Donnerstag, 21. Februar 2008

Zu dem, was ich am Dienstag dem 19. geschrieben habe

Reflexionen des Genossen Fidel: Zu dem, was ich am Dienstag dem 19. geschrieben habe

An jenem Dienstag gab es keine frischen internationalen Nachrichten. Meine bescheidene Botschaft an das Volk vom Montag, dem 18. Februar, konnte ohne Schwierigkeiten weit reichend an die Öffentlichkeit dringen. Ab 11 Uhr vormittags begann ich konkrete Nachrichten zu erhalten. Die vorangegangene Nacht hatte ich so gut wie nie zuvor geschlafen. Ich hatte ein ruhiges Gewissen und hatte mir selbst einen Urlaub versprochen. Die angespannten Tage in Erwartung des 24. Februar haben bei mir Erschöpfung hinterlassen.
Ich werde heute kein einziges Wort über in Kuba und auf der Welt sehr geliebte Menschen sagen, die auf verschiedene Art und Weise ihre Gefühle ausgedrückt haben. Ich habe ebenfalls eine erhebliche Anzahl Meinungen erhalten, die unter einfachen Bürgern mit zuverlässigen Methoden aufgenommen worden sind, die fast ohne Ausnahme und spontan ihre tiefgehende Solidarität ausdrückten. Ich werde dieses Thema irgendwann behandeln.

Im Augenblick werde ich mich dem Gegner widmen. Ich habe es genossen, die peinliche Lage aller Präsidentschaftskandidaten der Vereinigten Staaten zu beobachten. Sie sahen sich einer nach dem anderen gezwungen, ihre unmittelbaren Forderungen an Kuba zu verkünden, um keinen einzigen Wähler zu verlieren. Ich bin doch kein Pulitzer-Preisträger, der sie in der CNN aus Las Vegas, wo die Glücksspieltischlogik herrscht und wo derjenige bescheiden teilnehmen muss, der das Präsidentenamt anstrebt, über die sensibelsten politischen und sogar persönlichen Angelegenheiten befragt.

Ein halbes Jahrhundert Blockade schien den Bevorzugten zu wenig. „Wende, Wende, Wende!“, haben sie einstimmig geschrieen.

Ich bin einverstanden, eine Wende! - aber in den Vereinigten Staaten. Kuba hat seit langem Veränderungen vorgenommen und wird seinen dialektischen Weg fortsetzen. „Rückkehr in die Vergangenheit – niemals!“, ruft unser Volk aus.

„Annexion, Annexion, Annexion!“, antwortet der Gegner; das ist es, was er im Grunde genommen denkt, wenn er von Wende spricht.

Indem er das Geheimnis seines verschwiegenen Kampfes brach, hat Martí das gefräßige und expansionistische Imperium öffentlich verurteilt, das von ihm schon über ein Jahrhundert nach der revolutionären Unabhängigkeitserklärung der 13 Kolonien mit seiner genialen Intelligenz aufgedeckt und beschrieben worden ist.

Das Ende einer Etappe ist nicht dasselbe wie der Anfang vom Ende eines unhaltbaren Systems.

Sofort verkünden die feigen, mit diesem System verbündeten europäischen Mächte dieselben Forderungen. Ihrer Meinung nach war der Zeitpunkt gekommen, nach der Musik der Demokratie und Freiheit zu tanzen, die sie seit Torquemadas Zeiten nie wirklich kennen gelernt haben.

Die Auferlegung von Kolonialsystemen und neokolonialen Systemen für ganze Kontinente, denen sie Energie, Rohstoffe und billige Arbeitskräfte entnehmen, disqualifiziert sie moralisch.

Eine erlauchte spanische Persönlichkeit, ehemals Minister für Kultur und untadeliger Sozialist, jetzt und schon eine ganze Weile Sprecher der Waffen und des Krieges, ist die Synthese des bloßen Unrechts. Kosovo und die einseitige Unabhängigkeitserklärung trifft sie im Augenblick wie ein unangebrachter Alptraum.

In Irak und Afghanistan sterben weiter Menschen aus Blut und Fleisch in Uniformen der Vereinigten Staaten und der NATO. Die Erinnerung an die UdSSR, die sich zum Teil durch das Interventionsabenteuer im zweiten der beiden Länder in ihre Bestandteile auflöste, verfolgt die Europäer wie ein Schatten.

Bush Senior stellt McCain als seinen Kandidaten auf, während Bush Junior, in einem Land von Afrika, – gestern Ursprung des Menschen und heute Märtyrer-Kontinent – wo niemand weiß, was er dort macht, sagte, dass meine Botschaft der Beginn des Weges von Kuba zur Freiheit sei, d.h. zu der von seiner Regierung in einem umfangreichen und riesigen Text angeordneten Annexion.

Am Tag davor wurde im Fernsehen auf internationaler Ebene eine Gruppe Bomber der letzten Generation gezeigt, wie sie spektakuläre Manöver ausführten und dabei vollkommene Garantie genossen, dass Bomben jeder Art abgeworfen werden können, ohne dass die Radare weder die Trägerflugzeuge entdecken können, noch dies als Kriegsverbrechen angesehen wird.

Es gab einen Protest seitens bedeutender Länder, der mit der imperialen Idee in Zusammenhang stand, eine Waffe ausprobieren zu wollen. Dies sollte unter dem Vorwand geschehen, das mögliche Herabfallen eines Aufklärungssatelliten, eine der vielen zu militärischen Zwecken in die Erdumlaufbahn gebrachten Vorrichtungen der Vereinigten Staaten, über dem Gebiet eines anderen Landes verhindern zu wollen.

Ich wollte mindestens 10 Tage lang keine Reflexion schreiben, aber ich habe nicht das Recht, solange zu schweigen. Das ideologische Feuer auf sie muss eröffnet werden.

Ich habe diese Zeilen am Dienstag um 15:35 Uhr geschrieben. Gestern habe ich es nachgeschaut und heute, am Donnerstagnachmittag werde ich es übergeben. Ich habe mit Nachdruck darum gebeten, dass meine Reflexionen auf Seite 2 oder irgendeiner anderen Seite unserer Zeitungen veröffentlicht werden, niemals auf der Titelseite, und dass in den anderen Medien einfache Zusammenfassungen gemacht werden, falls sie umfangreich sind.

Ich bin jetzt damit beschäftigt, meine Stimmabgabe für den Vorsitz der Nationalversammlung und den neuen Staatsrat als voto unido (für alle Vorgeschlagenen im Block abstimmen) zu bekunden und wie das geschehen soll.

Ich danke den Lesern für ihr geduldiges Warten.

Fidel Castro Ruz

21. Februar 2008
18:34 Uhr

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