Donnerstag, 25. September 2008

Die Selbstkritik von Bush

Reflexionen des Genossen Fidel: Die Selbstkritik von Bush

In einer kurz gefassten Rede von 15 Minuten hat der Präsident der Vereinigten Staaten Dinge gesagt, die, von jeglichem Widersacher ausgesprochen, als grauenhafte und zynische Verleumdungen gegen das Wirtschaftssystem seines Landes bezeichnet worden wären, dass er als "demokratischen Kapitalismus" bezeichnete.

Nachdem er auf dramatische Art und Weise an den Kongress appellierte, er solle ihm zusätzlich 700 Milliarden Dollar zuweisen, um der Krise zu begegnen, gab er unter anderem folgende Gründe an:

  • Dies ist ein außerordentlicher Augenblick für die Wirtschaft der Vereinigten Staaten.

  • Wir konnten bedauerliche Situationen in der Wirtschaft der Vereinigten Staaten beobachten.

  • Das Ziel besteht darin, die Wirtschaft des Landes zu schützen.

  • Ich habe behauptet, dass die Weltwirtschaft weiter von Gesetzgebungen des 20. Jahrhunderts beherrscht wird. Sie muss den Finanzen des 21. Jahrhunderts angepasst werden.

  • Die Banken mussten sehen, wie der Kredit eingeschränkt wurde.

  • Viele Kreditvermittler haben Krediten zugestimmt, ohne die Zahlungsfähigkeit zu überprüfen.

  • Wie sind wir an diesem Punkt angekommen? Welche finanzielle Zukunft wird das Land haben?

  • Die Volkswirtschaftler behaupten, dass dies Probleme sind, die nicht allein in einem Jahrzehnt entstanden sind.

  • Viele Volkswirtschaftler stimmen darin überein, dass unsere jetzigen Probleme über einen langen Zeitraum herangereift sind.

  • Viele Unternehmer erhielten Kredite, um Geschäfte zu machen und Häuser und Autos zu kaufen. Es gab viele negative Folgen, besonders auf dem Immobilienmarkt.

  • Viele Kreditgeber haben Kredite erteilt, ohne die Zahlungsfähigkeit ihrer Kunden zu überprüfen.

  • Viele Menschen waren der Meinung, dass sie ihre Hypotheken tilgen werden könnten, und dem war nicht so.

  • Alles das hatte Auswirkungen, die über den Immobilienmarkt hinausgingen.

  • Die Wertpapiere werden an Investoren der ganzen Welt verkauft. Viele waren der Meinung, dass diese einen handfesten Wert besäßen.

  • Viele Gesellschaften und Firmen, wie zum Beispiel Freddie Mac, haben sich viel Geld ausgeliehen und so unseren Finanzmarkt in Gefahr gebracht.

  • Die großen Banken hatten plötzlich hohe, nicht veräußerbare Anlagevermögen.

  • Andere Banken befanden sich in ähnlichen Situationen und so erschöpfte sich der verfügbare Kredit.

  • Viele glaubten, dass sie die Genehmigung der Bundesregierung besaßen, während sie unser Finanzsystem in Gefahr brachten.

  • Im Verlaufe der Zeit wurde die Situation immer prekärer.

  • Ich vertraue vollkommen auf das freie Unternehmertum.

  • Dieser Niedergang im Immobiliengeschäft hatte einen Domino-Effekt.

  • Ich bin der Meinung, dass die Gesellschaften und Firmen, die falsche Entscheidungen getroffen haben, dafür zahlen müssen. Unter normalen Umständen hätte ich nicht dafür gestimmt, aber wir haben keine normalen Umstände vorliegen.

  • Der Markt funktioniert nicht richtig. Es hat einen sehr großen Vertrauensverlust gegeben.

  • Die wichtigsten Regierungsexperten stimmen darin überein, dass es beim Ausbleiben einer sofortigen Aktion eine Panik im Land geben und weitere Banken bankrott gehen könnten und es außerdem negative Auswirkungen auf die Rentenkonten und eine Zunahme der Immobiliarvollstreckungen geben würde und dass Millionen US-Amerikaner ihre Arbeitsplätze verlieren könnten.

  • Das Land könnte eine lange und schmerzhafte Rezession erleiden. Wir können das nicht zulassen.

  • Viele werden sich fragen, wie dieser Rettungsplan funktionieren wird.

  • Es muss mit der größtmöglichen Schnelligkeit gehandelt werden.

  • Die Regierung wird bis zu 700 Milliarden bereitstellen, um Liquidität zu injizieren.

  • Die Regierung wird zu erreichen versuchen, dass die Märkte sich so schnell als möglich normalisieren.

  • Wir haben gesehen, wie eine Gesellschaft bzw. Firma soviel wachsen kann, dass ihr Wert das gesamte Finanzsystem in Gefahr bringen kann.

  • Die Regierung muss die Genehmigung zur Überwachung der Unternehmen erhalten, um sicherzustellen, dass deren Wachstum nicht die Weltwirtschaft aufs Spiel setzt.

  • Der demokratische Kapitalismus ist das beste System, das entwickelt wurde.

  • Ich weiß, dass die US-Amerikaner manchmal den Mut verlieren, aber das ist eine vorübergehende Situation.

  • Die Geschichte hat gezeigt, dass ihre Führer sich in Notzeiten vereinen, um diesen Umständen zu begegnen.

  • Morgen werden im Weißen Haus Obama, McCain und andere führende Köpfe des Kongresses zusammenkommen.


Er beendete seine Worte, indem er für die Aufmerksamkeit dankte.

Einige weisen auf die Tatsache hin, dass er mit gerunzelter Stirn seine Augen keine Sekunde vom Teleprompter abwendete.

George W. Bush hat gestern nicht nur diese Wahrheiten bekannt, sondern gleichzeitig so etwas wie eine andere Alliance of Progress lanciert.

Das erste Bündnis dieser Art war der kolossale Scherz von Punta del Este im Jahr 1961, das von Kennedy nach der Revolution in Kuba konzipiert wurde

Das vorletzte war, wie bekannt, das von Bill Clinton und nannte sich Free Trade Comerce Agreement (FTCA) (Freihandelzone), das 1994 unterzeichnet wurde. Dieses erhielt im Jahr 2005 in Mar del Plata den Gnadenschuss.

Am selben Tag der “Selbstkritik” lancierte Bush das Abkommen PPAI: "Pathway to prosperity and the American iniciative". Das ist außerdem ein lächerlicher Name.

Bei Einsicht der Liste der zehn lateinamerikanischen Länder, die sich in New York dieser Initiative verpflichtet haben, konnte ich die Abwesenheit von Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay, Bolivien, Ecuador, Venezuela und Nicaragua feststellen, d.h. fast aller südamerikanischer Länder und eines zentralamerikanischen Landes, dessen ehemaliger Außenminister Miguel D’Escoto, Sandinist und Theologe der Befreiungstheologie, im Augenblick den Vorsitz der Vollversammlung der Vereinten Nationen führt.

Gemäß der sich wiederholenden Phantasie von Bush, “wird” das Projekt, über das die Nachrichtenagenturen berichten, gemäß den an die Regierungen der zehn anwesenden lateinamerikanischen Länder gerichteten Worten von Bush „solch ein Arbeiten ermöglichen, dass sicher stellt, dass die Gewinne des Handels weitgehend verteilt werden.”

„Es wird die Verbindungen zwischen den regionalen Märkten vertiefen und unsere Kooperation in Entwicklungsfragen ausdehnen.“

„Es ist gut für uns, uns weiterhin neue Märkte zu eröffnen, besonders in unserer unmittelbaren Nachbarschaft.“


Diese Tatsachen stellen ein ausgezeichnetes Studienmaterial für die ideologische Schlacht dar.

Was für einen Fortschritt kann der Imperialismus mit seinen Atomwaffen, seiner Rüstungsindustrie, seiner eskortierten nuklearen Flugzeugträgerflotte, seinen Eroberungskriegen, dem ungleichen Handel und der anhaltenden Ausplünderung anderer Völker irgendeinem Land von Lateinamerika absichern?

Die Selbstkritik ist keine im „demokratischen Kapitalismus" beinhaltete Kategorie. Auf jeden Fall sollte man nicht undankbar bzw. unhöflich sein: Wir müssen Bush für seinen genialen Beitrag zur Politischen Theorie danken.


Fidel Castro Ruz
25. September 2008
18:35 Uhr

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