Donnerstag, 12. Februar 2009

Treffen mit Chiles Präsidentin Michelle Bachelet

Reflexionen des Genossen Fidel: Treffen mit Chiles Präsidentin Michelle Bachelet

Unabhängig davon, was ich über das freundschaftliche Treffen verlauten lasse, werden einige Presseagenturen und Veröffentlichungen die Information aufnehmen und verbreiten, indem sie von dem Greis sprechen, von dem Rekonvaleszenten einer schweren Krankheit oder irgendeine andere darauf gerichtete Bezeichnung verwenden, um den bescheidenen Wert dessen, was ich zu meiner angesehenen Gesprächspartnerin sagte, zu vermindern.

Michelle besitzt den Verdienst, durch die Stimmabgabe der Mehrheit für die Sozialistische Partei, die sie als Kandidatin aufgestellt hatte, als Präsidentin von Chile gewählt worden zu sein. In Lateinamerika war es das erste Mal in den letzten Jahren, dass eine linke Organisation solch einen Sieg errungen hatte - ohne Unterstützung durch Geld, die Waffen und den Publicity-Apparat der Yankees.

Und mehr noch, diese Auszeichnung entsprach der Sozialistischen Partei von Salvador Allende, der unter dem verschlagenen direkten Luftangriff auf den Regierungspalast La Moneda umkam, wo er sein Amt als verfassungsmäßiger Präsidenten von Chile ausübte. Er bat weder um Waffenstillstand noch gestand er ihn den anderen zu. Er war entschlossen, auf seinem Posten zu sterben, wie er es versprochen hatte.

Der Verrat des unheilvollen chilenischen Armeechefs, der allen bis zum letzten Augenblick etwas vormachte und alle täuschte, hatte keinen Präzedenzfall.

Sogar das Haus, in dem Allendes Familie in Tomás Moro wohnte, wurde angegriffen und zerstört.

In den sehr schweren Augenblicken jener Zeit, als Tausende Gefolterte, Ermordete und Verschwundene zurückgeblieben waren, führte eine sehr junge Frau, Gladys Marín, die Kommunistische Partei Chiles. Diese hatte sich über Jahrzehnte der Anstrengungen und Opfer der chilenischen Arbeiterklasse gestählt und übergab Gladys diesen verantwortlichen Posten.

Gladys Marín und ihre Partei irrten sich nicht, als sie Michelle Bachelet ihre ganze Unterstützung gaben, womit sie das Ende des Einflusses von Augusto Pinochet bestimmten. Es konnte nicht zugelassen werden, dass der vom Imperium entworfene und an die Macht gebrachte Tyrann ein weiteres Mal die Geschicke von Chile lenken würde.

Die Weltöffentlichkeit verabscheute sein Verhalten.

Trotz alledem war es nicht leicht und ist es bis jetzt noch nicht einfach, das intrigant gesponnene Gesetzesnetz auseinander zu nehmen, mit dem die rachsüchtige und faschistische Oligarchie mit Hilfe der Yankees die chilenische Nation, die ein besseres Schicksal verdient hat, anbindet.

Dieselbe Oligarchie war es, die Bolivien vor über mehr als einhundert Jahren, in dem 1879 entfachten Krieg, die Meeresküste entriss, durch welche das Land weitläufig Zugang zum Pazifischen Ozean hatte.

Bolivien erlitt eine außerordentliche historische Demütigung in jenem Kampf. Ihm wurde nicht nur die Meeresküste und der Zugang zum Meer entrissen, sondern dem Land von authentisch amerikanischer Herkunft, vor allem der Aimaras und Quechuas, wurden ausgedehnte, sehr kupferreiche Gebiete weggenommen, welche die größten Vorkommen der Welt darstellten. Deren Produktion erreicht heute, nachdem sie 130 Jahre lang abgebaut worden ist, 5,364 Milliarden Tonnen jährlich und sie bringt der chilenischen Wirtschaft Einnahmen in Höhe von 18,452 Milliarden Dollar jährlich. Die moderne Gesellschaft ist unvorstellbar ohne das Kupfermetall, dessen Preise steigende Tendenz aufweisen.

Weitere wertvolle Mineralien und Naturprodukte sind aufgetaucht, von denen einige schon erschöpft sind und andere, neue, sehr hohe Preise haben. Es ist unbekannt, welche von ihnen chilenischer und welche bolivianischer Herkunft waren.

Evo Morales, der jetzige Präsident von Bolivien, hegt aber deswegen keinerlei Groll, sondern hat im Gegenteil sein Gebiet für eine breite und moderne Straße angeboten, über welche die Erzeugnisse der effizienten Industrie von Chile, die sich voll im Aufschwung und in Entwicklung befindet und sehr fleißige und produktive Beschäftigte hat, zu vielen Märkten der Welt geschickt werden könnten.

Chile ist auch besonders effizient bei der Herstellung nahrhafter Lebensmittel und hochwertiger Holzarten auf seinem landwirtschaftlichen Boden, in seinen Bergen und mit seinem privilegierten Klima.

Es gibt kein Land, das es bei der Effizienz seiner Meereskulturen und bei Produkten solch hoher Nachfrage wie Lachs und anderen gezüchteten und natürlichen Arten in seinen reichhaltigen Meeres- und Binnengewässern übertrifft.

Der 15. Februar, Tag des Referendums über die Verfassungsabänderung in der Bruderrepublik Venezuela, steht kurz bevor.

José Martí war der tiefgründigste revolutionäre Denker, den Kuba je hatte, und ist unser Nationalheld. Vor dem Abbild aus Granit jenes Denkers hat Michelle Bachelet im Namen ihres Volkes eine Kranzniederlegung vorgenommen, wofür wir sehr dankbar sind.

Er sagte vor 115 Jahren über Bolívar: „Was er nicht fertig gestellt hat, ist noch heute unbeendet, denn Bolivar hat in Amerika noch viel zu tun.”

„Bolivar wacht alle einhundert Jahre auf”, urteilte andererseits der große chilenische Dichter Pablo Neruda.

Jetzt, wo der zweihundertste Jahrestag seiner Rebellion gegen die spanische Metropole bevorsteht, erwacht Bolivar erneut im revolutionären Handeln von Chávez. Wenn der neue Revolutionsführer, der sein kämpferisches Volk leitet, die Zielstellung nicht erreichen würde, dann ist es schwer, dass irgendein anderer Führer dies schaffen könnte. Die Mittel der Medien, über welche die Oligarchie und das Imperium verfügen, würden nicht übertroffen werden können.

Was sollte man also tun, damit dieser Planet aufhört, so wie Dantes Hölle zu sein, wo ein Schild am Eingang dazu aufforderte, jegliche Hoffnung aufzugeben?

Ich bin jedoch sicher, dass die Revolution in Venezuela den Sieg davontragen wird, und in Chile wird das Ideal des Sozialismus, um das Salvador Allende gekämpft und für das er sein Leben gegeben hat, endgültig siegen.

Über diese Themen habe ich mich mit Michelle Bachelet unterhalten, die mir die Ehre erwies, mir mit Interesse zuzuhören, sich herzlich mit mir zu unterhalten und ihre Ideen umfangreich zum Ausdruck zu bringen.

Ich werde immer über ihren freundschaftlichen Besuch zufrieden sein.


Fidel Castro Ruz

12. Februar 2009
17:12 Uhr

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