, 2000 im zweiten Halbjahr desselben Jahres und 1000 im ersten Quartal 2007. In den darauf folgenden Jahren wird die festgelegte Quote mit neuen Immatrikulationen erneuert werden. Die 497 jungen Bolivianer, die schon ihr Medizinstudium an den kubanischen Medizinfakultäten absolvieren, sind nicht in dieser Anzahl von neuen Stipendiaten einbegriffen.

SIEBTENS: Kuba wird Bolivien die Erfahrung, das didaktische Material und die notwendigen technischen Mittel für ein Alphabetisierungsprogramm beisteuern, welches die Gesamtheit der dazu fähigen Bevölkerung umfassen soll und beide Länder werden sich bemühen, dies innerhalb von 30 Monaten ab Juli 2006 durchzuführen.



ACHTENS: Kuba wird Bolivien seine Erfahrungen auf dem Gebiet des Energiesparens vermitteln.

NEUNTENS: Kuba wird die größtmögliche Unterstützung zur Entwicklung aller jener Sportdisziplinen in Bolivien geben, die für sein Volk von Interesse sind.

ZEHNTENS: Beide Seiten werden die Möglichkeiten für den akademischen, wissenschaftlichen und kulturellen Austausch auf höchstem Niveau zwischen den Völkern von Bolivien und Kuba erkunden

ELFTENS: Andere, nützliche, nutzbringende und konstruktive Varianten für die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern werden berücksichtigt werden.

Diese Programme werden die internationale Kooperation in die Wege leiten und annehmen, obwohl beide Länder sich verpflichten, sie mit eigenen Mitteln zu verwirklichen.

Die vorliegende Vereinbarung ist der Beginn eines breit angelegten Prozesses zur Integration auf der Grundlage der Prinzipien der Solidarität und Gegenseitigkeit.



Fidel Castro Ruz
Präsident des Staatsrats und Ministerrats von Kuba

Evo Morales
Gewählter Präsident von Bolivien

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