Reflexionen des Genossen Fidel: Die Beklemmungen des entwickelten Kapitalismus
Der vergangene Montag, der 9. März, war – wie alle anderen – ein wunderbarer Tag voller Widersprüche des entwickelten Kapitalismus inmitten seiner hoffnungslosen Krise.
Die britische Nachrichtenagentur Reuters, die ganz und gar nicht im Verdacht der Kapitalismus-Feindlichkeit steht, veröffentlichte an jenem Tag: »Lateinamerika wird in diesem Jahr bedeutend weniger Wachstum aufweisen, da es nach Jahren des Wohlstands - gekennzeichnet durch ein Ansteigen der Rohstoffpreise - von einer starken Verlangsamung des Wirtschaftswachstums bzw. sogar von Rezessionen in einigen seiner wichtigsten Volkswirtschaften heimgesucht wird.«
»Wenn auch die IDB keine eigenen Planungsentwürfe macht, so wies doch Lora – Volkswirtschaftler der Bank für industrielle Entwicklung – darauf hin, dass ‘schon niemand mehr davon spricht, dass die Region mehr als ein Prozent wachsen wird (dieses Jahr). Es ist sogar so, dass man beim Überprüfen der letzten Planungsvorgaben feststellen kann, dass es praktisch in allen großen Volkswirtschaften Lateinamerikas Rückgänge gegeben hat. Wenn man die Planungen anschaut, dann kann man verstehen, warum alle großen Volkswirtschaften abstürzen’, sagte Lora.«
»In starkem Maße von der Weltfinanzkrise betroffen, welche die Nachfrage nach ihren Exporten stark vermindert hat, wird die Region keine schnelle Erholung zu verzeichnen haben, sagte er.«
»‚Die Krise wird keine Angelegenheit von zwei oder drei Jahren sein, für einige Länder Lateinamerikas kann sie viel länger dauern’, ließ Lora verlauten, indem er eine von der IDB realisierte Umfrage unter führenden Meinungsmachern zitierte, welche ergab, dass die große Mehrheit eine Stagnation bzw. einen Rückgang der Pro-Kopf-Einkommen der Länder der Region für die nächsten vier Jahre prophezeit.«
Am selben Tag berichtet die spanische Nachrichtenagentur EFE:
»Die Kokain-Erzeugung hat sich auf mehrere Länder Lateinamerikas ausgebreitet und hat eine Flut von Gewalt und internen Vertreibungen der Bevölkerung ausgelöst, was dazu geführt hat, dass einige fordern, den Krieg gegen den Drogenhandel zu konzipieren, berichtet heute die britische Tageszeitung The Guardian.«
»Diese Industrie, welche Gewinne von Tausenden und Abertausenden Dollars hervorbringt, hat viele Bauern gezwungen, ihre Ländereien zu verlassen, hat zu Bandenkriegen geführt und hat die staatlichen Einrichtungen korrumpiert, schreibt die Zeitung.«
»Allein in Mexiko starben im vergangenen Jahr 6 000 Menschen aufgrund solcher Aktivitäten, und die Gewalt beginnt sich nach Norden zu verlagern, d.h. in die Vereinigten Staaten selbst.«
»Gleichzeitig verzeichnete eine neue Drogenhandel-Route zwischen Südamerika und Westafrika einen so schnellen Zuwachs, dass der Korridor um den zehnten Breitengrad, der beide Kontinente vereint, schon auf den Namen die ‚Interstate 10’ getauft wurde.«
»Fast alle von der Zeitung Befragten stimmen darin überein, dass die unersättliche Kokain-Nachfrage in Europa und Nordamerika die unter Führung der USA unternommenen Bemühungen zum Abdrosseln des Angebots konterkariert und Lateinamerika großen Schaden zugefügt haben.«
»‘Wir sind der Meinung, dass der Krieg gegen die Drogen gescheitert ist, da keine der Zielstellungen erreicht wurde’, erklärte César Gaviria, ehemaliger Präsident von Kolumbien und Mitvorsitzender der Lateinamerikanischen Kommission über Drogen und Demokratie, der Zeitung gegenüber.«
»Gemäß Gaviria ‘haben die auf Verboten aufgebauten Politik-Richtlinien auf der Grundlage der Ausmerzung, der Untersagung und der Kriminalisierung nicht die erwarteten Ergebnisse gezeitigt. Wir sind heute weiter denn je von dem Ziel, die Drogen zu beseitigen, entfernt.’«
»Die Strategie der Vereinigten Staaten in Kolumbien und Peru, die im Kampf gegen die Rohstoffe besteht, hat nicht funktioniert, anerkennt seinerseits Oberst René Sanabria, Chef der Polizeieinheit zur Drogenbekämpfung von Bolivien.«
»Ein Bericht der Brookings Institution aus den USA und eine unabhängige Studie von Jeffrey Miron, Volkswirtschaftler von Harvard, unterstützt von 500 seiner Kollegen, hat sich denen angeschlossen, die einen Standpunktwechsel fordern.«
Die Agentur AFP veröffentlicht ihrerseits:
»Der mexikanische Präsident Felipe Calderón forderte am letzten Montag von den Vereinigten Staaten, dass diese ‚mit Taten’ ihren Teil der Verantwortung im Kampf gegen den Rauschgifthandel erfüllen, dessen Betätigungsfeld sich vor allem an der gemeinsamen Grenze konzentriert.«
»‚Im Namen der mehreren Hundert gefallenen mexikanischen Polizisten ist es von grundlegender Wichtigkeit, dass die Vereinigten Staaten durch Taten ihren Teil der Verantwortung in diesem Kampf gegen den Drogenhandel übernehmen’, erklärte Calderón während einer Pressekonferenz mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, der zu einem offiziellen Besuch in Mexiko weilte.«
»Calderón bat Washington außerdem darum, Information über die Tätigkeit der mexikanischen Drogenhändler in den Vereinigten Staaten - dem größten Kokain-Verbrauchermarkt der Welt, der vor allem durch die Kartelle seines südlichen Nachbarn versorgt wird – auszutauschen.«
»‚Wenn die Geheimdienste bzw. die Sonderagenturen von Polizei und Armee der Vereinigten Staaten Informationen über mexikanische Kriminelle in den Vereinigten Staaten besitzen, dann möchten wir diese Information haben’, sagte Calderón zu Journalisten, nachdem er mit Sarkozy im Nationalpalast zusammen getroffen war.«
»Die Regierung von Mexiko hat eine Bundesaktion mit 36 000 Militärangehörigen gestartet, um die Drogenkartelle zu bekämpfen, welche in einen Krieg um den illegalen Transport des Rauschgiftes in die Vereinigten Staaten verwickelt sind, der im Jahr 2008 schon 5 300 Tote gefordert hat.«
Am selben Tag hat die Vorsitzende des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten Nancy Pelosi, erklärt, dass sie eine entschlossene Befürworterin der Erhöhung des Äthanolanteils im Kraftstoff auf bis zu 15% sei, um so die Abhängigkeit des Landes von Erdölimporten zu vermindern.
Wie bekannt, wird das Äthanol in den Vereinigten Staaten aus jenem Korn hergestellt, das einen Platz von großer Tragweite in der menschlichen Entwicklung einnimmt.
Diese ganz frischen, am vergangenen Montag von den Agenturen veröffentlichten Nachrichten zeigen, welch große Glaubwürdigkeit den Schlussfolgerungen von Atilio Boron beizumessen ist, die in der von Granma vom selben Tag in einer synthetischen Zusammenfassung enthalten sind.
Fidel Castro Ruz
11. März 2009
13:42 Uhr
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