Reflexionen des Genossen Fidel: Das Imperium von innen (erster Teil)
Ich bin erstaunt über die allgemeine Unwissenheit bezüglich vitaler Probleme für die Existenz der Menschheit in einem Zeitalter, in dem dieser fabelhafte Massenmedien zur Verfügung stehen, die man sich vor 100 Jahren nicht einmal vorstellen konnte, und einige so neu wie das Internet.
Vor knapp drei Wochen wurde die Nachricht über die baldige Verbreitung eines spektakulären Buches von Bob Woodward, Journalist der The Washington Post, veröffentlicht, dessen zusammen mit Carl Bernstein vor 38 Jahren verfasste Artikel die Nixon-Regierung aufgrund von Spionageakten gegen die Demokratische Partei im Juni 1972 zum Bersten gebracht haben; letztere verursachten den Watergate-Skandal wegen jenen Gesetzesverletzungen, die zu ignorieren sich die US-amerikanische Gesellschaft nicht leisten konnte.
Ich habe mich mit unserem „Botschafter in Washington“ in Verbindung gesetzt, wie ich Jorge Bolaños, den Leiter der Interessenvertretung von Kuba in der Hauptstadt der Vereinigten Staaten bezeichne, und ihn gebeten, mir mindestens zwei Exemplare des angekündigten Buches zu schicken, sobald es in den Buchhandlungen erscheine. Bolaños hat vier Exemplare geschickt.
Der Text ist natürlich auf Englisch; es wird – wie üblich – viel Zeit vergehen, bis über 500 Millionen Menschen auf der Welt, die in der Lage sind Spanisch zu sprechen bzw. zu verstehen, einschließlich die lateinamerikanischen Immigranten in den Vereinigten Staaten, es in dieser Sprache lesen werden können.
Ich habe mich mit einer unserer besten Übersetzerinnen für Englisch in Verbindung gesetzt, und sie gebeten, besondere Anstrengungen zu unternehmen, um eine Zusammenfassung des Inhalts zu machen. Das umfangreiche Exemplar in jener Sprache unter dem Titel „Obamas’s wars“ („Die Kriege von Obama“) hat 33 Kapitel und 420 Seiten.
Ich muss hervorheben, dass sie mir nach nur drei Tagen eine Zusammenfassung der 33 Kapitel auf 99 Seiten mit einer 18 Pixel-Schrift übergeben hat.
Ich werde die Pflicht erfüllen, den Inhalt jenes Buches zu übermitteln, indem ich wörtlich die einleuchtenden und genauen Worte verwenden werde, die mir die Spezialistin für Englisch unseres Sprachendienstes gesendet hat. Ich werde hierfür mehrere Tage lang den für die Reflexionen vorgesehenen Platz nutzen.
Es wäre unmöglich, etwas von der jetzigen Politik der Vereinigten Staaten zu verstehen, wenn einem der Inhalt jenes Buches von Woodward nicht bekannt ist, dem mehr als ein Pulitzer-Preis zuerkannt wurde. Natürlich hat er nicht im Geringsten die Absicht, das Imperium zu beseitigen.
Unser Land wird das erste der Welt sein, das in Form von Artikeln den wesentlichen Inhalt dieses Buches kennen lernen wird. Wie bekannt, haben in Kuba alle Bürger ein hohes Bildungsniveau und es ist das Land mit der höchsten Immatrikulationsrate junger Menschen an Hochschulen.
Unsere Hauptkraft liegt nicht in den Waffen, sondern in den Ideen.
„KAPITEL 1:
Zwei Tage nach seiner Wahl als Präsident hat Obama den Landesgeheimdienstdirektor Mike McConnell zu einer Besprechung in Chikago einberufen, um Einzelheiten über die geheimsten Geheimdienstoperationen des ausgedehnten Spionagenetzes der Vereinigten Staaten kennen zu lernen. Andere hohe Beamte sollten an dem Treffen teilnehmen, aber McConnell erklärte, dass er Anweisungen des ehemaligen Präsidenten Bush habe, diese Information bezüglich der Spione, der neuen Infiltrationstechniken von Al Qaeda, der Kriege in Irak und Afghanistan und des Schutzes der Nation keinem weiter als dem gewählten Präsidenten zu enthüllen.
Michael J. Morell, CIA-Abteilungsleiter für Analysetätigkeit, und McConnell haben sich alleine mit Obama in einen Sicherheitsraum gesetzt. Unter anderem wurde er darüber informiert, dass die Hauptbedrohung für die Vereinigten Staaten von Pakistan ausgehe, und dass das die Priorität Nr. 1 der NID (National Intelligence Diretion) sei. Und dass in dem Fall, wenn die Vereinigten Staaten sich zurückziehen würden, Indien und Pakistan das Machtvakuum in Afghanistan füllen würden. Das es das Beste wäre, dass Obama den Frieden zwischen den beiden Ländern zu erreichen suche. Bush hatte die Angriffe von unbemannten Flugzeugen auf die Lager in Pakistan angeordnet und angewiesen, dass jenes Land „zusammentreffend“ mit dem Ereignis, d.h. während der Angriff stattfinden würde, oder zur besseren Sicherheit einige Minuten danach darüber in Kenntnis gesetzt werden sollte.”
Wir empfehlen den Lesern, die Namen jeder der genannten Persönlichkeiten im Gedächtnis zu behalten, und ebenso die ausgearbeiteten Theorien zur Rechtfertigung der unglaublichen, von ihnen ausgeführten Taten.
„Al Qaeda rekrutierte Personen aus 35 Ländern, und zwar aus solchen, deren Pässe kein Einreisevisum für die Vereinigten Staaten benötigten, und das war eine große Sorge. Obama wurde über die Schlüsselworte für den Angriff der unbemannten Flugzeuge (SYLVAN-MAGNOLIA) in Kenntnis gesetzt, die allein Personen der höchsten Zugangsebene für Sicherheitsfragen bekannt sind, zu denen jetzt der neue Präsident gehörte.
Die wichtigsten Erfolge rührten von den menschlichen Quellen her, den vor Ort befindlichen Spionen, die der CIA anzeigten, wohin sie zu schauen habe, wohin sie auf Jagd zu gehen und wo sie zu töten habe. Die Spione waren die wirklichen Geheimnisse, die Obama von jetzt an bei sich trug. Die CIA war sehr sorgsam mit ihren Quellen.
Jede einzelne hatte einen Codenamen, wie zum Beispiel MOONRISE. Wenn zu viele Leute über ihn oder sie, bzw. über deren Erfolge wussten, wurde sie beseitigt. Der leitende Offizier des Falls informierte, dass MOONRISE das höchste Opfer gebracht habe, aber die entsprechende Person war nicht wirklich tot. Nur ihr Code änderte sich, und jetzt würde die CIA eine andere Quelle mit dem Namen SOOTHING STAR haben, dieselbe Person mit einem neuen Namen.
Ein wichtiges Geheimnis, das niemals in den Medien oder sonst irgendwo berichtet worden war, bestand in der Existenz einer verdeckten Armee von 3.000 Mann in Afghanistan, deren Zielstellung es war, die Talibans zu töten bzw. zu ergreifen, und gelegentlich in die Stammesgebiete vorzudringen, um sie zu befrieden und Unterstützung zu erlangen.
McConnell und Morell haben sich auf das iranische Atomprogramm bezogen. Es war bekannt, dass sie versuchten, die Atomwaffe zu erlangen und dass es verdeckte Einrichtungen gab. McConnell sagte, sicher zu sein, dass Iran eine Atomwaffe in Form eines Gewehrs erreichen würde, möglicherweise primitiv, aber dass sie diese in der Wüste mit einem großen Effekt detonieren könnten, und dass das seiner Meinung nach zwischen 2010 und 2015 geschehen würde.
Eine weitere große Bedrohung war Nordkorea, das genügend Material hatte, um sechs Bomben herstellen zu können. Die Koreaner würden zu Verhandlungen erscheinen, würden lügen, würden drohen sich zurückzuziehen, und dann würden sie versuchen, die Verhandlungen wieder aufzunehmen.
Die Chinesen hatten die Computer von Obamas Kampagne im Sommer 2008 gehackt und ebenfalls die von McCain, und hatten mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit Dateien und Dokumente entnommen. McConnell sagte, dass die Vereinigten Staaten verletzlich gegenüber kybernetischen Angriffen seien.“
Unverzüglich widerspiegelt Woodwards Buch die erste Reaktion von Obama angesichts des Wirrwarrs und der Kompliziertheit der geschaffenen Situation durch den von Bush ausgelösten Antiterroristen-Krieg.
„Obama hat einem seiner nächsten Berater gegenüber kommentiert, dass er eine Welt als Erbe übergeben bekommen habe, die in jeglichem Augenblick auf über sechs verschiedene Arten explodieren könne und dass er mächtige, aber beschränkte Mittel zur Verhinderung dessen zur Verfügung habe. Obama hat anerkannt, dass nach den Wahlen alle Probleme der Welt als seiner Verantwortung unterstehend angesehen würden und dass die Leute sagen würden: ‘Sie sind die mächtigste Person der Welt. Warum tun Sie nicht etwas diesbezüglich?’
KAPITEL 2
John Podesta, ehemaliger Kabinettschef von Bill Clinton, war davon überzeugt, dass die Politik über ein zentralisiertes System im Weißen Haus zu entwerfen, organisieren und überwachen sei. Aber Obama hatte jemand anderes für dieses Amt vorgesehen: Rahm Emmanuel, der zur Nr. 3 im Weißen Haus wurde. Beide waren aus Chicago, kannten sich aber kaum.
Obama, hatte in seinem Charakter als Präsidentschaftskandidat David Petraeus im Irak gesagt, dass dieser ihn um alles bitten solle, was er benötige, wenn er schließlich zum Oberkommandierenden der Armee würde. Obama war bereit, dort ‘Nein’ zu sagen, wo Bush ‘Ja’ gesagt hatte.
Petraeus hat das Kriegskonzept in einem neuen, von ihm verfassten Handbuch (Counterinsurgency Field Manual) beinahe neu definiert, dass er im Irak in die Praxis umsetzte. Seine Hauptidee bestand darin, dass die Vereinigten Staaten nicht aus dem Krieg austreten könnten. Dass sie die Bevölkerung schützen und für sich gewinnen und unter ihr leben müssten, damit eine stabile und kompetente Regierung gedeihen könne. Gemäß ihm sollte der neue Soldat ein Sozialarbeiter, ein Raumplaner, ein Anthropologe und ein Psychologe sein.
“Petraeus hatte wenige Hobbys (weder fischte noch jagte er und er spielte auch kein Golf). Er konnte für einen 35jährigen Mann durchgehen. Er war in der Lage, 5 Meilen in 30 Minuten zu laufen. Er erreichte seinen Doktortitel an der Universität Princeton. Sein Vater starb und er beschloss im Irak zu bleiben, um den Krieg zu beaufsichtigen. Die Iraker nennen ihn König David. Einige seiner Kollegen nennen ihn ‚Die Legende von Irak’. Aber die Präsidentschaft von Obama sollte den Status von Petraeus ändern.
KAPITEL 3
Der neue CIA-Direktor, Mike Hayden, reiste nach New York, um mit dem Präsidenten von Pakistan, Asif Ali Zardari, über die Angriffe der unbemannten Flugzeuge ‚Predator’ im Inneren jenes Landes zu diskutieren. Die große, im Zweiten Weltkrieg und im Vietnamkrieg gelernte Lektion war, dass die Angriffe aus der Luft, selbst die massiven Bombenangriffe, nicht einen Krieg gewinnen können.
Die pakistanischen Pressemedien waren bezüglich der Anzahl der Zivilopfer besorgt. Aber der zufällige Tod von Pakistanern war nur ein Teil der Geschichte.
In einer Zusammenkunft, die Hayden mit dem pakistanischen Präsidenten unterhielt, sagte Letzterer zu ihm: ‚Töten Sie die Wichtigsten. Die zivilen Nebenschäden machen Ihnen, den US-Amerikanern, Sorgen. Mich beunruhigen sie nicht’. So gab Zardari der CIA grünes Licht und Hayden dankte ihm für seine Unterstützung.
In einem seiner langen Gespräche mit David Axelrod, seinem wichtigsten politischen Berater und der ihm am nächsten Stehenden, behandelte Obama das Thema Hillary Clinton. Dieser fragte Obama, wie er in Hillary vertrauen könne. Obama antwortete ihm: ‚Ich glaube, sie gut zu kennen. Wenn sie zum Team gehört, wird sie uns treu sein’. Sie ist während des Skandals um Monica Lewinsky an der Seite ihres Ehemannes geblieben und Obama war von ihrer Widerstandsfähigkeit beeindruckt. Er benötigte jemanden mit ausreichender Größe, um zu einem Hauptakteur auf internationalem Gebiet zu werden.
Die Clinton war nicht davon überzeugt, dass dieses Amt ihr zugesprochen würde. Es gab keinen Vertrauensvorbehalt zwischen ihrem Team und dem von ihm.
Dann begannen die Probleme mit ihrem Ehemann und denjenigen, die große Summen für dessen Präsidentenbibliothek, dessen Stiftung und die Clinton Global Initiative beisteuerten. Obamas Rechtsanwälte sagten, dass diese Unternehmen kein Geld annehmen dürften, wenn Hillary als Staatssekretärin ernannt würde. Sie erkannte an, dass das ein großes Hindernis sei, dass sie aber Bill nicht für vier oder acht Jahre in eine Höhle schicken würde, um dort zu leben. ‚Ich werde ihm nicht sagen, dass er die in 26 Ländern laufenden Operationen, die Leben retten, abbrechen soll’, sagte sie. ‚Das ist nicht der Mühe wert’. Podesta hat ihr versprochen, dass man daran arbeiten würde.
Es wurde eine Rede vorbereitet, wo sie Obama telefonisch dafür dankte, sie für das Amt berücksichtigt zu haben, aber Podesta richtete es so ein, dass beide nicht miteinander sprechen konnten.
Das ‚Nein’ von Hillary wurde zu einem ‚Vielleicht’. Marke Penn, der Hauptstratege ihrer Kampagne, war der Meinung, dass sie bessere Voraussetzungen haben würde, sich erneut der Präsidentenwahl zu stellen, wenn sie acht Jahre im State Department bleiben würde. Sie würde nur 69 Jahre alt sein, dasselbe Alter, in dem Reagan die Macht übernahm.“
„KAPITEL 4
James L. Jones, ein General a.D., hielt die Bush-Regierung für erstaunlich unordentlich und in beschämend geringem Grade ernsthaft bezüglich des Friedens im Mittleren Osten. Jones sagte, dass der Sicherheitsrat von Bush unter Personalmangel und funktionellen Störungen litte und dass der Berater für Nationale Sicherheit Maßnahmen treffen müsse, um einen angemessenen Fortschritt zur Erreichung der Zielstellungen abzusichern.
Ein zu weit gefasster Bereich der Politik hat den Autopiloten eingeschaltet, und der Nationale Sicherheitsberater musste die Art und Weise finden, Ergebnisse zu erreichen, ohne im Detail überprüfen zu müssen, was die verschiedenen Abteilungen und Agenturen zu tun hatten. Obama fragte, wie dies zu erreichen wäre. Überzeugen Sie ihre Untergebenen, dass ihre Vision die Ihrige ist, empfahl ihm Jones. […] Obama beschloss, dass Jones sein Berater für Fragen der nationalen Sicherheit sei.“
„Jones war überrascht, dass Obama ihn für dieses so verantwortungsvolle Amt bestimmt hatte, und dass jener in jemanden vertraute, den er kaum kannte. Jones dachte, dass alles auf persönlichen Beziehungen beruhe, und er unterhielt solche mit Obama nicht.“
„Am 26. November berief Bush eine der letzten Besprechungen des Nationalen Sicherheitsrates ein, um einen äußerst geheimen Bericht über den Krieg in Afghanistan zu analysieren, der vom Generalleutnant der Armee Douglas Lute, bekannt als der Zar des Krieges, ausgearbeitet worden war. Der Bericht schloss damit ab, dass die Vereinigten Staaten sich nicht in Afghanistan halten werden könnten, wenn nicht drei große Probleme gelöst würden: die Verbesserung der Regierbarkeit, die Verminderung der Korruption und die Beseitigung der Sanktuarien der Taliban in Afghanistan.“
Jetzt kommt eine weitere erstaunliche Episode, bei der die Hand der Regierung der Vereinigten Staaten im Spiel war, welche die Gefahr beweist, die uns hypothetisch der Autor der Theorie des „Nuklearen Winters“ aufzeigte. Ein Krieg zwischen Pakistan und Indien, zwei jener Länder der Gruppe der 8 dem „Atomclub“ Zugehörigen, die die wenigsten Atomwaffen besitzen, wäre ausreichend – so sagte er uns. Das, was im Buch ‚Obama’s wars’ enthüllt wird, zeigt, dass jegliche Verantwortungslosigkeit der Politik der Vereinten Staaten zur Katastrophe führen kann.
Condoleezza Rice war nicht mit dem Bericht zufrieden. Bush beschloss, dass er ihn nicht veröffentlichen würde. Nachher begannen 10 bewaffnete Personen in der indischen Stadt Bombay zu marodieren, wobei sie ein Schauspiel des Chaos und der Gewalt lieferten, das 60 Stunden lang in Direktübertragungen im Fernsehen gezeigt wurde. Im Ergebnis gab es sechs tote US-Bürger. Die Operation war von einer Gruppe organisiert worden, die unter dem Akronym LeT bekannt ist, was die Armee der Makellosen bedeutet, und die von der Geheimdienstagentur von Pakistan finanziert worden war. Bush wollte Spannungen zwischen Indien und Pakistan vermeiden. Die Grundlage seines Mandats war Toleranz Null gegenüber den Terroristen und ihren Verbündeten. Der FBI war entsetzt, als er sah, dass eine Operation mit geringem Aufwand unter Hightech-Anwendung die Stadt Bombay paralysiert hatte. Die US-Städte besaßen denselben Grad an Verletzbarkeit. Ein FBI-Funktionär sagte: ‚Bombay hat alles verändert.’
KAPITEL 5
Als er das Amt als CIA-Direktor antrat, hatte Hayden eine Organisation übergeben bekommen, die, wie er sagte, unter dem ‚Syndrom des geschlagenen Kindes’ litt.
Obama hatte ihn zu einer Besprechung zur Information über die verdeckten Operationen bestellt. Hayden war der Meinung, dass dies die Möglichkeit sei, zu beweisen, wie schwerwiegend die Bedrohungen sind, und wie ernsthaft die CIA sie nahm. Er bezog sich auf 14 höchst geheime Operationen, deren Ziel es war, geheime und tödliche Operationen gegen den Terrorismus zu führen, zu verhindern, dass Iran Atomwaffen entwickle, Nordkorea zu überzeugen, keine Atomwaffen mehr zu erzeugen, Operationen gegen deren Verbreitung in anderen Ländern durchzuführen, auf unabhängige Art und Weise oder zur Unterstützung der Vereinigten Staaten in Afghanistan zu operieren, eine Reihe von tödlichen Operationen und andere Programme im Irak durchzuführen, die geheimen Anstrengungen zum Stopp des Genozids in der sudanesischen Region Darfur zu unterstützen und der Türkei Geheimdienstinformation zu bieten, damit diese verhüten kann, dass die Arbeiterpartei Kurdistans eine Separatisten-Enklave innerhalb der Türkei einrichten könne.
Am 5. Januar 2009 erfährt Hayden über einen online veröffentlichten Artikel der Washington Post, dass er als CIA-Direktor abgesetzt worden war und dass man an seiner Stelle Leon Panetta ernannt hatte. Hayden war der Meinung, dass es eine persönliche Beleidigung sei, durch einen Politiker ersetzt worden zu sein. Panetta besitzt Geschicklichkeit, um persönliche Beziehungen aufzubauen. Hayden macht Panetta bei einer Zusammenkunft mit ihm auf Folgendes aufmerksam: 1) Sie sind der Oberkommandierende der Nation im globalen Krieg gegen den Terrorismus; 2) Sie verfügen über das beste Personal der Bundesregierung; 3) Ich habe einige Ihrer Artikel gelesen; verwenden Sie nie wieder die Worte CIA und Folter in ein und demselben Absatz. Die Folter ist ein schweres Delikt. Es kann sein, dass dir das nicht gefällt, aber sag niemals, dass es Folter gibt. Gesetzlich gesehen hat die CIA niemanden gefoltert. McConnell warnte Panetta: ‚Du musst die Schlacht begreifen, die du mit der CIA auszufechten haben wirst, denn sie werden dich so sehen, als ob du ihr Feind wärst.’
KAPITEL 6
Obama bittet Biden, dass er vor seiner Amtseinführung als Präsident nach Afghanistan und nach Pakistan reise und bittet ihn, einen Republikaner mitzunehmen. Lindsey Graham, von South Carolina, ist der Auserwählte.
Biden sagte dem pakistanischen Präsidenten offiziell, wie die Idee von Obama lautete: Afghanistan würde sein Krieg sein; er würde in Kürze mehr Truppen schicken, aber dazu brauchte er die Zusammenarbeit mit Pakistan.
Zardari anerkannte seinerseits, nicht soviel Erfahrung wie seine verstorbene Ehefrau Benazir Bhutto zu haben, dass aber seine Mission nicht anders laute und dass es für ihn erforderlich sei, dass die Vereinigten Staaten ihm helfen, genügend Unterstützung im Inneren zu gewinnen; dass es viel Antiamerikanismus im Land gäbe…“
„Biden wies ihn darauf hin, dass es hierfür notwendig sei, dass Zardari aufhöre, doppeltes Spiel zu treiben, denn die CIA war der Meinung, dass viel Geheimdienstinformation dazu verwendete würde, die Camps der Terroristen vor den Angriffen der nicht bemannten Flugzeuge zu warnen.
Biden und Graham fuhren nach Kabul ab. Nach den Wahlen von 2004 waren die Beziehungen von Karzai zu den Vereinigten Staaten sehr flüchtig geworden. Er kritisierte oft die US-Amerikaner wegen der großen Anzahl der Zivilopfer. Die Offensichtlichkeit der Korruption in seiner Regierung und seiner Familie verschärften noch die Spannungen zu den Vereinigen Staaten.
Biden wies Karzai darauf hin, dass er nicht daran interessiert sei, ihm das Leben schwer zu machen, dass aber der Erfolg der Vereinigten Staaten in hohem Maße von ihm abhinge.
Karzai berief einige seiner Kabinettsmitglieder ein, damit diese Biden und Graham direkt über ihre Tätigkeit informierten. Karzai wurde gesagt, dass Obama helfen wolle, dass aber jene Idee, den Telefonhörer abzuheben und Präsident Obama so anzurufen, wie er es mit Bush getan habe, nicht mehr drin sei. Biden kritisierte Karzais Unfähigkeit, das gesamte Land zu regieren, seine Weigerung, das Land zu bereisen, um einen Konsens zwischen den verschiedenen Stämmen zu schaffen und die luxuriösen Häuser der dem Präsidentenpalast nahe stehenden afghanischen Beamten, die ohne Zweifel von den Vereinigten Staaten bezahlt seien. ‚Sie sind nur der Bürgermeister von Kabul’, sagte Biden zu Karzai.
Karzai kritisierte ihnen gegenüber die hohe Anzahl an Zivilopfern und Biden versprach, diese auf ein Minimum zu reduzieren, warnte ihn aber, dass er bei diesem Krieg auf ihrer Seite stehen müsse; wenn dies für sie kein Krieg sei, dann würden die Vereinigten Staaten keine Soldaten mehr schicken. Karzai antwortete ihm, dass er keine Kritik übe, sondern ihnen zur Kenntnis gebe, dass es ein Problem gebe.
Biden schlug vor, das Problem unter vier Augen zu besprechen, nicht in einer Pressekonferenz, und Karzai war nicht einverstanden. Die Zivilopfer seien ein öffentliches Problem und Biden hatte ihn vor seinen Kabinettsmitgliedern erniedrigt. Karzai wies darauf hin, dass das afghanische Volk es nicht dulden würde; dass die Afghanen ihre Verbündeten sein müssten, nicht ihre Opfer. Der Botschafter William Word griff ein, um zu sagen, dass das Gespräch nützlich gewesen sei, dass es aber beweise, dass es Frustrationen auf beiden Seiten gebe.
Biden traf sich mit David McKiernan, Oberbefehlshaber der US-Truppen in Afghanistan, der ihm sagte, dass es notwendig sei, 30.000 Mann zu entsenden, die noch seit der Bush Regierung ausstünden, um jenen Krieg zu gewinnen. Biden forschte bezüglich Al Qaeda nach und David antwortete ihm, dass er dort in zwei Jahren keinen einzigen arabischen Soldaten mehr gesehen habe. Das bestätigte die Vermutungen von Biden: Al Qaeda, das Hauptmotiv dieses Krieges, war ein pakistanisches Problem.
Biden empfahl Obama, sich von Karzai zu distanzieren. Graham gestand ihm: ‚Hr. Präsident, wir sind dabei, diesen Krieg zu verlieren.’ Graham war überzeugt, dass es unmöglich sei, den Krieg in Afghanistan zu gewinnen, wenn der Krieg im Irak verloren würde.
KAPITEL 7
Die Amtseinführungszeremonie von Obama am 20. Januar stand knapp davor, ausgesetzt zu werden. Zuverlässige Geheimdienstinformation wies darauf hin, dass eine Gruppe von somalischen Extremisten geplant hatte, Obama mit Sprengstoffen anzugreifen. Jedoch alle Aufmerksamkeit richtete sich auf Obamas Rede und darauf, was er sagen würde.
General Petraeus war erneut in Afghanistan.
Obama berief eine Besprechung seiner Gruppe für nationale Sicherheit für den 21. Januar ein. Die Hauptentscheidung bestand darin, Petraeus als Befehlshaber des Zentral-Kommandos zu ernennen. Obama bat, man solle ihm drei Optionen bezüglich des Krieges im Irak vorschlagen. Er ordnete an, eine Untersuchung von 60 Tagen anzustrengen, um zu wissen, ‚wie wir dahin kommen würden, wohin wir kommen wollten’. Eine der auf Antrag des Präsidenten zu berücksichtigenden Optionen war der Rückzug der Truppen in einem Zeitraum von 16 Monaten.
Ein Team von 80 Personen begann, die Situation in Afghanistan zu untersuchen. Es wurden die Verhöre der Gefangenen analysiert, die Berichte von den Kampfschauplätzen, die Finanzregister, die von den Taliban verbreitete Propaganda und herausgegebenen Kommuniqués.
„Als Petraeus fragte, was vorgefunden wurde, antwortete ihm Derek Harvey, von der Defense Intelligence Agency, dass die Situation so aussehe, wie die eines Blinden, der einem anderen Blinden beim Laufen hilft; dass die Vereinigten Staaten eine große Unkenntnis bezüglich der afghanischen Aufständischen habe, d.h. wer der Feind sei und wo er sich befinde, wie diese den Krieg sehen und welche ihre Motivationen seien. Man wusste einfach zu wenig bezüglich des Feindes, um eine Strategie zu entwickeln, die zum Sieg führen würde. Harvey versuchte, die Gewinnung von Geheimdienstinformation zu revolutionieren und widmete sich dem komplett. Er war der Meinung, dass der Krieg gewonnen werden könne, dass aber die Regierung der Vereinigten Staaten große Zugeständnisse über viele Jahre machen müssen würde; die vielleicht nicht viel Akzeptanz unter der Wählerschaft finden würden. ‚Ich meine, dass der Krieg in Afghanistan gemacht werden kann, aber nicht verkauft werden kann’, so drückte sich Harvey aus.
„Obama kündigte an, dass die Entsendung von neuen Streitkräften als Teil einer neuen Strategie angekündigt werden müsse. Petraeus zeigte auf, dass die Zielstellungen ohne mehr Truppen nicht erreicht werden könnten, dass man nicht nur auf die Angriffe der unbemannten Flugzeuge zählen dürfe. Petraeus bestand auf der Entsendung der 30.000 Mann. Obama fragte, ob es notwendig sei, alle diese Truppen auf einmal zu schicken, und wies darauf hin, dass man vorher über eine Strategie verfügen müsse und dass es für den Präsidenten erforderlich sei, dass ihm die zu treffenden Entscheidungen vorgelegt würden. Der Präsident schien zu begreifen, dass dieser Krieg nicht in ein oder zwei Jahren gewonnen werde könne. Der Präsident verließ die Zusammenkunft, um anderen Verpflichtungen nachzukommen, ohne irgendeine Entscheidung diesbezüglich getroffen zu haben.“
Fortsetzung folgt morgen.
Fidel Castro Ruz
10. Oktober 2010
18:00 Uhr
Das Imperium von innen (Zweiter Teil)
In der gestrigen Reflexion erschien ein Schlüsselabsatz des Buches von Woodward: „Ein wichtiges Geheimnis, das niemals in den Medien oder sonst irgendwo berichtet worden war, bestand in der Existenz einer verdeckten Armee von 3.000 Mann in Afghanistan, deren Zielstellung es war, die Talibans zu töten bzw. zu ergreifen, und gelegentlich in die Stammesgebiete vorzudringen, um sie zu befrieden und Unterstützung zu erlangen.” Diese von der CIA gebildete und manipulierte Armee wurde als „Special Force" ausgebildet, trainiert und organisiert und auf der Grundlage sozialer, antireligiösen und antipatriotischen Voraussetzungen und von Stammesmerkmalen zusammengesetzt; ihre Mission ist die Verfolgung und Ermordung der Taliban-Partisanen und anderer Afghanen, die als extreme Moslems gelten. Sie haben absolut nichts zu tun mit Al Qaeda oder Bin Laden; ein Saudi, der von der CIA rekrutiert und bezahlt worden ist, um gegen die Sowjets zu kämpfen als ihre Truppen Afghanistan besetzten. Als der Vizepräsident Biden anfangs 2009 nach Kabul fuhr, antwortet David McKiernan, Oberbefehlshaber der US-Truppen in Afghanistan auf seine Frage nach Al Qaeda: „er habe in den zwei Jahren nicht einen einzigen Araber in der Gegend gesehen.“ Trotz der relativ kurzen und vorübergehenden Bedeutung, die seitens der wichtigsten internationalen Medien dem Buch „Obama´s wars” verliehen worden ist, haben sie diese enthüllende Nachricht doch nicht gebracht.
Die Regierung der Vereinigten Staaten stand vor einem unlösbaren Problem. Bei einer der letzten Versammlungen des Nationalen Sicherheitsrates während der Bush-Regierung wurde ein Bericht gebilligt, wo Folgendes versichert wurde: „die USA würden sich in Afghanistan nicht länger halten können, solange drei große Probleme nicht gelöst werden: die Regierbarkeit vervollkommnen, die Korruption verringern und die Beseitigung der Sanktuarien der Talibans …”
Man könnte hinzufügen, dass das Problem viel ersnter ist, wenn man die eingegangenen politischen und militärischen Verpflichtungen der USA mit Pakistan berücksichtigt; ein Land, das über Atomwaffen verfügt und dessen Stabilität inmitten seines angespannten Gleichgewichts ethnischen Charakters von dem abenteuerlichen Bush-Krieg in Afghanistan beeinträchtigt worden war. Hunderte von Kilometern Gebirgsgrenze teilen Pakistan und Afghanistan, ein Gebiet mit Bevölkerungsgruppen der gleichen Herkunft, und jetzt werden diese durch unbemannte Flugzeuge angegriffen und massakriert. Die NATO-Truppen, deren Moral von Tag zu Tag geringer wird, werden diesen Krieg nicht gewinnen können.
Ohne große Mengen an Treibstoff, Lebensmitteln und Munition kann keine Armee vorwärts kommen. Der eigene Kampf der Afghanen und Pakistaner, auf der einen oder anderen Seite der Grenze, hat den schwachen Punkt der hochmodernisierten Truppen Europas und der USA bloß gestellt. Die langen Versorgungsrouten werden zu Friedhöfen der für diese Tätigkeit bestimmten großen LKWs und Tankfahrzeuge. Die unbemannten Flugzeuge, die modernsten Kommunikationsmittel, die hochmodernen konventionellen, funkeletronischen Waffen und sogar die Atomwaffen sind überflüssig.
Jedoch ist das Problem viel schlimmer als diese Zeilen ausdrücken.
Wir wollen jedoch die Zusammenfassung des spektakulären Buches von Woodward fortsetzen.
„KAPITEL 8
Jack Keane, General a.D., sehr eng mit Hillary Clinton verbunden, hat sie gewarnt, dass die in Afghanistan verfolgte Strategie falsch sei, dass die hohe Opferzahl die Rebellion nicht beendet würde, dass das die gegenteilige Auswirkung habe, und die einzige Lösung eine intensive Offensive gegen die Insurgenten sei, um die Afghaner zu schützen. McKiernan hat nicht mit den Gouverneuren der Provinzen zusammengearbeitet. Keane hat ihr mitgeteilt, dass man zu viel den antiterroristischen Kampf führe und dass die Strategie gegen die Aufständischen nicht ebenso laufe.
Keane hat ihr vorgeschlagen, McKiernan durch Generalleutnant Lloyd Austin III zu ersetzen, der zweite US-Oberbefehlshaber im Irak; und hat auch McChrystal vorgeschlagen, wobei er hinzufügte, dass dieser ohne Zweifel der beste Kandidat sei.
McChrystal hatte gute antiterroristische Kampagnen im Irak organisiert, aber die taktischen Erfolge wurden nicht zu strategischen Siegen. Deshalb war der Kampf gegen die Aufständischen so wichtig.
KAPITEL 9
Während der Anhörung zur Bestätigung von Leon Panetta als CIA-Direktor vor dem Geheimdienstausschuss des Senats hat dieser behauptet, dass die Agentur die vermutlichen Terroristen nicht mehr in ein anderes Land zum Foltern schicken würde, da es gemäß den Dienstanweisungen des neuen Präsidenten verboten ist. Er erklärte, dass er vermute, dass die CIA Personen in andere Länder schickt, damit sie dort mit solchen Techniken verhört werden, die gegen ‚unsere Normen verstoßen’.
Während der Fernsehübertragung hat Hayden ihn beobachtet und sich verärgert gefragt, ob Panetta das im vorangegangenen Monat stattgefundene Gespräch mit ihm ignoriert hatte. Hayden hat sich mit Jeff Smith, ehemaliger Generalberater der CIA, in Verbindung gesetzt, der beim Übergang von Hayden zu Panetta behilflich war und ihm wie folgt bedroht: ‚Er nimmt morgen zurück, was er öffentlich erklärt hat, oder wir werden eine Szene sehen, wo der jetzige Direktor der CIA dem zukünftigen Direktor der CIA sagt, dass er überhaupt nicht weiß, worüber er redet’. Hayden sagte, dass er das öffentlich erklären würde und dass das für niemandem günstig wäre. Am folgenden Tag hat Senator Kit Bond, aus Missouri und republikanischer Leiter des Geheimdienstausschusses, Panetta gefragt, ob er seine Erklärungen vom Vortag zurücknimmt, und Panetta sagte ja.
Hayden hat sich später mit Panetta getroffen und ihm gesagt, dass er seine Schriften gelesen habe, wo er geschrieben hat, dass die Bush-Regierung die beste Geheimdienstinformation ausgewählt habe, um vorzubringen, dass es im Irak Massenvernichtungswaffen gibt. Panetta hatte die von Rumsfeld eingerichtete Spezialeinheit des Pentagons dessen beschuldigt. Panetta antwortete, dass es nicht wahr sei, und ein Fehler von ihnen gewesen sei und akzeptierte, dass in diesem Fall der demnächst von ihm zu leitenden Agentur ein katastrophaler Geheimdienst-Irrtum unterlaufen ist.
Am 13. Februar traf sich der Präsident nochmals mit dem Nationalen Sicherheitsrat, um über die vier Optionen zum Aufmarsch der Truppen in Afghanistan zu debattieren.
1. Erst nach der Festlegung einer Strategie eine Entscheidung treffen;
2. Unverzüglicher Versand von 17.000 Mann;
3. 17.000 Mann senden, aber in zwei Kontingenten;
4. 27.000 Mann senden, womit dem Antrag des Generals McKiernan nachgekommen würde.
Clinton, Gates, Mullen und Petraeus haben den unverzüglichen Versand der 17.000 Mann unterstützt. Jones hatte auch dasselbe empfohlen. Richard Holbrooke hat in einer Sicherheitsvideoaufnahme darauf hingewiesen, dass 44 Jahre vorher Präsident Johnson im Fall von Vietnam dasselbe mit seinen Beratern diskutiert hatte. ‚Man darf die Geschichte nicht vergessen’, fügte er hinzu. Vietnam zeigte uns, dass in einer Situation der Ausweglosigkeit die Guerillatruppen gewinnen, und deswegen unterstützte er den Versand von 17.000 Mann. Obama hat schließlich dem Pentagon mitgeteilt, dass er den Versand von 17.000 Mann entschieden hat.
KAPITEL 10
Das Ziel war klar für die Obama Regierung: Al Qaeda und deren extremistische Verbündete zu zerschlagen und endgültig zu besiegen, sowie deren Hilfsstrukturen und Sanktuarien in Pakistan, und ihre Rückkehr nach Pakistan oder Afghanistan zu verhindern. Jones, Gates und Mullen fragten sich, ob sie den Pakistanern vertrauen könnten. Biden schlug vor, die antiterroristischen Aktionen zu verstärken und sich auf Al Qaeda in Pakistan zu konzentrieren. Obama fragte, ob der Versand von 17.000 Mann und später 4.000 vorteilhaft sei und man bejahte ihm das Obama fragte, wie viel diese Operation kosten würde und die Antwort war, dass man es nicht wisse, das dies nur eine Studie sei und dass man das Budget noch nicht berechnet habe, dass aber die Kosten, um einen US-Soldaten in Afghanistan zu haben, einschließlich der Bezahlungen als Kriegsveteran, der Krankenversicherung, der Kosten zur Betreuung seiner Familienangehörigen, seiner Ernährung und seiner Bewaffnung ungefähr 25.000 US-Dollar jährlich betragen. Die Kosten eines afghanischen Soldaten vor Ort seien ungefähr 12.000 US-Dollar. Später hat Obama bestätigt, dass Pakistan das Zentrum jeglicher neuen Strategie sein wird.
Bei einer Beratung mit dem Nationalen Sicherheitsrat sagte Obama, dass er mindestens zwei Jahre lang eine Volksunterstützung für seine Strategie erwarte. Biden sagte, dass die Würfel gefallen seien, obwohl er bemerkte, dass er diese Ansicht nicht teilte, aber trotzdem die Strategie des Präsidenten unterstützen würde.
KAPITEL 11
Petraeus zeigte sich besorgt. Er machte sich Sorgen darum, Opfer seiner vorigen Erfolge im Irak zu werden. Eine Aufstandsbekämpfung war vielleicht nicht die korrekte Strategie in Afghanistan, aber Petraeus hatte einer Expertengruppe im Bereich geheimdienstliche Operationen und Aktivitäten, welche einer anderen Meinung waren, die Aufgabe gegeben, das Thema zu untersuchen. Anscheinend hatte der Präsident ihre Argumente für eine Aufstandsbekämpfungsoperation nicht akzeptiert. Der Präsident hat in einer Rede seine Strategie bekannt gegeben, Al Qaeda zu zerschlagen und zu besiegen. Ein Leitartikel der Tageszeitung The Washington Post hat den Plan mit folgender Schlagzeile gelobt: ,Der Preis des Realismus’. Die Rede hat einige überrascht. Der Präsident selbst hatte einige Veränderungen am Text vorgenommen. Obama hatte sich nicht vollkommen zur Entsendung von allen von der Armee verlangten Truppen verpflichtet. Obama hat gesagt, dass er diese Frage nach den Wahlen in Afghanistan erneut auswerten würde.
Dem Verteidigungsminister Gates schien die Entscheidung gelegen: Zwei Tage später hat er erklärt, dass er es nicht für nötig halte, weitere Truppen zu verlangen oder den Präsidenten darum zu ersuchen, sie zu bewilligen, bis nicht sichtbar würde, wie sie ihre Rolle erfüllen.
Der Präsident von Pakistan traf sich mit Obama in seinem Büro. Obama hat ihm gesagt, dass er Pakistan nicht gegen Indien bewaffnen wolle. Er hat anerkannt, dass sie in Swat vorgerückt waren, jedoch hatte der Waffenstillstand verursacht, dass die Extremisten die Legitimität der pakistanischen Regierung untergraben haben und dass die Regierung so den Eindruck vermittelt, als ob niemand sein Amt ausüben würde. Obama hat anerkannt, dass Pakistan nun entschlossener handele, was schon wegen seinem Vorgehen in Swat eindeutig geworden war und weil es zugelassen hat, dass die CIA im vorangegangenen Monat im Durchschnitt alle drei Tage einen Angriff mit unbemannten Flugzeugen ausführen konnte. Die Pakistaner waren mit 15 000 Mann eine der bis jetzt größten Operationen gegen die Taliban angegangen.
Der Befehlshaber des Gemeinsamen Generalstabs merkte, dass die Lösung der afghanischen Frage direkt vor allen Augen war, sie streifte auf den Fluren des Pentagons herum. McChrystal war schon eine Legende. Er hatte mehr als jemand anders an der Lösung von Problemen gearbeitet, ohne sich zu beschweren. Er führte alle Befehle genauestens aus. Schließlich hat Gates bekannt gegeben, dass McChrystal der neue Kommandeur der Truppen in Afghanistan sein würde. Er hat gesagt: ,Unsere Mission dort bedarf neuer Ideen und neuer Betrachtungsweisen seitens unserer militärischen Führungskräfte.’ Nachher hat Obama ausgedrückt, dass er mit dieser Entscheidung einverstanden gewesen sei, weil er Gates und Mullens Meinungen vertraue, dass er aber keine Gelegenheit gehabt hatte, persönlich mit ihm zu sprechen.
Am 26. Mai 2009 ist im Bericht an den Präsidenten einer der empfindlichsten Berichte über tiefgründigen Geheimdienst aufgetaucht. Sein Titel war folgender: Die Al Qaeda-Rekruten in Nordamerika könnten die Ziele und Taktiken in den Vereinigten Staaten und in Kanada ändern. Laut dem Bericht, trainierten etwa 20 Al Qaeda-Anhänger mit US-amerikanischen, kanadischen oder europäischen Pässen in den Sanktuarien von Pakistan, um in ihre Heimatländer zurückzukehren und hochprofilige terroristische Handlungen auszuüben. Zu ihnen gehörten ein halbes Dutzend aus dem Vereinigten Königreich, mehrere Kanadier, einige Deutsche und drei US-Amerikaner. Ihre Namen waren nicht bekannt. Dennis Blair dachte, dass die Berichte alarmierend genug und glaubhaft wären, um den Präsidenten darüber in Kenntnis zu setzen. Aber Rahm Emmanuel war damit nicht einverstanden. Blair hat als Geheimdienstberater des Präsidenten geantwortet, dass er ernsthaft besorgt sei und Emmanuel hat ihn beschuldigt zu versuchen, ihn und den Präsidenten dafür verantwortlich zu machen.
Als Blair das Weiße Haus verlassen hat, war er überzeugt, dass beide auf verschiedenen Planeten hinsichtlich dieses Themas lebten. Er sah jedes Mal mehr einen Defekt in der Regierung.
KAPITEL 12
Der General Jones pflegte selber nach Afghanistan zu reisen, um seine eigenen Einschätzungen vorzunehmen. Er war der Meinung, dass die Vereinigten Staaten diesen Krieg nicht verlieren dürften, weil die Leute sagen würden, dass die Terroristen gewonnen hätten, und so würde man diese Art Aktionen in Afrika, in Südamerika und an anderen Orten sehen. Organisationen wie die NATO, die Europäische Union und die Vereinten Nationen könnten auf den Müllabladeplatz der Geschichte geraten.
Jones besucht die verwundeten Soldaten, kommt mit den Obersten zusammen und führt ein Gespräch mit McChrystal. McChrystal gesteht ihm, dass Afghanistan in einer schwierigeren Lage sei als er erwartet hatte. Er hat darauf hingewiesen, dass es übermäßig viele Gründe gäbe, um sich Sorgen zu machen und dass die Lage, wenn sie nicht bald umgekehrt würde, irreversibel werden würde. Jones hat darum gebeten, ihm die Probleme aufzuzählen und McChrystal hat begonnen, eine ganze Litanei von ihnen vorzubringen: die Anzahl von Talibanen im Lande sei viel höher, als man dachte (25. 000). Jones hat erläutert, dass das Ergebnis des von Pakistan mit seinen Volkstämmen unterzeichneten Vertrages sei, denn dort könnten die Taliban ohne Störungen trainiert werden. Die Anzahl der Taliban-Angriffe erreichte fast 550 wöchentlich und in den letzten Monaten hatte sich das fast verdoppelt. Im Unterschied zu den acht Toten des vorigen Jahres töteten die Bomben am Straßenrand jeden Monat etwa 50 Mann der Koalitionstruppen.
Jones bestand darauf, dass die neue Strategie drei Etappen habe:
1.- Die Sicherheit;
2.- Die wirtschaftliche Entwicklung und den Wiederaufbau;
3.- Die Regierbarkeit durch die Afghanen unter Geltung des Gesetzes.
Jones bestand darauf, dass der Krieg nicht nur von der Armee gewonnen würde, dass während des nächsten Jahres der Teil der Strategie, der zu funktionieren beginnen sollte, die wirtschaftliche Entwicklung sei, und dass in dem Fall, wenn man das nicht gut tun würde, es nicht genügend Truppen auf der Welt geben würde, um den Sieg zu erreichen. Jones hat aufgeklärt, dass dies eine neue Epoche sei, und dass Obama den Armeekommandeuren nicht alle von ihnen verlangte Kräfte geben würde, wie es Bush während des Kriegs im Irak zu tun pflegte. Jones hat hinzugefügt, dass der Präsident wisse, dass er auf des Messers Schneide ginge, was nicht nur bedeute, dass es schwierige und gefährliche Zeiten seien, sondern auch, dass die Lage sich in die eine oder andere Richtung entwickeln könne.
In der Provinz Helmand hat Jones erklärt, dass Obamas Strategie die Verringerung der Beteiligung und der Verpflichtung der Vereinigten Staaten bezwecke, dass er nicht meine, dass der Krieg in Afghanistan allein der Krieg der Vereinigten Staaten sein sollte, dass es aber einen Trend, ihn zu amerikanisieren, gegeben habe.
Nach seiner Rückkehr teilte Jones Obama mit, dass die Lage bestürzend sei; dass das, was ihm in den letzten Monaten gesagt wurde, mit dem, was General McChrystal zu konfrontieren habe, nichts zu tun habe. Obama fragt ihn schließlich, wie viele Truppen man brauche und Jones informierte ihn, dass es noch keine endgültige Zahl gebe. Er sei der Meinung, dass es nötig sei, die zwei ersten Etappen der Strategie zu vervollständigen — wirtschaftliche Entwicklung und Regierbarkeit —. Sonst würde Afghanistan einfach jegliche zusätzliche Anzahl von Truppen schlucken.
Im Pentagon war die Reaktion ganz anders. Jones wurde beschuldigt, die Anzahl der Truppen einschränken zu wollen. Dieser brachte vor, dass es nicht gerecht sei, dass der Präsident jene Entscheidung getroffen habe, die er im März treffen musste, und dass er, bevor die 21.000 Mann dort vervollständig seien, entscheide, dass die Lage dort so schlimm sei, dass man 40.000 bis 80.000 Mann zusätzlich brauche.
Zwischen dem Weißen Haus und dem Pentagon existierte eine immer größere Kluft, und dies geschah knapp vier Monate nachdem der Präsident seine neue Strategie bekannt gegeben hatte.
KAPITEL 13
Einige Beamte der US-amerikanischen Regierung beschrieben die Regierung Obamas indem sie die afghanische Terminologie verwendeten und sagten, die Präsidentschaft sei von „Stämmen“ bevölkert, was ihre Spaltungen widerspiegelte. Hyllarys Stamm wohne im State Department; der Stamm von Chicago besetze die Büros von Axelrod und Emmanuel; der Stamm der Präsidentschaftskampagne besetze den Nationalen Sicherheitsrat, welcher vom Kabinettschef Mark Lippert und vom Direktor für strategischen Kommunikationen, Denis McDonough geleitet sei. Diese Gruppe nannten sie die ‚Aufständischen'.
Die Niederlage der Taliban forderte mehr Truppen, Geld und Zeit als ihre Zerlegung. Die Niederlage bedeutete eine bedingungslose Kapitulation, eine totale Kapitulation; den Sieg, das Gewinnen im weitesten Sinne des Wortes, d.h. die Taliban völlig zu zerstören.
Richard Holbrooke zeigte sich pessimistisch bezüglich der Wahlen vom 20. August in Afghanistan und erklärte: ‚Wenn es 10 mögliche Ergebnisse in Afghanistan gäbe, dann sind 9 von ihnen schlecht. Alle schwanken zwischen dem Bürgerkrieg und der Regellosigkeit.’
Sobald die Wahllokale am 20. August geschlossen wurden, gab es Berichte über Betrug an den Wahlurnen. Aus Sicherheitsgründe verließen viele der Beamten der Vereinten Nationen und des State Department nicht ihre Wohnhäuser, um die Wahllokale zu besuchen.
Am Folgetag der Wahlen hatten Holbrooke und der US-amerikanische Botschafter eine Zusammenkunft mit Karzai und fragten ihn, was er tun würde, wenn es eine zweite Runde gäbe. Karzai sagte, er sei wieder gewählt worden und es werde keine zweite Runde geben.
Nach der Zusammenkunft rief Karzai das Operationszentrum des State Department an und bat darum, mit Obama oder Hillary zu sprechen. Der US-amerikanische Botschafter empfahl dem Präsidenten, den Anruf nicht anzunehmen, denn Karzai sei in die Defensive gegangen, indem er sagte, dass eine zweite Runde unmöglich sei. Obama war damit einverstanden, nicht mit ihm zu sprechen.
Die Geheimdienstberichte beschrieben Karzai als eine in immer höherem Grade wahnsinnige und paranoische Person. Karzai sagte zu ihnen: ‚Sie sind gegen mich. Es ist ein Komplott zwischen den US-Amerikanern und den Briten.’
Im August wurde eine Gruppe gebildet, um die Mitglieder der strategischen Gruppe von General McChrystal, die gerade aus Afghanistan zurückgekommen waren, zu interviewen und herauszufinden, was vor Ort gerade geschieht, wie der Krieg läuft, was funktioniert und was nicht. McChrystal übergab der Gruppe drei Fragen, die sie als Richtlinien untersuchen sollten: Ist es möglich, die Mission zu erfüllen? Und wenn ja, was muss geändert werden, um die Mission zu erfüllen? Sind mehr Ressourcen nötig, um die Mission zu erfüllen?
McChrystal bat die Gruppe darum, pragmatisch zu sein und sich auf jene Sachen zu konzentrieren, die wirklich funktionierten.
Die Gruppe war zu dem Schluss gekommen, dass die Armee das afghanische Volk relativ wenig verstand. Sie konnte nicht begreifen, wie sehr die von den Taliban geführten Einschüchterungskampagnen die Bevölkerung schädigten. Die Sammlung von Geheimdienstinformation war eine Katastrophe. Die Gruppe fand heraus, dass 70 Prozent der Geheimdienstanforderungen auf den Feind hinzielte. Einige Gruppenmitglieder dachten, dass innerhalb von ein oder zwei Jahren der Krieg völlig amerikanisiert sein wird. Die US-Amerikaner bevorzugten, dass die Verbündeten der NATO Geld und Berater für die afghanischen Sicherheitskräfte einbringen anstatt dass sie im ganzen Land herumstreichen und Luftunterstützung anfordern, um die verdächtig aussehenden Afghanen anzugreifen.
Die Gruppe hatte nur schlechte Nachrichten für McChrystal. Es könnte die beste Kampagne der Weltgeschichte gegen die Aufständischen geführt werden, und selbst so würde diese wegen der Schwäche und der Korruption innerhalb der afghanischen Regierung scheitern. McChrystal sah aus, als ob er von einem Zug überfahren worden wäre. Trotzdem bedankte er sich bei der Gruppe.
McChrystal teilte Gates mit, er brauche 40. 000 Mann mehr. Nach langen Diskussionen versprach ihm Gates, er werde ihm so viele Truppen geben, wie er könne, solange er könne. Und sagte zu ihm: ‚Sie haben ein Kampffeld dort und ich habe ein Kampffeld hier.’
KAPITEL 14
Biden hatte fünf Stunden lang versucht, eine Alternative für McChrystal zu entwerfen, die er ‚Antiterrorismus Plus’ genannt hat. Statt einer großen Menge Soldaten zu senden, war der Plan darauf konzentriert, was er als die echte Bedrohung ansah: Al Qaeda. Diese Strategie betonte die Zerstörung der terroristischen Gruppe mittels der Ermordung oder der Ergreifung ihrer führenden Köpfe. Biden dachte, dass es möglich sei, Al Qaeda zu überzeugen, nicht nach Afghanistan zurückzukehren, und so zu vermeiden, die kostspielige Mission zum Schutz des afghanischen Volkes in Angriff zu nehmen.
Biden dachte, dass Al Qaeda jenem Weg folgen würde, wo sie den geringsten Widerstand antreffen würde, und dass sie unter folgenden Voraussetzungen nicht zu ihren Herkunftsplätzen zurückkehren würden:
1. Wenn die Vereinigten Staaten mindestens zwei Stützpunkte (Baram und Khandahar) halten, damit die Special Force überall im Land handeln können;
2. Wenn die Vereinigten Staaten genug Soldaten haben, um den afghanischen Luftraum zu kontrollieren;
3. Wenn die menschlichen Geheimdienstnetze in Afghanistan ihnen Informationen über die von den Spezialstreitkräften anzugreifenden Ziele geben;
4. Wenn die CIA-Elite, eine Streitkraft aus 3.000 Afghanen für antiterroristische Operationen, sich frei bewegen kann.
Afghanistan müsste zu einer etwas feindlichere Umgebung für Al Qaeda werden als Pakistan, damit sie sich entscheiden, nicht zurückzukehren.
Obama brauchte jemand, der ihm eine Richtschnur ist. Er war nur vier Jahre lang im Senat gewesen und Biden 35. Der Präsident dachte, dass die Militärs ihn nicht unter Druck setzen könnten, aber sie konnten einen unerfahrenen Präsident fertig machen. Biden kam zu Obama, und dieser sagte zu ihm: ‚Du bist derjenige, der diese Leute kennt. Du hast grünes Licht. Stelle sie unter Druck’.
Später hat Obama gestanden, dass er wollte, dass sein Vizepräsident ein aggressiver Lästerer wäre, der genau sagt, was er denkt, und die schwierigsten Fragen stellt, weil er davon überzeugt war, dass dies die beste Art und Weise sei, dem Volk und den Truppen zu dienen, in dem man eine heftige Debatte über diese Themen von Leben oder Tod führt.
Obama hat eine kleine Gruppe der erfahrensten Mitglieder seines Nationalen Sicherheitsrates aufgerufen, den von McChrystal ausgearbeiteten vertraulichen Bericht von 66 Seiten zu analysieren, der zusammenfassend sagte, dass der Krieg möglicherweise in den nächsten 12 Monaten scheitern würde, wenn keine weiteren Truppen geschickt würden. Der Präsident fügte hinzu, dass die Optionen in diesem Fall nicht gut seien und erklärte, dass er die vom General oder anderen Personen vorgeschlagene Lösung nicht automatisch akzeptieren wird. ‚Wir müssen das mit dem Geist, unserem eigenen Dünkel zu trotzen, in Angriff nehmen´.
Peter Lavoy, stellvertretender Analytik-Leiter des Direktorbüros der DNI, war der Meinung, dass Bin Laden und seine Organisation nach den Angriffen von unbemannten Flugzeugen Schläge erlitten hatten und belagert, aber nicht zunichte gemacht worden waren, und dass Al Qaeda zum Blutsauger der Taliban geworden ist.
Obama wollte wissen, ob es möglicht sei oder nicht, Al Qaeda zu besiegen und wie; ob es nötig sei, die Taliban zu zerstören, um Al Qaeda zu vernichten; was könnte man in den nächsten Jahren erreichen; welche Art der Präsenz braucht man in Afghanistan, um dort eine effiziente antiterroristische Plattform zu besitzen.
Was nicht gesagt wurde und alle wussten, war, dass ein Präsident einen Krieg nicht verlieren kann und auch nicht zeigen kann, dass er davor steht, ihn zu verlieren. Obama sagte, dass es nötig sein wird, fünf Jahre lang zu arbeiten, und schlug vor, andere Prioritäten des Landes zu berücksichtigen.”
Fidel Castro Ruz
11. Oktober 2010
18:00 Uhr
Das Imperium von innen (dritter Teil)
„KAPITEL 15
Zwei Tage nach der ersten Strategiesitzung erschien Admiral Mullen vor dem Ausschuss der Bewaffneten Dienste des Senats zur Anhörung im Hinblick auf ein zweites Mandat von weiteren zwei Jahren. Im seinen Plädoyer bezog sich der Admiral auf die von McChrystal vorgeschlagene Strategie und fügte hinzu, dass das ‚möglicherweise einen größeren Truppeneinsatz bedeutet’.
Als Obama von Mullens Erklärung erfuhr, ließ er seinen Mitarbeiterstab wissen, wie unzufrieden er war, als er hörte, dass Mullen öffentlich die McChrystal-Strategie unterstützt. Der Admiral erklärte, dass ‚die Taliban-Bewegung sowohl an Größe als auch an Komplexität gewachsen sei’, und er deswegen die Bemühungen in Richtung einer Aufstandsbekämpfung mit geeigneten Mitteln unterstütze. Wusste der Admiral etwa nicht, was Obama nur zwei Tage zuvor gesagt hat? Hat der Präsident nicht allen Anwesenden, also auch Mullen, gesagt, dass keine der Optionen zu passen scheint, und dass es notwendig sei, dass sie ihre eigenen Annahmen in Frage stellen und in vier oder fünf Sitzungen über diese Angelegenheit debattieren sollten? Was also hat der Oberste Militärberater des Präsidenten getan, indem er diese vorläufigen Schlussfolgerungen öffentlich bekannt machte?
In der Sitzung der Chefs des Nationalen Sicherheitsrates war offensichtlich, dass sie wütend waren. Die Generäle und Admiräle versperren dem Präsident ständig den Weg.
Emmanuel kommentierte, dass das Verhalten untereinander zwischen Admiral und Petraeus nicht korrekt sei, dass alle öffentlich den Gedanken unterstützt haben, dass es notwendig sei, mehr Truppen zu senden. Der Präsident hatte nicht die geringste Chance.
Morrell war der Meinung, dass Mullen die Gegensätze bei seiner Audienz hätte vermeiden können, wenn er ganz einfach nur gesagt hätte, dass er der Oberste Militärberater des Präsidenten der Vereinigten Staaten und des Verteidigungsministers sei, und dass er beiden seine Empfehlungen zuerst im privaten Gespräch mitteilen würde, bevor sie öffentlich bekannt gegeben würden, und dass er es nicht für angemessen halte, sie zuerst dem Ausschuss mitzuteilen.
Morrell dachte, dass alles sei Teil des zwanghaften Mitteilungsbedürfnisses, unter dem Mullen litt, um sich hervorzutun und das Wertmaß seiner Stellung zu stärken. Er hatte eine Webseite in Facebook, ein Account in Twitter, Videos in YouTube und eine Webseite mit dem Name ‚Reisen mit Mullen: ein Gespräch mit dem Land.’
Mullen selbst bemerkte, als er in die Lobby ging, dass er der Mittelpunkt einer hitzigen Auseinandersetzung war.
Emmanuel und Donilon fragten ihn: ‚Wie sollen wir dieser Angelegenheit nun gegenüber treten? Du hast das gesagt, und was sollen wir nun sagen?’
Emmanuel fügte hinzu, dass dieser Satz in allen Abendnachrichten Schlagzeilen machen würde.
Mullen war erstaunt. Das Weiße Haus wusste im Voraus, was er sagen wird, aber in seiner Erklärung hatte er keine Zahlen über die Truppen genannt. Er war so allgemein geblieben, wie er nur konnte. Aber bei seiner Anhörung hatte er die Wahrheit zu sagen, und die Wahrheit war, dass er die Vorstellung über die Notwendigkeit einer Aufstandsbekämpfung unterstütze. ‚Das ist, was ich denke’, sagte er. Welche Alternative hatte er?
Donilon fragte sich, warum Mullen das Wort ‘möglicherweise’ benutzt hat, und warum er nicht gesagt hat: ‚Ich weiß es nicht.’ Das wäre besser gewesen.
Die Schlagzeile der ersten Seite der The Washington Post am nächsten Morgen lautete: ‚Mullen: ‚Möglicherweise’ werden mehr Truppen benötigt.’
Am 16. September hat Obama Collin Powell, General a.D., zu einem Privattreffen ins Ovale Büro einberufen. Als Republikaner hatte Powell Obamas Wahlkampagne sehr stark unterstützt.
Bezüglich Afghanistans sagte Powell zu ihm, dass es sich nicht um eine Entscheidung handle, die man einmal getroffen hat. Das wird eine Entscheidung sein, die Konsequenzen für einen großen Teil der Regierung haben wird. Er empfahl ihm: ‚Herr Präsident, lassen Sie sich nicht von der Linken unter Druck setzten. Die wollen, dass Sie nichts tun. Lassen Sie sich nicht von der Rechten unter Druck setzen. Die wollen, dass Sie alles tun. Denken Sie in aller Ruhe nach und entscheiden Sie selbst.’
Und er sagte ihm außerdem, er solle sich nicht von der Presse unter Druck setzen lassen, sondern sich die Zeit nehmen und alle Informationen sammeln, um sicher zu gehen, dass er sich dann mit der getroffenen Entscheidung eins fühlt.
‚Falls Sie entscheiden, mehr Truppen zu senden, oder wenn Sie denken, dass das das Notwendige ist, vergewissern Sie sich genau, was diese Truppen dort tun werden, und versuchen Sie eine Gewissheit zu erlangen, dass dieser zusätzliche Truppeneinsatz auch zum Erfolg führen wird. Sie können den Erfolg auf einem so komplizierten Schauplatz wie Afghanistan nicht garantieren, der mit dem Problem von Pakistan nebenan eher komplizierter wird.’
‚Sie müssen garantieren, dass die Basis für Ihr Engagement dort solide ist, denn im Moment ist sie ein bisschen aufgeweicht’, sagte Powell in Bezug auf Karzai und die allgemeinen Korruption in dessen Regierung.
Der Präsident hat einen Gegenaufstand nicht voll unterstützt, denn das würde bedeuten, die Verantwortung für Afghanistan für einen längeren Zeitraum zu übernehmen.
Der Präsident sagte, dass, wenn die Einschätzung von McChrystal fertig sei, es unumgänglich sei, dass sich alle in einem Saal zusammensetzen müssen um zu gewährleisten, dass alle dasselbe Lied aus dem Gesangsbuch singen.
KAPITEL 16
Am 29. September berief Jones die leitenden Mitglieder des Nationalen Sicherheitsrates zu einer zweistündigen Debatte als Probe für die Sitzung am nächsten Tag ein, ohne die Anwesenheit des Präsidenten.
Jeder, der ein Video der Sitzung gesehen hätte, würde vermutlich in Aufruhr geraten. Acht Jahre nach Beginn des Krieges wurde noch immer darüber debattiert, welches die Hauptziele waren.
Biden hatte ein sechsseitiges Memorandum ausschließlich für den Präsidenten geschrieben, in dem er die Berichte des Nachrichtendienstes über die Taliban-Bewegung in Frage stellt. Die Berichte stellte die Taliban als die neue Al-Qaida vor. Da die Talibans diejenigen waren, die gegen die US-Amerikaner kämpften, wurde es zur Gewohnheit, dass Araber, Usbeken, Tadschiken und Tschetschenen anlässlich ihres so genannten Jihad-Sommers nach Afghanistan kamen.
Biden wies darauf hin, dass die Zahlen übertrieben waren, dass die Anzahl ausländischer Kämpfer in keinem Fall 50 bis 75 überschritten.
Am Mittwoch, dem 30. September, führte der Präsident eine zweite Sitzung durch, um das Problem Afghanistan und Pakistan zu analysieren. Diesmal war der Teilnehmerkreis größer. Petraeus war anwesend.
Der Präsident fragte: ‚Gibt es jemanden, der der Auffassung ist, dass wir uns aus Afghanistan zurückziehen sollten?’ Alle schwiegen. Keiner hat etwas gesagt.
‚Gut’, sagte der Präsident, ‚da wir das jetzt geklärt haben, machen wir weiter!’
Obama wollte sich auch während der restlichen Sitzung vom Thema Afghanistan fern halten.
‘Beginnen wir damit, was uns wirklich interessiert, und zwar Pakistan, nicht Afghanistan’, sagte er. ‚In der Tat, wenn Sie wollen, können Sie den pakistanischen Führern sagen, dass wir aus Afghanistan nicht weggehen.’
Obama legte die Geschäftsordnung für den Rest der Sitzung fest. ‚Tatsächlich möchte ich mich auf die Vereinigten Staaten konzentrieren. Ich bin der Auffassung, dass drei Schlüsselziele existieren. Eins davon ist der Schutz der Vereinigten Staaten, der Verbündeten und der Interessen im Ausland. Zwei, die Sorge um die Stabilität und die Nuklearwaffen in den Händen von Pakistan. Wenn ich meine Aufmerksamkeit auf die Vereinigten Staaten lenke, gibt es da einen Unterschied zwischen den Gefahren, die von der Al-Qaida oder der Taliban ausgehen?’
Lavoy und Petraeus haben ihrerseits das Wort ergriffen. MacChrystal stellte in einer Präsentation ‚Den Weg’ vor, seine erste Einschätzung.
Obama sagte: ‚Gut, Ihr habt eure Arbeit gemacht, aber es gibt drei neuen Ereignisse: Die Pakistaner haben ihr Verhalten positiv verändert; die Lage in Afghanistan ist viel ernster, als wir annahmen; und die afghanischen Wahlen haben nicht die erwartete Wende gebracht - eine legitimere Regierung.’
Biden befürwortete die vom Präsidenten angefochtene Vermutung, dass sich Pakistan auf die gleiche Weise wie Afghanistan entwickeln würde.
Robert Gates schlug vor, die Interessen im Ausland und die der Verbündeten zu berücksichtigen.
Zum Ende der Sitzung hat Hillary gefragt, wie die zusätzlichen Truppen eingesetzt werden sollten, wohin sie gebracht werden, ob sie als Berater dorthin entsandt würden, und wie man mit den Lehren aus dem Irak umgehen würde.
‚Die Analysen des Nachrichtendienstes auf höchster Ebene waren über eine Aktion in Afghanistan zurzeit niemals schlüssig. Ein vollkommen unstabiles Afghanistan würde früher oder später Pakistan destabilisieren. So lautete die Frage an den Präsidenten und seine Mitarbeiter wie folgt: „Können die Vereinigten Staaten dieses Risiko eingehen?’
Gates traf sich mit dem pakistanischen Botschafter Haqqani in den Vereinigten Staaten. Er sollte ihm eine ausdrückliche Botschaft des Präsidenten überreichen: ‚Wir werden nicht aus Afghanistan weggehen.’ Haqqani stellte eine lange Liste von Dingen vor, die die pakistanische Armee brauchte. Der Kongress hatte im Mai einen Fonds von 400 Millionen US-Dollar zur Verbesserung des Arsenals der Aufstandsbekämpfung genehmigt. Haqqani sprach das Problem der 1,6 Milliarden an, die die Vereinigten Staaten der pakistanischen Armee dafür schuldeten, dass sie die gesamte Grenze entlang militärischen Operationen durchführen können. Nach dem 11. September haben die Vereinigten Staaten eine Kostenrechnung zugunsten Pakistan und anderer Länder eröffnet, die sie Unterstützungsfonds für die Koalition nennen, aus dem sie den Verbündeten die geleistete Hilfe zurückerstatten.
KAPITEL 17
Obama trifft sich mit einer Zweiparteien-Gruppe von ungefähr 30 Führern des Kongresses zwecks einer aktualisierten Information über die Revision der Strategie.
Mehrere Abgeordnete kritisierten den vom Biden verteidigten Standpunkt einer antiterroristischen Offensive. Sie legten ihn als eine Art Reduzierung der Präsenz der Vereinigten Staaten aus.
Biden erläuterte, dass er nicht eine Politik verteidigt, die bei der Durchführung einer Operation nur auf den Einsatz von Spezialtruppen setzt.
Der Präsident musste klarstellen, dass niemand vom Weggehen aus Afghanistan spricht.
McCain sagte, er erwarte nur, dass die Entscheidung nicht unüberlegt getroffen wird und die Tatsache beachte, dass die Entscheidung von Obama als Oberbefehlshaber getroffen werden muss.
Obama erwiderte: ‚Ich versichere Ihnen, dass ich keine unüberlegte Entscheidung treffe. Und Sie haben vollkommen Recht. Ich muss die Entscheidung treffen, ich bin der Oberbefehlshaber.’
Obama fuhr fort: ‚Niemandem liegt diese Entscheidung so am Herzen ―und zwar auf ordnungsgemäße Weise― wie mir.’
An demselben Tag, um 15.30 Uhr berief Obama erneut sein Team zusammen, um die Lage in Pakistan zu analysieren.
Der Konsens innerhalb der Nachrichtendienste bestand darin, dass die Lage in Afghanistan nicht gelöst wird, solange keine stabilen Beziehungen zwischen Indien und Pakistan bestehen.
Mullen wies darauf hin, dass sich die Programme zur Zusammenarbeit zwischen den Armeen der Vereinigten Staaten und Pakistan für Ausrüstungen, Ausbildung und sonstige Vorhaben auf fast 2 Milliarden pro Jahr erhöht haben.
Es gab Vorschläge über die Eröffnung neuer Einrichtungen in Pakistan mit dem Ziel, Informationsquellen in die Stammesgemeinschaften zu infiltrieren und militärische Berater der Vereinigten Staaten in pakistanische Einheiten einzubeziehen.
Obama stimmte allen Aktionen vor Ort zu. Es war unüblich, einen Befehl unmittelbar vom Präsidenten zu erhalten, denn bis zum heutigen Zeitpunkt hat man in den Arbeitsberatungen viel gesprochen, aber keine Entscheidungen getroffen.
KAPITEL 18
Endlich erhielt McChrystal am 8. Oktober die Möglichkeit, seinen Vorschlag zur Erhöhung der Truppenanzahl im engsten Personenkreis vorzutragen (Obama war nicht zugegen).
Das Wesentliche seines Vortrags mit 14 Dias bestand darin, dass die Bedingungen in Afghanistan schlimmer waren als man dachte, und dass nur eine offensive und gut vorbereitete Aufstandbekämpfung die Lage ändern könne.
Jones sagte, dass noch nicht alle Fragen geklärt seien, und hat in seinem Notizbuch vermerkt, dass es unmöglich sei, irgendeine Strategie in Afghanistan in die Tat umzusetzen, die das Thema der Heiligtümer in Pakistan nicht berücksichtige.
McChrystal schlug drei Varianten vor:
1. 10.000 bis 11.000 Soldaten, um die Sicherheitskräfte in Afghanistan zu trainieren
2. 40.000 Soldaten zum Schutz der Bevölkerung
3. 85.000 Soldaten zum selben Zweck.
McChrystal hat klargestellt, dass das Ziel in diesem Fall nicht in der Niederschlagung der Taliban-Bewegung bestehe, sondern in deren Herabsetzung, d.h., das Ziel besteht darin zu verhindern, dass sie erneut die Kontrolle über Schlüsselgebieten des Landes in die Hand bekommen.
Hillary fragte, ob es möglich sei, eine solche Herabwürdigung mit einer geringeren Truppenanzahl zu erreichen. Der General verneinte, er sei für die 40.000 Soldaten.
Am nächsten Morgen erwachte Obama mit der Nachricht, dass er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war.
Am gleichen Nachmittag um 14.30 Uhr war eine Arbeitssitzung des gesamten Nationalen Sicherheitsrates mit dem Präsidenten vorgesehen. Er hat die Sitzung mit der Frage an alle begonnen, wie es mit dem Krieg weiter gehen soll.
Lavoy begann über Pakistan und dessen Besessenheit gegenüber Indien zu sprechen und darüber, dass die Pakistaner Vorbehalte hinsichtlich der Verpflichtungen der US-Amerikaner hätten.
McChrystal sagte, er würde, solange der Auftrag nicht geändert wird, weiter die gleichen Varianten vorschlagen.
Eikenberry fasste seine Darlegungen in zehn Minuten zusammen, die allerdings ziemlich pessimistisch waren. Er stimmte damit überein, dass die Lage sich weiter verschlechtere, und dass es notwendig sei, mehr Mittel zu schicken, jedoch meinte er, dass eine Aufstandbekämpfung zu ehrgeizig wäre.
Gates hat darauf hingewiesen, dass sich alle auf drei Varianten geeinigt hätten:
1. Aufstandbekämpfung, d.h., Wiederaufbau der Nation
2. Antiterrorismus, von dem viele Leute denken, dass bedeute, Raketen von einem Schiff auf dem Ozean aus abzuschießen
3. Antiterrorismus plus, die vom Vizepräsidenten vorgeschlagene Strategie.
Natürlich gab es mehr Varianten, nicht nur diese drei. Gates fügte hinzu, es sei notwendig, das Ziel neu zu definieren, und dass die USA womöglich mehr zu erreichen suchen als erreichbar ist.
Petraeus sagte am Ende seiner Darlegung: ‚Wir werden die Taliban-Bewegung nicht vernichten, aber wir müssen ihr den Zugang zu den bevölkerten Gebieten und zu den Schlüssel-Kommunikationsmitteln verwehren, um sie aufzuhalten.’
Biden fragte hartnäckig: ‘Wenn sich die Regierung nicht bessert und Sie die Truppen empfangen, wo bliebe dann die Wirkung? Wenn es nach einem Jahr keinen offenbaren Fortschritt gibt, was machen wir dann?’
Es gab keine Antwort.
Biden beharrt darauf: ‘Falls die Regierung sich nicht bessert und Sie die Truppen empfangen, wie wäre dann die Auswirkung?
Eikenberry antwortete darauf, dass, obwohl die letzten fünf Jahre nicht hoffnungsreich waren, es doch einige kleine Fortschritte gäbe und man davon profitieren könne, obgleich keine bedeutenden Fortschritte in den nächsten sechs bis zwölf Monaten zu erwarten seien.
KAPITEL 19
Bei der Versammlung am 9. Oktobers war Hillary an der Reihe. Sie sagte, das Dilemma sei zu entscheiden, was man zuallererst braucht, ob weitere Truppen oder eine bessere Regierung; um einen Zusammenbruch zu vermeiden, brauche man mehr Truppen, aber das gewährleiste nicht den Fortschritt.
Sie hat gefragt, ob es möglich sei, die Ziele in Afghanistan und Pakistan zu erreichen, ohne die Verpflichtung, weitere Truppen zu entsenden. Sie hat selbst die Antwort gegeben, dass die einzige Möglichkeit für eine Veränderung der Regierung die Entsendung weiterer Truppen sei, dass das aber keine Garantie sei, dass die Sache gelinge.
Sie fügte hinzu, dass alle Optionen schwierig und nicht zufriedenstellend seien, und sagte außerdem: „Es liegt im Interesse unseres Landes, die Sicherheit zu gewährleisten, dass die Talibans uns nicht besiegen. Dasselbe geschieht mit der Zerschlagung der Al-Qaida, was ohne Afghanistan schwierig wäre. Es ist eine extrem schwierige Option, aber die Optionen sind eingeschränkt, es sei denn, wir nehmen uns vor, einen psychologischen Vorteil zu erreichen.’
Mullen hat sich auf die Seite der Hardliner gestellt. Dennis Blair gab zu bedenken, dass die innere Politik wegen der Anzahl der Toten ein Problem darstellen könne, denn im vorangegangenen Monat war die Zahl auf 40 gestiegen, doppelt soviel wie im vorigen Jahr. Er fragte sich, ob das der Mühe wert sei. Die Antwort war, dass das Volk dahinter stehen würde, solange es glaubt, dass es Erfolge gäbe.
Er sagte: ‚Zum ersten Mal würde der Präsident eine vom Kriegskabinett ausgearbeitete Strategie haben, und wir werden dem Volk der Vereinigten Staaten sagen können, was wir tun.’
Panetta meinte Folgendes: ‚Sie dürfen nicht gehen. Sie können die Talibans nicht besiegen.’ ‚Sie haben nicht von der Möglichkeit gesprochen, eine Demokratie im Stil Jeffersons in Afghanistan durchzusetzen’, sagte Panetta, er denke, dass eine solche Demokratie die Grundlage wäre, um die Mission der Vereinigten Staaten zu verkleinern und Karzai trotz seiner Fehler zu akzeptieren. Laut Panetta bestehe die Aufgabe darin, gegen die Al-Qaida zu kämpfen und zu gewährleisten, dass es keine Heiligtümer gäbe. Es sei nötig, mit Karzai zu arbeiten.
Susan Rice sagte, dass sie immer noch keine Entscheidung getroffen habe, sie denke aber, es sei nötig, die Sicherheit in Afghanistan zu verstärken, um die Al-Qaida zu zerschlagen.
Holbrooke sagte, dass man weitere Truppen brauche; die Frage sei, wie viele und wozu man sie einsetzen wolle.
John Brennan fragte, was man eigentlich zu erreichen suche, denn die Entscheidungen hinsichtlich der Sicherheitsfragen, die hier getroffen würden, könne man dann auch auf andere Regionen anwenden. Wenn es sich nicht um eine korrupte Regierung handeln würde, sondern der ganzen Bevölkerung dienlich sein würde, würde man das nicht schaffen, solange er am Leben sei. Er sagte: ‚Das ist der Grund, weshalb die Worte Erfolg, Sieg und Gewinnen unsere Aufgabe verkomplizieren.’
Schon waren zweieinhalb Stunden vergangen. Der Präsident sagte, dass diese Versammlungen zum dem Ergebnis geführt haben, das wir jetzt über eine nützliche Definition des Problems verfügen.
‚Das werden wir nicht heute lösen’, sagte Obama. ‚Wir haben bereits erkannt, dass wir die Talibans nicht vollständig niederschlagen können.’
Obama sagte, auch wenn er die Entsendung von 40.000 Truppen bewillige, würde das für eine das ganze Land umfassende Strategie der Aufstandsbekämpfung nicht ausreichen.
Obama fragte, ob man es schaffen könne, die Afghanen zu dem Punkt zu bringen, dass es den Vereinigten Staaten möglich wäre, in einem Zeitraum von zwei, drei oder vier Jahren abzuziehen.
‚Wir können in den Vereinigten Staaten keine Mission unendlich fortführen’, sagte Obama. ‚Wir werden die interne Unterstützung und die unserer Verbündeten nicht beibehalten können, ohne eine Erklärung zu geben, die nicht auch die Zeitgrenzen mit einschließt.’
Holbrooke ist in sein Büro im State Departement zurückgekehrt, wo das Personal sich beschwerte, dass es die ganze Nacht wach bleiben und Analysen machen musste, die niemand lese.
Holbrooke antwortete, dass die Person, an die sie gerichtet waren, sie auch gelesen habe, dass die schlaflosen Nächte nicht vergeblich seien, und dass sie einen weiteren Satz von Berichten für den Präsidenten vorbereiten müssen. So endet die Zusammenfassung der Kapitel 15 bis 19 von den insgesamt 33, die in dem Buch ‚Obama’s wars’ enthalten sind.
Gestern hat man die fast simultane Veröffentlichung eines anderen Buches angekündigt: ‚Ich spreche mit mir selbst’, mit einem Vorwort von Barack Obama. Aber diesmal wird die Ausgabe in 20 Sprachen das Licht der Welt erblicken. Es heißt, die Ausgabe enthalte wichtige Briefe und Dokumente aus dem Leben des Autors: unseres bekannten und verehrten Freundes Nelson Mandela.
In den letzten Jahren seiner grausamen Einkerkerung haben die Vereinigten Staaten das unheilvolle Apartheid-Regime zu einer nuklearen Macht gemacht, indem sie ihm mehr als ein halbes Dutzend von nuklearen Bomben geliefert haben, die zur Niederschlagung der internationalistischen kubanischen Streitkräfte bestimmt waren, um ihr Vorrücken durch Namibia, besetzt von Südafrika, zu verhindern. Die vernichtende Niederlage der Apartheid-Armee im Süden von Angola hat dazu beigetragen, das infame System zu vernichten.
Unsere Repräsentanten in Spanien haben versprochen, umgehend Exemplare des Buches zu erwerben und zu senden. Die Buchpräsentation war für heute, den 12. Oktober, vorgesehen. Aber gegen sechs Uhr Abends wusste man noch nichts, weil in Spanien Feiertag war und die Buchhandlungen nicht aufmachten. Es war der 518. Jahrestag, an dem sie uns entdeckt haben und Spanien sich in ein Imperium verwandelte.
Morgen wird fortgesetzt.
Fidel Castro Ruz
12. Oktober 2010
19.12 Uhr
Das Imperium von innen (vierter Teil)
„KAPITEL 20 UND 21
Es werden die Abwägungen über die mit dem Krieg in Afghanistan verbundenen Optionen weitergeführt und hinsichtlich der Bemühungen im zivilen Bereich drei Prioritäten definiert: die Landwirtschaft, das Bildungswesen und die Reduzierung von Mohn-Anbauten. Wenn diese Ziele erreicht würden, könnte man die Unterstützung der Taliban unterhöhlen.
Was man in einem Jahr erreichen kann, blieb nach wie vor die große Frage.
Petraeus sagte, er hätte ein Handbuch unter dem Titel ‘Lektionen über die Versöhnung’ verfasst, das auf seinen Erfahrungen im Irak beruhe, worüber Mullen nicht in Kenntnis war.
Den öffentlichen Nachfragen zufolge waren je zwei von drei US-Bürgern überzeugt, dass es dem Präsident an einem gut definierten Plan für Afghanistan ermangele. Sogar unter der Bevölkerung waren die Meinungen über die Verfahrensweise geteilt.
Axelrod atmete tief durch. Das Publikum machte keinen Unterschied zwischen Taliban und Al Qaeda. Das könnte ein Teil des Problems sein.
Nur 45 % der Bevölkerung billigte die Art und Weise, wie Obama die Angelegenheit Krieg behandelt (er hatte 10 Punkte in einem Monat verloren, 15 Punkte seit August und 18, seitdem er seinen höchsten Stand erreicht hatte). Die Punkteverluste ergaben sich aus dem Verlust der republikanischen Unterstützung.
Axelrod hat sich keine Sorgen gemacht; er wies darauf hin, dass am Ende entweder er oder alle die Entscheidung im Klartext erklären würden, damit die Leute verstehen könnten, was getan wird und warum.
Panetta erklärte, dass kein demokratischer Präsident gegen die Empfehlungen der Militärs handeln könne, besonders wenn der Präsident sie ersucht hatte. Seine Empfehlung war, das zu tun, was sie sagten. Er gab anderen Funktionären des Weißen Hauses zu verstehen, dass seiner Meinung nach die Entscheidung in einer Woche hätte getroffen werden müssen, dass ihn Obama aber ihn niemals gefragt habe, und er nie dem Präsidenten gegenüber seine Meinung freiwillig geäußert habe.
Der ehemalige Vizepräsident Dick Cheney brachte öffentlich zum Ausdruck, dass die Vereinigten Staaten nicht schwanken dürfen, wenn ihre Streitkräfte in Gefahr sind.
Obama wollte vor seiner Asien-Reise eine Entscheidung treffen. Er sagte, ihm wären noch nicht zwei Optionen vorgelegt worden; dass es sich um die 40.000 Mann an Truppen oder nichts handele. Er sagte, dass er eine neue Option in derselben Woche haben wollte. Er hielt ein aus zwei Blatt bestehendes Memorandum mit der Veranschlagung der Kriegskosten in Afghanistan in der Hand, das von seinem Staatshaushalt-Chef, Peter Orszag, zugeschickt worden war. Gemäß der von McChrystal empfohlenen Strategie würden die Kosten während der nächsten 10 Jahre 889 Milliarden betragen, fast eine Billion USD.
‘Das ist es nicht, was ich beabsichtige, sagte Obama. ‘Ich werde das nicht zehn Jahre lang hinziehen; ich werde mich nicht in den langfristigen Aufbau einer Nation verwickelt. Ich werde nicht eine Billion USD ausgeben. Das habe ich nachdrücklich von Ihnen gefordert.’
‘Das steht nicht im nationalen Interesse. Ja, es ist erforderlich, diese Situation zu internationalisieren. Das ist einer der großen Fehler des mir vorgelegten Planes.’
Gates unterstützte den Antrag von McChrystal zur Entsendung von Truppen, aber momentan wäre es notwendig, die vierte Brigade zurückzuhalten.
Obama sagte: ‘Vielleicht werden wir weder die 4. Brigade noch die 400.000 Mann der afghanischen Sicherheitskräfte die McChrystal auszubilden vorhat, nicht benötigen. Wir könnten ein gemäßigteres Wachstum dieser Kraft anstreben. Wir könnten die Anzahl der Streitkräfte erhöhen, um dem feindlichen Aufschwung entgegenzuwirken, ohne uns in eine langfristige Strategie zu verwickeln.’
Hillary meinte, dass McChrystal das gewährt werden solle, um was er ersuche, aber sie stimme damit überein, dass man warten solle, bevor die 4. Brigade entsandt wird.
Obama fragte Gates: ‘Brauchst Du wirklich 40.000 Mann, um den Aufschwung der Taliban zu stoppen und umzukehren? Wie wäre es, wenn wir 15.000 bis 20.000 schicken? Warum würde diese Anzahl von Truppen nicht ausreichen?’ Er betonte, dass er weder damit einverstanden sei, eine Billion USD auszugeben, noch mit einer Strategie zur Aufstandsbekämpfung, die sich zehn Jahre hinziehen würde.
‘Ich will eine Strategie, die einen Ausweg, einen Abmarsch bedeutet’, fügte der Präsident hinzu.
Jedermann hat begriffen, dass Hillary durch die Unterstützung McChrystals, ihre Kräfte mit den Militärs und mit dem Verteidigungsministerium vereinigte, und damit die Handlungsfähigkeit des Präsidenten einschränkte. Sie hätte so seine Möglichkeiten verringert, eine bedeutend niedrigere Anzahl von Truppen bzw. eine gemäßigtere Politik anzustreben.
Es war ein entscheidender Zeitpunkt ihrer Beziehungen zum Weißen Haus. War sie vertrauenswert? Könnte sie wirklich eines Tages zum Obama-Team gehören? War sie irgendwann Mitglied seines Teams gewesen? Gates dachte, dass sie sich ausgehend von ihrer eigenen Überzeugung äußerte.
Sehr schnell haben sich diejenigen, die ähnliche Ideen hatten, zusammengetan. Biden, Blinken, Donilon, Lute, Brennan und McDonough waren eine mächtige Gruppe, die Obama in vielen Hinsichten nahe stand, und sie waren der Ausgleich gegenüber der vereinigten Front, die von Gates, Mullen, Petraeus, McChrystal und jetzt Clinton gebildet ist.“
„KAPITEL 22 UND 23
Obama berief die Befehlshaber des Generalstabs ins Weiße Haus ein. Während der letzten zwei Monate hatten die uniformierten Militärs auf die Entsendung von 40.000 Mann bestanden, aber die Befehlshaber der einzelnen Dienste waren noch nicht konsultiert worden. Die Oberbefehlshaber der Armee, der Kriegsmarine, der Marineinfanterie und der Luftstreitkräfte waren diejenigen, die die Truppen für jene Kommandeure wie Petraeus und dessen vor Ort untergeordnete Befehlshaber wie McChrystal rekrutierten, ausbildeten, ausrüsteten und schickten. Die beiden zuletzt Genannten nahmen nicht teil, weil sie sich in Afghanistan befanden.
Obama hat sie um den Vorschlag von drei Optionen gebeten.
Der General James Conway, Kommandeur der Marineinfanteristen, bezog sich darauf, wie allergisch die Truppen gegenüber langzeitigen Einsätzen sind, die sich über die Niederlage des Feindes hinweg hinausziehen. Seine Empfehlung war, dass der Präsident sich nicht in einer langfristigen Operation zum Aufbau einer Nation verwickeln solle.
General George Casey, Oberbefehlshaber des Armeegeneralstabs sagte, dass der programmierte Rückzug aus dem Irak es der Armee ermöglichen würde, über die 40.000 Mann für Afghanistan zu verfügen. Trotzdem fühlte er sich hinsichtlich der großen Zusicherungen von Truppen bei diesen Kriegen skeptisch. Für ihn war ein schneller Übergang der Schlüssel, aber der Plan über 40.000 sei ein globales Risiko, das für die Armee annehmbar sei.
Die Kommandeure für See-Operationen und der Luftstreitkräfte hatten wenig zu sagen, unabhängig davon, wie die Entscheidung in Afghanistan lauten würde, deren Auswirkung auf ihre Kräfte minimal wäre.
Schließlich legte Mullen dem Präsidenten drei Möglichkeiten vor:
1. 85.000 Mann. Dies war eine unmögliche Zahl. Alle wussten, dass so viele Truppen nicht zur Verfügung standen.
2. 40.000 Mann;
3. zwischen 30.000 und 35.000 Mann.
Die hybride Möglichkeit war, entweder 20.000 Mann oder zwei Brigaden zu bilden, um die Taliban zu zersplittern und die afghanischen Truppen auszubilden.“
„KAPITEL 24 UND 25
Obama schlägt dem pakistanischen Präsidenten eine Eskalation gegen die Terroristengruppen vor, die von diesem Land aus operierten.
Der CIA-Direktor sagte, er erwarte volle Unterstützung von Pakistan, denn Al Qaeda und ihre Anhänger seien gemeinsame Feinde. Er fügte hinzu, es gehe um Pakistans eigenes Überleben.
Obama merkte, dass Gates der Schlüssel war, um die Arbeitsgruppe für nationale Sicherheit zusammenzuhalten.
Nach seiner Rückkehr aus Asien rief Obama seine Arbeitsgruppe für nationale Sicherheit zu einer Versammlung zusammen und versprach ihnen, dass er in zwei Tagen die endgültige Entscheidung treffen würde. Er erklärte sich mit den weniger hochfliegenden und mehr realistischen Zielen einverstanden und sagte, dass diese Ziele in einer kürzeren Zeit als jener, die der Pentagon empfohlen hatte, erreicht werden müssten. Er fügte hinzu, dass die Anzahl der Truppen ab Juli 2011 abzunehmen beginnen würde. Dies war die Zeitspanne, die Gates bei der letzten Sitzung empfohlen hatte.
‚Wir brauchen keine Perfektion; vierzigtausend wird nicht die Zahl sein, die wir erreichen werden, bevor wir die Truppen abzubauen beginnen.’
Hillary sah so aus, als ob sie auf ihren Sitzplatz springen wollte, womit sie ihren Wunsch kundgab, dass man ihr das Wort gebe. Aber Jones hatte schon die Reihenfolge der Wortmeldungen entschieden und die Staatssekretärin musste zuerst die Kommentare von Biden anhören.
Biden hatte ein Memorandum erarbeitet, welches den Präsidenten unterstützte und die Zeitdauer und Ziele der Strategie in Frage stellte. Petraeus fühlte, als ob die Luft aus dem Saal weiche.
Biden war nicht sicher, dass die Zahl von 40.000 vom politischen Standpunkt aus haltbar sei, und hatte vielen Fragen bezüglich der Machbarkeit der Elemente der Strategie gegen die Aufständischen.
Clinton hatte die Gelegenheit, zu Wort zu kommen. Sie unterstützte vollständig die Strategie. ‚Wir haben ein ganzes Jahr lang darauf gewartet, dass es neue Wahlen und eine neue Regierung dort gäbe. Die Völkergemeinschaft und Karzai wissen, zu welchem Ende es dort kommen würde, wenn wir uns nicht in einem höheren Grade engagieren. Was wir gerade machen, wird zu keinen Ergebnissen führen. Der Plan ist nicht alles, was wir uns erwünscht hätten, aber wir werden es nicht wissen, solange wir nicht die Verpflichtungen eingehen. Ich unterstütze die Anstrengung, natürlich bedeutet sie enorm hohe Kosten, aber wenn wir es ohne uns anzustrengen durchführen, werden wir nichts erreichen.’ Ihre Worte waren eine Version von einem Satz, den sie sehr oft gebrauchte, als sie die First Lady des Weißen Hauses war und den sie auch heute noch häufig verwendet: ‚heuchle es, bis du es erreichst.’
Gates schlug vor, bis Dezember 2010 zu warten, um eine volle Auswertung der Lage zu machen. Der Monat Juli sei zu frühzeitig dafür.
Durch eine Videokonferenz aus Genf unterstützte Mullen den Plan und sagte, es sei nötig, so schnell wie möglich Truppen zu senden. Er sei sicher, dass die Strategie gegen die Aufständischen zu Ergebnissen führen würde.
Als er sah, dass sich ein Block zur Befürwortung der Entsendung der 40.000 Mann zusammenbahnte, griff der Präsident ein: ‚Ich will nicht in sechs Monaten erneut hier in diesem Saal zusammenkommen, um die Entsendung von weiteren 40.000 Mann zu diskutieren.’
‚Wir werden um keine weitere 40.000 bitten’, sagte Mullen.
Petraeus erklärte, er unterstütze jegliche Entscheidung, die der Präsident treffe. Und nachdem er seine bedingungslose Unterstützung ausgedrückt hatte, erklärte er, dass seine Empfehlung sei, und zwar vom militärischen Standpunkt aus gesehen, dass die Ziele mit weniger als 40.000 Mann nicht erreicht werden könnten.
Peter Orzag sagte, dass man den Kongress wahrscheinlich um zusätzliche Finanzierung bitten müsse.
Holbrooke war mit den Aussagen von Hillary einverstanden.
Brennan versicherte, dass das antiterroristische Programm unabhängig davon, welche Entscheidung getroffen würde, weiter gehen würde.
Emmanuel bezog sich darauf, wie schwierig es sei, den Kongress um zusätzliche Finanzierung zu bitten.
Cartwright sagte, er unterstütze die hybride Option der 20.000 Mann.
Der Präsident versuchte zusammenzufassen. ‚Nach zwei Jahren gibt es immer noch zweideutige Elemente in dieser Situation’, sagte er. Er bedankte sich bei allen und verkündete, er würde während des Wochenendes dieses Thema bearbeiten, um anfangs der kommenden Woche eine endgültige Entscheidung zu treffen.
Am Mittwoch, den 25. November, versammelte sich Obama im Oval Office mit Jones, Donilon, McDonough und Rhodes. Er sagte, er sei geneigt, die Entsendung von 30.000 Mann zu billigen, aber diese Entscheidung sei nicht endgültig.
Dies muss ein Plan sein, um ihnen die Befehlsgewalt zu übertragen und Afghanistan zu verlassen. Alles, was wir tun, muss darauf ausgerichtet sein, auf welche Art und Weise wir unsere Präsenz dort verringern werden. Das gehört zu unserem Interesse nationaler Sicherheit. Es muss klar ersichtlich sein, dass es das ist, was wir jetzt tun’, hat Obama gesagt. Das US-amerikanische Volk versteht nichts von Brigadenanzahl, sondern es versteht die Truppenanzahl. Und ich habe beschlossen, dass es 30.000 sein werden.’
Obama schien nun sicherer über die Truppenstärke.
,Wir müssen die Bevölkerung darüber aufklären, dass der Krebs in Pakistan ist. Der Grund, weshalb wir in Afghanistan operieren, ist, damit der Krebs sich nicht dorthin ausbreitet. Und wir müssen auch den Krebs aus Pakistan entfernen.’
Es schient, dass die Zahl 30.000 nicht zu verändern sei. Obama hat kommentiert, dass es aus politischer Sicht für ihn einfacher sei, die 30.000 abzuschlagen, denn so könne er sich der Inlandtagesordnung widmen, die er als Zentrum seines Mandats als Präsident wolle. Aber die Militärs verstanden das nicht.
,Politisch gesehen wäre es für mich einfacher, eine Rede zu halten und zu sagen, dass das US-amerikanische Volk dieses Krieges überdrüssig sei, und dass wir nur 10.000 Berater entsenden würden, weil das die Art und Weise wäre, von dort herauskommen zu können. Aber die Militärs würden beleidigt sein.’
Es war offensichtlich, dass Obama zu einem großen Teil eben gerade diese Rede halten wollte. Es sah so aus, als ob er sie gerade übe.
Donilon hat gesagt, dass Gates das Amt niederlegen würde, wenn nur 10.000 Berater entsendet werden würden.
,Das würde etwas schwierig sein’, hat Obama gesagt, ,weil zu meinem Arbeitsgruppe für nationale Sicherheit kein anderes Mitglied gehört, das stärker als er ist.’
Der Präsident war entschlossen, die 30.000 anzukündigen, um die Familie zusammenhalten zu können.“
„KAPITEL 26 UND 27
Am 27. November hat Obama Colin Powell erneut in sein Büro eingeladen, um ein Privatgespräch zu führen. Der Präsident hat ihm gesagt, dass er zwischen verschiedenen Standpunkten schwanke. Die Militärs hatten sich vereint, um McChrystal und dessen Gesuch von 40.000 Mann zu unterstützen, und seine politischen Berater waren sehr skeptisch. Er hat weiter um neue Betrachtungsweise gebeten, aber ihm wurden dieselben Optionen geboten.
Powell hat ihm gesagt: ,Sie brauchen das nicht erdulden. Sie sind der Oberste Befehlshaber. Diese Typen arbeiten für Sie. Die Tatsache, dass sie eine einstimmige Einstellung bei ihren Empfehlungen einnehmen, heißt nicht, dass dieselben die korrekten sind. Generäle gibt es viele, aber nur einen Obersten Befehlshaber!’
Obama sah in Powell einen Freund.
Einen Tag nach Thanksgiving sind Jones, Donilon, Emmanuel, McDonough, Lute und Oberst John Tien, Veteran von Irak, zum Präsidenten in sein Büro gegangen. Obama hat gefragt, warum sie sich erneut mit ihm trafen, um das gleiche Thema anzuschneiden. ,Ich dachte, dass dies am Mittwoch abgeschlossen worden war’, hat er gesagt.
Donilon und Lute haben ihm erklärt, dass es immer noch Fragen des Pentagon gäbe, die noch nicht beantwortet worden seien, und sie wollten wissen, ob eine Aufstockung von 10 Prozent der Truppenstärke akzeptiert würde, wo auch die Facilitators mit eingeschlossen wären.
Der Präsident hat das wütend abgelehnt und hat gesagt, dass er nur die 30.000 akzeptiere, und hat nach dem Grund jener Versammlung gefragt, nachdem schon alle einverstanden gewesen waren. Dem Präsidenten wurde gesagt, dass man noch mit den Militärs arbeite. Sie wollten nun, dass die 30.000 Mann für den Sommer in Afghanistan seien.
Es sah so aus, als ob würde das Pentagon jedes Thema wieder neu eröffnen. Man diskutierte auch das Rückzugsdatum der Truppen (Juli 2011). Gates zog vor, dass es sechs Monate später wäre (Ende 2011).
,Ich bin verärgert’, hat Obama gesagt, ohne die Stimme zu heben. Es sah so aus, als ob alle Themen erneut diskutiert, ausgehandelt bzw. aufgeklärt werden würden. Obama hat ihnen gesagt, dass er bereit sei, einen Rückzieher zu machen und die Entsendung von 10.000 Beratern zu akzeptieren. Und das würde die endgültige Anzahl sein.
Dies war eine Kontroverse, die den Präsidenten und das militärische System konfrontierte. Donilon erstaunte über die politische Macht, die die Militärs ausüben, aber er merkte, dass das Weiße Haus der Langstreckenläufer in diesem Wettbewerb sein musste.
Obama arbeitete weiter mit Donilon, Lute und den anderen. Er begann genau das vorzugeben, was er wollte, indem er das verfasste, was Donilon ein ,Blatt von Fristen und Bedingungen’ genannt hat, einem bei einer Handelstransaktion verwendeten legalen Dokument ähnlich. Er hat beschlossen, dass es das strategische Konzept der Operation sei, die Taliban zu, entwürdigen’, und nicht sie zu zerschlagen, zu vernichten oder zu besiegen. Er hat die sechs militärischen Missionen genau aufgeschrieben, die man zur Reversion des Aufschwungs der Taliban benötigt.
Aber das Zivilpersonal des Pentagons und der Generalstab versuchten, die Strategie auszudehnen.
‘Sie können das dem Präsidenten nicht antun, sagte ihnen Donilon. Das ist es nicht, was Obama wollte. Er wollte einen zahlenmäßige reduzierte Mission.’ Aber der Druck ging weiter.
‘Lege Einschränkungen fest’, befahl Obama. Aber als Donilon vom Pentagon zurückkam, brachte er noch mehr neue Vorschläge mit anstelle weniger. Einer von denen war die Sendung einer an Al Qaeda gerichteten Botschaft. ‘Das werden wir nicht tun’ sagte der Präsident, als er das erfuhr.
Donilon empfand es so, als ob er dieselben Befehle zehnmal neu schreiben würde.
Vom Pentagon aus kamen neue Anträge für Nebenmissionen, Obama hat das immer wieder zurückgewiesen.
Einige haben jetzt das ursprüngliche Ersuchen von McChrystal über 40.000 Soldaten weiter unterstützt. Es schien, als hätte ihnen niemand je diesen Vorschlag abgeschlagen.
‘Nein’, sagte Obama. Die endgültige Ziffer beläuft sich auf 30.000 Soldaten und das Datum des Truppenrückzuges bleibt Juli 2011. Das ist genau derselbe Termin für die Übertragung der Sicherheitsverantwortung an die afghanischen Truppen.
Seine Befehle wurden auf 6 Seiten mit einfachen Zeilenabstand maschienengeschrieben. Seine Entscheidung war nicht nur, eine Rede zu halten und die 30.000 Soldaten zu erwähnen, das sollte auch eine Richtlinie sein und alle hatten sie zu lesen und zu unterzeichnen. Das würde er als Preis verlangen und so versuchte er, die Auseinandersetzung zu stoppen, zumindest vorläufig. Aber, wie wir alle jetzt wissen, wird die Auseinandersetzung genauso wie der Krieg vermutlich weiter bestehen und der Kampf weitergehen.
Am 28. November hat der Nationalsicherheitsrat wieder getagt und daran haben Donilon und Lute teilgenommen. Die Analyse der Strategie wurde zum Mittelpunkt des Universums. Die Militärs waren dabei, den Präsidenten und sie alle zu bewältigen. Die Fragen des Präsidenten oder anderer Personen spielten keine Rolle mehr. Die einzige durchführbare Lösung wäre die Entsendung der 40.000 Soldaten.
Donilon fragte sich, wie viele von denen, die auf dieser Variante beharrten, hier sein würden, um die Auswirkungen der Strategie im Juli 2011 zu sehen.
Die Schlussfolgerung lautete, dass sie alle gehen würden und nur der Präsident mit alledem, was ihm diese Leute verkauft haben, hier zurückbleiben würde.
Die Debatte ging weiter, zu Hause oder in seinem Kopf. Es schien, als ob Obama hinsichtlich der 30.000 Soldaten zögern würden. Er fragte seine Arbeitsteam nach dessen Meinung dazu. Clinton, Gates und Jones waren nicht anwesend.
Oberst Tien sagte dem Präsidenten, er wisse nicht, auf welche Art und Weise er der Kette der Befehlsgewalt der Militärs trotzen werden könne. ‘Wenn Sie McChrystal sagen, 'ich habe ihre Bewertungen analysiert, aber ich habe entschieden, etwas anderes zu tun', müssen Sie ihn wahrscheinlich absetzen. Sie können ihm nicht sagen, „machen Sie dies auf meine Art und Weise, ich danke Ihnen für Ihre Arbeit'. Der Oberst meinte damit, dass McChrystal, Petraeus, Mullen, und sogar Gates, bereit sein würden zurückzutreten etwas nie vorher Dagewesenes unter den höchsten Militärdienstgraden.
Obama wusste, dass Brennan sich einer großen Truppenaufstockung widersetzte.
Obama hatte einen Krieg mit einem Anfang, einem mittlerem Teil, aber ohne ein klares Ende geerbt.
Lute dachte, Gates sei den uniformierten Militärs gegenüber zu rücksichtsvoll. Der Verteidigungsminister ist die erste Linie der Zivilkontrolle des Präsidenten. Wenn der Minister diese Kontrolle nicht absichert, müsste der Präsident das tun. Lute meinte, dass Gates dem Präsidenten keinen guten Dienst leistete.
Der Präsident hat Biden angerufen und ihm mitgeteilt, er wolle sich am Sonntag mit der gesamten Arbeitsgruppe für nationale Sicherheit am Sonntag im Oval Office treffen. Biden hat ihn darum gebeten, sich zuerst mit ihm zu treffen, worauf Obama nein geantwortet hat.“
Morgen wird fortgesetzt.
Fidel Castro Ruz
13. Oktober 2010
17:14 Uhr
Das Imperium von innen (fünfter und letzter Teil)
„KAPITEL 28 UND 29
Obama kam gerade aus seiner Residenz herunter, als er auf Biden traf. Dieser warnte ihn: ‘Das, was Sie gerade zu tun im Begriff sind, ist eine Präsidialverfügung; es geht schon nicht mehr um die Fortführung einer Debatte. Das ist nicht das, was Sie meinen. Das ist ein Befehl. Ohne sie würden wir in einer ähnlichen Situation gefangen sein, wie in Vietnam.’
Obama antwortete ihm: ‘Ich werde nicht an einem Misserfolg teilnehmen. Wenn das, was ich vorgeschlagen habe, nicht funktioniert, dann werde ich nicht so handeln, wie die anderen Präsidenten, die sich darauf versteifen, z.B. aufgrund meines Ego oder meiner Politik, meiner politischen Sicherheit. Das ist es, was ich ankündigen werde’, und so verteilte er Kopien seines sechsseitigen Dokuments.
‘Es wird eine Aufstockung von 30.000 Mann geben. Im Dezember 2010 wird eine Neubewertung vorgenommen werden, um zu sehen, was funktioniert und was nicht. Im Juli 2011 werden wir beginnen, unsere Truppen zurückzuziehen.’
‘Im Jahr 2010 werden wir kein Gespräch darüber führen, wie mehr getan werden kann. Das, was sich dieses Jahr ereignet hat, wird sich nicht wiederholen. Dabei geht es weder um den Kampf gegen die Aufständischen noch um den Aufbau einer Nation. Es ist so, dass die Kosten unerschwinglich sind’, sagte Obama.
Die Militärs hatten fast alles erreicht, was sie gefordert hatten.
Petraeus und Mullen haben dem Präsidenten ihre Unerstützung zugesichert. Emmanuel war wegen der Kosten der Operation besorgt – über 30 Milliarden Dollar.
Biden erkannte an, dass das keine Verhandlung war, sondern ein Befehl des Obersten Befehlshabers. Es war eine Änderung der Mission, und wenn das nicht als solche aufgenommen würde, dann könnte man die für diese Arbeit aufgewendeten Monate nicht rechtfertigen.
Der Präsident teilte Eikenberry und McChrystal über eine Videokonferenz seine Entscheidung mit. Beide waren einverstanden.
Biden war überzeugt, dass der Präsident der ausgedehnten Offensive gegen die Aufständischen einen Pfahl ins Herz geschlagen hatte.
Petraeus sagte im privaten Rahmen: ‘Ich muss Ihnen ebenfalls sagen, dass ich nicht daran glaube, dass Sie den Krieg gewinnen können. Ich bin der Meinung, dass Sie weiter kämpfen sollten, etwa so wie im Irak. Irak ist fast eine Metapher für diese Situation. Ja, im Irak hat es einen enormen Fortschritt gegeben, aber es geschehen noch schreckliche Angriffe und man muss wachsam bleiben. Das ist jene Art Krieg, in den man sich für den Rest seines Lebens verwickelt und möglicherweise für den Rest des Lebens seiner Kinder.’
Obama hielt seine Rede im Theater Eisenhower der Militärakademie von West Point.
Am darauf folgenden Tag erschienen Clinton und Gates vor dem Streitkräfteausschuss des Senats, um über den neuen Plan zu sprechen.
Viele Republikaner waren verärgert über das Enddatum Juli 2011, zu dem angeblich der Rückzug der Truppen aus Afghanistan beginnen würde.
Petraeus sagte später, dass der Fortschritt der Strategie viele Formen annehmen könne und dass alles, was er zu beweisen habe, darin bestünde, dass es Fortschritte gegeben habe. Und das sei ausreichend, um Zeit zu gewinnen, damit sie das erreichen könnten, was sie benötigten.
Lute warnte ihn, dass das eine äußerst schlechte Auslegung dessen sei, was der Präsident gesagt habe, dass Obama sich der Idee einer langfristigen Verpflichtung widersetze.“
„KAPITEL 30 UND 31
Am 3. April hatte Petraeus eine Zusammenkunft mit Derek Harvey, seinem engen Geheimdienstberater. Harvey führte ihm eines der pessimistischsten Bilder des Krieges vor Augen. Er wies ihn darauf hin, dass die politische und diplomatische Strategie nicht mit der militärischen verbunden sei. ‘Das wird nicht funktionieren’, sagte er. ‘Wir werden die uns selbst gestellten Zielstellungen nicht erreichen.’ Harvey sah eine vollkommene Rückkehr zur Situation vor dem 11. September vor. Petraeus fragte, welche Möglichkeiten es gäbe, und Harvey war der Meinung, dass eine Unterstützung der Regierung von Karzai fehl am Platz sei.
Er sagte, dass die Wahlergebnisse Karzai gestärkt hätten, und dass jener schon alles das erhalte, was er wolle.
Den Truppen von McChrystal war es nicht gelungen, die Schlüsselgebiete frei zu machen. ‘Der Feind hat begonnen, sich anzupassen’, fügte Harvey hinzu.
Am 16. April kam der Präsident mit dem Nationalen Sicherheitsrat zusammen, um die aktuelle Information über Afghanistan und Pakistan zu analysieren.
Der Präsident begann, Fragen zur Situation in spezifischen Gebieten zu stellen; in allen diesen hielten die Truppen stand und in keinem von ihnen war die Verantwortung den örtlichen Kräften übertragen worden.
Das inzwischen fixierte Schema war klar: standhalten, über Jahre standhalten, ohne Fortschritte bzw. Machtübergaben.
Niemand von den Beratungsteilnehmern getraute sich zu fragen, wann die Übergabe beginnen würde.
Donilon und Lute hatten einige Fragen vorbereitet, damit der Präsident sich auf die Situation in Khandahar konzentriert.
Der Präsident empfahl McChrystal, dass er darüber nachdenke, wie wir in Erfahrung bringen können, ob wir erfolgreich sind und wann wir dies wissen würden.
Das Ergebnis der Versammlung bedeutete einen ersten Strike (Vermerk: 3 Strikes bedeuten das Aus) für den General.
Der Brigadegeneral Lawrence Nicholson besuchte Jones und Lute im Weißen Haus. Nicholson wurde an die ihm zur Verfügung stehende Frist von 12 Monaten erinnert, um die erreichten Erfolge zu beweisen und den Übergang zu beginnen. Wann würden die Marineinfanteristen bereit sein, etwas mehr zu tun, zum Beispiel in Khandahar einzumarschieren, oder nach Hause zurückzukehren und Teil derjenigen zu sein, die 2011 zurückkehren würden?
Nicholson sagte, er benötige mindestens weitere 12 Monate, und das für jene Bezirke, die die besseren Voraussetzungen hätten. Lute erinnerte ihn daran, dass die Vereinbarung eine andere gewesen sei, und dass er noch nicht einmal in die Vororte von Khandahar, dem Ort, wo die Taliban sich festzusetzen beabsichtigen, eingedrungen sei. Das Wichtige sei Khandahar.
Nicholson sagte, dass man vielleicht in 24 Monaten dorthin gelangen könne, wenn das Problem des Schlafmohn-Anbaus gelöst würde, da das die Aufständischen stärke.
Lute fragte sich, wie das erreicht werden könne. Trotzdem eine Plage 33 Prozent jener Anpflanzungen zerstört hatte, waren die Perspektiven zur Reduzierung der Finanzierung für die Aufständischen unwahrscheinlich. Trotz der verschwörerischen Theorien der Afghanen hatte die CIA noch kein Insekt entwickelt, das den Schlafmohn angreife.
McChrystal berichtete gewisse Fortschritte, aber sobald Lute tiefgründiger bei den Zahlen nachfragte, war die Realität ganz anders.“
„KAPITEL 32 UND 33
Hinter Dennis Blair lagen 16 sehr schwierige Monate. Er war bei seinen Versuchen, einen Geheimdienstchef in jeder der Hauptstädte im Ausland zu ernennen, gescheitert. Die CIA hatte gewonnen und die Kontroverse war öffentlich geworden. Seiner Meinung nach nutzte die CIA den täglichen Bericht an den Präsidenten dafür, Obama über ihre Siege in Kenntnis zu setzen.
Blair fühlte sich so frustriert, dass er bei einem Anlass sagte: ‘Ich glaube, dass es sich bei der CIA vor allem um eine Organisation handelt, die wie ein gefährliches Tier ist, nicht sehr intelligent, aber wirklich sehr gut durchtrainiert, und dass es erforderlich ist, sie durch die Erwachsenen ganz aus der Nähe zu kontrollieren.’
Im Mai 2010 hatte Obama Jones und andere gefragt, ob es nicht an der Zeit sei, Blair zu entlassen. Es hatte sehr viele Diskussionen mit der CIA gegeben und Blair hatte viel Druck bezüglich der Unterzeichnung eines Abkommens über Nichtausspionieren mit den Franzosen ausgeübt, dem sich Obama und die andern Kabinettsmitglieder widersetzten.
Obama hat ihn angerufen und ihm seine Entscheidung mitgeteilt, ihn abzusetzen, wobei er ihn bat, dass er irgendeinen persönlichen Vorwand vorbringe.
Blair fühlte sich tief verletzt. Er war nicht krank, seiner Familie ging es gut, und er hatte den Leuten gesagt, dass er sich vier Jahre lang als Leiter des Landesgeheimdienstes halten würde, denn ein Teil der Probleme mit diesem Büro bestand in dem ständigen Personalwechsel auf höchster Ebene.
Am 21.Juni wurde Jones von Gates bezüglich des in der Zeitschrift Rolling Stone über McChrystal veröffentlichten Artikels informiert. McChrystal sagte, dass Jones ein ‘Clown’ sei, der im Jahr 1985 stecken geblieben sei; dass die Strategie von Obama beabsichtige, eine nicht gangbare Situation zu verkaufen.
McChrystal rief Biden an und erkannte an, dass er die Mission aufs Spiel gesetzt habe. Er entschuldigte sich bei Holbrooke und legte Gates seinen Rücktritt vor.
Gates schlug Obama vor, dass er McChrystal in den ersten beiden Absätzen seiner Erklärung kritisiere, indem er sage: ‘ich bin der Meinung, dass der General einen schwerwiegenden Fehler begangen hat und dass er sich mit seinen Gedanken irrt.’
Obama akzeptierte den Rücktritt von McChrystal und schlug Petraeus für dieses Amt vor.
Obama hatte eine 40minütige Zusammenkunft mit Petraeus.
Am Mittwoch, dem 23. Juni, kündigte der Präsident die Veränderungen an. Er erkannte die lange Personalakte der Dienste von McChrystal an und sagte, dass es ihn traurig stimme, einen Soldaten zu verlieren, den er zu schätzen und bewundern gelernt habe. Er fügte hinzu, dass Petraeus ‘ein außerordentliches Beispiel seiner Dienste und seines Patriotismus geboten habe, indem er diese schwierige Aufgabe übernahm’. Und er schloss ab, indem er sagte: ‘In meinem Team akzeptiere ich die Debatte, toleriere aber nicht die Uneinigkeit.’
Bei einem Interview von Obama mit dem Autor des Buches sprach der Präsident über seine Ideen bezüglich des Charakters des Krieges und seiner Bemühungen, die Kampfmission der Vereinigten Staaten in Afghanistan einzuschränken und sie danach einem Ende zuzuführen.
Er wurde befragt, mit welcher Szene er ein Buch bzw. einen Film darüber beginnen würde, wie er das Problem Afghanistan gehandhabt habe, und er antwortete, dass er vielleicht im Jahr 2002 beginnen würde, als die Aufstockung der Truppen im Irak diskutiert wurde. Jene Rede war wahrscheinlich die erste über Außenpolitik, die viel Aufmerksamkeit erregte.
Obama stimmte damit überein, dass der Charakter des Krieges in den unbestimmten Kosten, der nicht festgelegten Zeitspanne und den unabsehbaren Folgen bestünde, und zitierte einen berühmten US-Amerikaner, der zu einem Anlass einmal gesagt hatte: ‘Der Krieg ist die Hölle.’ Er bezog sich auf das vom General der Union William Tecumseh Sherman Gesagte, als dieser erklärte: ‘…und wenn erst einmal die Hunde des Krieges losgelassen sind, dann weiß man nicht, wo das alles enden wird.’
‘Als ich das Amt übernahm, waren zwei Kriege im Gange’, sagte Obama. ‘Ich habe versucht, das Chaos aufzuklären.’
‘Es wäre sehr einfach, sich eine Situation vorzustellen, bei der wir aufgrund einer fehlenden klaren Strategie schließlich über weitere fünf, acht oder zehn Jahre in Afghanistan bleiben würden, und dass wir dies aus reiner Gewohnheit tun würden.’
Am Ende des Interviews bemerkte der Präsident, dass es sich bei fast der gesamten journalistischen Arbeit um die Beziehungen zwischen den zivilen und militärischen Führungskräften drehen würde, und so meinte er, er müsse seine eigenen Meinungen zum Ausdruck bringen.
‘Möglicherweise bin ich der erste Präsident, der jung genug ist, damit der Krieg in Vietnam nicht das Zentrum meiner Entwicklung gewesen ist. Ich war dreizehn, als die Vereinigten Staaten sich 1975 aus Vietnam zurückgezogen haben.’
‘Sodass ich also ohne die aus den Streitgesprächen über den Vietnamkrieg hervorgegangene Belastung aufgewachsen bin. Ich vertraute ebenfalls darauf, dass in unserem System die Zivilpersonen die politischen Entscheidungen treffen würden und dass die Militärs diese befolgen würden. Ich sehe das nicht so, wie es meines Erachtens viele Menschen sehen, die die Erfahrung von Vietnam erlebt haben, als einen Widerspruch zwischen Zivilen und Militärs. Ich sehe es nicht als einen Kampf zwischen Falken und Tauben. Sodass also viele der politischen Rahmen, innerhalb denen diese Debatten gesehen werden, vom Generationsstandpunkt aus gesehen nichts mit mir zu tun haben. Weder schüchtern mich die Militärs ein, noch bin ich der Meinung, dass diese in gewisser Weise versuchen, meine Position als Oberster Befehlshaber zu untergraben’.“
In diesem letzten Absatz des Gesprächs von Woodward mit Obama, sagt der US-Präsident geheimnisvolle Worte, die aufschlussreich sind: „…vertraute … darauf, dass in unserem System die Zivilpersonen die politischen Entscheidungen treffen würden und dass die Militärs diese befolgen würden. […] Ich sehe es nicht als einen Kampf zwischen Falken und Tauben. […] Weder schüchtern mich die Militärs ein, noch bin ich der Meinung, dass diese in gewisser Weise versuchen, meine Position als Oberster Befehlshaber zu untergraben.
Es gibt Augenblicke, wo der Druck der Militärs stark, anhaltend und sich wiederholend ist. Man sieht das Bild eines Präsidenten, dem Widerstand geleistet und der herausgefordert wird, wie es im alten Rom geschah, als das Imperium schon fast ausschließlich von der Macht der Legionen abhing.
Aber in der Zeitepoche des alten Roms war der Planet in seinen Ausdehnungen, seiner physischen Beschaffenheit und Lage im Weltraum vollkommen unbekannt. Es gab damals noch keine Feuerwaffen; es gab weder einen globalen Handel noch globale Investitionen oder Militärstützpunkte, Marine und Luftstreitkräfte auf der ganzen Erde, hunderte Satelliten, Echtzeitkommunikation; zehntausende Atomwaffen, zu denen noch die funkelektronischen, elektromagnetischen und kybernetischen hinzukommen; starke Rivalitäten zwischen Mächten in Besitz von Atomwaffen, deren Anwendung sogar seitens derjenigen, die weniger besitzen, ausreichend wäre, um dem menschlichen Leben ein Ende zu bereiten; und fast sieben Milliarden Menschen, die die natürlichen Ressourcen des Planeten Erde benötigen.
Das ist ein relativ dramatisches Bild. Einerseits Barack Obama, ein erfolgreicher Rechtsanwalt, ein gebildeter und sprachgewandter Intellektueller, und andererseits hoch professionalisierte Militärs, die ihr ganzes Leben lang in der Anwendung der Gewalt und der Kriegskunst erzogen und ausgebildet worden sind, die über Waffen verfügen, welche die menschlichen Lebewesen, die den Planeten bewohnen, in wenigen Stunden ausmerzen können.
Welche Hoffnung für die Menschheit kann von diesem Bild abgeleitet werden?
Ich erinnere mich an die Rede von Bush in West Point, bei der er als ein Instrument der Äußersten Rechten jenes Landes behauptete, dass die Offiziere bereit sein müssten, um unmittelbar und ohne Vorankündigung sechzig oder mehr dunkle Winkel der Welt anzugreifen.
In zwei jener dunklen Winkel, in Afghanistan und im Irak, sind die Soldaten der Vereinigten Staaten ins Stocken geraten, nachdem sie Millionen Opfer verursacht haben.
Bei den Beratungen des Nationalen Sicherheitsrats mit Obama wurde die Befürchtung über noch ernsthaftere Schwierigkeiten seitens eines dritten Landes, d.h. Pakistan, geäußert.
Die Beziehungen zwischen der CIA und dem Befehlshaber der „arabischen Gruppe“, d.h. Bin Laden, wurden bis zum 11. September 2001, dem Tag des Angriffs auf die Zwillingstürme in New York selbst, aufrecht erhalten.
Was hat der Geheimdienst von Pakistan ISI der US-Rundfunk- und Fernsehkette CBS berichtet? Dass Osama Bin Laden am 10. September im Militärkrankenhaus von Rawalpindi, in Pakistan, einer Nierendialyse unterzogen wurde. „Es ist zu berücksichtigen, dass das Krankenhaus den Streitkräften von Pakistan untersteht, welche enge Beziehungen zum Pentagon haben… Es wurde keinerlei Versuch unternommen, den in den Vereinigten Staaten bekanntesten Flüchtling zu ergreifen, es könnte sein, dass Bin Laden später zu anderen, besseren Zwecken dienen könne.“
Jene Information wurde am 28. Januar 2002 in der Erfolgssendung von Dan Rather veröffentlicht, viereinhalb Monate nach dem terroristischen Attentat, mit dem Bush seinen Antiterror-Krieg gerechtfertigt hat.
Dies zu wissen, erleichtert das Verständnis dafür, warum in den Dialogen mit Obama im Weißen Haus behauptet wird, dass das schwierigere Problem von Pakistan ausgehen könne.
Jene Person, die den respektvollsten Austausch mit Obama geführt hat, war General Colin Powell, der zur Republikanischen Partei gehört, die sich seiner Wahl als US-Präsident widersetzte. Wie bekannt, hätte Powell der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten sein können. Er hat es vorgezogen, nicht als Kandidat anzutreten. Später ernannte ihn Bush zum Außenminister. Ich weiß, dass ihm nahe stehende Personen sich hartnäckig gegen seine Kandidatur gewendet hatten. Aber ich besitze nicht genügend Elemente, um mir ein Urteil über die Gründe von Colin Powell zu machen.
Ich hoffe, dass die Zusammenfassung des Buches „Obamas war´s“ den Lesern der Reflexionen nützlich war.
Fidel Castro Ruz
14. Oktober 2010
21:51 Uhr
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