Donnerstag, 11. Juni 2009

Goebbels wäre neidisch geworden

Reflexionen des Genossen Fidel: Goebbels wäre neidisch geworden

Ich habe gestern die Podiumsgespräch-Sendung gehört. Unter anderem wurde die Operation Peter Pan analysiert, eine der widerlichsten Handlungen der gegen unser Land durchgeführten moralischen Aggression. Das Thema elterliche Sorge ist äußerst empfindlich. Es war ein abstoßender Tiefschlag. In einem der Romane von Michael Scholochow, den ich Jahre später gelesen habe, wird diese Verleumdung erwähnt, die schon gegen die Oktoberrevolution von 1917 verwendet worden war.

Der Urheber der Operation gegen Kuba war Monsignore Wals, ein dem Bischof von Miami unterstehender, US-amerikanischer katholischer Pfarrer.

Die Operation wurde im Verlaufe des Jahres 1960 begonnen. Wie bekannt, hatte unsere Revolution den Ausreisen aus dem Land keinerlei Hindernis in den Weg gelegt. Sie sollte das freiwillige Werk eines freien Volkes sein. Die imperialistische Antwort war, unter anderen schwerwiegenden Aggressionen, Peter Pan.

Als Taladrid jenes Ereignis kommentierte, nannte er den Namen eines Ökonomielehrers, Ángel Fernández Varela. Ich erinnerte mich daran, dass ein weltlicher Lehrer uns Unterricht in einem der Fächer, in Volkswirtschaftslehre, gab, als ich das letzte Jahr vor dem Abitur im Colegio de Belén absolvierte. Es handelte sich natürlich nicht um einen Marxismus-Leninismus-Kurs, welches das ideologische Thema war, auf das man sich 18 Jahre später berief, um uns aus der OAS zu verstoßen. Es war ein einfacher und recht elementarer Unterricht über bürgerliche Volkswirtschaftslehre. Wir, die dort unterrichteten weißen Schüler, waren ja auch nichts anderes als Bürgerliche. Der Lehrer, der diesen zwei bzw. drei Mal pro Woche erteilte, war pünktlich und hat niemals zum Unterricht gefehlt.

Mich überraschte das, was ich beim Podiumsgespräch hörte. „Ob das etwa jener Lehrer ist?“ fragte ich mich. Ich rief Taladrid wegen weiteren Angaben an. Ich konnte es durch ihn bestätigen, denn er wusste, dass jener Lehrer am Colegio de Belén gewesen ist. Luis Báez versichert ebenfalls, dass ich mich mit jenem Lehrer im Jahr 1959 irgendwo in Havanna getroffen habe und seine Haltung kritisiert hatte, aber ich konnte mich nicht an dieses Detail erinnern.

Walsh wurde vor einigen Tagen post mortem wegen seiner „Heldentat“ bezüglich der Operation Peter Pan ausgezeichnet. Er hatte vor Jahren erklärt, dass er für den Beginn der Operation Telefonanrufe erhalten und mit dem CIA koordiniert hat.

Ende Mai hat Álvaro F. Fernández, Sohn von Fernández Varela, in der elektronischen Zeitschrift Progreso Semanal Folgendes erzählt: „…einige Jahre vor seinem Tod in Miami hat mein Vater meine Schwester María, ihren Ehemann und mich in Anwesenheit meiner Mutter versammelt und uns gesagt, dass er einer der Verantwortlichen gewesen sei, welche den gefälschten Gesetzestext aufgesetzt hatten, der die Hysterie bezüglich der ,Beseitigung der elterlichen Sorge’ hervorgerufen hat. Deshalb weiß ich ohne jeden Zweifel, dass die Operation Peter Pan ein maliziöser Schachzug der Unmoral war, der von dem CIA vor der Invasion der Schweinebucht entworfen und herbeigesehnt wurde…“

Ein CIA-Agent brachte den falschen Gesetzentwurf von Miami nach Havanna. Ángel Fernández Varela selbst hat der Zeitschrift Contrapunto erzählt, dass er zwischen 1959 und 1968 für den CIA gearbeitet hatte.

Jedes der 14.000 in das Drama involvierten Kinder ist seinen traumatischen Weg gegangen. Sie stammten vorwiegend aus den mittleren Schichten der Bevölkerung. Es waren weder Kinder von Großgrundbesitzern noch der Großbourgeoisie, es gab keinen Grund, sie in jenes Drama hineinzuziehen. Zu jenem Zeitpunkt gab es eine Yankee-Botschaft, welche die Genehmigungen zur Einreise in die Vereinigten Staaten erteilte. Diejenigen für die Kinder der Peter Pan wurden als Pakete geschickt, und die Formulare dann in Kuba mit den Namen der Kleinen ausgefüllt. Keines der Kinder bedurfte der Rettung. Über viele Jahre hat die Revolution die Ausreise von insgesamt circa einer Million Menschen ermöglicht, von denen die Mehrheit in die Vereinigten Staaten ging, in das reichste Land, welches das Brain-Drain und Abwerben von ausgebildeten Menschen und qualifizierten Fachkräften stimuliert.

Die Vereinigten Staaten wären nicht in der Lage, dasselbe mit irgendeinem anderen Land von Lateinamerika zu tun. Wen könnte die diabolische geheime Operation begünstigen?

Die Dozentin für Politikwissenschaft der Universität DePaul in Chicago, María de los Ángeles Torres, die ein Peter-Pan-Kind gewesen ist, hat – obwohl sie keine Revolutionärin ist - von dem CIA gefordert, die circa 1.500 Dokumente bezüglich der Operation Peter Pan zu verlautbaren. Der CIA weigert sich unter dem Vorwand der Nationalen Sicherheit diese zu verlautbaren. Die Angelegenheit stinkt so zum Himmel, dass sie sie nicht enthüllen wollen.

Trotz dieser Weigerung hat Frau Professor Torres auf ihre Bitte erreicht, dass die Präsidialbibliothek Lyndon B. Johnson ihr Zugang zu einem Dokument der Regierung der Vereinigten Staaten ermöglichte, das einen Vorschlag des Hochkommissariats der UNO für Flüchtlinge abwies, der darin bestand, dass die UNO die Reisen der Eltern jener Kinder bezahlen würde, welche in die Vereinigten Staaten geschickt worden waren. Jenes Material wurde vor über 15 Jahren in der Presse jenes Landes veröffentlicht.

Peter Pan war ein Manöver von zynischer Publicity, das selbst Goebbels, den Propagandaminister der Nazis, mit Neid erfüllt hätte.


Fidel Castro Ruz

11. Juni 2009
16:40 Uhr

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