Mittwoch, 29. März 2000

Fidel Castro während der offenen Tribüne der Jugendlichen und Studenten am Round table-Informationsgespräch am 29. März 2000

Rede des Präsidenten der Republik Kuba, Fidel Castro Ruz, während der offenen Tribüne der Jugendlichen und Studenten am Round table-Informationsgespräch am 29 März 2000.

Bitte entschuldigt, aber nun habe ich zum dritten Mal in drei Tagen das Bedürfnis etwas zu sagen.

Endlich haben wir geschafft, dass sie das veröffentlicht haben, was sie nicht veröffentlichen wollten. Aber es war ihnen sicher peinlich, dies zu veröffentlichen; heute hatten sie keine andere Wahl als dies zu tun, und die Entscheidung, die sie gestern trafen, ist absolut verständlich, denn dieser Dialog und diese Fragen, die sie dem Kind stellen, sind wirklich abstoßende und widerwärtige Szenen. Aber das überlasse ich Euch, die Ir Fachleute in diesem Thema seid.

Der heutige Tag ist entscheidend. Es ist alles mögliche passiert und der Tag ist noch nicht vorüber; zur Stunde beraten sich sogar noch die Vertreter Immigrations- und Einwanderungsbehörde (INS) mit den Anwälten der Angehörigen und mit den Angehörigen hinter verschlossenen Türen und, soweit bekannt, wurde noch nichts beschlossen. Nach aller Logik – und das erklärte ich gestern – ist, dass sie annehmen werden, dass sie annehmen müssen. Dies sagt auch der Anwalt Pertierra. Da die dort herrschende Atmosphäre aber hysterisch und verrückt ist, weiß man nichts, ehe veröffentlicht wird, was dort gesprochen wurde.

Aber es gibt etwas sehr wichtiges. Set, wie ihnen nichts mehr übrig bleibt, nur ein einziges kleines demagogisches Argument: der Vater kümmere sich nicht um das Kind. Und sie sprechen so gelassen darüber, als ob dem Vater in Miami nicht Tausend Gefahren drohen würden. Sie vergessen vollständig, was mit den Großmüttern geschehen ist; sie vergessen, dass dort selbst die Polizei und die Bürgermeister die Behörden der Bundesregierung missachten.

Für eine Reise von Juan Miguel ins Revier der Mafia bedürfte es zumindest der Beteiligung eines Batallions der Lufteinsatztruppe, um ihn zu beschützen. Aber das ist nicht der Punkt.

Juan Miguel hat keinerlei Angst, und hat nie Angst gehabt. Ich sage das, weil ich ihn gut kenne. Ihre Falle war eine andere: auf alle möglichen Verfahren zurückzugreifen, auf dieselbe Weise wie, sie sagten es bereits, sie den Jungen vor einen Senatsausschuss bringen oder rufen lassen wollten, damit er dort aussage. Das ist die einzige Verrücktheit, die sie nicht unternommen haben. Und wenn sie es tun sollten, entscheidet dort eine Person darüber, ob er zurückkehren kann oder nicht, denn ab dem Zeitpunkt, in dem sie ihn einberufen, muss er gehorchen, und nicht zu erscheinen oder ohne Genehmigung nach Kuba zurückzukehren, wäre ein Vergehen.

Aber selbst davor hat Juan Miguel keine Angst, wie auch die Großmütter keine Angst hatten. Die Großmütter waren selbst dazu bereit auszusagen, und denen, die in diesem Ausschuss zu solchen Brutalitäten, Willkür und Ungeheuerlichkeiten in der Lage sind, die gesamte Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Gut, niemand hat Angst. Es ist so, dass das, was sie tun wollen, noch nie vorgekommen ist. Also gut, heute werde ich darüber sprechen.

Während dieses Round table-Gesprächs hörte und schrieb ich, und beauftragte Carlitos, mit verschiedenen Genossen zu telefonieren, vor allem mit Juan Miguel, und ich selbst bin zum ersten Mal, seitdem ich hier teilnehme, hinausgegangen und habe mit Juan Miguel telefoniert, bevor ich beschlossen habe, heute Abend um ein paar Minuten zu beten, um zu sprechen. Es wird nicht lange dauern, es ist kurz und ich habe es schriftlich.

Die Mafia und die extreme Rechte in den USA haben alle Kämpfer in die Arena Ring geschickt. Die im Dienst der Mafia stehenden Bürgermeister – es wird von so vielen Bürgermeistern gesprochen, aber alle sind aus dem selben Teil der Stadt – haben sich erhoben. Die Gesetzgeber, die ihre Interessen, d.h. die Interessen der Mafia, vertreten, sind aufgescheucht und erregt, üben höchsten Druck aus und suchen nach außergerichtlichen Maßnahmen, wie das Problem mittels einer Vereinbarung oder eines Gesetzes dem gerichtlichen Verfahren entrissen werden kann, welches für sich ja schon illegal ist, denn es obliegt nicht den Gerichten der Vereinigten Staaten, in dieser Sache zu entscheiden, und selbst wenn es so wäre, seht Ihr ja was geschieht.

Seit langem haben wir in Abstimmung mit Juan Miguel und den Großeltern vor, dass der Vater in die USA reist, und haben auf die richtige Stunde und Minute hierfür gewartet, damit sie auf die Art und Weise und mit den notwendigen Sicherheiten reisen damit jegliche groteske Falle, die ihm gestellt werden könnte, vermieden wird.

Während des Verlaufs dieses Round table-Gesprächs war ich in Kontakt mit Juan Miguel und seiner Familie, und wir haben beschlossen, da wir diesen Augenblick für die richtige Stunde und Minute halten, heute Folgendes zu erklären:

Juan Miguel González, der Vater von Elián, ist bereit, umgehend in die USA zu reisen, um sich um seinen Sohn Elián zu kümmern, als Vater des Kindes, als welcher er von der INS und dem Richter Moore anerkannt wurde – in Begleitung der Personen, die gemäß Auffassung der Ärzte, Psychiater und Psychologen unbedingt notwendig sind, um, ohne eine Minute zu verlieren, mit der Rehabilitierung und Wiedereingliederung in die Familien- und Schulumgebung beginnen zu können, solange das Verfahren vor dem Berufungsgericht in Atlanta dauert. Denn jetzt sieht es so aus, als würde das Verfahren mindestens einen oder anderthalb Monate dauern, und darüber streiten sich die Vertreter der INS mit den Angehörigen und deren Anwälten. Sie verlangen von diesen Herren die Zusicherung, dass sie, wenn das Urteil gefällt wird, die Auflagen, die sich aus dem Urteil ergeben, erfüllen werden. Und selbst dazu waren sie nicht bereit, bis jetzt haben sie blockiert. Es handelt sich deshalb um eine Reise zur Wiedergewinnung des Jungen, während auf das Ergebnis des Verfahrens gewartet wird.

Gestern wurde auch davon gesprochen, wie nun das Problem der Trennung des Jungen von seiner Ziehmutter gelöst würde, wer nehme ihn auf, wie er wieder eingegliedert werden könne. Wir haben die perfekte Lösung zur Wiedereingliederung, ich würde sagen, die optimale Lösung. Das kann unsere Bevölkerung einschätzen, nachdem sie die Gespräche zwischen Elián und seinem Vater während der vergangenen Tage gehört hat, in denen das Kind trotz des schrecklichen Drucks noch immer reagierte und in der Lage ist, diese Gespräche mit dem Vater zu führen, über den kleinen Bruder zu sprechen, über den Cousin und all die Dinge - und auf sehr viel spontanere Weise, als auf die schreckliche Art, wie wir es soeben auf den Bildschirmen gesehen haben: "Hören Sie, sagen Sie, ob er nach Kuba gehen wollte, und ob er lieber dorthin gehen will oder ob der Vater hierher kommen soll." Das Kind war anderweitig beschäftigt und war es schließlich satt und sagte: "Gut, stellen Sie mir keine Fragen mehr", was die Hoffnung schürt, dass es reelle Chancen gibt, dass der Junge wiedergewonnen werden kann - vor allem, wenn schnell gehandelt wird. Und um dies zu erreichen, geben wir diese Erklärung ab.

Mit ihm – d.h. mit Juan Miguel – würden seine Ehefrau reisen und der kleine Bruder von Elián - der sechs Monate alt ist und von dem er sehr zärtlich spricht, weil er ihm sehr zugetan war, obwohl dieser, als Elián fortging, kaum drei Monate alt war; der kleine sechs Monate alte Junge ist übrigens auch ganz wach. Außerdem würden noch ein Cousin von Elián, den er sehr mag, mitreisen, 12 Kinder aus seiner Schulklasse, der 1. Klasse, seine vertrautesten Schulkameraden, darunter natürlich Hanser, der immer neben ihm saß, seine Lehrerin in der 1. Klasse, unserer Bevölkerung bestens bekannt, da sie während der ersten Tage angesichts der Tragödie und wegen des schmerzhaften Verlusts ihres Schülers und der Traurigkeit der restlichen Schüler weinte; ebenfalls mitreisen würden seine Lehrerin der Vorschule – die ein ganzes Jahr mit ihm zusammen war und ihn sehr gut kennt -, die Kinderärztin, die sich immer um seine Gesundheit gekümmert hatte, ein Team bestehend aus Psychiatern, Psychologen, Pädiatrie- und andere Fachärzte, sowie ein Berater der sich in der Politik und im Rechtssystem der USA auskennt.

Ziel ist nicht nur die Erhaltung der Gesundheit des Jungen, der – wie ihr bestätigt habt - dringend behandelt werden muss, sondern auch, dass er wieder in die Schule geht, damit er in die zweite Klasse versetzt werden kann.

Jetzt haben sie ihn im Haus mit einem Lehrer eingeschlossen, der ihn unterrichten wird, und laut den Nachrichten, herrscht ein Höllenlärm. Heute hat er sich bei seinem Vater darüber beklagt, dass die Autos dort anhalten, Lärm machen und hupen; im Moment muss das dort die Hölle sein. Er geht nicht einmal zur Schule.

Was wir hier vorschlagen, ist, seine Klassenzimmer dorthin zu bringen, zusammen mit seinen Klassenkameraden, seiner Lehrerin und der hervorragendsten Fachleute, damit sie sich um ihn kümmern. Er weiß nicht, wer ihn dort betreut.

Juan Miguel, seine Frau, sein kleiner Sohn und die Kinder werden in der Residenz des Leiters unserer Interessenvertretung in Washington, Fernando Remírez de Estenoz, untergebracht.

Es fehlt nur noch die Abstimmung mit dem Anwalt Gregory Craig, mit dem wir in Verbindung standen. Craig spricht täglich mit Juan Miguel und mit dem Genossen Alarcón, denn, als mit diesem brillanten US-Anwalt vereinbart wurde, welche Aufgaben er übernehmen solle, schlug Craig vor, dass Alarcón mit ihm die Schritte, die in Absprache mit Juan Miguel unternommen werden sollten, aus technischer Sicht analysieren solle. Der Anwalt, Juan Miguel und Alarcón stehen täglich in Verbindung. Oft müssen juristische Fragen geklärt werden, von denen Juan Miguel nicht viel versteht, und Alarcón hilft ihm.

Das heißt, es müssen mit ihm noch letzte Absprachen über die Reise getroffen werden, weil sie darüber schon gesprochen haben, und die entsprechenden Visa von der Regierung der USA werden natürlich beantragt, sobald Craig die notwendigen Vorbereitungen getroffen hat.

Zur Abreise ist einzig und allein die Sicherheit erforderlich, dass die US-amerikanischen Behörden bereit sind, dem Vater die Vormundschaft für das Kind zu übergeben oder die größtmöglichen Anstrengungen zu unternehmen, um ihm diese Vormundschaft zu übertragen. In diesem letzten Fall würden sie das Ergebnis dieser Betreibungen abwarten, bevor sie abfliegen, da dies selbstverständlich besondere Anstrengungen erfordert.

Doch dies ist ein Beispiel dafür, wie alles gelöst werden kann, und zwar bei der Schaffung der optimalen Bedingungen zur Wiedereingliederung des Kindes. Wir schlagen also die Überführung von Cárdenas nach Washington vor, selbstverständlich symbolisch, und zwar über die Personen, mit denen der Junge in der Vorschule und in der ersten Klasse bis zu dem Moment eng verbunden war, in dem man ihn aus dieser Umgebung herausriss. Ich würde sagen, dass man sogar die Schulbänke in das Flugzeug laden kann, die berühmte Schulbank von Hanser und Elián kann man in das Flugzeug verfrachten, bei der Ankunft ausladen und in die Residenz bringen.

Wir haben Remírez gefragt, wie seine Residenz beschaffen ist, und er verfügt selbstverständlich über den notwendigen Platz, eine Räumlichkeit im Untergeschoss mit einem Versammlungsraum. Dort kann der Klassenraum eingerichtet werden, und im Haus kann man alle Bedingungen schaffen, damit die Ärzte ihre Arbeit verrichten können. Ich sage nicht, dass alle in der Residenz von Remírez Platz finden, doch es gibt andere Genossen, die dort in der Nähe wohnen. Sie müssen sich später ein wenig bewegen, doch es ist Platz für die geordnete Arbeit aller und den Aufenthalt der Familie, der Kinder, für alle Erfordernisse, für einen dauerhaft tätigen Arzt und eine Krankenschwester. Das bedeutet, dass alle Bedingungen geschaffen sind, damit die ärztliche Betreuung und der Schulbetrieb funktionieren.

Es ist eine kleine Schule und ein kleines Krankenhaus. Wenn sich das einen Monat, eineinhalb Monate oder zwei Monate hinauszieht, ah, dann werden das die optimalen Bedingungen sein, und ich frage mich, ob irgend jemand diese Möglichkeit bestreiten kann.

Ich glaube, es gibt ein Sprichwort, das wie folgt lautet: Wenn der Berg nicht zu Mahoma kommt, geht Mahoma zum Berg. Es sind perfekte Bedingungen, ideale Bedingungen, die sie dem Kind dort nicht bieten können an jenem Ort, der umringt ist von Gaunern, von Lärm und Umtrieb, von Kameras und allen diesen Ungeheuerlichkeiten, deren Zeugen wir heute gewesen sind.

Man kann sich nicht vorstellen, wie wir uns freuen, das alles gesehen zu haben.

Das wäre unser Beitrag zur Lösung des Chaos, denn all das, was man von hier vernehmen kann, ist, dass es sich dort um ein Chaos handelt, ein Verbrechen vor den Augen der Öffentlichkeit, eine Folter vor den Augen der Öffentlichkeit, und trotzdem kann man die optimalen und idealen Bedingungen herstellen, um das Kind zu betreuen. Selbstverständlich wären die Kinder dort nicht eingesperrt, genauso wenig wie Juan Miguel oder die Familienangehörigen. Nein. Wir hoffen, dass sie zusammen mit dem Visum auch die Erlaubnis bekommen, einige Orte in Washington zu besuchen. Es gibt dort interessante Stätten, das Kapitol - gut, von weitem - und das Lincoln-Denkmal. Es heißt, dass es viele Dinge in Washington und im Umkreis der Stadt gibt, die man besichtigen kann. Sie werden dort nicht in einem kleinen Gefängnis sein. Nein, dort werden sich die Schule und das Wohnhaus befinden.

Hört, ist das nicht sehr viel besser, das Zusammentreffen des Kindes mit seinem Vater, dessen Liebe zu seinem Sohn niemand in Frage stellen kann? Die Liebe des Vaters ist besessen, genauso wie die Liebe von Juan Miguels Ehefrau, die eine ausgezeichnete Beziehung zu dem Jungen unterhielt, was man anhand der Gespräche spüren kann. Der kleine Bruder war Eliáns große Begeisterung. Außerdem reisen der Cousin, mit dem er am meisten spielte, und die 12 Mitschüler, mit denen er am engsten befreundet war.

Erlaubt mir, euch zu sagen, dass die 12 Elternpaare der 12 Mitschüler Eliáns, als man vor einige Tagen mit den Familienangehörigen sprach, ohne jegliches Zögern akzeptierten, dass ihre Kinder zusammen mit der Lehrerin dorthin fliegen. Es ist nicht so, dass sie jetzt davon erfahren, sie sind schon vollkommen im Bilde, haben die Reisepässe schon bereit, die Kleidung, die Schuhe, alles haben sie schon vorbereitet, und das Flugzeug ist selbstverständlich auch startklar. Sobald der Anwalt mitteilt, dass bereits alle erforderlichen Vorbereitungen getroffen wurden, würden sie auf die Reise gehen.

Ich erzähle noch etwas mehr: Die eine oder andere der Personen, die hier zugegen sind, würde auch reisen. Rechnet also nicht mit ihnen, um - man muss das noch entscheiden, alle sind bereit - den Runden Tisch zu veranstalten. Oder vielleicht sprechen einige von ihnen von dort und übermitteln ihren Kollegen hier direkte Informationen über die Gesundheit und den Gemütszustand von Elián. Wir wollen unter keinen Umständen irgendeine dieser schmutzigen Dinge tun, die sie dort in Miami veranstaltet haben, und den Jungen etwa für Werbezwecke oder ähnliches benutzen.

Wir haben bereits gesagt, dass niemand hier bei der Rückkehr des Kindes Massenkundgebungen veranstalten wird. Nur die Familie erwartet ihn. Die Ärzte werden sagen, ob er einige Tage hier sein muss und wann er in die Schule gehen muss, denn die kleine Schule mit den 12 Klassenkameraden ist nicht das selbe wie die große Schule bei seiner Ankunft in Cárdenas.

Ohne Frage muss man die gesamte Bevölkerung von Cárdenas vorbereiten, und nicht nur in der Schule. Doch diese Form der Eingewöhnung scheint perfekt zu sein.

Die Lösung liegt jetzt in den Händen der US-Regierung. Wir hoffen, dass sie heute zum Zweck des Zufriedenstellens jener entfernten Verwandten kein Versprechen abgegeben haben, aufgrund dessen der Junge noch eineinhalb oder zwei Monate in dieser Hölle warten muss. Und es gibt noch dieses mögliche Anrufen des Obersten Gerichtshofs, falls sie Mut dazu fassen, denn sie haben ziemlich viele Hindernisse auf dem Weg. Im Moment machen sie nicht mehr, als mit Gewalt zu agieren. Sie leben auf der Grundlage von Drohungen und Erpressung und wollen die Regierung zwingen, Gewalt anzuwenden.

Sie sprechen davon, ihn nach Kuba zu überführen. Nein, man muss ihn nicht sofort nach Kuba überführen! Nein, man muss keine Streiks auf dem Flughafen veranstalten!

Sie sprachen in dem berühmten Interview von Mauern. Ja, wir werden sehen, auf welche Mauern sie sich beziehen. Möglicherweise dachten sie, dass die Mauer hier stände. Die Mauer gibt es aber dort, und sie öffnet sich nur, um diejenigen zu empfangen, die die Gesetze verletzen und dabei das Leben von so vielen Leuten in Gefahr bringen. Diejenigen, die sterben, sterben an dieser künstlichen Mauer, die sie aufgebaut haben. Mit Hilfe dieser illegalen Bestimmungen brachten sie das Kind auf die dortige Seite der Mauer, wo absolut keines seiner Rechte respektiert wurde.

Juan Miguel und selbst die Kinder von Eliáns Schule - und sie machen das für Elián - sind bereit, diese Mauer zu überspringen, und zwar auf eine legale und konstruktive Art und Weise.

Ich habe von Garantien gesprochen. Sie verfügen über die Garantie, die Imperatori hatte: Die Moral , die Vernunft, das Recht, die Wahrheit. Und sie haben außerdem die Garantie der Immunität unserer Interessenvertretung in Washington und der Residenzen der Beamten unserer Interessenvertretung. Und wenn sie dort sind, werden wir sehen, was passiert, ob sie irgend jemanden gewaltsam zwingen wollen. Vielleicht kommen sie auf die Idee einer Einladung zu einer Aussage vor einem dieser Komitees. Gut, dann haben sie das Problem und nicht diejenigen, die zur Aussage vor dem Komitee eingeladen werden, denn ich bin sicher, dass in dem Fall, in dem Juan Miguel zu einer dieser schaurigen Sitzungen zitiert wird, eine Reihe von Kongressabgeordneten und anständigen Personen zugegen sein werden, die ihn begleiten, und sein Rechtsberater begleitet ihn auch. Die Kopfschmerzen brocken sie sich in jedem Fall selbst ein, da sie nicht das geringste haben, an das sie sich klammern könnten.

Juan Miguel können sie dort nicht im geringsten festhalten, denn Juan Miguel und sein Sohn werden von den Gefühlen von 11 Millionen Kubanern begleitet, und 11 Millionen Kubaner kann man nicht so einfach festhalten. Es ist eine solche Verrücktheit, dass ich schlichtweg nicht glaube, dass ein solches Risiko besteht.

Lasst uns jetzt abwarten, was sie sagen, ob diese Bedingungen akzeptiert werden oder nicht. Hierbei sieht das Kind die Anerkennung seiner Rechte und hat die Möglichkeit, sich mit denjenigen Personen zu treffen, die dabei waren, als er aufwuchs, die ihn unterrichteten und ihm das Zeichnen beibrachten. Schaut, was für eine erstaunliche Sache, wie dieser Junge zeichnet, und dieser Junge lernte das Zeichnen in der Vorschule.

Das, was sie dort zeigten, ist nur ein Beispiel für die Qualität der Schulbildung in unserem Land und für die Qualität unserer Lehrer, um die Schüler auszubilden und um sogar ihr Leben zu geben für einen ihrer Schüler, mit diesem Geist der Solidarität, den die Eltern der Kinder ausgedrückt haben. Und die Kinder sind dort mit Sicherheit sehr glücklich, wenn sie mit Elián zusammentreffen. Und dann ist die Regierung das Problem los und niemand hat mehr das Problem, dass sie diesen Jungen nach Kuba, in die Hölle, schicken. Nein, er wird dort im Himmel von Washington sein, aber mit Lehrern, Ärzten, Psychologen und seinen Klassenkameraden, und zwar unter den angemessenen Bedingungen, damit dieser Junge nicht weiter erkrankt, sondern damit er statt dessen sofort damit beginnt, seine Gesundheit wiederzuerlangen.

Das ist die Erklärung, die Juan Miguel und seine Familie abgeben und die ich hier im Namen unseres Volkes verkünde.

Vielen Dank.

(Beifall)

Mittwoch, 8. März 2000

Fidel Castro zum Abschluß des 7. Kongresses des Kubanischen Frauenbundes im Palacio de las Convenciones

Ansprache des Präsidenten des Staatsrats der Republik Kuba, Fidel Castro Ruz, auf der offenen Tribüne der Jugend und der Studenten, zum Abschluß des 7. Kongresses des Kubanischen Frauenbundes im Palacio de las Convenciones am 8. März 2000.

Euch wurde auch angekündigt, dass es zwei Überraschungen geben würde, und sicher dachtet ihr, dass ich sprechen würde. Das hatten alle schon erraten (Lachen).

Doch ich habe noch nie in meinem Leben mit solch einem Druck oder solch einer Geschwindigkeit gearbeitet wie in diesen zwei Stunden, in denen ich Papiere und Daten geordnet und Blätter sortiert habe. Denn unter Umständen wie diesen muß man schließlich präzise und exakt sein, und dank Silvio, der mir das Leben rettete, habe ich es geschafft, wenn ich dabei auch die Stimme verloren habe (Lachen und Beifall).

Liebe Genossinnen und Genossen:

Einige Leute fragten sich häufig, warum ich auf keiner offenen Tribüne gesprochen hatte, und vor etwa fünf Tagen erläuterte ich, dass dies nicht nötig war.

Ich weiß nicht, ob dies heute eine Ausnahme ist oder eine Kombination, da die offene Tribüne zu Ende geht und der Kongreß des Kubanischen Frauenbundes noch nicht seinen Abschluß gefunden hat. An diesem Kongreß habe ich bisher noch kein einziges Mal teilgenommen, wenn ich auch die Gewohnheit habe, zu jeder Stunde und an jedem Tag der Kongresse zugegen zu sein. Heute muß ich etwas sagen.

Ich werde nicht von Elián sprechen, oder sagen wir besser vom Thema Elián. Das, was man diesem Kind angetan hat, ist wirklich eine Ungeheuerlichkeit, doch ich denke, dass es etwas noch viel Ungeheuerlicheres gibt, nämlich den Cuban Adjustment Act, und das werde ich jetzt hier beweisen.

Informationen, die von Agenturmeldungen aus Miami stammen:

"28. Februar.- Eine neue Gruppe von fünf kubanischen Immigranten gelangte am heutigen Montag an die Küste Floridas, wobei sie von mutmaßlichen Schmugglern transportiert wurden, wie die US-Behörden mitteilten.

Laut der Küstenwache zahlte die Gruppe, die an diesem Morgen die Keys von Florida erreichte, 5 000 Dollar für die von Kuba aus gestartete Reise.

28. Februar.- Die Küstenwache der Vereinigten Staaten nahm am Montag sieben Kubaner ohne Ausweispapiere fest, die in zwei Gruppen an der Küste Floridas angelangt waren, wie der Sprecher dieser Institution mitteilte.

Die Küstenwachpatrouille nahm in Hollywood (Florida) ein aus Havanna stammendes Ehepaar auf, das am Vortag im Hafen von Mariel (Kuba) in einem Schnellboot ausgelaufen war und angab, 5 000 Dollar pro Person an einen Schmuggler gezahlt zu haben, wie der Sprecher Joe Mellía bekanntgab.

Das Paar versicherte, dass sechs weitere Kubaner sie in dem Boot begleiteten, doch die Küstenwache verhaftete in Hollywood weder weitere Kubaner noch den mutmaßlichen Schmuggler, fügte der Sprecher hinzu.

2. März.- Zwanzig Kubaner ohne Ausweispapiere kamen am Donnerstag auf einer Insel des Bundesstaates Florida an, und zwar auf einem häuslich hergestellten Floß aus leeren Öltonnen, teilte der Sprecher der US-Küstenwache mit. Es handelte sich um fünfzehn Männer, drei Frauen und zwei Mädchen.

3. März.- Insgesamt 48 Kubaner ohne Ausweispapiere gelangten an einem Tag an die Küste Floridas, bestätigte am Freitag der Sprecher der US-Küstenwache.

Die Polizei von Monroe County (Florida) nahm am Freitagmorgen eine Gruppe von 28 Kubanern fest, die am Donnerstagabend an einem Strand von Marathon Key, dem südlichsten Archipel des Bundesstaates, angekommen war, gab der Sprecher Joe Mellía bekannt. Es handelte sich hierbei um zehn Männer, zehn Frauen, fünf Jungen und drei Mädchen."

Wir hatten bereits das erwähnt, was über das andere Boot mitgeteilt wurde, bezüglich der 15 Männer, drei Frauen und zwei Mädchen.

Das alles sind öffentliche Agenturmeldungen.

"6. März.- Eine Gruppe von neun Kubanern kam am Montag in Cayo Largo, Florida, an, weshalb sich die Zahl der aus Kuba ohne Ausweispapiere kommenden Personen, die in den ersten Tagen des Monats in die Vereinigten Staaten kamen, jetzt auf 89 belaufe, wie ein Sprecher der Küstenwache bekanntgab."

In Wirklichkeit waren es 107 in fünf Tagen, wenn man zu den 89 die 18 hinzuzählt, die am morgigen Donnerstag von der US-Küstenwache nach Kuba zurückgebracht werden, nachdem sie auf hoher See gestoppt worden waren.

Angesichts der hohen Zahl von kubanischen Bürgern, die in aus Florida stammenden Schnellbooten, die überladen zurückkehrten, oder in aus Miami finanzierten zerbrechlichen Booten in die USA gebracht wurden, beantragten wir heute morgen um 9.30 Uhr bei der Interessenvertretung der Vereinigten Staaten in Havanna, dass uns dringend mitgeteilt werde, wie viele Frauen und Kinder sich unter den 89 kubanischen Bürgern befanden, die zwischen dem 2. und dem 6. März an der Küste dieses Landes ankamen. Das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten stellte den Antrag und bat dringend um eine Antwort.

Etwa um 16.00 Uhr fragte man bei besagter Interessenvertretung an, ob es Nachrichten bezüglich der beantragten Information gebe. Sie antworteten uns, dass sie noch über keine offizielle Information verfügen würden, obwohl sie einige Male in Miami angerufen hatten, und dass in den letzten sieben Tagen etwa 140 Personen angekommen seien, die Mehrheit davon als Ergebnis von Schmuggeloperationen. Sie fügten hinzu, dass sie weiterhin darauf drängen würden, die Information zu erhalten, wobei sie jedoch bereits voraussagten, dass wir zumindest bis morgen keine Information erhalten würden

Wir mußten wirklich heute bereits über genaue Angaben bezüglich dieses Aspekts verfügen, denn es handelt sich laut Interessenvertretung um 140 kubanische Bürger.

Angesichts der Tatsache, dass es heute keine Antwort über diese Daten gab - und da morgen, morgen ist und nicht heute -, und ausgehend von den Agenturmeldungen vom 2. und 3. März, als sie von der Zusammensetzung der 48 sprachen, die in zwei Gruppen ankamen, nämlich einer Gruppe mit 20 und einer mit 28 Personen, wobei die Zahl der Frauen und Kinder in jedem Boot angegeben wurde und man auf insgesamt 23 kam, von den 48, die auf diese Art an der Küste ankamen - das heißt, es war fast die Hälfte, es fehlt nur eine Person für die Hälfte von 48 -, und wenn man diesen Anteil auf die 89 überträgt, von denen in der Agenturmeldung vom 6. März gesprochen wurde, dann kann man daraus schließen, dass es etwa 24 Frauen, möglicherweise fast alle Mütter, und 19 Kinder waren. Das ist die Berechnungsgrundlage, um eine selbstverständlich nur annähernde Idee von der Zahl der Frauen und Kinder zu haben, die in diesen fünf Tagen das Land verließen.

Wenn man die selbe Methode auf die Zahl von 107 anwendet, die insgesamt zwischen dem 2. und dem 6. März das Land auf diesem Weg verließen, käme man auf 28 Frauen und 21 Kinder.

Ich mußte eben viele Berechnungen anstellen, multiplizieren und dividieren, weil ich diese Daten in noch unbearbeiteter Form hatte, wobei ich wußte, wie ich die Berechnung anzustellen hatte, und ich wartete darauf, ob sich irgendeine Antwort ergeben würde. Vorher hatte ich nur die reinen Zahlen. Ich dachte, ich könnte das schnell ausrechnen, und dann mußte ich ein Blatt Papier verwenden, das danach voll mit Zahlen war.

Wenn ich irgend etwas falsch ausgerechnet habe, bitte ich diejenigen, denen das gefällt - so, wie ich es normalerweise mache -, die Daten analysieren und bestätigen, um Entschuldigung. Ich habe sogar Brüche verwendet, doch ich konnte nicht von einer Personenbruchzahl sprechen. Wenn es sich an die höhere Zahl annäherte, nahm ich diese, doch ich war bei der Berechnung eher konservativ.

Zusammenfassend kamen bei diesem Rhythmus 38 Frauen und 28 Kinder pro Woche an, was einem täglichen Durchschnitt von 5 Frauen - hier rundete ich ab - und 4 Kindern entspricht.

Ohne jeglichen Zweifel unternimmt die US-Regierung zur Zeit die größte Anstrengung, um das entführte Kind seinem Vater und seinen Großeltern zurückzugeben. Dies wird durch die Tatsache unterstrichen, dass genau gestern, 48 Stunden vor der Gerichtsanhörung am morgigen Donnerstag, dem 9. März, bekanntgegeben wurde, dass der Stellvertretende Generalstaatsanwalt des Justizministeriums, Edwin S. Kneedler, damit beauftragt wurde, die Argumente bei der Anhörung mündlich vorzutragen, was sehr ungewöhnlich ist. Sie haben die Verantwortung für das Vortragen der Argumente bei der Anhörung des Bundesgerichts einer Person übertragen, die praktisch einem Vizechef des Justizministeriums entspricht.

Das erkennen wir an, denn sie erhöhen damit die Möglichkeiten für eine relativ schnelle Lösung des Problems, so wie es die seelische und sogar die physische Gesundheit dieses gepeinigten Kindes erfordert. Ich spreche davon, das dies "die Möglichkeiten für eine relativ schnelle Lösung erhöht". Das bedeutet nicht, das es absolut sicher ist, dass dies so geschieht, sagen wir innerhalb von Tagen oder wenigen Wochen.

Nun gut - und das ist das Wichtigste -, welche Bedeutung hätte die Rückkehr Eliáns, wenn täglich 4 und wöchentlich 28 Kinder auf diese Weise das Land verlassen und dabei das gleiche Schicksal erleiden können, oder ein noch schlimmeres Schicksal als das des schiffbrüchigen Kindes, das die Tragödie überlebte?

Bei der unglücklichen Reise, die ein unverantwortliches Individuum mit einem üblem Vorstrafenkatalog organisierte, das niemals ein Visum zur Einreise in die USA erhalten hätte, starben 11 Personen, darunter, Frauen, alte Menschen und Kinder, oder besser gesagt ein Kind. Diese Angabe habe ich nicht mit voller Genauigkeit, aber es ist sicher, dass wenigstens ein Kind starb.

Zehn Tage vor der Agenturmeldung vom 6. März brachte eine andere Agenturmeldung aus Miami die Nachricht von einer anderen Tragödie.

Die ersten Nachrichten kamen in Wirklichkeit bereits am 26. Februar, doch ich zog es vor, eine Meldung vom 28. Februar zu benutzen, weil sie das Wichtigste mit mehr Details enthält. Es ist eine öffentliche Agenturmeldung, die folgendermaßen lautet:

"Eine Gruppe von Floßflüchtlingen, die neun Tage auf dem Meer überlebten, bevor sie gegenüber der Küste von Florida gerettet wurden, mußte aufgrund des Fehlens von Essen oder Wasser den eigenen Urin trinken, wie die Geretteten einer Lokalzeitung erzählten.

Drei der insgesamt vier Überlebenden werden am heutigen Montag aus dem Krankenhaus entlassen, während der vierte seit Freitag in einem kritischen Zustand in einem Krankenhaus in Miami liegt, nach der Überfahrt, bei der zwei weitere Immigranten starben.

Die Überlebenden, der 33-jährige Jorge Nicolás González, der 27-jährige Oscar Lázaro García und der 21-jährige Jeinier Alvarez, schilderten der Zeitung The Miami Herald ihre Odysee.

Sie erinnerten sich daran, dass sie nach dem Aufwachen am Freitag, kurz bevor sie von der US-Küstenwache gerettet wurden, ihre beiden Gefährten tot vorfanden.

Der vierte Überlebende, der 29- jährige Ernesto Molina Ramos, bleibt auf der Intensivstation der South Shore-Krankenhauses, wo er mit Kreislaufproblemen aufgrund des Trinkens von Salzwasser eingeliefert worden war. Ebenfalls konnte es auch zu einem Brand an einem seiner Beine kommen."



Soviel ich weiß, wurden ihm danach ein Bein oder beide amputiert. Sara Abreu, der Stiefmutter von García, zufolge kam es auf dem Floß zu einer derartigen Zwangslage, dass Molina Ramos seinen Gefährten die Erlaubnis gab, im Falle seines Ablebens seinen Körper zu verzehren.

"Der Außenbordmotor setzte kurz nach Verlassen der Insel aus", erklären sie.

Eine zwei Tage darauf eingehende Meldung berichtet, Ernesto García Ramos sei ebenfalls gestorben; also drei der sechs Insassen verloren ihr Leben.

Es gibt keinen deutlicher Beweis als diesen Fall für meine Behauptungen über den monströsen Charakter des Cuban Adjustment Act.

Wer waren nun jene sechs Bürger, die eine derartig dramatische und grausame Odyssee durchzustehen hatten? Ich habe hier ihre Namen und einige kurzgefaßte Angaben.

Reynier Alvarez Valdés, geboren am - eine frühere Meldung sprach von 22 Jahren - 7. September 1973. Alter: 26 Jahre. Er hatte Angehörige im Ausland, einschließlich seien Vater, der ihn nie anerkannt hatte. Keine Vorstrafen.

Victor Manuel Bermúdez Pavón, geboren am 15. Juni 1958. Alter: 41 Jahre. Keine Vorstrafen. Sein Umfeld war ein deutlich asoziales.

Jorge González Aguerreve, geboren am 6. Dezember 1967. Alter: 32 Jahre.
In den Akten steht folgendes:

- ehemaliger Häftling 1992 wegen Unterschlagung, Gericht Marianao. Verbüßte seine Strafe in Valle Grande im Januar 1992 und wurde im Februar gegen Zahlung einer Strafe freigelassen.

- ehemaliger Häftling 1991 wegen schwerer Körperverletzung. Strafrechtlich verfolgt wegen Veruntreuung. Noch ausstehend ein Verfahren wegen Diebstahls eines Lkw's mit Geflügel.
Ernesto Jorge Travieso López, geboren am 20. Juni 1963. Alter: 36 Jahre.

In seinen Akten steht folgendes:
- Beantragung der Ausreise am 17. Oktober 1986; abgelehnt vier Jahre später am 11. Juni 1990.

- ehemaliger Häftling aus zwei verschiedenen Verfahren wegen illegaler Ausreise von 1990 bis 1991 und von 1991 bis 1992.
Sehen Sie, er beantragt das Visum 1986, und dem Antrag wird nicht stattgegeben. Sie treffen eine Auswahl; sie sind sehr wählerisch bei der Erteilung eines Visums. Es hängt von der Person ab. Ein kleiner Systemgegner bekommt es recht schnell, nicht so eine beliebige Person mit gewissen Vorstrafen. Doch zweimal versucht er die Ausreise, und zweimal behalten sie ihn eine gewisse Zeit in Haft und lassen ihn dann wieder frei.

Ehemaliger Häftling nicht nur wegen illegaler Ausreisen, sondern auch wegen gemeiner Straftaten, wie aus der Gerichtsakte 0255040 hervorgeht. Er hatte eine Sanktion von mehreren Jahren Freiheitsentzug wegen Diebstahls anhängig. Er bekommt kein Visum und greift unmittelbar zur illegalen Ausreise. Ach so, auf diese Weise wird er also aufgenommen, wenn er den Fuß auf US-amerikanischen Boden setzt, sei es auch nur auf einem der vielen kleinen Keys vor Florida.

Ernesto Molina Ramos, geboren am 10. Januar 1972. Alter: 28 Jahre. Er unternahm einen ersten illegalen Ausreiseversuch im Dezember 1999 - ihm war es gar nicht erst eingefallen, zur Interessenvertretung zu gehen, denn er hätte niemals ein Visum erhalten - und wurde im gleichen Monat von den Grenztruppen zurückgebracht. Das heißt also, im Dezember vorigen Jahres stand bereits das Elián-Problem. Er versucht die Ausreise, wird geschnappt und zurückgebracht.

Gemäß den Bestimmungen der Migrationsabkommen schicken sie jene zurück, die sie abfangen, doch Tag für Tag werden es weniger. Sie behielten stets einige, etwas mehr als 20 Prozent, zurück. Der Grund dafür ist nicht bekannt. Meines Erachtens hat diese Politik etwas mit den Forderungen jener Extremisten der Mafia zu tun, die das Migrationsabkommen vernichten wollen.

Also, er wird zurückgebracht, geht nach Hause und behält den gleichen Status, den er bei der Ausreise hatte. Am 18. Februar bricht er erneut mit Kurs auf die Vereinigten Staaten auf. Sein Begleiter hatte ebenfalls im Dezember den Ausreiseversuch unternommen, war gemeinsam mit ihm abgefangen und zurückgebracht worden. Diese beiden die zurückgebracht wurden, gehörten zu den sechs, die zwei Monate später versuchten, illegal in die Vereinigten Staaten auszureisen.

In den Akten steht folgendes:
- Angeklagt vor dem Kreisvolksgericht Boyeros wegen Diebstahls; verwarnt 1998 wegen anderer Delikte;

- ehemaliger Hâftling, verurteilt wegen Einbruchdiebstahls mit einer Haftstrafe von neun Jahren Freiheitsentzug, die im Dezember 2000 abläuft. Seit dem 18. Juli 1996 stand er unter bedingter Haftentlassung, hat also etwa sechs Jahre der verhängten Strafe verbüßt.
Oscar Lázaro García Pérez, geboren am 27. Juni 1971. Alter: 28 Jahre.

Unternahm im Dezember 1999 einen illegalen Ausreiseversuch in einem dürftigen Boot, in Begleitung von drei weiteren Bürgern, darunter der vorgenannte. Sie wurden von der Küstenwache zurückgebracht. Zwei Monate danach unternahm er einen erneuten Versuch, der zur todbringenden Reise wurde. Wie oft wird es wohl ein Mensch unter solchen Bedingungen versuchen und warum?

In den Akten steht folgendes:
- Antrag auf endgültige Ausreise am 16. April 1986 beim Amt für Immigration und Ausländerwesen in Marianao mit Aktennummer 86G601542.

- ehemaliger Hâftling, verhaftet wegen Einbruchsdiebstahls, Verbüßen der Sanktion in der Strafvollzugsanstalt Combinado del Este von September 1992 bis April 1994. Verfahren 556/92, Personalakte 1282547.

- strafrechtlich verfolgt wegen mehrerer Diebstähle kraft Anklage 436/94 beim Polizeirevier Sexta Unidad de la PNR von Marianao;

- strafrechtlich verfolgt wegen Einbruchsdiebstahls, Verfahren 6733/92. Das ist höchstwahrscheinlich der Grund seiner Sanktion;

- strafrechtlich verfolgt wegen Sachbeschädigung, ohne Datumsangabe;

- strafrechtlich verfolgt wegen Bedrohung, Anzeige Nr. 9050/92;

- ehemaliger Häftling wegen Mittäterschaft in einem Tötungsverfahren und wegen Besitz von Hieb- und Stichwaffen; wurde mit einer Sanktion von drei Jahren Strafvollzug belegt, den er 1989 antrat und am 11. September 1990 die bedingte Entlassung erhielt. Nummer im Vorstrafenregister: 387890.
Wie sie sehen, befinden sich unter den Straftätern, den Personen, gegen die Verfahren laufen und den Personen mit bedingter Freilassung eine mögliche Anzahl von Bürgern, die sich an keine Norm, an kein Gesetz halten werden. Sie starten den Versuch und tun es. Werden sie abgefangen, dann bringt man sie zurück; doch die Mehrheit wird nicht abgefangen. Im Augenblick sind es mehr als 80 Prozent der illegalen Emigranten, die nicht abgefangen werden. Sie gelangen an ihr Ziel, wenn sie nicht untergehen, wenn sich keine Tragödie ereignet. Und werden sie zurückgebracht, dann versuchen sie es erneut.

Der Wahrscheinlichkeitsrechnung gemäß sind es sehr wenige, die einen zweiten Versuch starten müssen, denn die Möglichkeiten, beim ersten Mal das Ziel zu erreichen, liegen bei 80 Prozent, und bei einem zweiten Versuch steigt ihre Zahl. Diese Möglichkeiten verdoppeln sich in der Tat und machen keinen dritten Versuch erforderlich. Die Möglichkeiten liegen bei annähernd 170 zu 30.

Wie können diese Dinge vermieden werden, wenn ihnen die Vereinigten Staaten auf der einen Seite das Visum verweigern und sie andererseits bei illegalen Auswanderungen mit offenen Armen empfängt, ohne Kuba - nie haben sie es getan - nach den Vorstrafen zu fragen? Sie erhalten die legale Aufenthaltsberechtigung und eine sofortige Arbeitsgenehmigung, etwas, das erst neulich in das berüchtigte Cuban Adjustment Act hinein interpretiert wurde. Um welchen Arbeitsplatz werden sie sich denn bewerben, wenn sie - wie diese genannten Fälle - in ihrem Dasein nichts anderes getan haben als am Rande des Gesetzes zu leben, ohne sich um einen Arbeitsplatz zu kümmern?

Welchen Sinn hat es, Personen nach Kuba zurückzuschicken, die, nachdem sie auf See abgefangen wurden, nach Kuba und zu ihren Familien zurückgebracht werden, so wie es die geltenden Migrationsabkommen bestimmen? Sie können sofort einen zweiten oder zwanzig weitere Versuche starten, illegal in die Vereinigten Staaten auszureisen, ihr Leben dabei zu gefährden, bis sie an jene Küsten 0gelangen.

Mit dem Cuban Adjustment Act in Kraft wird es keinen Abenteurer oder Straftäter, mit verbüßter oder noch zu verbüßender Strafe, in bedingter oder verbürgter Freiheit geben, der nicht davon träumte, auf diese Weise in jenes Land zu reisen, wo es mehr Güter gibt, die man stehlen kann, und mehr Raum für andere Straftaten. Damit will ich natürlich nicht sagen, dass alle Kriminelle sind, die illegal auszureisen versuchen oder versucht haben. Viele von ihnen sind einfache Leute, denen das Visum verwehrt wurde oder die jahrelang darauf warteten und sich dann für den Weg entschieden, der ihnen die Vorteile des Cuban Adjustment Act bringt.

Zehn Jahre wurden praktisch vertan, als die erste Vereinbarung mit Reagan unterschrieben wurde, der sich dazu verpflichtete, bis zu 20.000 Visa zu bewilligen. Schaut, wie sie diese Vereinbarung ausgelegt haben, Eintausend und etwas mehr Visa in einem Jahr, und die Zahl ging zurück bis auf unter Tausend, weil nach ihrer Auslegung drei Visa ausreichten, um sagen zu können, dass sie die Vereinbarung der bis zu 20.000 Visa erfüllten.

Was taten sie in Verschwörung mit der bereits wohlbekannten, von ihnen gegründeten, Stiftung, der sie eine soziale Basis verschaffen wollten? Viele dieser Visa, die sie Bürgern hätten geben sollten, die von ihren Angehörigen getrennt in Kuba lebten, - was das Ziel der Vereinbarung war – gaben sie Bürgern kubanischer Abstammung, die sich in anderen Ländern aufhielten, in jedwedem der vielen Länder, in denen Kubaner sind, die nicht in die USA einreisen konnten, weil man von diesen Ländern aus nicht mit Motorbooten oder Flößen, die vom Golfstrom mitgerissen werden, dorthin gelangen konnte. Ja, so verfuhren sie mit dem Visum; ich erinnere mich nicht genau – aber ich überschlage, dass etwa 180.000 in Kuba wohnende Kubaner weiterhin warten mußten.

In all diesen Jahren wurden keine 10.000 erreicht. Diese Vereinbarung war, glaube ich, neun Jahre lang in Kraft, bis sie durch die Vereinbarungen von 1994 und 95 mit der Clinton-Regierung ersetzt wurde. Deshalb lauten die neuen Vereinbarungen: Nicht weniger als 20.000 – das heißt, sie können die Zahl erhöhen wenn sie dies wünschen, aber nicht verringern – und diese Quoten wurden tatsächlich erfüllt. Während einiger Zeit wurden nur 15.000 Visa ausgegeben, da sie um Unterstützung bei der Lösung des Problems einiger Tausend Kubaner, die sich auf dem Militärstützpunkt Guantánamo aufhielten, gebeten hatten. Sie baten uns um unsere Mitarbeit und wir waren bereit dazu; dank dieser Kooperation reisten einige Tausend von denen, die auf diesem Stützpunkt untergebracht waren, im Laufe von zwei oder drei Jahren in die USA. Ein Teil der Quote dieser 20.000 wurde hierfür verwendet; danach wurde diese aber wieder hergestellt und gelegentlich haben sie 2.000 oder 3.000 mehr als die 20.000 ausgestellt. So ist es.

Wie viele Leben mag dieser Cuban Adjustment Act dem kubanischen Volk während seiner 33-jährigen Gültigkeit gekostet haben? Wie viele Leben unschuldiger Kinder, die von unverantwortlichen oder getäuschten Müttern und Vätern ihren Schulen entrissen und in solche Gefahren gebracht wurden –

getäuscht durch Illusionen oder üble Kampagnen und Aufforderungen durch die massive Propaganda, die vom dem Land, das uns andererseits einer Blockade unterwirft und versucht, uns durch Hunger und Krankheit zu töten, ausgestrahlt wird.

Wenn die sechs Personen, die in dem dürftigen Boot waren, ertrunken wären, wenn Elián und die weiteren zwei Überlebenden mit den restlichen 11 gestorben wären, dann hätte vielleicht niemand von ihrem Tod erfahren. Weshalb und wofür?

Ohne den Cuban Adjustment Act wäre der beschämende und kriminelle Menschenhandel nicht aufgekommen, der heutzutage von Drogenhändlern entwickelte Techniken verwendet, mit Schnellbooten, die mit ihren drei starken Außenbordmotoren keine Küstenwache aufbringen kann.

Von 107 Personen auf dürftigen oder schnellen Booten wurden nur 18 aufgebracht; das heißt, 16,9% derer, die es versucht hatten, konnten es nicht erreichen und haben das Vorrecht, es erneut zu tun; was wirklich absurd ist und nicht zu rechtfertigen.

Nicht ein einziger Schmuggler wurde in den USA festgenommen, kein einziger! Die Küstenwache war Opfer von Hinterhalten, Fallen und Provokationen, die mit Kampagnen in den Massenmedien einher gingen, die Bilder zeigen, die ihren Ruf zerstören und demoralisieren, wodurch ihre Effizienz ständig geschwächt wird. Nur Kuba hat ernst zu nehmende Maßnahmen im Kampf gegen den Menschenschmuggel unternommen: Gesetzte zur Verschärfung der Strafen bis hin zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe, die strenge Kontrolle des Besitzes und Baus von Booten, die intensivere Überwachung und Vorbeugung mit der Unterstützung durch die Bevölkerung, um die illegale Auswanderung zu verhindern.

Es gibt in den Menschenschmuggel verstrickte Personen mit Wohnsitz in den Vereinigten Staaten, die Schnellboote mit US-amerikanischer Zulassungsnummer benutzen, und die in Miami unter Vertrag genommen und finanziert werden. Sie verstoßen grundlegend gegen die Gesetze der USA. Von diesen Personen sind bei uns 60 in Haft. Sie wurden zwischen April 1998 und dem 20. Februar dieses Jahres festgenommen.

Wir warten seit vielen Monaten auf die Annahme unseres Auslieferungsangebots an den Ort, wo sie ihren Wohnsitz haben, die USA, die so sehr darauf bestehen, wenn es sich um Drogenhändler handelt, und die von vielen Ländern Lateinamerikas die Auslieferung von Staatsangehörigen dieser Länder mit Wohnsitz in denselben, fordern. Die Absicht, Drogen in die USA schicken zu wollen, reicht aus. Aber das tun sie nicht mit Menschenschmugglern. Diese Personen sind im Gefängnis. Und es sind 60, da einige bereits verurteilt wurden, weil es bei diesen Abenteuern zwei Mal zu Todesfällen kam und das Leben der Kinder, die in diesen Booten waren, gefährdet wurde. Das heißt, sie hatten das schwerste verbrechen hier begangen, und nicht dort. In den übrigen Fällen begehen sie das schwerste Verbrechen in den USA, wo sie wohnen, wo die Schmuggler - ich wiederhole etwas genauer – die Boote besorgen, kaufen oder anmieten, die Verträge abschließen, für ihre Dienste kassieren und wohin sie die Immigranten auf illegale Weise bringen.

Deshalb haben wir, ausgehend von dem erwähnten Grundsatz, in zwei Fällen, bei denen das Hauptvergehen in nationalen Gewässern unseres Landes verübt wurde, und unter Anwendung der neuen Strafen, zwei Gerichtsverhandlungen abgehalten haben; bei den restlichen Fällen handelt es sich jedoch um Personen mit Wohnsitz in den USA, die dort das Hauptvergehen begangen haben. Diese Personen sind im Gefängnis. Die Angehörigen in den Vereinigten Staaten werden ungeduldig und fordern sie zurück, und selbst einige in Kuba wohnende Angehörige. Es gibt Befürchtungen, sie in Miami vor Gericht zu stellen, und jeder versteht weshalb. Angst vor dem wirtschaftlichen Einfluß, vor dem angeblichen Einfluß auf die Wahlen, vor den Herausforderungen und Unruhen der US-kubanischen Mafia und ihrer Verbündeten der einen oder anderen Partei im Kongreß –für eine Großmacht beschämend und unwürdig.

Andererseits traut sich keiner derer, die jenes Land leiten, die Wahrheit zu bekennen. Niemand verliert ein Wort über die wahre Wurzel des heiklen Problems, das durch die Entführung des kubanischen Jungen entstanden ist, niemand spricht davon, diese teuflische Maschinerie, die Kinder, Frauen, alte Menschen und Männer, mit oder ohne Vorstrafen, tötet. Die USA haben keinerlei Recht, den Tod von Bürgern unseres Landes zu fördern, ob es Kriminelle sind oder nicht.

Diese Maschinerie, diese teuflische Maschinerie, die tötet und Tragödien verursacht, ist eben der Cuban Adjustment Act. Das ist der Grund, weshalb aus einem entführten Kind, das noch nicht einmal sechs Jahre alt war, das in jenem Land arbiträr zurückgehalten wird und einer Person zur Obhut gegeben wurde, die hierfür nicht die minimalsten Voraussetzungen erfüllt, ein derart heiklen Problem geworden ist. Wir wissen sehr gut, wissen es immer besser, in dem Maße, in dem wir es wissen mußten, in wessen Händen sich dieses Kind befand.

Wegen all dem sagte ich am Anfang, dass ich von etwas noch monströserem und schwerwiegenderem sprechen würde als von der Entführung von Elián.

Wir werden gegen dieses infame Gesetz, infame und kriminelle Gesetz kämpfen. Werden nicht ruhen, ehe es abgeschafft wird. Nur so können wir werden wir die Sicherheit haben, dass nicht Tausende unschuldiger Kinder illegal ihrem Vaterland, ihrer Schule, ihrer Identität entrissen und tödlichen Risiken oder dem Tod selbst ausgesetzt werden.

Sie können gemeinsam mit ihren Eltern und auf legalen und sicheren Wegen ausreisen. Wenn es uns auch sehr schmerzt, so wird die Revolution doch das Recht unserer Bürger auf die elterliche Sorge, die Auswanderung zusammen mit ihren Kindern in Richtung anderer Länder und die Wahl einer anderen Identität, einer anderen Bildung, einer anderen Kultur und einer anderen Nationalflagge immer als etwas Heiliges respektieren. Die Zahl der Kinder, die das Vaterland auf diese Weise verliert, ist dabei nicht wichtig. Es sei denn, man beabsichtigt, es durch den groben Einsatz von Gewalt zu tun, wobei man dadurch die Unschuld, die Identität und das Schicksal eines kubanischen Kindes zerstört, was in unserem Bewußtsein heute die größte Ehre und die beste Zukunft für ein Kind darstellt. Wir sind alle dazu bereit, für ein einziges Kind zu sterben.

Vaterland oder Tod!

Wir werden siegen!

(Ovation)

Samstag, 4. März 2000

Interview des Comandante Fidel Castro für die nationale und internationale Presse nach Abschluss des II Festival Internacional del Habano in Pabexpo

Interview des Comandante Fidel Castro Ruz, Erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas und Vorsitzender des Staats- und Ministerrates für die nationale und internationale Presse nach Abschluss des II Festival Internacional del Habano in Pabexpo am 4. März 2000, "Jahr des 40. Jahrestages der Losung Patria o Muerte"

Journalist. Wie würden Sie das Festival generell einschätzen? Als aufregend?

Fidel Castro: Als interessant.

Das Problem liegt darin, daß ich im vergangenen Jahr teilgenommen habe; doch im Augenblick fechten wir einen harten Kampf aus, und ich wollte nicht bei der Versteigerung erscheinen, denn es hätte den Anschein des Frivolen geben können. Nicht Alle haben Verständnis dafür, und unser eigentliches Interesse besteht darin, daß - ebenso wie im letzten Jahr - alle hier eingegangenen Einnahmen ausnahmslos für Medikamente für Kinder Verwendung finden. So werden diese Einnahmen verwertet.

Dieses Jahr wollte ich - ebenso wie letztes Jahr - nicht am Abendessen teilnehmen; und obwohl ich im vergangenen Jahr bei der Versteigerung anwesend war, wollte ich es diesmal nicht sein.

Journalist: Aber diesmal war ein wichtiger Faktor präsent, die Forderung nach Elián.

Fidel Castro: Nun, es war ein Zusatzaspekt.

Journalist: Es ist ein Zusatzaspekt.

Fidel Castro: Wir hatten die Bedeutung der Versteigerung für die Förderung der Exporte dieses Postens ins Auge gefasst. Meine Gedanken gingen in dieser Richtung. Der andere Aspekt ist der, daß man nichts unversucht lassen darf, wenn es sich darum handelt, einige Hunderttausend Dollar für Medikamente für Kinder zu beschaffen. Deshalb bin ich hier, doch ich wollte nicht das Wort ergreifen. Ich bat Lage darum zu sprechen.

Es war recht ergreifend, denn Pupi, den er erwähnte und der 50 000 Dollar dazulegte, ist der Repräsentant Palästinas auf wichtigen internationalen Veranstaltungen.

Journalist: Klar, klar.

Fidel Castro: Es birgt etwas Symbolisches in sich und er handelte spontan, wie auch das spanisch-französische Unternehmen. Sie haben sich, soviel ich weiß, zusammengetan und erklärten sich zur Zugabe aller für das Überschreiten der Einnahmen des letzten Jahres erforderlichen Mittel bereit.

Letztes Jahr waren es reichlich über 700 000, und dieses Jahr wurden dank ihres Entschlusses 800 000 Dollar erzielt. Dafür kann man vieles kaufen: Ausgangsstoffe für Medikamente; dieser Betrag wird für uns zu Millionen, denn wenn wir die Rohstoffe erwerben und all das herstellen können, vervielfachen wir den genannten Wert.

Journalist: Es ist faktisch ein Schlag gegen die Blockade.

Fidel Castro: Ja.

Im praktischen Leben erzielen wir, wenn es sich um Ausgangsstoffe handelt, einen Gewinn von zwei bis drei Millionen. Wenn wir bereits fertige Medikamente importieren müssen, dann wird es weniger. Doch stets vervielfachen wir auf irgendeine Weise den Ausgangswert.

Da wir seit Tagen mitten in diesem Gefecht stecken, habe ich mich auf keiner Tribüne sehen lassen, was auch absolut nicht nötig war. Es sind alles neue Gesichter. Unendlich viele talentierte Jugendliche waren die Redner. Ich bin an keinem dieser Tage bei den Tribünen dabeigewesen.

Natürlich, aufgrund des komplexeren, bedeutsamen und transzendenten Charakters dieses Kampfes, erhalten die Studenten und jungen Kommunisten ihre strategische Orientierung von der Revolution, durch deren erfahrenste Führer. Doch sie sind es eben, die mit voller Unterstützung der gesellschaftlichen und Massenorganisationen sowie der zuständigen Staatsorgane mit der Gestaltung der Aktionen und ihrer operativen Leitung betraut sind.

Journalist: Nun sind aber Tausende von Rednern aufgetaucht.

Fidel Castro: Und ihnen werden noch viel mehr Redner folgen. Das bedeutet, wir sind nun in eine neue Etappe eingetreten, denn dieser Kampf - wie es im Schwur von Baraguá heißt - wird sich nicht aufhalten lassen. Es wird nichts erreicht sein damit, daß der Junge zurückkehrt und uns morgen weitere gleiche oder noch schlimmere Fälle erwarten.

Sieh mal, gerade in diesen Tagen sind zwei Kubaner gestorben. Vor etwa vier Tagen waren sechs, glaube ich, auf einem Boot und zwei davon kamen ums Leben. Ach so, das ist also das Cuban Adjustment Act!

Heute morgen las ich in einer Meldung, daß fünfzehn Männer, drei Frauen und zwei Mädchen die Küste der Vereinigten Staaten auf einem rustikalen Boot erreichten. So kann dieses Boot also sinken. Sie regen dazu noch an. Und wir klagen sie der Anregung illegaler Ausreisen an. Diese Schlacht wird so lange ausgetragen, solange der Cuban Adjustment Act in Kraft ist. Also, es muss nichts weiter hinzugefügt werden. Im Schwur von Baraguá ist dieser Punkt und alles andere enthalten. Die Schlacht wird andauern, solange es das Torricelli-Gesetz, das Helms-Burton-Gesetz, die Blockade, den Wirtschaftskrieg, die Subversion und alle anderen Verschwörungen gegen die Revolution gibt. Also, das wird nicht aufhören. Das ist es, was ich dazu sagen kann.

Ich brauche nicht auf den offenen Tribünen zu sprechen. Sie sind ganz klar eine Verantwortung aller, des gesamten Landes. Es ist die Verantwortung der Führung der Revolution und wir übernehmen sie voll und ganz. Doch etwas fast Wundersames ist geschehen: Es hat sich allerorts eine grenzenlose Anzahl von Rednern ergeben, und es wurden eindrucksvolle Ereignisse erlebt!

Journalist: Von Baracoa bis Guane.

Fidel Castro: Die Vereinigten Staaten haben sich von der Mafia zu drei schweren Fehlern hinreißen lassen: zum ersten, den Jungen dort zu behalten; zum zweiten, eine Spionagegeschichte zu erfinden. Wir beschuldigen nicht die Regierung der Vereinigten Staaten. Es war in der Tat eine organisierte Verschwörung der annexionistischen Organisation Miamis, die sich Kubanisch-Amerikanische Organisation nennt, unter Mittäterschaft des Chefs des dortigen FBI-Büros. Wir beschuldigen nicht einmal die Leitung des FBI, doch jene dort legten eine perfide Falle. Sie betrogen Faget- er war ein wichtiger Beamter der Einwanderungsbehörde - und stellten ihm eine Falle. Sie sagten ihm, Imperatori wolle die Front wechseln und er solle dafür einige Unterlagen vorbereiten. Nur ein einziges Mal war der Vizekonsul aus dienstlichen Gründen mit ihm zusammengetroffen. Ich habe mit Imperatori eingehend gesprochen. Einmal trafen sie sich im Oktober; an das genaue Datum kann ich mich nicht erinnern. Auch im Juli hat er ihn anläßlich der Ablösung des anderen Beamters zweimal in Miami getroffen, genauso wie er mit vielen Personen spricht, wenn er jene Stadt besucht; genauso wie der Leiter der Mission und andere Beamte mit Abgeordneten, deren Assistenten, Journalisten und Persönlichkeiten aller Art sprechen. Was ich hiermit sagen will, ist, daß die Erfindung von Spionage von Kopf bis Fuß erlogen ist.

Es ist möglich, daß gegen Faget Racheabsichten im Spiel waren. Wenn ein Vizekonsul von uns auf irgendeinem Flugplatz ankommt, sind mindestens - und das weiß jeder - drei Organe anwesend: die CIA, der FBI; drei oder vier Agenturen, die überwachen, was er tut; und er geht in kein mysteriöses Apartment, um mit irgend jemandem zu sprechen. Gelegentlich ist er in einem Hotel oder bei Freunden untergebracht; und wenn er mit jemandem spricht, dann öffentlich, ohne jede Art Verschwörung. Der Inhalt der kurzen Gespräche, die Molina und Imperatori mit Herrn Faget in Miami führten - es waren drei in 14 Monaten - ist in der Tat belanglos.

Es ist sogar dahingehend falsch, als der Vizekonsul Imperatori, der nur einmal mit ihm gesprochen hatte, ihn im Oktober 1999 anrief, um ihm guten Tag zu sagen, denn schon im Juli hatte sein Vorgänger, Faget beim Gespräch erwähnt. Mit einem bedeutenden Beamten der Immigrations- und Einbürgerungsbehörde (INS) versucht jeder Vizekonsul Kontakt aufzunehmen, denn mehr als 100 000 Kubaner befinden sich im Kommen und Gehen zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba; weitere 20 000 emigrieren mit Aufenthaltsvisum, und von Zeit zu Zeit kann ein Schiff einlaufen, das irgendwer gekapert hat.

Vor kurzem waren es sogar zwei Pakistaner und ein Inder. Sie kaperten ein Schiff, hatten zwei Männer mitgenommen und fast umgebracht und waren glücklich, als sie die Lichter der Küste erblickten. Wisst Ihr, warum? Weil sie von diesem Gesetz gehört hatten, wonach Ankömmlinge aus Kuba ein Aufenthaltsrecht hatten. Keiner hatte je erklärt, daß dieses nur auf jene Anwendung findet, die von hier kommen.

Und das führte zu Schlägen. Fast ermorden sie unsere beiden Arbeiter. Außerdem existiert der Schmuggel; sie kämpfen nicht dagegen. Wir sind es, die wir den Emigrantenschmuggel bekämpfen.

Bei uns befinden sich zirka 60 in Miami ansässige Bürger in Haft. Sie kamen von Florida mit Schiffen, um Emigranten abzuholen und wurden dabei verhaftet. Auf Personenschmuggel stehen nach unserem Gesetz Haftstrafen, die verschärft wurden und bis zu lebenslänglichem Freiheitsentzug reichen. Dort stehen auf dieses Vergehen zehn Jahre Freiheitsentzug, doch nicht einmal diese Strafe wagen sie durchzusetzen. Von den aus diesem Anlass Verhafteten haben wir bisher nur zwei oder drei verurteilt, denn der Unfall ereignete sich hier und es kam zu Opfern von Menschenleben. Andere wurden durch vorbeugende Maßnahmen aufgrund eines Schadens am Schiff oder bei Eindringen in kubanische Gewässer oder Küsten gefasst und warten noch auf ihren Prozess.

Sie leben in Miami, erhalten ihr Geld dort, das Schiff ist von dort, und wir haben ihnen gesagt: Das Hauptverbrechen haben sie dort und nicht hier verübt. Seit Monaten warten wir auf eine Antwort. Wann werden sie diese Gentlemen abholen, um sie dort zu richten? Sie wollen nicht. Und wisst Ihr, warum? Nun, weil man Angst hat. Kein Richter traut sich, einen dort Ansässigen zu urteilen.

Journalist: Comandante, meinen Sie, man sollte jene dann hier richten?

Fidel Castro: Nun, es ist noch nicht entschieden. Die Männer warten darauf, daß man sie abholt. Das andere wäre ihnen bei der Lösung eines ihrer Probleme zu helfen; die Unterstützung der Feigheit, und dazu sind wir nicht bereit, verstehen Sie? Und so haben sie sie bei uns auf Eis gelegt. Was ihnen zukäme, wäre, sie abzuholen und zu richten, doch sie trauen sich nicht. Dort ist noch keiner wegen Schmuggels verurteilt worden. Sie haben einige Warnungen ausgesprochen und nichts weiter. Dort gibt es keinen Richter, der sich traut; und sie haben - ob Staats- oder Bundesrichter - viermal den Richter gewechselt. Ein Richter von dort muss das Urteil sprechen; doch sie tun es nicht, und hier liegen sie auf Eis.

Die einzigen, die gegen den Schmuggel angegangen sind, sind wir, versteht ihr? Sie drüben haben nichts getan. Dieses Adjustment Act mit all den anderen Vorrechten die hinzukommen: höherer Anreiz, die dortigen Rundfunksender mit Anregung der illegalen Ausreisen; und das wurde noch verstärkt.

Wir sind die einzigen, die interne Kontrollmaßnahmen durchsetzen. Wir beschlossen ein Gesetz. Alles hinsichtlich dem Besitzt oder Bau von Booten und Schiffen ist reguliert. Die Mitarbeit der Bevölkerung zur Behinderung ist stärker geworden. Die Auswanderungen sind eingeschränkt worden, doch das ist unser Verdienst. Das Cuban Adjustment Act ist außer Kraft zu setzen, denn es ist ein bewußtes Verbrechen. Wie ich bereits sagte, gelangte heute eines dieser Schiffe mit Rückenwind zu einem kleinen Key, doch es befanden sich darauf zwei Mädchen und mehrere Frauen. Also fördern sie das Verbrechen, den Tod von Kindern und deren Müttern.

Journalist: Comandante, hier gibt es noch einen interessanten Aspekt, und zwar die weltweite Unterstützung für Kuba in der Angelegenheit Elián.

Fidel Castro: Ja, in der Angelegenheit Elián.

Doch der Cuban Adjustment Act ist Todesfabrik die sie geschaffen haben, und sie muß abgeschafft werden; hierin geben wir nicht nach. Unsere Position diesbezüglich ist entschiedener: Wir kämpfen bis zur Einstellung nicht nur des Adjustment Act, sondern des Torricelli-Gesetzes, des Helms-Burton-Gesetzes, der Blockade und aller Verschwörungen gegen unser Land, die mehr als vierzig Jahre angehalten haben. Das ist - und ich sage das ganz offen - unsere Position.

Tatsache ist, daß wir nicht die Clinton-Administration des heiklen Problems beschuldigen, obwohl es ihrerseits Anzeichen von Schwäche gab, denn dieses Kind hätte bereits zurückgeführt werden müssen. Doch man war an so viele Ungeheuerlichkeiten gewöhnt, und es ist nicht bekannt, wie viele Eltern die elterliche Sorge verloren haben; denn mitunter ist es der Vater gewesen, der das Kind mitnahm und die Mutter zurückließ oder die geschiedene Mutter nahm das Kind mit und der Vater blieb hier. Es gibt Tausende solcher Fälle.

Bei uns gibt es kein Ausreiseverbot. Wir genehmigen 20 000 Fälle jährlich mit Einreisevisum. Wollen Sie noch mehr? Also mehr noch. Wir haben das Recht der elterlichen Sorge geachtet. Es schmerzt uns, wenn ein Kind die Schule verlässt, ein anderes Umfeld bekommt, seine Identität einbüßt. Es handelt sich um ein Kind, ein unschuldiges Wesen. Doch wir respektieren das Recht des Elternteils, der das Kind mitnehmen möchte. Wir respektieren dieses Recht mit der gleichen Standhaftigkeit, wie wir das Recht jenes Vaters verteidigen, der hier blieb, der darum bat, ihn im Kampf um seinen Sohn zu unterstützen. Doch Tausende von Kindern reisen aus, und ihnen geschieht das gleiche: sie werden entwurzelt. Es ist schmerzhaft, doch wir haben das Recht der elterlichen Sorge respektiert. Eine Familie hat ein, zwei oder drei Kinder und er schmerzt uns, daß sie die Schule verlassen und ihrer Identität verlustig gehen, doch wir respektieren dieses Recht ohne Ausnahme.

Mehr noch. In den ersten Jahren der Revolution wurden 14 000 Kinder aus Kuba heraus geschmuggelt. Zuerst erfanden sie ein falsches, erlogenes infames Gesetz, das sie unterzeichneten, als ob es sich um einen tatsächlichen Gesetzesentwurf handeln würde. Es war die Zeit der Agrarreform, der Wohnungsreform und anderen Veränderungen in jenem Geist und jenem Ambiente; und um bei den Menschen Furcht zu erwecken, erfanden sie ein Gesetz und verbreiteten es. Sie erfanden etwas, was ich danach in einem Scholochow-Werk lesen konnte, dem "Blutigen Don" oder einem anderen Werk jenes Nobelpreisträgers, bei dem ich lernte, daß seit damals schon die elterliche Sorge gegen die russische Revolution eingesetzt wurde; es war nichts Neues. Sie brachten es hier zur Anwendung, und es zeigte außerordentliche Wirkung. Sehr viele wurden eingeschüchtert.

Es wird ein Buch darüber herausgegeben, über die massenweise Entführung, diesmal mit Unterstützung der Eltern, denn sie unterlagen einer Betrügerei und einer von den Nachrichtenorganen der Vereinigten Staaten organisierten Operation.

Journalist: Doch viele Kinder von damals, die heute erwachsen sind, haben reagiert und verteidigen ...

Fidel Castro: Einige der Aufwürfigsten sind jetzt dabei zu reagieren. Dieser Anwalt, der eine außerordentliche Haltung an den Tag legte, und noch andere sprechen für jene Kinder, die immer noch den Schmerz darüber empfinden, daß sie entführt wurden. Und was geschah weiter? Es kam die Raketenkrise; jene Reisen wurden eingestellt, und viele jener Kinder blieben dort und die Eltern hier.

Niemals haben wir die legalen Auswanderungen verboten, niemals! Wer will, soll auswandern! Wir waren es, die nach der Trennung der Familien mehr als einmal darauf bestanden haben, diese zusammenzuführen. Das heißt also, wir haben das Recht der elterlichen Sorge absolut respektiert.

Also, ich sage dir, was sie taten; etwas Infames: 14 000 Kinder. Viele von ihnen wurden sich später bewußt, was ihnen geschah. Einer der Anwälte, José Pertierra, ist klarer in seinen Ausführungen und gehört neben vielen anderen zu jenen, die sich gegen die Entführung Eliáns aussprechen.

Achtung der elterlichen Sorge ist die, die wir gezeigt haben, nicht sie; und sie reißen uns ein Stück vom Herzen ab, jedes Mal wenn ein Kind seine Schule verlässt. Hier, wo das Bildungswesen besser ist als in den Vereinigten Staaten, ein viel besseres Gesundheitswesen für die Betreuung der Kinder vorhanden ist, die Kindersterblichkeit unter der der Vereinigten Staaten liegt und es keine Drogen noch Risiken gibt, daß sich die Kinder gegenseitig umbringen.

Gestern erst erhielten wir die Meldung, daß ein Siebenjähriger, ein sechsjähriges Mädchen in der Schule tötete. Sie stand vor der Lehrerin, und er kam mit einem Revolver und tötete sie vor ihr. Denn die Ultrarechte ist außerdem gegen die Waffenkontrolle.

Obwohl wir die Hauptverantwortung nicht der Regierung zuschieben, trägt diese schon ihre Schuld, das will ich nicht leugnen, doch es ist die Anarchie, die dort herrscht. Die Richter in Florida handeln nach ihrem Gutdünken. Sie mußten, wie ich bereits sagte, vier von ihnen ablösen. Es ist ein Skandal. Der erste Richter des Bundesgerichts wird angefochten, ein anderer wird ernannt, von dem es heißt, er sei geradlinig, doch sie lassen ihn krank werden. Keiner weiß, ob es sich tatsächlich um eine Krankheit handelt, oder ob man ihm etwas verabreicht hat. Fakt ist, daß sie sagen, er habe ein ernstes gesundheitliches Problem. Also war der Mann draußen, weil er nicht konnte. Der nächste Richter wurde bestellt und die Verhandlung vom 6. auf den 9. März verlegt. Es ist eine Unordnung, ein Chaos, ein Prestigeverlust, wie man es in keinem zivilisierten Land der Welt vorfindet.

Doch ich werde dir noch etwas sagen, und das steht auch in Imperatoris Anzeige, nämlich zum Vorleben jenes Gentleman. Wir wollten dieses Thema nicht berühren und haben auch nicht darüber gesprochen; doch die Vergangenheit des Gentleman, jenes Großonkels, ist sehr bösartig. Achtet auf das Wort, das ich gebrauche: bösartig! Es geht nicht darum, daß er dort, betrunken, zwei oder drei Karambolagen verursachte, daß er ein Alkoholiker ist. Es geht um etwas viel Schwerwiegenderes, und Imperatori hat es in seiner Botschaft an das kanadische Volk zum Ausdruck gebracht. Es ist ganz einfach ein korrupter Mensch, verdorben, mit krankhaften Neigungen. Tatsache ist, er war Sportlehrer an zwei Schulen - wir ermitteln noch Einzelheiten; ich glaube sogar, es waren drei Sportschulen für Anfänger (EIDE). Und Journalisten der USA waren es, die dort etwas vernommen hatten und die auf die ersten Anzeichen seiner schlimmsten Vergehen stießen. Uns war vieles über ihn bekannt, doch hatten wir das Material zurückgestellt; wir haben es nicht benutzt. Doch nun traten Zeugen einer ernsteren Angelegenheit auf: Der Mann hatte als Lehrer für Körperkultur und Sport seine Schüler - mit einem Wort - sexuell mißbraucht. Er war derartig gesunken, daß er Handlungen sexuellen Mißbrauchs beging. Und diesem bösartigen Gentleman wurde in den Vereinigten Staaten das Kind übergeben.

Imperatori, der für die Verteidigung der Wahrheit und Entlarvung der Konspiration sein Leben und alles aufs Spiel setzte, hat es in der Botschaft an das Volk von Kanada klar angesprochen. Granma brachte lediglich: "Noch ist nicht bekannt, was für ein Mensch jener ist, in dessen Obhut das Kind gegeben wurde." Das US-amerikanische Volk steht vor einem sehr ernsten Problem. Ich glaube, daß für dieses Volk der sexuelle Mißbrauch von Kindern und Jugendlichen eines der verwerflichsten Vergehen ist.

Unsere Presse brachte nur die genannte Meldung, denn wir wollten nicht den Anschein erwecken, daß wir Dinge erfinden oder auf bestimmte Punkte seines Vorlebens zurückgreifen. Wir waren es nicht. Diese Information besitzen mehrere Journalisten. Doch es ist ein so heikles Thema, daß sich bislang keiner zur Veröffentlichung aufraffen konnte. Unser gewesener Vizekonsul hat in aller Würde und Moral, die ihn beim Verlassen Kanadas kennzeichneten, dort ein Schreiben hinterlassen, in dem er es zum Ausdruck bringt; denn das Problem des Kindes ist der Grund, weshalb die Verschwörung erfunden wurde und ist der Grund für die Tragödie und die Risiken, die er einging. Er hatte die Risiken herausgefordert, es mußte so sein, war in den Vereinigten Staaten geblieben und in den Hungerstreik getreten.

Ich sage euch, das ist ein ernstes, ein sehr ernstes Problem, das sie bedenken müssen, denn wir verfügen über viele viele Information. Doch was ich wissen möchte, ist, was sie am 9. März tun werden, denn sie gaben Zeit, die bewußte Berufung einzulegen. Würdig wäre gewesen, sie hätten unmittelbar nach Anerkennung der Rechte des Vaters durch die INS auf administrativem Wege das Kind zurückgegeben und sich nicht in politische Kampagnen und Ränke verwickelt. Sie gaben die Möglichkeit für jedes und alle Verfahren und noch tausend Verfahren dazu. Und natürlich richten sie dem Jungen einen schrecklichen Schaden an indem sie ihn auf unbestimmte Zeit dort behalten. Sie fügen seiner Familie und dem ganzen kubanischen Volk schreckliches Leid zu. Es sind elf Millionen Menschen, sogar die Feinde der Revolution verurteilen dieses Vorgehen.

Am 9. März findet also nun die Verhandlung statt für den Fall, daß der Richter nicht krank oder umgebracht wird. Die Mafia ist fähig, Richter zu ermorden. Sie haben bereits mehr als einen Menschen ermordet.

Vielleicht habt ihr heute im Rahmen des Podiumsgespräches die Anzahl von Terroristenakten der dortigen Mafia gesehen. Als sich eine Annäherung der Emigration an ihr Geburtsland abzeichnete, tötete jene Mafia eine ganze Reihe Leute; und sie wissen das, denn jene, die die Verbrechen begingen, sind ihre Schüler; Spezialisten in den Techniken des Tötens, die sie über Jahre hinweg ausgebildet haben. Das ist die Wahrheit, die alte Geschichte.

Clinton werde ich nicht dessen, was vorher passierte, beschuldigen, aber er sollte etwas standhafter sein. Das sage ich ganz offen. Er hat in dieser Sache eine gute Position eingenommen, in dem Sinne, daß die Staatsanwältin Frau Meissner unterstützte, der Präsident unterstützte die Staatsanwältin, sogar die Außenministerin unterstützte sie.

Nun, sie erfanden einen Spionagefall, den sie vier Tage vor der Gerichtsverhandlung veröffentlichten; sie erfanden ihn am 11.; am 11. Februar haben sie diesem hohen Beamten, diesem angeblichen Spion, die Falle gestellt; und sie haben keine Beweise, weil sie keine haben können! Das sage ich Ihnen, der ich mit Molina und jetzt mit Imperatori gesprochen habe, und wir wissen bereits alles; wir wissen sogar jedes einzelne Wort; sie haben diesem Mann keine einzige Frage gestellt, keinen einzigen Vorschlag unterbreitet, denn damit hätten sie auch ein schweres Vergehen begangen. Deshalb sagten wir: Beweisen Sie uns, daß dies so ist und wir selbst sind bereit, sie vor Gericht zu stellen, denn das wäre ein schweres und kompromittierendes Vergehen, und das ist während 22 Jahren nicht vorgekommen.

Sie haben nichts, nichts! Sie haben absolut Null Belege dafür; sie haben sich verwickelt. Die Mafia hat die Regierung dreimal verwickelt. Zwei habe ich bereits erwähnt. Sie stellten dem Beamten die Falle; niemand kann bestraft werden, weil er aufgrund einer Täuschung zu einer Indiskretion gegenüber einem engen Freund verleitet wurde.

Dieser Beamte war unbestreitbar ein sehr guter Freund und sogar Wirtschaftspartner des Unternehmers Font, von dem man sagt, er sei Millionär. 15 Minuten später, sagen sie, habe er den anderen angerufen; sie haben ihn mit der Täuschung dazu verleitet, dem anderen das zu erzählen, was sie ihm erzählt hatten. Derjenige, der diesen Beamten bei einem Treffen von Geschäftsleuten in Connecticut dem Leiter unserer Interessenvertretung vorgestellt hatte, war Herr Font, und anwesend waren dort mehrere Unternehmer, darunter ein Kolumbianer. Font, der das Treffen organisiert hatte, hatte diesen Beamten, der sein Partner war, eingeladen. Die Anwesenden tauschten dort Visitenkarten aus.

Molina sprach später zweimal mit Faget. Molina hat mir mit ziemlicher Genauigkeit die Einzelheiten erzählt, an die er sich erinnert; aber Papier hat ein noch besseres Gedächtnis als Menschen, wissen Sie? Und da dort prinzipiell jedes Mal, wenn jemand etwas unternimmt, er einige Notizen aufschreibt, um dies mitzuteilen, - merken Sie? - haben diese Papiere ein besseres Gedächtnis als die Autoren selbst.

Mit Molina sprach ich, als die Erfindung von der Spionage aufkam: Sag mir wie es war, alle Einzelheiten, zu welcher Uhrzeit, wie ist der Mann, wie ist sein Charakter. Das Leben lehrt einem ein wenig Psychologie und es ist schon ganz klar. Nun aber habe ich mit dem anderen, seinem Nachfolger, gesprochen: José Imperatori. Deshalb kann ich bestätigen, daß sie nicht einmal einen Strohhalm haben, an den sie sich klammern können. Das ist alles unwahr; sie sind am Ende. Die Regierung haben sie mit diesem Fall verladen.

Als Erstes treffen sie eine gute Entscheidung bezüglich des Kindes und, statt diese unverzüglich zu vollziehen und es zurück nach Kuba zu bringen, - der Konflikt war bereits losgetreten - warten sie drei oder vier Tage und geben ihnen alle Zeit der Welt, damit sie alle möglichen Manöver und Verfahren starten können.

Als Zweites beschließt der Leiter des FBI-Büros in Miami, Héctor Pesquera, gemeinsam mit einem weiteren Mitarbeiter dieses Büros, Paul Mallet, welcher die Ermittlungen leitete, daß Faget nachgespürt werden solle, da sie scheinbar Verdacht geschöpft hatten, wohlmöglich, weil sie den INS-Beamten, Faget, ein- oder zweimal gemeinsam mit dem Vizekonsul gesehen hatten. Nach ihren Angaben überwachten sie Faget seit einem Jahr. Doch welch Zufall, 11 Tage vor der Gerichtsverhandlung stellen sie die Falle und formulieren vier Tage vor der Verhandlung eine übereilte und unerhörte öffentliche Anklage. Wenn der Leiter des FBI-Büros in Miami, das fünftgrößte Büro des FBI, seinen Vorgesetzten einen Bericht schickt und ihnen das Telefongespräch von Faget mit seinem Partner Font, Aufnahmen, Fotos oder ein Video von Faget mit Molina oder Font im Gespräch mit irgend einem kubanischen Vizekonsul vorlegte, glaubten sie es. Sie glaubten wirklich kein bißchen, daß es sich um einen faulen Trick handelte, und auf dieser Grundlage handelten sie.

Als dies vor die höheren Stellen gelangte, beschlossen diese, Imperatori zur unerwünschten Person zu erklären, meiner Ansicht nach aber, weil sie irregeführt wurden. Denn man weiß, welche Wirkung es hat, wenn einer dieser Bosse sagt: "Hören Sie mal, sehen Sie dieses Gespräch, sehen Sie dieses Foto, dies ist ein Spion, der übergibt diese und jene Berichte." Möglicherweise Auszüge von Gesprächen. Aber sie haben später ausdrücklich von Auszügen gesprochen; man muss sie dazu auffordern, alles zu veröffentlichen, alles; daß sie nicht ein Wort aus dem Zusammenhang reißen. Was der Mann tatsächlich tat, war die Interessen der INS zu verteidigen, und er war wegen der illegalen Immigration besorgt, denn er beschuldigt praktisch Kuba, wenn er dem Vizekonsul sagt: "Es gibt korrupte Leute am Flughafen, die erlaubt haben, daß Menschen ohne Dokumente in eines der Flugzeuge steigen, die normalerweise von Havanna nach Miami fliegen." Das kann passieren, wenn sie einen Einzelnen bestechen.

Ich hatte davon nichts gehört, das versichere ich Ihnen, bis dieses Problem aufkam und ich habe sofort nachfragen lassen, um welche Fälle es sich handle; hier waren sie nicht bekannt. Weil jedermann in ein normales Flugzeug steigt und, wenn er dort aussteigt, sagt: "Nein, ich bin in US-amerikanischem Staatsgebiet; es gilt der Cuban Adjustment Act; ich berufe mich auf ihn." Sie sind verärgert.

Deshalb sage ich, daß wir weder die Regierung, noch das Außenministerium, noch die Staatsanwaltschaft beschuldigen, und das sage ich in vollem Ernst; ich kenne ihre Schwächen, sie hätten der Mafia nicht die vier oder fünf Tage Zeit lassen sollen, um unendliche juristische Verstrickungen einzufädeln. Alle Präsidentschaftskandidaten sind in die übliche Vorwahldemagogie verstrickt und sagen Dinge, die denen dort in Florida gefallen; obwohl die Mafia dort die Wahlen nicht entscheidet; das ist ein Mythos. Alle Kandidaten unterstützen den Unsinn, und der Präsident unterstützt die Staatsanwaltschaft und erklärt gleichzeitig, die Richter würden entscheiden. Aber, warum haben sie diesen Leuten vier oder fünf Tage Zeit gelassen, um Rechtsmittel einzulegen? Da ist viel Feigheit mit im Spiel.

Ich sage Ihnen bereits, daß sie in Zusammenhang mit dem Menschenschmuggel keinen Einzigen verurteilt haben; die haben wir hier, wir bieten sie ihnen an und sie haben niemand in Miami verurteilt; sie trauen sich nicht. Dieser Mafia gehört Miami; sie bestechen Richter und alle anderen; es sind Terroristen, sie sind imstande zu töten. Aus dieser Mafia stammen möglicherweise die Leute, die Kennedy ermordet haben.

Journalist.- Comandante, der 9. ist also ein entscheidender Tag?

Fidel Castro.- Gut, jeder Tag ist ein entscheidender Tag; aber jeder weitere Tag, der vergeht, ist ein schwerwiegenderer Tag, weil sie am Verstand des Kindes arbeiten, ihn foltern. Sie würden ihn gerne sechs Monate lang bei sich haben.

Die Regierung der Vereinigten Staaten ist dabei bereits zum Komplizen geworden. Gut, sie legen Gesetze aus: Eine Regierung, die Kriege erklärt ohne irgend jemand um Erlaubnis zu fragen, Bomben abwirft, Raketen abschießt und noch viel mehr, könnte, denke ich, ihre Befugnisse auf korrekte und mutige Weise auslegen. Außerdem handelt es sich um einen Fall, der nicht in die Gerichtsbarkeit US-amerikanischer Gerichte fällt. Die Entscheidung obliegt den Gerichten im Herkunftsland des Kindes; verstehen Sie? Aber gut, wir werden sehen, was dieser Richter tun wird.

Sollte dieser Richter nicht zugunsten der Rückführung des Jungen entscheiden, und ich sehe nicht, wie er gegen ihn entscheiden könnte, wäre das Prestige der Vereinigten Staaten zerstört. Es kann sein, daß er zugunsten der Staatsanwältin und der INS entscheidet, aber dann können die anderen beim Berufungsgericht in Atlanta Rechtsmittel einlegen; die Regierung hat Möglichkeiten, das Verfahren zu beschleunigen. Schon dieser Zeitraum könnte sich vielleicht um einige Wochen verlängern; das Prestige dieses Landes hält dies aber nicht aus, und sie können jetzt also nicht damit kommen, daß sie vor das oberste Gericht ziehen.

Das US-amerikanische Recht sieht vor, daß die Entscheidung bereits in der zweiten Berufung in Atlanta fällt, und die ist in der Regel die Entscheidung des Richters.

Journalist.- Wenn sie es bestätigen...

Fidel Castro.- Gut, sie werden versinken; man weiß nicht, wie weit sie versinken werden; aber sie sind schuld daran.

Für uns steht fest, - nicht weil sie es uns gesagt hätten; wir haben es gesehen, wir haben es erkannt, wir sehen es, weil man kein Wahrsager sein muß; mit den Jahren lernt man - daß sie das Kind zurückgeben wollen aber Angst haben; sie würden das Problem gerne lösen, aber sie haben Angst. Nun, auch wenn das Urteil zu ihren Gunsten gefällt würde, trauen sie sich nicht, das Kind im Haus der Person abzuholen, die es hat. Wir haben also einen üblen Kerl mit unfaßbaren Vorstrafen, dem das Sorgerecht für das Kind zugesprochen wurde, und eine Regierung, die sich nicht einmal traut, es dort abzuholen, weil die Gegenseite mit einem Skandal droht. Das ist die tatsächliche Lage.

Ich spreche und möchte den Präsidenten weder beleidigen noch ihm Schaden zufügen, auch der Staatsanwältin nicht, und nicht einmal Frau Albright, weil ich Zeuge dessen bin, was ich gesehen habe, und sie verstehen, daß alles eine Dummheit ist; aber, daß es an dieser minimalen Entschlossenheit fehlt, um diesem Herren ein Ultimatum zu setzen! Denn mit den Mitteln, über die sie verfügen, wissen sie genau was sie ihm sagen können. Wenn zum Beispiel das FBI kommt und ihm sagt: "Hören Sie, Sie müssen dieses Kind herausgeben; zwingen Sie uns nicht, Gewalt anzuwenden", dann wird der Mann in Schrecken versetzt und seine Freunde werden auch entmutigt, denn es ist wirklich untragbar, daß dieser üble Herr das Kind bei sich hat.

Sie haben nicht den entferntesten Beweis für die Spionageanschuldigung, die sie konstruiert haben. Dritter Fehler: Sie sahen sich dazu gezwungen, ohne mit dem Willen unseres Landes zu rechnen, - hier sind alle Unterlagen, die dies beweisen - Imperatori unter Zwang in ein Drittland zu schicken; sie wiesen ihn nach Kanada aus. Und das ist ein Ehrenmann. Erlauben Sie mir Ihnen zu erzählen, daß er während der ersten zwei Tage nicht einmal Wasser zu sich nahm; am zweiten Tag des Hungerstreiks hatte er nicht einmal Wasser getrunken; Ergebnis: Am Sonntag hatte er hohes Fieber, Dehydrierung, dickflüssigen Urin. Am Sonntag nahm er dann Flüssigkeit zu sich, aber er hatte über 30 Stunden lang kein Wasser getrunken. Er hat keinen Tropfen Reserve, denn er ist dünner als Don Quijote; es war als sei Don Quijote im Hungerstreik gewesen; das war Imperatori, und mit einer gewaltigen Standhaftigkeit.

Er sprach mit uns; als er nach Montreal kam. Ich habe mit ihm Kontakt aufgenommen, denn wir wußten nicht einmal wo er sich aufhielt. Als wir dann erfahren hatten, daß er dort war, sprach ich mit dem Konsul, dem Botschafter und mit ihm; ich grüße ihn und sage: "Wie haben sie Dich im Flugzeug behandelt?" Er sagt: "Gut, mit Respekt. Sie sagten mir sie wüßten, daß ich mich im Hungerstreik befände, und fragten mich, ob ich eine Flüssigkeit zu mir nehmen wollte und ich verneinte dies." Und unmittelbar sagt er zu mir: "Ich möchte Ihnen mitteilen, daß ich den Streik fortsetzen werde:" Er begab sich zur Botschaft und setzt dort den Hungerstreik fort, nicht gegen Kanada, sondern gegen die, die ihn, wie er in seiner Mitteilung an das kanadische Volk erklärt, gewaltsam mitgenommen hatten; er hatte das nicht verlangt, nicht darum gebeten.

Sie stellten ihm sogar mit dem Paß eine Falle; er trug den Paß nicht bei sich; die Anwälte hatten ihn. Die Behörden forderten von den Anwälten den Paß ein, ohne ihnen auch nur den Grund mitzuteilen; sie forderten von ihnen den Paß und diese sagten: "Hier haben Sie ihn." Das stellt kein Problem dar; einen mehr als bekannten Mann, den sie des Landes verweisen wollen, verweisen sie mit oder ohne Paß. Er aber wußte tatsächlich nicht, daß er keinen Paß hatte. Er kommt nach Kanada und in seiner ersten Mitteilung erklärt er, daß er den Hungerstreik fortsetzen wolle. Anschließend begab er sich zur kubanischen Botschaft in Ottawa.

Die kanadischen Behörden nahmen ihn freundlich auf. Ich habe den Eindruck, daß sie dachten, sie würden bei der Lösung eines Problems helfen, aber das Problem wurde nicht gelöst; der Mann hatte einen Hungerstreik erklärt. An diesem Tag, dem Samstag, hatte er nicht einmal gefrühstückt. Um 11.00 Uhr verliest er eine Erklärung, in der er seinen Hungerstreik deklarierte; um 20.35 oder 20.33 erscheint das FBI, das müßte man präzisieren, aber nach fünf Minuten - wie erzählt wurde - forderten sie ihn dazu auf, einen Mantel anzuziehen. Sie fragten ihn nach dem Gepäck. Er sagte: "Ich habe keines." Danach brachten sie ihn in den Keller. Mit Respekt, wir müssen sagen, daß sie ihn mit Respekt behandelt haben; sie legten ihm keine Handschellen an. Er stieg mit großer Würde in den Wagen, sie brachten ihn zu einem Flugzeug und dann scheint es, als hätten sie auf dem Flugplatz länger gebraucht; gegen 24.00 Uhr kam er in Montreal an. Dort empfing ihn der kubanische Konsul im Konsulat; wir sprachen mit ihm; wie ich bereits gesagt hatte, sprach ich mit ihm, ich begrüßte ihn, fragte ihn, wie sie ihn behandelt hatten, alles; ich wiederhole, was er sagte: "Ich werde den Hungerstreik fortsetzen." Man hatte ihn nicht gefragt und er erklärte den Kanadiern beim Abschied, daß er nicht verlangt hatte, dort einzureisen. Er begab sich zur Botschaft und setzte den Streik fort, bis, gut, in der Erklärung des kubanischen Regierung wird das erklärt und ich erkläre weiter nichts, denn all diese Angelegenheiten müssen höchst vertraulich behandelt werden.

Ich weiß, daß überall Alle etwas darüber erfahren wollen; aber in seinem Brief wird es erläutert. Ich weiß zum Beispiel, wie die Meinung in den Vereinten Nationen ist. Weil in den Vereinten Nationen Alle die Mitteilung erhalten haben und sagen: "Jetzt verstehen wir." Niemand verstand den Grund für einen Hungerstreik in Kanada, aber sie brachten ihn mit Gewalt dorthin, nicht einmal er wußte von nichts

Die Kanadier tragen keine Schuld; ich würde sagen, daß sie die Kanadier in dieses Problem hineingezogen haben. Aber wir haben absolut nichts gegen Kanada, es gibt keinen Protest gegen die Kanadier, und ich denke wirklich, daß sie zur Lösung des Problems beigetragen haben. Außerdem haben alle Parteien mit Ehre und Würde dazu beigetragen, eine Lösung zu finden, die hier in groben Zügen aufgezeigt wird. Es war eine Lösung, die kurz nach 24.00 Uhr oder gegen 24.00 Uhr in der Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag erzielt wurde, und deshalb mußten die Personen, welche die Reise antraten, die Reise machen und wußten dies nicht.

Wir hatten vorgeschlagen, daß eine Gruppe reisen würde, die das Flugzeug nicht verlassen müßten. Es wurde eine Gruppe als Vertretung derer geschickt, die für das Kind und für Imperatori selbst gekämpft haben, die sich am meisten ausgezeichnet hatten, sowie eine Journalistengruppe, und Alle blieben im Flugzeug; die Angehörigen, eine Gruppe aus 8 Ärzten, 10 oder 12 Journalisten und 40 Genossen und Genossinnen, die sich im Kampf ausgezeichnet hatten, um ihn im Flugzeug in Empfang zu nehmen und zu begleiten. Am Sonntag werden sie glaube ich, den Film über den Ablauf der Hin- und Rückreise veröffentlichen; heute wurden 8 Minuten gezeigt.

Die ganzen Ereignisse sind bewegend, und als er dort ankam und mit einer beeindruckenden Würde heraufstieg. Ich erwartete ihn, wir brachten ihn in ein Krankenhaus und morgen werden wir tatsächlich eine Mitteilung mit mehr oder weniger dem, was die Ärzte erklärten, herausbringen. In fünf Tagen hat er 12 Pfund abgenommen, ein Wert, der weit über den Gewichtsverlustparametern eines schlanken Mannes liegt.

Journalist.- Comandante, ich hatte Ihnen eine Frage gestellt und Sie haben uns freundlicherweise so viel Zeit gewidmet, daß ich denke, es ...

Fidel Castro.- Es tut mir Leid, weil einige Personen auf mich warten.

Von welchen Medien kommen Sie?

Journalist.- Nun, wie ich Ihnen sagte, komme ich von der Agencia de Información Nacional und es sind noch Radio Rebelde und das kubanische Fernsehen vertreten.

Fidel Castro.- Sie können wörtlich veröffentlichen, was ich gesagt habe, und noch heute Abend senden. Da ich mit absoluter Objektivität gesprochen habe, übernehme ich die Verantwortung für alles, was ich gesagt habe. Und ich kann nicht mehr sagen, da wir sehr diskret sein müssen. Es darf kein Wort zuviel gesagt werden; es war sehr mühsam, eine ihn zufrieden stellende Lösung zu finden, und, wie es dort heißt, wird das Maximum an Möglichkeiten erhalten, die erreicht werden konnten, damit er in die Vereinigten Staaten reisen kann, um an dem Verfahren teilzunehmen. Und wir haben wirklich nicht mehr gefordert als die Möglichkeit, absolute Sicherheit kannst du nie haben, weil die können sie nicht einmal dort bieten; es sind eine Menge Organisationen beteiligt. Aber so definieren wir es: das Maximum an Möglichkeiten, die erreicht werden konnten. Natürlich gab er dann nach; denn er hat das gefordert; er war dort ohne jede Immunität und hat sich in ihre Hände begeben.

Aber sie sind in einer sehr schwierigen Lage, denn sie können absolut nichts beweisen. Sie stehen vor dem absoluten Nichts; also ist die Lüge auch total und absolut. Aber ich behaupte nicht, daß es eine Erfindung der Regierung ist; das ist meine Meinung. Es gab drei Möglichkeiten und ich fragte mich: Ob sie seit langem versucht haben, eine Provokation zu organisieren? Denn unsere Leute haben ausdrückliche Anweisungen, keine nachrichtendienstlichen Tätigkeiten in unserer Interessenvertretung durchzuführen. Das war, wie erklärt wurde, vor 22 Jahren. Und ich kümmerte mich darum, denn als Carter dieses Büro einrichtete sagte ich: "Das wird sich mit lauter CIA-Agenten füllen und es ist besser, die Moral zu bewahren", verstehen Sie? Wir gaben ihnen kategorische Anweisung, jegliche Art nachrichtendienstlicher Tätigkeit durch die Interessenvertretung zu unterlassen.

Wie Sie wissen, sind wir ein von vielen Seiten sehr ausspioniertes Land gewesen, und wir haben in all dem viel Erfahrung und wissen ziemlich viel über diese Angelegenheiten.

Ich habe die Akten derer, die dorthin gingen, selbst .überprüft; es waren Fachleute und ich werde dies nicht verneinen. Diejenigen, die ich hauptsächlich überprüfte, waren Menschen, die in diesem Thema Bescheid wußten. Ich wählte sie aus und forderte sie an, und es gibt keinen einzigen Angehörigen der Interessenvertretung, dessen Akte ich nicht überprüft hätte. Nicht alle aber, sagen wir, die Mehrzahl verfügte über Kenntnisse, Ausbildung und Disziplin. In 22 Jahren wurde gegen diese Anweisung nicht verstoßen. Welch Zufall, daß vier Tage vor der Gerichtsverhandlung ein Fall auftaucht, eine Anklage, die, die Moral der Staatsanwältin zerstört, die, die INS zerstört; welche Glaubwürdigkeit verbleibt ihnen noch in diesem Verfahren?

Wenn der Mann einfach beschlossen hätte, hierher zu kommen, hätten alle gesagt: "Nein, er akzeptiert das." Das konnte nicht hingenommen werden, nicht weil ein Angehöriger der ständigen Vertretung ausgewiesen wurde, sondern weil nach unserer Auffassung das Schicksal des Kindes davon abhing. Sie zerstören den guten Ruf der INS, demoralisieren sie, weil ein Spion aufgetaucht ist, ein wichtiger Beamter der INS; was würden die Menschen in den USA davon halten? Es war ein Schlag gegen die INS, gegen die Staatsanwältin, wir können sagen, sogar gegen den Präsidenten und gegen Frau Albright, weil diese die Entscheidung der INS unterstützt haben. Und plötzlich wissen sie selbst nicht mehr was sie tun sollen. Wir sind vielleicht die Einzigen, die, die Unwahrheit nachweisen können.

Wir beschuldigen nicht einmal die nationale Zentrale des FBI. Es war eine der wichtigsten Regionalbüros dieser Einrichtung und ihr Leiter ist Bruder des Anwalts, der eine der Personen in Puerto Rico verteidigte, die wegen des geplanten Mordanschlags auf mich in Isla Margarita angeklagt war; alle Beweise lagen vor. Es war außergewöhnlich, daß, obwohl eines der beiden Gewehre Eigentum eines gewissen Hernández war, einer der obersten Anführer der Cuban-American National Foundation, dieser bei dem Verfahren nicht mit angeklagt wurde; und dies geschah wegen der Verbindung, die dieser Herr, der Leiter des FBI in Miami ist, über seinen Bruder, der als Anwalt an jenem Verfahren beteiligt war, mit der Cuban-American National Foundation hatte, die großzügigerweise sämtliche Kosten der Verteidigung übernahm.

Ich sage dies und wiederhole es, dieser Mann und die Mafia haben das FBI verwickelt; sie werden das aufklären müssen oder wir übernehmen es, sie so oft wie nötig daran zu erinnern und Beweise von ihnen zu verlangen.

Damals war es eine Invasion in der Schweinebucht; jetzt sind sie im Ciénaga de Zapata-Sumpf gelandet; so ist es, so sage ich es bezüglich beider Angelegenheiten: bezüglich der Sache wegen Elián und bezüglich der Anklage, und wir werden es übernehmen, dies zu beweisen.

Das Volk hat auf außerordentliche Weise reagiert und wir sagen: Gut, wir haben eine große Schlacht geliefert und es dauert jetzt drei Monate. Aber was nützt es, wenn der Junge zurückkommt, aber täglich ein Kind dort ums Leben kommen kann, weil sie für die unverantwortlichen Personen, denen sie kein legales Visum erteilen, ungeheure Anreize geschaffen haben? Es ist viel wichtiger, dieses Gesetzes abzuschaffen, das wer weiß wie viele Opfer fordert und gefordert hat. Dieses Gesetz muß abgeschafft werden, dafür werden wir kämpfen. Und wir können kämpfen, daran kann niemand zweifeln, wir können kämpfen.

Schauen Sie wie viele Talente sich gezeigt haben. Und ich lese täglich die Umfragen.

Viele fragen sich, weshalb ich nicht gesprochen habe, und ich wollte nicht einmal auf eine offene Tribüne steigen, weil es nicht nötig ist, daß ich spreche; das Volk soll sprechen, die Jugendlichen sollen sprechen, Alle sollen sprechen. Wir denken auch nicht daran, ein Fest zu veranstalten, wenn der Junge zurückkommt; wir sagten bereits: Wir werden ihn empfangen, das Kind wird in ein Krankenhaus gebracht, um untersucht und betreut zu werden, wie wir es mit Imperatori getan haben,

Bleibt mir nur noch hinzuzufügen, daß ich heute mit Imperatori und den Ärzten sprach und sie waren besorgt, seinen allgemeinen Zustand zu erfahren; sie haben mehrere der dringendsten Untersuchungen gemacht. Ein befreundeter Arzt hatte ihm in Kanada am Mittwoch Proben entnommen, um einige Untersuchungen durchzuführen, und hier wurden diese ebenfalls sofort durchgeführt, um die Parameter zu vergleichen und vielleicht wird seine Gesundheit in Zukunft besser sein, denn er raucht sehr, sehr viel.

Journalist.- Zigarren?

Fidel Castro.- Zigaretten. Er raucht viel, das stimmt, und er inhaliert den Rauch. Am Sonntag in Kanada war seine Situation etwas kompliziert; er hatte zwei Tage lang keine Flüssigkeit zu sich genommen, er trank kein Wasser und er hätte eine Flüssigkeit mit Vitaminen und einigen lebenswichtigen Elemente zu sich nehmen müssen.

Ich denke, daß sie ihn morgen Nachmittag bereits entlassen und sie wollen, daß er sich zwei Wochen lang ausruhe. Das ist alles was ich Ihnen sagen kann.

Danke. Ich gehe, da man mich erwartet. War dies ausreichend für Sie?

Journalist.- Nein, mehr als ausreichend.

Fidel Castro.- Sie können all dies in meinem Namen sagen, und erklären sie, daß ich nicht sprechen muß, weil wir ein gut ausgebildetes Volk mit Bewußtsein haben, das in der Lage ist, für sich selbst zu sprechen und auch zu kämpfen. Das war alles.

Auf Wiedersehen