Ansprache von Präsidente der Republik Kuba auf der Offenen Tribüne der Jugend, der Studenten und der Arbeiter, anlässlich des Internationalen Tag der Arbeitern. Plaza de la Revolución am Ersten Mai 2000.
Landsleute:
Unser Dank gilt den bewundernswerten Persönlichkeiten, die uns begleiten, und unsere Anerkennung gilt den Arbeitern, den Studenten und dem gesamten Volk, das diesen Platz überflutet.
Wir durchleben Tage von intensivem und transzendentalem Kampf. Seit fünf Monaten kämpfen wir ohne Waffenstillstand. Millionen von Landsleuten, alle, fast ohne Ausnahme, haben an dem Kampf teilgenommen. Unsere Waffen waren das Bewusstsein und die Ideen, die die Revolution über mehr als vier Jahrzehnte hinweg gesät hat.
Revolution bedeutet den Sinn des historischen Moments, bedeutet, all das zu verändern, was verändert werden muss, Gleichheit und volle Freiheit, den Nächsten wie ein menschliches Wesen zu behandeln und auch selbst so behandelt zu werden, uns selbst mit unseren eigenen Anstrengungen zu emanzipieren, die mächtigen herrschenden Kräfte inner- und außerhalb des sozialen und nationalen Rahmens herauszufordern, Werte zu verteidigen, an die man zum Preis des eigenen Opfers glaubt; sie bedeutet Bescheidenheit, Uneigennützigkeit, Altruismus, Solidarität und Heldentum; sie bedeutet, mit Kühnheit, Intelligenz und Realismus zu kämpfen, niemals zu lügen oder ethische Prinzipien zu verletzen, und sie bedeutet die tiefe Überzeugung, dass auf der Welt keine Kraft existiert, die fähig ist, die Kraft der Wahrheit und der Ideen zu zerstören. Revolution bedeutet Einheit, Unabhängigkeit, den Kampf für unsere Träume von Gerechtigkeit für Kuba und die Welt zu führen, was die Grundlage darstellt für unseren Patriotismus, unseren Sozialismus und unseren Internationalismus.
In realen und konkreten Begriffen heißt das, dass wir 41 Jahre lang der mächtigsten Macht die Stirn geboten haben, die jemals auf der Welt existiert hat, unserem 90 Meilen entfernten Nachbarn, der zur Zeit einen unipolaren und hegemonischen Charakter annimmt.
Dieses Mal hatte der Kampf eine besonders scharfe Nuance angenommen. Er wurde ausgelöst durch die Entführung eines Kindes. War dies etwa die einzige? Nein! Viele kubanische Kinder wurden von einem ihrer Erzeuger getrennt und auf illegale Weise in die Vereinigten Staaten gebracht, und zwar ohne die geringste Möglichkeit, sie wiederzugewinnen, indem man sich an die US-Behörden wandte. Allein in den ersten zweieinhalb Jahren der Revolution wurden 14 000 Kinder im Geheimen geraubt, in diesem Fall mit dem Einverständnis des Vaters, der Mutter oder beider Elternteile, die Opfer eines Betruges waren, als durch die Geheimdienste der Vereinigten Staaten und ihre Agenten in Kuba das willkürliche und sorgsam erarbeitete - und von einem erdichteten Gesetz gestützte - das Gerücht gestreut wurde, dass die Eltern die elterlichen Sorge für ihre Kinder abgenommen bekämen. Die spätere, von der US-Regierung verfügte abrupte Aussetzung der regulären Flüge in dieses Land ließ die Eltern von ihren Kindern getrennt, von denen viele eine Hölle voll von Leiden, Schutzlosigkeit und Entwurzelung durchlebten.
Bei dieser Gelegenheit hatte sich ein einfacher Vater an die Regierung mit der Bitte um Hilfe gewandt: Sein Sohn, der noch nicht das sechste Lebensjahr erreicht hatte, war das Opfer einer großen Tragödie. Ohne sein Wissen oder seine Genehmigung wurde sein Sohn in einer illegalen, unverantwortlichen und abenteuerlichen Reise, die von einem aggressiven und gewalttätigen Kriminellen organisiert wurde, aus dem Land gebracht. Gemäß den Worten von Raquel, der Großmutter mütterlicherseits von Elián, bei ihrer Ankunft in New York am 21. Januar dieses Jahres, als sie sich dort für die Befreiung ihres Enkels einsetzte, wurde ihre Tochter durch die Gewalttätigkeit dieses Subjekts in die Tragödie gerissen.
Das Boot erlitt Schiffbruch, und das Kind sah, wie seine Mutter ertrank. Sie war eine hervorragende Arbeiterin, Mitglied der Kommunistischen Jugend und der Kommunistischen Partei. Alle, die sie kannten, haben eine gute Meinung über sie bewahrt. Sie war eines der Opfer unter den elf kubanischen Bürgern, die an diesem Tag starben. Wie viele andere in den letzten 34 Jahren wurden sie von einem monströsen und blutigen Machwerk namens Cuban Adjustment Act in den Tod getrieben. Dieses Gesetz bietet einen Anreiz für illegale Ausreisen und den Schmuggel mit Emigranten, die dazu angetrieben werden, in die USA zu fahren, wie es auch Millionen von Menschen aus den armen Ländern dieses und anderer Kontinente machen, die von dem Prunk, dem Luxus und der Verschwendung der Konsumgesellschaften angezogen werden.
Im besonderen Fall Kubas kommen hierzu die bedeutenden und exklusiven Privilegien, die das genannte Gesetz denjenigen gewährt, die aus Kuba kommend illegal in die USA fahren, und vier Jahrzehnte Blockade und Wirtschaftskrieg, die nicht weniger monströs sind als dieses Gesetz. Trotz der zwischen beiden Ländern unterzeichneten Migrationsabkommen füllt sich Florida auf diese Weise auf illegalem Weg mit Kriminellen. Fünf von zehn Immigranten, die so vorgehen, haben Vorstrafen wie gewaltsamer Raub und andere ähnliche Delikte.
Das Kind konnte überleben, indem es, wie man weiß, mehr als 36 Stunden auf einem Reifen auf der See trieb. Die terroristische kubanisch-amerikanische Mafia, die von unverantwortlichen US-Regierungen nach ihren Abbild und ihrer Ähnlichkeit geschaffen wurde, bemächtigte sich des Kindes wie einer begehrten Werbetrophäe, und eine korrupte und unheilvolle Person, die das Kind nur ein einziges Mal in seinem Leben gesehen hatte, erhielt in ihrer Eigenschaft als entfernter Verwandter die vorübergehende Vormundschaft für den Jungen. Unter der totalen Kontrolle der Mafia stehend, weigerte er sich, das Kind zurückzugeben, als es sein Vater zurückforderte, nachdem es aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Sofort begann unser Volk mit seiner traditionellen Hartnäckigkeit den Kampf für die Rückgabe des Kindes an seinen Vater und die direkte und nahestehende Familie, die immer mit ihm zusammengelebt hatte.
Gemäß den internationalen Gesetzen und den Rechtsnormen der Vereinigten Staaten und Kubas war das, was angebracht war, die sofortige Rückgabe des Kindes an sein Herkunftsland. Jeglicher Rechtsstreit hätte in kubanischen Gerichten entschieden werden müssen. Sie brauchten fast zehn Tage, bis sie auf die diplomatische Note antworteten, die vom Außenminsterium übergeben wurde und in der die vom Vater von Beginn an beantragte Rückgabe gefordert wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte es in Kuba bereits die ersten öffentlichen Proteste gegeben, die bis zum heutigen Tag andauern.
Es ist offensichtlich, dass sie unser Volk unterschätzten, das nicht einen einzigen Tag nachgelassen hat in seinem Kampf für etwas absolut Gerechtes, und dieses Volk konnte dem US-amerikanischen Volk und der Welt seine Botschaft des Schmerzes und der Entrüstung überbringen angesichts der gegen eine einfache kubanische Familie begangenen Ungerechtigkeit und dem großen Verbrechen an diesem Kind. Dante wäre nicht fähig gewesen, die Hölle zu beschreiben, die aus fast fünf Monaten seelischer Folter, psychischem Druck und politischer Manipulation bestand, die das Kind erlitten hat!
Die Geschehnisse sensibilisierten Dutzende Millionen US-amerikanische Familien, die Söhne, Enkel, Urenkel und Neffen im Alter von Elían haben. Sie begriffen genauso wie der Rest der Welt in zunehmendem Maße, dass es keinen politischen oder ideologischen Vorwand gegen kann, um gegen ein Kind und seinen Vater, gleich welcher Nationalität, ein solches barbarisches und grausames Verbrechen zu begehen.
Die terroristische Mafia aus Miami und ihre Verbündeten der extremen Rechten der Vereinigten Staaten klagten uns an, den Fall zu politisieren, während wir nur gegen dieses Verbrechen kämpften, und wir haben dies mit friedlichen Mitteln getan. Nicht eine einzige Scheibe der Interessenvertretung der Vereinigten Staaten ist zu Bruch gegangen, kein einziger Stein wurde auf diese Einrichtung geworfen, kein US-amerikanischer Funktionär oder Besucher wurde belästigt, und keine US-amerikanische Flagge wurde mit den Füßen zertrampelt oder auf der Straße verbrannt.
Ich frage mich, was die Regierung der USA gemacht hätte, wenn es zu einer ähnlichen Situation mit einem US-amerikanischen Kind von kaum sechs Jahren gekommen wäre, das in Kuba entführt und der grausamen Behandlung unterzogen worden wäre, die dieses Kind in den Vereinigten Staaten erlitt.
Fast fünf Monate lang, seit das Kind an der Küste Floridas auftauchte, geschahen unglaubliche Dinge und es wurden alle Arten von Willkürakten und Fehlern begangen. Bis einige Stunden vor seiner Befreiung schien keine der verschiedenen Abteilungen der Regierung - obwohl sie wussten, was geschah - besorgt zu sein wegen seiner mentalen Gesundheit, der skandalösen öffentlichen Zurschaustellung und den Manipulationen, deren Opfer es war, und noch tadelnswerter ist die Tatsache, dass sie sich nicht um die physischen Risiken kümmerten, die für das Kind bestanden.
Der Chef des Kommandos, das den Jungen befreite, hat gerade erklärt, dass der Widerstand perfekt organisiert war und dass es zahlreiche bewaffnete Männer in der Umgebung des Hauses gab, in dem Elián festgehalten wurde. Das ist das gleiche, worauf die kubanische Regierung das State Department hingewiesen hatte und was zwischen dem 22. März und dem 22. April öffentlich denunziert wurde.
Der letzte, sieben Punkte umfassende Vorschlag, den die Generalstaatsanwältin dem Vater zukommen ließ - gegen 22.00 Uhr am Freitag, den 21. April, etwa sieben Stunden bevor Elían um 5.00 Uhr morgens aus der Hand der Entführer befreit wurde -, enthielt drei Punkte, die ich nicht auf der Offenen Tribüne in Jagüey Grande, bei der an die schmerzliche Episode der Söldnerinvasion in der Schweinebucht erinnert wurde, vorlesen wollte, da ich sie schlichtweg als grotesk ansah, und ich bevorzugte, von einem 24-stündigen Waffenstillstand zu sprechen, um der Entscheidung Anerkennung zu zollen, die die Generalstaatsanwältin schließlich fällte, wenn sie auch bei uns ein tiefes Unbehagen angesichts der Dinge hinterließ, die in der Zukunft geschehen könnten. Diese Punkte waren folgende:
"2. Am Samstagmorgen fliegen Elián und Lázaros Familie in einem Flugzeug der US-Marshalls unter deren Überwachung nach Washington. Das Justizministerium bringt sie direkt nach Airlie House. Das Kind befindet sich unter dem Schutz der Immigrations- und Einbürgerungsbehörde (INS).
"3. Während dem Aufenthalt in Airlie wird Elián mit Juan Miguel zusammenleben, der die volle Autorität über ihn besitzt, mit Ausnahme von jeglicher Bedingung im Zusammenhang mit der überwachten Freiheit und anderer vom INS auferlegter Beschränkungen wie die Kontrolle der Ausreise. Nach der Ankunft von Juan Miguel in Airlie House lässt die Generalstaatsanwältin Elián in einem Zustand der überwachten Freiheit, und zwar unter der Obhut von Juan Miguel. Die Familie von Lázaro wird in Airlie House in getrennten Wohnungen residieren.
"4. Die Seiten verbleiben an dem spezifischen Ort der Residenz, während die einstweilige Verfügung des Berufungsgerichts des 11. Distrikts von Atlanta in Kraft bleibt, oder bis die Generalstaatsanwältin in Absprache mit den Experten die Zulässigkeit einer Modifizierung der geschlossenen Vereinbarung bestimmt."
Nicht konnte erniedrigender sein oder mehr einer Behandlung wie in einem Gefängnis bzw. der Entführung von Juan Miguel, seiner Ehefrau und seinen zwei Kindern ähneln. Dies wäre der Beginn einer neuen Etappe von psychischer Folter für die ganze Familie, schlimmer noch als die, die der Junge in Miami erlitt.
Diejenigen, die die Hysterie von Marisleysis im Fernsehen gesehen haben und die wissen, wer der unheilvolle Lázaro ist, sowie alle aufrichtigen Psychiater, verstehen sehr gut, was jenes absurde und unmögliche Zusammenleben für Elián und seine Familie bedeutet hätte. Es war eben genau die Forderung der Cuban-American National Foundation. Dieser Vorschlag bestimmte die nahezu selbstmörderische Entscheidung Juan Miguels, sofort mit seiner Ehefrau und seinem Kind aufzubrechen, um Elián persönlich in Miami zu befreien.
Die Dummheit dieser verrückt gewordenen Anführer war so groß, dass sie diesen Vorschlag ablehnten. Es war exakt das selbe, was sie forderten, nur dass sie es in Miami wollten und nicht in Washington.
Der bekannte Kongressabgeordnete Bob Menéndez, ein Lobbyist und enger Verbündeter der Mafia aus Miami, und eine Assistierende Stellvertretende Staatssekretärin suchten am Freitag, dem 21. April, eifrig einen Ort in der Nähe von Miami, der Airlie House ähnelt.
Ich habe diese Geschehnisse angeführt, um aufzuzeigen, bis zu welch einem beschämenden Punkt die Anstrengungen der Generalstaatsanwältin gingen, um die Anwendung von Gewalt zu verhindern. Niemand in unserem Land kann die potentiellen Risiken auf dem kurvigen Weg ignorieren, den die US-Behörden auf Druck der Cuban-American National Foundation auswählten, um einen Immigrationsfall zu lösen, der einfach wäre, wenn es sich nicht um ein kubanisches Kind handeln würde.
Tatsachen, die dies belegen:
Erstens: Die drei Richter des Berufungsgerichts, das über die Berufung der Mafia entscheiden soll, sind nicht vertrauenswürdig. Die Antwort auf den Antrag der Generalstaatsanwältin, Lázaro Gónzalez gerichtlich anzuordnen, das Kind nach seiner flagranten Nichtbeachtung der Anordnung des INS zu übergeben, wird in die Geschichte eingehen als ein Beispiel für Willkürlichkeit, Einseitigkeit und Präpotenz. An jenem Tag ordneten sie an, das ein Kind jeglichen Alters gegen den Willen seiner Eltern Asyl in den USA beantragen kann. Auf der anderen Seite wurde ein gequältes Kind gezwungen, bis zur Beendigung des Prozesses in den Vereinigten Staaten zu bleiben. Die Richter äußerten sich dagegen nicht über die Nichtbeachtung der Anordnung an den Entführer, das Kind zu übergeben. Sie ließen die Generalstaatsanwältin ohne Alternative und zwangen sie zu schamlosen Konzessionen oder dem Einsatz von Gewalt. Sie machte beides. Nur der Zufall und das Geschick der US-Marshalls verhinderten das Schlimmste, und das Kind wurde mit heiler Haut gerettet.
Welche Sicherheit bleibt jetzt dem Vater, dass das Zusammentreffen mit seinem Kind endgültig ist? Keine!
Zweitens: Die Tageszeitung El Nuevo Herald berichtet am 26. April, dass am Vortag, dem 25. April, die Generalstaatsanwältin Janet Reno vor einer Gruppe von elf Senatoren, die sie zu einem Treffen bestellt hatten, um "über Besorgnisse zu diskutieren", auf die Frage "Was würde geschehen, wenn das Gericht von Atlanta oder jegliches andere Gericht entscheiden würde, dass das Kind Asyl erhalten müsse?" wortwörtlich antwortete: " Nun, ich glaube, dann müssen wir ihn wieder nach Miami schicken".
Das Risiko, dass dieses Gericht entscheidet, das Kind habe ein Recht auf Asyl, ist real. Das würde vollkommen mit der Rechtsdoktrin übereinstimmen, die das Gericht in seinem Urteil vom 19. April unterzeichnete und die die Mafia forderte. Niemand könnte sich vorstellen, was die Reaktion der Weltöffentlichkeit und der Öffentlichkeit in den USA selbst wäre, die all das sah, was dem Kind in Miami angetan wurde, und die später die bewegenden Fotos vom Zusammentreffen des Vaters mit seinem Sohn sah, wenn sie Juan Miguel das Kind entreißen, um es erneut in die Hölle von Lázaros Haus zu schicken. Das ist unmöglich, doch das sagte die Generalstaatsanwältin und das kann das Gericht in Atlanta entscheiden.
Drittens: An diesem 26. April verbreitete die Nachrichtenagentur ANSA aus Washington die folgende Meldung: "' Wye River'" - so heißt der Ort, wo sich Juan Miguel mit seiner Familie befindet - "'wurde ausgewählt, weil er sehr gut für das Kind ist, das das Gelände benutzen kann. Und es ist genügend groß, damit sich die Familienangehörigen dort möglicherweise aufhalten, ohne sich gegenseitig zu stören', sagte ein Beamter des Justizministeriums, der darum bat, anonym zu bleiben."
Wie man hierbei bemerkt, kommt erneut die alte und ominöse Idee auf, die in den bereits erwähnten haarsträubenden Punkten des Vorschlags enthalten war, der Juan Miguel an dem kritischen Freitagabend des 21. April übergeben wurde. Und dies sagt niemand Geringeres als ein "anonymer" Beamter des Justizministeriums.
Viertens: Am 26. April präsentiert Gregory Craig, Juan Miguels Anwalt, vor dem Panel der drei Richter des Gerichts von Atlanta das, was als eine Dringlichkeitseingabe bekannt ist, wobei er die Beteiligung von Juan Miguel an dem Prozess und die Ersetzung von Lázaro González durch den Vater des Kindes in dessen Eigenschaft als einziger gesetzlicher Vertreter beantragt, und zwar sowohl in Anbetracht von Juan Miguels Eigenschaft als überlebender Vater als auch in seiner Eigenschaft als "enger Freund" von Elián. Dies ist ein seltsamer Begriff, der in der US-amerikanischen Gesetzgebung verwendet wird, wenn ein Minderjähriger keinen näheren Verwandten hat, der ihn vor einem Gericht vertritt, was ohne Zweifel im Fall von Elián nicht zutrifft.
Am folgenden Tag, dem 27. April, lehnt es das Panel von Atlanta ab, Juan Miguels Eigenschaft als einziger Vertreter des Kindes zu akzeptieren, und es akzeptiert durch Mehrheitsentscheidung, dass er an dem Prozess teilnimmt.
Bezüglich dieses Aspekts schreibt die New York Times am 28. April folgendes: Mit einer Mehrheitsentscheidung über den Fall von Elián González verwarf ein Berufungsgericht gestern die Petition des Vaters des Kindes, als dessen einziger gesetzlicher Vertreter zu fungieren, was auf wirksame Art und Weise das Gerichtsverfahren beendet hätte. [...] In seiner Entscheidung erklärte das Panel des Berufungsgerichts, dass es gezweifelt habe, Juan Miguel zu diesem Zeitpunkt das Recht auf die Teilnahme an diesem Verfahren zu gewähren, doch es habe schließlich zugestimmt, da es sich um den Vater des Kindes handelte. Einer der drei Richter war nicht damit einverstanden.
"[...] Das Gericht erklärte ebenfalls, dass es verfrüht sei zu sagen, ob der Vater der einzige Vertreter des Jungen sein sollte."
Die treffende Eingabe von Juan Miguels Anwalt und seine soliden Argumente waren bezüglich des Alleinvertretungsrechts des Vaters für das Kind verworfen worden.
Laut juristischen Experten ist es folgendermaßen: Wenn die Entscheidung, die die drei Richter in dem am 11. Mai stattfindenden Prozess fällen, nicht einstimmig ist, das heißt zwei zu eins, dann könnte die Verliererseite beantragen, dass alle Richter des Berufungsgerichts von Atlanta sich zu dem Fall äußern und nicht nur die drei dafür bestimmten Richter.
Dieses Rechtsmittel würde gemäß den Experten auf jeden Fall eine neue Möglichkeit zum Ausdehnen der Dauer des legalen Prozesses bedeuten, und immer würde dies noch vor einer Berufung beim Obersten Gericht geschehen.
Es gibt weitere fünf Varianten zum Hinauszögern des Prozesses auf unbestimmte Zeit.
Die Anwälte der Mafia beantragten ihrerseits verschiedene Anordnungen und Definitionen.
Fünftens: Am 25. April meldete die Nachrichtenagentur AP aus Laredo, Texas, folgendes: "'Die Regierung von Bill Clinton sollte versuchen, den Vater von Elián González zu überzeugen, in den Vereinigten Staaten zu bleiben, um hier seinen Sohn aufzuziehen', sagte der republikanische Präsidentschaftskandidat George W. Bush. ' Ich hoffe, dass die Regierung dem Vater erklärt, dass er, wenn er dies vorzieht, seinen Sohn in Freiheit aufziehen kann und dass er hier in den USA bleiben kann. Es ist wichtig, dass unsere Regierung daran erinnert, dass die Mutter auf der Suche nach Freiheit floh, um ihren Sohn in die Freiheit zu bringen. Ich hoffe, dass die Regierung den Vater überzeugt, seinen Sohn in den Vereinigten Staaten von Amerika aufzuziehen.'"
Sechstens: Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur EFE zeigte Frau Hillary Clinton, die Ehefrau des US-Präsidenten, in einer Radiosendung in der Stadt Buffalo im Bundesstaat New York "ihr Interesse, dass der Vater des kubanischen Kindes Elián González, Juan Miguel, sich am Ende dafür entscheidet, ins Exil zu gehen und in den Vereinigten Staaten zu bleiben, um dort zu leben."
'Ich hoffe, dass das Ausprobieren der Freiheit und die Gelegenheit, die er mit seinem Sohn während dieser Zeit hat, ihm vielleicht dabei helfen, in Betracht zu ziehen, endgültig in den USA zu bleiben.
"[...] Ich bin davon überzeugt, dass es viele Leute gibt, die sehr zufrieden damit wären, ihn aufzunehmen, wenn er sich entscheidet, zu desertieren', sagte die First Lady, wobei sie den Begriff verwendete, der für diejenigen Soldaten gebraucht wird, die sich dafür entscheiden, ihr Land zu verlassen, um in einem anderen Zuflucht zu finden, normalerweise beim Feind."
Das bedeutet, sie sprechen in aller Ruhe davon, zur Desertion eines Vaters anzustiften, der in den vergangenen Monaten feige gedemütigt wurde. Sie können sich nicht einmal einen würdigen Kubaner vorstellen. Zuerst prangern sie ihn als Feigling an, der sich weder wagte, in die USA zu fahren, noch sich für seinen Sohn interessierte. Danach behaupteten sie, dass die kubanische Regierung ihm keine Genehmigung zur Reise in dieses Land erteilen würde, damit er nicht desertiere. Seit sie ihn mit seiner Frau und seinem kleinen Kind ankommen sahen - zum richtigen Zeitpunkt, genau zur richtigen Stunde und Minute, als er abfahren musste - sind sie immer noch nicht aus dem Staunen herausgekommen angesichts der Würde, des Mutes und dem Ehrgefühl von Juan Miguel. Sie versuchen, ihn bis in alle Ewigkeit zurückzuhalten, in der Hoffnung, ihn zu verführen. Alle verfolgen unisono das gleiche Ziel, nämlich dass der Junge niemals mehr nach Kuba zurückkehrt, um damit einem selbstbewussten und heldenhaften Volk, aus dem Juan Miguel und Elián erwachsen sind, einen moralischen Schlag zu versetzen.
Wo ist die Ethik der politischen Führer dieses Landes? Wie ist es möglich, dass sie in einem solchen Grad die Realitäten in Kuba ignorieren? Warum so viel Verachtung? Bis wann werden sie an ihre eigenen Lügen glauben?
Am 27. April kommt es plötzlich zu Restriktionen und Hindernissen aller Art bezüglich der Bewegungsfreiheit der kubanischen Funktionäre, die Juan Miguel, seine Frau und seine zwei Kinder betreuten, die bereits 70 Meilen entfernt untergebracht worden waren. Es werden nur vier Visa gewährt für die Kinder, die in die USA reisen sollten, um bei Eliáns Erholung mitzuhelfen, und diese Visa sind auf 15 Tage beschränkt. Man legt die absurde Formel von einem zweiwöchigen Rotieren fest, und es wird keine Genehmigung erteilt zur Reise von irgendeinem der von der Familie erbetenen unerlässlichen Fachleute. Das Ziel, Juan Miguel, seine Ehefrau und seine beiden Kinder im fernen Wye Plantation im Bundesstaat Maryland zu isolieren, war offensichtlich.
Im Einklang mit den erwähnten Erklärungen von Bush und Hillary sagte die Außenministerin Albright in einem Interview in dem Fernsehsender Fox folgendes: "Wir haben einige sehr schwerwiegende Probleme mit Kuba und wir werden fortfahren, das Embargogesetz" - so nennt sie die Blockade und den Wirtschaftskrieg - "und das Gesetz für die Kubanische Demokratie aufrechtzuerhalten" ' auf diese Weise bezieht sie sich auf das völkermörderische Helms-Burton-Gesetz.
Das Seltsame dabei ist, dass niemand in Kuba die US-Regierung um Vergebung gebeten hatte, niemand hatte die Beendigung dieser Blockade gefordert, die immer unhaltbarer wird und die unvermeidlich fallen wird, weil sie anachronistisch ist und politisch und moralisch für die USA immer kostspieliger wird.
Die Vorfahren, die die heldenhafte Tradition unseres Vaterlandes begannen, im Widerstreit gegen die annexionistischen Träume bezüglich Kubas, die seit zweihundert Jahren in den USA konzipiert werden, zeigten uns, dass man die Rechte einfordert und nicht erbettelt. Nichts wird leichter sein bezüglich Kubas in der Zukunft. Vierzig Jahre Widerstand gegen Aggressionen und Ungerechtigkeiten jeder Art und die Schlacht der Ideen, die wir ohne Pause über fünf lange Monate hinweg geschlagen haben, haben uns noch stärker gemacht. Wir werden ohne Pause gegen den mörderischen Cuban Adjustment Act und gegen das grausame Helms-Burton-Gesetz kämpfen, dessen Autoren verdienen - gemäß den 1948 und 1949 sowohl von Kuba als auch den Vereinigten Staaten unterzeichneten Verträgen -, wegen des Verbrechens des Völkermordes vor einem Gericht erscheinen zu müssen. Wir werden gegen das Gesetz kämpfen, dessen Autor, Robert Torricelli, ein Verbündeter der terroristischen Mafia von Miami ist; wir werden gegen die Blockade und den Wirtschaftskrieg kämpfen, denen unser Volk fast ein halbes Jahrhundert widerstehen konnte; wir werden gegen die subversiven Aktivitäten kämpfen, die von den USA aus durchgeführt werden, einschließlich des Terrorismus, um uns zu destabilisieren, und wir werden dafür kämpfen, dass unserem Vaterland schließlich das in unserem Land illegal besetzte Territorium zurückgegeben wird. Wir werden all das erfüllen, was wir in Baraguá vor dem unauslöschlichen und unsterblichen Gedenken an den Bronzetitan schworen.
Wir geben nicht dem US-amerikanischen Volk die Schuld. Wir geben den Verantwortlichen für die Lügen die Schuld, mit denen sie dieses Volk sehr viel länger betrogen, als Lincoln sich das vorgestellt hatte. Im Gegenteil, wir zollen dem Volk Tribut, das trotz der Lügen in seiner großen Mehrheit fähig war, das abscheuliche Verbrechen, das gegen ein kubanisches Kind begangen wurde, abzulehnen.
Es wäre weise, wenn die jetzigen und zukünftigen Regierenden der Vereinigten Staaten begreifen würden, dass David gewachsen ist. Er hat sich in einen moralischen Giganten verwandelt, der mit seiner Schleuder keine Steine abfeuert, sondern Beispiele, Botschaften und Ideen, gegenüber denen der große Goliath der Finanzen, der gewaltigen Reichtümer, der Atomwaffen, der ausgeklügelsten Technologie und einer weltweiten politischen Macht, die sich auf dem Egoismus, der Demagogie, der Scheinheiligkeit und der Lüge gründet, wehrlos ist.
Damit sie sich nicht zu viele Illusionen machen angesichts ihres lächerlichen Pyrrhussieges, und gegenüber der infamen Resolution von Genf, die sich auf der Verleumdung gründet und von der US-Regierung mittels erniedrigendem Druck und mit der Hilfe ihrer Verbündeten von der NATO aufgezwungen wurde, hat Kuba in dieser selben Sitzungsperiode sechs Resolutionen zugunsten der Länder der Dritten Welt eingebracht, die alle mit überwältigender Mehrheit angenommen wurden, immer gegen die Stimme der Vereinigten Staaten, die im Allgemeinen einzig auf die Unterstützung oder die Stimmenthaltung des Grüppchens seiner reichen europäischen Verbündeten zählen konnte.
Die Völker einer unregierbaren Welt, die die Armut und das Elend erleiden, die man ständig mehr ausbeutet und ausplündert, werden unsere besten Kampfgefährten sein. Wir verfügen über keine finanziellen Ressourcen, um mit ihnen zusammenzuarbeiten. Wir zählen dagegen auf ein außergewöhnliches und hingebungsvolles Humankapital, über das die reichen Völker nicht verfügen und auch in Zukunft niemals verfügen werden.
Es lebe der Patriotismus!
Es lebe der Sozialismus!
Es lebe der Internationalismus!
Vaterland oder Tod!
Wir werden siegen!