Donnerstag, 19. März 2009

Wir haben die Schuld

Reflexionen des Genossen Fidel: Wir haben die Schuld

In dem heute, kurz vor drei Uhr früh, beendeten Spiel zwischen den Teams von Japan und Kuba sind wir ohne Zweifel eindeutig besiegt worden.

Die Veranstalter des World Classic hatten beschlossen, dass die drei im Baseball bestplatzierten Länder der Welt in San Diego zum gegenseitigen Ausscheiden aufeinander treffen, indem sie Kuba willkürlich in die asiatische Gruppe einschlossen, trotzdem wir vollkommen zur Karibik gehören.

Ich bezweifle jedoch, dass aus der Gruppe der Wettkämpfer, die in den nächsten drei Tagen in Los Angeles spielen werden, irgendeine westliche Mannschaft Japan und Korea besiegen kann. Nur eines der beiden asiatischen Länder mit der ihnen eigenen Klasse wird entscheiden, wer den ersten und zweiten Platz des World Classic belegen wird.

Die Hauptsache für die Veranstalter bestand darin, dass Kuba ausscheiden sollte - das revolutionäre Land, das heldenhaft standgehalten hat und das in der Schlacht der Ideen nicht besiegt werden konnte. Dessen ungeachtet werden wir eines Tages erneut eine führende Macht in dieser Sportart sein.

Die ausgezeichnete Mannschaft, welche uns im World Classic vertreten hat und die sich hauptsächlich aus jungen Athleten zusammensetzt, ist ohne Zweifel eine echte Verkörperung der besten Athleten unseres Landes.

Sie haben mit viel Courage gekämpft und weder die Zuversicht verloren noch bis zum letzten Inning den Versuch aufgegeben, den Sieg zu erreichen.

Die von Kuba aus von den leitenden Organen unter Expertenberatung angeregte Mannschaftsaufstellung war gut und flößte Vertrauen ein. Sie war offensiv und defensiv stark. Es stand eine gute Reserve an qualifizierten Pitchers und kräftigen Schlagmännern zur Verfügung, falls es die wechselhaften Umstände eines Spiels es erforderlich machen würden. Unter Anwendung derselben Konzepte wurde das starke mexikanische Team besiegt und beherrscht.

Ich muss darauf hinweisen, dass das Management der Mannschaft in San Diego äußerst schlecht war. Es überwog das überholte Kriterium der althergebrachten Methoden und das bei einem Gegner, der fähig ist, ständig etwas Neues zu entwickeln.

Wir müssen die entsprechenden Lehren daraus ziehen.

Der Baseball ist heutzutage unter allen Sportarten diejenige, die, aufgrund der Vielfalt von möglichen Situationen und der spezifischen Rolle jedes einzelnen der neun Männer auf dem Feld, am meisten dazu in der Lage ist, Interesse zu wecken. Als ein echt emotionsgeladenes Schauspiel ist er dabei, sich überall seinen Weg zu bahnen. Trotzdem die Stadien sich mit Anhängern füllen, kann nichts davon dem Vergleich mit den Bildern standhalten, welche die Kameras auffangen. Das scheint dafür erfunden zu sein, den Baseball auf diese Art und Weise zu übermitteln.

Das Fernsehen vervielfacht das Interesse, die Details jeder Aktion bis in alle Einzelheiten zu zerlegen. Es ist sogar in der Lage, die Nähte und die Drehbewegung eines Wurfs mit einer Geschwindigkeit von 100 Meilen zu zeigen, den Ball, der auf der weißen Linie entlang rollt oder denjenigen, der eine zehntel Sekunde bevor bzw. nachdem der Fuß des Läufers das Mal berührt auf dem Handschuh des Feldspielers ankommt. Ich kann mich an keine andere Sportart erinnern, die mit dieser Situationsvielfalt mithalten kann, ausgenommen das Schachspiel, bei dem die Aktivität aufhört, eine Muskeltätigkeit zu sein und zu einer intellektuellen wird, deren Fernsehübertragung unmöglich ist.

In Kuba, wo praktisch fast alle Sportarten ausgeübt werden und diese zahlreiche Anhänger haben, ist der Baseball zu einer Nationalleidenschaft geworden.

Wir haben uns auf unseren Lorbeeren ausgeruht und haben jetzt die Konsequenzen zu tragen. Korea und Japan, zwei geographisch weit von den Vereinigten Staaten entfernte Länder, haben reichhaltige wirtschaftliche Mittel in jenen importierten bzw. auferlegten Sport investiert.

Die Entwicklung solch einer Sportart in jenen beiden asiatischen Ländern folgt den charakteristischen Besonderheiten derselben. Ihre Einwohner sind fleißig, opferbereit und ausdauernd.

Japan, ein entwickeltes und reiches Land mit über 120 Millionen Einwohnern, hat sich der Entwicklung des Baseball gewidmet. Wie alles in einem kapitalistischen System ist der Profisport ein großes Geschäft, aber der Nationalwille hat seinen Profispielern rigorose Regeln auferlegt.

Kubanische Spieler, die in Japan gearbeitet haben, kennen die Regeln sehr gut, die sie auferlegt haben. Die Gehälter der Profis in den Mayor League der USA sind logischerweise viel höher als die in Japan, welches seinerseits nach den USA das Land mit der mächtigsten Profiliga ist. Keinem der japanischen Profispieler ist es erlaubt, in die Mayor League der USA oder eines anderen ausländischen Landes überzuwechseln, ohne vorher acht Jahre in den Mannschaften der japanischen Nationalliga gearbeitet zu haben. Deshalb ist keiner der Mitglieder ihrer internationalen Mannschaft unter 28 Jahre alt.

Das Training ist unwahrscheinlich rigoros und methodisch. Sie haben technische Methoden zur Entwicklung der für jeden Spieler erforderlichen Reflexe ausgearbeitet. Die Schlagmänner trainieren jeden Tag mit hunderten Würfen sowohl von Links- als von Rechtshändern. Die Pitcher sehen sich ihrerseits gezwungen, täglich vierhundert Würfe zu absolvieren. Wenn sie im Spiel irgendeinen Fehler begehen, müssen sie einhundert weitere Würfe durchführen. Sie tun das gern, wie eine Selbstkasteiung. Auf diese Art und Weise erwerben sie eine beachtliche Muskelkontrolle, die Befehlen des Gehirns gehorcht. Deshalb rufen ihre Schlagmänner Bewunderung mit ihrer Fähigkeit hervor, die Bälle an die genauen, von ihnen vorgesehenen Punkte schicken zu können. Sie wenden ähnliche Methoden für jede einzelne der Tätigkeiten an, die jeder Athlet auf den von ihm verteidigten Positionen und in seinen Tätigkeiten als Schlagmann durchzuführen hat.

Mit ähnlichen Charakteristiken entwickeln sich die Athleten des anderen asiatischen Landes, der Republik Korea, welche schon zu einer mächtigen Macht des Welt-Profi-Baseball geworden ist.

Die Asiaten sind körperlich nicht so stark wie ihre westlichen Rivalen. Sie sind auch nicht so explosiv. Aber es ist so, dass weder die Kraft ausreichend ist, um die Reflexe zu besiegen, die ihre Spieler entwickelt haben; noch kann die Explosivität allein, die Methodik und die Kaltblütigkeit ihrer Athleten aufwiegen. Korea hat versucht, korpulente Männer zu suchen, die in der Lage sind, mit mehr Kraft zu schlagen.

Unsere Hoffnungen beruhten auf der patriotischen Aufopferung unserer Athleten und dem Eifer, mit dem sie ihre Ehre und ihr Volk verteidigen, und das ausgehend von einer Kaderschmiede, die mehrmals, ja sogar dutzende Male geringer ist bezüglich der menschlichen Ressourcen im Vergleich zu Japan zum Beispiel, wobei von diesen noch diejenigen abzurechnen sind, die ein schwaches Bewusstsein haben und sich von unseren Feinden bestechen lassen. Aber das ist nicht ausreichend, um unsere Vorherrschaft im Baseball zu erhalten. Es müssen technischere und wissenschaftlichere Methoden bei der Entwicklung unserer Athleten angewandt werden. Die vorhandene ausgezeichnete Grundlage in den Bereichen Bildung und Sport unseres Landes ermöglicht dies.

Bei uns gibt es zurzeit genügend junge Pitcher und Schlagmänner mit ausgezeichneten sportlichen Qualitäten. Kurzum: die Methoden zur Vorbereitung und Entwicklung unserer Athleten müssen grundlegend umgestaltet werden, und das nicht nur im Baseball, sondern in allen Sportdisziplinen.

Unsere Nationalmannschaft wird in den nächsten Stunden zurückkehren. Empfangen wir sie mit allen Ehren, die ihr beispielhaftes Verhalten verdient! Sie haben keine Schuld an den Fehlern, die sie zu dem widrigen Ergebnis geführt haben.

Wir sind die Schuldigen, weil wir nicht rechtzeitig unsere Fehler zu berichtigen wussten.



Fidel Castro Ruz

19. März 2009
14:58 Uhr

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