Reflexionen des Genossen Fidel: Wir schickten Ärzte und nicht Soldaten
In der am 14. Januar verfassten Reflexion - zwei Tage nach der Katastrophe von Haiti, die jenes benachbarte Bruderland zerstört hat - habe ich Folgendes geschrieben: „Im Gesundheitswesen und auf anderen Gebieten leistet Kuba – trotzdem es ein armes und unter Blockade stehendes Land ist - seit Jahren dem haitianischen Volk Hilfe. Circa 400 Ärzte und Fachleute im Gesundheitswesen leisten dem haitianischen Volk kostenlos Hilfe. In 127 der 137 Gemeinden des Landes arbeiten täglich unsere Ärzte. Andererseits wurden mindestens 400 junge Haitianer in unserem Vaterland zu Ärzten ausgebildet. Sie werden jetzt zusammen mit der gestern dorthin gereisten Verstärkung arbeiten, um in dieser so kritischen Situation Leben zu retten. Sodass bis zu eintausend Ärzte und Fachleute im Gesundheitswesen mobilisiert werden können, die schon fast alle dort und bereit sind, mit jeglichem anderen Staat zusammenzuarbeiten, der Leben von Haitianern retten und Verletzte rehabilitieren möchte.“
„Die Leiterin unserer Ärztebrigade hat informiert: ,Die Situation ist schwierig, aber wir haben schon begonnen, Leben zu retten.'“
Die Mitarbeiter des kubanischen Gesundheitswesens haben begonnen Stunde für Stunde, fortwährend und ununterbrochen zu arbeiten, sowohl in den wenigen nicht zerstörten Einrichtungen als in Zelten oder in Parks und auf offenen Plätzen, da die Bevölkerung Angst vor neuen Erdbeben hatte.
Die Situation war schlimmer, als anfänglich gedacht worden war. Zehntausende Verletzte flehten um Hilfe auf den Straßen von Port-au-Prince und eine unbezifferbare Anzahl von Menschen lag tot oder lebend unter den Ruinen aus Lehm bzw. Luftziegeln, aus denen die Wohnungen der größten Mehrheit der Bevölkerung gebaut waren. Sogar solidere Gebäude waren zusammengefallen. Außerdem war es notwendig, inmitten der zerstörten Wohnviertel die haitianischen Ärzte, Abgänger der Lateinamerikanischen Medizinschule (ELAM), ausfindig zu machen, von denen viele direkt oder indirekt durch die Tragödie betroffen waren.
Funktionäre der Vereinten Nationen waren in verschiedenen ihrer Unterkünfte verschüttet worden und es waren mehrere Dutzend Menschenleben zu bedauern, einschließlich die einiger Befehlshaber der MINUSTAH, einer Streitkraft der Vereinten Nationen, und das Schicksal von hunderten weiteren Mitglieder ihres Personals war unbekannt.
Der Präsidentenpalast von Haiti war zusammengefallen. Viele öffentliche Einrichtungen, einschließlich einigen des Gesundheitswesens, waren zu Ruinen geworden.
Die Katastrophe hat die Welt bewegt, die über die wichtigsten internationalen Fernsehkanäle bildlich miterleben konnte, was geschah. Von überall her kündigten die Regierungen die Entsendung von qualifizierten Rettungstrupps, Nahrungsmitteln, Arzneien, Geräten und anderen Ressourcen an.
In Übereinstimmung mit der öffentlich von Kuba formulierten Haltung haben medizinische Fachkräfte aus anderen Nationen in den von uns improvisierten Einrichtungen an der Seite unserer Ärzte hart gearbeitet, zum Beispiel Spanier, Mexikaner, Kolumbianer und aus anderen Ländern. Solche Organisationen wie die Panamerikanische Gesundheitsorganisation und befreundete Länder wie Venezuela und andere haben uns mit Medikamenten und verschiedenartigen Mitteln versorgt. Völliges Fehlen von Geltungssucht und Chauvinismus kennzeichnete das untadelige Verhalten der kubanischen Fachleute und ihrer Leiter.
Kuba hat so gehandelt, wie es das Land bei ähnlichen Situationen immer getan hat, wie zum Beispiel, als der Hurrikan Katrina große Schäden in der Stadt New Orleans angerichtet hatte und das Leben von tausenden US-Amerikanern gefährdet war, und Kuba die Entsendung einer kompletten Ärztebrigade zur Hilfe für das Volk der Vereinten Staaten anbot, einem Land, das wie bekannt über immense Mittel verfügt, aber was in jenem Augenblick benötigt wurde, waren Ärzte, die dafür ausgebildet und ausgerüstet waren, Leben zu retten. Aufgrund der geographischen Lage des Landes waren über eintausend Ärzte der Brigade „Henry Reeve“, ausgerüstet mit den entsprechenden Medikamenten und Ausrüstungen, vorbereitet und bereit, jederzeit, bei Tag oder bei Nacht, in jene US-amerikanische Stadt loszufahren. Es ist uns überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass der Präsident jener Nation das Angebot zurückweisen und zulassen würde, dass eine Anzahl von US-Amerikanern umkäme, die hätte gerettet werden können. Der Irrtum jener Regierung bestand vielleicht in ihrer Unfähigkeit zu begreifen, dass das kubanische Volk im US-amerikanischen Volk weder einen Feind sieht, noch diesem die Schuld an den Aggressionen gibt, die unser Vaterland erlitten hat.
Jene Regierung war ebenfalls nicht in der Lage zu begreifen, dass es unser Land auch nicht nötig hat, bei jenem Land um Hilfe zu betteln, das ein halbes Jahrhundert lang erfolglos versucht hat, uns auf die Knie zu zwingen.
Unser Land hat im Fall Haiti ebenfalls sofort den Anträgen zum Überfliegen von Kuba im Ostteil entsprochen und anderen Erleichterungen zugestimmt, um welche die US-Behörden ersuchten, um so schnell als möglich den vom Erdbeben betroffenen US-amerikanischen und haitianischen Bürgern Hilfe zu leisten.
Diese Regeln haben das ethische Verhalten unseres Volkes gekennzeichnet, was zusammen mit seiner Gelassenheit und Standhaftigkeit die ständigen Merkmale unserer Außenpolitik waren. Das wissen diejenigen sehr gut, die auf internationaler Ebene unsere Gegner gewesen sind.
Kuba wird standhaft die Meinung vertreten, dass die in Haiti, der ärmsten Nation der westlichen Hemisphäre, stattgefundene Tragödie eine Herausforderung für die reichsten und mächtigsten Länder der internationalen Gemeinschaft darstellt.
Haiti ist ein reines Ergebnis des kapitalistisch-imperialistischen Kolonialsystems, das der Welt auferlegt wurde. Sowohl die Sklaverei in Haiti als auch die darauf folgende Armut wurden vom Ausland her aufgezwungen. Das schreckliche Erdbeben geschah nach dem Gipfel von Kopenhagen, wo die elementarsten Rechte der 192 UNO-Mitgliedsstaaten mit den Füßen getreten wurden.
Nach der Tragödie hat sich in Haiti ein Wettstreit um die voreilige und illegale Adoption von Jungen und Mädchen entfesselt, was die UNICEF dazu gezwungen hat, Vorbeugungsmaßnahmen gegen die Entwurzelung vieler Kinder zu treffen, welche nahe Verwandte von ihnen solcher Rechte berauben würde.
Die Zahl der Todesopfer übersteigt schon einhunderttausend. Eine sehr hohe Anzahl von Bürgern hat Arme bzw. Beine verloren, oder Brüche erlitten, die einer Rehabilitierung zur Arbeitsaufnahme oder zum Zurechtkommen im Leben bedürfen.
80% des Landes muss neu aufgebaut werden und es muss eine Wirtschaft geschaffen werden, die ausreichend entwickelt ist, um die Bedürfnisse gemäß ihrer Produktionskapazitäten zu befriedigen. Der Wiederaufbau in Europa oder Japan war ausgehend von der Produktionskapazität und der fachlichen Qualifizierung der Bevölkerung eine relativ einfache Aufgabe im Vergleich zu den in Haiti zu unternehmenden Anstrengungen. Dort ist es - wie in vielen Teilen Afrikas und in anderen Gebieten der Dritten Welt - unerlässlich, die Voraussetzungen für eine nachhaltige Entwicklung zu schaffen. In nur 40 Jahren wird die Menschheit aus über 9 Milliarden Erdbewohnern bestehen und sie steht vor der Herausforderung eines Klimawechsels, den die Wissenschaftler als eine unvermeidbare Realität akzeptieren.
Inmitten der haitianischen Tragödie, ohne dass irgendjemandem das Wie und Warum bekannt ist, haben tausende Soldaten der Marineinfanterie-Einheiten der Vereinigten Staaten, lufttransportierte Truppen der 82. Division und andere militärische Kräfte das Gebiet von Haiti besetzt. Schlimmer noch, weder die Organisation der Vereinten Nationen noch die Regierung der Vereinigten Staaten haben der Weltöffentlichkeit eine Erklärung über diese Streitkräfteentfaltung abgegeben.
Mehrere Regierungen beschweren sich, dass ihre Luftfahrzeuge die nach Haiti geschickten menschlichen und technischen Ressourcen nicht landen und befördern konnten.
Verschiedene Länder kündigen ihrerseits die zusätzliche Entsendung von Soldaten und militärischen Ausrüstungen an. Solche Tatsachen würden, meiner Meinung nach, dazu beitragen, die internationale Hilfe chaotischer und schwieriger zu machen, welche an sich schon recht schwierig ist. Es ist notwendig, das Thema ernsthaft zu diskutieren und der Organisation der Vereinten Nationen die führende Rolle zuzuweisen, die ihr bei dieser heiklen Angelegenheit zukommt.
Unser Land erfüllt eine strikt humanitäre Aufgabe. Im Maße seiner Möglichkeiten wird es mit ihm zur Verfügung stehenden Humanressourcen und Materialien seinen Beitrag leisten. Der Wille unseres Volkes - stolz auf seine Ärzte und Entwicklungshelfer bei vitalen Tätigkeiten – ist groß und es wird den Umständen gewachsen sein.
Jegliche wichtige Zusammenarbeit, die unserem Land angeboten wird, wird nicht zurückgewiesen werden, aber ihre Billigung wird vollkommen der Wichtigkeit und Transzendenz der von den Humanressourcen unseres Landes geforderten Hilfe untergeordnet sein.
Es ist gerecht festzuhalten, dass bis zum jetzigen Augenblick unsere bescheidenen Luftfahrzeuge und die bedeutenden Humanressourcen, die Kuba dem haitianischen Volk zur Verfügung gestellt hat, auf keinerlei Schwierigkeiten gestoßen sind, ihr Ziel zu erreichen.
Wir schickten Ärzte und nicht Soldaten!
Fidel Castro Ruz
23. Januar 2010
17:30 Uhr
Hier finden Sie chronologisch sortiert Reden und Schriften des kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro Ruz
Samstag, 23. Januar 2010
Samstag, 16. Januar 2010
Haiti: Kooperationsbereitschaft auf dem Prüfstand
Reflexionen des Genossen Fidel: Haiti: Kooperationsbereitschaft auf dem Prüfstand
Die Nachrichtenberichterstattung aus Haiti schildert das große Chaos, mit dem - angesichts der Ausnahmesituation - in den Nachwehen dieser Katastrophe zu rechnen gewesen war.
Zuerst war man erstaunt, überrascht, erschüttert und hatte den Wunsch, Soforthilfe anzubieten. Selbst aus den entlegendsten Orten der Welt trafen Hilfsangebote ein. Aber welche Hilfe sollte man schicken? Und wie sollte man dieses Land in der Karibik erreichen - von China, Indien, Vietnam und anderen Ländern aus, die zehntausende von Kilometern entfernt liegen? Die Stärke des Erdbebens und die Armut auf Haiti ließen zunächst gewisse Vorstellungen entstehen, was wohl benötigt würde. So kam es zu allen möglichen Versprechungen über (die Versendung) von Ressourcen; später wurde auf alle möglichen Arten versucht, diese vor Ort zu bringen.
Wir Kubaner hatten begriffen: Das Wichtigste im Moment ist die Rettung von Leben. Wir sind trainiert - nicht nur im Umgang mit Katastrophen dieser Art sondern auch mit anderen Naturkatastrophen, bei denen es um die Gesundheit der Menschen geht.
Hunderte kubanische Ärzte arbeiten auf Haiti - gemeinsam mit jungen Haitianern, die ursprünglich aus armen Verhältnissen stammen und eine gute Ausbildung in Gesundheitsberufen erhalten haben. Auf diesem Gebiet kooperieren wir seit vielen Jahren mit unserer Nachbarinsel, unser Schwesterinsel (Haiti). Einige unserer Landsleute befanden sich gerade auf Heimaturlaub, und einige Haitianer studierten oder lernten auf Kuba, als sich das Unglück ereignete.
Die Zerstörungen, die das Erdbeben mit sich brachte, übersteigen jedes kalkulierbare Maß:
Die bescheidenen Lehmhäuser aus ungebrannten Lehmziegeln konnten nicht standhalten - in einer Stadt, in der zwei Millionen Menschen leben. Selbst die soliden Regierungsgebäude stürzten ein. Ganze Häuserblocks stürzten über ihren Bewohnern zusammen, die sich zu dieser Tageszeit (kurz vor der Abenddämmerung) fast alle in ihren Häusern befanden. Sie wurden - tot oder lebendig - unter den Trümmern begraben. Die Straßen füllten sich mit Menschen, die um Hilfe riefen. Das UNO-Kontingent (MINUSTAH), die Regierung und die Polizei waren führerlos. Ihre Hauptquartiere existierten nicht mehr. Unmittelbar nach dem Erdbeben wäre es die Hauptaufgabe dieser Institutionen, die tausende von Mitarbeitern haben, gewesen, festzustellen, wer noch lebte und wo sich die Menschen befanden.
Die unmittelbare Aufgabe für die engagierten kubanischen Ärzte, die auf Haiti arbeiten und die jungen, professionellen haitianischen Gesundheitsmitarbeiter, die in Kuba ihren Abschluss gemacht haben, bestand darin, miteinander in Kontakt zu treten und herauszufinden, wie es den anderen ging. Außerdem mussten sie feststellen, welche Ressourcen ihnen zur Verfügung standen, um dem haitianischen Volk, angesichts dieser Tragödie, zu helfen.
Kubanische Ärzte, die auf Heimaturlaub waren und haitianische Ärzte, die auf Weiterbildung in Kuba waren, machten sich sofort bereit, nach Haiti aufzubrechen. Kubanische Spezialisten - Chirurgen - die sich bereits in schwierigen Missionen bewährt hatten, begleiteten sie.
Es genügt, darauf hinzuweisen, dass unsere Ärzte in weniger als 24 Stunden vor Ort bereits Hunderten von Patienten helfen konnten. Heute ist der 16. Januar. Seit der Katastrophe, am Dienstag, sind dreieinhalb Tage vergangen. Tausende Verletzte sind von ihnen versorgt worden. Heute, am Samstag, gegen Mittag, berichtete uns der Leiter der medizinischen Brigade unter anderem Folgendes:
"... die Arbeit, die unsere Genossen leisten, ist wirklich bemerkenswert. Allgemein herrscht die Auffassung, dass dieses Erdbeben das Beben (damals) in Pakistan noch in den Schatten stellt. Es war ein immenses Erdbeben - einige der Ärzte waren in Pakistan gewesen, um zu helfen. In Pakistan hatten die Ärzte häufig helfen müssen, wenn gebrochene Beine nicht richtig gekittet worden waren oder wenn sie zerquetscht waren. Aber hier (auf Haiti) übersteigt die Wirklichkeit das Maß des Vorstellbaren: Amputationen im Freien, chirurgische Eingriffe praktisch in der Öffentlichkeit. Sie fanden ein Bild vor, wie man es in einem Krieg erwarten würde".
"Das 'Deimas 33 Hospital' ist bereits betriebsbereit. Es verfügt über 3 Operationssäle und eigene Generatoren. Es gibt Räumlichkeiten, in denen Arztvisiten durchgeführt werden können usw.. Aber das Krankenhaus ist absolut voll".
"Die 12 chilenischen Ärzte sind angekommen. Einer ist Anästhesist. Auch 8 venezolanische Ärzte und 9 spanische Nonnen sind angekommen. Jeden Moment wird mit der Ankunft von 18 Spaniern gerechnet, denen die UNO und das Gesundheitsministerium von Haiti die Leitung des Hospitals übertragen haben. Da ihnen noch einige Notfallutensilien fehlen, die noch nicht eingetroffen sind, haben sie beschlossen, sich uns anzuschließen und sofort mit der Arbeit zu beginnen".
"32 haitianische Ärzte, die hier leben, wurden (uns) geschickt; 6 sind umgehend nach Carrefour aufgebrochen. Der Ort Carrefour ist völlig zerstört. Sie reisen in Begleitung von 3 kubanischen Chirurgenteams, die gestern hier eingetroffen sind".
".... wir operieren in folgenden medizinischen Einrichtungen in Port-au-Prince:
* 'La Renaissance' (Hospital)
* 'The Social Insurance Hospital'
* 'The Peace Hospital'."
* "Vier Zentren für umfassende Diagnostik sind bereits in Betrieb".
Diese Informationen vermitteln eine kleine Vorstellung von der Arbeit, die von den medizinischen Teams aus Kuba und den Teams aus anderen Ländern, die mit ihnen zusammenarbeiten, geleistet wird. Sie waren unter den Ersten, die auf Haiti eingetroffen sind. Unser medizinisches Personal ist bereit, mit allen anderen medizinischen Spezialisten zusammenzuarbeiten, die in unsere Schwester-Nation geschickt werden, um Leben zu retten. Haiti könnte zu einem Beispiel werden, wie die Menschheit sich selbst hilft. Die Möglichkeiten und Mittel sind vorhanden - was fehlt, ist die Bereitschaft.
Je länger es dauert, die Toten zu begraben oder zu verbrennen, je länger es dauert, Lebensmittel und andere lebenswichtige Güter zu verteilen, desto größer ist das Risiko, dass Epidemien und soziale Unruhen ausbrechen.
Haiti wird zum Testfall werden. Hier wird sich zeigen, ob der Geist der Kooperation zäher ist als Egoismus, Chauvinismus, Eigennützigkeit und Verachtung für andere Nationen, (es wird sich zeigen), ob der Geist der Kooperation sich durchsetzen kann.
Ein Klimawandel bedroht die gesamte Menschheit. Das Erdbeben von Port-au-Prince ereignete sich keine drei Wochen nach der Konferenz von Kopenhagen und erinnert uns erneut daran, wie selbstsüchtig und arrogant wir uns in Kopenhagen verhalten haben.
Alle Staaten sehen sehr genau auf das, was auf Haiti geschieht. Die öffentliche Meinung der Welt und die Kritik der Völker werden noch härter und gnadenloser ausfallen (als in Kopenhagen).
Fidel Castro Ruz
16. Januar 2010
19:46 Uhr
Die Nachrichtenberichterstattung aus Haiti schildert das große Chaos, mit dem - angesichts der Ausnahmesituation - in den Nachwehen dieser Katastrophe zu rechnen gewesen war.
Zuerst war man erstaunt, überrascht, erschüttert und hatte den Wunsch, Soforthilfe anzubieten. Selbst aus den entlegendsten Orten der Welt trafen Hilfsangebote ein. Aber welche Hilfe sollte man schicken? Und wie sollte man dieses Land in der Karibik erreichen - von China, Indien, Vietnam und anderen Ländern aus, die zehntausende von Kilometern entfernt liegen? Die Stärke des Erdbebens und die Armut auf Haiti ließen zunächst gewisse Vorstellungen entstehen, was wohl benötigt würde. So kam es zu allen möglichen Versprechungen über (die Versendung) von Ressourcen; später wurde auf alle möglichen Arten versucht, diese vor Ort zu bringen.
Wir Kubaner hatten begriffen: Das Wichtigste im Moment ist die Rettung von Leben. Wir sind trainiert - nicht nur im Umgang mit Katastrophen dieser Art sondern auch mit anderen Naturkatastrophen, bei denen es um die Gesundheit der Menschen geht.
Hunderte kubanische Ärzte arbeiten auf Haiti - gemeinsam mit jungen Haitianern, die ursprünglich aus armen Verhältnissen stammen und eine gute Ausbildung in Gesundheitsberufen erhalten haben. Auf diesem Gebiet kooperieren wir seit vielen Jahren mit unserer Nachbarinsel, unser Schwesterinsel (Haiti). Einige unserer Landsleute befanden sich gerade auf Heimaturlaub, und einige Haitianer studierten oder lernten auf Kuba, als sich das Unglück ereignete.
Die Zerstörungen, die das Erdbeben mit sich brachte, übersteigen jedes kalkulierbare Maß:
Die bescheidenen Lehmhäuser aus ungebrannten Lehmziegeln konnten nicht standhalten - in einer Stadt, in der zwei Millionen Menschen leben. Selbst die soliden Regierungsgebäude stürzten ein. Ganze Häuserblocks stürzten über ihren Bewohnern zusammen, die sich zu dieser Tageszeit (kurz vor der Abenddämmerung) fast alle in ihren Häusern befanden. Sie wurden - tot oder lebendig - unter den Trümmern begraben. Die Straßen füllten sich mit Menschen, die um Hilfe riefen. Das UNO-Kontingent (MINUSTAH), die Regierung und die Polizei waren führerlos. Ihre Hauptquartiere existierten nicht mehr. Unmittelbar nach dem Erdbeben wäre es die Hauptaufgabe dieser Institutionen, die tausende von Mitarbeitern haben, gewesen, festzustellen, wer noch lebte und wo sich die Menschen befanden.
Die unmittelbare Aufgabe für die engagierten kubanischen Ärzte, die auf Haiti arbeiten und die jungen, professionellen haitianischen Gesundheitsmitarbeiter, die in Kuba ihren Abschluss gemacht haben, bestand darin, miteinander in Kontakt zu treten und herauszufinden, wie es den anderen ging. Außerdem mussten sie feststellen, welche Ressourcen ihnen zur Verfügung standen, um dem haitianischen Volk, angesichts dieser Tragödie, zu helfen.
Kubanische Ärzte, die auf Heimaturlaub waren und haitianische Ärzte, die auf Weiterbildung in Kuba waren, machten sich sofort bereit, nach Haiti aufzubrechen. Kubanische Spezialisten - Chirurgen - die sich bereits in schwierigen Missionen bewährt hatten, begleiteten sie.
Es genügt, darauf hinzuweisen, dass unsere Ärzte in weniger als 24 Stunden vor Ort bereits Hunderten von Patienten helfen konnten. Heute ist der 16. Januar. Seit der Katastrophe, am Dienstag, sind dreieinhalb Tage vergangen. Tausende Verletzte sind von ihnen versorgt worden. Heute, am Samstag, gegen Mittag, berichtete uns der Leiter der medizinischen Brigade unter anderem Folgendes:
"... die Arbeit, die unsere Genossen leisten, ist wirklich bemerkenswert. Allgemein herrscht die Auffassung, dass dieses Erdbeben das Beben (damals) in Pakistan noch in den Schatten stellt. Es war ein immenses Erdbeben - einige der Ärzte waren in Pakistan gewesen, um zu helfen. In Pakistan hatten die Ärzte häufig helfen müssen, wenn gebrochene Beine nicht richtig gekittet worden waren oder wenn sie zerquetscht waren. Aber hier (auf Haiti) übersteigt die Wirklichkeit das Maß des Vorstellbaren: Amputationen im Freien, chirurgische Eingriffe praktisch in der Öffentlichkeit. Sie fanden ein Bild vor, wie man es in einem Krieg erwarten würde".
"Das 'Deimas 33 Hospital' ist bereits betriebsbereit. Es verfügt über 3 Operationssäle und eigene Generatoren. Es gibt Räumlichkeiten, in denen Arztvisiten durchgeführt werden können usw.. Aber das Krankenhaus ist absolut voll".
"Die 12 chilenischen Ärzte sind angekommen. Einer ist Anästhesist. Auch 8 venezolanische Ärzte und 9 spanische Nonnen sind angekommen. Jeden Moment wird mit der Ankunft von 18 Spaniern gerechnet, denen die UNO und das Gesundheitsministerium von Haiti die Leitung des Hospitals übertragen haben. Da ihnen noch einige Notfallutensilien fehlen, die noch nicht eingetroffen sind, haben sie beschlossen, sich uns anzuschließen und sofort mit der Arbeit zu beginnen".
"32 haitianische Ärzte, die hier leben, wurden (uns) geschickt; 6 sind umgehend nach Carrefour aufgebrochen. Der Ort Carrefour ist völlig zerstört. Sie reisen in Begleitung von 3 kubanischen Chirurgenteams, die gestern hier eingetroffen sind".
".... wir operieren in folgenden medizinischen Einrichtungen in Port-au-Prince:
* 'La Renaissance' (Hospital)
* 'The Social Insurance Hospital'
* 'The Peace Hospital'."
* "Vier Zentren für umfassende Diagnostik sind bereits in Betrieb".
Diese Informationen vermitteln eine kleine Vorstellung von der Arbeit, die von den medizinischen Teams aus Kuba und den Teams aus anderen Ländern, die mit ihnen zusammenarbeiten, geleistet wird. Sie waren unter den Ersten, die auf Haiti eingetroffen sind. Unser medizinisches Personal ist bereit, mit allen anderen medizinischen Spezialisten zusammenzuarbeiten, die in unsere Schwester-Nation geschickt werden, um Leben zu retten. Haiti könnte zu einem Beispiel werden, wie die Menschheit sich selbst hilft. Die Möglichkeiten und Mittel sind vorhanden - was fehlt, ist die Bereitschaft.
Je länger es dauert, die Toten zu begraben oder zu verbrennen, je länger es dauert, Lebensmittel und andere lebenswichtige Güter zu verteilen, desto größer ist das Risiko, dass Epidemien und soziale Unruhen ausbrechen.
Haiti wird zum Testfall werden. Hier wird sich zeigen, ob der Geist der Kooperation zäher ist als Egoismus, Chauvinismus, Eigennützigkeit und Verachtung für andere Nationen, (es wird sich zeigen), ob der Geist der Kooperation sich durchsetzen kann.
Ein Klimawandel bedroht die gesamte Menschheit. Das Erdbeben von Port-au-Prince ereignete sich keine drei Wochen nach der Konferenz von Kopenhagen und erinnert uns erneut daran, wie selbstsüchtig und arrogant wir uns in Kopenhagen verhalten haben.
Alle Staaten sehen sehr genau auf das, was auf Haiti geschieht. Die öffentliche Meinung der Welt und die Kritik der Völker werden noch härter und gnadenloser ausfallen (als in Kopenhagen).
Fidel Castro Ruz
16. Januar 2010
19:46 Uhr
Donnerstag, 14. Januar 2010
Die Lehre von Haiti
Reflexionen des Genossen Fidel: Die Lehre von Haiti
Vor zwei Tagen, es war spät am Nachmittag nach kubanischer Zeit und aufgrund der geografischen Lage in Haiti dort schon abends, strahlten die Fernsehsender erste Nachrichten über ein gewaltiges Erdbeben mit einer Stärke von 7,3 auf der Richter-Skala aus, das Port-au-Prince schwer getroffen hat. Das seismische Phänomen rührte aus einer tektonischen Verwerfung unter dem Meer her, nur 15 Kilometern von der haitianischen Kapitale entfernt, einer Stadt in der 80 Prozent der Bevölkerung labile Behausungen aus Lehmziegeln und Stampflehm bewohnen.
Die Meldungen setzten sich fast ohne Unterbrechung über Stunden hinweg fort. Es gab keine Bilder, aber es wurde berichtet, dass viele öffentliche Gebäude – Krankenhäuser, Schulen und weitere solide gebaute Einrichtungen – eingestürzt seien. Ich habe gelesen, dass ein Erdbeben einer Größenordnung von 7,3 der Energie entspricht, die bei der Explosion von 400 Tausend Tonnen TNT freigesetzt wird.
Es wurden tragische Berichte publik. Die Verletzten in den Straßen riefen inmitten von Ruinen, unter denen ganze Familien begraben waren, nach medizinischer Hilfe. Unterdessen hatte es viele Stunden lang niemand vermocht, auch nur ein Bild zu übertragen.
Die Nachricht hat uns alle überrascht. Wir hatten häufig Informationen über Hurrikans und große Überschwemmungen in Haiti erhalten, wussten aber nicht, dass dem Nachbarland die Gefahr eines großen Erdbebens drohte. Nun wurde bekannt, dass sich bereits vor 200 Jahren ein großes Beben in dieser Stadt ereignet hatte, die damals sicherlich nur ein paar Tausend Einwohner beherbergte.
Um Mitternacht wurden immer noch keine ungefähren Opferzahlen genannt. Hochrangige Vertreter der Vereinten Nationen und verschiedene Regierungschefs sprachen von bewegenden Geschehnissen und kündigten die Entsendung von Rettungsbrigaden an. Weil vor Ort Truppen der MINUSTAH (Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen für Haiti), also UNO-Kräfte aus verschiedenen Ländern, stationiert sind, sprachen einige Verteidigungsminister von möglichen Verlusten unter ihrem Personal.
Es war tatsächlich erst am gestrigen Mittwochmorgen, als erste traurige Meldungen über enorme Opferzahlen eintrafen und sogar Institutionen wie die Vereinten Nationen mitteilten, dass einige ihrer Gebäude im Land eingestürzt waren. Ein Wort, das für sich genommen nichts aussagt, zugleich aber so viel bedeuten kann.
Viele Stunden lang trafen stetig immer traumatischere Meldungen über die Situation in diesem Bruderland ein. Es wurden Zahlen von Todesopfern erörtert, die, je nach Version, zwischen 30.000 und 100.000 schwanken. Die Bilder sind erschütternd. Offenkundig hat das verheerende Ereignis weltweit große Verbreitung gefunden und viele Regierungen unternehmen, aufrichtig berührt, Bemühungen, um gemäß der ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln ihren Beitrag zu leisten.
Die Tragödie bewegt auf ehrliche Weise eine große Zahl von Menschen. Aber vielleicht nur sehr wenige halten sich mit dem Gedanken darüber auf, warum Haiti ein so armes Land ist. Warum ist seine Bevölkerung zu fast 50 Prozent von den Überweisungen Verwandter abhängig, die im Ausland leben? Warum analysiert man nicht auch die realen Umstände, die zur aktuellen Lage Haitis und zu seinen enormen Leiden geführt haben?
Das merkwürdigste an dieser Geschichte ist, dass niemand auch nur in einem Wort daran erinnert, dass Haiti das erste Land gewesen ist, in dem sich 400.000 von den Europäern versklavte und verschacherte Afrikaner gegen 30.000 weiße Eigentümer von Zuckerrohr- und Kaffeeplantagen erhoben und damit die erste große soziale Revolution unserer Hemisphäre durchgeführt haben. Dort wurden Kapitel von unübertrefflichem Ruhm geschrieben. Der namhafteste General Napoleons wurde vernichtend geschlagen. Haiti ist ein reines Produkt des Kolonialismus und des Imperialismus, ein Produkt des Jahrhunderte währenden Missbrauchs seiner Menschen für die härtesten Arbeiten, ein Produkt von Militärinterventionen und der Ausbeutung seiner Reichtümer.
Dieses historische Vergessen wäre nicht so schwerwiegend wie die reale Tatsache, dass Haiti eine Schande für unsere Epoche darstellt – in einer Welt, in der die Ausbeutung und Ausplünderung über die immense Mehrheit der Bewohner des Planeten herrscht.
Milliarden von Menschen in Lateinamerika, Afrika und Asien leiden unter ähnlichem Mangel, auch wenn dies vielleicht nicht alle in einem solchen Maß betrifft wie in Haiti.
Situationen wie in diesem Land dürften an keinem Ort der Erde existieren, wo es aufgrund einer aufgezwungenen, ungerechten internationalen wirtschaftlichen und politischen Ordnung zehntausende von Städten und Ortschaften mit ähnlichen und manchmal noch schlimmeren Bedingungen gibt. Die Weltbevölkerung ist nicht nur von Naturkatastrophen wie in Haiti bedroht, die nur ein bleicher Schatten sind von dem, was auf dem Planeten im Zuge des Klimawandels geschehen kann, der in Kopenhagen Ziel von Hohn, Spott und Täuschung geworden ist.
Es ist nur gerecht gegenüber allen Ländern und Institutionen, die aus Anlass der Naturkatastrophe in Haiti Staatsbürger oder Mitglieder verloren haben, folgendes erklären: Wir hegen keinen Zweifel daran, dass sie in diesem Augenblick die größten Anstrengungen unternehmen werden, um Menschenleben zu retten und um den Schmerz dieses leidgeprüften Volkes zu lindern. Wir können sie nicht für das Naturphänomen verantwortlich machen, doch wir sind auch nicht mit der Politik einverstanden, die gegenüber Haiti verfolgt wurde.
Dabei ist es höchste Zeit, reale und wahrhaftige Lösungen für dieses Brudervolk zu suchen.
Auf dem Gebiet der Gesundheit und in anderen Bereichen arbeitet Kuba, obwohl es ein armes Land unter einer Blockade ist, seit Jahren mit dem haitianischen Volk zusammen. Rund 400 Ärzte und Spezialisten aus dem Gesundheitswesen offerieren dem haitianischen Volk unentgeltliche Dienste. In 227 der 337 Gemeinden des Landes arbeiten Tag für Tag unsere Ärzte. Zugleich sind nicht weniger als 400 junge Haitianer in unserer Heimat als Ärzte ausgebildet worden. Sie werden jetzt mit den Verstärkungskräften zusammenarbeiten, die gestern aufbrachen, um in dieser kritischen Situation Leben zu retten. Infolge dessen können ohne besonderen Aufwand bis zu Tausend Ärzte und Gesundheitsspezialisten mobilisiert werden, die bereits fast alle vor Ort und dazu bereit sind, mit jedem anderen Staat zusammen zu arbeiten, der haitianische Leben retten und Verletzte behandeln möchte.
Eine weitere nennenswerte Zahl von jungen Haitianern befindet sich zum Medizinstudium in Kuba.
Außerdem arbeiten wir mit dem haitianischen Volk auch in anderen Bereichen zusammen, die in unseren Möglichkeiten stehen. Trotzdem wird es, wenn man es so nennen will, darüber hinaus keine würdigere Form der Zusammenarbeit geben als mit Ideen und politischem Handeln für ein Ende der grenzenlosen Tragödie zu kämpfen, unter der eine große Zahl von Nationen ebenso wie Haiti leidet.
Die Leiterin unserer Ärztebrigade hat vermeldet: "Die Situation ist schwierig, aber wir haben bereits damit begonnen, Leben zu retten". Sie tat dies in einer knappen Botschaft, wenige Stunden nachdem sie gestern mit zusätzlichen ärztlichen Verstärkungskräften in Port-au-Prince angekommen ist.
Spät am Abend teilte sie dann mit, dass die kubanischen Ärzte und die an der ELAM (Lateinamerikanische Medizinhochschule) in Havanna ausgebildeten Haitianer in alle Teile des Landes aufbrechen. Sie hatten in Port-au-Prince bereits mehr als Tausend Patienten behandelt, nachdem sie ein Hospital, das nicht eingestürzt war, als Notkrankenhaus in Funktion gesetzt und Zelte aufgebaut hatten, wo dies nötig war. Sie waren auch dabei, rasch weitere Notfallzentren einzurichten.
So empfinden wir einen gesunden Stolz auf die Hilfe, die die kubanischen Ärzte und die jungen in Kuba ausgebildeten haitianischen Ärzte ihren Brüdern in Haiti leisten!
Fidel Castro Ruz
14.Januar 2010
20.25 Uhr
Übersetzung von amerika21.de
Vor zwei Tagen, es war spät am Nachmittag nach kubanischer Zeit und aufgrund der geografischen Lage in Haiti dort schon abends, strahlten die Fernsehsender erste Nachrichten über ein gewaltiges Erdbeben mit einer Stärke von 7,3 auf der Richter-Skala aus, das Port-au-Prince schwer getroffen hat. Das seismische Phänomen rührte aus einer tektonischen Verwerfung unter dem Meer her, nur 15 Kilometern von der haitianischen Kapitale entfernt, einer Stadt in der 80 Prozent der Bevölkerung labile Behausungen aus Lehmziegeln und Stampflehm bewohnen.
Die Meldungen setzten sich fast ohne Unterbrechung über Stunden hinweg fort. Es gab keine Bilder, aber es wurde berichtet, dass viele öffentliche Gebäude – Krankenhäuser, Schulen und weitere solide gebaute Einrichtungen – eingestürzt seien. Ich habe gelesen, dass ein Erdbeben einer Größenordnung von 7,3 der Energie entspricht, die bei der Explosion von 400 Tausend Tonnen TNT freigesetzt wird.
Es wurden tragische Berichte publik. Die Verletzten in den Straßen riefen inmitten von Ruinen, unter denen ganze Familien begraben waren, nach medizinischer Hilfe. Unterdessen hatte es viele Stunden lang niemand vermocht, auch nur ein Bild zu übertragen.
Die Nachricht hat uns alle überrascht. Wir hatten häufig Informationen über Hurrikans und große Überschwemmungen in Haiti erhalten, wussten aber nicht, dass dem Nachbarland die Gefahr eines großen Erdbebens drohte. Nun wurde bekannt, dass sich bereits vor 200 Jahren ein großes Beben in dieser Stadt ereignet hatte, die damals sicherlich nur ein paar Tausend Einwohner beherbergte.
Um Mitternacht wurden immer noch keine ungefähren Opferzahlen genannt. Hochrangige Vertreter der Vereinten Nationen und verschiedene Regierungschefs sprachen von bewegenden Geschehnissen und kündigten die Entsendung von Rettungsbrigaden an. Weil vor Ort Truppen der MINUSTAH (Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen für Haiti), also UNO-Kräfte aus verschiedenen Ländern, stationiert sind, sprachen einige Verteidigungsminister von möglichen Verlusten unter ihrem Personal.
Es war tatsächlich erst am gestrigen Mittwochmorgen, als erste traurige Meldungen über enorme Opferzahlen eintrafen und sogar Institutionen wie die Vereinten Nationen mitteilten, dass einige ihrer Gebäude im Land eingestürzt waren. Ein Wort, das für sich genommen nichts aussagt, zugleich aber so viel bedeuten kann.
Viele Stunden lang trafen stetig immer traumatischere Meldungen über die Situation in diesem Bruderland ein. Es wurden Zahlen von Todesopfern erörtert, die, je nach Version, zwischen 30.000 und 100.000 schwanken. Die Bilder sind erschütternd. Offenkundig hat das verheerende Ereignis weltweit große Verbreitung gefunden und viele Regierungen unternehmen, aufrichtig berührt, Bemühungen, um gemäß der ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln ihren Beitrag zu leisten.
Die Tragödie bewegt auf ehrliche Weise eine große Zahl von Menschen. Aber vielleicht nur sehr wenige halten sich mit dem Gedanken darüber auf, warum Haiti ein so armes Land ist. Warum ist seine Bevölkerung zu fast 50 Prozent von den Überweisungen Verwandter abhängig, die im Ausland leben? Warum analysiert man nicht auch die realen Umstände, die zur aktuellen Lage Haitis und zu seinen enormen Leiden geführt haben?
Das merkwürdigste an dieser Geschichte ist, dass niemand auch nur in einem Wort daran erinnert, dass Haiti das erste Land gewesen ist, in dem sich 400.000 von den Europäern versklavte und verschacherte Afrikaner gegen 30.000 weiße Eigentümer von Zuckerrohr- und Kaffeeplantagen erhoben und damit die erste große soziale Revolution unserer Hemisphäre durchgeführt haben. Dort wurden Kapitel von unübertrefflichem Ruhm geschrieben. Der namhafteste General Napoleons wurde vernichtend geschlagen. Haiti ist ein reines Produkt des Kolonialismus und des Imperialismus, ein Produkt des Jahrhunderte währenden Missbrauchs seiner Menschen für die härtesten Arbeiten, ein Produkt von Militärinterventionen und der Ausbeutung seiner Reichtümer.
Dieses historische Vergessen wäre nicht so schwerwiegend wie die reale Tatsache, dass Haiti eine Schande für unsere Epoche darstellt – in einer Welt, in der die Ausbeutung und Ausplünderung über die immense Mehrheit der Bewohner des Planeten herrscht.
Milliarden von Menschen in Lateinamerika, Afrika und Asien leiden unter ähnlichem Mangel, auch wenn dies vielleicht nicht alle in einem solchen Maß betrifft wie in Haiti.
Situationen wie in diesem Land dürften an keinem Ort der Erde existieren, wo es aufgrund einer aufgezwungenen, ungerechten internationalen wirtschaftlichen und politischen Ordnung zehntausende von Städten und Ortschaften mit ähnlichen und manchmal noch schlimmeren Bedingungen gibt. Die Weltbevölkerung ist nicht nur von Naturkatastrophen wie in Haiti bedroht, die nur ein bleicher Schatten sind von dem, was auf dem Planeten im Zuge des Klimawandels geschehen kann, der in Kopenhagen Ziel von Hohn, Spott und Täuschung geworden ist.
Es ist nur gerecht gegenüber allen Ländern und Institutionen, die aus Anlass der Naturkatastrophe in Haiti Staatsbürger oder Mitglieder verloren haben, folgendes erklären: Wir hegen keinen Zweifel daran, dass sie in diesem Augenblick die größten Anstrengungen unternehmen werden, um Menschenleben zu retten und um den Schmerz dieses leidgeprüften Volkes zu lindern. Wir können sie nicht für das Naturphänomen verantwortlich machen, doch wir sind auch nicht mit der Politik einverstanden, die gegenüber Haiti verfolgt wurde.
Dabei ist es höchste Zeit, reale und wahrhaftige Lösungen für dieses Brudervolk zu suchen.
Auf dem Gebiet der Gesundheit und in anderen Bereichen arbeitet Kuba, obwohl es ein armes Land unter einer Blockade ist, seit Jahren mit dem haitianischen Volk zusammen. Rund 400 Ärzte und Spezialisten aus dem Gesundheitswesen offerieren dem haitianischen Volk unentgeltliche Dienste. In 227 der 337 Gemeinden des Landes arbeiten Tag für Tag unsere Ärzte. Zugleich sind nicht weniger als 400 junge Haitianer in unserer Heimat als Ärzte ausgebildet worden. Sie werden jetzt mit den Verstärkungskräften zusammenarbeiten, die gestern aufbrachen, um in dieser kritischen Situation Leben zu retten. Infolge dessen können ohne besonderen Aufwand bis zu Tausend Ärzte und Gesundheitsspezialisten mobilisiert werden, die bereits fast alle vor Ort und dazu bereit sind, mit jedem anderen Staat zusammen zu arbeiten, der haitianische Leben retten und Verletzte behandeln möchte.
Eine weitere nennenswerte Zahl von jungen Haitianern befindet sich zum Medizinstudium in Kuba.
Außerdem arbeiten wir mit dem haitianischen Volk auch in anderen Bereichen zusammen, die in unseren Möglichkeiten stehen. Trotzdem wird es, wenn man es so nennen will, darüber hinaus keine würdigere Form der Zusammenarbeit geben als mit Ideen und politischem Handeln für ein Ende der grenzenlosen Tragödie zu kämpfen, unter der eine große Zahl von Nationen ebenso wie Haiti leidet.
Die Leiterin unserer Ärztebrigade hat vermeldet: "Die Situation ist schwierig, aber wir haben bereits damit begonnen, Leben zu retten". Sie tat dies in einer knappen Botschaft, wenige Stunden nachdem sie gestern mit zusätzlichen ärztlichen Verstärkungskräften in Port-au-Prince angekommen ist.
Spät am Abend teilte sie dann mit, dass die kubanischen Ärzte und die an der ELAM (Lateinamerikanische Medizinhochschule) in Havanna ausgebildeten Haitianer in alle Teile des Landes aufbrechen. Sie hatten in Port-au-Prince bereits mehr als Tausend Patienten behandelt, nachdem sie ein Hospital, das nicht eingestürzt war, als Notkrankenhaus in Funktion gesetzt und Zelte aufgebaut hatten, wo dies nötig war. Sie waren auch dabei, rasch weitere Notfallzentren einzurichten.
So empfinden wir einen gesunden Stolz auf die Hilfe, die die kubanischen Ärzte und die jungen in Kuba ausgebildeten haitianischen Ärzte ihren Brüdern in Haiti leisten!
Fidel Castro Ruz
14.Januar 2010
20.25 Uhr
Übersetzung von amerika21.de
Sonntag, 3. Januar 2010
Die Welt fünfzig Jahre später
Reflexionen des Genossen Fidel: Die Welt fünfzig Jahre später
Vor zwei Tagen, zum 51. Jahrestag des Siegs der Revolution, kamen in mein Gedächtnis die Erinnerungen an den 1. Januar 1959. Keiner von uns hatte niemals die eigenartige Idee gehabt, dass wir uns nach einem halben Jahrhundert, das sehr schnell vergangen ist, daran erinnern würden, als wäre es gestern gewesen.
Während des Treffens am 28. Dezember 1958 in der Zuckerfabrik Oriente mit dem Oberbefehlshaber der feindlichen Truppe, deren Eliteeinheiten einkesselt und ohne Möglichkeit zu entkommen waren, erkannte dieser seine Niederlage an und berief sich auf unseren Edelmut, um eine ehrenvolle Lösung für den Rest der Truppe zu finden. Er wusste, dass wir die Gefangenen und Verletzten ohne Ausnahme menschlich behandeln.Er akzeptierte die von mir vorgeschlagene Vereinbarung, obwohl ich ihn darauf hingewiesen hatte, dass wir die begonnenen Operationen fortsetzen würden. Aber er fuhr in die Hauptstadt und von der US-Botschaft angestiftet veranlasste er einen Staatsstreich.
Wir bereiteten uns für die Schlachten an jenem 1. Januar vor, als wir in der Nacht die Nachricht von der Flucht des Tyrannen bekamen. Der Rebellenarmee wurde befohlen, den Waffenstillstand nicht zu akzeptieren und die Schlachten an allen Fronten weiterzuführen. Über Radio Rebelde wurden die Arbeiter zu einem revolutionären Generalstreik aufgerufen, der von der gesamten Nation unverzüglich unterstützt wurde. Der Staatsputschversuch wurde geschlagen und am Nachmittag des selben Tages marschierte unsere siegreiche Truppe in Santiago de Cuba ein.
Che und Camilo bekamen Anweisungen, entlang der Landstraße mit ihren abgehärteten Truppen in Kraftfahrzeugen in Richtung von La Cabaña und dem militärischen Lager Columbia schnell vorzurücken. Die Gegnerarmee, angeschlagen an allen Fronten, hätte so keine Widerstandsmöglichkeit. Das aufständische Volk besetzte selbst die Unterdrückungszentren und die Polizeistationen. Am 2. Nachmittag traf ich mich, begleitet von einer kleinen Eskorte, im Stadion von Bayamo mit mehr als zwei tausend Soldaten der Panzer und der motorisierten Artillerie und Infanterie, gegen die wir bis zum Tag vorher gekämpft hatten. Sie trugen noch ihre Waffen. Wir hatten den Respekt des Gegners mit unseren verwegenen aber menschlichen Methoden eines irregulären Krieges gewonnen. Auf diese Art und Weise fielen in nur vier Tagen – nach 25 Monate eines Krieges, den wir mit nur einigen Gewehren begannen – ungefähr hundert Tausend Luft-, Meer- und Landwaffen und die gesamte Staatsmacht in Revolutionshände. In nur wenigen Worten werde ich erzählen, was an diesen Tagen vor 51 Jahren geschah.
Es begann damals die Hauptschlacht: Die Unabhängigkeit Kubas vor dem mächtigsten Imperium, das je existiert hat, zu bewahren, und diese Schlacht wurde von unserem Volk würdevoll geliefert. Es freut mich jetzt sehr, diese Personen zu beobachten, die trotz der unglaublichen Hindernisse, Opfer und Risiken fähig waren unser Vaterland zu verteidigen und heute die Freude und Herrlichkeit jedes neuen Jahres zusammen mit ihren Kindern, Eltern und Verwandten genießen.
Aber die heutigen Tage sind ganz verschieden von den gestrigen. Wir leben in einer neuen Epoche, die keiner anderen in der Geschichte ähnelt. Damals kämpften die Völker, und sie kämpfen immer noch, ehrenvoll für eine bessere und gerechtere Welt, aber heutzutage müssen sie, außerdem, und ohne eine mögliche Alternative, für das Überleben der eigenen Spezies kämpfen. Wir wissen überhaupt nichts, falls wir das nicht wissen wollen. Kuba ist zweifellos eins der politisch gebildetsten Länder der Welt. Wir sind von einem beschämenden Analphabetismus ausgegangen und noch schlimmer, unsere Herren, die Yankees und die mit den ausländischen Eigentümern assoziierte Bourgeoisie waren die Eigentümer des Bodens, der Zuckerfabriken, der Konsumgüter-Betriebe, der Lagerhallen, des Handels, der Elektrizität, der Telefonzentrale, der Banken, der Bergwerke, der Versicherung, der Häfen, der Bars, der Hotels, der Büros, der Wohnhäusern, der Kinos, der Druckereien, der Zeitschriften, der Zeitungen, des Rundfunks, des aufkommenden Fernsehens und von allem was Wert hatte.
Die Yankees hatten sich, nachdem die leidenschaftliche Flamme unseres Freiheitskampfes erloschen war, angemaßt, an Stelle eines Volks zu denken, das so viel gekämpft hatte, um Eigentümer seiner Unabhängigkeit, seines Reichtums und seines Schicksals zu sein. Überhaupt nichts hatten wir, nicht einmal die Aufgabe politisch zu denken. Wie viele konnten lesen und schreiben? Wie viele hatten mindestens die sechste Klasse erreicht? Ich erinnere mich daran besonders an einem Tag wie heute, denn dieses war das Land, von dem man annahm, dass es den Kubanern gehörte. Ich werde nichts Anderes erwähnen, sonst müsste ich viel mehr einschließen, darunter die besten Schulen, die besten Krankenhäuser, die besten Wohnhäuser, die besten Ärzte, die besten Rechtsanwälte. Wie viele hatten Zugang dazu? Wie viele hatten mit einigen Ausnahmen, das selbstverständliche und göttliche Recht, Verwalter oder Chefs zu sein?
Alle Millionäre oder Reichen, ohne Ausnahme, waren Parteileiter, Senator, Abgeordneter oder ein wichtiger Funktionär. Diese war die parlamentarische und pure Demokratie, die in unserem Vaterland herrschte. Die einzige Ausnahme war, dass die Yankees, nach ihrem Gutdünken, schonungslose und grausame Kleintyrannen ihren Interessen entsprechend auferlegte, um ihr Eigentum vor den landlosen Bauern und den Arbeitern, mit oder ohne Arbeit, besser zu verteidigen. Da niemand mehr darüber spricht, wage ich mich, daran zu erinnern. Unser Land gehört zu den mehr als 150 Ländern der Dritten Welt. Sie werden die ersten aber nicht die einzigen sein, die unter den unglaublichen Folgen leiden werden, falls die Menschheit nicht ein klares, wahres und schnelleres Bewusstsein erreicht, als wir ahnen bezüglich der Wirklichkeit und der Folgen des von den Menschen verursachten Klimawandels und wenn wir nicht in der Lage sind, ihn rechtzeitig zu verhindern.
Unsere Massenmedien haben über die Folgen des Klimawandels geschrieben. Die immer heftigeren Hurrikans, die Dürren und andere Naturkatastrophen haben auch zur Bildung unseres Volkes in diesem Thema beigetragen. Ein eigenartiges Ereignis war beim Kopenhagener Gipfel gelieferte Schlacht um den Klimawandel, die zur Kenntnis über die imminente Gefahr beigetragen hat. Es handelt sich nicht um ein fernliegendes Risiko für das 22. Jahrhundert, sondern für das 21. Jahrhundert. Es ist auch nicht ein Risiko für die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts, sondern für die nächsten Jahrzehnte, in denen wir unter den peinlichen Folgen leiden werden.
Es handelt es sich auch nicht um eine einfache Aktion gegen das Imperium und seine Anhänger, die in diesem Thema wie in allen anderen versuchen, ihre dummen und egoistischen Interessen aufzuzwingen. Es handelt sich um eine Schlacht der Weltöffentlichkeit, die man nicht der Spontaneität oder der Laune der Mehrheit der Medien überlassen darf. Millionen ehrlicher und tapferer Menschen in der Welt kennen zum Glück diese Situation. Diese Schlacht muss man mit den Massen und im Schoß der Massenorganisationen sowie in wissenschaftlichen, kulturellen, humanitären und andere internationalen Einrichtungen liefern, vor allem im Schoß der Vereinten Nationen, wo die US-Regierung, ihre Alliierten der NATO und die reichsten Länder versucht haben, in Dänemark einen betrügerischen und antidemokratischen Anschlag gegen die Schwellenländer und die armen Länder der Dritten Welt zu verüben.
In Kopenhagen hat die kubanische Delegation neben anderen Delegationen der ALBA-Gruppe und der Länder der Dritten Welt teilgenommen. Sie musste energisch gegen die unglaublichen Ereignisse, die durch die Rede des Yankee-Präsidenten Barack Obama und die reichsten Staaten der Welt verursacht wurden, kämpfen. Diese waren entschlossen, die verbindlichen Verpflichtungen von Kyoto aufzuheben, wo vor zwölf Jahre über dieses schwierige Problem diskutiert wurde. Sie wollten, dass die Schwellenländer und die unterentwickelten Länder das größte Opfer leisten. Diese sind die ärmsten Länder und gleichzeitig die Hauptzulieferer der Rohstoffe und nicht erneuerungsfähigen Ressourcen der Welt in die entwickelsten und reichsten Länder.
Nach Kopenhagen ist Obama am letzten Tag der am 7. Dezember begonnenen Konferenz gekommen. Das schlimmste seines Verhaltens war, dass er nach Oslo zum Empfangen des Friedensnobelpreises geflogen ist, als er schon entschieden hatte, 30 Tausend Soldaten zur Metzelei von Afghanistan zu senden, einem Land mit einer starken Unabhängigkeitstradition, das nicht einmal die Engländer in ihren besten und grausamsten Zeiten unterwerfen konnten. Er kam am 10. Dezember in der norwegischen Hauptstadt und hielt dort eine leere, demagogische und rechtfertigende Rede. Am 18., dem Tag der letzten Gipfelsitzung, erschien er in Kopenhagen, wo er anfänglich acht Stunden bleiben wollte. Am Tag vorher war die Staatssekretärin und eine ausgewählte Gruppe ihrer besten Strategen angekommen.
Das erste, was Obama machte, war, eine Teilnehmergruppe auszuwählen, die die Ehre bekam, ihn bei seiner Gipfelrede zu begleiten. Der dänische Premierminister, der den Gipfel leitete, gab dieser Gruppe von ca. 15 Personen gefällig und schmeichlerisch das Wort. Der Imperiumschef verdiente besondere Ehren. Seine Rede war eine Mischung von süßen Worten gewürzt mit Theatergestik, die Personen wie mich langweilen, die sich die Aufgabe geben, ihm zu zuhören, um zu versuchen, bei der Bewertung seiner politischen Eigenschaften und Absichten objektiv zu sein. Obama hat seinem fügsamen dänischen Gastgeber aufgedrängt, dass nur seine Gäste das Wort ergreifen konnten, obwohl er nach seiner Rede durch der Hintertür „abgegangen ist“, wie ein Kobold, der vor seiner Zuhörerschaft entflieht, die ihm interessiert zugehört hatte.
Nachdem die aufgestellte Rednerliste erschöpft war, forderte ein waschechter Aymara-Indianer, der bolivianische Präsident Evo Morales, der vor kurzem mit 65% der Stimmen wiedergewählt wurde, sein Recht, sich zu Wort zu melden. Angesichts des stürmischen Beifalls wurde ihm das Wort erteilt. In nur neun Minuten hat er tiefe und angemessene Auffassungen zum Ausdruck gebracht, die auf die Worte des abwesenden Präsidenten der Vereinigten Staaten antworteten. Gleich darauf stand Hugo Chávez auf, um zu bitten, im Namen der Bolivarischen Republik Venezuela zu sprechen; Dem Sitzungsvorsitzenden blieb keine andere Wahl als auch ihm das Wort zu erteilen, was er genutzt hat, um eine der brillantesten Reden, die ich von ihm gehört habe, zu improvisieren. Schließlich setzte ein Hammerschlag der ungewöhnlichen Sitzung ein Ende.
Der äußerst beschäftigte Obama und sein Gefolge hatten jedoch keine Minute zu verlieren. Seine Gruppe hatte einen Erklärungsentwurf voller vagem Gerede erarbeitet, der die Negation des Kyoto-Protokolls war. Nachdem er vorschnell aus der Plenarsitzung gegangen war, traf er sich mit anderen Gruppen von Gästen, die keine 30 Personen waren. Er verhandelte im privaten Kreis und in Gruppen; Er drang, sprach über ganz riesige Summen von grünen Scheinen ohne Golddeckung, die ständig abgewertet werden. Er drohte sogar damit, das Treffen zu verlassen, wenn man in seine Forderungen nicht einwilligen würde. Das Schlimmste daran war, dass es sich um ein Treffen von Superreichen handelte, zu dem mehrere der wichtigsten Schwellenländern und zwei oder drei arme Länder eingeladen wurden, denen er das Dokument so vorlegte wie jemand der vorschlägt: Du machst mit oder nicht!
Diese verworrene mehrdeutige und widersprüchliche Erklärung – an deren Diskussion die Organisation der Vereinten Nationen gar nicht teilgenommen hatte – versuchte der dänische Ministerpräsident als Abkommen des Gipfels vorzulegen. Die Sitzungsperiode des Gipfels war bereits zu Ende, fast alle Staats-, Regierungschefs und Außenminister waren in ihre entsprechenden Länder zurückgereist, und um drei Uhr nachts legte der angesehene dänische Ministerpräsident es der Plenarsitzung vor, wo hunderte geduldige Beamte, die seit drei Tagen nicht geschlafen hatten, das umständliche Dokument bekamen. Ihnen gab er nur eine Stunde, um es zu beurteilen und über dessen Gutheißung zu entscheiden.
Dort entzündete sich das Treffen. Die Delegierten hatten kaum Zeit gehabt, es zu lesen. Mehrere baten ums Wort. Der erste war der aus Tuvalu, dessen Inseln überschwemmt werden würden, wenn in das eingewilligt würde, was da vorgeschlagen war. Ihm folgten die aus Bolivien, Kuba und Nicaragua. Es ist wert, dass die dialektische Konfrontation um 3 Uhr jener Nacht vom 19. Dezember, in die Geschichte eingeht, wenn die Geschichte noch viel länger nach dem Klimawandel fortdauert.
Da ein großer Teil der Geschehnisse in Kuba bekannt ist, oder in den Webseiten im Internet steht, werde ich mich darauf beschränken, die zwei Widerreden des kubanischen Außenministers Bruno Rodríguez nur zum Teil zu zitieren, weil sie es wert sind, genannt zu werden, um die letzten Teile der Seifenoper von Kopenhagen zu kennen, sowie die Elemente des letzten Kapitels, die in unserem Land noch nicht veröffentlicht worden sind.
„Herr Vorsitzender (Ministerpräsident ¨von Dänemark)… nun ist das Dokument aufgetaucht, von dem Sie mehrmals behauptet haben, dass es nicht existiere. Wir alle haben Fassungen gesehen, die heimlich verbreitet und in kleinen geheimen Versammlungen diskutiert werden, außerhalb der Säle, in denen die Völkergemeinschaft durch ihre Vertreter transparent verhandelt.“
„Ich schließe meine Stimme der von den Vertretern aus Tuvalu, Venezuela und Bolivien an. Kuba hält den Text dieses vermeintlichen Entwurfes für äußerst unzureichend und unannehmbar…“
„Das Dokument, das Sie unglücklicherweise vorlegen, enthält keine Verpflichtung zur Reduzierung der Emissionen von Treibhausgasen.
„Ich kenne die vorherigen Fassungen, welche auch mittels fraglicher und geheimer Prozeduren in geschlossenen Cliquen verhandelt worden sind, die zumindest über eine Reduzierung von 50% für das Jahr 2050 sprachen…“
„Das Dokument, das Sie jetzt vorlegen, lässt gerade die bereits mageren und unzureichenden Schlüsselworte jener Fassung aus. Dieses Dokument gewährleistet auf keinen Fall das Ergreifen von Mindestmaßnahmen, die eine höchst ernste Katastrophe für den Planeten und die menschliche Gattung vermeiden können.“
„Dieses schändliche Dokument, das Sie bringen, ist auch nachlässig und mehrdeutig bezüglich der spezifischen Verpflichtung zur Reduzierung der Emissionen seitens der entwickelten Länder, die für die globale Erwärmung verantwortlich sind und zwar aufgrund der historischen und aktuellen Werte ihrer Emissionen, von denen man ab sofort substanzielle Reduzierungen fordern muss. Dieses Papier enthält kein einziges Wort zur Verpflichtung seitens der entwickelten Länder."
„… Ihr Papier, Herr Vorsitzender, ist die Sterburkunde des Protokolls von Kyoto, welche meine Delegation nicht annimmt.“
"Die kubanische Delegation möchte Nachdruck auf das Vorrecht über „gemeinsame aber unterschiedliche Verantwortlichkeiten“ legen, als zentraler Begriff des zukünftigen Verhandlungsprozesses. In Ihrem Papier steht kein Wort davon.”
„Die kubanische Delegation wiederholt ihren Protest wegen den ernsten Verfahrensverletzungen, die während der antidemokratischen Leitung des Prozesses dieser Konferenz zustande gekommen sind, besonders durch die Anwendung von willkürlichen, ausschließenden und diskriminierenden Diskussions- und Verhandlungsformen…“
„Herr Vorsitzender, ich beantrage förmlich, diese Erklärung in den Abschlussbericht über die Arbeiten dieser bedauerlichen und beschämenden 15. Konferenz der Parteien aufzunehmen.”
Was sich niemand vorstellen konnte, war die Tatsache, dass nach einer anderen langen Pause und als alle bereits dachten, dass nur die formellen Formalitäten fehlten, um den Gipfel als abgeschlossen zu erklären, der Ministerpräsident des Gastlandes, angestiftet von den Yankees, nochmals versuchen würde, das Dokument für einen Konsens des Gipfels halten zu lassen, als nicht einmal die Außenminister in der Plenarsitzung blieben. Delegierte aus Venezuela, Bolivien, Nicaragua und Kuba, die wachsam und schlaflos bis zur letzten Minute blieben, zerschlugen das letzte Manöver in Kopenhagen.
Das Problem war allerdings noch nicht zu Ende gehen. Die Mächtigen sind weder an Widerstand gewöhnt noch lassen ihn zu. Am 30. Dezember teilte die Dänische Ständige Vertretung vor den Vereinten Nationen in New York unserer Vertretung in jener Stadt höflich mit, dass sie die Kopenhagen-Vereinbarung vom 18. Dezember 2009 zur Kenntnis genommen hätte und eine Kopie dieser Entscheidung im Voraus schicke. Sie enthält wortwörtlich folgendes: „…die dänische Regierung in ihrer Eigenschaft als Vorsitzender der COP 15, lädt die Parteien der Konvention ein, dem Sekretariat der UNFCCC so früh wie möglich schriftlich, ihren Wille, sich dem Abkommen von Kopenhagen anzuschließen, mitzuteilen."
Diese unerwartete Mitteilung veranlasste die Antwort der Kubanischen Ständigen Vertretung vor den Vereinten Nationen, in der sie „das Vorhaben durchaus ablehnt, auf indirektem Weg in einen Text einzuwilligen zu lassen, der Gegenstand der Ablehnung von mehreren Delegationen gewesen ist, und zwar nicht nur aufgrund seiner Unzulänglichkeiten hinsichtlich der ernsten Folgen des Klimawandels, sondern auch weil er ausschließlich den Interessen einer kleinen Staatengruppe entspricht.“
Ebenfalls hat er einen Brief des Ersten Vizeministers vom Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Umwelt der Republik Kuba an Herrn Yvo de Boer, Exekutivsekretär der Rahmenkonvention der Vereinten Nationen zum Klimawandel ausgelöst. Einige dieser Absätze lauten wie folgt:
„Wir haben unerwartet und mit Sorge die Mitteilung erhalten, die von der dänischen Regierung an die Ständigen Vertretungen der Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen in New York geschickt wurde, die Sie gewiss kennen, mittels der, die Teilnehmerstaaten der Rahmenkonvention der Vereinten Nationen zum Klimawandel eingeladen werden, dem Exekutivsekretariat schriftlich und bei baldigster Gelegenheit ihren Wunsch mitzuteilen, sich dem sogenannten Abkommen von Kopenhagen anzuschließen.“
„Wir haben mit zusätzlicher Sorge beobachtet, dass die Regierung Dänemarks mitteilt, dass das Exekutivsekretariat der Konvention in den Bericht der in Kopenhagen stattgefundenen Konferenz der Parteien eine Liste derjenigen Teilnehmerstaaten aufnehmen wird, die ihren Willen geäußert hätten, sich dem erwähnten Abkommen anzuschließen."
„Nach Erachten der Republik Kuba stellt diese Handelsart eine plumpe und verwerfliche Verletzung der Entscheidung von Kopenhagen dar, wo aufgrund des offensichtlichen Konsensmangels die Teilnehmerstaaten sich darauf beschränkt haben, das Vorhandensein eines solchen Dokuments nur zur Kenntnis zu nehmen."
Keine der Vereinbarungen in der 15. COP ermächtigt die Regierung Dänemarks diese Aktion durchzuführen und auf keinen Fall das Exekutivsekretariat in Abschlussbericht eine Liste der Teilnehmerstaaten aufzunehmen, wofür es keine Vollmacht hat"
„Ich muss Sie darauf hinweisen, dass die Regierung der Republik Kuba auf nachdrücklichste Weise diesen neuen Versuch ablehnt, auf indirektem Wege ein unechtes Dokument zu legitimieren und außerdem Ihnen immer wieder betonen, dass diese Handelsart das Ergebnis zukünftiger Verhandlungen aufs Spiel setzt, einen gefährlichen Präzedenzfall für die Arbeiten der Konvention schafft und besonders die ehrliche Absicht verletzt, mit der die Delegationen den Verhandlungsprozess im nächsten Jahr fortsetzen müssen“, beendete der Erste Vizeminister für Wissenschaft, Technologie und Umwelt aus Kuba.
Viele, besonders die sozialen Bewegungen und die besser informierten Personen aus den humanitären, kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen, wissen, dass das von den Vereinigten Staaten angestiftete Dokument einen Rückschlag in der von denjenigen erreichten Lage darstellt, die sich bemühen, eine kolossale Katastrophe für unsere Gattung zu vermeiden. Es wäre überflüssig hier Zahlen und Tatsachen zu wiederholen, die das mathematisch beweisen. Die Angaben stehen auf den Webseiten im Internet und sind der wachsenden Anzahl von Personen zugänglich, die sich für dieses Thema interessieren.
Die Theorie, mit der man das Anschließen an das Dokument gerechtfertigt, ist haltlos und bedeutet einen Rückschlag. Angeführt wird die betrügerische Idee, nach der die reichen Länder eine knickerige Summe in Höhe von 30 Milliarden Dollar in drei Jahren für die armen Länder beitragen würden, um die Kosten zur Bekämpfung des Klimawandels zu bestreiten, das ist eine Zahl, die im Jahr 2020 um 100 Milliarden pro Jahr steigen könnte, was vor diesem äußerst ernsten Problem bedeuten würde, auf den Sankt-Nimmerleins-Tag zu warten. Die Fachleute wissen, dass diese Zahlen aufgrund des zu beanspruchenden Investitionsumsatzes lächerlich und unannehmbar sind. Die Herkunft solcher Summen ist vage und konfus, sodass sie niemanden verantwortlich machen.
Was ist ein Dollar wert? Was bedeuten 30 Milliarden? Wir alle wissen, dass seit Bretton Woods im Jahr 1944 bis zum Befehl von Präsidenten Nixon im Jahr 1971 – erteilt, damit die Weltwirtschaft die Kosten des völkermörderischen Krieges gegen Vietnam deckt -, der Wert eines Dollars, umgerechnet in Gold, so gesunken ist, dass er heute 32 mal weniger wert ist als damals; 30 Milliarden bedeuten weniger als 1 Milliarde, und 100 Milliarde geteilt durch 32 sind gleich 3.125, die heutzutage nicht einmal zum Bau einer Erdölraffinerie mittlerer Kapazität ausreichen.
Würden die Industrieländer gelegentlich die Versprechung erfüllen, den Entwicklungsländern 0,7 Prozent des BIP beizutragen –etwas, das sie niemals getan haben, bis auf seltene Ausnahmen – würde die Zahl die 250 Milliarden Dollar im Jahr übersteigen.
Um die Banken zu retten hat die Regierung der Vereinigten Staaten 800 Milliarden ausgegeben; wie viel wäre sie bereit auszugeben, um die 9 Milliarden Personen zu retten, die im Jahr 2050 den Planeten bewohnen werden, wenn es vorher keine großen Dürren und Überschwemmungen gibt, die vom Meer aufgrund des Abschmelzens von Gletschern und großer Mengen gefrorenen Wasser in Grönland und der Antarktis verursacht werden?
Lassen wir uns nicht täuschen. Was die Vereinigten Staaten mit ihren Manövern versucht haben, ist, die Dritte Welt zu teilen, mehr als 150 unterentwickelte Länder von China, Indien, Brasilien, Südafrika und anderen zu trennen, mit denen wir zusammen kämpfen müssen, um in Bonn, Mexiko oder auf irgendeiner anderen internationalen Konferenz neben den sozialen, wissenschaftlichen und humanitären Organisationen echte Abkommen zu verteidigen, die alle Länder begünstigen und die Menschheit vor einer Katastrophe schützen, die zum Aussterben unserer Gattung führen kann.
Die Welt verfügt über immer mehr Information, aber die Politiker über immer weniger Zeit, zu denken.
Die reichen Nationen und deren Führer, und auch der Kongress der Vereinigten Staaten scheinen zu diskutieren, wer zuletzt verschwinden wird.
Wenn Obama die 28 Partys hinter sich hat, mit denen er beabsichtigte, Weihnachten zu feiern, wenn da die Party der Heiligen Drei Königen eingeschlossen ist, werden ihm Caspar, Melchior und Balthasar vielleicht raten, was er zu tun hat.
Ich bitte darum, mich wegen der Länge zu entschuldigen. Ich wollte diese Reflexion nicht in zwei Teilen trennen. Ich bitte die geduldigen Leser um Entschuldigung.
Fidel Castro Ruz
3. Januar 2010
15:16 Uhr
Vor zwei Tagen, zum 51. Jahrestag des Siegs der Revolution, kamen in mein Gedächtnis die Erinnerungen an den 1. Januar 1959. Keiner von uns hatte niemals die eigenartige Idee gehabt, dass wir uns nach einem halben Jahrhundert, das sehr schnell vergangen ist, daran erinnern würden, als wäre es gestern gewesen.
Während des Treffens am 28. Dezember 1958 in der Zuckerfabrik Oriente mit dem Oberbefehlshaber der feindlichen Truppe, deren Eliteeinheiten einkesselt und ohne Möglichkeit zu entkommen waren, erkannte dieser seine Niederlage an und berief sich auf unseren Edelmut, um eine ehrenvolle Lösung für den Rest der Truppe zu finden. Er wusste, dass wir die Gefangenen und Verletzten ohne Ausnahme menschlich behandeln.Er akzeptierte die von mir vorgeschlagene Vereinbarung, obwohl ich ihn darauf hingewiesen hatte, dass wir die begonnenen Operationen fortsetzen würden. Aber er fuhr in die Hauptstadt und von der US-Botschaft angestiftet veranlasste er einen Staatsstreich.
Wir bereiteten uns für die Schlachten an jenem 1. Januar vor, als wir in der Nacht die Nachricht von der Flucht des Tyrannen bekamen. Der Rebellenarmee wurde befohlen, den Waffenstillstand nicht zu akzeptieren und die Schlachten an allen Fronten weiterzuführen. Über Radio Rebelde wurden die Arbeiter zu einem revolutionären Generalstreik aufgerufen, der von der gesamten Nation unverzüglich unterstützt wurde. Der Staatsputschversuch wurde geschlagen und am Nachmittag des selben Tages marschierte unsere siegreiche Truppe in Santiago de Cuba ein.
Che und Camilo bekamen Anweisungen, entlang der Landstraße mit ihren abgehärteten Truppen in Kraftfahrzeugen in Richtung von La Cabaña und dem militärischen Lager Columbia schnell vorzurücken. Die Gegnerarmee, angeschlagen an allen Fronten, hätte so keine Widerstandsmöglichkeit. Das aufständische Volk besetzte selbst die Unterdrückungszentren und die Polizeistationen. Am 2. Nachmittag traf ich mich, begleitet von einer kleinen Eskorte, im Stadion von Bayamo mit mehr als zwei tausend Soldaten der Panzer und der motorisierten Artillerie und Infanterie, gegen die wir bis zum Tag vorher gekämpft hatten. Sie trugen noch ihre Waffen. Wir hatten den Respekt des Gegners mit unseren verwegenen aber menschlichen Methoden eines irregulären Krieges gewonnen. Auf diese Art und Weise fielen in nur vier Tagen – nach 25 Monate eines Krieges, den wir mit nur einigen Gewehren begannen – ungefähr hundert Tausend Luft-, Meer- und Landwaffen und die gesamte Staatsmacht in Revolutionshände. In nur wenigen Worten werde ich erzählen, was an diesen Tagen vor 51 Jahren geschah.
Es begann damals die Hauptschlacht: Die Unabhängigkeit Kubas vor dem mächtigsten Imperium, das je existiert hat, zu bewahren, und diese Schlacht wurde von unserem Volk würdevoll geliefert. Es freut mich jetzt sehr, diese Personen zu beobachten, die trotz der unglaublichen Hindernisse, Opfer und Risiken fähig waren unser Vaterland zu verteidigen und heute die Freude und Herrlichkeit jedes neuen Jahres zusammen mit ihren Kindern, Eltern und Verwandten genießen.
Aber die heutigen Tage sind ganz verschieden von den gestrigen. Wir leben in einer neuen Epoche, die keiner anderen in der Geschichte ähnelt. Damals kämpften die Völker, und sie kämpfen immer noch, ehrenvoll für eine bessere und gerechtere Welt, aber heutzutage müssen sie, außerdem, und ohne eine mögliche Alternative, für das Überleben der eigenen Spezies kämpfen. Wir wissen überhaupt nichts, falls wir das nicht wissen wollen. Kuba ist zweifellos eins der politisch gebildetsten Länder der Welt. Wir sind von einem beschämenden Analphabetismus ausgegangen und noch schlimmer, unsere Herren, die Yankees und die mit den ausländischen Eigentümern assoziierte Bourgeoisie waren die Eigentümer des Bodens, der Zuckerfabriken, der Konsumgüter-Betriebe, der Lagerhallen, des Handels, der Elektrizität, der Telefonzentrale, der Banken, der Bergwerke, der Versicherung, der Häfen, der Bars, der Hotels, der Büros, der Wohnhäusern, der Kinos, der Druckereien, der Zeitschriften, der Zeitungen, des Rundfunks, des aufkommenden Fernsehens und von allem was Wert hatte.
Die Yankees hatten sich, nachdem die leidenschaftliche Flamme unseres Freiheitskampfes erloschen war, angemaßt, an Stelle eines Volks zu denken, das so viel gekämpft hatte, um Eigentümer seiner Unabhängigkeit, seines Reichtums und seines Schicksals zu sein. Überhaupt nichts hatten wir, nicht einmal die Aufgabe politisch zu denken. Wie viele konnten lesen und schreiben? Wie viele hatten mindestens die sechste Klasse erreicht? Ich erinnere mich daran besonders an einem Tag wie heute, denn dieses war das Land, von dem man annahm, dass es den Kubanern gehörte. Ich werde nichts Anderes erwähnen, sonst müsste ich viel mehr einschließen, darunter die besten Schulen, die besten Krankenhäuser, die besten Wohnhäuser, die besten Ärzte, die besten Rechtsanwälte. Wie viele hatten Zugang dazu? Wie viele hatten mit einigen Ausnahmen, das selbstverständliche und göttliche Recht, Verwalter oder Chefs zu sein?
Alle Millionäre oder Reichen, ohne Ausnahme, waren Parteileiter, Senator, Abgeordneter oder ein wichtiger Funktionär. Diese war die parlamentarische und pure Demokratie, die in unserem Vaterland herrschte. Die einzige Ausnahme war, dass die Yankees, nach ihrem Gutdünken, schonungslose und grausame Kleintyrannen ihren Interessen entsprechend auferlegte, um ihr Eigentum vor den landlosen Bauern und den Arbeitern, mit oder ohne Arbeit, besser zu verteidigen. Da niemand mehr darüber spricht, wage ich mich, daran zu erinnern. Unser Land gehört zu den mehr als 150 Ländern der Dritten Welt. Sie werden die ersten aber nicht die einzigen sein, die unter den unglaublichen Folgen leiden werden, falls die Menschheit nicht ein klares, wahres und schnelleres Bewusstsein erreicht, als wir ahnen bezüglich der Wirklichkeit und der Folgen des von den Menschen verursachten Klimawandels und wenn wir nicht in der Lage sind, ihn rechtzeitig zu verhindern.
Unsere Massenmedien haben über die Folgen des Klimawandels geschrieben. Die immer heftigeren Hurrikans, die Dürren und andere Naturkatastrophen haben auch zur Bildung unseres Volkes in diesem Thema beigetragen. Ein eigenartiges Ereignis war beim Kopenhagener Gipfel gelieferte Schlacht um den Klimawandel, die zur Kenntnis über die imminente Gefahr beigetragen hat. Es handelt sich nicht um ein fernliegendes Risiko für das 22. Jahrhundert, sondern für das 21. Jahrhundert. Es ist auch nicht ein Risiko für die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts, sondern für die nächsten Jahrzehnte, in denen wir unter den peinlichen Folgen leiden werden.
Es handelt es sich auch nicht um eine einfache Aktion gegen das Imperium und seine Anhänger, die in diesem Thema wie in allen anderen versuchen, ihre dummen und egoistischen Interessen aufzuzwingen. Es handelt sich um eine Schlacht der Weltöffentlichkeit, die man nicht der Spontaneität oder der Laune der Mehrheit der Medien überlassen darf. Millionen ehrlicher und tapferer Menschen in der Welt kennen zum Glück diese Situation. Diese Schlacht muss man mit den Massen und im Schoß der Massenorganisationen sowie in wissenschaftlichen, kulturellen, humanitären und andere internationalen Einrichtungen liefern, vor allem im Schoß der Vereinten Nationen, wo die US-Regierung, ihre Alliierten der NATO und die reichsten Länder versucht haben, in Dänemark einen betrügerischen und antidemokratischen Anschlag gegen die Schwellenländer und die armen Länder der Dritten Welt zu verüben.
In Kopenhagen hat die kubanische Delegation neben anderen Delegationen der ALBA-Gruppe und der Länder der Dritten Welt teilgenommen. Sie musste energisch gegen die unglaublichen Ereignisse, die durch die Rede des Yankee-Präsidenten Barack Obama und die reichsten Staaten der Welt verursacht wurden, kämpfen. Diese waren entschlossen, die verbindlichen Verpflichtungen von Kyoto aufzuheben, wo vor zwölf Jahre über dieses schwierige Problem diskutiert wurde. Sie wollten, dass die Schwellenländer und die unterentwickelten Länder das größte Opfer leisten. Diese sind die ärmsten Länder und gleichzeitig die Hauptzulieferer der Rohstoffe und nicht erneuerungsfähigen Ressourcen der Welt in die entwickelsten und reichsten Länder.
Nach Kopenhagen ist Obama am letzten Tag der am 7. Dezember begonnenen Konferenz gekommen. Das schlimmste seines Verhaltens war, dass er nach Oslo zum Empfangen des Friedensnobelpreises geflogen ist, als er schon entschieden hatte, 30 Tausend Soldaten zur Metzelei von Afghanistan zu senden, einem Land mit einer starken Unabhängigkeitstradition, das nicht einmal die Engländer in ihren besten und grausamsten Zeiten unterwerfen konnten. Er kam am 10. Dezember in der norwegischen Hauptstadt und hielt dort eine leere, demagogische und rechtfertigende Rede. Am 18., dem Tag der letzten Gipfelsitzung, erschien er in Kopenhagen, wo er anfänglich acht Stunden bleiben wollte. Am Tag vorher war die Staatssekretärin und eine ausgewählte Gruppe ihrer besten Strategen angekommen.
Das erste, was Obama machte, war, eine Teilnehmergruppe auszuwählen, die die Ehre bekam, ihn bei seiner Gipfelrede zu begleiten. Der dänische Premierminister, der den Gipfel leitete, gab dieser Gruppe von ca. 15 Personen gefällig und schmeichlerisch das Wort. Der Imperiumschef verdiente besondere Ehren. Seine Rede war eine Mischung von süßen Worten gewürzt mit Theatergestik, die Personen wie mich langweilen, die sich die Aufgabe geben, ihm zu zuhören, um zu versuchen, bei der Bewertung seiner politischen Eigenschaften und Absichten objektiv zu sein. Obama hat seinem fügsamen dänischen Gastgeber aufgedrängt, dass nur seine Gäste das Wort ergreifen konnten, obwohl er nach seiner Rede durch der Hintertür „abgegangen ist“, wie ein Kobold, der vor seiner Zuhörerschaft entflieht, die ihm interessiert zugehört hatte.
Nachdem die aufgestellte Rednerliste erschöpft war, forderte ein waschechter Aymara-Indianer, der bolivianische Präsident Evo Morales, der vor kurzem mit 65% der Stimmen wiedergewählt wurde, sein Recht, sich zu Wort zu melden. Angesichts des stürmischen Beifalls wurde ihm das Wort erteilt. In nur neun Minuten hat er tiefe und angemessene Auffassungen zum Ausdruck gebracht, die auf die Worte des abwesenden Präsidenten der Vereinigten Staaten antworteten. Gleich darauf stand Hugo Chávez auf, um zu bitten, im Namen der Bolivarischen Republik Venezuela zu sprechen; Dem Sitzungsvorsitzenden blieb keine andere Wahl als auch ihm das Wort zu erteilen, was er genutzt hat, um eine der brillantesten Reden, die ich von ihm gehört habe, zu improvisieren. Schließlich setzte ein Hammerschlag der ungewöhnlichen Sitzung ein Ende.
Der äußerst beschäftigte Obama und sein Gefolge hatten jedoch keine Minute zu verlieren. Seine Gruppe hatte einen Erklärungsentwurf voller vagem Gerede erarbeitet, der die Negation des Kyoto-Protokolls war. Nachdem er vorschnell aus der Plenarsitzung gegangen war, traf er sich mit anderen Gruppen von Gästen, die keine 30 Personen waren. Er verhandelte im privaten Kreis und in Gruppen; Er drang, sprach über ganz riesige Summen von grünen Scheinen ohne Golddeckung, die ständig abgewertet werden. Er drohte sogar damit, das Treffen zu verlassen, wenn man in seine Forderungen nicht einwilligen würde. Das Schlimmste daran war, dass es sich um ein Treffen von Superreichen handelte, zu dem mehrere der wichtigsten Schwellenländern und zwei oder drei arme Länder eingeladen wurden, denen er das Dokument so vorlegte wie jemand der vorschlägt: Du machst mit oder nicht!
Diese verworrene mehrdeutige und widersprüchliche Erklärung – an deren Diskussion die Organisation der Vereinten Nationen gar nicht teilgenommen hatte – versuchte der dänische Ministerpräsident als Abkommen des Gipfels vorzulegen. Die Sitzungsperiode des Gipfels war bereits zu Ende, fast alle Staats-, Regierungschefs und Außenminister waren in ihre entsprechenden Länder zurückgereist, und um drei Uhr nachts legte der angesehene dänische Ministerpräsident es der Plenarsitzung vor, wo hunderte geduldige Beamte, die seit drei Tagen nicht geschlafen hatten, das umständliche Dokument bekamen. Ihnen gab er nur eine Stunde, um es zu beurteilen und über dessen Gutheißung zu entscheiden.
Dort entzündete sich das Treffen. Die Delegierten hatten kaum Zeit gehabt, es zu lesen. Mehrere baten ums Wort. Der erste war der aus Tuvalu, dessen Inseln überschwemmt werden würden, wenn in das eingewilligt würde, was da vorgeschlagen war. Ihm folgten die aus Bolivien, Kuba und Nicaragua. Es ist wert, dass die dialektische Konfrontation um 3 Uhr jener Nacht vom 19. Dezember, in die Geschichte eingeht, wenn die Geschichte noch viel länger nach dem Klimawandel fortdauert.
Da ein großer Teil der Geschehnisse in Kuba bekannt ist, oder in den Webseiten im Internet steht, werde ich mich darauf beschränken, die zwei Widerreden des kubanischen Außenministers Bruno Rodríguez nur zum Teil zu zitieren, weil sie es wert sind, genannt zu werden, um die letzten Teile der Seifenoper von Kopenhagen zu kennen, sowie die Elemente des letzten Kapitels, die in unserem Land noch nicht veröffentlicht worden sind.
„Herr Vorsitzender (Ministerpräsident ¨von Dänemark)… nun ist das Dokument aufgetaucht, von dem Sie mehrmals behauptet haben, dass es nicht existiere. Wir alle haben Fassungen gesehen, die heimlich verbreitet und in kleinen geheimen Versammlungen diskutiert werden, außerhalb der Säle, in denen die Völkergemeinschaft durch ihre Vertreter transparent verhandelt.“
„Ich schließe meine Stimme der von den Vertretern aus Tuvalu, Venezuela und Bolivien an. Kuba hält den Text dieses vermeintlichen Entwurfes für äußerst unzureichend und unannehmbar…“
„Das Dokument, das Sie unglücklicherweise vorlegen, enthält keine Verpflichtung zur Reduzierung der Emissionen von Treibhausgasen.
„Ich kenne die vorherigen Fassungen, welche auch mittels fraglicher und geheimer Prozeduren in geschlossenen Cliquen verhandelt worden sind, die zumindest über eine Reduzierung von 50% für das Jahr 2050 sprachen…“
„Das Dokument, das Sie jetzt vorlegen, lässt gerade die bereits mageren und unzureichenden Schlüsselworte jener Fassung aus. Dieses Dokument gewährleistet auf keinen Fall das Ergreifen von Mindestmaßnahmen, die eine höchst ernste Katastrophe für den Planeten und die menschliche Gattung vermeiden können.“
„Dieses schändliche Dokument, das Sie bringen, ist auch nachlässig und mehrdeutig bezüglich der spezifischen Verpflichtung zur Reduzierung der Emissionen seitens der entwickelten Länder, die für die globale Erwärmung verantwortlich sind und zwar aufgrund der historischen und aktuellen Werte ihrer Emissionen, von denen man ab sofort substanzielle Reduzierungen fordern muss. Dieses Papier enthält kein einziges Wort zur Verpflichtung seitens der entwickelten Länder."
„… Ihr Papier, Herr Vorsitzender, ist die Sterburkunde des Protokolls von Kyoto, welche meine Delegation nicht annimmt.“
"Die kubanische Delegation möchte Nachdruck auf das Vorrecht über „gemeinsame aber unterschiedliche Verantwortlichkeiten“ legen, als zentraler Begriff des zukünftigen Verhandlungsprozesses. In Ihrem Papier steht kein Wort davon.”
„Die kubanische Delegation wiederholt ihren Protest wegen den ernsten Verfahrensverletzungen, die während der antidemokratischen Leitung des Prozesses dieser Konferenz zustande gekommen sind, besonders durch die Anwendung von willkürlichen, ausschließenden und diskriminierenden Diskussions- und Verhandlungsformen…“
„Herr Vorsitzender, ich beantrage förmlich, diese Erklärung in den Abschlussbericht über die Arbeiten dieser bedauerlichen und beschämenden 15. Konferenz der Parteien aufzunehmen.”
Was sich niemand vorstellen konnte, war die Tatsache, dass nach einer anderen langen Pause und als alle bereits dachten, dass nur die formellen Formalitäten fehlten, um den Gipfel als abgeschlossen zu erklären, der Ministerpräsident des Gastlandes, angestiftet von den Yankees, nochmals versuchen würde, das Dokument für einen Konsens des Gipfels halten zu lassen, als nicht einmal die Außenminister in der Plenarsitzung blieben. Delegierte aus Venezuela, Bolivien, Nicaragua und Kuba, die wachsam und schlaflos bis zur letzten Minute blieben, zerschlugen das letzte Manöver in Kopenhagen.
Das Problem war allerdings noch nicht zu Ende gehen. Die Mächtigen sind weder an Widerstand gewöhnt noch lassen ihn zu. Am 30. Dezember teilte die Dänische Ständige Vertretung vor den Vereinten Nationen in New York unserer Vertretung in jener Stadt höflich mit, dass sie die Kopenhagen-Vereinbarung vom 18. Dezember 2009 zur Kenntnis genommen hätte und eine Kopie dieser Entscheidung im Voraus schicke. Sie enthält wortwörtlich folgendes: „…die dänische Regierung in ihrer Eigenschaft als Vorsitzender der COP 15, lädt die Parteien der Konvention ein, dem Sekretariat der UNFCCC so früh wie möglich schriftlich, ihren Wille, sich dem Abkommen von Kopenhagen anzuschließen, mitzuteilen."
Diese unerwartete Mitteilung veranlasste die Antwort der Kubanischen Ständigen Vertretung vor den Vereinten Nationen, in der sie „das Vorhaben durchaus ablehnt, auf indirektem Weg in einen Text einzuwilligen zu lassen, der Gegenstand der Ablehnung von mehreren Delegationen gewesen ist, und zwar nicht nur aufgrund seiner Unzulänglichkeiten hinsichtlich der ernsten Folgen des Klimawandels, sondern auch weil er ausschließlich den Interessen einer kleinen Staatengruppe entspricht.“
Ebenfalls hat er einen Brief des Ersten Vizeministers vom Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Umwelt der Republik Kuba an Herrn Yvo de Boer, Exekutivsekretär der Rahmenkonvention der Vereinten Nationen zum Klimawandel ausgelöst. Einige dieser Absätze lauten wie folgt:
„Wir haben unerwartet und mit Sorge die Mitteilung erhalten, die von der dänischen Regierung an die Ständigen Vertretungen der Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen in New York geschickt wurde, die Sie gewiss kennen, mittels der, die Teilnehmerstaaten der Rahmenkonvention der Vereinten Nationen zum Klimawandel eingeladen werden, dem Exekutivsekretariat schriftlich und bei baldigster Gelegenheit ihren Wunsch mitzuteilen, sich dem sogenannten Abkommen von Kopenhagen anzuschließen.“
„Wir haben mit zusätzlicher Sorge beobachtet, dass die Regierung Dänemarks mitteilt, dass das Exekutivsekretariat der Konvention in den Bericht der in Kopenhagen stattgefundenen Konferenz der Parteien eine Liste derjenigen Teilnehmerstaaten aufnehmen wird, die ihren Willen geäußert hätten, sich dem erwähnten Abkommen anzuschließen."
„Nach Erachten der Republik Kuba stellt diese Handelsart eine plumpe und verwerfliche Verletzung der Entscheidung von Kopenhagen dar, wo aufgrund des offensichtlichen Konsensmangels die Teilnehmerstaaten sich darauf beschränkt haben, das Vorhandensein eines solchen Dokuments nur zur Kenntnis zu nehmen."
Keine der Vereinbarungen in der 15. COP ermächtigt die Regierung Dänemarks diese Aktion durchzuführen und auf keinen Fall das Exekutivsekretariat in Abschlussbericht eine Liste der Teilnehmerstaaten aufzunehmen, wofür es keine Vollmacht hat"
„Ich muss Sie darauf hinweisen, dass die Regierung der Republik Kuba auf nachdrücklichste Weise diesen neuen Versuch ablehnt, auf indirektem Wege ein unechtes Dokument zu legitimieren und außerdem Ihnen immer wieder betonen, dass diese Handelsart das Ergebnis zukünftiger Verhandlungen aufs Spiel setzt, einen gefährlichen Präzedenzfall für die Arbeiten der Konvention schafft und besonders die ehrliche Absicht verletzt, mit der die Delegationen den Verhandlungsprozess im nächsten Jahr fortsetzen müssen“, beendete der Erste Vizeminister für Wissenschaft, Technologie und Umwelt aus Kuba.
Viele, besonders die sozialen Bewegungen und die besser informierten Personen aus den humanitären, kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen, wissen, dass das von den Vereinigten Staaten angestiftete Dokument einen Rückschlag in der von denjenigen erreichten Lage darstellt, die sich bemühen, eine kolossale Katastrophe für unsere Gattung zu vermeiden. Es wäre überflüssig hier Zahlen und Tatsachen zu wiederholen, die das mathematisch beweisen. Die Angaben stehen auf den Webseiten im Internet und sind der wachsenden Anzahl von Personen zugänglich, die sich für dieses Thema interessieren.
Die Theorie, mit der man das Anschließen an das Dokument gerechtfertigt, ist haltlos und bedeutet einen Rückschlag. Angeführt wird die betrügerische Idee, nach der die reichen Länder eine knickerige Summe in Höhe von 30 Milliarden Dollar in drei Jahren für die armen Länder beitragen würden, um die Kosten zur Bekämpfung des Klimawandels zu bestreiten, das ist eine Zahl, die im Jahr 2020 um 100 Milliarden pro Jahr steigen könnte, was vor diesem äußerst ernsten Problem bedeuten würde, auf den Sankt-Nimmerleins-Tag zu warten. Die Fachleute wissen, dass diese Zahlen aufgrund des zu beanspruchenden Investitionsumsatzes lächerlich und unannehmbar sind. Die Herkunft solcher Summen ist vage und konfus, sodass sie niemanden verantwortlich machen.
Was ist ein Dollar wert? Was bedeuten 30 Milliarden? Wir alle wissen, dass seit Bretton Woods im Jahr 1944 bis zum Befehl von Präsidenten Nixon im Jahr 1971 – erteilt, damit die Weltwirtschaft die Kosten des völkermörderischen Krieges gegen Vietnam deckt -, der Wert eines Dollars, umgerechnet in Gold, so gesunken ist, dass er heute 32 mal weniger wert ist als damals; 30 Milliarden bedeuten weniger als 1 Milliarde, und 100 Milliarde geteilt durch 32 sind gleich 3.125, die heutzutage nicht einmal zum Bau einer Erdölraffinerie mittlerer Kapazität ausreichen.
Würden die Industrieländer gelegentlich die Versprechung erfüllen, den Entwicklungsländern 0,7 Prozent des BIP beizutragen –etwas, das sie niemals getan haben, bis auf seltene Ausnahmen – würde die Zahl die 250 Milliarden Dollar im Jahr übersteigen.
Um die Banken zu retten hat die Regierung der Vereinigten Staaten 800 Milliarden ausgegeben; wie viel wäre sie bereit auszugeben, um die 9 Milliarden Personen zu retten, die im Jahr 2050 den Planeten bewohnen werden, wenn es vorher keine großen Dürren und Überschwemmungen gibt, die vom Meer aufgrund des Abschmelzens von Gletschern und großer Mengen gefrorenen Wasser in Grönland und der Antarktis verursacht werden?
Lassen wir uns nicht täuschen. Was die Vereinigten Staaten mit ihren Manövern versucht haben, ist, die Dritte Welt zu teilen, mehr als 150 unterentwickelte Länder von China, Indien, Brasilien, Südafrika und anderen zu trennen, mit denen wir zusammen kämpfen müssen, um in Bonn, Mexiko oder auf irgendeiner anderen internationalen Konferenz neben den sozialen, wissenschaftlichen und humanitären Organisationen echte Abkommen zu verteidigen, die alle Länder begünstigen und die Menschheit vor einer Katastrophe schützen, die zum Aussterben unserer Gattung führen kann.
Die Welt verfügt über immer mehr Information, aber die Politiker über immer weniger Zeit, zu denken.
Die reichen Nationen und deren Führer, und auch der Kongress der Vereinigten Staaten scheinen zu diskutieren, wer zuletzt verschwinden wird.
Wenn Obama die 28 Partys hinter sich hat, mit denen er beabsichtigte, Weihnachten zu feiern, wenn da die Party der Heiligen Drei Königen eingeschlossen ist, werden ihm Caspar, Melchior und Balthasar vielleicht raten, was er zu tun hat.
Ich bitte darum, mich wegen der Länge zu entschuldigen. Ich wollte diese Reflexion nicht in zwei Teilen trennen. Ich bitte die geduldigen Leser um Entschuldigung.
Fidel Castro Ruz
3. Januar 2010
15:16 Uhr
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