Rede des Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz, Erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas und Vorsitzender des Staats- und des Ministerrates, anläßlich des Treffens mit Vertretern der Delegation zu den Panamerikanischen Spielen in Winnipeg, am 13. August 1999, vervollständigt durch Argumente und zusätzliche von ihm erstellte Angaben
Liebe Sportler!
Liebe Genossen des Olympischen Komitees und des Nationalinstituts für Körperkultur und Sport!
Liebe Gäste!
Dieses Treffen ist zwar klein an Umfang, an der Zahl der Anwesenden, doch es ist groß an Bedeutung; und das nicht, weil ihr mir die Ehre anläßlich meines Geburtstages erweisen wolltet, sondern weil ihr mir in erster Linie die Gelegenheit gebt, mich bei euch für diese so freundschaftliche, brüderliche und herzliche Geste zu bedanken.
Wie ihr gut wißt, habe ich im Verlauf meines revolutionären Lebens, das mehr als zwei Drittel meines gesamten Lebens, vor allem nachdem uns der Sieg an die Führung des Landes gestellt hatte, meinen Geburtstag nie öffentlich gefeiert.
Diesmal wurde mir gesagt, daß unsere Sportler mich zu einem einfachen Akt einladen wollten. Hier sah ich nun die Gelegenheit, euch erneut meine große Bewunderung für die Heldentaten auszusprechen, zu denen ihr fähig wart, indem ihr den Traditionen des revolutionären Sports gefolgt seid, der vor etwas mehr als 40 Jahren begann; und insbesondere eine Gelegenheit, über ein Thema zu sprechen, von dem ich meine, daß es von sehr großer Bedeutung ist, und zwar nicht von vergangenen und gegenwärtigen, sondern von künftigen sportlichen Siegen.
Von den jüngsten Geschehnissen bei den panamerikanischen Wettkämpfen haben eine Reihe von Genossen ausführlich und brilliant gesprochen, und wir hatten die Gelegenheit, dies in unseren Fernsehkanälen zu verfolgen. Nicht ein Wort werde ich zu all dem sagen, was in Winnipeg vorgefallen ist. Ich ziehe etwas anderes vor, denn ich will mich zu drei Aspekten äußern, die bei der Podiumsdiskussion am Mittwoch bereits angekündigt wurden, zu zwei Punkten nur kurz und ausführlicher dann zu dem dritten Punkt.
Die Genossen haben drei Dinge bekanntgegeben: Hector, der Moderator des Programms, übermittelte einige Worte, die ich ihm bei einem Gespräch gesagt hatte. Bei diesem Gespräch brachte ich zum Ausdruck, wieviel Kummer und Schmerz es uns bereitete, wenn in den aufregendsten Momenten dieser Wettkämpfe, den Momenten einer starken patriotischen Leidenschaft, eines Rieseninteresses, während der Veranstaltungen, während der beantragten Spielunterbrechungen oder zwischen den Inning die Aufmerksamkeit abgelenkt wurde durch kommerzielle Werbung in reinstem kapitalistischem Stil, in reinstem Stil der Konsumgesellschaften; etwas, zu dem es in den schlimmsten Jahren der Spezialperiode gekommen war, als die Sportveranstaltungen nicht für unsere Bevölkerung übertragen werden konnten, wenn wir keine Geldmittel durch Einsatz der Werbung beschafften, und wie ihr wißt, werden diese Übertragungen von Millionen Menschen in unserem Land verfolgt. Bei diesen besonders bedeutsamen, harten und schwierigen Wettkämpfen schmerzte uns jene kommerzielle Reklame noch mehr, da wir ausgerechnet dort in Winnipeg die unangenehmsten Folgen der Vermarktung von etwas so Sauberem wie dem Sport zu spüren bekamen. Ich sagte ihm, daß es niemals mehr eine kommerzielle Reklame im Rahmen der Übertragung von Sportwettkämpfen geben werde; daß diese Minuten für Erläuterungen, für Kommentare über die Veranstaltung, das Verhalten der Sportler und ihre Verdienste genutzt würden, um zur Bereicherung der an sich schon starken sportlichen Kultur unseres Volkes beizutragen.
An zweiter Stelle gab Genosse Humberto, Präsident des Nationalinstituts für Körperkultur und Sport, bekannt, daß Kuba zur Unterstützung des Sports und der Verteidigung unseres Landes gegen jegliche Falle, jegliche Gemeinheit, jegliche Niederträchtigkeit, deren Opfer wir bei immer stärker vermarkteten Wettkämpfen werden können, sofort mit der Einrichtung eines Laboratoriums beginne. Dies geschehe außerdem zum Schutz der Ehre unserer Sportler und unserer Heimat, auch für den Fall, daß ein Sportler oder sein Trainer den Fehler beginge, sich mit einem Anabolikum-Präparat oder einer Anabolikum-Substanz Vorteile zu verschaffen. Das hat absolut nichts mit der Würde, der Ehre und der Courage unserer Sportler zu tun, mit denen wir nun schon viele Medaillen gewonnen haben.
Ein gutes Laboratorium würde uns vor Zwischenfällen dieser Art Schutz bieten und den Bruderländern der Karibik, Mittel- und Südamerikas, die kein Laboratorium zur Bestimmung solcher Substanzen besitzen und sich an die hochentwickelten Länder wenden und jeden Labortest mehr als teuer bezahlen müssen, eine Hilfe sein. Mit Ausnahme der Panamerikanischen Spiele - zu diesem Zweck hatten wir einige Laborgeräte gemietet - verfügen wir über keine derartigen Labors und müssen die Proben ebenfalls ins Ausland schicken.
Wir werden dieses Laboratorium errichten, und zwar ohne hohe Kosten; denn das Wichtigste dabei sind die Techniker und Wissenschaftler, und diese haben wir in sehr großer Anzahl und von ausgezeichneter Qualität. Die Laborausrüstung wird eine moderne sein. Sie wird dazu beitragen, Kosten einzusparen, die uns gegenwärtig anfallen, und ihr Wert oder Preis kann sich progrssiv amortisieren durch Leistungen für andere Länder zu minimalen Preisen, die weit unter denen liegen, die die Labors der entwickelten und reichen Länder verlangen.
Wenn ihnen auch umfangreiche finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, so besitzen wir doch ein außerordentliches Humankapital, die erforderlichen Wissenschaftler, seriöses Geschäftsgebaren und Prestige, um in unser Land volles Vertrauen zu haben, was noch wichtiger ist als ein Amortisieren der Anschaffungkosten der Ausrüstung, der ungeachtet ihrer Qualität recht angemessen sind. Wir werden gegen Gemeinheiten und Irrtümer geschützt sein, gegen beides. Wenn einer versagt, befleckt er zum Teil den Ruhm und die Verdienste aller anderen und dient als Bezugspunkt für infame und grobe Verleumdungen.
Der dritte Aspekt, den ich noch nicht genannt habe - und hier werde ich mich etwas länger aufhalten - ist die an diesem Mittwoch vom Genossen Fernández, Präsident des Olympischen Komitees, am Ende der Sendung bekanntgegebene Nachricht, daß Kuba die Schlacht beginne, um irgendwann einmal Austragungsort der Olympischen Spiele zu werden; und diese Schlacht beginnen wir ab sofort, mit dem Blick auf das Jahr 2008, denn für 2004 wurde bereits Athen bestimmt. Das beklagen wir nicht im geringsten, denn dort war es ja, wo vor mehr als zwanzig Jahrhunderten die Geschichte der Olympischen Spiele ihren Anfang nahm.
Dort wurden sie geboren. Wir sind der Meinung, daß zum 100. Geburtstag der 1896 erfolgten Wiedergeburt der Olympiade ihr Austragungsort Athen hätte sein müssen, gäbe es auf der Welt ein wenig Würde, Ehrenhaftigkeit und Gerechtigkeit. Jedoch wurden die Spiele in Atlanta ausgetragen, in dem reichen und mächtigen Land, wo ihre Übertragung und die Werbung noch mehr Geldmittel schaffen. So erhielten sie also zum vierten Mal in diesem Jahrhundert das Recht des Austragungsortes und verdrängten Athen, dem jedoch letztendlich Gerechtigkeit widerfuhr.
Vertrauen wir darauf, daß sich noch immer in dieser Welt voller Ungerechtigkeiten letztendlich die Moral und die Vernuft durchsetzen werden. Deshalb begrüßen wir Athen als Austragungsort. Bei diesem Wettkampf werden wir mit unseren besten Sportlern, die ständig besser vorbereitet sind, dabei sein und um einen Ehrenplatz kämpfen.
Dann kommen die Spiele von 2008. Ich sage, die Schlacht beginnt ab jetzt. Sie muß gestartet werden! Sie begann bereits an dem Tag, an dem unser legitimes Bestreben bekannt gegeben wurde. Das soll nicht heißen, daß es leicht sein wird, daß uns im Jahr 2008 Gerechtigkeit widerfährt, daß die Moral und die Vernunft an diesem Tag triumphieren werden. Doch wenn es uns für 2008 nicht gelingt, so werden wir es 2012 erreichen, und ich glaube nicht, daß, wenn wir gut darum kämpfen und uns weiterhin bemühen, das Jahr 2016 an uns vorbeigehen wird. Wir könnten fast behaupten, daß dieses die letztmögliche Frist ist, das gesteckte Ziel zu erreichen.
Ich wollte das erläutern, damit ihr und unsere Bevölkerung erkennt, was es bedeutet, um den Austragungsort einer Olympiade zu kämpfen; eine Schlacht, die jetzt einsetzt und die sich fürs erste um den Austragungsort des Jahres 2008 dreht.
Mit welchen Argumenten stellen wir unseren Antrag auf Austragung der Olympiade bereits jetzt, obwohl das offizielle Verfahren noch nicht eingesetzt hat? Ich werde es erklären, und ich glaube, daß niemand, weder in Kuba noch außerhalb des Landes, daß uns niemand auf der Welt unsere Argumente und unser Recht streitig machen kann.
An erster Stelle sage ich euch, daß weder in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts, noch in der ersten, noch in irgendeiner anderen Epoche der Geschichte ein Land - und in diesem Falle ein kleines Land der Dritten Welt, das außerdem von der mächtigsten und reichsten Macht der Erde wirtschaftlich blockiert, angefeindet, auf tausend verschiedene Arten angegriffen wird - in einer äußerst kurzen Zeitspanne so viel für den Sport getan hat und auf diesem Gebiet so viel erreicht hat wie Kuba.
Das Berufssportlertum wurde abgeschafft, und der Sport, der einst ein ausschließliches Privileg minoritärer Eliten war, wurde zu einem Recht des ganzen Volkes. Dieses und das Recht, mit Würde und Prestige in der internationalen Arena zum Wettkampf anzutreten, haben wir heldenhaft verteidigt, und zwar ganz besonders an jenem Tag, da uns die Regierung der Vereinigten Staaten ganz willkürlich das Visum zur Teilnahme an einem Sportwettbewerb der mittelamerikanischen und karibischen Länder verweigerte, der in einem kolonisierten Nachbar- und Bruderland, denn nichts anderes ist ja Puerto Rico, ausgetragen wurde. Damals haben wir mit unserem Mut dieses Recht verewigt und eine wahrhaft ehrenvolle und ruhmreiche Seite geschrieben.
In unserer Heimat erlangten Körperkultur und Sport einen derartigen Massencharakter wie in keinem anderen Land der Welt. Sie erfaßten die Kinder aller Altersstufen und aller Schulen des Landes, alle Jugendlichen, alle Beschäftigten und die gesamte Bevölkerung. Wer selbst nicht systematisch Sport trieb, genoß ihn als aufregende, attraktive und gesunde Darbietung.
Die wenigen Seiten unserer Zeitungen reichen beispielsweise nicht aus, um über die Hunderte von Baseballmannschaften und die ständigen Spiele der Beschäftigten des Zuckersektors in sämtlichen Fabriken des Hauptzweiges unserer Landwirtschaft zu schreiben; und dabei spreche ich von nur einem Sektor und von nur einer Sportart.
Kuba ist heute weltweit eines der wenigen Länder mit einer bestimmten Entwicklung in diesem Bereich, in dem es weder eine Vermarktung des Sports noch Berufssportlertum gibt.
Nie ist Kuba mit ausländischen Sportlern zum Wettkampf angetreten, es hat im Verlauf von 40 Jahren ausnahmslos immer seine eigenen Sportler eingesetzt.
Niemals hat Kuba einen Sportler oder ein Sporttalent abgeworben; im Gegenteil, wir haben hier Dozenten ausgebildet, Sportler, die für ihre Länder angetreten sind. An einen kann ich mich erinnern, ein junger Boxer aus Puerto Rico, der Kuba sehr zugetan war, hat hier Körperkultur und Sport studiert und sein Diplom erworben. Er war ein guter Boxer, und nach seinem Studium kehrte er in sein Heimatland zurück, um sich in das Team seines Landes einzureihen, wie es seine Pflicht war.
Bei den zahlreichen internationalen Wettkämpfen der unterschiedlichsten Disziplinen, bei denen Kuba das Gastgeberland war, ist niemals ein Sportler, ein Mitglied der Delegation oder ein Journalist körperlich angegriffen worden. Ihnen ist ganz im Gegenteil alle Rücksicht und absolute Achtung entgegengebracht worden. Auch kein Sportler oder Mitglied irgendeiner Delegation ist je moralisch angegriffen oder beschimpft worden.
Ein gutes Beispiel dafür war die Tatsache, daß, wenngleich die Vereinigten Staaten unser großer Gegner auf sportlichem Gebiet sind, Hunderte von US-amerikanischen Sportlern 1991 hier an den Panamerikanischen Spielen teilnahmen, und absolut niemand kann auch nur eine einzige Beschimpfung, eine einzige Beleidigung einem US-amerikanischen Sportler gegenüber anführen, trotz politischer Differenzen, ideologischer Differenzen und des enormen Unrechts, das uns die Vereinigten Staaten angetan haben. Wir sind ein Volk voller Überzeugung, ein Volk, das die Vernunft gebraucht, Träger eines hohen Bewußtseins und einer revolutionären Kultur und kein Volk blinder politischer Fanatiker. Zum Stolz für unsere Heimat und unsere Revolution hat es nie einen Bürger unseres Landes gegeben, der auch nur ein einziges Wort der Beleidigung gegen einen ausländischen Sportler oder eine Delegation geäußert hätte.
Niemals ist in unserer Presse ein US-amerikanischer oder anderer ausländischer Sportler beschimpft oder verleumdet worden. Oftmals habe ich eine Volleyballmannschaft, ein Boxteam oder eine Baseballmannschaft der Vereinigten Staaten begrüßt, die in dem Sportkomplex Ciudad Deportiva oder anderen Einrichtungen angetreten sind, und ich habe sogar hervorragende Sportler, die diese Staatsbürgerschaft besitzen, beglückwünscht.
In unser Land kann jeder Sportler, welcher Nationalität er auch sei, kommen und sich ruhig und sicher fühlen, ohne daß ihn etwas beunruhigt, ohne daß so widerliche Dinge geschehen wie bei jenem Spiel, das den Ruhm der unzähligen Jahre mit ununterbrochenen Siegen in einer Sportart entscheiden sollte, die die Bevölkerung am meisten charakterisiert und erregt - denn es handelt sich nicht nur um einen Nationalsport, sondern er ist gleichzeitig sechs Monate lang Erholung und Unterhaltung für unsere Bevölkerung - ich beziehe mich auf den Baseball und hier auf das entscheidende Spiel zwischen Kuba und Kanada bei den letzten Panamerikanischen Spielen, die eben in Winnipeg zu Ende gegangen sind, als es zum 25. Out kam. Und ihr alle wißt, daß im letzten Inning eines Spieles, das 5 : 1 für eine Mannschaft steht, die eine überaus hohe Moral zeigt und deren Pitcher dominiert, das Spiel auf seinem Höhepunkt, seinem günstigsten psychologischen Moment angelangt ist, denn wenn es zum 25. Out kommt, gibt es für den Gegener nicht die geringste Chance mehr. Es folgen unverzüglich die Outs 26 und 27 und danach die Ansage: "Das Spiel ist zu Ende!", was unsere Sportreporter sogar bereits einige Sekunden vorher verkünden, bevor der Ball durch einen leichten Rolling oder einen hohen Fly in die Hände des Shortstop, des Spielers in der second Base oder des Fielders fällt: "Ein hoher Fly, er erwartet ihn. Das Spiel geht zu Ende!" So sicher ist er. Doch ich habe keinen Fly gesehen, der zum 27. Out geführt hätte. Was war dort geschehen? Eine unverschämte, geplante, bewußte und geduldete Provokation, ausgerechnet in diesem Moment, die dem Pitcher, dem Catcher und anderen Schlüsselfiguren echt abträglich war.
Am Bildschirm konnten wir das Geschehen nicht verfolgen, denn der übertragende Fernsehsender des Gastgeberlandes hat nicht ein einziges Bild von dem gebracht, was dort geschah. Unsere Sender konnten nur jene Übertragung bringen, abgesehen davon, daß unsere Reporter mit ihren Kameras dort filmten. Jener Zwischenfall erschien nicht auf den Bildschirmen. Wir wußten nicht, wann der Provokateur das Spielfeld betreten hatte, noch bis zu welchem Punkt er vorgedrungen war, noch was eigentlich geschehen war. Wir bemerkten nur, daß das Spiel unterbrochen wurde und daß unsere dort anwesenden Reporter weitersprachen, doch es war nichts zu sehen. Erst danach konnte das Volk in Kuba dank unserer eigenen Fernsehkameras, mit denen die Ereignisse gefilmt worden waren, erfahren, was alles dort passiert war. Es war eine Provokation für die gesamte Mannschaft, hat sie vom Spiel abgelenkt, ihre Konzentration geschwächt. Der Catcher, der eine so wichtige Rolle spielt, mußte dort die Ehre seines Landes und seiner Fahne gegen jene plumpe Provokation verteidigen, auch der Mann an der second Base, der andere, alle. Der Pitcher, der für die Outs 26 und 27 werfen wollte, mußte 20 Minuten oder noch länger warten, was weiß ich, wie lange das Ganze gedauert hat. Die Schiedsrichter waren nahe daran, unter dem starken Druck des Managers der kanadischen Mannschaft unsere Mannschaft zu disqualifizieren, ihr den Sieg zu entreißen, während das Publikum, in dem mehrheitlich würdige Kanadier saßen, die gemeine Provokation ablehnte und uns recht gab.
So kam es, daß dann ein Typ in jenem Spiel, das entscheidend war, zur Base gelangte. Verloren wir, so konnten wir den ersten Platz und auch die Teilnahme in Sydney vergessen. Eine Niederlage im vorletzten war schlimmer als eine im letzten Spiel, in deren Folge wir nicht die Fahrkarte zur Olympiade einbüßten, obwohl wir, hätten wir das letzte Spiel verloren, auch nie darüber hinweggekommen wären. (Beifall)
Der Pitcher, der bis dahin Ausgezeichnetes geleistet hatte, mußte ausgewechselt werden. Das brachte zum Schluß noch mehr Ruhm ein, denn trotz dieser Auswechselung kamen die Outs 26 und 27, wir konnten sogar einige zusätzliche Outs verschenken, kamen auf 29, und sie erreichten nicht einmal die second Base, geschweige denn Home. Wir wissen es, wir wissen es recht gut.
So etwas kann in unserem Land nie passieren. In vierzig Jahren Existenz unseres Sports gibt es keinen einzigen Vergleichsfall. Die Achtung vor dem Sportler, die höchste Rücksichtnahme auf den Sportler, auf seine körperliche und moralische Unversehrtheit, die wesentlicher Bestandteil unserer besten Sporttraditionen ist, sagt viel aus über unser Land, über unser Volk, das fähig ist, mutig gegen jede Ungerechtigkeit oder Aggression unseren Sportrechten gegenüber vorzugehen und das fähig ist, dem Verdienst eines Sportlers der Gegenmannschaft Bewunderung zu zollen und Beifall zu spenden; das fähig ist, einem Sportler, der bei uns zu Gast weilt, die allerhöchste Achtung entgegenzubringen.
Kuba hat eine echte und gesunde Sportkultur entwickelt. Es ist nicht leicht, ein anderes Volk zu finden, das einen solchen Stand erreicht hätte, besonders dort, wo der Sport prostituiert und vermarktet wurde und seiner Rolle als Instrument der Volksgesundheit und des Wohlbefindens des Volkes absolut keine Bedeutung beigemessen wird.
Wie ihr wißt, kennt sich unser Volk, was den Sport anbelangt, in allem aus. Die Debattenklubs der Sportfans sind ein Beweis dafür, denn hier diskutieren die Strategen der verschiedensten Sportarten wie Baseball, Boxen, Volleyball und allen, die es nur geben kann. Das ist eine Realität, die wir alle kennen; das Ergebnis einer hohen Sportkultur und starken Sportleidenschaft. Die Fans kennen die Regeln besser als wir selbst.
Im Verlaufe dieser vierzig Jahre haben unsere Sportler wunderschöne Seiten der materiellen Uneigennützigkeit geschrieben, haben bescheiden und einfach gelebt und der Zuneigung und Bewunderung ihres Volkes den höchsten Stellenwert eingeräumt. Aufgrund ihrer Verdienste, ihrer Werte, ihrer Dienste, die sie unserem Land erweisen; der Freude, die sie ihm bescheren; der Ruhmestaten, die sie vollbringen, haben wir eine Politik der stärkeren Betreuung des Sports und insbesondere der Sportler erwogen und sind bereits dabei, sie umzusetzen.
Mir kam es einmal in den Sinn zu fragen, wie hoch unsere Einnahmen aus den Baseballstadien sind. Ihr wißt natürlich recht gut, daß der Eintrittsbetrag ein rein formeller ist. Ein Peso - Hector, du wirst es wissen -; wenn dieser in einer unserer Wechselstuben umgetauscht wird, dann erhält man dafür fünf Cents. Ich hatte nach der Höhe der Pesoeinnahmen gefragt und begriff, daß der über das Eintrittsgeld erzielte Nettobetrag - ich dachte, vielleicht könnten wir den Preis etwas anheben, um 20 oder 50 Centavos, das heißt, daß er diesem Kurs gemäß auf 7,5 Cents käme - nicht ausreicht, um das Leben unserer Aktiven dieses Sports, an dem sie systematisch in der nationalen Liga beteiligt sind, so zu verbessern, wie sie es verdienen.
Und natürlich wird bei uns kein Unterschied gemacht. Verbessern wir das Leben der Sportler einer Sportart, so müssen wir das aller anderen auch verbessern, denn das ist der Gerechtigkeitssinn, der in unserem Land zu herrschen hat. Allen, den Läufern, den Springern, den Pfeil-und-Bogen-Schützen, den individuellen und kollektiven Teilnehmern einer jeden Sportart, abgesehen von ihrer Popularität und Verbreitung, denn alle Sportler opfern sich auf, trainieren hart und geben ihr Bestes für das Land. Was das Land zur Verbesserung der materiellen Lebensbedingungen der Sportler tun kann, die es repräsentieren, wird stets für alle Sportarten ohne Unterschied gleich sein. Doch wir sind der Meinung - und wir sind uns dessen sehr bewußt und werden uns immer mehr bewußt -, daß der Staat mehr für seine Sportler tun muß; und wir sind bereits dabei, diese Politik umzusetzen.
Ich habe einige Beweggründe angeführt, doch andere, vielleicht noch überzeugendere, wurden noch nicht genannt.
Im Verlauf von 40 Jahren wurden in unserem Land mehr als 50 000 Techniker und Lehrer für Körperkultur und Sport ausgebildet, und heute sind aktiv in diesem Bereich 32 514 Techniker und Fachkräfte tätig. Kein Land besitzt eine so hohe Anzahl, wobei sich die Zahlen im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung - in Kuba sind es 2932 Techniker und Fachkräfte pro einer Million Einwohner - nicht einmal annähern. Hinsichtlich des Pro-Kopf-Anteils von Technikern, Ausbildern, Sportlehrern und anderen Fachkräften für Körperkultur und Sport stehen wir mit einer Relation von einem pro 341 Einwohner weltweit mit Abstand an der Spitze. Man müßte sehen, wenn jemand nachforscht, wer den zweiten Platz bei diesem olympischen Wettbewerb besetzt, und man müßte sich dabei die genauen Zahlen vergegenwärtigen. Ich glaube nicht, daß die Vereinigten Staaten einer Anzahl von 800 630 Fachkräften in diesem Bereich nahekommen, die für einen Vergleich mit Kuba erforderlich wären.
In den sehr reichen Ländern wird es sogar Privattrainer geben, die reiche Individuen trainieren oder fithalten. Für arme Leute werden diese selbstverständlich nie verfügbar sein.
Von unseren 32 514 Technikern und Fachkräften sind die übergroße Mehrheit junge Menschen mit Hochschulabschluß, die studiert und ihr Diplom an der Hochschule für Körperkultur erhalten haben. In allen Ecken des Landes sind sie für alle Bürger, beginnend mit der Grundschule, tätig.
Kuba besitzt - wie ihr wißt - ein außergewöhnliches System der Schulwettkämpfe, das in einem großen Landeswettkampf gipfelt, der eine unerschöpfliche Quelle für den hochqualifizierten sportlichen Nachwuchs darstellt. Mir ist kein anderes Land mit einem ähnlichen integralen System bekannt. Wir haben Sportförderungsschulen in allen Provinzen, in denen der Unterricht mit intensiver Sportausbildung in den verschiedensten Disziplinen kombiniert ist, sowie Zentren der Mittel- und Oberstufe mit jungen Leistungssportlern, die den Allgemeinheitsgrad von Körperkultur und Sport unter Kindern und Jugendlichen vervollständigen und zur Aufstellung von Juniorenmannschaften und Landesauswahlteams beitragen, deren Qualität bei internationalen Wettkämpfen gemessen wird. Es gibt Aktivitäten auf diesem Gebiet, die durch ihre Anmut zugleich Sport und ausgesprochene Kunst sind.
Die Sportlerausbildung in unserem Land ist absolut unentgeltlich und trägt Massencharakter, denn weder für die allgemeine Grundausbildung, noch für Körperkultur und Sportausbildung werden Kosten veranschlagt. Das ist für den Charakter unserer Kinder und Jugendlichen von großem Vorteil. Der Sport verlangt Disziplin und diszipliniert das Kind und den Jugendlichen stark; lehrt es Härte, Beständigkeit, Beharrlichkeit und Mut; beeinflußt seinen Charakter, trägt zu seiner Gesunderhaltung und seiner körperlichen und geistigen Entwicklung bei.
In unserem Land kann in bestimmten Disziplinen für einen Sportler, der sich besonders auszeichnet, ein persönlicher Trainer eingesetzt werden. Stellt euch vor, wieviel in den Vereinigten Staaten oder einem anderen Industrieland ein Lehrer kosten würde, der sich der Ausbildung nur eines hervorragenden Sportlers widmet; wieviel würde er diesen Sportler oder seine Angehörigen oder irgendeinen jungen Menschen kosten, der gut Tennis spielen möchte, gute Leistungen im Turnen, dem Hoch- oder Weitsprung, im Fechten, Gewichtheben oder anderen individuellen Sportarten bringen möchte, die ein konstantes Fachtraining erfordern. Mit Sicherheit betrügen diese Kosten nicht weniger als 50 000 Dollar pro Jahr.
Will man die Dollarrechnung aufstellen, was in diesen Ländern die Arbeit unserer 32 514 Techniker und Ausbilder für Körperkultur und Sport kosten würde, müßte man einen Computer zuhilfe nehmen, um die reale Kostensumme dieser Leistung in einem reichen Land zu ermitteln. Das ist ein weiterer moralischer Beweggrund auf der Habenseite unseres Landes, wenn man die Leistungen Kubas bewertet, das doch über kein weiteres Mittel als den Willen, die Opferbereitschaft und das Talent seiner Söhne verfügte.
Mehr noch, wir haben Trainer nicht nur für unsere, sondern auch für Sportler anderer Länder zur Verfügung gestellt. Auf der Grundlage von Berechnungen - und in diesem Fall hatte ich nicht die erforderlichen genauen Angaben -, wobei ich mich lediglich auf generelle Einschätzungen und die Anzahl der kubanischen Trainer, die in anderen Ländern kooperieren, stützte, könnten wir behaupten, daß kein anderes Land Kuba in der Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Entwicklung des Sports in der Dritten Welt übertrifft. In diesem Jahr beispielsweise unterstützten allein im ersten Halbjahr Hunderte von Technikern die Vorbereitung vieler Sportler für die Panamerikanischen Spiele von Winnipeg, bei denen wir selbst antreten sollten. Während der genannten sechs Monate leisteten insgesamt 733 kubanische Fachkräfte ihre Unterstützung in 42 Ländern der Karibik, Mittel- und Südamerikas und in Ländern anderer Kontinente. Von den 42 Ländern gehören 39 zur Dritten Welt, und in nur drei Industrieländern befand sich eine Gruppe kubanischen Fachpersonals. Mehr als 600 dieser Fachkräfte waren im Bereich unserer Hemisphäre eingesetzt und arbeiteten mit Sportlern, die mit uns in Winnipeg in Wettkampf traten.
Ihr konntet miterleben, wie sogar - und Sagarra weiß das recht gut - Sarbelio, einer unserer besten Trainer, der dort sehr ehrenhaft und mit starkem Ehrgefühl seiner Pflicht nachkam, uns im Boxen in ehrlichem Kampf zwei Goldmedaillen wegschnappte.
Diese beiden Argentinier - es muß gesagt werden, daß es zwei gute Sportler sind - ließen im Halbfinale zwei der unseren ausscheiden und gewannen ihre Kämpfe im Finale. Ihr Trainer ist einer der meistgeschätzten, prestigevollsten und erfahrensten kubanischen Techniker. So haben unsere Fachkräfte zu handeln, die in anderen Ländern kooperieren.
Bei den letzten Mittelamerikanischen und Karibischen Spielen, einem Sportereignis, bei dem Kuba eine klare Spitzenposition innehat, wurden voriges Jahr in Venezuela 17 Goldmedaillen von Sportlern erzielt, die von kubanischen Ausbildern vorbereitet worden waren. An den Panamerikanischen Spielen in Winnipeg waren 45 kubanische Fachkräfte mit Sportlern anderer Länder beteiligt, die insgesamt 26 Medaillen, davon 8 Goldmedaillen und zahlreiche hervorragende Plätze erzielten, und dies bei diesen umstrittenen Wettkämpfen, an denen die Vereinigten Staaten, Kuba und Kanada mit starken Teams vertreten waren. Wenn lateinamerikanische, mittelamerikanische, karibische oder Sportler der Dritten Welt vor uns die Medaillen gewinnen, dann müssen wir uns darüber freuen, denn das ist ein Beweis der Würde, des Ehrgefühls, der Ernsthaftigkeit und der Ehrenhaftigkeit unseres Fachpersonals. Wir könnten uns fragen, wieviele Fachkräfte zwei unendlich weitentwickelte und reiche Länder wie die Vereinigten Staaten und Kanada in diese Länder entsandt haben, um Sportler vorzubereiten, die gegen ihre eigenen antreten sollten, und wieviel hätte jene Kooperation diese Länder gekostet.
Auf dem Gebiet des Sports gibt es viele Dinge, die unserem Land zur Ehre gereichen. Vor ein paar Minuten fragte ich Erick, wann er mit dem Kunstturnen begonnen hatte, und er sagte mir : "Als ich in die Schule kam, mit sechs Jahren." Nur ein junger Mensch, der mit sechs Jahren Sport zu treiben beginnt, kann fünf Goldmedaillen gewinnen, wie er sie gewann; obwohl er gar nicht antreten wollte, da er wieder mit der Lymphangitis zu kämpfen hatte, die geheilt schien, als er die Reise zu den Spielen antrat. Als ich ihn fragte, wie er damit fertig geworden sei, antwortete er mir, er sei erneut mit Antibiotika behandelt worden und sein Zustand habe sich gebessert. Fast bis zuletzt glaubte er, nicht am Wettkampf teilnehmen zu können, daß er lediglich dort sein werde, um den Kameraden Mut zu machen.
Seht einmal, wie anständig dieser Sportler ist. Ich hatte gehört - die Wettkampfübungen habe ich nicht gesehen - daß der Kanada vertretende georgische Kunstturner begünstigt worden war, und einige meinten, daß er begünstigt worden war, und so frage ich Erick: "Erick, wie war dieser Wettkampf? War er sauber?" Er sagt: "Ja, er war sauber." Er hat am Barren gesiegt und hatte, wenn vielleicht auch nicht mit so vielen Punkten wie die, die er erhielt, einen Vorsprung, doch er hat diese Medaille sauber gewonnen. Das ist ein echtes Beispiel eines anständigen Sportlers. Ich war meine Zweifel los und ich habe mich gefreut. Ich hätte es gern gesehen, wenn er die sechs Goldmedaillen gewonnen hätte. Mit fünfmal Gold und einer Silbermedaille hat er die meisten Goldmedaillen dieser Spiele gewonnen.
Dieses Jahr wird Kuba möglicherweise erneut eine Anzahl von über 1000 im Ausland kooperierenden Sportfachkräften verbuchen können, wie es schon 1998 der Fall war. Viele Länder bereiten sich auf die Olympiade vor.
Die Beispiele, die ich nannte, im Zusammenhang mit der Arbeit unserer Sportausbilder, geben diesen ein starkes Prestige. Dazu ergänzend will ich sagen, daß in nur sieben Jahren, von 1992 bis 1999, mehr als 5000 kubanische Techniker und Fachkräfte in Aberdutzenden der sogenannten Entwicklungsländer ihren Dienst leisteten und die Entwicklung des Sports unterstützten. Ich weiß nicht, ob irgendein anderes Land dasselbe von sich sagen kann. Unser Fachpersonal hat weltweit zur Entwicklung des Sports beigetragen, und zwar gerade dort, wo die Völker nicht über die wirtschaftlichen Ressourcen verfügen, und ausgenommen einige ganz außergewöhnliche Fälle, war es im wesentlichen in Ländern der Dritten Welt eingesetzt.
Und welche waren nun in unserem eigenen Land die sportlichen Ergebnisse der Anstrengungen dieser Jahre? Ich habe hier ein Blatt, nur ein Blatt, mit Angaben zu den Olympischen Spielen, das zentrale Thema, über das ich argumentiere, und der Gegenstand unseres Antrages.
Also:
In diesem Jahrhundert, das nächstes Jahr zu Ende geht - von 1900 bis zum Jahr 2000 -, haben nur drei Olympiaden nicht stattgefunden: eine nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges, und zwar die von 1916, und zwei während des Zweiten Weltkrieges, 1940 und 1944. Beide Male fanden sie zwei oder drei Jahre nach dem Krieg wieder statt. Mit der nächsten Olympiade in Sidney sind es 23 Austragungsorte, die im Verlauf von 100 Jahren vergeben wurden. Frankreich erhielt ihn zweimal: in den Jahren 1900 und 1924; die Vereinigten Staaten viermal: 1904, 1932, 1984 und 1996; England zweimal: 1908 und 1948; Schweden 1912; Belgien 1920; Holland 1928; Deutschland zweimal: 1936 und 1972; Finnland 1952; Australien zweimal: 1956 und 2000; Italien 1960; Japan 1964; Mexiko 1968, Kanada 1976; die Sowjetunion 1980; Südkorea 1988; Spanien 1992.
Wie man sehen kann, wurden in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts im Zuge der Vermarktung des Sports und der Abkehr vom Amateursport in einem Zeitraum von nur zwölf Jahren, zwischen 1984 und 1996, der Austragungsort der Olympischen Spiele zweimal, fast nacheinander, an die Vereinigten Staaten vergeben.
Ihr wißt, wie es bei diesen Wettkämpfen zugeht. Finden sie in Tokio statt, muß das Programm mit der Uhrzeit der Vereinigten Staaten abgestimmt werden, um höhere Einnahmen durch die Werbung abzusichern. Bei den attraktiveren Wettkämpfen überwiegt stets die Uhrzeit, die für das US-amerikanische Publikum am günstigsten ist, ganz egal um welchen Austragungsort es sich handelt. Bei uns bestünde natürlich dieses Problem nicht, denn wir haben mehr oder weniger die gleiche Zeit.
Gesamtzahl: 23 Olympiaden in diesem Jahrhundert, einschließlich der des Jahres 1900. Nun gut, 13 dieser 23 Olympiaden hatten ihren Austragungsort in Europa - d.h. 56,5 % der Olympiaden; 5 fanden in den Vereinigten Staaten und Kanada statt, also 21,7 %; 4 in den am weitesten entwickelten und reichsten Ländern Asiens und Ozeaniens; 2 - einschließlich der nächstes Jahr stattfindenden - in Australien; eine in Japan und eine in Südkorea, 17,3 %; und eine dieser 23 in einem Land Lateinamerikas, einem der reichsten und wirtschaftlich und industriell am weitesten entwickelten Länder unserer Region: die Olympiade von 1968 in Mexiko, was 4,3 % der Austragungsorte ausmacht. Darüber freuten wir uns sehr, und das nicht nur aufgrund seiner Eigenschaft als iberoamerikanisches Land, sondern auch aufgrund seiner traditionellen Politik der Freundschaft zu Kuba gegenüber einer allgemeinen Feindseligkeit gegen unser Land, die die Vereinigten Staaten von der Südgrenze Mexikos bis nach Patagonien überall schüren konnten.
Insgesamt fallen auf Europa, die Vereinigten Staaten und Kanada 78,2 % der Austragungsorte der Olympiaden unseres Jahrhunderts. Fügt man hier noch die der reichsten Länder Asiens hinzu, dann sind es 95,6 % der vergebenen Austragungsorte. Der kleine verbleibende Rest fällt auf das erwähnte lateinamerikanische Land. Hieran ist zu sehen, wieviel "Gerechtigkeit" es auf dieser Welt gegeben hat.
Die Kehrseite der Medaille: Die Karibik, Mittelamerika und Südamerika mit insgesamt 403,7 Millionen Einwohnern - laut offiziellen Angaben des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen vom Dezember 1998 - sind niemals Austragungsort einer Olympiade gewesen. Afrika mit 778,5 Millionen Einwohnern ist niemals Austragungsort einer Olympiade gewesen; China mit 1,255 Milliarden Einwohnern ist niemals Austragungsort einer Olympiade gewesen. Eine Gruppe asiatischer Länder, die Kolonien waren und heute nach sozioökonomischer
Entwicklung streben und dafür kämpfen, deren Gesamteinwohnerzahl 3,398 Milliarden beträgt, sind niemals Austragungsort einer Olympiade gewesen.
Mit Ausnahme Mexikos, das, wenngleich es in der Weltwirtschaft den fünfzehnten Platz einnimmt, aufgrund seiner großen Bevölkerungszahl geringere Pro-Kopf-Einkommen zu verzeichnen hat, sind 16 der reichsten Länder der Welt mit insgesamt 1,0737 Milliarden Einwohnern Austragungsorte von hundert Prozent der 23 Olympischen Spiele dieses Jahrhunderts gewesen. Auf die gesamte Dritte Welt mit 4,718 Milliarden Einwohnern, also dem 4,4fachen jener 16, entfallen null Prozent der Austragungsorte dieser Spiele. Keinem dieser Länder ist jemals dieses Recht zugebilligt worden.
Vertiefen wir dieses Thema und betrachten es von einem anderen Blickwinkel aus, so sehen wir, daß nur den reichsten und am weitesten entwickelten Ländern, die alle Mitglied der OECD sind, der Institution, die die reichsten und entwicklungsstärksten Länder der Welt zusammenfaßt, im Verlaufe des Jahrhunderts das Privileg des Austragungsortes der Olympischen Spiele zukam. Eine Ausnahme bildet die Sowjetunion, die zwar nicht zur OECD gehörte, doch als 1980 Moskau der Austragungsort einer Olympiade war, war das Land eine industrialisierte Macht und unendlich reich.
Fünf der reichsten Länder der OECD: die Vereinigten Staaten, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Australien mit einer Gesamteinwohnerzahl von 491,5 Millionen, was 8,3 % der Weltbevölkerung entspricht, waren Austragungsort von 12 Olympischen Spielen, also 52,2 % der 23 durchgeführten Spiele.
Unter diesen reichen OECD-Ländern waren es die G-7-Staaten, die die reichsten von allen sind und fast 70% des weltweiten Bruttosozialprodukts erreichen, die bei der Vergabe des Austragungsortes der Olympischen Spiele besonders privilegiert wurden. In fortschreitender Reihenfolge erinnern wir daran, daß sie an Italien einmal vergeben wurden, an Japan einmal, an Kanada einmal, an Frankreich zweimal, an England zweimal, an Deutschland zweimal und an die Vereinigten Staaten viermal, so daß diese Gruppe von nur sieben der reichsten Länder Europas, Nordamerikas und Asiens dreizehnmal den Austragungsort der Spiele zugesprochen bekamen.
Wer entscheidet über die Vergabe des Austragungsortes von Olympischen Spielen? Das Internationale Olympische Komitee (IOC). Sind alle Länder Mitglieder des IOC? Nein! Kein Land ist Mitglied des IOC.
Das IOC nominiert in Gegenwart der Nationalen Olympischen Komitees, gemäß seinen Kriterien und seinem absolut freien Ermessen, eine Anzahl von Personen, die es repräsentieren und die sich gegenwärtig auf 104 beläuft. Das sind diejenigen, die Sitz und Stimme im IOC erhalten, und zwar ab dem Moment, in dem sie bestimmt werden und diesem Komitee beitreten. Sie repräsentieren im IOC weder die Nationalen Olympischen Komitees noch ihre Herkunftsländer, sondern sie repräsentieren das IOC in ihrem Herkunftsland und gegenüber dem Nationalen Olympischen Komitee. Es gibt nicht in allen Ländern IOC-Vertreter. Im Gegenteil, die Mehrheit der Länder haben keine IOC-Vertreter. Es gibt auf der anderen Seite nicht wenige Fälle von Ländern, die über zwei oder mehr IOC-Vertreter verfügen. Natürlich sind das die Länder, die am meisten Einfluß auf die Entscheidungen dieser Institution haben. Diejenigen zum Beispiel, die Olympische Spiele ausgetragen haben, verfügen mindestens über zwei und manchmal über drei IOC-Vertreter, die als Vollmitglieder dieses Gremiums an den grundsätzlichen Entscheidungen beteiligt sind.
Wir haben bereits über die außergewöhnlichen Privilegien gesprochen, die die entwickeltsten und reichsten Länder in der Internationalen Olympischen Bewegung genießen. Die große Mehrheit der restlichen Länder verfügen weder über einen IOC-Vertreter noch haben sie die Möglichkeit, gegenüber dem IOC ihre Kriterien und Ansichten vorzutragen oder ihre Interessen auszudrücken mittels eines solchen Vertreters, der in der Regel ein angesehener Bürger ist, der mit dem Sport verbunden ist oder ein Liebhaber desjenigen Sports ist, der in dem Land ausgeübt wird, in dem er seine Repräsentationsaufgaben wahrnimmt.
Die Länder, die innerhalb des IOC das größte Gewicht haben, koordinieren ihrerseits Positionen und erarbeiten gemeinsame Politikansätze.
Das momentane Bild sieht wie folgt aus: Es gibt 200 Nationale Olympische Komitees und nur 79 davon haben Vertreter, die auch IOC-Mitglieder sind. 21 von ihnen sind zweifach oder dreifach in diesem Komitee vertreten, das heißt, daß sie dort über eine größere Anzahl von Stimmberechtigten verfügen. Die anderen 58 haben einen einzigen Repräsentanten, der in Wirklichkeit das IOC in dem Land und das Land im IOC vertritt. 121 Länder haben keinen IOC-Vertreter. Von den 42 Ländern mit Nationalen Olympischen Komitees in unserer Hemisphäre verfügen 22 über keinen IOC-Vertreter. Selbstverständlich haben die Vereinigten Staaten drei - wenn man Puerto Rico miteinbezieht, ein besetztes Territorium und ihre Kolonie, das einen IOC-Vertreter hat - und Kanada zwei IOC-Vertreter.
Von den 53 Staaten Afrikas verfügen 40 über keinen Vertreter im Internationalen Olympischen Komitee.
Von den 57 Staaten Asiens und Ozeaniens haben 36 keine Vertretung im Internationalen Olympischen Komitee.
Wie man leicht erraten kann, stellt Europa mit seinen 48 Staaten 47 IOC-Vertreter, und zwar besonders aufgrund der Tatsache, daß viele europäische Länder zwei oder mehr IOC-Vertreter haben, womit sie einen Anteil von 45,2 % unter den 104 IOC-Mitgliedern mit Stimmrecht erreichen.
Drei kleine europäische Staaten, nämlich Luxemburg mit 417 000 Einwohnern und 2586 Quadratkilometern Fläche, Monaco mit 32 000 Einwohnern und 1,81 Quadratkilometern Fläche und Liechtenstein mit 31 300 Einwohnern und 157 Quadratkilometern Fläche, stellen jeder von ihnen einen IOC-Vertreter, ohne daß irgendjemand jemals ein einziges Wort über die Ergebnisse ihrer Sportler bei Olympischen Spielen gehört hätte. Ich hätte nichtsdestotrotz keinerlei Einwand dagegen und hielte es für sehr gerecht, wenn genauso wie bei den Vereinten Nationen eine solche Teilnahme allen unabhängigen Staaten, seien sie groß oder klein, gewährt würde.
Währenddessen verfügen in Afrika Länder wie Äthiopien, mit seinen großen Langstreckenläufern, Tansania und Madagaskar, die zusammen 110 600 000 Einwohner und 2 630 000 Quadratkilometer Fläche aufweisen, was dem 230fachen der Gesamtbevölkerung der erwähnten kleinen europäischen Staaten und dem 958fachen von deren Fläche entspricht, trotzdem über keinen IOC-Vertreter, der in ihrem Namen im Olympischen Komitee spricht.
In Südamerika haben Bolivien, Ecuador und Paraguay mit 25,4 Millionen Einwohnern und einer Fläche von 1 788 894 Quadratkilometern keinen einzigen IOC-Vertreter in keinem der drei Länder.
In Asien stellen weder Iran, Bangladesh noch Vietnam mit zusammen 275 Millionen Einwohnern und einer Gesamtfläche von 2 124 998 Quadratkilometern einen IOC-Vertreter.
In der Europäischen Union fehlt keinem der Mitgliedsstaaten eine Vertretung im IOC, da Dänemark, Finnland, Irland, Portugal und Luxemburg je einen, Großbritannien, Schweden, Spanien, Griechenland, Deutschland, Österreich, Belgien und Frankreich zwei, die Niederlande drei und Italien vier IOC-Vertreter stellen. Zusammen kommen sie auf 28 IOC-Vertreter und sie waren der Austragungsort von 13 Olympischen Spielen.
Während das gesamte Europa mit seinem 48 Staaten über 47 IOC-Vertreter verfügt, stellen die 39 Staaten der karibischen sowie der mittel- und südamerikanischen Region 13, die 53 Staaten Afrikas ebenfalls 13 und die 57 Staaten Asiens und Ozeaniens 24 IOC-Vertreter. Die 29 OECD-Staaten plus Rußland verfügen im IOC über 64 Stimmen, während die 149 Länder der Dritten Welt nur auf 40 Stimmen kommen. Die Gesamtheit der EU-Staaten und der Rest Europas verfügen im IOC über eine überwältigende Schlagkraft. Ohne sie kann man nur schwierig eine Entscheidung treffen, nicht nur wegen der Anzahl der Stimmen in diesem Komitee, sondern auch aufgrund ihres enormen politischen und wirtschaftlichen Gewichts. Dazu kommen die Schlagkraft und der Einfluß der USA, Kanadas, Japans und Australiens im IOC. Auf was kann der Rest der Welt zählen?
So ist also nicht nur die Welt der Reichtümer aufgeteilt, sondern auch die Welt des Sports, Symbol des Friedens und der Freundschaft zwischen den Völkern, dessen Genuß unschwer allen Nationen zugänglich gemacht werden könnte, da es sich nicht um eine natürliche Ressource oder einen materiellen Reichtum handelt, sondern um ein menschliches, kulturelles und gesellschaftliches Gut.
Da dieser elementare Sinn für Gleichheit und Gerechtigkeit nicht existiert, ist das zu erklären, was mit den Olympischen Spielen geschehen ist, die in diesem Jahrhundert stattgefunden haben. Es handelt sich um ein lästiges historisches Erbe.
Die Beziehungen Kubas zum Internationalen Olympischen Komitee sind normal. Es gibt hier einen Vertreter von ihnen. Ich besuchte den Hauptsitz dieser Institution in Lausanne und ein exzellentes olympisches Museum und wurde während der ganzen Zeit vom IOC-Präsidenten mit Herzlichkeit betreut. Wir unterstützten ihn zu Anfang des Jahres ohne Zögern in seinem Kampf gegen etwas, das unserer Meinung nach eine vom US-Senat gegen ihn geführte offene und schmutzige Verschwörung darstellte. Sie bestellten ihn dorthin, um ihn in einer vom Komitee für Handel und Transport des US-Senats angestrengten Anhörung einer Untersuchung zu unterziehen, ohne daß sie das Recht gehabt hätten, dies zu tun, weshalb er sich mit gerechter Empörung weigerte, der Aufforderung Folge zu leisten. Hinter alldem stand - mit dem Vorwand des Korruptionsskandals, zu dem es bei der Vergabe der Winterspiele des Jahres 2002 in Salt Lake City kam - das Ziel, die Kontrolle über das IOC zu erlangen, seinen Sitz von Lausanne in die USA zu verlagern und sich des sagenhaften Geschäfts mit der Vermarktung der Olympischen Spiele zu bemächtigen.
Es ist schwierig vorauszusagen, wann und wie die momentane Situation sich ändert. Wieviel könnte die olympische Bewegung für die Menschheit tun, wenn alle zu ihren außergewöhnlichen Möglichkeiten und zu den Vorrechten und Privilegien Zugang hätten, die einige wenige genießen!
Welche Rolle spielte Kuba bei den Olympischen Spielen? Was hat es gemacht? Was waren die Früchte unserer Anstrengung zugunsten eines gesunden und sauberen Sports? Ausgehend von 1972, als wir den 14. Rang unter 122 Ländern erreichten, belegten wir bei den darauffolgenden Olympischen Spielen, an denen wir teilnahmen, die hier aufgeführten Ränge: 1976 in Montreal, Kanada - Juantorena erinnert sich sehr gut daran und wir auch -, mit der Beteiligung von 88 Ländern, den achten Rang; 1980 in Moskau, bei einer Beteiligung von 81 Ländern, den vierten Rang; 1992 in Spanien, mit der Beteiligung von 169 Nationen, den fünften Rang, und 1996 in Atlanta, mit 197 teilnehmenden Nationen, den achten Rang. Könnte irgendjemand diese Angaben bestreiten?
Man muß noch etwas hinzufügen. Bei den erwähnten letzten Olympiaden mit den erreichten Rängen (8, 4, 5 und wiederum 8) war Kuba das Land mit der höchsten Pro-Kopf-Anzahl an Goldmedaillen in bezug auf die Bevölkerung unter allen teilnehmenden Nationen.
Bei diesen Panamerikanischen Spielen, bei denen wir mit großen Sportmächten die Kräfte maßen, belegten die Vereinigten Staaten, ein superreiches und supermächtiges Land mit Sportlern, die mit Klimaanlage reisten, in luxuriösen Hotels mit vielen Klimaanlagen statt in den Unterkünften in der Luftwaffenbasis wohnten und die Lebensmittel, Trinkwasser und Erfrischungsgetränke mitbrachten, den ersten Rang aufgrund der Gesamtanzahl von 108 Titeln, die ihnen 108 Goldmedaillen verschafften, womit dieses Land mit einer Bevölkerungszahl von 275 Millionen im Durchschnitt 0,39 Goldmedaillen pro einer Million Einwohner gewann.
Kanada mit 64 Titeln und der gleichen Anzahl von Goldmedaillen gewann bei einer Zahl von 32 Millionen Einwohnern 2,11 Goldmedaillen pro einer Million Einwohner.
Kuba mit 69 anerkannten Titeln, die 69 Goldmedaillen entsprachen, was in der olympischen Tradition immer den entsprechenden Rang eines jeden Teilnehmerlandes bestimmt, und seinen 11,1 Millionen Einwohnern, errang 6,22 Goldmedaillen pro einer Million Einwohner.
Offengesagt fehlten nur 11 Hundertstel Punkte, um zu sagen, daß es die dreifache Anzahl an Goldmedaillen pro Kopf im Vergleich zu unserem mächtigen kanadischen Rivalen, der auf dem dritten Rang landete, war. Und im Vergleich zu den Vereinigten Staaten waren es 12,5mal mehr Goldmedaillen pro einer Million Einwohner. Einhundert Prozent der Sportler, die für Kuba an den Spielen teilnahmen, sind Kubaner, geboren und ausgebildet in Kuba. In den Teams der USA und Kanadas nahmen dagegen 54 ausländische Sportler an den Wettkämpfen teil, von denen einige nicht einmal die Sprache beherrschten. Man müßte nachschauen, wieviele Titel und deren entsprechende Goldmedaillen sie errangen.
Noch etwas: Kuba war das erste und einzige Land Lateinamerikas und der Karibik, das in einem regionalen Wettbewerb im Rahmen der Panamerikanischen Spiele, die 1991 in unserm Land stattfanden, den ersten Rang vor den USA erkämpfte.
Die Bevölkerung mußte keinen Pfennig bezahlen, um an den Sportveranstaltungen im Rahmen dieses Wettbewerbs teilzuhaben. Jene Panamerikanischen Spiele, die in unserem Land stattfanden, waren ein Beispiel für Organisation, Gastfreundschaft, Sportmöglichkeiten in exzellenten Anlagen, und Aufmerksamkeit bzw. Respekt gegenüber allen teilnehmenden Sportlern.
Aus diesem Grund beantragt und verlangt unser Land das Recht, der Austragungsort von Olympischen Spielen zu sein, weil unsere saubere Geschichte, unsere außergewöhnlichen Erfolge bei der Entwicklung des Sports in Kuba und die erreichten Erfolge bei internationalen Wettkämpfen, sowohl regionalen als auch olympischen, und unsere Zusammenarbeit bei der Entwicklung des Sports in der Dritten Welt Kuba und sein Volk an dieses Recht glauben lassen.
Wir fordern dies nicht nur für Kuba, sondern für alle Inseln der Karibik. Über Kuba hinaus wäre die Karibik der Austragungsort dieser Olympiade. Ich bin sicher, daß Kuba und die Karibikinseln, wenn wir beharrlich arbeiten und mit den weiteren Inseln unseres karibischen Meers kooperieren, den zweiten Rang bei jenen Olympischen Spielen erreichen könnten, ohne dabei die vielen Medaillen einzuberechnen, die Mittelamerika und der Rest Lateinamerikas, wo nie Olympische Spiele stattgefunden haben, erlangen könnten.
Wir beantragen dies, indem wir an die Völker der Dritten Welt denken, denen nie das Recht zugesprochen wurde, Austragungsort einer Olympiade zu sein. Wir fordern dieses Recht für 4,718 Milliarden Einwohner, die ignoriert und nicht anerkannt wurden, wobei man sie zunächst kolonisierte und danach dem Zustand der Neokolonie unterwarf.
Wie werden ihre sportlichen Hoffnungen aussehen mit der Professionalisierung, wenn jeder Geldbetrag für einen Sportler bezahlt wird, wenn man ihnen die Sportler auf der Grundlage von Geld und Versprechen entreißt, wenn Jugendliche aus der Dritten Welt importiert werden, um sie in den entwickelten und reichen Staaten einzubürgern, damit diese Staaten mit jenen Jugendlichen Goldmedaillen bei den Wettbewerben erringen können, oder wenn ausländische Sportler für einige Monate gemietet werden, um bei den Wettbewerben mehr Medaillen zu erzielen?
Die Vergabe des Austragungsortes von Olympischen Spielen in einem bestimmten Land muß von der zunehmend praktizierten Methode abweichen, diesen Ort zu versteigern, wobei dasjenige Land die Möglichkeit des Erhalts hat, das mehr Geld hat und mehr Dinge anbietet. Der Wettbewerb von Angeboten ist Teil der Versteigerung. Die reichsten Länder führen einen wilden Wettbewerb untereinander: "Wir steuern dies und jenes bei und machen dies und jenes", und viele dieser Versprechen werden nicht einmal eingehalten.
So ist es, es werden keine Verdienste, moralische Faktoren und historische Faktoren berücksichtigt, man berücksichtigt nicht einmal einen elementaren Sinn für Gleichheit und Gerechtigkeit, so daß man das Recht hat, sich folgendes zu fragen: Wann wird ein Land der Dritten Welt mit diesem Versteigerungssystem zum Austragungsort von Olympischen Spielen? Wann wird irgendeines der Länder, in denen 4,718 Milliarden Menschen leben, die nicht industrialisiert und reich sind und die weder zur OECD oder der G-7-Gruppe gehören, jemals die Möglichkeit haben, Austragungsort einer Olympiade zu sein?
Wir haben den Mut, hier zu sagen, daß wir ein Austragungsort sein und vorbildliche Olympische Spiele organisieren können. Dies kann nicht auf der Grundlage von Versprechen finanzieller Art geschehen. Mit der beträchtlichen Anzahl von Technikern und Fachleuten von hoher Qualität, über die Kuba verfügt - wenn das Land im Jahr 2008 oder im Jahr 2012 Austragungsort von Olympischen Spielen sein würde, hätte es möglicherweise bereits 40 000 im aktiven Dienst -, könnte es einen enormen Beitrag zur Entwicklung des Sports in der Dritten Welt leisten, den kein anderes reiches und entwickeltes Land der Welt anbieten könnte, da es sich um moralisches Kapital, um Humankapital, handelt. Vielleicht könnten dies nicht einmal alle diese Länder zusammen anbieten. Kuba kann dies leicht anbieten.
Wieviele Hotels wird unser Land im Jahr 2008 haben? Wir verfügen bereits über eine nicht unwesentliche Kapazität. In diesen letzten Jahren haben wir die Kapazität vervielfacht, über die wir seit etwa 10 Jahren verfügen, und in acht oder neun Jahren werden wir die momentanen Kapazitäten mit dem Bau von immer komfortableren und moderneren Hotels verdoppelt haben. Im Jahr 2012 werden wir sie mit Sicherheit verdreifacht haben, unabhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung, die wir in den nächsten Jahren in anderen Bereichen zu erreichen hoffen.
Es ist nicht leicht, eine größere Erfahrung als diejenige Kubas bei der Entwicklung des Sports zu finden. Beispiele eines Landes, das ausgehend von sehr begrenzten Ressourcen und zudem blockiert und angefeindet fähig war, diese Aktivität in einem Ausmaß voranzutreiben, das auf der ganzen Welt anerkannt wird, sind nicht leicht zu finden, und die Verdienste Kubas bei dieser heroischen Anstrengung sind nicht leicht zu übertreffen.
Bei den letzten Olympischen Spielen in Atlanta nahmen etwa 10 000 Sportler, Trainer und Hilfskräfte teil. Wenn wir mal annehmen, daß dann eine gleich hohe oder noch größere Anzahl von Personen teilnehmen werden, dann muß man sich eine Frage stellen: Wieviele Sportler und Trainer aus der Dritten Welt werden es sein? Einige entwickelte und reiche Länder werden mit einer Gesamtzahl von Sportlern teilnehmen, die sich qualifiziert haben, um in fast allen Disziplinen die Wettkämpfe zu bestreiten. Es erscheint nicht möglich, daß die Delegationen der armen Entwicklungsländer momentan das selbe tun können. Aber für uns wäre es perfekt möglich, die Sportler und das Hilfs- und Technikpersonal derjenigen Länder der Dritten Welt gratis aufzunehmen und unterzubringen, die dies benötigen, um an dieser Olympiade teilzunehmen, wobei sie in Athletendörfern mit den selben Annehmlichkeiten wohnen würden, wie sie diejenigen hatten, die uns bei den Panamerikanischen Spielen von 1991 besuchten, oder in Vier- und Fünfsternehotels, wenn sie dies wünschen. Ich spreche von den Sportlern der Dritten Welt. Die Sportler der ungeheuer reichen Länder benötigen keine kostenlose Unterbringung.
Die Verpflegung der Sportler der Dritten Welt während der Zeit der Wettbewerbe, wenn es auch drei Wochen sind, kann Kuba kostenlos anbieten. Ich spreche nicht von großen Angeboten oder ähnlichem, sondern ich spreche von gerechten und vernünftigen Dingen, die in einem wirklichen Einklang mit der Teilnahme derjenigen stehen, die dies benötigen. Unsere Verhaltensrichtlinie bestände in einer moralischen und materiellen Zusammenarbeit, die niemanden beleidigt und weder die Absicht hat, zu bestechen, noch irgendjemanden zu kaufen. Im Gegensatz zu dem, was vor kurzem bei einem wichtigen internationalen Wettbewerb geschah, der in die Hände von profitgierigen Privatunternehmen gelegt wurde, wäre es lächerlich, diese Zusammenarbeit nicht all denjenigen kostenlos anzubieten, die sie benötigen.
Wir können zum Beispiel den internen Transport für die teilnehmenden Sportler der Dritten Welt kostenlos bereitstellen.
Wir würden den Sportlern aus den Ländern der Dritten Welt und allen teilnehmenden Sportlern die schnellen und hocheffizienten medizinischen Dienste anbieten, da unser Land über eine ausgezeichnete Sportmedizin und hochrangige Fachleute in allen Bereichen des Gesundheitswesens verfügt. Für Kuba ist das etwas Leichtes und Erreichbares. Und ich wiederhole etwas, das meiner Meinung nach von großer Wichtigkeit ist: Die weitestgehende Kooperation mit Fachpersonal bei der Vorbereitung der Sportler aus Entwicklungsländern, und zwar in einem Ausmaß und auf einem Qualitätsniveau, das viele der Länder der reichen und entwickelten Welt kaum anbieten können. Dafür benötigt man den Menschen, der fähig ist, auf jedem Fleck der Erde seine Mitarbeit anzubieten. Und Kuba verfügt reichhaltig über dieses Humankapital.
Wir werden uns nicht an der Versteigerung beteiligen, weil dies unwürdig wäre. Ich spreche in Begriffen der Gerechtigkeit und der Hilfe für diejenigen, die dies am meisten benötigen und die unsere Brüder sind. Wir sprechen nicht davon, etwa die Flüge aller Teilnehmer zu bezahlen oder über ähnliche Dinge. Es gibt in dieser Hinsicht andere Arten der Zusammenarbeit. Wir haben Kongresse veranstaltet, an denen Tausende von Lehrern, Ärzten oder Jugendlichen teilgenommen haben und bei denen wir Formen ausgedacht haben, die Kosten unserer Besucher beim Transport mit unseren Fluggesellschaften zu reduzieren. Wir waren ebenfalls der Austragungsort der Weltfestspiele der Jugend. Unser Land hat bewiesen, daß es inner- und außerhalb von Kuba viele Dinge tun kann. Dies bezeugen - und viele Völker wissen davon - die 25 000 Ärzte, die für längere Zeiträume kostenlose Gesundheitsdienste in anderen Ländern geleistet haben.
Kuba ist das Land, das heutzutage Tausende von Ärzten für Mittelamerika, Haiti und den Norden von Schwarzafrika anbietet, wo die Kindersterblichkeit die höchste der Welt ist. Die reichen Länder könnten keine freiwilligen Ärzte anbieten, um dort unter den schwierigen Bedingungen zu arbeiten, wo Tausende von Ärzten dieses Brudervolkes mit Vergnügen und Entschiedenheit hingehen. In der reichen Welt sind alle so sehr an das bequeme Leben gewöhnt, daß sie für kein Geld dorthin gehen würden, wo es Moskitos, Schlangen, abgeschnittene Kommunikationen und fehlenden Strom geben kann und wo sie nur über ein kleines batteriebetriebenes Kurzwellenradio Nachrichten aus ihrem Land und von ihrer Familie erhalten können.
Wir besitzen das außerordentliche Humankapital, von dem ich euch in bezug auf viele Bereiche erzählt habe, nicht nur im Sport und in der Bildung. Wir bieten Jugendlichen aus der Dritten Welt Stipendien an, damit sie Techniker und Fachleute im Bereich des Sports werden können. Ich frage mich, ob andere das gleiche anbieten.
Deshalb kann Kuba mit einer hohen Moral und einem außergewöhnlichen Vertrauen in unser Volk, in seine Fähigkeit zur Gastfreundschaft, seine Fähigkeit zur Organisation, seine wissenschaftlichen und menschlichen Ressourcen, seinen traditionellen Geist der Gastfreundschaft und seine wunderbare Tradition des Respekts gegenüber allen Sportlern, die unser Land besuchen, mit der höchsten Qualität und Effizienz Olympische Spiele organisieren. Im Namen dieser Gründe und Argumente, die ich hier vor euch, den mutigen und glorreichen Sportlern, ausgedrückt habe, bekräftigen wir die Entscheidung nach der Erläuterung der Gründe, wegen derer wir die Weltöffentlichkeit und alle Olympischen Komitees, besonders der Länder der Dritten Welt, darum ersucht haben, das Recht Kubas auf die Austragung der Olympischen Spiele zu unterstützen.
Vaterland oder Tod!
Wir werden siegen!
(Ovation)
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