Sonntag, 28. Juni 2009

Ein selbstmörderischer Fehler

Reflexionen des Genossen Fidel: Ein selbstmörderischer Fehler

In der Reflexion, die ich vor drei Tagen, am Donnerstag, 25. Juni, geschrieben habe, sagte ich: „Wir wissen nicht, was in dieser Nacht oder morgen in Honduras geschehen wird, aber die mutige Haltung Zelayas wird in die Geschichte eingehen.“

Zwei Absätze zuvor hatte ich darauf hingewiesen: „Was dort vor sich geht, wird eine Prüfung für die OAS und für die gegenwärtige US-Administration sein.“
Die prähistorische interamerikanische Institution traf sich am folgenden Tag in Washington und versprach in einer glanzlosen und schüchternen Erklärung versprach sie, sofort die angemessenen Maßnahmen zu ergreifen, um zur Harmonie zwischen den beiden streitenden Seiten beizutragen. Das heißt, eine Verhandlung zwischen den Putschisten und dem verfassungsmäßigen Präsidenten von Honduras.

Der Kommandierende des Militärs, der die Befehlsgewalt über die honduranischen Streitkräfte behielt, gab öffentlich Erklärungen ab, die den Positionen des Präsidenten widersprachen, während er nur formell dessen Autorität anerkannte.

Die Putschisten brauchten nichts anderes von der OAS. Die Anwesenheit einer großen Zahl internationaler Beobachter, die in das Land reisten, um die Volksbefragung zu kontrollieren und zu denen Zelaya bis spät in die Nacht gesprochen hatte, interessierte sie nicht die Bohne. Heute, noch vor Sonnenaufgang, drangen etwa 200 gut trainierte und bewaffnete Berufssoldaten in die Residenz des Präsidenten ein, schoben grob das Schwadron der Ehrengarde beiseite, entführten den zu diesem Zeitpunkt schlafenden Zelaya, brachten ihn zur Luftwaffenbasis, setzten ihn gewaltsam in ein Flugzeug und transportierten ihn zu einem Flughafen in Costa Rica.

Um 8.30 Uhr morgens erfuhren wir von Telesur die Nachricht vom Überfall auf das Haus des Präsidenten und von der Entführung. Der Präsident konnte nicht an der Zeremonie zur Eröffnung der Volksbefragung teilnehmen, die an diesem Sonntag stattfinden sollte. Man wusste nicht, was sie mit ihm gemacht haben.

Der offizielle Fernsehsender wurde zum Schweigen gebracht. Sie wollten die zu frühe Verbreitung der verräterischen Aktion über Telesur und Cubavisión Internacional verhindern, die über die Ereignisse informierten. Deshalb unterbrachen sie die Ausstrahlung und stellten sogar im ganzen Land den Strom ab. Der Kongress und die in die Verschwörung verwickelten hohen Gerichte hatten die Entscheidungen noch nicht veröffentlicht, die die Verschwörung rechtfertigten. Erst führten sie den unaussprechlichen Militärputsch durch, um ihn dann zu legalisieren.

Das Volk erwachte mit den schon passierten Ereignissen und begann mit zunehmender Empörung zu reagieren. Man wusste nichts über das Schicksal von Zelaya. Drei Stunden später war die Reaktion des Volkes so groß, dass man Frauen sehen konnte, die mit bloßen Fäusten auf Soldaten einschlugen, denen ihre Gewehre aufgrund der Verwirrung und Nervosität fast aus der Hand fielen. Anfangs schienen ihre Bewegungen die eines merkwürdigen Kampfes gegen Gespenster zu sein, später versuchten sie, mit den Händen die Kameras von Telesur zu verdecken, ängstlich richteten sie die Gewehre auf die Reporter und manchmal, wenn die Menschen vorangingen, zogen sich die Soldaten zurück. Sie schickten gepanzerte Transportfahrzeuge mit Kanonen und Maschinengewehren. Die Bevölkerung diskutierte furchtlos mit den Panzerbesatzungen, die Reaktion des Volkes war erstaunlich.

Etwa gegen 14 Uhr setzte eine gezähmte Mehrheit des Kongresses in Koordination mit den Putschisten Zelaya, den verfassungsmäßigen Präsidenten von Honduras, ab und ernannten einen neuen Staatschef. Der Welt erzählten sie, dass jener zurückgetreten sei und zeigten eine gefälschte Unterschrift. Minuten später informierte Zelaya von einem Flughafen in Costa Rica aus über die Ereignisse und dementierte kategorisch die Meldung von seinem Rücktritt. Die Verschwörer wollten die Welt für dumm verkaufen.

Viele weitere Dinge ereigneten sich heute. Cubavisión widmete sich vollständig der Demaskierung des Putsches und informierte die ganze Zeit unsere Bevölkerung.

Es gab Ereignisse, die offen faschistischen Charakters waren, und die auch empören, wenn man sie erwartet hat.

Patricia Rodas, die Außenministerin von Honduras, wurde nach Zelaya das Hauptziel der Putschisten. Eine andere Einheit wurde zu ihrer Residenz geschickt. Sie bewegte sich mutig und entschlossen und verlor keine Minute, um über alle Medien den Putsch anzuklagen. Unser Botschafter hatte Kontakt mit Patricia aufgenommen, um über die Situation zu erfahren, wie es auch andere Botschafter getan haben. Zu einem bestimmten Zeitpunkt bat sie die diplomatischen Vertreter von Venezuela, Nicaragua und Kuba, sich mit ihr zu treffen, da sie in ihrer eisernen Belagerung diplomatischen Schutz benötigte. Unser Botschafter, der vom ersten Augenblick an autorisiert war, der verfassungs- und rechtmäßigen Ministerin die größtmögliche Unterstützung zukommen zu lassen, fuhr los, um sie in ihrer Residenz zu besuchen.

Als sie schon in ihrem Haus waren, schickte das Putschistenkommando Major Oceguera, um sie zu verhaften. Sie stellten sich vor die Frau und erklärten, dass sie unter diplomatischem Schutz stehe und nur in Begleitung der Botschafter gehen könne. Oceguera diskutiert mit ihnen und tut dies in respektvoller Form. Minuten später dringen 12 oder 15 uniformierte und maskierte Männer ein. Die drei Botschafter umarmen Patricia und den Vermummten gelingt es in brutaler Weise, die Botschafter von Venezuela und Nicaragua loszureißen. Hernández hält sie so fest an einem Arm, dass die Vermummten beide zu einem Wagen zerren, sie zur Luftwaffenbasis bringen, wo es ihnen gelingt, sie zu trennen, und bringen sie weg. Während er dort festgehalten wird, setzt sich (Kubas Außenminister) Bruno (Rodríguez), der Nachricht von der Entführung erhalten hatte, über Handy mit ihm in Verbindung. Ein Maskierter versucht, ihm rüde das Telefon zu entreißen, aber der kubanische Botschafter, der schon im Haus von Patricia geschlagen worden war, schreit ihn an: „Fass mich nicht an, du Sack!“ Ich weiß nicht, ob dieses von ihm benutzte Wort jemals von Cervantes benutzt worden ist, aber zweifellos hat der Botschafter Juan Carlos Hernández unsere Sprache bereichert.

Danach ließen sie ihn auf einer Straße, weit entfernt von der Vertretung, stehen, und bevor sie ihn verließen sagten sie, dass ihm etwas Schlimmeres geschehen könne, wenn er reden sollte. „Nichts ist schlimmer als der Tod!“ antwortete er ihnen würdevoll, „und nicht einmal deshalb könnte ich Angst vor euch haben“. Die Anwohner der Zone halfen ihn, zur Botschaft zurückzukehren, von wo aus er sich sofort ein weiteres Mal mit Bruno in Verbindung setzte.

Mit diesem Putschisten-Oberkommando kann man nicht verhandeln. Man muss von ihnen den Rücktritt fordern, und dass andere, jüngere Offiziere, die nicht der Oligarchie verpflichtet sind, das Militärkommando übernehmen, sonst wird es in Honduras niemals eine Regierung „des Volkes, durch das Volk und für das Volk“ geben.

Die eingepferchten und isolierten Putschisten haben keinen möglichen Ausweg, wenn das Problem entschlossen angegangen wird.

Sogar Frau Clinton hat in den Abendstunden erklärt, dass Zelaya der einzige Präsident von Honduras ist, und die honduranischen Putschisten können ohne die Unterstützung der Vereinigten Staaten nicht einen einzigen Atemzug tun.

Bis vor wenigen Stunden noch im Schlafanzug wird Zelaya von der Welt als der einzige verfassungsmäßige Präsident von Honduras anerkannt.


Fidel Castro Ruz

28. Juni 2009
18.14 Uhr

Donnerstag, 25. Juni 2009

Eine Geste, die nicht vergessen werden wird

Reflexionen des Genossen Fidel: Eine Geste, die nicht vergessen werden wird

Ich mache eine Pause in der Arbeit über eine historische Episode, an der ich seit zwei Wochen sitze, um mich mit dem verfassungsmäßigen Präsidenten von Honduras, José Manuel Zelaya, zu solidarisieren.

Es war beeindruckend, ihn über Telesur zu sehen, wie er sich an das Volk von Honduras wandte. Er klagte energisch die plump reaktionäre Ablehnung einer wichtigen Volksbefragung. Das ist die "Demokratie", die der Imperialismus verteidigt. Zelaya hat keinen Gesetzesverstoß begangen. Er hat keine gewaltsame Tat begangen. Er ist der Präsident und Oberbefehlshaber der Streitkräfte von Honduras. Was dort vor sich geht, wird die OAS und die gegenwärtige Administration der Vereinigten Staaten auf die Probe stellen.

Gestern fand in Maracay, im venezolanischen Staat Aragua, ein Treffen der ALBA statt. Die lateinamerikanischen und karibischen Führungspersönlichkeiten, die dort gesprochen haben, brillierten sowohl durch ihre Entschlossenheit wie auch durch ihre Würde.

Heute hörte ich die festen Argumente des Präsidenten Hugo Chávez, der über Venezolana de Televisión die putschistische Aktion anprangerte.

Wir wissen nicht, was in der kommenden Nacht oder morgen in Honduras passieren wird, aber die mutige Haltung Zelayas wird in die Geschichte eingehen.

Seine Worte erinnerten uns an die Rede des Präsidenten Salvador Allende, während die Flugzeuge den Präsidentenpalast bombardierten, in dem er heldenhaft am 11. September 1973 starb. Diesmal sahen wir einen anderen lateinamerikanischen Präsidenten, der mit dem Volk eine Luftwaffenbasis betrat, um die zuvor beschlagnahmten Stimmzettel für eine Volksbefragung einzufordern.

So handelt ein Präsident und Befehlshaber.

Das Volk von Honduras wird diese Geste niemals vergessen!


Fidel Castro Ruz

25. Juni 2009
20.15 Uhr

Sonntag, 14. Juni 2009

Die Aufgabe ist nicht leicht für Obama

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Aufgabe ist nicht leicht für Obama

Ich erinnere mich, dass man mich zu Giereks Zeiten bei einem Besuch der Volksrepublik Polen in das bekannteste der Konzentrationslager nach Auschwitz führte. Ich konnte die schrecklichen, von den Nazis gegen jüdische Kinder, Frauen und Greise begangenen Verbrechen wahrnehmen. Es waren die Ideen des Buches Mein Kampf von Adolf Hitler, die dort zur Anwendung gekommen waren. Vorher hatten sie diese dadurch verwirklicht, indem sie das Gebiet der UdSSR auf der Suche nach Lebensraum überfielen. Die Regierungen von London und Paris haben in jenen Jahren den Führer der Nazis gegen den sowjetischen Staat aufgestachelt.

Die Sowjetarmee hat Auschwitz und fast alle Nazikonzentrationslager befreit, die Tatsachen öffentlich angeprangert, Fotos gemacht und Filme gedreht, welche um die Welt gegangen sind.

Obama sprach im Konzentrationslager Buchenwald, innerhalb des deutschen Gebiets, an dessen Befreiung ein Großonkel von ihm teilgenommen hatte, der noch lebt und ihn bei dieser Handlung begleitete.

Seine wichtigste Tätigkeit in Europa war die Teilnahme an der feierlichen Begehung des 65. Jahrestages der Landung in der Normandie, wo er eine zweite Rede hielt. Er überschüttete Dwight Eisenhower, der die Landung leitete, mit Lob. Er hob mit Gerechtigkeit die mutige Rolle der US-Soldaten hervor, welche wenige Kilometer von der Küste entfernt kämpften, und dabei von der englischen und US-amerikanischen Marine und tausenden Flugzeugen, die vor allem aus den Fabriken der Vereinigten Staaten kamen, unterstützt wurden. Die Fallschirmspringer-Divisionen waren nicht ganz in den richtigen Positionen abgeworfen worden und deshalb verlängerte sich die Schlacht unnötigerweise.

Der Großteil von Hitlers Armee und seine Elitedivisionen waren von den Sowjetsoldaten an der russischen Front annulliert worden, nachdem sie sich von den Folgen des anfänglichen Schlages erholt hatten. Der Widerstand von Leningrad gegen die lange Blockade, die Kämpfe der sibirischen Divisionen wenige Kilometer vor Moskau, die Schlacht von Stalingrad und die des Kursker Bogens werden in der Geschichte der Kriege zu den größten und im höchsten Grade entscheidenden Ereignissen gehören.

Der Rede Obamas auf jener Veranstaltung zufolge, wurde Europa von den Nazis dank der erfolgreichen Landung in der Normandie befreit. Er hat der Rolle der UdSSR nur 15 Worte gewidmet, kaum 1,2 je 2 Millionen Sowjetbürger, die in jenem Krieg umgekommen sind. Das war nicht gerecht.

Nach dem Ende der blutigen Kämpfe wurde Iran, dass aufgrund seiner natürlichen Ressourcen und seiner geographischen Lage eine bedeutende Rolle in jenem Krieg gespielt hatte, von den Vereinigten Staaten in ihren stärksten und am besten ausgerüsteten Gendarmen in der besagten strategischen Region von Asien verwandelt.

Das iranische Volk mit seinen unbewaffneten, zu allen Opfern bereiten Massen und unter Führung des Ayatollah Ruhollah Khomeini stürzte den mächtigen Schah von Iran. Dies ereignete sich während der letzten beiden Regierungsjahre von Jimmy Carter, welcher die ersten Folgen der verfehlten Außenpolitik der Vereinigten Staaten erlitt, was sein Mandat verkürzte und den Zugang an die Macht von Ronald Reagan ermöglichte.

Der Schah ist am 27. Juli 1980 in Kairo verstorben, genau in der Stadt, wo Obama am vergangenen 4. Juni seine Rede gehalten hat.

Der absurde Krieg Irak-Iran, der 1980 begonnen hat, dauerte 8 Jahre und war nicht von Khomeini provoziert worden. Reagan hat daraus den höchstmöglichen Nutzen gezogen. Erst hat er Iran Waffen verkauft. Mit ihnen und dem Geld aus dem Drogenhandel hat er die schmutzigen Machenschaften gegen Nicaragua finanziert, wobei er die Festlegungen des Kongresses umging, der ihm die Fonds für jenes grausame Abenteuer verweigert hatte, das so viele Menschenleben von jungen Sandinisten gekostet hat. Reagan unterstützte den Krieg des Iraks gegen den Iran.

Die Regierung der Vereinigten Staaten genehmigte die Lieferung von Rohstoffen, von der Technologie und den Gasen für den chemischen Krieg gegen den Iran, welcher einige Zehntausende Soldaten jenes Landes tötete; die Zivilbevölkerung erlitt ernsthafte Schäden, US-amerikanische Unternehmen leisteten Kooperation bei der Herstellung der chemischen Waffen. Andererseits haben die Satelliten dem Land die notwendige Information für die Landoperationen geliefert; 600.000 Iraner und 400.000 Iraker sind in jenem Krieg umgekommen und von den beiden großen Erdölerzeugern wurden Ausgaben in dreistelliger Millionenhöhe gemacht, bevor beide Seiten den von den Vereinten Nationen ausgearbeiteten Friedensentwurf akzeptierten.

Es ist keine leichte Aufgabe für einen Präsidenten der Vereinigten Staaten, eine Rede in der muslimischen Universität Al-Azhar von Kairo zu halten. Es kann ebenfalls nicht erwartet werden, dass diese viel Enthusiasmus unter den Iranern und den Arabern erweckt.


Fidel Castro Ruz

14. Juni 2009
16:36 Uhr

Donnerstag, 11. Juni 2009

Goebbels wäre neidisch geworden

Reflexionen des Genossen Fidel: Goebbels wäre neidisch geworden

Ich habe gestern die Podiumsgespräch-Sendung gehört. Unter anderem wurde die Operation Peter Pan analysiert, eine der widerlichsten Handlungen der gegen unser Land durchgeführten moralischen Aggression. Das Thema elterliche Sorge ist äußerst empfindlich. Es war ein abstoßender Tiefschlag. In einem der Romane von Michael Scholochow, den ich Jahre später gelesen habe, wird diese Verleumdung erwähnt, die schon gegen die Oktoberrevolution von 1917 verwendet worden war.

Der Urheber der Operation gegen Kuba war Monsignore Wals, ein dem Bischof von Miami unterstehender, US-amerikanischer katholischer Pfarrer.

Die Operation wurde im Verlaufe des Jahres 1960 begonnen. Wie bekannt, hatte unsere Revolution den Ausreisen aus dem Land keinerlei Hindernis in den Weg gelegt. Sie sollte das freiwillige Werk eines freien Volkes sein. Die imperialistische Antwort war, unter anderen schwerwiegenden Aggressionen, Peter Pan.

Als Taladrid jenes Ereignis kommentierte, nannte er den Namen eines Ökonomielehrers, Ángel Fernández Varela. Ich erinnerte mich daran, dass ein weltlicher Lehrer uns Unterricht in einem der Fächer, in Volkswirtschaftslehre, gab, als ich das letzte Jahr vor dem Abitur im Colegio de Belén absolvierte. Es handelte sich natürlich nicht um einen Marxismus-Leninismus-Kurs, welches das ideologische Thema war, auf das man sich 18 Jahre später berief, um uns aus der OAS zu verstoßen. Es war ein einfacher und recht elementarer Unterricht über bürgerliche Volkswirtschaftslehre. Wir, die dort unterrichteten weißen Schüler, waren ja auch nichts anderes als Bürgerliche. Der Lehrer, der diesen zwei bzw. drei Mal pro Woche erteilte, war pünktlich und hat niemals zum Unterricht gefehlt.

Mich überraschte das, was ich beim Podiumsgespräch hörte. „Ob das etwa jener Lehrer ist?“ fragte ich mich. Ich rief Taladrid wegen weiteren Angaben an. Ich konnte es durch ihn bestätigen, denn er wusste, dass jener Lehrer am Colegio de Belén gewesen ist. Luis Báez versichert ebenfalls, dass ich mich mit jenem Lehrer im Jahr 1959 irgendwo in Havanna getroffen habe und seine Haltung kritisiert hatte, aber ich konnte mich nicht an dieses Detail erinnern.

Walsh wurde vor einigen Tagen post mortem wegen seiner „Heldentat“ bezüglich der Operation Peter Pan ausgezeichnet. Er hatte vor Jahren erklärt, dass er für den Beginn der Operation Telefonanrufe erhalten und mit dem CIA koordiniert hat.

Ende Mai hat Álvaro F. Fernández, Sohn von Fernández Varela, in der elektronischen Zeitschrift Progreso Semanal Folgendes erzählt: „…einige Jahre vor seinem Tod in Miami hat mein Vater meine Schwester María, ihren Ehemann und mich in Anwesenheit meiner Mutter versammelt und uns gesagt, dass er einer der Verantwortlichen gewesen sei, welche den gefälschten Gesetzestext aufgesetzt hatten, der die Hysterie bezüglich der ,Beseitigung der elterlichen Sorge’ hervorgerufen hat. Deshalb weiß ich ohne jeden Zweifel, dass die Operation Peter Pan ein maliziöser Schachzug der Unmoral war, der von dem CIA vor der Invasion der Schweinebucht entworfen und herbeigesehnt wurde…“

Ein CIA-Agent brachte den falschen Gesetzentwurf von Miami nach Havanna. Ángel Fernández Varela selbst hat der Zeitschrift Contrapunto erzählt, dass er zwischen 1959 und 1968 für den CIA gearbeitet hatte.

Jedes der 14.000 in das Drama involvierten Kinder ist seinen traumatischen Weg gegangen. Sie stammten vorwiegend aus den mittleren Schichten der Bevölkerung. Es waren weder Kinder von Großgrundbesitzern noch der Großbourgeoisie, es gab keinen Grund, sie in jenes Drama hineinzuziehen. Zu jenem Zeitpunkt gab es eine Yankee-Botschaft, welche die Genehmigungen zur Einreise in die Vereinigten Staaten erteilte. Diejenigen für die Kinder der Peter Pan wurden als Pakete geschickt, und die Formulare dann in Kuba mit den Namen der Kleinen ausgefüllt. Keines der Kinder bedurfte der Rettung. Über viele Jahre hat die Revolution die Ausreise von insgesamt circa einer Million Menschen ermöglicht, von denen die Mehrheit in die Vereinigten Staaten ging, in das reichste Land, welches das Brain-Drain und Abwerben von ausgebildeten Menschen und qualifizierten Fachkräften stimuliert.

Die Vereinigten Staaten wären nicht in der Lage, dasselbe mit irgendeinem anderen Land von Lateinamerika zu tun. Wen könnte die diabolische geheime Operation begünstigen?

Die Dozentin für Politikwissenschaft der Universität DePaul in Chicago, María de los Ángeles Torres, die ein Peter-Pan-Kind gewesen ist, hat – obwohl sie keine Revolutionärin ist - von dem CIA gefordert, die circa 1.500 Dokumente bezüglich der Operation Peter Pan zu verlautbaren. Der CIA weigert sich unter dem Vorwand der Nationalen Sicherheit diese zu verlautbaren. Die Angelegenheit stinkt so zum Himmel, dass sie sie nicht enthüllen wollen.

Trotz dieser Weigerung hat Frau Professor Torres auf ihre Bitte erreicht, dass die Präsidialbibliothek Lyndon B. Johnson ihr Zugang zu einem Dokument der Regierung der Vereinigten Staaten ermöglichte, das einen Vorschlag des Hochkommissariats der UNO für Flüchtlinge abwies, der darin bestand, dass die UNO die Reisen der Eltern jener Kinder bezahlen würde, welche in die Vereinigten Staaten geschickt worden waren. Jenes Material wurde vor über 15 Jahren in der Presse jenes Landes veröffentlicht.

Peter Pan war ein Manöver von zynischer Publicity, das selbst Goebbels, den Propagandaminister der Nazis, mit Neid erfüllt hätte.


Fidel Castro Ruz

11. Juni 2009
16:40 Uhr

Montag, 8. Juni 2009

Obamas Rede in Kairo

Reflexionen des Genossen Fidel: Obamas Rede in Kairo

Am Donnerstag, den 4. Juni hat Obama an der Islamischen Universität Al-Azhar in Kairo eine Rede von besonderem Interesse für diejenigen unter uns gehalten, die seine politischen Handlungen aufgrund der enormen Macht der von ihm regierten Supermacht mit besonderem Interesse verfolgen. Ich werde seine eigenen Worte verwenden, um das aufzuzeigen, was meines Erachtens die von ihm zum Ausdruck gebrachten Grundideen waren und werde so, um Zeit zu sparen, seine Rede zusammengefasst wiedergeben. Wir sollten nicht nur wissen, was er gesagt hat, sondern auch worüber er gesprochen hat.

„Wir sind in einem Augenblick der Spannung zwischen den Vereinigten Staaten und den Muslimen auf der ganzen Welt zusammengekommen…”

„Die Beziehung zwischen dem Islam und dem Westen schließt Jahrhunderte der Koexistenz und Zusammenarbeit ein, aber ebenfalls Konflikte und religiöse Kriege.”

„…der Kolonialismus hat vielen Muslimen Rechte und Chancen verweigert, … der kalte Krieg hat oft die Länder mit muslimischer Mehrheit als Agenten genutzt, ohne ihre eigenen Erwartungen zu berücksichtigen.”

„Gewalttätige Extremisten haben diese Spannungen ausgenutzt…”

„…haben dazu geführt, dass einige Menschen in meinem Land der Meinung sind, dass der Islam nicht nur den Vereinigten Staaten und den westlichen Ländern gegenüber unweigerlich feindlich gesinnt ist, sondern ebenfalls bezüglich der Menschenrechte.”

„Ich bin auf der Suche nach einem solchen Neuanfang für die Vereinigten Staaten und die Muslime auf der ganzen Welt hierher gekommen, der sich auf gemeinsame Interessen und die gegenseitige Achtung gründet…”

„…stimmen teilweise überein und haben gemeinsame Prinzipien, die Prinzipien der Gerechtigkeit, des Fortschritts, der Toleranz und der Achtung der Würde aller menschlichen Wesen.”

„Keine Rede kann von sich allein Jahre des Misstrauens beenden und ich kann auch nicht in der mir zur Verfügung stehenden Zeit alle komplizierten Fragen beantworten, die uns zu diesem Augenblick geführt haben.”

„Wie uns der Heilige Koran sagt, ,seid euch Gott bewusst und sagt immer die Wahrheit.’”

„Ich bin Christ, aber mein Vater gehörte einer Familie in Kenia an, die mehrere Generationen von Muslimen einschließt. Ich habe als Kind mehrere Jahre in Indonesien verbracht und den Azan-Ruf bei Tagesanbruch und gegen Abend gehört. Als junger Mensch habe ich in Chicago in Gemeinden gearbeitet, wo viele in ihrer muslimischen Religion Würde und Frieden fanden.”

„Es war der Islam – an solchen Orten wie der Universität Al-Azhar – der die Fackel des Lehrens und Lernens über viele Jahrzehnte getragen hat und in Europa den Weg für die Renaissance und das Zeitalter der Aufklärung geebnet hat.”

„…seit unserer Gründung haben die US-Muslime die Vereinigten Staaten bereichert.”

„Sie haben in unseren Kriegen gekämpft, für die Regierung gearbeitet, die Bürgerrechte verteidigt…”

„…es gehört zu meinen Verantwortlichkeiten als Präsident der Vereinigten Staaten, gegen die negativen Klischeevorstellungen über den Islam überall dort, wo sie auftauchen, anzukämpfen.”

„…die Vereinigten Staaten passen nicht in die plumpe Klischeevorstellung eines Imperiums, dass sich nur um seine eigenen Interessen kümmert.”

„Der Traum der Chancen für alle Menschen ist nicht in allen Fällen Wirklichkeit geworden…”

„Die Worte allein befriedigen nicht die Bedürfnisse unserer Völker.”

„Wenn eine neue Grippe einen Menschen ansteckt, dann sind wir alle gefährdet.”

„Wenn eine Nation sich Atomwaffen beschafft, dann laufen alle Nationen größere Gefahr, einen Atomangriff zu erleiden.”

„…jegliches Regime auf der Welt, das eine Nation oder Menschengruppe über andere erhebt, wird unweigerlich scheitern.”

„In Ankara habe ich klargestellt, dass die Vereinigten Staaten weder mit dem Islam auf Kriegsfuss stehen noch es je sein werden.”

„…wir lehnen dieselben Dinge ab, wie die Menschen aller Glaubensrichtungen: den Mord von unschuldigen Männern, Frauen und Kindern.”

„…es gibt Leute, die die Ereignisse des 11. September in Frage stellen oder rechtfertigen.”

„Die Opfer waren unschuldige Männer, Frauen und Kinder der Vereinigten Staaten…”

„…damit es klar wird: wir wollen nicht unsere Truppen in Afghanistan behalten. Wir wollen dort keine Militärstützpunkte haben. Es ist schmerzhaft für die Vereinigten Staaten, wenn ihre jungen Menschen umkommen. Diesen Konflikt fortzusetzen hat einen hohen politischen und wirtschaftlichen Preis. Wir würden sehr gern alle unsere Truppen nach Hause schicken, wenn sichergestellt wäre, dass es in Afghanistan und Pakistan keine gewalttätigen Extremisten gibt, die bereit sind, soviel US-Amerikaner zu ermorden, als es ihnen möglich ist.”

„Der heilige Koran lehrt, dass derjenige, der einen Unschuldigen tötet, die gesamte Menschheit tötet; und wer einen Menschen rettet, die gesamte Menschheit rettet.”

„Im Unterschied zu Afghanistan haben wir selbst beschlossen, den Krieg gegen den Irak zu beginnen, und das hat einen starken Antagonismus in meinem Land und rund um die Welt hervorgerufen.”

„…ich bin auch der Meinung, dass die Ereignisse im Irak die Vereinigten Staaten von Nordamerika daran erinnert haben, dass es notwendig ist, immer wenn es möglich ist, die Diplomatie zu verwenden und einen Konsens auf internationaler Ebene zu erreichen, um unsere Probleme zu lösen.”

„Jetzt haben die Vereinigten Staaten eine doppelte Verantwortung: dem Irak zu helfen, eine bessere Zukunft zu schmieden und Irak in die Hände der Iraker zu übergeben.”

„Ich habe dem irakischen Volk klar gesagt, dass wir weder Militärstützpunkte wollen, noch den Besitz irgendeines Teils ihres Gebiets oder ihrer Naturschätze verlangen wollen.”

„Die Souveränität des Irak gehört ihm allein. Deshalb habe ich die Rückkehr unserer Kampfeinheiten für den kommenden August befohlen.”

„…unserer Kampftruppen aus den irakischen Städten für Juli und den Rückzug aller unserer Truppen aus dem Irak bis 2012.”

„Der 11. September war ein riesiges Trauma für unser Land.”

„…in einigen Fällen hat es uns dazu geführt, im Widerspruch zu unseren Idealen zu handeln.”

„Ich habe unmissverständlich die Anwendung der Folter durch die Vereinigten Staaten verboten und angeordnet, das Gefängnis der Bucht von Guantánamo bis zum Beginn des nächsten Jahres zu schließen.”

„…die Vereinigten Staaten werden sich die Souveränität der Nationen und das Legalitätsprinzip achtend verteidigen.”

„Die zweite zu debattierende bedeutende Spannungsquelle ist die Situation zwischen den Israelis, den Palästinensern und der arabischen Welt.”

„Die engen Beziehungen der Vereinigten Staaten mit Israel sind recht bekannt. Diese Beziehung ist unerschütterlich.”

„Andererseits ist ebenfalls unbestreitbar, dass das palästinensische Volk – Muslime und Christen – auch im Kampf um ein Vaterland gelitten hat. Während über sechzig Jahren haben sie den Schmerz der Verdrängung ertragen.”

„Viele warten in Flüchtlingslagern an den Westufern, im Gazastreifen und den angrenzenden Gebieten auf ein Leben in Frieden und Sicherheit, dass sie nie gehabt haben.”

„…dass es außer jeglichem Zweifel steht: die Situation für das palästinensische Volk ist unerträglich. Die Vereinigten Staaten werden den legitimen Erwartungen der Palästinenser bezüglich Würde, Chancen und eines eigenen Staates nicht den Rücken kehren.”

„…zwei Völker mit legitimen Erwartungen, jedes von ihnen mit einer schmerzhaften Geschichte, die ein Übereinkommen schwer macht.”

„Es ist leicht, die Schuld zuzuweisen, d.h. für die Palästinenser der Gründung von Israel die Schuld für die Verdrängung zu geben und für die Israelis den ständigen Anfeindungen und Angriffen innerhalb und außerhalb ihrer Grenzen während ihrer gesamten Geschichte die Schuld zu geben.”

„…wenn wir den Konflikt nur von der einen oder anderen Seite sehen, dann können wir die Wahrheit nicht erkennen.”

„…die einzige Lösung besteht darin, dass die Erwartungen beider Seiten durch zwei solche Staaten befriedigt werden, wo die Israelis und Palästinenser Frieden und Sicherheit haben.”

„Während Jahrhunderten haben die Menschen schwarzer Hautfarbe als Sklaven die Geißel der Peitsche und die Demütigung der Rassentrennung ertragen. Aber sie haben die vollen und gleichen Rechte nicht durch Gewalt erreicht.”

„Hamas muss mit der Gewalt aufhören, vergangene Übereinkommen und das Existenzrecht von Israel anerkennen.”

„…die Israelis müssen anerkennen, dass genauso wie Israel das Existenzrecht nicht verweigert werden kann, dies ebenfalls Palästina nicht verweigert werden kann. Die Vereinigten Staaten gestehen weiteren israelischen Siedlungen keine Legitimität zu.”

„Jene Errichtung verletzt vorausgegangene Vereinbarungen und behindert die Bemühungen zur Erreichung des Friedens. Es ist an der Zeit, dass solche Ansiedlungen aufhören.”

„Israel muss ebenfalls seinen Verpflichtungen nachkommen, und absichern, dass die Palästinenser leben und arbeiten und ihre Gesellschaft entwickeln können.”

„Der Fortschritt im täglichen Leben des palästinensischen Volkes muss Bestandteil des Weges zum Frieden sein und Israel muss konkrete Schritte unternehmen, um jenen Fortschritt zu ermöglichen.”

„Der arabisch-israelische Konflikt darf nicht weiter zur Ablenkung der Einwohner der arabischen Länder dienen und das Vorhandensein von anderen Problemen verbergen.”

„Die dritte Spannungsquelle ist unser gemeinsames Interesse an den Rechten und Pflichten der Länder bezüglich der Atomwaffen.”

„Inmitten des Kalten Krieges haben die Vereinigten Staaten eine Rolle bei dem Sturz einer demokratisch gewählten iranischen Regierung gespielt.”

„Seit der Islamischen Revolution hat der Iran bei Entführungen und Gewaltakten gegen US-amerikanische Militärangehörige und Zivile die Hand im Spiel gehabt.”

„Ich habe den führenden Persönlichkeiten und dem Volk des Iran klargestellt, dass mein Land bereit ist, das hinter sich zu lassen, anstelle sich von der Vergangenheit einfangen zu lassen. Die Frage besteht jetzt nicht darin, gegen was sich der Iran stellt, sondern eher, welche Zukunft er schmieden möchte.”

„Es wird schwer sein, Jahrzehnte des Misstrauens zu überwinden, aber wir werden mit Mut, Aufrichtigkeit und Überzeugung voran kommen. Es wird viele, zwischen unseren Ländern zu debattierende Themen geben und wir sind bereit, ohne Vorbedingungen und auf der Grundlage der gegenseitigen Achtung voranzuschreiten.”

„Ich verstehe diejenigen, die protestieren, dass einige Länder Waffen besitzen, die andere nicht haben. Kein Land darf auf eigene Faust entscheiden, welche Länder Atomwaffen besitzen dürfen. Deshalb habe ich beharrlich die Verpflichtung der Vereinigten Staaten bekräftigt, eine Welt zu schaffen, in der kein Land Atomwaffen besitzt.”

„…jedes Land – einschließlich der Iran – sollte das Recht haben, Atomenergie zu friedlichen Zwecken zu nutzen, wenn es seinen Verpflichtungen gemäß dem Atomwaffensperrvertrag nachkommt.”


In diesen ersten drei Themen seiner Rede ist die Hauptzielstellung seiner Reise an diese Islamische Universität von Ägypten enthalten. Dem neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten kann nicht die Schuld an der im Mittleren Osten geschaffenen Situation gegeben werden. Es ist offensichtlich, dass er einen Ausweg aus der kolossalen, dort von seinen Vorgängern und durch die Entwicklung der Ereignisse in den letzten 100 Jahren selbst geschaffenen Verwicklung finden möchte.

Nicht einmal Obama selbst konnte ahnen, als er in den schwarzen Gemeinden von Chicago arbeitete, dass die schrecklichen Folgen einer Finanzkrise zu den Faktoren hinzukommen würden, die seine Wahl als Präsident in einer stark rassistisch veranlagten Gesellschaft möglich machten.

Er übernimmt das Amt in einem äußerst schwierigen Augenblick für sein Land und die Welt. Er versucht, Probleme zu lösen, die er vielleicht für einfacher ansieht, als sie wirklich sind. Jahrhunderte der kolonialen und kapitalistischen Ausbeutung haben eine Welt geschafft, in der eine Handvoll sehr hoch entwickelter und reicher Länder neben einer äußerst armen Welt existiert, die Rohstoffe und Arbeitskräfte liefert. Wenn China und Indien hinzugefügt werden, zwei echte Schwellenländer, dann gestaltet sich der Kampf um die natürlichen Ressourcen und die Märkte in einer vollkommen neuen Situation auf dem Planeten, wo das einfache Überleben der menschlichen Gattung noch zu lösen ist.

Die afrikanische Wurzel von Obama, seine einfache Herkunft und sein erstaunlicher Aufstieg wecken Erwartungen bei vielen Menschen, die wie Schiffbrüchige die letzten Zuflüchte inmitten des Unwetters suchen.

Seine Behauptung, dass „jegliches Regime auf der Welt, das eine Nation oder Menschengruppe über andere erhebt, unweigerlich scheitern wird” stimmt, genauso wie seine Aussage, dass „Menschen aller Glaubensrichtungen den Mord von unschuldigen Männern, Frauen und Kindern ablehnen” oder wenn er vor der Welt seinen Widerstand gegen die Anwendung der Folter bestätigt. Überhaupt sind mehrere seiner aufgezeigten Aussagen theoretisch richtig. Er besitzt klar die Wahrnehmung bezüglich der Notwendigkeit, dass alle Länder – natürlich ohne jegliche Ausnahme – auf die Atomwaffen verzichten. Berühmte und einflussreiche Persönlichkeiten der Vereinigten Staaten sehen darin eine große Gefahr, und zwar in dem Maße, wie die Technik und die Wissenschaften den Zugang zu radioaktivem Material und dessen Arten der Anwendung sogar in kleinen Mengen allgemein ermöglichen.

Es ist noch zu früh, um Beurteilungen über sein Maß an Verpflichtung bezüglich der dargelegten Ideen abzugeben und zu sagen, inwieweit er bereit ist, zum Beispiel die Absicht aufrecht zu erhalten, einen Friedensvertrag auf gerechter Grundlage, mit Garantien für alle Staaten im Mittleren Osten zu erreichen.

Die größte Schwierigkeit für den jetzigen Präsidenten besteht darin, dass die von ihm verkündeten Prinzipien im Widerspruch zur Politik stehen, welche die Supermacht fast über siebzig Jahre verfolgt hat, seitdem im August 1945 die letzten Kämpfe des Zweiten Weltkrieges beendet waren. Hierbei lasse ich die aggressive und expansionistische Politik, die sie gegenüber den Völkern von Lateinamerika und besonders Kuba angewandt hat, als sie noch weit davon entfernt war, die mächtigste Nation der Welt zu sein, außer Betracht.

Jede einzelne der von Obama in Kairo verkündeten Regeln steht im Widerspruch zu den von den Vereinigten Staaten geförderten Interventionen und Kriegen, wovon der bekannte Kalte Krieg, den er bei seiner Rede erwähnt, der erste, von der Regierung seines Landes ausgelöste war. Die ideologischen Unterschiede zur UdSSR rechtfertigten nicht die Anfeindung gegenüber jenem Staat, der über 25 Millionen Menschenleben im Kampf gegen den Faschismus geopfert hat. Obama könnte nicht in diesen Tagen des 65. Jahrestages der Landung in der Normandie und der Befreiung von Europa gedenken, wenn nicht Millionen Soldaten, die im Kampf gegen die nazistischen Elitetruppen gefallen sind, ihr Blut gegeben hätten. Die Überlebenden des berühmt-berüchtigten Konzentrationslagers Auschwitz wurden von der Sowjetarmee befreit. Der Welt war nicht bekannt, was fortlaufend geschah, trotzdem nicht Wenigen in den offiziellen Kreisen des Westens die Tatsachen bekannt waren. Genauso wie Millionen jüdische Kinder, Frauen und Greise grauenhaft ermordet wurden, haben Millionen russische Kinder, Frauen und Greise das Leben infolge der brutalen Nazi-Invasion auf der Suche nach Lebensraum verloren. Der Westen machte Hitler Zugeständnisse und intrigierte, um ihn zu lancieren und hat ihn schließlich lanciert, um das slawische Gebiet zu besetzen und zu kolonisieren. Im Zweiten Weltkrieg waren die Sowjets Verbündete der Vereinigten Staaten und nicht deren Feinde.

Auf Hiroshima und Nagasaki, zwei wehrlose Städte, haben sie zwei Atombomben abgeworfen und deren Auswirkungen ausprobiert. Bei den dort Umgekommenen handelt es sich in erster Linie um japanische Kinder, Frauen und Greise.

Wenn die von den Vereinigten Staaten in China, Korea, Vietnam, Laos und Kambodscha geförderten, unterstützten bzw. durchgeführten Kriege analysiert werden, ist festzustellen, dass es unter den Millionen Toten viele Kinder, Frauen und Greise gab.

Die kolonialen Kriege von Frankreich und Portugal nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Unterstützung der Vereinigten Staaten. Die Staatsstreiche und Interventionen in Mittelamerika, Panama, Santo Domingo, Grenada, Chile, Paraguay, Uruguay, Peru und Argentinien wurden alle von den Vereinigten Staaten gefördert und unterstützt.

Israel war keine Atommacht. Die Schaffung eines Staates in einem Gebiet, aus dem die Juden vor zweitausend Jahren vom Römischen Imperium zum Exodus gezwungen worden waren, wurde mit guter Absicht von der UdSSR und vielen anderen Ländern der Welt unterstützt. Zu Beginn der Kubanischen Revolution unterhielten wir über ein Jahrzehnt diplomatische Beziehungen zu diesem Staat, bis seine Eroberungskriege gegen die Palästinenser und andere arabische Völker uns zum Abbruch derselben führten. Die vollkommene Achtung des jüdischen Glaubens und der jüdischen Glaubensausübung sind ununterbrochen beibehalten worden.

Die Vereinigten Staaten haben sich weder jemals der Eroberung der arabischen Gebiete durch Israel widersetzt, noch gegen die den Palästinenser gegenüber verwendeten terroristischen Methoden protestiert. Im Gegenteil, sie haben dort eine Atommacht geschaffen, und zwar eine der am weitesten fortgeschrittenen der Welt, mitten im Herzen des arabischen und muslimischen Gebiets, womit im Mittleren Osten einer der gefährlichsten Punkte des Planeten geschaffen wurde.

Die Supermacht hat Israel ebenfalls dazu genutzt, um die Apartheid-Armee in Südafrika mit Atomwaffen zu versehen, um diese gegen die kubanischen Truppen anzuwenden, die an der Seite der angolanischen und namibischen Kräfte die Volksrepublik Angola verteidigten. Das sind nicht sehr weit zurückliegende Tatsachen, die dem jetzigen Präsidenten mit Sicherheit bekannt sind. Somit ist uns die Aggressivität und die Gefahr nicht fremd, die das israelische Atompotential für den Frieden bedeutet.

Nach den drei Anfangspunkten widmete sich Obama in seiner Rede in Kairo dem Philosophieren über die Außenpolitik der Vereinigten Staaten und neue Richtlinien zu setzen:

„Bei der vierten Angelegenheit, die ich behandeln möchte, handelt es sich um die Demokratie“, sagte er.

„…erlauben sie mir, mich klar auszudrücken: keine Nation kann oder soll einer Nation ein Regierungssystem aufzwingen.”

„Die Vereinigten Staaten beabsichtigen nicht zu wissen, was besser für alle ist, sowie wir ebenfalls nicht das Ergebnis von friedlichen Wahlen vorauszubestimmen beabsichtigen würden.”

„Aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass alle Menschen bestimmte Dinge ersehnen: die Möglichkeit der freien Meinungsäußerung und das Mitbestimmungs- und Wahlrecht bezüglich der Regierung; das Vertrauen in den Rechtsstaat und die Unparteilichkeit der Justiz… ”

„Das sind nicht nur US-amerikanische Ideen, das sind Menschenrechte, und deshalb unterstützen wir sie überall.”

„Die fünfte Angelegenheit, die wir gemeinsam konfrontieren müssen, ist die religiöse Freiheit.”

„Der Islam besitzt eine stolze Tradition der Toleranz… Das habe ich mit meinen eigenen Augen in Indonesien gesehen, wo die gläubigen Christen ihrer Religion in einem vorwiegend muslimischen Land frei nachgingen.”

„Unter den Muslims gibt es eine besorgniserregende Tendenz, den eigenen Glauben auf der Grundlage der Ablehnung der anderen zu messen.”

„…ebenfalls sollten die Teilungen und Uneinigkeiten innerhalb der Muslims überwunden werden, da die Trennung zwischen Sunniten und Schiiten in tragische Gewalt übergegangen ist, besonders im Irak.”

„…es ist wichtig, dass westliche Länder es vermeiden, die Religionsausübung der muslimischen Bürger, so wie sie es für richtig befinden, zu verhindern, indem sie zum Beispiel vorschreiben wollen, welche Kleidung muslimische Frauen tragen dürfen. Wir können die Feindseligkeit gegenüber jeglicher Religion nicht hinter dem Vorwand des Liberalismus verstecken.”

„Ich lehne den Standpunkt einiger Menschen im Westen ab, dass die Frau, die sich entscheidet, ihr Haar zu bedecken, in gewisser Weise nicht gleich ist, aber ich bin der Meinung, dass einer Frau, der die Bildung verweigert wird, die Gleichheit verweigert wird. Und es ist kein Zufall, dass die Frauen in jenen Ländern, wo sie eine gute Bildung genießen, viel mehr Möglichkeiten haben, erfolgreich zu sein.”

„…der Kampf um die Gleichberechtigung der Frauen geht in vielen Aspekten des US-amerikanischen Lebens und in den Ländern der Welt weiter.”

„Unsere Töchter können einen genauso großen Beitrag zur Gesellschaft leisten, wie unsere Söhne, und unser gemeinsamer Wohlstand kann gefördert werden, wenn wir es der gesamten Menschheit ermöglichen, - Männern und Frauen – ihr gesamtes Potential zu erreichen.”

„Internet und Fernsehen können Kenntnisse und Information vermitteln, aber ebenfalls beleidigende Sexualität und irrationelle Gewalt. Der Handel kann neuen Reichtum und Möglichkeiten mit sich bringen, aber auch enorme Störungen und Veränderungen für die Gemeinden.”

„…investieren wir in die Bildung über Internet für Lehrer und Kinder der ganzen Welt und schaffen wir ein neues Internetnetz, sodass ein Teenager in Kansas sich augenblicklich mit einem Teenager in Kairo in Verbindung setzen kann.”

„…wir tragen die Verantwortung dafür, uns zum Nutzen der Welt, die wir Wirklichkeit werden lassen wollen, zusammenzutun: eine Welt, wo die Extremisten schon nicht mehr unsere Völker bedrohen und die US-amerikanischen Soldaten nach Hause zurückkehren können; eine Welt, in der sowohl Israelis als Palästinenser Sicherheit in einem eigenen Staat genießen und die Atomenergie zu friedlichen Zwecken genutzt wird…”

„Das ist die Welt, die wir wollen. Aber das können wir nur gemeinsam erreichen.”

„Es ist einfacher, Kriege zu beginnen, als sie zu Ende zu bringen.”

„Die anderen so behandeln, wie man selbst gern behandelt werden möchte.”

„Es liegt in unsrer Macht, die Welt zu schaffen, die wir möchten, aber nur wenn wir den Mut besitzen, einen neuen Anfang zu schaffen, indem wir uns daran erinnern, was geschrieben steht.”

„Der heilige Koran sagt uns Folgendes: ,¡Oh, Menschheit! Wir haben euch Männer und Frauen geschafft, und euch in Nationen und Stämme gruppiert, damit ihr euch gegenseitig kennen lernt.’”

„Der Talmud lehrt uns: ,die gesamte Thora beabsichtigt die Förderung des Friedens.’”

„Die heilige Bibel sagt uns: ,Gesegnet seien diejenigen, die den Frieden fördern; diese werden Gotteskinder genannt werden.’”

„Die Völker der Welt können gemeinsam und in Frieden leben.”


Wie beobachtet werden konnte, gerät Obama bei der Behandlung des vierten Themas seiner Rede an der Universität Al-Azhar in einen Widerspruch. Nachdem er seine Worte wie gewöhnlich mit einem Sinnspruch einleitet und dabei behauptet, dass: „…keine Nation einer Nation ein Regierungssystem aufzwingen kann oder soll”, ein als ein Grundelement des Völkerrechts in der Charta der Vereinten Nationen enthaltenes Prinzip, widerspricht er sich unmittelbar mit einem Glaubensbekenntnis, das die Vereinigten Staaten in obersten Richter der demokratischen Wertvorstellungen und Menschenrechte verwandelt.

Später spricht er Themen an, die im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung und der Chancengleichheit stehen. Er macht der arabischen Welt Versprechungen; zeigt Vorteile und Widersprüche auf. Es sieht wirklich wie eine Public-Relations-Kampagne seitens der Vereinigten Staaten in Bezug auf die muslimischen Länder aus, was unter allen Umständen besser ist, als damit zu drohen, sie zu bombardieren und zu zerstören.

Am Ende der Rede werden recht viele Themen miteinander vermischt.

Wenn man die Länge der Rede ohne Verwendung eines schriftlichen Konzepts berücksichtigt, dann ist die Anzahl der Versprecher im Vergleich zu seinem Vorgänger, der sich in jedem Absatz irrte, unbedeutend. Er besitzt eine große Kommunikationsfähigkeit.

Ich beobachte für gewöhnlich aufmerksam die historischen, politischen und religiösen Zeremonien.

Das von der Universität Al-Azhar schien mir eine irreale Szene. Nicht einmal Papst Benedikt XVI. hätte ökumenischere Sätze als die von Obama gesagt. Ich habe mir für einen Augenblick den gläubigen Muslim, Katholiken, Christen oder Juden vorgestellt, oder den Anhänger jeglicher anderer Religion, wie er dem Präsidenten im weitläufigen Saal der Universität Al-Azhar zuhört. Zu bestimmten Augenblicken würde er nicht wissen, ob er sich in einer katholischen Kathedrale, einem christlichen Tempel, einer Moschee oder einer Synagoge befindet.

Er ist zeitig nach Deutschland aufgebrochen. Drei Tage lang ist er Orte von politischer Bedeutung abgefahren. Er nahm an allen Gedenkfeiern teil und redete dort. Er besuchte Museen, empfing die Familie und hat in berühmten Restaurants zu Abend gegessen. Er besitzt eine beeindruckende Arbeitsfähigkeit. Es wird viel Zeit vergehen, ohne dass man so einen Fall erneut erleben werden kann.


Fidel Castro Ruz

8. Juni 2009
19:12 Uhr

Samstag, 6. Juni 2009

Lächerliche Antwort auf eine Niederlage

Reflexionen des Genossen Fidel: Lächerliche Antwort auf eine Niederlage

Als ich gestern Abend genau die Rede von Obama an der muslimischen Universität Kairo analysierte, trafen Agenturmeldungen mit der merkwürdigen Information ein, dass zwei über 70 Jahre alte Personen im Ruhestand unter der Anklage festgenommen worden sind, 30 Jahre lang für die kubanische Regierung spioniert zu haben. Fast alle wichtigen westlichen Nachrichtenagentur, acht von ihnen, verbreiteten die Nachricht.

Die angeklagten Personen sind Walter Kendall Mayers und seine Ehefrau Gewndolyn Steingraber Myers. Es wird angefügt, dass er erste als Experte für Europa-Angelegenheiten gearbeitet hat, dass sie 1995, vor 14 Jahren, nach Kuba gereist sind und zu diesem Datum durch mich empfangen wurden. Ich habe mich in dieser Zeit aus verschiedenen Gründen mit Tausenden von Nordamerikanern getroffen, einzeln oder in Gruppen, manchmal mit Gruppen von mehreren Hundert von ihnen, so wie die Studierenden, die im Rahmen des Reiseprojekts Semester am Meer nach Kuba gereist sind, weshalb ich mich kaum an Details eines Treffens mit zwei Personen erinnern könnte. Jetzt verstehe ich, warum George W. Bush den Studierenden der Reisegruppe verboten hat, weiter Kuba zu besuchen. Sie haben viele Stunden lang mit mir gesprochen, obwohl sie zu Familien der gehobenen Mittelschicht gehörten.

Die Anklage sagt, dass das Ehepaar zahlreiche Auszeichnungen erhalten habe, räumt aber zugleich ein, dass sie nie Geld oder persönliche Vorteile angestrebt haben.

Ich für meinen Teil kann versichern, dass wir aufgrund einer Frage von Prinzipien niemals jemanden gefoltert und niemals bezahlt haben, um irgendeine Information zu erhalten. Diejenigen, die in der einen oder anderen Weise dazu beigetragen haben, das Leben kubanischer Bürger vor terroristischen Plänen und den Projekten zur Ermordung ihrer Führungspersönlichkeiten, von denen viele durch verschiedenen US-Administrationen geplant wurden, zu schützen, taten dies aufgrund der Weisungen ihres eigenen Gewissens und verdienen meiner Ansicht nach alle Ehrungen der Welt.

Das merkwürdige ist, dass diese Nachricht 24 Stunden nach der Niederlage der US-Diplomatie in der Generalversammlung der OAS an das Licht kommt.

Es ist wirklich merkwürdig, dass, wenn diese Personen wirklich unter Kontrolle waren, weil FBI-Agenten sie betrogen haben, indem sie sich als kubanische Spione ausgaben, warum wurden sie dann nicht vorher verhaftet und warum wurde das gerade jetzt getan?

Jetzt wird das Spiel der angeblichen Justiz gegen zwei Personen beginnen, die im Voraus moralisch mit Anschuldigungen zermürbt werden, die das Verhalten der Geschworenen vorherbestimmen, die darüber entscheiden müssen, ob sie schuldig oder unschuldig sind. Mit Sicherheit werden sie nicht die freundliche Behandlung erfahren wie die Terroristen, die von der Regierung dieses Landes angeworbenen wurden, um ein Flugzeug der Cubana mit allen, die in ihm reisten, zu zerstören und schreckliche Verbrechen gegen unser Volk zu begehen, und die sogar die Gesetze der Vereinigten Staaten verletzten, indem sie zahlreiche kleinere Terrorakte auf ihrem eigenen Gebiet begingen.

Die Kampagne gegen das Ehepaar hat bereits begonnen. Sie werden als Verräter dargestellt, die mit 35 Jahren Gefängnis bestraft werden können, die sie dann bis zu einem Alter von 100 Jahren verbüßen müssen. Die Staatsanwälte können ihre üblichen Manöver anwenden, um politische Ziele zu suchen.

Die ganze Intrige wurde gesponnen, nachdem Obama das Amt als Präsident der Vereinigten Staaten angetreten hat. Vielleicht hat in die Inhaftierung nicht nur die in San Pedro Sula erlittene schwere Niederlage beigetragen, sondern auch die Nachrichten, dass Kontakte zwischen den Regierungen der USA und Kubas über wichtige Themen von beiderseitigem Interesse angeknüpft werden.

Eine Meldung von ANSA informierte bereits, dass Walter Kendall Myers erklärt habe, dass er versucht habe, „sehr vorsichtig“ zu sein, wenn er Geheimnisse für Kuba gesammelt und übersendet hat.

Andere Publikationen sprechen von einem bei Gwendolyn beschlagnahmten Tagebuch. Wenn all das stimmen würde, werde ich nicht aufhören, ihre uneigennützige und mutige Haltung gegenüber Kuba zu bewundern.

Die Konfrontation mit den Vereinigten Staaten ist ideologisch und hat nichts mit der Sicherheit dieses Landes zu tun.

Aber ebenfalls gestern haben drei Meldungen von Nachrichtenagenturen über drei Themen informiert, die sehr viel mit der politischen Moral und der Sicherheit der Vereinigten Staaten zu tun haben.

Die Agentur AFP: „Eine neue Diskussion entbrannte am Freitag, als demokratische Abgeordnete republikanische Oppositionelle beschuldigten, geheime Informationen über Foltertechniken offengelegt zu haben, die bei einer Kongress-Sitzung hinter verschlossenen Türen verbreitet worden waren.

Die Vertreterin von Illinois, Jan Schakowski, erklärte, dass 'alle Welt in der Kommission weiß was eine Anhörung hinter verschlossenen Türen beinhaltet'.

Sie fügte in einer Erklärung hinzu, dass es 'unverantwortlich ist, dass Mitglieder dieser Kommission noch vor Ende die vertrauliche Sitzung verlassen und sich direkt an die Presse gewandt haben.'“


Die Agentur AP: „Bundesstaatsanwälte haben einen Mann angeklagt, Drohungen gegen den Präsidenten Barack Obama von sich gegeben zu haben, nachdem er angeblich zu einem Bankangestellten in Utah gesagt habe, seine Mission sei das Töten des Staatschefs.

Daniel James Murrey soll seine Absichten am 27. Mai einem Bankangestellten gegenüber geäußert haben, als er 13.000 Dollar von einem Konto abhob, berichtete die lokale Tageszeitung Salt Lake Tribune am Donnerstag auf ihrer Homepage.

Es ist unbekannt, wo sich der Angeklagte aufhält. Aus einem der Justiz vorgelegten Dokument geht hervor, dass Murray aus New York stammt und vor kurzem in Kalifornien, Utah, Georgia, Oklahoma und eventuell in Texas war.

Der Geheimdienst sagt, dass Murray mindestens acht registrierte Feuerwaffen besitzt, informierte die Zeitung.

Malcolm Wiley, ein Sprecher des Geheimdienstes in Washingtons, sagte gegenüber The Associated Press, dass er darüber keine Kommentare abgeben werde.“


Die Agentur AFP: „Sensible US-Militärtechnologie, die zur Fabrikation von Atomwaffen benötigt wird, kann in den Vereinigten Staaten einfach erworben und dann illegal exportiert werden, warnte die Rechnungsprüfung des Kongresses (GAO).

Unter Verwendung eines Tarnunternehmens und mit falschen Identitäten kaufte die GAO sensible Produkte wie Infrarotbrillen, die von den (US-) Truppen im Irak und in Afghanistan verwendet werden, um Nachtziele zu erkennen, Elektroden zur Zündung von Atomwaffen, elektronische Sensoren, die beim handwerklichen Bombenbau benutzt werden, und Chips, die in ferngesteuerten Raketen verwendet werden, schreibt die Institution in einem vor kurzem erschienenen Bericht.“


Bringt dieses dem Markt zur Verfügung gestellte riesige und hochentwickelte Arsenal die Welt etwa nicht an den Rand des Abgrunds?

Erscheint euch allen diese Geschichte von der kubanischen Spionage nicht lächerlich?


Fidel Castro Ruz

6. Juni 2009
15.12 Uhr

Dienstag, 2. Juni 2009

Das trojanische Pferd

Reflexionen des Genossen Fidel: Das trojanische Pferd

Rafael Correa, Präsident von Ecuador, zu Besuch in Honduras, erklärte kurz vor der Versammlung der OAS Folgendes: „Ich glaube, dass die OAS ihre Daseinsberechtigung verloren hat, vielleicht gab es nie eine Daseinsberechtigung für sie.” Die von ANSA übermittelte Nachricht fügt hinzu, dass Correa „,den Tod’ jener Organisation aufgrund ihrer vielen begangenen Fehler voraussagte”.

Er behauptete, „dass die Länder des amerikanischen Kontinents aufgrund geographischer Voraussetzungen nicht ,alle in den selben Topf’ geworfen werden können, und deshalb hat Ecuador vor mehreren Monaten die Schaffung der Organisation Lateinamerikanischer Staaten vorgeschlagen.

„,Es kann doch nicht sein, dass die Probleme der Region in Washington diskutiert werden. Bauen wir etwas Eigenes auf, ohne unserer Kultur und unseren Werten fremde Länder, wobei wir dabei offensichtlich Länder einschließen werden, die unerklärlicherweise vom interamerikanischen System getrennt wurden, und ich beziehe mich auf den konkreten Fall von Kuba… es war eine echte Schande und beweist die in den internationalen Beziehungen vorhandene Doppelmoral’”. Bei seiner Ankunft in Honduras erklärten sowohl Präsident Zelaya als er, dass die „OAS reformiert und Kuba erneut wieder eingegliedert werden muss, sonst müsse sie verschwinden”.


Eine andere Meldung, von DPA, behauptet:

„Die Wiedereingliederung von Kuba in die Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) hat aufgehört ein Thema per se der Vollversammlung der Organisation im honduranischen San Pedro Sula zu sein, um ein weiteres Mal zur Rechtfertigung eines Interessenkampfes zu werden, dessen Interessen weit über die Grenzen der karibischen Insel hinweggehen und welche (erneut) die hemisphärischen Beziehungen in Frage stellen könnten.

Der Präsident von Venezuela, Hugo Chávez, hat es recht klar gesagt, als er das hemisphärische Treffen, das am heutigen Dienstag in Honduras beginnt, mit fast kriegerischen Ausdrücken kennzeichnete.

Es wird“, so er, „eine ,interessante Schlacht’, bei der, falls sichtbar werden wird, dass die OAS ,weiterhin ein Kolonialministerium ist’, dass sie sich nicht verändert, um ,sich den Interessen der ihr angehörenden Regierungen unterzuordnen’, man sich schließlich die Frage aufwerfen muss, aus der Organisation ,auszutreten’ und eine andere Alternative zu schaffen.”

„,Lateinamerika ist dabei, aus Kuba die Feuerprobe für die Aufrichtigkeit bezüglich der wirklichen Annäherung der Obama-Regierung’ an die Region zu machen, behauptet die Kuba-Expertin des Council of Foreign Relations von Washington, Julia Sweig, gegenüber der Tageszeitung ,The Washington Post’, kurz vor dem honduranischen Treffen.”


Indem unser Volk den Aggressionen des mächtigsten je vorhandenen Imperiums standhielt, hat es um der anderen Brüdervölker dieses Kontinents willen gekämpft. Die OAS war Komplize aller gegen Kuba begangenen Verbrechen.

Zu dem einen oder anderen Zeitpunkt sind alle Länder Lateinamerikas Opfer der Interventionen und politischen und wirtschaftlichen Aggressionen gewesen. Es gibt kein einziges Land, das dies abstreiten kann. Es ist naiv zu glauben, dass die guten Absichten eines Präsidenten der Vereinigten Staaten die Daseinsberechtigung jener Einrichtung rechtfertigen, welche dem Trojanischen Pferd Türe und Tore öffnete, welche die Gipfel von Amerika unterstützt, den Neoliberalismus, den Drogenhandel, die Militärstützpunkte und die Wirtschaftskrise. Die Unwissenheit, die Unterentwicklung, die wirtschaftliche Abhängigkeit, die Armut, die gewaltsame Rückführung derjenigen, die auf der Suche nach Arbeit emigrieren, der Brain-Drain und sogar die hoch entwickelten Waffen des organisierten Verbrechens waren die Folgen der vom Norden kommenden Interventionen und Plünderung. Kuba, ein kleines Land, hat bewiesen, dass der Blockade standgehalten und auf vielen Gebieten vorangekommen und dabei sogar anderen Ländern Hilfe geleistet werden kann.

Die heute vom Präsidenten von Honduras Manuel Zelaya auf der Vollversammlung der OAS gehaltene Rede enthält Prinzipien, die in die Geschichte eingehen können. Er hat erstaunliche Dinge über sein eigenes Land gesagt. Ich werde mich auf das beschränken, was er über Kuba geäußert hat.

„…Auf der heute in San Pedro Sula, in Honduras, beginnenden Versammlung der Organisation Amerikanischer Staaten müssen wir den Prozess der weisen Berichtigungen lang zurück liegender begangener Fehler einleiten.

Wir, die hier anwesenden Lateinamerikaner, hatten vor kurzem, vor wenigen Wochen bzw. Monaten, in Salvador de Bahía, in Brasilien, einen großen Gipfel innerhalb der Gruppe von Rio. Dort gingen wir eine Verpflichtung ein. Die Verpflichtung, die schriftlich und unter Einstimmigkeit von ganz Lateinamerika getroffen wurde, besteht darin, dass in dieser Versammlung von San Pedro Sula durch Stimmenmehrheit oder Konsens jener alte und verbrauchte, 1962 begangene Fehler berichtigt werden müsse, durch den das kubanische Volk aus dieser Organisation ausgestoßen wurde.

Wir, liebe Regierungsoberhäupter, dürfen nicht diese Versammlung verlassen, ohne die Verfügung jener achten Sitzung außer Kraft zu setzen, welche Sanktionen gegen ein ganzes Volk verhängte, weil es sozialistische Ideen und Prinzipien verkündet hatte, und dass heute jene selben Prinzipien überall auf der Welt, einschließlich der Vereinigten Staaten und Europa, praktiziert werden. (Beifall) Heutzutage sind die Prinzipien zur Suche anderer Entwicklungsalternativen eben gerade durch die in den Vereinigten Staaten stattgefundene Veränderung, indem Präsident Barack Obama gewählt wurde, offensichtlich…

Wir, dürfen nicht diese Versammlung verlassen, ohne diesen Fehler und jene Schande wieder gutzumachen, denn auf der Grundlage jener Resolution der Organisation Amerikanischer Staaten, die schon über vier Jahrzehnte alt ist, wurde gegenüber diesem Brudervolk von Kuba eine ungerechte und unnütze Blockade aufrecht erhalten, gerade deswegen, weil sie keine Zielstellung erreicht hat, aber bewiesen hat, dass es dort, wenige Kilometer von unserem Land entfernt, auf einer kleinen Insel ein Volk gibt, dass bereit ist standzuhalten und bereit zu Opfern um seiner Unabhängigkeit und Souveränität willen.

…wenn wir dies nicht tun, macht uns das zu Komplizen einer Resolution von 1962, durch die ein Mitgliedsstaat einfach deswegen aus der Organisation Amerikanischer Staaten ausgestoßen wurde, weil er andere Ideen, andere Denkweisen hat und Prinzipien einer anderen Demokratie verkündet. Und wir werden nicht Komplizen davon sein.

…wir können diese Versammlung nicht verlassen, ohne das zu jenem Zeitpunkt Verfügte außer Kraft zu setzen.

Ein außergewöhnlicher Honduraner, ein Berufener in unserem Land - und einer unserer Vorkämpfer - José Cecilio del Valle, der weise Valle, ließ am 17. April 1826 in seinem berühmten Artikel ,Souveränität und nicht Intervention' - wir hatten gerade unsere Unabhängigkeit vom spanischen Königreich verkündet – Folgendes verlauten: ,Die Nationen der Welt sind unabhängig und souverän. Egal wie groß die gebietsmäßige Ausdehnung oder die Einwohnerzahl einer Nation ist, muss diese den anderen dieselbe Behandlung zukommen lassen, mit der sie von ihnen behandelt werden will. Eine Nation hat nicht das Recht zum Eingreifen in die inneren Angelegenheiten einer anderen Nation.’”


Mit diesen Worten von Cecilio del Valle und der Erwähnung von Mahatma Gandhi, Jesus Christus, Martin Luther King, Abraham Lincoln, Morazán, Martí, Sandino und Bolívar schloss er seine Rede ab.

Wenige Minuten darauf beantwortete er auf jener der Eröffnung der Versammlung folgenden Pressekonferenz Fragen und wiederholte Prinzipien. Anschließend überließ er Daniel Ortega das Wort, welcher Autor einer der tiefgehendsten und am meisten argumentierten Vorträge der OAS-Versammlung war. Auf der Konferenz ergriffen, auf Einladung von Zelaya, Fernando Lugo, Präsident von Paraguay, und Rigoberta Menchú das Wort, welche sich in der selben Richtung wie Zelaya und Daniel äußerten.

Die Versammlung diskutiert seit Stunden. Zu dem Zeitpunkt, als ich diese Reflexion abgeschlossen habe, schon fast nachts, gab es noch keine Mitteilung über die Entscheidung. Es ist bekannt, dass die Rede von Zelaya Einfluss ausgeübt hat. Chávez unterhält sich mit Maduro und bittet ihn eindringlich, standhaft dabei zu bleiben, dass keinerlei Resolution zugelassen werden kann, welche die Außerkraftsetzung der ungerechten Sanktion gegen Kuba von Bedingungen abhängig macht. Niemals hat man soviel Widerstand gesehen. Die Schlacht ist ohne Zweifel hart. Viele Länder sind abhängig vom Zeigefinger einer Hand der US-Regierung, die auf den Währungsfond, die Weltbank, die Interamerikanische Bank für Entwicklung oder in jegliche andere Richtung zeigt, um Aufsässigkeit zu bestrafen. Sie geliefert zu haben ist für sich allein schon eine der rebellischsten Heldentaten. Der 2. Juni 2009 wird von zukünftigen Generationen nicht vergessen werden.

Kuba ist weder Feind des Friedens, noch dem Austausch bzw. der Kooperation zwischen Ländern verschiedener politischer Systeme abgeneigt, aber es ist immer unnachgiebig bei der Verteidigung seiner Prinzipien gewesen und wird es weiterhin sein.


Fidel Castro Ruz

2. Juni 2009
18:56 Uhr

Montag, 1. Juni 2009

Beifall und Schweigen

Reflexionen des Genossen Fidel: Beifall und Schweigen

Gestern, am 31. Mai, berichtete eine AFP-Agenturmeldung Folgendes: „Kuba hat zugestimmt, die Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten über Migration und die Postdirektsendung wiederzueröffnen, was kurz vor einem Gipfel der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), bei dem der Fall Kuba die Gespräche beherrschen wird, ein neues Zeichen der stattfindenden Entspannung ist.

Der Leiter der kubanischen Interessenvertretung in Washington, Jorge Bolaños, hat am Samstag übermittelt, dass Kuba ‘hofft, dass die Gespräche über Emigration und den Postdirektsendungs-Service wieder aufgenommen werden’, sagte am Sonntag ein hoher Beamter des State Departments, der die Anonymität wahrte.

Die US-Außenministerin Hillary Clinton erklärte in El Salvador, wo sie an einer Ministerialversammlung über regionalen Handel teilnahm, dass es Washington Freude bereite, die Gespräche mit Havanna über diese Themen erneut aufzunehmen.”


Unverzüglich eine ganz und gar nicht diplomatische schroffe Wendung:

„Es wird einen offenen Dialog geben, sobald es Veränderungen bezüglich der Menschenrechte und eine Hinbewegung zur Demokratie in Kuba gibt”, so der Wortlaut der EFE-Agentur.

Welche „Demokratie“ und welche „Menschenrechte“ sind es, die die Vereinigten Staaten verteidigen? War es wirklich notwendig, jene demütigende und arrogante Bemerkung vom Stapel zu lassen?

Als ich heute die Amtsübernahme von Mauricio Funes im Fernsehen sah und dieser davon sprach, die Beziehungen zu Kuba wiederherzustellen, brachen ein ohrenbetäubender Beifall und Jubelrufe in jenem Saal los, wie sie zu keinem anderen Augenblick während seiner Rede zu hören waren. Dort befand sich Hillary unter den Gästen. Vorher hatte der Redner, der sich oft vom schriftlichen Konzept entfernte, den Fehler begangen, die Clinton, welche das Amt der US-Außenministerin bekleidet, sogar noch vor Lula da Silva zu begrüßen, der Präsident des südamerikanischen Giganten ist und dort in einer Gruppe von Präsidenten unserer Region anwesend war.

Der Redner nahm das Wort, noch bevor der lang anhaltende Applaus für Kuba abgeklungen war – der vielleicht die Frau Clinton verletzen könnte – und erwähnte mit der besten Absicht der Welt erneut die Vereinigten Staaten. Jedoch sehr wenige in jenem großen Saal applaudierten jenem Land.

Ein Höhepunkt der Rede von Mauricio, der sehr viel Beifall hervorrief, ereignete sich vorher, als er den erlauchten Erzbischof Oscar Arnulfo Romero nannte, dessen Grab er am Morgen besucht hatte. Dieser Verteidiger der Armen war, während er eine Messe hielt, ungestraft von jener blutigen Tyrannei der Partei ARENA ermordet worden, welche El Salvador vom Imperialismus aufgezwungenen worden war. In jenem Saal waren ebenfalls die Parlamentarier und hohen Beamten anwesend, welche die Partei vertreten, die ihn ermordete; darunter mehrere von den Wenigen, die den Vereinigten Staaten Beifall zollten.

Unter bestimmten Umständen sprechen nicht nur die Worte für sich selbst, sondern ebenfalls der jeweilige Beifall und das jeweilige Schweigen.


Fidel Castro Ruz

1. Juni 2009
14:36 Uhr