Donnerstag, 10. Juni 2010

Mit dem Prankenhieb auf der Lauer

Reflexionen des genossen Fidel: Mit dem Prankenhieb auf der Lauer

Am Dienstag, den 8. Juni, habe ich in den Mittagsstunden die Reflexion „An der Schwelle zur Tragödie“ verfasst, später sah ich das Fernsehprogramm „Mesa Redonda“ (Podiumsgespräch) von Randy Alonso, das für gewöhnlich um 18:30 Uhr beginnt.

An jenem Tag haben hervorragende und angesehene kubanische Intellektuelle, die an dem Podiumsgespräch teilnahmen, auf die scharfsinnigen Fragen des Direktors mit beredten Worten geantwortet, dass sie meine Ansichten hoch schätzen, aber nicht der Meinung seien, dass es einen Grund dafür gäbe, dass Iran die mögliche – schon bekannte – Entscheidung zurückweisen würde, welche der Sicherheitsrat am Morgen des 9. Juni in New York annehmen würde – eine Entscheidung, die ohne Zweifel zwischen den Regierungschefs der fünf Mächte mit Vetorecht vereinbart worden ist: Vereinigte Staaten, England und Frankreich mit denen von Russland und China.

In jenem Augenblick sagte ich zu nahe stehenden Personen, die mich für gewöhnlich begleiten: „Wie ich es bedauere, meine Reflexion nicht mit den Worten beendet zu haben, dass niemand es mehr als ich wünschen würde, mich im Irrtum zu befinden!“ aber es war schon zu spät, ich konnte ihre Entsendung an die Website CubaDebate und die Tageszeitung Granma nicht mehr verzögern.

Am darauf folgenden Tag kam ich auf die Idee, um 10 Uhr - da mir bekannt war, dass dies die Uhrzeit der Versammlung war - CNN auf Spanisch einzustellen, da hier mit Sicherheit Nachrichten über die Sicherheitsrat-Debatte gebracht werden würden. So konnte ich die Worte hören, mit denen der Ratsvorsitzende einen Resolutionsentwurf präsentierte, der einige Tage vorher von den Vereinigten Staaten mit Unterstützung von Frankreich, Großbritannien und Deutschland eingebracht worden war.

Es sprachen ebenfalls mehrere Vertreter der hauptsächlichen, am Entwurf beteiligten Ratsmitglieder. Die Vertreterin der Vereinigten Staaten erklärte, warum ihr Land ihn gutheiße, und zwar mit dem hinlänglich bekannten Vorwand, Iran Sanktionen aufzuerlegen, da es die Prinzipien des Atomsperrvertrag verletzt habe. Der Vertreter der Türkei - eines von deren Schiffen Opfer des brutalen Angriffs seitens der Elitetruppen von Israel geworden ist, die durch Hubschrauber befördert im Morgengrauen des 31. Mai die Flottille überfielen, welche Nahrungsmittel für die eineinhalb Millionen, in einem Fragment ihres eigenen Vaterlands belagerten Palästinenser beförderte - äußerte seinerseits die Absicht seiner Regierung, sich den neuen Sanktionen gegen Iran zu widersetzen.

CNN präsentierte in der für Nachrichten vorgesehenen Sendezeit mehrere Bildsequenzen mit erhobenen Händen, in dem Maße, wie jene mit sichtbaren Gesten ihre Haltung zum Ausdruck brachten, darunter den Vertreter des Libanon, ein Land, das sich bei der Abstimmung enthalten würde.

Die ruhige und gelassene Anwesenheit jener Sicherheitsratsmitglieder, die gegen die Resolution stimmten, wurde mit der unerschütterlichen rechten Hand einer Frau zum Ausdruck gebracht, der Vertreterin von Brasilien, die vorher mit sicherem Ton die Gründe dargelegt hatte, weshalb sich ihr Vaterland der Resolution widersetzte.

Es standen noch sehr viele Nachrichten zum Thema aus; ich stellte den Fernsehsender Telesur ein, der stundenlang den unendlichen Nachrichtenbedarf befriedigte.

Präsident Lula da Silva drückte sich in der Stadt Natal, im Nordosten des Landes, mit zwei lapidaren Sätzen so aus: dass die verabschiedeten Sanktionen von jenen aufgezwungen wurden, „die an die Gewalt und nicht an den Dialog glauben“ und dass die Sicherheitsratssitzung „dazu gedient haben könnte, um die Abrüstung derjenigen zu diskutieren, welche Atomwaffen besitzen“.

Es würde nichts Ungewöhnliches haben, dass sowohl Israel als auch die Vereinigten Staaten und ihre engen Verbündeten mit Vetorecht im Sicherheitsrat, d.h. Frankreich und Großbritannien, das enorme, von der Fußballweltmeisterschaft hervorgerufene Interesse zu nutzen beabsichtigen, um die Weltöffentlichkeit zu besänftigen, die über das kriminelle Verhalten der israelischen Elitetruppen vor dem Gazastreifen empört ist.

So ist es also sehr wahrscheinlich, dass der Prankenhieb einige Wochen verbreitet wird, und sogar von der Mehrheit der Menschen in den heißesten Sommertagen der Nordhalbkugel vergessen wird. Es wäre zu beobachten, mit welchem Zynismus die führenden israelischen Persönlichkeiten die Presseinterviews in den folgenden Tagen beantworten werden, wo man sie mit Fragen bombardieren wird. Zu gelegener Zeit werden sie die Härte ihrer Forderungen erhöhen, bevor sie abdrücken. Sie sehnen sich danach, die Geschichte von Mossadegh im Jahr 1953 zu wiederholen, bzw. Iran in die Steinzeit zurückzuversetzen, eine Drohung, die das mächtige Imperium gern bei seinem Umgang mit Pakistan verwendet.

Der Hass des Staates Israel gegen die Palästinenser ist so groß, dass sie nicht zögern würden, die eineinhalb Millionen Männer, Frauen und Kinder jenes Landes in die Krematorien zu schicken, in denen Millionen Juden jeden Alters von den Nazis vernichtet worden sind.

Das Hakenkreuz des Führers scheint heute die Flagge von Israel zu sein. Diese Meinung entspringt nicht dem Hass, sondern dem Gefühl eines Landes, dass sich mit den Juden solidarisierte und ihnen Herberge gab, als die Yankee-freundliche Regierung von Batista in den harten Tagen des Zweiten Weltkriegs versuchte, ein Schiff von Kuba aus zurückzuschicken, das voll mit jenen Juden war, die wegen der Nazi-Verfolgung aus Frankreich, Belgien und Holland flohen.

Ich habe viele Mitglieder der zahlreichen, in Kuba ansässigen jüdischen Gemeinde kennen gelernt, als die Revolution siegte, ich habe sie mehrmals besucht und mit ihnen gesprochen. Wir haben sie niemals aus unserem Land vertrieben. Die Differenzen mit vielen von ihnen entstanden aufgrund der revolutionären Gesetze, welche Wirtschaftsinteressen berührten, und andererseits zog die Konsumgesellschaft viele an, während die Revolution Opfer bedeutete. Andere sind in unserem Vaterland geblieben und haben Kuba wertvolle Dienste geleistet.

Eine neue und düstere Etappe eröffnet sich für die Welt.

Gestern, um 12:44 Uhr hat Obama über die Übereinkunft im Sicherheitsrat gesprochen.

Hier einige Aufzeichnungen von dem, was der Präsident zum Ausdruck gebracht hat. Es wurde CNN auf Spanisch entnommen.

„Heute hat der Sicherheitsrat der UNO mehrheitlich für eine Sanktion gegen den Irak gestimmt, wegen seiner wiederholten Nichterfüllung…“

„Diese Resolution ist die stärkste Sanktion, der die iranische Regierung zu begegnen hat, und sie schickt eine unmissverständliche Botschaft über das Engagement der internationalen Gemeinschaft, um die Weiterverbreitung der Atomwaffen zu stoppen.“

„Jahrelang hat die iranische Regierung ihre im Atomsperrvertrag enthaltenen Verpflichtungen nicht eingehalten.“

„Während die führenden iranischen Persönlichkeiten sich hinter der Rhetorik verstecken, haben ihre Aktionen sie bloßgestellt.“

„Tatsächlich war die iranische Unnachgiebigkeit stark, als ich vor 16 Monaten das Amt übernahm.“

„Wir haben dem Land Perspektiven für eine bessere Zukunft angeboten, für den Fall, dass es seine internationalen Verpflichtungen erfülle.“

„Hier gibt es nicht zweierlei Standards.“

„Iran hat seine aus den Resolutionen des Sicherheitsrates zum Stopp der Urananreicherung hervorgehenden Verpflichtungen verletzt.“

„Deshalb diese so strengen Maßnahmen.“

„Es sind die strengsten, denen der Iran je gegenüber gestanden hat.“

„Das zeigt die übereinstimmende Ansicht, dass es im Mittleren Osten für niemanden angebracht ist, diese Waffen zu entwickeln.“


Diese Sätze, die ich aus seiner kurzen Rede ausgewählt habe, sind mehr als ausreichend, um zu beweisen, wie haltlos, schwach und nicht zu rechtfertigen die Politik des mächtigen Imperiums ist.

Obama selbst hat in seiner Rede an der Islamischen Universität Al-Azhar in Kairo Folgendes zugegeben: „Inmitten des Kalten Krieges haben die Vereinigten Staaten eine Rolle bei dem Sturz einer demokratisch gewählten iranischen Regierung gespielt“, auch wenn er nicht gesagt hat wann und mit welchen Absichten. Es ist möglich, dass er sich nicht einmal daran erinnern kann, wie sie das gegen Mossadegh im Jahr 1953 durchgeführt haben, um die Dynastie von Reza Pahlevi, dem Schah von Iran, an die Regierung zu bringen; den sie als ihren wichtigsten Gendarmen in jener Region des Mittleren Ostens bis an die Zähne bewaffnet haben, und wo der Tyrann auf der Grundlage des Erdölreichtums jenes Landes ein riesiges Vermögen angehäuft hat.

Damals besaß der Staat Israel keine einzige Atomwaffe. Das Imperium besaß eine enorme und unvergleichbare atomare Macht. Zu jener Zeit war es, wo den Vereinigten Staaten die abenteuerliche Idee einfiel, mit Israel einen Gendarmen im Mittleren Osten zu schaffen, der heute einen bedeutenden Teil der Weltbevölkerung bedroht und im Stande ist, mit jener Unabhängigkeit und jenem Fanatismus zu handeln, die ihn auszeichnen.


Fidel Castro Ruz

10. Juni 2010
11:59 Uhr

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