Montag, 19. Oktober 2009

Die ALBA und Kopenhagen

Reflexionen des Genossen Fidel: Die ALBA und Kopenhagen

Während der Feierlichkeiten des Siebten Gipfeltreffens der ALBA, das in Cochabamba, einer historischen Region Boliviens stattgefunden hat, konnte man merken, wie reich die Kultur der lateinamerikanischen Länder ist, und welche Sympathien der Gesang, der Tanz, die Trachten und die ausdrucksvollen Gesichter der Menschen aller Etnien, Farben und Nuancen: der Eingeborenen, Schwarzen, Weißen und Mestizen, bei den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen erwecken. Dort wurden Jahrtausende der Menschengeschichte und eine reiche Kultur gezeigt, die die Entschlossenheit verständlich machen, mit der die Führer mehrerer Länder der Karibik und Mittel- und Südamerikas dieses Gipfeltreffen einberufen hatten.

Das Treffen war ein großer Erfolg. Es fand in Bolivien statt. Vor ein paar Tagen habe ich über die ausgezeichneten Perspektiven dieses Landes geschrieben, das eine Aimara-Quechua Kultur geerbt hat. Eine kleine Gruppe von Völkern dieser Region hat die Absicht zu zeigen, dass eine bessere Welt möglich ist. Die ALBA, von der Bolivarianischen Republik Venezuela und Kuba gegründet und von den Ideen Bolivars und Martis geprägt, ein nie dagewesenes Vorbild revolutionärer Solidarität; hat gezeigt, wie viel in knapp fünf Jahren friedlicher Zusammenarbeit gemacht werden kann. Es begann kurz nach dem politischen und demokratischen Sieg von Hugo Chávez. Der Imperialismus hat ihn unterschätzt; In einer groben Form, versuchte er, ihn zu stürzen und zu eliminieren. Da Venezuela im 20. Jahrhundert jahrelang weltweit der größte Erdölproduzent und im virtuellen Besitz der Yankee-Multinationalen gewesen ist, war der eingeschlagene Weg besonders schwierig.

Der mächtige Gegner hatte den Neoliberalismus und die ALCA: zwei Beherrschungsinstrumente, mit denen nach dem Sieg der kubanischen Revolution stets jeder Widerstand in der Hemisphäre zunichte gemacht wurde.

Uns empört die abwertende und grobe Art und Weise, in der die US-Administration die Regierung des Millionärs Pedro Carmona aufzwang und versuchte, den gewählten Präsidenten Hugo Chávez zu ermorden, als die UdSSR zusammengebrochen war und die Volksrepublik China kurz davor war, dank des zwei Jahrzehnte langen Wachstums von über 10% die Wirtschaft- und Handelsmacht zu werden, die sie heute ist. Das Volk Venezuelas, genauso wie das kubanische Volk, hat den brutalen Schlag überstanden. Die Sandinisten haben sich erholt, und der Kampf um die Souveränität, die Unabhängigkeit und den Sozialismus hat in Bolivien und Ecuador an Kraft gewonnen. Honduras, das sich der ALBA angeschlossen hatte, wurde Opfer eines brutalen Staatsstreichs, vom Yankee-Botschafter angestiftet und von der US-Militärbasis in Palmerola angeregt.

Jetzt gibt es 4 lateinamerikanische Länder, die das Analphabetentum abgeschafft haben: Kuba, Venezuela, Bolivien und Nicaragua; das fünfte Land, Ecuador, nähert sich diesem Ziel beschleunigt. Die Integralgesundheit-Pläne schreiten in den fünf Ländern so schnell voran, wie niemals zuvor in Ländern der Dritten Welt. Die wirtschaftlichen Entwicklungsprogramme der sozialen Gerechtigkeit sind heute Projekte der fünf Länder geworden, die aufgrund der tapferen Haltung gegen die wirtschaftliche, militärische und Medien-Macht des Imperiums bereits ein anerkanntes Prestige haben. Der ALBA gehören weitere drei englisch sprechende Länder der Karibik mit schwarzer Herkunft an, die entschlossen um ihre Entwicklung kämpfen.

An und für sich, ist das ein großes politisches Verdienst, wenn dieses Ereignis das einzige große Problem der Geschichte der Menschheit wäre.

Das Hauptproblem der Menschheit war bis zu diesem Zeitpunkt das wirtschaftliche und politische System, das in einem sehr kurzen historischen Zeitabschnitt zum Vorhandensein von mehr als einer Milliarde Hungriger geführt hat, sowie von Hunderten Millionen Menschen, deren Lebenserwartung knapp die Hälfte der durchschnittlichen Lebenserwartung übersteigt, die von den Menschen der privilegierten reichen Ländern genossen wird.

Beim ALBA-Gipfeltreffen wurde mit großem Nachdruck ein neues extrem ernstes Problem aufgeworfen: der Klimawandel. In keinem anderen Moment der menschlichen Geschichte ist eine Gefahr solches Ausmaßes entstanden.

Während Hugo Chávez, Evo Morales und Daniel Ortega sich gestern, am Sonntag von der Bevölkerung auf den Straßen Cochabambas verabschiedeten, leitete am gleichen Tag Gordon Brown in London - gemäß den von BBC World verbreiteten Nachrichten- eine Sitzung des Major Economies Forums der Welt, zu dem überwiegend die entwickeltesten kapitalistischen Länder gehören, welche die Hauptverantwortlichen der Emissionen von Kohlendioxid sind, einem Gas, das den Treibhauseffekt herbeiführt.

Die Wichtigkeit der Worte von Brown liegt darin, dass sie nicht von einem ALBA-Vertreter oder einem der 150 Schwellen- oder Entwicklungsländer der Welt ausgesprochen werden, sondern von Großbritannien, dem Land, wo die industrielle Entwicklung begann und einem der Länder, von wo aus die größten Mengen Kohlendioxid in die Atmosphäre abgegeben worden sind. Der britische Premierminister hat darauf hingewiesen, dass wenn beim Gipfeltreffen der Vereinten Nationen in Kopenhagen keine Vereinbarung getroffen wird, die Folgen „katastrophal“ sein werden.

Überflutungen, Dürren und tödliche Hitzewellen sind einige der „katastrophalen“ Folgen, behauptete seinerseits die ökologische Gruppe Weltfond für die Natur hinsichtlich der Aussagen von Brown. „Der Klimawandel wird in den nächsten 5 bis 10 Jahren außer Kontrolle geraten, wenn die CO2-Emissionen nicht drastisch gekürzt werden. Es wird keinen Plan B geben, wenn Kopenhagen scheitert.“

Die selbe Nachrichtenquelle behauptet, dass: „Der Fachmann von BBC James Landale erklärte, dass nicht alles wie erwartet läuft.“

Newsweek veröffentlichte folgendes: „Es scheint jeden Tag unwahrscheinlicher, dass sich die Staaten in Kopenhagen zu etwas verpflichten.“

Der Vorsitzende des Treffens Gordon Brown erklärte –gemäß der Bekanntmachung des wichtigen US-amerikanischen Presseorgans- dass, „wenn keine Vereinbarung getroffen wird, wird der Schaden durch die unkontrollierten Emissionen zweifellos nicht mit einer zukünftiger Vereinbarung behoben werden können.“ Danach nannte er eine Reihe von Konflikten wie „unkontrollierte Auswanderung und 1,8 Milliarden Menschen mit Wassermangel“.

In der Tat, wie es von der kubanischen Delegation in Bangkok mitgeteilt wurde, waren die Vereinigten Staaten an der Spitze der Industrieländer, die sich am meisten der notwendigen Reduktion der Emissionen widersetzt haben.

Beim Treffen von Cochabamba wurde zu einem neuen ALBA-Gipfel aufgerufen. Sodann wird das Chronogramm so aussehen: Am 6. Dezember - Wahlen in Bolivien; am 13. Dezember – ALBA-Treffen in Havanna; am 16. Dezember – Teilnahme am Gipfeltreffen der Vereinten Nationen in Kopenhagen. Dort wird die kleine Gruppe der ALBA-Länder vertreten sein. Es ist keine Frage mehr von „Vaterland oder Tod“; es ist in Wirklichkeit und ohne Übertreibung eine Frage von „Leben oder Tod“ für die Menschengattung.

Das kapitalistische System unterdrückt und plündert uns nicht nur aus. Die reichsten Industrieländer wollen dem Rest der Welt das Hauptgewicht der Bekämpfung des Klimawandels aufzwingen. Wen wollen sie damit trügen? In Kopenhagen werden die ALBA-Länder und die der Dritten Welt um das Überleben der Gattung kämpfen.


Fidel Castro Ruz

19. Oktober 2009
18:05 Uhr

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