Donnerstag, 27. Januar 2011

Lagebericht zur Union

Reflexionen des Genossen Fidel: Lagebericht zur Union

Die Rede des Präsidenten zu diesem Thema wurde mit großem Interesse erwartet, besonders nach seinen Worten vom 12. Januar in der Universität Tucson von Arizona über das vier Tage vorher in jener Stadt stattgefundene Blutbad. Sechs Menschen starben und weitere 14 wurden verletzt, darunter die zum dritten Mal in den US-amerikanischen Kongress gewählte junge demokratische Abgeordnete Gabrielle Giffords, die sich gegen das Migrantenfeindliche Einwanderungsgesetz jenes Staates ausgesprochen hatte, der einst Teil jenes mexikanischen Territoriums gewesen ist, das Mexiko während des ungerechten Krieges von 1848 entrissen worden ist.

Die Tea Party, die faschistische Rechte der Republikanischen Partei, hatte einen beachtlichen Erfolg unter jenen Wähler erreicht, die sich in jenem Land die Mühe machen, ihr Stimmrecht bei den Wahlen auszuüben.

Die Bevölkerung von Arizona hat genauso empört reagiert wie der Rest der Menschen in den Vereinigten Staaten. Ihr Verhalten war zweifelsfrei korrekt und so habe ich es auch zum Ausdruck gebracht.

Ich habe nie an den ethischen Faktoren gezweifelt, die - unabhängig von der Regierungspolitik - die Völker für gewöhnlich auszeichnen.

So nachlässig auch die Rede von Obama bezüglich des unglaublichen Ausdrucks eines primitiven Verhaltens war, der sich im verallgemeinerten und fast unbegrenzten Gebrauch von tödlichen Schusswaffen widerspiegelt, verdient der Lagebericht zur Union doch eine politische und ethische Analyse, denn die Vereinigten Staaten sind eine Supermacht, von der - unabhängig davon, wer der Präsident bzw. wer im Kongress ist - unter anderen wichtigen Faktoren das Schicksal der menschlichen Gattung abhängig ist.

Kein Land hat isoliert und für sich allein die Antwort auf alle die Probleme, denen heute die Welt gegenübersteht, und kann es auch nicht haben.

Zunächst einmal ist Obama in einen Wahlprozess verwickelt. Er muss mit seiner Rede die Demokraten und die Republikaner erreichen; diejenigen, die wählen und diejenigen, die nicht wählen; die Multimillionäre und die Bettler; die Protestanten und die Katholiken; die Christen und die Muslime; die Gläubigen und die Nicht-Gläubigen; die Schwarzen und die Weißen; diejenigen, die für die Forschungen mit Stammzellen sind und diejenigen, die dagegen sind; die Homosexuellen und die Heterosexuellen; jeden Staatsbürger und seinen Gegenpol ansprechen, um am Ende auszurufen, dass alle US-Amerikaner sind, als ob die 95,5%, d.h. die weiteren 6,9 Milliarden Einwohner des Planeten, nicht existieren würden.

Auf den ersten Seiten seines einstündigen Redebeitrags ist er zur Sache gekommen, indem er behauptete:

„In diesem Augenblick steht nicht gerade auf dem Spiel, wer die nächsten Wahlen gewinnen wird […] Was auf dem Spiel steht, ist, ob neue Arbeitsplätze und neue Industrien geschaffen werden […] ob wir die Führerschaft, die aus den Vereinigten Staaten nicht nur einen Punkt auf der Weltkarte sondern auch das Licht der Welt machte, beibehalten können.

Wir sind bereit für den Fortschritt. […] die Börse hat sich eifrig erholt. Die Gewinne der Korporationen sind höher. Die Wirtschaft wächst wieder.“

Unmittelbar nach diesen Worten versucht er unsere Rührung mit einer Passage zu erreichen, die dem bekannten US-amerikanischen Film „Vom Winde verweht“ entnommen zu sein scheint, an den sich die Menschen meiner Generation erinnern und der über den schrecklichen Bürgerkrieg zwischen dem industriellen Norden und dem die Sklaverei ausübenden Süden handelt, der zu Zeiten von Abraham Lincoln, jenem außerordentlichen Mann, vollkommen landwirtschaftlich ausgerichtet war.

„Jene Welt hat sich verändert. Und diese Veränderung war schmerzhaft für viele“ - sagte uns Obama - „Ich habe es an den zugemauerten Fenstern der einst blühenden Fabriken und an den leeren Schaufenstern der einst gut besuchten Hauptstrassen gesehen. Ich habe es der Frustration der US- Amerikaner entnommen, die die Verringerung ihrer Löhne und das Verschwinden ihrer Arbeitsplätze erlebt haben; Männer und Frauen, die stolz auf ihre Arbeit sind, die denken, dass man ihnen nach der halben Spielzeit die Spielregeln geändert hat.“

„Die Eisenindustrien, die einst 1.000 Arbeiter brauchten, können heute dieselbe Arbeit mit nur 100 machen.“

„Währendessen haben Länder wie China oder Indien gemerkt, dass sie mit einigen inneren Veränderungen in dieser neuen Welt konkurrieren können. […] Vor kurzem wurde China zum Sitz der größten privaten Anlage für die Solarforschung und dem schnellsten Computer der Welt.“

„…aber die Vereinigten Staaten haben noch die größte und erfolgreichste Wirtschaft der Welt.“

„Wir wissen schon, was die Konkurrenz um die Industrien und die Arbeitsplätze unserer Zeiten erfordert. Wir müssen im Vergleich zu dem Rest der Welt innovativer sein, unsere Menschen besser ausbilden und mehr bauen. Wir müssen die Vereinigten Staaten in den besten Ort der Welt zum Geschäftemachen verwandeln. […] Und heute Abend würde ich gern darüber sprechen, wie wir dazu kommen können.“

Obama spricht nie über die großen Monopole, die heutzutage die Ressourcen der Welt kontrollieren und ausplündern. Er erwähnt nie das Bretton-Woods-Abkommen, das einer aufgrund des Krieges zerstörten Welt aufgezwungene System, mit dem die Vereinigten Staaten die Kontrolle der Finanzeinrichtungen und den Internationalen Währungsfonds übernahmen, in denen sie eisern das Vetorecht beibehalten. Nicht ein Wort spricht er jemals über den kolossalen Betrug von Nixon im Jahre 1971, als dieser den Umtausch des Dollars in Gold einseitig einstellte, unbegrenzte Mengen von Geldscheinen drucken ließ und weltweit unzählige Güter und Reichtümer erwarb, die er hauptsächlich mit Papierscheinen bezahlte, deren Wert innerhalb von 40 Jahren auf 2,5% des damaligen Wertes gefallen ist.

Anstatt dessen erzählt Obama gern lyrische Geschichten über kleine Unternehmer, welche angeblich die Zuhörer, die sich der Realität vielleicht nicht bewusst sind, blenden, entzücken und tief bewegen. Seine Beredsamkeit, sein Stil und Ton scheinen dafür entworfen zu sein, um wie disziplinierte Kinder seinen rührenden Geschichten zuzuhören.

„Robert und Gary Allen sind zwei Brüder, die eine kleine Dachdeckerfirma in Michigan haben. Nach dem 11. September boten sie ihre besten Arbeiter an, um einen Beitrag zum Wiederaufbau des Pentagons zu leisten. Aber die Rezession hat sie stark betroffen und ihre Fabrik wurde nur mit halber Leistung betrieben. Heutzutage werden jene Einrichtungen mit Hilfe eines Regierungsdarlehens für die Herstellung fotovoltaischer Dachplatten genutzt, die landesweit verkauft werden. Wie Robert es ausdrückt: ‚Wir haben uns neu erfunden’.

Wir verkünden hiermit eine Herausforderung. Wir sagen zu allen Wissenschaftlern und Ingenieuren der Vereinigten Staaten, dass wir, wenn sie mit den besten Genies auf ihren jeweiligen Gebieten Teams bilden und sich auf die schwierigsten Probleme der sauberen Energie konzentrieren, die Apollo- Projekte unserer Ära finanzieren werden.“

Unmittelbar danach nimmt er uns den Atem:

„Das California Institute for Technology entwickelt gerade eine Methode, um Solarenergie und Wasser in Treibstoff für unsere Fahrzeuge zu verwandeln.“

Der Planet ist gerettet! Oder zumindest wird er nicht wegen Übermaß an CO2 oder an Energiemangel sterben. Das ruft mir eine über 40 Jahre alte Geschichte ins Gedächtnis zurück, als eine Gruppe von aktiven jungen Wissenschaftlern mir sehr begeistert auf der Basis von theoretischen Grundsätzen über dieselbe Idee sprachen, und ich in einer Handlung meines blinden wissenschaftlichen Glaubens versuchte, ihnen alles zu besorgen, worum sie baten, einschließlich die isoliert gelegene Einrichtung, wo sie jahrelang mit solchem Mut blieben, dass sogar ein Motor explodierte, wobei eine Gruppe von ihnen fast ums Leben kam, und sie trotzdem weiter an der Aufgabe arbeiteten.

Ich bestreite nichts, erst recht nicht einem Super-Institut aus Kalifornien, aber, bitte, Herr Präsident, informieren sie die Welt über diese Möglichkeit, damit viele andere Wissenschaftler in derselben Richtung arbeiten können. Es ist nicht eine Sache der Gewinne, die Menschheit wird bereit sein, ihren Wissenschaftlern alles zu zahlen, was diese wollen, und ich bin fast sicher, dass sogar Michael Moore es begrüßen würde, dass man Ihnen 10 Nobelpreise verleihen würde.

Sofort, und nach einem weiteren ermutigenden Kommentar über Oak Ridge National Laboratory und Supercomputer, damit die nuklearen Einrichtungen mehr Energie erzeugen, versicherte uns der Präsident Folgendes: „Mit mehr Forschungen und Anreizen können wir unsere Erdölabhängigkeit mit Biotreibstoffen ein Ende setzen und zum ersten Land mit einer Million elektrischer Fahrzeuge in Betrieb bis zum Jahr 2015 werden. (Beifall)“

Unerschütterlich fährt der Präsident fort:

„Denken Sie darüber nach. In den nächsten zehn Jahren werden fast die Hälfte aller neuen Arbeitsplätze Hochschulausbildung und nicht nur Mittelschulbildung erfordern. Jedoch beenden bis zu einem Viertel unserer Schüler nicht einmal die Mittelschule. Die Qualität unserer Ausbildung in Mathematik und Naturwissenschaften hat ein niedrigeres Niveau als das vieler anderer Länder. Die Vereinigten Staaten sind in Bezug auf das Verhältnis der jungen Leute, die die Hochschulausbildung abgeschlossen haben, auf Platz neun gelandet. Dann besteht die Frage also darin, ob wir als Staatsbürger und Eltern dazu bereit sind, das Nötige zu tun, um jedem Kind die Möglichkeit zu geben, Erfolg zu haben.“

„…wir werden das Ziel, das ich vor zwei Jahren gesetzt habe, erreichen: dass die USA zum Ende dieses Jahrzehnts weltweit den höchsten Anteil an Universitätsabsolventen hat. (Beifall)”

„Andere kommen aus dem Ausland, um an unseren Hochschuleinrichtungen und Universitäten zu studieren. Aber sobald sie ihr Diplom bekommen, schicken wir sie in ihre Länder zurück, damit sie uns Konkurrenz machen. Das hat keinen Sinn.”

Selbstverständlich sollen wir unserem Freund Obama diesen außergewöhnlichen und erklärten Raub der besten Köpfe oder Braindraining, an dessen Verbergen er nicht das geringste Interesse hat, in Anbetracht seiner Leidenschaft für die Wissenschaft und die gesunde Konkurrenz verzeihen.

„Der dritte Schritt, um für uns die Zukunft zu gewinnen, besteht darin, die USA neu aufzubauen. Um neue Unternehmen an unsere Küsten anzuziehen brauchen wir die schnellsten Wege für die Beförderung von Personen, Produkten und Information, angefangen bei Höchstgeschwindigkeitszügen bis zu Höchstgeschwindigkeits-Internet.

Unsere Infrastruktur ist einst die Beste gewesen, aber wir sind nicht mehr die Ersten. Die Wohnungen in Südkorea haben jetzt besseren Internet-Zugang als unsere. Russland und europäische Länder investieren mehr in ihren Landstraßen und Eisenbahnnetzen als wir. China stellt schnellere Züge her und baut neuartigere Flughäfen.”

“…in den letzten zwei Jahren haben wir begonnen, ein Projekt für das 21. Jahrhundert erneut aufzubauen, das Tausende von gut bezahlten Arbeitsplätzen in dem sehr betroffenen Sektor des Bauwesens geschaffen hat. Und heute Abend schlage ich Ihnen vor, diese Anstrengungen zu verdoppeln.”

„Unser Ziel für die nächsten 25 Jahren ist es, 80 % der US-Bürger Zugang zu den Hochgeschwindigkeitszügen zu schaffen.”

„In den nächsten fünf Jahren werden wir ermöglichen, dass die Unternehmen 98 % der US-Bürger Zugang zu der darauf folgenden Generation drahtloser Hochgeschwindigkeits-Technologie verschaffen. […] Das bedeutet, dass aus einer ländlichen Gemeinde in Iowa bzw. Alabama die Arbeiter und Kleinunternehmer ihre Produkte auf der ganzen Welt verkaufen können werden.”

„…sie werden ermöglichen, dass die USA ein besserer Ort wird, um Geschäfte zu machen und Arbeitsplätze zu schaffen.”

„…ein Heer von Lobbyisten hat ermöglicht, das der Steuerkodex bestimmte Gesellschaften und Industrien begünstigt.”

„…wir haben uns das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2014 unsere Exporte zu verdoppeln, denn je mehr wir exportieren, desto mehr Arbeitsplätze werden im Lande geschaffen werden. […] Kürzlich haben wir mit Indien und China Vereinbarungen unterzeichnet, die über 250.000 Arbeitsplätze hier in den USA unterstützen werden.”

„…ich habe klargestellt, dass […] ich nur Abkommen unterzeichnen würde, die die US-Werktätigen begünstigen und Arbeitsplätze und in den USA fördern. […] das ist es, was ich bei den vorgesehenen Vereinbarungen mit Panama und Kolumbien beabsichtige …”

Einige der von Obama erzählten Sachen geben eine Vorstellung über die dramatischen Leiden, welche die Ärmsten in seinem eigenen Land noch jetzt, schon ganz im 21. Jahrhundert, zu ertragen haben. Er erzählt uns zum Beispiel Folgendes:

„Ich bin nicht bereit, James Howard, einem Hirnkrebs-Patienten aus Texas, zu sagen, dass die Möglichkeit besteht, dass die Kosten für seine Behandlung nicht gedeckt werden.”

„Wir leben mit dem Erbe eines Haushaltsdefizits, das vor ca. einem Jahrzehnt begonnen hat. Und nach der Finanzkrise war etwas davon notwendig, um den Kreditfluss fortzusetzen, die Arbeitsplätze zu schützen und Geld in die Taschen der Leute zu legen.”

„…heute Abend schlage ich vor, dass wir ab diesem Jahr die jährlichen nationalen Ausgaben für die nächsten fünf Jahre einfrieren.”

„Der Verteidigungsminister hat auch akzeptiert, Dutzende Milliarden US-Dollar von jenen Ausgaben zu kürzen, auf die er und seine Generäle verzichten zu können der Auffassung waren.”

„Und wenn unser Defizit wirklich irgendeine Bedeutung für uns hat, dann können wir uns einfach nicht den Luxus einer dauerhaften Beibehaltung von Steuerkürzungen für die 2 % jener US-Bürger mit den größten Vermögen leisten. Bevor wir unseren Schulen oder Stipendien Geld abziehen, sollten wir verlangen, dass die Millionäre auf ihre Steuerkürzung verzichten.”

„Da ihr zu wissen verdient, wann sich eure öffentlichen Funktionäre mit den Lobbyisten treffen, werde ich den Kongress darum bitten, das Gleiche zu tun, was das Weiße Haus schon gemacht hat: diese Information im Internet zu veröffentlichen.”

Ich bin der Meinung, dass das einfache Vorhandensein eines Lobbyisten-Heers, das auf die Kongress-Abgeordneten einwirkt und mit ihnen verhandelt, eine beschämende Tatsache für jedes zivilisierte Land darstellt.

„…das moralische Vorbild der USA soll stets für alle jene erstrahlen, die sich nach Freiheit, Gerechtigkeit und Würde sehnen”, sagt uns Herr Obama, und geht sofort danach zu einem anderen Thema über.

„Seht den Irak, aus dem ca. 100.000 unserer tapferen Männer und Frauen mit hocherhobenem Haupt zurückgekommen sind.”

Mission erfüllt!, erinnerte ich mich.

„Dank der Bewilligung des Neuen START-Vertrages durch Republikaner und Demokraten“ ― setzt Obama fort ― „werden viel weniger Waffen und nukleare Trägerraketen stationiert werden.”

„Infolge der diplomatischen Bemühungen, darauf zu bestehen, dass Iran seinen Verpflichtungen nachkommt, ist die iranische Regierung jetzt mit Sanktionen konfrontiert, die noch härter, noch strikter als je zuvor sind. Und auf der koreanischen Halbinsel unterstützen wir unseren Verbündeten Südkorea und bestehen darauf, dass Nordkorea seine Verpflichtung einhält, die Atomwaffen aufzugeben.”

Wie ersichtlich erwähnt der Präsident kein einziges Wort über die selektiven Morde an iranischen Wissenschaftlern, die von den US-Geheimdienst-Organen und deren Verbündeten verübt wurden und die ihm genauestens bekannt sind.

Dagegen erweitert er die Information:

„Das sind kaum einige wenige der Formen, in denen wir eine Welt schmieden, die den Frieden und den Wohlstand fördert. Mit unseren Verbündeten in Europa revitalisieren wir die NATO und erhöhen unsere Zusammenarbeit in allen Bereichen, von der Terrorismus-Bekämpfung bis zur Raketenabwehr.”

Selbstverständlich sagt unser erlauchter Freund kein einziges Wort über die dringende Notwendigkeit, das Fortschreiten der beschleunigten globalen Erwärmung, oder der katastrophalen Regen- und Schneefälle zu verhindern, von denen gerade die Welt hart betroffen wurde, auch nicht über die Ernährungskrise, die gegenwärtig 80 Länder der Dritten Welt bedroht, selbstverständlich auch nicht über die Dutzenden Millionen Tonnen Mais und Soja, die die großen US-Unternehmen der Produktion von Bio-Kraftstoff widmen, während die Weltbevölkerung, die bereits 6,900 Milliarden Einwohner beträgt, sich in den nächsten 18 Monaten auf 7 Milliarden erhöhen wird.

„Im März“ ― setzt Obama fort ― „werde ich nach Brasilien, Chile und El Salvador reisen, um neue Bündnisse auf dem ganzen amerikanischen Kontinent aufzubauen.”

In Brasilien wird er natürlich die Zerstörungen, die Todesopfer und die Vermissten besser wahrnehmen können, die durch die nie da gewesenen Regenfälle entstanden sind, die sich in Rio de Janeiro und Sao Paulo ereignet haben. Es wird ohne Zweifel ein günstiger Anlass zur Selbstkritik an der Tatsache sein, dass sich die USA geweigert haben, die Kyoto-Vereinbarung zu unterzeichnen, und schon unter seiner eigenen Regierung die selbstmörderische Politik von Kopenhagen gefördert haben.

In Chile wird die Politik jetzt kompliziert. Es ist anzunehmen, dass jemand Salvador Allende und den Tausenden Chilenen, die durch Pinochets Gewaltherrschaft ermordet wurden, einer Tyrannei, die die Vereinigten Staaten Chile aufgezwungen haben, Tribut zollen soll. Hinzu kommt das, was ich im Nachfolgenden erklären werde. Eine andere unangenehme Situation wird sicherlich in El Salvador auftreten, wo die von den Vereinigten Staaten gelieferten Waffen und die in den Militärschulen zur Aufstandsbekämpfung der Vereinigten Staaten trainierten und erzogenen Streitkräfte, schreckliche Gräueltaten gegen die Kämpfer des FMLN begangen und diese gefoltert haben, jenes FLMN, dessen Partei vor kurzem die Wahlstimmen der großen Mehrheit gewonnen hat.

Es ist kaum zu glauben, was man im Folgenden liest, wenn der Präsident wie folgt sagt:

„Rund um die Welt unterstützen wir diejenigen, die Verantwortung übernehmen, indem wir den Bauern helfen, mehr Lebensmittel anzubauen; indem wir Ärzte bei der Betreuung der Kranken unterstützen…“ Vielen Leuten ist bekannt, was die Vereinigten Staaten mit unseren Ärzten in Venezuela und in anderen Ländern von Lateinamerika gemacht haben, indem sie Pläne geschmiedet haben, um die Desertionen zu fördern und ihnen Visum und Geld in den Vereinigten Staaten geboten haben, damit sie ihre harte und opferbereite Aufgabe aufgeben sollten. Auch kann sich niemand den Freihandelsabkommen und den übermäßigen Subventionen für die Agrarprodukte der Vereinigten Staaten mit dem Ziel, die Produzenten von Getreide und anderen Kornfrüchten in Lateinamerika zu ruinieren, verschließen. Mit diesen Methoden haben sie die Maisproduktion und die von anderen Getreidearten in Mexiko ruiniert, sodass das Land jetzt von der US-amerikanischen Landwirtschaft abhängig ist.

In so armen Ländern wie Haiti, das sich beinahe selbst mit Reis versorgen konnte, haben die transnationalen Unternehmen die Produktion mittels subventionierten Überschusses ruiniert und damit haben sie verhindert, dass das Land sich selbst mit diesem Erzeugnis versorgen und tausenden Haitianern zunehmend Arbeit anbieten konnte. Nun stellt sich heraus, dass die Vereinigten Staaten gemäß Obamas Rede die Olympiasieger der ärztlichen Betreuung und der verwaltungsmäßigen Ehrlichkeit auf der Welt sind. Diese Themen sind umfangreich und es ist schwer, sie in einer einzigen Reflexion auszuschöpfen.

Wir wollen daran erinnern, dass die industrialisierten Länder die wichtigsten Plünderer von Ärzten und Wissenschaftsforschern der Länder der Dritten Welt sind. Der Militäretat der Vereinigten Staaten übertrifft den aller anderen Länder zusammen; ihre Waffenexporte sind doppelt oder dreifach so groß, wie die von den anderen Ländern; ihre entfalteten nuklearen Arsenale zählen mehr als 5.000 strategische Waffen; ihre Militärstützpunkte im Ausland sind mehr als 500; ihre nuklearen Flugzeugträger und Seeflotten beherrschen die Meere des Planeten. Kann etwa der amerikanische Traum „das Modell für die Welt“ sein? Wen versucht der Präsident der Vereinigten Staaten mit dieser Rede zu trügen?

Auf den letzten Seiten seiner Wahn-vorstellerischen Botschaft rief er aus:

„Für diesen Traum stehe ich heute Abend vor Ihnen. Wegen dieses Traumes kann ein Junge der Arbeiterklasse von Scranton sich hinter mich setzen. Wegen dieses Traumes kann jemand, der am Anfang den Fußboden der Bar seines Vaters in Cincinnati fegte, der Präsident des Abgeordnetenhauses in dem großartigsten Land der Welt sein.“

„Und dieser Traum ist der Fall eines kleines Unternehmers namens Brandon Fisher.“

„Brandon gründete eine Firma in Berlin, Pennsylvania, die sich auf eine neue Art von Abteufungstechnik spezialisiert hat. Und eines Tages im letzten Sommer sah er die Nachricht, dass auf der anderen Seite der Welt 33 Männer in einem Bergwerk in Chile gefangen waren und niemand wusste, wie man sie retten konnte.

Aber Brandon hat gedacht, dass seine Firma helfen könnte. Und dann hat er einen Rettungsplan gemacht, der als Plan B bekannt wurde. Seine Mitarbeiter haben Tag und Nacht gearbeitet, um das nötige Abteufungsgerät herzustellen. Und Brandon ist nach Chile losgefahren.

Zusammen mit anderen hat er angefangen, im Erdreich eine Grube von 2.000 Fuß zu bohren. Sie haben drei oder vier Stunden - drei oder vier Tage gleichzeitig, ohne zu schlafen, gearbeitet. Siebenunddreißig Tage später hat der Plan B Erfolg gehabt und die Bergarbeiter wurden gerettet. (Beifall) Aber da er nicht alle diese Aufmerksamkeit wollte, war Brandon nicht da, als die Bergarbeiter an die Erdoberfläche herauskamen. Er war schon wieder zu Hause, um an seinem nächsten Projekt zu arbeiten.

Und später hat einer seiner Angestellten über die Rettung gesagt:

‘Wir haben bewiesen, dass Center Rock zwar ein kleines Unternehmen ist, wir aber trotzdem große Sachen machen’. (Beifall)”

Obama hat in der Nacht vom 25. auf den 26. Januar gesprochen. Heute, am 27. Januar, hat die US-amerikanische Nachrichtenagentur AP der Weltpresse Folgendes mitgeteilt:

„Der Leiter der Rettungsleute, die die 33 während 69 Tage am Grund eines Bergwerks in Chile verschütteten Bergarbeiter lebendig geborgen haben, hat Präsident Barack Obama über die Rolle eines US-Amerikaners bei der Rettung korrigiert.

‘Ich denke, dass es vollkommen übertrieben ist, zu glauben, dass sie die einzigen Beteiligten am Erfolg waren. Das scheint mir nicht fair’, erklärte der chilenische Ingenieur Jorge Sougarret, von dem im Oktober die Rettungsarbeiten der Bergarbeiter geleitet wurden, an die Morgenzeitung El Mercurio.”

“Obama hat geäußert, dass - Brandon Fisher - ‘… eine Nachricht gesehen habe, die von der anderen Seite der Welt kam, und zwar darüber, dass 33 Männer in einem Bergwerk verschüttet waren und Niemand wusste, wie sie gerettet werden könnten’.

… Fisher ‘hat einen Rettungsplan, der als Plan B bekannt wurde, gewählt. Seine Angestellten haben unter Zeitdruck gearbeitet, um die notwendige Ausrüstung für die Rettung zu bauen. Siebenunddreißig Tage später hatte der Plan B Erfolg und die Bergarbeiter wurden gerettet’.

Sougarret hat klargestellt, dass nicht Fisher den Rettungsplan - einer der drei, der angewandt wurde, um die Bergarbeiter an die Oberfläche zu bringen - entworfen hat, sondern dass sein Unternehmen die von den Bohrern benutzten Hämmer eingebracht hat. Und ihm wurde für die Hämmer 100.000 Dollar bezahlt.

‘Was sie gemacht haben, war, uns eine Technik zur Verfügung zu stellen, wie es andere auch gemacht haben. Das war kein Exklusivrecht. Deshalb wurde es Plan B genannt. Und die Pläne A und C haben weiter funktioniert. Deshalb ist es keine exklusive Operation, was sie gemacht haben. Zweifellos hatte ihr gesamtes Team eine Beteiligung, die es schließlich erlaubt hat, dass wir erfolgreich waren’, deutete Sougarret an.

Der Leiter der Rettungsmannschaft, Geschäftsführer einer der fünf großen staatlichen Kupfervorkommen, sagte, dass das Fachkraftteam, das sich aus Mitarbeitern der staatlichen Gesellschaft Codelco und zwei großen privaten Bergwerk-Unternehmen zusammensetzte, die Ausführung des Plan B gelöst hat, der am 13. Oktober erfolgreich mit der Rettung mittels einer durch die Bohrung eingeführten Sonde geendet hat.”

Nach der Verherrlichung der Großtat des kleinen Unternehmens Center Rock, unabhängig von den persönlichen Verdiensten und der Fähigkeit, die der junge Mensch Brandon Fisher haben kann, hat Obama, in seiner übermäßigen Apologie, die ihn nicht einmal die Anstrengung der chilenischen Rettungsleute erwähnen ließ, die wochenlang mühsam gearbeitet haben, um die verschütteten Bergarbeiter zu retten, seine feurige Tirade zu Ende geführt:

“Die Idee der Vereinigten Staaten überdauert. Unser Schicksal ist weiterhin das, was wir entscheiden, das es sei. Und in dieser Nacht, mehr als zwei Jahrhunderte später, ist es so, dass unsere Zukunft Dank unserer Leute voller Hoffnung ist, unsere Reise weiter geht und die Lage unserer Nation solide ist.

Danke! Gott segne Sie und Gott segne die Vereinigten Staaten! (Beifall)”

Ich glaube kaum, dass Gott so viele Lügen segnen kann.



Fidel Castro Ruz

27. Januar 2011
19:12 Uhr

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