Samstag, 8. März 2008

Der Besuch von Hugo Chávez

Reflexionen des Genossen Fidel: Der Besuch von Hugo Chávez

Raúl hatte ihn eingeladen. Er sagte, er wolle nicht bei mir vorbeikommen, um mir nicht das Grippevirus zu übertragen. Ein reiner Vorwand, um sich nicht der Folter meiner üblichen Fragen auszusetzen. Wozu sonst nehme ich wohl Vitamin C? Ich ließ es ihm ausrichten. Werden jetzt etwa sämtliche Staatsoberhäupter, die auf dem herzlichen und gelungenen Abschlusstreffen der Gruppe von Río anwesend waren, an Grippe erkranken?

Jene Schlacht für den Frieden stimmte ihn zufrieden und heiter, und seine eigene Rolle dabei – anerkannt in den internationalen Meldungen – freute ihn. Er war ruhig, überzeugend, geistreich und in ausgezeichneter Gemütsverfassung. Sogar Bolívar, der niemals mit etwas zufrieden war, wäre es in jenem Augenblick gewesen.

Zum Schluss sang er „Quisqueya“. Das Treffen hatte bereits seine Ergebnisse gezeitigt, und er konnte mit seinem musikalischen Gehör und der Stimme seine eigenen Dinge tun, trotz der Grippe.

Er sagte, der Erdölpreis sei um fünf Dollar gestiegen und er entschuldigte sich im Voraus bei Leonel, der inmitten der Freude reflexbedingt zu husten begann.

Viele der dort versammelten Länder exportieren Kaffee und Kakao nach den Vereinigten Staaten, neben Obst und Gemüse aller Art. In Bezug auf die Preise der zuletzt genannten Produkte bin ich nicht auf dem Laufenden, doch vom Kaffee- und dem Kakaopreis weiß ich, dass es fast der gleiche ist wie vor fünfzig Jahren, als die Kaufkraft des Dollars um mehr als das Dutzendfache höher lag.

Der einfache Handel, von Mal zu Mal von stärkerer Ungleichheit geprägt, erdrückt die Wirtschaften vieler Länder Lateinamerikas. Einige Länder Afrikas sind Erdölproduzenten, andere erzeugen Kaffee und Kakao; so manche locken wie Honig das Kapital der Multis herbei; wieder andere ziehen die Schulden und deren hohe Zinsen ins Land, doch alle leiden unter der Geißel der steigenden Nahrungsmittelpreise.

Lange unterhielt ich mich mit Chávez am heutigen Samstag. Über die Veröffentlichung der angesprochenen Themen kann ich nicht entscheiden; ich habe dies nie getan und werde es auch nicht tun. Venezuela ist nicht dasselbe wie Brasilien. In den Memoiren werde ich dann veröffentlichen, was er mir erlaubt.

Ich kann lediglich bestätigen, dass das Gespräch ausgezeichnet verlief und ich bislang noch keine Grippesymptome verspüre.


Fidel Castro Ruz

8. März 2008
15.17 Uhr

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