Reflexionen des Genossen Fidel: Die Lügen und Rätsel um den Tod von bin Laden
Diejenigen, die bin Laden hingerichtet haben, haben nicht auf eigene Faust gehandelt. Sie führten Befehle der US-Regierung aus. Sie wurden genau ausgewählt und für Sonderoperationen ausgebildet. Es ist bekannt, dass der Präsident der Vereinigten Staaten sich sogar mit einem im Kampf befindlichen Soldat in Verbindung setzen kann.
Stunden nach der in der pakistanischen Stadt Abbottabad durchgeführten Operation, einer Stadt, die Sitz der Militärakademie mit dem größten Ansehen jenes Landes und von wichtigen Kampfeinheiten ist, bot das Weiße Haus der Weltöffentlichkeit eine sorgfältig ausgearbeitete Version über den Tod des Al Qaeda-Chefs Osama bin Laden an. Natürlich konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der Welt und der internationalen Presse auf das Thema, womit die anderen Nachrichten von öffentlichem Interesse verdrängt wurden. Die US-Fernsehketten verbreiteten die tadellos ausgearbeitete Rede des Präsidenten und zeigten Bilder über die Reaktion der Öffentlichkeit.
Es war offensichtlich, dass der Welt bewusst wurde, wie sensibel diese Angelegenheit ist, denn Pakistan [wo die Vereinigten Staaten und die NATO einen verheerenden Krieg führen, der schon zehn Jahre dauert] ist ein Land mit 171,841 Millionen Einwohnern, besitzt Atomwaffen und ist ein traditioneller Verbündeter der Vereinigten Staaten.
Ohne Zweifel kann das muslimische Land nicht mit jenem blutigen Krieg einverstanden sein, den die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten gegen Afghanistan führen, einem weiteren muslimischen Land, mit dem es eine komplexe gemeinsame Grenze in den Bergen hat, die vom englischen Kolonialimperium gezogen wurde und wo auf beiden Seiten der Trennlinie dieselben Stämme leben.
Die US-Presse selbst hat begriffen, dass der Präsident fast alles verborgen hat. Die westlichen Nachrichtenagenturen ANSA, AFP, AP, Reuters und EFE, die Printmedien und wichtige Websites haben interessante Informationen über das Ereignis gebracht.
The New York Times schreibt, dass die Tatsachen weit von der am Dienstag vom Weißen Haus und hohen Geheimdienstbeamten öffentlich dargelegten Situation entfernt liegen, gemäß der der Tod von Bin Laden – über den sie schließlich anerkannt haben, dass er nicht bewaffnet war, obwohl sie versicherten, dass er ‚Widerstand geleistet’ habe – inmitten einer intensiven Schießerei erfolgt sei.
Aber gemäß der Zeitung aus New York war die Operation, »wenn auch chaotisch und blutig, doch äußerst einseitig, und wurde von einer Truppe von über 20 Mitgliedern der SEAL ausgeführt, die schnell die Handvoll Leute beseitigten, die bin Laden schützten.«
Die »Times« versichert jetzt, dass »die einzigen Schüsse, die von denen abgegeben wurden, die im Wohnkomplex waren, zu Beginn der Operation erfolgten«.
Genau gesagt, erfolgten diese, als Abu Ahmed al Kuwaiti, der Vertrauensbote von Bin Laden, hinter der Tür des Gästehauses, das neben dem Haus liegt, wo sich bin Laden verbarg, das Feuer eröffnete.
»Nachdem die SEALs Kuwaiti und eine Frau im Gästehaus getötet hatten, sind die US-Amerikaner kein einzigen Mal mehr mit Schüssen angegriffen worden«, berichtet die Zeitung, indem sie sich auf jene Quelle beruft, deren Identität sie nicht enthüllt.
»Am Dienstag hatte Jay Carney, Regierungssprecher des Weißen Hauses, bei einer ‚Nacherzählung’ der Ereignisse zum Tagesanbruch vom Sonntag zum Montag versichert, dass das US-Kommando ‚während der gesamten Operation’ einer Beschießung ausgesetzt gewesen sei. Auch der CIA-Direktor Leon Panetta hatte von ‚einigen Schießereien’ gesprochen, während die US-Elitemilitärs dabei waren, die Etagen des Wohnsitzes zu räumen, wo Bin Laden sich versteckt hielt.«
Andererseits versichert die Zeitung jedoch, dass der Al Qaida-Führer Bin Laden, auch wenn er keine Waffe erhoben hat, als er erschossen wurde, doch »eine AK-47 und eine Pistole Makarow in Reichweite hatte«, wie die Kommandoleute festgestellt hätten, die ihn in einem der Zimmer auffanden.
Heute, am 6. Mai gibt es weitere Nachrichten. Eine der Agenturen berichtet aus Washington, dass ein einziger Mann auf die US-Kräfte geschossen habe. Anschließend schreibt diese: »Tief in der Nacht vom Sonntag näherten sich mehrere Hubschrauber mit 79 Mitgliedern eines US-Kommandos an Bord dem Wohnsitz von Osama Bin Laden in Abbottabad, im Norden von Islamabad. Sie waren von einem nicht angegebene Ort abgeflogen und flogen recht tief, um nicht vom Radar entdeckt zu werden, da Pakistan nicht über die Razzia informiert worden war. Zwei Hubschrauber setzen mehr als 20 Mann der Navy Seals im Gelände der Residenz ab, das vier bis sechs Meter hohe, mit Stacheldraht besetzte Mauern hat. Einer der Hubschrauber, ein MH-60 Blackhawk, scheinbar gegen Radarerkennung geschützt, landete aufgrund eines ‚mechanischen Defekts’ brüsk und ist gemäß einem ersten Bericht von US-Beamten nicht mehr zu gebrauchen. Ein Trupp begab sich zu einem Nebengebäude des Hauptwohnsitzes. Der Bote von Bin Laden sah ihn, eröffnete das Feuer auf den Kommandotrupp und wurde zusammen mit seiner Frau erschossen. Dieser Mann ist der einzige der Bewohner der Residenz, der auf die US-Amerikaner geschossen hat. Diese Behauptung steht im Gegensatz zu einem ersten Bericht von Washington, in dem ein Schusswechsel während der 40 Minuten beschrieben wurde, die die Operation gedauert hat.«
»Ein anderer Trupp ging in das dreistöckige Hauptgebäude hinein, traf auf den Bruder des Boten, der gemäß einem US-Beamten, welcher keine weiteren Details gab, ebenfalls erschossen wurde. Die Fernsehkette NBC ließ verlauten, dass der Mann eine Hand auf dem Rücken hielt, als das Kommando in das Zimmer trat, wo er sich befand. Deshalb glaubten die Kommandoleute, dass er eine Waffe habe, obwohl dies nicht der Fall war. Die US-Streitkräfte stiegen die Treppen hoch, und in einem der Zimmer fanden sie einen erwachsenen Sohn von Bin Laden, Khalid, der ebenfalls erschossen wurde. Im letzten Stock fanden die Kommandoleute Osama Bin Laden und seine Ehefrau im Schlafzimmer. Seine Ehefrau versuchte, sich vor ihren Mann zu stellen und wurde an einem Bein verletzt. Bin Laden machte keinerlei Zeichen, sich ergeben zu wollen und erhielt einen Kopfschuss und einigen US-Medien zufolge ebenfalls einen Brustschuss. Die ersten Versionen der Razzia zeigen auf, dass Bin Laden ‚Widerstand geleistet’ und seine Frau als menschliches Schild verwendet habe, aber diese Information wurde später vom Weißen Haus dementiert.
Präsident Barack Obama, der die Ereignisse vom Weißen Haus aus verfolgte, wurde informiert, dass das Kommando Bin Laden identifiziert habe. Ein Bericht der Zeitschrift Time, der sich auf ein Interview mit dem CIA-Direktor Leon Panetta beruft, deutet an, dass Bin Laden in weniger als 25 Minuten nach Operationsbeginn ermordet worden ist. Im Zimmer von Bin Laden finden die Navy Seals ein sowjetisches Sturmgewehr AK-47 und eine russische 9 mm-Pistole. Sie finden auch andere Waffen in der Residenz, aber es werden keine Details darüber bekannt. Die Sondertruppen finden ebenfalls Geld und an die Kleidung des Al Qaida-Chefs angenähte Telefonnummern…«
»Das Kommando nimmt alles mit, was als Informationsquelle dienen kann: Schreibblocks, fünf Computer,10 Festplatten und circa hundert Speichergeräte (CD's, DVD's, USB). Sie bringen circa zwanzig in der Residenz anwesende Frauen und Kinder an einen sicheren Ort und zerstören anschließend den verunglückten Hubschrauber. 38 Minuten nach Operationsbeginn fliegen die Hubschrauber mit der Leiche von Bin Laden ab.«
Die AP veröffentlicht Daten von politischer und menschlicher Bedeutung: »Eine der drei Ehefrauen, die bei Osama Bin Laden lebten, sagte ihren pakistanischen Vernehmungsbeamten, dass sie fünf Jahre lang im Haus gewohnt hat, wo der Flüchtling sich versteckt hielt, deshalb könnte sie eine wichtige Informationsquelle dafür sein, wie er so lange die Festnahme vermeiden konnte, sagte am Freitag ein Beamter des pakistanischen Geheimdienstes. Bin Ladens Frau Amal Ahmed Abdullfattah, geboren in Jemen, sagte, dass sie in den fünf Jahren, die sie dort lebte, nie die oberen Etagen des Hauses verlassen habe. Sie und die anderen zwei Ehefrauen von Bin Laden werden zurzeit in Pakistan verhört, nachdem sie am Montag während des gegen die Residenz von Bin Laden im Dorf Abotabad von US-Marine-Kommandoleuten verübten Angriffs verhaftet wurden. Die pakistanischen Behörden haben auch acht oder neun Kinder festgenommen, die im Haus gefunden wurden, als die Kommandoleute weggegangen sind.«
Aufgrund der sich ändernden und unvollständigen Berichte der US-Beamten über die Geschehnisse während des Angriffs könnten die Aussagen der Ehefrauen von Bin Laden Details über die Operation vermitteln. Darüber hinaus könnten ihre Aussagen helfen zu schildern, wie Bin Laden seine Zeit verbracht hat und wie er in einem großen Haus in der Nähe einer Militärakademie einer militarisierten Stadt, nur zweieinhalb Autostunden von der Hauptstadt Islamabad entfernt, versteckt bleiben konnte. Der pakistanische Beamte sagte, dass die CIA-Agenten keinen Zugang zu den verhafteten Frauen hätten. »Die Nähe von Bin Ladens Versteck zur Garnison und zur pakistanischen Hauptstadt ließ in Washington Verdächtigungen aufkommen, dass der Flüchtling wohl durch die Sicherheitskräfte von Pakistan geschützt worden sei.«
EFE ermittelt über die Meinung der Einwohner von Pakistan: »Nach einer gemeinsamen Umfrage des britischen demoskopischen Instituts YouGov und von Polis, aus der Universität von Cambridge, glauben 66 Prozent der Pakistaner nicht, dass die US-Spezialeinheiten den Führer von Al-Qaida, Osama Bin Laden, getötet haben, sondern eine andere Person. Die Umfrage wurde unter Internet-Benutzern durchgeführt, die normalerweise eine höhere Bildung haben, und dies in drei Städten, Karachi, Islamabad und Lahore, wobei ländliche Bevölkerungsgruppen ausgeschlossen wurden, was den Forschern zufolge die Ergebnisse noch überraschender macht. 75 Prozent der Befragten sagten, dass sie die Verletzung der pakistanischen Souveränität durch die USA während der Operation zur Festnahme und Tötung von Bin Laden missbilligen. Weniger als drei Viertel der Befragten glauben nicht, dass Bin Laden die Anschläge vom 11. September gegen die Vereinigten Staaten bewilligt hat, die die US-Invasion in Afghanistan und die Bekämpfung des islamistischen Terrorismus gerechtfertigten. 74 Prozent der Befragten glauben, dass die US-Regierung den Islam nicht respektiert und dass sie der islamischen Welt den Krieg erklärt hat; 70 Prozent der Befragten missbilligt die pakistanische Politik über die Akzeptanz der US-Wirtschaftshilfe. 86 Prozent der Befragten ist außerdem dagegen, dass die pakistanische Regierung in der Zukunft Angriffe mit unbemannten Flugzeugen gegen die militanten Gruppen zulässt bzw. kritisiert, dass die Regierung diese schon vorher zugelassen hat. 61 Prozent der befragten Pakistaner bekundeten, mit den Taliban zu sympathisieren oder zu glauben, dass sie respektable Standpunkte vertreten, im Vergleich zu nur 21 Prozent der Befragten, die radikal dagegen sind.«
Reuters bietet auch interessante Daten: »Eine der Ehefrauen von Osama Bin Laden sagte ihren pakistanischen Vernehmungsbeamten, dass der Al-Qaeda-Führer und seine Familie fünf Jahre lang in der Villa wohnten, wo er diese Woche von US-Kommandoleuten getötet wurde, sagte am Freitag ein Sicherheitsbeamter. Die Quelle, die die Identität der Frau als Amal Ahmed Abdulfattah angab, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass die jüngste der drei Ehefrauen von Bin Laden während der Operation verletzt wurde. Dem Beamten zufolge sagte Abdulfattah den pakistanischen Ermittlern: ‚Wir wohnten dort seit fünf Jahren’.«
»Die pakistanischen Sicherheitskräfte haben 15 bis 16 Menschen verhaftet, die in der Anlage wohnten, nachdem die US-Kommandos den Leichnam von Bin Laden weggeholt hatten, sagte der Beamte. Unter den Verhafteten befinden sich die drei Ehefrauen von Bin Laden und mehrere Kinder.«
Der Agentur ANSA zufolge hat ein unbemanntes Yankee-Flugzeug heute mindestens 15 Personen in Waziristan, im Norden von Pakistan, getötet. Andere erlitten schwere Verletzungen. Aber wer wird sich schon um diese täglichen Morde in jenem Land kümmern?
Trotzdem frage ich mich: Warum gibt es so viele Übereinstimmungen zwischen dem in Abbottabad durchgeführten Mord und dem gleichzeitigen Versuch, Gaddafi zu ermorden? Einer seiner jüngeren Söhne, Saif al Arab, der nichts mit politischen Angelegenheiten zu tun hatte, befand sich im Haus, wo er mit einem kleinen Sohn und zwei jüngeren Cousins lebte; Gaddafi und seine Frau haben ihn kurz vor dem Angriff der NATO-Bomber besucht. Das Haus wurde zerstört; Saif al Arab und die drei Kinder sind gestorben; Gaddafi und seine Frau hatten kurz vorher das Haus verlassen. Es war ein Ereignis ohne Präzedenzfall, aber die Welt hat kaum darüber erfahren.
War dieses Zusammentreffen vielleicht ein reiner Zufall, der zwischen diesem Ereignis und dem Angriff gegen den Zufluchtsort von Osama Bin Laden besteht, den die US-Regierung perfekt kannte und mit allen Details beobachtete?
Eine heutige Agenturmeldung aus dem Vatikan berichtete: »Giovanni Innocenzo Martinelli, der apostolische Vikar von Tripolis, sagte der Vatikan-Nachrichtenagentur Fides, dass er nicht die Absicht habe, ‚sich in die politische Tätigkeit von irgend jemandem einzumischen’, aber er habe die Pflicht zu warnen, dass die Bombardierung Libyens ‚unmoralisch sei’. ‚Ich bin überrascht, dass erklärt wurde, dass ich mich nur um geistige Fragen zu kümmern habe, und dass die Bombardierungen von der UNO autorisiert worden seien. Aber dies bedeutet nicht, dass die UNO, die NATO oder die Europäische Union die moralische Autorität haben würden, um Bombardierung zu beschließen’, fügte er hinzu. ‚Ich möchte betonen’, - sagte er weiter - ‚dass Bombardieren keine vom zivilen und moralischen Gewissen des Westens bzw. der Menschheit allgemein eingegebene Handlung ist. Bombardieren ist immer eine unmoralische Handlung’.«
Eine andere Nachricht von der Agentur ANSA berichtete über die Position von China und Russland: »Die Regierungen von China und Russland erklärten heute, dass sie wegen dem Krieg in Libyen ‚äußerst besorgt’ seien und sagten, dass sie gemeinsam handeln werden, um einen Waffenstillstand zu fordern. ‚Wir glauben, dass das wichtigste Ziel darin besteht, einen sofortigen Waffenstillstand zu erreichen’, sagte Yang Jiechi, der chinesische Außenminister.«
Es ereignen sich wirklich beunruhigende Geschehnisse.
Fidel Castro Ruz
6. Mai 2011
20:17 Uhr
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