Montag, 31. März 2008

Der chinesische Sieg

Reflexionen des Genossen Fidel: Der chinesische Sieg

Teil 1:

Ohne elementare historische Kenntnisse wird man das Thema, das ich anspreche, nicht verstehen.

In Europa hatte man von China gehört. Marco Polo berichtete im Herbst 1298 über wunderbare Dinge dieses einzigartigen Landes, das er Katai nannte. Der kluge und kühne Seefahrer Kolumbus war von den Kenntnissen der Griechen über die Rundung der Erde informiert. Seine eigenen Beobachtungen stimmten mit jenen Theorien überein. Er entwarf den Plan, von Europa aus auf dem Seeweg in westlicher Richtung nach Fernost zu gelangen. Er kalkulierte die Entfernung viel zu optimistisch, um ein vielfaches zu hoch. Ohne es zu ahnen, erschien auf seiner Route zwischen dem Atlantischen und dem Pazifischen Ozean dieser Kontinent. Magellan hat seine Reiseroute eingeschlagen, starb aber vor seiner Rückkehr nach Europa. Aus dem Erlös der mitgebrachten Gewürzen konnte die Expedition mit mehreren Schiffen finanziert werden, von denen nur eins zurückkehrte, als Vorbote kolossaler Gewinne in der Zukunft.

Seit jener Zeit begann sich die Welt mit rasanten Schritten zu verändern. Überkommene Formen der Ausbeutung kamen erneut zur Anwendung, von der Sklaverei bis zum Frondienst. Alte und neue religiöse Glaubensrichtungen verbreiteten sich über den Planeten.

Aus jener Verschmelzung der Kulturen und Ereignisse, in Verbindung mit den Fortschritten der Technik und den Entdeckungen der Wissenschaft, bildete sich die gegenwärtige Welt heraus, die man ohne ein Minimum von Kenntnissen über die tatsächlichen Hintergründe nicht verstehen würde.

Der internationale Handel mit all seinen Vor- und Nachteilen wurde von Kolonialmächten wie Spanien, England und anderen europäischen Mächten aufgezwungen, die, wie insbesondere England, sehr bald den südwestlichen, südlichen und südöstlichen Teil Asien sowie Indonesien, Australien und Neuseeland zu beherrschen begannen und ihre Herrschaft gewaltsam überall hin auszudehnen suchten. Den Kolonisatoren war es noch nicht vergönnt, das riesige Land China mit seiner tausendjährigen Kultur und den bedeutenden Natur- und Humanressourcen zu unterjochen.

Der direkte Handel zwischen Europa und China setzte im 16. Jahrhundert ein, nachdem die Portugiesen ihre Handelsenklaven Goa in Indien und Macao im Süden Chinas etabliert hatten.

Die spanische Herrschaft über die Philippinen beschleunigte den Austausch mit dem großen asiatischen Land. Die in China regierende Qin-Dynastie versuchte mit allen Mitteln, diesen unvorteilhaften Handel mit dem Ausland zu beschränken. Er wurde nur über den Hafen Kanton, heute Guǎngzhōu, erlaubt. Großbritannien und Spanien erlitten große Einbussen wegen der geringen Nachfrage des riesigen asiatischen Landes nach Waren, die in der englischen Metropole hergestellt wurden, oder nach spanischen Produkten, die aus der Neuen Welt kamen, welche für China keine wesentliche Bedeutung hatten. Beide haben dann begonnen, Opium nach China zu verkaufen.

Der Opiumhandel im großen Umfang wurde ursprünglich von den Holländern vom indonesischen Jakarta aus beherrscht. Die Engländer erzielten Gewinne in Höhe von fast 400%. Ihr Opiumexport, der im Jahr 1730 15 Tonnen betrug, erhöhte sich auf 75 Tonnen im Jahr 1773. Das Opium wurde in Kisten zu je 70 kg verschifft. Damit kauften sie Porzellan, Seide, Gewürze und chinesischen Tee. Opium, nicht Gold, war die Währung in Europa, mit der man chinesische Waren erwerben konnte.

Im Frühjahr 1830, angesichts des ungezügelten Missbrauchs mit dem Opiumhandel in China, befahl Kaiser Daoguang dem Reichsbeamten Lin Hse Tsu, diese Plage zu ekämpfen. Jener ordnete daraufhin die Vernichtung von 20.000 Kisten Opium an. Lin Hse Tsu sandte einen Brief an die Königin Victoria, indem er sie darum ersuchte, dass die internationalen Normen geachtet und der Handel mit giftigen Drogen nicht erlaubt werden.

Die englische Antwort lautete: Opiumkrieg. Der erste dauerte drei Jahre, von 1839 bis 1842. Der zweite, dem sich Frankreich anschloss, dauerte vier Jahre, von 1856 bis 1860. Diese Kriege sind auch als anglo-chinesische Kriege bekannt.

Das Vereinigte Königreich zwang China zur Unterzeichnung von ungleichen Verträgen, die China dazu verpflichteten, mehrere Häfen für den Außenhandel freizugeben und Hongkong abzugeben. Andere Länder folgten dem Beispiel Englands und diktierten ungleiche Austauschbedingungen.

Ähnliche Erniedrigung führte von 1850 bis 1864 zum Taiping-Aufstand, von 1899 bis 1901 zum Boxer-Aufstand und schließlich im Jahre 1911 zum Fall der Qin-Dynastie, die aus verschiedenen Gründen, darunter aufgrund der Schwäche gegenüber den ausländischen Mächten, in China äußerst unpopulär geworden war.

Was geschah mit Japan?

Dieses Land mit seiner alten Kultur und so arbeitsam wie auch andere Völker dieser Region, hat sich der "westlichen Zivilisation" widersetzt und sich über 200 Jahre lang hermetisch gegenüber dem Außenhandel verschlossen, zum Teil auch bedingt durch das Chaos in der inneren Verwaltung.

1854 drohten die Seestreitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika unter dem Kommando von Kommodore Matthew Perry, nach einer vorausgegangenen Aufklärungsfahrt mit vier Kanonenbooten, mit einem Bombardement der japanischen Bevölkerung, die angesichts der modernen Technologie jener Schiffe wehrlos war, und zwangen die Shogunen am 31. März 1854, im Namen des Kaisers den Vertrag von Kanagawa zu unterzeichnen. So nahm Verpflanzung kapitalistischen Handels und westlicher Technologie in Japan ihren Anfang. Zu jener Zeit hatten die Europäer noch keine Ahnung von den Fähigkeiten, mit denen sich die Japaner später auf diesem Feld behaupten sollten.

Nach den Yankees kamen die Vertreter des Russischen Reiches aus den Fernen Osten. Sie befürchteten, dass die Vereinigten Staaten von Amerika, an die sie später, am 18. Oktober 1867, Alaska verkauften, ihnen im Handel mit Japan vorangehen würden. Großbritannien und die übrigen europäischen Kolonialmächte machten sich mit gleichem Ziel schnell auf den Weg in jenes Land.

Während der Intervention der Vereinigten Staaten von Amerika in Mexiko im Jahr 1847, hat Perry mehrere Landesteile besetzt. Mexiko verlor am Ende des Krieges mehr als 50% seines Territoriums, speziell die Gebiete mit den größten Erdöl- und Erdgasreserven, auch wenn damals das Hauptziel der Eroberer noch nicht der Brennstoff war, sondern Gold und Land.

Der erste Chinesisch-japanische Krieg wurde offiziell am 1. August 1894 erklärt. Japan wollte sich damals Koreas bemächtigen, eines Vasallenstaates, der China untergeordnet war. Aufgrund der höher entwickelten Bewaffnung und Technik wurden die chinesischen Streitkräfte in mehreren Schlachten nahe den Städten Seoul und Pjöngjang geschlagen. Spätere militärische Siege öffneten ihnen den Weg nach China.

Im November jenes Jahres nahmen sie Port Arthur ein, das heutige Lüshun. An der Mündung des Flusses Yalu und im Flottenstützpunkt Weihaiwei wurden sie landseitig von der Halbinsel Liaodong aus von schwerer japanischer Artillerie überrascht, die die Flotte der angegriffenen Seite zerstörte.

Die Dynastie musste um Frieden bitten. Der Vertrag von Shimonoseki, der den Krieg beendete, wurde im April 1895 unterzeichnet. China wurde gezwungen, "auf ewig" Taiwan, die Halbinsel Liaodong und den Archipel der Fischerinseln an Japan abzutreten und außerdem eine Kriegsentschädigung in Höhe von zweihundert Millionen chinesischen Silbertael zu zahlen und vier Häfen für den Zugang von außen zu öffnen. Russland, Frankreich und Deutschland verteidigten ihre eigenen Interessen und zwangen Japan, die Halbinsel Liaodong gegen die Zahlung von weiteren 30 Millionen Silbertael zurückzugeben.

Bevor ich mich dem zweiten Chinesisch-japanischen Krieg zuwende, muss ich eine andere Kriegsepisode erwähnen, die zweifach geschichtliche Bedeutung hat, sich zwischen 1904 und 1905 ereignete, und die man nicht außer Acht lassen darf.

Nach der Einbeziehung Japans in die bewaffnete Zivilisation und nach den vom Westen zur Aufteilung der Welt aufgezwungenen Kriegen hat Japan, das den ersten beschriebenen Krieg gegen China geführt hatte, seine Seestreitkräfte in einem Maße entwickelt, dass es in der Lage war, dem russischen Reich einen solch harten Schlag zu versetzen, dass dieser beinahe einen vorzeitigen Beginn der Revolution provozierte, die von Lenin mit der Schaffung der Partei, die später die Oktoberrevolution auslösen sollte, zehn Jahre zuvor in Minsk programmiert wurde.

Am 10. August 1904 griff Japan ohne Vorankündigung die Russische Pazifikflotte in Shandong an und vernichtete sie. Zar Nikolaus II. von Russland, aufgebracht über diese Attacke, befahl die Mobilmachung und ließ die Anker der Baltischen Flotte in Richtung Fernost lichten. Konvois von Kohleschiffen wurden zusammengestellt, um rechtzeitig die notwendigen Ladungsmengen bereitzustellen, die die Flotte bis zu ihrem fernen Ziel benötigte. Aufgrund diplomatischer Zwänge musste eine der Umladungen von Kohle auf hoher See vorgenommen werden.

Die Russen kamen in Süden Chinas, wo sie Kurs auf den Hafen von Wladiwostok nahmen, der einzige zur Verfügung für die Manöver der Flotte. Um dahin zu gelangen gab es drei Routen: als beste Variante die Tsushima-Route; die anderen beiden verliefen östlich von Japan, vergrößerten das Risiko und bedeuteten einen enormen Aufwand an Schiffen und Besatzung. Den gleichen Gedanken hatte der japanische Admiral, legte daraufhin seinen Plan fest und positionierte seine Schiffe, hauptsächlich Kreuzer, so dass die japanische Flotte, wenn sie in U-Form navigierte, etwa 6000 Meter Abstand zu den gegnerischen Schiffen vorbeilief, darunter vielen Panzerschiffen alle in Reichweite der japanischen Kreuzer, die mit sehr gut ausgebildeten Kanonieren besetzt waren. Infolge der langen Fahrt liefen die russischen Panzerschiffe nur mit einer Geschwindigkeit von 8 Knoten, die Japaner mit 16 Knoten.

Dieses militärische Ereignis ist unter dem Namen Schlacht von Tsushima bekannt, die am 27. und 28. Mai 1905 stattfand.

Auf russischer Seite waren elf Panzerschiffe und acht Kreuzer beteiligt.

Befehlshaber der Flotte: Admiral Zinovy Rozhdestvensky.

Verluste: 4380 Tote, 5917 Verwundete, 21 Schiffe versenkt, 7 Schiffe gekapert und 6 kampfunfähig.

Der Befehlshaber der russischen Flotte wurde von einem Projektilfragment am Schädel verwundet.

Auf japanischer Seite waren 4 Panzerschiffe und 27 Kreuzer beteiligt.

Befehlshaber der Flotte: Admiral Heichachiro Togo.

Verluste: 117 Tote, 583 verwundete und 3 Torpedoschiffe versenkt.

Die Baltische Flotte war vernichtet. Napoleon hätte sie als Austerlitz auf See bezeichnet. Jeder kann sich vorstellen, welch tiefe Wunde dieses dramatische Ereignis im traditionellen russischen Stolz und Patriotismus hinterlassen hat.

Nach dieser Schlacht wurde Japan zu einer gefürchteten Seemacht und zum Rivalen für Großbritannien und Deutschland und konkurrierte mit den Vereinigten Staaten von Amerika.

Japan griff auch in folgenden Jahren auf das Konzept der Panzerschiffe als Hauptwaffe zurück. Es stellte sich die Aufgabe, die Armee des japanischen Reiches zu verstärken. Auf einer britischen Werft wurde der Bau eines Spezialkreuzers in der Absicht in Auftrag gegeben und bezahlt, ihn auf japanischen Werften nachzubauen. Später wurden Panzerschiffe gebaut, die andere zeitgenössische Schiffe dieser Art an Panzerung und Stärke übertrafen.

Es gab auf der Erde in den 1930er Jahren keine andere Nation, die mit den japanischen Bautechnik von Kriegsschiffen mithalten konnte.

Das erklärt die Furcht einflössende Aktion, mit der sie eines Tages ihren Lehrmeister und Rivalen, die Vereinigten Staaten von Amerika angriffen, die sie einst unter Kommodore Perry auf den Kriegspfad geführt hatte.

Die Fortsetzung folgt morgen.


Fidel Castro Ruz

30. März 2008
19:35 Uhr


Teil 2:

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914 stellt China sich auf die Seite der Alliierten. Als Kompensation bietet man dem Land die Rückgabe der deutschen Konzessionen in der Provinz Shandong nach Beendigung des Krieges an. Beim Abschluss des Versailler Abkommens, der Freunden und Feinden vom US-Präsidenten Woodrow Wilson auferlegt wurde, werden die deutschen Siedlungen Japan, einem mächtigeren Verbündeten als China, übereignet.

Diese Handlung verursachte den Protest tausender Studenten, die sich am 4. Mai 1919 auf dem Platz Tiananmen versammelten. Dort begann die erste siegreiche nationalistische Bewegung in China. Sie nannte sich „4. Mai“. Das Kleinbürgertum und die nationale Bourgeoisie gehörten zusammen mit den Arbeitern und Bauern zu ihr.

Die nationalistische Strömung hatte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. herausgebildet und festigte sich mit der Gründung des Kuomintang, das heißt der Nationalen Volkspartei, unter Führung von Doktor Sun Yat-sen, einem fortschrittlichen Intellektuellen und Revolutionär, auf den die Sozialistische Oktoberrevolution sehr große Wirkung ausübte und zu der er seine Beziehungen intensivierte.

Die Kommunistische Partei von China wurde auf einem Kongress gegründet, der in der Zeitspanne vom 23. Juli bis zum 5. August 1921 stattfand. Lenin schickte Vertreter der Internationale zu jenem Kongress.

Die kommunistische Bewegung widmete sich der Wiedervereinigung von China. Zu den Gründern gehörte der junge Mao Zedong. In den Jahren 1923 und 1924 wird die Antiimperialistische Einheitsfront der KPCh und des Kuomintang gebildet.

Im März 1925 stirbt Sun Yat‑sen und Chiang Kai‑shek übernimmt die Macht, wobei er besonders darauf bedacht ist, mittels seiner starren Führung den chinesischen Süden, besonders das Gebiet von Shanghai, zu kontrollieren.

Chiang sympathisierte nicht mit der kommunistischen Doktrin, und im Jahr 1927 begann er einen groß angelegten Unterdrückungsprozess gegen die Kommunisten in den Einheiten der Nationalen Revolutionsarmee, in den Gewerkschaften und in anderen gesellschaftlichen Bereichen des Landes, besonders in Shanghai. Er unterdrückte ebenfalls stark die Linke innerhalb der Kuomintang. Nach 5monatlicher militärischer Besetzung der Mandschurei errichtete Japan im Jahr 1932 den Staat Manschukuo, was eine große Gefahr für China darstellte. Chiang Kai‑Shek startete fünf Feldzüge zur Einkesselung und Vernichtung der Kommunisten, welche in den im Süden des Landes errichteten Stützpunkten standhaft blieben.

Mit jenen, denen es gelang, dem Verrat von Chiang Kai‑shek im Jahr 1927 zu entkommen, leitete Mao Zedong in den bergigen Gebieten der Provinzen Jiangxi und Hunan, in einem großflächigen Gebiet, die Gründung des Zentrums für den bewaffneten Widerstand, das in seinem Kern von konsequenten und gut organisierten Kommunisten gebildet wurde und sich als Chinesische Sowjetrepublik bezeichnete.

In der Konfrontation mit den zahlenmäßig viel stärkeren nationalistischen Kräften von Chiang Kai‑shek, initiierten circa 100 000 chinesische Kämpfer unter Führung von Mao im Jahr 1934 unter Umgehung des Zentralteils den Langen Marsch Richtung Nordwesten. Ihr Weg führte sie über mehr als 6 000 Kilometer, wobei sie ständig auf der ganzen Wegstrecke und über mehr als ein Jahr kämpften, was eine Heldentat ohnegleichen darstellte und Mao zum unbestreitbaren Führer der Partei und der Revolution in China machte. Die Anwendung der Ideen von Marx und Lenin auf die politischen, wirtschaftlichen, natürlichen, geographischen, sozialen und kulturellen Voraussetzungen von China haben ihn als einen genialen politischen und militärischen Strategen der Befreiung eines Landes ausgezeichnet, dessen Gewicht in der jetzigen Welt nicht unterschätzt werden darf.

Der zweite chinesisch-japanische Krieg begann am 7. Juli 1937. Die Japaner haben wohl überlegt den Zwischenfall verursacht, der den Krieg auslöste. Ein japanischer Soldat verschwindet bei einer Militärparade seiner Armee auf der Brücke Marco Polo, die über einen Fluss 16 Kilometer westlich von Beijing führt. Die am anderen Flussufer stationierte chinesische Armee wird beschuldigt, den Soldaten entführt zu haben und es wird ein Kampf von mehreren Stunden verursacht. Dieser erscheint fast unmittelbar erneut. Die Beschuldigung war falsch, aber der japanische Befehlshaber hatte schon den Befehl zum Angreifen gegeben. Tokio stellte mit der gewohnten Arroganz Bedingungen, die für China nicht akzeptierbar waren, und befahl die Entsendung von drei seiner mit den besten Waffen ausgerüsteten Divisionen. Innerhalb weniger Wochen kontrollierte die japanische Armee den Ost-West-Korridor vom Golf von Chihli – heute Bo Hai – bis nach Beijing.

Ausgehend von Beijing wendete sie sich nach Nanjing, dem Sitz der Chiang Kai‑shek-Regierung. Sie führten eine der schrecklichsten terroristischen Kampagnen der Kriege der modernen Zeit durch. Die Stadt wurde, ebenso wie andere ähnliche, dem Erdboden gleichgemacht, mehrere zehntausend Frauen wurden vergewaltigt und mehrere hunderttausend Menschen wurden brutal ermordet.

Die Kommunistische Partei Chinas hatte den Kampf um die nationale Einheit gegen den japanischen Plan zur Priorität gemacht. Die Zielstellung dieses Plans bestand darin, sich des enormen Landes und seiner Naturreichtümer zu bemächtigen und über 500 Millionen Chinesen der unbarmherzigen Knechtschaft zu unterwerfen. Japan suchte Lebensraum. Seine Haltung war eine Mischung von Kapitalismus und Rassismus: es war die japanische Version des Faschismus.

Die Einheitsfront gegen Japan wirkte schon in jenem Jahr 1937. Die Nationalisten waren sich ebenfalls der Gefahr bewusst. Japan besetzte den Großteil der Küstenstädte. Als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, betrugen die chinesischen Verluste Millionen Menschen.

Während des epischen Kriegsgeschehens wurde der Kampf der Kommunisten gegen die Invasoren immer intensiver und sie verursachten Letzteren sensible Schäden.

Die Vereinigten Staaten gaben den Kommunisten und den Nationalisten Unterstützung. Da ihnen klar wurde, dass ihr Kriegseintritt unmittelbar bevorstand, beantragten sie bei der chinesischen Regierung eine Genehmigung zur Entsendung einer Freiwilligen-Kolonne. So wurde die Luftwaffe-Einheit Fliegende Tiger geschaffen. Roosevelt schickte Flugkapitän i. R. Lee Chenault, der in Ausübung seiner Aufgabe seine Bewunderung für die Disziplin, die Taktik und die Effizienz der kommunistischen Kämpfer zum Ausdruck brachte.

Nach dem Angriff auf Pearl Harbor im Dezember 1941 erfolgte der Kriegseintritt der Vereinigten Staaten. Jedoch konnte Japan zu keinem Zeitpunkt seine Elitentruppen, die gegen Kriegsende eine Million Soldaten betrugen, aus China abziehen.

Chiang Kai-shek, von der Truman-Regierung – die als eine Terrorhandlung die Atomwaffen gegen die Zivilbevölkerung von Japan anwendete – in den starken Mann der Vereinigten Staaten verwandelt, begann erneut den antikommunistischen Bürgerkrieg, aber seine demoralisierten Truppen konnten der unhaltbaren Angriffswelle der Chinesischen Volksarmee nicht standhalten.

Als jener Krieg im Oktober 1949 zu Ende war, sind die Kuomintang-Leute mit Unterstützung der Vereinigten Staaten nach Taiwan geflohen, wo sie unter voller Rückendeckung der Yankees eine antikommunistische Regierung errichteten. Chiang Kai‑shek nutzte die US-Flotte für seine Reise nach Taiwan.

Ist China etwa ein dunkler Winkel der Welt?

Schon bevor Troja errichtet wurde und in den Stadtstaaten von Griechenland die Ilias und die Odyssee verbreitet wurden, die ohne Zweifel wunderbare Schöpfungen der menschlichen Intelligenz sind, entwickelte sich an den breiten Ufern des Gelben Flusses eine mehrere Millionen Menschen umfassende Zivilisation.

Die Wurzeln der chinesischen Kultur befinden sich in der Zhou-Dynastie, 2000 Jahre vor Christus. Ihre eigentümliche Schrift beruht auf mehreren tausend Schriftzeichen, die normalerweise Worte oder Morpheme (ein Begriff der modernen Linguistik, welcher der nicht mit dem Thema vertrauten Allgemeinheit wenig bekannt ist) der Sprache darstellen. Wir sind alle weit davon entfernt, den mysteriösen Zauber jener Sprache zu verstehen, deren Erlernen die natürliche Intelligenz der chinesischen Kinder entwickelt.

Viele jener Erzeugnisse, die in China entstanden sind, wie zum Beispiel das Schießpulver, der Kompass und andere, waren auf dem Alten Kontinent vollkommen unbekannt. Wenn die Winde entgegengesetzt zu der von Kolumbus gefolgten Route blasen würden, dann hätten vielleicht die Chinesen Europa entdeckt.

Seit dem Jahr 2000 regierte in Taiwan eine Partei, deren neoliberale und pro-imperialistische Politik noch schlimmer war, als die traditionelle der Kuomintang, die entschlossener Befürworter dessen ist, Schluss mit dem Prinzip eines einzigen China zu machen, das seit langer Zeit von der Kommunistischen Partei Chinas ausgerufen wurde. Diese dornige Angelegenheit konnte – wie ein modernes Damoklesschwert über den Köpfen von 1,3 Milliarden Chinesen -einen Krieg von unvorhersehbaren Folgen auslösen.

Dass am 23. März der Kandidat jener Partei gewählt wurde, die ehemals die politische Grundlage für Chiang Kai-shek bildete, stellt ohne Zweifel in der Tat einen politischen und moralischen Sieg von China dar. Das entfernt in Taiwan eine Partei von der Macht, welche knapp acht Jahre regiert hat und dabei war, neue und unheilvolle Schritte zu unternehmen.

Wie die Nachrichtenagenturen berichten, war ihre Niederlage überwältigend, da sie nur 4,4 Millionen Stimmen der 17,3 Millionen stimmberechtigten Wähler erhielt.

Der neue Präsident wird am 20. Mai sein Amt antreten. „Wir werden einen Friedensvertrag mit China unterzeichnen“, erklärte er.

Die Agenturmeldungen teilen mit, dass “Ma Ying-jeou Befürworter der Schaffung eines Gemeinsamen Marktes mit China ist, welches Haupthandelspartner der Insel ist.”

Die Volksrepublik China zeigt sich gegenüber der dornigen Angelegenheit würdig und vorsichtig. Der Regierungssprecher im Amt für Taiwan-Angelegenheiten im Staatsrat von Beijing erklärte, dass der Sieg von Ma Ying-jeou beweist, “dass die Unabhängigkeit unter den Taiwanern nicht populär ist”. Mit dieser lakonischen Botschaft wird viel ausgesagt.

In einigen von anerkannten Forschern der Vereinigten Staaten ausgearbeiteten Abfassungen wurde das veröffentlicht, was im chinesischen Gebiet von Tibet geschah.

Im Buch The CIA`s Secret War in Tibet, von Kenneth Conboy der University Press aus Kansas – werden die schmutzigen Machenschaften der Verschwörung beschrieben. William Leary bezeichnet es als “eine ausgezeichnete und beeindruckende Untersuchung über eine der wichtigsten Geheimoperationen des CIA während des kalten Krieges“.

Im Verlaufe von zwei Jahrhunderten hatte kein einziges Land der Welt Tibet als unabhängige Nation anerkannt. Man betrachtete es als einen Bestandteil von China. Im Jahr 1950, nach dem Sieg der kommunistischen Revolution, sah es Indien so. England hat dieselbe Haltung angenommen. Die Vereinigten Staaten betrachteten es bis zum Zweiten Weltkrieg als Bestandteil von China und haben sogar England in diesem Sinn unter Druck gesetzt. Jedoch sahen sie es nach dem Krieg als ein religiöses Bollwerk gegen den Kommunismus an.

Als die Volksrepublik China in den tibetanischen Gebieten die Agrarreform durchführte, akzeptierte deren gesellschaftliche Elite es nicht, dass ihre Besitztümer und Interessen beeinträchtigt würden. Das führte 1959 zu einem bewaffneten Aufstand. Die bewaffnete Rebellion im Tibet wurde – im Unterschied zu denen von Guatemala, Kuba und anderen Ländern, wo sie unter Zeitdruck handelten – jahrelang von den Geheimdiensten der Vereinigten Staaten vorbereitet, wie aus den vorher genannten Untersuchungen hervorgeht.

Ein weiteres Buch, Buddha´s warriors – das in diesem Fall apologetisch für den CIA ist – und dessen Autor Mikel Dunshun ist, berichtet, wie die Institution mehrere hundert Tibetaner in die Vereinigten Staaten brachte, wie sie die Rebellion leitete, ausrüstete, Fallschirme mit Waffen schickte, jene in dessen Bedienung ausbildete, wobei sie sich gleichzeitig auf Pferden fortbewegten, wie es die arabischen Guerilla-Kämpfer taten. Das Vorwort des Werks wurde von Dalai Lama geschrieben, der Folgendes zum Ausdruck bringt: “Auch wenn ich tief in meinem Inneren das Gefühl habe, dass der Kampf der Tibetaner nur durch ein langfristiges Konzept und unter Verwendung friedlicher Mittel siegreich sein kann, habe ich doch immer jene Freiheitskämpfer wegen ihrem Mut und ihrer unerschütterlichen Unerschrockenheit bewundert.”

Jener Dalai Lama, der mit der Goldenen Medaille des US-Kongresses ausgezeichnet wurde und George W. Bush wegen seiner Bemühungen zugunsten der Freiheit, der Demokratie und der Menschenrechte lobte.

Der Krieg in Afghanistan wurde vom Dalai Lama als eine “Befreiung” bezeichnet, der Krieg in Korea als eine “fast-Befreiung” und der von Vietnam als ein “Scheitern”.

Ich habe eine straffe Zusammenfassung der dem Internet entnommenen Angaben gemacht, besonders aus der Website von Rebelión. Aus Raum- und Zeitgründen habe ich nicht die Seiten der Bücher angegeben, aus denen die verwendeten Zitate stammen.

Es gibt Menschen, die unter Chinesen-Phobie leiden, eine recht verbreitete Gewohnheit bei Vielen im Westen, die aufgrund der andersartigen Erziehung und Kultur daran gewohnt sind, alles was aus China kommt mit Verachtung zu betrachten.

Ich war praktisch noch ein Kind, als man schon von der “gelben Gefahr” sprach. Die chinesische Revolution schien damals etwas Unmögliches; die wirklichen Gründe der chinesenfeindlichen Haltung waren als solche rassistische.

Warum ist der Imperialismus so sehr bemüht, China direkt oder indirekt einer Zermürbung auf internationaler Ebene zu unterwerfen?

Einst, das heißt vor 50 Jahren, um dem Land die heldenhaft verdienten Vorrechte als ständiges Mitglied des Sicherheitsrates zu verweigern; später, aufgrund der begangenen Fehler, die zu den Protestaktionen von Tiananmen führten, wo die Freiheitsstatue glorifiziert wurde, welche ein Symbol eines Imperiums ist, das heutzutage die Verneinung jeglicher Arten von Freiheit ist.

Die Gesetzgebung der Volksrepublik China hat sich bei der Ausrufung und Anwendung der Achtung von Recht und Kultur der 55 ethnischen Minderheiten besondere Mühe gegeben.

Die Volksrepublik China ist gleichzeitig äußerst empfindlich in Bezug auf alles, was mit der Integrität ihres Hoheitsgebiets zu tun hat.

Die gegen China geführte Kampagne ist wie ein Trompetensstoß, der zum Angriff ruft, um dem verdienten Erfolg des Landes und seines Volkes als Gastgeber der nächsten Olympischen Spiele den Glanz zu nehmen.

Die Regierung von Kuba hat eine kategorische Erklärung in Unterstützung von China bezüglich der in Verbindung zum Tibet gegen das Land gestarteten Kampagne abgegeben. Diese Haltung war korrekt. China achtet das Recht der Bürger, einen Glauben zu haben oder nicht. In jenem Land gibt es muslimische, christlich katholische oder nicht katholische Gruppierungen von Gläubigen, Gläubige anderer Religionen und mehrere Dutzend ethnische Minderheiten, deren Rechte in der Verfassung abgesichert sind.

In unserer Kommunistischen Partei ist die Religion kein Hindernis, um Parteimitglied zu sein.

Ich achte das Recht des Dalai-Lama auf seinen Glauben, aber ich bin nicht dazu gezwungen, an den Dalai-Lama zu glauben.

Ich habe viele Gründe, an den chinesischen Sieg zu glauben.


Fidel Castro Ruz

31. März 2008
17:15 Uhr

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