Reflexionen des Genossen Fidel: Alles von sich selbst geben
Am Ersten Mai, noch unter dem Eindruck der Demonstration, der Farben unserer Flagge, die heute in den Augen der Welt Symbol der Solidarität ist, und der jungen, intelligenten und enthusiastischen Gesichter unserer, den Marsch - jenen über seine Ufer getretenen Fluss - abschließenden Studenten und Schüler, tauchten in meinem Kopf erneut die an jenem Tag so oft wiederholten Worte des Poeten auf:
„Für diese Freiheit wird man alles geben müssen!“
Ich verspürte den Wunsch, mehr über das Leben von Fayad Jamís in Erfahrung zu bringen. Kaum zwei Stunden nach der Veröffentlichung jener Reflexion am Internationalen Feiertag der Werktätigen beschäftigte ich mich damit, einige Materialien zu lesen. Zufällig sah ich als Erstes eine Botschaft unserer lieben Freundin Stella Calloni. Durch sie sind uns die von Regierungen der Vereinigten Staaten als Förderer und Verbündeter der blutrünstigsten Tyranneien begangenen Verschwörungen und schrecklichen Verbrechen im Detail bekannt, welche die Völker dieses Kontinents erfahren haben. Aber in diesem konkreten Fall ging es darum, um uns über Fayad Jamís zu erzählen, Autor des Gedichts, und uns Eindrücke über manchmal bittere Realitäten zu vermitteln, ohne dass, trotz alledem, dies ihren Enthusiasmus bremsen kann.
Ich übermittele die Worte der Botschaft textgemäß, die ich die Ehre hatte, an jenem Abend des Ersten Mai zu erhalten.
„Lieber Comandante!
Es hat mich sehr bewegt, dass Sie Fayad zitiert haben, den ich in Mexiko kennen gelernt habe und mit dem mich eine wundervolle Freundschaft und Kameradschaft verband. Er war allen im Exil Lebenden ein Freund. Ein bedeutender Poet, Maler und Künstler, mit sehr viel Liebe für seine Heimat. Er war damals Kulturattaché. Er war wunderbar in allem, was er machte. Ich habe ihm sogar ein kleines Gedicht geschrieben. Aber was mir sehr schön erschien, war, dass Sie das ‘alles von sich selbst geben’ wieder zurückgewonnen haben, weil es heute so notwendig ist, dies zu wiederholen, wenn uns das heimsucht, was ich die ‘fatale Anziehungskraft’ der neoliberalen Unkultur nenne, welche recht aufgeblüht ist. Der Postmodernismus der Unterentwicklung, welcher soviel Schaden angerichtet hat und so viele Individualismen zu rechtfertigen half, ist pathetisch.
Das ,ich, ich, ich‘ vor dem ,wir‘, die ständige Bemühung, den anderen zu besiegen – das ist etwas, was weit von jenem ,alles von sich selbst geben‘ entfernt ist. Und es ist wie eine Pandemie vorgerückt, die alles auf ihrem Wege zerstört, alte Freundschaften und Loyalitäten, gemeinsam begangene Wege. Um es besser zu machen, greift man auch auf den Zynismus zurück, jene lächerlich zu machen, die ihre Prinzipien, ihren Glauben an die Menschheit, an den Menschen, an die Gerechtigkeit und die Würde beibehalten.
Kuba ist ein Beispiel des ,alles von sich selbst geben‘ gewesen, selbst jenen, die die permanente Solidarität als eine schützende Decke für die anderen nicht als die revolutionärste Haltung der Revolution – um diese Redundanz zu verwenden – sehen konnten.
Mir scheint, dass dies Zeiten sind, den Zauber und die Poesie zurückzugewinnen, weil die Revolutionen mit alledem gemacht werden. Wenn es nicht wegen alledem gewesen wäre, wie hätten zum Beispiel Sie alle sich auf der Granma eingeschifft. Wie hätte Kuba es geschafft, zu widerstehen und sich zu verteidigen und gleichzeitig Kultur, Bildung, Ballett und alles das zu schaffen, das in der glimmenden Asche einer echten Revolution geboren wurde. Bis zum heutigen Tage - wenn man jene alten Dokumentarfilme der Jungen und Mädchen anschaut, die in die Berge und Gebirgsgegenden zum Alphabetisieren gingen - war und ist das jenes ,alles von sich selbst geben‘, denn in jenem Geist sind sie gegangen und in jenem Geist gehen sie jetzt.
Ich habe es bei der Alphabetisierung in Nicaragua oder in Bolivien erlebt, vor recht kurzer Zeit, als ich an jenem Tag bis zu den Tränen gerührt war, als jenes Land frei vom Analphabetentum erklärt wurde (und in diesem Fall auch in den einheimischen bzw. Indio-Sprachen). Wer tut so etwas, wenn nicht jemand mit dem Geist, alles von sich selbst zugeben?
Und es gibt so viele Beispiele, aber manchmal, da sie nicht im Ganzen gesehen werden, sieht man sie nicht. Es sind vereinzelte und kalte Nachrichten. In einem Viertel in Venezuela habe ich die kubanischen Ärzte gesehen, und eine Frau, die mit ihren Kinder kam, um diese zu impfen. Sie sagte zu mir: ,es ist so, dass sie hier alles von sich selbst geben’. Und was soll ich Ihnen erst über die Fünf sagen. Sie haben alles gegeben, um ihr Vaterland zu schützen. Alles andere ist klein, vergänglich, ohne Wurzel.
Ich habe Ihnen einmal gesagt, dass wir alle zusammen die Geschichte der Solidarität schreiben müssen, denn an jenem Tag werden wir feststellen, dass der Feind, der so groß erscheint, so riesig, nur eine leere Schale ist. Diejenigen, die wissen, was es bedeutet, ,alles von sich zu geben’, sind unbesiegbar, weil sie im Verlaufe aller Zeiten immer weiter etwas von sich selbst geben und Lichtquellen erzeugen, wie der geliebte CHE.
Eine riesige Umarmung und Dankeschön dafür, dass ihr weiterhin alles von euch selbst gebt!
Stella.”
Wunderschöne Worte von Stella für diejenigen, welche die echte Geschichte unserer Epoche kennen lernen möchten, die niemals mit einem Federstrich gelöscht werden kann!
Fidel Castro Ruz
4. Mai 2009
15:17 Uhr
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