Freitag, 14. November 2008

Das Treffen in Washington

Reflexionen des Genossen Fidel: Das Treffen in Washington

Einige Regierungen, die uns ihren Erklärungen zufolge unterstützen, erwähnen immer in ihren Argumenten, dass sie das nur tun, um den Übergang in Kuba zu ermöglichen. Übergang, wohin? Zum Kapitalismus, dem einzigen System, an das sie fest glauben? Mit keinem einzigen Wort bringen sie zum Ausdruck, dass sie den Verdienst eines Volkes anerkennen, das, fast ein halbes Jahrhundert wirtschaftlichen Sanktionen und Aggressionen ausgesetzt, eine revolutionäre Sache verteidigt hat, die ihm samt seiner Moral und seinem Patriotismus die Kraft zum Durchhalten gegeben hat.

Und sie vergessen, dass man Kuba den Kapitalismus nicht erneut am anderen Ufer anbieten kann, nachdem es so viele Menschenleben und Opfer gekostet hat, um seine Souveränität und Gerechtigkeit zu verteidigen.

Sie zwinkern den USA mit den Augen zu, weil sie davon träumen, dass sie ihnen dabei helfen werden, ihre eigenen ökonomischen Probleme zu lösen, indem sie ihren strauchelnden Wirtschaften große Summen Papiergeld injizieren, die den ungleichen und ungerechten Austausch mit den Schwellenländer aufrechterhalten.

Nur so können die Gewinne in Millionenhöhe an Wall Street und US-Banken gesichert werden. Die nicht erneuerbaren natürlichen Ressourcen des Planeten und die Ökologie werden nicht einmal erwähnt. Keiner stellt die Forderung nach einem Stopp des Rüstungswettlaufs und nach dem Verbot eines möglichen und wahrscheinlichen Einsatzes von Massenvernichtungswaffen.

Keiner der Teilnehmer an diesem übereilt vom jetzigen US-Präsident einberufenen Treffen hat ein Wort über die Abwesenheit von mehr als 150 Staaten verloren, die gleiche oder noch größere Probleme haben und über kein Recht verfügen, etwas über die internationale Finanzordnung zu sagen. Miguel D’Escoto, der Präsident pro tempore der UN-Generalversammlung, hat das vorgeschlagen und dazu gehört die Mehrheit der Länder Lateinamerikas, der Karibik, Afrikas, Asiens und Ozeaniens.

Morgen beginnt in Washington das Treffen der G-20. Bush ist sehr zufrieden und sagt, dass er als Folge dieses Treffens eine neue Weltfinanzordnung erwartet und, dass die von Bretton Woods eingerichteten Institutionen durchsichtiger, verantwortlicher und effektiver sein müssen. Das wäre das einzige, was er erlauben würde. Um den Wohlstand Kubas in der Vergangenheit zur Sprache bringen, sagte er, dass es einmal voller Zuckerrohrfelder war. Aber er hat nicht erwähnt, dass das Rohr von Hand geschnitten wurde und, dass das Imperium uns ein halbes Jahrhundert lang die vereinbarte Quote streitig machte, als man in unserem Land noch nicht von Sozialismus sprach, aber bereits von „Vaterland oder Tod“!

Viele glauben, dass mit einem einfachen Machtwechsel in der Chefetage des Imperiums dieses Land toleranter und weniger kriegerisch sein wird. Die Geringschätzung seines jetzigen Präsidenten führt zu Illusionen über einen möglichen Systemwechsel.

Man weiß noch nichts über die innerste Denkweise des Mannes, der zu diesem Thema das Steuer in die Hand nehmen wird. Es wäre schon sehr naiv zu glauben, dass die guten Absichten eines intelligenten Menschen ändern könnten, was jahrhundertlange Interessen und Egoismus geschaffen haben. Die Geschichte der Menschheit zeigt etwas anders.

Lassen Sie uns aufmerksam zuhören, was ein jeder bei diesem wichtigen Finanztreffen sagen wird. Es wird Nachrichten hageln. Wir alle werden ein bisschen besser informiert sein.


Fidel Castro Ruz

14. November 2008
17.35 Uhr

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