Dienstag, 3. April 2007

Reflexionen des Comandante en Jefe: Die Internationalisierung des Völkermordes

Das Treffen von Camp David ist gerade zu Ende gegangen. Wir haben alle mit Interesse die Pressekonferenz der Präsidenten der Vereinigten Staaten und von Brasilien verfolgt, sowie die Nachrichten rund um dieses Treffen und die geäußerten Meinungen.

Bush sieht sich den Forderungen seines brasilianischen Gastes bezüglich der Zolltarife und Subventionen gegenüber, welche die US-amerikanische Äthanol-Erzeugung schützen und unterstützen, hat aber in Camp Davis keinerlei Zugeständnisse gemacht.

Präsident Lula schreibt das der Verteuerung des Mais zu, dessen Preis seinen Worten nach um mehr als 85% gestiegen ist.

Die Zeitung The Washington Post hatte bereits den Artikel der höchsten Autorität von Brasilien veröffentlicht, in dem die Idee, Nahrungsmittel in Kraftstoff zu verwandeln, dargelegt wird.

Es ist weder meine Absicht, Brasilien zu verletzen, noch mich in Angelegenheiten der Innenpolitik dieses großen Landes zu einzumischen. Gerade in Rio de Janeiro, dem Austragungsort des Internationalen Umweltgipfels vor genau 15 Jahren, war es, wo ich mit Nachdruck in einer 7minütigen Rede die Umweltgefahren anprangerte, welche die Existenz unserer Gattung bedrohten. Zu jenem Treffen war Bush Senior als Präsident der Vereinigten Staaten anwesend und applaudierte aus Höflichkeit jene Worte, wie alle anderen Präsidenten.

Niemand in Camp Davis hat die Grundlagenfrage beantwortet. Wo und wer wird die mehr als 500 Millionen Tonnen Mais und anderer Getreidearten liefern, welche die Vereinigten Staaten, Europa und die reichen Länder benötigen, um die Anzahl Gallonen Äthanol zu erzeugen, welche die großen US-amerikanischen Unternehmen und die anderer Länder als Gegenleistung ihrer reichlichen Investitionen fordern? Wo werden die Sojabohnen, die Sonnenblumenkerne und Rapssamen angebaut werden, deren essentielle Öle eben jene reichen Länder in Kraftstoff verwandeln werden und wer wird dies tun?

Eine gewisse Anzahl Länder erzeugen und exportieren ihre Nahrungsmittelüberschüsse. Das Gleichgewicht zwischen Exporteuren und Verbrauchern war schon gespannt und so stiegen die Preise derselben. Um mich kurz zu fassen, habe ich keine andere Möglichkeit, als mich darauf zu beschränken, Folgendes aufzuzeigen:

Die fünf hauptsächlichen Erzeuger von Mais, Gerste, Moorhirse, Roggen, Hirse und Hafer, welche Bush in Rohstoff zur Äthanolerzeugung verwandeln will, beliefern, neuesten Angaben zufolge, den Weltmarkt mit 679 Millionen Tonnen. Gleichzeitig benötigen die fünf hauptsächlichen Verbraucher, von denen einige auch die größten Erzeuger dieser Körner sind, zurzeit jährlich 604 Millionen Tonnen. Der zur Verfügung stehende Überschuss schrumpft auf weniger als 80 Millionen Tonnen.

Diese kolossale Verschwendung an Getreide zur Kraftstofferzeugung, ohne die ölhaltigen Samen mit einzubegreifen, würde nur dazu dienen, den reichen Ländern weniger als 15 Prozent des Jahresverbrauchs ihrer gefräßigen Autos einzusparen.

Bush hat in Camp Davis seine Absicht erklärt, diese Formel im Weltmaßstab anzuwenden, was nichts anderes als die Internationalisierung des Völkermords bedeutet.

Der Präsident von Brasilien hat in seiner von The Washington Post am Vortag des Camp Davis-Treffens veröffentlichten Botschaft behauptet, dass weniger als ein Prozent der bebaubaren brasilianischen Ackerflächen dem gewidmet wird, Zuckerrohr zur Äthanolherstellung zu erzeugen. Diese Oberfläche ist fast das Dreifache derjenigen, die in Kuba verwendet wurde, als man fast 10 Millionen Tonnen Zucker erzeugte, vor der Krise der UdSSR und dem Klimawechsel.

Unser Land erzeugt und exportiert längste Zeit Zucker, erst auf der Grundlage der Arbeit der Sklaven, deren Zahl in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts bis auf mehr als 300 000 stieg und welche die spanische Kolonie in den ersten Exporteur der Welt verwandelten. Fast einhundert Jahre darauf, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in der mediatisierten Republik, deren vollständige Unabhängigkeit durch die US-amerikanische Intervention vereitelt wurde, trugen nur Immigranten aus den Antillen und kubanische Analphabeten an der Last von Zuckerrohranbau und -ernte. Die Tragödie unseres Volkes war die so genannte Leerzeit aufgrund des zyklischen Anbaus. Die Zuckerrohrländereien waren Eigentum von US-amerikanischen Unternehmen oder großen Großgrundbesitzern kubanischer Herkunft. Sodass wir also mehr Erfahrung als jeder andere über die soziale Auswirkung dieses Anbaus gesammelt haben.

Am vergangenen Sonntag den 1. April informierte CNN die Meinung brasilianischer Fachleute, die behaupten, dass viele der Ländereien zur Zuckerrohranbau von reichen US-Amerikanern und Europäern erworben wurden.

Bei meinen am 29. März veröffentlichten Überlegungen habe ich die Auswirkungen des Klimawechsels in Kuba erläutert, zu denen noch andere, traditionelle Merkmale unseres Klimas hinzukommen.

Auf unserer Insel, die arm und weit entfernt vom Konsumdenken ist, wäre nicht einmal ausreichend Personal vorhanden, um die Härte des Anbaus und der Betreuung der Zuckerrohrfelder inmitten von zunehmender Hitze und immer mehr Regen und Dürre auszuhalten. Wenn die Wirbelstürme Verwüstungen anrichten, können dann nicht einmal die besten Maschinen das am Boden liegende und verhedderte Zuckerrohr ernten. Über Jahrhunderte pflegte man weder, es zu verbrennen, noch verdichteten sich die Böden durch das Gewicht der komplexen Maschinen und riesigen Lastwagen; die stickstoff- und kalihaltigen und phosphorigen Düngestoffe, die heutzutage sehr teuer sind, gab es nicht einmal und die trockenen und feuchten Monate wechselten sich in normalem Rhythmus ab. In der modernen Landwirtschaft sind ohne Fruchtfolge keine hohen Erträge möglich.

Die Französische Nachrichtenagentur übermittelte am Sonntag den 1. April beunruhigende Informationen über den Klimawechsel. Dieser wird von den durch die Vereinten Nationen versammelten Experten schon als etwas Unvermeidbares und von schwerwiegenden Folgen während der kommenden Jahrzehnte angesehen.

„Der Klimawechsel wird dem amerikanischen Kontinent bedeutenden Schaden zufügen, da er mehr gewaltige Stürme und Hitzewellen hervorbringen wird, die in Lateinamerika Dürreperioden hervorrufen werden, begleitet vom Aussterben von Tier- und Pflanzenarten und sogar von Hunger, wie die UNO in dem Bericht informiert, der nächste Woche in Brüssel angenommen werden soll.

„Am Ende des jetzigen Jahrhunderts wird jede Hemisphäre unter Problemen bezüglich des Wassers leiden, und wenn die Regierungen keine Maßnahmen treffen, dann könnte der Temperaturanstieg die Risikos von 'Sterblichkeit, Verseuchung, Naturkatastrophen und Infektionskrankheiten' erhöhen, warnt die Zwischenstaatliche Gruppe für Klimawechsel (IPCC).

„In Lateinamerika zerschmelzen aufgrund der Erwärmung schon die Gletscher der Anden und ist der Amazonas-Wald bedroht, dessen Umland zu einer Savanne werden kann“, bestätigt das Kabel weiter.

„Aufgrund der großen Bevölkerungsmenge in Küstennähe sind die Vereinigten Staaten ebenfalls den extremen Naturerscheinungen ausgesetzt, wie der Hurrikan Katrina im Jahr 2005 bewies.

„Dies ist der zweite Bericht der IPCC von einer Serie von drei, die im vergangenen Februar mit einer ersten wissenschaftlichen Diagnose begonnen wurde, bei der man die Gewissheit des Klimawechsels feststellte.“

„Bei dieser zweiten Übergabe von 1.400 Seiten, wo der Wechsel nach Bereichen und Regionen analysiert wird, und von der AFP eine Kopie erworben hat, wird es so gesehen, dass der Temperaturanstieg auf dem gesamten Planeten in den nächsten Jahrzehnten schon eine Tatsache ist, selbst wenn radikale Maßnahmen getroffen werden, um die Kohlenstoff-Emissionen in die Atmosphäre zu vermindern“, endet die Nachricht der französischen Nachrichtenagentur.

Wie zu erwarten, erklärte Dan Fisk, Berater für Nationale Sicherheit für die Region, am Tag des Treffens von Camp Davis selbst, dass „bei der Diskussion von regionalen Fragen unter anderen das Thema Kuba zur Debatte stünde und zwar nicht gerade um das Thema Äthanol zu behandeln – über das der genesende Präsident Fidel Castro am Donnerstag einen Artikel schrieb – sondern über den Hunger, den es im kubanischen Volk hervorgerufen hat".

Da ich mich gezwungen sehe, diesem Herrn eine Erwiderung zukommen zu lassen, ist es meine Pflicht, ihn daran zu erinnern, dass die Kindersterblichkeitsrate in Kuba geringer ist, als die in den Vereinigten Staaten. Es kann versichert werden, dass es keinen Bürger gibt, der ohne kostenfreie medizinische Betreuung bleibt. Alle lernen und studieren und niemandem fehlt es an einem Angebot für eine nützliche Arbeit, trotz der Wirtschaftsblockade von fast einem halben Jahrzehnt und dem Versuch der Regierungen der Vereinigten Staaten, das kubanische Volk durch Hunger und wirtschaftliche Erdrosselung zu besiegen.

China würde niemals auch nur eine einzige Tonne Getreide oder Hülsenfrüchte dazu verwenden, Äthanol zu erzeugen. Es ist eine Nation mit einer blühenden Wirtschaft, die Wachstumsrekorde schlägt, wo jeder der Bürger die notwendigen Einnahmen für essentielle Konsumgüter erhält, trotzdem 48 Prozent der Bevölkerung, die 1,3 Milliarden Einwohner übersteigt, in der Landwirtschaft arbeitet. Im Gegenteil, es hat sich vorgenommen bedeutende Energieeinsparungen vorzunehmen, indem tausende Fabriken beseitigt werden, die einen unannehmbaren Verbrauch an Strom und Kohlenwasserstoffen aufweisen. Viele der genannten Nahrungsmittel importiert es aus jeglichem Winkel der Welt und nach einem Transport über tausende Kilometer.

Dutzende Länder fördern keinen Kohlenwasserstoff und können weder Mais oder andere Körner, noch ölhaltige Samen erzeugen, da sie selbst zur Deckung ihrer elementarsten Bedürfnisse nicht ausreichend Wasser zur Verfügung haben.

Zu einem in Buenos Aires von der Kammer der Speiseölindustrie und dem Zentrum für Exporteure über die Äthanolherstellung einberufenen Treffen hat der Holländer Loek Boonekamp, Direktor für Agrarmarkt und -handel der Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung (OCDE), vor der Presse erklärt:

„Die Regierungen waren sehr begeistert; sie sollten einen kühlen Blick darüber bewahren, ob es eine solch starke Unterstützung für das Äthanol geben sollte.

„Die Äthanolerzeugung ist nur in den Vereinigten Staaten machbar; in keinem anderen Land, es sei denn, man würde Subventionen anwenden.

„Das ist kein Geschenk des Himmels und wir brauchen uns nicht blind zu verpflichten“, lautet das Kabel weiter.

„Heutzutage veranlassen die entwickelten Länder, dass die fossilen Kraftstoffe mit ca. 5 Prozent Biokraftstoff gemischt werden und das übt schon Druck auf die Agrarpreise aus. Wenn dies auf 10 Prozent gehoben würde, würde man 30 Prozent der angebauten Landwirtschaftsfläche in den Vereinigten Staaten und 50 Prozent der von Europa benötigen. Deshalb frage ich, ob das nachhaltig ist. Der steigende Bedarf an Pflanzungen für Äthanol wird höhere und schwankendere Preise hervorrufen.“

Die Schutzzollmaßnahmen erreichen heutzutage 54 Cent pro Gallone und die realen Subventionen erreichen viel höher Ziffern.

Wenn wir die einfache Arithmetik anwenden, die wir im Gymnasium gelernt haben, dann würde man feststellen, dass ein einfacher Ersatz der Glühbirnen durch Leuchtstofflampen, wie ich es bei meinen vorangegangenen Überlegungen ausgedrückt habe, eine Einsparung an Investitionen und Energieressourcen in Billionenhöhe beitragen würde, ohne auch nur einen einzigen Hektar landwirtschaftlichen Bodens zu verwenden.

Währenddessen bestätigen öffentliche, über AP verbreitete Nachrichten aus Washington wörtlich Folgendes:

„Das mysteriöse Verschwinden von Millionen Bienen im gesamten Gebiet der Vereinigten Staaten hält die Bienenzüchter am Rande eines Nervenzusammenbruchs und macht sogar dem Repräsentantenhaus Sorgen, das am heutigen Donnerstag die kritische Situation eines Insekts debattieren wird, das eine Schlüsselposition im Agrarsektor einnimmt.

„Die ersten ernsthaften Zeichen dieses Rätsels tauchten kurz nach Weihnachten im Staat Florida auf, als die Bienezüchter feststellten, dass die Bienen verschwunden waren.

„Seitdem hat das Syndrom, das die Experten als Problem des Zusammenbruchs der Bienenstöcke (englische Abkürzung: CCD) benannt haben, die Bieneschwärme des Landes um 25 Prozent vermindert.

„Wir haben mehr als eine halbe Million Bienenstöcke mit einer Bevölkerung von je ungefähr 50.000 Bienen verloren, sagte Daniel Weaver, Präsident des US-amerikanischen Bienenzüchterverbandes, der darauf hinwies, dass die Plage 30 der 50 Bundesstaaten befallen hat. Das merkwürdige des Phänomens ist, dass in vielen Fällen keine sterblichen Überreste aufgefunden werden.

„Die fleißigen Insekten bestäuben Pflanzungen, die zwischen 12 und 14 Milliarden Dollar geschätzt werden, wie eine Studie der Universität Cornell verlauten lässt.

„Die Wissenschaftler ziehen aller Art Hypothesen in Betracht, darunter die, dass irgendein Schädlingsbekämpfungsmittel den Bienen neurologische Schäden zugefügt und ihren Orientierungssinn beeinträchtigt haben kann. Andere geben der Dürre die Schuld, und sogar den Wellen der Handys, aber die Wahrheit ist die, dass niemand genau weiß, wodurch es wirklich ausgelöst wurde.“

Das Schlimmste kann noch vor uns stehen: ein neuer Krieg zur Absicherung der Ergas- und Erdöllieferungen, der die menschliche Gattung an den Abgrund des vollkommenen Holocaust stellen kann.

Einige russische Presseorgane, die sich auf Geheimdienstquellen berufen, haben informiert, dass der Krieg gegen Iran seit mehr als drei Jahren in allen Details vorbereitet wird, das heißt seit dem Tag, an dem die Vereinigten Staaten beschlossen, Irak vollkommen zu besetzen, indem sie einen endlosen und widerlichen Zivilkrieg auslösten.

Währenddessen bestimmt die Regierung der Vereinigten Staaten Hunderte Milliarden für die Entwicklung von technologisch hoch entwickelten Waffen, wie diejenigen, die auf der Grundlage von mikroelektronischen Systemen funktionieren, oder von neuen Atomwaffen, die sich eine Stunde nach Befehlserhalt über dem Ziel befinden können.

Die Vereinigten Staaten ignorieren vollkommen, dass die Weltöffentlichkeit gegen jede Art Atomwaffen ist.

Die iranischen Fabriken bis auf die letzte zu zerstören, das ist technisch gesehen eine relativ einfache Aufgabe für eine Macht wie die Vereinigten Staaten. Das Schwierige kann anschließend kommen, wenn ein neuer Krieg gegen eine weitere moslemische Glaubensrichtung entfacht wird, die all unsere Achtung verdient, genau wie die anderen Religionen der Völker des Nahen, Mittleren und Fernen Ostens, sowohl vorchristliche als auf das Christentum folgende.

Die Festnahme der englischen Soldaten in Hoheitsgewässern des Iran scheint genau so eine Provokation zu sein, wie die der so genannten „Hermanos al Rescate“, bei der man, die Befehle des Präsidenten Clinton verletzend, auf unseren Hoheitsgewässer vorrückte und bei der die vollkommen legitime Verteidigungshandlung von Kuba der Regierung der Vereinigten Staaten zum Vorwand diente, um das bekannte Helms-Burton-Gesetz zu verabschieden, das die Souveränität von anderen Ländern verletzt. Mächtige Massenmedien haben jenes Ereignis in die Vergessenheit versenkt. Nicht Wenige schreiben den am vergangenen Montag erreichten Erdölpreis von fast 70 Dollar pro Barrel den Befürchtungen bezüglich eines Angriffs auf Iran zu.

Woher werden die armen Länder der Dritten Welt die Minimalressourcen zum Überleben nehmen?

Weder übertreibe ich, noch verwende ich exzessive Worte. Ich halte mich an die Tatsachen.

Wie man beobachten kann, befinden sich viele der Seiten des Polyeders im Verborgenen.



3. April 2007

Fidel Castro Ruz

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