Donnerstag, 12. August 2010

Der Riese mit den Siebenmeilenstiefeln (Teil 1 und Teil 2)

Reflexion des Genossen Fidel: Der Riese mit den Siebenmeilenstiefeln (Teil 1)

Ich habe es von Aristoteles erfahren, dem berühmtesten Philosophen der Menschheitsgeschichte. Der Mensch ist zu den wunderbarsten Handlungen fähig, oder auch zu den schlimmsten Niederträchtigkeiten.Seine erstaunliche Intelligenz ist in der Lage, die unveränderlichen Gesetze der Natur zum Guten oder zum Schlechten auszunutzen.

Zu einem Zeitpunkt, an dem ich eine viel geringere Erfahrung als heute hatte, in jenen Tagen, als unser bewaffneter Kampf in den Bergen von Kuba vorbereitet wurde, dort, in der mexikanischen Nation – wo jeder Kubaner immer etwas Eigenes aufgefunden hat – haben wir einen flüchtigen aber unvergesslichen Zeitabschnitt gelebt, in dem alle Wunder sich in einem Winkel der Erde vereinten.

Ich würde weder die korrekte Art und Weise noch die richtigen Worte finden, um meine Eindrücke so zu beschreiben, wie es ein Mexikaner getan hat, der, nicht umsonst, die Person mit der größten Authorität ist, um über die Tragödie jenes Landes zu sprechen, da er als Gouverneur des äußerst wichtigen Wahlbezirks Mexiko-City, der Hauptstadt der Republik, gewählt worden ist, und bei den vergangenen Wahlen von 2006 Kandidat der „Coalición por el bien de todos“ (Koalition zum Guten aller) war.

Er wurde für die Wahlen aufgestellt und gewann die Stimmenmehrheit gegenüber dem Kandidaten des PAN (Partei der Nationalen Einheit). Aber das Imperium hat es ihm nicht gestattet, die Macht zu übernehmen.

Mir war bekannt, genau wie anderen führenden politischen Persönlichkeiten, wie Washington die Ideen des „Neoliberalismus“ ausgearbeitet hatte, die es den Ländern von Lateinamerika und dem Rest der Dritten Welt als Inbegriff der politischen Demokratie und der wirtschaftlichen Entwicklung verkaufte, aber niemals habe ich eine so klare Vorstellung davon gehabt, auf welche Art und Weise das Imperium jene Doktrin dazu verwendete, um die Reichtümer eines wichtigen Landes zu zerstören und zu verschlingen, eines Landes, reich an natürlichen Ressourcen und Heimstatt eines heldenhaften Volkes, das schon vor der vorchristlichen Ära, vor mehr als zweitausend Jahren, eine eigene Kultur besaß.

Andrés Manuel López Obrador, eine Person, mit der ich nie gesprochen und auch nie eine Freundschaftsbeziehung gehabt habe, ist der Autor eines gerade verlegten kleinen Bandes, dem ich für seine hervorragende Darlegung darüber, was in jenem Bruderland geschieht, danke. Der Titel lautet „Die Maffia, die sich Mexikos bemächtigt hat… und das Jahr 2012“.

Ich habe das Buch vor vier Tagen bekommen, am 7. August nachmittags, als ich von meiner Sitzung mit den Abgeordneten der Nationalversammlung der Volksmacht von Kuba zurückgekommen bin und habe es mit sehr großem Interesse gelesen. Es beschreibt die Art und Weise, in der die Vereinigten Staaten gierig ein Bruderland dieser Hemisphäre verschlingen, dem sie eines Tages über 50% seines Gebiets entrissen haben, die größten Minen von äußerst reinem Feingold und das Ölreichtum, das sie über ein Jahrhundert intensiv ausgebeutet haben und von dem sie jetzt noch knapp drei Millionen Barrel täglich fördern. Ich nehme keinen Bezug auf die Naturgasgewinnung, da ich keine Angaben hierzu habe.

Im Kapitel 1 erklärt er das sehr seltsame Phänomen, dass es keine Eisenbahn mehr in Mexiko gibt, welche zu Zeiten von Benito Juárez geschaffen worden war, als die erste Strecke von Mexiko-City bis Veracruz begonnen wurde.

Während der Regierungszeit von Porfirio Díaz wurde sie auf 20 000 Kilometer ausgebaut, eine Bemühung, die die Mexikanische Revolution anschließend bedeutend erweitert hat.

Heute gibt es eine Eisenbahn, die geht „von Chihuahua im Bundesstaat Chihuahua nach Los Mochis, im Bundesstaat Sinaloa. Im Nu haben die Technokraten die Illusion der Liberalen des 19. Jahrhunderts zerstört, die in der Verkehrsverbindung durch die Eisenbahn den idealen Weg für den Fortschritt von Mexiko sahen“ – berichtet das Buch von Obrador.

„Die Machtübernahme von Fox als Präsident der Republik hat nur dazu gedient, das alte Regime wieder aufzubauen und dieselbe Korruption fortzusetzen. In Wirklichkeit handelte es sich um den 6-Jahre-Zeitraum des Gepardismus, jenes Manövers, bei dem scheinbar alles verändert wird, damit alles gleich bleibt. Fox hat sich schon vor der Übernahme der Präsidentschaft den internationalen Finanzorganisationen unterworfen, und fuhr offensichtlich fort, weiter den Mächtigen des Landes zu dienen. Mehr noch, er hat nicht nur die Wirtschaftspolitik unverändert belassen, sondern sich auf dieselben Technokraten gestützt, die schon zu Salinas Regierungszeit tätig waren.“

Einige Seiten weiter zeigt der Autor Folgendes auf: „…heutzutage gehören fast alle Bankeinrichtungen Ausländern. Sie erteilen keine Kredite, um die Entwicklung des Landes zu fördern, sondern investieren in Staatspapiere, verlangen die höchsten Zinsen der Welt, erreichen fabelhafte Gewinne und sind wichtigste Quelle der Mittelübertragung an ihre Stammhäuser in Spanien, den Vereinigten Staaten und England.“

„Unter Fox wurden weiter die Güter des Volkes und der Nation an Privatpersonen, sowohl einheimische als auch ausländische […] übergeben; unter Fox wurde die Übergabe von Hoheitsgebiet des Landes zur Förderung von Gold, Silber und Kupfer ohne Grenzen ausgedehnt […] das Bergbaugesetz verändert, um monopolistische Aufsuchungs- und Ausbeutungslizenzen mit einer Laufzeit bis zu 50 Jahren zu erteilen und mit der Möglichkeit zur Verlängerung derselben […] bis Dezember 2008 waren Konzessionen über 24,816.396 Millionen Hektar erteilt worden, d.h. 12 Prozent des Hoheitsgebiets, was dem Gebiet des Bundesstaats Chihuahua entspricht, dem größten des Landes.“

Etwas wirklich Unglaubliches und Ungeahntes, selbst für diejenigen, die die schlechteste Meinung über den Neoliberalismus haben, sind die im Schlussteil von Kapitel 1 des Buches von López Obrador gebotenen Angaben.

Während der Regierungszeit von Fox, behauptet er: „…im Jahr 2005, während des Foxismus, wurde erneut das Gesetz über die Kapitalertragssteuer abgeändert, um erneut den großen Körperschaften 100 Prozent der Gewinne zu gewähren. Um besser verstehen zu können, was das bedeutet, muss man sich vor Augen halten, dass im Jahr 2008 offiziellen Angaben zufolge 400 große Monopole, welche Einnahmen von fünf Billionen Peso hatten – was offiziellen Angaben zufolge über die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts jenes Jahres entspricht – nur 1,7 Prozent der Kapitalertragssteuer und der Körperschaftssteuer zu einem Einheitssteuersatz (IETU) gezahlt haben.“

„Außerdem war es unter der Regierung von Fox, wo zusätzlich die meisten Steuerrückvergütungen zugunsten der so genannten großen Steuerzahler durchgeführt wurden. Und wie es klar auf der Hand liegt, haben sowohl die Regierungen des PRI (Partei der Institutionalisierten Revolution) als die die des PAN (Partei der Nationalen Aktion) diese Steuerpfründe mit dem Betrug der Investitionsförderung rechtfertigen wollen. Allein wenn das wahr wäre, dann hätten wir in den letzten 27 Jahren Wirtschaftswachstum zu verzeichnen gehabt und nicht diese Stagnation, die vorgeherrscht hat. Ebenso kann nachgewiesen werden, dass die Steuerrückvergütungen höher sind als die Zunahme der privaten Investition.

Allein im Zeitraum 2001 bis 2005 – während die private Investition um 279 Milliarden erhöht wurde – betrugen die Steuerrückvergütungen 604 Milliarden Peso, das heißt mehr als das Doppelte. Die Korruption in der an der Macht befindlichen Führungsspitze ist so amtlich besiegelt, dass das Bundesinstitut für Zugang zur öffentlichen Information (IFAI) beschlossen hat, 12 Jahre lang – bis 2019 – die Namen jener Unternehmen geheim zu halten, die 2005 vom Steuerreferat (SAT) von jenen millionenfachen Steuerrückvergütungen begünstigt worden sind.“

Genau das waren die Worte, die Carlos Ahumada gesprochen hat, als wir ihn in Kuba wegen Verletzung unserer Gesetze verhaftet haben. Diese sind López Obrador bekannt, da wir ihm am 28. April 2004 das Protokoll zusammen mit dem Deportierten Carlos Ahumada zugeschickt haben.

Diese Tatsache stellt ohne Zweifel den größten politischen Betrug in der Geschichte Amerikas dar. Es gibt ein paar weitere Punkte, die ich ganz genau erläutern werde.

Im selben Kapitel 1 schreibt López Obrador unter dem Titel „Die Besitzer von Mexiko“ Folgendes: „Während jener Zeitspanne, in der ich Oberbürgermeister von Mexiko-City war (2000-2005), habe ich fast alle Mitglieder jener Elite kennen gelernt…“

Die Meinung von López Obrador über Carlos Slim teile ich ebenfalls. Ich habe ihn ebenfalls gekannt. Er hat mich immer besucht, wenn ich in Mexiko weilte und einmal hat er mich in Kuba besucht. Er hat mir einen Fernseher geschenkt – das modernste Modell damals – den ich noch bis vor knapp einem Jahr bei mir zuhause hatte. Er hat das nicht mit der Absicht, mich zu bestechen, getan. Ich habe ihn auch niemals um irgendeinen Gefallen gebeten. Trotzdem er der Reichste von allen ist, mit einem Vermögen von über 60 Milliarden Dollar, ist er ein intelligenter Mensch, der alle Geheimnisse der Börsen und die Mechanismen des kapitalistischen Systems kennt.

Es würde immer Multimillionäre geben, mit oder ohne Salinas, mit oder ohne Fox, obwohl natürlich niemals so viele, wie es unter der Maffia geschehen ist, die sich Mexikos bemächtigt hat. López Obrador nimmt sie in sein Buch auf und identifiziert die Macht jener Maffia, die sich des Landes bemächtigt hat.

Kapitel 2 gibt er den Titel „Vernachlässigung, Korruption und Armut“. Er zeigt das BIP aller Länder im Zeitraum 1982-2009 auf; mit Bewunderung bezieht er sich auf das von China: 10,1. Mehr noch, in einem weiteren Absatz nennt er das BIP im Jahr 2009. Er führt an, dass „obendrein Mexiko – in jenem Jahr – in diesem Bereich den letzten Platz unter allen Ländern des amerikanischen Kontinents eingenommen hat, und wenn es auch unglaublich klingt, lagen wir hinter Haiti zurück“.

„Die Technokraten haben wie Fundamentalisten gehandelt. Sie haben nicht nur die Orthodoxie der internationalen Finanzorgane befolgt, sondern deren Empfehlungen in Ideologie verwandelt.“

„Das ländliche Mexiko wurde am meisten von der so genannten neoliberalen Politik betroffen. Die Landflucht ist dramatisch. Ich kann mich noch daran erinnern, dass Pedro Aspe, Finanzminister in der Salinas-Regierung, damit prahlte, dass es keinerlei Bedeutung habe, die Produktionstätigkeit im Landwirtschaftsbereich zu fördern, weil es in einer globalisierten Welt wirtschaftlicher sei, das was wir verbrauchen, im Ausland zu kaufen.“

„Die Gesamtheit der auf die ländlichen Gebiete angewandten neoliberalen Politikleitlinien hat einen schwerwiegenden Produktionsrückstand der Landwirtschaftsbranche im Vergleich zum Bevölkerungswachstum hervorgerufen. Vom Dreijahreszeitraum 1980-1982 bis zu dem von 2007-2009, hat sich das land-, forst- und fischereiwirtschaftliche BIP pro Einwohner um 15,2 Prozent verringert. Mit anderen Worten, während die Gesamtproduktion von Nahrungsmitteln mit einem Jahresrhythmus von 1,5 Prozent fortgeschritten ist, ist die Landesbevölkerung im Bezugszeitraum um 1,7 Prozent jährlich gewachsen.“

„Ab 1996 stieg die Erdölförderung weiter bis sie im Jahr 2004 die Rekordmenge von 1,231.145 Milliarden Barrel erreichte. Von 1996 bis 2004 sind die Rohölexporte von 563 auf 683 Millionen Barrel pro Jahr gestiegen. Dieser Zuwachs fiel mit dem Raubbau des Komplexes Cantarell zusammen, der von 2000 bis 2004 seine Gewinnung von 47 auf 61 Prozent der Landesproduktion erhöht hat, womit er zum Ölfeld mit der größten Ausbeute in der Weltgeschichte wurde.“

„Während die Ölgewinnung stieg, erlitten die nachgewiesenen Reserven eine bedeutende Verminderung: Im Jahr 1982 betrugen diese 48,300 Milliarden Barrel; jedoch im Jahr 2009 fielen sie auf 10 Milliarden ab. Allein während der Fox-Regierung wurde ein Drittel der nachgewiesenen Reserven verbraucht.“

„Diese absurde technokratische Politik hat ebenfalls Verwüstung bei der Ölraffination, bei Naturgas und in der Petrolchemie verursacht. Den mit diesen Tätigkeiten verbundenen Unternehmen wurden die Mittel zu ihrer Erweiterung und Modernisierung genommen. Seit 1979 wird keine neue Raffinerie im Land gebaut. Kürzlich, aufgrund unsere Bewegung, sah sich Calderón zu sagen gezwungen, dass er eine bauen würde. Es sind jedoch schon zwei Jahre seit dieser Ankündigung vergangen und es wurde noch kein einziger Ziegelstein gelegt.“

„Und gleichzeitig wurde als Bezugspreis der von den Vereinigten Staaten bestimmte festgesetzt, der der teuerste der Welt ist. Aus diesem Grund sind wir zu Importeuren von Naturgas geworden.“

„Im Fall der Petrolchemie ist es aufgrund fehlender Investitionen und der Vernachlässigung so, dass das Einzige, was getan wurde, darin besteht, ‚die Verluste’ der Petrolchemie-Komplexe durch die Einstellung der Produktionslinien zu vermindern.“

„…die großen Unternehmens- und Finanzkorporationen haben für sich beansprucht, alle Einnahmen von Pemex zu konfiszieren. Von 2000 bis 2009 hatte dieses Unternehmen thesaurierten Absatz von 8,841 Billionen Peso zu verzeichnen, und hat Steuern über 6,185 Billionen Peso gezahlt, d.h. das Äquivalent von 70 Prozent seines Absatzes. […] die staatliche Direktinvestition in Pemex (ohne die Schulden zu berücksichtigen) betrug 437 Milliarden Peso, eine Zahl, die fünf Prozent seines gesamten Absatzes entspricht.“

„Wie es logisch ist, ist es ausgehend von der Anwendung der neoliberalen Politik enge Beziehungen mit dem Energiesektor mit ausländischen Interessen eingegangen. In dieser Zeitspanne entfernte sich die Möglichkeit, es zu integrieren und als Hebel für die nationale Entwicklung zu benutzen, und alle neoliberalen Regierungen haben die Idee und die Absicht beibehalten, sowohl die Elektroindustrie als auch die Erdölverarbeitungsindustrie zu privatisieren.“

„Wir akzeptieren keinerlei Besetzung unseres Gebiets. Mexiko muss weiter ein freies, unabhängiges und souveränes Land sein. Wir wollen uns nicht in Kolonie verwandeln.“

„…Zu jenem Anlass brachte ich euch schließlich in Erinnerung, was einmal General Lázaro Cárdenas del Río gesagt hat: ‚Eine Regierung oder eine Einzelperson, die die nationalen Ressourcen ausländischen Unternehmen übergibt, verrät das Vaterland’. Jedoch in diesen Zeiten ist die Korruption unglücklicherweise stärker als der Patriotismus.“

„Eines der ertragreichsten Geschäfte zum Nutzen von Beamten und Unternehmern ist der Kauf von Naturgas bei ausländischen Unternehmen gewesen. Aus diesem Grund hat es die Technokraten nie wirklich interessiert, das Gas zu gewinnen bzw. zu verhindern, dass es nutzlos verloren geht. Mexiko ist das Erdölfördernde Land, das die größte Menge an Gas in der Atmosphäre verbrennt.“

„In diesen Tagen ist die größte Besorgnis der Leute das Fehlen von Arbeitsplätzen. Die Arbeitslosigkeit ist beunruhigend. Der Rückstand ist auf exponentielle Art und Weise gewachsen. Es wird geschätzt, dass jedes Jahr eine Million Jugendliche in den Arbeitsmarkt eintreten und die neuen Arbeitsplätze, die auf dem legalen Markt geschaffen worden sind, befriedigen nicht einmal 25 Prozent der Nachfrage.“

„Selbst diejenigen, die ihre Beschäftigung behalten haben, verfügen über Einnahmen, die nicht einmal für das Notwendigste ausreichen. In einem Forschungsbericht vom Januar 2010 wird vom Zentrum für multidisziplinäre Untersuchungen der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM) behauptet, dass 17,776 Millionen Menschen, die weniger als zwei Mindestlöhne erhalten und 41 Prozent der aktiven erwerbstätigen Bevölkerung darstellen, Einkünfte haben, die es ihnen nicht erlauben, einen unter Berücksichtigung von Nahrhaftigkeit und kulturellen und wirtschaftlichen Aspekten zu empfehlenden Nahrungsmittelwarenkorb zu erwerben.“

„Bezüglich der Bildung ist der Rückstand beeindruckend: Die Zahl der Einwohner über 15 Jahre, die keine abgeschlossene Grundschulausbildung haben, erreicht 34 Prozent der Bevölkerung und das Analphabetentum beträgt 9,46 Prozent, aber in solchen Bundesstaten mit einem höheren Grad an Ausgrenzung wie Oaxaca, Guerrero und Chiapas erreicht es bis zu 23 Prozent.“

„In Mexiko haben nur zwei von je zehn Jugendlichen Zugang zur Hochschulbildung, d.h. 20 Prozent. Die UNESCO hat als Bezugsmaßstab für dieses Niveau zwischen 40 und 50 Prozent festgelegt.“

„Im Februar 2010 hat Doktor José Narro Robles, Rektor der UNAM, berichtet, dass von den 115.736 Studenten, die Aufnahmeprüfungen gemacht haben, nur 10.350 ausgewählt worden sind, d.h. 8,9 Prozent.

In den letzten 20 Jahren hat sich aufgrund der Vernachlässigung der Hochschulbildung seitens des Staates die Einschreibung an Privatschulen von 16 auf 37 Prozent erhöht.“

Im Kapitel 3 bekräftigt López Obrador Folgendes: „…Die Oligarchie, die Maffia der Macht, sah sich bedroht und ihr machte es nichts aus, das Wenige niederzumachen, dass aufgebaut worden war, um die Demokratie in Mexiko zu errichten.“

„Die Zeit und die Wirklichkeit haben bewiesen, dass der Wahlbetrug einen riesigen Schaden angerichtet hat: er hat die Gefühle von Millionen Mexikanern verletzt, die Einrichtungen untergraben, die so genannte politische Gemeinschaft vollkommen herabgewürdigt…“

„Heute, am 9. März 2009, hier in Tamazula im Bundesstaat Durango, wo der erste Präsident von Mexiko, Guadalupe Victoria, geboren wurde, beende ich meine Tour durch die 2038 Einzelkreise der Parteiordnung, die es im Land gibt. Jetzt fehlen mir nur noch die 418 indigenen, auf der Grundlage von Sitten und Gebräuchen eingerichteten Kreise des Bundesstaates Oaxaca, die ich im letzten Quartal dieses Jahres besuchen werde.“

„Während der 430 Tage sind wir auf 148.173 Kilometern asphaltierter Straßen und aus Erdaufschüttungen bestehender Wege gereist, um in die entferntesten Orte von Mexiko zu gelangen.“

„Das Fehlen der Infrastruktur und der Grundversorgungs-dienstleistungen in den Kreisen ist offenkundig. Von den 2038 von mir besuchten Kreisen verfügen 38 nicht über asphaltierte Wege in ihren Kreishauptstädten. Der rückständigste Bundesstaat in diesem Aspekt ist Oaxaca; von seinen 152 Parteiordnungs-Kreisen haben 36 keinerlei Straßenpflaster. Ihm folgt Puebla mit 15. Dort und in der Bergregion von Guerrero habe ich nicht nur den schlechten Zustand der Wege und Straßen konstatiert, sondern festgestellt, dass die neuen, jene die gerade erst gebaut werden, von solch schlechter Qualität sind, dass sie spätestens in einem Jahr erneut nur einfache Wege sein werden.“

„Es ist unlogisch, dass soviel Coca-Cola oder deren Äquivalent konsumiert wird…“

„Ich glaube, dass dieser Verbrauch an Erfrischungsgetränken, der auf eine Million Liter täglich berechnet wird, hauptsächlich auf die Werbung zurückzuführen ist und in bestimmten Gebieten zu so etwas geworden ist, was Status verleiht.“

„Es ist unerlässlich, die jetzige Wirtschaftspolitik zu beseitigen, die nicht einmal vom mengenmäßigen Standpunkt aus gesehen Ergebnisse gezeigt hat. Mexiko ist eines jener Länder der Welt, die in den letzten Jahren das geringste Wachstum zu verzeichnen hatten.“

„Es ist notwendig, die Art und Weise, Politik zu machen, zu verändern. Dieses edle Handwerk ist vollkommen verkommen. Heute ist Politik Synonym für Täuschung, Arrangements in den hohen Kreisen und Korruption. Die Parlamentarier, führenden Persönlichkeiten und öffentlichen Beamten sind weit von den Gefühlen des Volkes entfernt; es herrscht weiter die Idee vor, dass Politik Sache der Politiker ist und nicht Angelegenheit von allen.“

„Die Veränderung, die das Land benötigt, darf nicht nur das Wirtschaftswachstum, die Demokratie, die Entwicklung und den Wohlstand zum Ziel haben. Sie bedeutet auch und vor allem, eine neue Denkrichtung hervorzubringen, die sich auf die Kultur unseres Volkes stützt, auf seine Berufung zur Arbeit und seine unendliche Liebenswürdigkeit; wobei solche Werte hinzuzufügen sind, wie die Toleranz, die Achtung der Vielfältigkeit, und der Umweltschutz.“

„Im März 2009 habe ich meine Tour durch die 2038 Einzelkreise der Parteiordnung des Landes beendet, und aus diesem Anlass habe ich einen Text mit folgendem Titel ausgearbeitet ‚Das Land von unten gesehen: Notizen meiner Tour durch Mexiko’. Am 20. November habe ich meinen Besuch in den 418 indigenen, auf der Grundlage von Sitten und Gebräuchen eingerichteten Kreise des Bundesstaates Oaxaca abgeschlossen…“

„Das Volk von Oaxaca hat aufgrund seiner Kultur überleben können. Aus ihr gehen seine Arbeitsmystik, sein Talent und seine starken Familien- und Gemeindebande hervor. Seine Bande mit der Erde helfen ihm, eine Wirtschaft für den Eigenverbrauch aufrecht zu erhalten, die sich auf die Erzeugung von Mais, Bohnen und Geflügel, sowie den Kaffeeanbau, die Nutzung der Wälder, das Flechten von Schlafmatten und Hüten, die Kunsthandwerkserzeugnisse und andere Tätigkeiten stützt. In den Städten des Landes, in den Ackerbau-Ländereien des Nordens und im Ausland sind ihre Kreativität und Arbeitskraft sehr geschätzt. In den Vereinigten Staaten haben die Mixteken auf eigene Faust den Ruhm erlangt, die besten Arbeiter der Welt zu sein.“

„Aufgrund der Vernachlässigung durch die Regierung ist Oaxaca der Bundesstaat mit der größten Armut und Ausgrenzung des Landes. Und in den jetzigen Zeiten bekommen seine Einwohner das am meisten zu spüren. Gehen wir von folgender Tatsache aus: die Menschen haben drei hauptsächliche Quellen für ihren Unterhalt – die Produktion für den Eigenverbrauch, die staatlichen Stützungen und die Gelder, die von der Migration herstammen. Im ersten Fall handelt es sich hauptsächlich um den Maisanbau. Diese gesegnete Pflanze ist es, die absichert, dass die Grundnahrungsmittel nicht fehlen, darunter die Tortilla (Maisfladen), die mit Bohnen, Cayennepfeffer und Feigenkaktus vervollständigt wird und es erlaubt, den Hunger zu lindern. Jedoch sind im Jahr 2009 wegen der verspäteten Regenfälle die Ernten verloren gegangen und der Mais musste gekauft werden.“

„Und als letztes sind die Geldüberweisungen die dritte Einkommensquelle, die sich im Jahr 2009 aufgrund der Wirtschaftskrise in den Vereinigten Staaten und in unserem Land um circa 18 Prozent vermindert haben. Im Jahr 2008 gingen in Oaxaca hierdurch 1,456 Milliarden Dollar ein und für 2009 wird geschätzt, dass knapp 1,194 Milliarden Dollar erhalten wurden.“

„Es tat mir in der Seele weh, Männer weinen zu sehen, wenn sie mir ihre schwierige Lage darlegten und die Vernachlässigung, der sie ausgesetzt sind.“

„Auf dem Gebiet des Gesundheitswesens ist die Vernachlässigung ebenfalls eine Konstante. Es gibt Verwaltungskreise ohne Arzt und obwohl es in den Bezirkshauptstädten Kliniken höchsten Niveaus gibt, arbeiten die Ärzte nur von Montag bis Freitag und überall fehlt es an Arzneien.“

„Bezüglich der Bildung ist der Rückstand trotz der Bemühungen von Schülern und Lehrern offensichtlich. Die Schulen sind vernachlässigt, mit Dächern in schlechtem Zustand, es fehlt an Tafeln, Schulbänken mit Pulten; es gibt Schulräume, die mit prekärem Material errichtet sind. Und das Bedauerlichste ist, dass viele Kinder und Teenager bis zu zwei Stunden zu Fuß gehen müssen, um dem Unterricht beizuwohnen und fast alle kommen, ohne gefrühstückt zu haben.“

„Ich persönlich wurde als messianisch bezeichnet und als Verrückter. Hier lege ich eine Pause ein, um zu erzählen, dass ich vor kurzem an einem Vorlesungszyklus im El Colegio de México teilgenommen habe und der Historiker Lorenzo Meyer hat mich gefragt, ob ich etwas zu tun beabsichtige, um den Angriffen gegen meine Person entgegenzuwirken. Denn wenn man mich im Jahr 2006 mit Chávez in Zusammenhang gebracht hat, den ich nicht einmal kenne, dann wäre es nicht wahnwitzig zu denken, dass sie so weit gehen könnten, mich im Hinblick auf die Wahlen 2012 sogar mit Osama Bin Laden zu vergleichen.“

„Die Kampagne gegen uns ist so weit gegangen, dass Viele die Gerüchte darüber, dass ich recht viel Geld und luxuriöse Villen im Land und im Ausland besäße, für wahr halten. Die einen, verblendet von ihrem Rechtsextremismus, und die anderen, die von vornherein vollkommen manipuliert sind, und deshalb nicht akzeptieren können, dass ich nicht korrupt bin und aufgrund von Idealen und um Prinzipien kämpfe, die ich als das Wichtigste in meinem Leben ansehe.“

„Es ist jedoch ein Motiv des Stolzes für uns, dass, obwohl sie uns zerstören wollten, sie dies nicht erreicht haben und auch nicht erreichen werden. Nicht nur, weil wir moralische Autorität haben, sondern weil wir, die Frauen und Männer, die wir an diesem Kampf teilnehmen, tief greifende Liebe für unsere Mitmenschen hegen, und über die Heimtücke hinaus und angesichts aller Schicksalsschläge die standhafte Überzeugung aufrecht erhalten, eine gerechtere, menschlichere und egalitäre Gesellschaft zu erbauen.“

In diesem abschließenden Kapitel zeigt López Obrador 10 Zielstellungen als Synthese seines politischen Gedankenguts auf:

„1. Rettung des Staates und ihn in den Dienst des Volkes und der Nation stellen;

2. Demokratisierung der Massenmedien;

3. Schaffung einer neuen Wirtschaft;

4. Bekämpfung der monopolistischen Geschäftsgebaren;

5. Aufhebung der Steuerprivilegien;

6. Ausübung der Politik als ein ethisches Gebot und Verwirklichung der republikanischen Enthaltsamkeit;

7. Stärkung des Energiesektors;

8. Erreichung der Nahrungsmittelsouveränität;

9. Errichtung des Wohlfahrtsstaats;

10. Förderung einer neuen Denkrichtung.“

Er stellt sich die Frage: „Was machen wir mit der Maffia?“

„…unsere Frage darüber, was wir mit der Maffia machen werden, oder besser gesagt, was werden wir mit den Oligarchen tun, wird in einem anderen Sinn gestellt und geht von unserer Auffassung aus, dass das hauptsächliche Problem von Mexiko eben genau das Vorherrschen einer Handvoll von Personen ist, die die Macht inne haben und die die Verantwortlichen der jetzigen nationalen Tragödie sind. Und, wie offensichtlich, ist es besser, schon von jetzt an zu wissen, was wir mit den Oligarchen beim Sieg unserer Sache machen würden, wenn wir hartnäckig darauf bestehen, die Demokratie einzurichten und das Land zu verändern.“

„…leider sind das, was im Land vorgeherrscht hat, die Habgier und das Um-jeden-Preis-Geld-machen-wollen, und zwar ohne jegliche moralische Bedenken irgendeiner Art. Das heißt, es herrscht die Kultur des Einfallsreichtums vor und die Lebensregel, ‚wer nicht nachgibt, kommt nicht voran’.“

Er schließt auf der Seite 205 mit folgenden Worten ab:

„Sodass also die Revolution des Gewissens und der Redlichkeit in Bewegung ist, um die neue Republik aufzubauen. Die Aufgabe ist erhaben, nichts auf öffentlichem Gebiet kann wichtiger sein, als die Wiedergeburt von Mexiko zu erreichen. Keine andere Tätigkeit erzeugt mehr Befriedigung, als die, für das Wohl aller zu kämpfen. Es ist eine Marke des Stolzes, mit Verwegenheit zu leben und außerdem das Glück zu haben, Geschichte zu machen.“

Sein Buch ist eine mutige und unwiderlegbare Anklage gegen die Maffia, die sich Mexikos bemächtigt hat.

1. Es wird nicht die Tatsache erwähnt, dass in den Vereinigten Staaten ein kolossaler Drogenmarkt geschaffen wurde und dass ihre Rüstungsindustrie die am weitesten entwickelten Waffen liefert, die Mexiko zum ersten Opfer eines blutigen Krieges gemacht haben, in der jedes Jahr schon über 5 000 junge Mexikaner umkommen. Obwohl ich begreife, dass ein Mann, der unermüdlich die entlegensten Verwaltungskreise des Landes bereist, diese Angelegenheit nicht behandeln könnte. Trotzdem sehe ich es meinerseits als eine Pflicht an, das mexikanische Volk daran zu erinnern, dass dieses Problem zu den in der mutigen Anklage von López Obrador aufgezeigten Tatsachen hinzukommt.

2. Es wird auch nicht aufgeführt, dass der Klimawechsel zu einer kolossalen Gefahr für das Überleben unserer Gattung geworden ist, und dass dieser in der Tat schon solch schwerwiegende Probleme mit sich bringt, wie jene, die zurzeit Russland erleidet, wo die Anzahl der Opfer der Hitze und des Rauchs aufgrund der Brände, die er in den Wäldern und im Torf verursacht, die Anzahl jener Personen mehr als verdoppelt hat, die in Moskau und in anderen Städten der Bestattungsdienste bedürfen. Mexiko ist das Land, wo der zukünftige Klimagipfel und viele andere, damit verbundene Aktivitäten stattfinden werden.

3. Es wird jeglicher Hinweis auf die unmittelbare Gefahr eines Atomkrieges ausgelassen, der unsere Gattung auslöschen könnte. Es ist jedoch gerecht, aufzuzeigen, dass am 24. Mai 2010, als López Obrador sein Buch beendete, der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen noch nicht die Resolution 1929 vom 9. Juni 2010 angenommen hatte, wo er die Inspektion der iranischen Handelsschiffe anordnet und eine Situation schuf, aus der er nicht entkommen können wird.

Jedoch wird López Obrador die Person mit der größten moralischen und politischen Autorität von Mexiko sein, wenn das System – und mit ihm das Imperium – zusammenstürzt. Sein Beitrag zu jenem Kampf, um zu verhindern, dass Präsident Obama diesen Krieg auslöst, wird von großem Wert sein.

Fortsetzung folgt morgen.


Fidel Castro Ruz

11. August 2010
21:53 Uhr


Reflexion des Genossen Fidel: Der Riese mit den Siebenmeilenstiefeln (Teil 2)

Am 12. März 2004 erfuhren wir über INTERPOL, dass die Auslieferung eines Bürgers argentinischer Herkunft, eingebürgert in Mexiko, in einem Fall von Operationen illegalen Ursprungs verlangt wurde. Die opportunen Nachforschungen ergaben, dass er am 27. Februar desselben Jahres zusammen mit einer anderen Person in einem Privatflugzeug ins Land eingereist war, und in einer offiziell registrierten Mietwohnung untergebracht war.

Er wurde am 30. desselben Monats März verhaftet.

Am 31. wurde vom mexikanischen Außenministerium ein Auslieferungsantrag für Carlos Ahumada Kurtz an das Außenministerium (MINREX) von Kuba gestellt, da ein Haftbefehl gegen ihn vorlag, wegen seiner wahrscheinlichen Teilnahme an einem Allgemeinbetrugs-Delikt.

Fünf Tage später wurde im Ergebnis der Nachforschungen als vorbeugende Maßnahme Untersuchungshaft angeordnet.

Bei den Verhören erklärte er, dass er sich seit November 2003 mit führenden politischen Persönlichkeiten des PAN (Partei der Nationalen Aktion) und des PRI (Partei der Institutionalisierten Revolution), dem Senator Diego Fernández de Cevallos und dem ehemaligen Präsidenten Carlos Salinas de Gortari, geeinigt hatte, um die betrügerischen Handlungen von Beamten der Bundesdistriktsregierung, nahe Mitarbeiter von Andrés Manuel López Obrador, Gouverneur des PRD (Partei der Demokratischen Revolution), anzuprangern. Auf von ihm bzw. von nahen Mitarbeitern von ihm gefilmten Videos sah man René Bejarano, den persönlichen Referenten des Gouverneurs, wie er tausende Dollar von Ahumada ausgehändigt bekam, sowie weitere Videos, auf denen Gustavo Ponce Meléndez, Staatssekretär für Finanzen des Bundesdistrikts, zu sehen ist, wie er hohe Summen an Bargeld in einem Casino in Las Vegas, in den Vereinigten Staaten, ausgibt. Dieses Material wurde vom mexikanischen Fernsehen veröffentlicht.

Bejarano hatte man ausgetrickst, indem man ihn in einem Fernsehprogramm interviewte, wo er hart die Korruptionshandlungen von Regierungsbeamten kritisierte, und nach Abschluss seines Fernsehauftritts lud man ihn in ein angrenzendes Fernsehstudio ein und führte ihm ein Video vor, auf dem man sehen konnte, wie er von Ahumada Geld ausgehändigt bekam. Alles das war ein großer Skandal, der zerstörerische Auswirkungen für sein Prestige mit sich brachte.

Salinas de Gortari und Fernández de Cevallos haben die Videos vorher gesehen und zusammen mit Santiago Creel und Rafael Macedo de la Concha, jeweils Innen- und Justizminister und Generalstaatsanwalt der Regierung von Präsident Fox, die Anzeige vorgenommen und deren spätere Bekanntgabe organisiert, und ihm für seine Dienste finanzielle Hilfe bei seinen Geschäften und Rechtsschutz für ihn und seine Familie versprochen.

Ahumada hat mehrmals Kontakte zu Fernández de Cevallos gehabt, wobei die Videoqualität analysiert wurde, diese verbessert und sogar sein Gesicht auf den Aufzeichnungen unerkennbar gemacht wurde. Außerdem erklärte er, dass die Anzeige von ihm in einem Zimmer des Hotels Presidente von Mexiko-City bestätigt wurde, wo Vertreter der Generalsstaatsanwaltschaft der Republik anwesend waren.

Sobald die Videos veröffentlicht waren, wies ihn Salinas über seinen Anwalt Juan Collado Mocelo und seinen persönlichen Referenten Adán Ruiz an, Mexiko zu verlassen und in Kuba Zuflucht zu suchen, was er tat, wobei er die Kommunikation mit ihm über Besuche der oben genannten Angestellten und telefonisch aufrecht erhielt.

Das Hauptziel bestand – den Erklärungen von Ahumada zufolge – darin, López Obrador und dem PRD zu schaden, um ihn als Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen 2006 zu schwächen.

Am 28. April 2004 wurde Carlos Ahumada Kurtz nach Mexiko deportiert und der Polizeibehörde übergeben. Er wurde in Haft überführt und verblieb unter Jurisdiktion jenes Richters vom Bundesdistrikt, der den Haftbefehl erlassen hatte. Am selben Tag wurde die Bestätigung vom MINREX über den gegen Carlos Ahumada geführten Prozess und seine Deportation veröffentlicht.

Während seiner Haft in Kuba besuchte ihn seine Ehefrau, hatte er Zugang zur Konsularbetreuung und ausnahmsweise wurde ihm ein Gespräch mit Juan Collado, dem Anwalt von Salinas, genehmigt.

Über diesen Fall wurde eine starke Medienkampagne ausgelöst.

Bezüglich der Deportation wurden durch Parteiführer verschiedener Organisationen Kuba-günstige Kriterien geäußert, besonders vom PRD, wobei in einem gestern erhaltenen Bericht des Innenministeriums von Kuba, vom 11. August 2010, aufgezeigt wurde, dass López Obrador zufrieden mit dieser Maßnahme war.

Andererseits, wurde in einem „Bewertungsbericht bezüglich der Informationen über die Deportierung von Carlos Ahumada“ in einem seiner Absätze Folgendes mitgeteilt: „Godoy, der Vorsitzende des ‘PRD’, hat unsere Botschaft angerufen, und sich ‘befriedigt’ mit der ‘kubanischen’ Erklärung und der ‘Deportierung’ erklärt. Er hat gesagt, dass López Obrador ‘sehr zufrieden ist.” Das war das Wichtigste für uns.

Der Generalstaatsanwalt de Bundesdistrikts „hat unsere Botschaft angerufen, um für die Deportierung zu danken und Angaben zum Flug zu erbeten“.

So in etwa brachten uns gegenüber zahlreiche Persönlichkeiten, Vertreter von Organisationen und politischen Parteien, Abgeordnete und Senatoren ihre Befriedigung und ihren Dank zum Ausdruck.

Blanche Petrich und Gerardo Arreola, Abgesandte und Berichterstatter von La Jornada, haben eine Meldung geschickt, in der sie aufzeigten: „Der Inhaftierte verwickelt direkt hohe Regierungsbeamte, sagte der kubanische Außenminister.“

„Havanna, den 5. Mai – Am Rande eines altmodischen, mit Brokat bezogenen Sofas sitzend, eingehüllt, mit gesundem Gesichtsausdruck, sagt der Unternehmer Carlos Ahumada zu seinen Gesprächspartnern hinter der Kamera, die ihn filmt Folgendes: ‘Denn ich wollte die Videos nicht herausgeben, weil das irgendwie meine einzige Möglichkeit zum Verhandeln war, um das zu erreichen, was ich wollte, d.h. dass man mir half. Nun gut, leider habe ich sie alle weggegeben und bis jetzt hat man mir nichts gegeben. Denn Rechtsschutz haben sie mir nicht gegeben, im Gegenteil, es hat mir eingetragen, dass man mich der Geldwäsche beschuldigt, und die Finanzhilfe haben sie mir ebenfalls nicht gegeben, und praktisch ist meinem Dafürhalten nach nichts für mich dabei herausgekommen und ich bin hier in Haft.’

Mit dieser Mikrodosis, nicht mehr als vier Minuten der angekündigten und gefürchteten Videos in Händen der kubanischen Regierung, hat Außenminister Felipe Pérez Roque ‘die Beweise’ vorgelegt, die Luis Ernesto Derbez, der Außenminister, von ihm verlangt hat.

‘Leider’ – schloss Pérez Roque – ‘haben die Tatsachen eine beträchtliche politische Auswirkung, da hohe Regierungsbeamte direkt in die Planung, Ausführung und Verbreitung der Videos zu politischen Zwecken verwickelt sind.’

In diesen an jenem Nachmittag der Presse vorgelegten Auszügen nennt Ahumada keinen einzigen Namen des Teams von Vicente Fox bzw. Details des gegen die politische Persönlichkeit des Chefs der Bundesdistriktregierung Andrés Manuel López Obrador gerichteten Komplotts, oder irgendetwas über die Identität der Hintermänner des Unternehmers. Und das, obwohl der Außenminister selbst versichert hat, dass die kubanischen Justizbehörden über ‘sehr viele Stunden’ aufgenommener Erklärungen des Häftlings verfügen. ‘Ahumada hat unseren Beamten sehr viel mehr gesagt.’

Auf wen bezieht sich Ahumada mit dem „sie“? Wem hat er die Videos übergeben?

Das ist Aufgabe der mexikanischen Regierung, das in Erfahrung zu bringen. Wir haben gesagt, dass er erklärt hatte, dass hohe Beamte in die vorhergegangene Planung von alledem verwickelt gewesen sind. Er hat erklärt, dass es politische Ziele und Absichten gegeben hat. Alles das muss in Mexiko nachgeforscht werden. Das ist nicht unser Ziel. Wir sehen uns gezwungen, diese Elemente darzulegen, da uns Außenminister Derbez aufgefordert hat, Beweise vorzulegen. Diese Aufforderung zwingt uns dazu, mehr und tief greifender über die von uns durchgeführten Handlungen zu berichten.

‘Einen Monat lang gingen auf Kuba eine Riesenmenge an Anschuldigungen und Versionen mit der Behauptung nieder, dass wir Ahumada beschützen würden. Ich wiederhole, dass die Verpflichtung, Bericht über diese Tatsachen an das politische System und das mexikanische Volk zu erstatten, den mexikanischen Behörden zufällt’, betonte er.“

Diese interessante Ausführung der Autoren ist noch viele Seiten länger. Ich versuche nicht einmal eine Synthese derselben darzulegen, weil ich diese Reflexion nicht so ausdehnen möchte wie die gestrige.

Ich möchte außerdem hier eine unumgängliche Anordnung anführen, die ich José Arbesú, dem stellvertretenden Abteilungsleiter für Internationale Beziehungen des Zentralkomitees der Partei, am 2. April 2004 darüber gegeben habe, dass er nach Mexiko reisen solle, um unsere Position zu dem Fall Ahumada wie folgt vollkommen klar darzulegen:

„Das muss mit den Führungsspitzen aller Parteien getan werden, unsere Leute sollen zu ihnen hingehen und mit ihnen sprechen, nicht nur einschließlich den PRD und PRI, sondern auch PT und Convergencia. Ebenfalls muss mit Bolaños (Botschafter von Kuba in Mexiko) gesprochen werden. Die Idee besteht darin, ihnen zu erklären, wie die Dinge geschehen sind, wie wir es erfahren haben, alle Fragen auseinander zu nehmen, die sie stellen.“

„Obrador muss an erster Stelle gesagt werden, dass wir weder an einem Komplott gegen ihn beteiligt sind noch an irgendeiner Verschwörung gegen ihn, und dass wir mit niemandem verbündet sind, um ihm zu schaden – wir haben es erst anschließend mitbekommen, dass Ahumada hier war – wir sind nicht fähig, so etwas zu tun.

Uns ist die Anwesenheit dieser Person im Land durch den Antrag von INTERPOL bekannt geworden…“

„In Wahrheit ist es so, dass wir viele Probleme haben und mit anderen Dingen beschäftigt sind, und die führenden Regierungsmitglieder des Landes wussten nicht einmal etwas von jenen Skandalen…“

„Aber dann haben wir es erfahren, und sobald wir es erfahren haben, wurden die Nachforschungen angeordnet. Der Mann wurde sogar verhaftet, um etwas in Erfahrung zu bringen und Bescheid zu wissen. Nicht nur er war Opfer dieser Dinge, sondern wir ebenfalls, die Ehre und das Prestige des Landes und der Revolution. Es darf keine Verwirrung hierüber herrschen. Im Gegenteil, uns interessiert alles, was er hierüber zu sagen hätte.“

„Die Leute des PRI sind um ihre Meinungen zu befragen, die anderen, alle Welt. Wir wollen, dass sie es uns sagen. Und allen halst du den Diskurs unserer Haltung auf und darüber, wie man uns hierein verwickelt hat, und dass wir nicht erlauben werden, dass man uns in schmutzige Dinge verwickelt, dass man uns beschuldigt, … zu schützen und zu unterstützen….“

Die Leute der Partei von López Obrador wollten, dass wir ihnen die Kopie der gefilmten Erklärungen von Ahumada zuschicken, und diese Gefälligkeit konnten wir ihnen nicht erweisen. Diese haben wir, wie es Obliegenheit ist, jener Behörde geschickt, die die Auslieferung beantragt hat. Eine andere Haltung wäre nicht seriös gewesen.

Uns ist das Misstrauen von López Obrador vollkommen verständlich. Er war von Leuten verraten worden, die er für ehrlich angesehen hatte und diese Umstände wurden von jenen ausgenutzt, die bereit waren, ihm einen Dolchstoß zu versetzen.

Es gab einen zusätzlichen Grund. Als Ahumada Salinas das Material zeigte, das dieser als „Atomrakete“ gegen Obrador bezeichnete, war Salinas in Kuba. Als ein äußerst schlauer Mann wusste er alle Figuren wie ein Schachexperte zu bewegen, und zwar mit einem Talent weit über das jener Leute hinaus, die ihn umgaben.

Als er Präsident von México war, ist sein Rivale Cuauhtémoc Cárdenas gewesen, mit dem wir aus eindeutigen Gründen ausgezeichnete Beziehungen unterhielten. Alle großen, mittleren und kleinen Staaten hatten ihn anerkannt.

Kuba tat das als letztes Land. Erst einige Tage vor seiner Amtseinführung haben wir dies getan, indem wir seine Einladung angenommen haben, an der Amtsübernahme teilzunehmen.

Mir war nicht bekannt, ob es einen Wahlbetrug gegeben hatte oder nicht. Er war der Kandidat des PRI gewesen, jener Partei, für die die mexikanischen Wähler immer gestimmt hatten, jahrzehntelang. Nur das Herz ließ mich glauben, dass Cuauhtémoc sein Wahlsieg geraubt worden war.

Er war äußerst nett zu mir, hat sich recht viel mit mir unterhalten und mir seine riesige Bibliothek gezeigt, die überall voller Bücher und zweistöckig ist. Er hatte diese nicht als Schmuck dort.

Es geschah etwas viel Wichtigeres. In einem Augenblick der ernsthaften Migrationskrise zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten, im August 1994, ernannte William Clinton, – zu jenem Zeitpunkt Präsident der Vereinigten Staaten, der nicht wollte, dass Carter als Vermittler agieren würde, welcher sich angeboten hatte und den wir vorgezogen hätten – Salinas und mir blieb keine andere Alternative als anzunehmen.

Er hat sich gut verhalten und wirklich als Vermittler gehandelt und nicht als Verbündeter der Vereinigten Staaten. So wurde das Übereinkommen abgeschlossen, das bei der ersten Krise, während der Regierungszeit von Reagan, wie ein Scherz gewesen wäre.

Als Zedillo, ein wirklich mittelmäßiger Mensch, der ihn an der Präsidentschaft ablöste, und der vielleicht eifersüchtig auf dessen politischen Einfluss war, ihm verbot, in México ansässig zu sein, befand sich Salinas in einer schwierigen persönlichen Lage und beantragte seinen Wohnsitz in Kuba. Ohne Zögern haben wir es ihm genehmigt und hier kam seine erste Tochter aus der zweiten Ehe zur Welt.

Er wollte in unserem Land investieren, und wir haben es nicht genehmigt. Er hat auf legalem Weg die Residenz einer Privatperson in der Hauptstadt von Kuba erworben.

William Clinton hat sich nicht gut verhalten. Er hat die unterzeichneten Migrationsvereinbarungen erfüllt, aber die Wirtschaftsblockade und das Gesetz Cuban Adjustment Act beibehalten, und sobald er die Möglichkeit dazu fand, hat er den wirtschaftlichen Druck mit dem Helms-Burton-Gesetz verschärft, das die Regierung jenes Landes gegen Kuba beibehalten hat.

Als Salinas in einem Buch über seine Rolle bei den Migrationsverhandlungen schrieb, hat er die Wahrheit gesagt, und stimmte hierbei mit der linken Tageszeitung New Yorker überein, dass er die wirkliche Geschichte der von Richardson, Staatssekretär für Energie, bei seinem Besuch in Kuba durchgeführten Aktivitäten dargelegt hat, und Clinton vorgeschlagen hat, die Provokationen der Kleinflugzeuge zu verbieten, die im Krieg von Vietnam verwendet worden waren, um unseren Luftraum über der Stadt Havanna zu verletzen, die dazu geführt haben, Richardson mitzuteilen, dass wir solche Verletzungen nicht tolerieren würden.

Als jener in die Vereinigten Staaten zurückkehrte, sagte er zu mir, dass dies nicht mehr geschehen würde, und so habe ich mich nicht weiter mit dem Thema beschäftigt. Leider war es nicht so, und so geschah der Zwischenfall.

Salinas behielt die Gewohnheit bei, Kuba mit einer bestimmten Häufigkeit zu besuchen, führte einen Austausch mit mir und hat nie versucht, mich zu täuschen. Ich bin am 26. Juli 2006 schwer krank geworden und habe nichts weiter von ihm gehört.

Ich habe mich nicht verändert. Ich werde den von mir seit jener Zeit, als ich zum Revolutionär wurde, befolgten Prinzipien und der vertretenen Ethik treu bleiben.

Heute habe ich die Ehre, den Standpunkt von Manuel López Obrador zu teilen, und ich hege absolut keinen Zweifel daran, dass sich in Mexiko alles viel schneller, als er es ahnt, verändern wird.

„… Die Bäume müssen sich in Reih´ und Glied aufstellen, damit der Riese mit den Siebenmeilenstiefeln nicht durchkommt! Die Stunde der Bestandsaufnahme und des vereinten Marsches ist gekommen, und wir müssen in dicht gedrängtem Block marschieren, wie das Silber im Schoße der Anden“, hat José Martí schon vor knapp 120 Jahren, am 1. Januar 1891 erklärt.


Fidel Castro Ruz

12. August 2010
21:30 Uhr

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