Rede des Staatsratsvorsitzenden der Republik Kuba, Fidel Castro Ruz, gehalten auf der offenen Tribüne auf der Plaza de la Revolución "Comandante Ernesto Che Guevara" anlässlich der Gedenkfeier des 47. Jahrestag des Sturms auf die Moncada-Kaserne am 26. Juli 1953. Villa Clara, 29. Juli 2000
Bürger von Villa Clara,
Landsleute,
Gäste,
alles ändert sich, sogar die Uhrzeit und Form unserer großen öffentlichen Veranstaltungen wie der 1. Mai und der 26. Juli. Der unbeugsame und unablässige Kampf zur Behebung des enormen Unrechts, das gegen ein kubanisches Kind, seinen Vater und seine Familie verübt wurde, und der enorme Kampf der Ideen und der Massen, den unser Volk während 7 Monaten gefochten hat, haben unsere revolutionäre Erfahrung außerordentlich bereichert. Ein gesteigertes Mobilisierungs-, Organisations- und Disziplinpotential wurden erlangt. Hunderte neuer und brillanter Redner, darunter viele Kinder und Jugendliche, sind überall als eindeutiger Beweis der unübertrefflichen Bildungsleistung der Revolution aufgetaucht.
Wir haben neue und wirksame Formen dafür entwickelt, dem Volk und der Welt unsere Wahrheiten zu vermitteln. Die Kunst und das gesprochene Wort, die künstlerische Kultur und die revolutionäre Botschaft haben sich in unserer historischen Entwicklung auf beinahe untrennbare Art und Weise vereint. Wissen, Allgemeinbildung und politisches Bewußtsein werden immer schneller vertieft. Lange Reden bei ungemütlichen und heißen Versammlungen werden nicht mehr nötig sein, um komplexe Themen gründlich zu behandeln und Ereignisse zu erklären, die beinahe täglich in Sendungen, Erklärungen und Analysen in unseren Fernsehsendern, Radios und Printmedien diskutiert werden.
Heute sind wir bei dieser offenen Tribüne auf dieser Plaza de la Revolución vor dem Mausoleum, das die Reste des Unterstützungskommandos bewahrt, das aus dem Che und seinen heroischen Genossen bestand, die fielen, als sie an einem edlen und großzügigen Kampf in anderen Ländern der Welt teilnahmen.
Sie wurden alle einzeln gesucht und an verstreuten und entlegenen Orten gefunden; ihre Knochen wurden alle einzeln identifiziert. Das Vaterland hat das Privileg erhalten, die Akteure einer der schönsten Seiten der Geschichte Amerikas an dieser Stätte der Solidarität und des Internationalismus zu vereinen. Bevor die Träume Bolivars und Martís von der Einheit Wirklichkeit werden, ist hier unser Amerika bereits symbolisch vereint. Argentinier, Bolivianer, Peruaner und Kubaner, und sogar eine Tochter des Landes, das die Wiege dessen ist, der als erster von einer sozialistischen Welt träumte, sind an diesem Ort für immer vereint.
Diese Gräber, aus deren Gegenwart Mut entspringt, erinnern uns daran, daß wir an diesem 26. Juli in Villa Clara nicht alleine sind, daß auch diejenigen bei uns sind, die in jener Schlacht fielen, bei der die Straßen und Gebäude dieser heldenhaften Stadt eine nach der anderen den Krallen der Tyrannei entrissen wurden.
Als wir die Städte Santiago de Cuba und Villa Clara in unsere Macht gebracht hatten, wurde der Kampf nicht eine Sekunde angehalten, und unsere Truppen führten ihren ungestümen Marsch mit der einmütigen Unterstützung der Arbeiter und dem restlichen Volk bis zum völligen Sturz des Regimes in weniger als 48 Stunden fort. Es handelte sich nicht um eine Machtergreifung mit Waffengewalt; es war eine Revolution.
Wir alle verstanden bald, daß der wahre Gebieter nicht der gestürzte Satrap war; der wirkliche Gebieter war ein tausendmal mächtigerer Gebieter. Unter gewöhnlichen Umständen könnte man meinen, es habe sich um hier eine einfache politische Theorie oder Annahme gehandelt. Es waren Zeiten, in denen viele glaubten, die Souveränität und Unabhängigkeit der Völker seien heilige universelle Prinzipien, die von allen anerkannt und respektiert würden.
Unser Volk erhielt seine erste Lektion, als es hunderte der großen Plünderer der öffentlichen Mittel und die übelsten Kriegsverbrecher, die Tausende seiner Söhne gefoltert und ermordet hatten, massiv in die Vereinigten Staaten auswandern sah, wo sie ihre Vermögen aufbewahrten. Und das war nur der Anfang. Die Behörden jenes Landes suspendierten unmittelbar alle Kredite und es begann ein Bombardement mit Verleumdungen, das praktisch bis heute andauert, und mit denen sie immer ihre Aktionen rechtfertigen. Der Vorwand war damals die exemplarische Bestrafung der Kriegsverbrecher, die nicht entfliehen konnten, und Verstaatlichung und die Konfiszierung von Landgütern, Immobilien und anderen während beinahe sieben Jahren Tyrannei unlauter erworbenen Reichtümern.
Eine für das Land notwendige und lebenswichtige Landreform, die viereinhalb Monate nach dem Triumph der Revolution verordnet wurde, entfesselte den Zorn des Imperiums. Mehrere seiner großen Firmen waren Eigentümer übergroßer Flächen der besten Ländereien des Landes. Die Revolution wurde unerbittlich zum Tode verurteilt. Das schien eine leichte Aufgabe zu sein. Es begannen die Luftangriffe mit Piratenflugzeugen von US-amerikanischem Hoheitsgebiet aus auf Zuckerrohrplantagen, Zuckerfabriken und sogar auf Städte; terroristische Taten, bewaffnete Banden, schmutziger Krieg, Attentatspläne, Angriffe vom Meer aus auf Küsteneinrichtungen und Handels- und Fischereischiffe, die Söldnerinvasion in der Schweinebucht und die scheinbar absolute und unwiderstehliche Waffe gegen ein kleines und unterentwickeltes Land: die totale Blockade und der totale Wirtschaftskrieg.
Die korrupten, oligarchischen und bourgeoisen Regierungen unserer eigenen Sprache, Kultur und Kolonialgeschichte in dieser Hemisphäre schlossen sich auf brudermörderische Art eine nach der anderen, mit Ausnahme eines einzigen lateinamerikanischen Landes, den Vereinigten Staaten an. Unsere Zuckerquote von über 3 Millionen Tonnen Zucker, die während einem Jahrhundert erreicht wurde, wurde unter Komplizen und Verrätern aufgeteilt. Alles im Namen der "Freiheit" und der "Demokratie", die in vielen dieser Länder selten existierten, wenn es sie tatsächlich je einmal gegeben hat.
Nachdem die Söldnerinvasion niedergeschlagen war, wurden die Pläne für eine direkte Invasion Kubas unter Einsatz der Streitkräfte der Vereinigten Staaten ausgearbeitet, was heute durch die freigegebenen Unterlagen unanfechtbar belegt wird. Sogar ein Atomkrieg brach beinahe aus.
Anstrengungen zur totalen Isolierung Kubas, Sabotagen gegen unsere Handelsflotte und Fluggesellschaft; ein Flugzeug wurde während des Flugs mit 70 Passagieren, darunter unsere Jugendfechtmannschaft, die gerade alle Goldmedaillen bei den zentralamerikanischen Meisterschaften gewonnen hatte, zur Explosion gebracht; biologischer Krieg gegen Menschen, Tiere und Pflanzen, Bomben in Hotels und anderen Tourismuseinrichtungen und andere terroristische Taten, die direkt von Einrichtungen der Regierung der Vereinigten Staaten oder über Marionettenorganisationen verübt wurden - all dies mußte unser Volk im Laufe von vier Jahrzehnten ertragen.
Der Fall des sozialistischen Lagers und der Zerfall der UdSSR, was das Land um seine wichtigsten Märkte, Brennstoffe, Nahrungsmittel, Rohstoffe, Geräte und Ersatzteile brachte, brachte uns in eine außerordentlich schwierige Lage. Diesen Zeitpunkt nutzte die Regierung der Vereinigten Staaten mit abstoßendem Opportunismus, um zu versuchen, der Revolution mit dem Torricelli- und dem Helms-Burton-Gesetz und Dutzenden von Zusatzklauseln zu wichtigen Gesetzen des US-amerikanischen Kongresses den Gnadenstoß zu versetzen.
Viele warteten jahrelang vergeblich auf die Nachricht, die Revolution habe aufgehört zu existieren. Unser Volk leistete unerschütterlich Widerstand.
Die Beispiellose Heldentat, zu der es in der Lage war, erfüllt uns mit berechtigtem Stolz. Nichts verhinderte die außerordentlichen sozialen Errungenschaften, die heute von allen ehrlichen Menschen der Welt bewundert werden. Nichts löschte die Seiten aus, die mit goldenen Buchstaben in das Buch der Geschichte des Internationalismus und der Solidarität unter den Völkern geschrieben wurden. Nichts wird das Beispiel auslöschen können, das wir der Welt gegeben haben. Unsere patriotischen Gefühle haben sich verstärkt und unsere internationalistischen Gefühle haben sich vervielfacht, da in die Seele des kubanischen Volkes der schönste aller Gedanken Martís gesät wurde, als er sagte "Vaterland ist Menschheit".
Mit Stolz erfüllen uns ebenso die Gefühle, die Martí nach Dos Ríos geführt haben; Che Guevara und seine Genossen nach Ñacahuazú, zum Río Grande, zur Quebrada del Yuro und nach La Higuera; Hunderttausende kubanische internationalistische Kämpfer nach Angola, nach Kuito Cuanavale und an die Ufer des Flusses Cunene an der Grenze zu Namibia, um mit den Brudervölkern Afrikas entscheidend für den Sturz einer der widerwärtigsten und verhaßtesten Bastionen des Rassismus und des Faschismus zu kooperieren. Diese Gefühle führten Zehntausende Ärzte, Lehrer, Techniker und Konstrukteure in viele Winkel der Welt, um Leben zu retten, Schmerzen zu lindern, Gesundheit wieder zu erlangen und zu schützen, auszubilden und zum Wohlstand und zur Entwicklung von Millionen Menschen beizutragen; sie brachten uns dazu, unsere Bildungseinrichtungen und Universitäten Zehntausenden Jugendlichen der Dritten Welt anzubieten. Dies ist ein Vermächtnis, das Kuba - von der mächtigsten Nation der Erde bedroht, angefeindet und blockiert - der Welt der Zukunft vermachen konnte, die nur gestützt auf diese Säulen der Solidarität und des Internationalismus gerettet und gebaut werden kann.
Die Theoretiker und Auguren der imperialen Politik träumen davon, daß die Revolution, die mit solch niederträchtigen und kriminellen Verfahren nicht zerstört werden konnte, mittels verführerischen Methoden, wie jener, die sie "Politik des Kontaktes von Volk zu Volk" getauft haben, zerstört werden könnte. Also gut: Wir sind bereit, die Herausforderung anzunehmen, sie müssen aber sauber spielen, ihre Bedingungen aufheben, das mörderische Cuban Adjustment Act aufheben, das Torricelli-Gesetz, das Helms-Burton-Gesetz, die Dutzenden von Zusatzklauseln, die, obwohl sie unmoralisch sind, auf opportunistische Weise ihren Gesetzen hinzugefügt wurden; die völkermörderische Blockade und den Wirtschaftskrieg endgültig beenden; das verfassungsmäßige Recht ihrer Studenten, Arbeiter, Intellektuellen, Geschäftsmänner und generell ihrer Bürger respektieren, ohne Einschränkungen und lächerliche Ängste unser Land zu besuchen, Geschäfte zu machen, zu handeln und zu investieren, wenn sie dies wünschen, genauso wie wir es unseren Bürgern erlauben, frei in die Vereinigten Staaten zu reisen und dort sogar zu wohnen; und wir werden sehen, ob sie die kubanische Revolution auf diese Weise zerstören können, denn das ist letztendlich ihr Ziel.
Ohne daß ich die süßen Träume jener stören möchte, die letzteres denken, erfülle ich die höfliche Pflicht, sie darauf hinzuweisen, daß die kubanische Revolution weder mit Gewalt noch Verführung zerstört werden kann.
Martí hat gesagt, daß Schützengräben aus Ideen mehr wert sind als Schützengräben aus Stein, und wir teilen seine Meinung, er hat aber niemals gesagt, daß diese unnötig seien. Kuba wird heute von einem doppelten Schützengraben aus Stein und aus Ideen verteidigt: Einer gegen die grobe Gewalt, der aus der Bereitschaft eines Volkes besteht, bis zu den letzten Konsequenzen zu kämpfen, so daß die sogenannten intelligenten Waffen nichts nutzen würden, und auch die ausgeklügeltsten Mittel nicht, die aus den hochentwickelten Fabriken für Todeswerkzeuge kommen, die unsere potentiellen Aggressoren besitzen. Kuba wird aber auch von einem riesigem Schützengraben aus Gefühlen und Ideen verteidigt, an dem jedes Arsenal von Lügen, Demagogie und Heuchelei zerschellen wird, mit dem der Imperialismus beabsichtigt, die Welt zu täuschen. Mit wirklich gerechten Ideen und einer soliden Allgemein- und politischen Bildung kann unser Volk genauso seine Identität verteidigen und sich vor den Pseudokulturen schützen, die von den entmenschlichten, egoistischen und unverantwortlichen Konsumgesellschaften herrühren. Auch in diesem Kampf können wir siegen und werden wir siegen.
Die Geschichte ist ebenfalls auf unserer Seite, denn die der Welt auferlegte ungerechte und globalisierte wirtschaftliche und politische Ordnung ist nicht tragbar, und eher früher als später wird sie zusammenbrechen. Die Natur wird den Angriffen, denen die natürlichen Ressourcen und die Umwelt ausgesetzt sind, nicht widerstehen können. Die Milliarden Armen, die in wachsender Zahl diesen Planeten bevölkern, werden unregierbar werden. Weder Einwanderungsgesetze noch vermauerte Grenzstreifen werden sie zurückhalten können. Die Zivilisation selbst ist bedroht. Die Politiker, so hochmütig und unfähig sie sein mögen, werden verstehen müssen, daß in unserer Zeit und auf unserem Planeten die einzig mögliche Alternative der Frieden und die enge Kooperation zwischen den Völkern ist.
Die Bürger unseres Landes erlangen immer schneller grundlegendes Wissen und volles Bewußtsein dieser Tatsachen. Der riesige Aufmarsch in der Hauptstadt vor 72 Stunden zeigt dies. Diese massive, organisierte, begeisterte, ergreifende und schöne Offene Tribüne in Santa Clara bestätigt es.
Dieses Monument, das neben uns in die Höhe reicht, ist wie ein Leuchtturm, der uns die Zukunft weist. Die Reste, die nicht sterblich sondern unsterblich sind, die in ihren Gewölben ruhen, zeigen uns, was die Menschen für eine Welt der Gerechtigkeit, Brüderlichkeit und des Friedens zu tun in der Lage sind.
Ewiger Ruhm den Gefallenen der Moncada-Kaserne, der Schweinebucht, im Escambray-Gebirge, in den Bergen, auf den Ebenen und in den Städten Kubas, um die Träume jenes 26. Juli möglich werden zu lassen!
Ewiger Ruhm dem Che und jenen, die ihr Leben gemeinsam mit ihm ließen!
Ewiger Ruhm denen, die in Guinea Bissau, im Osten des Kongo, in Äthiopien, in Angola, in Kuito Cuanavale, in der Nähe der Grenze von Namibia und an anderen Orten gefallen sind!
Ewiger Ruhm den Lehrern und zivilen Arbeitern, die starben, als sie internationalistische Missionen erfüllten!
Ehre, Dankbarkeit und Anerkennung den Tausenden Ärzten und Beschäftigten des Gesundheitswesen, die heute in entlegenen Winkeln der Welt Leben retten!
Ehre und Ruhm dem Volk, das zu diesen Heldentaten fähig war!
Bürger von Villa Clara, Sieger über Schwierigkeiten und Hindernisse, Gewinner der Ehre, Sitz der Feierlichkeiten zum 47. Jahrestag jenes Tages zu sein, an dem der Funke eines Beispiels und einer Idee gezündet wurde, die heute um die ganze Welt zieht, herzlichen Glückwunsch!
Vorwärts, Landsleute in ganz Kuba!
Hasta la victoria siempre!
Hier finden Sie chronologisch sortiert Reden und Schriften des kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro Ruz
Samstag, 29. Juli 2000
Mittwoch, 5. Juli 2000
Fidel Castro anläßlich der Verleihung des Ordens "Carlos Manuel de Céspedes" an Juan Miguel González im Theater "Karl Marx" am 5. Juli 2000
Rede des Vorsitzenden des Staatsrates der Republik Kuba, Fidel Castro Ruz, anläßlich der Verleihung des Ordens "Carlos Manuel de Céspedes" an Juan Miguel González im Theater "Karl Marx" am 5. Juli 2000, "Jahr des 40. Jahrestages des Entschlusses Vaterland oder Tod"
Liebe Mitbürger!
Es war am 2. Dezember letzten Jahres um 17.00 Uhr, als ich Juan Miguel kennenlernte. Zufälligerweise war es der Tag, an dem sich ein weiteres Mal der Tag der vor 4Jahren erfolgten Landung der "Granma" jährte.
Fünf Tage vorher war sein Schreiben vom 27. November eingegangen, in dem er das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten Kubas ersucht, bei den Behörden der Vereinigten Staaten die Rückkehr seines Sohnes Elián in die Wege zu leiten, der den Schiffbruch eines kleinen illegal aus Kuba ausgereisten rustikalen Bootes überlebt hatte. Einen Tag darauf beantragte das gleiche die Großmutter mütterlicherseits des Jungen in einem separaten Schreiben. Weder sie verloren auch nur eine Minute für das Einreichen ihres Gesuches, noch unser Minister für dessen unmittelbare Weiterleitung.
Bis zum genannten Tag konnte ich mich nicht um das Problem kümmern. Ich hatte den Vater gebeten, nach Havanna zu kommen. Von vornherein wußte ich, daß die Regierung der Vereinigten Staaten in mehr als 41 Jahren niemals einer legalen Geltendmachung dieser Art stattgegeben hatte. Dieser Fall mußte, ebenso wie der der Fischer und andere Fälle durch eine moralische und Öffentlichkeitsschlacht unter Beteiligung des Volkes geklärt werden.
Doch worauf konnten wir uns stützen? Wer war der Vater und was für eine Art Vater war er? Wie hat er sich um sein Kind gekümmert? Welches Verhältnis hatte er zu den Großeltern väterlicher- und mütterlicherseits des Kindes? Obwohl mir bereits bekannt war, daß es sich um einen einfachen jungen Arbeiter handelte, ernsthaft und pflichtbewußt, bereits in frühen Jahren aktiver Revolutionär, war es entscheidend, diesen und jenen Aspekt seines Verhaltens und die einzelnen Züge seines Charakters kennenzulernen.
Vorsichtig und respektvoll doch gleichzeitig offen und klar besprach ich mit ihm diese Themen. Dabei sprach ich mit einem Mitglied unserer Partei.
Ich stellte ihm zahlreiche Fragen, die er inmitten sichtbaren Schmerzes und Traurigkeit mit überzeugenden Argumenten und unfragwürdigen Beweisen seines herzlichen, musterhaften und konstanten Verhältnisses zu seinem Sohn beantwortete.
Keine Minute wichen aus seinem Gesicht die Züge eines edlen, ehrlichen und ernsten Menschen.
Ich brachte ihm meine Überzeugung zum Ausdruck, wonach der Junge niemals im Ergebnis von gerichtlichen Verhandlungen zurückgeführt würde. Es handelte sich um einen Fall, für den die Gerichte der Vereinigten Staaten absolut nicht zuständig waren, und einzig und allein die Immigrationsbehörde der Vereinigten Staaten war verpflichtet, die unmittelbare Rückführung seines Sohnes einzuleiten. Doch ich kannte zur Genüge, wie arrogant, willkürlich, parteiisch und komplizenhaft sich die US-Behörden verhielten, wenn es um Ruchlosigkeiten und Verbrechen ging, die gegen unser Volk begangen wurden. Die Rückführung dieses Jungen konnte nur durch eine intensive politische und Öffentlichkeitsschlacht unseres Landes und der Welt erreicht werden. Ich machte Juan darauf aufmerksam, daß dieses nicht eine Frage von Tagen oder Wochen, sondern von Monaten sei. Um ihn nicht zu stark zu entmutigen, sagte ich ihm, daß es auf keinen Fall weniger als drei Monate sein würden. Ich sagte ihm ebenfalls, daß sich das Land nur auf vollkommen soliden rechtlichen und ethischen Grundlagen in eine Schlacht dieser Art werfen konnte.
Nach dem dreistündigen Gespräch gab es für mich nicht den geringsten Zweifel mehr, daß Juan Miguel ein ernster und anständiger junger Mann war, der Opfer einer furchtbaren Ungerechtigkeit wurde. Meine Argumente verstand und akzeptierte er.
Fast eine Woche war seit der Übergabe der Note des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten Kubas vergangen, in der den US-Behörden das Gesuch des Vaters auf Rückführung des Kindes übermittelt wird, und es war nicht die geringste Antwort erfolgt, wie mit dem entführten Jungen weiter verfahren würde. Alles was wir wußten, stammte aus den Veröffentlichungen der US-Presse. Von nicht geringem Umfang waren die Propagandaorgie und die von der kubanisch-amerikanischen Mafia und den reaktionärsten Politikern der Vereinigten Staaten ausgelöste Euphorie anläßlich einer Tragödie, bei der elf kubanische Staatsbürger den Tod fanden und ein noch nicht einmal sechs Jahre alter Junge die Küste jenes Landes erreichte. Hier ein weiteres Resultat von 41 Jahren Anfeindung und Aggressionen der USA gegen Kuba!
Es war unnütz, weitere diplomatische Noten an die Behörden einer tauben Regierung zu senden, deren Beantwortung nicht einmal aus Höflichkeitsgründen erfolgte.
Am folgenden Tag tauschte ich mich mit den Genossen unserer Führung aus und ohne eine Minute zu verlieren, setzte ich mich mit der Leitung des Kommunistischen Jugendverbandes und des Studentenbundes in Verbindung. Die Jugend und Studenten sollten zur Avantgarde dieses Kampfes bei voller Unterstützung durch alle revolutionären Kräfte werden.
Zur ersten Protestkundgebung kam es 48 Stunden später kam es an einem Sonntagabend vor der Interessenvertretung der Vereinigten Staaten, an der 1 000 Jugendliche der Technischen Jugendbrigaden teilnahmen. Diese hatten eben eine Landeskonferenz beendet und nun eigentlich das Einsetzen der öffentlichen Aktionen um 24 Stunden vorverlegt.
Heute, am 5. Juli, sind es also genau sieben Monate, da der epische Kampf um die Befreiung Eliáns begann.
Am Samstag, den 4. Dezember hatten wir öffentlich erklärt, daß, wird der Junge nicht binnen 72 Stunden zurückgeführt, es zu einer breiten Landes- und weltweiten Schlacht der Öffentlichkeit kommen werde. Einige Medien legten jene Worte als ein Ultimatum an die Vereinigten Staaten aus. Doch es war nichts weiter als eine einfache Warnung vor dem, was unvermeidbar geschehen würde.
Erst nach dem dritten Tag des Volksprotestes, der exponentiell anwuchs, kam die erste Antwort. Am Tag zuvor hatte der Sprecher des Weißen Hauses erklärt, die Angelegenheit befände sich in Händen der Einwanderungs- und Einbürgerungsbehörde, es gäbe keine offizielle Haltung diesbezüglich und der Fall könne schließlich vor die Gerichte gebracht werden.
In den folgenden Wochen wurden viele Noten ausgetauscht. Die Dokumente beweisen, daß unsere Regierung ihre Standpunkte zu den Folgen der irrtümlichen und gesetzwidrigen Entscheidung der US-Regierung, den Fall der Rechtsprechung ihrer Gerichte auszusetzen, denen dieses Recht nicht zukam, wiederholt dargelegt hat.
Etwas, das in einer Frage von Tagen hätte gelöst werden müssen und können, fiel nun in ein unendliches Labyrinth von Verfahren, Prozessen und gedeichselten Einsprüchen, während der kubanische Junge monatelang psychischer Folter ausgesetzt und Gegenstand der brutalsten Ausbeutung zu Werbe- und politischen Zwecken war. Sein geistiger Gesundheitszustand, ja sogar sein Leben waren monatelang in ernster Gefahr. Erstaunlicherweise überlebte er die so großen Risiken wie das des ersten Schiffbruches, der sich diesmal in einem schmutzigen Morast von Unmoral, Hysterie, widerlicher politischer Ränke und schäbiger Interessen der kubanisch-amerikanischen Mafia und ihrer Verbündeten der Ultrarechten ereignete.
Nicht ein blinder Zufall, sondern der bewundernswerte Kampf unseres Volkes war es, der ihn vor dem Tod oder einem schrecklichen Schicksal bewahrte.
Heute lassen wir jenem Menschen Gerechtigkeit widerfahren, der so beispielhaft seine Pflichten als Vater und als Patriot erfüllt hat. Ein ganzes Volk hat alles auf Spiel gesetzt und war bereit, alles Notwendiges für seinen Sohn zu tun; aber in der Endphase war der Erfolg oder das Scheitern unserer großen Bemühungen von ihm abhängig. Die vernünftigste Entscheidung der Revolution war, volles Vertrauen zu Juan Miguel zu haben. Der größte Fehler der Mafia und des Imperiums war, daß sie meinten, Juan Miguel könne erkauft und zum Verrat bewegt werden.
Auch wenn es Diskrepanzen zwischen der Regierung der Vereinigten Staaten und der durch die Ultrarechte unterstützten Mafia hinsichtlich der beiderseitigen Haltung vor den Gerichten gegeben hat, die in einen Rechtsstreit mündeten, so wurde doch eine Todsünde begangen, von der keine dieser beiden Seiten unbefleckt ist, nämlich man war der Meinung, Juan Miguel sei käuflich, und er wurde sogar offen angesprochen, fahnenflüchtig zu werden und in den Vereinigten Staaten zu bleiben. Zu diesem Aspekt hat keine der Seiten im Herzen des Imperiums die Hoffnung aufgegeben, daß Elián mit seinem Vater in den Vereinigten Staaten bleibt. Daher die von den Anwälten der Mafia systematisch angewandte Taktik des Hinauszögerns des Prozesses, während die Präsidentschaftsanwärter beider Parteien und selbst die Ehefrau des Präsidenten Juan Miguel öffentlich zur Fahnenflucht aufriefen.
Hohe Regierungsbeamte und sogar die Generalstaatsanwaltin bekräftigten, nicht für die Rückkehr Eliáns nach Kuba, sondern für die Vereinigung von Vater und Sohn einzutreten. Sie träumten davon, daß die für sie bereits verlorene Schlacht mit einem Treffer dieser Art positiv ausgehen würde. Erst als sich alle überzeugt hatten, daß Juan Miguel Ehrgefühl und Standhaftigkeit nicht zu erschüttern waren und daß alles Gold der Welt nicht ausgereicht hätte, um ihn auch nur eine Sekunde in seiner Treue zur Heimat schwankend zu machen, gaben sie auf und beugten sich seiner Rückkehr mit dem Jungen.
Als Juan Miguel, den sie so oft der Feigheit bezichtigt und ihm zynisch vorgeworfen hatten, sein Kind interessiere ihn nicht - denn er war nicht in die Vereinigten Staaten gereist, wo sie ihm so viele Fallen ausgelegt hatten - auf die Minute genau, in der er sich in jenem feindlichen und risikogeladenen Feld einzufinden hatte, mit der ihn kennzeichnenden Entschlossenheit und Mut in das Herz des Imperiums aufbrach und seine Ehefrau und seinen sechs Monate alten Sohn mitnahm, trat die Schlacht in ihre entscheidende Phase ein. Mit seinem großmütigen Gesichtsausdruck, seiner Bestimmtheit, seiner geradlinigen, einfachen und ehrlichen Sprache und der Bestätigung seiner unwiderlegbaren Willensfreiheit, indem er sich von seiner Frau und dem jüngeren Sohn begleiten ließ, fand das Monate zuvor von den Großmüttern Eliáns, Mariela und Raquel, begonnene Werk seine Vervollständigung. Er gewann die mehrheitliche Unterstützung des US-amerikanischen Volkes, das sich, jetzt nach fünf Monaten intensiven Kampfes von Millionen kubanischer Männer, Frauen, Jugendlicher und Kinder viel ausführlicher über die Wahrheit informiert, auf seine Seite stellte.
Dazu trugen - es muß gerechterweise anerkannt werden - das US-Fernsehen und die wesentlichen Presseorgane bei, die die Bilder und Meldungen der Ereignisse in Kuba in den Vereinigten Staaten übertrugen.
Während Juan Miguels Aufenthalt in den Vereinigten Staaten war sein Entschluß, allein, nur von seiner Frau Nersy und dem kleinen Hianny begleitet, die Höhle der Mafia in Miami zu betreten, ausschlaggebend dafür, daß die Einbürgerungs- und Einwanderungsbehörde seine Leute schickte, die mit Kühnheit und Geschicklichkeit das Kind den kriminellen Händen entrissen, die es eingesperrt hielten, es nach Washington brachten und fast unmittelbar nach Ankunft mit seiner Familie in die Verbannung von Wye Plantation schickten. Dort setzte nun die von dem langen Warten gekennzeichnete Endphase ein.
Sofort knüpfte Agueda, seine selbstlose Lehrerin der Vorschulklasse, mit Unterstützung von vier Schülern der ersten Klasse und in Begleitung seines zehnjährigen Cousins am Lehrstoff des fünf Monate zuvor abgebrochenen Unterrichts an. Der Abschluß dieses Schuljahres in anderthalber Woche wird ein Tag der Ehre und des Ruhmes für das kubanische Bildungswesen sein, und die Heldentat unseres Volkes wird für immer verewigt bleiben.
Für die Rettung des Lebens Eliáns war Juan Miguel bereit, sein eigenes zu geben und das seiner Ehefrau und seines anderen Sohnes aufs Spiel zu setzen. Aber er war nie bereit, die Übergabe seines so geliebten Kindes um den Preis des Verrates an der Heimat zu erkaufen. Sein Verhalten bedeckte ihn mit Ruhm und erwarb ihm auf ewig die Bewunderung seines Volkes.
Deshalb verleihen wir ihm den Orden, der den Namen von Carlos Manuel de Céspedes trägt, der in heldenhaftem Verhalten vor der Alternative der Rettung seines Sohnes oder des Verrats an seinem Volk sich ohne zu zögern für den Tod seines Sohnes entschied und den ehrenhaften Beinamen Vater des Vaterlandes gewann. (Beifall)
In meinem revolutionären Leben hat es Augenblicke der Emotionen gegeben. Ich erinnere mich an den unvergeßlichen Tag, den 18. Dezember 1956, als ich Raúl in Cinco Palmas traf und wir sieben Waffen zusammenbrachten, um den Kampf wieder aufzunehmen; als ich am 5. Januar 1957 bereits wieder mit einem kleinen Trupp und 17 Waffen von einer Anhöhe aus zum ersten Mal in wenigen Kilometern Entfernung einen hohen und uneinnehmbaren bewaldeten Berg betrachten konnte, an dem das Herz der Sierra Maestra begann, das das Szenarium unserer Operationen werden sollte, und ich die absolute Sicherheit hatte, daß der Sieg unser sein würde; als wir im Morgengrauen des 17. Januar das erste siegreiche Gefecht hinter uns hatten; als wir mit einem zwar kleinen, doch kämpferischen Trupp die Offensive von 10 000 Soldaten der Tyrannei niederschlugen, die nach 70 ununterbrochenen Gefechtstagen am 5. August 1958 ihr Ende fand; als ich Ende September erfuhr, daß Che und Camilo nach Las Villas gelangt waren, nachdem sie 350 Kilometer in feindlichem und ungastlichem Flachland zurückgelegt hatten; als wir am 1. Januar 1959 in Santiago de Cuba einzogen, wo in der Moncada-Kaserne unsere erste bewaffnete revolutionäre Aktion gelaufen war oder als wir in der Dämmerung des 19. April 1961 in Girón anlangten. Viele andere unvergeßliche Ereignisse habe ich hier ausgelassen und habe doch bei keinem der hier erwähnten Geschehnisse eine so starke Emotion verspürt wie in dem Moment, als sich die Tür des kleinen Flugzeugs öffnete, das sie nach so vielen Monaten pausenlosen Kampfes aus den Vereinigten Staaten brachte und ich um 19.53 Uhr des 28. Juni Juan Miguel und Elián aussteigen sah. Ein kleiner Junge und ein bescheidener kubanischer Vater, die bis noch vor einigen Monaten sehr wenigen Personen bekannt waren, kamen als gigantische moralische Symbole unseres Vaterlandes zurück.
In jener Minute dachte ich: Wie groß ist doch unser Volk! Wie unbesiegbar ist eine gerechte Idee! Wie wichtig ist es, an den Menschen zu glauben! Wie schön ist es, für große Ideale zu kämpfen! Wieviel Licht und Glück kann ein kleines unschuldiges Kind ausstrahlen, um es dem Volk zu schenken, das bereit war, für einen seiner zartesten Söhne zu sterben!
Juan Miguel, das Vaterland dankt dir für die Standhaftigkeit und den Mut, mit denen du seine Ehre und seinen gerechten Sieg verteidigt hast! Du hast bewiesen, daß in entscheidenden Momenten der Geschichte eines Volkes das Verhalten eines Mannes die Schmach entschädigen kann, die ihm vor allen Verrätern zusammen zugefügt wurde, wie jenen die uns deinen Sohn entreißen wollten.
Unsere heiligste revolutionäre Pflicht ist es zu kämpfen, damit nicht dergleichen in der Zukunft passiert und für andere Rechte, die wir geschworen haben, zu verteidigen.
Wir werden weiter kämpfen! Wir werden siegen!
(Ovation)
Liebe Mitbürger!
Es war am 2. Dezember letzten Jahres um 17.00 Uhr, als ich Juan Miguel kennenlernte. Zufälligerweise war es der Tag, an dem sich ein weiteres Mal der Tag der vor 4Jahren erfolgten Landung der "Granma" jährte.
Fünf Tage vorher war sein Schreiben vom 27. November eingegangen, in dem er das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten Kubas ersucht, bei den Behörden der Vereinigten Staaten die Rückkehr seines Sohnes Elián in die Wege zu leiten, der den Schiffbruch eines kleinen illegal aus Kuba ausgereisten rustikalen Bootes überlebt hatte. Einen Tag darauf beantragte das gleiche die Großmutter mütterlicherseits des Jungen in einem separaten Schreiben. Weder sie verloren auch nur eine Minute für das Einreichen ihres Gesuches, noch unser Minister für dessen unmittelbare Weiterleitung.
Bis zum genannten Tag konnte ich mich nicht um das Problem kümmern. Ich hatte den Vater gebeten, nach Havanna zu kommen. Von vornherein wußte ich, daß die Regierung der Vereinigten Staaten in mehr als 41 Jahren niemals einer legalen Geltendmachung dieser Art stattgegeben hatte. Dieser Fall mußte, ebenso wie der der Fischer und andere Fälle durch eine moralische und Öffentlichkeitsschlacht unter Beteiligung des Volkes geklärt werden.
Doch worauf konnten wir uns stützen? Wer war der Vater und was für eine Art Vater war er? Wie hat er sich um sein Kind gekümmert? Welches Verhältnis hatte er zu den Großeltern väterlicher- und mütterlicherseits des Kindes? Obwohl mir bereits bekannt war, daß es sich um einen einfachen jungen Arbeiter handelte, ernsthaft und pflichtbewußt, bereits in frühen Jahren aktiver Revolutionär, war es entscheidend, diesen und jenen Aspekt seines Verhaltens und die einzelnen Züge seines Charakters kennenzulernen.
Vorsichtig und respektvoll doch gleichzeitig offen und klar besprach ich mit ihm diese Themen. Dabei sprach ich mit einem Mitglied unserer Partei.
Ich stellte ihm zahlreiche Fragen, die er inmitten sichtbaren Schmerzes und Traurigkeit mit überzeugenden Argumenten und unfragwürdigen Beweisen seines herzlichen, musterhaften und konstanten Verhältnisses zu seinem Sohn beantwortete.
Keine Minute wichen aus seinem Gesicht die Züge eines edlen, ehrlichen und ernsten Menschen.
Ich brachte ihm meine Überzeugung zum Ausdruck, wonach der Junge niemals im Ergebnis von gerichtlichen Verhandlungen zurückgeführt würde. Es handelte sich um einen Fall, für den die Gerichte der Vereinigten Staaten absolut nicht zuständig waren, und einzig und allein die Immigrationsbehörde der Vereinigten Staaten war verpflichtet, die unmittelbare Rückführung seines Sohnes einzuleiten. Doch ich kannte zur Genüge, wie arrogant, willkürlich, parteiisch und komplizenhaft sich die US-Behörden verhielten, wenn es um Ruchlosigkeiten und Verbrechen ging, die gegen unser Volk begangen wurden. Die Rückführung dieses Jungen konnte nur durch eine intensive politische und Öffentlichkeitsschlacht unseres Landes und der Welt erreicht werden. Ich machte Juan darauf aufmerksam, daß dieses nicht eine Frage von Tagen oder Wochen, sondern von Monaten sei. Um ihn nicht zu stark zu entmutigen, sagte ich ihm, daß es auf keinen Fall weniger als drei Monate sein würden. Ich sagte ihm ebenfalls, daß sich das Land nur auf vollkommen soliden rechtlichen und ethischen Grundlagen in eine Schlacht dieser Art werfen konnte.
Nach dem dreistündigen Gespräch gab es für mich nicht den geringsten Zweifel mehr, daß Juan Miguel ein ernster und anständiger junger Mann war, der Opfer einer furchtbaren Ungerechtigkeit wurde. Meine Argumente verstand und akzeptierte er.
Fast eine Woche war seit der Übergabe der Note des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten Kubas vergangen, in der den US-Behörden das Gesuch des Vaters auf Rückführung des Kindes übermittelt wird, und es war nicht die geringste Antwort erfolgt, wie mit dem entführten Jungen weiter verfahren würde. Alles was wir wußten, stammte aus den Veröffentlichungen der US-Presse. Von nicht geringem Umfang waren die Propagandaorgie und die von der kubanisch-amerikanischen Mafia und den reaktionärsten Politikern der Vereinigten Staaten ausgelöste Euphorie anläßlich einer Tragödie, bei der elf kubanische Staatsbürger den Tod fanden und ein noch nicht einmal sechs Jahre alter Junge die Küste jenes Landes erreichte. Hier ein weiteres Resultat von 41 Jahren Anfeindung und Aggressionen der USA gegen Kuba!
Es war unnütz, weitere diplomatische Noten an die Behörden einer tauben Regierung zu senden, deren Beantwortung nicht einmal aus Höflichkeitsgründen erfolgte.
Am folgenden Tag tauschte ich mich mit den Genossen unserer Führung aus und ohne eine Minute zu verlieren, setzte ich mich mit der Leitung des Kommunistischen Jugendverbandes und des Studentenbundes in Verbindung. Die Jugend und Studenten sollten zur Avantgarde dieses Kampfes bei voller Unterstützung durch alle revolutionären Kräfte werden.
Zur ersten Protestkundgebung kam es 48 Stunden später kam es an einem Sonntagabend vor der Interessenvertretung der Vereinigten Staaten, an der 1 000 Jugendliche der Technischen Jugendbrigaden teilnahmen. Diese hatten eben eine Landeskonferenz beendet und nun eigentlich das Einsetzen der öffentlichen Aktionen um 24 Stunden vorverlegt.
Heute, am 5. Juli, sind es also genau sieben Monate, da der epische Kampf um die Befreiung Eliáns begann.
Am Samstag, den 4. Dezember hatten wir öffentlich erklärt, daß, wird der Junge nicht binnen 72 Stunden zurückgeführt, es zu einer breiten Landes- und weltweiten Schlacht der Öffentlichkeit kommen werde. Einige Medien legten jene Worte als ein Ultimatum an die Vereinigten Staaten aus. Doch es war nichts weiter als eine einfache Warnung vor dem, was unvermeidbar geschehen würde.
Erst nach dem dritten Tag des Volksprotestes, der exponentiell anwuchs, kam die erste Antwort. Am Tag zuvor hatte der Sprecher des Weißen Hauses erklärt, die Angelegenheit befände sich in Händen der Einwanderungs- und Einbürgerungsbehörde, es gäbe keine offizielle Haltung diesbezüglich und der Fall könne schließlich vor die Gerichte gebracht werden.
In den folgenden Wochen wurden viele Noten ausgetauscht. Die Dokumente beweisen, daß unsere Regierung ihre Standpunkte zu den Folgen der irrtümlichen und gesetzwidrigen Entscheidung der US-Regierung, den Fall der Rechtsprechung ihrer Gerichte auszusetzen, denen dieses Recht nicht zukam, wiederholt dargelegt hat.
Etwas, das in einer Frage von Tagen hätte gelöst werden müssen und können, fiel nun in ein unendliches Labyrinth von Verfahren, Prozessen und gedeichselten Einsprüchen, während der kubanische Junge monatelang psychischer Folter ausgesetzt und Gegenstand der brutalsten Ausbeutung zu Werbe- und politischen Zwecken war. Sein geistiger Gesundheitszustand, ja sogar sein Leben waren monatelang in ernster Gefahr. Erstaunlicherweise überlebte er die so großen Risiken wie das des ersten Schiffbruches, der sich diesmal in einem schmutzigen Morast von Unmoral, Hysterie, widerlicher politischer Ränke und schäbiger Interessen der kubanisch-amerikanischen Mafia und ihrer Verbündeten der Ultrarechten ereignete.
Nicht ein blinder Zufall, sondern der bewundernswerte Kampf unseres Volkes war es, der ihn vor dem Tod oder einem schrecklichen Schicksal bewahrte.
Heute lassen wir jenem Menschen Gerechtigkeit widerfahren, der so beispielhaft seine Pflichten als Vater und als Patriot erfüllt hat. Ein ganzes Volk hat alles auf Spiel gesetzt und war bereit, alles Notwendiges für seinen Sohn zu tun; aber in der Endphase war der Erfolg oder das Scheitern unserer großen Bemühungen von ihm abhängig. Die vernünftigste Entscheidung der Revolution war, volles Vertrauen zu Juan Miguel zu haben. Der größte Fehler der Mafia und des Imperiums war, daß sie meinten, Juan Miguel könne erkauft und zum Verrat bewegt werden.
Auch wenn es Diskrepanzen zwischen der Regierung der Vereinigten Staaten und der durch die Ultrarechte unterstützten Mafia hinsichtlich der beiderseitigen Haltung vor den Gerichten gegeben hat, die in einen Rechtsstreit mündeten, so wurde doch eine Todsünde begangen, von der keine dieser beiden Seiten unbefleckt ist, nämlich man war der Meinung, Juan Miguel sei käuflich, und er wurde sogar offen angesprochen, fahnenflüchtig zu werden und in den Vereinigten Staaten zu bleiben. Zu diesem Aspekt hat keine der Seiten im Herzen des Imperiums die Hoffnung aufgegeben, daß Elián mit seinem Vater in den Vereinigten Staaten bleibt. Daher die von den Anwälten der Mafia systematisch angewandte Taktik des Hinauszögerns des Prozesses, während die Präsidentschaftsanwärter beider Parteien und selbst die Ehefrau des Präsidenten Juan Miguel öffentlich zur Fahnenflucht aufriefen.
Hohe Regierungsbeamte und sogar die Generalstaatsanwaltin bekräftigten, nicht für die Rückkehr Eliáns nach Kuba, sondern für die Vereinigung von Vater und Sohn einzutreten. Sie träumten davon, daß die für sie bereits verlorene Schlacht mit einem Treffer dieser Art positiv ausgehen würde. Erst als sich alle überzeugt hatten, daß Juan Miguel Ehrgefühl und Standhaftigkeit nicht zu erschüttern waren und daß alles Gold der Welt nicht ausgereicht hätte, um ihn auch nur eine Sekunde in seiner Treue zur Heimat schwankend zu machen, gaben sie auf und beugten sich seiner Rückkehr mit dem Jungen.
Als Juan Miguel, den sie so oft der Feigheit bezichtigt und ihm zynisch vorgeworfen hatten, sein Kind interessiere ihn nicht - denn er war nicht in die Vereinigten Staaten gereist, wo sie ihm so viele Fallen ausgelegt hatten - auf die Minute genau, in der er sich in jenem feindlichen und risikogeladenen Feld einzufinden hatte, mit der ihn kennzeichnenden Entschlossenheit und Mut in das Herz des Imperiums aufbrach und seine Ehefrau und seinen sechs Monate alten Sohn mitnahm, trat die Schlacht in ihre entscheidende Phase ein. Mit seinem großmütigen Gesichtsausdruck, seiner Bestimmtheit, seiner geradlinigen, einfachen und ehrlichen Sprache und der Bestätigung seiner unwiderlegbaren Willensfreiheit, indem er sich von seiner Frau und dem jüngeren Sohn begleiten ließ, fand das Monate zuvor von den Großmüttern Eliáns, Mariela und Raquel, begonnene Werk seine Vervollständigung. Er gewann die mehrheitliche Unterstützung des US-amerikanischen Volkes, das sich, jetzt nach fünf Monaten intensiven Kampfes von Millionen kubanischer Männer, Frauen, Jugendlicher und Kinder viel ausführlicher über die Wahrheit informiert, auf seine Seite stellte.
Dazu trugen - es muß gerechterweise anerkannt werden - das US-Fernsehen und die wesentlichen Presseorgane bei, die die Bilder und Meldungen der Ereignisse in Kuba in den Vereinigten Staaten übertrugen.
Während Juan Miguels Aufenthalt in den Vereinigten Staaten war sein Entschluß, allein, nur von seiner Frau Nersy und dem kleinen Hianny begleitet, die Höhle der Mafia in Miami zu betreten, ausschlaggebend dafür, daß die Einbürgerungs- und Einwanderungsbehörde seine Leute schickte, die mit Kühnheit und Geschicklichkeit das Kind den kriminellen Händen entrissen, die es eingesperrt hielten, es nach Washington brachten und fast unmittelbar nach Ankunft mit seiner Familie in die Verbannung von Wye Plantation schickten. Dort setzte nun die von dem langen Warten gekennzeichnete Endphase ein.
Sofort knüpfte Agueda, seine selbstlose Lehrerin der Vorschulklasse, mit Unterstützung von vier Schülern der ersten Klasse und in Begleitung seines zehnjährigen Cousins am Lehrstoff des fünf Monate zuvor abgebrochenen Unterrichts an. Der Abschluß dieses Schuljahres in anderthalber Woche wird ein Tag der Ehre und des Ruhmes für das kubanische Bildungswesen sein, und die Heldentat unseres Volkes wird für immer verewigt bleiben.
Für die Rettung des Lebens Eliáns war Juan Miguel bereit, sein eigenes zu geben und das seiner Ehefrau und seines anderen Sohnes aufs Spiel zu setzen. Aber er war nie bereit, die Übergabe seines so geliebten Kindes um den Preis des Verrates an der Heimat zu erkaufen. Sein Verhalten bedeckte ihn mit Ruhm und erwarb ihm auf ewig die Bewunderung seines Volkes.
Deshalb verleihen wir ihm den Orden, der den Namen von Carlos Manuel de Céspedes trägt, der in heldenhaftem Verhalten vor der Alternative der Rettung seines Sohnes oder des Verrats an seinem Volk sich ohne zu zögern für den Tod seines Sohnes entschied und den ehrenhaften Beinamen Vater des Vaterlandes gewann. (Beifall)
In meinem revolutionären Leben hat es Augenblicke der Emotionen gegeben. Ich erinnere mich an den unvergeßlichen Tag, den 18. Dezember 1956, als ich Raúl in Cinco Palmas traf und wir sieben Waffen zusammenbrachten, um den Kampf wieder aufzunehmen; als ich am 5. Januar 1957 bereits wieder mit einem kleinen Trupp und 17 Waffen von einer Anhöhe aus zum ersten Mal in wenigen Kilometern Entfernung einen hohen und uneinnehmbaren bewaldeten Berg betrachten konnte, an dem das Herz der Sierra Maestra begann, das das Szenarium unserer Operationen werden sollte, und ich die absolute Sicherheit hatte, daß der Sieg unser sein würde; als wir im Morgengrauen des 17. Januar das erste siegreiche Gefecht hinter uns hatten; als wir mit einem zwar kleinen, doch kämpferischen Trupp die Offensive von 10 000 Soldaten der Tyrannei niederschlugen, die nach 70 ununterbrochenen Gefechtstagen am 5. August 1958 ihr Ende fand; als ich Ende September erfuhr, daß Che und Camilo nach Las Villas gelangt waren, nachdem sie 350 Kilometer in feindlichem und ungastlichem Flachland zurückgelegt hatten; als wir am 1. Januar 1959 in Santiago de Cuba einzogen, wo in der Moncada-Kaserne unsere erste bewaffnete revolutionäre Aktion gelaufen war oder als wir in der Dämmerung des 19. April 1961 in Girón anlangten. Viele andere unvergeßliche Ereignisse habe ich hier ausgelassen und habe doch bei keinem der hier erwähnten Geschehnisse eine so starke Emotion verspürt wie in dem Moment, als sich die Tür des kleinen Flugzeugs öffnete, das sie nach so vielen Monaten pausenlosen Kampfes aus den Vereinigten Staaten brachte und ich um 19.53 Uhr des 28. Juni Juan Miguel und Elián aussteigen sah. Ein kleiner Junge und ein bescheidener kubanischer Vater, die bis noch vor einigen Monaten sehr wenigen Personen bekannt waren, kamen als gigantische moralische Symbole unseres Vaterlandes zurück.
In jener Minute dachte ich: Wie groß ist doch unser Volk! Wie unbesiegbar ist eine gerechte Idee! Wie wichtig ist es, an den Menschen zu glauben! Wie schön ist es, für große Ideale zu kämpfen! Wieviel Licht und Glück kann ein kleines unschuldiges Kind ausstrahlen, um es dem Volk zu schenken, das bereit war, für einen seiner zartesten Söhne zu sterben!
Juan Miguel, das Vaterland dankt dir für die Standhaftigkeit und den Mut, mit denen du seine Ehre und seinen gerechten Sieg verteidigt hast! Du hast bewiesen, daß in entscheidenden Momenten der Geschichte eines Volkes das Verhalten eines Mannes die Schmach entschädigen kann, die ihm vor allen Verrätern zusammen zugefügt wurde, wie jenen die uns deinen Sohn entreißen wollten.
Unsere heiligste revolutionäre Pflicht ist es zu kämpfen, damit nicht dergleichen in der Zukunft passiert und für andere Rechte, die wir geschworen haben, zu verteidigen.
Wir werden weiter kämpfen! Wir werden siegen!
(Ovation)
Samstag, 1. Juli 2000
Grußbotschaft des Genossen Fidel an der offenen Tribüne in Manzanillo woran über 300.000 Orientalen Teilnahmen
Manzanillaner!
Bayamesen!
Orientalen!
Unsere geliebte Provinz Oriente bestand noch nicht aus fünf Teilprovinzen, damals, als es das Schicksal wollte, daß uns unsere winzige Granma - es tagte bereits - mit nur zwei Zoll Treibstoff in ihren Behältern an das sumpfige Ufer von Las Coloradas in der Stadtgemeinde von Niquero brachte, von dort aus haben wir uns, vom Feind entdeckt, hungrig und erschöpft von der langen Überfahrt, sofort in unserem gewagten Unternehmen in Richtung Sierra Maestra in Marsch gesetzt, deren erste Erhebungen sich aus der Ferne nicht einmal abzeichneten.
Damals konnten wir uns nicht vorstellen, daß jene Region, in der wir nach dem härtesten aller Rückschläge unsere kleine Truppe mit den wenigen verbliebenen und verstreuten Kämpfern wieder zusammenstellten, eines Tages zur Provinz werden und den Namen der kleinen Yacht tragen sollte, die uns von Mexiko an diesen Ort Kubas gebracht hatte.
Dort lieferten wir die ersten siegreichen Gefechte und entscheidenden Schlachten. Dort lernten wir zu siegen und uns niemals geschlagen zu geben. Von dort aus zogen sämtliche Kolonnen in das ganze Land. Von dort ausgehend zwangen wir in weniger als zwei Jahren am 1. Januar 1959 die feindliche Armee zur vernichtenden Niederlage, wobei in allen Gefechten stets mindestens zwanzig Gegnersoldaten auf jeden unserer Kämpfer kamen.
Genau an jenem Tag hat der glorreiche Kampf, dessen Anfang 130 Jahre zuvor auf der nur wenige Kilometer von Manzanillo entfernten Zuckerrohrplantage „La Demajagua" lag, nun in dem vollen Sieg seinen Höhepunkt gefunden und wir waren zum ersten Mal vollkommen frei. Seitdem gibt es nichts und niemanden, was ein Volk wie das unsere bezwingen könnte.
Ohne die Unterstützung von Manzanillo, von Bayamo, von all die Landsleute der heutigen Provinz Granma wäre nichts dergleichen möglich gewesen.
Kein anderer Ort auf der Insel könnte ein besseres Sinnbild und Vorzeichen für die Fortsetzung der Schlacht der Ideen und der breiten Massen sein, die wir seit sieben Monaten gegen das mächtigste Imperium schlagen, das die Menschheit je gekannt hat.
Kaum ein paar Stunden sind vergangen seit der ergreifenden Rückkehr Juan Miguels und Eliáns in unsere Heimat, zu moralischen Riesen geworden, und unser Kampf wird ohne Waffenruhe oder Rast energisch wieder aufgenommen, um in eine neue und ausgedehnte Phase einzutreten. Wir sind kein Volk, das in Ruhe den Genuß des Sieges auskostet oder mit seinen Erfolgen prahlt. Mit den gesammelten Erfahrungen und der aufgespeicherten ungeheuren Kraft werden wir den Kampf nicht einstellen, bis alle und jedes der gerechten Ziele, auf die wir in Baraguá geschworen haben, erreicht sind.
Keinem Land haben wir irgendein Recht mit Gewalt entrissen, keines beabsichtigen wir der Früchte seiner friedlichen Arbeit noch seiner Unabhängigkeit zu berauben. Keine Nation wird von uns bedroht. Keinem Volk haben wir Kriegshandlungen, Blockade und Wirtschaftskrieg proklamiert. Keines haben wir zu unserem Feind erklärt, erst recht nicht das US-amerikanische Volk, das trotz massenhafter Vorurteile und Lügen, mit denen man es stets zu betrügen versucht, wenn ein Vorwand für große Verbrechen gebraucht wird, die gerechte Sache des entführten Kindes und seines Vaters unterstützt hat, so wie es auch fähig war, mit dem grausamen und ungerechten Krieg Schluß zu machen, der vier Millionen Vietnamesen das Leben kostete und ein kleines und armes Land der Dritten Welt völlig zerstörte.
Für uns spielt es keine Rolle, wer der nächste Regierungschef der Supermacht sein wird, die der Welt ihr System der Vormachtstellung und Oberherrschaft aufgezwungen hat. Keiner von jenen, die sich darum bemühen, erweckt unser Vertrauen. Es ist unnütz, daß sie unnötig Zeit verschwenden auf Erklärungen und gegen Kuba gerichtete Versprechen, um die Stimme einiger Heimatloser zu erhalten, die sich sogar wagten, das US-amerikanische Banner in den Schmutz zu ziehen und anzuzünden. Wer auch immer der Präsident der Vereinigten Staaten sein wird, soll wissen, daß Kuba hier ist und bleiben wird mit seinen Ideen, seinem Beispiel und der unbeugsamen Aufsässigkeit seines Volkes, daß jegliche Aggression und jegliche Versuche, uns abzuwürgen und in die Knie zu zwingen, niedergeschlagen werden. Vier Jahrzehnte von Präpotenz, einfältiger Unterschätzung und beschämenden Schlappen müßten genügen.
Seit dem 1. Januar 1959 ist und bleibt Kuba für immer ein freies Land. Seine Kampffähigkeit und sein Durchhaltevermögen, seine ausgeprägte politische Kultur, das Bewußtsein und der Mut seines Volkes beweisen, daß die kubanische Revolution mit ihrem Werk der Gerechtigkeit und ihren edlen Zielen, einen derartigen Geist der Solidarität und des Heldenmutes begründet und sich so tief im Herzen des Vaterlandes verwurzelt hat, daß sie unbesiegbar geworden ist.
Es ist dieses Gefühl des Vertrauens, der Sicherheit und des gesundes patriotischen und revolutionären Stolzes, das ich euch heute vermitteln möchte, am 1. Juli 2000, einem weiteren unvergeßlichen Tag in der Geschichte der Provinz Granma und Kubas.
Fidel Castro Ruz
Bayamesen!
Orientalen!
Unsere geliebte Provinz Oriente bestand noch nicht aus fünf Teilprovinzen, damals, als es das Schicksal wollte, daß uns unsere winzige Granma - es tagte bereits - mit nur zwei Zoll Treibstoff in ihren Behältern an das sumpfige Ufer von Las Coloradas in der Stadtgemeinde von Niquero brachte, von dort aus haben wir uns, vom Feind entdeckt, hungrig und erschöpft von der langen Überfahrt, sofort in unserem gewagten Unternehmen in Richtung Sierra Maestra in Marsch gesetzt, deren erste Erhebungen sich aus der Ferne nicht einmal abzeichneten.
Damals konnten wir uns nicht vorstellen, daß jene Region, in der wir nach dem härtesten aller Rückschläge unsere kleine Truppe mit den wenigen verbliebenen und verstreuten Kämpfern wieder zusammenstellten, eines Tages zur Provinz werden und den Namen der kleinen Yacht tragen sollte, die uns von Mexiko an diesen Ort Kubas gebracht hatte.
Dort lieferten wir die ersten siegreichen Gefechte und entscheidenden Schlachten. Dort lernten wir zu siegen und uns niemals geschlagen zu geben. Von dort aus zogen sämtliche Kolonnen in das ganze Land. Von dort ausgehend zwangen wir in weniger als zwei Jahren am 1. Januar 1959 die feindliche Armee zur vernichtenden Niederlage, wobei in allen Gefechten stets mindestens zwanzig Gegnersoldaten auf jeden unserer Kämpfer kamen.
Genau an jenem Tag hat der glorreiche Kampf, dessen Anfang 130 Jahre zuvor auf der nur wenige Kilometer von Manzanillo entfernten Zuckerrohrplantage „La Demajagua" lag, nun in dem vollen Sieg seinen Höhepunkt gefunden und wir waren zum ersten Mal vollkommen frei. Seitdem gibt es nichts und niemanden, was ein Volk wie das unsere bezwingen könnte.
Ohne die Unterstützung von Manzanillo, von Bayamo, von all die Landsleute der heutigen Provinz Granma wäre nichts dergleichen möglich gewesen.
Kein anderer Ort auf der Insel könnte ein besseres Sinnbild und Vorzeichen für die Fortsetzung der Schlacht der Ideen und der breiten Massen sein, die wir seit sieben Monaten gegen das mächtigste Imperium schlagen, das die Menschheit je gekannt hat.
Kaum ein paar Stunden sind vergangen seit der ergreifenden Rückkehr Juan Miguels und Eliáns in unsere Heimat, zu moralischen Riesen geworden, und unser Kampf wird ohne Waffenruhe oder Rast energisch wieder aufgenommen, um in eine neue und ausgedehnte Phase einzutreten. Wir sind kein Volk, das in Ruhe den Genuß des Sieges auskostet oder mit seinen Erfolgen prahlt. Mit den gesammelten Erfahrungen und der aufgespeicherten ungeheuren Kraft werden wir den Kampf nicht einstellen, bis alle und jedes der gerechten Ziele, auf die wir in Baraguá geschworen haben, erreicht sind.
Keinem Land haben wir irgendein Recht mit Gewalt entrissen, keines beabsichtigen wir der Früchte seiner friedlichen Arbeit noch seiner Unabhängigkeit zu berauben. Keine Nation wird von uns bedroht. Keinem Volk haben wir Kriegshandlungen, Blockade und Wirtschaftskrieg proklamiert. Keines haben wir zu unserem Feind erklärt, erst recht nicht das US-amerikanische Volk, das trotz massenhafter Vorurteile und Lügen, mit denen man es stets zu betrügen versucht, wenn ein Vorwand für große Verbrechen gebraucht wird, die gerechte Sache des entführten Kindes und seines Vaters unterstützt hat, so wie es auch fähig war, mit dem grausamen und ungerechten Krieg Schluß zu machen, der vier Millionen Vietnamesen das Leben kostete und ein kleines und armes Land der Dritten Welt völlig zerstörte.
Für uns spielt es keine Rolle, wer der nächste Regierungschef der Supermacht sein wird, die der Welt ihr System der Vormachtstellung und Oberherrschaft aufgezwungen hat. Keiner von jenen, die sich darum bemühen, erweckt unser Vertrauen. Es ist unnütz, daß sie unnötig Zeit verschwenden auf Erklärungen und gegen Kuba gerichtete Versprechen, um die Stimme einiger Heimatloser zu erhalten, die sich sogar wagten, das US-amerikanische Banner in den Schmutz zu ziehen und anzuzünden. Wer auch immer der Präsident der Vereinigten Staaten sein wird, soll wissen, daß Kuba hier ist und bleiben wird mit seinen Ideen, seinem Beispiel und der unbeugsamen Aufsässigkeit seines Volkes, daß jegliche Aggression und jegliche Versuche, uns abzuwürgen und in die Knie zu zwingen, niedergeschlagen werden. Vier Jahrzehnte von Präpotenz, einfältiger Unterschätzung und beschämenden Schlappen müßten genügen.
Seit dem 1. Januar 1959 ist und bleibt Kuba für immer ein freies Land. Seine Kampffähigkeit und sein Durchhaltevermögen, seine ausgeprägte politische Kultur, das Bewußtsein und der Mut seines Volkes beweisen, daß die kubanische Revolution mit ihrem Werk der Gerechtigkeit und ihren edlen Zielen, einen derartigen Geist der Solidarität und des Heldenmutes begründet und sich so tief im Herzen des Vaterlandes verwurzelt hat, daß sie unbesiegbar geworden ist.
Es ist dieses Gefühl des Vertrauens, der Sicherheit und des gesundes patriotischen und revolutionären Stolzes, das ich euch heute vermitteln möchte, am 1. Juli 2000, einem weiteren unvergeßlichen Tag in der Geschichte der Provinz Granma und Kubas.
Fidel Castro Ruz
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