Mittwoch, 25. Januar 2012

Die Genia­lität von Chávez

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Genia­lität von Chávez

Präsident Chávez hat dem Parlament von Venezuela seinen Jahresbericht 2011 und das in diesem Jahr zu verwirklichende Programm vorgelegt. Nachdem er rigoros die für diese wichtige Handlung erforderlichen Formalitäten erfüllt hatte, sprach er im Parlament zu den Mitgliedern der offiziellen Staatsgewalt, den Parlamentariern aller Parteien und zu den Anhängern und Gegnern, die bei diesem so erhabenen Festakt des Landes zusammenkommen.

Der bolivarianische Regierungschef war, wie gewöhnlich, allen Anwesenden gegenüber liebenswürdig und respektvoll. Wenn irgendjemand sich zu irgendeiner Erläuterung zu Wort meldete, erteilte er es diesem sofort. Als eine Parlamentarierin, die ihn genau wie andere Gegner freundlich gegrüßt hatte, ums Wort bat, unterbrach er seinen Bericht und erteilte es ihr, in einer Geste von besonderer politischer Größe. Die äußerste Härte, mit der der Präsident gerügt wurde, mit Sätzen, die seine Höflichkeit und Kaltblütigkeit auf die Probe stellten, erregte meine Aufmerksamkeit. Jene Worte stellten unbestreitbar eine Beleidigung dar, selbst wenn dies nicht die Absicht der Parlamentarierin gewesen wäre. Allein er war in der Lage, mit Gelassenheit auf die beleidigende Bezeichnung „Dieb“ zu antworten, die sie verwendete, um das Verhalten des Präsidenten aufgrund der verabschiedeten Gesetze und getroffenen Maßnahmen zu beurteilen.

Nachdem er sich über das genau verwendete Wort vergewissert hatte, antwortete er auf den individuellen Antrag zur Debatte elegant und friedfertig mit einem Sprichwort „Águila no caza moscas“ (wörtlich: Ein Adler fängt keine Fliegen) und ohne noch ein Wort zu verlieren, führte er ruhig seine Darlegungen fort.

Das war ein unübertrefflicher Beweis eines regen Geistes und der Selbstbeherrschung. Eine andere Frau, unumstritten von einfacher Herkunft, brachte mit bewegten und tiefgründigen Worten ihr Erstaunen über das, was sie gesehen hatte, zum Ausdruck, wodurch der Beifall der großen Mehrheit der dort Anwesenden losbrach, und der war so stark, dass er von allen Freunden und von vielen der Gegner des Präsidenten zu kommen schien.

Mehr als neun Stunden verwendete Chávez für seinen Rechenschaftsbericht, ohne dass das durch seine Worte erregte Interesse nachließ, und, vielleicht aufgrund des Zwischenfalls, hörten ihm eine unbezifferbare Anzahl Menschen zu. Für mich, der ich oftmals beschwerliche Problematiken in ausführlichen Reden behandelt habe, wobei ich immer die größten Anstrengungen unternahm, dass die Ideen, die ich übermitteln wollte, verstanden würden, ist es unerklärlich, wie jener Soldat einfacher Herkunft in der Lage gewesen ist, mit seinem regen Geist und seinem unvergleichlichen Talent solch eine rednerische Entfaltung zu erreichen, ohne die Stimme oder an Kraft zu verlieren.

Für mich ist die Politik der umfangreiche und entschlossene Kampf der Ideen. Die Publicity ist Aufgabe der Publizisten, denen vielleicht die Techniken bekannt sind, um zu erreichen, dass die Zuhörer, Zuschauer und Leser das tun, was ihnen gesagt wird. Wenn diese Wissenschaft, Kunst oder wie auch immer man es nennt, zum Guten der Menschen verwendet würde, dann würde sie eine bestimmte Achtung verdienen; dieselbe, die jene verdienen, die den Menschen die Gewohnheit zu denken lehren.

Auf dem Schauplatz Venezuela wird heutzutage ein großer Kampf ausgetragen. Die inneren und äußeren Feinde der Revolution ziehen das Chaos einer gerechten, geordneten und friedlichen Entwicklung des Landes vor, wie Chávez sagt. Daran gewöhnt, die während mehr als einem halben Jahrhundert geschehenen Ereignisse zu analysieren und die wechselhafte Geschichte unserer Zeit und das menschliche Verhalten jedes Mal mit mehr Beurteilungskriterien zu verfolgen, erlernt man beinahe, die zukünftige Entwicklung der Ereignisse vorauszusagen.

Eine tiefgründige Revolution voranzubringen, war keine leichte Aufgabe in Venezuela, einem Land mit ruhmreicher Geschichte, aber unermesslich reich an Ressourcen, die für jene imperialistischen Mächte, die die Richtlinien auf der Welt festgelegt haben und dies noch tun, von vitaler Notwendigkeit sind.

Politische Führungspersönlichkeiten wie z.B. Rómulo Betancourt und Carlos Andrés Pérez fehlten die minimalen persönlichen Eigenschaften, um diese Aufgabe zu verwirklichen. Ersterer war außerdem übertrieben dünkelhaft und heuchlerisch. Möglichkeiten, die venezolanische Realität kennen zu lernen hatte er mehr als genug. In seiner Jugend war er Mitglied des Politbüros der Kommunistischen Partei von Costa Rica gewesen. Er kannte die Geschichte von Lateinamerika und die Rolle des Imperialismus sehr gut, die Armutskennziffern und die erbarmungslose Ausbeutung der natürlichen Ressourcen des Kontinents. Ihm konnte nicht verborgen bleiben, dass in einem immens reichen Land wie Venezuela die Mehrheit der Bevölkerung in äußerster Armut lebte. Das Filmmaterial befindet sich in den Archiven und stellt unwiderlegbare Beweise jener Realitäten dar.

Wie Chávez so oft erläutert hat, war Venezuela während mehr als einem halben Jahrhundert der größte Erdölexporteur der Welt; europäische und US-amerikanische Kriegsschiffe haben zu Beginn des 20. Jahrhunderts interveniert, um eine illegale und tyrannische Regierung zu unterstützen, die das Land den ausländischen Monopolen auslieferte. Es ist sehr gut bekannt, dass unschätzbare Fonds aus dem Land geflossen sind, um das Vermögen der Monopole und der venezolanischen Oligarchie selbst zu bereichern.

Allein wenn ich mich daran erinnere, dass das Öl kaum zwei Dollar das Barrel kostete, als ich nach dem Revolutionssieg zum ersten Mal Venezuela besucht habe, um für die Sympathie und Unterstützung des Landes für unseren Kampf zu danken.

Als ich später dann zur Teilnahme an der Amtsübernahme von Chávez dorthin reiste, kostete an jenem Tag, als er seinen Eid auf die von Calderas gehaltene „moribunde Verfassung“ geschworen hat, das Barrel Öl 7 Dollar, trotz der 40 verflossenen Jahre seit meinem ersten Besuch und knapp 30 Jahre seitdem der „verdienstvolle“ Richard Nixon erklärt hatte, dass der Umtausch des Dollars in Gold aufgehoben sei und die Vereinigten Staaten begannen, die Welt mit Scheinen aufzukaufen. Ein Jahrhundert lang war die Nation Lieferer von billigem Erdöl für die Wirtschaft des Imperiums und Nettoexporteur von Kapital in die entwickelten und reichen Länder.

Warum herrschten über mehr als ein Jahrhundert diese abscheulichen Realitäten vor?

Die Offiziere der Streitkräfte von Lateinamerika hatten ihre privilegierten Schulen in den Vereinigten Staaten, wo die „Olympiasieger“ der Demokratien sie in Sonderkursen ausbildeten, die darauf ausgelegt waren, die imperialistische Ordnung, die Ordnung der Bourgeoisie aufrecht zu erhalten. Die Putsche waren immer dann willkommen, wenn sie dazu bestimmt waren, im Bündnis mit der Oligarchie „die Demokratien zu verteidigen“, solch abscheuliche Ordnung zu bewahren und abzusichern. Ob die Wähler lesen und schreiben konnten oder nicht, ob sie Wohnung und Beschäftigung hatten, ihnen ärztliche Versorgung und Bildung zur Verfügung standen, das hatte keinerlei Bedeutung, solange das heilige Recht auf Eigentum aufrecht erhalten werden würde. Chávez erläutert diese Realitäten meisterhaft. Niemand weiß so genau wie er, was in unseren Ländern geschah.

Was noch schlimmer war, die technisch hoch entwickelten Waffen, die Kompliziertheit der Bedienung und Nutzung der modernen Bewaffnung, welche Jahre zur Beherrschung derselben und die Ausbildung von hoch qualifizierten Fachleuten erfordert, und der für die schwachen Volkswirtschaften des Kontinents kaum erschwingliche Preis derselben schufen einen noch stärkeren Mechanismus der Unterordnung und Abhängigkeit. Die Regierung der Vereinigten Staaten stellt über solche Mechanismen, die sie nicht einmal mit den Regierungen berät, für die Militärs die Richtlinien auf und bestimmt die Politik für sie. Den so genannten Sicherheitscorps wurden die im höchsten Grade ausgeklügelten Foltermethoden erteilt, um diejenigen zu verhören, die sich gegen das schmutzige und ekelhafte System des Hungers und der Ausbeutung auflehnten.

Trotz alledem haben nicht wenige ehrbare Offiziere, angeekelt von soviel Unverschämtheit, mutig versucht, jenen beschämenden Verrat an der Geschichte unserer Unabhängigkeitskämpfe zu beseitigen.

In Argentinien ist Juan Domingo Perón, Armeeoffizier, im Stande gewesen, in seinem Land eine unabhängige, in den Arbeitern verwurzelte Politik zu entwerfen. Ein blutiger Putsch hat ihn gestürzt, ihn aus seinem Land vertrieben und ihn von 1955 bis 1973 im Exil gehalten. Jahre später wurde unter der Schirmherrschaft der USA erneut die Macht erstürmt, gemordet, gefoltert und zehntausende Argentinier verschwinden lassen, und jene waren nicht einmal in der Lage, das Land in dem gegen Argentinien geführten Kolonialkrieg zu verteidigen, der von England mit der komplizenhaften Unterstützung der USA und des Schergen Pinochet, mit seiner Kohorte faschistischer, an der Schule der Amerikas ausgebildeter Offiziere, geführt wurde.

In Santo Domingo, Oberst Francisco Caamaño Deñó; in Peru, General Velazco Alvarado; in Panama, General Omar Torrijos; und in anderen Ländern, Hauptleute, Kommandanten und Offiziere, die ihr Leben anonym geopfert haben, waren das genaue Gegenteil von dem verräterischen Verhalten, das in Somoza, Trujillo, Stroessner und den blutigen Tyranneien von Uruguay, El Salvador und anderen Länder von Mittel- und Südamerika verkörpert war. Die revolutionären Militärs haben keine theoretisch in Details erarbeiteten Standpunkte geäußert und niemand war berechtigt, dies von ihnen zu verlangen, denn sie waren keine gelehrten Akademiker, die eine politische Bildung besaßen, sondern Männer mit einem Ehrgefühl, die ihr Land geliebt haben.

Dennoch, es ist zu beobachten, wie weit aufrichtig geneigte Männer, die das Unrecht und das Verbrechen ablehnen, auf dem Weg der Revolution kommen können.

Venezuela ist ein leuchtendes Beispiel der theoretischen und praktischen Rolle, die die revolutionären Militärs im Kampf um die Unabhängigkeit unserer Völker spielen können, wie sie es schon vor zwei Jahrhunderten unter der brillanten Leitung von Simon Bolívar gemacht haben.

Chávez, ein venezolanischer Offizier von bescheidener Herkunft, trat, inspiriert durch die Ideen des Befreiers von Amerika, plötzlich in das politische Leben von Venezuela ein. Über Bolívar, unerschöpfliche Quelle der Inspiration, schrieb Martí: „Er hat mit barfüßigen und halbnackten Soldaten erhabene Schlachten gewonnen [...] niemals war auf der Welt so viel und besser für die Freiheit gekämpft worden...“

„... über Bolívar“ - sagte er – „kann man einen Berg als Tribüne nutzend sprechen [...] oder mit einem Bündel freier Völker in der Faust ...“

„... das, was er unerledigt gelassen hat, ist bis zum heutigen Tag noch nicht getan, denn Bolívar hat in Amerika noch viel zu tun.“

Mehr als ein halbes Jahrhundert später hat der bedeutende und preisgekrönte Dichter Pablo Neruda ein Gedicht über Bolívar geschrieben, das Chávez oft zitiert. In der letzten Strophe heißt es wie folgt:

„Ich habe Bolívar an einem langen Morgen kennen gelernt,

in Madrid, im Rachen des Fünften Regiments.

Vater, sagte ich zu ihm: bist du es oder nicht oder wer bist du?

Und er schaute auf die Berg-Kaserne und sagte:

‘Ich wache alle 100 Jahre auf, wenn das Volk aufwacht’.“

Aber der bolivarianische Führer beschränkt sich nicht auf die theoretische Ausarbeitung. Seine konkreten Maßnahmen lassen nicht auf sich warten. Die englischsprachigen Länder der Karibik, welchen moderne und luxuriöse US-Kreuzfahrtschiffe das Recht bestritten, Touristen in ihren Hotels, Restaurants und Erholungszentren zu empfangen, die oft in ausländischem Besitz waren, aber zumindest zur Schaffung von Arbeitsplätzen dienten, werden Venezuela immer für den Kraftstoff danken, dass dieses Land mit besonderen Zahlungserleichterungen an diese Länder lieferte, als das Barrel Preise erreicht hatte, die manchmal die hundert Dollar überschritten.

Der kleine Staat Nicaragua, das Vaterland von Sandino, „General von freien Männern“, wo der CIA durch Luis Posada Carriles, nachdem jener aus einem venezolanischen Gefängnis befreit worden war, den Handelsaustausch von Waffen gegen Drogen organisiert hat, der diesem heldenhaften Land Tausende Leben und Versehrte kostete, hat auch die solidarische Unterstützung von Venezuela erhalten. Dies sind Beispiele, die nie zuvor in der Geschichte dieser Hemisphäre vorgekommen sind.

Das ruinöse Freihandelsabkommen, dass die USA Lateinamerika aufzuzwingen versuchen, wie sie es schon mit Mexiko gemacht haben, würde die lateinamerikanischen und karibischen Ländern nicht nur in jene Region der Welt verwandeln, wo der Reichtum am schlechtesten verteilt ist, was schon eine Tatsache ist, sondern auch in einen riesigen Markt, wo sogar der Mais und andere Nahrungsmittel, die historische Quellen pflanzlicher und tierischer Proteine ​​sind, durch die subventionierten landwirtschaftlichen US-Produkte verdrängt werden würden, wie es bereits in Mexiko passiert.

Gebrauchte Autos und andere Güter verdrängen jene der mexikanischen Industrie. Sowohl in den Städten als auch auf dem Land gehen die Fähigkeiten verloren, Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten, der Drogen-und Waffenhandel nimmt zu, Jugendliche mit knapp 14 oder 15 Jahren werden in einer wachsenden Anzahl in Furcht erregende Verbrecher verwandelte. Niemals vorher hat man erlebt, dass Busse oder andere Fahrzeuge voller Menschen, die sogar bezahlt haben, um sich auf der Suche nach Beschäftigung über die Grenze transportieren zu lassen, entführt und die Menschen in Massen umgebracht werden. Die bekannten Ziffern wachsen von Jahr zu Jahr. So verlieren schon mehr als zehntausend Menschen jährlich ihr Leben.

Es ist unmöglich, die Bolivarianische Revolution zu analysieren, ohne diese Realitäten zu berücksichtigen.

Die Streitkräfte sehen sich unter solchen sozialen Umständen gezwungen, endlose und zum Verschleiß führende Kriege durchzuführen.

Honduras ist kein Industrie-, Finanz- bzw. Handelsland, nicht einmal ein bedeutender Produzent von Drogen, aber einige seiner Städte brechen den Rekord an Todesfällen durch Gewalt aufgrund der Drogen. Dort erhebt sich dagegen aber das Banner eines wichtigen Stützpunkts der strategischen Streitkräfte des Südkommandos der Vereinigten Staaten. Das, was dort passiert, und was bereits in mehr als einem lateinamerikanischen Land geschieht, ist das aufgezeigte grauenvolle Bild, aus dem einige Länder herauszukommen begonnen haben. Unter ihnen und an erster Stelle Venezuela, aber nicht nur, weil es über beträchtliche natürliche Ressourcen verfügt, sondern weil es diese vor der unersättlichen Habsucht der ausländischen transnationalen Unternehmen gerettet und erhebliche politische und soziale Kräfte entfesselt hat, die in der Lage sind, große Errungenschaften zu erreichen. Das heutige Venezuela ist ein ganz anderes als das, was ich vor nur 12 Jahren kennen gelernt habe und das mich schon damals tief beeindruckt hat, als ich sah, wie es als ein Phönix aus seiner historischen Asche aufgestiegen ist.

Bezug nehmend auf den geheimnisvollen Computer von Raul Reyes, in den Händen der USA und der CIA seit dem Angriff, der von ihnen auf vollkommen ecuadorianisches Territorium organisiert und beliefert worden ist, und bei dem der Nachfolger von Marulanda und mehrere unbewaffnete lateinamerikanische Jugendliche ermordet wurden, haben sie die Version veröffentlicht, dass Chávez die „Drogen-Terror-Organisation FARC“ unterstützen würde. Die wahren Terroristen und Drogenhändler in Kolumbien sind immer die paramilitärischen Kräfte gewesen, die den US-Drogenhändlern das Rauschgift lieferten, das auf dem größten Drogen-Markt der Welt - den Vereinigten Staaten - verkauft wird.

Ich sprach nie mit Marulanda, aber doch mit ehrenhaften Schriftstellern und Intellektuellen, die ihn gut kennen gelernt haben. Ich habe seine Gedanken und Geschichte analysiert. Er war zweifellos ein mutiger und revolutionärer Mann, was ich zu behaupten nicht zögere. Ich habe erklärt, dass ich mit seinem taktischen Konzept nicht einverstanden bin. Meiner Meinung nach wären zwei- oder dreitausend Mann mehr als genug gewesen, um im Gebiet von Kolumbien eine reguläre konventionelle Armee zu besiegen. Sein Fehler war es, eine bewaffnete revolutionäre Armee mit fast so vielen Soldaten wie der Feind vorzusehen. Das war extrem teuer und kaum zu handhaben.

Heute hat die Technologie viele Aspekte des Krieges verändert; die Arten des Kampfes ändern sich auch. In der Tat, ist der bewaffnete Kampf der konventionellen Streitkräfte zwischen jenen Mächten, die Kernwaffen besitzen, unmöglich geworden. Es ist nicht notwendig, die Kenntnisse von Albert Einstein, Stephen Hawking und Tausenden von anderen Wissenschaftlern zu haben, um das zu verstehen. Es ist eine latente Gefahr und man kennt das Ergebnis oder sollte es kennen. Es könnte Millionen von Jahren dauern, bis der Mensch als denkendes Wesen den Planeten erneut bevölkern würde.

Dennoch halte ich an der Pflicht zum Kämpfen fest, was an sich etwas dem Menschen Angeborenes ist, d.h. Lösungen zu finden, die ihm eine vernünftigere und menschenwürdigere Existenz ermöglichen.

Seit ich Chávez kennen gelernt habe, schon in der Präsidentschaft von Venezuela, seit der Endphase der Pastrana-Regierung, sah ich ihn immer am Frieden in Kolumbien interessiert und er erleichterte die Treffen zwischen der Regierung und den kolumbianischen Revolutionären, die in Kuba stattfanden; um es richtig zu verstehen, es waren Treffen für einen echten Friedensvertrag und nicht für eine Kapitulation.

Ich erinnere mich nicht daran, Chávez in Kolumbien weder jemals etwas anderes zu fördern gehört zu haben als den Frieden, noch Raúl Reyes erwähnt zu haben. Immer haben wir andere Themen behandelt. Er schätzt die Kolumbianer besonders; Millionen von ihnen leben in Venezuela und alle profitieren von den sozialen Maßnahmen, die die Revolution ergriffen hat und die Bevölkerung von Kolumbien schätzt ihn fast so sehr wie die von Venezuela.

Ich möchte meine Solidarität und Wertschätzung für General Henry Rangel Silva, Chef des Operativen Strategischen Kommandos der Streitkräfte und neu ernannter Verteidigungsminister der Bolivarianischen Republik zum Ausdruck bringen. Ich hatte die Ehre, ihn kennen zu lernen, als er in schon fernen Monaten Chávez in Kuba besucht hat. Ich konnte in ihm einen intelligenten und ehrlichen, fähigen und gleichzeitig bescheidenen Mann wahrnehmen. Ich hörte seine ruhige, mutige und klare Rede, die Vertrauen einflößte.

Er leitete die Organisation der vollkommensten Parade einer lateinamerikanischen Militärmacht, die ich gesehen habe, welche hoffentlich als Ermutigung und Vorbild für andere Brüderarmeen dient.

Die USA haben nichts mit dieser Parade zu tun und wären nicht in der Lage, es besser zu machen.

Es ist äußerst ungerecht, Chávez für die in den ausgezeichneten, dort vorgeführten Waffen investierte Ressourcen zu kritisieren. Ich bin sicher, dass diese nie benutzen werden, um ein Nachbarland anzugreifen. Die Waffen, die Ressourcen und das Wissen müssen auf den Pfaden der Einheit gehen, um Amerika so zu bilden, wie es Der Befreier (Bolívar) erträumt hat, als „... die größte Nation der Welt, weniger durch ihre Größe und ihren Reichtum als durch ihre Freiheit und ihren Ruhm.“

Alles vereint uns mehr als das in Europa oder den Vereinigten Staaten selbst der Fall ist, außer dem Mangel an Unabhängigkeit, der uns während 200 Jahren auferlegt wurde.


Fidel Castro Ruz

25. Januar 2012
20:32 Uhr

Dienstag, 24. Januar 2012

Die Frucht, die ihnen nicht in den Schoß gefallen ist

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Frucht, die ihnen nicht in den Schoß gefallen ist

Kuba war gezwungen, gegenüber einer nur ein paar Meilen von seiner Küste entfernten expansionistischen Macht um seine Existenz zu kämpfen. Eine Macht, die die Annexion unserer Insel erklärt hatte, deren einziges Schicksal darin bestand, wie eine reife Frucht in ihren Schoß zu fallen. Wir waren dazu verdammt, nicht als Nation zu existieren.

In der glorreichen Schar von Patrioten, die in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts gegen den von Spanien über 300 Jahre aufgezwungenen, verhassten Kolonialismus gekämpft haben, war José Martí derjenige, der am deutlichsten solch dramatisches Schicksal wahrgenommen hat. So hat er dies in seinen letzten Zeilen festgehalten, als er, kurz vor dem geplanten Kampf gegen eine tapfere und gut bewaffnete spanische Kolonne, erklärte, dass das grundlegende Ziel seines Kampfes sei „…mit der Unabhängigkeit Kubas rechtzeitig zu verhindern, dass sich die Vereinigten Staaten über die Antillen ausbreiten und, mit dieser weiteren Kraft, über unsere Länder von Amerika herfallen. Was ich bis heute getan habe und tun werde, ist dafür.”

Ohne diese tiefe Wahrheit zu verstehen, kann man heute weder Patriot noch Revolutionär sein.

Die Massenmedien, das Monopol über viele technische Ressourcen sowie die erheblichen Mittel, die der Massentäuschung und -verwirrung gewidmet werden, sind zweifellos große, aber nicht unüberwindbare Hindernisse.

Kuba hat gezeigt, dass es möglich war – sogar ausgehend von seiner Stellung als koloniale Faktorei der USA und außerdem dem weit verbreiteten Analphabetismus und der allgemeinen Armut seines Volkes –, jenem Land die Stirn zu bieten, das mit der unwiderruflichen Absorption der kubanischen Nation drohte. Niemand kann auch nur behaupten, dass es eine gegen das Imperium gerichtete nationale Bourgeoisie gab, da letztere sich diesem so nahe stehend entwickelte, dass sie kurz nach dem Sieg der Revolution sogar vierzehntausend Kinder ohne jeglichen Schutz in die Vereinigten Staaten geschickt hat, obwohl dieses Vorgehen mit der perfiden Lüge verbunden war, dass die elterliche Sorge entzogen werden würde. Diese Aktion ist in die Geschichte als Operation Peter Pan eingegangen und wurde als die größte, in der westlichen Hemisphäre verwirklichte Intrige zur Manipulation von Kindern zu politischen Zwecken bezeichnet.

Das Hoheitsgebiet unseres Landes wurde knapp zwei Jahre nach dem revolutionären Sieg der Revolution von Söldnertruppen angegriffen, die sich aus ehemaligen Batista-Soldaten und Söhnen von Grundbesitzern und der Bourgeoisie zusammensetzten. Die Vereinigten Staaten hatten sie bewaffnet und mit Schiffen ihrer Kriegsflotte eskortiert, einschließlich Flugzeugträgern mit kriegsbereiter Ausrüstung, die die Invasoren bis an unsere Küsten begleitet haben. Die Niederlage und die Gefangennahme von fast allen Söldnern in weniger als 72 Stunden sowie die Zerstörung ihrer Flugzeuge, die von Stützpunkten in Nicaragua aus operierten, und ihrer Seetransportmittel, bedeutete eine demütigende Niederlage für das Imperium und seine lateinamerikanischen Verbündeten, die die Kampfkraft des kubanischen Volkes unterschätzt hatten.

Die UdSSR hat angesichts der Unterbrechung der Öllieferungen aus den Vereinigten Staaten, der anschließenden vollständigen Suspendierung der historischen Zuckerausfuhrquote für den US-amerikanischen Markt und des Verbots des seit mehr als 100 Jahren existierenden Handels auf jede dieser Maßnahmen so reagiert, dass sie Kraftstoff lieferte, unseren Zucker kaufte, mit unserem Land Handel trieb und schließlich jene Waffen lieferte, die Kuba nicht auf anderen Märkten erwerben konnte.

Die Idee einer systematischen Kampagne illegaler, von der CIA organisierter Piraterie-Angriffe, sowie die Sabotage und die militärischen Aktionen von Banden, die von ihnen vor und nach dem Söldnerangriff geschaffen und bewaffnet worden sind, und welche in einer militärischen US-Invasion gegen Kuba gipfeln sollten, führten zu jenen Ereignissen, die die Welt an den Rande eines totalen Atomkrieges gebracht haben, den keine der Seiten und auch nicht die Menschheit selbst überlebt hätte.

Jene Ereignisse haben zweifellos Nikita Chruschtschow das Amt gekostet, der den Gegner unterschätzt, die ihm mitgeteilten Meinungen ignoriert hat und die endgültige Entscheidung nicht mit uns, die wir an der ersten Frontlinie standen, beraten hat. Was ein wichtiger moralischer Sieg gewesen sein könnte, wurde so zu einem folgenschweren politischen Rückschlag für die UdSSR. Jahrelang sind weiterhin die schlimmsten Verbrechen gegen Kuba begangen worden und nicht wenige davon, wie z. B. ihre kriminelle Blockade, werden immer noch verübt.

Chruschtschow hat unserm Land gegenüber außergewöhnliche Gesten gehabt. Zu jener Zeit habe ich ohne Zögern die mit den Vereinigten Staaten getroffene, unbesonnene Vereinbarung kritisiert, aber es wäre undankbar und unfair, seine außergewöhnliche Solidarität in schwierigen und entscheidenden Zeiten unseres Volkes, bei seinem historischen Kampf für die Unabhängigkeit und die Revolution gegen das mächtige US-Imperium, nicht anzuerkennen. Ich weiß, dass die Situation äußerst angespannt war, und dass er keine Minute verlieren wollte, als er die Entscheidung über den Raketenrückzug getroffen hat und die Yankees – ganz im Geheimen – versprochen haben, auf die Invasion zu verzichten.

Trotz der schon vergangenen Jahrzehnte, d.h. insgesamt einem halben Jahrhundert, ist die kubanische Frucht nicht in die Hände der USA gefallen.

Die gegenwärtigen Nachrichten aus Spanien, Frankreich, Irak, Afghanistan, Pakistan, Iran, Syrien, England, den Malvinen (Falkland-Inseln) und aus vielen anderen Orten der Welt, sind ernst, und alle sagen ein politisches und wirtschaftliches Desaster aufgrund der Torheit der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten voraus.

Ich werde nur über ein paar Themen sprechen. Ich muss anmerken, dass, wie alle sagen, die Wahl eines Kandidaten der Republikaner für das Präsidentschaftsamt dieses globalisierten und umfassenden Imperiums seinerseits – das sage ich voll im Ernst -, den größten Wettstreit an Schwachsinn und Ignoranz darstellt, der je gehört wurde. Da ich viel zu tun habe, kann ich dieser Problematik keine Zeit widmen. Ich wusste ganz genau, dass es so sein wird.

Einige Agenturmeldungen, die ich analysieren will, verdeutlichen das besser, weil sie den unglaublichen, aus der Dekadenz der westlichen Welt hervorgehenden Zynismus aufzeigen. Eine von ihnen spricht, mit erstaunlicher Unbekümmertheit, über einen kubanischen politischen Gefangenen, der angeblich nach einem 50-tägigen Hungerstreik starb. Ein Journalist der Tageszeitung Granma, der Zeitung Juventud Rebelde, der Rundfunk-Nachrichten oder eines anderen revolutionären Presseorgans kann sich bei irgendeiner Einschätzung bzw. Beurteilung irgendeines Themas irren, aber nie erfindet er eine Nachricht oder denkt sich eine Lüge aus.

In der Mitteilung der Tageszeitung Granma wurde bestätigt, dass solch ein Hungerstreik nicht stattgefunden hat, dass es sich um einen Gefangenen handelte, der wegen eines gemeinen Verbrechens zu 4 Jahren verurteilt worden war, d.h. wegen Aggression, bei der er seiner Frau Verletzungen im Gesicht zugefügt hatte, und seine Schwiegermutter selbst hat das Eingreifen der Behörden angefordert. Seine engsten Verwandten wussten über das gesamte Vorgehen bei seiner ärztlichen Behandlung. Sie waren für die Bemühungen der Fachärzte dankbar, die ihn behandelten. Die Nachricht bestätigte, dass er so, wie es für alle Bürger üblich ist, und im besten Krankenhaus der östlichen Region behandelt wurde. Er ist aufgrund eines sekundären Multiorganversagens gestorben, das mit einem schweren septischen Prozess der Atemorgane verbunden war.

Der Patient hatte alle vorhandenen Behandlungen bekommen, die es in einem Land mit einer der besten medizinischen Versorgung der Welt gibt, die trotz der imperialistischen Blockade gegen unser Land kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Es ist einfach eine Pflicht, der in einem Land nachgekommen wird, wo die Revolution stolz darauf ist, seit mehr als 50 Jahren die Prinzipien geachtet zu haben, die ihr ihre unbesiegbare Kraft gegeben haben.

Es wäre wirklich besser, wenn die spanische Regierung, angesichts ihrer ausgezeichneten Beziehungen zu Washington, in die Vereinigten Staaten fliegen und sich darüber informieren lassen würde, was in den US-Gefängnissen geschieht, z.B. über die erbarmungslose, Millionen Gefangenen angediehene Behandlung, über die mit dem elektrischen Stuhl ausgeübte Politik, sowie die gegenüber den Häftlingen in den Gefängnissen und den Demonstranten auf den Straßen begangenen Gräuel.

Am gestrigen Montag, dem 23. Januar, erklärte ein harter Leitartikel der Zeitung Granma unter dem Titel „Die Wahrheiten von Kuba“ detailliert auf einer ganzen Seite dieser Zeitung die ungewöhnliche Unverschämtheit der lügenhaften Kampagne, die von einigen solchen Regierungen gegen unsere Revolution ausgelöst wurde, die „sich traditionell der Subversion gegen Kuba verpflichtet fühlen“.

Unser Volk kennt genau die Richtlinien, die das makellose Benehmen unserer Revolution seit dem ersten Gefecht bestimmt haben; Verhalten, das über mehr als ein halbes Jahrhundert nie befleckt worden ist. Die Bevölkerung weiß auch, dass diese niemals von den Feinden unter Druck gesetzt noch erpresst werden kann. Unsere Gesetze und Richtlinien werden unfehlbar befolgt werden.

Es ist angebracht, darauf mit aller Klarheit und Aufrichtigkeit hinzuweisen. Die spanische Regierung und die baufällige Europäische Union, die in eine tiefe Wirtschaftskrise verwickelt ist, müssen mit sich selbst im Reinen sein. Es erweckt Mitleid, in Agenturmeldungen die Erklärungen von beiden zu lesen, bei denen sie ihre dreisten, unverhüllten Lügen anwenden, um Kuba anzugreifen. Sie sollten sich erst einmal damit beschäftigen, den Euro zu retten, wenn Sie können; die chronische Arbeitslosigkeit zu lösen, die die Jugendlichen zunehmend erleiden, und der Occupy-Bewegung, die unaufhörlich durch die Polizei angegriffen und verprügelt wird, eine Antwort zu geben.

Wir wissen, dass heute in Spanien die Verehrer von Franco regieren, welcher Mitglieder der Blauen Division an die Seite der SS und der SA der Nazis entsendete, um Sowjetbürger umzubringen. Fast 50 000 von denen waren an dem blutigen Angriff beteiligt. An der grausamsten und schmerzhaftesten Operation jenes Krieges – der Belagerung von Leningrad, bei der eine Million von russischen Staatsbürgern umgekommen sind – war die Blaue Division Teil jener Kräfte, die versuchten, die heldenhafte Stadt zu erwürgen. Das russische Volk wird jenes furchtbare Verbrechen nie verzeihen.

Die faschistische Rechte von Aznar, Rajoy und andere Diener des Imperiums müssen etwas über die Verluste von 16 000 Mann ihrer Vorgänger der Blauen Division wissen sowie über die Eisernen Kreuze, mit denen Hitler die Offiziere und Soldaten jener Division auszeichnete. Das, was die Gestapo-Polizei heutzutage mit jenen Männern und Frauen macht, die das Recht auf Arbeit und auf Brot in dem Land mit der größten Arbeitslosigkeitsrate von Europa verlangen, hat nichts Außergewöhnliches an sich.

Warum lügen die Massenmedien des Imperiums so dreist und unverhüllt?

Diejenigen, die diese Medien steuern, bestehen hartnäckig darauf, die Welt – und besonders die Opfer, die sich in der Nähe des Amtssitzes der Metropole befinden, die fast 600 Millionen Lateinamerikaner und Einwohner der Karibik, die in dieser Hemisphäre wohnen -, mit ihren plumpen Lügen zu betrügen und zu verdummen, wobei sie vielleicht meinen, dass dieses das Hauptmittel sei, um das aufgezwungene globale System der Beherrschung und Ausplünderung aufrecht zu erhalten.

Die brüderliche Republik Venezuela ist zum Hauptziel jener Politik geworden. Der Grund ist klar. Ohne Venezuela hätte das Imperium allen Völkern des Kontinents den Freihandelsvertrag aufgezwungen, allen jenen Völkern, die diesen Kontinent ab dem Süden der Vereinigten Staaten an bewohnen, wo sich die größten Boden-, Süßwasser- und Mineralienreserven sowie große Energieressourcen befinden, die, im solidarischen Geist gegenüber den anderen Völkern der Welt verwaltet, Ressourcen darstellen, die nicht in die Hände der transnationalen Unternehmen geraten dürfen bzw. sollten, die ihnen ein selbstmörderisches und niederträchtiges System auferlegen.

Es ist ausreichend, wenn man zum Beispiel die Landkarte anschaut, um den kriminellen Raub zu begreifen, welcher für Argentinien das Entreißen eines Stückes seines Gebietes im äußersten Süden des Kontinents bedeutet hat. Dort setzten die Briten ihren dekadenten Militärapparat ein, um frisch einberufene argentinische Rekruten, bekleidet mit Sommerkleidung, als es bereits Winter war, zu ermorden. Die Vereinigten Staaten und ihr Verbündeter Augusto Pinochet leisteten England eine unverschämte Unterstützung. Jetzt, am Vortag der Olympiade von London, proklamierte der Premierminister David Cameron, ebenso, wie es Margaret Thatcher bereits machte, sein Recht, Atom-U-Boote anzuwenden, um Argentinier zu töten. Die Regierung jenes Landes sieht nicht, dass die Welt sich in einem Prozess der Veränderungen befindet und dass die Verachtung unserer Hemisphäre und der Mehrheit der Völker gegen die Unterdrücker mit jedem Tag zunimmt.

Der Fall der Malvinen (Falklandinseln) ist nicht der einzige. Weiß vielleicht jemand, wie der Konflikt in Afghanistan enden wird? Vor wenigen Tagen beleidigten US-amerikanische Soldaten die Leichen von afghanischen Kämpfern, die durch die Bombenflugzeuge ohne Pilot der NATO getötet worden waren.

Vor drei Tagen veröffentlichte eine europäische Presseagentur, dass „der afghanische Präsident Hamid Karzai seine Zustimmung zu Friedensverhandlungen mit den Taliban gegeben und betont habe, dass dieses Thema von den Bürgern seines Landes gelöst werden müsse“, und dann hinzufügte: „…der Friedens- und Versöhnungsprozess gehört der afghanischen Nation und kein Land bzw. keine ausländische Organisation kann den Afghanen dieses Recht nehmen.“

Eine von unserer Presse veröffentlichte Nachricht aus Paris informierte ihrerseits, dass „Frankreich heute alle seine Ausbildungs- und Unterstützungsoperationen für den Kampf in Afghanistan unterbrochen und angedroht hat, den Abzug seiner Truppen vorzuverlegen, nachdem ein afghanischer Soldat vier französische Soldaten im Taghab-Tal, in der Provinz Kapisa […] umbrachte. Sarkozy gab dem Verteidigungsminister Gérard Longuet Anweisungen, sich unverzüglich nach Kabul zu begeben, und ließ die Möglichkeit eines vorgezogenen Abzug des Kontingents durchblicken.“

Nachdem die UdSSR und das sozialistische Lager verschwunden waren, war die die Regierung der Vereinigten Staaten der Meinung, dass Kuba sich nicht halten können würde. George W. Bush hatte bereits eine konterrevolutionäre Regierung vorbereitet, um unserem Land vorzustehen. Am selben Tag, als Bush seinen kriminellen Krieg gegen Irak begann, ersuchte ich die Behörden unseres Landes um die Beendigung der Toleranz, die den konterrevolutionären Anführern eingeräumt worden war, die in jenen Tagen hysterisch die Invasion von Kuba verlangten. In Wirklichkeit stellte ihre Haltung einen Verrat am eigenen Land dar.

Bush und seine Dummheiten regierten 8 Jahre lang und die Kubanische Revolution hat sich über ein halbes Jahrhundert aufrechterhalten. Die reife Frucht ist nicht in den Schoß des Imperiums gefallen. Kuba wird nicht eine weitere Kraft sein, mit der das Imperium sich auf die Völker von Amerika ausbreitet. Das Blut von Martí wird nicht umsonst vergossen worden sein.

Morgen werde ich eine weitere Reflexion veröffentlichen, die diese ergänzen wird.


Fidel Castro Ruz

24. Januar 2012
19:12 Uhr

Donnerstag, 12. Januar 2012

Der Weltfrieden hängt am seidenen Faden

Reflexionen des Genossen Fidel: Der Weltfrieden hängt am seidenen Faden

Gestern habe ich die Freude genossen, mich in aller Gelassenheit mit Mahmoud Ahmadinejad unterhalten zu können. Ich hatte ihn seit September 2006 nicht mehr gesehen, d.h. seit mehr als fünf Jahren, als er unser Land besuchte, um am 14. Gipfeltreffen der Blockfreien Länder in Havanna teilzunehmen, wo Kuba zum zweiten Mal für die vorgesehene Frist von drei Jahren für die Präsidentschaft dieser Organisation gewählt wurde.

Ich war am 26.Juli 2006, einen Monat vor demselben, schwer erkrankt , und konnte mich kaum im Bett aufrichten. Mehrere der am Event teilnehmenden hervorragendsten Führungspersönlichkeiten waren so freundlich, mich zu besuchen. Chávez und Evo mehrere Male. An einem Mittag kamen vier, an die ich mich immer erinnere: Kofi Annan, Generalsekretär der UNO; Abdelaziz Buteflika, ein alter Freund, Präsident von Algerien; Mahmoud Ahmadinejad, Präsident des Iran; und ein stellvertretender Außenminister der chinesischen Regierung und jetzt Außenminister dieses Landes, Yang Jiechi, in Vertretung von Hu Jintao, Parteivorsitzender der Kommunistischen Partei und Präsident der Volksrepublik China. Das war wirklich ein bedeutender Augenblick für mich, der ich damals gerade unter großen Anstrengungen meine rechte Hand heilgymnastisch behandelte, die beim Unfall, d.h. beim Sturz in Santa Clara ernsthaft Schaden erlitten hatte.

Mit den vier habe ich Aspekte jener Probleme kommentiert, welche die Welt zu jenem Zeitpunkt konfrontierte. Diese sind übrigens immer komplizierter und schwieriger geworden.

Beim gestrigen Treffen sah ich den iranischen Präsidenten völlig gelassen und ruhig, vollkommen gleichgültig gegenüber den Drohungen der USA, im kompletten Vertrauen auf die Fähigkeit seines Volkes, jeglicher Aggression zu begegnen, und auf die Wirksamkeit und Leistungsfähigkeit der Waffen – die sie zum Großteil selbst herstellen-, um den Aggressoren einen unbezahlbaren Preis abzuverlangen.

In Wirklichkeit wurde das Kriegsthema kaum berührt, sein Denken war auf jene, während seines Vortrags im Audimax der Universität Havanna dargelegte Ideen konzentriert, die auf den Kampf um das menschliche Wesen gerichtet waren: „voranschreiten, bis der Frieden erreicht und bewirkt ist, und die Sicherheit, die menschliche Achtung und Würde, als ein Wunsch aller Menschen im Verlaufe der gesamten Geschichte.“

Ich bin sicher, dass seitens Iran keine solche unüberlegte, voreilige Aktionen zu erwarten sind, die zum Ausbruch eines Krieges beitragen. Wenn dieser unweigerlich ausgelöst wird, dann wird dies als Ergebnis der Hitzköpfigkeit und angeborenen Unverantwortlichkeit des US-Imperiums geschehen.

Ich meinerseits bin der Meinung, dass die rund um den Iran geschaffene politische Situation, die alle verwickelt, und die aus ihr hervorgehenden Gefahren eines Atomkrieges – unabhängig davon, ob sie solche Waffen besitzen – äußerst heikel sind, da sie die Existenz unserer Gattung selbst bedrohen. Der Mittlere Osten ist zur konfliktreichsten Region der Welt geworden, und zum Gebiet, wo die lebenswichtigen energetischen Ressourcen für die Weltwirtschaft erzeugt werden.

Die Zerstörungskraft und die starken Leiden großer Menschenmengen, die einige der im Zweiten Weltkrieg verwendeten Mittel verursacht hatten, haben eine starke Tendenz zum Verbot einiger solcher Waffen hervorgerufen, wie zum Beispiel der Atemgifte und anderer in jenem Krieg angewandter. Jedoch die Kämpfe um die jeweiligen Interessen und die riesigen Gewinne der Waffenproduzenten haben diese dazu geführt, immer grausamere und zerstörerischere Waffen herzustellen, bis die moderne Technologie jenes Material und jene Mittel lieferte, deren Anwendung in einem Weltkrieg zur Ausrottung und Vernichtung führen würde.

Ich vertrete die Meinung, die ohne Zweifel von allen jenen Menschen mit einem elementaren Sinn für Verantwortung geteilt wird, dass kein einziges großes oder kleines Land das Recht hat, Atomwaffen zu besitzen.

Diese hätten niemals verwendet werden dürfen, um zwei wehrlose Städte wie Hiroshima und Nagasaki anzugreifen, hunderttausende Männer, Frauen und Kinder zu ermorden und mit schrecklichen und dauerhaften Auswirkungen radioaktiv zu bestrahlen, Städte eines Landes, das schon militärisch besiegt war.

Wenn der Faschismus die gegen den Nazismus alliierten Mächte dazu gezwungen hat, mit jenem Feind der Menschheit bei der Herstellung solcher Waffen in Wettbewerb zu treten, so bestand nach Ende des Krieges und Schaffung der Organisation der Vereinten Nationen die oberste Pflicht jener Organisation darin, sie ohne Ausnahme zu verbieten.

Aber die Vereinigten Staaten, stärkste und reichste Macht, haben der Welt die zu befolgende politische Linie auferlegt. Heute besitzen sie Satelliten, die vom Weltraum aus alle Bewohner des Planeten ausspionieren und überwachen. Ihre See-, Luft und Bodenstreitkräfte sind mit tausenden Atomwaffen ausgerüstet, und sie steuern und manipulieren über den Weltwährungsfonds nach Belieben die Finanzen und Investitionen der Welt.

Wenn man die Geschichte jeder einzelnen der Nationen von Lateinamerika analysiert, von Mexiko bis Patagonien, ohne Santo Domingo und Haiti zu übergehen, kann man feststellen, dass alle, ohne eine einzige Ausnahme während zweihundert Jahren, d.h. seit Beginn des 19. Jahrhunderts bis heute, die schlimmsten Verbrechen erlitten haben, die die Macht, der Reichtum und die Gewalt gegen die Rechte der Völker begehen können, und sie erleiden dies auf die eine oder andere Art jedes Mal mehr. Immer zahlreicher tauchen hervorragende Schriftsteller auf: einer von ihnen, Eduardo Galeano, Autor von „Las venas abiertas de América Latina” (etwa: „Der Aderlass von Lateinamerika“) der das Vorangegangene beschreibt, weilt auf Einladung gerade hier, um als Anerkennung für sein relevantes Werk die Verleihung des angesehenen Preises Casa de Las Américas einzuweihen.

Die Ereignisse folgen einander mit unglaublicher Schnelligkeit; aber die Technologie übermittelt sie dem Publikum noch schneller. An irgendeinem Tag, wie zum Beispiel dem heutigen, folgen mit außerordentlicher Schnelle wichtige Nachrichten aufeinander. Eine Agenturmeldung mit gestrigem Datum, also vom 11., gibt wörtlich folgende Nachricht wieder: „Der dänische Vorsitz der Europäischen Union bestätigte am Mittwoch, dass am 23. Januar eine neue Reihe an ernsthafteren europäischen Sanktionen gegen den Iran beschlossen werden wird, und zwar aufgrund seines Atomprogramms, und dass diese nicht nur auf die Erdölbranche sondern ebenfalls auf die Zentralbank gerichtet sein werden.

„Wir werden dieses Mal weiter gehen, gleichzeitig bezüglich der Sanktionen im Erdölbereich und gegen die Finanzstrukturen“, sagte Villy Soevndal, Chef der dänischen Diplomatie, während eines Treffens mit der ausländischen Presse. Es ist klar wahrnehmbar, dass – mit dem Ziel, die Verbreitung der Atomwaffen zu verhindern – Israel hunderte atomare Sprengköpfe anhäufen darf, während Iran kein 20% angereichertes Uran herstellen darf.

Eine weitere Nachricht zum Thema. Eine bekannte und sachkundige britische Nachrichtenagentur führt folgendes an: „China machte am Mittwoch keine Anstalten, den US-Forderungen zur Verminderung seiner Käufe von iranischem Erdöl nachzukommen und bezeichnete die Sanktionen von Washington gegenüber Teheran als übermäßig…“.

Jedermann würde sich über die Unbekümmertheit wundern, mit der die Vereinigten Staaten und das zivilisierte Europa diese Kampagne mit einer unglaublichen und systematischen Terrorpraxis fördern. Diese, von einer weiteren bedeutenden europäischen Presseagentur übermittelten Zeilen sollen ausreichend sein: „Die am Mittwoch erfolgte Ermordung eines Verantwortlichen des Atomkraftwerks Natanz, in der Landesmitte von Iran, verfügt über drei Präzedenzfälle seit Januar 2010.“

Am 12. Januar jenes Jahres: „Masud Alí Mohamadi, ein international anerkannter Atomphysiker, Professor der Universität von Teheran, der für die Revolutionshüter arbeitete, starb durch die Explosion eines mit Sprengstoffen versehenen Motorrads vor seiner Wohnung…“.

„29. November 2010: Majid Shahriari, Gründer der Atomgesellschaft von Iran und ‘beauftragt mit einem der großen Projekte der iranischen Atomenergieorganisation’ […] starb in Teheran durch die Explosion einer an seinem Auto befestigten Magnetbombe.

Am selben Tag wurde Fereydoun Abasi Davani, ein weiterer Atomphysiker, zum Ziel eines Attentats unter identischen Verhältnissen, als er sein Auto vor der Universität Shahid Beheshti in Teheran stationierte, wo beide Männer als Professoren tätig waren.“ – Er wurde nur verletzt.

23. Juli 2011: Der Wissenschaftler Dariush Rezainejad, der an Projekten des Verteidigungsministeriums arbeitete, wurde von Unbekannten durch Schüsse getötet, welche sich in Teheran auf einem Motorrad fortbewegten.“

„11. Januar 2012: – d.h., am selben Tag, als Ahmadinejad von Nicaragua nach Cuba reiste, um seinen Vortrag an der Universität Havanna zu halten – starb der Wissenschaftler Mostafa Ahmadi Roshan, der in der Anlage von Natanz arbeitete, dessen kaufmännischer Direktor er war, in der Nähe der Universität Allameh Tabatabai, im Osten von Teheran bei der Explosion einer an seinem Auto angebrachten Magnetbombe“. Wie in den vorangegangenen Jahren „ hat Iran erneut die Vereinigten Staaten und Israel beschuldigt.“

Es handelt sich um ein selektives Gemetzel von herausragenden iranischen Wissenschaftlern, die systematisch ermordet werden. Ich habe Artikel von bekannten Sympathisanten von Israel gelesen, die von Verbrechen sprechen, die von dessen Geheimdiensten in Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten und der NATO ausgeführt wurden, als ob das etwas ganz Normales wäre.

Gleichzeitig berichten die Nachrichtenagenturen aus Moskau Folgendes: „Russland hat heute darauf aufmerksam gemacht, dass in Syrien ein ähnlicher Schauplatz wie der von Libyen heranreift, warnte aber, dass dieses Mal der Angriff von der benachbarten Türkei ausgehen wird.

Nikolai Patruschew, Sekretär des russischen Sicherheitsrates, behauptete, dass der Westen ‘Damaskus nicht so sehr wegen der Repression gegen die Opposition, als vielmehr wegen seiner Widerspenstigkeit, sein Bündnis mit Teheran zu unterbrechen, bestrafen’ will.“

„…seiner Meinung nach reift in Syrien solch ein Schauplatz heran wie der von Libyen, aber dieses Mal werden die Angriffskräfte nicht aus Frankreich, Großbritannien und Italien kommen, sondern aus der Türkei.“

„Er wagte sogar vorwegzunehmen, dass ‘es möglich ist, dass Washington und Ankara schon dabei sind, mehrere Optionen von Flugverbotszonen festzulegen, wo bewaffnete Armeen von syrischen Rebellen trainiert und konzentriert werden können’.“

Die Nachrichten kommen nicht nur aus dem Iran oder dem Mittleren Osten, sondern ebenfalls aus anderen, dem Mittleren Osten nahe gelegenen Orten von Zentralasien. Dieselben ermöglichen uns, die Kompliziertheit der Probleme wahrzunehmen, die sich aus jener gefährlichen Zone ergeben können.

Die Vereinigten Staaten sind durch ihre widersprüchliche und absurde imperiale Politik zu ernsthaften Problemen in solchen Ländern wie Pakistan geführt worden, dessen Grenzen mit Afghanistan, einem weiteren wichtigen Staat, von den Kolonialherren gezogen worden sind, ohne die Kulturen und Volksstämme zu berücksichtigen.

In letzterem Land, das über Jahrhunderte seine Unabhängigkeit gegenüber dem englischen Kolonialismus verteidigte, hat sich die Rauschgiftproduktion seit der US-Invasion vervielfacht, und die europäischen Soldaten begehen mit Unterstützung der unbemannten Flugzeuge und hoch entwickelter Waffentechnik der Vereinigten Staaten beschämende Gemetzel, die den Hass der Bevölkerung vermehren und die Friedensmöglichkeiten in weite Ferne schieben. Dies und weiterer Schmutz und Dreck wird ebenfalls in den westlichen Agenturmeldungen widerspiegelt.

„WASHINGTON, 12. Januar 2012 – Leon Panetta, US-Verteidigungsminister, hat am heutigen Donnerstag das Verhalten von vier Männern, die als US-Marineangehörige präsentiert wurden und in Afghanistan auf Leichen urinierten, was mit einem Video im Internet verbreitet wurde, als ‘äußerst bedauerlich’ bezeichnet.

„Ich habe das Bildmaterial gesehen und finde das Verhalten (jener Männer) äußerst bedauerlich…“

„‘Dieses Verhalten ist völlig unangemessen für ein Mitglied der US-Armee und widerspiegelt auf keinen Fall die Kriterien und Werte, die unsere Streitkräfte zu achten schwören’…“

In Wirklichkeit wird es von ihm weder bestätigt noch bestritten. Jedermann können Zweifel bleiben und möglicherweise dem Verteidigungsminister selbst auch.

Aber es ist ebenfalls äußerst unmenschlich, dass Männer, Frauen und Kinder, oder ein afghanischer Kämpfer, der gegen die ausländische Besetzung kämpft, von den Bomben aus unbemannten Flugzeugen ermordet werden. Etwas ebenfalls sehr Schwerwiegendes: Dutzende pakistanische Soldaten und Offiziere, die die Grenzen ihres Landes schützten, sind von jenen Bomben zerrissen worden.

In Erklärungen von Karzai selbst, d.h. dem Präsidenten von Afghanistan, hat dieser verlautbart, dass die Schändung der Leichen „‘einfach unmenschlich’ sei, und bat die US-Regierung, ‘die härteste Bestrafung anzuwenden, unabhängig davon, wer es sei, und dass derjenige schließlich für dieses Verbrechen bestraft wird’.“

Sprecher der Taliban erklärten, dass „‘in den letzten zehn Jahren hunderte ähnliche Akte stattgefunden haben, die nicht publik geworden sind’…“

Man spürt sogar Mitleid mit jenen Soldaten, die, getrennt von ihren Familienangehörigen und Freunden, tausende Kilometer von ihrem eigenen Land entfernt, zum Kämpfen in solche Länder geschickt werden, die sie als Schulkinder vielleicht nicht einmal nennen gehört haben, und wo man ihnen die Aufgabe erteilt, zu töten oder zu sterben, um transnationale Unternehmen, Waffenhersteller und skrupellose Politiker zu bereichern, die jedes Jahr jene Fonds verschwenden, die für die Ernährung und Bildung der unzähligen Millionen Hungrigen und Analphabeten auf der Welt benötigt werden.

Nicht wenige jener Soldaten, Opfer der erlittenen Traumas, nehmen sich schließlich das Leben.

Übertreibe ich etwa, wenn ich behaupte, dass der Weltfrieden an einem seidenen Faden hängt?


Fidel Castro Ruz

12. Januar 2012
21:14 Uhr

Sonntag, 8. Januar 2012

Der beste Präsident für die Vereinigten Staaten

Reflexionen des Genossen Fidel: Der beste Präsident für die Vereinigten Staaten

Eine bekannte europäische Nachrichtenagentur hat gestern aus Sydney, Australien, Folgendes übermittelt: „Ein australisches Forscherteam der Universität von New South Wales hat die Erfindung eines Stromkabels angekündigt, das zehntausend Mal feiner als ein Haar und zur gleichen Stromübertragung wie ein traditionelles Kupferkabel fähig ist.“

„…Bent Weber, Leiter des an der australischen Universität verwirklichten Projekts, erläuterte in einer in der Zeitschrift Science veröffentlichten Arbeit, dass ‘die Möglichkeit, Kabelverbindungen in diesem mikroskopischen Maßstab verwirklichen zu können, wesentlich für die Entwicklung der zukünftigen elektronischen Schaltkreise ist’“.

„Das Kabel wurde von australischen und US-amerikanischen Physikern mittels Phosphoratomketten in einem Siliziumkristall erschaffen: das Nanokabel hat eine Breite von nur vier Atomen und eine Höhe von einem.“

„Diese Entdeckung ist wesentlich im internationalen Wettlauf zur Entwicklung des ersten ‘Quantencomputers’, superschnelle Automaten, die in der Lage sind, enorme Datenmengen in wenigen Sekunden zu verarbeiten – z. B. eine Berechnungsreihe, die mit den jetzigen Computern Jahre, oder sogar Jahrzehnte dauern würde.

In einem traditionellen Kupferkabel wird der Strom erzeugt, wenn die Kupferelektronen im gesamten Leiter fließen – aber je feiner das Kabel bzw. der Leiter, desto größer der Widerstand gegen den elektrischen Strom.

Um dieses Problem zu überwinden, haben Weber und sein Team Mikroskope verwendet, die speziell mit atomarer Genauigkeit entworfen wurden und es ihnen ermöglichten, die Phosphoratome in die Siliziumkristalle einzubauen.

Das gestattete, dass das Nanokabel wie Kupfer funktioniert, die Elektronen strömen mühelos, und ohne Widerstandsprobleme. ‘Mit dieser Technik beweisen wir, dass es möglich ist, Komponenten bis zu einem Maßstab von wenigen Atomen zu verkleinern’ zeigte Weber auf.”

„Wenn wir Atome als Bit verwenden wollen, benötigen wir Kabel im gleichen Maßstab wie die Atome“ – stellte die Physikerin Michelle Simmons, Aufsichtsführende der Arbeit, fest.

Bei diesen nicht aufzuhaltenden technologischen Fortschritten, die dem Wohl der Menschheit dienen sollten, erinnerte ich mich daran, was ich vor knapp vier Tagen über die Erderwärmung und den beschleunigten Abbau des gefährlichen Schiefergases geschrieben habe, in einer Welt, die in zweihundert Jahren die gesamte, in 4.000 Millionen Jahren angesammelte fossile Energie verbraucht.

Ich stellte mir Obama – sehr Rede befähigt – vor, für den, bei seinem verzweifelten Kampf um die Wiederwahl, die Träume von Luther King in größerer Entfernung geraten sind, als die Erde in Lichtjahren von dem nächsten bewohnbaren Planeten entfernt ist.

Schlimmer noch: jeglicher der republikanischen Kongressabgeordneten, der als Präsidentschaftskandidat in Frage kommt, bzw. eine männliche oder weibliche Führungspersönlichkeit des Tea Party hat sich mehr Atomwaffen auf den Rücken geladen als Friedensideen in seinen Kopf.

Stellen Sie, liebe Leser, sich doch einmal eine Minute lang jenen mächtigen Quantencomputer vor, der fähig ist, die von den heutigen Computern aufgenommenen Daten unendlich Mal zu vermehren.

Ist es etwa nicht augenscheinlich, dass das Schlimmste darin besteht, dass es im Weißen Haus keinen solchen Roboter gibt, der fähig wäre, die Vereinigten Staaten zu regieren und solch einen Krieg zu verhindern, der dem Leben unserer Gattung ein Ende setzt?

Ich bin sicher, dass 90% der eingetragenen US-Amerikaner, besonders die Hispanoamerikaner, die Schwarzen und die zunehmende Menge des verarmten Mittelstands den Roboter wählen würden.


Fidel Castro Ruz

8. Januar 2012
18:18 Uhr

Mittwoch, 4. Januar 2012

So wird in den Abgrund gerannt

Reflexionen des Genossen Fidel: So wird in den Abgrund gerannt

Es ist nicht eine Frage des Optimismus oder Pessimismus, ob man elementare Dinge weiß oder sie ignoriert, für die Ereignisse verantwortlich ist oder nicht. Diejenigen, die beanspruchen, sich für Politiker zu halten, sollten auf den Müllplatz der Geschichte geworfen werden, da sie doch in der Regel in dieser Tätigkeit alles oder fast alles nicht beachten, was mit ihr im Zusammenhang steht.

Ich spreche natürlich nicht über diejenigen, die über mehrere Jahrtausende die öffentlichen Angelegenheiten in Instrumente der Macht und des Reichtums für die privilegierten Klassen verwandelt haben, Tätigkeit, bei der Rekorde der Grausamkeit auferlegt wurden während der letzten acht- bis zehntausend Jahre, über die sichere Information über das soziale Verhalten unserer Gattung vorhanden ist, deren Existenz als denkende Wesen gemäß den Wissenschaftlern knapp 180.000 Jahre überschreitet.

Es ist nicht meine Absicht, mich in solche Themen zu versenken, die sicherlich fast hundert Prozent aller Menschen langweilen würden, welche ständig über die Medien mit Nachrichten bombardiert werden, angefangen beim geschriebenen Wort bis hin zu dreidimensionalen Filmen, die man in teuren Kinos vorzuführen beginnt, und der Tag, wo diese auch bei den an sich schon fabelhaften Fernsehbildern überwiegen werden, ist nicht mehr fern. Es ist kein Zufall, dass die so genannte Unterhaltungsindustrie ihren Sitz im Herzen des Imperiums hat, das uns alle tyrannisiert.

Was ich beabsichtige, ist, mich an den jetzigen Ausgangspunkt unserer Gattung zu stellen, um vom Gang in den Abgrund zu sprechen. Ich könnte sogar von einem „unerbittlichen“ Gang sprechen und wäre so der Wahrheit sicher näher. Die Idee eines abschließenden Gerichts am jüngsten Tag ist in den am meisten unter den Erdbewohnern verbreiteten religiösen Doktrinen enthalten, ohne dass irgendjemand diese deshalb als pessimistisch bezeichnet. Ich erachte es im Gegenteil als eine elementare Pflicht aller ernsthaften Personen bei vollem Verstand, die Millionen zählen, darum zu kämpfen, jenes dramatische und in der heutigen Welt so nahe Ereignis zu verschieben und vielleicht zu verhindern.

Zahlreiche Gefahren bedrohen uns, aber zwei von ihnen, der Atomkrieg und der Klimawandel, sind entscheidend und beide sind immer mehr davon entfernt, einer Lösung zugeführt zu werden.

Das demagogische leere Gerede, die Erklärungen und Reden der von den Vereinigten Staaten und ihren mächtigen und bedingungslosen Verbündeten der Welt aufgezwungenen Tyrannei zu diesen beiden Themen erlauben keinerlei Zweifel hierüber.

Der erste Januar 2012, Neujahr der westlichen und christlichen Welt, fällt mit dem Jahrestag des Sieges der Revolution in Kuba zusammen und mit jenem Jahr, in dem 50 Jahre seit jener Raketenkrise im Oktober 1962 vergangen sein werden, die die Welt an den Rand des weltweiten Atomkriegs geführt hat, was mich zwingt, diese Zeilen zu verfassen.

Meine Worte wären sinnlos, wenn diese zum Ziel hätten, dem US-amerikanischen Volk bzw. dem Volk jeglichen anderes, mit den USA bei dem unerhörten Abenteuer verbündeten Landes, irgendeine Schuld zur Last zu legen; diese würden, genauso wie die anderen Völker der Welt, die unvermeidbaren Opfer der Tragödie sein. Kürzlich in Europa und an anderen Orten geschehene Ereignisse beweisen die massive Entrüstung und Empörung derjenigen, welche die Arbeitslosigkeit, die Not, die Verminderung ihrer Einkommen, die Schulden, die Diskriminierung, die Lügen und die „Biertischpolitik” zu den Protestaktionen führen und zu der brutalen Unterdrückung der Hüter des Establishments.

Mit zunehmender Häufigkeit wird über Arten von Militärtechnik gesprochen, die dem gesamten Planeten schaden, dem einzigen bekannten bewohnbaren Satelliten in hundert Lichtjahren Entfernung von einem anderen, der vielleicht geeignet wäre, wenn wir uns mit Lichtgeschwindigkeit, d.h. dreihundert Stundenkilometer pro Sekunde, bewegen würden.

Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass für den Fall, dass unsere wunderbare denkende Gattung verschwinden sollte, viele Millionen Jahre vergehen würden, bevor erneut – kraft der wirkenden Naturgrundsätze, die aufgrund der Evolution der Arten wirken, wie 1859 von Darwin entdeckt wurde, und heute alle ernsthaften Wissenschaftler, Gläubige oder nicht, anerkennen – eine andere, zum Denken befähigte Gattung entstehen würde.

Keine andere Epoche der Menschengeschichte hat die Gefahren gekannt, denen jetzt die Menschheit begegnen muss. Solche Menschen wie ich, die schon 85 Jahre alt sind, waren schon 18 geworden und hatten das Abitur in der Hand, bevor die Fertigstellung der ersten Atombombe stattfand.

Heute zählen die zum Einsatz bereiten Artefakte dieser Art – die unvergleichlich mächtiger als jene sind, die die Hitze der Sonne über den Städten Hiroshima und Nagasaki erzeugt haben – tausende.

Die Waffen jener Art, die zusätzlich in den Depots gelagert werden, erreichen zusammen mit jenen schon kraft Abkommen aufgestellten Mengen zahlenmäßig mehr als zwanzigtausend atomare Projektile.

Die Verwendung von kaum einhundert jener Waffen wäre ausreichend, um einen nuklearen Winter zu verursachen, der in kurzer Zeit den schrecklichen Tod aller den Planeten bewohnender menschlicher Wesen verursachen würde, wie es Alan Robock, US-Wissenschaftler und Professor der Universität Rutgers von New Jersey hervorragend und mit Computerdaten belegt erklärt hat.

Denjenigen, die für gewöhnlich die ernsthaften internationalen Nachrichten und Analysen lesen, ist bekannt, wie die Risiken des Ausbruchs eines Krieges mit Verwendung von Atomwaffen in dem Maße zunehmen, wie die Spannungen im Nahen Osten ansteigen, wo sich in Händen der israelischen Regierung hunderte, vollkommen kampfbereite Atomwaffen anhäufen, in Händen eines Staates, dessen Charakter einer starken Atommacht weder zugegeben noch verneint wird. Ebenso nimmt die Spannung rund um Russland zu, einem Land von unbestreitbarer Reaktionsfähigkeit, das von einem angeblich europäischen atomaren Schutzschild bedroht ist.

Die US-amerikanische Behauptung, dass der europäische atomare Schutzschild dazu gedacht ist, auch Russland vor dem Iran und Nordkorea zu schützen, ist lächerlich. Die US-Position in dieser heiklen Sache ist so haltlos, dass ihr Verbündeter Israel sich nicht einmal die Mühe macht, vorherige Absprachen über Maßnahmen abzusichern, die den Krieg auslösen können.

Im Gegenteil dazu, genießt die Menschheit keinerlei Garantie. Der Kosmos in unmittelbarer Nähe unseres Planeten ist mit Satelliten der USA angereichert, die dafür vorgesehen sind, selbst das auszuspionieren, was auf den Dachterrassen der Wohnungen jeglicher Nation der Welt geschieht. Das Leben und die Gebräuche jeglicher Person oder Familie sind zum Spionageobjekt geworden; das Abhören von mehreren hundert Millionen Handys wird zu Informationsmaterial für die US-Geheimdienste und die von jeglichem Nutzer an jeglichem Ort der Welt behandelten Gesprächsthemen hören so auf, privat zu sein.

Das ist das Recht, das den Bürgern unserer Welt kraft der Handlungen einer Regierung übrig bleibt, deren auf dem Kongress von Philadelphia im Jahr 1776 verabschiedete Verfassung noch festlegte, dass die Menschen frei und gleich geboren werden und dass der Schöpfer allen bestimmte Rechte zugesteht, von denen schon nicht einmal mehr den US-Amerikanern selbst, geschweige denn irgendeinem anderen Bürger der Welt das Recht bleibt, seinen Familienangehörigen und Freunden per Telefon die intimsten Gefühle mitzuteilen.

Der Krieg ist jedoch eine Tragödie, die sich ereignen kann, und es ist sehr gut möglich, dass er stattfindet. Aber selbst, wenn die Menschheit in der Lage wäre, diesen auf unbestimmte Zeit zu verschieben, wäre da noch die andere, ebenso dramatische Angelegenheit, die schon mit zunehmendem Rhythmus vonstatten geht – der Klimawechsel. Ich werde mich darauf beschränken, aufzuzeigen, was eminente Wissenschaftler und Referenten von Weltbedeutung durch solche Dokumente und Filme erläutert und erklärt haben, die niemand anzweifelt.

Es ist gut bekannt, dass die US-Regierung sich den Umweltabkommen von Kyoto widersetzt hat, eine Verhaltensweise, die sie nicht einmal mit ihren nächsten Verbündeten abgestimmt hat, deren Gebiete äußerst stark leiden würden, und einige von denen, wie z. B. Holland, fast vollständig verschwinden würden.

Auf dem Erdball läuft heute alles weiter, ohne dass es eine Politik zu diesem schwerwiegenden Problem gibt, während der Meeresspiegel ansteigt, die enormen Eiskappen, die die Antarktis und Grönland bedecken und die über 90% des Süßwassers der Welt beinhalten, mit zunehmender Schnelligkeit schmelzen, und die Menschheit am 30. November 2011 offiziell die 7 Milliarden Erdbewohner erreicht hat, Bevölkerung, die in den ärmsten Teilen der Welt anhaltend und unvermeidbar wächst. Können sich etwa diejenigen, die sich in den letzten 50 Jahren dem gewidmet haben, Länder zu bombardieren und Millionen Menschen zu töten, um das Schicksal der anderen Völker Sorgen machen?

Die Vereinigten Staaten sind heute nicht nur der Förderer jener Kriege, sondern ebenfalls der weltweit größte Hersteller und Exporteur von Waffen.

Wie bekannt, hat jenes mächtige Land ein Abkommen unterzeichnet, um dem Königreich Saudi-Arabien in den nächsten Jahren 60 Milliarden Dollar zu geben, dem Land, wo die transnationalen Unternehmen der USA und ihrer Verbündeten täglich 10 Millionen Barrel leichten Erdöls fördern, d.h. eine Milliarde Dollar an Kraftstoff. Was wird aus diesem Land und dem Gebiet werden, wenn jene Energievorräte zu Ende gehen? Es ist nicht möglich, dass unsere globalisierte Welt ohne Protest jene kolossale Verschwendung an energetischen Ressourcen akzeptiert, für deren Schaffung die Natur mehrere hundert Millionen Jahre benötigt hat und deren Vergeudung die wesentlichen Kosten verteuert. Das wäre der unserer Gattung zugeschriebenen Intelligenz absolut unwürdig.

In den letzten 12 Monaten hat sich jene Situation bedeutend verschlimmert, und zwar ausgehend von neuen technologischen Fortschritten, die, anstelle die durch die Verschwendung der fossilen Kraftstoffe erzeugte Tragödie zu vermindern, diese bedeutend verschlimmern.

Weltweit angesehene Wissenschaftler und Forscher hatten schon die dramatischen Folgen des Klimawechsels aufgezeigt.

In einem ausgezeichneten Dokumentarfilm des französischen Regisseurs Yann Arthus-Bertrand unter dem Titel Home, gedreht mit der Unterstützung von renommierten und gut informierten internationalen Persönlichkeiten, der Mitte 2009 veröffentlicht wurde, hat dieser die Welt mit unwiderlegbaren Daten darauf hingewiesen, was gerade geschah. Mit soliden Argumenten legte er die unheilvollen Auswirkungen des Verbrauchs, in weniger als zwei Jahrhunderten, der von der Natur in mehreren hundert Jahren erschaffenen energetischen Ressourcen dar; aber die kolossale Verschwendung war nicht das Schlimmste, sondern die selbstmörderischen Auswirkungen, die dies für die Menschengattung haben würde. Hinsichtlich der Existenz des Lebens an sich machte er der Menschengattung folgende Vorwürfe: „…Du ziehst Nutzen aus einem fabelhaften Erbe von 4 000 Millionen Jahren, das von der Erde geliefert wurde. Du existierst erst 200.000 Jahre, aber du hast bereits das Angesicht der Welt verändert.“

Weder beschuldigte er bis zu jener Minute irgendjemanden, noch konnte er das; er wies lediglich auf eine objektive Realität hin. Jedoch müssen wir uns heute alle dafür schuldig fühlen, dass wir es wissen und nichts tun, um es zu verhindern zu versuchen.

In ihrem Bildmaterial und Konzepten schließen die Autoren des Werkes Erinnerungen, Angaben und Vorstellungen ein, die wir zu wissen und zu berücksichtigen verpflichtet sind.

In jüngeren Monaten wurde Océans, unter Leitung von zwei französischen Regisseuren, als ein weiterer großartiger Dokumentarfilm gezeigt, der in Kuba als der beste Film des Jahres angesehen wurde; meiner Meinung nach vielleicht der beste dieser Epoche.

Es handelt sich um ein Material, das wegen der Genauigkeit und Schönheit seines Bildmaterials, das noch nie vorher von irgendeiner Kamera gefilmt worden war, beeindruckt: 8 Jahre und 50 Millionen Euro wurden in den Film investiert. Die Menschheit wird für diesen Beweis dankbar sein müssen, ein Beweis für die Art und Weise, durch die die von dem Menschen verfälschten Prinzipien der Natur zum Ausdruck kommen. Die Schauspieler sind keine Menschen, sondern die Bewohner der Meere der Welt. Einen Oscar für sie!

Was mich zu der Verpflichtung, diese Zeilen zu schreiben, motivierte, ist nicht aus den bis jetzt berichteten Tatsachen hervorgegangen, die ich auf die eine oder andere Art schon früher kommentiert habe, sondern aus anderen, die gesteuert durch Interessen von transnationalen Unternehmen in den letzten Monaten nach und nach ans Licht gekommen sind und die meiner Meinung nach als definitiver Beweis für die Verwirrung und das politische Chaos gelten, das auf der Welt herrscht.

Vor knapp einigen Monaten las ich zum ersten Mal einige Nachrichten über die Existenz von Schiefergas. Es wurde behauptet, dass die Vereinigten Staaten über Reserven verfügen würden, um ihre Bedürfnisse an diesem Brennstoff für 100 Jahre zu decken. Da ich jetzt über die Zeit verfüge, um über politische, wirtschaftliche und wissenschaftliche Themen nachzuforschen, die unseren Völkern wirklich nützlich sein können, nahm ich unaufdringlich mit mehreren Personen Kontakt auf, die in Kuba oder im Ausland leben. Erstaunlicherweise hatte niemand von ihnen auch nur ein Wort über die Angelegenheit gehört. Selbstverständlich war es nicht das erste Mal, das dies geschah. Man wundert sich über per se wichtige Tatsachen, die in einem wirklichen Ozean von Informationen verborgen sind, vermischt mit hunderten oder tausenden Nachrichten, die auf der Welt zirkulieren.

Ich beharrte jedoch auf meinem Interesse für das Thema. Es sind nur mehrere Monate vergangen und das Schiefergas ist schon keine Nachricht mehr. Kurz vor Neujahr waren schon genügend Daten bekannt, um den unerbittlichen Gang der Welt zum Abgrund ganz deutlich zu sehen; einer Welt, die von extrem schlimmen Risiken wie einem Atomkrieg oder dem Klimawandel bedroht ist. Über ersteren habe ich bereits gesprochen; zum zweiten Thema werde ich mich, um mich kurz zu fassen, darauf beschränken, bekannte Angaben darzulegen und einige andere noch unbekannte, die kein politischer Kader bzw. keine besonnene Person ignorieren darf.

Ich zögere nicht zu behaupten, dass ich beide Tatsachen in dieser spektakulären Phase der Menschengeschichte mit der Gelassenheit der erlebten Jahre beobachte, die zu der Bildung und Erziehung unseres tapferen und heldenhaften Volkes beigetragen haben.

Das Gas wird in TCF (Trillion Cubic Feet) gemessen, die sich auf die Volumenmaße Kubikfuß oder Kubikmeter beziehen können – es wird nicht immer erklärt, ob es sich um die eine oder andere Maßeinheit handelt – es ist von dem Maßsystem abhängig, das in einem bestimmten Land angewandt wird. Andererseits, wenn man von Billionen spricht, ist es üblich, dass man sich auf die spanische Billion bezieht, die eine Million Millionen bedeutet; diese Zahl auf Englisch wird als Trillion bezeichnet, was zu berücksichtigen ist, wenn man die Zahlen, die dem Gas entsprechen und die häufig sehr groß sind, analysiert. Ich werde versuchen, darauf hinzuweisen, wenn es notwendig ist.

Der Nachrichtenagentur IPS zufolge hat der US-amerikanische Analytiker Daniel Yergin, Autor eines umfangreichen, als Klassiker angesehenen Buches über die Erdölgeschichte, behauptet, dass schon ein Drittel des gesamten in den Vereinigten Staaten erzeugten Gases Schiefergas sei.

„…der Betrieb einer Plattform mit sechs Bohrungen kann 170.000 Kubikmeter Wasser verbrauchen, oder sogar solche schädliche Auswirkungen verursachen, wie den Einfluss auf seismische Bewegungen, die Grundwasser- oder Oberflächenwasserverschmutzung, sowie Landschaftsschäden.”

Die britische Gruppe BP hat ihrerseits informiert, dass „die bewiesenen Vorräte an konventionellem oder traditionellem Gas des Planeten insgesamt 6.608 Billionen (Million Millionen) Kubikfuß betragen, circa 187 Billionen Kubikmeter, [...] und die größten Reservoire befinden sich in Russland (1.580 TCF), Iran (1.045), Katar (894), und Saudi-Arabien und Turkmenistan, mit je 283 TCF.“ Es handelt sich um das bis jetzt erzeugte und vermarktete Gas.

„Eine im April 2011 veröffentlichte Studie der EIA – eine US-Regierungsagentur für Energie – hat praktisch dasselbe Volumen (6.620 TCF oder 187,4 Billionen Kubikmeter) von rückgewinnbarem Shale Gas in knapp 32 Ländern vorgefunden und die Riesen sind: China (1.275 TCF), Vereinigte Staaten (862), Argentinien (774), Mexiko (681), Südafrika (485) und Australien (396 TCF)“. Shale Gas ist Schiefergas. Wie zu ersehen, besitzen Argentinien und Mexiko gemäß dem, was bekannt ist, fast so viel wie die Vereinigten Staaten. China, mit den größten Vorkommen, verfügt über fast das Doppelte an jenen Vorräten und 40% mehr als die Vereinigten Staaten.

„…die säkular von ausländischen Lieferanten abhängigen Länder würden über eine enorme Grundlage an Ressourcen bezüglich ihres Verbrauchs verfügen, wie z. B. Frankreich und Polen, die 98 bzw. 64 Prozent des von ihnen verbrauchten Gases importieren, und die jeweils einen Vorrat an Schiefergestein oder –Tonschiefer von über 180 TCF besitzen.“

„Um es aus dem Tonschiefer zu gewinnen” – zeigt IPS auf – „benutzt man eine Methode, die als ‚fracking’ (hydraulischer Bruch) bekannt ist, mit der Einspritzung großer Wassermengen plus Sand und chemischer Zusatzmittel. Die Kohlenstoffspur (an die Atmosphäre freigegebener Kohlendioxidanteil) ist viel größer als bei der Erzeugung des konventionellen Gases.

„Da es sich um die Bombardierung der Erdkruste mit Wasser und anderen Substanzen handelt, ist das Schadenrisiko für den Untergrund, den Boden, die Grundwasser- und Oberflächenwasserschichten, die Landschaft und die Verkehrswege größer, wenn die Einrichtungen für den Abbau und die Beförderung des neuen Reichtums Fehler oder Bedienungsfehler aufweisen.“

Es reicht aufzuzeigen, dass sich unter den zahlreichen chemischen Substanzen, die zur Gewinnung dieses Gases gemeinsam mit dem Wasser eingespritzt werden, Benzol und Toluol befinden, die in hohem Grade krebserregend sind.

Die Sachverständige Lourdes Melgar aus der Technologischen Fachhochschule von Monterrey meint Folgendes:

„‘Es handelt sich um eine Technologie, die eine große Debatte hervorruft und es sind Ressourcen, die sich in Gebieten befinden, wo es kein Wasser gibt’…“

„Die Gas-haltigen Tonschiefer – meint IPS – sind Steinbrüche aus nicht konventionellen Kohlenwasserstoffen, die in Steinen festsitzen, die sie schützen, und deshalb benutzt man den hydraulischen Bruch (bekannt in Englisch als ‚fracking’), um sie in großem Umfang auszulösen.“

„Die Erzeugung des Shale Gas benötigt große Wassermengen und das Ausgraben und der Bruch verursachen große flüssige Reststoffmengen, die aufgelöste Chemikalien und andere Schadstoffe enthalten können, die einer Behandlung unterzogen werden müssen, bevor sie als Abfall weggeworfen werden können.“

„Die Schiefererzeugung ist sprunghaft von 11.037 Millionen Kubikmeter im Jahr 2000 auf 135.840 Millionen im Jahr 2010 gestiegen. Bei Beibehaltung dieses Expansionsrhythmus wird sie der EIA zufolge 45 Prozent des allgemeinen Gasbedarfs im Jahr 2035 decken.

Jüngste wissenschaftliche Forschungen haben warnend auf das negative Umweltprofil des Schiefergases hingewiesen.

Robert Howarth, Renee Santoro und Anthony Ingraffea, Akademiemitglieder der US-Universität von Cornell, haben in ihrer von der Zeitschrift Climatic Change im April letzten Jahres veröffentlichten Studie ‚Methan und die Spuren von Treibhausgasen des aus den Schieferformationen gewonnenen Gases’ geschlussfolgert, dass dieser Kohlenwasserstoff in höherem Maße Umwelt verschmutzend ist als Erdöl und -gas.

‚Die kohlensäurehaltige Spur für jegliche Zeitspanne ist größer als die des konventionellen Gases oder Erdöls, aber vor allem für einen Zeitraum von 20 Jahren. Verglichen mit der Kohle ist jene mindestens 20 Prozent größer und vielleicht mehr als das Doppelte in 20 Jahren’, betonte der Bericht.“

„Das Methan ist eines der am meisten die Umwelt verschmutzenden Treibhausgase, die für die Temperaturerhöhung des Planeten verantwortlicht sind.“

“‘In aktiven Fördergebiete (ein oder mehrere Schächte auf einen Kilometer) sind die durchschnittlichen und maximalen Methankonzentrationen in den Trinkwasserbrunnen gestiegen, je näher sie am nächsten Gasschacht gelegen waren und stellten eine potenzielle Explosionsgefahr dar’, zitiert der von Stephen Osborn, Avner Vengosh, Nathaniel Warner und Robert Jackson von der staatlichen Universität von Duke geschriebene Text.

Diese Kennziffern stellen das Argument der Industrie infrage, nach dem der Schiefer die Kohle bei der Energieerzeugung ersetzen könne, und deswegen eine Ressource sei, um die Klimaänderung zu lindern.

‚Das ist ein zu vorzeitiges und gefährliches Abenteuer’.“

„Im April 2010 hat das State Department der Vereinigten Staaten die Globale Initiative für Schiefergas in Gang gesetzt, um jenen Ländern zu helfen, die diese Ressource nutzen wollen, damit sie sie mit einem eventuellen wirtschaftlichen Vorteil für die transnationalen Unternehmen dieser Nation identifizieren und entwickeln.“

Dies war unweigerlich lang, aber ich hatte keine andere Wahl. Ich verfasse diese Linien für die Website Cubadebate und für Telesur, einer der ernsthaftesten und in höchstem Grade pflichtbewussten Nachrichtensender unserer gelittenen Welt.

Um über diese Themen zu sprechen habe ich gewartet, bis die Feiertage des alten und des neuen Jahres vorbei waren.


Fidel Castro Ruz

4. Januar 2012
21:15 Uhr