Dienstag, 14. Dezember 2004

Rede des Präsidenten der Republik Kuba Fidel Castro Ruz am 14. Dezember 2004

Rede des Präsidenten der Republik Kuba Fidel Castro Ruz, gehalten während des Festaktes der Verleihung des Ordens „Carlos Manuel de Céspedes" an den Präsidenten der Bolivarianischen Republik Venezuela Hugo Rafael Chávez Frías anlässlich des 10. Jahrestages seines ersten Besuchs in Kuba. Theater „Karl Marx", 14. Dezember 2004


Lieber Bruder Hugo Chávez, Präsident der Bolivarianischen Republik Venezuela;

Liebe Mitglieder der zahlreichen und angesehenen Delegation der venezolanischen Regierung, die ihn begleitet;

Liebe Teilnehmer dieses Aktes;

Liebe Gäste:

Um zu wissen, wer Hugo Chávez ist, muss man sich daran erinnern, was er am 14. Dezember 1994, heute genau vor zehn Jahren, in der Aula Magna der Universität von Havanna gehaltenen Rede geäußert hat.

Ich habe einige deren Absätze ausgewählt. Obwohl sie zahlreich erscheinen können, werdet ihr sehen, wie viel Inhaltsreichtum und revolutionären Sinn sie enthalten.

Sich darauf beziehend, dass ich ihn auf dem Flughafen erwartet hatte, sagte er mit unglaublicher Bescheidenheit:

„Als ich die gewaltige und erfreuliche Überraschung erfuhr, von ihm persönlich auf dem internationalen Flughafen ‚José Martí‘ erwartet zu werden, sagte ich zu ihm: ‚Ich verdiene diese Ehre nicht, ich bin bestrebt, sie eines Tages, in den nächsten Monaten und Jahren, zu verdienen‘. Das Gleiche sage ich zu euch allen, liebe kubanisch-lateinamerikanischen Mitbürger: Eines Tages werden wir nach Kuba kommen, um die Arme auszubreiten und uns gegenseitig in einem revolutionären lateinamerikanischen Projekt zu unterstützen, seit Jahrhunderten eingenommen für die Idee eines spanisch-amerikanischen, lateinamerikanischen und karibischen Kontinents, vereint wie eine einzige Nation, die wir sind.

„Auf diesem Weg sind wir, und wie Aquiles Nazoa von José Martí sagte, wir fühlen uns allen Zeiten und allen Orten zugehörig, und gehen wie der Wind diesem Samen nach, der eines Tages fiel und hier, auf fruchtbarem Boden, gedeihte und aufersteht, wie wir es immer gesagt haben — und ich sage das nicht jetzt, hier in Kuba, weil ich in Kuba bin und weil ich, wie man in meiner Heimat, dem venezolanischen Tiefland sagt, mich stark und unterstützt fühle, sondern wir sagten es in der venezolanischen Armee selbst, bevor ich zum aufständischen Soldaten wurde; wir sagten es in den Sälen, in den Militärschulen Venezuelas —: Kuba ist ein Bollwerk der lateinamerikanischen Würde, und als solches muss man es sehen."

„Ohne Zweifel geschehen gerade interessante Dinge in Lateinamerika und der Karibik; ohne Zweifel hat dieser unser vortreffliche Dichter und Schriftsteller aus diesem unserem Amerika, Don Pablo Neruda, tiefgreifend Recht, wenn er schreibt, dass Bolívar alle hundert Jahre erwacht, wenn das Volk erwacht.

Ohne Zweifel sind wir in einer Ära des Erwachens, der Auferstehung der Völker, Kräfte und Hoffnungen; ohne Zweifel, Präsident, diese Welle, die Sie ankündigen, oder die Sie angekündet haben und in diesem von mir erwähnten Gespräch weiter ankündigen, Ein Maiskorn, man fühlt und spürt es in ganz Lateinamerika."

„Wir hatten die Kühnheit, eine Bewegung innerhalb der Reihen der nationalen Armee Venezuelas zu gründen, der vielen Korruption überdrüssig, und wir schwörten uns, das Lebens dem Aufbau einer revolutionären Bewegung und dem revolutionären Kampf in Venezuela zu widmen, jetzt im lateinamerikanischen Rahmen.

„Damit begannen wir im Jahr des zweihundertsten Geburtstags von Bolívar. Aber sehen wir, nächstes Jahr ist der hundertste Todestag von José Martí, nächstes Jahr ist der zweihundertste Geburtstag von Marschall Antonio José de Sucre, nächstes Jahr ist der zweihundertste Jahrestag der Rebellion und des Todes des Zambos José Leonardo Chirinos an den Küsten von Coro in Venezuela, übrigens die Heimat der Vorfahren des Vorkämpfers Antonio Maceo.

„Die Zeit ruft uns und stößt uns an; es ist, ohne Zweifel, an der Zeit, aufs Neue die Wege der Hoffnung und des Kampfes zu begehen. Dabei sind wir und wir führen unsere revolutionäre Arbeit jetzt in drei Hauptrichtungen, die ich mir erlaube für euch zusammenzufassen, um euch einzuladen zum Austausch, euch einzuladen, die Bände der Einheit und der Arbeit, des konkreten Aufbaus auszudehnen.

„An erster Stelle sind wir verpflichtet, eine unserem venezolanischen Land, eine unserer lateiamerikanischen Heimat angemessene ideologische Fahne zu erheben: die bolivarianische Fahne.

„Aber bei dieser ideologischen Arbeit der Durchsicht der Geschichte und der Ideen, die vor zweihundert Jahren in Venezuela und in diesem Kontinent geboren wurden, in diesem Versinken in der Geschichte auf der Suche unserer Wurzeln haben wir der nationalen und internationalen öffentlichen Meinung die Idee jenes Simón Bolívar entwickelt und dargestellt, der, zum Beispiel, zu dieser lateinamerikanischen Einheit aufrief, um den Bestrebungen des Nordens, der schon seine Klauen über unserem lateinamerikanischen Land sichtbar werden ließ, eine entwickelte Nation als Gegengewicht entgegenstellen zu können; die Idee jenes Bolívars, der fast von seinem Grab aus, schon in Santa Marta, sagte: ‚Die Militärs müssen zu den Schwertern greifen, um die sozialen Garantien zu verteidigen‘; die Idee jenes Bolívar, der sagte, das das beste Regierungssystem das sei, das seinem Volk die größte Summe an Glück zukommen lässt, die größte Summe an politischer Stabilität und sozialer Sicherheit.

„Diese tiefe Wurzel, diese bolivarianische Wurzel, ist vereint durch die Zeit und die Geschichte selbst mit der robinsonischen Wurzel, abgeleitet vom Namen von Samuel Robinson oder Simón Rodríguez, den sehr wenige Lateinamerikaner kennen, weil man uns von klein auf gesagt hat: ‚der Lehrer von Bolívar‘, und dabei blieb es, wie durch die Geschichte stigmatisiert, der wunderlich Verrückte, der als Greis starb, herumirrend wie der Wind durch die Völker Lateinamerikas.

„Simón Rodríguez rief die Südamerikaner auf, zwei Revolutionen zu machen: die politische und die wirtschaftliche Revolution. Dieser Simón Rodríguez rief auf zur Errichtung eines Systems sozialer Wirtschaft und eines Systems der Volkswirtschaft. Er hinterließ für alle Zeiten Lateinamerikas eine Herausforderung für uns, die, dass Lateinamerika nicht weiter unterwürftig nachahmen dürfe, sondern Original sein müsse, rief auf, zu erfinden oder zu verfehlen. Dieser für die Bürgerlichen der Epoche verrückte Alte sammelte, schon als Greis und verwahrlost, die Kinder auf und sagte: ‚ Die Kinder sind die Steine des zukünftigen Republikgebäudes. Kommt her und poliert die Steine, damit dieses Gebäude solide und leuchtend wird!‘"

„Wir, als Angehörige der Streitkräfte, sind auf dieser Suche und stehen immer mehr für die Überzeugung und die Notwendigkeit, dass die Streitkräfte Venezuelas wieder das sein müssen, was sie waren: eine Armee des Volkes, eine Armee zur Verteidigung dessen, was Bolívar die sozialen Garantien nannte."

„Das wäre eine erste angemessene Arbeitsrichtung, Kommandant: im nächsten Jahr, dem des hundertsten Todestages von José Martí, diese ideologische Arbeit vertiefen, dieses Binom von Bolívar und Martí herausstellen, um so die Emotion und den Stolz der Lateinamerikaner zu erhöhen.

„Die andere Richtung unserer Arbeit, für die wir auch die Verbindungen mit den Völkern unseres Amerikas festigen müssen, ist die organisatorische Arbeit.

„Im Gefängnis erhielten wir viele Dokumente darüber, wie sich das kubanische Volk nach dem Sieg der Revolution organisiert hat, und wir sind bestrebt, in Venezuela eine gewaltige soziale Bewegung zu organisieren: die Revolutionäre Bolivarianische Bewegung 200; darüber hinaushaben wir für das nächste Jahr die Gründung der Nationalen Bolivarianischen Front einberufen, und die Studenten, die Bauern, die Ureinwohner, die Angehörigen der Streitkräfte, die auf der Straße sind, die Intellektuellen, die Arbeiter, die Fischer, die Träumer, alle sind aufgerufen, diese Front zu bilden, eine große soziale Front, die der Herausforderung der Umwandlung Venezuelas gegenüber steht.

„In Venezuela weiß niemand, was zu einem bestimmten Moment passieren kann. Wir kommen, zum Beispiel, jetzt in ein Wahljahr, 1995, in einem Jahr, im Dezember, wird ein weiterer Wahlprozess stattfinden, illegal und gesetzwidrig, gezeichnet von einer Enthaltung — ihr werdet es nicht glauben — von durchschnittlich 90 Prozent, das heißt, 90 Prozent der Venezolaner gehen nicht an die Wahlurnen, glauben nicht an die Botschaften der Politiker, glauben an fast keine politische Partei.

„Im nächsten Jahr werden wir danach trachten, durch die Bolivarianische Bewegung, durch die Nationale Bolivarianische Front, Venezuela zu polarisieren. Diejenigen, die am Wahlprozess teilnehmen — wo es auch ehrliche Leute gibt, die wir achten, aber woran wir nicht glauben, ist an den Wahlprozess — das ist ein Pol; und der andere Pol, den wir nähren, anstoßen und stärken werden, ist das Begehren auf der Straße, zusammen mit dem Volk, des Aufrufs zu Wahlen einer Gesetzgebenden Nationalversammlung, um die zerstörten Hauptgrundlagen der Republik neu zu definieren; die rechtlichen, die politischen, die wirtschaftlichen und sogar die moralischen Grundlagen Venezuelas sind auf dem Boden, und das lässt sich nicht durch kleine Pflaster ausbessern.

„Bolívar sagte es: ‚Die politischen Wundbrände kann man nicht durch Linderungsmittel heilen‘ , und in Venezuela herrscht ein absoluter und totaler Wundbrand."

„Eine Mango kann reifen, wenn sie grün ist, aber eine verfaulte Mango wird nie reifen; von einer verfaulten Mango muss man den Kern retten und ihn pflanzen, damit eine neue Pflanze wächst. So ergeht es Venezuela heute. Dieses System hat keine Möglichkeit der Genesung."

„Wir schließen in Venezuela den bewaffneten Weg nicht aus, wir haben weiterhin — so sagen es die Umfragen der Regierung selbst — unter den Militärs mehr als 80 Prozent der Meinung zu unserem Gunsten, bei den Landstreitkräften, der Marine, den Luftstreitkräften und der Nationalgarde."

„Trotz alledem haben wir hier eine große Stärke, und außerdem haben wir einen sehr hohen Anteil der Venezolaner, speziell, liebe Freunde, diese 60 Prozent Venezolaner — ihr werdet es auch nicht glauben — in kritischer Armut.

„Es ist unglaublich, aber wahr: in Venezuela sind in 20 Jahren 200 Milliarden Dollar verschwunden. Wo sind sie? — fragte mich Präsident Castro. Auf den ausländischen Bankkonten fast aller, die Machtpositionen eingenommen haben in Venezuela, von Zivilen und Militärs, die sich angesichts der Macht bereichert haben.

„In dieser gewaltigen Mehrheit der Venezolaner haben wir einen bedeutenden positiven Widerhall und ihr werdet verstehen, dass wir mit diesen beiden Kräften bereit sind, alles zu geben für den notwendigen Wechsel in Venezuela. Deshalb sagten wir, dass wir die Kampfform nicht ausschließen, die Waffen des Volkes in den Kasernen zu benutzen, um den Weg zu suchen, wenn dieses politische System beschließt, wie es anscheinend beschlossen hat, sich festzusetzen und Mittel für Manipulation und Lüge zu suchen.

„Es ist ein langfristiges Projekt, ein Projekt mit einem Horizont von 20-40 Jahren, ein souveränes Wirtschaftsmodell; wir wollen nicht weiter eine Kolonialwirtschaft sein, ein ergänzendes Wirtschaftssystem."

„Es ist ein Projekt, das wir der venezolanischen Welt mit dem Namen Nationalprojekt „Simón Bolívar" vorgestellt haben, aber mit den Armen zum lateinamerikanischen und karibischen Kontinent ausgebreitet. Es ist ein Projekt, in dem es nicht verwegen ist, von politischen Gesichtspunkt aus, an eine Vereinigung der lateinamerikanischen Staaten zu denken. Warum nicht daran denken, war es nicht der ursprüngliche Traum unserer Befreier? Warum weiter zersplittert bleiben? Bis dort hin geht auf politischem Gebiet das Anliegen dieses Projektes, was weder unseres ist, noch das Original, es ist 200 Jahre alt, mindestens.

„Wie viele positive Erfahrungen auf kulturellem Gebiet, auf wirtschaftlichem Gebiet — in dieser Kriegswirtschaft, in der Kuba praktisch lebt —, auf sportlichem Gebiet, im Bereich des Gesundheitswesens, der Betreuung der Menschen, der Betreuung des Menschen, der das Hauptobjekt des Vaterlandes ist, das Subjekt des Vaterlandes.

„Auf diesem Gebiet, oder in dieser dritten Richtung, im langfristigen politischen Umwandlungsprojekt zählen wir mit der Erfahrung, mit den Männern und Frauen Kubas, die seit Jahren für dieses kontinentale Projekt denken und wirken."

„Das nächste Jahrhundert ist für uns das Jahrhundert der Hoffnung; es ist unser Jahrhundert, es ist das Jahrhundert der Auferstehung des bolivarianischen Traums, des Traums von Martí, des lateinamerikanischen Traums.

„Liebe Freunde, ihr habt mich damit geehrt, euch heute Abend zu setzen, um die Ideen eines Soldaten zu hören, eines Lateinamerikaners, vollständig und für immer ergeben der Sache der Revolution dieses unseren Amerikas."

Es war ein perfekt strukturiertes, geschlossenes revolutionäres politisches und wirtschaftliches Denken, eine Strategie und eine Taktik.

Wesentlich früher als man damals denken konnte, stürzte der bolivarianische Prozess die Oligarchie im ehrlichen Kampf und praktisch ohne Mittel, die Berufung der Gesetzgebenden Versammlung, von der Chávez sprach, erfolgte. Es begann eine tiefgreifende Revolution im glorreichen Vaterland von Bolívar.

Wie ihr wahrnehmen konntet, hat er in jener Rede mit aller Offenheit erklärt: wir schließen den bewaffneten Weg in Venezuela nicht aus. In den langen Stunden der Gespräche und Austausche, die wir während seines Besuches hatten, war dieses wichtige Thema eins der behandelten Punkte.

Der bolivarianische Führer zog die Machteroberung ohne Blutvergießen vor. Er hatte, andererseits, große Befürchtungen, dass die Oligarchie, ihrerseits, in Komplizität mit der hohen Militärführung zum Mittel des Staatsstreichs greifen würde, um die am 4. Februar 1992 durch aufrührerische Offiziere ausgelöste Bewegung aufzuhalten.

Ich erinnere mich, dass er mir sagte: Unsere Linie ist, ernste Situationen und Blutvergießen zu vermeiden; unsere Perspektive ist, Bündnisse sozialer und politischer Kräfte zu schaffen, so könnten wir 1998 eine nachdrückliche Kampagne starten, mit einer bedeutenden Wahlkraft, der Unterstützung der Bevölkerung und breiter Kreise der Streitkräfte, um auf diese traditionelle Weise zur Macht zu kommen. Ich glaube, das ist unsere beste Strategie.

Ich vergesse nicht den lakonischen, aber ehrlichen Kommentar, den ich machte: Das ist ein guter Weg.

So wie er es sagte, geschah es: 1998 erreicht die bolivarianische Bewegung, ein von ihm gegründetes und geleitetes Bündnis patriotischer und linker Kräfte, mit Unterstützung des Volkes, der Sympatie und der Solidarität der Mehrheit der Militärs, besonders der jungen Offiziere, einen überzeugenden Sieg in den Wahlen dieses Jahres. Es ist eine Lektion für die Revolutionäre, dass es keine Dogmen und keine einzigmöglichen Wege gibt. Die Kubanische Revolution war auch ein Beweis dafür.

Seit langer Zeit beherberge ich auch die tiefgründige Überzeugung, dass, wenn die Krise erscheint, die Führer auftauchen. So tauchte Bolívar auf, als die Besetzung Spaniens durch Napoleon und die Einsetzung eines ausländischen Königs die geeigneten Bedingungen für die Unabhängigkeit der spanischen Kolonien in dieser Hemisphäre schufen. So tauchte Martí auf, als die geeignete Stunde für den Ausbruch der Unabhängigkeitsrevolution in Kuba gekommen war. So tauchte Chávez auf, als die schreckliche soziale und menschliche Situation in Venezuela und Lateinamerika bestimmten, dass der Moment gekommen war, um die zweite und wahrhafte Unabhängigkeit zu kämpfen.

Die Schlacht ist jetzt härter und schwieriger. Ein hegemonisches Imperium in einer globalisierten Welt, die einzige Superpotenz, die sich nach dem kalten Krieg und dem lang andauernden Konflikt zwischen zwei grundsätzlich verschiedenen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Systemen durchsetzte, bildet ein gewaltiges Hindernis für das Einzige, was heute nicht nur die grundlegendsten Rechte des menschlichen Wesens, sondern das Überleben selbst bewahren könnte.

Die Krise, die heute die Welt durchläuft, ist nicht, und kann es nicht sein, die Krise eines Landes, eines Subkontinents oder eines Kontinents; sie ist auch global. Deshalb ist das imperiale System und die Wirtschaftsordnung, die es der Welt auferlegt hat, unhaltbar. Die zum Kampf entschlossenen Völker, nicht nur um ihre Unabhängigkeit, sondern um das Überleben, können niemals besiegt werden, nicht einmal, wenn es sich um ein einziges Volk handelt.

Es ist unmöglich zu ignorieren, was in Kuba während fast eines halben Jahrhunderts geschehen ist, und die gewaltigen sozialen, kulturellen und menschlichen Errungenschaften, die durch unser Land erreicht wurden, trotz der längsten ökonomischen Blockade, die man in der Geschichte kennt. Man kann nicht das in Vietnam Geschehene ignorieren. Man kann nicht das ignorieren, was heute in Irak geschieht.

Was heute in Venezuela geschieht, ist ein weiteres beeindruckendes Beispiel. Weder der Staatsstreich, noch der Erdöl-Schlag, noch das Aufhebungsreferendum mit Unterstützung fast aller Massenmedien, konnten einen überwältigenden Sieg der bolivarianischen Bewegung verhindern, die am 15. August fast 50 Prozent mehr Stimmen für ein NEIN erhielt. Ein weiterer Sieg war der riesige Triumph in 23 der 25 Regionalregierungen, dies alles sind Geschehnisse, die die Welt mit Erstaunen und Sympatie betrachtet. Die Schlacht wurde außerdem innerhalb der gleichen Normen und Regeln ausgetragen, die das Imperium den Völkern auferlegt hat, um sie zu schwächen und sie zu teilen und ihnen ihre verfaulte und unansehnliche repräsentative Demokratie aufzuzwingen.

Aus zeitlichen Gründen spreche ich nicht über andere sehr aktuelle und wichtige Themen, wie unsere Strategische Übung Bastión 2004, ein Ausdruck der resoluten Entscheidung des kubanischen Volkes zum Kampf, wie es während der 46 schöpferischen und kämpferischen Jahre des Bestehens der Revolution gekämpft hat.

Erlaubt mir nur, euch mitzuteilen, dass der Staatsrat der Republik Kuba an so einem symbolischen und bedeutenden historischen Tag wie diesem, zehn Jahre nach dem erstenTreffen von Chávez mit dunserem Volk, beschlossen hat, ihm eine zweite Auszeichnung zu verleihen. Er hat schon den Orden „José Martí", unseres Nationalhelden und Inspirators der Kämpfer, die an seinem hundertsten Geburtstag den Himmel erobern wollten und den Kampf um die endgültige Unabhängigkeit Kubas begannen, erhalten.

Martí, Anhänger von Bolívar, Bolivarianer bis aufs Mark, teilte mit diesem bis zum Tod seinen Traum der Befreiung und Vereinigung der Länder unseres Amerikas: „...ich befinde mich schon jeden Tag in Gefahr, mein Leben für mein Land und meine Pflicht zu geben — da ich es verstehe und den Geist habe, es durchzuführen —, mit der Unabhängigkeit Kubas rechtzeitig zu verhindern, dass sich die Vereinigten Staaten über die Antillen ausbreiten und, mit dieser weiteren Kraft, über unsere Länder von Amerika herfallen. Was ich bis heute getan habe und tun werde, ist dafür", schrieb er vor seinem Tod im Kampf. Für uns war José Martí wie ein Sucre: im Dienst der Freiheit erreichte er mit seinem Denken, was der große Marschall von Ayacucho mit seinem glorreichen Schwert erreicht hat. Wir fühlen den Stolz zu wissen, dass 1959, 63 Jahre nach seinem Tod, die Kubanische Revolution siegreich hervorgeht, wobei die Kämpfer seine Ideen als Standarte tragen.

Heute fügen wir dem Orden „José Martí", der dem Präsidenten der Bolivarianischen Republik Venezuela überreicht wurde, den Orden „Carlos Manuel de Céspedes", des Vaters des Vaterlandes, dazu. Er war Initiator des ersten Unabhängigkeitskrieges am 10. Oktober 1868, an dem Tag, als er zu den Waffen griff um gegen die spanische Kolonialherrschaft zu kämpfen, befreite er, Grundbesitzer und Besitzer einer Zuckerindustrie, die Sklaven, die auf seinem Besitz arbeiteten.

Über das große Vaterland von Bolívar sagte Céspedes einmal: „Venezuela, das dem spanischen Amerika den Weg der Unabhängigkeit geöffnet hat und ihn siegreich gegangen ist, um den Marsch in Ayacucho zu beenden, ist unser hoch angesehener Lehrer der Freiheit ..."

Als Abschluss dieses historischen Aktes, genau zum zehnten Jahrestag des ersten Besuchs von Chávez in Kuba und seiner Rede in der Aula Magna der Universität von Havanna, werden beide Regierungen heute Abend eine Gemeinsame Erklärung über den ALBA (Bolivarianische Alternative für Lateinamerika und die Karibik) unterzeichnen, eine bolivarianische Konzeption wirtschaftlicher Integration, sowie ein zweiseitiges Abkommen für den Beginn ihrer Umsetzung. Beide werden Geschichte machen.

Hugo, du hast vor zehn Jahren gesagt, dass du die Ehre nicht verdient hättest, die du von denen erhalten hast, die in dir die Qualitäten eines großen Revolutionärs errieten, als Mitteilungen über deinen Werdegang, dein Verhalten und deine Ideen hier eintrafen, während du im Gefängnis von Yare eingesperrt warst.

Deine organisatorischen Fähigkeiten, dein Magisterium mit den jungen Offizieren, dein Edel und deine Standhaftigkeit bei Widrigkeiten machten dich jener und vieler anderer Ehren würdig.

Du versprachst, eines Tages mit realisierten Vorhaben und Träumen zurückzukehren. Du bist zurückgekehrt, und zwar gigantisch, jetzt nicht nur als Führer des siegreichen Revolutionsprozesses deines Volkes, sondern auch als außerordentliche internationale Persönlichkeit, geliebt, angesehen und respektiert von vielen Millionen von Menschen in der Welt und besonders von unserem Volk.

Heute erscheinen uns die verdienten Ehren, von denen du sprachst, und die zwei Auszeichnungen, die wir dir verliehen haben, wenig. Was uns am meisten berührt, ist, dass du zurückgekommen bist um, wie du es auch versprochen hattest, deine bolivarianischen und martianischen Kämpfe mit uns gemeinsam auszutragen.

Es leben Bolívar und Martí!

Es lebe die Bolivarianische Republik Venezuela!

Es lebe Kuba!

Auf dass unser Brüderlichkeits- und Solidaritätsbündnis für immer fortbestehe!

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