Sonntag, 25. Mai 2008

Die zynische Politik des Imperiums

Reflexionen des Genossen Fidel: Die zynische Politik des Imperiums

Ein Schweigen meinerseits nach Obamas Rede am Nachmittag des 23. Mai vor der Cuban-American National Foundation (Kubanisch-Amerikanische Nationalstiftung), die von Ronald Reagan geschaffen wurde, wäre nicht ehrbar. Ich habe sie angehört, genau wie die von McCain und Bush. Ich hege keinen Groll gegen seine Person, weil er nicht für die gegen Kuba und die Menschheit begangenen Verbrechen verantwortlich ist. Wenn ich ihn verteidigen würde, würde ich seinen Gegnern einen riesigen Gefallen tun. Deshalb habe ich keinerlei Befürchtungen, ihn zu kritisieren und offen meine Gesichtspunkte zu seinen Worten auszudrücken.

Was hat er behauptet?

„Während meines gesamten Lebens hat es Ungerechtigkeit und Unterdrückung in Kuba gegeben und niemals in dieser Zeit hat das Volk die wirkliche Freiheit kennen gelernt, niemals im Leben von zwei Generationen hat das Volk von Kuba eine Demokratie kennen gelernt… wir haben während 50 Jahren keine Wahlen gesehen… Wir werden diese Ungerechtigkeiten nicht durchgehen lassen, wir werden gemeinsam die Freiheit für Kuba suchen”, sagt er zu den Annexionisten und fährt fort: „Ich gebe mein Wort darauf. Das ist meine Verpflichtung… es ist an der Zeit, dass das US-amerikanische Geld erreicht, dass das kubanische Volk weniger vom Castro-Regime abhängig ist. Ich werde das Embargo beibehalten…”


Der Inhalt der von diesem starken Präsidentschaftskandidaten ausgesprochenen Worte enthebt mich der Notwendigkeit, das Warum dieser Reflexionen zu erläutern.

José Hernández selbst, einer der Vorstandsmitglieder der Cuban-American National Foundation, die Obama in seiner Rede lobt, war der Eigentümer des halbautomatischen Scharfschützengewehrs Kaliber 50 mit Nachtsichtzielfernrohr, das zufällig zusammen mit anderen tödlichen Waffen in Beschlag genommen wurde, als man sie auf dem Meereswege nach Venezuela transportierte, wo die Foundation die Ermordung desjenigen plante, der diese Zeilen schreibt, und zwar bei einer internationalen Zusammenkunft in Margarita, im venezolanischen Staat Nueva Esparta.

Die Gruppe von Pepe Hernández wollte zu dem Pakt mit Clinton zurückkehren, den der Clan Mas Canosa verraten hatte, indem er im Jahr 2000 mittels Wahlbetrug Bush den Sieg darbrachte, weil er versprochen hatte Castro zu ermorden, etwas, was alle gern annahmen. Das sind politische Ränke, die dem dekadenten und widersprüchlichen System der Vereinigten Staaten eigen sind.

Die Rede des Kandidaten Obama kann als eine Formel des Hungers für die Nation, die Geldüberweisungen als Almosen und die Besuche in Kuba als Propaganda für den übermäßigen Konsum und den ihn stützenden unhaltbaren Lebensstil übersetzt werden.

Wie wird er dem schwerwiegenden Problem der Nahrungsmittelkrise begegnen? Das Getreide muss unter den Menschen, den Haustieren und Fischen verteilt werden, die von Jahr zu Jahr kleiner sind und spärlicher in den Meeren vorkommen, die vom Raubbau der großen Trawler-Unternehmen geschädigt sind, die keiner der internationalen Organismen in die Schranken weisen konnte. Es ist nicht leicht, Fleisch aus Erdgas und –öl herzustellen. Obama selbst überschätzt die Möglichkeiten der Technologie und Technik im Kampf gegen den Klimawechsel, obwohl er bewusster als Bush bezüglich der Risiken und der geringen zur Verfügung stehenden Zeit ist. Er könnte sich von Gore beraten lassen, der ebenfalls Demokrat ist und aufhörte, Kandidat zu sein, weil er den beschleunigten Rhythmus, mit dem die Erderwärmung zunimmt, gut kennt. Sein naher politischer Rivale Bill Clinton, - auch wenn er nicht Anwärter ist - Experte in exterritorialen Gesetzen wie dem Helms‑Burton- und dem Torricelli-Gesetz, kann ihn bei so einem Thema wie der Blockade beraten, die er zu beseitigen versprochen hatte, was er niemals erfüllte.

Wie hat sich bei seiner Rede in Miami derjenige ausgedrückt, der ohne Zweifel vom sozialen und humanitären Standpunkt aus gesehen der fortschrittlichste Wahlkandidat für das Präsidentenamt der Vereinigten Staaten ist? „Während 200 Jahren” – sagte er – „haben die Vereinigten Staaten klar sehen lassen, dass wir den Eingriff in unserer Hemisphäre nicht zulassen werden, jedoch müssen wir beobachten, dass es eine bedeutende Intervention gibt - den Hunger, die Krankheit, die Verzweiflung. Von Haiti bis Peru können wir die Dinge etwas besser machen und müssen das tun, wir können die Globalisierung der leeren Mägen nicht akzeptieren…“ Wunderbare Definition der imperialistischen Globalisierung: die der leeren Mägen! Wir müssen ihm dafür danken; aber schon vor 200 Jahren hat Bolívar für die Einheit von Lateinamerika gekämpft und vor über 100 Jahren hat Martí im Kampf gegen die Annexion von Kuba durch die Vereinigten Staaten sein Leben gegeben. Wo sind die Unterschiede zwischen dem, was Monroe erklärt hat und dem, auf was Obama zwei Jahrhunderte später in seiner Rede Anspruch erhebt?

„Wir werden einen Sonderbeauftragten des Weißen Hauses haben, so wie es Bill Clinton handhabte“, - sagte er fast abschließend – „…wir werden das Friedenskorp erweitern und mehr Jugendliche darum bitten, dass sie dazu beitragen, dass unsere Beziehungen zu den Menschen stärker werden und vielleicht bedeutender. Wir können die Zukunft schmieden und nicht zulassen, dass die Zukunft uns schmiedet.“ Das ist ein schöner Satz, denn er billigt die Idee, oder zumindest die Befürchtung, dass die Geschichte die Persönlichkeiten macht und nicht umgekehrt.

Die Vereinigten Staaten von Heute haben nichts mehr mit jener Erklärung zu tun, welche von den 13 Kolonien, die sich gegen den englischen Kolonialismus erhoben, als Erklärung von Philadelphia über die Grundprinzipien abgegebenen wurde. Jetzt stellen sie ein gigantisches Imperium dar, das zu jenem Zeitpunkt seinen Gründern nicht in den Sinn gekommen ist. Jedoch hat sich für die Indianer und die Sklaven nichts geändert. Erstere wurde in dem Maße, in dem sich die Nation ausdehnte, ausgemerzt; die zweiten waren weiter Objekt von Versteigerungen auf den Märkten – sowohl Männer, Frauen als Kinder – und das noch fast ein Jahrhundert, trotzdem „die Menschen alle frei und gleich geboren werden”, wie es die Erklärung ausdrückt. Die objektiven Voraussetzungen des Planeten begünstigten die Entwicklung jenes Systems.

Obama sagt der Kubanischen Revolution einen antidemokratischen Charakter nach, der die Freiheit und die Menschenrechte nicht achtet. Genau das ist das Argument, das die US-Regierungen fast ohne Ausnahme verwendet haben, um ihre Verbrechen gegen unser Vaterland zu rechtfertigen. Die Blockade selbst ist ein Genozid und das ganz allein für sich. Ich möchte nicht, dass die US-amerikanischen Kinder in dieser beschämenden Ethik erzogen werden.

Die bewaffnete Revolution in unserem Land wäre vielleicht ohne das militärische Eingreifen, das Platt Amandment und das als deren Folge auferlegte koloniale Wirtschaftssystem nicht notwendig gewesen.

Die Revolution war Ergebnis der imperialen Herrschaft. Man kann uns nicht beschuldigen, diese aufgezwungen zu haben. Die wirklichen Veränderungen hätten ihren Ursprung in den Vereinigten Staaten haben können und müssen. Ihre eigenen Arbeiter haben vor über einem Jahrhundert die Forderung nach dem Acht-Stunden-Tag aufgestellt, welche die Tochter der Arbeitsproduktivität ist.

Das erste, was wir Führer der Kubanischen Revolution von Martí gelernt haben, war, im Namen einer Organisation zu glauben und zu handeln, die zur Durchführung einer Revolution geschaffen worden ist. Wir hatten zuvor immer Befugnisse und sofort nach der Institutionalisierung wurden wir unter Teilnahme von über 90 Prozent der Stimmberechtigten gewählt, wie es schon in Kuba üblich ist, und nicht mit so einer lächerlichen Teilnahme, die oft, wie in den Vereinigten Staaten, nicht einmal 50 Prozent der Wähler erreicht. Kein anderes kleines, wie wir einer Blockade unterliegendes Land wäre in der Lage gewesen, so lange einer Macht wie der seines Nachbarn die Stirn zu bieten, wenn dies auf der Grundlage von Ambition, Dünkel, Betrug bzw. Amtsmissbrauch geschehen würde. Dies zu behaupten ist eine Beleidigung der Intelligenz unseres heroischen Volkes.

Ich stelle die scharfe Intelligenz von Obama nicht infrage, seine Fähigkeit zum Polemisieren und seinen Unternehmensgeist. Er beherrscht die Kommunikationstechniken und steht in der Wahlkompetenz über seinen Rivalen. Ich beobachte mit Sympathie seine Ehefrau und seine Mädchen, die ihn jeden Dienstag begleiten und ermutigen; es ist ohne Zweifel ein angenehmes menschliches Bild. Trotzdem sehe ich mich gezwungen, mehrere heikle Fragen zu stellen, obwohl ich keine Antwort darauf haben will, ich möchte sie nur festhalten.

  1. Ist es korrekt, dass der Präsident der Vereinigten Staaten die Ermordung von irgendeiner Person auf der Welt anordnet, egal unter welchem Vorwand?

  2. Ist es ethisch, dass der Präsident der Vereinigten Staaten anordnet, andere Menschenwesen zu foltern?

  3. Ist der Staatsterrorismus ein Instrument, das ein so mächtiges Land wie die Vereinigten Staaten anwenden sollte, damit es Frieden auf dem Planeten gibt?

  4. Kann man ein Gesetz gut und ehrbar nennen, das wie das Adjustment Act als eine Bestrafung nur auf ein einziges Land, Kuba, angewendet wird, um es zu destabilisieren, auch wenn es das Leben von unschuldigen Kindern und Müttern kostet? Wenn es gut genannt werden kann, warum wendet man nicht das automatische Aufenthaltsrecht auf Haitianer, Dominikaner und Bürger der anderen Länder der Karibik an und tut dasselbe mit den Mexikanern, Zentralamerikanern und Südamerikanern, die wie Fliegen an der Mauer der mexikanischen Grenze bzw. in den Gewässern des Atlantischen und Pazifischen Ozeans sterben?

  5. Können die Vereinigten Staaten auf die Immigranten verzichten, welche das Gemüse, die Früchte, die Mandeln und andere Delikatessen für die US-Amerikaner anbauen? Wer würde ihre Straßen fegen, die Hausdienste leisten und die schwersten und am schlechtesten bezahlten Arbeiten ausführen?

  6. Sind die Razzien gegen die illegalen Einwanderer, die sogar die in den Vereinigten Staaten geborenen Kinder betreffen, gerecht?

  7. Sind das Brain Draining (Raub von Gehirnen) und die andauernde Abwerbung des besten wissenschaftlichen und intellektuellen Intelligenzen der armen Länder moralisch und zu rechtfertigen?

  8. Sie behaupten, wie ich zu Beginn dieser Reflexion anführte, dass Ihr Land schon vor langer Zeit die europäischen Mächte darauf hingewiesen hat, dass es keine Interventionen in der Hemisphäre zulassen würde, und unterstreichen gleichzeitig die Beanspruchung jenes Rechts für sich, indem Sie gleichzeitig fordern, an jeglichem Ort der Welt mit Unterstützung von hunderten auf die ganze Welt verteilten Militärstützpunkten, See-, Luft- und Weltraumstreitkräften eingreifen zu können. Ich frage Sie: Ist das die Art und Weise, durch welche die Vereinigten Staaten ihre Achtung gegenüber der Freiheit, der Demokratie und den Menschenrechten ausdrücken?

  9. Ist es gerecht, - unter welchem Vorwand auch immer - durch Überraschungshandlungen und vorbeugend sechzig oder mehr dunkle Winkel der Welt, wie sie Bush nennt , anzugreifen?

  10. Ist es ehrbar und klug Billionen und Aberbillionen Dollar im Militärindustriekomplex zu investieren, um Waffen herzustellen, welche die Erde mehrmals zerstören können?


Bevor Sie über unser Land urteilen, sollten Sie wissen, dass Kuba trotz der Wirtschafts- und Finanzblockade Ihres mächtigen Landes mit seinen Programmen im Bereich Bildung, Gesundheitswesen, Sport, Kultur und Wissenschaften – die nicht nur im eigenen Hoheitsgebiet angewendet werden, sondern ebenfalls in anderen armen Ländern der Welt - und mit dem in Solidarität mit anderen Völkern vergossenen Blut einen Beweis darstellt, dass man mit recht wenig sehr viel tun kann. Nicht einmal unserer besten Verbündeten, der UdSSR, wurde erlaubt, uns unser Schicksal vorzuschreiben.

Um mit anderen Ländern zusammenzuarbeiten können die Vereinigten Staaten nur Fachleute aus dem militärischen Bereich schicken. Sie können es nicht anders tun, da sie nicht genügend Personal zur Verfügung haben, das bereit ist, sich für andere aufzuopfern und einem Land in Schwierigkeiten eine bedeutende Hilfe zu leisten, obwohl wir in Kuba ausgezeichnete US-amerikanische Ärzte kennen gelernt haben, die mit uns zusammengearbeitet haben. Die Fachleute sind nicht Schuld daran, denn die Gesellschaft erzieht sie nicht breit angelegt in diesem Sinn.

Die Kooperation unseres Landes haben wir niemals ideologischen Voraussetzungen untergeordnet. Wir haben sie den Vereinigten Staaten angeboten, als Katrina New Orleans hart getroffen hatte. Unsere internationalistische medizinische Brigade trägt den Namen Henry Reeve, ein junger In jenem Land geborener Mann, der im Ersten Unabhängigkeitskrieg für die Souveränität von Kuba gekämpft hat und gefallen ist.

Unsere Revolution kann mehrere zehntausend Ärzte und Fachleute des Gesundheitswesens einberufen. Sie kann auf ebensolche massive Art und Weise Lehrer und Bürger aufrufen, die bereit sind, auf der Grundlage irgendeines edlen Vorhabens in jeglichen Winkel der Erde zu gehen. Und das weder um Rechte widerrechtlich an sich zu reißen, noch Rohstoffe zu erobern.

Im guten Willen und der Bereitschaft der Menschen sind unendliche Ressourcen vorhanden, die weder in einem Bankgewölbe aufbewahrt werden können, noch dort hineinpassen. Sie gehen nicht aus der zynischen Politik eines Imperiums hervor.


Fidel Castro Ruz

25. Mai 2008
22:35 Uhr

Donnerstag, 22. Mai 2008

Die unsterblichen Ideen von Martí

Reflexionen des Genossen Fidel: Die unsterblichen Ideen von Martí

Vor wenigen Tagen hat mir eine befreundete Person den Text einer Erklärung von Gallup, der bekannten Umfragefirma der Vereinigten Staaten, zugeschickt. Ich habe das Material aufgrund der für gewöhnlich gegen unser Vaterland verwendeten, lügenhaften und scheinheiligen Information mit einem gewissen Misstrauen durchgeblättert.

Es handelte sich um eine Umfrage über Bildung, in die Kuba, das normalerweise übergangen wird, mit einbegriffen war. Es wurde die Situation in vier Gebieten der Welt analysiert: Asien, Europa, Afrika und Lateinamerika. Bei einigen Aspekten waren mehrere Länder der Karibik mit eingeschlossen.

Erste Frage: Werden die Kinder deines Landes würdig und mit Achtung behandelt? Positive Antwort: Asien 73%, Europa: 67%, Afrika: 60%, Lateinamerika 41%. Bei Berücksichtigung der karibischen Länder sagt Gallup aus, dass in Haiti nur 13% der Befragten bejahend auf diese Frage antwortete.

Zweite Frage: Haben die Kinder deines Landes die Möglichkeit jeden Tag zu lernen und zu wachsen? In Asien haben 75% ja gesagt; in Europa 74%; in Afrika 60%; in Lateinamerika 56%. Viele Länder der Region blieben unter 50%.

Dritte Frage: Ist die Bildung dieses Landes jedermann zugänglich, der lernen möchte, unabhängig von seinen wirtschaftlichen Verhältnissen? Die Antworten in vielen lateinamerikanischen Ländern zeigen eine schmerzliche Situation auf und bessere Antworten erfolgten in der Englisch sprechenden Karibik.

Ich möchte keines der Länder verletzen, die ich anführe, aber es hätte keinen Sinn, diese Zeilen zu schreiben, ohne den Platz anzugeben, welchen Kuba – das so sehr verleumdet wird – bei dieser Umfrage innehatte. Es nahm den ersten Platz unter allen Ländern der Welt ein. Auf die erste Frage antworteten 93% der von Gallup Befragten mit Ja; auf die zweite 96% und auf die dritte 98%. Wie bekannt ist, hat der Kubaner die Angewohnheit, auf jede Frage vollkommen unumwunden zu antworten.

Ein weiterer Punkt, der besonders die Aufmerksamkeit erweckt, ist die Tatsache, dass in Venezuela auf die erste und zweite Frage entsprechend 70% und 80% mit Ja antworteten. Es handelt sich um eine Land, dass ein groß angelegtes Bildungsprogramm vorantreibt, womit es das Analphabetentum beseitigt und das Lernen und Studieren in allen Bildungsstufen fördert und dieser Prozess wurde erst vor wenigen Jahren eingeleitet. Deshalb nimmt es den zweiten Platz in der Region ein.

Auf die dritte Frage antwortete 82% mit Ja, womit es den dritten Platz in Lateinamerika und der Karibik erreichte. Trinidad und Tobago hatte ein besseres Ergebnis und nahm mit 86% den zweiten Platz ein.

In wichtigen Ländern Lateinamerikas, wie zum Beispiel Argentinien, Mexiko, Brasilien und Chile, beantworteten die Frage jeweils 57%, 56%, 52% und 43% der Befragten mit Ja. Bessere Ergebnisse als diese konnten die Dominikanische Republik, Panama, Uruguay, Belize und Bolivien mit jeweils 76%, 73%, 70%, 66% und 65% vorweisen. Paraguay und Haiti gehören zu denen, die mit 17% am schlechtesten abgeschlossen haben.

Kuba leistet Kooperationsarbeit in diesen beiden und vielen anderen Bruderländern der Hemisphäre, sowohl auf dem Gebiet der Bildung als im Gesundheitswesen, wobei es besonderen Wert auf die Ausbildung von medizinischem Personal legt. So erfüllt Kuba bescheiden seine martianische Pflicht: „Vaterland ist die Menschheit!“, so drückte es unser Nationalheld Martí aus.

Am 19. Mai war der Jahrestag 113 seines Todes, der 1895 in Dos Ríos erfolgte. Wie jedermann bekannt ist, hat das militärische Eingreifen der Vereinigten Staaten die Unabhängigkeit unseres Vaterlandes verhindert. Unzählige Patrioten hatten im Kampf während beinahe 30 Jahren den Tod gefunden.

Die starke Macht aus dem Norden war unserem Kampf immer feindlich gesinnt, denn seit langem hatte sie uns das eindeutige Schicksal zugewiesen, Teil ihres in voller Expansion befindlichen Territoriums zu werden.

Zum gegebenen Zeitpunkt erleichterte die Dekadenz des spanischen Imperiums, in dem niemals die Sonne unterging, der neuen imperialen Macht den Prankenhieb, um ihm Kuba, Puerto Rico, die Philippinen und Guam zu entreißen. Sie suchte nach den Vorwänden, wendete List und Lüge an, erkannte an, dass das kubanische Volk tatsächlich und rechtmäßig frei und unabhängig war, womit es die Unterstützung seiner abgehärteten Kämpfer erreichen wollte, damit diese ihren Interventions-Krieg unterstützten.

Bei jenem Endkampf machten die Spanier der gewohnten Tapferkeit ihrer Soldaten und der Beschränktheit ihrer Regierung alle Ehre. Das Geschwader von Cervera wurde am Ausgang der Bucht von Santiago de Cuba von den US-Panzerkreuzern Schiff um Schiff vernichtet, wie wir es schon vorher mehrmals erläutert haben, und das beinahe ohne einen Kanonenschuss abgeben zu können. Der große Betrug kam anschließend, als man Kuba, nachdem das Volk schon entwaffnet war, das Platt Amandment und leoninische Abkommen aufgezwungen hat. Das Land, zerstört und ausgeblutet, wurde unerbittlich in Eigentum der Vereinigten Staaten verwandelt.

Das ist die reale Geschichte.

Was geschieht in letzter Zeit? Sie drehen durch, aufgrund des unbeugsamen Widerstands unseres Volkes und dem bescheidenen Fortschritt auf dem Weg zu einer gerechteren Welt, trotz der Auflösung des sozialistischen Lagers und der UdSSR.

Radio Martí, TV Martí und andere hoch entwickelte Formen der Aggression durch die Medien sind Beleidigungen unseres Apostels der Unabhängigkeit, womit sie das kubanische Volk demütigen und seinen Widerstand brechen wollen.

Ein Schwall von Reden und Lügen wird gegen Kuba gerichtet. McCain, Bush´s Kandidat auf das Präsidentenamt des Imperiums, hält eine Rede; Bush selbst spricht. Gegen wen? Gegen Martí. In wessen Namen? In Martís Namen.

Sie berichten von schrecklichen Foltern, etwas, was in unserem Land niemals geschehen ist, wie sogar jeder der am wenigsten informierten Kubaner weiß. Und wer spricht von Foltern? McCain, der Kandidat, und George W. Bush, der Präsident.

Wie lautet die Erklärung des Kandidaten?

„Ich würde gern meinen beiden lieben Freunden aus dem Kongress, Lincoln und Mario Díaz-Balart, danken, welche große Verteidiger der Freiheit des Volkes von Kuba sind. Sie sind Männer von Ehre und Unbestechlichkeit. Ich achte und bewundere sie sehr. Sie sind die besten Kongressmitglieder, mit denen ich zusammenarbeiten konnte und die ich kennen lernte…“

„Meine lieben Freunde, heute, am Tag der Unabhängigkeit von Kuba, haben wir die Möglichkeit, das kulturelle Erbe und die am tiefsten liegenden Wurzeln des kubanischen Volkes zu feiern…“

„Die Freiheitskämpfer, welche vor über einhundert Jahren die Unabhängigkeit von Kuba erreichten, konnten sich nicht vorstellen, dass sich ihre Nachkommen ein Jahrhundert danach in einem Kampf um die Freiheit und die Demokratie befinden würden…“

„Eines Tages wird Kuba ein wichtiger Verbündeter zur Erreichung der Demokratie in unserer Hemisphäre sein…“

„Die Tyrannei wird sich nicht bis zum Ende aller Zeiten halten und als Präsident werde ich nicht passiv den Tag abwarten, an dem das kubanische Volk die Freude der Freiheit und Demokratie genießen kann. Ich werde nicht darauf warten…“

„Meine Regierung wird das Regime von Kuba zwingen, alle politischen Gefangenen ohne Vorbedingungen frei zu lassen und Wahlen unter internationaler Beaufsichtigung zu planen…“

„Das Embargo muss aufrecht erhalten werden, bis jene entscheidenden Elemente der Demokratie und Sozialdemokratie entstehen.“

„Es muss verhindert werden, dass Venezuela und Bolivien dem Beispiel von Kuba folgen.“


McCain hat in seinem Buch Der Glauben meiner Eltern gestanden, dass er in West Point zu den fünf schlechtesten Studenten seines Jahrgangs gehörte. Das beweist er jetzt. Am Ende seiner Zeit im Gefängnis wurde er schwach und das anerkennt er ebenfalls. Er warf unzählige Bomben auf das vietnamesische Volk ab. Wie viele Menschenleben und wie viel Geld hat jenes Abenteuer gekostet? Damals war das Gold 35 Dollar wert und sie haben in jenem Krieg 500 Milliarden verschwendet. Die Folgen davon werden noch heutzutage bezahlt. Die Troy-Unze kostet heutzutage tausend Dollar und erneut werden jedes Jahr Gelder in dreistelliger Milliardenhöhe in Kriegen verschwendet. Neue und vielschichtige Probleme kommen hinzu. Wo sind die Lösungen?

Was hat Präsident George W. Bush gesagt?

„Vor 113 Jahren verlor Kuba José Martí, seinen großen Dichter und Patrioten, und vor 106 Jahren erreichte Kuba seine Unabhängigkeit, für die Martí sein Leben gegeben hatte… Martí und seine Worte bewiesen, dass er noch mehr Recht hatte, als wir es uns vorstellen konnten…“

„Das Regime hat nicht einmal kosmetische Veränderungen vorgenommen. Die Dissidenten werden weiterhin verfolgt, geschlagen und in Gefängnisse gesperrt…“

„Die Welt hat sein Augenmerk auf das kubanische Regime gerichtet. Wenn es sich wirklich öffnet oder eine Öffnung bezüglich der Information einführt, die politischen Rechte und die Menschenrechte achtet, dann kann es sagen, dass wirklich eine Veränderung in jenem Land begonnen hat… Wir werden nicht billigen, dass sie uns enttäuschen und uns belügen, und das kubanische Volk wird das auch nicht zulassen. Während das Regime sich isoliert, wird das kubanische Volk weiter mit Würde, Ehre und Mut handeln…“

„Das ist der erste Tag der Solidarität mit dem kubanischen Volk, und die Vereinigten Staaten sollen diese Tage in Erinnerung behalten, sie feiern, bis die Freiheit Kuba erreicht.

Wir müssen Kuba unterstützen, bis es zu einer demokratischen, friedlichen Nation wird.

Wir haben die Anstrengungen zur Förderung von Freiheit und Demokratie in Kuba erhöht, einschließlich der Informationsöffnung und des Informationszugangs über Radio „Martí“.

Wir wollen ebenfalls Nichtregierungsorganisationen und anderen Wohltätigkeitseinrichtungen Lizenz erteilen, damit das kubanische Volk Zugang zu Mobiltelefonen und zu Internet hat…“

„Durch diese Maßnahmen reichen die Vereinigten Staaten dem kubanischen Volk die Hand. Wir wissen jedoch, dass sich das Leben für die Kubaner nicht radikal ändern wird, bis ihre Regierungsform sich nicht ändert. Für diejenigen, die jahrzehntelang gelitten haben, erscheinen diese Veränderungen vielleicht unmöglich, aber die Wahrheit ist die, dass sie unvermeidbar sind…“

„Der Tag wird kommen, an dem alle politischen Gefangenen frei gelassen sein werden und das führt uns zu einem weiteren großen Tag: wenn Kuba seine eigenen Führer wählen kann, indem es in freien und gerechten Wahlen abstimmt.

Einhundertdreizehn Jahre nach dem Tod von José Martí drückt ein neuer Dichter und Patriot die Hoffnung des kubanischen Volkes aus. Willy Chirino wird ein Lied singen, das in den Herzen und auf den Lippen des kubanischen Volkes ist: Unser Tag ist schon nah.“


Von der schon Jahrzehnte dauernden Belagerung, um Hunger hervorzurufen, und von der Blockade kein Wort.

Martí war ein tiefgründiger Denker und ein vertikaler Antiimperialist. Niemand kannte zu seiner Zeit mit solcher Genauigkeit wie er die unheilvollen Folgen der Währungsabkommen, welche die Vereinigten Staaten den lateinamerikanischen Ländern aufzuzwingen versuchten, und welche die Vorlage derjenigen des freien Handels waren, welche heute, unter ungleicheren Bedingungen als je, erneut ins Leben gerufen wurden.

„Wer Wirtschaftsunion sagt, sagt politisches Bündnis. Das Volk, das kauft, befiehlt. Das Volk, das verkauft, dient. Man muss den Handel ausgleichen, um die Freiheit abzusichern…. Das Volk, das frei sein will, muss frei in den Geschäften sein.“ Das sind Prinzipien, die Marti ausgerufen hat.

Damals wurde mit Gold oder Silber bezahlt, heute, mit Scheinen.

In dem unbeendeten Brief an seinen Freund Manuel Mercado am Vorabend seines Todes wies er darauf hin:

„…Ich laufe bereits jeden Tag Gefahr, mein Leben für mein Land und für meine Pflicht zu opfern – da ich der Meinung bin und die Verfassung dafür habe -, mit der Unabhängigkeit Kubas rechtzeitig zu vermeiden, dass die USA sich auf die Antillen ausweiten und sich mit dieser zusätzlichen Kraft auf die Länder unseres Amerikas stürzen. All das, was ich bis zum heutigen Tag getan habe und das, was ich tun werde, ist zu diesem Zweck. In aller Stille musste es geschehen und fast indirekt, weil es Dinge gibt, die im Verborgenen getan werden müssen, damit sie gelingen. Wenn man sie als das, was sie sind offenbaren würde, würden zu starke Hindernisse entstehen, um durch sie das Ziel zu erreichen.“

Wie häufig diese wunderbar dargelegten, vertrauten und aufschlussreichen Worte wiederholt werden, spielt keine Rolle.

Mit diesen kurz und bündigen Sätzen im Kopf ging er einige Stunden später auf eigene Kosten in den Kampf gegen eine spanische Kolonne. Niemand hätte ihn aufhalten können. An der ersten Linie reitend wurde er während seines ungestümen Vormarschs von drei tödlichen Schüssen getroffen.

Am 26. Juli 2004, als Bush in seinem absurden antiterroristischen Krieg bereits seit fast drei Jahren bombardiert, gefoltert und getötet hatte, als die Invasion im Irak bereits begonnen hat, habe ich seine merkwürdige Persönlichkeit analysiert. Dabei bin ich von der Untersuchung des interessanten Buches Bush auf der Couch von Dr. Justin A. Frank ausgegangen, das eine der aufschlussreichsten und begründeten Studien der Persönlichkeit von George W. Bush beinhaltet:

„Die Verschwörung ist eine übliche Erscheinung unter den Alkohol-Trinkern, sowie die Beharrlichkeit, die sich bei der Tendenz von Bush offenbart, Schlüsselwörter und grundlegende Sätze zu wiederholen, als ob die Wiederholung ihm helfen würde, die Ruhe zu behalten und aufmerksam zu bleiben.“

„…Wenn wir darüber hinaus annehmen, dass die Tage des Alkoholismus von George W. Bush überwunden sind, bleibt noch die Frage offen, welchen permanenten Schaden konnte der Alkohol außer der beträchtlichen Wirkung auf seine Persönlichkeit, die wir bis zu seiner Abstinenz ohne Therapie verfolgen können verursacht haben, bevor er den Verbrauch eingestellt hat. Jede integrale psychologische oder psychoanalytische Studie des Präsidenten Bush muss erkunden, inwieweit das Gehirn und dessen Funktionen sich in mehr als 20 Jahren Alkoholismus verändert haben.“


Keiner der beiden Redner vom 20. und 21. Mai erwähnt auch nur die Fünf kubanischen antiterroristischen Kämpfer, deren Information erlaubt hat, die Pläne von Posada Carriles zu entdecken, und die Sprengung von Flugzeugen mit ausländischen Besuchern an Bord, einschließlich US-Touristen, während des Fluges zu vermeiden, die mit dem Ziel vorgesehen waren, den Tourismus zu beeinträchtigen. Sie haben die Präsidentin von Panama unter Druck gesetzt und sie bestochen, und haben mitgeholfen, ihn freizulassen. Santiago Álvarez hat ihn nach Florida gebracht. Ich habe das öffentlich angezeigt, fast unverzüglich. Alles ist bewiesen worden. Später wurde bei Santiago Álvarez selbst ein enormes Arsenal beschlagnahmt.

Sie wünschen die Straflosigkeit der Terroristen und der Söldner. Wie wenig kennen sie Kuba und sein Volk!

Die groben Lügen von McCain und Bush stellen den einzige Weg dar, um absolut nichts bei dem tapferen Volk zu erreichen, das der Macht des Imperiums während fast einem halben Jahrhundert zu widerstehen wusste.

Wir möchten es für der Geschichte feststellen: Die unsterblichen Ideen, denen Martí mit seinem vergossenen Blut Kraft verliehen hat, werden niemals verraten!


Fidel Castro Ruz

22. Mai 2008
23:12 Uhr

Sonntag, 18. Mai 2008

Zwei hungrige Wölfe und ein Rotkäppchen

Reflexionen des Genossen Fidel: Zwei hungrige Wölfe und ein Rotkäppchen

Eine Grundidee hat meine Gedankenwelt seit meiner lang zurückliegenden Zeit als utopischer Sozialist beschäftigt. Diese hatte ihren Ausgangspunkt bei Null, einfach ausgehend von den einfachen Vorstellungen von Gut und Böse, welche die Gesellschaft, in der man geboren wird, jedem einflößt, wenn man diese - ganz von Instinkten erfüllt und ohne Wertgefühle – in jeder Gesellschaft und Zeitepoche von den Eltern, besonders den Müttern, vermittelt bekommt.

Da ich keinen politischen Lehrmeister hatte, waren Glück und Zufall untrennbare Bestandteile meines Lebens. Ich erwarb eine Ideologie auf eigene Rechnung, und zwar von dem Augenblick an, zu dem ich eine reale Möglichkeit hatte, die von mir als Kind, Teenager und junger Student erlebten Jahre zu beobachten und zu überdenken. Die Bildung wurde für mich zu einem Instrument schlechthin für eine Veränderung in der mir zu leben zugedachten Epoche und von der das Überleben unserer zarten Gattung an sich abhängen würde.

Nach einer langjährigen Erfahrung ist das, was ich heute über dieses heikle Thema denke, vollkommen kohärent mit dieser Idee. Ich brauche nicht um Entschuldigung zu bitten, - wie es einige vorziehen - um die Wahrheit zu sagen, selbst wenn diese hart ist.

Vor mehr als zweitausend Jahren hat Demosthenes, berühmter griechischer Redner, auf öffentlichen Plätzen mit Eifer eine Gesellschaft verteidigt, in der 85 Prozent der Menschen Sklaven bzw. Bürger waren, die weder Gleichheit noch Rechte als etwas Natürliches genossen. Die Philosophen teilten diesen Gesichtspunkt. Davon ausgehend entstand das Wort Demokratie. Zu jener Zeit konnte man nicht mehr von ihnen verlangen. Heutzutage, wo man über ein sehr umfangreiches Wissen verfügt, die Produktivkräfte sich unzählige Male vervielfältigt haben und die Botschaften über die Massenmedien für Millionen Menschen ausgearbeitet werden, will die riesige Mehrheit - der traditionellen Politik überdrüssig – nichts von ihr hören. Die an der Öffentlichkeit stehenden Personen genießen keinerlei Vertrauen und das zu einem Zeitpunkt, wo die Völker aufgrund der sie bedrohenden Gefahren dieses am meisten benötigen.

Nach dem Fall der UdSSR hat Francis Fukuyama, US-amerikanischer Staatsbürger japanischer Herkunft, geboren und erzogen in den Vereinigten Staaten und mit akademischem Abschluss an einer dortigen Universität, sein Buch Das Ende der Geschichte und der letzte Mensch geschrieben, das sicherlich viele kennen, da von den Führungskräften des Imperiums sehr dafür geworben wurde. Er war zu einem Falken des Neokonservatismus und Befürworter des Einheitsdenkens geworden.

Seiner Meinung nach würde eine einzige Klasse übrig bleiben, die US-amerikanische Mittelschicht; alle anderen – denke ich – würden wir dazu verurteilt sein, Bettler zu sein. Fukuyama war entschlossener Befürworter des Krieges gegen den Irak, genau so wie Vizepräsident Cheney und seine erlesene Gruppe. Für ihn endet die Geschichte dort, wo Marx „das Ende der Vorgeschichte“ sah.

Zur Eröffnungszeremonie des am vergangenen 15. Mai in Peru veranstalteten Gipfels Lateinamerika und die Karibik- Europäische Union wurde auf Englisch, Deutsch und in anderen europäischen Sprachen gesprochen, ohne dass die wichtigsten Teile der Reden von den Fernsehanstalten ins Spanische bzw. Portugiesische übersetzt wurden, als ob in Mexiko, Brasilien, Peru, Ecuador und anderen Ländern die Indios, Schwarzen, Mestizen und Weißen – über 550 Millionen Menschen, davon der größte Teil arm – Englisch, Deutsch oder eine andere ausländische Sprache sprechen würden.

Jedoch wird jetzt die große Versammlung von Lima und ihre Abschlusserklärung lobend genannt. Dort wurde unter anderem zu verstehen gegeben, dass die Waffen, die ein vom Imperium mit dem Genozid bedrohtes Land erwirbt, wie es Kuba seit vielen Jahren ist und jetzt Venezuela, sich ethisch nicht von denen unterscheiden, welche die Kräfte der Repressionsgewalt zur Unterdrückung des Volkes und zur Verteidigung der Interessen der Oligarchie, die Verbündete jenes Imperiums ist, verwenden. Man kann nicht die Nation in eine Ware verwandeln und noch weniger die Gegenwart und Zukunft der neuen Generationen aufs Spiel setzen.

Die 4. Flotte, als Interventionskraft und drohende Macht, wird natürlich in den Reden nicht erwähnt, die von jenem Treffen im Fernsehen übertragen wurden. Eines der dort vertretenen lateinamerikanischen Länder hat gerade gemeinsame Manöver mit einem US-Flugzeugträger Nimitz durchgeführt, der mit aller Art Waffen zur Massenvernichtung bestückt ist.

In jenem Land haben vor wenigen Jahren die Repressionskräfte mehrere Zehntausend Menschen verschwinden lassen, gefoltert und ermordet. Die Nachkommen der Opfer wurden durch die Verteidiger der Besitztümer der besonders Reichen enteignet. Seine wichtigsten militärischen Führungskräfte haben mit dem Imperium bei seinen schmutzigen Machenschaften kollaboriert. Sie haben auf diesen Bund vertraut. Warum sollte man erneut in dieselbe Falle gehen? Obwohl die Schlussfolgerung, auf welches Land angespielt wird, einfach ist, möchte ich es nicht nennen, um nicht eine Brudernation zu verletzen.

Jenes Europa, welches bei dieser Zusammenkunft den Ton angab, ist dasselbe, das den Krieg gegen Serbien befürwortet hat, die Eroberung des Erdöls von Irak durch die Vereinigten Staaten, die religiösen Konflikte im Nahen und Mittleren Osten, die geheimen Gefängnisse und Flugzeuglandungen und die Pläne von schrecklichen Folterungen und Ermordungen, die von Bush ausgeheckt wurden.

Jenes Europa stimmt mit den Vereinigten Staaten bei den exterritorialen Gesetzen überein, wobei es die Souveränität ihrer eigenen Gebiete verletzt, verstärkt die Blockade gegen Kuba, indem es den Technologietransfer, die Lieferung von Teilen und sogar von Arzneimitteln an unser Land behindert. Seine Medien verbinden sich mit der Medienmacht des Imperiums.

Was ich während des ersten Treffens zwischen Lateinamerika und Europa vor neun Jahren in Rio de Janeiro gesagt habe, behält seine volle Gültigkeit. Nichts hat sich seit damals verändert, ausgenommen die objektiven Voraussetzungen, welche die unmenschliche kapitalistische Ausbeutung noch unhaltbarer machen.

Der Gastgeber des Treffens war nahe daran, die Europäer aus dem Häuschen zu bringen, als er einige der von Kuba vorgelegten Punkte bei der Abschlussveranstaltung nannte:

1. Erlassung der Auslandsschuld von Lateinamerika und der Karibik;

2. Investment in Ländern der Dritten Welt von 10 Prozent der Ausgaben für militärische Zwecke;

3. Aufhebung der enormen Subventionen für die Landwirtschaft, die mit der Landwirtschaftproduktion unserer Länder konkurrieren;

4. Zuweisung des Lateinamerika und der Karibik entsprechenden Teils der Verpflichtung von den 0,7% des BIP an diese Länder.

Den Gesichtern und Blicken nach zu urteilen konnte ich beobachten, dass die führenden europäischen Persönlichkeiten einige Sekunden lang schockiert waren. Aber, warum sollte man verbittert werden? In Spanien wird es noch einfacher sein, mitreißende Reden und wunderbare Schlusskommuniques zu halten. Es war hart gearbeitet worden. Das Festessen war serviert. Auf dem Tisch würde keine Nahrungsmittelkrise zu sehen sein. Die Proteine und die Liköre würden reichlich vorhanden sein. Es fehlte nur Bush, der unermüdlich für den Frieden im Mittleren Osten arbeitete, wie er es für gewöhnlich tut. Er war entschuldigt. Es lebe der Markt!

Der bei den reichen Vertretern von Europa vorherrschende Geist war die ethnische und politische Überlegenheit. Sie waren alle Träger der bürgerlichen kapitalistischen und nur auf den Konsum ausgerichteten Denkweise und sprachen und applaudierten in deren Namen. Viele von ihnen hatten die Unternehmer mitgebracht, welche die Stütze und das Fundament „ihrer demokratischen Systeme, Bürgen der Freiheit und der Menschenrechte“ sind. Man muss Experte in Physik der Wolken sein, um sie zu verstehen.

Zurzeit stehen die Vereinigten Staaten und Europa wegen dem Erdöl, den wichtigsten Rohstoffen und den Märkten im Wettbewerb zu- und gegeneinander. Hierzu kommt jetzt noch der Vorwand des Kampfes gegen den Terrorismus und das organisierte Verbrechen, die sie mit den alles verzehrenden und unersättlichen Konsumgesellschaften selber geschaffen haben. Zwei hungrige Wölfe als gute Großmütter verkleidet und ein Rotkäppchen.


Fidel Castro Ruz

18. Mai 2008
22:32 Uhr

Sonntag, 4. Mai 2008

Eine Hemisphären-Antwort der Yankees: Die 4. Interventionsflotte

Reflexionen des Genossen Fidel: Eine Hemisphären-Antwort der Yankees: Die 4. Interventionsflotte

Sie wurde im Jahr 1943 zur Bekämpfung der Nazi-Unterseeboote und zum Schutz der Schifffahrt während des Zweiten Weltkrieges gegründet. Sie wurde im Jahr 1950 inaktiviert, da sie überflüssig war. Das Südkommando ersetzte die hegemonischen Bedürfnisse der Vereinigten Staaten in unserem Gebiet. Dennoch wurde sie nach 48 Jahren vor einigen Tagen wieder ins Leben gerufen und ihre Interventionsziele brauchen nicht bewiesen zu werden. Ihre eigenen Militärchefs haben es in ihren Erklärungen ganz natürlich, spontan und sogar unaufdringlich bekannt gegeben. Überlastet mit den Problemen bezüglich der Nahrungsmittelpreise, der Energie, des ungleichen Austausches, der Wirtschaftsrezession auf dem für seine Produkte wichtigsten Markt, der Inflation, der Klimawechsel-Erscheinungen, und der für die Konsumträume erforderlichen Investitionen, kompromittierten sie die Zeit und die Energie der Regierenden und Regierten.

Aber die Tatsache ist, dass die Entscheidung zur erneuten Schaffung der 4. Angriffsflotte in der ersten Aprilwoche verkündet wurde, fast einen Monat nach dem Angriff auf das Gebiet von Ecuador mit US-Bomben und Technologie und unter US-Druck, wobei Bürger verschiedener Länder getötet und verletzt wurden, was große Ablehnung der führenden lateinamerikanischen Persönlichkeiten während der in der Hauptstadt der Dominikanischen Republik durchgeführten Sitzung der Rio-Gruppe verursachte.

Noch schlimmer: Dieses Ereignis findet zu einem Zeitpunkt statt, wo die Ablehnung zur von den Vereinigten Staaten geförderten Teilung von Bolivien fast einmütig ist. Die Militärchefs selbst haben erklärt, dass ihr Verantwortungsbereich mehr als 30 Länder umfassen wird, was 15,6 Millionen Quadratmeilen in den angrenzenden Gewässern von Mittel- und Südamerika, des karibischen Meeres und seiner zwölf Inseln, Mexiko und von den europäischen Gebieten auf dieser Seite des Atlantiks umfasst.

Die Vereinigten Staaten besitzen zehn Nimitz-Flugzeugträger, deren Parameter ungefähr ähnlich sind: Wasserverdrängung von 101 000 bis 104 000 Tonnen Höchstlast; Schiffsdecklänge 333 Meter; Schiffsdeckbreite 76,8 Meter; zwei Kernreaktoren; höchste Geschwindigkeit 56 Km pro Stunde; 90 Kriegsflugzeuge. Der letzte von ihnen heißt George H.W. Bush, wie der Vater des jetzigen Präsidenten. Der Vater selbst hat ihn bereits mit Champagner getauft und er soll in den folgenden Monaten fertig gestellt werden, um sich den anderen Schiffen anzuschließen.

Kein einziges Land auf der Welt besitzt ein Schiff wie diese, die alle mit hoch entwickelten Kernwaffen ausgerüstet sind und sich jedem unserer Länder bis auf wenige Meilen annähern können. Der nächste Flugzeugträger, der USS Gerald Ford, wird ein neues Modell sein: Stealth-Technologie, unsichtbar für Radare, und elektromagnetische Waffen. Der Haupthersteller solcher Flugzeugträger ist das Unternehmen Northrop Grumman, dessen jetziger Präsident auch Mitglied des Vorstandes der US-Ölgesellschaft Chevron-Texaco ist. Die Kosten des letzten Nimitz betrugen sechs Milliarden Dollar, und das ohne Flugzeuge, Geschosse und Betriebskosten mitzurechnen, die ebenfalls in Milliardenhöhe sein können. Sieht wie eine Sciencefiction-Erzählung aus. Mit diesem Geld hätte man das Leben von Millionen Kindern retten können.

Was ist die erklärte Zielsetzung der 4. Angriffsflotte? „Den Terrorismus und solche unerlaubte Tätigkeiten wie den Drogenhandel zu bekämpfen“, sowie eine Botschaft an Venezuela und den Rest der Region zu übermitteln. Es wurde angekündigt, dass sie ab nächsten 1. Juli operieren wird.

Der Leiter des US-Südkommandos, Admiral James Stavrides, erklärte, dass dieses Land kräftiger „auf dem Ideenmarkt arbeiten muss, um die Herzen und den Verstand“ der Bevölkerung in der Region zu gewinnen.

Die Vereinigten Staaten verfügen bereits über die 2., 3., 5., 6. und 7. Flotten, die im Westatlantik, im Ostpazifik, im Mittleren Osten, im Mittelmeer, im Ostatlantik und im Westpazifik stationiert sind. Es fehlte nur die 4. Flotte, um alle Meere des Planeten zu beaufsichtigen. Insgesamt verfügen sie über neun Nimitz-Flugzeugträger, die sich im aktiven Dienst oder kurz vor ihrer vollen Kampfbereitschaft befinden, wie der George H. W. Bush. Die Vereinigten Staaten besitzen die notwendige Rücklage, um die Macht irgendeiner ihrer Flotten auf einem bestimmten Schauplatz zu verdreifachen oder sogar zu vierfachen.

Die Flugzeugträger und Atombomben, mit denen unsere Länder bedroht werden, dienen dazu, den Terror und den Tod zu verbreiten, aber nicht, um den Terrorismus und die unerlaubten Tätigkeiten zu bekämpfen.

Sie sollten auch dazu dienen, die Mittäter des Imperiums zu beschämen und die Solidarität unter den Völkern zu vervielfachen.


Fidel Castro Ruz

4. Mai 2008
20:46 Uhr