Dienstag, 22. September 2009

Der ernste Obama

Reflexionen des Genossen Fidel: Der ernste Obama

Der bolivarianische Präsident Hugo Chávez hat sich wirklich originell ausgedrückt, als er vom „Rätsel der zwei Obamas“ gesprochen hat.

Heute hat der ernste Obama gesprochen. Vor kurzem habe ich zwei positive Aspekte seines Verhaltens anerkannt: den Versuch, den Zugang zur Gesundheitsfürsorge für 47 Millionen US-Amerikaner zu erreichen, die davon ausgeschlossen sind, und seine Besorgnis bezüglich des Klimawechsels.

Das, was ich gestern über die imminente Bedrohung für die menschliche Gattung zum Ausdruck gebracht habe, könnte pessimistisch erscheinen, ist aber wirklichkeitsnah. Die Meinung vieler Staatsoberhäupter über das ignorierte und vergessene Thema des Klimawechsels steht jetzt noch aus.

Obama war der Erste, der seine Meinung kundtat, da sein Land Sitz des Treffens der Vereinten Nationen auf höchster Ebene zu diesem Thema ist.

Was hat er gesagt? Ich gebe seine wichtigsten Aussagen hier wieder:

„Wir erkennen an, dass die Bedrohung gegen den Planeten ernsthaft und zunehmend ist.“

„Die Antwort auf diese Umwelt-Herausforderung wird von der Geschichte beurteilt werden.“

„Es gibt keine Nation, egal wie groß oder klein sie auch sei, die den Auswirkungen des Klimawechsels entkommen kann.“

„Mit jedem Tag nehmen die Flutwellen zu, welche die Küstenstreifen geißeln, immer stärkere Unwetter und Überschwemmungen bedrohen unsere Kontinente.“

„Die Sicherheit und die Stabilität aller unserer Nationen sind in Gefahr.“

„Wir haben das Klima an die Spitze der Prioritäten unserer internationalen Agenda gestellt, von China bis Brasilien, von Indien bis Mexiko, Afrika und Europa.“

„Wenn wir uns zusammentun, dann sind diese Schritte bedeutend.“

„Wir begreifen den Ernst der Situation und sind zum Handeln entschlossen.“

„Aber wir sind heute nicht hierher gekommen, um Fortschritte zu feiern.“

„Es ist noch viel Arbeit zu erledigen.“

„Und diese Arbeit wird nicht leicht sein.“

„Wir nehmen wahr, dass der schwierigste Teil des Weges vor uns liegt.“

„Das geschieht zu einem Augenblick, wo für die Meisten die Priorität darin besteht, die Volkswirtschaften erneut zu beleben.“

„Wir alle konfrontieren Zweifel bezüglich der Klima-Herausforderung.“

„Die Schwierigkeiten und Zweifel sind keine Rechtfertigungen, um nichts zu unternehmen.“

„Jeder Einzelne von uns muss seinen Teil tun, damit unsere Volkswirtschaften wachsen, ohne den Planeten in Gefahr zu bringen.“

„Wir müssen aus Kopenhagen einen bedeutsamen Schritt bezüglich des Vorwärtskommens bei der Klimadebatte machen.“

„Wir dürfen ebenfalls nicht erlauben, dass alte Aufspaltungen die vereinte Suche nach Lösungen behindern.“

„Die entwickelten Nationen haben den größten Teil des Schadens verursacht und müssen ihre Verantwortung übernehmen.“

„Wir überleben diese Herausforderung nur, wenn wir uns zusammentun.“

„Wir wissen, dass diese Nationen, besonders die verwundbarsten, nicht über dieselben Ressourcen verfügen, um den Klima-Herausforderungen zu begegnen.“

„Die Zukunft ist nicht eine Wahlmöglichkeit zwischen Wirtschaftswachstum und sauberem Planeten, denn das Überleben hängt von beiden ab.“

„Es unterliegt unserer Verantwortung, diesen Nationen finanzielle und fachtechnische Hilfe zukommen zu lassen.“

„Wir suchen einen Vertrag, der es ermöglicht, die Lebensqualität der Völker zu erhöhen, ohne dem Planeten zu schaden.“

„Wir wissen, dass die Zukunft von einer globalen Übereinkunft abhängt.“

„Aber der Weg ist lang und hart und wir haben keine Zeit, um die Wegstrecke zurückzulegen.“


Das Problem besteht jetzt darin, dass alles, was er behauptet, im Widerspruch zu dem steht, was die Vereinigten Staaten seit 150 Jahren tun, besonders seitdem sie am Ende des Zweiten Weltkrieges der Welt das Bretton-Woods-Abkommen aufgezwungen haben und zum Herrscher über die Weltwirtschaft wurden.

Ihre mehreren hundert Militärstützpunkte, die in Dutzenden Ländern aller Kontinente eingerichtet sind, ihre Flugzeugträger und Seeflotten, ihre tausenden Atomwaffen, ihre Eroberungskriege, ihre Rüstungsindustrie und ihr Waffenhandel sind unvereinbar mit dem Überleben unserer Gattung. Die Konsumgesellschaften sind ebenfalls unvereinbar mit der Idee von Wirtschaftswachstum und einem sauberen Planeten. Die Hauptursachen für den Klimawechsel bestehen in der unbegrenzten Verschwendung der nicht erneuerbaren natürlichen Ressourcen, besonders von Erdöl und Erdgas, die im Verlaufe von einigen hundert Millionen Jahren entstanden sind und beim heutigen Verbrauchsrhythmus in knapp zwei Jahrhunderten erschöpft sein werden. Selbst wenn die Schadstoff-Emissionen in den Industrieländern vermindert würden, was lobenswert wäre, ist es ebenso eine Tatsache, dass 5,2 Milliarden Erdeinwohner, das heißt drei Viertel der Weltbevölkerung, in jenen Ländern leben, die in bedeutendem oder geringerem Maße noch zu entwickeln sind, was, gemäß den von den kapitalistischen Volkswirtschaften geschaffenen Verbrauchsmodellen, den Verbrauch von riesigen Mengen Kohle, Erdöl, Erdgas und anderen nicht erneuerbaren Ressourcen erfordern wird, die unvereinbar mit der Zielstellung sind, die menschliche Gattung zu retten.

Es wäre ungerecht, den ernsten Obama des genannten Rätsels wegen dem bis heute Geschehenen zu beschuldigen, aber es ist noch weniger gerecht, dass der andere Obama uns glauben machen würde, dass die Menschheit auf der Grundlage der heute in der Weltwirtschaft vorherrschenden Normen überleben kann.

Der Präsident der Vereinigten Staaten hat zugegeben, dass die entwickelten Nationen den größten Teil des Schadens verursacht haben und die Verantwortung übernehmen müssen. Das war zweifellos eine mutige Geste.

Es wäre gerecht, ebenfalls anzuerkennen, dass kein anderer Präsident der Vereinigten Staaten den Mut gehabt hätte, das zu sagen, was er gesagt hat.


Fidel Castro Ruz

22. September 2009
18:14 Uhr

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