Mittwoch, 6. Mai 2009

Eine Frage, auf die es keine Antwort gibt

Reflexionen des Genossen Fidel: Eine Frage, auf die es keine Antwort gibt

Unsere Welt wird nicht nur von den immer schwerwiegenderen und häufigeren zyklischen Wirtschaftskrisen bedroht. Die Arbeitslosigkeit, der Ruin und die unwahrscheinlich hohen Verluste an Gütern und Reichtümern sind untrennbare Begleiter der blinden Gesetze des Marktes, welche heute die Weltwirtschaft bestimmen. Der Neoliberalismus verbietet jede Art der Einmischung des Staates als ein störendes Element für die Wirtschaft, als ob es öffentliche Ordnung, Armee, Gesundheits- und Bildungswesen, Kultur, Wissenschaften, Gerichte, Richter und viele andere Tätigkeiten ohne den Staat und seine Gesetze geben könnte.

Dieser störte natürlich mit seiner Härte und seiner Zwangsgewalt diejenigen, welche wie Marx und Lenin und andere Theoretiker in ihm ein Instrument der Ausbeuter sahen, um das verhasste kapitalistische System aufzuzwingen und die die Idee entwarfen, ihn in der Übergangsperiode zu einer vollkommen neuen Gesellschaft in ein Instrument der Revolution zu verwandeln.

Kolonialherren, Kapitalisten und Imperialisten haben ihre Verhaltenskodexe geschaffen und ihre Werte aufgezwungen. Sie sprechen von Freiheit, Demokratie, Menschenrechten, usw. In den Vereinigten Staaten haben nach ihrer Gründung Millionen Menschen weiterhin als Sklaven gearbeitet, denen der Schöpfer keinerlei Recht zuerkannt hatte, wie es die Erklärung von Philadelphia vorsah. Während knapp 100 Jahren waren sie Waren, die auf dem Markt gekauft und verkauft wurden, und weitere 100 Jahre nach dem Bürgerkrieg erlitten sie grausame Diskriminierung und Ausgrenzung. Noch heute sind sie zusammen mit den Indianern und den Lateinamerikanern die ärmsten Bürger, welche die US-Gefängnisse bevölkern und die härtesten und am schlechtesten bezahlten Arbeiten ausführen.

Es wird nicht hervorgehoben, dass Milliarden Menschen auf der Welt an Unwissenheit, Arbeitslosigkeit, Unterentwicklung und an Krankheiten leiden, welche ihr Leben auf zwei Drittel oder auf die Hälfte von dem verkürzen, welches in den reichen Ländern genossen wird, und manchmal noch mehr.

Zu den alten Problemen kommen weitere hinzu, wie zum Beispiel der Drogenhandel, das organisierte Verbrechen, das Braindrain und die Abwerbung von hoch entwickelten Fachkräften und die illegale Auswanderung. Selbst die Gehirne der Menschen versuchen sie über die Massenmedien und die modernsten Techniken der so genannten Unterhaltungsindustrie zu unterjochen.

Auf welcher Grundlage hält sich jenes System? Auf der Grundlage von Reichtum und Gewalt. Sie verfügen dafür über das gesamte Geld der Welt und die hoch entwickelten Mittel der militärischen Gewalt. Sie sind außerdem die großen Waffenhersteller und –exporteure, die keinerlei Bedrohung für ihre Weltvorherrschaft darstellen, welche aber die örtlichen Kriege schüren und die Gewinne der multinationalen Unternehmen und die Abhängigkeit ihrer Verbündeten erhöhen.

Sie drucken die für den internationalen Handel erforderlichen Devisen in solchen Mengen, die keine Grenzen kennen, erwerben mit ihnen Besitztümer für ihre multinationalen Unternehmen, natürliche Ressourcen und die Ergebnisse des von den Völkern vergossenen Schweißes, um die von ihnen geschaffenen Konsum- und Verschwendungsgesellschaften zu erhalten.

Die Vereinigten Staaten üben außerdem eine monopolistische Kontrolle über die internationalen Kredit- und Investitionseinrichtungen aus.

Jetzt, wo diese Sorgen und Gedanken in den Köpfen jener vielen Millionen Menschen auf der Welt herumschwirren, die sich nicht von den verkündeten Lügen betrügen lassen, erscheinen ständig Nachrichten über andere Realitäten.

Zum Beispiel folgende: die multinationalen US-Unternehmen erzielten im Jahr 2004, dem letzten in den Statistiken angegebenen Jahr, im Ausland Gewinne über 700 Milliarden Dollar, für die sie aufgrund von speziellen Bonifikationen für US-Unternehmen, die in anderen Ländern investieren, nur 16 Milliarden an die US-Staatskasse abführten. Diese Bonifikationen schaden denen, die dies in den Vereinigten Staaten selbst tun und damit dort Arbeitsplätze schaffen. Allein die Idee der jetzigen Regierung, dieses Privileg zu vermindern, löste Proteste von bedeutenden Unternehmerorganisationen der Vereinigten Staaten aus, deren wirtschaftliche und politische Macht niemand in Frage stellt.

Es könnte sogar eine nützliche Beschäftigung darstellen, eine Unzahl von nationalen und internationalen Nachrichten zu sammeln, welche die der Welt auferlegten nationalen Privilegien jenes Landes widerspiegeln. Es gibt Politiker innerhalb und außerhalb der Vereinigten Staaten, die beleidigt sind, wenn jemand sich getraut, diese als Imperium zu bezeichnen, als ob es ein anderes Wort geben würde, das es besser definiert.

Die Kehrseite der Medaille ist noch schlimmer. Manchmal wurde von den sieben Flotten gesprochen, mit denen die Vereinigten Staaten der Welt ihre militärische Macht aufzwingen, unterstützt von über 800 über den gesamten Planeten verteilten Militärstützpunkten. Guantánamo, dessen Gefängnisse und Foltern die Weltöffentlichkeit so beeindruckt haben, ist nur einer der mehreren hundert Stützpunkte, über die sie verfügen.

Vielleicht kann man sich eine Vorstellung von der militärischen Macht machen, mit der die Supermacht das der Menschheit aufgezwungene Wirtschafts- und Gesellschaftssystem stützt, wenn man einige kürzlich in der Fachpresse veröffentlichte Angaben erwähnt.

Die militärische US-amerikanische Macht stützt sich auf ihr Kernwaffenarsenal.

Sie besitzen 534 ballistische Interkontinentalraketen (ICBM) Minuteman III und Peacekeeper; 432 unter Wasser zu startende (SLBM) Trident C-4 und D-5 , die auf 17 U-Booten Ohio installiert sind, und ungefähr 200 Langstrecken-Atombombenflugzeuge, die in der Luft versorgt werden können, darunter 16 „unsichtbare“ B-2. Die Trägerraketen haben jeweils mehrere Sprengköpfe. Die Anzahl der aufgestellten Atomsprengköpfe schwankt zwischen 5 000 und 10 000. Ihre Streitkräfte verfügen über mehr als 2 Millionen Mann. Hierzu kommen noch hunderte von Satelliten zu militärischen und nachrichtentechnischen Zwecken hinzu, welche den Weltraumschild bilden, und die Mittel für den elektromagnetischen Krieg.

Russland, die andere große Atommacht, wurde von Offensiv-Atomwaffen umzingelt.

Man bräuchte eigentlich kaum noch ein Wort hinzufügen, vielleicht nur, um daran zu erinnern, dass die Vereinigten Staaten gestern dank ihres Monopols an Geld und natürlichen Ressourcen durch ihren wichtigsten Pentagon-Befehlshaber des Cyberspace-Krieges ankündigten, dass jenes Land „gewillt ist, die globalen Bemühungen zur Anwendung der Computertechnik anzuführen, um Feinde abzuschrecken bzw. zu besiegen, wobei sie gleichzeitig die verfassungsmäßigen Rechte der Bevölkerung schützt“. Die Nachricht wurde von der wichtigsten US-Nachrichtenagentur AP übermittelt.

Wie viel Sicherheit kann man in der heutigen Welt suchen? Das ist eine Frage, auf die es keine Antwort gibt!


Fidel Castro Ruz

6. Mai 2009
15:32 Uhr

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