Mitbürger!
Noch vor 22 Monaten war die Situation in den Grundschulen katastrophal: im Durchschnitt 37 Schüler pro Unterrichtsraum; in 340 Klassenzimmern saßen mehr als 40 Schüler, in nicht wenigen waren es 45 oder mehr. In Santiago de Cuba besaßen die Schüler das Doppelte an Kenntnissen im Vergleich zu denen der Hauptstadt. Annähernd 8000 hervorragende und selbstlose Lehrer mit durchschnittlich mehr als 20 Jahren Lehrtätigkeit hielten die Schulen in Funktion, deren Bedingungen in Bezug auf die Klassenzimmer, die Bausubstanz und die Schulmöbel gar nicht schlimmer sein konnten. Es war eine Folge der zehn Jahre Spezialperiode, durch die dem Land die für die Erhaltung der Schulen erforderlichen Mindestmittel nicht zur Verfügung gestellt werden konnten. Dazu kommen noch die subjektiven Faktoren wie Mangel an Selbstvertrauen, Pessimismus und Mutlosigkeit bei zahlreichen Verwaltungsbeamten, die, zwar standhaft und bereit, für die Revolution ihr Leben zu geben, doch nicht die Fähigkeit der Kreation und Anpassung an Situationen besaßen, an denen starker Mangel an Mitteln vorherrscht, woran sie nicht gewöhnt waren.
Zur Auffüllung der Reihen des heroischen Lehrpersonals, das die Schulen in Funktion hielt und als Nachfolge jener, die in Pension gehen, wurden knapp vier Dutzend neue Diplomlehrer für Grundschulerziehung ausgebildet. Niemand wollte in der Grundschule unterrichten. Die edle Berufung, Kinder zu unterrichten und zu erziehen, schien es nicht mehr zu geben.
Das Geschehen eines so kurzen Zeitraumes sei uns eine unvergeßliche Lektion. In nicht einmal zwei Jahren wurden in Intensivkursen fast 4500 Junglehrer für die Grundschule ausgebildet, deren größter Teil, annähernd 3400, in ein paar Tagen diese Ausbildung abschließen, die fast das Doppelte der Ausbildung der ersten 1000 Junglehrer betrug, die bei intensivem Studium vom ersten Augenblick an bewiesen hatten, über ausgezeichnete Fähigkeiten und Vorbereitung zu verfügen, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden.
Sie alle hatten Mentoren, Diplomlehrer für Grundschulerziehung, die für die Junglehrer zum persönlichen Dozenten der höheren Bildungsstufe werden. Es ist dies eine neue revolutionäre Formel der Ausbildung von Lehrpersonal. Die Junglehrer unterrichten in den Grundschulen ihres Stadtbezirkes unweit ihres eigenen Wohnsitzes und immatrikulieren gleichzeitig eine Universitätslaufbahn.
Vom Humankapital aus gesehen war dies eine außerordentliche Heldentat. Ruhm unserem kommunistischen Jugendverband, dem die Partei diese unmöglich scheinende und nun faktisch bereits abgeschlossene Aufgabe übertragen hatte!
Doch die Ausbildung des Lehrpersonals war nicht das einzig Erforderliche. Ein weiteres Unmögliches mußte geschafft werden: die Sanierung, ja praktisch Restaurierung von 746 Grund- und Mittelschulen der Hauptstadt, einschließlich der Sonderschulen für diese Altersgruppen.
Wir wollen besser von einer Aufzählung der verschiedenen Probleme materieller Art absehen, die sich in zehn Jahren Spezialperiode angesammelt hatten. Erwähnt seien nur Klassenzimmer ohne Fenster, Toiletten ohne Türen, undichte Decken und Dächer, kaputte Rohrleitungen, mangelhafte Wasserversorgung, Schulen mit mehreren Hundert Schülern und nur einer funktionierenden Toilette. Nicht alle zeigten diese sämtlichen Kalamitäten, doch in fast allen war eine, mehrere oder sämtliche vorhanden. Es gab kein frisches Trinkwasser; die Küchen funktionierten nicht oder wiesen nicht die geeigneten Bedingungen auf; ebenso fehlte es bei mehr als 450 Küchen dieser Schulen an Kühl- und Gefrierschränken. Dazu kommt eine Mangelhafte Verfügbarkeit sowie nicht adäquate Zubereitung der Speisen.
Ich zögere nicht, diese Schwierigkeiten aufzuzählen. Sie sind ein Beweis dessen, was durchzumachen war im Ergebnis von Gesetzen wie dem Torricelli- und dem Helms-Burton-Act, im Ergebnis des Wirtschaftskrieges der Vereinigten Staaten und der doppelten Blockade, die dem Fall des sozialistischen Lagers, und hier speziell der UdSSR folgte, als diese in tausend Stücke zerbröckelte und ihr Haupterbe Rußland als Verbündeter der Vereinigten Staaten von sämtlichen Vereinbarungen zurücktrat und an Kuba Verrat übte. Ich habe dafür kein anderes Wort, obwohl ich keine Führungspersönlichkeit zu beschuldigen beabsichtige. Es war dies das Resultat ihrer Fehler und der bedauerlichen Art und Weise wie sie die Schlacht auf dem Gebiet der Ideologie gegen den unter der Ägide der Vereinigten Staaten stehenden bürgerlichen, kapitalistischen und imperialistischen Westen verloren.
Nur wenige Meilen von der siegreichen und hegemonischen Supermacht entfernt, entschloß sich ein kleines Land, im Sinne der besten Prinzipien des sozialistischen Ideals und des außerordentlichen Schatzes an Ethik und Gedankengut José Martís zu kämpfen im Verbund mit der Historie eines zähen und heldenhaften Kampfes gegen die spanische Kolonialherrschaft. Wo nun heute die kapitalistische Welt von einer schweren Wirtschafts- und sozialen Krise erfaßt ist, zeigt unser Volk Durchhaltevermögen und steht vor den anderen Völkern der Welt als beeindruckendes Beispiel.
Nicht einmal für eine Kampfpause könnten wir auf einen Vorwand zurückgreifen. Vor uns stehen neue und zahlreiche dringende Aufgaben. Im Bereich der Bildung und Erziehung befinden wir uns auf der Schlußgerade in der Verfolgung eines sehr bedeutenden Zieles, der Erfüllung des Programms – es wird mit minimalem Kostenaufwand umgesetzt, und die dafür erforderlichen Mittel sind gewährleistet – der Sanierung der genannten 746 Schulen; dazu kommen weitere 33, die weder saniert noch restauriert, sondern konstruiert werden, um über die in der Hauptstadt erforderlichen zusätzlichen 2000 Klassenräume zu verfügen und im gesamten Land den Traum von nicht mehr als 20 Schülern pro Schulklasse Wirklichkeit werden zu lassen, was nicht einmal die reichsten Industrieländer geschafft haben.
Heute, am 29. Juni, sind 402 Schulen saniert. Es fehlen noch 344 sowie die Konstruktion der 33 neuen Schulen – sämtliche wurden bereits begonnen – um die 2000 zusätzlichen Unterrichtsräume zu bekommen. Bei 264 der 344 noch zu sanierenden Schulen laufen die Arbeiten bereits. Es fehlen also nur noch 80, die in Angriff genommen werden müssen. Diese letzten sind jene, die den geringsten Aufwand erfordern.
Zur Fertigstellung sämtlicher Vorhaben, speziell von zehn der 33 sich im Bau befindlichen neuen Schulen ist in den uns verbleibenden zwei Monaten noch einmal eine spezielle Anstrengung erforderlich, und zwar aus diversen Gründen. Dazu gehört der Boden, auf dem sie stehen, die sich aus den jüngsten Regenfällen ergebenen Schwierigkeiten und die unvorhersehbaren Verzögerungen, zu denen die mehr oder minder starken Niederschläge führen können, zu denen es in den Monaten Juli und August kommen kann.
Der Idealfall wäre, daß zu Beginn des neuen Schuljahres im September nicht nur das Humankapital einsatzbereit ist, sondern auch die genannten 779 – die restaurierten und die neuen – Schulen fertig sind.
Es liegt im Bestreben und dem Willen der Partei, des Jugendverbandes und der Bevölkerung der Hauptstadt, daß die Revolution dieses Ziel in der erforderlichen Qualität erreicht, ohne daß dadurch auch nur ein einziges vorrangiges Wirtschaftsziel beeinträchtigt würde.
Alle Provinzen des Landes, die dieses Jahr ihre Programme der Sanierung von Grund- und Mittelschulen bereits eingeleitet haben, kooperieren mit der Hauptstadt ebenso wie sämtliche zentralen Staatsorgane und zahlreiche Unternehmen. So wird also die Hauptstadt wie in den Tagen der Bekämpfung des Denguefiebers, das man unter Kontrolle bekam, mit der Unterstützung der 15 Stadtbezirke, aller Volksräte, Eltern und Nachbarn einer jeden Schule, die saniert oder gebaut wird, erneut mit aller Anstrengung ans Werk gehen.
Es sind bereits mehr als 9000 Bauarbeiter eingesetzt, und in zwei Wochen werden es nicht weniger als 12 000 sein; nicht gerechnet hierin die Hilfe durch Eltern und Bürger generell.
Da Juli und August die Ferienmonate sind, in denen kein Unterricht erteilt wird, wird an den jeweiligen Schulen Tag und Nacht gearbeitet werden; speziell bei den Objekten, die einen stärkeren Einsatz erfordern. Sämtliche Maßnahmen sind vorgesehen und bereits getroffen.
Wie bei den letzten großen Demonstrationen und dem gigantischen Marsch überall im Land am 12. Juni werden auch hier Wasser und Regengüsse – wie stark sie auch sein mögen – nicht verhindern, daß wir unser Ziel erreichen. In dieser Endphase des Programms werden in fast all jenen Schulen die Innenarbeiten unter Dach ausgeführt, wodurch der Regen weniger noch schadet.
Wir werden uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen und mit aller Sicherheit unsere Ziele erreichen, wenn wir so vorgehen, wie es zu sein hat und einschließlich auf einen Hurrikan in diesen beiden Monaten vorbereitet sind – sollte uns einer den Weg versperren wollen.
Im September werden wir einen der größten Siege zugunsten unserer wunderbaren Kinder feiern. Es ist dies nur ein Stück in unseren anspruchsvollen Plänen, in den Bereichen Bildung und Kultur, ohne die keine Gesellschaft wirklich unabhängig, demokratisch und frei sein kann, den ersten Platz auf der Welt einzunehmen.
Es lebe der Sozialismus!
Vaterland oder Tod!
Wir werden siegen!
Hier finden Sie chronologisch sortiert Reden und Schriften des kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro Ruz
Samstag, 29. Juni 2002
Mittwoch, 26. Juni 2002
Fidel Castro Ruz in der ausserordentlichen Tagung der Nationalversammlung der Volksmacht
Ansprache des Präsidenten der Republik Kuba Fidel Castro Ruz, in der ausserordentlichen Tagung der Nationalversammlung der Volksmacht (asamblea nacional del poder popular). im palacio de las convenciones, am 26. juni 2002.
Genossinnen und Genossen!
Es ist alles gesagt und das viel besser, als ich es sagen kann. Eine Zusammenfassung und die Erwägung einiger Gesichtspunkte ist das einzige was ich tun kann.
In den Tagen, als er von seinem Amt Besitz ergriff, wollten wir keine rhetorischen Auseinandersetzungen mit dem neuen Präsident der Vereinigten Staaten. Obwohl wir nicht die geringsten Zweifel über seine Politik in Bezug auf Kuba hegten, sahen wir keinen Nutzen darin, den ersten Stein zu werfen. Wir würden geduldig sein.
Eine Gruppe der Ultrarechten hatte in den Vereinigten Staaten die Macht ergriffen, und wir wußten von ihren Abmachungen und Kompromissen, die sie noch vor den Wahlen mit den Mafia-Gruppen von Miami eingegangen waren, um die kubanische Revolution zu beseitigen, und welche meine eigene physische Beseitigung nicht ausschlossen. Der Zufall fügte den eigentümlichen Umstand hinzu, daß jene, mittels Wahlbetrug, die Wahl von Bush zum Präsidenten entschieden.
In der ersten Etappe fanden die gewöhnlichen antikubanischen Manöver in Genf statt. Nichts Neues, nur daß die Druckmethoden gegen die Delegationen bei der Kommission für Menschenrechte brutaler als gewöhnlich waren.
Es war fast ein erstes Jahr ohne spezielle Neuigkeit vergangen: Die traditionellen rhetorischen Attacken gegen Kuba, die Versammlung des ALCA in Quebec und die ungeschickte Bezugnahme seitens des Herrn Bush bei diesem Ereignis auf das Ideengut von Martí, welche eine Flut von Briefen der kubanischen Kinder und Jugendlichen hervorrief, wo diese dem Präsidenten der Vereinigten Staaten mit der höchstmöglichen Höflichkeit erläutern, wer unser Apostel und Nationalheld war und wie er dachte. das waren die herausragendsten Tatsachen in den bilateralen Beziehungen.
Im internationalen Bereich setzten die Entscheidung für einen nuklearen Raketenabwehrgürtel, die Mißachtung der in Kyoto eingegangenen Verpflichtungen und die Verkündung hoher militärischer Ausgaben zur Entwicklung neuer und spitzfindiger Waffen als nicht einmal mehr der kalte Krieg existierte, frühzeitige Zeichen über die Denkweise, den Stil und die Methoden der neuen Verwaltung der hegemonischen Supermacht.
Die internationale Wirtschaft begann überall beunruhigende Symptome zu zeigen: Alle Kennziffern und Prognosen verwandelten sich in pessimistische. Die Welt trat in eine ungewisse und bestürzende Rezession ein. Die Grunderzeugnisse, von denen die überaus große Mehrheit der Nationen der Dritten Welt leben, waren auf einem Tiefstand, während die neoliberale Globalisierung, die erzwungene Privatisierung, die Auslandsverschuldung und die Ölpreise ihr Zenit erreichten.
Innerhalb dieser Umstände ereignen sich die tragischen, absurden und nicht zu rechtfertigenden Tatsachen des 11. September. Die Welt unterstützte einstimmig und solidarisch das Volk der Vereinigten Staaten. Unabhängig von den Fehlern und Unstimmigkeiten der Außenpolitik der Verwaltungen dieses Landes, gab es keinen, der nicht von dem scheußlichen Blutbad an Tausenden von unschuldigen Amerikanern, von dort Geborenen oder aus den verschiedensten Ländern Abstammenden erschüttert worden war.
Es war die Stunde der Gewissensprüfung und nicht die des Schürens, Multiplizierens und Kapitalisierens des absurden während ganzen Jahrzehnten akkumulierten Hasses. Die übermächtige Nation müßte gleichmütig sein; der Rest der Welt hatte die Pflicht mutig zu sein. Ersteres hing von ihren Leadern ab; das zweite, von einem elementaren gesunden Menschenverstand und Anstand. Solche Tugenden sind nicht häufig. es geschah weder das eine, noch das andere. Der Mächtigste verfügte am 20. September, 9 Tage nach dem verwerflichen Terrorakt, einen Weltstaatsstreich, in dem er in Kriegsstimmung erklärte, daß alle Länder wählen müßten zwischen entweder seine Verbündete zu sein, oder seine Feinde. Die Vereinten Nationen verloren die geringe Autorität, die ihnen eine fehlerhafte Satzung zugestand, durch ein Verfahren, das antidemokratischer nicht sein kann: das Vetorecht. Die anderen Staaten, um die 184, die sich normalerweise damit beschäftigen Vereinbarungen, fast immer erhabener Natur, abzustimmen, die aber niemals ausgeführt werden, haben dieses Mal selbst das Stimmrecht verloren.
Seitdem hört man nur den schreienden Lärm der Irrationalität, der Drohungen und der Waffen.
Die Wirtschaftskrisen, mit ihren Folgen von Armut und Hunger, multiplizieren sich; der Egoismus wächst, die Solidarität wird schwächer; die Krankheiten, manchmal selbst schlimmer als die Kriege, bedrohen gänzliche Regionen mit dem Aussterben. Die Wirtschaftswissenschaften stehen vor Problemen, die sie sich nie vorgestellt hätten, und sind an Konzepte und Kategorien wie an einen schweren Ballast angebunden, die sie in ein Meer der Ungewißheit und Impotenz versenken. Das haben sie in den großen und anerkannten Universitäten eines Wirtschafts- und sozialen Systems gelernt, welches heute ein anachronistisches Weltimperium geworden ist. Die Politik hat aufgehört, die Illusion einer erhabenen und nützlichen Kunst zu sein, mit der sie immer träumte sich zu rechtfertigen, um sich in eine banale und entwürdigende Unterhaltung zu verwandeln. Das ist eine große Tragödie, aber nicht unlösbar. Die eigene Unhaltbarkeit des Systems wird die Menschheit dazu bringen, Lösungen zu suchen.
Stellen wir wieder beide Füße auf die Erde, in dem begrenzten Raum unseres Planeten, wo sich unser Land befindet, wir Kubaner haben das Recht, die bescheidene Freiheit der erfüllten Pflicht zu genießen. Wir sind das Ergebnis von großen Ereignissen und historischer Strömungen, die während vieler Jahrhunderte stattfanden. Koloniale und Sklavenhaltergesellschaft, mit starken Gefühlen für die Annexion und gegen die Unabhängigkeit in den reichsten Schichten der Einheimischen bis vor ein bißchen mehr als einem Jahrhundert; titanischer Kampf des wachsenden patriotischen Sektors während 30 Jahren, schon in der Nähe ihrer Ziele; die mit Zähigkeit und Heldentum seiner besten Söhne geschmiedete Nation interveniert durch Truppen der Vereinigten Staaten, verraten und verkauft, hin und her getragen von unendlich größeren Kräften, sehen wir uns heute, ein kleines Land, unabhängig und vollkommen frei, erhaben vor der stärksten imperialen Macht, die je existierte und die gar nicht dem Frieden zugeneigt ist und nicht die Rechte der Völker respektiert.
So ein einzigartiger Fall war in keinem Buch beschrieben. Vom tiefen Abgrund der Vergangenheit waren die Ideen, die Gefühle und die Kräfte hervorgequollen, die uns bis hierher gebracht haben, uns hier erhalten und erhalten werden.
Nach dem beschämenden Manöver in Genf, wo die Regierung der Vereinigten Staaten nach brutalem Druck einen knappen Pyrrhussieg erreichte, tauchen im vergangenen Mai gefährliche Tatsachen auf: Am 6. beschuldigt uns die Regierung der Vereinigten Staaten Forschungen zu biologischen Waffen durchzuführen; am 20., die Reden Bush in Washington und Miami; am 21. wird der Einschluß Kubas in die Liste der Länder, die den Terrorismus begünstigen, wiederholt; am 1.Juni, die ungewöhnlichen Urteilsfällungen von Bush in West Point.
Am 20. Mai widmete der Präsident der Vereinigten Staaten einen ganzen Tag Kuba und seiner Revolution! Was für eine große Ehre! Er erinnert sich unser, dann existieren wir!
Ich weiß nicht, wann der Präsident der Vereinigten Staaten seine Reden schreibt, wann er einen seiner intimen Berater mit dieser Arbeit beauftragt, oder ob sie ein Hybrid beider Sachen sind. Unter egal welchen dieser Umstände sind gewöhnlich die Arroganz, die Demagogie und die Lüge untrennbare Begleiter solcher Reden. An diesem Tag hielt er zwei: eine im Weißen Haus und die andere in Miami. Er zeigte sich verächtlich, beleidigend und wenig respektvoll dem Gegner gegenüber. das Wichtigste waren nicht die Beleidigungen und Beschimpfungen. Diejenigen, denen die Argumente fehlen, haben keine anderen Waffen, als die Lüge und die Adjektive. Was als wesentlich angesehen werden soll, sind ihre makabren Absichten, ihre wahnwitzigen Pläne und ihre Illusionen.
Ein Beispiel für unfaßliche Falschheit und Respektlosigkeit gegenüber der internationalen öffentlichen Meinung fand statt, als der Herr Bush in seiner Rede im Weißen Haus ruhig behauptete, daß die Vereinigten Staaten und ihre Alliierten und Freunde die Freiheit in Ländern wie Südafrika erreichten.
Die ganze Welt weiß, und die neuen Generationen müssen es erfahren, daß es in Cuito Cuanavale und im Südosten von Angola war, wo das Ende des Apartheid entschieden wurde, mit der Teilnahme von mehr als Vierzigtausend kubanischen Kämpfern an dieser Front an der Seite der angolanischen und namibischen Soldaten. Die Verwaltungen der Vereinigten Staaten haben Savimbi aufgerüstet, der Millionen von Minen säte und Hunderttausende von Zivilen ermordete. Sie haben komplizenhaft darüber geschwiegen, daß Südafrika sieben Nuklearwaffen besaß, mit der Idee, daß diese gegen die kubanischen Truppen verwendet würden.
Bush verwechselt seine Wünsche mit den seltsamsten Phantasien.
„Vor 100 Jahren,“ sagte er in Miami, „erklärte das stolze Volk von Kuba seine Unabhängigkeit und brachte Kuba auf den Weg der Demokratie. Wir sind heute hier, um diesen wichtigen Jahrestag zu feiern.“
Für ihn existierte der Platt-Zusatz nicht, der Betrug, der Verrat, das Recht zu intervenieren, die Beleidigung der Souveränität von Kuba, die dieser darstellte. Es existierte nicht einmal die Geschichte.
Er spricht von einem Peter Pan, heute einer seiner Minister. Und er sagte nicht, daß in jener monströsen Operation, die jenen Namen trug, organisiert von den Autoritäten der Vereinigten Staaten auf der Grundlage einer zynischen und abstoßenden Lüge, Vierzehntausend kubanische Kinder heimlich aus dem Land geschleust wurden.
Sofort greift er zur melodramatischen Geschichte eines kubanischen Jungen, der 1995, als er zehn Jahre alt war, in den Vereinigten Staaten ankam, der in einigen Wochen die Senior High School von Miami abschließen und der erste dieser Bildungsstätte sein würde, der in die Universität Harvard eintreten würde. Er hatte nicht und konnte auch nicht die minimal notwendige Ehrlichkeit besitzen, anzuerkennen, daß nur ein Kind aus Kuba kommend- einziges Land der Hemisphäre, wo ab der Vorschule alle eingeschult sind und hundert Prozent der Kinder die sechste Klasse mit den doppelten Durchschnittskenntnissen in Sprache und Mathematik abschließen, wie es die UNESCO bezeugt- mit einigen wenigen anschließenden Studienjahren in Harvard eintreten kann. Es ging nicht um einen in einer öffentlichen Schule erzogenen Einwanderer des Restes von Lateinamerika, auch nicht um einen indianischen oder schwarzen Nordamerikaner.
Unmittelbar ergänzt er, daß in Kuba niemand etwas zugute gekommen ist, „weder den Werktätigen, noch den Bauern oder den kubanischen Familien, nur Elend und Isolierung.“
Er versucht nicht einmal zu erklären, warum denn dann vier Jahrzehnte von Aggressionen, Terrorismus, Blockade und Wirtschaftskrieg seitens der Vereinigten Staaten. Um jenen entgegenzutreten waren eine große Dosis von Bewußtsein, Politik, Kultur, Heldentum und Unterstützung des Volkes notwendig, sie haben jedoch überhaupt nicht jene Revolution, die nichts für das Volk getan hat, zerstören oder schwächen können.
Der Herr Bush fügt hinzu, unter anderen Oberflächlichkeiten, daß, als alle Nationen der Hemisphäre den Weg zur Demokratie gewählt haben, ich den „des Gefängnisses, der Folter und des Exils für die Kubaner ausgewählt habe, die sagen, was sie denken.“ Diese verleumderische Referenz über die Anwendung der Folter in unserem Land macht genau das Oberhaupt jenes Staates, der in Spezialschulen Zehntausende von Lateinamerikanern ausbildete, die in fast allen Ländern unserer Hemisphäre verantwortlich für Hunderttausende von Gefolterten, Verschleppten und Toten waren. Unser Sicherheitspersonal hat nie Unterricht von solch geübten Meistern erhalten. Wenn der Herr Bush in der Lage wäre, einen einzigen Fall von Folter in Kuba in den mehr als vier Jahrzehnten der Revolution zu beweisen, wären wir bereit, eine Goldskulptur zu errichten, selbst wenn wir dafür die Kollektion unseres Numismatikmuseums einschmelzen müßten, um sein Andenken zu ehren, als einer der weniger Lügenhaften aller Lügenhaften der Welt.
Die unser Vaterland und seine lange und unheilvolle Geschichte von Grund auf kennen, wissen, daß die ethischen Prinzipien der Revolution, etwas was ihre außerordentliche Kraft und Widerstandskraft erklärt, ganz und gar nicht die Prinzipien des Herrn Bush sind.
In den ungehörigen Reden, die er am 20. Mai hielt, kündigte er an:
„Meine Administration wird auch daran arbeiten, Wege zur Modernisierung der `Martí´- Radio- und Fernsehsender suchen.“
Wie man ersehen kann, während Kuba jeden Tag mehr Stunden im Fernsehen den Schul- und Universität-für-Alle-Programmen widmet und Ressourcen für die Erweiterung eines Erziehungskanals auf das ganze Land investiert, der wachsendes Prestige und Unterstützung im Volk gewinnt, verspricht die Regierung der Vereinigten Staaten, ganz abgesehen von der Beleidigung, den Namen unserer heiligsten historischen Figur zu verwenden, mehr Geld in die Modernisierung von Radio- und Fernsehsendern zu investieren, um unsere Kultur anzugreifen und Desinformation, Lügen, Gift und Subversion in unserem Land zu säen.
In einem Anflug der phantasierend erscheinen würde, erklärt er sich sprachlos, da er gelesen habe- ohne daß jemand wüßte, wo er es las- daß in dieser modernen Ära das kubanische Regime den öffentlichen Verkauf von Komputern verbietet. Er behandelt uns, als wären wir ein entwickeltes und reiches Land. Niemand ist es in den Sinn gekommen, ihm zu sagen, daß dennoch Kuba in diesem Moment das einzige Land dieser Hemisphäre ist, möglicherweise die Vereinigten Staaten eingeschlossen, wo hundert Prozent der Schulen und Lehranstalten, beginnend bei der Vorschule bis zum letzten Jahr der Universität, Computerlabors und -lehrer zur Verfügung haben, trotz der eisernen und grausamen wirtschaftlichen und technologischen Blockade, die unserem Volk auferlegt wurde, um ihm jeglichen Fortschritt auf jeglichem Gebiet unmöglich zu machen.
Der Herr Bush könnte berechtigt sprachlos werden, ,wenn er in der Lage wäre zu glauben, daß unser Land heute möglicherweise das einzige des Planeten ist, das um eine allgemeine integrale Kultur kämpft, wo derjenige, der nur die Kenntnisse einer Universitätskarriere besitzt, in nur wenigen Jahren als funktioneller Analphabet angesehen werden wird. Dann werden wir mit den Bürgern der Vereinigten Staaten und anderer entwickelter Länder nicht nur in den Kommunikationsmöglichkeiten in mehreren Sprachen per Internet, sondern auch in Erziehungs- und Kulturniveau wetteifern können. Es wäre besser, er würde die Kinder und Jugendlichen seines Landes auf diese nicht ferne Zukunft vorbereiten, und besonders sie vor dem zerstörenden und entfremdenden Effekt der Kommerziellen und Konsumpublizität schützen.
Noch etwas schamhaftes und unzulässiges: Der Herr Bush versicherte, daß „wenn Kuba beginnt, wichtige grundlegende auf den Markt orientierte Reformen anzunehmen“- das heißt, auf den Kapitalismus orientierte, -„dann und nur dann würde er mit dem Kongreß der Vereinigten Staaten daran arbeiten, die Einschränkungen in Bezug auf die Reisen und den Handel zwischen unseren beiden Ländern zu flexibilisieren.“
„Wir werden weiterhin die nordamerikanische Finanzierung der kubanischen Einkäufe von nordamerikanischen landwirtschaftlichen Produkten verbieten, weil das nichts anderes als ein Programm verkleideter, ausländischer Hilfe sein würde, das nur dem aktuellen Regimen Nutzen bringen würde.“
„Wenn der Herr Castro unser Angebot abschlägt, würde er seine Parteigänger auf Kosten seines Volkes beschützen und am Ende wird er, trotz aller dieser Unterdrückungsinstrumente, sich vor seinem Volk verantworten müssen.“ Das ist genau das, was ich tue, Herr Bush: mich vor dem Volk verantworten, Rechenschaft über mein Leben und meine revolutionäres Betragen abzulegen, um gemeinsam mit ihm die Antwort zu erarbeiten, die wir auf die Forderungen und Drohungen, die sie einem Volk mit der Ehre und Würde eines Volkes wie dem kubanischen nicht hätten stellen sollen und nicht das Recht haben zu stellen.
Mit unschuldiger und anmaßender Verwegenheit, erklärt der Herr Bush, daß „er Stipendien an kubanische Studenten und Fachleute, die versuchen, unabhängige zivile Institutionen innerhalb Kubas zu schaffen, und an die Angehörigen von politischen Gefangenen verleihen wird.“
In Kuba genießen unsere Heranwachsenden und Jugendlichen fast eine halbe Million von Stipendien für alle Arten von Schulbildung. Diese Stipendien werden nach akademischer Leistung oder nach den Bedürfnissen unserer Studenten vergeben, je nachdem, um welche Einrichtungen es sich handelt. Keiner der Kinder oder Jugendlichen wird diskriminiert. Die Idee, daß so etwas aus politischen Gründen gemacht werden könnte, ist beleidigend und unzulässig.
Der Herr Bush bietet Stipendien an, die das Land absolut nicht braucht, und er tut das mit anderer Zielstellung. Er darf sich nicht der Vorstellung hingeben, daß wir zu einem Plan beitragen werden, der etwas Ähnliches wie die School of the Americas schaffen will, um umstürzlerische und Destabilisierungs-Agenten im Dienste seiner imperialen Einmischungspläne zu formen.
In Kuba werden jedes Jahr, zusätzlich, Tausende von Stipendien an junge Ausländer verliehen und wir diskriminieren niemand aus etnischen oder ideologischen Gründen. Es wäre besser, der Herr Bush würde diese Stipendien jungen Schwarzen, Indianern oder lateinamerikanischen Ursprungs in den Vereinigten Staaten gewähren, die nicht studieren können.
Die Regierung der Vereinigten Staaten begeht gleichfalls einen Fehler, wenn sie im voraus damit rechnet, daß jene Bürger straflos ausgehen, die im Sold einer ausländischen Macht stehen – ein Delikt, für das die US-amerikanischen Gesetze harte Strafen vorsehen – oder wenn sie meint, daß jene, die, in welcher Tarnung auch immer, Kuba zum Zwecke des Transports von Mitteln und der offenen Verschwörung gegen die Revolution besuchen, Erleichterungen erfahren werden oder daß die Mitarbeiter ihrer Interessenvertretung ein Recht haben, unter dem Vorwand der Prüfung der Lage der nach Kuba zurückgeführten illegalen Emigranten über Land zu fahren und nach Gutdünken Netze zu organisieren und Verschwörungen anzuzetteln und dabei die Verhaltensnormen von Diplomaten verletzen. Wir sind nicht bereit, weder Verletzungen unserer Souveränität noch demütigende Mißachtung der für Diplomaten geltenden Verhaltensnormen zu gestatten. Ebenfalls unzulässig ist Warenschmuggel im Diplomatengepäck. Es wird der Regierung der Vereinigten Staaten zuzuschreiben sein, sollte die Fortsetzung dieser Praktiken zur Aufhebung des Migrationsabkommens, ja einschließlich zur Schließung der Interessenvertretung in Havanna führen. Wir wünschen es nicht, denn es wäre dieser ein bedauerlicher Schritt zurück in den wenigen Aspekten der Beziehungen zwischen beiden Ländern, bei denen man vorangekommen ist.
Doch wir sind bereit, auf alles Mögliche, ja sogar auf das Leben zu verzichten, nur nicht auf die Würde und die Souveränität unseres Landes. Wir sind es nicht, die wir die Vereinigten Staaten angreifen, anfeinden und blockieren. Wir verlangen von ihnen nicht, ihre Verfassung und ihr Wirtschafts- und politisches System zu ändern. Wir respektieren strikt die Rechte der anderen Staaten. Die unseren sind also ebenfalls zu respektieren.
Beweise für einen ehrlichen Geist der Kooperation in Fragen gemeinsamen Interesses haben wir mehr als genug geliefert. Von uns sind drei Projekte für bilaterale Vereinbarungen zur Bekämpfung des Drogenhandels, des Menschenschmuggels und des Terrorismus ausgegangen.
Noch ein Beispiel: Angesichts der illegalen Nutzung des Militärstützpunktes Guantánamo als Gefangenenlager für ausländische Gefangene trafen wir die entsprechenden Maßnahmen und schufen Erleichterungen in diesem unebenen und bergigen Gelände, um Unfälle sowohl unter dem US-amerikanischen Militärpersonal als auch unter den Gefangenen zu vermeiden.
In seiner Rede spricht Herr Bush von politischen Gefangenen in Kuba, erwähnt jedoch mit keinem Wort die kubanischen Helden, die Gefangene des Imperiums sind und in den Vereinigten Staaten zu Unrecht zu Dutzenden Jahren Haft und einige zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurden. So reden sie von Spionen dort und von politischen Gefangenen hier. Wir sprechen von politischen Gefangenen dort und von konterrevolutionären Gefangenen und Spionen hier.
Zum Schluß noch ein Punkt, den wir nicht übergehen dürfen: die Diffamierung und grobe Beleidigung, als er in Miami behauptete, der Handel mit Kuba bewirke nichts anderes als das Füllen der Taschen von Castro und seiner Anhänger.
Herr Bush, ich bin den korrupten Figuren, die Sie in der Welt mit Ihrer Freundschaft beehren, absolut nicht ähnlich; oder jenen, die nach kapitalistischen und neoliberalen Rezepten den Staat konfiszierten und Hunderte Milliarden Dollar ins Ausland schafften, wovon ein großer Teil von renommierten und einflußreichen US-amerikanischen Banken gewaschen wurde. Sie, der Sie als Millionär und Sohn eines Millionärs an den hohen Vermögensbeträgen so eng verbunden sind, werden vielleicht niemals begreifen können, daß es Menschen gibt, die unbestechlich sind und denen das Geld gleichgültig ist.
Ich bin nicht vollkommen arm geboren. Mein Vater besaß Tausende Hektar Land. Mit dem Sieg der Revolution wurde dieser Boden den Arbeitern und Bauern übergeben. Ich habe die Ehre, sagen zu dürfen, daß ich nicht einen einzigen Dollar weder besitze noch einnehme. Mein gesamtes Vermögen, Herr Bush, hat in der Tasche Ihres Hemdes Platz. Sollte ich diese eines Tages benötigen, um mein Vermögen an einem gut geschützten Ort vor Präventiv- und Überraschungsüberfällen zu bewahren, dann würde ich Sie darum bitten; und sollte es umfangreich sein, dann spende ich es im voraus als Mietzahlung.
Es ist schon sonderbar zu sehen, wie in der Rede von Präsident Bush am 20. Mai, die er am gleichen Tag zweimal hielt, ein subtiler Unterschied enthalten ist. In der Rede im Weißen Haus wird weder das Wort Folter noch der plumpe Satz über die Taschen Castros und seiner Parteigänger erwähnt. Diese Worte fügte er im James L. Knight Center zum vollen Vergnügen seiner Spezis in Miami ein, der gleichen, die nach der Rückführung von Elián zu seinen Angehörigen nach Hause wutentbrannt die US-amerikanischen Fahnen mit Füßen traten und anzündeten. So etwas hat es in Kuba seit dem Sieg der Revolution nie gegeben.
Auf Ihre Rede in West Point nahm ich bereits in Santiago de Cuba Bezug. Es sind heute nicht wenige auf der Welt, einschließlich in Ihrem eigenen Lande, die die Besorgnis hinsichtlich der Philosophie teilen, die Sie dort zum Ausdruck brachten. Ich werde dem hier nichts hinzufügen. Mir bleibt lediglich das Vergnügen, Ihnen mitzuteilen, daß Sie mit Ihren Drohungen eines schnellen Überraschungsangriffes hier in diesem dunklen Winkel der Welt niemandem Furcht einjagen.
Alle unsere Frauen und Männer leben den Countdown. Seit langem widmen wir unserer Sache jede Minute unseres Lebens.
Sie, Herr Bush, verlieren an Autorität. Theoretisch haben Sie die Macht, über einen großen Teil der Welt den Tod zu verhängen; doch Sie können dies nicht allein tun. Um die übrige Welt zu töten, benötigen Sie die Hilfe vieler. Unter den militärischen und zivilen Befehlshabern in den Machtstrukturen Ihres Landes gibt es viele fähige und gebildete Personen. Bei ihnen ist ein Befehl nicht ausreichend. Sie müssen überzeugt werden, und man wird dies immer weniger erreichen in dem Maße wie Ihre politischen Berater ohne militärische, ja nicht einmal politische Fähigkeit und Erfahrung einen Fehler nach dem anderen begehen. Schaurige Lügen und gelegentliche Erfindungen reichen nicht aus, um Präventiv- und Überraschungsattacken gegen eines der 60 oder noch mehr Länder, gegen mehrere oder gegen alle zu starten.
Auch leben in Ihrem Land Millionen Wissenschaftler, Intellektuelle, Berufskader der unterschiedlichsten Disziplinen, die gut zu unterscheiden wissen zwischen dem Guten und dem Bösen, denen die Historie und die schrecklichen Realitäten der Welt von heute bekannt sind, die eine Meinung haben und Meinungen formen. Auch der Rest der Welt vergißt nicht so leicht die Tragödien, zu denen die von Ihnen vertretenen Ideen und Konzeptionen führen können.
Das sagt Ihnen ohne Sie persönlich kränken oder beleidigen zu wollen jemand, der lediglich die bescheidene Fähigkeit der kalten Überlegung besitzt und für den es, ebenso wie für ein ganzes mutiges und heldenhaftes Volk, seit langer Zeit das Bewußtsein der Furcht nicht mehr gibt.
Es lebe der Sozialismus!
Genossinnen und Genossen!
Es ist alles gesagt und das viel besser, als ich es sagen kann. Eine Zusammenfassung und die Erwägung einiger Gesichtspunkte ist das einzige was ich tun kann.
In den Tagen, als er von seinem Amt Besitz ergriff, wollten wir keine rhetorischen Auseinandersetzungen mit dem neuen Präsident der Vereinigten Staaten. Obwohl wir nicht die geringsten Zweifel über seine Politik in Bezug auf Kuba hegten, sahen wir keinen Nutzen darin, den ersten Stein zu werfen. Wir würden geduldig sein.
Eine Gruppe der Ultrarechten hatte in den Vereinigten Staaten die Macht ergriffen, und wir wußten von ihren Abmachungen und Kompromissen, die sie noch vor den Wahlen mit den Mafia-Gruppen von Miami eingegangen waren, um die kubanische Revolution zu beseitigen, und welche meine eigene physische Beseitigung nicht ausschlossen. Der Zufall fügte den eigentümlichen Umstand hinzu, daß jene, mittels Wahlbetrug, die Wahl von Bush zum Präsidenten entschieden.
In der ersten Etappe fanden die gewöhnlichen antikubanischen Manöver in Genf statt. Nichts Neues, nur daß die Druckmethoden gegen die Delegationen bei der Kommission für Menschenrechte brutaler als gewöhnlich waren.
Es war fast ein erstes Jahr ohne spezielle Neuigkeit vergangen: Die traditionellen rhetorischen Attacken gegen Kuba, die Versammlung des ALCA in Quebec und die ungeschickte Bezugnahme seitens des Herrn Bush bei diesem Ereignis auf das Ideengut von Martí, welche eine Flut von Briefen der kubanischen Kinder und Jugendlichen hervorrief, wo diese dem Präsidenten der Vereinigten Staaten mit der höchstmöglichen Höflichkeit erläutern, wer unser Apostel und Nationalheld war und wie er dachte. das waren die herausragendsten Tatsachen in den bilateralen Beziehungen.
Im internationalen Bereich setzten die Entscheidung für einen nuklearen Raketenabwehrgürtel, die Mißachtung der in Kyoto eingegangenen Verpflichtungen und die Verkündung hoher militärischer Ausgaben zur Entwicklung neuer und spitzfindiger Waffen als nicht einmal mehr der kalte Krieg existierte, frühzeitige Zeichen über die Denkweise, den Stil und die Methoden der neuen Verwaltung der hegemonischen Supermacht.
Die internationale Wirtschaft begann überall beunruhigende Symptome zu zeigen: Alle Kennziffern und Prognosen verwandelten sich in pessimistische. Die Welt trat in eine ungewisse und bestürzende Rezession ein. Die Grunderzeugnisse, von denen die überaus große Mehrheit der Nationen der Dritten Welt leben, waren auf einem Tiefstand, während die neoliberale Globalisierung, die erzwungene Privatisierung, die Auslandsverschuldung und die Ölpreise ihr Zenit erreichten.
Innerhalb dieser Umstände ereignen sich die tragischen, absurden und nicht zu rechtfertigenden Tatsachen des 11. September. Die Welt unterstützte einstimmig und solidarisch das Volk der Vereinigten Staaten. Unabhängig von den Fehlern und Unstimmigkeiten der Außenpolitik der Verwaltungen dieses Landes, gab es keinen, der nicht von dem scheußlichen Blutbad an Tausenden von unschuldigen Amerikanern, von dort Geborenen oder aus den verschiedensten Ländern Abstammenden erschüttert worden war.
Es war die Stunde der Gewissensprüfung und nicht die des Schürens, Multiplizierens und Kapitalisierens des absurden während ganzen Jahrzehnten akkumulierten Hasses. Die übermächtige Nation müßte gleichmütig sein; der Rest der Welt hatte die Pflicht mutig zu sein. Ersteres hing von ihren Leadern ab; das zweite, von einem elementaren gesunden Menschenverstand und Anstand. Solche Tugenden sind nicht häufig. es geschah weder das eine, noch das andere. Der Mächtigste verfügte am 20. September, 9 Tage nach dem verwerflichen Terrorakt, einen Weltstaatsstreich, in dem er in Kriegsstimmung erklärte, daß alle Länder wählen müßten zwischen entweder seine Verbündete zu sein, oder seine Feinde. Die Vereinten Nationen verloren die geringe Autorität, die ihnen eine fehlerhafte Satzung zugestand, durch ein Verfahren, das antidemokratischer nicht sein kann: das Vetorecht. Die anderen Staaten, um die 184, die sich normalerweise damit beschäftigen Vereinbarungen, fast immer erhabener Natur, abzustimmen, die aber niemals ausgeführt werden, haben dieses Mal selbst das Stimmrecht verloren.
Seitdem hört man nur den schreienden Lärm der Irrationalität, der Drohungen und der Waffen.
Die Wirtschaftskrisen, mit ihren Folgen von Armut und Hunger, multiplizieren sich; der Egoismus wächst, die Solidarität wird schwächer; die Krankheiten, manchmal selbst schlimmer als die Kriege, bedrohen gänzliche Regionen mit dem Aussterben. Die Wirtschaftswissenschaften stehen vor Problemen, die sie sich nie vorgestellt hätten, und sind an Konzepte und Kategorien wie an einen schweren Ballast angebunden, die sie in ein Meer der Ungewißheit und Impotenz versenken. Das haben sie in den großen und anerkannten Universitäten eines Wirtschafts- und sozialen Systems gelernt, welches heute ein anachronistisches Weltimperium geworden ist. Die Politik hat aufgehört, die Illusion einer erhabenen und nützlichen Kunst zu sein, mit der sie immer träumte sich zu rechtfertigen, um sich in eine banale und entwürdigende Unterhaltung zu verwandeln. Das ist eine große Tragödie, aber nicht unlösbar. Die eigene Unhaltbarkeit des Systems wird die Menschheit dazu bringen, Lösungen zu suchen.
Stellen wir wieder beide Füße auf die Erde, in dem begrenzten Raum unseres Planeten, wo sich unser Land befindet, wir Kubaner haben das Recht, die bescheidene Freiheit der erfüllten Pflicht zu genießen. Wir sind das Ergebnis von großen Ereignissen und historischer Strömungen, die während vieler Jahrhunderte stattfanden. Koloniale und Sklavenhaltergesellschaft, mit starken Gefühlen für die Annexion und gegen die Unabhängigkeit in den reichsten Schichten der Einheimischen bis vor ein bißchen mehr als einem Jahrhundert; titanischer Kampf des wachsenden patriotischen Sektors während 30 Jahren, schon in der Nähe ihrer Ziele; die mit Zähigkeit und Heldentum seiner besten Söhne geschmiedete Nation interveniert durch Truppen der Vereinigten Staaten, verraten und verkauft, hin und her getragen von unendlich größeren Kräften, sehen wir uns heute, ein kleines Land, unabhängig und vollkommen frei, erhaben vor der stärksten imperialen Macht, die je existierte und die gar nicht dem Frieden zugeneigt ist und nicht die Rechte der Völker respektiert.
So ein einzigartiger Fall war in keinem Buch beschrieben. Vom tiefen Abgrund der Vergangenheit waren die Ideen, die Gefühle und die Kräfte hervorgequollen, die uns bis hierher gebracht haben, uns hier erhalten und erhalten werden.
Nach dem beschämenden Manöver in Genf, wo die Regierung der Vereinigten Staaten nach brutalem Druck einen knappen Pyrrhussieg erreichte, tauchen im vergangenen Mai gefährliche Tatsachen auf: Am 6. beschuldigt uns die Regierung der Vereinigten Staaten Forschungen zu biologischen Waffen durchzuführen; am 20., die Reden Bush in Washington und Miami; am 21. wird der Einschluß Kubas in die Liste der Länder, die den Terrorismus begünstigen, wiederholt; am 1.Juni, die ungewöhnlichen Urteilsfällungen von Bush in West Point.
Am 20. Mai widmete der Präsident der Vereinigten Staaten einen ganzen Tag Kuba und seiner Revolution! Was für eine große Ehre! Er erinnert sich unser, dann existieren wir!
Ich weiß nicht, wann der Präsident der Vereinigten Staaten seine Reden schreibt, wann er einen seiner intimen Berater mit dieser Arbeit beauftragt, oder ob sie ein Hybrid beider Sachen sind. Unter egal welchen dieser Umstände sind gewöhnlich die Arroganz, die Demagogie und die Lüge untrennbare Begleiter solcher Reden. An diesem Tag hielt er zwei: eine im Weißen Haus und die andere in Miami. Er zeigte sich verächtlich, beleidigend und wenig respektvoll dem Gegner gegenüber. das Wichtigste waren nicht die Beleidigungen und Beschimpfungen. Diejenigen, denen die Argumente fehlen, haben keine anderen Waffen, als die Lüge und die Adjektive. Was als wesentlich angesehen werden soll, sind ihre makabren Absichten, ihre wahnwitzigen Pläne und ihre Illusionen.
Ein Beispiel für unfaßliche Falschheit und Respektlosigkeit gegenüber der internationalen öffentlichen Meinung fand statt, als der Herr Bush in seiner Rede im Weißen Haus ruhig behauptete, daß die Vereinigten Staaten und ihre Alliierten und Freunde die Freiheit in Ländern wie Südafrika erreichten.
Die ganze Welt weiß, und die neuen Generationen müssen es erfahren, daß es in Cuito Cuanavale und im Südosten von Angola war, wo das Ende des Apartheid entschieden wurde, mit der Teilnahme von mehr als Vierzigtausend kubanischen Kämpfern an dieser Front an der Seite der angolanischen und namibischen Soldaten. Die Verwaltungen der Vereinigten Staaten haben Savimbi aufgerüstet, der Millionen von Minen säte und Hunderttausende von Zivilen ermordete. Sie haben komplizenhaft darüber geschwiegen, daß Südafrika sieben Nuklearwaffen besaß, mit der Idee, daß diese gegen die kubanischen Truppen verwendet würden.
Bush verwechselt seine Wünsche mit den seltsamsten Phantasien.
„Vor 100 Jahren,“ sagte er in Miami, „erklärte das stolze Volk von Kuba seine Unabhängigkeit und brachte Kuba auf den Weg der Demokratie. Wir sind heute hier, um diesen wichtigen Jahrestag zu feiern.“
Für ihn existierte der Platt-Zusatz nicht, der Betrug, der Verrat, das Recht zu intervenieren, die Beleidigung der Souveränität von Kuba, die dieser darstellte. Es existierte nicht einmal die Geschichte.
Er spricht von einem Peter Pan, heute einer seiner Minister. Und er sagte nicht, daß in jener monströsen Operation, die jenen Namen trug, organisiert von den Autoritäten der Vereinigten Staaten auf der Grundlage einer zynischen und abstoßenden Lüge, Vierzehntausend kubanische Kinder heimlich aus dem Land geschleust wurden.
Sofort greift er zur melodramatischen Geschichte eines kubanischen Jungen, der 1995, als er zehn Jahre alt war, in den Vereinigten Staaten ankam, der in einigen Wochen die Senior High School von Miami abschließen und der erste dieser Bildungsstätte sein würde, der in die Universität Harvard eintreten würde. Er hatte nicht und konnte auch nicht die minimal notwendige Ehrlichkeit besitzen, anzuerkennen, daß nur ein Kind aus Kuba kommend- einziges Land der Hemisphäre, wo ab der Vorschule alle eingeschult sind und hundert Prozent der Kinder die sechste Klasse mit den doppelten Durchschnittskenntnissen in Sprache und Mathematik abschließen, wie es die UNESCO bezeugt- mit einigen wenigen anschließenden Studienjahren in Harvard eintreten kann. Es ging nicht um einen in einer öffentlichen Schule erzogenen Einwanderer des Restes von Lateinamerika, auch nicht um einen indianischen oder schwarzen Nordamerikaner.
Unmittelbar ergänzt er, daß in Kuba niemand etwas zugute gekommen ist, „weder den Werktätigen, noch den Bauern oder den kubanischen Familien, nur Elend und Isolierung.“
Er versucht nicht einmal zu erklären, warum denn dann vier Jahrzehnte von Aggressionen, Terrorismus, Blockade und Wirtschaftskrieg seitens der Vereinigten Staaten. Um jenen entgegenzutreten waren eine große Dosis von Bewußtsein, Politik, Kultur, Heldentum und Unterstützung des Volkes notwendig, sie haben jedoch überhaupt nicht jene Revolution, die nichts für das Volk getan hat, zerstören oder schwächen können.
Der Herr Bush fügt hinzu, unter anderen Oberflächlichkeiten, daß, als alle Nationen der Hemisphäre den Weg zur Demokratie gewählt haben, ich den „des Gefängnisses, der Folter und des Exils für die Kubaner ausgewählt habe, die sagen, was sie denken.“ Diese verleumderische Referenz über die Anwendung der Folter in unserem Land macht genau das Oberhaupt jenes Staates, der in Spezialschulen Zehntausende von Lateinamerikanern ausbildete, die in fast allen Ländern unserer Hemisphäre verantwortlich für Hunderttausende von Gefolterten, Verschleppten und Toten waren. Unser Sicherheitspersonal hat nie Unterricht von solch geübten Meistern erhalten. Wenn der Herr Bush in der Lage wäre, einen einzigen Fall von Folter in Kuba in den mehr als vier Jahrzehnten der Revolution zu beweisen, wären wir bereit, eine Goldskulptur zu errichten, selbst wenn wir dafür die Kollektion unseres Numismatikmuseums einschmelzen müßten, um sein Andenken zu ehren, als einer der weniger Lügenhaften aller Lügenhaften der Welt.
Die unser Vaterland und seine lange und unheilvolle Geschichte von Grund auf kennen, wissen, daß die ethischen Prinzipien der Revolution, etwas was ihre außerordentliche Kraft und Widerstandskraft erklärt, ganz und gar nicht die Prinzipien des Herrn Bush sind.
In den ungehörigen Reden, die er am 20. Mai hielt, kündigte er an:
„Meine Administration wird auch daran arbeiten, Wege zur Modernisierung der `Martí´- Radio- und Fernsehsender suchen.“
Wie man ersehen kann, während Kuba jeden Tag mehr Stunden im Fernsehen den Schul- und Universität-für-Alle-Programmen widmet und Ressourcen für die Erweiterung eines Erziehungskanals auf das ganze Land investiert, der wachsendes Prestige und Unterstützung im Volk gewinnt, verspricht die Regierung der Vereinigten Staaten, ganz abgesehen von der Beleidigung, den Namen unserer heiligsten historischen Figur zu verwenden, mehr Geld in die Modernisierung von Radio- und Fernsehsendern zu investieren, um unsere Kultur anzugreifen und Desinformation, Lügen, Gift und Subversion in unserem Land zu säen.
In einem Anflug der phantasierend erscheinen würde, erklärt er sich sprachlos, da er gelesen habe- ohne daß jemand wüßte, wo er es las- daß in dieser modernen Ära das kubanische Regime den öffentlichen Verkauf von Komputern verbietet. Er behandelt uns, als wären wir ein entwickeltes und reiches Land. Niemand ist es in den Sinn gekommen, ihm zu sagen, daß dennoch Kuba in diesem Moment das einzige Land dieser Hemisphäre ist, möglicherweise die Vereinigten Staaten eingeschlossen, wo hundert Prozent der Schulen und Lehranstalten, beginnend bei der Vorschule bis zum letzten Jahr der Universität, Computerlabors und -lehrer zur Verfügung haben, trotz der eisernen und grausamen wirtschaftlichen und technologischen Blockade, die unserem Volk auferlegt wurde, um ihm jeglichen Fortschritt auf jeglichem Gebiet unmöglich zu machen.
Der Herr Bush könnte berechtigt sprachlos werden, ,wenn er in der Lage wäre zu glauben, daß unser Land heute möglicherweise das einzige des Planeten ist, das um eine allgemeine integrale Kultur kämpft, wo derjenige, der nur die Kenntnisse einer Universitätskarriere besitzt, in nur wenigen Jahren als funktioneller Analphabet angesehen werden wird. Dann werden wir mit den Bürgern der Vereinigten Staaten und anderer entwickelter Länder nicht nur in den Kommunikationsmöglichkeiten in mehreren Sprachen per Internet, sondern auch in Erziehungs- und Kulturniveau wetteifern können. Es wäre besser, er würde die Kinder und Jugendlichen seines Landes auf diese nicht ferne Zukunft vorbereiten, und besonders sie vor dem zerstörenden und entfremdenden Effekt der Kommerziellen und Konsumpublizität schützen.
Noch etwas schamhaftes und unzulässiges: Der Herr Bush versicherte, daß „wenn Kuba beginnt, wichtige grundlegende auf den Markt orientierte Reformen anzunehmen“- das heißt, auf den Kapitalismus orientierte, -„dann und nur dann würde er mit dem Kongreß der Vereinigten Staaten daran arbeiten, die Einschränkungen in Bezug auf die Reisen und den Handel zwischen unseren beiden Ländern zu flexibilisieren.“
„Wir werden weiterhin die nordamerikanische Finanzierung der kubanischen Einkäufe von nordamerikanischen landwirtschaftlichen Produkten verbieten, weil das nichts anderes als ein Programm verkleideter, ausländischer Hilfe sein würde, das nur dem aktuellen Regimen Nutzen bringen würde.“
„Wenn der Herr Castro unser Angebot abschlägt, würde er seine Parteigänger auf Kosten seines Volkes beschützen und am Ende wird er, trotz aller dieser Unterdrückungsinstrumente, sich vor seinem Volk verantworten müssen.“ Das ist genau das, was ich tue, Herr Bush: mich vor dem Volk verantworten, Rechenschaft über mein Leben und meine revolutionäres Betragen abzulegen, um gemeinsam mit ihm die Antwort zu erarbeiten, die wir auf die Forderungen und Drohungen, die sie einem Volk mit der Ehre und Würde eines Volkes wie dem kubanischen nicht hätten stellen sollen und nicht das Recht haben zu stellen.
Mit unschuldiger und anmaßender Verwegenheit, erklärt der Herr Bush, daß „er Stipendien an kubanische Studenten und Fachleute, die versuchen, unabhängige zivile Institutionen innerhalb Kubas zu schaffen, und an die Angehörigen von politischen Gefangenen verleihen wird.“
In Kuba genießen unsere Heranwachsenden und Jugendlichen fast eine halbe Million von Stipendien für alle Arten von Schulbildung. Diese Stipendien werden nach akademischer Leistung oder nach den Bedürfnissen unserer Studenten vergeben, je nachdem, um welche Einrichtungen es sich handelt. Keiner der Kinder oder Jugendlichen wird diskriminiert. Die Idee, daß so etwas aus politischen Gründen gemacht werden könnte, ist beleidigend und unzulässig.
Der Herr Bush bietet Stipendien an, die das Land absolut nicht braucht, und er tut das mit anderer Zielstellung. Er darf sich nicht der Vorstellung hingeben, daß wir zu einem Plan beitragen werden, der etwas Ähnliches wie die School of the Americas schaffen will, um umstürzlerische und Destabilisierungs-Agenten im Dienste seiner imperialen Einmischungspläne zu formen.
In Kuba werden jedes Jahr, zusätzlich, Tausende von Stipendien an junge Ausländer verliehen und wir diskriminieren niemand aus etnischen oder ideologischen Gründen. Es wäre besser, der Herr Bush würde diese Stipendien jungen Schwarzen, Indianern oder lateinamerikanischen Ursprungs in den Vereinigten Staaten gewähren, die nicht studieren können.
Die Regierung der Vereinigten Staaten begeht gleichfalls einen Fehler, wenn sie im voraus damit rechnet, daß jene Bürger straflos ausgehen, die im Sold einer ausländischen Macht stehen – ein Delikt, für das die US-amerikanischen Gesetze harte Strafen vorsehen – oder wenn sie meint, daß jene, die, in welcher Tarnung auch immer, Kuba zum Zwecke des Transports von Mitteln und der offenen Verschwörung gegen die Revolution besuchen, Erleichterungen erfahren werden oder daß die Mitarbeiter ihrer Interessenvertretung ein Recht haben, unter dem Vorwand der Prüfung der Lage der nach Kuba zurückgeführten illegalen Emigranten über Land zu fahren und nach Gutdünken Netze zu organisieren und Verschwörungen anzuzetteln und dabei die Verhaltensnormen von Diplomaten verletzen. Wir sind nicht bereit, weder Verletzungen unserer Souveränität noch demütigende Mißachtung der für Diplomaten geltenden Verhaltensnormen zu gestatten. Ebenfalls unzulässig ist Warenschmuggel im Diplomatengepäck. Es wird der Regierung der Vereinigten Staaten zuzuschreiben sein, sollte die Fortsetzung dieser Praktiken zur Aufhebung des Migrationsabkommens, ja einschließlich zur Schließung der Interessenvertretung in Havanna führen. Wir wünschen es nicht, denn es wäre dieser ein bedauerlicher Schritt zurück in den wenigen Aspekten der Beziehungen zwischen beiden Ländern, bei denen man vorangekommen ist.
Doch wir sind bereit, auf alles Mögliche, ja sogar auf das Leben zu verzichten, nur nicht auf die Würde und die Souveränität unseres Landes. Wir sind es nicht, die wir die Vereinigten Staaten angreifen, anfeinden und blockieren. Wir verlangen von ihnen nicht, ihre Verfassung und ihr Wirtschafts- und politisches System zu ändern. Wir respektieren strikt die Rechte der anderen Staaten. Die unseren sind also ebenfalls zu respektieren.
Beweise für einen ehrlichen Geist der Kooperation in Fragen gemeinsamen Interesses haben wir mehr als genug geliefert. Von uns sind drei Projekte für bilaterale Vereinbarungen zur Bekämpfung des Drogenhandels, des Menschenschmuggels und des Terrorismus ausgegangen.
Noch ein Beispiel: Angesichts der illegalen Nutzung des Militärstützpunktes Guantánamo als Gefangenenlager für ausländische Gefangene trafen wir die entsprechenden Maßnahmen und schufen Erleichterungen in diesem unebenen und bergigen Gelände, um Unfälle sowohl unter dem US-amerikanischen Militärpersonal als auch unter den Gefangenen zu vermeiden.
In seiner Rede spricht Herr Bush von politischen Gefangenen in Kuba, erwähnt jedoch mit keinem Wort die kubanischen Helden, die Gefangene des Imperiums sind und in den Vereinigten Staaten zu Unrecht zu Dutzenden Jahren Haft und einige zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurden. So reden sie von Spionen dort und von politischen Gefangenen hier. Wir sprechen von politischen Gefangenen dort und von konterrevolutionären Gefangenen und Spionen hier.
Zum Schluß noch ein Punkt, den wir nicht übergehen dürfen: die Diffamierung und grobe Beleidigung, als er in Miami behauptete, der Handel mit Kuba bewirke nichts anderes als das Füllen der Taschen von Castro und seiner Anhänger.
Herr Bush, ich bin den korrupten Figuren, die Sie in der Welt mit Ihrer Freundschaft beehren, absolut nicht ähnlich; oder jenen, die nach kapitalistischen und neoliberalen Rezepten den Staat konfiszierten und Hunderte Milliarden Dollar ins Ausland schafften, wovon ein großer Teil von renommierten und einflußreichen US-amerikanischen Banken gewaschen wurde. Sie, der Sie als Millionär und Sohn eines Millionärs an den hohen Vermögensbeträgen so eng verbunden sind, werden vielleicht niemals begreifen können, daß es Menschen gibt, die unbestechlich sind und denen das Geld gleichgültig ist.
Ich bin nicht vollkommen arm geboren. Mein Vater besaß Tausende Hektar Land. Mit dem Sieg der Revolution wurde dieser Boden den Arbeitern und Bauern übergeben. Ich habe die Ehre, sagen zu dürfen, daß ich nicht einen einzigen Dollar weder besitze noch einnehme. Mein gesamtes Vermögen, Herr Bush, hat in der Tasche Ihres Hemdes Platz. Sollte ich diese eines Tages benötigen, um mein Vermögen an einem gut geschützten Ort vor Präventiv- und Überraschungsüberfällen zu bewahren, dann würde ich Sie darum bitten; und sollte es umfangreich sein, dann spende ich es im voraus als Mietzahlung.
Es ist schon sonderbar zu sehen, wie in der Rede von Präsident Bush am 20. Mai, die er am gleichen Tag zweimal hielt, ein subtiler Unterschied enthalten ist. In der Rede im Weißen Haus wird weder das Wort Folter noch der plumpe Satz über die Taschen Castros und seiner Parteigänger erwähnt. Diese Worte fügte er im James L. Knight Center zum vollen Vergnügen seiner Spezis in Miami ein, der gleichen, die nach der Rückführung von Elián zu seinen Angehörigen nach Hause wutentbrannt die US-amerikanischen Fahnen mit Füßen traten und anzündeten. So etwas hat es in Kuba seit dem Sieg der Revolution nie gegeben.
Auf Ihre Rede in West Point nahm ich bereits in Santiago de Cuba Bezug. Es sind heute nicht wenige auf der Welt, einschließlich in Ihrem eigenen Lande, die die Besorgnis hinsichtlich der Philosophie teilen, die Sie dort zum Ausdruck brachten. Ich werde dem hier nichts hinzufügen. Mir bleibt lediglich das Vergnügen, Ihnen mitzuteilen, daß Sie mit Ihren Drohungen eines schnellen Überraschungsangriffes hier in diesem dunklen Winkel der Welt niemandem Furcht einjagen.
Alle unsere Frauen und Männer leben den Countdown. Seit langem widmen wir unserer Sache jede Minute unseres Lebens.
Sie, Herr Bush, verlieren an Autorität. Theoretisch haben Sie die Macht, über einen großen Teil der Welt den Tod zu verhängen; doch Sie können dies nicht allein tun. Um die übrige Welt zu töten, benötigen Sie die Hilfe vieler. Unter den militärischen und zivilen Befehlshabern in den Machtstrukturen Ihres Landes gibt es viele fähige und gebildete Personen. Bei ihnen ist ein Befehl nicht ausreichend. Sie müssen überzeugt werden, und man wird dies immer weniger erreichen in dem Maße wie Ihre politischen Berater ohne militärische, ja nicht einmal politische Fähigkeit und Erfahrung einen Fehler nach dem anderen begehen. Schaurige Lügen und gelegentliche Erfindungen reichen nicht aus, um Präventiv- und Überraschungsattacken gegen eines der 60 oder noch mehr Länder, gegen mehrere oder gegen alle zu starten.
Auch leben in Ihrem Land Millionen Wissenschaftler, Intellektuelle, Berufskader der unterschiedlichsten Disziplinen, die gut zu unterscheiden wissen zwischen dem Guten und dem Bösen, denen die Historie und die schrecklichen Realitäten der Welt von heute bekannt sind, die eine Meinung haben und Meinungen formen. Auch der Rest der Welt vergißt nicht so leicht die Tragödien, zu denen die von Ihnen vertretenen Ideen und Konzeptionen führen können.
Das sagt Ihnen ohne Sie persönlich kränken oder beleidigen zu wollen jemand, der lediglich die bescheidene Fähigkeit der kalten Überlegung besitzt und für den es, ebenso wie für ein ganzes mutiges und heldenhaftes Volk, seit langer Zeit das Bewußtsein der Furcht nicht mehr gibt.
Es lebe der Sozialismus!
Samstag, 15. Juni 2002
Rede des Präsidenten der Republik Kuba, Fidel Castro Ruz zu den Feierlichkeiten anläßlich der Geburtstagen von Maceo und Che
Rede des Präsidenten der Republik Kuba, Fidel Castro Ruz zu den Feierlichkeiten anläßlich der Geburtstagen von Maceo und Che in Cacahual, Havanna, am 15. Juni 2002
Mitbürger!
Heute ehren wir zwei außergewöhnliche Männer, die in der Geschichte unseres Vaterlandes tiefe Spuren hinterlassen haben: Maceo und Che.
Über Erstgenannten las ich mit Gier alles, was von ihm handelte. Seine 26 Wunden und die Teilnahme an über 800 Kriegsaktionen übertrafen die Grenzen der Vorstellung eines Heranwachsenden und Jugendlichen und unseren Augen war er wie ein Kriegsgott. Ich sah ihn in einem sehr schlecht zu umfassenden Raum, zu groß und zu weit weg. Später dann half mir die bescheidene Erfahrung unseres eigenen revolutionären Krieges, jenen außergewöhnlichen Menschen etwas mehr in die Nähe gerückt zu sehen.
Den Zweitgenannten sah ich seinen ersten Schuß abgeben und seine ersten Heldentaten vollbringen. Der Arzt und Intellektuelle war zu einem kühnen Soldaten geworden, stets der Erste, sooft ein Freiwilliger für schwierige Aufgaben gebraucht wurde. Ich hatte das Privileg, ihn näher zu kennen. Wollte ich ein Synonym finden für Sparsamkeit, Integrität, Opferbereitschaft und Ethik in nur einem Wort, so lautete dieses Wort Che.
Zwischen beider Geburtstag lagen 83 Jahre. Der erste war bereits eine legendäre Persönlichkeit, als der zweite zur Welt kam. Wenn der eine behauptete, wer versuche, sich Kuba anzueignen, ernte den Staub seiner in Blut getränkten Erde, falls er nicht im Kampf umkommt, so tränkte der andere mit seinem Blut die bolivianische Erde, indem er zu verhindern versuchte, daß sich das Imperium Amerikas bemächtige.
Beide waren Invasoren von Osten nach Westen; beide fielen im Gefecht; beide sind sie heute die höchsten Symbole für Mut und revolutionäre Unversöhnlichkeit; beide sind jetzt bei uns und wir bei ihnen; beide vollbrachten, was ein ganzes Volk geschworen hat, bereit zu sein zu tun; beide wurden an einem 14. Juni geboren. Der Zufall hätte sich nichts Besseres ausdenken können.
Wie ein Riesenprotest von Baraguá gegen jene, die vor einem Jahrhundert Kuba die Unabhängigkeit entrissen und die heute unserem Volk die Revolution und das Vaterland selbst zu entreißen trachten, begaben sich vor 72 Stunden Millionen Kubaner zu einer revolutionären Mobilmachung, wie es sie dem Umfang nach noch nie gegeben hat; und heute, am 15. Juni um 10.00 Uhr beginnt eine weitere ähnliche Seite in der Geschichte unseres Vaterlandes und der Welt, und ihr werdet euren Nachkommen das vermachen, was vielleicht die höchste Ehre unserer Epoche sein wird.
Im vollen Gefecht um die Rückführung des entführten Kindes haben wir an jener historischen Stätte geschworen, zu kämpfen bis zur umfassenden Aufhebung von Wirtschaftskrieg, völkermörderischer Blockade und mörderischen Gesetzen, die das kubanische Volk seit Jahrzehnten zu ertragen hat.
Heute schwören wir noch etwas mehr; und es schwört die übergroße Mehrheit der Kubaner, daß wir dem Vaterland, der Revolution und dem Sozialismus unerschütterlich treu bleiben werden; daß imperialistische Herrschaft und kapitalistisches System in Kuba nie wieder Einzug halten werden, denn das wäre wie eine Rückkehr zu den vorangegangenen Systemen des Kolonialismus, des Feudalismus oder der Sklaverei, die seit geraumer Zeit von der Geschichte abgeschafft worden sind.
General Antonio Maceo! Die Kubaner von heute, erzogen in deinem unsterblichen Vorbild, hätten gern die Ehre gehabt, neben dir zu stehen an dem glorreichen Tag, an dem du dem Vertreter der spanischen Kolonialmacht antwortetest: Einen Frieden ohne Unabhängigkeit wollen wir nicht.
Che, lieber Bruder! Wir, all deine Kampfgefährten, wären gern bei dir gewesen im Gefecht in Quebrada del Yuro und hätten gern für die Befreiung Amerikas mit dir gekämpft. Das war ein unmöglicher Traum. Das Schicksal hat unserem heldenhaften Volk die Aufgabe gestellt, 43 Jahre voller Aggressionen zu widerstehen und ließ letztendlich der Regierung des Imperiums, das uns bedroht und Kuba einen neuen Platt-Zusatz aufzuzwingen trachtet, der noch schmählicher ist als der von 1901, das NEIN unseres Volkes zuteil werden. Daher schlägt das Volk, dem du halfst, die Tyrannei zu stürzen, heute die glorreichste Schlacht seiner Geschichte gegen die Regierung der hegemonistischen Supermacht, die uns vernichten will.
Mitbürger!
Inmitten der Schlacht der Ideen, die wir heute schlagen, und beschäftigt mit der harten und heroischen Verteidigung des Vaterlandes, der Revolution und des Sozialismus erweisen wir die revolutionären Kubaner an einem Tag wie dem heutigen unseren zwei großen Helden eine ganz besondere Ehrenbezeugung mit einem festen und unerschütterlichen Entschluß: Wir werden alle sein wie Maceo und Che!
Es lebe der Sozialismus!
Vaterland oder Tod!
Wir werden siegen!
Mitbürger!
Heute ehren wir zwei außergewöhnliche Männer, die in der Geschichte unseres Vaterlandes tiefe Spuren hinterlassen haben: Maceo und Che.
Über Erstgenannten las ich mit Gier alles, was von ihm handelte. Seine 26 Wunden und die Teilnahme an über 800 Kriegsaktionen übertrafen die Grenzen der Vorstellung eines Heranwachsenden und Jugendlichen und unseren Augen war er wie ein Kriegsgott. Ich sah ihn in einem sehr schlecht zu umfassenden Raum, zu groß und zu weit weg. Später dann half mir die bescheidene Erfahrung unseres eigenen revolutionären Krieges, jenen außergewöhnlichen Menschen etwas mehr in die Nähe gerückt zu sehen.
Den Zweitgenannten sah ich seinen ersten Schuß abgeben und seine ersten Heldentaten vollbringen. Der Arzt und Intellektuelle war zu einem kühnen Soldaten geworden, stets der Erste, sooft ein Freiwilliger für schwierige Aufgaben gebraucht wurde. Ich hatte das Privileg, ihn näher zu kennen. Wollte ich ein Synonym finden für Sparsamkeit, Integrität, Opferbereitschaft und Ethik in nur einem Wort, so lautete dieses Wort Che.
Zwischen beider Geburtstag lagen 83 Jahre. Der erste war bereits eine legendäre Persönlichkeit, als der zweite zur Welt kam. Wenn der eine behauptete, wer versuche, sich Kuba anzueignen, ernte den Staub seiner in Blut getränkten Erde, falls er nicht im Kampf umkommt, so tränkte der andere mit seinem Blut die bolivianische Erde, indem er zu verhindern versuchte, daß sich das Imperium Amerikas bemächtige.
Beide waren Invasoren von Osten nach Westen; beide fielen im Gefecht; beide sind sie heute die höchsten Symbole für Mut und revolutionäre Unversöhnlichkeit; beide sind jetzt bei uns und wir bei ihnen; beide vollbrachten, was ein ganzes Volk geschworen hat, bereit zu sein zu tun; beide wurden an einem 14. Juni geboren. Der Zufall hätte sich nichts Besseres ausdenken können.
Wie ein Riesenprotest von Baraguá gegen jene, die vor einem Jahrhundert Kuba die Unabhängigkeit entrissen und die heute unserem Volk die Revolution und das Vaterland selbst zu entreißen trachten, begaben sich vor 72 Stunden Millionen Kubaner zu einer revolutionären Mobilmachung, wie es sie dem Umfang nach noch nie gegeben hat; und heute, am 15. Juni um 10.00 Uhr beginnt eine weitere ähnliche Seite in der Geschichte unseres Vaterlandes und der Welt, und ihr werdet euren Nachkommen das vermachen, was vielleicht die höchste Ehre unserer Epoche sein wird.
Im vollen Gefecht um die Rückführung des entführten Kindes haben wir an jener historischen Stätte geschworen, zu kämpfen bis zur umfassenden Aufhebung von Wirtschaftskrieg, völkermörderischer Blockade und mörderischen Gesetzen, die das kubanische Volk seit Jahrzehnten zu ertragen hat.
Heute schwören wir noch etwas mehr; und es schwört die übergroße Mehrheit der Kubaner, daß wir dem Vaterland, der Revolution und dem Sozialismus unerschütterlich treu bleiben werden; daß imperialistische Herrschaft und kapitalistisches System in Kuba nie wieder Einzug halten werden, denn das wäre wie eine Rückkehr zu den vorangegangenen Systemen des Kolonialismus, des Feudalismus oder der Sklaverei, die seit geraumer Zeit von der Geschichte abgeschafft worden sind.
General Antonio Maceo! Die Kubaner von heute, erzogen in deinem unsterblichen Vorbild, hätten gern die Ehre gehabt, neben dir zu stehen an dem glorreichen Tag, an dem du dem Vertreter der spanischen Kolonialmacht antwortetest: Einen Frieden ohne Unabhängigkeit wollen wir nicht.
Che, lieber Bruder! Wir, all deine Kampfgefährten, wären gern bei dir gewesen im Gefecht in Quebrada del Yuro und hätten gern für die Befreiung Amerikas mit dir gekämpft. Das war ein unmöglicher Traum. Das Schicksal hat unserem heldenhaften Volk die Aufgabe gestellt, 43 Jahre voller Aggressionen zu widerstehen und ließ letztendlich der Regierung des Imperiums, das uns bedroht und Kuba einen neuen Platt-Zusatz aufzuzwingen trachtet, der noch schmählicher ist als der von 1901, das NEIN unseres Volkes zuteil werden. Daher schlägt das Volk, dem du halfst, die Tyrannei zu stürzen, heute die glorreichste Schlacht seiner Geschichte gegen die Regierung der hegemonistischen Supermacht, die uns vernichten will.
Mitbürger!
Inmitten der Schlacht der Ideen, die wir heute schlagen, und beschäftigt mit der harten und heroischen Verteidigung des Vaterlandes, der Revolution und des Sozialismus erweisen wir die revolutionären Kubaner an einem Tag wie dem heutigen unseren zwei großen Helden eine ganz besondere Ehrenbezeugung mit einem festen und unerschütterlichen Entschluß: Wir werden alle sein wie Maceo und Che!
Es lebe der Sozialismus!
Vaterland oder Tod!
Wir werden siegen!
Donnerstag, 13. Juni 2002
Information des Präsidenten der Republik Kuba Fidel Castro Ruz in einer Ansprache in Rundfunk und Fernsehen am 13. Juni 2002
Mitbürger!
Als ich vor genau acht Tagen am 5. Juni mit den Führungskräften der Massenorganisationen zusammenkam, um das Projekt zu prüfen, das sie nach dessen Annahme durch ihre Dachorganisationen als Antwort auf die Rede des Herrn W. Bush vor der Terroristenmafia in Miami der Nationalversammlung vorzulegen beabsichtigten, schlug ich drei Dinge vor: erstens, die Idee öffentlich vor dem ganzen Volk zu debattieren; zweitens, die ganze Nation in Unterstützung einer so gerechten, würdigen und schlagenden Antwort zu mobilisieren; drittens, jedem wahlmündigen und in Ausübung dieses seines Rechts befindlichen Bürger die Möglichkeit zu geben, das historische Projekt zu unterzeichnen und es als das seine zu betrachten.
Alle waren wir uns dazu einig. Die entsprechenden Beratungen und Verfahrensvorschriften wurden realisiert. Die ersten beiden Schritte sind abgeschlossen; der dritte noch nicht, der nun unmittelbar einzuleiten ist.
Am morgigen 14. Juni jährt sich der Geburtstag von Antonio Maceo und Che Guevara, dieser beiden großen Symbole für revolutionäre Unversöhnlichkeit, die das stärkste Merkmal des heldenhaften Kampfes unseres Volkes seit 1868 bis heute gewesen ist.
Am Samstag, den 15. Juni wird in Cacahual, wo die sterbliche Hülle des Bronzetitanen Antonio Maceo und seines Adjutanten Panchito Gómez Toro, Sohn des hervorragenden internationalistischen Kämpfers und Chefs des Ejército Libertador Máximo Gómez ruht, eine ganz besondere Hommage auf Antonio Maceo und Che Guevara in der Art einer den Merkmalen und der Bedeutung der Stätte angepaßten feierlichen Offenen Tribüne stattfinden.
Am gleichen Tag werden um 10.00 Uhr im gesamten Land an 129 523 Punkten für alle wahlberechtigten Bürger, die den von der außerordentlichen Versammlung der Direktionen der Massenorganisationen eingebrachten Verfassungsänderungsentwurf unterzeichnen möchten, die entsprechenden Kopien ausliegen. Von dieser Stunde des 15. Juni bis Dienstag, den 18. Juni um 12.00 Uhr werden sie an jedem dieser Punkte bereitliegen.
In Betracht gezogen wurden die nötigen Erleichterungen für jene Bürger, die sich aus persönlichen oder dienstlichen Gründen nicht an ihrem Wohnsitz, sondern anderswo im Land befinden; für Internatsschüler und Studenten; Personal militärischer Einrichtungen oder der Staatssicherheit, das seine Pflicht fern vom Wohnsitz erfüllt; Personen, die aus gesundheitlichen oder anderen Gründen abwesend sind. Keiner unserer Bürger wird darauf verzichten müssen.
Diese Aufgabe übernehmen ausschließlich die Massenorganisationen über die von ihnen gegründete nationale Kommission sowie die Kommissionen von Provinz, Munizipium und Gemeinden. Unterstützung erhalten sie selbstverständlich von der Partei und dem kommunistischen Jugendverband. Es wird diese keine Aktivität des Staates sein.
Ab heute abend erteilen die Massenorganisationen ihren Funktionären konkrete Anweisungen. Morgen werden sie beim Podiumsgespräch um 18.00 Uhr im Rundfunk und Fernsehen der gesamten Bevölkerung die präzisen Details bekanntgeben. Besonderen Nachdruck wird man auf die entsprechenden Maßnahmen zur Vermeidung von Unterschriftswiederholungen legen.
Unser von Niederschlägen bereits gesättigtes Staatsgebiet ist weiterhin dem Tropentief ausgesetzt, das die gesamte Insel erfaßt. Auch Regen, entlegener Wohnsitz oder unwegsames Gelände werden keinem Bürger dieses sein Vorrecht verwehren können.
Mit der bereits sprichwörtlichen Organisationsfähigkeit, die unser Volk erlangt hat, mit seiner Kultur, seinem politischen Bewußtsein wird dieser wichtige Schritt getan werden, damit niemandem auch nur der geringste Zweifel darüber aufkommt, was das Volk Kubas fühlt und denkt.
Auf diesem Wege werden Millionen Kubaner auch eine scharfe und passende Antwort einem „Befreier" erteilen, den keiner eingeladen hat: Herrn W. Bush. Dann stünde nur noch die Debatte und Beschlußfassung durch die Nationalversammlung aus, die das letzte Wort zu sagen hat.
Am gestrigen Mittwoch – es waren genau 101 Jahre seit dem schmachvollen Platt-Zusatz vergangen, der unser Volk so schrecklich erniedrigte und ihm auf verräterische Weise die Unabhängigkeit entriß, die es in 30 Jahren unvergleichlichen und heroischen Kampfes erobert hatte – wurde der Generation, die Opfer jener Schändlichkeit war, durch unser Volk eine äußerst würdige und außerordentliche Ehrenbezeugung zuteil. Trotz der schlechten Wetterlage im Zuge des bereits genannten Tropentiefs mit Regen oder dessen Androhung von Las Tunas bis Pinar del Río waren es fast neun von je zehn Kubanern, die sich überall in Kuba auf die eine oder andere Weise an den Demonstrationen, Kundgebungen und anderen patriotischen Aktivitäten beteiligten; etwas, das die Welt in Erstaunen versetzte.
Es war diese die würdigste Antwort an jene, die heute Kuba erneut einen Platt-Zusatz aufzuzwingen trachten; und es war ein eindeutiger Beweis dafür, daß jene Zeiten für immer vorbei sind.
Als ich vor genau acht Tagen am 5. Juni mit den Führungskräften der Massenorganisationen zusammenkam, um das Projekt zu prüfen, das sie nach dessen Annahme durch ihre Dachorganisationen als Antwort auf die Rede des Herrn W. Bush vor der Terroristenmafia in Miami der Nationalversammlung vorzulegen beabsichtigten, schlug ich drei Dinge vor: erstens, die Idee öffentlich vor dem ganzen Volk zu debattieren; zweitens, die ganze Nation in Unterstützung einer so gerechten, würdigen und schlagenden Antwort zu mobilisieren; drittens, jedem wahlmündigen und in Ausübung dieses seines Rechts befindlichen Bürger die Möglichkeit zu geben, das historische Projekt zu unterzeichnen und es als das seine zu betrachten.
Alle waren wir uns dazu einig. Die entsprechenden Beratungen und Verfahrensvorschriften wurden realisiert. Die ersten beiden Schritte sind abgeschlossen; der dritte noch nicht, der nun unmittelbar einzuleiten ist.
Am morgigen 14. Juni jährt sich der Geburtstag von Antonio Maceo und Che Guevara, dieser beiden großen Symbole für revolutionäre Unversöhnlichkeit, die das stärkste Merkmal des heldenhaften Kampfes unseres Volkes seit 1868 bis heute gewesen ist.
Am Samstag, den 15. Juni wird in Cacahual, wo die sterbliche Hülle des Bronzetitanen Antonio Maceo und seines Adjutanten Panchito Gómez Toro, Sohn des hervorragenden internationalistischen Kämpfers und Chefs des Ejército Libertador Máximo Gómez ruht, eine ganz besondere Hommage auf Antonio Maceo und Che Guevara in der Art einer den Merkmalen und der Bedeutung der Stätte angepaßten feierlichen Offenen Tribüne stattfinden.
Am gleichen Tag werden um 10.00 Uhr im gesamten Land an 129 523 Punkten für alle wahlberechtigten Bürger, die den von der außerordentlichen Versammlung der Direktionen der Massenorganisationen eingebrachten Verfassungsänderungsentwurf unterzeichnen möchten, die entsprechenden Kopien ausliegen. Von dieser Stunde des 15. Juni bis Dienstag, den 18. Juni um 12.00 Uhr werden sie an jedem dieser Punkte bereitliegen.
In Betracht gezogen wurden die nötigen Erleichterungen für jene Bürger, die sich aus persönlichen oder dienstlichen Gründen nicht an ihrem Wohnsitz, sondern anderswo im Land befinden; für Internatsschüler und Studenten; Personal militärischer Einrichtungen oder der Staatssicherheit, das seine Pflicht fern vom Wohnsitz erfüllt; Personen, die aus gesundheitlichen oder anderen Gründen abwesend sind. Keiner unserer Bürger wird darauf verzichten müssen.
Diese Aufgabe übernehmen ausschließlich die Massenorganisationen über die von ihnen gegründete nationale Kommission sowie die Kommissionen von Provinz, Munizipium und Gemeinden. Unterstützung erhalten sie selbstverständlich von der Partei und dem kommunistischen Jugendverband. Es wird diese keine Aktivität des Staates sein.
Ab heute abend erteilen die Massenorganisationen ihren Funktionären konkrete Anweisungen. Morgen werden sie beim Podiumsgespräch um 18.00 Uhr im Rundfunk und Fernsehen der gesamten Bevölkerung die präzisen Details bekanntgeben. Besonderen Nachdruck wird man auf die entsprechenden Maßnahmen zur Vermeidung von Unterschriftswiederholungen legen.
Unser von Niederschlägen bereits gesättigtes Staatsgebiet ist weiterhin dem Tropentief ausgesetzt, das die gesamte Insel erfaßt. Auch Regen, entlegener Wohnsitz oder unwegsames Gelände werden keinem Bürger dieses sein Vorrecht verwehren können.
Mit der bereits sprichwörtlichen Organisationsfähigkeit, die unser Volk erlangt hat, mit seiner Kultur, seinem politischen Bewußtsein wird dieser wichtige Schritt getan werden, damit niemandem auch nur der geringste Zweifel darüber aufkommt, was das Volk Kubas fühlt und denkt.
Auf diesem Wege werden Millionen Kubaner auch eine scharfe und passende Antwort einem „Befreier" erteilen, den keiner eingeladen hat: Herrn W. Bush. Dann stünde nur noch die Debatte und Beschlußfassung durch die Nationalversammlung aus, die das letzte Wort zu sagen hat.
Am gestrigen Mittwoch – es waren genau 101 Jahre seit dem schmachvollen Platt-Zusatz vergangen, der unser Volk so schrecklich erniedrigte und ihm auf verräterische Weise die Unabhängigkeit entriß, die es in 30 Jahren unvergleichlichen und heroischen Kampfes erobert hatte – wurde der Generation, die Opfer jener Schändlichkeit war, durch unser Volk eine äußerst würdige und außerordentliche Ehrenbezeugung zuteil. Trotz der schlechten Wetterlage im Zuge des bereits genannten Tropentiefs mit Regen oder dessen Androhung von Las Tunas bis Pinar del Río waren es fast neun von je zehn Kubanern, die sich überall in Kuba auf die eine oder andere Weise an den Demonstrationen, Kundgebungen und anderen patriotischen Aktivitäten beteiligten; etwas, das die Welt in Erstaunen versetzte.
Es war diese die würdigste Antwort an jene, die heute Kuba erneut einen Platt-Zusatz aufzuzwingen trachten; und es war ein eindeutiger Beweis dafür, daß jene Zeiten für immer vorbei sind.
Samstag, 8. Juni 2002
Rede, gehalten vom Präsidenten Fidel Castro Ruz in Offener Tribüne auf dem Platz der Revolution „Antonio Maceo", Santiago de Cuba, am 8.Juni 2002
Mitbürger von Santiago de Cuba, Guantanamo und von ganz Kuba!
Ich sagte, daß wir alle dem Herrn W. Bush antworten würden. Unsere Kinder, unsere Adoleszenten, unsere jungen Studenten; unsere Arbeiter, Bauern, Fachleute; unsere Journalisten, Historiker, Künstler, Intellektuelle, Wissenschaftler; die Kämpfer von gestern und heute; die Jugendlichen, die Erwachsenen, die älteren Leute, und auf ganz besondere Art die Mütter, die Kinder, die Familienangehörigen aller jener, die am eigenen Leibe und dem ihrer Lieben 43 Jahre brutalen Terrorismus, Aggressionen und völkermörderische Blockade der Regierungen der Vereinigten Staaten gegen unser Volk erleideten, haben die Worte des Herrn W. Bush in Miami bis zu den Fundamenten niederge-rissen.
Er ist in seiner Rede zu weit gegangen, er war grob, beschimpfte, log, drohte. Es fehlt nur, daß er jetzt behauptet, daß die riesigen und kämpferischen in Sancti Spiritus und Holguín versammelten Menschenmengen, des heldenhaften Volkes das er zu „befreien" beansprucht, und diese riesenhafte Versammlung, die heute in Santiago de Cuba stattfindet, mittels Gewalt mobilisiert wurden.
Vielleicht gab es niemals in irgendeinem Land so eine kolossale, abgehärtete und solide politische Bewegung, wie mit aller Sicherheit niemals ein so kleines Land die Standhaftigkeit und den Mut hatte, sich so einem mächtigen Gegner zu widersetzen. Es handelt sich um eine Konfrontation ohne Präzedenzfall zwischen den Kräften der gerechten Ideen und der völkermörderischen Ideen der nackten Gewalt und das in einer neuen Geschichtsetappe. Wenn sich die präpotente Anwendung der Gewalt über jedes Recht, jegliche Ethik und jede Vernunft auferlegt, dann ist der einzige ideologische Halt dieser Gewalt die Demagogie und die Lüge.
Die Menschheit hat vor knapp einem Zweidritteljahrhundert die bittere Erfahrung des Nazismus kennengelernt. Hitler hatte als untrennbaren Verbündeten die Angst, die er in der Lage war seinen Gegnern einzuflößen. Erst wurde er als Schützengraben und potentieller Alliierter gegen den Kommunismus toleriert. Man machte ihm Konzessionen. Er gewann das Ruhrgebiet wieder, lebenswichtige Zone für die Wiederaufrüstung, verleibte Österreich ins Dritte Deutsche Reich ein und eroberte einen Großteil der Tschechoslowakei ohne einen Schuß abzugeben. Inhaber einer fürchterlichen Militärgewalt paktierte er mit der UdSSR am 23. August 1939 einen Nichtangriffspakt und 9 Tage darauf brach ein Krieg aus, der die Welt in Brand steckte. Das Fehlen von Weitblick und die Feigheit der Politiker der stärksten europäischen Mächte jener Epoche führten zu einer großen Tragödie.
Ich glaube nicht, daß man in den Vereinigten Staaten ein faschistisches Regimen errichten kann. Innerhalb ihres politischen Systems hat man schwere Fehler und Ungerechtigkeiten begangen- von denen viele noch andauern-, aber das nordamerikanische Volk besitzt bestimmte Institutionen, Traditionen, Erziehungs-, kulturelle und ethische Werte, die das fast unmöglich machen würden. Die Gefahr besteht in der internationalen Sphäre. Die Befugnisse und Vorrechte eines Präsidenten und so ein riesiges Netz der militärischen, ökonomischen und technologischen Macht dieses Staates sind derartig, daß tatsächlich und auf Grund von vollkommen vom Willen des nordamerikanischen Volkes entfernten Umständen, begonnen wird, die Welt mit Methoden nazistischer Konzeption zu regieren.
Es ist weder meine Absicht zu übertreiben noch zu dramatisieren. Es ist sehr reell, daß das Bestehen und die Rolle der Organisation der Vereinten Nationen jedes Mal mehr in Frage gestellt und ignoriert werden.
Der Herr W. Bush, als er am 20. September 2001 proklamierte, daß wer seine Kriegsprojekte gegen den Terrorismus nicht unterstütze als Terrorist angesehen und sich seinen Angriffen aussetzen würde, ignorierte offen die Vorrechte der UNO und übernahm auf Grund seiner militärischen Macht die Rolle des Herrn und Weltgendarmen. Für die, welche wir mit der marxistischen Literatur vertraut sind, fand an diesem Tag der „Achtzehnte Brumaire" des Herrn W. Bush statt.
Die zukünftigen Geschichtsschreiber sollten festhalten, welches die Reaktion der führenden Politiker der überaus größten Mehrheit der Länder war. Die Panik und die Angst bemächtigte sich der größten Mehrheit von ihnen.
Solche Auffassungen und Methoden widersprechen der Idee von einer demokratischen Weltordnung, die sich auf Normen und Prinzipien gründet, welche die Sicherheit und den Frieden für alle Völker garantieren.
Schon lange vor den Terrorakten vom 11. September hatte Bush riesige Kostenanschläge für Forschung und Produktion von immer tödlicheren und gekünstelteren Waffen veranlaßt, als es schon keinen kalten Krieg mehr gab, der ehemalige Gegner nicht mehr existierte und der geschwächte Staat, der ihm nachfolgte weder mit den ökonomischen Ressourcen noch dem Kampfwillen zählte, um der drückenden Gewalt der einzigen bestehenden Supermacht die Stirn zu bieten.
Warum und wozu wurde dieses kolossale Aufrüstungsprogramm entworfen?
In einer neuerlichen Rede, die er anläßlich des 200. Jahrestages der Militärakademie von West Point hielt, die wegen der hervorragenden Rolle, die sie in der Militärgeschichte der Vereinigten Staaten spielte, sehr bekannt ist, hielt der Herr W. Bush eine feurige Ansprache aus Anlaß des Schulabschlusses von 958 Kadetten in diesem Jahr. Dort sprach er auch zu den Vereinigten Staaten und zum Rest der Welt.
Einige in dieser Veranstaltung hervorgebrachte Konzepte widerspiegeln seine Denkweise und die seiner nächsten Berater schon lange vor den brutalen Tatsachen des 11. Septembers, die jetzt als ausgezeichneter Vorwand dafür dienen, das zu rechtfertigen, was schon eine eigentümliche, gefährliche, unzulässige und unhaltbare Weltanschauung war:
„Wenn wir warten, daß sich die Bedrohungen voll verwirklichen, dann hätten wir zu lange gewartet,"
„In der Welt, in die wir eingetreten sind, ist der einzige Weg zur Sicherheit der Weg zur Tat. Und diese Nation wird handeln."
[...]
„Unsere Sicherheit braucht es, daß wir die militärische Kraft umformen, die Sie leiten werden. Dies ist eine Kraft, die bereit sein muß, unmittelbar und in jeglichem dunklen Winkel der Welt anzugreifen. Und unsere Sicherheit braucht es, daß wir für einen vorbeugenden Angriff bereit sind, wenn es notwendig wäre, unsere Freiheit zu verteidigen und unsere Leben zu verteidigen."
„Wir müssen terroristische Zellen in 60 oder mehr Ländern aufdecken... Gemeinsam mit unseren Freunden und Verbündeten müssen wir uns der Verbreitung entgegenstellen und die Regimen bekämpfen, welche den Terrorismus fördern, je nachdem wie es jeder einzelne Fall erfordert ."
[...]
„Wir werden Diplomaten dorthin schicken, wo sie notwendig wären, und wir werden Euch, unsere Soldaten, hinschicken, wo Ihr notwendig wärt."
„Wir werden die Sicherheit Amerikas und den Frieden der Welt nicht in der Gewalt einer Handvoll von Terroristen und verrückter Tyrannen lassen. Wir werden diese düstere Bedrohung unseres Landes und der Welt beseitigen."
„Einige sind besorgt, daß es wenig diplomatisch und unhöflich wäre, in Ausdrücken wie Gutes und Böses zu sprechen. Ich bin nicht einverstanden. [...] Wir stehen vor einem Konflikt zwischen dem Guten und dem Bösen, und Amerika wird immer das Böse bei seinem Namen nennen. Wenn wir dem Bösen und den anarchischen Regimen die Stirn bieten, dann bereiten wir kein Problem, sondern wir decken ein Problem auf. Und wir werden die Welt im Kampf gegen das Problem leiten."
[...]
„Generationen von West-Point-Offizieren haben für Kämpfe mit Sowjetrußland geplant und geübt. Ich komme gerade aus einem neuen Rußland, einem Land, welches die Demokratie sucht und welches unser Verbündeter im Krieg gegen den Terrorismus ist."
Wie man feststellen kann, erscheint in der Rede keine einzige Erwähnung über die Organisation der Vereinten Nationen, keine einzige Phrase, die das Recht der Völker auf Sicherheit und Frieden, die Notwendigkeit einer von Normen und Prinzipien regierten Welt erwähnt; Es wird nur von Allianzen zwischen Weltmächten und von Krieg gesprochen, Krieg und nochmals Krieg, im Namen des Friedens und der Freiheit. Worte, die in seinem Mund verlogen und hohl wie Seifenblasen klingen. Die ganze Rede in eine honigsüße chauvinistische Begeisterung über die Überlegenheit der Kultur, der Herrlichkeit und der Macht seines Landes eingewickelt.
Die miserablen Insekten, die 60 oder mehr Nationen der Welt bewohnen, die von ihm , seinen engsten Mitarbeitern, und im Fall von Kuba von seinen Freunden aus Miami, ausgewählt wurden, zählen überhaupt nicht.
Sie stellen die „dunklen Winkel der Welt" dar, die Gegenstand ihrer „überraschenden und vorbeugenden" Attacken sein können. Unter ihnen befindet sich Kuba, die man außerdem zu denen zählt, die den Terror begünstigen. Und obendrein noch die zynische Erfindung, daß wir biologische Waffen produzieren würden, ohne zu berücksichtigen, daß jedermann weiß, daß es sich um eine riesige Lüge handelt.
Worin unterscheiden sich diese Philosophie und diese Methoden von der Philosophie und den Methoden der Nazis?
Warum zittern so viele Regierungen und schweigen?
Es ist kein Zufall, daß in mehreren europäischen Ländern die faschistische Rechte an Stärke zunimmt.
Das nordamerikanische Volk wird nicht wollen, daß seine Kinder in so einer Philosophie erzogen werden.
Bei soviel Feigheit setzen viele Völker der Welt ihre Hoffnungen in das nordamerikanische Volk selbst. Es ist das einzige, das die Machtfanatiker, die Willkürherrschaft und den Krieg stoppen und ihnen ein Zwangshemd anziehen kann. Viele Völker haben sich einmütig auf Grund des 11. Septembers mit ihm solidarisiert, unter ihnen das unsrige, edel und freimütig, ohne das keinerlei Heuchelei oder Angst es dazu bewegt hätte.
Wir wünschen, daß diese Kadetten aus West Point eines Tages Kuba als Touristen besuchen, wenn die Nordamerikaner die Freiheit haben werden zu reisen und nicht als Invasoren.
Wem nutzte tatsächlich der Terroranschlag vom 11. September? Denen die der Präsident Eisenhower als den militärisch-industriellen Komplex bezeichnete; welche eine Tatsache brauchten, die ihre Autorität erhöhte, die wegen dem Wahlbetrug in Frage gestellt war; der terroristischen Mafia von Miami; denen , welche die Organisation der Vereinten Nationen zerstören wollen; denen, die hegemonische, anmaßende Politiken ersinnen und die Welt nach ihren Launen umwandeln wollen.
Ich kann mir auf gar keinen Fall vorstellen, daß irgend jemand, egal welches sein Rang wäre, aus Popularitäts- oder Machtbegierde oder aus irgend einem anderen Grund, die Möglichkeit gehabt hätte, es zu verhindern und absichtlich das schreckliche Verbrechen der Zwillingstürme erlaubt hätte.
Um die Sachen bei ihrem Namen zu nennen, wie der Herrn Bush in seiner Rede in West Point behauptete, daß es ihm gefällt, denke ich, daß derjenige, der in den Vereinigten Staaten das Amt des Präsidenten ausübt, ernsthafte Fehler bei der Behandlung der Situation nach dem tragischen Geschehen begangen hat.
Ich werde nur einige innerer und äußerer Natur nennen:
Er hätte nie die Panik im nordamerikanischen Volk säen dürfen.
Er hätte nicht die Geistesgegenwart verlieren sollen.
Er hätte nicht voreilige Entschlüsse fassen sollen, ohne nicht einmal über mögliche, vielleicht vielversprechendere Varianten, nachzudenken, welche die einstimmige Unterstützung aller Regierungen, der einflußreichsten Religionen und wichtigsten politischen Richtungen von Rechts und Links erhalten haben könnten.
Er hätte weder mehr als die Hälfte der Dritten Welt als Feinde, und noch weniger als Terroristen bezeichnen sollen.
Er hätte nicht einer Linie folgen sollen, welche die Anzahl der Fanatiker und Selbstmörder auf der Welt multiplizieren wird, und den Kampf gegen den Terrorismus äußerst kompliziert. Das, was in Palästina geschehen ist, beweist es: Für jeden ermordeten Palästiner wuchs die Zahl der Selbstmörder auf beeindruckende Weise, was zu einer Sackgasse ohne sichtbaren Ausweg führte.
Er hätte nicht die Berichte der Nachrichtendienste, die durch seine Hände gingen, verheimlichen sollen, besonders den vom 6. August, was zu Spekulationen und Zweifeln aller Art führt. Man muß mutig und durchsichtig mit dem Volk sein. Niemand wird das Argument glauben, daß dies aus Sicherheitsgründen unmöglich ist. Wer über Jahrzehnte Tausende von Terrorplänen und –anschlägen aus den Vereinigten Staaten kommend erlebt hat und gegen sie gekämpft hat, weiß genau, wie die Nachrichtendienstberichte dieser Art aussehen, in denen die Quellen , die sie verfassen und verschicken, extrem geschützt sind.
Er hätte sich nicht in jener Veranstaltung in Miami mit bekannten „Persönlichkeiten", die Tausende von Terrorakten in Kuba und anderen Ländern, einige Hundert davon im eigenen Territorium der Vereinten Staaten, organisiert, geleitet und ausgeführt haben, treffen oder die Anwesenheit von jenen erlauben sollen. Die Cuban American National Foundation hat viele Jahre lang und bis zum 11. September unzählige Terrorakte und Pläne zur Ermordung kubanischer führender Persönlichkeiten finanziert, organisiert und verbreitet. Heute finanziert sie die Verteidigung, den Schutz und die Straflosigkeit der schlimmsten Terroristen, in Erwartung dessen, daß die Revolution durch die Vereinigten Staaten zerstört würde. Das wissen alle in Miami und im Weißen Haus. So eine Intimität mit diesen Terroristen beraubt den Herrn Bush jeglicher moralischer Autorität und disqualifiziert ihn, den weltweiten Kampf gegen den Terrorismus anzuführen.
Er hätte die dumme Lüge darüber, daß Kuba biologische Waffen entwickelt, nicht zulassen sollen. In Bezug auf die vorgebliche theoretische Befähigung Kubas, sie zu produzieren, kann ich nur sagen: wenn auch alle Regierungen lügen können, dann heißt das nicht, daß alle Regierungen verlogen seien.
Er hätte nicht politische Herausforderungen an die kubanische, revolutionäre Staatsführung stellen sollen, da er nicht in der Lage ist, die politischen Herausforderungen, die Kuba ihm stellen kann, zu beantworten. Das wäre, als würde man in einem großen Papierschiff segeln, in einem der Lüge und der Demagogie, das weder Wellen noch Wind übersteht.
Er hätte weder Forderungen zu Fragen, die ausschließlich mit unserer Souveränität zu tun haben, stellen, noch Bedrohungen gegen Kuba hinwerfen sollen. Denn das kubanische Volk wurde niemals auf die Knie gezwungen und wird es auch nie sein können. Es hat nicht einmal einen Moment gezweifelt, als im Oktober 1962 Hunderte von Atomwaffen auf unsere Insel zielten, und drohten sie vom Angesicht der Erde zu löschen. Niemand kann sich auch nur an einen einzigen kubanischen Patrioten erinnern, der schwach geworden wäre.
Jetzt sieht sich der Herr Bush in dem Dilemma, berichtigen oder versuchen zu müssen, Kuba von der Landkarte zu fegen, was nicht gerade einfach ist.
Der Herr Bush sollte besser darüber informiert sein, was heutzutage das kubanische Volk ist und wie es denkt und sein Niveau der Einheit, seine politische Kultur und unerschütterliche Standhaftigkeit kennen.
Ich könnte diesen Überlegungen noch mehr Sachen über die unglückliche Rede vom 20. Mai und andere Themen hinzufügen, aber ich will mich nicht ausdehnen.
Wie wir versprochen hatten, hat unser Volk, mit seinem Talent, seinen Wahrheiten und seinem Patriotismus schon eine vollkommene Antwort gegeben.
Aber die Aufgabe ist nicht abgeschlossen: Es fehlt die Antwort unserer Massenorganisationen. Am Montag, den 10. Juni, versammeln sich zu diesem Zweck ihre Leitungen auf nationaler Ebene in der Hauptstadt der Republik. Und es fehlt noch die Antwort der Nationalversammlung, des obersten Machtorgans des Staates. Sie wird ihm sicherlich mit aller Höflichkeit antworten.
Danke, Herr Bush. Sie haben uns die Ehre getan, anzuerkennen, daß diese Institution existiert und daß es im Jahr 2003 Abgeordnetenwahlen geben wird.
Es bliebe dennoch ein Punkt zu klären: Wenn alle Wahlen in Kuba betrügerisch waren, wie sie in ihrer Rede sagten, welche Autorität hätte denn die Nationalversammlung, die Änderungen der Verfassung, die sie verlangen, rechtskräftig zu machen. Es kommt uns so in den Sinn, daß die Lösung vielleicht darin bestehe, daß das Oberste Gericht von Kuba unsere Abgeordneten bestätige. Das ist das demokratischste!
Mitbürger von Santiago de Cuba und Guantanamo, unvergeßliche Mitkämpfer in der Monkadakaserne, in den Bergen und Tälern, von Gestern , von Heute und von Morgen:
Im Namen derer, die für die Unabhängigkeit und die Revolution gefallen sind und denen wir treu bis zum letzten Atemzug sind, beglückwünsche ich Euch zu dieser riesigen Kundgebung.
Es lebe der Sozialismus!
Vaterland oder Tod!
Wir werden siegen!
Ich sagte, daß wir alle dem Herrn W. Bush antworten würden. Unsere Kinder, unsere Adoleszenten, unsere jungen Studenten; unsere Arbeiter, Bauern, Fachleute; unsere Journalisten, Historiker, Künstler, Intellektuelle, Wissenschaftler; die Kämpfer von gestern und heute; die Jugendlichen, die Erwachsenen, die älteren Leute, und auf ganz besondere Art die Mütter, die Kinder, die Familienangehörigen aller jener, die am eigenen Leibe und dem ihrer Lieben 43 Jahre brutalen Terrorismus, Aggressionen und völkermörderische Blockade der Regierungen der Vereinigten Staaten gegen unser Volk erleideten, haben die Worte des Herrn W. Bush in Miami bis zu den Fundamenten niederge-rissen.
Er ist in seiner Rede zu weit gegangen, er war grob, beschimpfte, log, drohte. Es fehlt nur, daß er jetzt behauptet, daß die riesigen und kämpferischen in Sancti Spiritus und Holguín versammelten Menschenmengen, des heldenhaften Volkes das er zu „befreien" beansprucht, und diese riesenhafte Versammlung, die heute in Santiago de Cuba stattfindet, mittels Gewalt mobilisiert wurden.
Vielleicht gab es niemals in irgendeinem Land so eine kolossale, abgehärtete und solide politische Bewegung, wie mit aller Sicherheit niemals ein so kleines Land die Standhaftigkeit und den Mut hatte, sich so einem mächtigen Gegner zu widersetzen. Es handelt sich um eine Konfrontation ohne Präzedenzfall zwischen den Kräften der gerechten Ideen und der völkermörderischen Ideen der nackten Gewalt und das in einer neuen Geschichtsetappe. Wenn sich die präpotente Anwendung der Gewalt über jedes Recht, jegliche Ethik und jede Vernunft auferlegt, dann ist der einzige ideologische Halt dieser Gewalt die Demagogie und die Lüge.
Die Menschheit hat vor knapp einem Zweidritteljahrhundert die bittere Erfahrung des Nazismus kennengelernt. Hitler hatte als untrennbaren Verbündeten die Angst, die er in der Lage war seinen Gegnern einzuflößen. Erst wurde er als Schützengraben und potentieller Alliierter gegen den Kommunismus toleriert. Man machte ihm Konzessionen. Er gewann das Ruhrgebiet wieder, lebenswichtige Zone für die Wiederaufrüstung, verleibte Österreich ins Dritte Deutsche Reich ein und eroberte einen Großteil der Tschechoslowakei ohne einen Schuß abzugeben. Inhaber einer fürchterlichen Militärgewalt paktierte er mit der UdSSR am 23. August 1939 einen Nichtangriffspakt und 9 Tage darauf brach ein Krieg aus, der die Welt in Brand steckte. Das Fehlen von Weitblick und die Feigheit der Politiker der stärksten europäischen Mächte jener Epoche führten zu einer großen Tragödie.
Ich glaube nicht, daß man in den Vereinigten Staaten ein faschistisches Regimen errichten kann. Innerhalb ihres politischen Systems hat man schwere Fehler und Ungerechtigkeiten begangen- von denen viele noch andauern-, aber das nordamerikanische Volk besitzt bestimmte Institutionen, Traditionen, Erziehungs-, kulturelle und ethische Werte, die das fast unmöglich machen würden. Die Gefahr besteht in der internationalen Sphäre. Die Befugnisse und Vorrechte eines Präsidenten und so ein riesiges Netz der militärischen, ökonomischen und technologischen Macht dieses Staates sind derartig, daß tatsächlich und auf Grund von vollkommen vom Willen des nordamerikanischen Volkes entfernten Umständen, begonnen wird, die Welt mit Methoden nazistischer Konzeption zu regieren.
Es ist weder meine Absicht zu übertreiben noch zu dramatisieren. Es ist sehr reell, daß das Bestehen und die Rolle der Organisation der Vereinten Nationen jedes Mal mehr in Frage gestellt und ignoriert werden.
Der Herr W. Bush, als er am 20. September 2001 proklamierte, daß wer seine Kriegsprojekte gegen den Terrorismus nicht unterstütze als Terrorist angesehen und sich seinen Angriffen aussetzen würde, ignorierte offen die Vorrechte der UNO und übernahm auf Grund seiner militärischen Macht die Rolle des Herrn und Weltgendarmen. Für die, welche wir mit der marxistischen Literatur vertraut sind, fand an diesem Tag der „Achtzehnte Brumaire" des Herrn W. Bush statt.
Die zukünftigen Geschichtsschreiber sollten festhalten, welches die Reaktion der führenden Politiker der überaus größten Mehrheit der Länder war. Die Panik und die Angst bemächtigte sich der größten Mehrheit von ihnen.
Solche Auffassungen und Methoden widersprechen der Idee von einer demokratischen Weltordnung, die sich auf Normen und Prinzipien gründet, welche die Sicherheit und den Frieden für alle Völker garantieren.
Schon lange vor den Terrorakten vom 11. September hatte Bush riesige Kostenanschläge für Forschung und Produktion von immer tödlicheren und gekünstelteren Waffen veranlaßt, als es schon keinen kalten Krieg mehr gab, der ehemalige Gegner nicht mehr existierte und der geschwächte Staat, der ihm nachfolgte weder mit den ökonomischen Ressourcen noch dem Kampfwillen zählte, um der drückenden Gewalt der einzigen bestehenden Supermacht die Stirn zu bieten.
Warum und wozu wurde dieses kolossale Aufrüstungsprogramm entworfen?
In einer neuerlichen Rede, die er anläßlich des 200. Jahrestages der Militärakademie von West Point hielt, die wegen der hervorragenden Rolle, die sie in der Militärgeschichte der Vereinigten Staaten spielte, sehr bekannt ist, hielt der Herr W. Bush eine feurige Ansprache aus Anlaß des Schulabschlusses von 958 Kadetten in diesem Jahr. Dort sprach er auch zu den Vereinigten Staaten und zum Rest der Welt.
Einige in dieser Veranstaltung hervorgebrachte Konzepte widerspiegeln seine Denkweise und die seiner nächsten Berater schon lange vor den brutalen Tatsachen des 11. Septembers, die jetzt als ausgezeichneter Vorwand dafür dienen, das zu rechtfertigen, was schon eine eigentümliche, gefährliche, unzulässige und unhaltbare Weltanschauung war:
„Wenn wir warten, daß sich die Bedrohungen voll verwirklichen, dann hätten wir zu lange gewartet,"
„In der Welt, in die wir eingetreten sind, ist der einzige Weg zur Sicherheit der Weg zur Tat. Und diese Nation wird handeln."
[...]
„Unsere Sicherheit braucht es, daß wir die militärische Kraft umformen, die Sie leiten werden. Dies ist eine Kraft, die bereit sein muß, unmittelbar und in jeglichem dunklen Winkel der Welt anzugreifen. Und unsere Sicherheit braucht es, daß wir für einen vorbeugenden Angriff bereit sind, wenn es notwendig wäre, unsere Freiheit zu verteidigen und unsere Leben zu verteidigen."
„Wir müssen terroristische Zellen in 60 oder mehr Ländern aufdecken... Gemeinsam mit unseren Freunden und Verbündeten müssen wir uns der Verbreitung entgegenstellen und die Regimen bekämpfen, welche den Terrorismus fördern, je nachdem wie es jeder einzelne Fall erfordert ."
[...]
„Wir werden Diplomaten dorthin schicken, wo sie notwendig wären, und wir werden Euch, unsere Soldaten, hinschicken, wo Ihr notwendig wärt."
„Wir werden die Sicherheit Amerikas und den Frieden der Welt nicht in der Gewalt einer Handvoll von Terroristen und verrückter Tyrannen lassen. Wir werden diese düstere Bedrohung unseres Landes und der Welt beseitigen."
„Einige sind besorgt, daß es wenig diplomatisch und unhöflich wäre, in Ausdrücken wie Gutes und Böses zu sprechen. Ich bin nicht einverstanden. [...] Wir stehen vor einem Konflikt zwischen dem Guten und dem Bösen, und Amerika wird immer das Böse bei seinem Namen nennen. Wenn wir dem Bösen und den anarchischen Regimen die Stirn bieten, dann bereiten wir kein Problem, sondern wir decken ein Problem auf. Und wir werden die Welt im Kampf gegen das Problem leiten."
[...]
„Generationen von West-Point-Offizieren haben für Kämpfe mit Sowjetrußland geplant und geübt. Ich komme gerade aus einem neuen Rußland, einem Land, welches die Demokratie sucht und welches unser Verbündeter im Krieg gegen den Terrorismus ist."
Wie man feststellen kann, erscheint in der Rede keine einzige Erwähnung über die Organisation der Vereinten Nationen, keine einzige Phrase, die das Recht der Völker auf Sicherheit und Frieden, die Notwendigkeit einer von Normen und Prinzipien regierten Welt erwähnt; Es wird nur von Allianzen zwischen Weltmächten und von Krieg gesprochen, Krieg und nochmals Krieg, im Namen des Friedens und der Freiheit. Worte, die in seinem Mund verlogen und hohl wie Seifenblasen klingen. Die ganze Rede in eine honigsüße chauvinistische Begeisterung über die Überlegenheit der Kultur, der Herrlichkeit und der Macht seines Landes eingewickelt.
Die miserablen Insekten, die 60 oder mehr Nationen der Welt bewohnen, die von ihm , seinen engsten Mitarbeitern, und im Fall von Kuba von seinen Freunden aus Miami, ausgewählt wurden, zählen überhaupt nicht.
Sie stellen die „dunklen Winkel der Welt" dar, die Gegenstand ihrer „überraschenden und vorbeugenden" Attacken sein können. Unter ihnen befindet sich Kuba, die man außerdem zu denen zählt, die den Terror begünstigen. Und obendrein noch die zynische Erfindung, daß wir biologische Waffen produzieren würden, ohne zu berücksichtigen, daß jedermann weiß, daß es sich um eine riesige Lüge handelt.
Worin unterscheiden sich diese Philosophie und diese Methoden von der Philosophie und den Methoden der Nazis?
Warum zittern so viele Regierungen und schweigen?
Es ist kein Zufall, daß in mehreren europäischen Ländern die faschistische Rechte an Stärke zunimmt.
Das nordamerikanische Volk wird nicht wollen, daß seine Kinder in so einer Philosophie erzogen werden.
Bei soviel Feigheit setzen viele Völker der Welt ihre Hoffnungen in das nordamerikanische Volk selbst. Es ist das einzige, das die Machtfanatiker, die Willkürherrschaft und den Krieg stoppen und ihnen ein Zwangshemd anziehen kann. Viele Völker haben sich einmütig auf Grund des 11. Septembers mit ihm solidarisiert, unter ihnen das unsrige, edel und freimütig, ohne das keinerlei Heuchelei oder Angst es dazu bewegt hätte.
Wir wünschen, daß diese Kadetten aus West Point eines Tages Kuba als Touristen besuchen, wenn die Nordamerikaner die Freiheit haben werden zu reisen und nicht als Invasoren.
Wem nutzte tatsächlich der Terroranschlag vom 11. September? Denen die der Präsident Eisenhower als den militärisch-industriellen Komplex bezeichnete; welche eine Tatsache brauchten, die ihre Autorität erhöhte, die wegen dem Wahlbetrug in Frage gestellt war; der terroristischen Mafia von Miami; denen , welche die Organisation der Vereinten Nationen zerstören wollen; denen, die hegemonische, anmaßende Politiken ersinnen und die Welt nach ihren Launen umwandeln wollen.
Ich kann mir auf gar keinen Fall vorstellen, daß irgend jemand, egal welches sein Rang wäre, aus Popularitäts- oder Machtbegierde oder aus irgend einem anderen Grund, die Möglichkeit gehabt hätte, es zu verhindern und absichtlich das schreckliche Verbrechen der Zwillingstürme erlaubt hätte.
Um die Sachen bei ihrem Namen zu nennen, wie der Herrn Bush in seiner Rede in West Point behauptete, daß es ihm gefällt, denke ich, daß derjenige, der in den Vereinigten Staaten das Amt des Präsidenten ausübt, ernsthafte Fehler bei der Behandlung der Situation nach dem tragischen Geschehen begangen hat.
Ich werde nur einige innerer und äußerer Natur nennen:
Er hätte nie die Panik im nordamerikanischen Volk säen dürfen.
Er hätte nicht die Geistesgegenwart verlieren sollen.
Er hätte nicht voreilige Entschlüsse fassen sollen, ohne nicht einmal über mögliche, vielleicht vielversprechendere Varianten, nachzudenken, welche die einstimmige Unterstützung aller Regierungen, der einflußreichsten Religionen und wichtigsten politischen Richtungen von Rechts und Links erhalten haben könnten.
Er hätte weder mehr als die Hälfte der Dritten Welt als Feinde, und noch weniger als Terroristen bezeichnen sollen.
Er hätte nicht einer Linie folgen sollen, welche die Anzahl der Fanatiker und Selbstmörder auf der Welt multiplizieren wird, und den Kampf gegen den Terrorismus äußerst kompliziert. Das, was in Palästina geschehen ist, beweist es: Für jeden ermordeten Palästiner wuchs die Zahl der Selbstmörder auf beeindruckende Weise, was zu einer Sackgasse ohne sichtbaren Ausweg führte.
Er hätte nicht die Berichte der Nachrichtendienste, die durch seine Hände gingen, verheimlichen sollen, besonders den vom 6. August, was zu Spekulationen und Zweifeln aller Art führt. Man muß mutig und durchsichtig mit dem Volk sein. Niemand wird das Argument glauben, daß dies aus Sicherheitsgründen unmöglich ist. Wer über Jahrzehnte Tausende von Terrorplänen und –anschlägen aus den Vereinigten Staaten kommend erlebt hat und gegen sie gekämpft hat, weiß genau, wie die Nachrichtendienstberichte dieser Art aussehen, in denen die Quellen , die sie verfassen und verschicken, extrem geschützt sind.
Er hätte sich nicht in jener Veranstaltung in Miami mit bekannten „Persönlichkeiten", die Tausende von Terrorakten in Kuba und anderen Ländern, einige Hundert davon im eigenen Territorium der Vereinten Staaten, organisiert, geleitet und ausgeführt haben, treffen oder die Anwesenheit von jenen erlauben sollen. Die Cuban American National Foundation hat viele Jahre lang und bis zum 11. September unzählige Terrorakte und Pläne zur Ermordung kubanischer führender Persönlichkeiten finanziert, organisiert und verbreitet. Heute finanziert sie die Verteidigung, den Schutz und die Straflosigkeit der schlimmsten Terroristen, in Erwartung dessen, daß die Revolution durch die Vereinigten Staaten zerstört würde. Das wissen alle in Miami und im Weißen Haus. So eine Intimität mit diesen Terroristen beraubt den Herrn Bush jeglicher moralischer Autorität und disqualifiziert ihn, den weltweiten Kampf gegen den Terrorismus anzuführen.
Er hätte die dumme Lüge darüber, daß Kuba biologische Waffen entwickelt, nicht zulassen sollen. In Bezug auf die vorgebliche theoretische Befähigung Kubas, sie zu produzieren, kann ich nur sagen: wenn auch alle Regierungen lügen können, dann heißt das nicht, daß alle Regierungen verlogen seien.
Er hätte nicht politische Herausforderungen an die kubanische, revolutionäre Staatsführung stellen sollen, da er nicht in der Lage ist, die politischen Herausforderungen, die Kuba ihm stellen kann, zu beantworten. Das wäre, als würde man in einem großen Papierschiff segeln, in einem der Lüge und der Demagogie, das weder Wellen noch Wind übersteht.
Er hätte weder Forderungen zu Fragen, die ausschließlich mit unserer Souveränität zu tun haben, stellen, noch Bedrohungen gegen Kuba hinwerfen sollen. Denn das kubanische Volk wurde niemals auf die Knie gezwungen und wird es auch nie sein können. Es hat nicht einmal einen Moment gezweifelt, als im Oktober 1962 Hunderte von Atomwaffen auf unsere Insel zielten, und drohten sie vom Angesicht der Erde zu löschen. Niemand kann sich auch nur an einen einzigen kubanischen Patrioten erinnern, der schwach geworden wäre.
Jetzt sieht sich der Herr Bush in dem Dilemma, berichtigen oder versuchen zu müssen, Kuba von der Landkarte zu fegen, was nicht gerade einfach ist.
Der Herr Bush sollte besser darüber informiert sein, was heutzutage das kubanische Volk ist und wie es denkt und sein Niveau der Einheit, seine politische Kultur und unerschütterliche Standhaftigkeit kennen.
Ich könnte diesen Überlegungen noch mehr Sachen über die unglückliche Rede vom 20. Mai und andere Themen hinzufügen, aber ich will mich nicht ausdehnen.
Wie wir versprochen hatten, hat unser Volk, mit seinem Talent, seinen Wahrheiten und seinem Patriotismus schon eine vollkommene Antwort gegeben.
Aber die Aufgabe ist nicht abgeschlossen: Es fehlt die Antwort unserer Massenorganisationen. Am Montag, den 10. Juni, versammeln sich zu diesem Zweck ihre Leitungen auf nationaler Ebene in der Hauptstadt der Republik. Und es fehlt noch die Antwort der Nationalversammlung, des obersten Machtorgans des Staates. Sie wird ihm sicherlich mit aller Höflichkeit antworten.
Danke, Herr Bush. Sie haben uns die Ehre getan, anzuerkennen, daß diese Institution existiert und daß es im Jahr 2003 Abgeordnetenwahlen geben wird.
Es bliebe dennoch ein Punkt zu klären: Wenn alle Wahlen in Kuba betrügerisch waren, wie sie in ihrer Rede sagten, welche Autorität hätte denn die Nationalversammlung, die Änderungen der Verfassung, die sie verlangen, rechtskräftig zu machen. Es kommt uns so in den Sinn, daß die Lösung vielleicht darin bestehe, daß das Oberste Gericht von Kuba unsere Abgeordneten bestätige. Das ist das demokratischste!
Mitbürger von Santiago de Cuba und Guantanamo, unvergeßliche Mitkämpfer in der Monkadakaserne, in den Bergen und Tälern, von Gestern , von Heute und von Morgen:
Im Namen derer, die für die Unabhängigkeit und die Revolution gefallen sind und denen wir treu bis zum letzten Atemzug sind, beglückwünsche ich Euch zu dieser riesigen Kundgebung.
Es lebe der Sozialismus!
Vaterland oder Tod!
Wir werden siegen!
Samstag, 1. Juni 2002
Fidel Castro im Akt von Protest und Ablehnung gegen die Blockade, die Verleumdungen und Bedrohungen des Präsidenten Bush
Ansprache des Präsidenten der Republik Kuba, Fidel Castro Ruz, auf der Offenen Tribüne der Revolution, im Akt von Protest und Ablehnung gegen die Blockade, die Verleumdungen und Bedrohungen des Präsidenten Bush, der auf dem Plaza Mayor General „Calixto Garcìa" von Holguìn am 1. Juni 2002 stattfand
Liebe Mitbürger von Holguín, Granma, Las Tunas und von ganz Kuba !
Es war ironisch, den Herrn W. Bush am 20. Mai, dem Tag des beschämenden Schauspiels der Zuhörerschaft von Miami, energisch über Unabhängigkeit und Freiheit- nicht für Puerto Rico sondern für Kuba- und viel über Demokratie- nicht für Florida sondern für Kuba sprechen zu hören. Besonderen Nachdruck legte der Herr W. auf die Verteidigung des Privateigentums, als wenn dies in Kuba nicht existieren würde.
Ich merkte, daß die Jahre vergehen. Wie weit zurück ist die Zeit geblieben, zu der ein Mann mit warmer Stimme und überzeugendem Akzent, von einem Rollstuhl aus, als Präsident der Vereinigten Staaten sprach und Respekt einflößte: Das war Franklin Delano Roosevelt. Er drückte sich nicht wie ein Großsprecher oder Killer aus; auch waren die Vereinigten Staaten nicht die hegemonische Supermacht, wie sie es heute sind. Äthiopien war besetzt worden. Der blutige spanische Zivilkrieg war ausgebrochen. Man war in China eingefallen und die Gefahr des Nazifaschismus drohte der Welt. Roosevelt, meines Erachtens ein wirklicher Staatsmann, kämpfte darum sein Land aus einem gefährlichen Isolationismus herauszuholen.
Ich war damals ein Schüler der 6. oder 7. Klasse und war 12 oder 13 Jahre alt. Ich war auf dem Lande geboren, weit abgelegen, wo kein elektrisches Licht existierte, und man oft nur zu Pferde und auf sehr schlammigen Wegen hinkommen konnte. Die Monate des Jahres verbrachte ich abwechselnd zwischen einem strengen Internat mit Rassentrennung – man sage besser Apartheid sexuell, die Jungen auf unendlich großer Entfernung von den Mädchen, getrennt in Schulen die Lichtjahre voneinander entfernt waren- in Santiago de Cuba, und kurzen Ferien, obwohl etwas längeren während des Sommers, in Birán.
Wir, die wir Privilegien besaßen, hatten Kleidung und Schuhwerk zum Anziehen und ernährten uns. Ein Meer der Armut umringte uns. Ich weiß nicht, wie groß die Ranch des Herrn W. in Texas ist; aber ich erinnere mich, daß mein Vater über mehr als Zehntausend Hektar Land herrschte. Das war fast gar nichts. Andere gigantische Ausdehnungen, die zwischen 110.409 und 115.079 Hektar lagen- Eigentum der West Indies Sugar Company und der United Fruit Company- umgaben das familiäre Latifundium.
Wenn ein Präsident der Vereinigten Staaten eine Rede ankündigte, dann war das, als würde man sagen: „Gott wird sprechen." Das war logisch, alles kam von dort: das Schöne, das Gute, das Nützliche; von der Rasierklinge bis zur Lokomotive; von einer Ansichtskarte mit der Freiheitsstatue bis zu einem Cowboyfilm, der so sehr Kinder und Erwachsene faszinierte. Außerdem, „von dort kam unsere Unabhängigkeit und Freiheit." Das sagte man den Zehntausenden von Landarbeitern und landlosen Bauern dieser Gebiete, die einen Teil des Jahres beim Unkrauthacken und Ernten des Zuckerrohrs Arbeit fanden. Barfuß, schlecht angezogen und hungrig, lebten sie unter dem Terror der Feldgendarmerie, die von den Intervenienten geschaffen wurde, mit Springfield-Gewehren, langen schmalen Macheten, Hüten und Pferden aus Texas von sieben Viertelellen. Jene säten Panik mit ihrer beeindruckenden Größe in unseren unterernährten Arbeitern, die sie ohne Erbarmen bei jeglichem Anzeichen von Streik oder Protest unterdrückten.
In jenen immensen Flächen von Feldern, Bauernhütten, Schilfhütten, verarmten Dörfern und Zuckerzentralen tauchte ab und zu ein Schulraum für je 200 oder 300 Kinder auf, ohne Bücher, mit ganz wenigen Schulmaterialien und manchmal ohne Lehrer. Nur in den „Bateys" (kleine Dörfern) der großen Zuckerzentralen gab es einen oder zwei Ärzte um in erster Linie die Familien der Verwalter und höheren Funktionäre der ausländischen Zuckerunternehmen zu betreuen.
Im Gegensatz dazu, war ein sonderbarer Fachmann reichlich vorhanden: mit einer Schulbildung die nicht über die dritte oder vierte Klasse hinausging- ein wirklicher Weiser unter der Menge der Analphabeten, der fast immer Pate und Gelegenheitsbesucher der Familien, die auf dem Lande wohnten, war-. Er übernahm die Wahlangelegenheiten der Bürger. Er besorgte die Wahlscheine, verpflichtete die Wähler. Er war der politische Feldwebel. Die Leute vom Lande verkauften ihre Stimme nicht, aber halfen „ihrem Freund". Wer mehr Geld besaß und mehr politische Feldwebel unter Vertrag nahm, mit wenigen Ausnahmen, war der sichere Gewinnerkandidat als Anwärter auf nationale Legislative Ämter und andere Ämter auf Kreis- oder Provinzebene. Wenn bei einigen dieser Wahlen ein Präsidentenwechsel entschieden wurde- niemals eine Veränderung des politischen und sozialen Systems, das war nicht denkbar- und Interessenkonflikte entstanden, dann entschied die Feldgendarmerie, wer die Regierenden sein würden.
Der Großteil der Bevölkerung war Analphabet oder Semianalphabet und war abhängig von einer erbärmlichen Anstellung, die ein Arbeitgeber oder politischer Funktionär gewähren mußte. Für den Bürger gab es gar keine Auswahlmöglichkeit, er besaß nicht einmal die Minimalkenntnisse, um über jedes Mal kompliziertere Themen der Gesellschaft und der Welt zu entscheiden.
Von der Geschichte unseres Vaterlandes kannte er nichts weiter als die Legende, welche die Eltern und Großeltern von Mund zu Mund über die vergangenen und heroischen Kämpfe der Kolonialzeit erzählten. Das war, ehrlich gesagt, am Ende ein großes Glück. Aber was jene traditionellen politischen Parteien bedeuteten, die von den dem Imperium zu Diensten stehenden Oligarchien beherrscht waren, wie konnten sie das begreifen? Wer zeigte ihnen das? Wo könnten sie das lesen? In welcher Presse? Mit welchem Alphabet? Wie ihnen das übertragen? Die glänzende und heroische Bemühung der linken Intellektuellen, die unter diesen Bedingungen bewundernswerte Fortschritte erreichten, prallte gegen die unüberwindlichen Mauern eines neuen imperialen Systems und die über Jahrhunderte angesammelte Erfahrung der herrschenden Klassen, um die Völker unterdrückt, ausgebeutet, verwirrt und entzweit zu erhalten.
Das einzige Eigentumsrecht, das fast ganz Kuba bis 1959 kannte, war das Recht der großen ausländischen Unternehmen und ihrer Verbündeten der nationalen Oligarchie, Besitzer der enormen Landausdehnungen, der Naturressourcen des Landes und des Eigentums der großen Fabriken, der vitalen öffentlichen Dienstleistungen, der Banken, der Lager, der Häfen, der Krankenhäuser und Privatschulen, die Dienstleistungen von hoher Qualität für eine kleine privilegierte Minderheit der Bevölkerung leisteten.
Der Zufall hat mir die Ehre gegeben, daß ich gerade hier geboren wurde, im jetzigen Gebiet dieser Provinz, und wenn auch jener Ort in 54 Kilometer Entfernung von diesem Platz gelegen ist, so ist doch die Erinnerung sehr nah, in nur zehn Millimeter Entfernung oder zehn Sekunden Abstand in meinem Gedächtnis.
In jenen riesigen Zuckerrohr-Latifundien sah ich nur Zehntausende von landlosen Bauern oder Besitzer von Kleinparzellen ohne jeglichen Eigentumstitel, die ständig von den Reitern der texanischen Pferde bedroht oder vertrieben lebten, oder im besten Falle leoninischen Pachtzins zahlten. In den Städten sah ich sehr wenige Besitzer der Wohnungen, die sie bewohnten, für welche die Bevölkerung sehr hohe Mieten zahlte. Ich sah weder Krankenhäuser noch Schulen für das Volk und seine Kinder. Ich sah keine Heere von Ärzten und Lehrern; nur Elend, Ungerechtigkeit und Trostlosigkeit sah man an allen Enden. Das Volk war von jeglichem Eigentum enteignet und beraubt.
Es war notwendig geworden, in den Busch zurückzukehren. Die Ketten mußten zerrissen werden. Es mußte eine tiefgreifende Revolution gemacht werden. Man mußte bereit sein zu siegen oder zu sterben. Und das haben wir getan.
Die sozialistische Revolution hat mehr Eigentümer geschaffen, als der Kapitalismus in Kuba im Verlaufe von Jahrhunderten. Hunderte von Bauernfamilien sind heute Eigentümer ihrer Ländereien, für die sie nicht einmal Steuern bezahlen. Andere Hunderttausende besitzen sie in unbezahlter Nutznießung und beuten sie individuell oder kooperativ aus. Sie sind Eigentümer des Maschinenparks, der Reparaturwerkstätten, des Viehs und anderer Güter. Das Wichtigste: Die Revolution hat das kubanische Volk in Eigentümer seines eigenen Landes verwandelt. Was beseitigt wurde, war das Eigentum der wichtigsten Produktionsmittel, der Finanzierungsinstitutionen und anderer vitaler Dienstleistungen in Händen von Plünderern und Ausbeutern des Volkes, die sich auf Kosten des Schweißes der Werktätigen bereicherten, oder die zur exklusiven Nutzung für die Privilegierten und Reichen waren und wo die Armen und Schwarzen ausgeschlossen waren.
Die Nostalgie in Bezug auf das Eigentum, die ein imperialer Regierungschef leiden kann, könnte befriedigt werden, indem er sieht, daß außer den Bauern Millionen von Familien in den Städten jetzt Besitzer der Wohnungen sind, die sie einnehmen, für die sie auch nicht einmal Steuern zahlen.
Als historische Notwendigkeit, um die geerbte Unterentwicklung zu überwinden, teilt Kuba jene Produktionen mit ausländischen Unternehmen, an die sie mit den eigenen Technologien und Fonds keinen Zugang hätte. Aber keine internationale Finanzierungsinstitution oder ausländisches Privatkapital bestimmt unser Schicksal.
Nicht ein einziger Centavo wird in den Hosentaschen von Castro und seiner Anhänger landen. Kein einziger hoher revolutionärer kubanischer Leader hat auch nur einen Dollar in einer ausländischen Bank und ebenfalls keine personalen Bankkonten in Devisen inner- oder außerhalb von Kuba, sowie auch keine Strohmänner, die es in seinem Namen besitzen. Keiner ist bestechlich. Das wissen die Hunderte von ausländischen Unternehmen, die Geschäfte in Kuba haben, sehr gut. Keiner ist Millionär, wie der Herr Präsident der Vereinigten Staaten, dessen Gehalt von einem Monat fast das Doppelte ist von dem aller Gehälter der Mitglieder des Staats- und Ministerrates von Kuba in einem ganzen Jahr. Keiner könnte in die lange Liste der vielen neoliberalen Freunde des Herrn W. in Lateinamerika eingeschlossen werden, die Olympiameister in Unterschlagung und Raub sind. Die Wenigen von ihnen die keine öffentlichen Gelder und Steuern vom Staat stehlen, stehlen den Armen und Hungrigen den Mehrwert und töten jedes Jahr Hunderttausende lateinamerikanischer Kinder, die gerettet werden könnten. Ein System, welches der Herr W. jetzt als Modell Kuba auferlegen will. Seine Beleidigung ist gratis. Er soll sich dann nicht ob unserer harten Antworten beschweren.
Das Aufhören der Ausbeutung der Menschheit und der Kampf um die wirkliche Gleichheit und Gerechtigkeit ist und wird das Ziel einer Revolution sein, die es nie seinlassen wird.
Groß war das Werk der kubanischen Revolution im ganzen Land und sehr groß im geliebten und heroischen Ostteil, welches der ärmste und zurückgebliebenste war.
Die drei der fünf Ostprovinzen haben zu diesem historischen Protestakt mehr als 400Tausend kämpferische und enthusiastische Bürger entsandt- Holguín, Granma und Las Tunas- haben in wenigen Jahren soziale und menschliche Erfolge ohne Parallele in der Welt erreicht.
Einige Daten darüber, was sie vor und nach dem Triumph der Revolution hatten und haben:
Kindersterblichkeit: Vorher, mehr als 100 pro jeder Tausend Lebendgeborener; heute, 5,9- Sehr unter dem von den Vereinigten Staaten.
Lebenserwartung zur Geburt: früher, 57 Jahre; heute,76.
Anzahl der Ärzte: Früher, 344; heute 10.334.
Gesundheitseinrichtungen: früher, 46; heute, 4006.
Betten zur Aufwartung: früher, 1.470; heute mehr als 12 Tausend.
Grundschullehrer: früher, 1.682; heute 77.479.
Universitätszentren: früher, Null; heute, 12.
Es konnten nicht lesen und schreiben: früher, 40,3 Prozent; heute, 0,2 Prozent.
Es schlossen die 6. Klasse ab: früher, 10 Prozent von nur 34 Prozent der Kinder in schulfähigem Alter, welche die öffentliche Schule besuchten; heute, Hundert Prozent besuchen die Schule und 99,9 Prozent gelingt der Abschluß.
Fernsehgeräte für den audiovisuellen Unterricht: früher, Null; heute 13.394.
Geräte für den Computer-Unterricht von der Vorschule bis zur sechsten Klasse: 5.563, die 237.510 Kindern Nutzen bringen.
Mehr als 27 Tausend Jugendliche zwischen 17 und 30 Jahren, die keine Anstellung hatten, studieren mittleres Oberstufenniveau in vor kurzem gegründeten Schulen zur Integralweiterbildung von Jugendlichen, wofür sie eine Bezahlung erhalten.
Diese drei Provinzen haben 62 Museen, 68 Kulturhäuser, 21 Kunstgalerien und 72 Bibliotheken.
Alle Kinder von Kuba, unabhängig von dem Einkommen ihrer Eltern und ihrer Hautfarbe haben ihre ärztliche Betreuung von hoher und steigender Qualität von ihrer Geburt an bis zu ihrem Lebensende zugesichert; und die Bildung von der Vorschule an bis das sie einen Doktor in Wissenschaften erwerben und das ohne einen einzigen Centavo zu bezahlen.
In den genannten Kennziffern und Möglichkeiten nähert sich kein Land von Lateinamerika auch nur annähernd Kuba, und in unserem Vaterland gibt es kein einziges Kind, das auf den Straßen bettelt oder arbeitet, um zu leben, ohne zur Schule gehen zu können. Es gibt auch keine Drogen, welche die Heranwachsenden und Jugendlichen vergiften und zerstören.
Das ist nicht Tyrannei, wie es der Herr W. bezeichnet. Das ist Gerechtigkeit, wirkliche Gleichheit zwischen den menschlichen Wesen, verallgemeinerte Kenntnisse und Kultur, ohne die es weder wirkliche Unabhängigkeit, Freiheit und Demokratie an irgendeinem Platz der Erde gibt, noch geben kann und wird.
Der Herr W. sollte sich schämen Gesellschaften als Beispiel für Unabhängigkeit, Freiheit und Demokratie zu nennen, wo die Korruption, die Ungleichheit und Ungerechtigkeit herrscht und die vom neoliberalen Modell zerfetzt sind!
Für den Herrn W. ist Demokratie nur jene, wo das Geld alles erreicht, und wo es die, die für ein Abendessen 25 Tausend Dollar pro Gedeck bezahlen können- eine Beleidigung für die Tausende von Millionen von Menschen, welche die arme, hungrige und unterentwickelte Welt bewohnen- sind, die die Probleme der Gesellschaft und der Welt lösen werden und die das Schicksal einer großen Nation wie der Vereinigten Staaten und des anderen Teils des Planeten entscheiden sollen.
Seien sie nicht dumm, Herr W. Respektieren sie die Intelligenz der Leute, die in der Lage sind zu denken. Lesen sie einige der Hunderttausend Briefe, die ihnen unsere Pioniere zugeschickt haben. Beleidigen sie nicht Martí. Berufen sie sich nicht umsonst auf seinen heiligen Namen. Lassen sie es sein, Gelegenheitsphrasen für ihre Reden zu suchen. Respektieren Sie die anderen und respektieren sie sich selbst.
Die kriminelle Blockade, die sie uns versprechen zu verschärfen, multipliziert die Ehre und den Ruhm unseres Volkes, an ihm zerschellen ihre völkermordenden Pläne.
Das versichere ich Ihnen.
Mitbürger! Gegenüber von Gefahren und Bedrohungen- es lebe heute mehr als je die Sozialistische Revolution!
Vaterland oder Tod!
Wir werden siegen!
Liebe Mitbürger von Holguín, Granma, Las Tunas und von ganz Kuba !
Es war ironisch, den Herrn W. Bush am 20. Mai, dem Tag des beschämenden Schauspiels der Zuhörerschaft von Miami, energisch über Unabhängigkeit und Freiheit- nicht für Puerto Rico sondern für Kuba- und viel über Demokratie- nicht für Florida sondern für Kuba sprechen zu hören. Besonderen Nachdruck legte der Herr W. auf die Verteidigung des Privateigentums, als wenn dies in Kuba nicht existieren würde.
Ich merkte, daß die Jahre vergehen. Wie weit zurück ist die Zeit geblieben, zu der ein Mann mit warmer Stimme und überzeugendem Akzent, von einem Rollstuhl aus, als Präsident der Vereinigten Staaten sprach und Respekt einflößte: Das war Franklin Delano Roosevelt. Er drückte sich nicht wie ein Großsprecher oder Killer aus; auch waren die Vereinigten Staaten nicht die hegemonische Supermacht, wie sie es heute sind. Äthiopien war besetzt worden. Der blutige spanische Zivilkrieg war ausgebrochen. Man war in China eingefallen und die Gefahr des Nazifaschismus drohte der Welt. Roosevelt, meines Erachtens ein wirklicher Staatsmann, kämpfte darum sein Land aus einem gefährlichen Isolationismus herauszuholen.
Ich war damals ein Schüler der 6. oder 7. Klasse und war 12 oder 13 Jahre alt. Ich war auf dem Lande geboren, weit abgelegen, wo kein elektrisches Licht existierte, und man oft nur zu Pferde und auf sehr schlammigen Wegen hinkommen konnte. Die Monate des Jahres verbrachte ich abwechselnd zwischen einem strengen Internat mit Rassentrennung – man sage besser Apartheid sexuell, die Jungen auf unendlich großer Entfernung von den Mädchen, getrennt in Schulen die Lichtjahre voneinander entfernt waren- in Santiago de Cuba, und kurzen Ferien, obwohl etwas längeren während des Sommers, in Birán.
Wir, die wir Privilegien besaßen, hatten Kleidung und Schuhwerk zum Anziehen und ernährten uns. Ein Meer der Armut umringte uns. Ich weiß nicht, wie groß die Ranch des Herrn W. in Texas ist; aber ich erinnere mich, daß mein Vater über mehr als Zehntausend Hektar Land herrschte. Das war fast gar nichts. Andere gigantische Ausdehnungen, die zwischen 110.409 und 115.079 Hektar lagen- Eigentum der West Indies Sugar Company und der United Fruit Company- umgaben das familiäre Latifundium.
Wenn ein Präsident der Vereinigten Staaten eine Rede ankündigte, dann war das, als würde man sagen: „Gott wird sprechen." Das war logisch, alles kam von dort: das Schöne, das Gute, das Nützliche; von der Rasierklinge bis zur Lokomotive; von einer Ansichtskarte mit der Freiheitsstatue bis zu einem Cowboyfilm, der so sehr Kinder und Erwachsene faszinierte. Außerdem, „von dort kam unsere Unabhängigkeit und Freiheit." Das sagte man den Zehntausenden von Landarbeitern und landlosen Bauern dieser Gebiete, die einen Teil des Jahres beim Unkrauthacken und Ernten des Zuckerrohrs Arbeit fanden. Barfuß, schlecht angezogen und hungrig, lebten sie unter dem Terror der Feldgendarmerie, die von den Intervenienten geschaffen wurde, mit Springfield-Gewehren, langen schmalen Macheten, Hüten und Pferden aus Texas von sieben Viertelellen. Jene säten Panik mit ihrer beeindruckenden Größe in unseren unterernährten Arbeitern, die sie ohne Erbarmen bei jeglichem Anzeichen von Streik oder Protest unterdrückten.
In jenen immensen Flächen von Feldern, Bauernhütten, Schilfhütten, verarmten Dörfern und Zuckerzentralen tauchte ab und zu ein Schulraum für je 200 oder 300 Kinder auf, ohne Bücher, mit ganz wenigen Schulmaterialien und manchmal ohne Lehrer. Nur in den „Bateys" (kleine Dörfern) der großen Zuckerzentralen gab es einen oder zwei Ärzte um in erster Linie die Familien der Verwalter und höheren Funktionäre der ausländischen Zuckerunternehmen zu betreuen.
Im Gegensatz dazu, war ein sonderbarer Fachmann reichlich vorhanden: mit einer Schulbildung die nicht über die dritte oder vierte Klasse hinausging- ein wirklicher Weiser unter der Menge der Analphabeten, der fast immer Pate und Gelegenheitsbesucher der Familien, die auf dem Lande wohnten, war-. Er übernahm die Wahlangelegenheiten der Bürger. Er besorgte die Wahlscheine, verpflichtete die Wähler. Er war der politische Feldwebel. Die Leute vom Lande verkauften ihre Stimme nicht, aber halfen „ihrem Freund". Wer mehr Geld besaß und mehr politische Feldwebel unter Vertrag nahm, mit wenigen Ausnahmen, war der sichere Gewinnerkandidat als Anwärter auf nationale Legislative Ämter und andere Ämter auf Kreis- oder Provinzebene. Wenn bei einigen dieser Wahlen ein Präsidentenwechsel entschieden wurde- niemals eine Veränderung des politischen und sozialen Systems, das war nicht denkbar- und Interessenkonflikte entstanden, dann entschied die Feldgendarmerie, wer die Regierenden sein würden.
Der Großteil der Bevölkerung war Analphabet oder Semianalphabet und war abhängig von einer erbärmlichen Anstellung, die ein Arbeitgeber oder politischer Funktionär gewähren mußte. Für den Bürger gab es gar keine Auswahlmöglichkeit, er besaß nicht einmal die Minimalkenntnisse, um über jedes Mal kompliziertere Themen der Gesellschaft und der Welt zu entscheiden.
Von der Geschichte unseres Vaterlandes kannte er nichts weiter als die Legende, welche die Eltern und Großeltern von Mund zu Mund über die vergangenen und heroischen Kämpfe der Kolonialzeit erzählten. Das war, ehrlich gesagt, am Ende ein großes Glück. Aber was jene traditionellen politischen Parteien bedeuteten, die von den dem Imperium zu Diensten stehenden Oligarchien beherrscht waren, wie konnten sie das begreifen? Wer zeigte ihnen das? Wo könnten sie das lesen? In welcher Presse? Mit welchem Alphabet? Wie ihnen das übertragen? Die glänzende und heroische Bemühung der linken Intellektuellen, die unter diesen Bedingungen bewundernswerte Fortschritte erreichten, prallte gegen die unüberwindlichen Mauern eines neuen imperialen Systems und die über Jahrhunderte angesammelte Erfahrung der herrschenden Klassen, um die Völker unterdrückt, ausgebeutet, verwirrt und entzweit zu erhalten.
Das einzige Eigentumsrecht, das fast ganz Kuba bis 1959 kannte, war das Recht der großen ausländischen Unternehmen und ihrer Verbündeten der nationalen Oligarchie, Besitzer der enormen Landausdehnungen, der Naturressourcen des Landes und des Eigentums der großen Fabriken, der vitalen öffentlichen Dienstleistungen, der Banken, der Lager, der Häfen, der Krankenhäuser und Privatschulen, die Dienstleistungen von hoher Qualität für eine kleine privilegierte Minderheit der Bevölkerung leisteten.
Der Zufall hat mir die Ehre gegeben, daß ich gerade hier geboren wurde, im jetzigen Gebiet dieser Provinz, und wenn auch jener Ort in 54 Kilometer Entfernung von diesem Platz gelegen ist, so ist doch die Erinnerung sehr nah, in nur zehn Millimeter Entfernung oder zehn Sekunden Abstand in meinem Gedächtnis.
In jenen riesigen Zuckerrohr-Latifundien sah ich nur Zehntausende von landlosen Bauern oder Besitzer von Kleinparzellen ohne jeglichen Eigentumstitel, die ständig von den Reitern der texanischen Pferde bedroht oder vertrieben lebten, oder im besten Falle leoninischen Pachtzins zahlten. In den Städten sah ich sehr wenige Besitzer der Wohnungen, die sie bewohnten, für welche die Bevölkerung sehr hohe Mieten zahlte. Ich sah weder Krankenhäuser noch Schulen für das Volk und seine Kinder. Ich sah keine Heere von Ärzten und Lehrern; nur Elend, Ungerechtigkeit und Trostlosigkeit sah man an allen Enden. Das Volk war von jeglichem Eigentum enteignet und beraubt.
Es war notwendig geworden, in den Busch zurückzukehren. Die Ketten mußten zerrissen werden. Es mußte eine tiefgreifende Revolution gemacht werden. Man mußte bereit sein zu siegen oder zu sterben. Und das haben wir getan.
Die sozialistische Revolution hat mehr Eigentümer geschaffen, als der Kapitalismus in Kuba im Verlaufe von Jahrhunderten. Hunderte von Bauernfamilien sind heute Eigentümer ihrer Ländereien, für die sie nicht einmal Steuern bezahlen. Andere Hunderttausende besitzen sie in unbezahlter Nutznießung und beuten sie individuell oder kooperativ aus. Sie sind Eigentümer des Maschinenparks, der Reparaturwerkstätten, des Viehs und anderer Güter. Das Wichtigste: Die Revolution hat das kubanische Volk in Eigentümer seines eigenen Landes verwandelt. Was beseitigt wurde, war das Eigentum der wichtigsten Produktionsmittel, der Finanzierungsinstitutionen und anderer vitaler Dienstleistungen in Händen von Plünderern und Ausbeutern des Volkes, die sich auf Kosten des Schweißes der Werktätigen bereicherten, oder die zur exklusiven Nutzung für die Privilegierten und Reichen waren und wo die Armen und Schwarzen ausgeschlossen waren.
Die Nostalgie in Bezug auf das Eigentum, die ein imperialer Regierungschef leiden kann, könnte befriedigt werden, indem er sieht, daß außer den Bauern Millionen von Familien in den Städten jetzt Besitzer der Wohnungen sind, die sie einnehmen, für die sie auch nicht einmal Steuern zahlen.
Als historische Notwendigkeit, um die geerbte Unterentwicklung zu überwinden, teilt Kuba jene Produktionen mit ausländischen Unternehmen, an die sie mit den eigenen Technologien und Fonds keinen Zugang hätte. Aber keine internationale Finanzierungsinstitution oder ausländisches Privatkapital bestimmt unser Schicksal.
Nicht ein einziger Centavo wird in den Hosentaschen von Castro und seiner Anhänger landen. Kein einziger hoher revolutionärer kubanischer Leader hat auch nur einen Dollar in einer ausländischen Bank und ebenfalls keine personalen Bankkonten in Devisen inner- oder außerhalb von Kuba, sowie auch keine Strohmänner, die es in seinem Namen besitzen. Keiner ist bestechlich. Das wissen die Hunderte von ausländischen Unternehmen, die Geschäfte in Kuba haben, sehr gut. Keiner ist Millionär, wie der Herr Präsident der Vereinigten Staaten, dessen Gehalt von einem Monat fast das Doppelte ist von dem aller Gehälter der Mitglieder des Staats- und Ministerrates von Kuba in einem ganzen Jahr. Keiner könnte in die lange Liste der vielen neoliberalen Freunde des Herrn W. in Lateinamerika eingeschlossen werden, die Olympiameister in Unterschlagung und Raub sind. Die Wenigen von ihnen die keine öffentlichen Gelder und Steuern vom Staat stehlen, stehlen den Armen und Hungrigen den Mehrwert und töten jedes Jahr Hunderttausende lateinamerikanischer Kinder, die gerettet werden könnten. Ein System, welches der Herr W. jetzt als Modell Kuba auferlegen will. Seine Beleidigung ist gratis. Er soll sich dann nicht ob unserer harten Antworten beschweren.
Das Aufhören der Ausbeutung der Menschheit und der Kampf um die wirkliche Gleichheit und Gerechtigkeit ist und wird das Ziel einer Revolution sein, die es nie seinlassen wird.
Groß war das Werk der kubanischen Revolution im ganzen Land und sehr groß im geliebten und heroischen Ostteil, welches der ärmste und zurückgebliebenste war.
Die drei der fünf Ostprovinzen haben zu diesem historischen Protestakt mehr als 400Tausend kämpferische und enthusiastische Bürger entsandt- Holguín, Granma und Las Tunas- haben in wenigen Jahren soziale und menschliche Erfolge ohne Parallele in der Welt erreicht.
Einige Daten darüber, was sie vor und nach dem Triumph der Revolution hatten und haben:
Kindersterblichkeit: Vorher, mehr als 100 pro jeder Tausend Lebendgeborener; heute, 5,9- Sehr unter dem von den Vereinigten Staaten.
Lebenserwartung zur Geburt: früher, 57 Jahre; heute,76.
Anzahl der Ärzte: Früher, 344; heute 10.334.
Gesundheitseinrichtungen: früher, 46; heute, 4006.
Betten zur Aufwartung: früher, 1.470; heute mehr als 12 Tausend.
Grundschullehrer: früher, 1.682; heute 77.479.
Universitätszentren: früher, Null; heute, 12.
Es konnten nicht lesen und schreiben: früher, 40,3 Prozent; heute, 0,2 Prozent.
Es schlossen die 6. Klasse ab: früher, 10 Prozent von nur 34 Prozent der Kinder in schulfähigem Alter, welche die öffentliche Schule besuchten; heute, Hundert Prozent besuchen die Schule und 99,9 Prozent gelingt der Abschluß.
Fernsehgeräte für den audiovisuellen Unterricht: früher, Null; heute 13.394.
Geräte für den Computer-Unterricht von der Vorschule bis zur sechsten Klasse: 5.563, die 237.510 Kindern Nutzen bringen.
Mehr als 27 Tausend Jugendliche zwischen 17 und 30 Jahren, die keine Anstellung hatten, studieren mittleres Oberstufenniveau in vor kurzem gegründeten Schulen zur Integralweiterbildung von Jugendlichen, wofür sie eine Bezahlung erhalten.
Diese drei Provinzen haben 62 Museen, 68 Kulturhäuser, 21 Kunstgalerien und 72 Bibliotheken.
Alle Kinder von Kuba, unabhängig von dem Einkommen ihrer Eltern und ihrer Hautfarbe haben ihre ärztliche Betreuung von hoher und steigender Qualität von ihrer Geburt an bis zu ihrem Lebensende zugesichert; und die Bildung von der Vorschule an bis das sie einen Doktor in Wissenschaften erwerben und das ohne einen einzigen Centavo zu bezahlen.
In den genannten Kennziffern und Möglichkeiten nähert sich kein Land von Lateinamerika auch nur annähernd Kuba, und in unserem Vaterland gibt es kein einziges Kind, das auf den Straßen bettelt oder arbeitet, um zu leben, ohne zur Schule gehen zu können. Es gibt auch keine Drogen, welche die Heranwachsenden und Jugendlichen vergiften und zerstören.
Das ist nicht Tyrannei, wie es der Herr W. bezeichnet. Das ist Gerechtigkeit, wirkliche Gleichheit zwischen den menschlichen Wesen, verallgemeinerte Kenntnisse und Kultur, ohne die es weder wirkliche Unabhängigkeit, Freiheit und Demokratie an irgendeinem Platz der Erde gibt, noch geben kann und wird.
Der Herr W. sollte sich schämen Gesellschaften als Beispiel für Unabhängigkeit, Freiheit und Demokratie zu nennen, wo die Korruption, die Ungleichheit und Ungerechtigkeit herrscht und die vom neoliberalen Modell zerfetzt sind!
Für den Herrn W. ist Demokratie nur jene, wo das Geld alles erreicht, und wo es die, die für ein Abendessen 25 Tausend Dollar pro Gedeck bezahlen können- eine Beleidigung für die Tausende von Millionen von Menschen, welche die arme, hungrige und unterentwickelte Welt bewohnen- sind, die die Probleme der Gesellschaft und der Welt lösen werden und die das Schicksal einer großen Nation wie der Vereinigten Staaten und des anderen Teils des Planeten entscheiden sollen.
Seien sie nicht dumm, Herr W. Respektieren sie die Intelligenz der Leute, die in der Lage sind zu denken. Lesen sie einige der Hunderttausend Briefe, die ihnen unsere Pioniere zugeschickt haben. Beleidigen sie nicht Martí. Berufen sie sich nicht umsonst auf seinen heiligen Namen. Lassen sie es sein, Gelegenheitsphrasen für ihre Reden zu suchen. Respektieren Sie die anderen und respektieren sie sich selbst.
Die kriminelle Blockade, die sie uns versprechen zu verschärfen, multipliziert die Ehre und den Ruhm unseres Volkes, an ihm zerschellen ihre völkermordenden Pläne.
Das versichere ich Ihnen.
Mitbürger! Gegenüber von Gefahren und Bedrohungen- es lebe heute mehr als je die Sozialistische Revolution!
Vaterland oder Tod!
Wir werden siegen!
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