Dienstag, 27. März 2012

Die Schwierigen Zeiten Für Die Menschheit

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Schwierigen Zeiten Für Die Menschheit

Die Welt ist in immer höherem Grade falsch informiert in dem Chaos von Ereignissen, die in einem auch nur jemals vermuteten Rhythmus aufeinander folgen.

Diejenigen, die wir schon ein paar Jahre länger leben und eine gewisse Begierde nach Information verspüren, können das Ausmaß an Unwissenheit bezeugen, mit dem wir den Ereignissen begegneten.

Während es einer zunehmenden Anzahl von Menschen auf dem Planeten an Wohnung, Brot, Wasser, Gesundheit, Bildung und Beschäftigung ermangelt, werden die Reichtümer der Erde für Waffen und endlose brüdermörderische Kriege verschwendet und vergeudet, was immer mehr zu einer zunehmenden und abscheulichen Praxis auf der Welt geworden ist – und sich immer mehr abspielt.

Unser ruhmreiches und heldenhaftes Volk hat trotz einer unmenschlichen Blockade, die schon mehr als ein halbes Jahrhundert andauert, niemals aufgegeben; hat gegen das unheilvolle Imperium gekämpft und wird weiter kämpfen. Das ist ein geringfügiger Verdienst von uns und unser bescheidener Beitrag.

Auf der Gegenseite unseres Planeten, wo Seoul, die Hauptstadt von Südkorea, gelegen ist, nimmt Barack Obama an einem Gipfeltreffen für nukleare Sicherheit teil, um Politikrichtlinien bezüglich der Verfügung über und Verwendung von Atomwaffen aufzuerlegen.

Es handelt sich ohne Zweifel um außergewöhnliche Ereignisse.

Mir persönlich wurden diese Realitäten nicht einfach nur zufällig bewusst. Sondern es war aufgrund der über mehr als 15 Jahre seit dem kubanischen Revolutionssieg erlebten Erfahrungen – nach der Schlacht an der Schweinebucht, der kriminellen US-Blockade, um uns mittels Hunger zum Aufgeben zu zwingen; den Piratenangriffen, den schmutzigen Machenschaften und der Atomraketenkrise im Oktober 1962, die die Welt an den Rand einer grausamen Hekatombe brachte –, dass ich zur Überzeugung gekommen bin, dass die aufrichtigen Marxisten und Christen, von denen ich viele kennen gelernt habe; unabhängig von ihrem jeweiligen politischen und religiösen Glauben um die Gerechtigkeit und den Frieden unter den Menschen kämpfen sollten und könnten.

So habe ich es verkündet und so verfechte ich es, ohne im Geringsten zu zögern, weiter. Die Gründe, die ich heute anführen kann, sind absolut gültig und jetzt noch wichtiger, denn alle seit knapp 40 Jahren geschehenen Ereignisse bestätigen dies; heute mehr denn je, denn Marxisten und Christen, sowohl Katholiken als andere; Muslims, Schiiten oder Sunniten; Freidenker, dialektische Materialisten und denkende Menschen, niemand von ihnen würde Befürworter dafür sein, unsere unwiederholbare denkende Gattung vorzeitig absterben zu sehen, in Erwartung dessen, dass die komplexen Evolutionsgesetze zur Entstehung einer anderen führen, die ihr ähnelt und zum Denken fähig wäre.

Sehr gern werde ich am morgigen Mittwoch Seine Exzellenz, Papst Benedikt XVI. grüßen, wie ich es mit Johannes Paul II. getan habe, einem Mann, bei dem der Kontakt zu Kindern und den einfachen Menschen der Bevölkerung unveränderlich Zuneigung hervorrief.

Deshalb habe ich ihn um einige Minuten seiner sehr mit Aktivitäten ausgefüllten Zeit gebeten, nachdem mir durch unseren Außenminister Bruno Rodríguez bekannt wurde, dass ihm dieser bescheidene und einfache Kontakt behagen würde.


Fidel Castro Ruz

27. März 2012
20:35 Uhr

Freitag, 23. März 2012

Wege, die in die Katastrophe führen

Reflexionen des Genossen Fidel: Wege, die in die Katastrophe führen

Diese Reflexion könnte heute, morgen oder an jedem anderen Tag verfasst werden, ohne Gefahr zu laufen, sich zu irren. Unsere Gattung muss neuen Problemen die Stirn bieten. Als ich vor 20 Jahren auf der UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung von Rio de Janeiro sagte, dass eine Gattung vom Aussterben bedroht sei, hatte ich weniger Gründe als heute, um vor einer Gefahr zu warnen, die ich für eine Zeitspanne von vielleicht 100 Jahren voraussah. Damals wurde die Welt von einigen wenigen führenden Köpfen der mächtigsten Länder gelenkt. Sie applaudierten meinen Worten aus reiner Höflichkeit und fuhren in aller Gelassenheit fort, das Grab unserer Gattung zu schaufeln.

Es schien, dass auf unserem Planeten die Vernunft und die Ordnung herrschten. Seit langer Zeit schien die auf Technologie und Wissenschaft gestützte, wirtschaftliche Entwicklung das A und O der menschlichen Gesellschaft zu sein.

Jetzt ist alles viel klarer. Tiefgründige Wahrheiten haben sich nach und nach ihren Weg gebahnt. Knapp 200 Staaten, angeblich unabhängig, bilden die politische Organisation, der theoretisch zukommt, die Geschicke der Welt zu regieren.

Circa 25.000 Atomwaffen in Händen von verbündeten oder antagonistischen Kräften, die bereit sind, die wechselhafte Ordnung aus Interesse oder Notwendigkeit zu verteidigen, reduzieren die Rechte von Milliarden Menschen virtuell auf Null.

Ich werde nicht in die Naivität verfallen, Russland oder China die Verantwortung für die Entwicklung dieser Art Waffen zu geben, nicht nach dem monströsen Gemetzel von Hiroshima und Nagasaki, das von Truman nach dem Tod von Roosevelt angeordnet wurde. Ich werde ebenfalls nicht dem Irrtum verfallen, den Holocaust zu leugnen, der den Tod von Millionen Kindern und Erwachsenen, Männern oder Frauen, vor allem Juden, Zigeuner, Russen und andere Nationalitäten, bedeutete, die Opfer des Nazismus wurden. Deshalb ist die infame Politik derjenigen, die dem palästinensischen Volk sein Existenzrecht verweigern, abstoßend.

Glaubt vielleicht jemand, dass die Vereinigten Staaten in der Lage sein werden, mit der notwendigen Unabhängigkeit zu handeln, die sie vor der sie erwartenden, unvermeidlichen Katastrophe bewahren kann?

In wenigen Wochen werden die 40 Millionen Dollar, die Präsident Obama für seine Wahlkampagne einnehmen wollte, nur dazu dienen können, zu beweisen, dass die Währung seines Landes äußerst abgewertet ist, und dass die Vereinigten Staaten mit ihrer ungewöhnlichen und zunehmenden Verschuldung der öffentlichen Hand, die sich schon den 20 Billiarden nähert, von dem Geld leben, das sie drucken und nicht davon, was sie produzieren. Der Rest der Welt bezahlt das, was sie verschleudern.

Niemand glaubt wirklich, dass der demokratische Kandidat besser oder schlechter als seine republikanischen Gegner ist, ob dieser nun Mitt Romney oder Rick Santorum heißt. Die drei sind Lichtjahre von solchen herausragenden Persönlichkeiten wie Abraham Lincoln oder Martin Luther King entfernt. Es ist wirklich ungewöhnlich zu beobachten, wie eine technologisch so mächtige Nation gleichzeitig eine Regierung haben kann, die so vollkommen ohne Ideen und moralische Werte ist.

Iran besitzt keine Atomwaffen. Das Land wird beschuldigt, angereichertes Uran herzustellen, das als Kraftstoff zur Stromherstellung bzw. Bestandteil zu medizinischen Zwecken dient. Ob man nun will oder nicht, sein Besitz oder seine Erzeugung ist nicht gleichbedeutend mit der Herstellung von Atomwaffen. Dutzende Länder nutzen angereichertes Uran als Energiequelle, aber dieses kann nicht zur Herstellung einer Atomwaffe verwendet werden, ohne vorher einen komplexen Reinigungsprozess zu durchlaufen.

Israel jedoch, das mit Hilfe und Zusammenarbeit der Vereinigten Staaten Atomwaffen hergestellt hat, ohne auch nur irgendjemanden darüber zu informieren bzw. Rechenschaft darüber abzulegen, und das bis heute den Besitz dieser Waffen nicht anerkennt, verfügt über Hunderte von ihnen. Um die Entwicklung der Forschungen in benachbarten arabischen Ländern zu verhindern, hat das Land die Reaktoren von Irak und Syrien angegriffen und zerstört. Es hat seinerseits die Absicht erklärt, die Produktionsstätten des Atomkraftstoffs von Iran angreifen und zerstören zu wollen.

Um dieses entscheidende Thema dreht sich ständig die internationale Politik in dieser komplexen und gefährlichen Region der Welt, in der eub Großteil jenes Kraftstoffs erzeugt und geliefert wird, der die Weltwirtschaft in Bewegung hält.

Die selektive Beseitigung der bedeutendsten Wissenschaftler des Iran durch Israel und seine NATO-Verbündeten ist zu einer Praxis geworden, die Hass und Rachegefühle schürt.

Die Regierung von Israel hat offen ihre Absicht erklärt, die Anlage zur Herstellung von angereichertem Uran im Iran angreifen zu wollen, und die Regierung der Vereinigten Staaten hat Hunderte Millionen Dollar in die Herstellung einer hierfür vorgesehenen Bombe investiert.

Am 16. März 2012 haben Michel Chossudovsky und Finian Cunningham einen Artikel veröffentlicht, der enthüllte: »Eine bedeutende Generalin der Luftstreitkräfte der USA hat die größte konventionelle Bombe – die 13,6 Tonnen schwere Bunker-Sprengerin – als ‘großartig’ für einen militärischen Angriff auf den Iran beschrieben. Dieser Kommentar über eine so massive mörderische Vorrichtung erfolgte in derselben Woche, in der Präsident Barack Obama auftrat, um vor dem ‘leichtfertigen Reden’ über einen Krieg im Persischen Golf zu warnen. (...) Herbert Carlisle, stellvertretender Stabschef für Operationen der Luftstreitkräfte der USA […] fügte hinzu, dass die Bombe möglicherweise bei irgendeinem, von Washington befohlenen Angriff gegen den Iran verwendet werden würde. Die MOP, auf die sie sich auch als ‘Die Mutter aller Bomben’ beziehen, ist dafür entworfen, 60 Meter Beton zu durchbohren, bevor ihre massive Bombe detoniert. Man glaubt, dass es die größte konventionelle, nicht atomare Waffe im US-Arsenal ist.

Das Pentagon plant die umfangreiche Zerstörung der Infrastruktur des Iran und massive zivile Opfer durch den kombinierte Einsatz von taktischen Atomwaffen und monströsen konventionellen Bomben mit pilzförmigen Wolken, einschließlich MOAB und der noch größeren GBU-57A/B oder Massive Ordnance Penetrator (MOP), welche die MOAB in Zerstörungskraft übersteigt. Die MOP wird beschrieben als ‘eine mächtige neue Bombe, die direkt auf die unterirdischen Atomanlagen des Iran und von Nordkorea gerichtet ist. Die immense Bombe ist länger als elf Personen Schulter an Schulter nebeneinander, bzw. misst mehr als sechs Meter von der Base bis zur Spitze’.«

Ich bitte den Leser um Verzeihung für diesen komplizierten militärischen Jargon.

Wie zu sehen ist, gehen solche Berechnungen von der Annahme aus, dass die iranischen Kämpfer - die Millionen Männer und Frauen zählen, die für ihren religiösen Eifer und ihre Kampftraditionen bekannt sind -, sich ergeben werden, ohne einen Schuss abzugeben.

Vor wenigen Tagen haben die Iraner gesehen, wie jene Soldaten der Vereinigten Staaten, die Afghanistan besetzt halten, in einer Zeitspanne von knapp drei Wochen ihren Harn auf Leichen von ermordeten Afghanen abgelassen, die Bücher des Koran verbrannt und mehr als 15 wehrlose Bürger ermordet haben.

Stellen wir uns einmal die Streitkräfte der Vereinigten Staaten vor, wie sie solch monströse Bomben, die 60 Meter dicke Betonmauern durchdringen, auf Industrieanlagen abwerfen. Niemals zuvor ist solch ein abenteurerisches Wagnis geplant worden.

Es braucht nichts weiter gesagt zu werden, um zu begreifen, wie gefährlich solch eine Politik ist. Auf diesem Wege wird unsere Gattung unerbittlich in die Katastrophe geführt werden. Wenn wir nicht lernen, zu verstehen, dann werden wir niemals lernen, zu überleben.

Ich hege meinerseits nicht den geringsten Zweifel daran, dass die Vereinigten Staaten kurz davor stehen, den größten Fehler ihrer Geschichte zu begehen und die Welt zu diesem Fehler hinzuführen.


Fidel Castro Ruz

21. März 2012
19:35 Uhr