Montag, 27. August 2007

Die Unterwerfung unter die imperiale Politik

Reflexionen des Comandante en Jefe: Die Unterwerfung unter die imperiale Politik

Von den Präsidenten der Vereinigten Staaten und den Anwärtern auf dieses Amt habe ich nur einen einzigen kennen gelernt, der aus ethisch-religiösen Gründen nicht Komplize des brutalen Terrorismus gegen Kuba wurde: James Carter. Das setzt natürlich einen weiteren Präsident voraus, der das Verbot aussprach, Beamte der Vereinigten Staaten zur Ermordung von kubanischen führenden Persönlichkeiten zu verwenden. Es handelt sich um Gerald Ford, der Nixon nach dem Watergate-Skandal ersetzte. Mit seinem außerplanmäßigen Amtsantritt könnte man ihn als einen symbolischen Präsidenten bezeichnen.

Dem erlauchten Präsidenten Eisenhower, der überhaupt nicht gegen den antikubanischen Terrorismus, sondern eher derjenige war, der ihn eingeleitet hat, haben wir aber zumindest die Definition des militärisch-industriellen Komplexes zu verdanken, der heute mit seiner unermesslichen und unheilbaren Gefräßigkeit den Motor darstellt, welcher die menschliche Gattung zu ihrer jetzigen Krise führt. Es sind mehr als drei Millionen Jahre vergangen, seitdem auf dem Planeten Erde die ersten Lebensformen entstanden sind.

Eines Tages sind Che und ich Golf spielen gegangen. Er war Caddie gewesen, um in seiner Freizeit etwas zu verdienen. Ich meinerseits wusste überhaupt nichts von jenem kostspieligen Sport. Die US-Regierung hatte schon die Aussetzung und Aufteilung der Zuckerquote von Kuba angeordnet, nachdem die Revolution das Agrarreformgesetz verabschiedet hatte. Die Golfpartie war im Beisein der Printmedien. Die wirkliche Absicht war, uns über Eisenhower lustig zu machen.

In den Vereinigten Staaten kann man mit Stimmenminderheit die Präsidentschaft gewinnen. Das ist es, was Bush geschehen ist. Gore verfügte über die Stimmenmehrheit der Wähler und verlor die Präsidentschaft, das war es, was ihm geschehen ist. Davon leitet sich ab, dass der Bundesstaat Florida aufgrund der ihm erteilten Anzahl an Wahlmännerstimmen von allen begehrt ist. Im Fall Bush war außerdem der Wahlbetrug notwendig, bei dem die ersten kubanischen, aus den Batista-Anhängern und der Bourgeoisie herstammenden Emigranten Experten waren.

Davon sind auch Clinton bzw. die Vorkandidatin der Demokratischen Partei nicht ausgenommen. Mit seiner Unterstützung wurde das Helms-Burton-Gesetz verabschiedet, für das er einen Vorwand fand: den Abschuss der Kleinflugzeuge der Hermanos al Rescate, die mehr als einmal über die Stadt Havanna geflogen sind und dutzende Male das Hoheitsgebiet von Kuba verletzt haben. Der Befehl, Flüge über der Hauptstadt zu verhindern, war Wochen vorher an die kubanischen Streitkräfte ergangen.

Ich muss euch erzählen, dass der Abgeordnete Bill Richardson fast zeitgleich mit jenem Ereignis, am 19. Januar 1996, nach Kuba zu Besuch gekommen war. Wie üblich brachte er Gesuche zur Freilassung mehrerer konterrevolutionärer Häftlinge mit. Als ich ihm darlegte, dass wir dieser Gesuche müde sind, sprach ich zu ihm über die Flüge der Hermanos al Rescate. Ich sprach ebenfalls über die nicht erfüllten Versprechungen bezüglich der Blockade. Richardson kehrte nach wenigen Tagen, am 10. Februar, zurück und drückte mir mit ehrlichem Tonfall soweit ich mich erinnere ungefähr Folgendes aus: “Das wird nicht wieder vorkommen. Der Präsident hat schon Befehl gegeben, dass sie unterbrochen werden“.

Ich glaubte damals, dass die Befehle eines Präsidenten der Vereinigten Staaten befolgt würden. Die Flugzeuge wurden am 24. Februar abgeschossen, einige Tage nach der Antwort. Die Zeitschrift The New Yorker spricht über dieses Treffen mit Richardson und bietet Einzelheiten.

Es scheint wahr zu sein, dass Clinton den Befehl gegeben hat, dass solche Flüge unterbrochen werden sollten, aber niemand hat sich daran gehalten. Es war ein Wahljahr und er nutzte jenen Vorwand, um die führenden Köpfe der Cuban American Fundation einzuladen und mit Unterstützung aller das kriminelle Gesetz zu unterzeichnen.

Als Folge der 1994 ausgelösten Migrationskrise erfuhren wir, dass Carter wünschte, etwas zur Auffindung einer Lösung beizutragen. Clinton akzeptierte es nicht und rief Salinas de Gortari, Präsident von Mexiko, an. Kuba war das letzte Land gewesen, das seinen Wahlsieg anerkannt hatte. Ich hatte bei seiner Amtseinführung als neuer Präsident von Mexiko Kontakt zu ihm aufgenommen.

Salinas teilte mir am Telefon den Beschluss von Präsident Clinton mit, eine zufrieden stellende Lösung zu suchen und dass dieser ihn gleichzeitig um seine Unterstützung hierbei gebeten hatte. So erreichten wir im Grunde genommen ein Übereinkommen. Die genannte Vereinbarung mit Clinton schloss die Idee ein, die Wirtschaftsblockade zu beenden. Als einzigen Zeugen hatten wir Salinas. Clinton hatte Carter bei diesem Prozess „beiseite gelassen“. Kuba konnte nicht entscheiden, wer der Vermittler sein würde. Salinas erzählt diese Episode wahrheitsgetreu. Wer dies möchte, kann es in seinen Texten lesen.

Clinton war wirklich sehr liebenswürdig, als wir bei einem Treffen der UNO unter Anwesenheit vieler Staatschefs zufällig aufeinander trafen. Er war außerdem freundlich und gleichzeitig intelligent, als er die Erfüllung der Gesetze in Bezug auf den verschleppten Jungen forderte, indem er ihn mit aus Washington geschickten Spezialtruppen befreite.

Die Vorkandidaten sind jetzt in das Abenteuer der Florida vertieft: Hillary, die Erbin von Clinton; Obama, der populäre afroamerikanische Kandidat und mehrere der anderen 16, die bis zum Augenblick ihre Kandidatur in beiden Parteien aufgestellt haben, mit Ausnahme von Ronald Ernest Paul, republikanischer Abgeordneter und Maurice Robert Gravel, ehemaliger Senator der Demokraten für Alaska.

Mir ist nicht bekannt, was Carter in den Tagen gesagt hat, als er Kandidat war. Egal welche Stellung er damals eingenommen hat, so ist doch wahr, dass ich erahnte, dass seine Wahl dem Volk von Panama einen Holocaust verhindern könnte und so sagte ich es Torrijos. Er schuf die Interessenvertretung in Kuba und begünstigte ein Abkommen zur Festlegung der Hoheitsgrenze. Die Umstände seiner Amtszeit haben ihm nicht mehr ermöglicht und er ließ sich, meiner Meinung nach, in einige imperiale Abenteuer ein.

Jetzt wird davon gesprochen, dass mit dem Binom Hillary als Präsident und Obama als Vize ein scheinbar unbesiegbares Ticket geschaffen werden könnte. Beide fühlen sich in der heiligen Pflicht, „eine demokratische Regierung in Kuba“ zu fordern. Sie machen nicht Politik. Sie spielen Karten an einem Sonntagnachmittag.

Die großen Medien behaupten, dass das umgänglich sein wird, ausgenommen, wenn Gore seine Kandidatur aufstellen würde. Ich glaube nicht, dass er es tun wird. Er kennt besser als irgendjemand die große Katastrophe, welche die Menschheit erwartet, wenn sie auf dem jetzigen Weg weitergeht. Als er Kandidat war, hat er natürlich den Fehler begangen, nach „einem demokratischen Kuba“ zu seufzen.

Nun genug der Erzählungen und Nostalgien. Das ist einfach und allein dazu geschrieben worden, um das Bewusstsein des kubanischen Volkes zu erhöhen.

Fidel Castro Ruz
27. August 2007
16.56 Uhr

Samstag, 25. August 2007

Chibás im 100sten Jahrestag seines Geburtstages

Reflexionen des Comandante en Jefe: Chibás im 100sten Jahrestag seines Geburtstages

Ich las in der Zeitung Granma den Artikel des Genossen Hart im Andenken an jenen Tag und stellte fest, dass dort ein Absatz jener Rede erwähnt wird, die ich nach dem Revolutionssieg, am 16. Januar 1959, acht Tage nach meiner Ankunft in Havanna, auf dem Friedhof Colón gehalten habe. Das brachte mir viele Erinnerungen über die heldenhaften, gefallenen Kameraden ins Gedächtnis. Ich dachte an Juan Manuel Márquez, glänzender martianischer Redner und Zweiter Leiter der Expeditionsstreitkraft des „Granma“; an Abel Santamaría, mein Nachfolger als Befehlshaber, falls ich beim Angriff auf die Moncada-Kaserne ums Leben kommen würde; Pedro Marrero, Ñico López, José Luis Tasende, Gildo Fleitas, die Brüder Gómez, Ciro Redondo, Julio Díaz und praktisch alle Mitglieder zahlreicher Kontingente junger Einwohner von Artemisa, die in der Moncada oder im Gebirge Sierra Maestra gefallen sind. Die Liste wäre unendlich. Alle kamen aus den Reihen der Orthodoxen.

Das erste zu lösende Problem war Batista an der Macht. Bei einem lebenden Chibás hätte er den Putsch nicht durchführen können, weil der Gründer der Partei des Kubanischen Volkes (Orthodoxe) ihn aus der Nähe im Auge behielt und ihn methodisch öffentlich an den Pranger stellte. Chibás war tot und es war sicher, dass Batista die für den 1. Juni 1952 vorgesehenen Wahlen, zweieinhalb Monate nach dem Putsch, verlieren würde. Die Meinungsanalysen waren recht genau und die Ablehnung gegen Batista wuchs ständig, Tag für Tag.

Ich war auf der Versammlung anwesend, auf welcher der neue orthodoxe Kandidat gewählt wurde, mehr aus Verwegenheit als auf Einladung. Ich würde in das Parlament eintreten, um dort für ein radikales Programm zu kämpfen. Niemand hätte es verhindern können. Damals gab es Gerüchte, dass ich Kommunist sei, ein Wort, das viele Reflexe wachrief, die von den herrschenden Klassen gesät worden waren. Damals und sogar während der ersten Jahre der Revolution vom Marxismus-Leninismus zu sprechen, wäre unvernünftig und ungeschickt gewesen. In jener Rede vor Chibás Grab sprach ich so, dass die Massen die objektiven Widersprüche verstanden, denen unsere Gesellschaft damals begegnete und denen sie noch die Stirn bieten muss.

Ich übermittelte täglich über eine örtliche Rundfunkstation in der Hauptstadt Botschaften, die direkt an zig zehntausende Wähler gerichtet waren, die sich spontan in die Orthodoxe Partei eingeschrieben hatten. Außerdem tat ich dies für die gesamte Nation durch die Extra-Ausgaben der Zeitung Alerta während mehreren fast aufeinander folgenden Montagen, und zwar durch die Anzeigen der bewiesenen Korruption der Prío-Regierung, die zwischen dem 28. Januar und dem 4. März 1952 formuliert worden waren. Ich konnte die Putsch-Absichten von Batista ahnen und tiefgehender feststellen. Ich habe das vor der Leitung angezeigt und bat diese, die sonntägliche Stunde zu nutzen, die Chibás dazu zur Verfügung stand. „Wir werden das untersuchen“, antwortete man mir. Zwei Tage danach teilte man mit: „Wir haben über unsere Verbindungen nachgeforscht und es besteht keinerlei Anzeichen dafür.“ Der Putsch hätte verhindert werden können und man tat nichts. Monate vorher hatte Chibás gerade so einen, wie er es nannte, „Pakt ohne Ideologie“ zwischen den Orthodoxen und der ehemaligen Kubanischen Revolutionären Partei (Authentische) verhindern können. Die Mehrheit der Provinzleitungen unterstützte solch einen Pakt. Das herrschende Wirtschaftssystem ermöglichte es, dass sich in fast allen Provinzen die Oligarchie und die Großgrundbesitzer der Leitung bemächtigt hatten. Nur eine einzige war loyal, die der Hauptstadt, in der die radikalen Intellektuellen großen Einfluss in der Leitung ausübten. Nach vollzogenem Putsch und als die Einigkeit am meisten nötig war, übernahm die Oligarchie die Rolle, die Mehrheit des Volkes dem imperialistischen Wind ausgeliefert zu lassen. Ich setzte mein revolutionäres Programm fort, in dem dieses Mal von Anfang an der Kampf bewaffnet sein würde.

An dem Tag, als Chibás, dessen Totenwache in der Universität Havanna gehalten wurde, beerdigt werden sollte, schlug ich der orthodoxen Leitung vor, jene enorme Menschenmasse zum Präsidentenpalast zu führen und ihn einzunehmen. Ich hatte die ganze Nacht damit zugebracht, die Fragen der Rundfunkreporter zu beantworten und die Gemüter des Volkes auf radikale Aktionen vorzubereiten. Niemand in der Universität hatte den Rundfunksendern in jener Nacht Aufmerksamkeit geschenkt. Die Regierung hatte den Überblick verloren und war voller Panik, die Armee war demoralisiert und ohne Absichten, jene Masse zu unterdrücken. Niemand hätte Widerstand geleistet.

Als der erste Jahrestag des Todes von Chibás begangen wurde, schrieb ich einen Aufruf unter dem Titel: „Prankenhieb“, der sechs Tage nach dem verräterischen Putsch mit einem Kopiergerät vervielfältigt wurde. Im Folgenden sein Text:

Eine Revolution? Nein, das ist ein Prankenhieb! Patrioten? Nein, das sind Freiheitsbeschneider, Usurpatoren, Reaktionäre, gold- und machtgierige Abenteurer.

Das war kein Militärputsch gegen den willensschwachen und apathischen Präsidenten Prío. Das war ein Militärputsch gegen das Volk am Vorabend von Wahlen, dessen Ergebnis schon im Voraus bekannt war.

Es gab keine Ordnung, aber dem Volk kam es zu, demokratisch und zivilisiert zu entscheiden und seine Regierenden nach seinem Willen zu bestimmen und nicht durch Gewaltanwendung.

Das Geld würde zugunsten des auferlegten Kandidaten fließen, das verneint niemand, aber das würde nicht das Ergebnis verfälschen, wie es 1944 die Verschwendung der Staatskasse zugunsten des von Batista auferlegten Kandidaten nicht verfälscht hat.

Es ist vollkommen falsch, absurd, lächerlich und kindisch, dass Prío einen Putsch versucht hätte, das ist ein plumper Vorwand. Sein Unvermögen und seine Unfähigkeit, solch ein Unternehmen zu versuchen, wurden unwiderlegbar durch die Feigheit bewiesen, mit der er sich die Macht nehmen ließ.

Man litt unter der Misswirtschaft, aber man litt seit Jahren und wartete auf die verfassungsmäßige Möglichkeit das Übel zu bannen. Und Sie, Batista, der Sie vier Jahre feige geflohen sind und weitere drei unnütz in der Politik intrigiert haben, erscheinen jetzt mit ihrer späten, Unruhe stiftenden und giftigen Abhilfe, indem Sie die Verfassung zerfetzen, wo nur noch zwei Monate fehlten, um auf angebrachtem Wege ans Ziel zu kommen.

Alles, was Sie anführen, ist gelogen, ist zynische Rechtfertigung, Verschleierung des Dünkels und des fehlenden Vaterlandsrespekts, Ambition und nicht Ideal, staatsbürgerliches Verlangen und nicht staatsbürgerliche Größe.

Es war recht, eine Regierung von Betrügern und Mördern zu beseitigen und das haben wir auf dem bürgerrechtlichen Wege mit der Unterstützung der öffentlichen Meinung und mit Hilfe der Volksmassen, versucht. Welches Recht dagegen haben diejenigen, die gestern geraubt und gemordet haben, sie im Namen der Bajonette abzusetzen?

Nicht der Frieden, sondern der Keim des Hasses wird so gesät. Nicht Glück, sondern Trauer und Traurigkeit ist es, was die Nation bei dem tragischen Panorama spürt, das man erahnen kann. Es gibt nichts so Bitteres auf der Welt, als das Schauspiel eines Volkes, das sich frei Schlafen legt und als Sklave aufsteht.

Erneut die Stiefel; erneut diktiert das Militärcamp Columbia Gesetze, setzt Minister ab und ein; erneut donnern die Panzer drohend über unsere Straßen; erneut herrscht die rohe Gewalt über den Menschenverstand. Wir waren dabei, uns daran zu gewöhnen, innerhalb der Verfassung zu leben, zwölf Jahre haben wir das ohne größeres Stolpern und trotz der Fehler und Launenhaftigkeiten getan. Die höheren Stadien des bürgerlichen Zusammenlebens werden nur durch langwierige Anstrengungen erreicht. Sie, Batista, haben in wenigen Stunden jene edle Illusion des Volkes von Kuba zunichte gemacht.

Soviel Schlechtes wie Prío während drei Jahren getan hat, haben Sie während elf gemacht. Ihr Putsch ist also nicht zu rechtfertigen, beruht weder auf einem ernsthaften moralischen Grund, noch auf einer gesellschaftlichen oder politischen Doktrin irgendeiner Art. Er findet nur Begründung in der Gewalt und Rechtfertigung in der Lüge. Ihre Mehrheit befindet sich in der Armee, niemals im Volk. Ihre Stimmen sind die Gewehre, niemals die Willensbekundungen. Damit können Sie einen Militärputsch gewinnen, niemals faire Wahlen. Ihrem Angriff auf die Macht ermangelt es an Prinzipien, die Sie legitimieren. Lachen sie nur, wenn sie wollen, aber die Prinzipien sind im Endeffekt mächtiger als die Geschütze. Die Völker bilden sich auf der Grundlage von Prinzipien heraus und ernähren sich von ihnen, die Prinzipien geben ihnen Nahrung im Kampf, wegen der Prinzipien sterben sie.

Nennen Sie diese Schändung, diesen Unruhe stifterischen und unpassenden Schlag, diesen heimtückischen Dolchstoß, den Sie der Republik in den Rücken versetzt haben, nicht Revolution. Trujillo war der Erste, der Ihre Regierung anerkannt hat. Er weiß, wer seine Freunde sind in der Tyrannen-Clique, die Lateinamerika geißelt. Das bezeigt besser als alles Andere den reaktionären, militaristischen und kriminellen Charakter Ihres Prankenhiebs. Niemand glaubt auch nur im Entferntesten an den Regierungserfolg Ihrer alten und verfaulten Clique, der Machtgier ist zu groß und das Hemmnis ist zu gering, wenn es keine Verfassung und kein Gesetz mehr gibt, als den Willen des Tyrannen und seiner Gefolgsleute.

Ich weiß im Vorhinein, dass ihre Lebensgarantie die Folter und die Schikane sind. Die Ihrigen werden töten, selbst wenn Sie das nicht wollen, und sie werden ruhig zustimmen, da Sie sind ihnen vollkommen verpflichtet sind. Die Despoten sind Herrscher über die von ihnen unterdrückten Völker und Sklaven jener Kraft, auf der ihre Unterdrückung sich stützt. Zu Ihren Gunsten wird es jetzt bei allen Rednern lügnerische und demagogische Propaganda in Strömen regnen, im Guten oder im Bösen, und auf ihre Widersacher werden in großen Mengen schändliche Verleumdungen herabfallen. So hat es Prío ebenfalls getan und im Gemüt des Volkes hat ihm das nichts geholfen. Aber die Wahrheit soll die Geschicke von Kuba erleuchten und die Schritte unseres Volkes in dieser so schwierigen Stunde leiten, jene Wahrheit, die sie nicht haben aussprechen lassen. Jedermann wird sie erfahren, sie wird im Untergrund von Mund zu Mund jeden Mann und jede Frau erreichen, auch wenn niemand sie öffentlich ausspricht oder in der Presse veröffentlicht. Und alle werden sie glauben und der Keim des heldenhaften Widerstands wird in allen Herzen gepflanzt werden. Es ist der Kompass, der in jedem Bewusstsein vorhanden ist.

Ich weiß nicht, welches das irrsinnige Vergnügen der Unterdrücker an der Peitsche ist, die sie wie Unholde auf die menschlichen Rücken niedersausen lassen, aber ich weiß, dass es ein unendliches Glück darstellt, sie zu bekämpfen, indem man die starke Hand erhebt und sagt: Ich will nicht Sklave sein!

Kubaner! Es gibt erneut einen Tyrannen, aber es wird erneut solche Mellas, Trejos und Guiteras geben. Es gibt Unterdrückung im Vaterland, aber es wird eines Tages erneut Freiheit geben.

Ich lade die mutigen Kubaner ein, die tapferen Mitglieder der Ruhmreichen Partei von Chibás; die jetzige Stunde ist die der Opfer und des Kampfes. Wenn man das Leben verliert, ist nichts verloren, „Ein Leben in Ketten, ist ein Leben in Schmach und Schande. Für das Vaterland zu sterben, ist leben.“

Auf zum Kampf,

Fidel Castro



Da dieser unehrerbietige Artikel nicht veröffentlicht wurde – wer würde sich das trauen? – wurde er auf dem Friedhof Colón durch Freunde und Sympathisanten der Orthodoxen am 16. März 1952 verteilt.

Am 16. August 1952 wurde in der illegal erscheinenden Zeitung El acusador (Der Ankläger) unter dem Titel „Kritische Nacherzählung der Partei des Kubanischen Volkes (P.P.C.) oder Orthodoxe“ ein Artikel veröffentlicht, der mit dem Pseudonym des Verfassers unterzeichnet war: Alejandro. Da ich eine kritische Einschätzung jener Partei machte, schien es mir angebracht, diese Analyse mit aufzuführen:

Über den Aufruhr der Feigen, der Mittelmäßigen und der Kleinmütigen hinweg ist es notwendig eine kurze, aber mutige und konstruktive Beurteilung der Bewegung der Orthodoxen nach dem Ableben ihres großen Führers Eduardo Chibás vorzunehmen.

Der großartige Schlag mit dem Türklopfer des Paladins der Orthodoxen hat der Partei eine so reichhaltige Fülle an Gefühlen im Volk hinterlassen, dass sie vor die Türen selbst der Macht gestellt wurde. Alles war getan, man musste nur das gewonnene Terrain zurückzubehalten wissen.

Die erste Frage, die sich jeder ehrliche Orthodoxe stellen muss ist folgende: Haben wir das moralische und revolutionäre Vermächtnis vergrößert, das uns Chibás hinterlassen hat…, oder haben wir im Gegenteil dazu einen Teil davon veruntreut…?

Derjenige, der glaubt, dass bis jetzt alles gut gemacht worden ist, dass wir uns nichts vorzuwerfen haben, das wird ein Mensch sein, der seinem Bewusstsein nicht sehr zusetzt.

Jener sterile Widerstreit, der nach dem Tod von Chibás aufkam, jenes kolossale erhobene Geschrei aus nicht gerade ideologischen Gründen, sondern mit einem rein egoistischen und persönlichen Beigeschmack, klingen noch wie bittere Hammerschläge in unserem Bewusstsein nach.

Jene äußerst verhängnisvolle Verfahrensweise, öffentliche Tribünen zur Erörterung von überflüssigen Strittigkeiten zu veranstalten, war ein schwerwiegendes Symptom der Disziplinlosigkeit und Unverantwortlichkeit.

Unerwartet kam der 10. März. Es war zu erwarten, dass so ein einschneidendes Problem die kleinen Streitigkeiten und den sterilen Personalismus in der Partei von Grund auf ausmerzen würde. War es etwa vollkommen so…?

Mit Verwunderung und Entrüstung der Parteimassen kam jener plumpe Streit erneut zur Sprache. Die Unverantwortlichkeit der Schuldigen achtete nicht darauf, dass der Angriffsrahmen auf das System für die Presse sehr eng war, aber im Gegensatz dazu sehr breit, um die Orthodoxen selbst anzugreifen. Die Dienste, die sie Batista mit so einem Verhalten geleistet haben sind nicht gering.

Niemand wird schockiert sein, dass heute solch ein notwendige Nacherzählung gemacht wird, bei der die große Mehrheit an der Reihe war, die im Stillen mit Bitterkeit unter diesen Ausschweifungen gelitten hat und kein Augenblick ist angebrachter hierfür, als der Tag, an dem wir an seinem Grab Rechenschaft ablegen.

Diese riesige Masse des PPC ist aufgestanden, entschlossener denn je. Die Frage in diesen Augenblicken der Hingebung ist: wo sind diejenigen, die danach strebten... welche die Ersten auf den Ehrenplätzen der Versammlungen sein wollten und die Führungskräfte, welche die Gebiete abfuhren und Tendenzen aufstellten, die bei großen Meetings einen Platz auf der Tribüne verlangten und jetzt weder Gebiete abfahren, noch die Leute auf der Straße mobilisieren, noch Ehrenplätze in der ersten Frontlinie im Kampf fordern…?

Wer ein traditionelles Konzept von Politik hat, wird sich vor solch einem Bild der Wahrheiten pessimistisch fühlen. Aber für diejenigen, die im Gegensatz dazu blindes Vertrauen in die Massen haben, für diejenigen, die an die unbeugsame Kraft der großen Ideen glauben, wird die Unschlüssigkeit der Führer kein Grund zum Nachlassen und zur Mutlosigkeit sein, denn diese Leere wird sehr bald von ganzen Männern eingenommen werden, die aus den Reihen der einfachen Mitglieder hervorgehen.

Wir stehen vor einem revolutionären und nicht vor einem politischen Augenblick. Die Politik ist die Weihe des Opportunismus derjenigen, die Mittel und Ressourcen haben. Die Revolution öffnet dem echten Verdienst den Weg, und zwar für diejenigen, die den aufrichtigen Mut und das ehrliche Ideal besitzen, diejenigen, welche die unbedeckte Brust aussetzen und die Standarte in die Hand nehmen. Einer Revolutionären Partei muss eine revolutionäre, junge und aus dem Volk stammende Leitung entsprechen, die Kuba rettet.

Alejandro


Später schufen wir eine Rundfunkstation im Untergrund, die das tat, was später Radio Rebelde im Sierra-Maestra-Gebirge machte. In relativ kurzer Zeit fielen das Kopiergerät, der Sender und die wenigen in unserem Besitz befindlichen Dinge in die Hände der Putsch-Armee. Damals lernte ich die strengen Regeln, denen sich die Konspiration unterordnen musste, die uns zum Angriff auf die Moncada führte.

Demnächst wird ein kleiner Band mit zwei hauptsächlichen Ideen veröffentlicht, die in zwei Reden verdichtet wurden: der von Rio de Janeiro zum UN-Gipfel über Umwelt und Entwicklung vor mehr als 15 Jahren und der zur internationalen Konferenz Dialog der Kulturen vor zweieinhalb Jahren. Ich empfehle den Lesern, beide Dokumente gut zu analysieren. Ich bitte um Entschuldigung für diese kommerzielle, aber kostenlose Werbung.


Fidel Castro Ruz
25. August 2007
18.32 Uhr

Mittwoch, 22. August 2007

Eine nie dagewesene moralische Niederlage des Imperiums

Reflexion des Comandante en Jefe: Eine nie dagewesene moralische Niederlage des Imperiums

Bei der Behandlung des Themas muss man sich zuerst die Worte von Roberto González ins Gedächtnis rufen. Er ist Anwalt, Sohn einer kubanischen Familie, die während der Tyrannei in den Vereinigten Staaten Zuflucht nahm und nach dem Sieg der Revolution zurückkehrte. Sowohl er als auch René wurden während des Aufenthalts der Familie in jenem Land dort geboren. Die ganze Zeit über hat er für die Befreiung seines Bruders René gekämpft, der neben weiteren vier Helden, ihr Volk im Kampf gegen den Terrorismus verteidigend, eine grausame und ungerechte Haft erleidet.

„Das Schlimmste, das uns passieren kann, ist, dass wir uns in der Folge eine Gefühls, sowohl der Niederlage als auch des Sieges, demobilisieren. Den Fall der Fünf haben wir erst gewonnen, wenn diese in Havanna sind…, dieser ist ein Prozess, den man viele Male den Tatbeständen zufolge gewinnt, doch juristisch nach Entscheidung der Richter verliert.“

Weise und angebrachte Worte eines wahren, gegen Unverschämtheiten kämpfenden Experten, der sein Erstaunen angesichts der Geschehnisse zum Ausdruck brachte.

Bei der Podiumsdiskussion wurde auf die Bedeutung hingewiesen, die der Anwesenheit von 73 in Fragen des Völkerrechts weltweit sehr prestigevollen Persönlichkeiten in Atlanta zukommt. Dort wurde offensichtlich und unwiderlegbar, dass es die Delikte nicht gab, derer die Angeklagten beschuldigt und ihretwegen Sanktionen verhängt wurden, die in der für das Erreichen einer gerechten Entscheidung schlimmsten Gemeinde unseres Planeten von einem vermeintlich unparteiischen Gericht angenommen wurden. Man muss die Äußerungen der Sprecher am Podium oder per Telefon wortwörtlich lesen und analysieren sowie die Aussagen derer, die noch nicht gesprochen haben.

In tatsächlichen Spionagefällen, über die erst neulich in den Vereinigten Staaten prozessiert wurde, geht die Strafe nicht über zehn Jahre Freiheitsentzug hinaus. Unseren fünf Landsleuten konnte nicht einmal eine Verschwörung zum Begehen von Spionage nachgewiesen werden. Das grausame und ungewöhnliche Geschick unserer Fünf und ihrer Angehörigen ist die Folge der heimtückischen und geständigen Politik Washingtons der Anwendung des Terrorismus gegen das kubanische Volk, dabei nahezu ein halbes Jahrhundert die elementarsten Normen der Vereinten Nationen und die Souveränität der Völker verletzend.

Es gibt noch viele wichtige Dinge, die bewiesen sind und hinzugefügt werden können. Doch heute will ich mich kurz fassen, damit diese Worte in unserer Landespresse zur Veröffentlichung gelangen können. Das Wichtigste ist, dass unser Volk ein solides und unzerstörbares Bewusstsein diesen Realitäten gegenüber erlangt.

Fidel Castro Ruz

22. August 2007
16.35 Uhr

Dienstag, 14. August 2007

Das Imperium und die Unabhängige Insel

Reflexion des Comandante en Jefe: Das Imperium und die Unabhängige Insel

Die Geschichte von Kuba in den letzten 140 Jahren sind der Kampf zur Bewahrung der nationalen Identität und Unabhängigkeit und die Evolutionsgeschichte des Imperiums der Vereinigten Staaten, sein ständiger Versuch, sich Kubas zu bemächtigen und die schrecklichen Methoden, die es heutzutage zur Absicherung der Weltherrschaft anwendet.

Hervorragende kubanische Geschichtswissenschaftler haben dieses Thema zu verschiedenen Zeitpunkten und in verschiedenen und ausgezeichneten Büchern, die es wert sind unseren Mitbürgern zur Verfügung zu stehen, tief greifend behandelt. Diese Reflexionen sind besonders an die neuen Generationen gerichtet, und zwar mit der Absicht, dass diese die im Schicksal unseres Vaterlandes sehr wichtigen und entscheidenden Tatsachen kennen lernen.


Erster Teil: Aufbürdung des Platt Amendment als Anhang der neokolonialen kubanischen Verfassung von 1901


Die “Doktrin der reifen Frucht“ wurde 1823 von John Quincy Adams, Staatssekretär und später Präsident, formuliert. Die Vereinigten Staaten würden aufgrund des politischen Schwerkraftgesetzes unvermeidbar erreichen, sich unseres Landes zu bemächtigen, sobald die koloniale Unterordnung unter Spanien aufhören würde.

Unter dem Vorwand der Sprengung des Schiffs „Maine“ – ein noch zu ergründendes Ereignis, das zur Auslösung des Krieges gegen Spanien genutzt wurde, wie der Vorfall des Golfs von Tonkin, Ereignis, dass nachgewiesenermaßen als Vorwand für den Angriff auf Nordvietnam vorbereitet wurde - unterzeichnete Präsident William McKinley die Gemeinsame Resolution vom 20. April 1898, die erklärte, „…dass das Volk der Insel Kuba frei und unabhängig ist und dies von Rechts wegen sein soll", „…dass die Vereinigten Staaten durch die vorliegende Resolution erklären, dass sie weder den Wunsch noch die Absicht hegen, die Souveränität, die Rechtsgewalt oder die Herrschaft über die genannte Insel auszuüben, ausgenommen zur Erreichung ihrer Befriedigung, und dass sie ihren Beschluss bestätigen, dass sie, sobald dies zuwege gebracht ist, die Regierung und Herrschaft der Insel ihrem Volk überlassen werden.“ Die Gemeinsame Resolution ermächtigte den Präsidenten Gewalt anzuwenden, um die Beseitigung der spanischen Regierung von Kuba zu erreichen.

Der Oberst Leonard Wood, Oberbefehlshaber des Rough-Rider-Regiments und Theodor Roosevelt, Zweiter Befehlshaber der expansionistischen Freiwilligen, die in unserem Land an den Stränden in der Nähe von Santiago de Cuba landeten, als das mutige aber schlecht eingesetzte spanische Geschwader und seine an Bord befindliche Marineinfanterie schon von den US-Panzerkreuzern zerstört worden waren, forderten die Unterstützung der kubanischen Aufständischen, die um einen sehr hohen Preis an Opfern die spanische Kolonialarmee aufgerieben und außer Gefecht gesetzt hatten. Das Regiment der Rough Riders war ohne Pferde gelandet.

Nach der spanischen Niederlage am 10. Dezember 1898 wurde der Pariser Friedensvertrag zwischen den Vertretern der Königin und Regentin von Spanien und denen des Präsidenten der Vereinigten Staaten unterzeichnet, in dem hinter dem Rücken des kubanischen Volkes vereinbart wurde, dass Spanien vollkommen auf sein Souveränitätsrecht über die Insel und das Eigentumsrecht auf das Land verzichtete und diese räumen würde. Kuba würde zeitweilig von den Vereinigten Staaten besetzt werden.

Schon als US-amerikanischer Militärgouverneur und Generaloberst der Streitkräfte ernannt, erließ Leonard Wood am 25. Juli 1900 den Befehl 301, durch den die Durchführung von allgemeinen Wahlen zu Abgeordneten einer verfassungsgebenden Versammlung verfügt wurde, die am ersten Montag vom November 1900 um 12 Uhr mittags in der Stadt Havanna zusammentreten sollte, um eine Verfassung für das Volk von Kuba aufzusetzen und zu verabschieden.

Am 15. September 1900 wurden die Wahlen durchgeführt, bei denen 31 Abgeordnete aus den Parteien Nationalpartei, Republikaner und Demokratische Unionspartei gewählt wurden. Am 5. November 1900 ging man dazu über, die verfassungsgebende Konvention im Theater Irijoa von Havanna zu eröffnen und aus diesem Anlass erhielt es den Namen Theater Marti.

General Wood erklärte in Vertretung des Präsidenten der Vereinigten Staaten die Versammlung in ihre Funktionen eingesetzt. Wood nahm ihnen die Absichten vorweg, welche die Regierung der Vereinigten Staaten hegte: „Wenn Sie die Beziehungen formuliert haben, die ihrer Meinung nach zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten bestehen sollen, dann wird die Regierung der Vereinigten Staaten ohne jeden Zweifel die Maßnahmen treffen, die ihrerseits zu einem endgültigen und ermächtigten Abkommen zwischen den Völkern beider Länder führen werden, um der Förderung ihrer gemeinsamen Interessen Impulse zu verleihen.“

Die Verfassung von 1901 legte in ihrem Artikel 2 fest, dass „das Hoheitsgebiet der Republik sich aus der Insel Kuba, sowie den anliegenden Inseln und Kleininseln zusammensetzt, die mit ihr bis zur Ratifizierung des Pariser Friedensvertrags vom 10. Dezember 1898 der Souveränität von Spanien unterlagen.“

Nachdem die Verfassung aufgesetzt worden war, war der Zeitpunkt gekommen, die politischen Beziehungen zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten festzulegen. Zu diesem Zweck wurde am 12. Februar 1901 eine Kommission von fünf Mitgliedern mit dem Auftrag ernannt, um in dieser Angelegenheit die entsprechenden Analysen und Vorschläge einzubringen.

Am 15. Februar lud der Gouverneur Wood die Kommissionsmitglieder zu einem Angelausflug ein und gab ihnen ein Bankett in Batabanó, an der wichtigsten Zugangsstraße zur Insel Isla de Pinos - wie sie genannt wurde - die damals ebenfalls von den Truppen der Vereinigten Staaten besetzt war, die im Unabhängigkeitskrieg von Kuba interveniert hatten. In Batabanó selbst gab er ihnen ein Schreiben des Verteidigungsministers Elihu Root bekannt, in dem die wichtigsten Aspekte des zukünftigen Platt Amendment enthalten waren. Gemäß den aus Washington erhaltenen Anweisungen sollten die Beziehungen zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten unter verschiedenen Gesichtspunkten geregelt werden. Der fünfte davon besagte, dass die Vereinigten Staaten, um ihnen die Pflichterfüllung zu erleichtern, die sich aus solchen schon erwähnten Abmachungen ergeben und zur Verteidigung der Vereinigten Staaten selbst, das Eigentumsrecht über Gebiete für Flottenstützpunkte erwerben und bewahren und diese an bestimmten spezifischen Orten aufrecht erhalten könnten.

Als die kubanische Verfassungsgebende Konvention die von der Regierung der Vereinigten Staaten geforderten Bedingungen erfuhr, verabschiedete diese am 27. Februar 1901 eine der US-Exekutive gegenteilige Stellungnahme, in der die Einrichtung von Flottenstützpunkten beseitigt wurde.

Die Regierung der Vereinigten Staaten vereinbarte mit dem republikanischen Senator von Connecticut, Orville H. Platt, die Vorlage einer Novellierung zum Gesetzesentwurf über den Militärhaushalt, welche die Anlage von US-Flottenstützpunkten auf kubanischem Boden praktisch in eine vollendete Tatsache verwandelte.

Im Amendment, das am 27. Februar 1901 vom Senat der Vereinigten Staaten und am 1. März vom Repräsentantenhaus verabschiedet, und von Präsident McKinley am darauf folgenden Tag sanktioniert wurde, und das ein Anhang zum „Gesetz, das der Armee Kredite für das Haushaltsjahr erteilt, das am 30. Juni 1902 endet“ ist, lautete der Paragraph über die Flottenstützpunkte wie folgt:

„Paragraph VII: Um die Vereinigten Staaten in die Lage zu versetzen, die Unabhängigkeit von Kuba aufrecht zu erhalten und dessen Volk zu schützen, sowie zur eigenen Verteidigung, wird die Regierung von Kuba den Vereinigten Staaten die notwendigen Ländereien für Kohlenbunker bzw. Flottenstützpunkte an bestimmten Orten verkaufen bzw. verpachten, die mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten zu vereinbaren sind.“

Im Paragraphen VIII wird hinzugefügt: „Die Regierung von Kuba wird die vorangegangenen Bestimmungen in ein ständiges Abkommen mit den Vereinigten Staaten aufnehmen.“

Die schnelle Verabschiedung des Amendment durch das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten ist auf den Umstand zurückzuführen, dass es sich kurz vor Beendigung seiner Legislaturperiode befand und Präsident McKinley über die sichere Mehrheit in beiden Kammern verfügte, um es ohne Schwierigkeiten zu verabschieden. Es war zu einem Gesetz der Vereinigten Staaten geworden, als McKinley am 4.März sein zweites Mandat als Präsident antrat.

Einige Mitglieder der Verfassungsgebenden Konvention hielten die These aufrecht, dass sie keine Berechtigung zur Vereinbarung des von den Vereinigten Staaten geforderten Amendment hätten, da das bedeutete, die Unabhängigkeit und Souveränität der Republik Kuba einzuschränken. So beeilte sich der Militärgouverneur Leonard Wood, am 12. März 1901 einen neuen militärischen Befehl herauszugeben, in dem erklärt wurde, dass die Konvention berechtigt sei, die Maßnahmen zu vereinbaren, deren Verfassungsmäßigkeit bezweifelt wurde.

Andere Mitglieder der Konvention, wie zum Beispiel Manuel Sanguily, vertraten die Meinung, dass die Versammlung sich eher auflösen sollte, als Maßnahmen zu vereinbaren, welche die Würde und Souveränität des Volkes von Kuba auf solch eine Art und Weise beleidigten. Aber auf der Sitzung am 7. März 1901 wurde erneut eine Kommission ernannt, um eine Antwort an Gouverneur Wood aufzusetzen, wobei der Bericht Juan Gualberto Gómez zufiel, der empfiehl, unter anderem die Klausel bezüglich der Verpachtung der Stützpunkte für die Flotte bzw. für Kohlenbunker zurückzuweisen.

Juan Gualberto Gómez hielt die strengste Kritik gegenüber dem Platt Amendment aufrecht. Am 1. April unterwarf er einen Bericht der Diskussion, in dem er jenes Dokument aufgrund dessen anfocht, dass es den Prinzipien des Pariser Friedensvertrages und der Gemeinsamen Resolution widersprach. Aber die Konvention setzte die Debatte über den Bericht von Juan Gualberto Gómez aus und beschloss eine andere Kommission zu schicken, um „die Absichten und Gesichtspunkte der Regierung der Vereinigten Staaten bezüglich aller derjenigen Angelegenheiten in Erfahrung zu bringen, die sich auf die Einrichtung der endgültigen Beziehungen im politischen und wirtschaftlichen Bereich zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten beziehen und mit der Regierung selbst die Grundlagen eines Abkommens zu diesen Punkten auszuhandeln, um sie der Konvention zur endgültigen Entscheidung vorzulegen.“

Später wurde die Kommission gewählt, die nach Washington reisen würde, zu der Domingo Méndez Capote, Diego Tamayo, Pedro González Llorente, Rafael Portuondo Tamayo und Pedro Betancourt gehörten. Diese kamen am 24. April 1901 in den Vereinigten Staaten an. Am darauf folgenden Tag wurden sie von Root und Wood empfangen, der zu diesem Zweck vorher in sein Land gereist war.

Die US-Regierung beeilte sich, öffentlich zu erklären, dass die Kommission auf ihre eigene Initiative Washington besuchen würde, ohne irgendeine Einladung und ohne offiziellen Charakter.

Der Verteidigungsminister Root empfing die Kommission am 25. und 26. April 1901 und ließ sie eindeutig wissen, dass „das Recht der Vereinigten Staaten, die umstrittenen Klauseln aufzuerlegen, während einem dreiviertel Jahrhundert vor der amerikanischen und europäischen Welt ausgerufen worden sei und dass sie nicht bereit seien, - und dies bis zum Äußersten und selbst auf die Gefahr ihrer eigenen Sicherheit hin - darauf zu verzichten.“

Die US-Beamten wiederholten, dass keine der Klauseln des Platt Amendment die Souveränität und Unabhängigkeit von Kuba beeinträchtigen, sondern im Gegenteil, diese bewahren würden und es wurde erklärt, dass man nur bei äußerst schwerwiegenden Unruhen eingreifen würde und nur mir der Zielstellung, die innere Ordnung und den inneren Frieden zu gewährleisten.

Die Kommission gab ihren Bericht auf einer geheimen Sitzung am 7. Mai 1901 bekannt. Innerhalb der Kommission wurden ernsthafte Meinungsverschiedenheiten bezüglich des Platt Amendment sichtbar.

Am 28. Mai wurde ein Bericht der Diskussion unterzogen, der von Villuendas, Tamayo und Quesada aufgesetzt worden war, in dem das Amendment mit einigen Erläuterungen angenommen und der Abschluss eines Abkommens über Gegenseitigkeit im Handel empfohlen wurde.

Dieser Bericht wurde mit 15 Stimmen gegen 14 angenommen; aber die Regierung der Vereinigten Staaten ließ solch eine Lösung nicht zu. Sie teilte über den Gouverneur Wood mit, dass sie allein das Amendment ohne Wertungen akzeptieren würde und warnte die Konvention in Form eines Ultimatums, dass das Platt Amendment „ein von der US-Legislativmacht verabschiedetes Statut darstellt und der Präsident verpflichtet ist, es so, wie es ist, umzusetzen. Er kann es weder verändern noch modifizieren, bzw. etwas hinzufügen oder streichen. Die Handlung der Exekutive, die das Statut verlangt, ist der Abzug der US-amerikanischen Armee aus Kuba, und das Statut genehmigt diese Aktion nur dann - und einzig und allein dann – wenn eine Regierung auf der Grundlage einer Verfassung eingesetzt worden ist und diese Verfassung in ihrem Text bzw. Anhang bestimmte eindeutige Bestimmungen enthält, die im Statut im Einzelnen aufgezeigt wurden […] Wenn er schließlich diese Bestimmungen in der Verfassung vorfindet, ist er zum Abzug der Armee berechtigt; wenn er diese dort nicht vorfindet, dann ist er nicht zum Abzug der Armee berechtigt…“

Der Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten sendete der kubanischen Gesetzgebenden Versammlung ein Schreiben, in dem er ausdrückte, dass das Platt Amendment als Ganzes und ohne irgendeine Erläuterung verabschiedet werden müsse, da es so dem US-amerikanischen Haushaltsgesetz beigefügt worden ist und er wies darauf hin, dass im gegenteiligen Fall die Streitkräfte seines Landes nicht aus Kuba abgezogen würden.

Am 12. Juni 1901, bei einer weiteren geheimen Sitzung der Verfassungsgebenden Versammlung wurde über die Aufnahme des Platt Amendment als Anhang der Verfassung der Republik abgestimmt, die am 21. Februar verabschiedet worden war: 16 Abgeordnete stimmten mit Ja und 11 stimmten dagegen. Bravo Correoso, Robau, Gener und Rius Rivera blieben der Sitzung fern und enthielten sich so der Stimme, um nicht für jene Ausgeburt zu stimmen.

Das Schlimmste des Amendment waren die Scheinheiligkeit, der Betrug, der Machiavellismus und der Zynismus, mit denen der Plan ausgearbeitet worden war, um sich Kubas zu bemächtigen, bis zu jenem Äußersten, öffentlich dieselben Argumente auszurufen wie John Quincy Adams 1823, das heißt über den Apfel, der durch seine eigene Schwerkraft fallen würde. Dieser Apfel ist dann endlich gefallen, aber er war faul, wie viele kubanische Denker in fast einem halben Jahrhundert voraussahen, begonnen bei José Martí in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts bis zu Julio Antonio Mella, der im Januar 1929 ermordet wurde.

Niemand könnte besser beschreiben, was das Platt Amendment für Kuba bedeutete, als Leonard Wood selbst in zwei Auszügen aus einem vertraulichen Schreiben vom 28. Oktober 1901 an seinen Abenteuerkollegen Theodore Roosevelt:

„Natürlich wurde Kuba mit dem Platt Amendment wenig oder keine Unabhängigkeit belassen und das einzig Angebrachte ist jetzt, die Annexion zu erreichen. Das wir jedoch gewisse Zeit brauchen und während dieser Zeit, in der Kuba seine eigene Regierung behält, ist sehr zu wünschen, dass es Jemanden hat, der es zu seinem Fortschritt und seiner Verbesserung führt. Es kann weder gewisse Abkommen ohne unser Einverständnis abschließen, noch Ausleihen über bestimmte Grenzen hinweg aufnehmen und muss die sanitären Voraussetzungen einhalten, die ihm vorgeschrieben wurden. Aus all dem ist vollkommen offensichtlich, dass es sich voll in unseren Händen befindet und ich glaube nicht, dass es irgendeine europäische Regierung gibt, die es zu irgendeinem Augenblick als etwas anderes ansieht, als das, was es ist, eine echte Zweigstelle der Vereinigten Staaten und als solche soll es unsere Beachtung finden.“ … „Durch die Kontrolle, die sich sicherlich bald in Besitzung verwandelt, werden wir bald praktisch den Welthandel auf dem Zuckermarkt kontrollieren. Die Insel wird sich nach und nach amerikanisieren, und zur angebrachten Zeit werden wir eine der reichsten und am meisten erwünschten Besitzungen haben, die es auf der Welt gibt…"


Zweiter Teil: Die Anwendung des Platt Amendment und die Einrichtung des Marinestützpunktes in Guantánamo als Rahmen der Beziehungen zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten


Ende 1901 kam es zu Wahlen, bei denen Tomás Estrada Palma mit 47 % der Stimmen der Wählerschaft und ohne jegliche Opposition den Sieg davontrug. Der in Abwesenheit gewählte Präsident trat am 17. April 1902 die Reise von den Vereinigten Staaten nach Kuba an, wo er drei Tage später eintraf. Die Machtübernahme erfolgte am 20. Mai 1902 um 12 Uhr. Der Kongress der Republik war bereits gewählt worden. Leonard Wood schiffte sich auf dem Kreuzer „Brooklyn“ Richtung USA ein.

Im Jahr 1902, kurz bevor die Republik ausgerufen wurde, informierte die US-Regierung den frisch gewählten Präsidenten über die Einrichtung von Marinestationen an vier dafür bestimmten Orten: Cienfuegos, Bahía Honda, Guantánamo und Nipe, wie im Plattzusatz verankert. Auch wurde kein geringerer als der Hafen von Havanna als „der für die vierte Marinestation vorteilhafteste Ort“ ins Auge gefasst.

Abgesehen von ihrem unechten Ursprung war die Regierung Kubas - an der viele von denen beteiligt waren, die um die Unabhängigkeit gekämpft hatten - von Anfang an gegen eine Bewilligung von vier Marinestützpunkten, denn sie meinte, zwei seien mehr als ausreichend. Zu einer Zuspitzung der Situation kam es, als die kubanische Regierung fest zu ihren Positionen stand und den definitiven Wortlaut des Permanenten Abkommens der Beziehungen forderte, um so „ein für alle Mal und nicht nur stückweise sämtliche Punkte festzulegen, die Gegenstand des Plattzusatzes waren, und den Geltungsbereich seiner Bestimmungen zu definieren“.

Präsident McKinley war am 14. September 1901 an der Folge der auf ihn am 6. jenes Monats abgegebenen Schüsse gestorben. Theodore Roosevelt war soweit in seiner politischen Karriere aufgestiegen, dass er schon Vizepräsident der Vereinigten Staaten war, sodass er nach den tödlichen Schüssen auf seinen Vorgänger die Präsidentschaft übernommen hatte. Für Roosevelt erschien die Festlegung des Geltungsbereichs des Platt Amendment zu jenem Zeitpunkt nicht zweckmäßig, um ein Verzögern des Einrichtens des Marinestützpunktes in Guantánamo zu vermeiden, und zwar aufgrund dessen Bedeutung für die Verteidigung des Kanals, – dessen Bau auf dem zentralamerikanischen Isthmus von Frankreich begonnen und dann aufgegeben worden war – den die alles verzehrende Regierung des Imperiums um jeden Preis fertig stellen wollte. Sie war ebenfalls nicht daran interessiert, den Rechtsstatus der Isla de Pinos zu definieren. Daher wurde urplötzlich die Anzahl der in Verhandlung befindlichen Marinestützpunkte verringert, der Verweis auf den Hafen von Havanna zurückgenommen und letztendlich die Genehmigung von zwei Stützpunkten – Guantánamo und Bahía Honda – vereinbart.

Nachträglich wurde in Anwendung des Artikels VII der dem Verfassungskonvent aufgezwungenen Verfassungsergänzung entsprechend am 16. und 23. Februar 1903 von den Präsidenten von Kuba und den Vereinigten Staaten das Abkommen unterzeichnet:

„Artikel I.: Die Republik Kuba verpachtet vorläufig den Vereinigten Staaten für einen von diesen benötigten Zeitraum zum Zwecke der Einrichtung von Kohlen- und Marinestationen die im Folgenden beschriebenen Gebiete von Land und Wasser der Insel Kuba:


1. In Guantánamo…“ (Es folgt eine komplette Beschreibung der Bucht und des angrenzenden Territoriums.)

„2. In Bahía Honda…“ (Auch hier eine ähnliche Beschreibung)

In diesem Abkommen ist festgelegt:

„Artikel III: Obgleich die Vereinigten Staaten den Fortbestand der definitiven Souveränität der Republik Kuba in Bezug auf die oben beschriebenen Gebiete von Land und Wasser anerkennen, willigt die Republik Kuba ein, dass während des Zeitraumes der Besetzung dieser Gebiete durch die Vereinigten Staaten im Sinne der Bestimmungen des vorliegenden Abkommens diese die Hoheits- und Herrschaftsgewalt über die genannten Gebiete voll ausüben mit Recht auf Erwerb zu staatlichen Zwecken der Vereinigten Staaten jeglichen Grund und Bodens oder anderen Eigentums im Rahmen dieser Gebiete, eines Erwerbs durch Kauf oder gewaltsamer Enteignung bei vollkommener Entschädigung ihrer Eigentümer.“

Am 28. Mai 1903 begannen die Vermessungsarbeiten zur Festlegung der Grenzen der Marinestation in Guantánamo.

Im Abkommen vom 2. Juli 1903 zu diesem Thema wurden die „Durchführungsbestimmungen für die Verpachtung der Marine- und Kohlenstationen“ beschlossen:

„Artikel I: Die Vereinigten Staaten von Amerika beschließen und vereinbaren die Zahlung eines jährlichen Betrages von 2 000 Pesos in Goldmünzen der USA an die Republik Kuba während des Zeitraums der Besetzung und Benutzung der im genannten Abkommen erwähnten Gebiete.“

„Sämtliches in Privateigentum befindliches Land und andere Immobilien dieser Gebiete werden unverzüglich von der Republik Kuba angekauft. Die Vereinigten Staaten vereinbaren, der Republik Kuba die für den Kauf der genannten privaten Ländereien und Güter erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen, und die Republik Kuba akzeptiert diese Beträge als Vorauszahlung des in der Vereinbarung festgelegten Pachtbetrages.“

Das die Verpachtung regulierende Abkommen war von den Vertretern der Präsidenten Kubas und der Vereinigten Staaten in Havanna unterzeichnet worden. Ratifiziert wurde es am 16. Juli 1903 vom Senat Kubas und einen Monat darauf, am 16. August 1903, vom Präsidenten Kubas und am 2. Oktober vom Präsidenten der Vereinigten Staaten. Ausgetauscht wurden die Ratifikationsurkunden am 6. Oktober in Washington und die Veröffentlichung erfolgte im Gesetzblatt Kubas am 12. des gleichen Monats und Jahres.

Am 14. Dezember 1903 wurde bekannt gegeben, dass vier Tage zuvor, also am 10. jenes Monats, den Vereinigten Staaten die Gewässer- und Territoriumsareale zur Einrichtung der Marinestation in Guantánamo in Besitz übergeben worden waren.

Für Regierung und Marine der Vereinigten Staaten war die Übergabe eines Teils des Territoriums der größten Insel der Antillen ein Grund großen Jubels; und das sollte gefeiert werden. Zu diesem Zweck trafen in Guantánamo Schiffe des Karibik-Geschwaders und einige Kreuzer der Nordatlantikflotte ein.

Die kubanische Regierung bestimmte den Chef für öffentliche Bauten von Santiago de Cuba, die Übergabe jenes Landesteiles vorzunehmen, der theoretisch seit 10. Dezember 1903, jenem von den Vereinigten Staaten gewählten Datum, unter deren Oberhoheit stand. Er sollte der einzige Kubaner sein, der bei dieser Zeremonie zugegen war; und das auch nur für kurze Zeit, denn einmal seine Aufgabe erledigt, zog er sich ohne Händedruck noch Anstoßen in den benachbarten Ort Caimanera zurück.

Der Chef für öffentliche Bauten hatte sich zum Kreuzer „Kearsage“, dem US-amerikanischen Flaggschiff mit Konteradmiral Barker an Bord, begeben. Um 12 Uhr wurden 21 Böllerschüsse abgegeben und bei den Klängen der kubanischen Nationalhymne die kubanische Flagge, die auf diesem Schiff gehisst war, eingeholt. An Land, bei Playa del Este, wurde unmittelbar mit gleicher Anzahl Böllerschüsse die US-amerikanische Flagge gehisst; und damit war der Akt beendet.

Den Durchführungsbestimmungen des Abkommens gemäß durften die Vereinigten Staaten den übergebenen Grund und Boden ausschließlich für öffentliche Zwecke nutzen, also keinerlei Handelsgewerbe oder Industrien betreiben.

Die Behörden der Vereinigten Staaten in diesen Gebieten und die kubanischen Behörden verpflichteten sich zur gegenseitigen Auslieferung von entwichenen Gefangenen, die wegen Delikten oder Missachtung der Jurisdiktion der Gesetze der anderen Nation in Strafvollzug geraten waren; falls dieses von den Behörden der richtenden Nation beantragt wird.

Für die in die genannten Marinestationen zu deren Benutzung und Verbrauch importierten Waren werden von der Republik Kuba weder Zölle noch sonstige Gebühren erhoben.

Das Verpachten der genannten Marinestationen beinhaltete das Recht der Benutzung und Besetzung des an diese Land- und Wasserflächen angrenzenden Meeres, der Verbesserung und Vertiefung seiner Einfahrten und Ankerplätze sowie zu allen anderen Maßnahmen, die für den ausschließlichen Gebrauch, für den sie bestimmt wurden, erforderlich wären.

Wenn auch die Vereinigten Staaten den Fortbestand der definitiven Souveränität Kubas über jene Flächen von Land und Wasser anerkannten, so sollten sie doch mit Bewilligung Kubas die „komplette Hoheit und Herrschaft“ über die genannten Gebiete ausüben, solange sie sie gemäß den anderen bereits genannten Bestimmungen besetzt hielten.

In dem so genannten Permanenten Abkommen vom 22. Mai 1903 zwischen den Regierungen Kubas und der Vereinigten Staaten hatte man die künftigen Beziehungen zwischen beiden Ländern präzisiert; das heißt, es wurde abgesichert, was Manuel Márquez Sterling als „das unerträgliche Joch des Platt Amendment“ bezeichnete.

Das von beiden Ländern unterzeichnete Permanente Abkommen wurde vom Senat der Vereinigten Staaten am 22. März 1904 und vom kubanischen Senat am 8. Juni jenes Jahres abgezeichnet. Ausgetauscht wurden die Ratifikationsurkunden in Washington am 1. Juni 1904. Daher ist der Plattzusatz eine Ergänzung zu einem US-amerikanischen Gesetz, ein Zusatz zur Verfassung Kubas von 1901 und ein permanentes Abkommen zwischen beiden Ländern.

Die mit dem Marinestützpunkt von Guantánamo gewonnenen Erfahrungen wurden genutzt, um in Panama gleichartige bzw. schlimmere Maßnahmen bezüglich des Kanals anzuwenden.

Im US-amerikanischen Kongress pflegt man oft die Methode der eingebrachten Gesetzeszusätze bei der Diskussion eines seinem Inhalt und seiner Bedeutung nach notwendigerweise unaufschiebbaren Gesetzes zu verwenden, um die Gesetzgeber zu zwingen, nicht übereinstimmende Kriterien beiseite zu lassen bzw. zu opfern. Solche Zusätze haben mehr als einmal die Souveränität zersetzt, um die unser Volk unermüdlich kämpft.

Im Jahr 1912 verhandelte der kubanische Staatssekretär Manuel Sanguily mit dem US-amerikanischen Kanzleramt ein neues Abkommen, dem zufolge die Vereinigten Staaten auf ihre Rechte auf Bahía Honda verzichteten und im Gegenzug eine Erweiterung der Marinestation in Guantánamo bewilligt wurde.

In jenem Jahr, als es zur Erhebung des Partido Independiente de Color (Unabhängige Partei der Farbigen) kam, die von der Regierung des Präsidenten José Miguel Gómez, der Liberalen Partei, brutal niedergeschlagen wurde, verließen US-amerikanische Truppen den Marinestützpunkt Guantánamo und besetzten mehrere unweit der Städte Guantánamo und Santiago de Cuba befindliche Ortschaften der früheren Provinz Oriente unter dem Vorwand, „Leben und Haziendas US-amerikanischer Bürger zu schützen“.

Dann ging es im Jahr 1917 anlässlich des als „La Chambelona“ bekannten Aufstandes in Oriente durch Elemente des Partido Liberal, die gegen den zur Wiederwahl von Mario García Menocal (des Partido Conservador) begangenen Wahlbetrug protestierten, so weit, dass Abteilungen der Yankees aus dem Marinestützpunkt sich zu diversen Punkten jener kubanischen Provinz begaben, und als Vorwand dafür den „Schutz der Wasserversorgung des Stützpunktes“ benutzten.


Dritter Teil: Die formelle Außerkraftsetzung des Platt Amendment und die Aufrechterhaltung des Marinestützpunktes in Guantánamo



Im Jahr 1933 ließ die Regierung der Demokraten unter Franklin Delano Roosevelt in den Vereinigten Staaten den Weg zu einer notwendigen Neuanpassung der Herrschaftsbeziehungen offen, die dieses Land über Kuba ausübte. Der Sturz der Tyrannenherrschaft von Gerardo Machado unter dem Druck einer mächtigen Volksbewegung und die nachfolgende Einsetzung einer provisorischen Regierung unter Vorsitz des Universitätsprofessors für Physiologie, Ramón Grau San Martín, stellten ein ernsthaftes Hindernis zur Verwirklichung des vom Volk geforderten Programms dar.

Am 24. November 1933 gab der Präsident der Vereinigten Staaten, Roosevelt, eine öffentliche Erklärung ab, in der er zur Verschwörung von Batista und des Botschafters in Havanna, Sumner Welles, gegen die Grau-Regierung ermunterte. Diese beinhaltete das Angebot zum Abschluss eines neuen Handelsvertrags und zur Außerkraftsetzung des Platt Amendment. Roosevelt erklärte, dass „…jegliche Provisorische Regierung willkommen sei, in die das kubanische Volk sein Vertrauen setze“. Es wuchs die Ungeduld der US-Regierung, sich Graus zu entledigen, denn seit Mitte November nahm der Einfluss eines jungen antiimperialistischen Kämpfers, Antonio Guiteras, in der Regierung zu, der in den darauf folgenden Wochen viele seiner radikalsten Schritte tun würde. Jene Regierung musste schnell gestürzt werden.

Am 13. Dezember 1933 kehrte der Botschafter Sumner Welles endgültig nach Washington zurück, und wurde fünf Tage danach durch Jefferson Caffery ersetzt.

In den Tagen des 13. und 14. Januar 1934 berief Batista eine Besprechung der Militärs in Columbia ein, der er vorsaß und bei der er vorschlug, Grau abzusetzen und Oberst Carlos Mendieta y Montefur zu ernennen, was von der so genannten Militärjunta von Columbia vereinbart wurde. Grau San Martín dankte in den frühen Morgenstunden des 15. Januar 1934 ab und schiffte sich am 20. desselben Monats als politischer Flüchtling nach Mexiko ein. Mendieta wurde schließlich am 18. Januar 1934 durch einen Putsch als Präsident eingesetzt. Obwohl die Mendieta-Regierung am 23. Januar jenes Jahres von den Vereinigten Staaten anerkannt worden war, leiteten in Wirklichkeit Botschafter Caffery und Batista die Geschicke des Landes.

Der Sturz der genannten provisorischen Regierung von Grau San Martín im Januar 1934, die Opfer ihrer eigenen inneren Widersprüche und eines Arsenals von Druck, Manövern und Aggressionen geworden war, die der Imperialismus und seine kreolischen Verbündeten gegen sie ins Spiel brachten, bedeutete einen ersten und unabdingbaren Schritt zur Auferlegung einer oligarchisch-imperialistischen Alternative als Ausweg aus der nationalen kubanischen Krise.

Der Regierung mit Mendieta an der Spitze entsprach die Aufgabe, die Beziehungen der neokolonialen Abhängigkeit des Landes neu anzupassen.

Weder die erneut an die Macht gebrachte Oligarchie, noch die Regierung von Washington konnten damals den gegen den Neokolonialismus und seine Instrumente gerichteten Gemütszustand des kubanischen Volkes ignorieren. Auch verkannten die Vereinigten Staaten nicht die Bedeutung der Unterstützung durch die lateinamerikanischen Regierungen – darunter Kuba – bei der schon voraus zu sehenden Konfrontation mit anderen, im Entstehen befindlichen imperialistischen Mächten wie Deutschland und Japan.

In dem damals begonnenen Prozess waren Formeln zu strukturieren, um die erneute Funktionsfähigkeit des neokolonialen Systems zu gewährleisten. Die Politik des „guten Nachbarn“ berücksichtigte die lateinamerikanische Opposition gegenüber dem offenen, von Washington in der Hemisphäre angewendeten Interventionismus. Die Politik von Roosevelt bezweckte, durch die diplomatische Formel des „guten Nachbarn“ ein neues Image seiner kontinentalen Beziehungen zu schaffen.

Als eine der Anpassungsmaßnahmen wurde am 29. Mai 1934 ein neues Abkommen über die kubanisch-US-amerikanischen Beziehungen unterzeichnet, welches das vom 22. Mai 1903 abänderte, das damals von einem anderen vielleicht entfernt verwandten Roosevelt unterzeichnet worden war, dem der Rauen Reiter (Rough Riders), der in Kuba gelandet war.

Zwei Tage davor, am 27. Mai, morgens um 10.30 Uhr, wurde ein Attentat mit drei von Unbekannten von einem Auto aus abgegebenen Schüssen auf den Botschafter der Vereinigten Staaten, Jefferson Caffery, verübt, der gerade, wie gewöhnlich seinen Wohnsitz in Alturas de Almendares verlassen wollte. Am nächsten Tag, dem 28. Mai, wurde das Auto des Ersten Botschaftssekretärs der Vereinigten Staaten H. Freeman Matthews auf dem Rückweg von mehreren, mit Maschinenpistolen bewaffneten Individuen, die in einem Auto fuhren, angegriffen, als es, nachdem der Diplomat in der Botschaft ausgestiegen war, auf der Rückfahrt mittags auf der Allee Quinta Avenida im Stadtviertel Miramar fuhr. Hierbei wendete sich einer von ihnen an den Fahrer und sagte ihm, er solle Matthews bestellen, dass er ihm eine Frist von einer Woche gebe, um aus Kuba abzureisen; gleich darauf zertrümmerte er die Windschutzscheibe des Autos mit einem Schlag und verschwanden sie geschwind.

Die Handlungen offenbarten einen Allgemeinzustand der Feindlichkeit gegenüber den Vereinigten Staaten und es könnte sein, dass sie die Unterzeichnung des neuen Abkommens der Beziehungen, welches das scheinbare Ende des unbeliebten Platt Amendment anging, beschleunigten.

Das neue Abkommen der Beziehungen verfügte die Aufhebung des Interventionsrechts der Vereinigten Staaten in Kuba und Folgendes:

„Die Republik Kuba und die Vereinigten Staaten von Amerika haben, beseelt von dem Wunsch, die Freundschaftsbande zwischen beiden Ländern zu stärken und mit dieser Zielstellung die zwischen ihnen durch das am 22. Mai 1903 in Havanna unterzeichnete Abkommen der Beziehungen hergestellten Beziehungen zu verändern (…) folgende Artikel vereinbart:

[…]

„Artikel 3: Soweit die beiden Vertragsseiten nicht die Veränderung oder Außerkraftsetzung jener Bestimmungen des Vertrages vereinbaren, der vom Präsidenten der Republik Kuba am 16. Februar 1903 und vom Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika am 23. desselben Monats und Jahres unterzeichnet wurde, und welche die Verpachtung von Ländereien für Kohlen- und Marinestationen in Kuba an die Vereinigten Staaten von Amerika festlegen, werden die Bestimmungen jenes Vertrages bezüglich der Marinestation Guantánamo in Kraft bleiben. Bezüglich jener Marinestation bleibt ebenfalls auf dieselbe Art und Weise und unter denselben Bedingungen die Zusatzregelung bezüglich der Marine- und Kohlenstationen weiterhin in Kraft, die am 2. Juli 1903 zwischen beiden Regierungen abgeschlossen wurde. Solange die genannte Marinestation von Guantánamo nicht seitens der Vereinigten Staaten von Amerika verlassen wird bzw. solange beide Regierungen nicht eine Veränderung ihrer jetzigen Begrenzung vereinbaren, wird sie das Territorialgebiet beibehalten, das sie zurzeit einnimmt und mit den Begrenzungen die sie zum Unterzeichnungsdatum des vorliegenden Abkommens hat.“

Der Senat der Vereinigten Staaten ratifizierte das neue Abkommen der Beziehungen am 1. Juni 1934 und Kuba, am 4. Juni. Fünf Tage später, am 9. Juni, wurden in Washington die Ratifikationsurkunden des Abkommens der Beziehungen vom 29. Mai jenes Jahres ausgetauscht, mit dem das Platt Amendment formell abgeschafft wurde, aber der Marinestützpunkt Guantánamo bestehen blieb.

Das neue Abkommen legalisierte de facto die Situation, in der die Marinestation Guantánamo sich befand, weshalb jene Teile der Verträge zwischen beiden Ländern vom 16. und 23. Februar und vom 2. Juli 1903 aufgehoben wurden, welche sich auf Ländereien und Gewässer in Bahía Honda bezogen, und jener Teil verändert, d.h. erweitert wurde, der sich auf die Gewässer und Ländereien in der Marinestation Guantánamo bezog.

Die Vereinigten Staaten behielten die Marinestation in Guantánamo als strategischen Ort zur Überwachung und zum Schutz, um ihre politische und wirtschaftliche Vorherrschaft über die Antillen und Mittelamerika abzusichern und zur Verteidigung des Kanals von Panama.


Vierter Teil: Der Marinestützpunkt Guantánamo seit der formellen Aufhebung des Platt Amendment bis zum Sieg der Revolution


Nach Unterzeichnung des Abkommens über bilaterale Beziehungen von 1934 wurde das Gebiet der „Marinestation“ nach und nach befestigt und hergerichtet, bis sie im Frühling 1941 als operative Marinestation mit folgender Struktur eingerichtet war: Marinestation, Luftwaffenmarinestation und Stützpunkt des Marinekorps und Vorratslager.

Am 6. Juni 1934 hatte der Senat der Vereinigten Staaten ein Gesetz verabschiedet, durch welches das Marineministerium zur Unterzeichnung eines langfristigen Vertrags mit einem Unternehmen berechtigt wurde, dass sich verpflichtete, die Wasserversorgung des Marinestützpunkts Guantánamo auf angebrachte Weise abzusichern; aber vorher hatte es US-amerikanische Pläne zum Bau eines Aquädukts ausgehend vom Fluss Yateras gegeben.

Die Expansion schritt voran und um 1943 wurde durch Vertrag mit dem Unternehmen „Frederick Snare & Co.“, das circa 9 000 zivile Arbeiter dafür beschäftigte, viele davon Kubaner, der Bau weiterer Anlagen vorgenommen.

Ein weiteres Jahr angestrengter Arbeit zur Erweiterung der militärischen und zivilen Einrichtungen des Stützpunkts war 1951. Im Jahr 1952 beschloss der Marine-Staatssekretär der Vereinigten Staaten den Namen „U.S. Naval Operating Base“ in „U.S. Naval Base“ umzuändern und zu jenem Zeitpunkt war schon das Ausbildungszentrum in seine Struktur integriert.

Die Verfassung von 1940, der revolutionäre Kampf und der Marinestützpunkt in Guantánamo bis Dezember 1958

Der Zeitraum ab Ende 1937 bis 1940 war vom politischen Gesichtspunkt aus gesehen durch Maßnahmen charakterisiert, die eine Einberufung von Wahlen zu einer verfassungsgebenden Versammlung und deren Durchführung ermöglichten. Batistas Grund zur Zulassung dieser demokratisierenden Maßnahmen bestand in seinem Interesse, Formeln anzuwenden, die es ihm erlaubten , sich im Zentrum der politischen Entscheidungen zu halten, womit er die Kontinuität seiner Macht bei der durch die von ihm eingeführten Formeln entstanden Neuordnung absicherte. Zu Beginn von 1938 wurde die Übereinkunft von Batista und Grau zur Einsetzung einer verfassungsgebenden Versammlung öffentlich bekannt gegeben. Der Verfassungskonvent wurde am 9. Februar 1940 eröffnet und beendete seine Arbeit am 8. Juni jenes selben Jahres.

Die Verfassung wurde am 1. Juli 1940 unterzeichnet und am 5. jenes Monats erlassen. Das neue Gesetz der Gesetze legte fest, dass „das Hoheitsgebiet der Republik sich aus der Insel Kuba, der Insel Isla de Pinos und den anderen anliegenden Inseln und Kleininseln zusammensetzt, die mit ihnen bis zur Ratifizierung des Pariser Friedensvertrags vom 10. Dezember 1898 der Souveränität Spaniens unterstanden. Die Republik Kuba wird keinerlei Pakte bzw. Abkommen unterzeichnen, die auf irgendeine Art und Weise ihre nationale Souveränität bzw. territoriale Integrität einschränken bzw. vermindern.“

Die Oligarchie war sehr bemüht, die Verwirklichung der fortschrittlichsten Forderungen jener Verfassung zu verhindern oder zumindest ihre Anwendung so weit als möglich einzuschränken.



Fünfter Teil: Der Marinestützpunkt Guantánamo seit dem Sieg der Revolution



Seit dem Sieg der Revolution hat die Revolutionäre Regierung die illegale Besetzung jenes Teils unseres Hoheitsgebiets öffentlich verurteilt.

Andererseits haben die Vereinigten Staaten seit dem 1. Januar 1959 das widerrechtlich an sich gerissene Gebiet des Marinestützpunkts in Guantánamo in einen permanenten Fokus der Bedrohung, Provokation und Verletzung der Souveränität von Kuba verwandelt. Dies geschah mit der Absicht, dem siegreichen revolutionären Prozess Schwierigkeiten zu bereiten. Jener Stützpunkt wurde immer in den von Washington entworfenen Plänen und Operationen zum Sturz der Revolutionären Regierung berücksichtigt.

Vom Stützpunkt ausgehend fanden jeder Art Aggressionen statt:


· Abwurf von brennbaren Stoffen aus vom Stützpunkt kommenden Flugzeugen über befreitem Gebiet;

· Provokationen von US-Soldaten, einschließlich Beleidigungen, Werfen von Steinen und von Büchsen mit brennbaren Stoffen und Pistolen- und Maschinengewehrschüsse;

· Verletzung der Hoheitsgewässer von Kuba und des kubanischen Staatsgebiets durch aus dem Stützpunkt kommende US-amerikanische Schiffe und Flugzeuge;

· Ausarbeitung von Selbstaggressionsplänen im Stützpunkt, um den bewaffneten Kampf zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten in großem Maßstab zu provozieren;

· Eintragung der vom Stützpunkt verwendeten Funkfrequenzen im Internationalen Frequenzregister innerhalb des Kuba entsprechenden Raumes.


Am 12. Januar 1961 wurde der Arbeiter Manuel Prieto Gómez, der dort seit mehr als 3 Jahren arbeitete, aufgrund des „Delikts“, Revolutionär zu sein, grausam von Yankee-Soldaten des Marinestützpunkts in Guantánamo gefoltert.

Am 15. Oktober jenes Jahres wurde der kubanische Arbeiter Rubén López Sabariego gefoltert und anschließend ermordet.

Am 24. Juni 1962 wurde Rodolfo Rosell Salas, Fischer von Caimanera, durch die Soldaten des Stützpunkts ermordet.

Gleichermaßen hatten die beabsichtigte Selbstprovokation und der darauf folgende Aufmarsch von US-Truppen bei einer „berechtigten“ Strafinvasion gegen Kuba zu jedem Zeitpunkt den Marinestützpunkt in Guantánamo als explosives Element vorgesehen. Ein Beispiel hierfür können wir in einer der Aktionen der so genannten „Operation Mongoose“ finden, als am 3. September 1962 in Guantánamo stationierte US-Soldaten auf die kubanischen Posten schießen sollten.

Während der Oktoberkrise wurde der Stützpunkt an Militärtechnik und Personal verstärkt, wobei dessen Anzahl sich auf mehr als 16 000 Marineinfanteristen erhöhte. Angesichts des Beschlusses des sowjetischen Ministerpräsidenten Nikita Chruschtschow, die in Kuba aufgestellten Kernwaffenraketen abzuziehen, ohne dass vorher die Revolutionäre Regierung zu Rate gezogen bzw. informiert worden wäre, legte Kuba die standhafte Position der Revolution in den so genannten „Fünf Punkten" fest. Im fünften wurde der Abzug des Marinestützpunkts Guantánamo gefordert. Wir befanden uns am Rande eines thermonuklearen Krieges, in dem wir infolge der imperialen Politik zur Eroberung von Kuba die erste Zielscheibe abgeben würden.

Am 11. Februar 1964 verminderte Präsident Lyndon B. Johnson das im Stützpunkt arbeitende kubanische Personal um ungefähr 700 Beschäftigte. Es wurden ebenfalls Fonds konfisziert, die für Renten von hunderten von kubanischen Arbeitern akkumuliert worden waren, die im Stützpunkt gearbeitet hatten und auf illegale Art und Weise wurde die Rentenauszahlung der in den Ruhestand versetzten kubanischen Arbeiter eingestellt.

Am 19. Juli 1964 wurde durch eine plumpe Provokation der US-amerikanischen Grenzwachen gegen die kubanischen Grenzschutzposten der 17jährige junge Soldat Ramón López Peña während seines Wachdienstes in der Kasematte aus dem Hinterhalt ermordet.

Unter ähnlichen Umständen gaben am 21. Mai 1966 aus dem Stützpunkt abgegebene Schüsse dem Soldaten Luis Ramírez López den Tod.

Im Mai 1980 haben in nur 21 Tagen mehr als 80 000 Mann, 24 Schiffe und circa 350 Kampfflugzeuge an den Manövern Solid Shield-80 teilgenommen, deren Ausführung die Landung von 2 000 Marineinfanteristen in dem Stützpunkt und die Verstärkung jener Einrichtung durch weitere 1 200 Mann einbegriff.

Im Oktober 1991, während des IV. Kongresses der Kommunistischen Partei Kubas (PCC) in Santiago de Cuba wurde der kubanische Luftraum über dieser Stadt durch aus dem Stützpunkt kommende Flugzeuge und Hubschrauber verletzt.

Im Jahr 1994 diente der Stützpunkt zur Unterstützung der Invasion auf Haiti: die US-Luftwaffe nutzte die Flughäfen jener Enklave. Auf mehr als 45 000 war die Zahl der bis Mitte des darauf folgenden Jahres im Stützpunkt konzentrierten haitianische Emigranten gestiegen.

Ebenfalls im Jahr 1994 kam es zur bekannten Migrationskrise infolge der Blockadeverhärtung und der härtesten Jahre der Sonderperiode, infolge der Nichterfüllung des mit der Reagan-Regierung 1984 unterzeichneten Migrationsabkommens, der bedeutenden Verminderung bezüglich der vereinbarten Visa und der Stimulierung der illegalen Emigration, einschließlich des Cuban Adjustment Act, Gesetz, das von Präsident Johnson vor mehr als 40 Jahren ausgeführt worden war.

Infolge der ausgelösten Krise wurde der Stützpunkt auf der Grundlage einer Erklärung von Präsident Clinton vom 19. August 1994 zu einem Migrationskonzentrationslager für die kubanischen „Balseros“ (Bootsflüchtlinge), in einer Größenordnung von knapp 30 000 Menschen.

Schließlich wurde am 9. September 1994 ein Gemeinsames Kommuniqué der Clinton-Regierung und der Regierung von Kuba unterzeichnet, durch das sich die Vereinigten Staaten verpflichteten, den Zugang der abgefangenen illegalen Emigranten in ihr Staatsgebiet zu verhindern und jährlich mindestens 20 000 Visa zwecks Familienzusammenführung zu erteilen. Diese Menschen würden auf sicherem Weg in die Vereinigten Staaten reisen.

Am 2. Mai 1995, innerhalb der Migrationsverhandlungen, vereinbarten die Regierungen von Kuba und der Vereinigten Staaten zusätzlich das, was dieses Mal Gemeinsame Erklärung genannt wurde, welche die Verfahrensweise zur Rückführung an Kuba aller derjenigen festlegte, die weiterhin versuchen würden, illegal in die Vereinigten Staaten zu emigrieren und von der US-Küstenwache aufgegriffen würden.

Sehen Sie, der Bezug ist nur über die illegalen Einwanderer, die von der Küstenwache abgefangen wurden. Die Grundlagen für ein unheilvolles Geschäft waren geschaffen: dem Menschenhandel. Das Mörderische Gesetz wurde beibehalten. Kuba würde das einzige Land der Welt sein, das solch einer Peitsche unterliegt. Während circa 250 000 Menschen auf sicherem Wege ohne das geringste Risiko gereist sind, ist im Gegensatz dazu die Zahl der Frauen, Kinder und Menschen jeden Alters unschätzbar, die bei dem blühenden Einwanderer-Handel umgekommen sind.

Ab der Migrationskrise von 1994 begannen auf Vereinbarung beider Regierungen die planmäßigen Treffen der militärischen Befehlshaber beider Seiten. Manchmal wurde ein verminter Gebietsstreifen durch tropische Unwetter und über die Ufer getretene Flüsse überschwemmt. Nicht selten haben unsere Pioniere ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um Menschen zu retten, die jene beschränkte Militärzone an jenen Stellen selbst mit Kindern überquerten.

Zwischen 1962 und 1996 wurden 8288 bedeutende Verletzungen ausgehend vom Marinestützpunkt in Guantánamo registriert, einschließlich 6 345 Luftraumverletzungen, 1333 Verletzungen der Hoheitsgewässer und 619 des Territoriums. Von der Gesamtheit der Verletzungen fanden 7755 zwischen 1962 und 1971 statt.

Der Militärstützpunkt in Guantánamo nach der Erlassung des Helms-Burton-Gesetzes

Dieses von Präsident William Clinton am 12. März 1996 unterzeichnete Gesetz legt in seinem Titel II über die „Hilfe für ein freies und unabhängiges Kuba“, Abschnitt 201 bezüglich der „Politik gegenüber einer demokratisch in Kuba gewählten Übergangsregierung“, Absatz 12 fest, dass die Vereinigten Staaten „vorbereitet sein“ sollen, „um mit einer demokratisch in Kuba gewählten Regierung die Rückgabe des Marinestützpunkts der Vereinigten Staaten in Guantánamo zu verhandeln, oder das jetzige Abkommen im gegenseitigen Einvernehmen neu auszuhandeln“. Das ist noch schlimmer, als das vom Militärgouverneur Leonard Wood, der gemeinsam mit Theodore Roosevelt zu Fuß in der Umgebung von Santiago de Cuba landete: die Idee eines Anschlusspolitikers kubanischen Ursprungs als Verwalter unseres Landes.

Der Krieg von Kosovo von 1999 verursachte eine große Anzahl Kosovo-Flüchtlinge. Die in jenen Krieg der OTAN gegen Serbien verwickelte Clinton-Regierung fasste den Entschluss, den Stützpunkt - wie gewohnt ohne jegliche vorangehende Anfrage - als Obdach für eine gewisse Anzahl von ihnen zu verwenden, und bei jenem Anlass teilte sie zum ersten Mal die getroffene Entscheidung Kuba mit. Unsere Antwort war konstruktiv. Trotzdem wir gegen den ungerechten und illegalen Krieg waren, hatten wir keinen Grund, uns der humanitären Hilfe zu widersetzen, welche die Kosovo-Flüchtlinge benötigen könnten. Wir boten sogar die Zusammenarbeit unseres Landes an, falls es notwendig wäre, zum Beispiel zur medizinischen Betreuung oder jeglicher anderen von ihnen benötigten Dienstleistung. Schließlich wurden die Kosovo-Flüchtlinge nicht auf den Marinestützpunkt in Guantánamo gebracht.

Im Manifest „Schwur von Baraguá“ vom 19. Februar 2000 wurde ausgedrückt, dass „zur angebrachten Zeit – da es zum jetzigen Zeitpunkt keine vorrangige Zielstellung darstellt, obwohl es außerordentlich gerechtes und unverzichtbares Recht unseres Volkes ist - das illegal besetzte Staatsgebiet von Guantánamo Kuba zurückgegeben werden muss!“ Zu jener Zeit standen wir voll im Kampf zur Rückkehr des entführten Jungen und gegen die Folgen der brutalen Wirtschaftsblockade.


Der Marinestützpunkt in Guantánamo ab dem 11. September


Am 18. September 2001 unterzeichnete Präsident Bush jene Gesetzgebung des Kongresses der Vereinigten Staaten, welche ihn zur Anwendung der Gewalt als Antwort auf die Attentate vom 11. September berechtigte. Bush stützte sich auf diese Gesetze, um am 13. November desselben Jahres einen militärischen Befehl zu unterzeichnen, durch den er als Teil des „Kriegs gegen den Terrorismus“ die juristischen Grundlagen zu Festnahmen und Aburteilungen von Individuen, welche nicht US-Bürger sind, durch Militärgerichte schuf.

Am 8. Januar 2002 teilten die Vereinigten Staaten Kuba offiziell mit, dass sie den Marinestützpunkt Guantánamo als Haftzentrum für Kriegsgefangene von Afghanistan verwenden würden.

Drei Tage später, am 11. Januar 2002 kamen die ersten 20 Häftlinge an, bis die Anzahl von 776 Gefangenen aus 48 Ländern erreicht war. Natürlich wurde keine dieser Angaben erwähnt. Wir nahmen an, dass es sich um afghanische Kriegsgefangene handele. Die ersten Flugzeuge landeten total überfüllt mit Gefangenen, und mit noch mehr Wächtern als Gefangenen. An jenem selben Tag gab die Regierung von Kuba eine öffentliche Erklärung ab, in der sie ihre Bereitschaft erklärte, zur Unterstützung der erforderlichen medizinischen Betreuung, zu den Programmen im Sanitärbereich und im Kampf gegen Krankheitserreger und Plagen in jenen den Stützpunkt umgebenden Gebieten unter unserer Hoheit beizutragen, bzw. auf jede andere nützliche, konstruktive und menschliche Art und Weise, die möglicherweise auftreten könnte. Ich erinnere mich an die Angaben, da ich persönlich bis in die Einzelheiten an der Ausarbeitung der vom Außenministerium in Form einer Note vorgelegten Antwort auf die US-amerikanische Mitteilung teilnahm. Wie weit entfernt waren wir zu jenem Zeitpunkt davon, uns vorzustellen, dass die US-Regierung sich darauf vorbereitete, um auf dem Stützpunkt jenes schreckliche Folterlager zu schaffen.

Die am 24. Februar 1976 erlassenen Sozialistische Verfassung hatte im Absatz c) seines Artikels 11 festgelegt, dass „die Republik Kuba diejenigen Abkommen, Pakte und Zugeständnisse zurückweist und als illegal und nichtig ansieht, die unter Voraussetzungen der Ungleichheit abgeschlossen worden sind, bzw. welche ihre Souveränität und territoriale Integrität nicht anerkennen bzw. vermindern“.

Am 10. Juni 2002 ratifizierte das Volk von Kuba in einem nie da gewesenen Volksausscheid-Prozess als Antwort auf die offensiven Einmischungsversuche des Präsidenten der Vereinigten Staaten den sozialistischen Inhalt jener Verfassung von 1976 und beauftragte die Nationalversammlung des Poder Popular diese zu reformieren, um unter anderen Aspekten ausdrücklich das unwiderrufliche Prinzip niederzulegen, das die wirtschaftlichen, diplomatischen und politischen Beziehungen unseres Landes mit anderen Staaten beherrschen soll, und zwar durch folgenden Zusatz im Artikel 11, Absatz c) selbst: „Die wirtschaftlichen, diplomatischen und politischen Beziehungen mit jeglichem anderen Staat können niemals unter Aggression, Drohung oder Zwang einer ausländischen Macht ausgehandelt werden.“

Nachdem am 31. Juli 2006 der Aufruf an das Volk von Kuba bekannt gegeben worden war, haben die US-amerikanischen Behörden erklärt, dass sie keine Migrationskrise wollen, sich aber vorbeugend vorbereiten, ihr zu begegnen, wobei die Nutzung des Marinestützpunkts in Guantánamo als Konzentrationslager der illegal auf dem Meer abgefangenen Emigranten in Betracht gezogen wird. In öffentlichen Erklärungen wird mitgeteilt, dass die Vereinigten Staaten mit der Zielstellung, die Aufnahmemenge der illegalen Emigranten zu erhöhen, Erweiterungen der zivilen Bauten im Stützpunkt durchführen.

Kuba hat seinerseits alle möglichen Maßnahmen getroffen, um Zwischenfälle zwischen den militärischen Kräften beider Länder zu verhindern, und hat erklärt, dass es sich an die Verpflichtungen hält, die in der mit der Clinton-Regierung unterzeichneten Gemeinsamen Erklärung über Migrationsthemen enthalten sind. Warum so viel Gerede, Bedrohung und Lärm?

Die symbolische Zahlung der Pacht für das Gebiet, welches der Stützpunkt in Guantánamo einnimmt, deren Summe jährlich 3 386,25 Dollar beträgt, kann gesagt werden, dass dies bis 1972 beibehalten wurde, als die US-amerikanische Seite den Betrag auf eigene Faust auf 3 676 Dollar neu festsetzte. Im Jahr 1973 wurde eine neue Wertberichtigung des ehemaligen Dollars in Goldwährung der Vereinigten Staaten vorgenommen und aus diesem Grund wurde der vom Schatzamt ausgestellte Scheck seitdem auf 4 085,00 Dollar jährlich erhöht. Jener Scheck geht zu Lasten der US-Marine, die verantwortlich für die Operation des Stützpunkts ist.

Die Schecks stellt die US-Regierung als Pachtzahlung aus, und diese werden an den „Obersten Schatzmeisters der Republik Kuba“ gerichtet, eine Einrichtung und ein Beamter, die seit vielen Jahren aufgehört haben, zur Struktur der Regierung von Kuba zu gehören. Jährlich wird dieser Scheck auf diplomatischem Wege gesendet. Der dem Jahr 1959 entsprechende wurde einfach aus Verwechslung in Nationaleinkommen verwandelt. Seit 1960 bis zum heutigen Tag wurden diese Schecks niemals eingelöst und bleiben als Nachweis einer seit mehr als 107 Jahren auferlegten Pacht. Ich stelle mir konservativ betrachtet vor, dass es zehnmal weniger darstellt, als das, was die Regierung der Vereinigten Staaten für das Gehalt eines Lehrers pro Jahr ausgibt.

Sowohl das Platt Amendment, als auch der Marinestützpunkt in Guantánamo waren überflüssig. Die Geschichte zeigt, dass sie in einer großen Anzahl von Ländern dieser Hemisphäre, in denen es nicht so eine Revolution wie unsere gegeben hat und das gesamte Staatsgebiet von den Transnationalen und den Oligarchien beherrscht wird, weder das eine noch das andere gebraucht haben. Die Werbung hat sich deren in der Mehrheit schlecht ausgebildeter und armer Bevölkerung angenommen, und bei ihnen Reflexe geschaffen.

Vom militärischen Standpunkt aus gesehen sind ein mit schnellen Jagdbombern voll beladener atomarer Flugzeugträger und sein zahlreiches Geleit, unterstützt durch die Technik und die Satelliten, mehrfach mächtiger und können sich an jeden Ort der Welt bewegen, wo es dem Imperium gefällt.

Der Stützpunkt ist dazu da, zu demütigen und die schmutzigen Dinge zu tun, die dort stattfinden. Wenn auf den Sturz des Systems gewartet werden muss, dann warten wir eben. Die Leiden und Gefahren für die gesamte Menschheit werden groß sein, wie die jetzige Wertbörsenkrise, und eine zunehmende Anzahl von Personen prognostiziert es. Kuba wird immer in Kampfalarm warten.


Fidel Castro Ruz
14. August 2007
18.10 Uhr

Dienstag, 7. August 2007

Der schriftliche Nachweis

Reflexion des Comandante en Jefe: Der schriftliche Nachweis

Auf der Welt geschehen viele sehr wichtige Dinge. Manche haben etwas mit Kuba zu tun. In unserem Land kommen manchmal Nachrichten an, die viel mehr Bedeutung haben, als eine meiner einfachen Reflexionen mit der Absicht, Bewusstsein zu schaffen.

Das Interview von Gerardo Hernández Nordelo, einem unserer Fünf Helden, mit der BBC, das gestern im Fernsehen gebracht wurde, hat mich sehr beeindruckt: so ein menschlicher Inhalt, solch Tiefgründigkeit, solche Brillanz, so etwas kann nur aus einem Geist hervorgehen, der 9 Jahre ungerechte psychische Folter erlitten hat. Wir können nur darum bitten, dass das Programm Podiumsgespräch uns weiter über den historischen Prozess um das Schicksal der heldenhaften Mitbürger informiert.

Währenddessen fährt die Presse in Brasilien fort weitere Nachrichten zu suchen und über jene von den Boxern durchgeführten Aktivitäten zu informieren, nachdem diese, die Regelstrenge verletzend, aus der Unterkunft der kubanischen Delegation weggegangen sind.

Eine am 3.August in Rio de Janeiro datierte Agenturmeldung von EFE berichtet:

“Nachdem sie am Donnerstag in einem Strandbad an der Nordküste von Rio de Janeiro überrascht worden waren, wo sie mehrere Tage an der Seite eines kubanischen Unternehmers und eines anderen, eines Deutschen, sowie von drei Prostituierten verbracht haben, wurden die Boxer in den frühen Morgenstunden des heutigen Tages in ein Hotel gebracht, wo sie von Polizisten der Bundespolizei bewacht worden sind.

Rigondeaux und Lara wurden am Donnerstag im Strandbad von Araruama von Polizisten der Militärpolizei von Rio de Janeiro zurückgehalten. In ihren Erklärungen vor der Bundespolizei haben die Boxer ausgesagt, dass sie Reue empfinden und nach Kuba zurückkehren möchten, und dass sie angeblich Opfer eines Coups gewesen seien, wozu sie von den Unternehmern gedopt worden seien, bevor sie aus der Panamerikanischen Villa abgeholt wurden. Die Athleten lehnten die Hilfe von zwei Rechtsanwälten ab, die im Büro der Bundespolizei vorstellig wurden und darauf bestanden, sie zu vertreten.

Die beiden Kubaner sind jedoch in verschiedenen Strandbädern der Nordküste von Rio de Janeiro in vollkommener Freiheit gesehen worden, wie sie die Bequemlichkeiten der Stundenhotels und die Feiern voller alkoholischer Getränke und Frauen genossen. Nach Aussagen von durch O Globo befragten Stundenhotelbesitzern im Strandbad Saquarema haben die beiden Boxer zusammen mit dem kubanischen und deutschern Unternehmer mehrere Tage in dieser Stadt verbracht, bevor sie in Begleitung der drei in Rio de Janeiro engagierten Prostituierten nach Araruama gereist sind. ‘Sie sind gute Menschen, sie haben uns behandelt, als ob wir ihre Freundinnen wären und haben sogar gesagt, dass sie unsere Abwesenheit bedauern werden’, sagte eine der Frauen, die in Erklärungen an O Globo zugab, ungefähr 100 Dollar pro Tag bekommen zu haben.”

Das sind unangenehme, aber wesentliche Einzelheiten und ich kann keine anderen Ausdrücke als jene verwenden, welche von der Presseagentur in ihrer Mitteilung aufgeführt wurden. Ich stelle mir vor, dass die Boxer selbst ihre nächsten erwachsenen Familienangehörigen hierüber informiert haben.

Gestern, am Montag, den 6., behauptete eine weitere Meldung der gleichen Agentur:

“Die brasilianische Polizei sagte, dass sie den zwei kubanischen Boxern, die in ihr Land deportiert wurden, nachdem sie während der Panamerikanischen Spiele von Rio de Janeiro verschwunden waren, ihre Version glaubt, gemäß der sie von zwei Unternehmern gedopt und überlistet worden seien, welche sie nach Deutschland bringen wollten.

’Wir vertrauen in das, was sie uns gesagt haben und uns scheint ihre Version denkbar und möglich’, erklärte heute der für die Untersuchungen zuständige Kommissar der Bundespolizei Felicio Latera an EFE.”

“’Die brasilianische Bundespolizei stellt keine Nachforschungen über die angebliche Desertion der zwei Kubaner an, sondern über die Unternehmer, die versucht haben, sie mitzunehmen’, bestätigte der Kommissar.”

Mit demselben Datum und in derselben Meldung informierte die Agentur EFE Folgendes:

“In einem Interview mit einer brasilianischen Tageszeitung gab der deutsche Unternehmer Ahmet Öner, Promoter der vier schon in Deutschland in Asyl befindlichen Boxer zu, dass er die Flucht von Rigondeaux und Lara organisiert habe und dafür circa eine halbe Million Dollar bezahlt habe.”

Wir zweifeln unsererseits nicht daran, dass die Bundespolizei den zwei Athleten ihre Reue geglaubt hat. Die Aufgabe der genannten Einrichtung war es, mit dem kubanischen Konsulat die von den Boxer so dringlich geforderten Dokumente in die Wege zu leiten und das mit ihnen Geschehene nach 12 Tagen Abwesenheit zu erklären.

Das Wesentliche für die riesige Mehrheit unseres Volkes ist, zu erfahren, welches das moralische Verhalten der Athleten war, die es mit soviel Aufopferung erzieht und ausbildet.

Meines Erachtens entspricht die größere Verantwortung Erislandy Lara, welcher der Kapitän der Boxmannschaft war und selbst so Regeln verletzte und direkt in die Hände der Söldner geriet. Er ist 24 Jahre alt und Universitätsstudent für Körperkultur und Sport. Beide Boxer ignorieren den Einfluss, den jene engen Freundschaftsbeziehungen auf ihr Verhalten ausübten, die sie mit den drei in Venezuela bestochenen Boxern aufrecht erhielten, obwohl ihnen sicherlich die redselige Indiskretion unbekannt war, mit welcher der Besitzer des Mafia-Unternehmens reden würde, nachdem sie nicht zum Wiegen erscheinen würden.

Beide Athleten zeigten sich abgeneigt, mit der Presse zu sprechen. Ein Journalist der Zeitung Granma, Miguel Hernández, erwartete sie auf dem Flughafen und sprach mit ihnen über das Thema. Er war danach enttäuscht über die Antworten, als er versuchte, einen Artikel zu schreiben, der von der Ehrlichkeit der Boxer überzeugte.

Julita Osendi, Fernsehreporterin und gut über die Panamerikanischen Spiele von Rio informiert, beantragte, sie zu besuchen und bemühte sich, sie zu überzeugen, dass sie in aller Offenheit sprechen sollten. Sie sprachen etwas offener und erzählten ihr einige zusätzliche Einzelheiten über ihr ungewöhnliches Abenteuer, aber das Endergebnis war das Gleiche.

Ich habe Genossen Fernández, Vizepräsident des Ministerrats, der unter anderem solche Einrichtungen wie das Sportministerium INDER betreut, gebeten, mir eine Transkription des Interviews von Osendi mit Erislandy Lara und Guillermo Rigondeaux zu schicken. Mir reichte es nicht, es zu sehen, ich wollte jede Frage und jede Antwort analysieren. Die Niederschrift nimmt den doppelten Raum dieser Reflexion ein.

Ich werde Granma bitten, dass sie diese auf der Sportseite bzw. einer anderen Sparte veröffentlichen, damit ein schriftlicher Nachweis der Unterhaltung bleibt.

Viele arme Länder haben keine Probleme mit dem Professionalismus, aber in ihnen sterben auch aufgrund fehlender Sportübungen viele Menschen vorzeitig bzw. leiden Krankheiten, die sie zu Invaliden machen. Unter jener Tragödie leiden aufgrund der Unzulänglichkeiten in ihrem morschen System und dem merkantilistischen Geist ihrer ärztlichen Dienstleistungen ebenfalls die entwickelten reichen Länder.

Der Athlet, der seine Delegation verlässt, ist wie der Soldat, der seine Kameraden inmitten des Kampfes verlässt. Kuba verfügt über viele gute Sportler, aber es hat sie niemandem weggenommen. Das Volk genießt außerdem ihre wunderbaren Auftritte. Das ist schon Teil seiner Kultur, seines Wohlbefindens und seines geistigen Reichtums.

Die Revolution hat ihr gegebenes Wort erfüllt. Sie hat versprochen, den Athleten eine menschliche Behandlung zuteil werden zu lassen, sie unmittelbar mit ihren Familienangehörigen zusammenzubringen, ihnen Zugang zur Presse zu geben, wenn sie dies möchten und ihnen eine anständige Arbeit entsprechend ihren Kenntnissen zuzuweisen. Ebenso haben wir uns gewissenhaft um ihren Gesundheitszustand gekümmert, wie wir es mit allen Bürgern tun.

Aufgrund einer elementaren Gerechtigkeit war es unumgänglich, sie anzuhören, das Maß ihrer Reue in Erfahrung zu bringen, die sie zu spüren angaben, als sie sich in solch schmerzliche Episode verwickelt sahen.

Wir haben unserem Volk die Elemente vorgelegt, die wir zusammenbringen konnten, damit es sich ein Urteil bilden kann. Sie möchten jetzt schon mit ihren Familienangehörigen weggehen. Sie sind an einem Punkt angekommen, an dem es keine Rückkehr als Teil einer kubanischen Delegation in dieser Sportart gibt.

Wir dagegen müssen den Kampf fortsetzen. Es ist jetzt gerade, fast ein Jahr im Voraus, der Augenblick gekommen, die Liste der kubanischen Boxer aufzustellen, die an der Olympiade in Peking teilnehmen werden. Sie müssen zuerst in die Vereinigten Staaten reisen, um an der Weltmeisterschaft teilzunehmen, einem der drei Veranstaltungen, die für die Olympischen Spiele klassifizieren. Stellt euch die Haie der Mafia vor, wie sie frisches Fleisch fordern.

Wir müssen sie auf etwas hinweisen: wir sind nicht begierig, ihnen dies frei Haus zu liefern. Kuba wird keinen Deut seiner Ehre und seiner Ideen für olympische Goldmedaillen opfern; die Moral und der Patriotismus seiner Athleten wird über alles siegen. Wir wissen, dass im Boxsport die Ausmaße des Rings und die Handschuhe verändert wurden, um unser Land zu schädigen, das so viele Medaillen in diesem Sport gewinnt, bis erreicht wird, dass das Profiboxen ebenfalls bei den Olympiaden zugelassen wird.

Die Sportbehörden analysieren alle möglichen Varianten, einschließlich die Liste der Boxer zu verändern bzw. gar keine Delegation zu entsenden, trotz der zu erwartenden Bestrafungen. Sie überprüfen ebenfalls zu befolgende Strategien und Taktiken.

Wir werden unsere prinzipienfeste Politik beibehalten, obwohl die Welt sich immer mehr dem Professionalismus verschreibt und wie zu Zeiten von Kid Chocolate, einem echten Genie, keine einzige Medaille für den gesunden Sport existiert und nur ein Sport denkbar ist, der für das Lancieren von unschlagbaren Bällen, für die Home Runs und für das Verteilen und Aushalten von Boxschlägen ohne jeglichen Schutz einen Preis festlegt. In so eine Zeit kehren wir niemals zurück.

Der gesunde Sport ist unvereinbar mit dem übertriebenen Konsumverhalten und der Vergeudung, welche die Wurzeln der jetzigen nicht umkehrbaren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krise der globalisierten Welt bilden.

Fidel Castro Ruz
7. August 2007
20:25 Uhr

Samstag, 4. August 2007

Die Politik und der Sport

Reflexion des Comandante en Jefe: Die Politik und der Sport

Ich schreibe das Folgende schnell und recht spät. Aufgrund des harten Tonfalls, mit dem ich dieses Thema analysiert habe, muss ich das tun.

Außerdem ist die Nachricht nicht entmutigend. Die Agenturmeldungen kündigten an, dass die zwei Boxer, die in Rio de Janeiro desertiert waren, an einem Strand in der Nähe dieser Stadt aufgefunden und von den Behörden verhaftet worden waren. Wie Sie sich erinnern werden, galten sie als vermisst. Sie besaßen keinerlei Ausweispapiere.

Sie wurden nicht in ein Gefängnis gebracht, sondern verblieben im selben Hotel, wo sie untergebracht waren, unter Kontrolle der Bundespolizei. Die Boxer teilten ihr mit, dass sie einen Fehler begangen hatten und es bereuten. Sie weigerten sich, einen deutschen Bürger zu empfangen, der sofort nach ihnen fragte, da er Anweisungen des Mafia-Unternehmens befolgte. Das erfuhren wir später.

Die Behörden forderten die Unterlagen bei uns an, und die Konsularvertretung von Kuba begann auf Anweisungen unseres Botschafters die entsprechenden Formalitäten einzuleiten.

Die Nachricht, dass die Boxer in der Türkei seien, während die Einwanderungsformalitäten für sie in die Wege geleitet würden, war offensichtlich als Ablenkungsmanöver von der Mafia lanciert worden. Sogar ein deutscher Parlamentarier versuchte mit dem schlaffen Schmutzball ein Tor zu schießen. Das Unternehmen, das mehr als zwei Millionen Dollar in das groteske Geschäft investiert hatte, sprach von den „Menschenrechten“ der Familienangehörigen der Athleten. Was werden die Vereinten Nationen zu diesem unlauteren Wettbewerb sagen?

An dieser Stelle ist es, wo sich der Sport und die Politik über Neigungen und Verbitterungen hinwegsehend auf der Suche nach angebrachten Lösungen und Prinzipien zusammentun.

Diese Bürger werden weder irgendeiner Verhaftung und noch weniger solchen Methoden unterliegen, wie die Regierung der Vereinigten Staaten sie in Abu Ghraib und Guantánamo anwendet, solche wurden in unserem Land niemals gebraucht. Sie werden provisorisch in ein Gästehaus gebracht werden und dort Zugang zu ihren Familienangehörigen bekommen. Die Presse wird ebenfalls Kontakt zu ihnen aufnehmen können, wenn sie dies möchte.

Ihnen werden achtbare Aufgaben zum Nutzen des Sports und in Übereinstimmung mit ihren Kenntnissen und Erfahrungen angeboten werden.

Die brasilianischen Behörden können beruhigt den unvermeidbaren Kampagnen der Gegner entgegensehen. Kuba weiß, sich den Umständen gemäß zu verhalten. Ich meinerseits werde ruhig schlafen.


Fidel Castro Ruz
4. August 2007
22.56 Uhr

Freitag, 3. August 2007

Reflexion über harte und offensichtliche Realitäten

Ich gebe diesem Thema aufgrund seiner Bedeutung Priorität, obwohl es andere gibt.

Ich werde nicht abstreiten, dass die Vorrechte der Macht, sowohl der realen, als der relativen bzw. der scheinbaren, die Menschen beeinflussen, denn seit der fernen Vergangenheit der Gattung wurden alle so erzogen.

Auch ich bin nicht in nur einer einzigen Minute zu dem gekommen, was ich heute bezüglich der Macht denke, aber ich meine, dass es sich um eine konsequente Denkweise handelt. Den bescheidenen Beitrag unserer Revolution schreibe ich der Tatsache zu, dass unsere Antworten auf die Fragestellungen trotz der rauen Realität, die uns die brutale Blockade des Imperiums auferlegte, niemals einen Rückfall erlitten haben.

In der Reflexion vom vergangenen 31. Juli sprach ich darüber, was es für mich bedeutet hat, ein ganzes Jahr zur Verfügung gehabt zu haben, um Information zusammenzustellen und gründlich über die vitalen Probleme nachdenken zu können, welche heute mehr denn je unsere Gattung bedrohen.

Am vergangenen 24. Juli veröffentlichte die russische Nachrichtenagentur Ria Novosti folgende Information:

„Leonid Ivashov, Generaloberst, Experte in Verteidigungsfragen, brachte zum Ausdruck, dass das hauptsächliche Werkzeug der US-Politik im wirtschaftlichen, finanziellen, technologischen und militärischen Diktat besteht.

Durch diese Auferlegung versuchen die Vereinigten Staaten, die Weltherrschaft abzusichern. Ihre nationale Sicherheitsstrategie weist ausdrücklich auf die Notwendigkeit hin, den nachhaltigen, das heißt, kontrollierten Zugang zu den Schlüsselregionen des Planeten, den strategischen Nachrichtenübermittlungen und den globalen Ressourcen abzusichern. Es handelt sich hierbei um eine Strategie, die als Gesetz festgeschrieben wurde, was uns zu der Schlussfolgerung führt, dass die Vereinigten Staaten in der Zukunft vor noch stärkeren Konflikten mit Russland, China und Indien stehen werden.

Washington besteht hartnäckig darauf, ein System zu aufzubauen, dass in der Lage ist, das Atompotenzial seiner strategischen Rivalen Moskau und Peking zu neutralisieren, um ein Monopol auf militärischem Gebiet zu gewinnen. Die Vereinigten Staaten wollen ihr Raketenabwehrschild nicht nur in Europa entfalten, sondern ebenfalls in anderen Teilen der Welt, um zu sehen, was in Russland und China geschieht. Gleichfalls versuchen sie ihr Angriffsarsenal in einem Rhythmus zu erweitern, der sogar die Zeitspanne des Kalten Krieges übertrifft.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verlor die NATO den Verteidigungscharakter, den sie zum Zeitpunkt ihrer Gründung im Jahr 1949 besessen hatte, um sich in ein mächtiges und aggressives Werkzeug im Dienst der Weltoligarchie zu verwandeln, welche danach strebt, ihre Herrschaft im Weltmaßstab herzustellen. Das neue Strategiekonzept des Bündnisses, das im April 1999 dank der Anstrengungen der Vereinigten Staaten bestätigt wurde, beinhaltet neuartige Aufgaben und erweitert ihren Verantwortungsbereich auf die ganze Welt, ohne sich auf den Nordatlantik zu beschränken. Der jetzige Generalsekretär der NATO, Jaap de Hoop Scheffer, besuchte oft Australien, Neuseeland oder Japan. Das Bündnis begann, sich über das Völkerrecht und den Sicherheitsrat der UNO zu stellen. Währenddessen fördern die Vereinigten Staaten die Erweiterung der NATO und weigern sich, das Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE) zu ratifizieren, und messen sich das Recht an, sich über jegliche Einschränkungen hinwegzusetzen und die Truppen wie es ihnen gefällt zusammenzustellen.

Die Vereinigten Staaten tun alles, was sie können, damit Russland kein autonomer Spieler sein kann. Die Debatten über Raketenabwehr, Iran und Kosovo haben keinerlei Kompromissformeln hervorgebracht.

Es ist wichtig, dass Russland seine Positionen konsolidiert und sein geopolitisches Potential zurückgewinnt. Zu Beginn der 70er Jahre, als Moskau das atomare Gleichgewicht mit Washington erreicht hatte, wurde diesem klar, dass es jenes auf militärischem Gebiet nicht besiegen konnte und akzeptierte deshalb Verhandlungen unter Gleichgestellten. Das Ergebnis war die Unterzeichnung der Raketenabwehrabkommen (DAM) im Jahr 1972 und das darauf folgende Abkommen zur Begrenzung Strategischer Angriffswaffen (SALT). Das Einzige, was die Vereinigten Staaten respektieren ist die Gewalt. Wenn sie spüren, dass sie eine stärkere Position haben, machen sie niemals jemandem Zugeständnisse.

Um die Weltherrschaftspläne zu neutralisieren, ist es notwendig einen alternativen Pol zu schaffen, und es besteht schon eine Grundlage dafür: die Organisation für Zusammenarbeit von Shanghai (OCSH).

In Wirklichkeit scheint es ein bisschen ungenau zu sein, von der US-amerikanischen Stärke zu sprechen. Die Vereinigten Staaten haben militärische Macht, eine starke Wirtschaft und eine riesige Menge harter Währung, die sie unbeschränkt drucken können, aber die geopolitische Rangstufe des Landes ist gleich Null. Die Vereinigten Staaten flößen den anderen Ländern der Welt sehr wenig politisches Vertrauen ein.

Im Jahr 1999 haben China und Russland vor der Vollversammlung der UNO die Notwendigkeit vorgetragen, das DAM-Abkommen von 1972 zu bewahren. Alle Staaten stimmten für den Vorschlag, mit vier Ausnahmen: die Vereinigten Staaten, Israel, Albanien und Mikronesien. Das Ergebnis bezeugt die vollkommene internationale Isolierung der Vereinigten Staaten.

Ohne die Teilnahme von Russland wird es unmöglich sein, die im Mittleren Osten, im Balkan, auf der koreanischen Halbinsel bzw. in anderen Gebieten des Planeten geschaffene Situation zu lösen. Das vorher Gesagte gilt im selben Maße für China, das in der Lage ist, dem Druck der Vereinigten Staaten zu widerstehen. China besitzt viel Prestige auf der Welt, hat eine mächtige Wirtschaft und eine starke Währung.

Die OCSH sollte neue Verbündete rekrutieren und das Potential jener Länder zusammenführen, die in der Lage sind, eine autonome Politik durchzuführen und die dies auch wollen. An erster Stelle ist es notwendig, offiziell die Zurückweisung der Weltherrschaft durch die Vereinigten Staaten zu proklamieren. Zweitens sollten China und Russland vor dem Sicherheitsrat der UNO die Entfaltung des US-amerikanischen DAM-Systems öffentlich als solch eine Aktion verurteilen, welche die Architektur der Weltsicherheit ändert und die gesamte internationale Gemeinschaft bedroht. China, Indien und Russland könnten eine Einheitsfront gegenüber dem Diktat der Vereinigten Staaten schaffen. Es ist ebenfalls möglich, sich die Stabilisierung des weltweiten Finanzsystems als Aufgabe vorzunehmen. Im Rahmen der OCSH könnte eine neuartige Philosophie entwickelt werden, die sich auf die Harmonie der Zivilisationen und der rationellen Verwendung der Naturschätze gründen könnte. Die Mehrheit der Staaten würde sicher solche Maßnahmen unterstützen, davon bin ich überzeugt. So wird ein neuer politischer Pol geschaffen werden, der Friedens-Pol. Die Mission der OCSH ist es, ein neues Entwicklungsmodell für die menschliche Zivilisation zu schaffen.“

„Dem US-Imperium könnte sich einzig und allein ein Bündnis der Zivilisationen entgegenstellen: der russischen, dessen Einflussbereich die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten einschließt (GUS); der chinesischen, die der Inder, der islamischen und der lateinamerikanischen Zivilisationen. Das ist ein riesiger Raum, in dem wir gerechtere Märkte schaffen könnten, unser eigenes stabiles Finanzsystem, unser Getriebe der kollektiven Sicherheit und unsere Philosophie auf der Grundlage der Priorität der intellektuellen Entwicklung des Menschen gegenüber der modernen westlichen Zivilisation, die auf die materiellen Güter setzt und den Erfolg in Villen, Jachten und Restaurants misst. Unsere Mission ist es, die Welt auf die Gerechtigkeit und die intellektuelle und geistige Entwicklung umzuorientieren.“


Bis hierhin die wichtigsten Ideen von Ivashovs Überlegungen, die über Ria Novosti gesendet wurden.

Wir haben präzisieren können, dass General Leonid Ivashov Vizepräsident der Akademie für Geopolitische Angelegenheiten ist und Sekretär im Rat der Verteidigungsminister der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und Abteilungsleiter für militärische Zusammenarbeit des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation war. Am 11. September 2001, dem Tag jener tragischen Geschehnisse in New York, die zum Vorwand dienten, um die Grundlagen der Völkermord-Politik der Vereinigten Staaten vor knapp 6 Jahren festzulegen, war General Ivashov Generalstabschef der Russischen Streitkräfte. Ein wirklich gut informierter Mann. Es lohnt sich, dass unser Volk seinen Standpunkt kennt.

Es ist offensichtlich, dass die kubanische Revolution immer um die Bildung des Volkes Sorge getragen hat. Wenn ich meine eigene Erfahrung einschätze, dann kam ich sehr schnell zu der Überzeugung, dass allein das Bewusstsein sich gegenüber den Instinkten, die uns lenken, durchsetzen kann. Durch den technischen Fortschritt spricht man heute von der Möglichkeit zur Manipulation der Funktionen der menschlichen Gehirnzellen. Wozu wird alles das in einer Welt dienen, in welcher der Handelswert der Güter und Dienstleistungen seine Herrschaft ausübt? Welche Behörde wird es festlegen? Auf diesem Weg und durch die beschämende Abwerbung qualifizierter Arbeitskräfte, einem Phänomen, über das man immer wieder sprechen muss, könnten sie alles das zerstören, was am Menschen am Wertvollsten ist, und zwar seine Bildung durch das Bewusstsein.

Aus den Labors kann ein Medikament hervorgehen, das Leben rettet, etwas sehr Wertvolles auf sozialem Gebiet, wenn jenes Erzeugnis allen zugänglich gemacht werden könnte. Aber in den Labors werden auch andere Arten von Waffen geschaffen, die dem menschlichen Leben ein Ende bereiten können.

Die kommerzielle Werbung und das übertriebene Konsumverhalten sind unvereinbar mit dem Überleben der Gattung. Wenn man alle möglichen Berechnungen aufstellt, wird man sehen, dass die Naturschätze, der Raum, das Klima, das Wetter und das System bei dem jetzigen eingelegten Tempo und in der eingeschlagenen Richtung kein anderes Ergebnis hervorbringen können.


Fidel Castro Ruz
3. August 2007
19.15 Uhr