Sonntag, 30. November 2008

Die große Krise der 30er Jahre

Reflexionen des Genossen Fidel: Die große Krise der 30er Jahre

Obwohl es sehr einfach scheint, ist das ein schwierig zu erklärendes Thema. Das System der US-Federal Reserve wurde im Jahr 1913 im Ergebnis des sich in voller Entwicklung befindenden Kapitalismus gegründet. Zu dieser Zeit war Salvador Allende, an den wir uns alle als einen Mann unserer Zeit erinnern, ungefähr 15 Jahre alt.

Der Erste Weltkrieg begann im Jahr 1914, als der Kronprinz des im Herzen von Mittel- und Südeuropa befindlichen österreichisch-ungarischen Reiches in Sarajewo ermordet wurde. Kanada war noch eine Kolonie Großbritanniens. Das britische Pfund Sterling hatte das Privileg, die Währung des internationalen Zahlungsverkehrs zu sein. Seine metallische Grundlage war das Gold, wie es schon vor mehr als tausend Jahren in der Hauptstadt des Römischen Reiches des Ostens, Konstantinopel, gewesen war.

Diejenigen, die die blutigen Kämpfe gegen die muslimischen Gläubigen im Nahen Osten unter Anführung religiöser Vorwänden begannen, waren feudalen Ritter der christlichen Königreiche Europas, und deren eigentliche Zwecke waren die Kontrolle der Handelswege und andere gemeinere, profane Zwecke, auf die vielleicht bei anderer Gelegenheit eingegangen werden könnte.

Zum Ende des Ersten Weltkrieges, ab 1917, nahmen die Vereinigten Staaten an ihm teil, zwei Jahre nach der Versenkung des Schiffs Lusitania, das voller nordamerikanischer Passagiere war, die aus New York abfuhren. Es war von einem deutschen U-Boot aus mit Torpedos beschossen worden, das den absurden Befehl hatte, ein Schiff mit der Flagge eines fernen reichen und potentiell mächtigen Landes anzugreifen, dessen Regierung mit einer angeblich neutralen Haltung Vorwänden suchte, um neben Großbritannien, Frankreich und ihren Verbündeten am Krieg teilzunehmen. Der Angriff fand am 7. Mai 1915 während des Überquerens der Meerenge zwischen Irland und England statt. In den 20 Minuten, die das Schiff brauchte um unterzugehen, konnten es nur sehr wenige Passagiere verlassen; 1 198 Menschen, die noch an Bord waren, verloren ihr Leben.

Das Wachstum der US-Wirtschaft ist nach diesem Krieg stabil geblieben, mit Ausnahme von zyklischen Krisen, die durch das System der Federal Reserve (FED) ohne größere Folgen gelöst wurden.

Am 24. Oktober 1929, in der Geschichte der USA als „schwarzer Donnerstag“ bekannt, wird die Wirtschaftskrise ausgelöst. Die Reserve Bank of New York, die ihren Sitz in Wall Street hat, sowie andere große Banken und Konzerne, reagieren nach Meinung des Theoretikers der Rechten, des berühmten US-Ökonoms und Wirtschafts-Nobelpreisträger (1976), Milton Friedman, „instinktiv“ und treffen die seines Erachtens geeignetsten Maßnahmen: „Geld in den Umlauf zu spritzen“. Der Reserve Bank of Washington, an die Vorrangstellung ihrer Kriterien gewohnt, gelingt es schließlich, die gegenteilige Meinung durchzusetzen. Der Finanzminister des US-Präsidenten Hoover unterstützt die Reserve Bank of Washington. Am Ende gibt die Bank aus New York nach. „Aber das Schlimmste kam erst noch", sagt Friedman, der deutlicher als alle anderen hervorragenden Ökonomen, einige von ihnen mit entgegensetzter Tendenz, den Ablauf der Ereignisse erklärt, als er schreibt: „Bis zum Herbst 1930 wurde die Rezession der wirtschaftlichen Tätigkeit, obwohl sie schwer war, nicht von finanziellen Schwierigkeiten oder von Anträgen der Deponenten zur Zurückziehung ihrer Einlagen betroffen. Das Wesen der Rezession änderte sich dramatisch, als eine Reihe von Bankrotten im Mittleren Westen und im Süden der Vereinigten Staaten das Vertrauen in die Banken untergrub und es zu zahlreichen Versuchen kam, die Bankeinlagen in Bargeld umzuwandeln.“

„Am 11. Dezember 1930 machte die Bank der Vereinigten Staaten zu. Das ist der kritische Tag. Es war in der Geschichte der Vereinigten Staaten bis dahin die größte Geschäftsbank, die eingebrochen war.“


Allein im Dezember 1930 schlossen 352 Banken ihre Türen. „Die FED hätte eine bessere Lösung finden können, wenn sie auf dem öffentlichen Geldmarkt in großen Dimensionen Schuldtitel der öffentlichen Hand aufgekauft hätte.“

„Im September 1931, als Großbritannien den Goldstandard aufgab, befolgte jene Institution eine noch negativere Politik.“

„Das System reagierte nach zwei Jahren starker Beschränkung, indem es den Leitzins auf ein Niveau anhob, das er in seiner Geschichte nie zuvor erreicht hatte.“


Man muss berücksichtigen, dass Friedman eine Meinung äußert, die noch fast 80 Jahre später in den offiziellen Kreisen der Vereinigten Staaten vertreten wird.

„1932 schloss die FED, dem Druck des Kongresses folgend, ihre Sitzungsperiode und brach sofort ihr Einkaufsprogramm ab.“

„Die Schlussepisode war die Bankpanik von 1933.“

„Die Angst wurde während des Interregnums zwischen der Regierung von Herbert Hoover und der von Franklin D. Roosevelt schlimmer. Letzterer wurde am 8. November 1932 gewählt, aber sein Amtsantritt war erst am 4. März 1933. Ersterer wollte keine drastischen Maßnahmen ohne die Zusammenarbeit des neuen Präsidenten unternehmen, während Roosevelt seinerseits keine Verantwortung übernehmen wollte, bis er nicht im Amt vereidigt wäre.“


Diese Episode erinnert uns an das, was heute mit dem vor einem Monat, am 4. November, in den jüngsten Wahlen gewählten Präsidenten, Barack Obama, geschieht, der Bush am 20. Januar 2009 ablösen wird. Geändert hat sich nur die Interregnumsdauer, 1930 betrug sie bis zu 117 Tagen, während sie heute auf 77 Tage beschränkt ist.

Wie Friedman verweist, gab es zur Zeit des größten Wirtschafswachstums in den Vereinigten Staaten bis zu 25.000 Banken. Anfang des Jahres 1933 war die Zahl auf 18.000 gesunken.

„Als Präsident Roosevelt zehn Tage nach seinem Amtsantritt beschloss, die Schließung der Banken zu beenden,“, so sagte Friedman, „wurde der Neuantrag von etwas weniger als 12.000 Banken gestattet, zu denen später nur noch 3.000 Banken dazukamen. Das heißt, von den 1929 existierenden 25.000 Banken verschwanden in diesen vier Jahren insgesamt etwa 10.000 durch Pleite-, Fusions-, oder Abwicklungsprozesse.“

„Die Schlieβung der Unternehmen, die Einschränkung der Produktion, die wachsende Arbeitslosigkeit, alles schürte die Angst und die Nervosität.“

„Sobald die Depression im Gang war, übertrug sie sich auf andere Länder und es erfolgte, selbstverständlich, eine Wechselwirkung; ein weiteres Beispiel der so allgegenwärtigen Rückkopplung in einer komplexen Wirtschaft“
, sagt Friedman am Ende.

Die Welt von 1933, von der er in seinem Buch sprach, ähnelt in nichts der Welt von heute, einer vollkommen globalisierten Welt, die aus mehr als 190 in der UNO vertretenen Staaten besteht, deren Einwohner in ihrer Gesamtheit von Gefahren bedroht sind, die die Wissenschaftler, auch optimistischsten unter ihnen, nicht ignorieren können und die eine zunehmende Zahl von Menschen kennen und teilen, darunter auch berühmte US-Politiker.

Das Echo der Auswirkungen der gegenwärtigen Krise sieht man in den verzweifelten Anstrengungen wichtiger Staatsmänner.

Die Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, dass Hu Jintao, der Präsident der Volksrepublik China, eines Landes, das in den letzten Jahren über ein ausdauerndes zweistelliges Wachstum verweist, gestern warnte, dass „China sich wegen seiner enormen Einwohnerzahl, seiner begrenzten Ressourcen und Umweltproblemen unter einem zunehmenden Druck befindet“. Es handelt sich dabei um das einzige Land, von dem wir wissen, dass es über Devisenreserven in Höhe von fast 2 Billionen Dollar verfügt. Der chinesische Staatschef nennt „eine Reihe von Schritten, die notwendig sind, um die grundlegenden Interessen der Bevölkerung und die Umwelt im Rahmen der Industrialisierungs- und Modernisierungsstrategie Chinas zu schützen“. Zum Abschluss verwies er darauf, dass „sich mit der Ausweitung der Finanzkrise die weltweite Nachfrage nach Produkten deutlich verringert hat“.

Nach diesen Worten des Präsidenten des meistbevölkerten Landes der Welt ist es nicht notwendig, noch weitere Argumente über die Tiefe der gegenwärtigen Krise hinzuzufügen.


Fidel Castro Ruz

30. November 2008
18.15 Uhr

Freitag, 28. November 2008

Dimitri A. Medwedew

Reflexionen des Genossen Fidel: Dimitri A. Medwedew

In den letzten Wochen hatte ich ihn bei vielen Gelegenheiten als Präsidenten der Russischen Föderation nach der Zuspitzung der Finanzkrise, die die Welt geißelt, beobachtet. Die Russische Föderation ist trotz des Zerfalls der UdSSR einer der mächtigsten Staaten der internationalen Gemeinschaft.

Die Reden des russischen Präsidenten sind durch die Exaktheit, die Klarheit und die Kürze seiner Worte gekennzeichnet. Es gibt kein Thema, dem er ausweicht oder Fragen, die er nicht beantwortet. Er verfügt über umfassende Kenntnisse und überzeugt den Zuhörer. Diejenigen, die anderer Auffassung sind, respektieren ihn zumindest.

Er hat den Wunsch geäußert, während seines Besuches mit mir zu sprechen. Es war für mich eine Ehre, und ich war mir sicher, dass es ein angenehmes Treffen sein wird.

In den letzten Monaten sind erstaunliche Veränderungen vor sich gegangen und neue Situationen entstanden. Die Yankees haben illegale Aktionen gegen Südossetien und Abchasien unternommen, zwei Länder, die mit Georgien nichts zu tun haben, das von den Vereinigten Staaten bis an die Zähne bewaffnet wurde. Sie haben die Männer ermutigt und trainiert; sowie die Waffen zum Angriff auf die russischen Streitkräfte geliefert, die dort rechtens vor Ort waren, um weiteres Blutvergießen zu verhindern. Dieses Problem wird auch von der internationalen Gemeinschaft so gesehen und harrt noch einer Lösung. Aus dem abenteuerlichen Krieg im Irak haben sich zweitausend georgische Söldner, die im Dienste des infamen Eroberungskriegs der Yankee auf Ölsuche waren, zur Verstärkung der Aggressoren in Bewegung gesetzt.

Aus der ruhigen aber festen Stimme Medwedews, vor kurzem als Präsident der Russischen Föderation gewählt, war Stärke zu fühlen

Eine weitere wichtige Veränderung war die Wahl des neuen US-Präsidenten, Barack Obama, von schwarzer Hautfarbe, des im Irak von Bush durchgeführten Gemetzels überdrüssig, und vor allem entrüstet über die umherirrende Art und Weise, mit der Bush sich der Finanzkrise gestellt und diese noch verschärft hat, die immer schwerer und potenziell gefährlicher für die Wirtschaft des Landes und der Welt wird.

Die Ereignisse fanden gleichzeitig mit den allgemeinen Wahlen in Paraguay und der Volksabstimmung in Ecuador statt, beide von großer Bedeutung; sowie mit den regionalen Wahlen in Nicaragua und insbesondere in Venezuela. All dies kann man als eine zunehmende Unehrerbietigkeit gegenüber der strangulierenden Vorherrschaft des Imperiums sehen. Parallel zu diesen Ereignissen fanden in Washington und Lima die Treffen der Mitglieder der G-20 und G-21 statt. Die Präsidenten von Russland und China, zwei unumgehbare Bastionen des Weltszenariums, nahmen an beiden Sitzungen neben den Staatsmännern aus Dutzenden von Staaten aus fünf Kontinenten teil, und haben mit vielen von ihnen gesprochen.

Medwedew ist nach seinem Besuch in Brasilien und Peru nach Venezuela weitergereist und nahm dort am Treffen der ALBA in Caracas teil, wo er sich mit deren hochrangigen Vertretern traf, zur Zufriedenheit aller Beteiligten.

Gleichzeitig ist eine Abteilung der russischen Flotte in diesem Bruderland angekommen. Es ist also leicht zu verstehen, welche Bedeutung der Teilnahme des hohen Gastes an diesen Ereignissen beigemessen wird, mit dem ich mich am heutigen Freitagvormittag getroffen habe.

Für mich war sehr wichtig, seine Meinung über die genannten Ereignisse zu hören.

Diesmal hat das Treffen nur eine Stunde und 15 Minuten gedauert. Er kam in Begleitung von Ricardo Cabrisas, Vize-Präsident der kubanischen Regierung, zuständig für die Verhandlungen Kubas mit Russland, China und Venezuela, die drei wichtigsten Länder unseres gegenwärtigen Handelsaustauschs, den das mächtige Imperium nicht blockieren konnte.

Ich habe mit ihm über alle wichtigen Themen gesprochen, auch über unsere Haltung gegenüber den Vereinigten Staaten, wo es für eine Politik von Zuckerbrot und Peitsche keinen Platz gibt und wir auch nicht auf die Rückgabe des in unserem Land gewaltsam besetzten Gebietes in Guantánamo bis zum letzten Quadratmeter verzichten werden.

Ich wiederholte ihm unsere geduldige und friedliche Politik, aber ohne unsere Verteidigungsfähigkeit gegenüber einem möglichen Aggressor außer Acht zu lassen. Kein Land könnte diese Politik besser verstehen als Russland, das ständig der Bedrohung eben dieses Friedensgegners ausgesetzt ist.

So wichtig oder noch wichtiger war die Äußerung unserer Ideen über die gegenwärtigen ernsten Probleme in entscheidenden Bereichen, denen die Völker heutzutage auf ihrer Suchen nach einer multipolaren Welt gegenüberstehen und die die nachhaltige und friedliche Entwicklung gewährleistet.

Der Terminkalender scheint voll zu sein, aber dennoch haben wir beide über diese Themen gesprochen, ein gutes Zeichen dafür, dass trotz aller Schwierigkeiten die Probleme der Welt immer noch diskutierbar sind und noch nicht völlig aus dem Ruder laufen.

Für mich war das Treffen sehr motivierend. Es hat bei mir ein gutes Gefühl von den intellektuellen Fähigkeiten Medwedews hinterlassen, was meinen bisherigen Eindruck von ihm bestätigt hat. Er ist der jüngste aller bedeutenden Staatschefs der Welt, und sein Land ist außerdem territorial das größte.

Mit welch innerer Bewegung haben wir immer die russische Hymne gehört, unter deren Noten das heroische Volk Russlands das Blut von Millionen von Frauen und Männern vergossen hat, ohne deren Opfer der Sieg über den Nazifaschismus nicht möglich gewesen wäre!


Fidel Castro Ruz

28. November 2008
19.23 Uhr

Montag, 24. November 2008

Totale Transparenz

Reflexionen des Genossen Fidel: Totale Transparenz

Wer stellt das in Frage? Beobachter aus aller Welt und jeglicher Herkunft waren bei den Wahlen am 23. November in Venezuela zugegen. Ihre Berichte haben sie völlig frei übermittelt. Die Oligarchie schrie mit großem Getöse die plumpe Verleumdung in die Welt hinaus, dass mit der Verlängerung der Endauszählung der Stimmen zu dem Zweck, für die Bürger die Möglichkeit der Wahlausübung zu gewährleisten, ein Wahlbetrug beabsichtigt wurde, obwohl der Landeswahlrat das bereits zuvor beschlossen und angekündigt hatte.

Wenn die Vereinigten Staaten diese Maßnahme zur Ermöglichung der indirekten Wahl des Präsidenten ihres Landes treffen würden, das als Beispiel der venezolanischen Oligarchien dient, wäre das vollkommen richtig, doch nicht in Venezuela, nicht nur, weil es sich nicht um die Wahl des Präsidenten handelt, die genauso wie die der weiteren Ämter der Exekutive direkt ist.

Die schändliche Unterwerfung unter das Regime des Imperiums, die Devisenflucht von jährlich unzähligen Milliarden Dollar, die Erhaltung der Armuts-, Analphabeten- und Arbeitslosenrate von über 20 Prozent, nur das gilt als anständig und ehrlich für sie.

Ich würde nicht wagen, irgendeine Meinung über ein anderes Land dieser Hemisphäre abzugeben, wenn ich nicht wüsste, dass wir Brüder sind und dass Martí, der für Kuba und für Unser Amerika kämpfte und starb, vor der Statue des Freiheitskämpfers Simón Bolivar einmal sagte: „Venezuela, sagen Sie mir, womit kann ich Ihnen dienen: Sie haben in mir einen Sohn.“

In diesem Bruderland arbeiten vierzigtausend hoch qualifizierte Landsleute, die bereit sind, für das Volk Bolivars ihr Leben zu opfern, und die mit ihm zusammen das gleiche Risiko eines möglichen imperialistischen Prankenhiebes eingehen.

Ich bin kein Fremdling, wenn ich meine Meinung im Land der ALBA äußere.

Venezuela kann zu einem Beispiel sozialistischer Entwicklung werden, ausgehend von den Ressourcen, die die transnationalen Unternehmen aus der reichen Natur und dem Schweiße der Arbeiter und Intellektuellen heraus gezogen haben. Keine ausländische Macht wird ihre Zukunft bestimmen. Das Volk ist Herr seines Schicksals und schreitet weiter voran, um das höchste Bildungs-, Erziehungs- und Gesundheitsniveaus zu erreichen und Arbeitsplätze für alle zu schaffen. Es ist ein Beispiel, dem auch andere Bruderländer dieser Hemisphäre folgen können, ohne vor jemandem auf den Knien zu liegen. Es mag nicht im Schlepptau eines Imperiums marschieren, das es ausplündert. Mit Recht und Würde fordert Venezuela von der Vollversammlung der Vereinten Nationen, dass sie eine neue internationale Finanzstruktur gestaltet. Kuba unterstützt sie bei diesem Streben.

Wenn man sich die internationalen Nachrichten anschaut, scheint es, als ob die Auflösung der UdSSR erst gestern geschehen wäre. Heute, Montag, wie Stella Calloni sagen würde, entfesselte sich der Apparat des Medienterrors. Hinter dem Dunstschleier wird aber trotzdem die Wahrheit wieder ans Licht kommen.

Die gestrigen Wahlen wurden in vielen Aspekten zu einem messbaren qualitativen Fortschritt für den bolivarianischen revolutionären Prozess; und nicht etwa wie es der Apparat der massiven Desinformation ausdrückt: „Castro meint, dass die Revolution in Venezuela trotz der Wahlen weiter vorwärts gehen wird.“ Nein! Gerade anhand der Analyse der grundlegenden Daten aus den Bulletins des Nationalen Wahlrates sehe ich ganz klar den großen Sieg, der errungen wurde.

Es gab präzise Daten: zweifelsfreier Sieg der Gouverneurskandidaten in 17 der 22 Staaten, die alle der Vereinten Sozialistischen Partei Venezuelas (PSUV) angehören; eine höhere Wahlbeteiligung als je zuvor, 1,5 Millionen mehr Stimmen als die Kandidaten der Opposition erhalten haben, die für dieses Amt kandidierten; 264 von 328 Bürgermeisterämtern, die zur Wahl anstanden. Es gibt keine Oppositionspartei; es gibt eine Menge von Oppositionellen mit einem halben Dutzend Parteien, und es gab eine totale Transparenz. Deshalb sagte und betone ich immer wieder, dass die Flamme der Revolution in Venezuela sehr schwer auszulöschen sein wird.


Fidel Castro Ruz

24. November 2008
18:35 Uhr

Sonntag, 23. November 2008

Die G-20, die G-21 und die G-192

Reflexionen des Genossen Fidel: Die G-20, die G-21 und die G-192

Als ob es nicht genügend Gründe gäbe, um verrückt zu werden; aufgrund der Krise vervielfacht sich die schnelle Zunahme von Akronymen in einer solchen Weise, dass sie niemand verstehen kann. Das von der G-20, einer ausgewählten Gruppe, die in Washington versuchte, alle zu vertreten, war das Erste. Das Zweite war die genauso ausgewählte Gruppe der APEC, die sich in Lima versammelte. Das reichste Land der Welt, die Vereinigten Staaten, Nummer eins mit einem Bruttoinlandsprodukt von 45 000 Dollar pro Kopf im Jahr, und das Land, das ungefähr auf der Nummer 100 landet, die Volksrepublik China, die mit 2 483 der größte Investor in Schuldverschreibungen des Schatzamtes jenes ersten Landes ist, waren dort anwesend.

Als G-192 bezeichnet der Präsident der Dominikanischen Republik, der zu keiner von beiden gehört, eine solche Gruppe auf die Anzahl der Mitglieder der UNO anspielend, die in einer Wirtschaftskonferenz, wo der Wirtschaftsnobelpreisträgers Joseph Stiglitz teil nahm, anwesend waren.

George Soros, größer Magnat ungarischer Herkunft und steinreicher US-amerikanischer Bürger, hörte unter anderen wichtigen Persönlichkeiten zu.

Es ist eine Aufgabe für Schachspieler, die Argumente so verschiedener nationaler und unternehmensbezogener Interessen der G-20 und G-21 zu ergründen.

Die Wirklichkeit ist, dass wenn ein Land der Dritten Welt Freihandelsabkommen mit acht oder zehn entwickelten oder Schwellenländern gleichzeitig unterschreibt, unter denen sich einige traditionelle Produzenten reichlich vorhandener und attraktiver Waren mit niedrigen Herstellungskosten oder hoch entwickelter Industrieprodukte befinden, wie es im Fall von den Vereinigten Staaten, Kanada, Japan, Südkorea, usw. ist, dann muss die aufkommende Industrie eines Entwicklungslandes mit den hoch entwickelten Industrieprodukten der entwickeltsten Länder oder mit den Produkten aus den fleißigen Händen ihrer mächtigen Partnern konkurrieren, und einer von diesen Partnern geht mit den Weltfinanzen um, wie er Lust hat. Die Entwicklungsländer würden nur die Rolle von Produzenten billiger Rohstoffe spielen, die große Investitionen benötigen, und allenfalls ausländisches Eigentum mit voller Garantie gegen Anwandlungen von Verstaatlichungen sein werden. Ihnen blieb nur übrig, die Hände auszustrecken, um auf die barmherzige Entwicklungshilfe zu warten, sowie eine ewige Auslandsschuld mit dem Schweiße ihrer Kinder zu bezahlen. Ist es nicht dasselbe, was bis heutzutage geschehen ist?

Deshalb zögere ich nicht, die Haltung von Chávez zu unterstützen, wenn er sagt, dass er mit dem Lima-Rezept nicht einverstanden ist. Gründe gibt es mehr als genug. Beobachten wir die Entwicklung der Ereignisse, verlangen wir Rechte ohne niederzuknien.


Fidel Castro Ruz

23. November 2008
19.30 Uhr

Stella Calloni

Reflexionen des Genossen Fidel: Stella Calloni

Ihr Buch „Operation Condor” klagt eine Reihe von grausamen Verbrechen an, die vor kurzer Zeit von den USA gegen Völker Lateinamerikas verübt wurden, und stellt einen klassischen Text dar, um zu verstehen, was Yankee-Imperialismus bedeutet. Es ist die sachlichste und eine bis in Details begründete Anklage, die ich bis jetzt gelesen habe; in Stil und Redegewandtheit unübertreffbar. Es beeindruckt die Aufzählung von herausragenden Persönlichkeiten, Militärs und Zivilisten, die im In- oder Ausland niederträchtig ermordet wurde; darunter Männer der Kirche wie der Erzbischof aus El Salvador, Oscar Arnulfo Romero; die chilenischen Generäle Schneider und Prats bzw. Präsidenten anderer Länder. Die Verschwörung in Chile führte am Ende zum Tod von Salvador Allende und zur Errichtung einer faschistischen Regierung. Es gab US-Präsidenten, die direkt darin verwickelt waren, so zum Beispiel, Nixon, Reagan und Bush Senior. In unserem Land ist Stella durch dieses Buch bekannt.

Was mich vor einigen Tagen erneut auf die argentinische Schriftstellerin aufmerksam machte, war ihr Vortrag auf der internationalen Konferenz „Revolution und Intervention in Lateinamerika“, die in Caracas stattfand. Sie schickte uns eine Kopie davon.

Sie spricht über die stille Invasion an allen Fronten: Die Waffen der Desinformation, die Neokolonialisierung in Lateinamerika, “der Hinterhof” als „strategische Reserve“ des Imperiums, der operative Gegenaufstand, die “weichen” Schläge, Informationsverseuchung, Linksgruppierungen zusammen mit Sektoren der extremen Rechten agierend, die den Staatsstreich wollen; der mächtige Feind, der absichtlich die Seele der Völker, ihre Kultur und Identität angreift; koloniale Vorhut und verspäteter Kolonialismus.

Die Autorin erinnert uns daran, dass der brutalen Invasion in Panama vom 20. Dezember 1989 eine Kampagne falscher Informationen vorausging, wodurch es in diesem Fall gelang, in fortschrittliche und linke Sektoren einzudringen; manipulierte Informationen über die Gründe, mit denen die USA die Invasion des kleinen Landes mit knapp 2 Millionen Einwohnern zu begründen suchte –das Land ist durch eine koloniale Enklave geteilt, die von der vorherrschenden Macht seit Anfang des vorigen Jahrhunderts aufrecht erhalten wurde– eine unglaubliche und rohe Invasion. Noch heute ist es schwer zu verstehen, wie Lateinamerika dadurch gelähmt wurde. Bis in die Gegenwart - vermittelt sie uns - wird ignoriert, dass Tausende von Menschen ums Leben gekommen sind. „Panama war das Guernica Amerikas“.

Des Weiteren fügt sie hinzu, dass die Vereinten Nationen „bei allen solchen Konflikten nur auf dem Papier eine Rolle gespielt haben”.

Al Qaeda, die aus den eigenen Eingeweiden des Imperiums hervorgegangen ist, ist ein typisches Beispiel eines Feindes, der von der vorherrschenden Macht beliebig platziert wird, wo sie ihn gerade braucht, um ihre Aktionen zu rechtfertigen. Genauso hat sie in ihrer ganzen Geschichte Feinde und Terroranschläge fabriziert, um ihre Herrschaftspläne zu begünstigen.

Der Vorwand der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten zur Rechtfertigung ihrer verbrecherischen Aktionen wurde schon lange vor den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 und dem folgenden Einsturz der Twin Towers ersonnen.

In diesem Stile führt die Autorin weiter unumstößliche Argumente und Beweise auf knapp 20 Seiten eng zusammengefasst an. Sie bringt den revolutionären Prozessen aufrichtige Bewunderung entgegen, die in Kuba und Venezuela stattfinden, sowie für den mutigen Kampf beider Länder so nahe an der neokolonialen Metropole.

Um den Sinn dieses Kampfes zu verstehen, möge es genügen, einige der von Präsident George W. Bush ausgesprochenen Sätze in Erinnerung zu bringen, dem nur noch 58 Tage als Chef des Imperiums bis zur Vollendung seines Mandats bleiben.

Inmitten der Krise, die die Welt geißelt, hat er auf dem in Lima stattgefundenen APEC-Gipfel erklärt:

„Für mehr als ein Jahrzehnt hat der freie Markt bewiesen, ein effizienter Weg zu sein.

Das wirtschaftliche Wachstum in der Region könnte unbegrenzt sein, soweit es sich um die freien Länder handelt. Jedes Land, das ehrlich zu seinem Volk sei, kann sich auf die Unterstützung der Vereinigten Staaten verlassen.

Unsere Partner können sicher sein, dass die mitfühlende Agenda der Vereinigten Staaten aufrechterhalten bleibt.

Wir werden die Welt auch weiterhin inspirieren. Gott segne Euch alle.“


Man muss schon ein unheilbarer Zyniker sein, um solche Behauptungen zu vertreten. Während er dies in Lima kundtat, kamen aus den Vereinigten Staaten Nachrichten über die Schwere der Krise und die zunehmende Zahl von Arbeitslosen.

Die Unternehmen der Autoindustrie forderten dringlich einen Teil der 700 Milliarden US-Dollar ein, die bereitgestellt wurden, um der seit Jahrzehnten schwersten Krise zu begegnen. Sie versichern, dass allein der Konkurs eines der Großunternehmen dieses Sektors die Entlassung von zweieinhalb Millionen Arbeitern verursachen würde. Das sind astronomische Summen von Geldern und Betroffenen in einem Land, das danach strebt, den Markt weiterhin zu inspirieren.

Kompliziert sind die Wahlen heute in Venezuela aufgrund der durch den Regen hervorgerufenen Situation, der Anzahl von Wahllokalen, der hohen Anzahl eingetragener Wähler in diesen Lokalen sowie den Einsatz von Medien und reichlich Geld, zur Verfügung gestellt durch die Oligarchie und den Imperialismus, um die Wähler zu verwirren. Aber die bolivarianische Regierung handelt mit Würde. Sie kümmert sich um die durch den starken Regen entstandenen Schäden und kämpft mit der Standhaftigkeit und Entschlossenheit, die die gerechte Sache inspirieren.

Wie das Wahlergebnis für die lokalen oder regionalen Ämter auch ausfallen wird, es wird nicht einfach sein, die einmal entfachte Flamme der Revolution auszulöschen.

Wir glauben eher an die Wahrheiten von Calloni als an die zynischen Lügen von Bush.



Fidel Castro Ruz

23. November 2008
11:36 Uhr

Mittwoch, 19. November 2008

Das Treffen mit Hu Jintao

Reflexionen des Genossen Fidel: Das Treffen mit Hu Jintao

Ich wollte kurz mit ihm sprechen, doch er nötigte mich weiter zu reden; ich stellte einige Fragen, aber hauptsächlich hörte ich ihn zu.

Seine Worte erzählten von den großen Taten des chinesischen Volkes in den letzten zehn Monaten. Große und für die Jahreszeit auβergewöhnliche Schneefälle, ein Erdbeben, das Gebiete dreimal so groß wie Kuba verwüstete, und die schlimmste internationale Wirtschaftskrise seit der Großen Depression der 1930er Jahre haben das gewaltige Land von 1,3 Milliarden Einwohnern heimgesucht.

Mir gingen die enormen Anstrengungen des chinesischen Volkes, seiner Arbeiter, seiner Bauern, seiner Handwerker und Intellektuellen durch den Kopf; der traditionelle Opfergeist und die tausendjährige Kultur dieses Landes. Es sind tausende von Jahren vor der Kolonialepoche, die ihnen vom Westen aufgezwungenen wurde, der auch die gegenwärtigen Mächte der Gruppe der G-7 mit all ihrer Macht und ihren Reichtümern hervorbrachte, die heute die Weltwirtschaft beherrschen

Was für eine kolossale Aufgabe lastet in diesen Zeiten der Globalisierung auf den Schultern dieses Staatsmannes, der es sich nicht nehmen ließ, unsere blockierte, vielen Angriffen ausgesetzte und bedrohte Heimat zu besuchen! Oder zählen wir etwa nicht zu den 60 oder mehr terroristischen Ländern, die präventiv und unerwartet angegriffen werden können! So drückte es zumindest schon vor mehr als sechs Jahren der an Demenz leidende Chef des Imperiums aus, der sich vor fünf Tagen mit der Gruppe der G-20 in Washington traf!

China ist das einzige Land dieser Gruppe, das seine hohe Wachstumsrate durch den Staat regulieren kann, und zwar in dem geplanten Rhythmus von nicht weniger als 8 Prozent im Jahr 2009. Laut Vorschlag des letzten Parteitages soll das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf zwischen 2000 und 2020 vervierfacht werden, gemessen an den konstanten Werten des Jahres 2007, das Jahr, in dem der Parteitag stattfand. Darüber sprach er mit mir im Detail. Frieden vorausgesetzt, würde das Land am Ende dieser Periode pro Jahr das Äquivalent von nicht weniger als 4000 US-Dollar pro Kopf erreichen. Ich denke, man soll und darf auch nicht vergessen, dass China ein Schwellenland ist, dessen Einkommen im Jahr zum Zeitpunkt des Sieges der Revolution, als es weniger Einwohner besaß, unter 400 US-Dollar pro Kopf betrug und Land damals vom Imperialismus gänzlich isoliert wurde. Möge man das mit den 20.000 US-Dollar pro Kopf oder einer noch höheren Summe vergleichen, die heute die kapitalistischen entwickelten Länder wie Japan, die Länder Westeuropas, die Vereinigten Staaten und Kanada genießen. Viele von ihnen übersteigen 40.000 US-Dollar pro Kopf im Jahr, auch wenn die Verteilung in der Gesellschaft ausgesprochen ungleich ist.

China hat der gegenwärtigen Krise etwas entgegen zu setzen und kann weiter voranschreiten, indem es 586 Milliarden seiner Reserven an konvertierbaren Devisen einsetzt, die sich den zwei Billionen US-Dollar annähern, die es auf Kosten harter Arbeit und vieler Opfer akkumuliert hat. Gibt es irgendein anderes Land mit solcher Solidität?

Der Präsident Chinas, Generalsekretär der Partei und Präsident der Militärischen Zentralausschüsse der Partei und des Staates, Hu Jintao, ist ein Staatsmann, der sich seiner Autorität bewusst ist und sie voll zu nutzen weiß.

Die von ihm geführte Delegation unterzeichnete mit Kuba zwölf Abkommen für eine bescheidene wirtschaftliche Entwicklung in einer Region des Erdballs, wo die ganze Insel von Hurrikanen wachsender Stärke heimgesucht werden kann, ein deutlicher Beweis für die Klimaänderung. Das vom Erdbeben betroffene Gebiet Chinas betrug knapp vier Prozent der gesamten Fläche dieses großen multinationalen Staates.

Es gibt Umstände, unter denen die Größe eines unabhängigen Landes, seine geografische Lage und seine Einwohnerzahl eine wichtige Rolle spielen.

Wären die Vereinigten Staaten, die auf der ganzen Welt bereits ausgebildete Intelligenz stehlen, imstande ein Gesetz wie das „Adjustement Act“ auf Chinesen anzuwenden, ähnlich wie sie für Kubaner angewendet haben? Es ist absolut offensichtlich, das das nicht geht. Könnten sie es auf ganz Lateinamerika anwenden? Natürlich auch nicht.

Unterdessen dreht unser wundervolles, kontaminiertes und einzigartiges Raumschiff weiter seine Runden um seine imaginäre Achse, wie es eines der am meisten gesehenen Programme des venezolanischen Fernsehens wiederholt.

Nicht jeden Tag wird einem kleinen Staat das Privileg zuteil, einen Staatsmann mit der Persönlichkeit und dem Ansehen Ho Jintaos zu empfangen. Jetzt wird er nach Lima weiterreisen. Dort wird ein weiteres großes Treffen stattfinden. Bush wird ebenfalls dabei sein, diesmal verbleiben ihm noch sieben Tagen weniger in seinem Amt.

Es wird behauptet, dass in Washington mit nur 20 führenden Staatsmännern aus den teilnehmenden Ländern deren eigene Sicherheitsmaßnahmen und die vom Gastgeber geforderten zur Verhinderung eines jeden Versuches ihrer physischen Vernichtung die Sitten und Gebräuche sowie den Alltag der Stadt verändert hätten.

Wie wird es dann in der großen Stadt Lima sein? Die Stadt würde sicher von den bewaffneten Korps besetzt werden. Sich zu bewegen, wäre eine schwierige Sache, denn dort befinden sich auch die gut trainierten Agenten der supranationalen Organe der Vereinigten Staaten, deren Interessen und Pläne man erst viele Jahre nach dem Ende der Amtszeit des derzeitigen Bosses des Imperiums erfahren wird.

Ich äußerte ihm gegenüber nur sehr kurz gefasst einige Einschätzungen unseres Landes in Bezug auf die Gewohnheiten unseres nördlichen Nachbarn, der uns seine Vorstellungen, seine Interessen und seine Denkweise mittels seiner Flotten voller Nuklearwaffen und Kampfbomber aufzuzwingen beabsichtigt. Ich erläuterte ihm unsere Wertschätzung bezüglich der Solidarität Venezuelas gegenüber Kuba seit den schwierigsten Momenten der Sonderperiode und sprach über den schweren Schlag der Naturkatastrophen; und dass Präsident Chávez, ein großer Bewunderer Chinas, der unerschütterlichste Verteidiger des Sozialismus sei, das einzige System, das geeignet ist, um allen Völker Lateinamerikas Gerechtigkeit zu bringen.

In Beijing genießt der bolivarianische Staatsmann ein gutes Ansehen.

Der Präsident Hu Jintao wiederholte seinen Wunsch, die Beziehungen zu Kuba, einem Land, das er sehr respektiere, weiter zu entwickeln.

Der Gedankenaustausch dauerte eine Stunde und achtunddreißig Minuten. Er war warmherzig, freundschaftlich, bescheiden und versicherte uns seiner Gefühle der Zuneigung. Er schien mir jung, stark und gesund. Wir wünschen unserem bedeutenden und brüderlichen Freund größte Erfolge in seiner Tätigkeit. Danke für seinen anregenden Besuch und für die Ehre, die er mir zuteil werden ließ, sich für eine persönliche Begegnung mit mir interessiert zu haben.


Fidel Castro Ruz

19. November 2008
13.12 Uhr

Sonntag, 16. November 2008

Die Geburt der Berge

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Geburt der Berge

Bush zeigte sich glücklich während des Abendessens am Freitag, mit Lula an seiner rechten Seite. Hu Jintao, den er wegen des riesigen Marktes seines Landes, wegen der Kapazität, Konsumgüter zu niedrigen Preisen zu produzieren und wegen der großen Reserven an Dollars und Gutscheine aus den USA respektiert, saß an seiner linken Seite.

Medvédiev, den er mit der Androhung beleidigt, die Radaranlagen und strategischen Raketen unweit von Moskau zu stationieren, wurde weit weg vom Gastgeber des Weißen Hauses platziert.

Der König von Saudi-Arabien, ein Land, das in unmittelbarer Zukunft 15 Millionen Tonnen Leichtöl zu höchst konkurrenzfähigen Preisen produzieren wird, saß ebenfalls an seiner linken Seite, neben Hu.

Sein treuester europäischer Verbündeter, Gordon Brown, Premierminister von Großbritannien, war auf den Fotos nicht in seiner Nähe zu sehen.

Nicolás Sarkozy, unzufrieden mit der gegenwärtigen Architektur der Finanzordnung, stand mit verbittertem Gesicht weit von ihm entfernt.

Den Präsidenten der spanischen Regierung, José Luis Rodríguez Zapatero, Opfer persönlicher Ressentiments von Bush und Teilnehmer am Washingtoner Treffen, habe ich kaum auf den Fernsehbildern beim Abendessen gesehen.

Auf diese Weise wurden die Teilnehmer am Bankett platziert.

Jeder hätte gedacht, dass am nächsten Tag die tief greifende Debatte über das heikle Thema stattfinden würde.

In den früheren Stunden des Sonnabends berichteten die Agenturen über das im National Building Museum von Washington stattfindende Programm. Jede Sekunde war vorprogrammiert. Es sollten die aktuelle Krise und die zu treffenden Maßnahmen analysiert werden. Angefangen würde um 11:30 Uhr Ortzeit. Zuerst, Fotosession: „Familienfotos”, wie Bush sie nannte; zwanzig Minuten später, das erste Plenum, das in der zweiten Hälfte des Tages fortgesetzt wird. Alles, sogar die noblen Toilettenbesuche, wurden streng programmiert.

Die Reden und Analysen sollten ca. drei Stunden und 30 Minuten dauern. Um 15:25 Uhr Ortzeit das Mittagsessen. Unmittelbar danach, um 17:05 Uhr, die Abschlusserklärung. Eine Stunde später, um 18:05 Uhr, würde Bush sich zurückziehen, um sich zu erholen, zu Abend zu essen und gemütlich in Camp David zu schlafen.

Der Tag verlief für diejenigen, die die Veranstaltung verfolgt haben, gespannt darauf, wie die Probleme des Erdballs und der menschlichen Gattung in einer so kurzen Zeitspanne erörtert werden könnten. Eine Abschlusserklärung war angekündigt.

Tatsache ist, dass die Abschlusserklärung des Gipfels von im Voraus ausgewählten Wirtschaftsberatern verfasst wurde, die der neoliberalen Denkweise ziemlich nahe standen, während Bush in seinen Aussagen vor und nach dem Gipfel mehr Macht und mehr Geld für den Internationalen Währungsfond, die Weltbank und andere weltweite Einrichtungen reklamierte, die unter der strikten Kontrolle der USA und seiner nächsten Verbündeten stehen. Jenes Land hatte beschlossen, 700 Milliarden US-Dollar zur Rettung seiner Banken und transnationalen Unternehmen einzupumpen. Europa hatte eine gleich hohe oder höhere Summe geboten. Japan, seine allerfesteste Stütze in Asien, versprach einen Beitrag von 100 Milliarden US-Dollar. Sie erwarten einen weiteren Beitrag von 100 Milliarden aus den Reserven der Volksrepublik China, die wachsende und günstige kommerzielle Beziehungen zu Lateinamerika entwickelt.

Woher sollen so viele Dollars, Euros und Englische Pfund kommen ohne die künftigen Generationen dabei ernsthaft zu verschulden? Wie kann man das Gebäude der Weltwirtschaft auf Papierscheinen errichten, die unmittelbar als erste in Verkehr gebracht werden, wenn das emittierende Land unter einem riesigen Finanzdefizit leidet? Haben sich die vielen Flugreisen zu einem Punkt des Planeten namens Washington gelohnt, um sich mit einem Präsidenten zu treffen, der nur noch 60 Tage im Amt ist, und ein Dokument zu unterschreiben, das von Vornherein als beschlossene Sache galt, die im Washingtoner Museum nur noch abgesegnet werden sollte? Hatten Funk, Fernsehen und die Presse Recht damit, dieser allzu bekannten imperialistischen Machenschaft keine besondere Aufmerksamkeit auf diesem viel gepriesenen Treffen zu widmen?

Das Unglaubliche ist die Abschlusserklärung selbst, die einstimmig von allen Teilnehmern angenommen wurde. Es ist offensichtlich, dass damit die Forderungen Bushs vor und während des Gipfels eine vollständige Akzeptanz erfuhren. Für einige der Teilnehmerländer gab es keine andere Alternative als zuzustimmen. In ihrem verzweifelten Kampf um die Entwicklung wollten sie sich nicht von den Reichsten und Mächtigsten sowie deren Finanzinstitutionen, die innerhalb der G-20 die Mehrheit bilden, fern halten.

Bush sprach mit echter Euphorie, wobei er demagogische Ausdrücke verwendete und Ausschnitte aus der Abschlusserklärung las:

„Die erste Entscheidung, die ich treffen musste“, sagte er, “war, wer am Treffen teilnimmt. Ich habe mich dafür entschieden, dass wir, die Staaten der Gruppe der 20 und nicht nur der Gruppe der Acht oder Dreizehn dabei sein müssen.“

„Aber, nachdem die Entscheidung getroffen war, die Gruppe der 20 dabei zu haben, blieb die Hauptfrage, mit wie vielen Staaten aus sechs verschiedenen Kontinenten, die verschiedene Etappen der wirtschaftlichen Entwicklung repräsentieren, ist es möglich, wesentliche Vereinbarungen zu erzielen? Und es mir eine Freude darüber zu informieren, dass die Antwort auf diese Frage das Ergebnis ist, das wir erreicht haben.“

„Die USA haben außerordentliche Maßnahmen getroffen. Sie, die Sie meine Karriere verfolgt habt, wissen, dass ich ein Anhänger des freien Marktes bin, und wenn man keine entscheidenden Maßnahmen trifft, die Gefahr besteht, dass unser Land in eine Depression gerät, schlimmer als die Große Depression.”

„Vor kurzem haben wir mit einem Fond von 700 Milliarden Dollar angefangen zu arbeiten, der bereits Geld für die Banken freizugeben beginnt.”

„Auf diese Weise können wir die Notwendigkeit verstehen, Wirtschaftspolitik zugunsten des Wachstums zu fördern.”

“Transparenz ist von großer Bedeutung, damit die Investoren und Regulierer genau wissen, was gerade passiert.”


Der restliche Teil der Ansprache von Bush verlief auf ähnliche Art und Weise.

Die Abschlusserklärung des Gipfels, die aufgrund ihres Umfangs einer halben Stunde bedurfte, um öffentlich vorgelesen zu werden, charakterisiert sich selbst durch einige ausgewählte Ausschnitte:

“Wir, die Führungskräfte der Gruppe der 20, haben am 15. November aufgrund der ernsthaften Herausforderungen für die Wirtschaft und die Finanzmärkte der Welt eine erste Tagung in Washington abgehalten …”

“…wir müssen die Grundlagen für eine Reform schaffen, die uns in die Lage versetzt, dass eine solche globale Krise sich nicht wiederholt. Unsere Arbeit muss sich von den Prinzipien des Marktes, den Mechanismen des freien Handels und der freien Investitionen leiten lassen…”

“…die Händler am Markt haben ohne eine angemessene Bewertung der Risiken nach höheren Renditen gesucht und scheiterten …”

“Die Behörden, Regulierer und Prüfer einiger entwickelter Länder haben die Risiken, die auf den Finanzmärkten entstanden, weder berücksichtigt noch davor gewarnt, …”

“…die ungenügend und unhaltbar koordinierten makroökonomischen politischen Maßnahmen und die unangemessenen Strukturreformen haben zu einem unhaltbaren makroökonomischen globalen Ergebnis geführt.”

„Viele Schwellenländer, die dazu beigetragen haben, die Weltwirtschaft aufrechtzuerhalten, leiden jedes Mal mehr unter der Wirkung solcher weltweiter Bremsung.”

„Wir bekräftigen die bedeutende Rolle des internationalen Währungsfonds bei der Antwort auf die Krise und begrüßen den neuen kurzfristigen Liquiditätsmechanismus und fordern die ständige Revision der Instrumentarien, um die Flexibilität abzusichern.

„Wir werden die Weltbank und andere multilaterale Entwicklungsbanken anregen, ihre volle Kapazität bei der Unterstützung ihrer Hilfsagenda einzusetzen …”

„Wir werden uns vergewissern, dass der Internationale Währungsfond, die Weltbank und die anderen multilateralen Entwicklungsbanken über ausreichende Ressourcen verfügen, um ihrer Rolle bei der Lösung der Krise gerecht werden zu können.”

„Wir werden eine starke Überwachung der Kreditinstitutionen ausüben und einen internationalen Verhaltenscode ausarbeiten.”

„Wir verpflichten uns, die Integrität der Finanzmärkte der Welt zu schützen, indem Investoren und Verbraucher stärker geschützt werden.”

„Wir sind verpflichtet, in der Reformierung der Einrichtungen von Bretton Woods so voranzuschreiten, dass sie die Änderungen in der Weltwirtschaft widerspiegeln können, um ihre Legitimität und Wirksamkeit zu erhöhen.”

„Wir treffen uns erneut am 30. April 2009, um die Ingangsetzung der heute beschlossenen Prinzipien und Entscheidungen zu überprüfen.”

„Wir erkennen an, dass diese Reformen nur dann Erfolg haben werden, wenn sie auf einem Kompromiss mit den Prinzipien des freien Marktes beruhen, einschließlich des Legalitätsprinzips, des Respekts des Privateigentums, der Investition und des freien Handels, konkurrenzfähiger und effizienter Märkte sowie sinnvoll geregelter Finanzsysteme.”

„Wir werden davon absehen, für Investitionen und den Handel mit Gütern und Dienstleistungen Beschränkungen aufzuerlegen.”

„Wir sind uns der Folgen der gegenwärtigen Krise in den Entwicklungsländern, besonders in den anfälligsten, bewusst.“

„Während wir voranschreiten, sind wir dessen sicher, dass wir mittels der Zusammenarbeit, Kooperation und des Multilateralismus die vor uns stehenden Herausforderungen überwinden und die Stabilität und die Prosperität der Weltwirtschaft wieder herstellen werden.”


Eine technokratische Sprache, den Massen unverständlich.

Eine Huldigung an das Imperium, ohne jede Kritik an dessen missbräuchlichen Methoden.

Lobgesänge auf den Internationalen Währungsfond, die Weltbank und die multilateralen Kreditinstitutionen, welche die Schulden, die fabulösen Ausgaben für die Bürokratie und die Investitionen hervorbrachten, die auf die Belieferung der großen Transnationalen mit Rohstoffen ausgerichtet sind, die darüber hinaus für die Krise verantwortlich sind.

In diesem Stile geht es bis zum letzten Absatz. Die Abschlusserklärung ist langweilig, von Allgemeinplätzen geprägt. Sie sagt absolut nichts. Sie wurde von Bush, dem Meister des Neoliberalismus unterzeichnet, der für Massen- und Völkermorde verantwortlich ist und das ganze Geld in seine blutigen Abenteuern investiert hat, Geld, das für die Änderung des wirtschaftlichen Antlitzes der Welt ausgereicht hätte.

In diesem Dokument wird weder ein Wort über die von den USA verteidigte absurde Politik zur Umwandlung von Nahrungsgütern in Kraftstoffe, über den ungleichen Austausch, dessen Opfer wir Völker der Dritten Welt sind, über die zwecklose Aufrüstung, über die Produktion und den Handel mit Waffen, den Abbau des ökologischen Gleichgewichtes noch über die ernsthafte Bedrohung des Friedens gesagt, die die Welt an den Abgrund der Vernichtung stellt.

Nur ein im ganzen Dokument verlorener winziger Satz bezieht sich auf die Notwendigkeit, „dem Klimawandel zu trotzen”, vier Wörter.

Aus der Erklärung geht hervor, dass sich die Teilnehmerländer des Gipfels in Großbritannien, Japan oder einem andere Land, das die erforderlichen Voraussetzungen bietet, -niemand weiß welches - im April 2009 wieder treffen, um die Lage der Weltfinanzen zu überprüfen, in der Hoffnung, dass die zyklischen Krisen mit ihren dramatischen Folgen sich nie wiederholen.

Jetzt gebührt es den Theoretikern der Linken und der Rechten kaltblütig oder hitzig über das Dokument zu debattieren.

Meiner Ansicht nach wurde an den Privilegien des Imperiums nicht mal mit der Zartheit eines Blütenblattes gerührt. Wenn man über die erforderliche Geduld verfügt, die Erklärung vom Anfang bis zum Ende zu lesen, wird man ersehen, dass es sich lediglich um die bedächtige Anrufung der Ethik des technologisch und militärisch mächtigsten Landes des Planeten in der Zeit der wirtschaftlichen Globalisierung handelt, als ob jemand den Wolf anflehen würde, das Rotkäppchen nicht aufzufressen.


Fidel Castro Ruz

16. November 2008
16:12 Uhr

Freitag, 14. November 2008

Das Treffen in Washington

Reflexionen des Genossen Fidel: Das Treffen in Washington

Einige Regierungen, die uns ihren Erklärungen zufolge unterstützen, erwähnen immer in ihren Argumenten, dass sie das nur tun, um den Übergang in Kuba zu ermöglichen. Übergang, wohin? Zum Kapitalismus, dem einzigen System, an das sie fest glauben? Mit keinem einzigen Wort bringen sie zum Ausdruck, dass sie den Verdienst eines Volkes anerkennen, das, fast ein halbes Jahrhundert wirtschaftlichen Sanktionen und Aggressionen ausgesetzt, eine revolutionäre Sache verteidigt hat, die ihm samt seiner Moral und seinem Patriotismus die Kraft zum Durchhalten gegeben hat.

Und sie vergessen, dass man Kuba den Kapitalismus nicht erneut am anderen Ufer anbieten kann, nachdem es so viele Menschenleben und Opfer gekostet hat, um seine Souveränität und Gerechtigkeit zu verteidigen.

Sie zwinkern den USA mit den Augen zu, weil sie davon träumen, dass sie ihnen dabei helfen werden, ihre eigenen ökonomischen Probleme zu lösen, indem sie ihren strauchelnden Wirtschaften große Summen Papiergeld injizieren, die den ungleichen und ungerechten Austausch mit den Schwellenländer aufrechterhalten.

Nur so können die Gewinne in Millionenhöhe an Wall Street und US-Banken gesichert werden. Die nicht erneuerbaren natürlichen Ressourcen des Planeten und die Ökologie werden nicht einmal erwähnt. Keiner stellt die Forderung nach einem Stopp des Rüstungswettlaufs und nach dem Verbot eines möglichen und wahrscheinlichen Einsatzes von Massenvernichtungswaffen.

Keiner der Teilnehmer an diesem übereilt vom jetzigen US-Präsident einberufenen Treffen hat ein Wort über die Abwesenheit von mehr als 150 Staaten verloren, die gleiche oder noch größere Probleme haben und über kein Recht verfügen, etwas über die internationale Finanzordnung zu sagen. Miguel D’Escoto, der Präsident pro tempore der UN-Generalversammlung, hat das vorgeschlagen und dazu gehört die Mehrheit der Länder Lateinamerikas, der Karibik, Afrikas, Asiens und Ozeaniens.

Morgen beginnt in Washington das Treffen der G-20. Bush ist sehr zufrieden und sagt, dass er als Folge dieses Treffens eine neue Weltfinanzordnung erwartet und, dass die von Bretton Woods eingerichteten Institutionen durchsichtiger, verantwortlicher und effektiver sein müssen. Das wäre das einzige, was er erlauben würde. Um den Wohlstand Kubas in der Vergangenheit zur Sprache bringen, sagte er, dass es einmal voller Zuckerrohrfelder war. Aber er hat nicht erwähnt, dass das Rohr von Hand geschnitten wurde und, dass das Imperium uns ein halbes Jahrhundert lang die vereinbarte Quote streitig machte, als man in unserem Land noch nicht von Sozialismus sprach, aber bereits von „Vaterland oder Tod“!

Viele glauben, dass mit einem einfachen Machtwechsel in der Chefetage des Imperiums dieses Land toleranter und weniger kriegerisch sein wird. Die Geringschätzung seines jetzigen Präsidenten führt zu Illusionen über einen möglichen Systemwechsel.

Man weiß noch nichts über die innerste Denkweise des Mannes, der zu diesem Thema das Steuer in die Hand nehmen wird. Es wäre schon sehr naiv zu glauben, dass die guten Absichten eines intelligenten Menschen ändern könnten, was jahrhundertlange Interessen und Egoismus geschaffen haben. Die Geschichte der Menschheit zeigt etwas anders.

Lassen Sie uns aufmerksam zuhören, was ein jeder bei diesem wichtigen Finanztreffen sagen wird. Es wird Nachrichten hageln. Wir alle werden ein bisschen besser informiert sein.


Fidel Castro Ruz

14. November 2008
17.35 Uhr

Freitag, 7. November 2008

Der dritte Hurrikan

Reflexionen des Genossen Fidel: Der dritte Hurrikan

Er kann sich abschwächen, aber es hat bereits fast im ganzen Land zu regnen begonnen. Der Regen fällt auf die landwirtschaftlichen Gebiete, die aufgrund der jüngsten Niederschläge gesättigt sind; und die Stauseen mit ihrem hohen Wasserspiegel infolge der Hurrikane Gustav und Ike werden das Wasser in die Täler und auf die angebauten Felder abgeben, so wie es Ende August und Anfang September passierte. Diesmal hat man diesem Hurrikan den heuchlerischen Namen Paloma (Taube) gegeben.

Es werden viele Feldkulturen, deren Erträgen bald zu erwarten waren, unzählige menschliche Arbeitstunden, Kraftstoff, Samen, Düngemittel, Unkrautvertilgungsmittel und Ergebnisse der genutzten Arbeitsmittel zur vordringlichen Produktion von Nahrungsmitteln noch einmal verloren gehen.

In vielen Orten, wo die Familien Baumaterialien für die Wohnungen erwartet und bekommen haben und mit Hochachtung die Arbeit derjenigen begrüßt haben, die den für viele Dienstleistungen so nötigen Strom wiederherstellten, werden zum Teil noch einmal das Gleiche erleben.

Es wiederholt sich die Zerstörung von Straßen, Landstraßen und anderer Bauten in einigen Provinzen des Landes.

Der letzte Wetterbericht des Nationalen Prognosenzentrums des Meteorologischen Instituts hat den unbeirrbaren Verlauf dieses neuen Hurrikans bestätigt. Trotz alledem dürfen wir wegen dieses Schicksalsschlages den Mut nicht verlieren. Paloma hat nicht den kolossalen Durchmesser von Gustav.

Jedes Ereignis dieser Art muss uns dazu dienen, unser Volk neben vielen anderen Problemen der Menschheit auf die Folgen der Klimaänderung und des ökologischen Ungleichgewichts vorzubereiten.

Die ersten Berechnungen der ökonomischen Schäden nach den zwei vergangenen Hurrikanen blieben hinter den tatsächlichen Schäden zurück. Die Schadensermittlung stieg auf über acht Milliarden im Vergleich zu den anfangs genannten fünf 5 Milliarden. Jetzt werden zusätzliche Schäden hinzukommen.

Die Führungskräfte, die sich entschlossen und unermüdlich den Problemen stellen, können mit noch mehr Nachdruck von ihren Landsleuten verlangen, sich der produktiven Arbeit und Dienstleistung als der richtigen Antwort auf die widrigen Umstände zu verschreiben.

Auch in diesem Falle wäre von uns ein würdiges Verhalten notwendig, falls der Chef des Imperiums, welcher der Hauptbetreiber der völkermörderischen Blockade gegen unser Land ist, erneut seine barmherzige Hilfe anbieten sollte. Sicher wird man sie ablehnen. Was unser Volk fordert, ist das Ende der Blockade, und jetzt mehr als je zuvor, wie es der einmütigen Aufruf der internationalen Gemeinschaft zum Ausdruck brachte, inmitten der Finanzkrise, die alle Länder der Welt, der entwickelten oder der auf dem Wege der Entwicklung befindlichen betrifft.

Es gibt noch Leute, die davon träumen, Kuba unter Nutzung der verbrecherischen Blockade als Werkzeug der Außenpolitik der Vereinigten Staaten gegen unser Vaterland auf die Knie zu zwingen. Wenn die USA noch einmal denselben Fehler begehen, könnte ein weiteres halbes Jahrhundert dieser vergeblichen Politik gegenüber Kuba vergehen, vorausgesetzt, dass das Imperium in der Lage wäre, sich so lange zu halten.



Fidel Castro Ruz

7. November 2008
20.24 Uhr

Montag, 3. November 2008

Die Wahlen vom 4. November

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Wahlen vom 4. November

Der morgige Tag wird ein Tag von großer Bedeutung werden. Die Weltöffentlichkeit wird aufmerksam den Verlauf der Wahlen in den Vereinigten Staaten verfolgen. Es geht um die mächtigste Nation der Welt. Mit weniger als fünf Prozent der Weltbevölkerung verbraucht dieses Land jährlich riesige Mengen Erdöl und Erdgas, Mineralien, Rohstoffe, Konsumgüter und Importprodukte hoch entwickelter Technologie; viele davon, insbesondere die aus Bergwerken gewonnenen Kraftstoffe und Produkte, sind nicht erneuerbar.

Dieses Land ist der größte Waffenhersteller und -exporteur. Die Rüstungsindustrie rechnet darüber hinaus mit einem unersättlichen Markt im eigenen Land. Seine Luftwaffe und seine Kriegsmarine konzentrieren sich in Dutzenden von Militärstützpunkten in anderen Ländern. Die strategischen Raketen der USA mit nuklearen Sprengköpfen können mit aller Präzision jeden beliebigen Punkt der Welt treffen.

Viele der besten Intelligenzen des Planeten werden aus ihren Heimatländern gestohlen und dem System zur Verfügung gestellt. Es ist ein parasitäres und ausplünderndes Imperium.

Wie bekannt ist, ist die durch den Sklavenhandel jahrhundertelang in das Gebiet der Vereinigten Staaten gebrachte schwarze Bevölkerung das Opfer schwerer rassischer Diskriminierung.

Obama, der demokratische Kandidat, ist teilweise schwarzer Herkunft und in ihm dominieren die dunkle Farbe und andere physische Merkmale dieser Rasse. Er konnte in einer Hochschule studieren, die er mit brillanten Noten abschloss. Er ist zweifellos intelligenter, kultivierter und gelassener als sein republikanischer Gegner.

Ich analysiere die morgigen Wahlen, während die Welt unter einer schweren Finanzkrise leidet, der schlimmsten seit den 30er Jahren, einer von zahlreichen weiteren, die im Verlauf von mehr als einem Dreiviertel-Jahrhundert die Wirtschaft zahlreicher Länder ernsthaft beeinträchtigt haben.

Die internationalen Presseorgane, die politischen Beobachter und Kommentatoren widmen diesem Thema einen Teil der Zeit. Obama wird als der beste politische Redner der letzten Jahrzehnte in den USA angesehen. Seine Mitbürgerin Toni Morrison, eine ausgezeichnete Schriftstellerin und Literatur-Nobelpreisträgerin des Jahres 1993 - die erste Angehörige ihrer Ethnie, die in den USA geboren wurde und diese Auszeichnung erhielt, bezeichnet ihn als künftigen Präsidenten und Poeten dieser Nation.

Ich habe den Kampf zwischen beiden Wahlgegnern beobachtet. Der schwarze Kandidat, der mit seiner Nominierung im Wahlkampf gegen starke Gegner so sehr in Erstaunen versetzte, hat seine Ideen sehr gut verknüpft und hämmert sie immer wieder in das Gemüt der Wähler ein. Er zögert nicht bei seiner Aussage, dass alle nicht nur Republikaner oder Demokraten, sondern US-Bürger sind, Mitbürger, die er als die Produktivsten der Welt bezeichnet; dass er die Steuern der Mittelschicht, in die er fast alle Bürger einschließt, reduzieren wird; dass er die Armut beseitigen und die Armen zu den Reichsten machen wird. Die Einnahmen sollen nicht zur Rettung der Banken bestimmt werden.

Er wiederholt immer wieder, dass die ruinösen Ausgaben des Bush-Krieges im Irak nicht von den US-Steuerzahlern getragen werden sollen. Er werde diesen Krieg beenden und die Soldaten in die USA zurückbringen. Vielleicht hat er daran gedacht, dass dieses Land nichts mit den Terrorangriffen vom 11. September 2001 zu tun hatte. Der Krieg hat das Blut Tausender von US-Soldaten, die in den Schlachten starben oder verletzt wurden, und das Leben von über einer Million Menschen dieser muslimischen Nation gekostet. Das war ein vom Imperium auferlegter Eroberungskrieg auf der Suche nach Erdöl.

Aufgrund der Finanzkrise und deren Folgen bereitet die Wirtschaft den US-Bürgern augenblicklich mehr Sorgen als der Krieg im Irak. Sie werden von den Sorgen um die Arbeitsplätze, um die Sicherheit ihrer Ersparnisse auf den Bankkonten, um die Rentenfonds geplagt, von der Furcht, die Kaufkraft ihres Geldes und die Wohnungen, wo sie mit ihren Familienangehörigen wohnen, zu verlieren. Sie wünschen sich, die Sicherheit zu haben, unter allen Umständen angemessen medizinisch betreut zu werden, und die Garantie des Rechtes ihrer Kinder auf eine Hochschulausbildung.

Obama ist herausfordernd, ich denke, dass er sich in Gefahr begeben hat und sich in zunehmende Gefahr begeben wird, in einem Land, wo ein Extremist kraft eines Gesetzes an jeder Ecke eine hoch entwickelte moderne Waffe erwerben kann, genauso wie damals in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im westlichen Landesteil der Vereinigten Staaten. Er unterstützt sein System und stützt sich selber darauf. In der Tat spielt die Sorge um die schweren Problemen der Welt keine wichtige Rolle im Kopf von Obama, und umso weniger im Kopf des Kandidaten, der als Kriegspilot ohne jegliche Gewissenbisse Dutzende Tonnen Bomben auf die Stadt Hanoi, 15.000 Kilometer von Washington entfernt, abgeworfen hat.

Als ich Lula am vergangenen Freitag, dem 30., schrieb, habe ich ihm neben dem, was ich in der Reflexion des 31. Oktober erzählt habe, wörtlich mitgeteilt: „Rassismus und Diskriminierung existieren in der US-Gesellschaft seit diese vor mehr als zwei Jahrhunderten entstand. Schwarze und Lateinamerikaner sind dort ständig diskriminiert worden. Ihre Staatsbürger wurden in einer Konsumgesellschaft erzogen. Die Menschheit ist objektiv durch ihre Massenvernichtungswaffen bedroht.”

„Das Volk der Vereinigten Staaten macht sich mehr Sorgen über die Wirtschaft als über den Krieg in Irak. McCain ist alt, kampflustig, ungebildet, wenig intelligent und nicht bei guter Gesundheit.”


Zum Schluss fügte ich hinzu: „Wenn meine Einschätzungen falsch wären, der Rassismus sich trotz allem durchsetzen und der republikanische Kandidat die Präsidentschaft übernehmen würde, dann würde die Kriegsgefahr steigen und die Chancen der Völker, voranzukommen, würden sich verringern. Trotz alledem gilt es zu kämpfen und das Bewusstsein darüber zu schaffen, wer auch immer diese Wahlen gewinnt.”

Wenn meine Meinung morgen veröffentlicht wird, wird niemand mehr Zeit haben, zu sagen, dass ich etwas geschrieben habe, was von einem der Kandidaten zu Gunsten seines Wahlkampfes ausgenutzt werden könnte. Ich sollte beim Wahlkampf neutral bleiben und bin es geblieben. Das ist keine "Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Vereinigten Staaten”, wie das gegenüber der Souveränität der anderen Länder so respektvolle State Department sagen würde.


Fidel Castro Ruz

3. November 2008
16.10 Uhr