Donnerstag, 19. Mai 2011

Die unhaltbare Position des Imperiums

Reflexionen des Genossen Fidel: Die unhaltbare Position des Imperiums

Niemand kann versichern, dass das Imperium in seiner Agonie nicht die Menschheit zur Katastrophe mitreißt.

Wie bekannt, hat jede Person die heilige Pflicht, optimistisch zu sein, solange das Leben unserer menschlichen Gattung fortbesteht. Ethisch wäre keine andere Haltung zulässig. Ich erinnere mich gut daran, dass ich an einem Tag vor knapp 20 Jahren gesagt habe, dass eine Gattung die Gefahr des Aussterbens laufe - der Mensch.

Vor einer erlesenen Gruppe von jenen dem Imperium schmeichelnden Regierenden der Bourgeoisie, darunter die immense, gut ernährte massige Gestalt des Deutschen Helmut Kohl und anderer Ähnlicher, die Bush Senior – nicht ganz so finster und geistesgestört wie sein eigener Sohn W. Bush – beipflichteten, konnte ich nicht umhin, jene Wahrheit mit der größten Aufrichtigkeit auszusprechen, die ich für sehr real ansah, wenn auch noch weiter entfernt als heute.

Als ich gegen circa 12:15 Uhr mittags den Fernseher eingeschaltet habe, weil irgendjemand mir gesagt hatte, dass Barack Obama gerade seine angekündigte Rede über Außenpolitik halten würde, schenkte ich seinen Worten Aufmerksamkeit.

Ich weiß nicht, aber trotz der Berge von Agenturmeldungen und der täglich von mir gehörten Nachrichten habe ich nirgendwo gesehen, dass jene Person um diese Uhrzeit eine Rede halten würde. Ich kann den Lesern versichern, dass die Menge an Unfug und Lügen, die ich zusammen mit dramatischen Wahrheiten und Tatsachen aller Art täglich lese, höre und bildlich verfolge, nicht gering ist. Aber dieser Fall war etwas Besonderes. Was würde der Mann um jene Uhrzeit sagen, in jener von imperialen Verbrechen, Massakern bzw. tödliche Bomben abwerfenden, unbemannten Flugzeugen überhäuften und gebeugten Welt, die sich nicht einmal Obama – jetzt Herr über einige Entscheidungen über Leben oder Tod – vorstellen konnte, als er vor wenigen Jahrzehnten in Harvard studierte.

Natürlich darf niemand glauben, dass Obama Herr der Situation ist. Er handhabt nur einige wenige wichtige Worte, die das alte System in seinem Ursprung dem „verfassungsmäßigen Präsidenten“ der Vereinigten Staaten zugesprochen hat. Zum jetzigen Zeitpunkt, d.h. 234 Jahren nach der Unabhängigkeitserklärung, sind es der Pentagon und der CIA, welche die hauptsächlichen Instrumente der geschaffenen imperialen Macht in Händen bewahren: die Technologie, die fähig ist, die menschliche Gattung in wenigen Minuten zu zerstören, und die Mittel, um in jene Gesellschaften solange einzudringen, sie zu täuschen und zu betrügen und sie schamlos zu manipulieren, wie sie es brauchen, wobei sie meinen, dass die Macht des Imperiums keine Grenzen hat. Sie vertrauen darauf, für die gesamte Zukunft eine fügsame Welt ohne jegliche Unruhen beeinflussen und steuern zu können.

Das ist die absurde Idee, auf die sie die Welt von Morgen stützen, unter der „Herrschaft der Freiheit, der Gerechtigkeit und der Chancengleichheit und der Menschenrechte“ - unfähig zu sehen, was in Wirklichkeit geschieht: die Armut, der Mangel an elementaren Diensten im Bildungs- und Gesundheitswesen, an Beschäftigung und etwas noch Schlimmeres: die ungenügende Befriedigung solcher vitaler Bedürfnisse wie Lebensmittel, Trinkwasser, ein Dach überm Kopf und vieler anderer.

Kurioserweise kann sich jemand zum Beispiel fragen: Was wird mit den jährlich 10.000 Toten geschehen, welche die aufgrund der Drogen hervorgerufene Gewalt verursacht, besonders in Mexiko, wozu noch die mittelamerikanischen Länder und mehrere der am dichtesten bevölkerten Länder des Südens unseres Kontinents hinzugefügt werden können?

Ich habe absolut nicht die Absicht, jene Völker zu beleidigen; mein Ziel besteht allein darin, aufzuzeigen, was den anderen fast täglich geschieht.

Aber eine Frage muss man sofort stellen: Was wird in Spanien geschehen, wo die Volksmassen in den wichtigsten Städten des Landes protestieren, weil bis zu 40% der jungen Menschen arbeitslos sind, um nur eine der Ursachen der Kundgebungen jenes kämpferischen Volkes aufzuzeigen? Werden jetzt etwa die Bombardierungen der NATO gegen jenes Land beginnen?

Es ist jedoch schon 16:12 Uhr und die amtliche Version auf Spanisch von Obamas Rede ist immer noch nicht veröffentlicht worden.

Ich hoffe, ihr entschuldigt mich wegen dieser improvisierten Reflexion. Ich muss mich anderen Dingen widmen.


Fidel Castro Ruz

19. Mai 2011
16:16 Uhr

Freitag, 6. Mai 2011

Die Lügen und Rätsel um den Tod von bin Laden

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Lügen und Rätsel um den Tod von bin Laden

Diejenigen, die bin Laden hingerichtet haben, haben nicht auf eigene Faust gehandelt. Sie führten Befehle der US-Regierung aus. Sie wurden genau ausgewählt und für Sonderoperationen ausgebildet. Es ist bekannt, dass der Präsident der Vereinigten Staaten sich sogar mit einem im Kampf befindlichen Soldat in Verbindung setzen kann.

Stunden nach der in der pakistanischen Stadt Abbottabad durchgeführten Operation, einer Stadt, die Sitz der Militärakademie mit dem größten Ansehen jenes Landes und von wichtigen Kampfeinheiten ist, bot das Weiße Haus der Weltöffentlichkeit eine sorgfältig ausgearbeitete Version über den Tod des Al Qaeda-Chefs Osama bin Laden an. Natürlich konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der Welt und der internationalen Presse auf das Thema, womit die anderen Nachrichten von öffentlichem Interesse verdrängt wurden. Die US-Fernsehketten verbreiteten die tadellos ausgearbeitete Rede des Präsidenten und zeigten Bilder über die Reaktion der Öffentlichkeit.

Es war offensichtlich, dass der Welt bewusst wurde, wie sensibel diese Angelegenheit ist, denn Pakistan [wo die Vereinigten Staaten und die NATO einen verheerenden Krieg führen, der schon zehn Jahre dauert] ist ein Land mit 171,841 Millionen Einwohnern, besitzt Atomwaffen und ist ein traditioneller Verbündeter der Vereinigten Staaten.

Ohne Zweifel kann das muslimische Land nicht mit jenem blutigen Krieg einverstanden sein, den die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten gegen Afghanistan führen, einem weiteren muslimischen Land, mit dem es eine komplexe gemeinsame Grenze in den Bergen hat, die vom englischen Kolonialimperium gezogen wurde und wo auf beiden Seiten der Trennlinie dieselben Stämme leben.

Die US-Presse selbst hat begriffen, dass der Präsident fast alles verborgen hat. Die westlichen Nachrichtenagenturen ANSA, AFP, AP, Reuters und EFE, die Printmedien und wichtige Websites haben interessante Informationen über das Ereignis gebracht.

The New York Times schreibt, dass die Tatsachen weit von der am Dienstag vom Weißen Haus und hohen Geheimdienstbeamten öffentlich dargelegten Situation entfernt liegen, gemäß der der Tod von Bin Laden – über den sie schließlich anerkannt haben, dass er nicht bewaffnet war, obwohl sie versicherten, dass er ‚Widerstand geleistet’ habe – inmitten einer intensiven Schießerei erfolgt sei.

Aber gemäß der Zeitung aus New York war die Operation, »wenn auch chaotisch und blutig, doch äußerst einseitig, und wurde von einer Truppe von über 20 Mitgliedern der SEAL ausgeführt, die schnell die Handvoll Leute beseitigten, die bin Laden schützten.«

Die »Times« versichert jetzt, dass »die einzigen Schüsse, die von denen abgegeben wurden, die im Wohnkomplex waren, zu Beginn der Operation erfolgten«.

Genau gesagt, erfolgten diese, als Abu Ahmed al Kuwaiti, der Vertrauensbote von Bin Laden, hinter der Tür des Gästehauses, das neben dem Haus liegt, wo sich bin Laden verbarg, das Feuer eröffnete.

»Nachdem die SEALs Kuwaiti und eine Frau im Gästehaus getötet hatten, sind die US-Amerikaner kein einzigen Mal mehr mit Schüssen angegriffen worden«, berichtet die Zeitung, indem sie sich auf jene Quelle beruft, deren Identität sie nicht enthüllt.

»Am Dienstag hatte Jay Carney, Regierungssprecher des Weißen Hauses, bei einer ‚Nacherzählung’ der Ereignisse zum Tagesanbruch vom Sonntag zum Montag versichert, dass das US-Kommando ‚während der gesamten Operation’ einer Beschießung ausgesetzt gewesen sei. Auch der CIA-Direktor Leon Panetta hatte von ‚einigen Schießereien’ gesprochen, während die US-Elitemilitärs dabei waren, die Etagen des Wohnsitzes zu räumen, wo Bin Laden sich versteckt hielt.«

Andererseits versichert die Zeitung jedoch, dass der Al Qaida-Führer Bin Laden, auch wenn er keine Waffe erhoben hat, als er erschossen wurde, doch »eine AK-47 und eine Pistole Makarow in Reichweite hatte«, wie die Kommandoleute festgestellt hätten, die ihn in einem der Zimmer auffanden.

Heute, am 6. Mai gibt es weitere Nachrichten. Eine der Agenturen berichtet aus Washington, dass ein einziger Mann auf die US-Kräfte geschossen habe. Anschließend schreibt diese: »Tief in der Nacht vom Sonntag näherten sich mehrere Hubschrauber mit 79 Mitgliedern eines US-Kommandos an Bord dem Wohnsitz von Osama Bin Laden in Abbottabad, im Norden von Islamabad. Sie waren von einem nicht angegebene Ort abgeflogen und flogen recht tief, um nicht vom Radar entdeckt zu werden, da Pakistan nicht über die Razzia informiert worden war. Zwei Hubschrauber setzen mehr als 20 Mann der Navy Seals im Gelände der Residenz ab, das vier bis sechs Meter hohe, mit Stacheldraht besetzte Mauern hat. Einer der Hubschrauber, ein MH-60 Blackhawk, scheinbar gegen Radarerkennung geschützt, landete aufgrund eines ‚mechanischen Defekts’ brüsk und ist gemäß einem ersten Bericht von US-Beamten nicht mehr zu gebrauchen. Ein Trupp begab sich zu einem Nebengebäude des Hauptwohnsitzes. Der Bote von Bin Laden sah ihn, eröffnete das Feuer auf den Kommandotrupp und wurde zusammen mit seiner Frau erschossen. Dieser Mann ist der einzige der Bewohner der Residenz, der auf die US-Amerikaner geschossen hat. Diese Behauptung steht im Gegensatz zu einem ersten Bericht von Washington, in dem ein Schusswechsel während der 40 Minuten beschrieben wurde, die die Operation gedauert hat.«

»Ein anderer Trupp ging in das dreistöckige Hauptgebäude hinein, traf auf den Bruder des Boten, der gemäß einem US-Beamten, welcher keine weiteren Details gab, ebenfalls erschossen wurde. Die Fernsehkette NBC ließ verlauten, dass der Mann eine Hand auf dem Rücken hielt, als das Kommando in das Zimmer trat, wo er sich befand. Deshalb glaubten die Kommandoleute, dass er eine Waffe habe, obwohl dies nicht der Fall war. Die US-Streitkräfte stiegen die Treppen hoch, und in einem der Zimmer fanden sie einen erwachsenen Sohn von Bin Laden, Khalid, der ebenfalls erschossen wurde. Im letzten Stock fanden die Kommandoleute Osama Bin Laden und seine Ehefrau im Schlafzimmer. Seine Ehefrau versuchte, sich vor ihren Mann zu stellen und wurde an einem Bein verletzt. Bin Laden machte keinerlei Zeichen, sich ergeben zu wollen und erhielt einen Kopfschuss und einigen US-Medien zufolge ebenfalls einen Brustschuss. Die ersten Versionen der Razzia zeigen auf, dass Bin Laden ‚Widerstand geleistet’ und seine Frau als menschliches Schild verwendet habe, aber diese Information wurde später vom Weißen Haus dementiert.

Präsident Barack Obama, der die Ereignisse vom Weißen Haus aus verfolgte, wurde informiert, dass das Kommando Bin Laden identifiziert habe. Ein Bericht der Zeitschrift Time, der sich auf ein Interview mit dem CIA-Direktor Leon Panetta beruft, deutet an, dass Bin Laden in weniger als 25 Minuten nach Operationsbeginn ermordet worden ist. Im Zimmer von Bin Laden finden die Navy Seals ein sowjetisches Sturmgewehr AK-47 und eine russische 9 mm-Pistole. Sie finden auch andere Waffen in der Residenz, aber es werden keine Details darüber bekannt. Die Sondertruppen finden ebenfalls Geld und an die Kleidung des Al Qaida-Chefs angenähte Telefonnummern…«

»Das Kommando nimmt alles mit, was als Informationsquelle dienen kann: Schreibblocks, fünf Computer,10 Festplatten und circa hundert Speichergeräte (CD's, DVD's, USB). Sie bringen circa zwanzig in der Residenz anwesende Frauen und Kinder an einen sicheren Ort und zerstören anschließend den verunglückten Hubschrauber. 38 Minuten nach Operationsbeginn fliegen die Hubschrauber mit der Leiche von Bin Laden ab.«

Die AP veröffentlicht Daten von politischer und menschlicher Bedeutung: »Eine der drei Ehefrauen, die bei Osama Bin Laden lebten, sagte ihren pakistanischen Vernehmungsbeamten, dass sie fünf Jahre lang im Haus gewohnt hat, wo der Flüchtling sich versteckt hielt, deshalb könnte sie eine wichtige Informationsquelle dafür sein, wie er so lange die Festnahme vermeiden konnte, sagte am Freitag ein Beamter des pakistanischen Geheimdienstes. Bin Ladens Frau Amal Ahmed Abdullfattah, geboren in Jemen, sagte, dass sie in den fünf Jahren, die sie dort lebte, nie die oberen Etagen des Hauses verlassen habe. Sie und die anderen zwei Ehefrauen von Bin Laden werden zurzeit in Pakistan verhört, nachdem sie am Montag während des gegen die Residenz von Bin Laden im Dorf Abotabad von US-Marine-Kommandoleuten verübten Angriffs verhaftet wurden. Die pakistanischen Behörden haben auch acht oder neun Kinder festgenommen, die im Haus gefunden wurden, als die Kommandoleute weggegangen sind.«

Aufgrund der sich ändernden und unvollständigen Berichte der US-Beamten über die Geschehnisse während des Angriffs könnten die Aussagen der Ehefrauen von Bin Laden Details über die Operation vermitteln. Darüber hinaus könnten ihre Aussagen helfen zu schildern, wie Bin Laden seine Zeit verbracht hat und wie er in einem großen Haus in der Nähe einer Militärakademie einer militarisierten Stadt, nur zweieinhalb Autostunden von der Hauptstadt Islamabad entfernt, versteckt bleiben konnte. Der pakistanische Beamte sagte, dass die CIA-Agenten keinen Zugang zu den verhafteten Frauen hätten. »Die Nähe von Bin Ladens Versteck zur Garnison und zur pakistanischen Hauptstadt ließ in Washington Verdächtigungen aufkommen, dass der Flüchtling wohl durch die Sicherheitskräfte von Pakistan geschützt worden sei.«

EFE ermittelt über die Meinung der Einwohner von Pakistan: »Nach einer gemeinsamen Umfrage des britischen demoskopischen Instituts YouGov und von Polis, aus der Universität von Cambridge, glauben 66 Prozent der Pakistaner nicht, dass die US-Spezialeinheiten den Führer von Al-Qaida, Osama Bin Laden, getötet haben, sondern eine andere Person. Die Umfrage wurde unter Internet-Benutzern durchgeführt, die normalerweise eine höhere Bildung haben, und dies in drei Städten, Karachi, Islamabad und Lahore, wobei ländliche Bevölkerungsgruppen ausgeschlossen wurden, was den Forschern zufolge die Ergebnisse noch überraschender macht. 75 Prozent der Befragten sagten, dass sie die Verletzung der pakistanischen Souveränität durch die USA während der Operation zur Festnahme und Tötung von Bin Laden missbilligen. Weniger als drei Viertel der Befragten glauben nicht, dass Bin Laden die Anschläge vom 11. September gegen die Vereinigten Staaten bewilligt hat, die die US-Invasion in Afghanistan und die Bekämpfung des islamistischen Terrorismus gerechtfertigten. 74 Prozent der Befragten glauben, dass die US-Regierung den Islam nicht respektiert und dass sie der islamischen Welt den Krieg erklärt hat; 70 Prozent der Befragten missbilligt die pakistanische Politik über die Akzeptanz der US-Wirtschaftshilfe. 86 Prozent der Befragten ist außerdem dagegen, dass die pakistanische Regierung in der Zukunft Angriffe mit unbemannten Flugzeugen gegen die militanten Gruppen zulässt bzw. kritisiert, dass die Regierung diese schon vorher zugelassen hat. 61 Prozent der befragten Pakistaner bekundeten, mit den Taliban zu sympathisieren oder zu glauben, dass sie respektable Standpunkte vertreten, im Vergleich zu nur 21 Prozent der Befragten, die radikal dagegen sind.«

Reuters bietet auch interessante Daten: »Eine der Ehefrauen von Osama Bin Laden sagte ihren pakistanischen Vernehmungsbeamten, dass der Al-Qaeda-Führer und seine Familie fünf Jahre lang in der Villa wohnten, wo er diese Woche von US-Kommandoleuten getötet wurde, sagte am Freitag ein Sicherheitsbeamter. Die Quelle, die die Identität der Frau als Amal Ahmed Abdulfattah angab, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass die jüngste der drei Ehefrauen von Bin Laden während der Operation verletzt wurde. Dem Beamten zufolge sagte Abdulfattah den pakistanischen Ermittlern: ‚Wir wohnten dort seit fünf Jahren’.«

»Die pakistanischen Sicherheitskräfte haben 15 bis 16 Menschen verhaftet, die in der Anlage wohnten, nachdem die US-Kommandos den Leichnam von Bin Laden weggeholt hatten, sagte der Beamte. Unter den Verhafteten befinden sich die drei Ehefrauen von Bin Laden und mehrere Kinder.«

Der Agentur ANSA zufolge hat ein unbemanntes Yankee-Flugzeug heute mindestens 15 Personen in Waziristan, im Norden von Pakistan, getötet. Andere erlitten schwere Verletzungen. Aber wer wird sich schon um diese täglichen Morde in jenem Land kümmern?

Trotzdem frage ich mich: Warum gibt es so viele Übereinstimmungen zwischen dem in Abbottabad durchgeführten Mord und dem gleichzeitigen Versuch, Gaddafi zu ermorden? Einer seiner jüngeren Söhne, Saif al Arab, der nichts mit politischen Angelegenheiten zu tun hatte, befand sich im Haus, wo er mit einem kleinen Sohn und zwei jüngeren Cousins lebte; Gaddafi und seine Frau haben ihn kurz vor dem Angriff der NATO-Bomber besucht. Das Haus wurde zerstört; Saif al Arab und die drei Kinder sind gestorben; Gaddafi und seine Frau hatten kurz vorher das Haus verlassen. Es war ein Ereignis ohne Präzedenzfall, aber die Welt hat kaum darüber erfahren.

War dieses Zusammentreffen vielleicht ein reiner Zufall, der zwischen diesem Ereignis und dem Angriff gegen den Zufluchtsort von Osama Bin Laden besteht, den die US-Regierung perfekt kannte und mit allen Details beobachtete?

Eine heutige Agenturmeldung aus dem Vatikan berichtete: »Giovanni Innocenzo Martinelli, der apostolische Vikar von Tripolis, sagte der Vatikan-Nachrichtenagentur Fides, dass er nicht die Absicht habe, ‚sich in die politische Tätigkeit von irgend jemandem einzumischen’, aber er habe die Pflicht zu warnen, dass die Bombardierung Libyens ‚unmoralisch sei’. ‚Ich bin überrascht, dass erklärt wurde, dass ich mich nur um geistige Fragen zu kümmern habe, und dass die Bombardierungen von der UNO autorisiert worden seien. Aber dies bedeutet nicht, dass die UNO, die NATO oder die Europäische Union die moralische Autorität haben würden, um Bombardierung zu beschließen’, fügte er hinzu. ‚Ich möchte betonen’, - sagte er weiter - ‚dass Bombardieren keine vom zivilen und moralischen Gewissen des Westens bzw. der Menschheit allgemein eingegebene Handlung ist. Bombardieren ist immer eine unmoralische Handlung’.«

Eine andere Nachricht von der Agentur ANSA berichtete über die Position von China und Russland: »Die Regierungen von China und Russland erklärten heute, dass sie wegen dem Krieg in Libyen ‚äußerst besorgt’ seien und sagten, dass sie gemeinsam handeln werden, um einen Waffenstillstand zu fordern. ‚Wir glauben, dass das wichtigste Ziel darin besteht, einen sofortigen Waffenstillstand zu erreichen’, sagte Yang Jiechi, der chinesische Außenminister.«

Es ereignen sich wirklich beunruhigende Geschehnisse.


Fidel Castro Ruz

6. Mai 2011
20:17 Uhr

Mittwoch, 4. Mai 2011

Der Mord an Osama bin Laden

Reflexionen des Genossen Fidel: Der Mord an Osama bin Laden

Diejenigen, die sich mit diesen Themen beschäftigen, wissen, dass sich unser Volk am 11. September 2001 solidarisch mit dem Volk der USA erklärt und ihm einen bescheidenen Beitrag angeboten hat, den wir den Opfern der brutalen Anschläge auf die Zwillingstürme des New York World Trade Center auf dem Gebiet des Gesundheitswesens zu leisten gewillt waren.

Wir stellten auch sofort die Rollbahnen unseres Landes für jene US-Flugzeuge zur Verfügung, denen wegen dem Chaos in den ersten Stunden nach dem Anschlag keine anderen Landebahnen zu Gebote standen.

Die Haltung der kubanischen Revolution ist gut bekannt, sie war schon immer gegen jede Art von Aktionen gerichtet, die das Leben von Zivilisten in Gefahr brachten.

Wir waren entschlossene Anhänger des bewaffneten Kampfes gegen die Batista-Tyrannei, haben uns aber prinzipiell entschieden allen Terroranschlägen widersetzt, die zum Tode unschuldiger Personen führen. Solcherart Verhalten, das über 50 Jahre beibehalten worden ist, erteilt uns das Recht, einen Standpunkt zum heiklen Thema zum Ausdruck zu bringen.

Ich äußerte an jenem Tag während der öffentlichen Massenveranstaltung im Sportkomplex Ciudad Deportiva die Überzeugung, dass der internationale Terrorismus niemals mit Gewalt und Krieg beseitigt werden kann.

Übrigens war Bin Laden jahrelang Freund der USA, die ihn militärisch ausgebildet hat, und Gegner der UdSSR und des Sozialismus; aber unabhängig davon, welche Terroranschläge ihm auch zugeschrieben werden, ist der Mord an einem waffenlosen, von Familienangehörigen umringten Menschen eine abscheuliche Tat. Und das ist anscheinend das, was die Regierung der mächtigsten Nation getan hat, die es jemals gegeben hat.

Die von Obama sorgfältig durchdachte Rede zur Bekanntgabe des Todes von Bin Laden behauptet wie folgt: „… wir wissen, dass die schlimmsten Bilder jene sind, die unsichtbar für die Welt sind. Der leere Platz am Tisch. Die Kinder, die sich gezwungen sahen, ohne ihre Mutter bzw. ihren Vater aufwachsen zu müssen. Die Eltern, die nie wieder die Umarmung eines ihrer Söhne fühlen werden. Circa 3.000 Bürger sind weit weg von uns gegangen und haben eine große leere Stelle in unseren Herzen hinterlassen.“

Dieser Abschnitt enthält eine dramatische Wahrheit, kann aber nicht vermeiden, dass die ehrlichen Menschen sich an die von den Vereinigten Staaten im Irak und in Afghanistan entfesselten ungerechten Kriege erinnern, an die Hunderttausenden von Kinder, die sich gezwungen sahen, ohne ihre Mutter bzw. ihren Vater aufwachsen zu müssen, und an die Eltern, die nie wieder die Umarmung eines ihrer Söhne erleben werden.

Millionen Bürger marschierten weit weg von ihren Wohnorten im Irak, in Afghanistan, Vietnam, Laos, Kambodscha, Kuba und vielen anderen Ländern der Welt.

Mehreren hundert Millionen Menschen gehen nie jene schrecklichen Bilder von schweigend vorbeiziehenden Menschen aus dem Gedächtnis, die in Guantanamo, besetztes Territorium von Kuba, monatelang und sogar jahrelang unerträglichen Foltern zum Verrücktwerden ausgesetzt waren und sind. Diese sind Menschen, die unter der scheinheiligen Mittäterschaft von angeblich zivilisierten Gesellschaften entführt und in Geheimgefängnisse gebracht wurden.

Es ist Obama unmöglich zu verbergen, dass Osama in Anwesenheit seiner Söhne und Ehefrauen hingerichtet wurde; die sich jetzt in der Macht der Behörden von Pakistan befinden, ein moslemisches Land mit knapp 200 Millionen Einwohnern, dessen Gesetze verletzt, dessen nationale Würde beleidigt und dessen religiöse Traditionen geschändet wurden.

Wie wird er jetzt verhindern, dass die Frauen und Söhne jener außerhalb des Rechts und ohne Gerichtsprozess hingerichteten Person das Geschehen erläutern und der Welt die Bilder übertragen werden?

Am 28. Januar 2002 verbreitete Dan Rather, Journalist der CBS, über diese Fernsehstation, dass Osama Bin Laden am 10. September 2001, einen Tag vor den Anschlägen auf das Word Trade Center und den Pentagon, einer Hämodialyse in einem Militärkrankenhaus in Pakistan unterzogen wurde. Er war nicht in der Lage, sich in tiefen Höhlen zu verstecken und zu schützen.

Seine Ermordung und das Versenken seines Körpers in die Tiefen des Meeres beweisen Furcht und Unsicherheit, verwandeln ihn in eine noch viel gefährlichere Person.

Die öffentliche Meinung der USA selbst wird nach der anfänglichen Euphorie schließlich dazu übergehen, die Methoden zu kritisieren, welche die Hass- und Rachegefühle gegen ihre Bürger vervielfachen werden, anstatt sie zu schützen.


Fidel Castro Ruz

4. Mai 2011
20:34 Uhr