Dienstag, 14. Oktober 2008

Die Wahrheit im Kampfe und das Buch von Martin Blandino

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Wahrheit im Kampfe und das Buch von Martin Blandino

Erster Teil

In der gesamten internationalen Presse wird über den ökonomischen „Hurrikan“ gesprochen, der die ganze Welt erschüttert. Viele bezeichnen ihn als ein neues Phänomen. Für uns ist dies gar nicht neu, es war vorauszusehen. Ich möchte heute aber gern über ein anderes aktuelles Thema sprechen, das eine große Bedeutung für unser Volk hat.

Als ich die Reflexion über Cangamba niedergeschrieben habe, kannte ich das wunderbare Buch des Journalisten und Forschers, dessen Name in der Überschrift meiner heute veröffentlichten Reflexionen steht, noch nicht. Ich hatte nur den Film Kangamba gesehen, der so bewegende Erinnerungen in mir hervorgerufen hat. Immer wieder habe ich mich an den Satz ‚Diejenigen, die in Cangamba gefallen sind, haben ihr Leben nicht vergeblich gegeben!’ erinnert.

Das war auch der Hintergrund meiner Botschaft vom 12. August 1983 an den Chef der kubanischen Militärmission in Angola.

Bei Tagesanbruch hatten die Feinde das Schlachtfeld verlassen, wo sie mehr als 3000 Mann aufgeboten hatten, bewaffnet und beraten von südafrikanischen Rassisten. Seit dem 2. August hatten sie Tag und Nacht die Stellungen mit etwa 600 Angolanern der 32. Brigade der FAPLA, 84 kubanischen Internationalisten und einer Verstärkung von 102 Mann aus dem Militärbezirk Luena angegriffen. Dort haben Angolaner und Kubaner ohne Wasser und Verpflegung ununterbrochen gekämpft. Die Zahl der Toten betrug 78, die der Verletzten 204, darunter waren 18 Tote und 27 Verletzte Kubaner. Beim Rückzug haben die Angreifer fast alle Waffen und Munitionen verloren und viele Verluste erlitten. Die zwei besten Brigaden der UNITA wurden außer Gefecht gesetzt.

Das Buch von Jorge Martin Blandino wurde im Jahr 2007 veröffentlicht, als ich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der ersten Reihe stand. Es ist das Ergebnis ausführlicher Nachforschungen und Gespräche mit vielen Beteiligten an diesen Ereignissen sowie das Hinzuziehen von 34 Büchern über dieses Thema. Einige davon waren von „südafrikanischen Offizieren aus der Zeit der Apartheid" geschrieben worden oder von Personen, die betrogen wurden und mit der UNITA zusammengearbeitet hatten.

In einem der interessantesten Kapitel sagt er:

„Am diesen Abend, als die Uhren in Havanna 14:00 Uhr und in Luanda 19:00 Uhr anzeigten, gibt es erneut ein Gespräch mit der Militärmission Kubas in Angola. Nach dem Telefonat wird sofort ein Telegramm geschickt, um den erteilten Weisungen die gesetzliche Schriftform zu geben. Diese Weisungen bestätigen noch einmal die vorher getroffene Entscheidung, alle Kubaner aus Cangamba sofort zurück zu ziehen und zu versuchen, die Angolaner zu überzeugen, dasselbe zu tun. Es sollten nur die Überwachung des Ortszugangs aufrechterhalten und die Bewegungen der feindlichen Truppen in der Provinz Moxico beobachtet werden.

„(…) 9.00 Uhr treffen sich in Luanda der Präsident, José Eduardo dos Santos, der kubanische Botschafter, Puente Ferro, und der Stabschef der kubanischen Militärmission in Angola, Oberst Amels Escalante. Zur Überraschung der beiden Kubaner war auch der Chef der sowjetischen Militärmission, General Konstantin, anwesend. Kurz danach kommen der Verteidigungsminister Angolas und Oberst N’Dalu, Stabschef der FPLA, hinzu.

Zuerst tritt der Botschafter ins Präsidentenbüro und übergibt offiziell die Botschaft des Comandante en Jefe an Dos Santos. Danach kommt Oberst Escalante herein und erstattet detailliert Bericht über die Einschätzung der aktuellen militärischen Situation durch die kubanische Führung. In dieser Einschätzung wird die Entscheidung begründet, alle Internationalisten aus Cangamba abzuziehen, sowie der Vorschlag unterbreitet, dass die Kämpfer der FPLA dasselbe tun sollten und die begonnene Operation in der Provinz Moxico abgebrochen werden sollte.

Der Präsident bringt seine Übereinstimmung mit Fidel zum Ausdruck und lässt General Konstantin eintreten. Der Chef der sowjetischen Militärmission spricht und äußert eine Meinung, die die Kubaner überrascht und gleichzeitig erzürnt. Er sagt, dass er die Idee aus politischer Sicht akzeptieren könnte, aber aus militärischer Sicht mit dem Abbruch der Operation nicht einverstanden ist, da seiner Meinung nach alle Voraussetzungen gegeben sind, um zum Erfolg zu kommen, z.B. durch die Einbeziehung der gerade aus Kuba gekommenen Landungs- und Sturmbrigade in die Kampfhandlungen.

Oberst Amels Escalante gibt die vielen Probleme mit der Versorgung zu bedenken, die während der schwierigen Tage der feindlichen Angriffe auf das Dorf entstanden sind. Der sowjetische General beruft sich auf die gerade angekommene IL-76-Maschine mit einer Ladung C5-Raketen. Der Kubaner erinnert in seiner Antwort daran, dass man sie zunächst aus Kuba herschaffen musste, dass sie aber zu dem Zeitpunkt, als man sie dringend brauchte, nicht zur Verfügung standen. Angesichts der Stimmung, die das Treffen im Begriff war anzunehmen, hat Dos Santos es beendet und die endgültige Entscheidung verschoben.

Ein Paar Stunden später, gegen Mittag, kommt General Konstantin zum Präsidium der kubanischen Militärmission. Er entschuldigt sich wegen seiner Aussagen beim Treffen mit dem Präsidenten und gestand ein, dass er, bevor er eine solche Meinung äußert, die entstandene Situation hätte tiefgründiger analysieren müssen."


Die Erklärung des Historikers ist eindeutig. Es war in der Tat eine unangenehme und wegen ihrer Bedeutung für alles sehr ernste Situation entstanden. Alles war in Gefahr und die kubanische Führung brauchte große Standhaftigkeit, um die Beherrschung nicht zu verlieren.

In diesem Buch, wenn man verschiedene Momente herausgreift, wird im Wesentlichen Folgendes erläutert:

„Oberst N’Dalu:

„Es gibt keine Einheitlichkeit im Denken, und wenn sich solche Probleme auftun, haben die einen diese Idee und die anderen jene Idee (…). Man spricht mit großer Betonung über ‚Souveränität’, aber die Gebiete sind sehr groß und wir haben nicht genug Truppen. Das trifft nicht nur auf Cangamba zu, es gibt viele andere Posten, wo wir sind, um zu sagen, dass wir dort präsent sind, aber strategisch gesehen haben sie keine Bedeutung. Wir können warten und später Offensiven ergreifen. Unter uns haben wir im Generalstab mit dem Verteidigungsminister diskutiert. Es gibt keine einheitliche Auffassung. Deshalb verzögern sich manchmal einige Entscheidungen, da man einige Personen erst überzeugen muss, denn, wenn man eine Einheit zurück zieht und etwas passiert, heißt es: ‚Das passiert durch Verschulden derjenigen, die den Rückzug wollten’; wenn die Einheit bleibt und etwas passiert, dann heißt es‚ die Schuldigen sind diejenigen, die wollten, dass die Truppen bleiben’. Wir müssen wirklich die dicht bevölkerten Gebiete verteidigen, die von wirtschaftlichem und sozialem Interesse sind, und die andere Gebiete für später lassen, wo sich nichts ändert, sei nun momentan die UNITA dort oder wir. Die UNITA sagt zwar, dass sie dort die Kontrolle hat, aber in Wirklichkeit sind sie dort nicht. Sie wissen aber, dass wir auch nicht dort sind.“


Der Autor rezensiert offizielle Dokumente des Ministeriums der Revolutionären Streitkräfte:

„Der Comandante en Jefe übermittelt nach kurzer Überlegung folgende Argumente an den Chef der kubanischen Militärmission. Er fragt sich, wozu bleiben wir jetzt in Cangamba. Es wurde nachgewiesen, dass die Anzahl an Hubschraubern, Kampf- und Transportflugzeugen in Angola sowie die dafür zur Verfügung stehende rückwärtige Versorgung nicht ausreichen, um die Unterstützung einer Operation von so einschneidender Bedeutung in einem Dorf so weit weg vom Luftstützpunkt zu garantieren. Und noch komplizierter ist es, wie wir in der Praxis gesehen haben, den Nachschub von Truppen zur Verstärkung über Land zu garantieren, wenn diese ebenfalls hunderte Kilometer weit entfernt stationiert sind und man auf nicht befestigten und vom Feind beherrschten Wegen vorrücken muss. Wenn die Verlegung von gepanzerten Einheiten schon in der Trockenzeit so außerordentlich schwer war, ist nicht im Traum an eine Bewegung in dieser Größenordnung in der kommenden Regenzeit zu denken.

Man hat großen Erfolg gehabt, aber es wäre zu diesem Zeitpunkt unvernünftig, mehr zu wollen (…). Er denkt an die vergangenen, bitteren Tage der Belagerung und die Gefahr der Vernichtung der kleinen internationalistischen Gruppe. Er verweist auf die Notwendigkeit, realistisch zu sein und sich nicht von der Euphorie des Sieges hinreißen zu lassen: ‚Wir können nicht zulassen, dass der Sieg in eine Niederlage umschlägt’.

Der Chef der kubanischen Militärmission ist damit einverstanden und befiehlt den sofortigen Rückzug der in Cangamba stehenden kubanischen Internationalisten. Unmittelbar setzt der Comandante en Jefe ein persönliches Schreiben an den Präsidenten Angolas, José Eduardo dos Santos, auf (das von General Konstantin angefochten wurden), „wo er nach den mit Divisionsgeneral Cintra Frias besprochenen und übereinstimmenden Überlegungen diesem als notwendig unterbreitet, dass auch die FAPLA ihre Truppen aus den Dörfern Cangamba und Tempué abzieht. Außerdem spricht er über die Bedeutung, die Verteidigung in Luena, Lucusse und Kuito Bie zu verstärken. Er teilt die Entscheidung mit, dass aufgrund der entstandenen Situation in Kürze alle Kubaner aus Cangamba abgezogen werden. Er schlägt außerdem vor, alle Vorstöße im Moxico-Gebiet bis zur nächsten Trockenzeit zu verschieben und momentan alle Bemühungen auf den Kampf gegen den Feind in dem riesigen Gebiet zwischen der Stadt Luanda und der Linie zu konzentrieren, die die kubanischen Internationalisten im Süden des Landes verteidigen, eine Zone, die von der UNITA als ihre zweite strategische Front betrachtet wird.

Gleichzeitig teilt Oberst Amels Escalante dem Generalstabchef der FAPLA und dem Chef der sowjetischen Militärmission in Angola die Entscheidung des Comandante en Jefe mit, die Operation der kubanischen internationalistischen Truppen abzubrechen und begründet das mit den Schwierigkeiten für die Truppenbewegung, die Versorgung und vor allem für die Luftwaffe sowie mit der nahenden Regenzeit. Kurz danach haben sich der Botschafter, Puente Ferro, und Oberst Escalante mit dem Verteidigungsminister getroffen, um ihm dieselbe Information zu übermitteln.“


Oberst Amels Escalante hatte die Hoffnung, dass Oberst N’Dalu, Stabschef der FAPLA, die Notwendigkeit des Rückzugs aus Cangamba verstehen würde.

Der angolanischen Armeegeneral Kundi Payhama, ein angolanischer Kämpfer mit außerordentlichen Verdiensten, hat dem Autor erzählt: „Es gab Brüderlichkeit, es gab Verbrüderung und alles, was man hier getan hat, hatte einen tieferen Sinn. Die Freundschaft, die Zuneigung, die Hingebung, das Engagement der kubanischen Genossen, die ihren Schweiß und ihr Blut hier gelassen haben, ist unbezahlbar. Möge man sagen, dass wir Brüder de facto und auf ewig sind. Es gibt nichts, nichts auf dieser Welt, dass rechtfertigt, dass etwas zwischen der Freundschaft von Kuba und Angola tritt.“

Die Fortsetzung folgt am Montag in der Zeitung Granma.


Fidel Castro Ruz

9. Oktober 2008
17:46 Uhr


Zweiter Teil:

Die Intensität der Aktionen der reduzierten Gruppe der MiG-21-Piloten wird vom Autor in folgender Weise beschrieben:

“Trotz aller Diskretion, die von den Mitgliedern des Generalstabs und von den Gefechtsstäben verlangt wird, sickert immer etwas von einer Kriegshandlung durch, die über 8 Tage dauert und hunderte von Männern und Frauen auf beiden Seiten des Ozeans unter höchster Spannung gehalten hat.

„Wie kann man zum Beispiel den donnernden Lärm von 239 Abflügen und Landungen von Kampfflugzeugen ― über 50 pro Tag ― verschleiern, obwohl diese hohe Anzahl von Einsätzen nur von neun Piloten geflogen wurde, die im Durchschnitt zweieinhalb Stunden pro Kampftag in der Luft gewesen sind. Darunter ist ein Pilot, der fast vier Einsätze täglich gemacht hat. Das bedeutet, dass er 3 Stunden und 45 Minuten während dieser einzelnen spannungsvollen Tage geflogen ist.”

„Welche Methode kann garantieren, dass die Verlegung von tausenden Männern zur Verstärkung der Panzerkolonnen verborgen bleibt? Wie kann man erreichen, dass die Fahrt in Kolonne von über 200 Fahrzeugen, einschließlich Panzer, Artillerie und gepanzerter Fahrzeugen, auf der hunderte von Kilometer langen Strecke nach Munhango, Tempué, Luena und anderen Orten sowie von Huambo, Menongue und anderen Punkten der weiten Geographie Angolas unsichtbar bleibt?”


Als die Panzerkolonne von Huambo, die nach Cangamba unterwegs war, nach dem Durchbruch die Anweisung erhielt, sich nach links in Richtung Luena zu wenden, informierte sie das Oberkommando, „sie hätten keinen Kraftstoff mehr”. Wie im Buch erläutert wird, „wird dieser Kolonne sowie der von Menongue die Anweisung erteilt, sich nicht von diesem Ort wegzubewegen, sondern zu bleiben, wo sie sich befinden, und sämtliche Sicherheitsmaßnahmen zu treffen, bis der Nachschub da ist. Es wird entschieden, dass dieser von Hubschraubern gebracht wird. Wie immer ist es sehr schwierig, die Kolonne zu finden. Die Hubschrauber sind lange geflogen, ohne die kleinste Spur der Kolonne auszumachen. Durch Bettlacken, die auf Bäumen aufgespannt wurden, wird sie endlich geortet.”

Oberst Calvo teilt mit: „6 Hubschrauber fliegen von Luena nach Munhango, ca. 25 km. südlich von Luena ab, um 42 Kanister Benzin, ungefähr 10 000 Liter, für die Kolonne von Sotomayor hinzubringen. Während der Landung werden die Flügel des H-08 beschädigt. Später wird auch die Region von Tempué angeflogen, um die Kolonne von Suárez zu lokalisieren, Dokumente hinzubringen und drei Verletzte von dort mitzunehmen.”

Die Kolonne von Suárez mit Panzerfahrzeugen, die von Menongue nach Cangamba abgefahren war, war weit von Luena entfernt, von wo die Hubschrauber mit dem Kraftstoff abfliegen. Aufgrund der Flächenausdehnung von Angola, die etwa elfmal die von Kuba beträgt, ist das ein langer Flug. Es war das Gebiet, in dem der sowjetische Berater eine Offensive der kubanischen Landungs- und Angriffsbrigade empfohlen hatte, was zu dem genannten Widerspruch geführt hat.

„Einige Minuten nach Mitternacht, als es in Luanda bereits Sonnabend, der 13. August, ist, wird Kuba über die vollständige Erfüllung des Befehls zum Abzug bis zum letzten kubanischen Internationalisten aus Cangamba informiert. Der Oberbefehlshaber der Revolutionären Streitkräfte (FAR) bestätigt die Entscheidung, dass die Kolonne von Huambo weiter nach Luena auf dem Marsch ist und dass die Kolonne von Menongue ebenfalls in diese Stadt zurückkommt”, die eine wichtige Bastion der Südfront darstellt.

„Oberst Calvo:

„Heute ist auch mein Geburtstag und ich habe ganz früh einen Kuss von meiner Familie ― per Telepathie ― erhalten. Am Nachmittag werden mir eine Flasche Wein und eine Flasche Rum geschenkt. Wir feiern den Geburtstag vom Comandante (am gleichen Tag) und nebenbei auch meinen”.


Der Autor erläutert weiter:

„Aber für die Piloten und die Mitglieder der gepanzerten Einheiten sind die Kampfhandlungen noch lange nicht zu Ende. Zwei Hubschrauber fliegen mit 14 Kanistern Benzin, etwa 2 800 Litern, zur Kolonne von Menongue, die bereits den Rückmarsch in diese Stadt angetreten hatte. Nach Erfüllung dieses ersten Auftrages fliegen sie in Richtung Flughafen Menongue, um von dort mit der Benzinversorgung fortzufahren. Weitere vier Mi-8 fliegen mit nochmals 5 600 Litern Benzin von Luena in Richtung Munhango. Ihr Auftrag ist es, die Kolonne von Huambo, die zur Truppenverstärkung zur Verteidigung der Stadt Luena unterwegs ist, wieder aufzufüllen.

„Es gibt mehr als einen Grund für alle diese Maßnahmen. Im kubanischen Stab herrscht weiterhin Besorgnis. Die angolanischen Behörden haben scheinbar entschieden, zumindest einstweilen, ihre Truppen von Cangamba nicht abzuziehen, und das Risiko, dass der Feind wieder angreift, ist nach wie vor vorhanden, sowohl für das Dorf, als auch für die Truppen, die noch auf gefährlichen Abschnitten unterwegs sind.”


Durch die detaillierte Beschreibung der Ereignisse von Cangamba unter dem Titel „Die Einschätzung wird bestätigt”, die von Zeugenaussagen und Dokumenten ausgeht, führt uns der Autor durch die spannungsvollsten Stunden dieser Tage:

„Es dauert noch, bis die Sonne in Angola aufgeht. Es ist Sonntag, der 14. August. In Luanda zeigt die Uhr 04:45, und das Wachpersonal des Kommunikationszentrums des Stabes der Militärmission teilt die Schläfrigkeit des Morgengrauens mit denen, die die Nacht wach verbracht haben. Der Eingang einer Botschaft aus Havanna, wo es noch 23:45 Uhr des vorherigen Tages ist, löst sofort die Schläfrigkeit aller, die sich in dem mit technischen Geräten total überfüllten Raum aufhalten.

„Allmählich wird der chiffrierte Text verständlicher. Er ist an Divisionsgeneral Leopoldo Cintra Frías gerichtet und beinhaltet präzise Anweisungen des Comandante en Jefe ‚sich zur Unterstützung der FAPLA (Volksbefreiungsbewegung Angolas) in Cangamba aus der Luft bereitzuhalten’. Sollten sich die Angolaner doch noch zum Abzug entscheiden, sind sie mit Hubschraubern zu unterstützen. Fidel warnt davor, dass der Feind große Verluste erlitten habe, aber man diesem Umstand nicht trauen kann: ‚Wir haben unsere Pflicht erfüllt und ordnungsgemäß gehandelt und korrekt beraten’.”


Zum Sonnenaufgang dieses Sonntages haben 8 südafrikanische Bombenflugzeuge ihre tödlichen Ladungen auf die Stellungen abgeworfen, die von angolanischen und kubanischen Kräften in Cangamba besetzt waren. Das war ein erneuter Angriff des Apartheid-Regimes in Angola. Die Yankees und deren südafrikanischen Alliierten haben sich mit der katastrophalen Niederlage nicht abgefunden. Die MiG‑21 und die nächst gelegenen Radaranlagen befanden sich 400 km weit entfernt.

„Oberst N’gongo (Stellvertretender Chef des Generalstabs der FAPLA):

„Unmittelbar nach der Niederlage der Marionetten sehen sich die Südafrikaner gezwungen, direkt in den Kampf einzugreifen. Und so zerstören die rassistischen südafrikanischen Streitkräfte mit vier Flugzeugen des Typs Canberra und vier weiteren des Typs Impala MK-2 die Siedlung von Cangamba vollständig.”


„Oberstleutnant Henry:

“… Wir haben die Schlacht in Cangamba gewonnen. Wir, die Piloten, hatten sogar vorgesehen, eine Luftparade mit allem Drum und Dran durchzuführen; den Ort mit den Maschinen zu überfliegen, aber Fidel sagt: ‚…ich will dort niemanden, weder Kubaner, noch FAPLA sehen’. Ich muss zugeben, dass wir zwar diese Anweisung aus Disziplin und aus Vertrauen in den Comandante en Jefe befolgt haben, aber wirklich verstanden haben wir sie in diesem Moment nicht …”


“Oberst Escalante:

“…es ist wahr, entweder ist der Comandante en Jefe ein Zauberer oder er besitzt eine Glaskugel … Er befielt den sofortigen Abzug der Truppen aus Cangamba, und kurz danach haben eine Staffel von Impalas und eine weitere von Canberras was für ein Bombardement dort veranstaltet! Er sieht voraus, dass die Südafrikaner, gerade unter Berücksichtigung der Niederlage der UNITA, dort bombardieren werden. In der Militärmission sagten wir: Donnerwetter! Was für eine Entscheidung hat der Comandante en Jefe da getroffen!”


„Divisionsgeneral Leopoldo Cintra Frías:

„Manchmal denkt man, der Chef ist ein Hellseher. Wenn wir, die Kubaner, dort geblieben wären, hätten wir mit einer noch längeren Schlacht unter für uns noch schlechteren Bedingungen rechnen müssen, weil die Versorgung noch schwieriger geworden wäre.”


Diese Meinungen wurden geäußert, als die Spannung nach den unsicheren und dramatischen Tagen der Schlacht langsam nachließ, aber alle Offiziere haben mit absoluter Disziplin, Effizienz und Ernsthaftigkeit die erhaltenen Anweisungen erfüllt. Es ist vollkommen wahr, dass in schwierigen Momenten nichts läuft, wenn das Vertrauen zu den Chefs fehlt.

Amels Escalante, der auch ein scharfsinniger und tiefgründiger Forscher ist, beschrieb 20 Jahre später mit absoluter Genauigkeit die Schlacht von Jigüe, die 45 Jahre zurück lag, als im Monat Juli 1958 ca. 120 Mann, fast alle Rekruten aus der Militärschule von Minas del Frío, unter dem Kommando von 10 bis 12 Veteranen unseres Krieges in der Sierra Maestra, in der feindlichen Armee während eines 10-tägigen Kampfeinsatzes drei Verluste pro Kämpfer verursachten und hunderte von Waffen erbeutet haben. In der gleichen Art und Weise wie Jorge Martín Blandino hat Amels mehr Details über die Entwicklung dieser Schlacht als ich zu schildern gewusst.

In seinem Buch Cangamba, macht Martín Blandino folgende Details bildhaft:

„Zwischen dem 18. und dem 23. August 1983, kurz nach dem Abzug der kubanischen Berater aus Cangamba, laufen die Schiffe ¨Donato Mármol¨, ¨Ignacio Agramonte¨ und ¨Pepito Tey¨ aus den Häfen von Santiago de Cuba, Matanzas und Mariel mit Kurs auf Angola aus. Es wiederholt sich, wenn auch unter anderen Bedingungen, die große Tat von 1975. In den Frachträumen dieser Handelschiffe, vorm Geheimdienst des Feindes verborgen, werden drei Panzerbataillone und ein Bataillon der der motorisierten Infanterie in dieses afrikanische Land transportiert. Nach diesem ersten Schritt folgen bald viele weitere auf militärischer, politischer und diplomatischer Ebene, bis die FAPLA und das internationalistische kubanische Kontingent in die Lage versetzt wurden, die erneute Eskalierung des ausländischen Aggressors und seiner Hinterhof-Verbündeten zu besiegen.

„Darüber hinaus ereignet sich all das zu einem Zeitpunkt, als Kuba sich der Möglichkeit einer militärischen Aggression größeren Stils seitens der US-Streitkräfte gegenüber sieht und riesige Anstrengungen unternimmt, um gegen die andauernden Drohungen der US-Administration von Ronald Reagan das Konzept des ¨Krieges des ganzen Volkes¨ (La Guerra de todo el Pueblo) in die Tat umzusetzen …”


Und wie haben sich die Ereignisse, die der Forscher darstellt, überstürzt?

Von Kuba aus haben wir mit elementarer Logik ziemlich schnell die Absichten des Feindes aus dem Verlauf der Schlachten erkannt und die notwendigen Maßnahmen als Antwort darauf getroffen. Als die Nachricht über die Einkesselung der 32. Brigade und ihrer Berater eingegangen ist, bestand die erste Maßnahme darin, den Chef der Militärmission, Divisionsgeneral Leopoldo Cintra Frías, Veteran der Sierra Maestra und wahrhaftiger Anhänger der FAPLA, der gerade zu diesem Zeitpunkt nach Kuba gekommen war, sofort nach Angola zurück zu beordern. Der Befehl für ihn lautete, ¨diese Kräfte um jeden Preis zu retten”.

Die Landungs- und Angriffsbrigade (so wurde sie damals genannt) wurde auf dem Luftweg in dieses systematisch von Südafrika angegriffene Land geschickt.

Ich habe schon zum Ausdruck gebracht, dass wir jahrelang unter den Folgen des faschistischen Apartheid-Regimes gelitten haben, das nie einer Strafe unterzogen wurde, aber schließlich besiegt wurde, als es die Volksrepublik Angola angriff. Auch der sowjetischen Führung habe ich die von Kuba vertretenen Gründe und Standpunkte dargelegt.

Morgen, am Dienstag, folgt die Fortsetzung.


Fidel Castro Ruz

12. Oktober 2008
17:23 Uhr



Dritter Teil

In dem Maße, wie sich die dramatischen Kämpfe in Cangamba abgespielt haben, merkten wir, dass die Absichten des Feindes weit über eine einzelne Aktion hinausgingen. Man musste also als Erstes unbedingt die kubanischen Internationalisten und die Männer der 32. Brigade der FPLA retten.

Von mir handgeschrieben, bekamen die Eingekesselten am 7. August einen Brief, in dem wir ihnen versprachen, dass wir sie retten würden, koste es, was es wolle.

Die Landungs- und Sturmbrigade wurde auf dem Luftweg von Kuba aus geschickt. Falls erforderlich, würden alle zur Verfügung stehenden Mittel und Ausrüstungen eingesetzt. Und wir munterten diese Männer auf, dem Feind zu widerstehen, wie sie es bisher getan haben. Wenn dann der Auftrag erfüllt ist und die Angreifer geschlagen sind, sollten rasch die geeigneten Maßnahmen getroffen werden, um die strategischen Pläne des Feindes zunichte zu machen.

Im Rahmen seiner historischen Untersuchungen rekonstruiert Blandino die Absichten des Feindes auf der Grundlage von Beweisen und Zeugenaussagen, die er zusammengetragen hat:

„Nicht nur Cangamba befindet sich unter dem Geschützfeuer des Feindes. Dieser greift gleichzeitig mit Artillerie und Mörsern Munhango, Calapo, Tempué und Luena an, Ortschaften, die sich nördlich des Dorfes Cangumbe befinden. Der Feind erstürmt nur Cangumbe, in den restlichen Ortschaften wird er abgewehrt. Das strategische Ziel des Angreifers besteht darin, die Provinz Moxico zu isolieren, den Zugang von Verstärkung zu verhindern, um danach Luena erobern zu können. Diese Stadt sollte als Hauptstadt einer so genannten „schwarzen Teilrepublik“ Angolas ausgerufen und deren internationale Anerkennung erlangt werden. Aber das unmittelbare Ziel ist die Einnahme von Cangamba und die Gefangennahme oder Tötung der dortigen kubanischen Berater. Der Feind setzt auf die politische, psychische und moralische Auswirkung eines solchen Schlages“.


„Divisionsgeneral Leopoldo Cintra Frías:

“Ihr Plan ist, jenen Ort einzunehmen, die dortigen 82 Kubaner gefangen- und mit sich zu nehmen in der Absicht, Kuba damit zu direkten Verhandlungen mit der UNITA zu zwingen, ohne Beisein der angolanischen Regierung. “.


„General N’Dalu:

„Da die UNITA weiß, dass dort Kubaner sind, stellt sie eine große Truppe mit vielen Männern bereit, um dieser Kubaner habhaft zu werden und sie der internationalen Presse vorzuführen, wofür sie keine Mühe scheuen. Das macht uns besorgt, das wäre sehr negativ für alles, für unseren Kampf, wenn kubanische Kriegsgefangene vorgeführt würden; und außerdem haben unsere Leute dort schwer zu leiden“.


„Oberst Wambu (er war Geheimdienstchef während der Operation Cangamba auf Seiten der FALA Streitkräfte der UNITA für die Befreiung Angolas, seine Aussage hat großen Wert):

„Die Beteiligung der südafrikanischen Luftwaffe ist vor allem wegen der kubanischen Präsenz vorgesehen. Man kann diese Konfrontation als die erste zwischen den verbündeten südafrikanischen Militärkräften und der UNITA auf der einen Seite und den Streitkräften des angolanischen Staates mit den für ihn möglichen Verbündeten auf der anderen Seite ansehen. Die kubanische Präsenz ist von besonderem strategischen Interesse“.


Nachdem sich der Feind westlich und südlich Cangambas genähert hat, holt er mit zwei seiner drei wichtigsten Einheiten, den Brigaden 12 und 13, zum Hauptschlag aus. Mit beteiligt sind zwei weitere unabhängige Bataillone und eine Sondereinheit. Dreitausend Mann. Diese potente Bündelung an Kräften verfügt über 50-60 Geschütze und Mörser, sieben multiple 14,5 mm- Flugabwehrgeschütze, bekannt als „Viermäulige“, sowie über transportable Flugabwehrraketen.

Der oben genannte Oberst der FALA fügt hinzu:

„Wenn wir vom klassischen Krieg sprechen, haben wir im Kampfgebiet eine Kolonne und weitere Kräfte, weil es sich nicht nur um die drei Infanteriebataillone handelt. Diese sind schlagkräftig und speziell in der Infanterie durch Beobachter und Zielschützen gegen Luftangriffe als auch durch Logistik, Kraftfahrer usw. beträchtlich verstärkt, und man kann daher von Bataillonsstärke sprechen, auch wenn es im engeren Sinne keine Truppen der südafrikanischen Landstreitkräfte sind. Man kann von einer konventionellen Brigade der FALA und zwei zusätzlichen Kommando- und Versorgungsbataillonen sowie einem kombinierten Bataillon zur Verstärkung der Logistik, Artillerie, Luftbeobachtung und südafrikanischer Verbindungsoffiziere (Geheimdienst-, Luftwaffen- und Offiziere anderen Dienstgattungen) sprechen“.

„Oberstleutnant N’ongo (Stellvertretender Chef des Generalstabs der Armeekräfte für die Befreiung Angolas der MPLA):

„Am selben Tag gibt die westliche Presse zum ersten Mal bekannt, dass Cangamba von etwa neuntausend Mann belagert ist, weswegen es früher oder später in die Hände der UNITA fallen wird“.


Die Kolonne mit Panzerfahrzeugen, die aus Huambo abfuhr –was wir unsererseits hinfügen– hat Luena ausreichend verstärkt, um sich jedwedem Angriff Südafrikas in dieser Richtung zu stellen, was einen bemerkenswerten Fortschritt bedeutete. Zwischen Luanda, der Hauptstadt Angolas, im Westen, und Luena, der Hauptstadt der Provinz Moxico, musste man 1100 km hinter sich bringen, eine ähnliche Entfernung wie die zwischen Havanna und Santiago de Cuba. Die Brücken waren von UNITA-Banden zerstört worden. Die Versorgungskarawanen und die Bauleute, die die provisorischen Übergänge schufen, um die Ortschaften zu versorgen, konnten diese Strecke nur auf mühsame Weise durchqueren, außerdem mussten die Schlüsselpunkte beschützt werden.

Wie schon erwähnt, wurde die Kolonne der Panzerfahrzeuge von Menongues und damit die Südfront, mit neuen Panzerbataillonen aus Kuba in höchstem Maße verstärkt. Wir waren stärker. Dennoch musste man vier weitere Jahre warten und die Konsequenzen der unsteten Strategien Konstantins ertragen, die viele angolanische Leben kosteten.

Der sowjetische Berater war Ende 1982 als Chef der Militärmission seitens seines Landes in die Volksrepublik Angola gekommen. Nach Erfüllung seiner Mission kehrte er 1985 in die UdSSR zurück; und ist dann 1987 noch einmal mit höherem militärischem Rang in dieses afrikanische Land zurückgekommen. Er war der Stratege der absurden Offensiven von Jamba im fernen Südosten Angolas, wo sich der hypothetische Befehlsstand Savimbis befand, während die UNITA-Bänden mit Unterstützung Südafrikas in Ortschaften nahe Luanda operierten, wie ich schon an anderer Stelle ausgeführt habe. Die letzte dieser Offensiven, immer mit katastrophalem Ausgang, war dann allerdings die Schlacht von Cuito Cuanavale, die das Ende der Apartheid einleitete, als die angolanischen Einheiten, eigentlich sinnlos angegriffen, zurückgegangen sind und die südafrikanische Armee auf die Panzerkolonne, die BM-21, und auf die kubanischen Kräfte stieß, die zur Verteidigung des ehemalige Luftstützpunktes der NATO geschickt worden waren.

In diesem entscheidenden Moment hat der Präsident Angolas vollkommen unseren Ansichten zugestimmt. Kaum waren die letzten Schüsse in jener Bastion verhallt, marschierten über 30000 angolanische Soldaten zusammen mit 40000 kubanischen Internationalisten, mit ihren Offizieren und Vorgesetzten, gut trainiert und im Kampf gehärtet, im südwestlichen Angola vorwärts zu den südafrikanischen Linien an der Grenze Namibias. Eine große Anzahl Panzer, Raketenartillerie der Flugabwehr, andere Waffen und entsprechendes Personals waren aus Kuba geschickt worden.

Mit einer relativ kleinen Anzahl von Flugzeugen des Typs MiG-23 und der Kühnheit unserer Piloten, machten wir uns zu den Herren der Lüfte, auch wenn es wenige Maschinen waren, wenn wir diese mit der Anzahl der Kampfflugzeuge Südafrikas vergleichen. Die UdSSR existierte noch. Es war das Land, das sich am meisten mit Kuba solidarisierte. Gorbatschow wurde zum höchsten Staats- und Parteichef ernannt. Ich habe ihm eine persönliche Note geschickt und darin dringend um 12 weitere Kampflugzeuge MiG-23 nachgesucht. Er hat positiv geantwortet.

In nur wenigen Wochen haben wir eine vorgerückte Piste im Südwesten Angolas gebaut, mehr als 200 km entfernt von der bis dahin wichtigsten Verteidigungslinie in dieser Richtung. Unser Hauptproblem war die Knappheit an Kraftstoffshilfstanks für die MiGs. Es war fast unmöglich zu erreichen, dass uns jemand solche Tanks liefern würde. Aber unter allen Umständen waren die südafrikanischen Kasernen der vordersten Linie in unserer Reichweite und, mit Ausnahme von entfernten Kampfflugzeugen, verfügten sie kaum auf Luftabwehrwaffen. Die wenigen zur Verfügung stehenden Hilfstanks erlaubten uns dennoch, die Rassisten, sogar in Windhoek, der Hauptstadt Namibias, zu schlagen.

Immerhin verfügte Südafrika über sieben Kernwaffen, die die Reagan-Regierung geliefert hatte. Wir konnten anhand verschiedener Gegebenheiten herausfinden, dass sie solche Waffen besitzen müssen. Wir haben an der Wand eines wichtigen Staudamms in Angola, der von den portugiesischen Kolonialisten an den Grenzen zu Namibia in der Nähe der Hauptstandorte der südafrikanischen Armee in diesem Land gebaut wurde, eine explosive Ladung angebracht. Vorausgesetzt, sie wollten diese Waffen gegen die kubanischen und angolanischen Truppen anwenden, wurden diese entsprechend breit verteilt, um einem solchen Schlag entgegenzuwirken. Es gab nichts, dass dem selbstlosen Heroismus der internationalistischen Kämpfer überlegen war, die entschlossen waren, die Apartheid auszurotten.

Südafrika hat der Herausforderung nicht standgehalten und hat verhandelt, nachdem es die ersten Schläge in dieser Hinsicht noch auf angolanischen Territorien erlitten hat. Am gleichen Tisch saßen monatelang Yankees, Rassisten, Angolaner, Sowjets und Kubaner. Darunter saß auch Konstantin, der für unsere Sache stritt. Ich kannte ihn schon und habe versucht zu vermeiden, dass er sich wegen unseren Diskrepanzen und unsere Erfolge beleidigt fühlte. Zweifelsohne hatte er Einfluss in der militärischen Führung der ruhmreichen sowjetischen Armee. Seine Fehler waren der wichtigste Anlass zu der von uns getroffenen Entscheidung, den Rassisten die Intervention in Angola zu verbieten und die 1976 von der UdSSR-Regierung begangenen politischen Fehler zu berichtigen.

Großzügig entschieden wir, unserem Widersacher in Fragen der Strategie den Orden “Che Guevara” zu verleihen. Mit scheinbarer Genugtuung nahm er diesen entgegen. Sein größter Fehler bestand nicht in dem, was er vorher, sondern was er hinterher getan hat. Die UdSSR ist zusammengebrochen und Konstantin hat opportunistische Erklärungen abgegeben, die Kuba verleumdet haben, obwohl er so zuvorkommend behandelt worden war. Der professionelle Militär aus Cangamba, Anhänger der absurden Initiativen, die er vorgeschlagen hat, und Erfinder der sterilen Offensive gegen das entfernte Jamba hat sich von der antikubanischen Ideologie des Feindes einnehmen lassen. Es wird nicht viele geben in seinem patriotischen Volk, die zu ihm stehen.

Konstantin war sein Deckname. Seinen echten Namen habe ich einmal ohne Familienname genannt, weil ich mich damals gut daran erinnerte. Nun möchte ich diesen Namen nicht mehr nennen.

Savimbi war seinem abenteuerlichen und söldnerischen Geist treu geblieben, zuerst im Dienste der portugiesischen Kolonialisten, dann der südafrikanischen Rassisten und letztendlich, in unmittelbarer Form, der Yankee-Imperialisten. Als die Stütze der Apartheid vom südafrikanischen Volk selbst liquidiert wurde, und nach dem verblüffenden Schlag, der ihr von Angola aus versetzt wurde, haben die Yankees sie unter den Schutz von Mobutu gestellt, der ein Vermögen von 40 Milliarden US-Dollar angehäuft hat, das er aus Zaire herausgeholt hat. Mit Sicherheit kennt Europa diese Geschichte. Savimbi erraffte Diamanten für die UNITA und für sich selbst in Mittel- und Nordangola. So führte er seinen brutalen Krieg gegen die Angolaner weiter. Die Kubaner befanden sich nicht mehr dort, weil sie das schrittweise Abzugsprogramm streng einhielten, nachdem ihre Mission vollkommen erfüllt war.

Die FAPLA Streitkräfte inzwischen zu einer erfahrenen und kämpferischen Armee geworden, haben die pro Yankee und von Mobutu unterstützte Savimbi-Armee außer Gefecht gesetzt. Der UNITA bliebt nicht anderes übrig, als den Aufstand zu beenden. Die angolanische Nation hat ihre Unabhängigkeit und Integrität bewahrt.

Es ist wichtig, dass junge Internationalisten und Revolutionäre mit Gefühl und Tatkraft die Seiten für die Geschichte aufbewahren, die das kubanische Volk fähig war zu schreiben.

Die Revolutionären Streitkräfte sind ein unbesiegbarer Stützpfeiler für unsere Partei, eine Armee von Mambises (Kämpfer der kubanischen Unabhängigkeitskriege), die diesmal nicht entwaffnet wurde und auch niemals entwaffnet werden wird.


Fidel Castro Ruz

14.Oktober 2008
11: 36 Uhr

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