Mittwoch, 29. Dezember 2010

Die Hauptmotivation unserer Bemühung

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Hauptmotivation unserer Bemühung

Die gestern in der Gesprächsrunde-Fernsehsendung „Mesa Redonda“ veröffentlichte Bildreportage der Journalistin Gladys Rubio über die Cholera-Epidemie in Haiti war so beeindruckend, dass ich entschieden habe, meine am Montag angekündigte Reflexion auf heute, Mittwoch, zu verschieben. Die Absicht derselben bestand in der von einem anderen Blickwinkel aus gesehenen Analyse der Auswirkungen des dramatischen Schlags jenes Erbebens vom 12. Januar dieses Jahres für das haitianische Volk, dem knapp zehn Monate später eine auf das ganze Land verbreitete Epidemie und ein Hurrikan folgten.

Diese Ereignisse fanden in einem Land statt, das Opfer der Eroberer, des Kolonialismus und der Sklaverei gewesen war. Seine einheimische Bevölkerung war durch die Eroberung und die mit aller Gewalt durchgeführte Goldsuche vernichtet worden.

Die Wurzeln der haitianischen Nation sind die einigen hunderttausend Menschen, die Afrika durch die europäischen Sklavenhändler entrissen wurden und den die Sklaverei praktizierenden Landwirten in Haiti zur Produktion von Zucker, Kaffee und anderen tropischen Produkten verkauft wurden, mit denen jene die im Entstehen befindlichen kapitalistischen Märkte belieferten.

Das haitianische Volk hat Anfang des 19. Jahrhunderts die erste soziale Revolution der Geschichte dieser Hemisphäre angeführt. Es diente denjenigen als Vorbild, die die Heldentat vollbracht haben, Südamerika von der spanischen Beherrschung zu befreien, und hat diese mit Waffen unterstützt.

Unsere Solidarität mit dem haitianischen Volk gründet sich auf zweierlei Wurzeln: auf unsere Ideen aber auch auf unsere Geschichte.

Nach der dort stattgefundenen sozialen Revolution hat der spanische Kolonialismus Kuba, wo auch unzählige, Afrika entrissene und als Sklaven verkaufte Afrikaner lebten, in den Hauptlieferanten von Kaffee, Zucker und anderen tropischen Produkten umgewandelt.

Als Folge dieses Prozesses hat die Kolonie Kuba, als die spanischen Kolonien von Süd- und Mittelamerika sich nach einem blutigen und heldenhaften Kampf befreit haben, der spanischen Metropole mehr Nettoeinkommen eingebracht, als alle diese Länder insgesamt vor der Erreichung ihrer Unabhängigkeit. Diese Tatsache hat das Schicksal unseres Vaterlands fast die gesamten darauf folgenden zwei Jahrhunderte entscheidend beeinflusst.

Vor zwei Tagen habe ich erläutert, wie die medizinische Zusammenarbeit mit Haiti begonnen hat, dank derselben hunderte junge Menschen jenes Bruderlandes hier Medizin studiert haben und kubanische Mitarbeiter des Gesundheitswesens dorthin geschickt wurden. Es handelt sich nicht um ein Geschehnis aus reinem Zufall.

Die Bemühungen der Vereinigten Staaten und von Europa, um über die Motivationen der Handlungsweise von Kuba falsch zu informieren, sie zu verbergen und Lügen darüber zu verbreiten, überraschen uns auch nicht.

Eine bekannte britische Zeitung, The Independent, mit unbestreitbarem Prestige unter den liberalen Medien in Großbritannien – auch wenn sie nicht das von Wikileaks der The Guardian und anderen vier Presseorganen gegebene Privileg genießt, welche in Washington über die sensibelsten Punkte der erhaltenen Informationen nachgefragt haben – veröffentlichte vor drei Tagen einen verwegenen Artikel der Journalistin Nina Lakhani unter dem Titel „Kubanische Ärzte in Haiti beschämen die Welt“. Das ist es, was ich aufgrund der Kühnheit, mit der sie die Dinge zu diesem Thema bei ihrem Namen nennt, analysieren wollte. Das bedeutet nicht, dass ich mit allen ihren Einschätzungen über die Motivationen unseres Verhaltens einverstanden sei. Ich werde dies anhand der Übersetzung und so zusammenfassend als möglich erläutern.

„Sie sind die echten Helden“ - sagt sie - „der Katastrophe aufgrund des Erbebens in Haiti, der menschlichen Katastrophe vor den Türen der Vereinigten Staaten, angesichts der Barack Obama eine monumentale humanitäre US-Mission versprach, um sie zu mildern. Jedoch sind die von uns erwähnten Helden Bürger des überall bekannten Erzfeindes der Vereinigten Staaten, d.h. von Kuba, dessen Ärzte und Krankenschwestern erreicht haben, dass die Bemühungen der Vereinigten Staaten Grund zu Schamröte geben.

Eine medizinische Brigade aus 1.200 Kubanern, ein Teil der internationalen medizinischen Mission von Fidel Castro, die für den sozialistischen Staat viele Freunde aber wenig internationale Anerkennung gewonnen hat, arbeitet in ganz Haiti, einem Land, das vom Erbeben verwüstet wurde und von Cholera infiziert ist.“

„…Die Einrichtungen für die internationale Hilfe waren beim Kampf gegen jene Verwüstung allein, die den Tod von 250.000 Menschen verursacht und circa 1,5 Millionen ihre Heimstätte genommen hatte. […] kubanische Mitarbeiter des Gesundheitswesens arbeiten seit 1998 in Haiti, […] inmitten der Prahlerei und der Publizität bezüglich der Ankunft von Hilfe aus den Vereinigten Staaten und Großbritannien sind hunderte zusätzliche kubanische Ärzte, Krankenschwestern und Therapeuten angekommen, ohne das kaum jemand sie erwähnte hätte…“

„Die in der letzten Woche veröffentlichten Statistiken zeigen, dass die kubanischen Ärzte seit Oktober in den über ganz Haiti verteilten 40 Einrichtungen mehr als 30.000 Cholera-Patienten behandelt haben. Sie sind das größte ausländische Kontingent und behandeln ungefähr 40 Prozent aller Cholera-Patienten. Vor kurzem, als offensichtlich wurde, dass Haiti sich darum bemühte, gegen die Epidemie zu kämpfen, die schon hunderte Menschen getötet hat, kam eine weitere Gruppe von Ärzten der kubanischen Brigade ‘Henry Reeve’ an, ein Team von Fachleuten für Katastrophenlagen und Notsituationen.“

„…Kuba hat schon 550 haitianische Ärzte in der Lateinamerikanischen Medizinschule (ELAM) kostenlos ausgebildet. Das ist eine der radikalsten medizinischen Initiativen des Landes. Zurzeit studieren weitere 400 in dieser Schule, die eine kostenlose Ausbildung – sogar die Bücher erhalten sie kostenlos und die Studenten bekommen ein Taschengeld ― für diejenigen bietet, die ein gewisses Bildungsniveau haben, sich aber ein Medizinstudium in ihren Länder nicht leisten können.

John Kirk ist ein Professor für Lateinamerikanische Studien an der Universität von Dalhousie, in Kanada, der Forschungen bezüglich der internationalen Ärzteteams von Kuba betreibt. Er sagte: ‚Der Beitrag von Kuba in Haiti ist wie das größte Geheimnis der Welt. Man erwähnt sie fast nicht, obwohl sie eine große Menge der harten Arbeit erledigen’.

Diese Tradition geht bis auf das Jahr 1960 zurück, als Kuba eine Hand voll Ärzte nach Chile geschickt hat, nachdem Chile unter einem starken Erbeben gelitten hatte, danach hat Kuba im Jahr 1963 ein Team von 50 Ärzten nach Algerien geschickt. Das war vier Jahre nach dem Sieg der Revolution, als sie zusehen mussten, wie fast die Hälfte der 7.000 Ärzte des Landes in die Vereinigten Staaten ausgereist ist. […]“

„… Das bekannteste Programm ist die 'Operation Wunder', die mit Augenärzten begonnen hat, die im Austausch gegen Erdöl Katarakt-Kranke in armen venezolanischen Dörfern behandelt haben. Dank dieser Initiative können 1,8 Millionen Menschen in 35 Ländern erneut sehen, sogar Mario Terán, der bolivianische Unteroffizier, der Che Guevara im Jahr 1967 getötet hat.

Die Brigade ‘Henry Reeve’, von den Vereinigten Staaten nach dem Hurrikan Katrina abgelehnt, war das erste Team, das nach dem Erbeben im Jahr 2005 in Pakistan angekommen ist und das letzte, das das Land sechs Monate später verlassen hat.“

„… Professor Kirk zufolge. ‘…ist das auch eine fixe Idee von Fidel und damit gewinnt er Stimmen in den Vereinten Nationen’.

Ein Drittel der 75.000 Ärzte Kubas, neben anderen 10.000 Mitarbeitern des Gesundheitswesens, arbeiten zurzeit in 77 armen Ländern, einschließlich El Salvador, Mali und Osttimor. Trotzdem bleiben in Kuba noch ein Arzt pro 220 Personen, eine der höchsten Raten der Welt, […] die ein Arzt pro 370 Menschen in England beträgt.

„Wo immer sie eingeladen werden, wenden die Kubaner ihr integrales Modell an, das die Vorbeugung in den Mittelpunkt stellt. Sie besuchen die Familien zu Hause, sie überwachen pro-aktiv die Gesundheit der Kinder und Mütter. Damit hat man ‘überraschende Ergebnisse’ in einigen Gebieten von El Salvador, Honduras und Guatemala erreicht, wo man die Säuglings- und Müttersterblichkeitsrate vermindert sowie die ansteckenden Krankheiten reduziert hat, wobei der Untersuchung von Professor Kirk zufolge gleichzeitig die einheimischen Mitarbeiter besser ausgebildet zurückbleiben.

Die ärztliche Ausbildung in Kuba dauert sechs Jahre ― ein Jahr mehr als im Vereinigten Königreich ― […] jeder neue Arzt arbeitet mindestens drei Jahre als Familienarzt.“

„Dieses Modell hat Kuba geholfen, einige der beneidenswertesten Verbesserungen der Welt im Gesundheitswesen zu erreichen, obwohl Kuba letztes Jahr den Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zufolge nur 400 US-Dollar pro Person im Vergleich zu den 3.000 US-Dollar des Vereinigten Königreichs und zu den 7.500 US-Dollar der Vereinigten Staaten ausgegeben hat.

Die Kindersterblichkeitsrate, eine der zuverlässigsten Parameter der Gesundheit der Nation, beträgt 4,8 pro 1.000 lebend Geborene, vergleichbar mit der vom Vereinigten Königreich und geringer als in den Vereinigten Staaten. Nur fünf Prozent der Säuglinge werden untergewichtig geboren, ein entscheidender Faktor für die langfristige Gesundheit…“

„Imti Choonara, ein Kinderarzt aus Derby, […] der jährlich an Workshops in Camagüey, der drittgrößten Stadt Kubas, teilnimmt, bestätigt: ‘Das Gesundheitswesen in Kuba ist wunderbar und der Schlüssel dafür sind die Familienärzte, […] es ist auf die Vorbeugung ausgerichtet… Die Ironie ist, dass die Kubaner nach dem Sieg der Revolution in das Vereinigte Königreich gekommen sind, um zu sehen, wie das NHS (Nationale Gesundheitssystem) funktioniert. Sie haben genommen, was sie gesehen haben, dann haben sie es verbessert und entwickelt; inzwischen bewegen wir uns in Richtung des US-amerikanischen Modells’.

„… das nordamerikanische Embargo […] hindert viele der US-amerikanischen Gesellschaften daran, mit Kuba Handel zu treiben, und bewegt andere Länder, ihrem Beispiel zu folgen. Der Bericht von 2009-2010 schließt Medikamente gegen den Krebs bei Kindern ein, HIV und Arthritis, einige Betäubungsmittel, sowie notwendige Chemikalien, um Infektionen zu diagnostizieren und Organe für Transplantationen aufzubewahren.“

„… die Kubaner sind unermesslich stolz und unterstützen ihren Beitrag in Haiti und in anderen armen Ländern, und sind hocherfreut, mit ihrer Tätigkeit auf internationalem Gebiet über ihre Gewichtsklasse hinaus erfolgreiche Schläge zu versetzen…“

„Die medizinische Ausbildung ist noch ein Beispiel. Heutzutage gibt es 8.281 Studenten aus mehr als 30 Ländern, die in der Lateinamerikanischen Schule für Medizin studieren, die im vergangenen Monat ihren 11. Jahrestag feierte. Die Regierung versucht, den Studenten mühsam ein Verantwortungsgefühl beizubringen, in der Hoffnung, dass sie zumindest während der nächsten fünf Jahre innerhalb ihrer eigenen armen Gemeinden arbeiten werden.

Damien Joel Suárez, 27 Jahre alt, ein aus New Jersey kommender Student im zweiten Studienjahr, ist einer von den 171 US-amerikanischen Studenten; 47 haben das Studium schon beendet. Er wies die Anschuldigungen von sich, dass die Lateinamerikanische Schule für Medizin ein Teil der kubanischen Maschinerie für Propaganda sei. ̀Natürlich, Che ist hier ein Held, aber es ist kein Muss, ihn zu ehren´.“


Nicht alle Sachen, die man über Kuba sagt, sind positiv. Der Artikel enthält auch Kritiken, mit einigen von denen wir einverstanden sind, und gelegentlich sind wir sogar strenger als The Independent. Es geht um niedrige Löhne und Mängel. Unabhängig von unseren Fehlern, erwähnt man aber nicht die Tatsache, dass unser Land gezwungen war, während mehr als 50 Jahren Blockade, Aggressionen und Drohungen übermäßige Energie, Zeit und Mittel darein zu investieren, um den Schlägen des mächtigsten Reiches aller Zeit standzuhalten.

Trotzdem ist die Aufrichtigkeit und Klarheit bewundernswert, mit der Nina Lakhani diesen mutigen Artikel vorträgt und The Independent ihn veröffentlicht, ein Artikel in dem erkennbar wird, was für das leidende Volk von Haiti eine Tragödie bedeutet, die in ihrer ersten Etappe das Leben von fast 3.000 Opfern forderte, Kinder, Jugendliche und Erwachsene; viele von ihnen leiden an Unterernährung und anderen Krankheiten, und verfügen manchmal nicht einmal über das Holz, um ihr Trinkwasser abzukochen.

Die aus diesem Bruderland kommenden Nachrichten berichten, dass bis zum heutigen Mittwoch, dem 29., weitere 717 Personen von der Medizinischen Kubanischen Mission behandelt worden sind. Es wurden in fünf Tagen hintereinander keine Verstorbenen verzeichnet. Die Letalitätsrate unter den Kranken, die Kuba ärztlich behandelt hat, - insgesamt schon 48.931 Patienten - wurde auf 0,55% vermindert. Die offizielle Anzahl der von der Krankheit betroffenen Bürger betrug 130.534, und die Anzahl der Verstorbenen 2.761, was eine Letalitätsrate von 2,1% bedeutet. Man kämpft darum, dass in allen Einrichtungen zur Bekämpfung der Epidemie wirksamere Methoden angewandt werden. Die Anzahl der Einsatztruppen der Brigade „Henry Reeve“ – Kubaner, Lateinamerikaner und Haitianer, die die ELAM absolviert haben - beträgt schon 42, und sie können in jegliches, noch so isoliert abgelegene Gemeindeteil von Haiti eindringen. Sie verfügen auch über 61 Einheiten zur Behandlung der Cholera.

Die Anstrengung unseres Landes zugunsten der menschlichen Gesundheit, die sofort mit dem Sieg der Revolution angefangen hat, wie der von The Independent veröffentlichte Artikel aufzeigt, kann man in der Tatsache wahrnehmen, dass nächstes Jahr in der Bolivarianischen Republik Venezuela 8.000 Ärzte ihr Studium abschließen werden, die in Zusammenarbeit mit kubanischen Gesundheitsexperten in Theorie und Praxis ausgebildet wurden. Venezuela wird ebenfalls Gesundheitsniveaus erreichen, die das Land an die ersten Stellen auf der Welt bringen wird. So ermutigende Ergebnisse stellen die Hauptmotivation unserer Anstrengungen dar.



Fidel Castro Ruz

29. Dezember 2010
8.07 Uhr

Montag, 27. Dezember 2010

Der Kampf gegen die Cholera

Reflexionen des Genossen Fidel: Der Kampf gegen die Cholera

Ich mache eine kurze Pause inmitten vieler wichtiger Analysen, die mich in diesen Tagen beschäftigen, um über zwei Themen zu sprechen, die unser Volk kennen soll.

Die UNO, angestiftet von den Vereinigten Staaten, dem Verantwortlichen für die Armut und das Chaos in der haitianischen Republik, hatte beschlossen, ihrer Besatzungstruppe, d.h. die MINUSTAH (UN-Mission zur Stabilisierung Haitis), ins haitianischen Hoheitsgebiet zu senden, die, nebenbei bemerkt, die Choleraepidemie in diesem Land eingeführt hat.

Der Generalsekretär der OAS hat seinerseits Anfang 2009 entschieden, Ricardo Seitenfus, einen brasilianischen Intellektuellen und zu jener Zeit Mitarbeiter des Außenministeriums seines Landes, als seinen persönlichen Beauftragten in Haiti zu ernennen.

Seitenfus hatte aufgrund der ernsten und offenen Art und Weise, mit der er die Probleme behandelte, ein verdientes Ansehen in den diplomatischen und Regierungskreisen der Hauptstadt von Haiti. Im Jahr 1993 hatte er ein Buch mit dem Titel „Haiti: die Souveränität der Diktatoren“ geschrieben. In jenem Jahr besuchte er Haiti zum ersten Mal.

Vor zwei Tage, am 25. Dezember, veröffentlichten die Informationsagenturen die Nachricht, dass der Sonderbeauftragte der OAS plötzlich abgesetzt worden war.

Was hat diese drastische Maßnahme verursacht?

Bei einem Interview für die Zeitung Le Temps vor mehrere Tage in der Schweiz beantwortete Seitenfus mehrere Fragen dieser Zeitung und legte seine Standpunkte ehrlich dar.

Ganz kurz aber wortwörtlich werde ich anhand der Internetinformationen und der Übersetzung aus dem Französischen erklären, was geschehen war.

Die erste Frage von Le Temps war:

„Zehntausend Blauhelme in Haiti sind Ihrer Meinung nach eine kontraproduktive Präsenz?“

Antwort von Ricardo Seitenfus:

“Das Präventivsystem für Streitigkeiten im Rahmen des UNO-Systems passt nicht zum haitianischen Kontext. Haiti ist keine internationale Bedrohung. Wir befinden uns nicht in der Situation eines Bürgerkriegs. […] Der Sicherheitsrat […] hat im Jahr 2004 nach dem Abgang des Präsident Aristide die Blauhelme aufgezwungen. […] Für die UNO ging es darum, die Macht einzufrieren und die Haitianer zu Gefangene in ihrer eigenen Inseln zu machen.“

Zweite Frage.

„Was verhindert die Normalisierung der haitianischen Lage?

"Ricardo Seitenfus: Zweihundert Jahre lang haben sich die Anwesenheit der ausländischen Truppen und der Diktatoren abgewechselt. Die Gewalt und nicht der Dialog definieren die internationalen Beziehungen mit Haiti. Die Erbsünde von Haiti auf der Weltbühne ist seine Befreiung. Die Haitianer begingen etwas Unannehmbares im Jahr 1804: ein Majestätsverbrechen für eine ungeduldige Welt. Der Westen war zu jener Zeit eine kolonialistische, die Sklaverei befürwortende und rassistische Welt, deren Reichtum sich auf der Ausbeutung der eroberten Länder begründete. Deswegen machte das haitianische revolutionäre Vorbild den Großmächten Angst. Die Vereinigten Staaten erkannten die Unabhängigkeit Haitis erst im Jahr 1865 an, und Frankreich forderte die Zahlung eines Lösegeldes, um diese Befreiung zu akzeptieren. Von Anfang an war die Unabhängigkeit gefährdet und die Entwicklung des Landes behindert. […] Nichts wird gelöst, alles wird schlimmer. Sie wollen Haiti in ein kapitalistisches Land umzuwandeln, in einer Exportplattform für den US-amerikanischen Markt. Das ist widersinnig. […] In dieser Gesellschaft gibt es Elemente, die verhindern haben, dass die Gewalt sich maßlos ausbreitet.“

Dritte Frage

„Ist es nicht eine Abtretung, in Haiti eine nicht assimilierbare Nation zu sehen, deren einzige Zukunft die Rückkehr zu traditionellen Werten ist?"

„Ricardo Seitenfus: Ein Teil von Haiti ist modern, städtisch und auf das Ausland ausgerichtet. Die Zahl der im Ausland lebenden Haitianer wird auf vier Millionen geschätzt. Es ist ein zur Welt offenes Land. […] Über 90% des Bildungssystems und des Gesundheitswesens liegen in privaten Händen. Das Land verfügt über keine öffentlichen Mittel, um ein offizielles System auf minimalem Niveau im Gang zu setzen. […] Das Problem liegt im sozioökonomischen Bereich. Wenn die Arbeitslosigkeitsrate 80% beträgt, ist es untragbar, eine Stabilisierungsmission zu entfalten. Es gibt nichts zu stabilisieren …”

Vierte Frage

„Haiti ist eins der Länder mit der meisten Hilfe aus der Welt, dennoch verschlechtert sich die Lage seit fünfundzwanzig Jahren. Warum?"

„Ricardo Seitenfus: Die Nothilfe ist wirksam; aber wenn sie strukturell wird, wenn sie den Staat in allen seinen Aufgaben ersetzt, kommt es zu einem Fehlen kollektiver Verantwortung. […] Das Erdbeben vom 12. Januar und später die Cholera-Epidemie haben nichts weiter getan, als dieses Phänomen zu verschärfen. Die internationale Staatengemeinschaft hat das Gefühl, dass jeden Tag noch einmal gemacht werden muss, was am Vorabend beendet wurde. […] Ich hatte die Hoffnung, dass die Welt angesichts des Unglücks vom 12. Januar verstehen würde, dass sie sich mit Haiti geirrt hat. […] Statt eine Bilanz zu ziehen, sind noch mehr Soldaten gesandt worden. Es müssen Landstraßen gebaut, Staudämme errichtet werden, es muss beigetragen werden zur Organisierung des Staates, des Justizsystems. Die UNO erklärt, sie habe kein Mandat dafür. Ihr Mandat in Haiti lautet, den Friedhofsfrieden zu erhalten.”

Fünfte Frage

„Welche Rolle spielen die NROs bei diesem Scheitern?"

„Ricardo Seitenfus: Ab dem Erdbeben hat sich Haiti in einen unvermeidlichen Scheideweg verwandelt. Für die transnationalen NROs ist Haiti zu einer Zwangsdurchgangsstätte geworden. Ich würde sogar etwas noch schlimmeres sagen: eine Berufsausbildungsstätte. […] Es besteht ein schädliches bzw. ruchloses Verhältnis zwischen der Macht der NROs und der Schwäche des haitianischen Staates. Einige NROs haben ihr Bestehen dem haitianischen Unglück zu verdanken.”

Sechste Frage

„Welche Fehler sind nach dem Erdbeben begangen worden?"

„Ricardo Seitenfus: Wegen des massiven Imports von Konsumgütern für die Ernährung der Obdachlosen hat sich die Lage der haitianischen Landwirtschaft verschlechtert. Das Land bietet ein freies Feld für alle humanitären Erfahrungen. Es ist vom moralischen Standpunkt aus unannehmbar, Haiti als ein Labor zu betrachten. Der Wiederaufbau von Haiti und das von uns betonte Versprechen der 11 Milliarden Dollar erwecken die Habzucht. […] Die von Kuba ausgebildeten haitianischen Ärzte, […] ungefähr die Hälfte […], die in Haiti sein sollten […] arbeiten zurzeit in den USA, in Kanada oder in Franckreich.”

Siebte Frage

„Haiti wird unaufhörlich als der Rand der Welt beschrieben. Sehen Sie das Land als ein Konzentrat unserer zeitgenössischen Welt …?

„Ricardo Seitenfus: Es ist das Konzentrat unserer Dramen und der Misserfolge der internationalen Solidarität. Wir sind nicht auf der Höhe der Herausforderung. Die internationale Presse kommt nach Haiti und beschreibt das Chaos. […] Für sie ist Haiti eins der schlimmsten Länder der Welt. Es ist erforderlich, in die haitianische Kultur einzudringen, sich in das Heimatland zu versetzen. […] Niemand nimmt sich die Zeit und hat nicht die Lust, das zu verstehen, was ich die haitianische Seele nennen würde.”

Achte Frage

„Neben dem Eingeständnis des Misserfolgs, welche Lösungen schlagen Sie vor?

„Ricardo Seitenfus: In zwei Monaten werden ich einen zweijährigen Einsatz in Haiti abgeschlossen haben. Um hier zu bleiben und mich nicht von dem, was ich sehe, bedrückt zu fühlen, musste ich mir eine Reihe psychologischer Abwehrmechanismen schaffen. Trotz des Gewichts der Organisation, die ich vertrete, wollte ich eine unabhängige Stimme bleiben. […] Am 12. Jaguar lernte ich, dass ein außerordentliches Solidaritätspotential in der Welt steckt. Und es ist notwendig, nicht zu vergessen, dass es in den ersten Tagen die Haitianer selbst waren, die mit leeren Händen versuchten, ihren Nächsten zu retten. […] Wir sollten gleichzeitig daran denken, Haiti Export-Möglichkeiten zu bieten und auch diese landwirtschaftliche Produktion, die von Familien betrieben wird, zu schützen, weil sie für das Land wesentlich ist. Haiti ist, mit 1.700 Kilometern unberührter Küste, das letzte touristisch unerschlossene Paradies der Karibik […] Vor 200 Jahren hat Haiti die Geschichte der Menschheit und der Menschenrechte erleuchtet. Es ist jetzt erforderlich, den Haitianern eine Chance zu geben, ihre Vision zu bestätigen.”

Man kann mit den verschiedenen Aussagen des Brasilianers Ricardo Seitenfus einverstanden sein, oder nicht, aber es ist unbestreitbar, dass er in seinen Antworten lapidare Wahrheiten äußerte.

Ich halte es für angebracht, Folgendes anzufügen und zu erklären:

Unser Land hat nicht nur Hunderte von Ärzten in das benachbarte Bruderland Haiti, sondern auch Tausende von ihnen in anderen Länder der Dritten Welt geschickt, insbesondere in Notsituationen wegen Naturkatastrophen, und hat bei der Ausbildung von Zehntausenden Ärzte sowohl in unserem Land, als auch im Ausland, beigetragen.

Die medizinische Zusammenarbeit mit Haiti hat vor 12 Jahren, am 4. Dezember 1998, begonnen.

Als Ende der 90er Jahre die Tyrannei von Duvalier und der Tonton Macoutes ― die jahrzehntelang von den USA auferlegt wurde― aufhörte zu bestehen und eine vom Volk gewählte Regierung die Leitung von Haiti übernahm, entsandte Kuba 100 Ärzte, um in diesem Land Dienste zu leisten. Das erste Kontingent von jungen haitianischen Abiturienten reiste 1999 zur Aufnahme des Studiums nach Kuba.

2001 begannen wir eine Zusammenarbeit mit der vom Präsident Jean Bertrand Aristide gegründeten Medizin-Universität, zu der wir Dozenten schickten, die auch als Ärzte im Dienste des haitianischen Volkes arbeiteten. Als die Yankees einen Putsch auslösten und die Medizinschule von den Putschisten in Kaserne verwandelt wurde, kamen ca. 270 Studenten dieser Schule mit den Dozenten nach Kuba und setzten ihr Studium in unserem Vaterland fort.

Die kubanische Medizinische Mission leistete dennoch ihre humanitären Dienste in Haiti weiter, welche nichts mit den internen politischen Problemen des Landes zu tun hatten, das von den Putschisten-Soldaten, den Yankee-Truppen oder den Kräften der MINUSTAH besetzt war.

Im August 2005 kehrten die ersten 128 haitianischen Medizin-Studenten des 6. Studienjahres zum Lehrpraktikum in ihr Land zurück und gesellten sich zu den kubanischen Ärzten, die ihre Leistungen in Haiti erbrachten.

Seit dem zweiten Halbjahr 2006 bis zum zweiten Halbjahr 2010 haben 625 junge haitianische Ärzte ihr Studium absolviert, von denen wir die höchste Meinung haben. Von ihnen arbeiten 213 in den medizinischen Einrichtungen der Regierung von Haiti; 125 in den medizinischen Cholera-Kontrollzentren oder in den Brigaden, die in den kleinere Gemeinden die Kranken aufsuchen, zusammen mit kubanischen Ärzten und lateinamerikanischen Absolventen der ELAM (Lateinamerikanische Medizinschule), die die Cholera-Epidemie bekämpfen; 72 sind in ärztlichen Einrichtungen der NROs und in privaten Praxen tätig; 20, in den so genannten „gemischten Zentren“; 41 studieren ein zweite Fachspezialität in Kuba; 27 weitere junge Absolventen befinden sich bereits in Haiti und warten auf ihre Anstellung; 14 haben wegen persönlicher Umstände wie Schwanger- und Mutterschaft kein Arbeitsverhältnis; von anderen vier ist deren Verbleib unbekannt und einer verstarb.

Schließlich arbeiten 104 im Ausland, hauptsächlich in Spanien, den USA, Kanada und Frankreich; einer in der Schweiz und vier in lateinamerikanischen Ländern. Es wäre nicht korrekt, über einen von ihnen zu urteilen, weil ihr Land äußerst arm ist. Es mangelte an Ressourcen und Arbeitsplätzen und es ist absolut nicht belegt, dass einer von ihnen sich verweigert hätte, seinem Land zu dienen. Es handelt sich um sehr gefragte ärztliche Werte, die in Haiti und Kuba entstanden sind.

Die offizielle Zahl der Verstorbenen an Cholera beträgt 2.707, das ergibt eine Rate von 2,1%.

Während drei aufeinander folgenden Tagen ist kein einziger der von der Kubanischen Medizinischen Mission behandelten Cholera-Kranken gestorben. Die Letalitätsrate ist unter den 47.537 von ihnen behandelten Patienten schon auf 0,57 gesunken. Die Epidemie kann beseitigt, und somit vermieden werden, dass sie endemisch wird.

Im morgigen Podiumsgespräch um achtzehn Uhr werden wir frische und interessante Nachrichten über den Kampf gegen die Cholera in Haiti und Stimmen mit wichtigen Berichten und Autorität in diesem Thema hören.

Ich werde am Dienstag, dem 28., mit dem zweiten Punkt fortfahren.


Fidel Castro Ruz

27. Dezember 2010
17:12 Uhr

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Clintons Lügen

Reflexionen Des Genossen Fidel: Clintons Lügen

Es ist mir wirklich peinlich, ihn als Lügner bezeichnen zu müssen. Heute ist er einfach nur ein Mann, der den Anschein eines guten Menschen erweckt und sich dem historischen Erbe widmet, als ob die Geschichte des Imperiums, oder wichtiger noch, das Schicksal der Menschheit für mehr als einige Jahrzehnte garantiert wäre, ohne dass in Korea, im Iran oder an irgendeinem anderen konfliktgeladenen Ort ein Atomkrieg ausbrechen könnte.

Wie bekannt ist, hat ihn die Organisation der Vereinten Nationen zu ihrem „Sonderbeauftragten“ für Haïti ernannt.

Clinton - der übrigens nach George H. W. Bush und vor George W. Bush Präsident der Vereinigten Staaten war – verhinderte aus lächerlicher Eifersucht, dass der ehemalige Präsident Carter an den Migrationsverhandlungen mit Kuba teilnahm, förderte das Helms-Burton Gesetz und war Komplize der Aktionen der Kuba-Amerika-Stiftung (Cuban American Fundation) gegen unser Vaterland.

Es gibt hinreichend Beweise bezüglich jenes Verhaltens, aber nicht deshalb haben wir das zu ernst genommen und waren ihm ebenso wenig wegen seiner Aktivitäten in der oben genannten Mission feindlich gesinnt, die ihm aus offensichtlichen Gründen von der UNO übertragen worden war.

Seit Jahren arbeiten wir mit jenem Bruderland auf verschiedenen Gebieten zusammen, besonders in der Ausbildung von Medizinern und im Rahmen von Dienstleistungen für Bevölkerung. Clinton hat uns da in keiner Weise behindert. Wenn er gerne Erfolge vorweisen wollte, sahen wir keine Gründe dafür, unsere Kooperation in einem so sensiblen Bereich wie Haïti zu einzuschränken. Es kam dann unerwartet das Erdbeben, das so viel Tod und Zerstörung verursachte, und später die Epidemie.

Vor nur zwei Tagen, auf einem Zusammentreffen in der dominikanischen Hauptstadt zum Wiederaufbau von Haïti verkomplizierte sich die Sache. Ungefähr 80 Personen nahmen daran teil, darunter einige Botschafter, die die Spender von mehr als 100 Millionen Dollar vertraten, zahlreiche Mitglieder der Clinton-Stiftung, der Regierung der Vereinigten Staaten und der Regierung von Haïti.

Nur wenige Personen ergriffen das Wort, unter ihnen der Botschafter von Venezuela, denn das Land ist eines der bedeutendsten Spender. Er sprach kurz, mit tief empfundenen und treffenden Worten. Clinton nutzte fast die ganze Zeit für ein Treffen, das um 17.30 Uhr begann und 24.00 Uhr nachts endete. Dort war auf Ersuchen von Haïti und Santo Domingo der Botschafter Kubas als „Beobachter“ eingeladen. Ihm wurde daher nicht das Wort erteilt, aber er durfte Zeuge eines Treffens sein, bei dem überhaupt nichts gelöst wurde. Man nahm an, dass es am nächsten Tag fortgesetzt werden sollte, aber nichts dergleichen geschah.

Das Treffen in der Dominikanischen Republik war ein Ablenkungsmanöver. Die Empörung der Haitianer war durchaus berechtigt. Das Land, das vor etwa einem Jahr durch ein Erdbeben zerstört wurde, war seinem Schicksal überlassen worden.

Heute, Donnerstag, den 16. Dezember, veröffentlichte die US-amerikanische Nachrichtenagentur AP eine Meldung, die Folgendes berichtete:

„Während eines Besuchs in Haïti von eineinhalb Tage, inmitten von zivilen Unruhen, einem dem Land innewohnenden Übel, und einer undurchschaubaren politischen Krise, erklärte der ehemalige Präsident Bill Clinton, dass er auf die Anstrengungen um den Wiederaufbau Haitis vertraue.

Der Sonderbeauftragte der UNO für Haïti reiste einen Tag später in das geplagte Land, nachdem die Interimskommission für den Wiederaufbau Haitis, in deren Vorstand er Mitglieder ist, gezwungen war, ihr Treffen in der benachbarten Dominikanischen Republik abzuhalten, da nach den umstrittenen Präsidentenwahlen in Haïti vom 28. November überall Gewalt herrschte.

Clinton besuchte eine Fachklinik für die Behandlung von Cholera-Patienten, die von der Bewegung „Ärzte ohne Grenze“ geleitet wird, wo bereits 100.000 behandelt worden sind, die von der im Oktober vergangenen Jahres ausgebrochenen Epidemie betroffen waren. Danach besuchte er den wichtigsten UNO-Stützpunkt für die Befriedung des Landes, um dort haitianische und internationale Beamte zu treffen.

Bei dem Treffen am Vortag wurden Projekte für etwa 430 Millionen Dollar genehmigt. Aber das Auffälligste war die Empörung wegen des langsamen Voranschreitens des Wiederaufbaus, sowie ein Brief, der von den enttäuschten haitianischen Mitgliedern gesandt wurde, die bekräftigen, bei Entscheidungen an den Rand gedrängt zu werden, und sich über die Tatsache beschwerten, dass die genehmigten Projekte ‚weder zum Wiederaufbau von Haïti noch zur langfristigen Entwicklung beitragen'.“


Beachten Sie, was Clinton der Meldung zufolge später bei einer Pressekonferenz hinzufügte:

„‚Ich teile ihre Enttäuschung…’.“

„…hunderttausende von Haitianern werden nächstes Jahr eine feste Wohnung haben und viele werden nicht mehr in Zelten und unter den Planen wohnen, die seit dem Erdbeben des 12. Januars mehr als einer Million Menschen Obdach gewährten.

Aber dies wurde schon vorher versprochen. […] Von der für 2010/2011 versprochene Hilfe von mehr als 5,7 Milliarden Dollar sind nur 897 Millionen übergeben worden.“


Die 897 Millionen, von dem gesprochen wird, sind aber nirgendwo zu sehen.

Außerdem ist es eine absolute Respektlosigkeit gegenüber der Wahrheit zu behaupten, dass in einer von „Ärzte ohne Grenze“ geleiteten Klinik 100.000 Menschen behandelt worden sind.

Auf einer Pressemitteilung hat Dr. Lea Guido, Vertreterin der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO-WHO) in Haïti, heute informiert, dass die Zahl der betroffenen Menschen bis 11. Dezember auf 104.918 angestiegen ist, eine Zahl ohnegleichen, die unmöglich von einer Klinik der „Ärzte ohne Grenze“ behandelt worden sein konnte.

Es ist offensichtlich, und es steht für Herrn Clinton fest, dass Europa, die Vereinigten Staaten und Kanada Ärzte, Krankenschwestern, Physiotherapeuten, und anderes medizintechnisches Personal aus den Ländern der Karibik herausziehen und nicht genug Personal haben, außer ehrenwerten Ausnahmen, um diese Aufgabe zu erfüllen.

Offensichtlich hat Clinton mit seinen Lügen vor, die Arbeit von mehr als tausend kubanischen und lateinamerikanischen Ärzten, Krankenschwestern und Techniker zu ignorieren, die die größte Verantwortung im Kampf um die Beseitigung der Epidemie in der einzig möglichen Art tragen, indem sie bis in die entlegensten Ecken des Landes vordringen. Die Hälfte der 10 Millionen Einwohner wohnt auf dem Lande.

Es wäre nicht möglich gewesen, eine so hohe Anzahl von Menschen unter solchen Bedingungen behandelt zu haben, ohne die Unterstützung der hervorragenden Lateinamerikanerin, die die PAHO und die WHO in Kuba und Haïti vertritt.

Unser Land hat sich verpflichtet, das nötige Personal einzusetzen, um diese edelmütige Aufgabe zu erfüllen.

Wie Dr. Lea Guido orientierte, „geht das Personal, das Kuba sendet, in diesem Augenblick in äußerst abgelegene Regionen dieses Landes. Und das ist sehr angebracht.“

Dieses Personal trifft jetzt in Haïti ein und wird bald vor Ort sein.

Gestern wurden 931 Patienten von der Kubanischen Medizinerbrigade behandelt. Nur zwei starben, was einer Sterblichkeitsrate von 0,2% für jenen Tag entspricht.



Fidel Castro Ruz

16. Dezember 2010
21.14 Uhr

Dienstag, 14. Dezember 2010

Das Imperium auf der Anklagebank

Reflexionen des Genossen Fidel: Das Imperium auf der Anklagebank

Julian Assange, ein Mann, den vor einigen Monaten nur wenige Personen auf der Welt kannten, zeigt, dass man dem mächtigsten Imperium, das je auf der Welt existierte, trotzen kann.

Die kühne Herausforderung kam nicht von einer rivalisierenden Großmacht; aus einem Staat mit mehr als hundert Atomwaffen; aus einem Land mit hunderten Millionen Einwohnern; aus einer Gruppe von Nationen mit enormen Naturressourcen, auf die die Vereinigten Staaten nicht verzichten könnten; oder von einer revolutionären Doktrin, die in der Lage wäre, das Fundament des auf Ausplünderung und Ausbeutung der Welt basierenden Imperiums gründlich zu erschüttern.

Er war nur eine einzige Person, von der in der Presse kaum die Rede war. Obwohl inzwischen berühmt, weiß man immer noch wenig über ihn, ausgenommen die vielfach veröffentlichte Beschuldigung über die Liebesbeziehungen zu zwei Damen ohne die nötige Vorsicht in AIDS-Zeiten. Noch wurde kein Buch über seine Herkunft, seine Bildung oder seine philosophischen und politischen Ideen geschrieben.

Selbst die Motivation ist nicht bekannt, die ihn dazu brachte, diesen überzeugenden Schlag gegen das Imperium zu führen. Man weiß nur, dass er das Imperium moralisch in die Knie gezwungen hat.

Die Nachrichtenagentur AFP informierte heute, dass der „Schöpfer von Wikileaks weiter im Gefängnis bleiben wird, obwohl er gegen Kaution freigelassen wurde. […] Er muss so lange hinter Gittern bleiben, bis die von Schweden eingelegte Berufung geklärt ist, da dieses Land die Auslieferung wegen seiner vermutlichen Sexualdelikte verlangt.“

„… die Rechtsanwältin, die den schwedischen Staat vertritt, […] verkündete ihre Absicht, gegen die Freilassungsentscheidung Berufung einzulegen.“

„…Richter Riddle setze als Bedingung die Bezahlung einer Kaution in Höhe von 380.000 US-Dollars, die Benutzung eines elektronischen Armreifs und die Einhaltung einer Ausgangssperre fest.“

Die Kanzlei selbst informierte, dass er im Fall einer Freilassung „in einem Privathaus von Vaughan Smith wohnen soll, sein Freund und Vorsitzender des Frontline Clubs, ein Journalistenclub in London, wo Wikileaks seit mehrere Wochen sein Hauptquartier eingerichtet hat …“

Assange erklärte: „‚Meine Überzeugungen schwanken nicht. Ich halte mich treu an die von mir geäußerten Ideale. Wenn dieses Verfahren etwas erreicht hat, so die Tatsache, meine Entscheidung zu festigten, dass sie die wahrhaftige und richtige ist’…“

Der mutige und brillante US-Filmemacher Michael Moore erklärte, dass er Wikileaks seine Webseite, seine Server, seine Domainnamen und alles, was er benötigt, zur Verfügung stellt, um „… ‚Wikileaks am Leben und bei gutem Gedeihen zu halten, solange es besteht, um alle im Geheimen ersonnenen Verbrechen zu enthüllen, die in unserem Namen und mit unseren Steuergeldern begangen wurden’…“

Moore bestätigte, dass Assange „unter einem ‚so erbarmungslosen Angriff leidet’ […]‚ weil er diejenigen beschämt hat, die die Wahrheit verborgen haben.’“

„… ‚unabhängig davon, ob Assange schuldig oder unschuldig ist, […] hat er das Recht zur Bezahlung der Kaution und das Recht auf Verteidigung’. […] ‘deshalb habe ich mich den Filmemachern Ken Loach und John Pilger sowie der Schriftstellerin Jemima Jan angeschlossen und Geld für die Kaution angeboten’.“

Der Beitrag von Moore beträgt 20.000 US-Dollars.

Der Gegenschlag der US-Regierung gegen Wikileaks war so hart, dass nach Meinungsumfragen vom ABC News/Washington Post, zwei von drei US-Bürgen wollen, dass Assange wegen der Verbreitung jener Dokumente in den Vereinigten Staaten vor Gericht gestellt wird. Aber niemand hat sich getraut, die enthaltenen Wahrheiten zu bestreiten.

Es sind keine Details über den von den Strategen von Wikileaks ausgearbeitete Plan bekannt. Man weiß nur, dass Assange eine große Menge Mitteilungen an fünf große Medientransnationale gegeben hat, die heutzutage das Nachrichtenmonopol besitzen. Einige dieser Transnationalen sind extrem söldnerisch, reaktionär und profaschistisch wie die PRISA aus Spanien und Der Spiegel aus Deutschland, die man benutzt, um die revolutionärsten Länder anzugreifen.

Die Weltöffentlichkeit wird alles ganz nah verfolgen, was mit Wikileaks passiert.

Auf die rechts gerichtete schwedische Regierung und die kriegstreiberische Mafia der NATO, die sich so gern auf die Pressefreiheit und die Menschenrechte berufen, wird die Verantwortung fallen, ob man die Wahrheit über die zynische Politik der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten erfahren wird oder nicht.

Ideen können mächtigerer als Atomwaffen sein.


Fidel Castro Ruz

14. Dezember 2010
21:34 Uhr

Montag, 13. Dezember 2010

Botschaft Fidels an die Teilnehmer der 17. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Südafrika

Kameradinnen und Kameraden,

ich freue mich, und es ist für mich eine große Ehre, Ihrer Bitte nachzukommen, eine Botschaft anlässlich der 17. Weltfestspiele der Jugend und Studenten zu übermitteln, die im Heimatland von Nelson Mandela, einem lebenden Symbol des Kampfes gegen das gehasste Apartheid-System, stattfinden.

Kuba war Austragungsort von zwei Festspielen: die IX. im Jahr 1978 und die XIV. im Jahr 1997.

Zu jener Zeit war es das erste Mal, dass die Festspiele nicht in Europa stattfanden, sondern in einem Land dieser Hemisphäre.

Die Entscheidung wurde auf der IX. Versammlung des Weltbundes der Demokratischen Jugend in Varna, Bulgarien, Ende 1974 getroffen.

Es waren andere Zeiten: die Welt hat ernsten, aber weniger dramatischen Problemen gegenüber gestanden. Die fortschrittliche Jugend kämpfte für das Recht aller Menschen auf ein würdiges Leben. Das war der alte Traum der größten Denker der Menschheit, als es unverkennbar war, dass Wissenschaft, Technologie, Arbeitsproduktivität und die Entwicklung des Bewusstseins dies ermöglichten.

In einem kurzen Zeitraum hat sich die Globalisierung beschleunigt, das Kommunikationswesen hat ein unerwartet hohes Niveau erreicht, die Mittel zur Förderung des Bildungswesen, des Gesundheitswesens und der Kultur haben sich vervielfacht. Unsere Träume waren nicht unbegründet. In diesem Geiste fanden die IX. Weltfestspiele der Jugend und Studenten statt, an denen unser ganzes Volk teilgenommen hat.

In der Generalversammlung des Weltbundes der Demokratischen Jugend, die Anfang Oktober 1995 in eben diesem heldenhaften Südafrika stattfand, wurde der Beschluss über die Durchführung der XIV. Festspiele angenommen. An diesem Festival haben über 12.000 Delegierte aus 132 Ländern teilgenommen. Damals waren es bereits 37 Jahre, in denen unser Land den politischen und ideologischen Kampf gegen die Vereinigten Staaten und deren brutale Wirtschaftsblockade führte.

Bis in die 1980-er Jahre waren es nicht nur die Volksrepublik China, die Demokratische Volksrepublik Korea, Vietnam, Laos und Kambodscha, die unter den an Völkermord grenzenden Kriegen und Verbrechen der Yankees gelitten haben, sondern auch das europäische sozialistische Lager und die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, ein multinationales Land mit einer Fläche von 22.402.200 km2, mit enormen Ressourcen an landwirtschaftlich genutzter Erde, an Wäldern, Erdöl, Gas, Mineralien usw. Der imperialistischen Großmacht hat sich die sozialistische Großmacht mit über 800 Stützpunkten auf der ganzen Welt entgegen gestellt.

Die Auflösung der UdSSR, welche Fehler in dem einen oder anderen Moment der Geschichte auch immer begangen wurden, war ein schwerer Schlag für die fortschrittliche Bewegung der Welt.

Die Yankees haben sich schnell bewegt und die militärischen Stützpunkte erweitert, und auch die von der UdSSR gebauten Einrichtungen genutzt, um mit ihrer Kriegsmaschinerie die Russische Föderation enger einzukreisen, die noch immer eine Großmacht ist.

Die militärische Abenteuerlust der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten in der NATO ist in Europa und Asien gewachsen. Sie haben den Krieg in Kosovo ausgelöst und Serbien entzweit.

In unserer Hemisphäre haben sie 1965, noch lange vor der Auflösung der UdSSR, die Dominikanische Republik angegriffen; haben Nicaragua bombardiert und sind mit söldnerischen Kräfte eingefallen; mit ihren regulären Truppen haben sie Granada, Panama und Haïti angegriffen; haben blutige Staatsstreiche in Chile, Argentinien und Uruguay gefördert und die brutale Unterdrückung von Stroessner in Paraguay unterstützt.

Sie haben die „Schule der Amerikas" geschaffen, wo sie nicht nur tausende lateinamerikanische Offiziere für Verschwörungen und Staatsstreiche trainierten, sondern auch viele von ihnen mit Hassdoktrinen und ausgeklügelten Folterpraktiken vertraut machten, während sie sich vor der Welt als Verteidiger „der Menschenrechte und der Demokratie" darstellten.

Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts sieht so aus, als ob die imperialistische Großmacht aus den Fugen gerät.

Die blutigen Ereignissen des 11. September 2001, als die Zwillingstürme zerstört wurden, – ein dramatisches Ereignis, bei dem etwa dreitausend Personen das Leben verloren haben – sowie der spätere Angriff auf das Pentagon kamen dem skrupellosen Abenteurer George W. Bush wie gerufen, um den so genannten Krieg gegen den Terror auszurufen, der ganz einfach eine gefährliche Steigerung der brutalen Politik bedeutet, die die Vereinigten Staaten auf unserem Planeten betreiben.

Und mehr als nachgewiesen ist die beschämende Unterstützung der NATO-Länder an diesem verwerflichen Krieg. Diese militärische Organisation hat gerade ihre Absicht erklärt, in jedwedem Land der Erde zu intervenieren, in dem sie ihre Interessen, d.h. die Interessen der Vereinigten Staaten, bedroht sieht.

Das Monopol der Massenmedien in den Händen der großen kapitalistischen transnationalen Unternehmen wurde vom Imperialismus benutzt, um Lügen zu verbreiten, bedingte Reflexe zu schaffen und egoistische Instinkte zu entwickeln.

Während die Jugendlichen und Studenten nach Südafrika reisten, um für eine Welt in Frieden, Würde und Gerechtigkeit zu kämpfen, haben sich Studenten und ihre Professoren in Großbritannien ein hitziges Gefecht mit dem starken und gut ausgerüsteten Repressionskorps auf ihren temperamentvollen Pferden geliefert. Selten oder vielleicht niemals zuvor in der Geschichte hat man eine ähnliche Szene der kapitalistischen „Demokratie" gesehen. Die regierenden neoliberalen Parteien haben ihre Rolle als Gendarmen der Oligarchie gespielt, ihre Wahlversprechen gebrochen und im Parlament Maßnahmen bewilligt, die die Kosten eines Universitätsstudiums auf 14.000 Dollars jährlich erhöht haben. Das schlimmste war die Unverschämtheit, mit der die Abgeordneten meinten, dass „der Markt dieses Problem lösen würde". Nur die Reichen haben das Recht auf einen akademischen Titel.

Vor ein Paar Tagen erklärte der jetzige Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten, Robert Gates, als er die von Wikileaks veröffentlichten Geheimnisse kommentierte: „Tatsache ist, dass die Regierungen mit den Vereinigten Staaten verkehren, weil es in ihrem Interesse liegt, nicht weil sie uns mögen, nicht weil sie uns vertrauen, und auch nicht, weil sie glauben, dass wir in der Lage sind, Geheimnisse zu bewahren. Einige Regierungen verkehren mit uns, weil sie Angst vor uns haben, andere weil sie uns respektieren, die Mehrheit, weil sie uns brauchen. Wir sind immer noch bedeutend, wie man früher sagte, „die unentbehrliche Nation".

Nicht wenige intelligente und gut informierte Personen sind der Überzeugung, dass das Yankee-Imperium, wie alle vorangegangenen Imperien auch, in die letzte Etappe eingetreten ist, und dass die Zeichen dafür unwiderlegbar sind.

Ein auf der Webseite TomDispatch veröffentlichter Artikel, von der Webseite Rebelión aus dem Englischen übersetzt, nennt vier Hypothesen des vermutlichen Verlaufs der Ereignissen in den Vereinigten Staaten. Bei allen Hypothesen wird ein Weltkrieg als eine der Möglichkeiten genannt, obwohl man nicht ausschließt, dass es eine andere Lösung geben könnte. Es wird hinzu gefügt, dass jenes Land seine führende Rolle beim Weltexport von Gütern und in weniger als 15 Jahren auch seine führende Rolle in der technologischen Innovation, wie der Dollar seine privilegierte Funktion als Leit- und Reservewährung verlieren wird. Es heißt weiter, dass China dieses Jahr mit 12% vor den Vereinigten Staaten liegt und 11% beim Weltexport von Gütern erreicht hat. Es wurde auch auf die Präsentation des Supercomputers Tianhe-1A durch den Verteidigungsministers Chinas im Oktober dieses Jahres angespielt, ein Computer, der so mächtig ist, dass er nach Aussage eines US-amerikanischen Experten den in den Vereinigten Staaten existierenden „Computer Nr. 1 eliminiert".

Als unsere lieben Mitbürger Südafrika erreicht haben, war es eine ihrer ersten Aktivitäten, den internationalistischen Kämpfern die Ehre zu erweisen, die im Kampf um Afrika ihr Leben gaben.

Seit zwölf Jahre betreuen unsere Ärzte im benachbarten Haïti die haitianische Bevölkerung, heutzutage in Zusammenarbeit mit internationalistischen Ärzten, die in der Lateinamerikanischen Medizinschule (ELAM) studiert haben. Dort kämpfen sie ebenfalls für Afrika, in dem sie gegen die Cholera-Epidemie kämpfen, die Krankheit der Armen, um zu verhindern, dass sie auf jenen Kontinent übergreift, wo es wie in Lateinamerika viel Armut gibt. Mit der erworbenen Erfahrung haben unsere Ärzte die Sterblichkeitsrate außerordentlich verringert. Der Zeitung „Herald" aus Harare zufolge hatte sich in August 2008 ganz in der Nähe von Südafrika, in Zimbabwe, diese Epidemie „auf eine explosive Art und Weise" ausgelöst. Robert Mugabe hat die Regierungen der Vereinigten Staaten und Großbritanniens beschuldigt, die Krankheit eingeschleppt zu haben.

Als Beweis der totalen Skrupellosigkeit der Yankee-Regierung ist es notwendig, daran zu erinnern, dass die US-Regierung dem Apartheid-Regime Atomwaffen gegeben hat, die die Rassisten beinahe gegen die kubanischen und angolanischen Truppen eingesetzt hätten, die nach dem Sieg von Cuito Cuanavale in Richtung Süden marschierten, wo der kubanische Stab diese Gefahr befürchtete und die erforderlichen taktischen Maßnahmen ergriff, die ihm die totale Luftbeherrschung ermöglichte. Wenn sie versucht hätten, diese Waffen zu benutzen, wären sie nicht als Sieger daraus hervor gegangen. Aber es ist legitim zu fragen: Was wäre passiert, wenn die südafrikanischen Rassisten die Atomwaffen gegen die kubanischen und angolanischen Truppen eingesetzt hätten? Wie wäre die internationale Reaktion gewesen? Wie hätte man diesen barbarischen Akt gerechtfertigt? Wie hätte die UdSSR reagiert? Das sind Fragen, die wir uns stellen sollten.

Als die Rassisten die Regierung an Nelson Mandela übergeben haben, haben sie darüber nichts gesagt, auch nicht, was sie mit diesen Waffen getan haben. Die Untersuchung und Anklage dieser Ereignisse würde heutzutage ein großer Dienst an der Welt sein. Ich fordere euch dazu auf, liebe Mitbürger, dieses Thema bei den Weltfestspielen der Jugend und Studenten anzusprechen.

Vaterland oder Tod!

Venceremos!


Fidel Castro Ruz
13. Dezember 2010

Dienstag, 7. Dezember 2010

Die MINUSTAH und die Epidemie

Reflexionen des Genossen Fidel: Die MINUSTAH und die Epidemie

Vor circa drei Wochen wurden Nachrichten und Bilder darüber veröffentlicht, wie haitianische Bürger Steine auf die Streitkräfte der MINUSTAH warfen und entrüstet gegen diese protestierten, wobei sie diese beschuldigten, über einen nepalesischen Soldaten die Cholera ins Land gebracht zu haben.

Der erste Eindruck für den, der keine zusätzliche Information hat, bestand darin, dass es sich um ein aus der Abneigung gegen jegliche Besatzungsmacht hervorgegangenes Gerücht handele.

Wie könnte das bewiesen werden? Sehr wenige unter uns kannten die Anzeichen der Cholera und ihre Übertragungsweise. Nach wenigen Tagen hörten die Proteste in Haiti auf und es wurde nicht mehr über diese Angelegenheit gesprochen.

Die Epidemie nahm ihren unerbittlichen Verlauf und andere Probleme, wie die aus dem Wahlkampf abgeleiteten Risiken nahmen unsere Zeit in Anspruch.

Heute trafen die glaubwürdigen und glaubhaften Nachrichten darüber ein, was nun wirklich geschehen war. Das haitianische Volk hatte Gründe in Hülle und Fülle, um seinen entrüsteten Protest zum Ausdruck zu bringen.

Die Nachrichtenagentur AFP berichtet wörtlich Folgendes: „Der renommierte französische Epidemiologe Renaud Piarroux leitete im vergangenen Monat eine Untersuchung in Haiti und kam zu der Schlussfolgerung, dass die Epidemie durch einen importierten Bakterienstamm hervorgerufen worden ist, und sich von der nepalesischen Base“ der MINUSTAH „ausgehend verbreitete“.

Eine weitere europäische Agentur, EFE, teilte ihrerseits mit: „Der Ursprung der Krankheit liegt im kleinen Ort Mirebalais, im Zentralteil des Landes, wo die nepalesischen Soldaten ihr Lager errichtet haben, und sie tauchte wenige Tage nach deren Ankunft auf, was den Ursprung der Epidemie beweist…“

„Bis jetzt hatte die UN-Mission in Haiti (MINUSTAH) abgestritten, dass die Epidemie durch ihre Blauhelme Eingang ins Land gefunden hatte.“

„…der französische Doktor Renaud Piarroux, der als einer der wichtigsten Fachleute der Welt bei der Untersuchung der Cholera-Epidemie angesehen wird, lässt keine Zweifel an dem Ursprung der Krankheit…“

„Die Untersuchung wurde Paris auf Ersuchen der haitianischen Behörden in Auftrag gegeben, sagte ein französischer diplomatischer Sprecher.“

„…das Auftreten der Krankheit stimmt mit der Ankunft der nepalesischen Soldaten überein, die außerdem aus einem Land kommen, wo es eine Choleraepidemie gibt.

Anders ist der so plötzliche und starke Ausbruch der Cholera in einem kleinen Ort von wenigen Dutzenden Einwohnern nicht zu erklären.

Der Bericht analysiert ebenfalls die Art und Weise der Verbreitung des Übels, da die Fäkalien des nepalesischen Camps direkt in den Fluss abgeführt wurden, dem die Bewohner des Ortes ihr Wasser entnehmen.“

Bei dem, was die UNO tat, überrascht am meisten Folgendes, wie jene Agentur mitteilte: sie …“entsendete eine Untersuchungsmission in das nepalesische Lager, dessen Schlussfolgerung war, dass dieses nicht der Ursprung der Epidemie sein könne.“

Haiti kann inmitten der Zerstörung durch das Erdbeben, der Epidemie und seiner Armut jetzt nicht auf eine internationale Streitkraft verzichten, die Kooperation in einem durch die ausländischen Interventionen und die Ausbeutung durch die transnationalen Unternehmen ruinierten Land leistet. Die UNO hat nicht nur die elementare Pflicht zu erfüllen, um den Wiederaufbau und die Entwicklung von Haiti zu kämpfen, sondern ebenfalls darum, die erforderlichen Ressourcen zur Beseitigung einer Epidemie zu mobilisieren, die droht, sich auf die benachbarte Dominikanische Republik auszuweiten, auf die Karibik, auf Lateinamerika und andere ähnliche Länder von Asien und Afrika.

Warum hat sich die UNO darauf versteift zu verleugnen, dass die MINUSTAH dem Volk von Haiti die Epidemie gebracht hat? Wir geben nicht Nepal die Schuld, dass in der Vergangenheit britische Kolonie gewesen ist, dessen Männer in deren kolonialen Kriegen verwendet wurden und heute Anstellung als Soldaten suchen.

Wir haben bei dem zurzeit in Haiti ihren Dienst leistenden kubanischen Ärzten nachgefragt und sie haben uns mit bemerkenswerter Genauigkeit die von den genannten europäischen Agenturen übermittelten Nachrichten bestätigt.

Ich führe hier eine straffe Zusammenfassung von dem, was uns Yamila Zayas Nápoles mitteilte, Fachärztin in Integraler Allgemeinmedizin und Anästhesiologie, Direktorin einer medizinischen Einrichtung mit 8 Grundfachrichtungen und den Diagnosemitteln des Projekts Kuba-Venezuela, das im Oktober 2009 im 86.000 Einwohner umfassenden Gemeindegebiet von Mirebalais im Nord-Departement eingeweiht wurde.

Am Samstag, dem 15. Oktober, wurden 3 Patienten mit Symptomen von Durchfall und schwerer Dehydration eingeliefert; am Sonntag, dem 16. weitere 4 mit ähnlichen Anzeichen, aber aus ein und derselben Familie, und so wurde die Entscheidung getroffen, sie zu isolieren und das Geschehene der Mission mitzuteilen. Am Montag dem 17. wurden plötzlich 28 Patienten mit ähnlichen Symptomen eingeliefert.

Die Medizinische Mission schickte mit Dringlichkeit eine Gruppe von Fachleuten in Epidemiologie, die Blut- und Stuhlproben entnahmen und Proben des Erbrochenen und Angaben sammelten, die mit Dringlichkeit in die Landeslabors von Haiti geschickt wurden.

Am 22. Oktober wurde von dort informiert, dass der isolierte Bakterienstamm der in Asien und Ozeanien vorherrschenden Krankheit entsprach, welche die schwerwiegendste ist. Die nepalesische Einheit der UN-Blauhelme ist an den Ufern des Flusses Artibonite stationiert, der durch den kleinen Ort Méyè fliest, wo die Epidemie begann, und durch Mirebalais, wo sie sich dann schnell verbreitete.

Trotz der so unerwarteten Art und Weise des Auftretens der Cholera verstarben in dem kleinen, aber ausgezeichneten Krankenhaus in den Diensten von Haiti von den ersten, zu Beginn in isolierten Teilen desselben behandelten 2.822 Kranken nur 13 Menschen, was eine Letalitätsrate von 0,5% bedeutet. Später, als an einem getrennt liegenden Ort das Cholera-Behandlungszentrum eingerichtet wurde, sind von 3.459 Kranken 5 sehr schwerwiegende Fälle verstorben, d.h. 0,1%.

Die Gesamtzahl der Cholera-Kranken in Haiti betrug heute, Dienstag, den 7. Dezember, 93.222 Personen, und die Kennziffer der verstorbenen Patienten erreichte 2.120. Bei den von der Kubanischen Mission Behandelten betrug die Rate 0.83%. Die Sterblichkeitsrate in den anderen Krankenhauseinrichtungen beträgt 3.2%. Mit der erworbenen Erfahrung, den angebrachten Maßnahmen und der Verstärkung durch die Brigade „Henry Reeve“, hat die Kubanische Medizinische Mission sich vorgenommen, mit der Unterstützung der haitianischen Behörden in jeglichen der 207 isoliert gelegenen Ortsteile zu gelangen, damit keinem der haitianischen Bürger angesichts der Epidemie die medizinische Fürsorge fehlt und viele Menschenleben gerettet werden können.


Fidel Castro Ruz

7. Dezember 2010
18:34 Uhr

Sonntag, 5. Dezember 2010

Die Pflicht und die Epidemie in Haiti

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Pflicht und die Epidemie in Haiti

Am vergangenen Freitag, dem 3. Dezember, hat die UNO beschlossen, eine Generalversammlung der Analyse der Cholera-Epidemie in jenem Bruderland zu widmen. Die Nachricht bezüglich dieser Entscheidung war viel versprechend. Dies würde sicherlich dazu dienen, um die öffentliche Meinung auf die Schwere des Ereignisses aufmerksam zu machen und ihre Unterstützung für das haitianische Volk zu mobilisieren. Schließlich besteht ihre Daseinsberechtigung darin, Probleme zu lösen und den Frieden zu fördern.

Die jetzige Situation von Haiti ist schlimm und die dringend erforderliche Hilfe ist gering. Unsere hektische Welt investiert jedes Jahr 1,5 Billionen Dollar in Waffen und Kriege. Das, was Haiti – ein Land, das vor knapp einem Jahr das brutale Erdbeben erlitten hat, welches 250.000 Tote, 300.000 Verletzte und eine enorme Zerstörung verursachte – für seinen Wiederaufbau und seine Entwicklung benötigt, beträgt Schätzungen von Experten zufolge 20 Milliarden, d.h. nur 1,3% dessen, was jährlich zu solchen Zwecken ausgegeben wird.

Aber es handelt sich jetzt nicht um das, was einfach einen Traum darstellen würde. Die UNO lässt nicht nur einen Appell für eine bescheidene wirtschaftliche Hilfe ergehen, die in wenigen Minuten gelöst werden könnte, sondern fordert ebenfalls 350 Ärzte und 2.000 Krankenschwestern an, über die die armen Länder nicht verfügen und welche die reichen Länder ihnen für gewöhnlich wegnehmen. Kuba hat sofort darauf geantwortet und 300 Ärzte und Krankenschwestern angeboten. Unsere Kubanische Medizinische Mission in Haiti behandelt knapp 40% der an Cholera Erkrankten. Schnell hat sie sich nach dem Aufruf der Internationalen Organisation der Aufgabe gewidmet, die konkreten Ursachen für die hohe Sterblichkeitsrate zu suchen. Die niedrige Rate bei den von ihnen behandelten Patienten, die unter 1% liegt – die sich vermindert und sich mit jedem Tag weiter vermindern wird – gegenüber den 3% der in den anderen Gesundheitseinrichtungen behandelten Personen, die im Land arbeiten.

Es ist offensichtlich, dass sich die Zahl der Verstorbenen nicht allein auf die gemeldeten über 1.800 Menschen beschränkt. In diesen Angaben sind diejenigen nicht enthalten, die ohne ärztliche Behandlung und ohne eine der vorhandenen Gesundheitseinrichtungen aufzusuchen versterben.

Bei der Nachforschung über die Ursachen unter jenen, die mit dem höchsten Schweregrad der Krankheit die Gesundheitseinrichtungen zur Bekämpfung der Epidemie aufsuchten, die von unseren Ärzten betreut werden, stellten sie fest, dass diese aus den am weitesten abgelegenen Ortsteilen von Gemeinden stammten, die kaum über Verkehrs- und Nachrichtenverbindungen verfügen. Haiti hat eine gebirgige Oberfläche und vielerorts kann man die isoliert liegenden Orte nur durch einen Marsch über schroffes Gelände erreichen.

Das Land ist in 140 Gemeinden geteilt, städtische oder ländliche, und 570 Gemeinde-Ortsteile. In einem solchen isoliert gelegenen Ortsteil, wo - gemäß den Schätzungen des protestantischen Seelsorgers - circa 5.000 Menschen leben, waren 20 von ihnen an der Epidemie gestorben, ohne eine Gesundheitseinrichtung aufgesucht zu haben.

Den dringlichen Nachforschungen der Kubanischen Medizinischen Mission in Koordination mit den Gesundheitsbehörden zufolge wurde festgestellt, dass 207 haitianische Ortsteile an den am weitesten abgelegenen Stellen keinen Zugang zu den Zentren zum Kampf gegen die Cholera bzw. Gesundheitseinrichtungen haben.

Bei der erwähnten Sitzung der Vereinten Nationen bestätigte diese das von Frau Valerie Amos berichtete Bedürfnis, welche Stellvertretende Generalsekretärin der UNO für humanitäre Angelegenheiten ist und in einer dringenden Mission zwei Tage lang das Land besucht und die Zahl der 350 Ärzte und 2.000 Krankenschwestern berechnet hatte. Es war notwendig gewesen, die im Land vorhandenen menschlichen Ressourcen in Erfahrung zubringen, um die Menge an erforderlichem Personal zu berechnen. Jener Faktor wird ebenfalls in Abhängigkeit von den Stunden und Tagen stehen, die jenes Personal dem Kampf gegen die Epidemie widmet. Eine wichtige, zu berücksichtigende Tatsache ist nicht nur die der Arbeit gewidmete Zeit, sondern die Dienststunden. Bei der Untersuchung der hohen Sterblichkeitsrate ist zu beobachten, dass 40% der Letalität in den Nachtstunden zu verzeichnen ist, was offenbart, dass die betroffenen Patienten zu diesen Uhrzeiten nicht dieselbe Behandlung für ihre Krankheit bekommen.

Unsere Mission schätzt ein, dass die optimale Nutzung des Personals die genannte Gesamtzahl vermindern würde. Die Kubanische Medizinische Mission ist sicher, dass die Epidemie durch die Mobilisierung der verfügbaren Humanressourcen der Brigade „Henry Reeve“ und der Abgänger der Lateinamerikanischen Medizinschule ELAM selbst inmitten der enormen, durch die Erdbeben- und Hurrikanzerstörungen, durch den nicht voraussagbaren Regen und die Armut verursachten Widrigkeiten beherrscht und das Leben von Tausenden Menschen bewahrt werden kann, die unter den jetzigen Umständen unerbittlich sterben würden.

Am Sonntag dem 28. fanden die Wahlen für das Präsidentenamt, die Gesamtheit des Repräsentantenhauses und eines Teils des Senats statt, was ein gespanntes und kompliziertes Ereignis darstellte, das uns sehr besorgte, da es zur Epidemie und der traumatischen Situation des Landes in Bezug steht.

In seiner Erklärung vom 3. Dezember hat der Generalsekretär der UNO wortwörtlich Folgendes gesagt: „‘Ich rufe alle politische Akteure dazu auf, dass sie sich unabhängig davon, welches ihre Beschwerden bzw. Vorbehalte bezüglich des Wahlprozesses auch seien, der Gewaltanwendung enthalten und beginnen, die Angelegenheit sofort zu debattieren und eine Lösung zu finden, bevor eine ernsthafte Krise ausbricht’“, berichtete eine wichtige europäische Nachrichtenagentur.

Gemäß dieser Agentur hat der Generalsekretär die internationale Gemeinschaft ermahnt, die Übergabe von 164 Millionen Dollar zu erfüllen, von denen nur 20% überreicht worden sind.

Es ist nicht korrekt, sich so an ein Land zu wenden, als ob man ein kleines Kind ausschimpft. Haiti ist ein Land, das vor zwei Jahrhunderten das erste der Hemisphäre gewesen ist, dass der Sklaverei ein Ende setzte. Es ist Opfer jeder Art von kolonialen und imperialistischen Aggressionen gewesen. Es wurde von der US-Regierung vor knapp sechs Jahren besetzt, nachdem ein brudermörderischer Krieg vom Zaune gebrochen worden war. Das Vorhandensein einer ausländischen Besatzungsmacht, im Namen der Vereinten Nationen, aberkennt jenem Land nicht das Recht darauf, dass seine Würde und seine Geschichte respektiert werden.

Die Haltung des UN-Generalsekretärs, die haitianischen Bürger dazu aufzurufen, Zusammenstöße untereinander zu vermeiden, ist unserer Meinung nach korrekt. Am 28. haben Oppositionsparteien in den relativ frühen Morgenstunden einen Aufruf unterzeichnet, auf den Straßen zu protestieren, wodurch sie Demonstrationen verursachten und eine bedeutende Verwirrung im Land schufen, besonders in Port-au-Prince; und vor allem im Ausland. Dessen ungeachtet ist es sowohl der Regierung als auch der Opposition gelungen, Gewaltakte zu verhindern. Am darauf folgenden Tag war Ruhe in der Nation eingekehrt.

Die europäische Agentur berichtete, dass Ban Ki-moon folgende Erklärung abgegeben hatte bezüglich der „Wahlen vom vergangenen Sonntag in Haiti […]: dass die registrierten ‘Irregularitäten jetzt ernsthafter zu sein scheinen, als zu Beginn vermutet wurde’.“

Wer alle Informationen aus Haiti gelesen hat und die nachfolgenden Erklärungen der wichtigsten Oppositionskandidaten, der kann nicht begreifen, dass derjenige, der dazu aufgerufen hat, brüdermörderische Kämpfe nach der unter den Wählern geschaffenen Verwirrung zu vermeiden, am Vorabend der Bekanntgabe der Wahlergebnisse, die die beiden gegnerischen Kandidaten für die Wahlen vom Januar bestimmen werden, jetzt erklärt, dass die Probleme ernsthafter gewesen wären, als er am Anfang gedacht hätte, was bedeutet, Öl ins Feuer der politischen Gegensätze zu gießen.

Gestern, am 4. Dezember, war der 12. Jahrestag der Ankunft der Medizinischen Mission von Kuba in der Republik Haiti. Seitdem haben tausende Ärzte und Fachleute des kubanischen Gesundheitswesens ihren Dienst in Haiti getan. Wir haben mit seinem Volk zu Friedens- und Kriegszeiten, während Erdbeben und Wirbelstürmen zusammengelebt. Wir werden in diesen Zeiten der Intervention, der Okkupation und der Epidemien an seiner Seite stehen.

Der Präsident von Haiti, die zentralen und örtlichen Behörden, unabhängig davon, was ihre religiösen bzw. politischen Ideen auch seien, wissen, dass sie auf Kuba zählen können.


Fidel Castro Ruz

5. Dezember 2010
20:12 Uhr

Dienstag, 30. November 2010

Nachrichten über die Cholera in Haiti

Reflexionen des Genossen Fidel: Nachrichten über die Cholera in Haiti

Es gibt viele Gesprächsthemen, wenn die Vereinigten Staaten infolge der von Wikileaks veröffentlichten Dokumente, deren Authentizität – unabhängig von jeglicher anderer Absicht dieser Website - niemand anzweifelt, in einen kolossalen Skandal verwickelt sind.

Jedoch unser Land ist im Augenblick dabei, eine Schlacht zur Bekämpfung der Cholera in Haiti auszufechten, Epidemie, die ihrerseits zu einer Bedrohung für die anderen Völker von Lateinamerika und der Dritten Welt wird.

Inmitten der Folgen des Erdbebens, durch das über eine halbe Million Menschen getötet oder verletzt worden waren und das eine enorme Zerstörung hinterließ, entfesselte sich die Epidemie, die fast unmittelbar durch die Geißelung von einem Wirbelsturm verschlimmert wurde.

Gestern, am 29. November, betrug die Zahl der von der Krankheit betroffenen Personen 75.888, von denen die Kubanische Medizinische Brigade 27.015 behandelt hat, von denen 254 verstorben sind, d.h. 0,94%.

Die anderen Gesundheitseinrichtungen, d.h. die staatlichen, die der NGO und die privaten, haben 48 mil 875 behandelt, von denen 1 467 verstorben sind, d.h. 3.0015 %.

Heute, am 30. November, hat die Kubanische Medizinische Brigade, zu der übrigens 201 Abgänger der Lateinamerikanischen Medizinschule (ELAM) gehören, 521 Cholerapatienten behandelt, sodass es jetzt insgesamt 27.536 sind.

Am Sonntag, dem 28. November, kamen im Cholerabehandlungszentrum des Bezugs-Gemeindekrankenhauses in der Gemeinde L’Estere des Departements Artibonite 18 Personen aus Plateau, einem der Gemeinde eingegliederten Ort, in einem sehr kritischen Zustand an, und wurden unmittelbar von den dort tätigen 11 Ärzten und 12 Krankenschwestern der Kubanischen Medizinischen Brigade behandelt. Glücklicherweise konnte das Überleben von allen erreicht werden.

Am Montag dem 29. kamen 11 weitere Fälle aus jenem Ort an, darunter ein Kind von fünf Jahren, dessen Eltern an Cholera verstorben waren. Erneut konnte ihr Überleben erreicht werden.

Angesichts dieser Situation beschloss Dr. Somarriba, Leiter der Medizinischen Mission, ein Geländefahrzeug mit 5 Ärzten, 2 Krankenschwestern, einem Krankenpfleger und einem Fachmann für Rehabilitation mit den notwendigen Mitteln für eine Notbehandlung der Fälle in jenen Ort zu schicken.

Von den fünf Ärzten sind vier Abgänger der ELAM: eine Uruguayerin, ein Paraguayer, ein Nicaraguaner, ein Haitianer, und der Leiter der kubanischen Brigade im Departement Artibonite.

Um in die Gemeinde zu gelangen, fuhren sie sechs Kilometer auf Landstraßen, marschierten sechs weitere auf unbefestigten Wegen und schließlich weitere zwei Kilometer über ein schroffes Gelände, und trugen dabei die gesamte Ausrüstung und die Mittel.

Plateau liegt zwischen fünf Bergen und besteht aus einfachen, an drei Punkten konzentrierten Häusern. Seine Einwohnerzahl wird auf circa fünftausend geschätzt. Es gibt weder Straßen, noch Strom oder Ladengeschäfte, wie mitgeteilt wurde, und nur eine protestantische Kirche.

Die in äußerster Armut lebende Bevölkerung widmet sich vorwiegend dem Anbau von Erdnüssen, einer Hirsesorte, von Bohnen und Kürbissen.

Als sie in Plateau angekommen waren, bot der Pastor ihnen an, in der Kirche selbst das Behandlungszentrum einzurichten, mit sechs Pritschen und vier Bänken der Gläubigen, die die Notaufnahme von 10 Personen ermöglichen.

Heute wurden acht aufgenommen, drei in kritischem Zustand.

Die Ortsbewohner teilten mit, dass circa 20 von ihnen verstorben sind. Diese Angaben sind in den offiziellen Angaben der Verstorbenen nicht enthalten. Nachts werden sie mit den von ihnen mitgebrachten Taschenlampen arbeiten.

Die Mission hat beschlossen, ein Cholera-Behandlungszentrum in dieser abgelegenen Gemeinde zu schaffen, das 24 Betten haben wird. Morgen werden alle notwendigen Ressourcen hingeschickt werden, einschließlich des Stromaggregats.

Es wird ebenfalls mitgeteilt, dass sich die Kameraleute in der Gemeinde eingefunden haben, als sie die Nachricht erfuhren.

Heute ist niemand verstorben und es wurde noch eine Einrichtung weiter im Norden eröffnet, sodass es insgesamt 38 Zentren und Einrichtungen zur Behandlung der Cholera sind.

Ich gebe diesen Fall wieder, um zu erläutern, unter welchen Umständen und mit welchen Methoden dort der Kampf gegen jene Epidemie geführt wird, die sich mit täglich Dutzenden Verstorbenen schon den 2.000 Todesopfern nähert.

Mit den angewandten Arbeitsmethoden und der geplanten Verstärkung dürfte die Zahl der Verstorbenen nicht mehr mit jenem Rhythmus zunehmen, wie bis jetzt.

Da uns die Leidenschaften bekannt sind, die im Ablauf der traditionellen Wahlprozesse zum Ausdruck kommen, abgesehen von der typischen Stimmenthaltung, durch die viele gekennzeichnet sind, machte uns große Sorge, was in Haiti inmitten der Zerstörung und der Epidemie geschehen könnte. Ein niemals verletztes Grundprinzip ist die Achtung der Gesetze, der Parteien und des jeweiligen religiösen Glaubens jener Länder, wo unsere Ärzte bzw. die Brigade „Henry Reeve“ ihren Dienst leisten.

Uns beunruhigten jedoch die umfangreich von den internationalen Medien verbreiteten Versionen, die ein Bild der im Land verallgemeinerten Gewalt wiedergaben, das der Wirklichkeit bei Weitem nicht entsprach. Die internationalen Beobachter waren über jene Nachrichten erstaunt, die im Ausland verbreitet wurden, wo in Wirklichkeit die ihnen zugrunde liegenden Ereignisse, nur isoliert aufgetreten waren und nur einen sehr geringen Prozentsatz der ihre Stimme abgebenden Wähler betroffen hatten.

Die Führungspersönlichkeiten selbst, die das Volk dazu aufgerufen hatten, auf den Straßen zu protestieren, haben begriffen, dass das nicht korrekt war, d.h. die Durchführung von Aktionen, die inmitten der tragischen Situation des Landes gewaltsame Auseinandersetzungen hervorrufen könnten, welche es unmöglich machen würden, die Epidemie unter Kontrolle zu bekommen und sie zu besiegen. Wenn dieses Ziel nicht erreicht wird, dann könnte sich diese in eine endemische verwandeln und in Haiti zu einer Katastrophe im Gesundheitswesen führen und außerdem zu einer ständigen Bedrohung für die Karibik sowie für Lateinamerika werden, wo sich Millionen armer Menschen in ständig zunehmendem Maße in den großen Städten konzentrieren; und ebenfalls für viele andere arme Nationen von Asien und Afrika.

Es darf nie vergessen werden, dass Haiti außerdem von den Fundamenten aus neu aufgebaut werden muss, und zwar mit der Hilfe und Zusammenarbeit von allen. Das ist es, was wir für sein gutmütiges und selbstloses Volk erwarten.



Fidel Castro Ruz

30. November 2010
21:34 Uhr

Samstag, 27. November 2010

Sieben Tage ohne Todesfall durch Cholera

Reflexionen des Genossen Fidel: Sieben Tage ohne Todesfall durch Cholera

Gestern habe ich erläutert, dass in Haiti infolge der Cholera 1.523 Menschen verstorben waren, und gleichzeitig über die von der Partei und der Regierung von Kuba getroffenen Maßnahmen gesprochen.

Ich hatte nicht vor, heute auch nur ein Wort über dieses Problem zu schreiben. Ich nehme jedoch von dieser Idee Abstand, um eine kurze Reflexion zum Thema zu verfassen.

Frau Doktor Lea Guido, Beauftragte der PHO-WHO in Kuba – im Augenblick Beauftragte beider Organisationen in beiden Ländern und mit einer großen Erfahrung – erklärte am heutigen Nachmittag, dass zu erwarten sei, dass unter den jetzigen Verhältnissen in Haiti 400.000 Menschen an dieser Epidemie erkranken werden.

Andererseits hatten der Vizeminister für Gesundheitswesen von Kuba und Leiter der Kubanischen Medizinischen Mission, der Botschafter unseres Landes in Haiti und andere Kollegen der Mission den ganzen Tag Unterredungen mit Präsident René Preval, Frau Doktor Lea Guido, dem haitianischen Gesundheitsminister und anderen Beamten von Kuba und Haiti, in denen sie jene Maßnahmen erarbeiteten, die man mit Dringlichkeit ausführen wird.

Die kubanische medizinische Mission betreut 37 Einrichtungen zur Bekämpfung der Epidemie, wo sie bis heute 26.040 Cholera-Kranke behandelt hat, zu denen jetzt sofort noch 12 Zentren (das sind dann insgesamt 49) von der Brigade „Henry Reeve“ hinzukommen werden. Diese werden über 1.100 Betten in solchen Spezialzelten verfügen, die zu diesem Zwecken in Norwegen und anderen Ländern entworfen und hergestellt wurden, und schon mit jenen Fonds zur Begegnung der Erdbebenfolgen erworben worden sind, die Kuba von Venezuela zum Wiederaufbau des Gesundheitswesens in Haiti übergeben wurden.

Heute gegen Abend erreichte uns eine ermutigende Mitteilung von Doktor Somarriba: während der letzten 7 Tage gab es keinen einzigen Sterbefall durch Cholera in den von der kubanischen medizinischen Mission betreuten Einrichtungen. Es wäre unmöglich, jene Kennziffer beizubehalten, da andere Faktoren Einfluss auf dieses Ergebnis haben können, aber die gewonnene Erfahrung, die angebrachten Methoden und das Maß an Aufopferung, die erreicht wurden, vermitteln eine sehr Trost bringende Idee.

Es freut uns ebenfalls, dass Präsident René Preval, dessen Mandat am kommenden 16. Januar ausläuft, die Entscheidung getroffen hat, den Kampf gegen die Epidemie in die wichtigste Tätigkeit seines Lebens zu verwandeln, die er dem Volk von Haiti und der folgenden Regierung hinterlassen wird.


Fidel Castro Ruz

27. November 2010
21:56 Uhr

Freitag, 26. November 2010

Haiti - Die Unterentwicklung und der Völkermord

Reflexionen des Genossen Fidel: Haiti - Die Unterentwicklung und der Völkermord

Vor wenigen Monaten, am 26. Juli 2010, hat mich Lucius Walker, Leiter der US-amerikanischen Organisation Pastors for Peace, bei einem Treffen mit kubanischen Intellektuellen und Künstlern gefragt, welches die Lösung für die Probleme von Haiti sein könnte.

Ohne eine Sekunde zu zögern, habe ich ihm geantwortet: „In der Welt von heute gibt es keine Lösung für das Land, Lucius; in der Zukunft, von der ich spreche, gibt es sie. Die Vereinigten Staaten sind ein großer Hersteller von Lebensmitteln, sie können 2 Milliarden Menschen versorgen, sie hätten die Fähigkeit, um erdbebenfeste Häuser zu bauen; das Problem besteht in der Art und Weise, wie die vorhandenen Mittel verteilt werden. In dem Gebiet von Haiti muss sogar bis auf die Wälder alles wiederhergestellt werden; aber in der jetzigen Weltordnung ist das nicht lösbar.“

Lucius bezog sich auf die Probleme jenes bergigen, überbevölkerten Landes, das bar an Bäumen, Brennstoffen zum Kochen, Nachrichtentechnik und Industrien ist und eine hohe Analphabetenrate hat, wo es Krankheiten wie HIV gibt und das von den UN-Truppen besetzt ist.

„Wenn sich diese Umstände ändern,“ – fügte ich hinzu – „werdet ihr selbst, Lucius, Lebensmittel aus den Vereinigten Staaten nach Haiti bringen können.“

Der gutmütige und humanitäre Führer der Pastors of Peace verstarb eineinhalb Monate später, am 7. September, im Alter von 80 Jahren, und hinterließ vielen US-Amerikanern den Keim seines Beispiels.

Die zusätzliche Tragödie war noch nicht aufgetaucht: die Cholera-Epidemie, die am 25. Oktober schon über 3.000 Fälle zu verzeichnen hatte. Zu solch schlimmem Unheil kommt hinzu, dass am 5. November ein Hurrikan das Land heimsuchte und Überschwemmungen und Überflutungen der Flüsse verursachte.

Diese Gesamtheit dramatischer Umstände verdient es, dass ihr die angebrachte Aufmerksamkeit gewidmet wird.

Die Cholera tauchte in der modernen Geschichte zum ersten Mal im Jahr 1817 auf, Jahr, in dem sich eine der großen Pandemien ereignete, die die Menschheit im 19. Jahrhundert geißelten, und die eine hohe Sterblichkeit verursachte, vor allem in Indien. Im Jahr 1826 fand die Epidemie erneut statt, wobei sie Europa, einschließlich Moskau, Berlin und London heimsuchte, und sich von 1832 bis 1839 auf unsere Hemisphäre ausbreitete.

Im Jahr 1846 wird eine neue, noch gefährlichere Epidemie ausgelöst, die drei Kontinente heimsuchte: Asien, Afrika und Amerika. Während des gesamten Jahrhunderts wiederholten sich solche Epidemien, die diese drei Kontinente betrafen. Jedoch über 100 Jahre, d.h. fast das gesamte 20. Jahrhundert, sahen sich die Länder Lateinamerikas und der Karibik frei von dieser Krankheit, bis zum 27. Januar 1991, wo sie in der Hafenstadt Chancay, im Norden von Peru, auftauchte. Sie verbreitete sich erst entlang der Küsten des Pazifiks und dann entlang des Atlantiks, betraf 16 Länder, es erkrankten 650.000 Menschen in einem Zeitraum von 6 Jahren.

Ohne Zweifel betrifft die Epidemie die armen Länder viel stärker, in deren Städten sich sehr bevölkerte Stadtviertel anhäufen, die oft nicht einmal über Trinkwasser verfügen, und die Abwässer, die den die Krankheit übertragenden Cholera-Erreger transportieren, vermischen sich mit jenen.

Im besonderen Fall von Haiti ist es so, dass das Erdbeben beide Kanalisationssysteme zerstörte, wo diese vorhanden waren, und Millionen Menschen leben in Zelten, und verfügen oft nicht einmal über Latrinen und alles vermischt sich.

Die Epidemie, die unsere Hemisphäre 1991 betroffen hat, war die des Cholera-Erregers Vibrio 01, Biotyp El Tor, Serotyp Ogawa, genau derselbe, der in jenem Jahr über Peru eingedrungen war.

Jon K. Andrus, stellvertretender Direktor der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation, informierte, dass das in Haiti aufgetretene Bakterium eben genau dieses sei. Hieraus leiten sich einige zu berücksichtigende Umstände ab, die im gegeben Augenblick zu bedeutenden Überlegungen veranlassen werden.

Wie bekannt, bildet unser Land schon seit gewisser Zeit ausgezeichnete haitianische Ärzte aus und leistet seit vielen Jahren Gesundheitsdienste in jenem Bruderland. Es gab ernsthafte Probleme auf diesem Gebiet und von Jahr zu Jahr wurden Fortschritte erreicht. Niemand konnte ahnen, dass ein Erdbeben stattfinden würde, dass über 250.000 Menschen töten und unzählige Verletzte und Verwundete verursachen würde, da es keine Vorgeschichte diesbezüglich gab. Angesichts dieses unerwarteten Schlages haben unsere internationalistischen Ärzte ihre Anstrengungen verdoppelt und sich ohne Pause ihrer Arbeit gewidmet.

Inmitten der harten Naturkatastrophe entfesselte sich vor knapp einem Monat die starke Cholera-Epidemie, und wie wir schon gesagt haben, unter diesen so ungünstigen Umständen traf der Hurrikan ein.

Angesichts der so schwierigen Situation erklärte gestern Valerie Amos, stellvertretende UN-Generalsekretärin für humanitäre Angelegenheiten, dass weitere 350 Ärzte und 2000 Krankenschwestern benötigt werden, um der Epidemie zu begegnen.

Die Funktionärin rief dazu auf, die Hilfe auch auf außerhalb von Port-au-Prince auszuweiten, und enthüllte, dass die Versorgung mit Seife und sauberem Wasser nur 10 Prozent der außerhalb der Hauptstadt untergebrachten Familien erreicht, ohne aufzuzeigen, wie viele sie in dieser Stadt erreicht.

Verschiedene UN-Funktionäre haben in den letzten Tagen bedauert, dass die Antwort der internationalen Gemeinschaft auf den Hilfeaufruf zur Begegnung der Situation nicht einmal 10% der mit Dringlichkeit erbetenen 164 Millionen Dollar erreicht hat.

„Amos forderte eine schnelle und dringliche Antwort, um den Tod durch Cholera von noch mehr Menschen zu verhindern“, informierte eine Nachrichtenagentur.

Eine andere Agentur teilte heute mit, dass sich die Zahl der toten Haitianer schon auf „1.523 Personen“ beläuft, „66.593 sind behandelt worden, und über eine Million Menschen leben weiterhin auf den öffentlichen Plätzen“.

Knapp 40% der Kranken wurden von den Mitgliedern der Kubanischen Medizinischen Brigade behandelt, die aus 965 Ärzten, Krankenpflegern und –schwestern und Fachleuten besteht, denen es gelungen ist, die Anzahl der Verstorbenen auf weniger als 1 pro 100 Fälle zu vermindern. Mit diesem Behandlungsniveau würde die Zahl der Verstorbenen nicht einmal 700 erreichen. Die Verstorbenen waren normalerweise jene, die aufgrund der Unterernährung und anderer Faktoren äußerst geschwächt waren. Von den rechtzeitig diagnostizierten Kindern ist kaum eines gestorben.

Es ist äußerst wichtig zu verhindern, dass sich die Epidemie auf andere Länder von Lateinamerika und der Karibik ausweitet, denn unter den jetzigen Umständen würde sie in den Nationen dieser Hemisphäre einen außerordentlichen Schaden verursachen.

Es zwingt sich die Notwendigkeit auf, effiziente und schnelle Lösungen zur Bekämpfung dieser Epidemie zu suchen.

Heute wurde von Partei und Regierung beschlossen, die Kubanische Medizinische Brigade in Haiti mit einem Kontingent von 300 Ärzten, Krankenschwestern und Fachleuten des Gesundheitswesens der Brigade „Henry Reeve“ zu verstärken, womit sie insgesamt über 1.200 Mitarbeiter verfügen würde.

Raul besucht gerade andere Gebiete des Landes und berichtet alles genau.

Das Volk von Kuba, die Partei und die Regierung sind erneut der Situation gewachsen und machen ihrer ruhmreichen und heldenhaften Geschichte alle Ehre.


Fidel Castro Ruz

26. November 2010
21:58 Uhr

Die Rede von Evo

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Rede von Evo

Es gibt Augenblicke in der Geschichte, wo eine Rede erforderlich ist, auch wenn diese so kurz wäre, wie das „Alea jacta est“ von Julius Cäsar, als er den Rubikon überschritt. Er musste eben an jenem Tag überquert werden, als die Verteidigungsminister der souveränen Staaten der westlichen Hemisphäre in der Stadt Santa Cruz zusammengekommen waren, wo die Yankees den Sezessionismus und die Desintegration von Bolivien ermuntert haben.

Es war Montag, der 21., und die Agenturen widmeten sich voll und ganz der Nachrichtenübermittlung über die Zusammenkunft der NATO in Lissabon und Kommentaren hierzu, eine Versammlung, wo diese kriegerische Einrichtung in einer arroganten und plumpen Ausdrucksweise ihr Recht verkündete, in jeglichem Land der Welt zu intervenieren, wo sich ihre Interessen bedroht sähen.

Das Schicksal von Milliarden Menschen wurde komplett ignoriert, ebenso die wirklichen Ursachen der Armut und Leiden der Mehrheit der Bewohner des Planeten.

Der Zynismus der NATO verdiente eine Antwort, und diese erfolgte durch einen Aimara-Indio von Bolivien, aus dem Herzen von Südamerika, wo eine humanistischere Kultur eine Blütezeit hatte, bevor die Eroberung, die Kolonialisierung, die kapitalistische Entwicklung und der Imperialismus die Herrschaft der rohen Gewalt aufzwangen, die sich auf die Macht der Waffen und die höher entwickelte Technologie gründete.

Evo Morales, Präsident jenes Landes, gewählt durch die riesige Mehrheit seines Volkes, hat der Politik, die historisch gesehen von der US-Regierung immer gegenüber den Völkern von Lateinamerika und der Karibik durchgeführt wurde, mit unwiderlegbaren Argumenten, Angaben und Tatsachen eine Antwort erteilt, vielleicht sogar ohne dass ihm das niederträchtige Dokument der NATO schon bekannt gewesen wäre.

Die durch Kriege, Verbrechen, Verletzung der Verfassung und der Gesetze zum Ausdruck gebrachte Politik der Gewalt; außerdem durch die Ausbildung von Offizieren der militärischen Einrichtungen in Konspirationen, Putschen und politischen Verbrechen, wurde dazu verwendet, um fortschrittliche Regierungen zu stürzen und Gewaltregimes einzusetzen, denen sie systematisch politische und militärische Unterstützung und die der Medien zukommen lassen haben.

Nie zuvor war eine Rede so opportun.

Indem er oftmals die Ausdrucksweise seiner Aimara-Sprache verwendete, hat er Wahrheiten dargelegt, die in die Geschichte eingehen werden.

Ich werde mich bemühen, das von ihm Gesagte straff zusammengefasst wiederzugeben, und dabei seine eigenen Formulierungen und Worte zu verwenden:

„Vielen Dank!

Es ist uns eine große Genugtuung, die Verteidigungsminister und –Ministerinnen von Amerika hier in Santa Cruz de la Sierra begrüßen zu können, Santa Cruz, das Heimat von Ignacio Warnes und von Juan José Manuel Vaca ist, Männern, die seit 1810 zu Aufständischen wurden und um die Unabhängigkeit unseres geliebten Bolivien gekämpft und dafür ihr Leben gegeben haben.

Von solchen Männern wie Andrés Ibáñez und Atahuallpa Tumpa, ein Bruder der indigenen Bevölkerung, welche zu Zeiten der Republik um ihre Autonomie gekämpft haben und für die Gleichberechtigung der Völker in unserem Land.

Herzlich willkommen in Bolivien, Heimat von Túpac Katarí, Heimat von Bartolina Sisa, von Simón Bolívar und so vielen Menschen, die seit 200 Jahren um die Unabhängigkeit von Bolivien und vieler Länder in Amerika gekämpft haben.

Lateinamerika […] erlebt in den letzten Jahren tief greifende demokratische Veränderungen, mit denen es die Gleichberechtigung und Würde der Völker erreichen möchte…“

„…indem sie in die Fußstapfen von Antonio José de Sucre, Simon Bolivar und so vieler anderer indigener, mestizischer und kreolischer Volksführer traten, die vor 200 Jahren gelebt haben.“

„Vor genau einer Woche haben wir den Zweihundertsten Jahrestag der Armee von Bolivien festlich begangen, die am 14. November 1810 von Indigenen, Mestizen und Kreolen militärisch organisiert worden war, um die spanische Fremdherrschaft zu bekämpfen…“

„In der letzten Zeit hat Lateinamerika diesen Entschluss wieder aufgenommen, uns wie in einer zweiten Befreiung für die Völker von Lateinamerika, in einer nicht nur sozialen und kulturellen sondern auch wirtschaftlichen und finanziellen, zu befreien.

„…auf dieser 9. Konferenz der Verteidigungsminister stehen folgende Dinge auf dem Programm: „Gender“ und Multikulturalität in den Streitkräften, Demokratie, Frieden und Sicherheit von Amerika, Naturkatastrophen, humanitäre Hilfe und die Rolle der Streitkräfte, ein genau richtiger Themenkreis, ein Themenkreis, der gut angelegt ist, um die Hoffnungen nicht nur der Völker von Lateinamerika sondern der ganzen Welt zu debattieren.“

„Im Jahr 1985 […] besaßen nur diejenigen das Recht, gewählt zu werden bzw. die Regierenden zu wählen, die über genügend Geld verfügten, die einen Beruf hatten und diejenigen, die Spanisch, ein gepflegtes Spanisch sprachen.

Sodass also nur weniger als 10 Prozent der bolivianischen Bevölkerung an der Wahl teilnehmen bzw. als Regierende gewählt werden konnten, und wir anderen, über 90 Prozent, hatten nicht das Recht […] es haben verschiedene Prozesse stattgefunden […] einige Reformen, aber im Jahr 2009, zum ersten Mal unter Teilnahme des bolivianischen Volkes, wurde eine neue Verfassung des Plurinationalen Staates (Vielvölkerstaats) vom bolivianischen Volk angenommen.“

„…in dieser neuen Verfassung hatten natürlich die am meisten ausgegrenzten Sektoren […] kein Recht darauf, gewählt zu werden bzw. die Staatsgewalt, die Regierung der Republik Bolivien zu wählen.

Es mussten mehr als 180 Jahre vergehen, damit tief greifende Veränderungen vorgenommen würden und diese in Bolivien historisch gesehen ausgegrenzten Sektoren eingebunden würden. Und ich hoffe, nicht fehl zu gehen, denn ich glaube, dass es das einzige Land – nicht nur von Amerika sondern der Welt – ist, wo 50 Prozent der Minister Frauen sind und 50 Prozent Männer.“

„Natürlich, abgesehen von den Richtlinien und der Verfassung […] spüre ich, dass die politische Entscheidung wichtiger ist, die getroffen werden muss, um am meisten vernachlässigte Sektoren einzugliedern. Erst jetzt, nach der vom bolivianischen Volk im Jahr 2009 verabschiedeten Verfassung, haben die am meisten Ausgegrenzten, die am meisten Verachteten, die wie Tiere angesehen wurden, wie z.B. die Bewegung der Indigenen, ihre Vertretung in der Plurinationalen Gesetzgebenden Versammlung, sowie ebenfalls in denen der Departamentos (Verwaltungsbezirke).

Bedeutsam ist, dass für die indigenen Bewegungen, denen keine große Bevölkerung angehört, besondere Wahlbezirke geschaffen wurden, damit diese Präsenz von indigenen Brüdern und Schwestern der bolivianischen Hochebenen, Täler und des Ostens vorhanden ist.

Ebenfalls die uni-nominellen Wahlbezirke (mit nur einer Ernennung) ermöglichen es den indigenen Brüdern und Schwestern, ihre Vertretung in der Plurinationalen Gesetzgebenden Versammlung zu haben…“

„Auf diese Art und Weise ermöglichten wir die Präsenz jener indigenen Brüder und Schwestern, die verlassen und zur Ausrottung verdammt waren.“

„…das gab es vorher nicht…”

„…als ich sehr jung war, habe ich als Gewerkschaftsführer manchmal etwas gegen die Streitkräfte gehabt und als ich dann die Präsidentschaft übernahm, stellte ich fest, dass ein Großteil der Streitkräfte aus den bäuerlichen Gemeinden kommt, besonders den Tälern…“

„Ich möchte Ihnen, liebe Minister und Ministerinnen sagen, dass es das gibt, was es bis jetzt nie gegeben hatte, Teilnahme. Früher bestimmte allein die Hautfarbe das hierarchische Beförderungssystem der Gesellschaft, jetzt kann ein Indigener, ein Gewerkschaftsführer, ein Intellektueller, ein Akademiker, ein Unternehmensleiter, ein Militärangehöriger, ein General, jeder, auf demokratische Art und Weise Präsident werden. Vorher gab es das nicht, auf diese Art und Weise Bolivien und unsere Verfassung zu verändern.

Diese Konferenz geht nur Demokratie, Sicherheit und Frieden an, wobei die Geschichte zu überprüfen, die Richtlinien zu überprüfen für mich sehr fesselnd ist. Es bereitet Freude zu überprüfen, - und nicht nur überprüfen des Überprüfens wegen - bezüglich der Demokratie in Lateinamerika, der Sicherheit, des Friedens, in Amerika oder auf der Welt.

Wenn wir über die Demokratie in der Vergangenheit in Bolivien sprechen, dann gab es nur eine paktierte Demokratie, es gab keine Partei, die mit 50 Prozent oder mehr die Wahlen gewinnen konnte, wie die Politische Verfassung des Plurinationalen Staates besagt…“

„…in Bolivien gab es bis 2005, d.h. ab 1952, seit dem Jahrzehnt der 1950er Jahre, nur paktierte Demokratien, es gab Parteien, die mit 20 Prozent gewannen, mit 30 Prozent…“

„Eine Partei, die den dritten Platz einnahm, konnte den Präsidenten stellen, das hing von den Vereinbarungen ab und von der Verteilung der Ministerien. Diese Art der Vereinbarungen wurde eben gerade vom Botschafter der Vereinigten Staaten aufgestellt. Unsere Mitbürger, bolivianischen Brüder und Schwestern, erinnern sich sicherlich an das Jahr 2002, als es keinen Gewinner mit mehr als 50 Prozent gegeben hat und die Partei mit den meisten Stimmen 21 Prozent erreicht hatte. Und da erschien Manuel Rocha, der ehemalige Botschafter der Vereinigten Staaten, und brachte die neoliberalen Parteien zusammen, vereinte sie, damit sei regieren konnten, und diese Regierungen waren nicht von Dauer, sie haben nicht standgehalten.

Dank des Bewusstseins des bolivianischen Volkes überwinden wir glücklicherweise nach und nach diese Art Demokratien, jetzt haben wir keine paktierte Demokratie, sondern eine legitime Demokratie, die den Gefühlen des bolivianischen Volkes entspringt, die von einem Gedankengut, einem Gefühl begleitet ist, welche aus den Leiden der Völker hervorgehen, und die auf einem Regierungsprogramm beruht.“

„…ein Programm zur Erlangung von Würde der Bolivianer, ein Programm, das die Gleichberechtigung der Bolivianer und Bolivianerinnen beabsichtigt, ein Programm, dass die natürlichen Ressourcen des Landes zurückgewinnt, ein Programm, dass es ermöglicht, dass der Zugang zu den grundlegenden Diensten ein Menschenrecht sei…“

„…wenn einige der Mitglieder unserer Opposition -die es bei uns genauso gibt, wie in jedem Ihrer Länder - uns als eine totalitäre Regierung bezeichnen, als eine autoritäre Regierung, eine diktatorische Regierung, was für eine Schuld daran habe ich, wo doch dieses von einer Partei vorgeschlagene Regierungsprogramm über mehr als zwei Drittel in den verschiedenen Strukturen des Plurinationalen Staates verfügt, nur das Bürgermeisteramt von Santa Cruz habe ich nicht erreichen können.

Wir respektieren unseren Bürgermeister, sie haben uns bei der Wahl besiegt, aber ich grüße den Herrn Bürgermeister und beglückwünsche ihn für die vorige Woche durchgeführten Aktionen zur Bekämpfung des Agio, der Spekulation […] Meinen Glückwunsch und meine Hochachtung, Herr Bürgermeister…“

„Und manche sagen über uns, dass wir eine Einheitsdenkweise hätten, es gibt keine Einheitsdenkweise. Nur ein Programm, das von den verschiedenen sozialen Sektoren erarbeitet wurde, mit den sozialen Bewegungen der ursprünglichen Bevölkerung und den Arbeitern an der Spitze, kann diese Unterstützung erreichen, um Bolivien zu verändern.

Aber auf was sind wir unterwegs gestoßen, da wir von der Demokratie sprechen, auf Konspiration, Putsch, Putschversuche im Jahr 2008 […] wer war der derjenige, der diesen Putsch artikulierte? - der ehemalige Botschafter der Vereinigten Staaten.

Ich habe ein bisschen in der Geschichte nachgelesen […] über den Putsch von 1946, als Oberstleutnant Gualberto Villarroel Präsident war. Dieser sagte, dass er als Präsident nicht ein Feind der Reichen sei, aber mehr Freund der Armen. Dieser patriotische Militärangehörige war der erste Präsident, der den Indigenen-Kongress einberufen hat.

Ein weiterer Präsident, Germán Bush, hat Folgendes gesagt: Ich habe nicht die Präsidentschaft übernommen, um den Kapitalisten zu dienen. Er gehörte zu den Militärs.

Der erste Präsident, der die natürlichen Ressourcen verstaatlichte, ebenfalls Mitglied der Militärs, war David Toro, ich spreche von den Jahren 1937 oder 38 […] aber jener Militärangehörige wurde im Jahr 1946 erhängt, er wurde von ihnen im Palast ermordet.“

„…schließlich konzentrierte sich die Offensive auf die Masse des Palacio Quemado, auf den von der Straße Illimani aus gefeuert wurde, von der Ecke Bolivar aus, der Straße Comercio, dem Polizeigebäude und von hinten vom Gebäude La Salle und dem Gebäude Kersul aus, wo sich das Konsulat der Vereinigten Staaten befindet.“

„…als er beobachtet, dass das Feuer vom Gebäude Kersul ausging, dem US-Konsulat – ich habe über dieses Mitglied der Militärs nachgeforscht, der den ersten Indigenen-Kongress vom US-Konsulat aus absicherte, auf den Maschinengewehrfeuer abgegeben wurde, auf den geschossen wurde, um dem Leben eines Militärangehörigen ein Ende zu setzen. Die Dokumente sind hier vorhanden, wir haben sie nachgelesen.

…die Geschichte wiederholt sich, ich musste dem die Stirn bieten, was ein Botschafter organisierte, plante, um auf antidemokratische Art und Weise meine Regierung zu zerstören, und ich spüre, dass sich das auf der ganzen Welt wiederholt.

Aber ein Kamerad, einer unserer Mitbürger, ist Opfer so vieler Putsche gewesen, dass er zu mir Folgendes sagt: Präsident Evo, man muss sich vor der Botschaft der Vereinigten Staaten in Acht nehmen. Es hat immer Putsche in ganz Lateinamerika gegeben, und es hat nur deshalb keinen Putsch in den Vereinigten Staaten gegeben, weil es keine Botschaft der Vereinigten Staaten dort gibt, so habe ich wirklich erst begriffen, dass ich nichts von Putschen in der Geschichte gehört habe.

…die Länder, die wir Putschversuche erleiden, seit 2002 Venezuela, 2008 Bolivien, 2009 Honduras, 2010 Ecuador, und wir müssen anerkennen, lateinamerikanische Mitbürger bzw. Mitbürger von Amerika, dass die Vereinigten Staaten uns in Honduras besiegten, den Putsch konsolidierten, das US-Imperium hat uns besiegt, aber auch wir Völker von Amerika in Venezuela, in Bolivien, in Ecuador gewinnen […] was wird in der Zukunft geschehen, wir werden es in der Zukunft sehen.“

„…diese innere Auswertung muss eine tief greifende Debatte der Verteidigungsminister sein, um Demokratien abzusichern […] meine Vorfahren, mein Volk sind ständig Opfer von Putschen gewesen, von blutigen Staatsstreichen, nicht weil es die Militärs, die Streitkräfte so gewollt hätten, sondern aufgrund innerer und äußerer politischer Entscheidungen, um revolutionäre Regierungen, aus dem Volk hervorgegangene Regierungen zunichte zu machen, das ist die Geschichte von Lateinamerika.“

„…wir haben ein Recht darauf, uns die Art und Weise zu überdenken, die Demokratie in jedem Land abzusichern, aber ohne Putsche oder Putschversuche.

Es ist unser Wunsch, dass diese Konferenz der Verteidigungsministerinnen und –Minister eine echte Demokratie der Völker absichert, und hierbei die Unterschiede achtet, die bei uns von Region zu Region und von Sektor zu Sektor bestehen.

Aber wenn wir von Frieden sprechen, dann frage ich mich auch, wie es Frieden geben kann, wenn es Militärstützpunkte gibt. Und davon kann ich ebenfalls mit einer gewissen Kenntnis sprechen, denn ich bin Opfer jener Militärbasen der Vereinigten Staaten gewesen, und zwar unter dem Vorwand des Kampfes gegen den Drogenhandel.

Als ich Soldat war, ein einfacher Soldat der Streitkräfte im Jahr 1978, zeigen mir die Offiziere und Unteroffiziere, das Vaterland zu verteidigen, und brachten mir bei, dass die Streitkräfte dazu da sind, das Vaterland zu verteidigen, und dass die Streitkräfte nicht zulassen können, dass irgendein uniformierter und bewaffneter ausländischer Militärangehöriger in Bolivien sein kann.“

„…als ich schließlich Gewerkschaftsführer wurde, habe ich es persönlich als Zeuge miterlebt, dass nicht nur die DEA, uniformiert und bewaffnet, die Streitkräfte führte oder die Landespolizei, sondern mit ihren Maschinengewehren unter dem Vorwand des Kampfes gegen den Drogenhandel die sozialen Bewegungen verfolgte, mit ihren Kleinflugzeugen die von Santa Cruz, von Cochabamba, von Oruro ausgehenden Märsche verfolgte. Und sie konnten uns nicht einmal mit ihren Kleinflugzeugen auffinden und sprachen von Geistermärschen. Geistermärsche? Diese erreichten eine Teilnahme von tausenden Kameraden, die ihre Forderungen erhoben und Würde und Souveränität für unsere Volker verlangten.“

„…Ich bin davon überzeugt, wenn wir, die Völker, um unsere Würde kämpfen, um unsere Souveränität, dann kann das weder mit Militärstützpunkten geschehen noch durch militärische Interventionen. Alle, wie klein wir auch seien, so genannte unterentwickelte Länder, in Entwicklung befindliche Länder, besitzen Würde, Souveränität. Außer alledem hat man zu erreichen versucht, als ich Abgeordneter war, dass ich für die Immunität für Funktionäre der US-Botschaft abstimmen sollte.

Was bedeutet die Immunität? Das bedeutet, dass die Funktionäre der US-Botschaft, einschließlich die der US-amerikanischen DEA, im Fall, dass sie ein Verbrechen begehen, nicht auf der Grundlage der bolivianischen Gesetze vor Gericht gestellt werden können. Das war ein Freibrief zum Morden, zum Verwunden, wie sie es in meiner Region getan haben.“

„…der Frieden ist legitime Tochter der Gleichberechtigung, der Würde, welche die soziale Gerechtigkeit bedeutet. Wenn es keine Würde gibt, wenn es keine Gleichberechtigung gibt, wenn es keine soziale Gerechtigkeit gibt, dann ist die Absicherung des Friedens unmöglich. Woher sollte diese kommen? Denn es gibt Völker, die sich auflehnen, weil es eine Ungerechtigkeit gibt.“

„…und hörten wir unseren Generalsekretär der Vereinten Nationen über die Doktrinen. Die Doktrinen, die wir in Bolivien kennen, eine antikommunistische Doktrin, dass es Putsche gab, um die Bergbauzentren militärisch zu intervenieren, weil die sozialen Bewegungen, die Bergarbeiterzentren große Revolutionäre waren, um Bolivien zu verändern.

In den 1950er und 1960er Jahren wurden wir Gewerkschaftsführer des Bergbau-Bereichs als Kommunisten, als Rote beschuldigt, um uns zu verbannen, um uns ins Ausland zu verbannen, um uns vor Gericht zu stellen, bis zu Massakern. Jene Zeit ist vorbei. Zum jetzigen Zeitpunkt kann uns schon niemand mehr als Rote oder Kommunisten beschuldigen, wir haben alle das Recht, anders zu denken.

Wenn für ein Land, für eine Region die Lösung der Kommunismus ist, gut; für ein anderes der Sozialismus, gut; für ein anderes der Kapitalismus, gut; das ist eine demokratische Entscheidung jedes Landes.

Aber jetzt, wo wir diesen Kampf schon gewonnen haben, und sie nicht mehr eine antikommunistische Doktrin zur Rechtfertigung benutzen können, um die Völker zum Schweigen zu bringen, um Präsidenten auszuwechseln, um Regierungen auszuwechseln, erscheint die andere Doktrin, der Kampf gegen die Drogen.

Natürlich ist es unser aller Pflicht, die Drogen zu bekämpfen […] Bolivien ist nicht die Kultur der Drogen, Bolivien ist nicht die Kultur des Kokains. Aber woher kommt das Kokain? Es entsteht aufgrund des Marktes der entwickelten Länder, das ist nicht Verantwortung unserer Landesregierung, aber wir sind verpflichtet, das zu bekämpfen.“

„…im Hintergrund des Kampfes gegen den Drogenhandel kann es keine geopolitischen Interessen geben, die unter dem Vorwand des Kampfes gegen den Drogenhandel die sozialen Bewegungen zu satanisieren versuchen, sie zu kriminalisieren versuchen, beabsichtigen, das Koka-Blatt mit dem Kokain gleichzustellen, den Kokablatt-Bauern mit dem Rauschgifthändler, oder den legalen Verbrauch von Kokablättern mit dem Rauschgiftsüchtigen.

Warum haben sie nicht früher, seit dem vergangenen Jahrhundert, die Koka bekämpft, wenn die Koka schadet? Die Europäer waren die ersten Großgrundbesitzer, die aus dem Kokablatt Gewinn zogen, sicherlich kam da das Kokain nicht abhanden.

Die US-Regierungen erteilten damals ein Anerkennungszeugnis an die besten Produzenten des Kokastrauches, wozu wohl? Damit dieser Produzent den Kokastrauch halten und die Kokablätter an die Bergarbeiter geben konnten, die das Zinn abbauen, und damit die Vereinigten Staaten danach dieses Zinn in die Vereinigten Staaten ausführen konnten.

…die Welt weiß, Sie wissen, dass der so genannte Krieg gegen die Drogen gescheitert ist. Diese Art Politik muss geändert werden, und welche soll schließlich die neue Politik sein? Zum Beispiel, Schluss mit dem Bankgeheimnis, oder ist dieser große Drogenhändler, dieser dicke Fisch des Drogenhandels etwa mit seinem Geld im Rücksack, im Koffer unterwegs? Oder fliegt er damit im Flugzeug? Nein, das Geld zirkuliert in den Banken. Warum kann man denn nicht dieses Bankgeheimnis aufheben, um den Drogenhandel zunichte zu machen und jenen Drogenhändler zu kontrollieren?

Warum verteidigt sich nicht jedes Land gegen den Eingang von jeder Art Drogen in sein Gebiet? Bei dieser vorhandenen Technologie und den Radaren? Meiner Meinung nach, könnte die Fähigkeit zur Kontrolle vorhanden sein, und wir sind nicht in der Lage, das zu kontrollieren. Man kann nicht nur unter dem Vorwand des Kampfes gegen den Drogenhandel Kontrollrichtlinien einführen, und vor allem nicht darauf gerichtet, die Zurückgewinnung der Naturressourcen für die transnationalen Unternehmen zu erreichen.“

„… der ehemalige US-Botschafter Manuel Rocha sagte: ‘Stimmen Sie nicht für Evo Morales, er ist der Bin Laden der Anden, und die Kokabauer sind die Talibanen.’

Das heißt, liebe Verteidigungsminister und –Ministerinnen, gemäß dieser Art Doktrin treffen Sie sich gerade mit dem Bin Laden der Anden und mit meinen Kameraden der Sozialbewegungen, d.h. mit den Talibanen. Solcherart sind die Anklagen, manchmal Verfälschungen.“

„… Jetzt wo sie diese antikommunistischen und antiterroristischen Thesen und Doktrinen nicht mehr aufrecht erhalten können, haben wir vor ein paar Tagen eine neue Doktrin gehört und ich will jetzt die Gelegenheit nutzen, mein Volk durch die Medien darüber zu informieren.

Am 17. November haben sich einige Lateinamerikaner und US-Abgeordnete zu einem Forum in den Vereinigten Staaten getroffen, wo die Schlagzeilen folgende waren: die Gefahr der Anden, die Bedrohungen für die Demokratie, die Menschenrechte und die interamerikanische Sicherheit.

…Die Abgeordnete Ileana Ros-Lehtinen sagte: ‘In den letzten Jahren haben wir mit Sorge die Bemühungen einiger solcher Personen in der Region beobachtet, wie Hugo Chávez in Venezuela, Evo Morales in Bolivien, Daniel Ortega in Nicaragua und Rafael Correa in Ecuador, die ihre Macht unbedingt um jeden erforderlichen Preis konsolidieren möchten. Die Mitglieder des Bündnisses ALBA haben unter der Leitung von Hugo Chávez die demokratischen Systeme ihrer Länder manipuliert, um ihren autokratischen Interessen zu dienen. ‘

Wir sollten dieser Abgeordneten sagen, dass wir die Wahlen nicht, wie in den Vereinigten Staaten, mit einem Unterschied von ein oder zwei Prozent gewonnen haben, wir haben hier mit mehr als 50 oder mehr als 60 Prozent gewonnen, und in einigen Regionen mit mehr als 80 Prozent. Das ist die echte Demokratie.

‘Was steht in der Agenda über Daniel Ortega? Die Koka-Agenda wurde von Evo Morales vorangetrieben. Das ist eine neue Allianz mit Iran und Russland. Im Fall von Rafael Correa stehen die zweifelhaften Verfassungsreformen mit antiamerikanischen Forderungen.‘

…Bolivien wird unter meiner Führung Abkommen und Allianzen mit der ganzen Welt abschließen, niemand kann mir das verbieten. Wir haben dieses Recht, wir sind die Kultur des Dialogs.“

“… ohne stabile demokratische Partner gibt es keine regionale Sicherheit oder Sicherheit für die Vereinigten Staaten. Mehr denn je ist es jetzt an der Zeit, in der die Vereinigten Staaten ihre Feinde unterstützen oder schwächen sollten. Jetzt soll die Organisation Amerikanischer Staaten sich von ihrem Erbe der doppelten Moral lossprechen und endlich fordern, dass alle Mitgliedstaaten die wichtigsten Prinzipien und Verpflichtungen der Interamerikanischen Demokratie-Charta achten, vielleicht sollte man diese Charta überarbeiten.

Vom zweiten Abgeordneten (Er spricht über Connie Mack und erklärt dann seine Ideen mit diesen Worten) habe ich hier alles war er gesagt hat. Aber um Zeit zu gewinnen, werde ich versuchen, das zusammenzufassen, er unterzeichnet es und sagt: ich will nun über einige Beobachtungen der letzten sechs Jahre als Abgeordneter sprechen, da ich beide Regierungen beobachtet habe: die republikanische Regierung und die demokratische Regierung.

Meiner Meinung nach ist das die Linie der beiden Regierungen gegenüber Hugo Chávez - wir sollen nichts unternehmen, wir sollen sitzen bleiben und warten bis alles von allein (implodiert). Und die andere Denkweise ist, dass Hugo Chávez vielleicht verrückt ist. Und dann sagt er Folgendes: ich bin mit keiner dieser Vorstellungen einverstanden, ich glaube nicht, dass Hugo Chávez verrückt ist, und ich glaube nicht, dass das Konzept ihn (implodieren) zu lassen, funktioniert. Hugo Chávez ist eine Bedrohung für die Freiheit und die Demokratie in Lateinamerika und in der ganzen Welt.“

„… das ist es, was mir am meisten Sorgen macht. Ich erwarte von Ihnen als Vorsitzender des Unterausschusses, dass wir, solange wir nicht demnächst die Mehrheit des nächsten Kongress sind, genau Folgendes tun: uns um Chávez kümmern, er muss politisch besiegt oder körperlich detoniert werden.“

Danach sagte Evo:

“Ich würde sagen, dass dieser Abgeordnete Connie Mack schon ein geständiger Mörder des Kameraden und Bruder Hugo Chávez, Präsident von Venezuela oder ein geständiger Verschwörer gegen ihn ist.

Wenn der körperlichen Unversehrtheit von Hugo Chávez irgendetwas passiert, ist dieser US-Abgeordnete der einzige Verantwortliche. Er sagte das ganz offen und es ist in den Medien und im Protokoll seiner Rede schriftlich festgehalten.”

„Kamerad, Bruder, Generalsekretär der OAS, Sie sollen uns, d.h. Venezuela, Ecuador und Bolivien ausstoßen, und er sagte später dann, dass auch Nicaragua ausgestoßen werden soll, und man soll Sanktionen anwenden. Was bedeutet das? Sicherlich handelt es sich um eine Wirtschaftsblockade wie im Fall von Kuba.”

“Ich denke, darum handelte es sich, als er über Sanktionen redete. Schließlich muss man fragen: wie können einige amerikanische Länder Sicherheit und Frieden gewährleisten, wenn dies die Aussagen einiger Abgeordneten und einiger Lateinamerikaner sind?

Ich habe die Gründe gesucht, weshalb Kuba im Jahr 1962 ausgestoßen worden war. Dort steht, dass Kuba aus der OAS ausgestoßen wurde, weil es leninistisch, marxistisch und kommunistisch war. Jetzt ist die neue Doktrin eine Doktrin gegen das Bündnis ALBA. In der ALBA sind wir organisiert, wir begrüßen Fidel, wir begrüßen Chávez, sowie andere Präsidenten. ALBA ist ein Integrations- und Solidaritätsinstrument, eine Solidarität ohne Bedingungen, die zeigt, wie man teilen kann anstelle zu sich Konkurrenz zu machen, wie man Komplementaritätspolitik anstelle einer Konkurrenzpolitik anwenden kann.

… Inmitten von diesem Konkurrenzgeist werden sich nur einige kleine Gruppen bereichern und nicht die Mehrheiten, die etwas von ihren Präsidenten erwarten.

Inmitten dieser Konkurrenz-Politikrichtlinien, die nicht komplementär sind, ist nicht einmal der Kapitalismus eine Lösung für den Kapitalismus, das ist die Finanzkrise.

… die neue Doktrin ist wie die ehemalige Doktrin der Panama-Schule, als das Süd-Kommando unsere Militärs ausbildete. Dank des Kampfes unserer Völker ist das vorbei und jetzt gibt es nicht mehr die Amerika-Schule. Was gibt es noch? Gemeinsame Operationen durch Spezialkräfte.”

“… Ich bewundere einige Offiziere meiner Streitkräfte, die im Detail über diese militärische Übungen informiert haben, die jährlich im Wechsel in verschiedenen Länder Amerikas durchgeführt werden. Wozu? Um ihnen zu zeigen, wie sie diese revolutionären Länder vernichten können, Länder die tief greifenden demokratischen Umwandlungen unternehmen. Es handelt sich sogar um Übungen, damit die Heckenschützen üben oder ihnen zu zeigen, wie man die Führungskräfte töten kann.

„… mit großer Entrüstung habe ich einige Bilder dieser gemeinsamen Operationen der Spezialkräfte gesehen, die nach und nach in verschiedenen Gebieten stattfinden. Natürlich nimmt Bolivien daran nicht mehr teil. Und solange ich der Präsident bin, wird Bolivien an dieser Art gemeinsamer Operationen niemals mehr teilnehmen, die gegen die Demokratie verstoßen.

… Für die indigene Bewegung kann […] dieser Planet oder die Mutter Erde ‚Pachamama’ ohne den Menschen leben, aber der Mensch kann nicht ohne den Planeten oder ohne die ‚Pachamama’ leben.“

„…der Kapitalismus ist kein Synonym von Privateigentum, manchmal versucht man die Leute zu verwirren und man sagt, dass Präsident Evo den Kapitalismus in Frage stellt. Man wird uns unsere Häuser und unsere Autos wegnehmen, nein, das Privateigentum ist garantiert.“

„… die neue Verfassung garantiert eine vielfältige Wirtschaft und diese vielfältige Wirtschaft garantiert das Privateigentum sowie das kommunale und staatliche Eigentum, das aller sozialer Sektoren; aber wenn wir über Kapitalismus sprechen, sprechen wir über diese vernunftwidrige, unverantwortliche und unbegrenzte Entwicklung.“

„Unsere Kameraden finden kein Wasser mehr in diesem Amazonas-Gebiet. Wenn wir irgendwo bohren, findet man das Wasser in immer tieferen Gelagen und immer weniger Wasser, und wenn wir kein Wasser aufgrund der Dürre wegen der Globalerwärmung garantieren können, dann müssen wir diese Familie ihrem Schicksal überlassen, und es handelt sich um Tausende, Millionen Menschen auf der Welt. Sie heißen Klima-Migranten.

Das werden wir nicht mit den Streitkräften lösen, das werden wir nicht mit den Verteidigungsministern lösen, auch nicht mit der Zusammenarbeit. Es handelt sich um ein weltweites strukturelles Thema.“

„… wir würden hier gern auf kurze Frist und mittelfristig eine Lösung finden. Die beste Lösung für das Ende der Naturkatastrophen ist die Beseitigung des Kapitalismus und die Veränderung dieser Politikrichtlinien einer übertriebenen Industrialisierung.

Natürlich wollen alle Länder industrialisiert werden, eine Industrialisierung für das Leben und für die Menschen, aber nicht eine Industrialisierung, die das Leben und die Menschen vernichtet. Es gibt Doktrinen, die den Krieg verkünden und fördern. Es gibt Völker bzw. Staaten, die vom Krieg leben. Das muss aufhören, und wenn wir damit aufhören müssen, dann heißt das, der großen Waffenindustrie ein Ende setzen, die das Leben zerstört.“

„… ich weiß, dass viele Minister hierher die Botschaft ihrer Präsidenten, ihrer Regierungen, ihrer Völker mitbringen; aber wir müssen dem Leben gegenüber verantwortlich handeln, und verantwortlich dem Leben gegenüber sein bedeutet, verantwortlich dem Planeten gegenüber oder der Mutter Erde ‘Pachamama’ zu sein, es bedeutet, die Rechte der Mutter Erde zu achten.“

„…hoffentlich kann Amerika mit Ihrer Hilfe, Verteidigungsministerinnen und –minister, an oberster Stelle bei der Absicherung der Rechte von Mutter Erde stehen, um die Menschenrechte, das Leben, die Menschheit nicht nur in Amerika zu schützen, sondern auch auf der ganzen Welt. Ich habe das Gefühl, dass wir unter diesen Umständen eine enorme Verantwortung haben.

Ich möchte die Beteiligung unserer Streitkräfte begrüßen, und außerdem wollte ich ehrlich zu Ihnen sein. Als ich das Präsidentenamt im Jahr 2005, 2006 angetreten habe, hatte ich viel Angst, Furcht davor, ob die Streitkräfte in diesem Prozess an meiner Seite stehen würden, oder mich nicht begleiten würden.”

„…die Streitkräfte, die an Sozialarbeiten und an strukturellen Veränderungen teilnehmen, die Bergwerke wiedererlangen, die die Politik zur Rückgewinnung natürlicher Ressourcen unterstützen, werden heute vom bolivianischen Volk geliebt.”

„…das Volk spürt, dass es Streitkräfte hat, die für das Volk da sind. Glücklicherweise haben wir jetzt im Vielvölkerstaat zwei wichtige Strukturen; die sozialen Bewegungen, die die natürlichen Ressourcen des Staats verteidigen, und die Streitkräfte, die auch die natürlichen Ressourcen des Staats verteidigen. Und wenn wir auf das Jahr 1810 zurückschauen, sehen wir natürlich, dass die Streitkräfte seit ihrem Entstehen ihre natürlichen Ressourcen, die Identität, die Souveränität unserer Völker verteidigten. Es gab nur gewisse Zeiten, in denen unsere Streitkräfte unsachgemäß genutzt wurden. Daran sind die Befehlshaber nicht schuld, sondern das geschah aufgrund von oligarchischen Interessen, die den Völkern fremd sind, und die uns offensichtlich viel geschadet haben.”

„…durch das Aufzwingen von solchen Politikrichtlinien die von oben und von außerhalb kamen, die vom Internationalen Währungsfonds und der Weltbank kamen, Privatisierungen, Überfremdung der Staatsunternehmen.”

„…von den Gewinnen blieb nur […] 18 Prozent für die Bolivianer übrig und 82 Prozent für die transnationalen Unternehmen.

…Und am 1. Mai 2006 haben wir durch höchsten Erlass Folgendes entschieden: erstens, dem Staat die Kontrolle über die natürlichen Ressourcen zu geben; zweitens, dass wir davon überzeugt sind, dass die Investoren das Recht haben, ihre Investitionen wiederzuerlangen, und auch das Recht haben, Gewinne zu bekommen, und wir sagten, dass sie mit 18 Prozent Gewinne bekommen, sowie ihre Investitionen wiedererlangen können, so haben es mir die Fachleute bewiesen, und ab 1. Mai 2006 sind 82 Prozent für die Bolivianer und 18 Prozent für die investierenden Unternehmen. Das ist Verstaatlichung, indem wir ihre Investitionen respektieren.“

Evo beendet seine Rede mit unwiderlegbaren Zahlen über die von der Revolution erreichten wirtschaftlichen Ergebnisse.

„Früher, im Jahr 2005, betrug das Bruttoinlandsprodukt 9 Milliarden Dollar, im Jahr 2010 haben wir 18,5 Milliarden Dollar Bruttoinlandsprodukt erreicht.

…mit der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds war die durchschnittliche Jahreseinnahme 1 000 Dollar pro Person […], in unserer Regierung sind es 1 900 Dollar.”

„…im Jahr 2005 war Bolivien das vorletzte Land in Bezug auf internationale Ressourcen, jetzt haben wir das verbessert. Wie viel Geld hatte Bolivien an internationalen Reserven? 1,7 Milliarden Dollar. Dieses Jahr haben wir 9,3 Milliarden Dollar...“

„Als wir von US-Regierungen abhängig waren, konnten wir den Analphabetismus nicht einmal ausmerzen. Dank der bedingungslosen Zusammenarbeit insbesondere Kubas, sowie Venezuelas, haben wir vor zwei Jahren Bolivien zu einem von Analphabetismus freien Gebiet erklärt, nach fast 200 Jahren.

Um was bittet uns Kuba im Austausch für diese Zusammenarbeit? Um nichts. Das ist Solidarität, das Wenige, das wir haben, teilen und nicht das, was uns übrig bleibt. Das habe ich vom Genossen Fidel gelernt, den ich sehr bewundere.”

Aus reiner Bescheidenheit redete Evo nicht über die kolossalen, von dem bolivianischen Volk erreichten Fortschritte im Gesundheitswesen. Allein im Bereich der Augenheilkunde wurden ungefähr 500.000 Bolivianer an den Augen operiert. Die Gesundheitsdienste erreichen jeden Bolivianer und ungefähr 5.000 Fachärzte in Integraler Allgemeinmedizin werden ausgebildet und demnächst ihren Titel bekommen. Dieses lateinamerikanische Bruderland hat übermäßig viele Gründe, stolz zu sein.

Evo schloss wie folgt ab:

„…Ohne den Internationalen Währungsfonds, das heißt, ohne dass er wirtschaftliche Politikrichtlinien der Privatisierung und Versteigerungen aufzwingt, könnten wir bezüglich der Demokratie noch viel besser sein. Wenn wir von den Vereinigten Staaten unabhängig sind, verbessern wir unsere Demokratie in Lateinamerika. Das ist das Ergebnis dieser fünf Jahre meiner Arbeit als Präsident.”

„Natürlich möchte ich hiermit die Zusammenarbeit, die Bolivien braucht, nicht ablehnen. Bolivien braucht noch internationale Kredite, internationale Zusammenarbeit – ich grüße die Länder, die aus Europa zusammenarbeiten, auch aus Lateinamerika - Krediterleichterungen, weil wir in einem Vorgang tief gehender Veränderungen begriffen sind…“

„…die Völker sollen das Recht haben, selbst über ihre Demokratie zu entscheiden, über ihre Sicherheit. Aber solange wir unter irgendeinem Vorwand interventionistische Haltungen haben […] werden wir mit Sicherheit lange brauchen, die Völker zu befreien. Aber früher oder später werden sich die Völker wieder auflehnen, wie wir das jetzt gerade sehen.“

„Deswegen bin ich überzeugt, von der Rebellion zur Revolution und von der Revolution zur Entkolonisation…“

Nach der Rede von Evo, knapp 48 Stunden danach, ist die Rede von Chavez wie ein Blitz eingeschlagen. Die Lichter der Rebellion beleuchteten den Himmel von Unserem Amerika.


Fidel Castro Ruz

24. November 2010
19:36 Uhr