Reflexionen des Genossen Fidel: Die zwei Koreas
Teil 1:
Die koreanische Nation mit ihrer eigenen, sie von ihren chinesischen und japanischen Nachbarn unterscheidenden Kultur, besteht seit dreitausend Jahren. Das sind typische Merkmale der Gesellschaften jener asiatischen Region, einschließlich der chinesischen, der vietnamesischen und anderer. Nichts dergleichen kann man in den westlichen Kulturen beobachten, von denen einige seit weniger als 250 Jahren bestehen.
Die Japaner hatten China im Krieg von 1894 die Kontrolle über die koreanische Dynastie entrissen und haben deren Gebiet in eine Kolonie von Japan verwandelt. Durch ein Abkommen zwischen den Vereinigten Staaten und den koreanischen Behörden wurde im Jahr 1892 der Protestantismus in jenem Land eingeführt. Andererseits war der Katholizismus durch die Missionen ebenfalls in jenem Jahrhundert eingedrungen. Es wird geschätzt, dass zum jetzigen Zeitpunkt circa 25 Prozent der Bevölkerung von Südkorea christlichen Glaubens ist und eine ähnliche Anzahl buddhistisch. Die Philosophie von Konfuzius hat auf geistigem Gebiet großen Einfluss auf die Koreaner ausgeübt, die sich nicht durch fanatische Religionsausübung auszeichnen.
Zwei wichtige Figuren haben im 20. Jahrhundert hervorragenden Stellenwert im politischen Leben jener Nation eingenommen. Syngman Rhee, geboren im März 1875, und Kim Il Sung, der 37 Jahre später, im April 1912, zur Welt kam. Beide Persönlichkeiten, die verschiedener sozialer Herkunft waren, haben sich ausgehend von nicht von ihnen abhängenden historischen Umständen gegenseitig bekriegt.
Die Christen haben sich dem japanischen Kolonialsystem widersetzt, darunter Syngman Rhee, der aktiver Protestant war. Der Status quo von Korea wurde verändert: Japan annektierte im Jahr 1910 sein Gebiet. Jahre darauf, im Jahr 1919, wurde Rhee als Präsident der Provisorischen Regierung im Ausland ernannt, mit Sitz in Shanghai, China. Er hat niemals die Waffen gegen die Invasoren angewandt. Die Liga der Nationen in Genf beachtete ihn nicht.
Das japanische Imperium unterdrückte die Bevölkerung von Korea brutal. Die Patrioten leisteten bewaffneten Widerstand gegen die koloniale Politik von Japan und es gelang ihnen, während der letzten neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts ein kleines Gebiet in den Bergen des Nordens zu befreien.
Kim Il Sung, geboren in der Nähe von Pjöngjang, trat als 18jähriger den kommunistischen koreanischen Guerillatrupps bei, die gegen die Japaner kämpften. Während seines aktiven Lebens als Revolutionär erreichte er die politische und militärische Führung der Japan-feindlichen Kämpfer von Nordkorea, als er erst 33 Jahre alt war.
Während des Zweiten Weltkrieges haben die Vereinigten Staaten das Schicksal von Korea für die Nachkriegszeit beschlossen. Das Land trat in den Krieg ein, als es von einer von deren Schöpfungen, das heißt dem Reich der Aufgehenden Sonne, angegriffen wurde, dessen hermetische feudale Tore Kommodore Perry in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts öffnete, indem er das fremde asiatische Land, das sich weigerte, mit Nordamerika Handel zu treiben, mit seinen Kanonen bedrohte.
Der begabte Zögling wurde später zu einem mächtigen Rivalen, wie ich schon zu einem anderen Zeitpunkt erläutert habe. Japan hat Jahrzehnte später nacheinander China und Russland angegriffen, wobei es sich zusätzlich Koreas bemächtigte. Trotz alledem war es auf Kosten von China schlauer Verbündeter der Sieger des Ersten Weltkrieges. Es sammelte Kräfte und in eine asiatische Version des Nazifaschismus verwandelt, versuchte es 1937 das Gebiet von China zu besetzen und griff im Dezember 1941 die Vereinigten Staaten an. Es führte den Krieg in den Südosten von Asien und nach Ozeanien.
Die kolonial von Großbritannien, Frankreich, Holland und Portugal in der Region beherrschten Gebiete waren dazu verurteilt, verloren zu gehen und die Vereinigten Staaten begannen, zur stärksten Macht des Planeten zu werden, dem nur seitens der Sowjetunion Widerstand geleistet wurde, die damals aufgrund des Zweiten Weltkriegs und der zahlreichen, von dem Nazi-Angriff verursachten materiellen und menschlichen Verluste zerstört war. Die chinesische Revolution war fast beendet, als im Jahr 1945 das Weltgemetzel aufhörte. Der gemeinsame Kampf gegen Japan beanspruchte damals alle ihre Energien. Mao, Ho Chi Minh, Ghandi, Sukarno und andere Führer setzten anschließend ihren Kampf gegen die Wiedereinführung der alten Weltordnung fort, die schon unhaltbar war.
Truman ließ auf zwei zivile japanische Städte die Atombombe abwerfen, eine neue, schrecklich zerstörerische Waffe, über deren Existenz er - wie schon erläutert wurde - dem sowjetischen Verbündeten, dem Land, das am meisten zur Vernichtung des Faschismus beigetragen hatte, nichts mitgeteilt hatte. Es gab nichts, dass diesen begangenen Völkermord rechtfertigte, nicht einmal die Tatsache, dass der hartnäckige japanische Widerstand auf der japanischen Insel Okinawa knapp 15.000 US-Soldaten das Leben gekostet hatte. Japan war schon besiegt und wenn solch eine Waffe auf ein militärisches Ziel abgeworfen worden wäre, hätte das früher oder später die gleiche demoralisierende Wirkung auf den japanischen Militarismus gehabt und ohne neue Verluste unter den Soldaten der Vereinigten Staaten. Es war ein schmählicher Terrorakt.
Die sowjetischen Soldaten gingen mit ihren Angriffen auf die Mandschurei und den Norden von Korea zu, so wie sie es nach dem Aufhören der Kämpfe in Europa versprochen hatten. Die Verbündeten hatten im Vorhinein festgelegt, bis zu welchem Punkt jede der Kräfte voranschreiten sollte. In der Hälfte von Korea sollte die Teilungslinie verlaufen, gleichweit entfernt von dem Fluss Yalu und dem Süden der Halbinsel. Die US-Regierung verhandelte mit den Japanern die Regeln zur Kapitulation der Truppen in ihrem eigenen Gebiet. Japan sollte von den Vereinigten Staaten eingenommen werden. In Korea, das von Japan annektiert war, verblieb eine zahlreiche Truppe des mächtigen japanischen Heeres. Südlich des 38. Breitengrades, das heißt der festgelegten Trennungsgrenzlinie, sollten die Interessen der Vereinigten Staaten vorherrschen. Der von der US-Regierung wieder in dieses Gebiet aufgenommene Syngman Rhee war der Führer, den sie unter offener Mitarbeit der Japaner unterstützten. So gewann er die umkämpften Wahlen von 1948. Die Soldaten der Sowjetarmee hatten sich in jenem Jahr aus Nordkorea zurückgezogen.
Am 25. Juni 1950 bricht der Krieg in jenem Land aus. Es wird noch darüber diskutiert, wer den ersten Schuss abgegeben hat, ob es die Kämpfer aus dem Norden waren oder die US-Soldaten, die gemeinsam mit den von Rhee rekrutierten Soldaten Wache hielten. Die Diskussion ist sinnlos, wenn man es vom koreanischen Standpunkt aus betrachtet. Die Kämpfer von Kim Il Sung haben gegen die Japaner um die Befreiung von ganz Korea gekämpft. Ihre Kräfte schritten unhaltbar bis in die Nähe des äußersten Südens vor, wo die Yankees sich mit massiver Unterstützung ihrer Jagdflugzeuge verteidigten. Seoul und andere Städte waren besetzt worden. McArthur, Befehlshaber der US-Streitkräfte im Pazifischen Ozean, beschloss, die Landung der Marineinfanterie bei Incheon zu befehlen, und zwar in der Nachhut der Streitkräfte des Nordens, welchen jene schon nicht mehr aufhalten konnten. Pjöngjang fiel nach verheerenden Luftangriffen in die Hände der Yankee-Streitmacht. Das verlieh jener Idee der US-Oberbefehlshaber im Pazifischen Ozean Impulse, ganz Korea einzunehmen, da die chinesische Volksbefreiungsarmee unter Leitung von Mao Zedong den Yankee-freundlichen Kräften von Chiang Kai-shek, die von den Vereinigten Staaten versorgt und unterstützt wurden, eine vernichtende Niederlage beigebracht hatten. Das gesamte kontinentale und Meeresgebiet jenes großen Landes war zurückerobert worden, mit Ausnahme von Taipei und einigen anderen nahe gelegenen kleinen Inseln, auf denen die von den Schiffen der Sechsten Flotte beförderten Kuomintang-Kräfte Unterschlupf fanden.
Die Geschichte des damaligen Geschehens ist heutzutage gut bekannt. Es ist nicht zu vergessen, dass Boris Jeltsin Washington unter anderem die Archive der Sowjetunion übergeben hat.
Was haben die Vereinigten Staaten getan, als der durch die in Korea geschaffenen Voraussetzungen praktisch nicht zu verhindernde Konflikt ausbrach? Sie haben den Norden jenes Landes als Angreifer dargestellt. Der Sicherheitsrat der gerade auf Betreiben der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges gegründeten Organisation der Vereinten Nationen verabschiedete die Resolution, ohne dass einer der fünf Mitglieder ein Veto dagegen einbringen konnte. Zu eben jenem Zeitpunkt hatte die UdSSR ihre Nichtübereinstimmung mit dem Ausschluss von China aus dem Sicherheitsrat ausgedrückt, wo die Vereinigten Staaten Chiang Kai-shek mit weniger 0,3 Prozent des Hoheitsgebiets und weniger als 2 Prozent der Bevölkerung als Mitglied des Sicherheitsrates mit Veto-Recht anerkannten. Solch eine Willkür führte zur Abwesenheit des russischen Delegierten, infolgedessen die Vereinbarung jenes Sicherheitsrates getroffen wurde, was dem Krieg den Charakter einer Militärhandlung der UNO gegen den angeblichen Angreifer – die Volksrepublik Korea – verlieh. China, das mit dem Konflikt nichts zu tun hatte, der seinen unbeendeten Kampf zur vollkommenen Befreiung des eigenen Territoriums beeinträchtigte, sah die direkte Gefahr gegen sein eigenes Territorium auf sich zukommen, was unannehmbar für seine Sicherheit war. Gemäß den veröffentlichten Angaben, schickte es Zhou Enlai nach Moskau, um Stalin seinen Gesichtspunkt über die Unzulässigkeit der Anwesenheit von UNO-Streitkräften unter dem Befehl der Vereinigten Staaten an den Ufern des Flusses Yalu, der die Grenze zwischen Korea und China darstellt, zu erklären und die sowjetische Kooperation anzufordern. Damals gab es keine tiefgehenden Widersprüche zwischen den beiden sozialistischen Giganten.
Es wird behauptet, dass der chinesische Gegenschlag für den 13. Oktober vorgesehen war und dass Mao ihn in Erwartung der sowjetischen Antwort auf den 19. verlegte. Das war die maximale Zeitspanne, auf den er ihn hinauszögern konnte.
Ich denke, diese Reflexion am folgenden Freitag abzuschließen. Es ist ein vielschichtiges und mühsames Thema, das besondere Sorgfalt und so genaue Angaben als möglich erfordert. Es sind historische Tatsachen, die bekannt werden sollten und an die man sich erinnern sollte.
Fidel Castro Ruz
22. Juli 2008
21:22 Uhr
Teil 2:
Am 19. Oktober 1950 überquerten mehr als 400 000 freiwillige chinesische Kämpfer auf Anweisung von Mao Zedong den Fluss Yalu und lieferten den sich auf die chinesische Grenze zubewegenden Truppen der Vereinigten Staaten eine Schlacht. Die US-Einheiten, die von der energischen Aktion jenes von ihnen unterschätzten Landes überrascht wurden, sahen sich unter dem Ansturm der kombinierten Kräfte der Chinesen und Nordkoreaner gezwungen, sich bis in die Nähe der Südküste zurückzuziehen. Stalin, der übervorsichtig war, leistete eine viel geringere Kooperation als die von Mao erwartete, trotzdem sie wertvoll war. Diese bestand aus MiG-15-Flugzeugen mit sowjetischen Piloten an einer begrenzten Front von 98 Kilometern, welche in der Anfangsphase die Bodentruppen bei ihrem kühnen Voranschreiten unterstützten. Pjöngjang wurde zurückerobert und Seoul wurde erneut besetzt, indem dem ununterbrochenen Angriff der mächtigsten je vorhandenen US-Luftstreitkräfte getrotzt wurde.
MacArthur war begierig darauf, China unter Anwendung von Atomwaffen anzugreifen. Nach der beschämenden erlittenen Niederlage forderte er deren Einsatz. Präsident Truman sah sich gezwungen, ihn als Befehlshaber abzusetzen und General Matthews Ridgway als Oberbefehlshaber der Luft-, See- und Bodenstreitkräfte der Vereinigten Staaten im Operationsgebiet zu ernennen. An dem imperialistischen Abenteuer von Korea nahmen zusammen mit den Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich, Frankreich, die Niederlande, Belgien, Luxemburg, Griechenland, Kanada, die Türkei, Äthiopien, Südafrika, die Philippinen, Australien, Neuseeland, Thailand und Kolumbien teil. Dieses Land war der einzige Teilnehmer von lateinamerikanischer Seite, es wurde von der Einheitsregierung des Konservativen Laureano Gómez regiert, die verantwortlich für die Massengemetzel unter den Bauern war. Wie zu ersehen ist, nahm das Äthiopien unter Haile Selassie teil, wo es noch die Sklaverei gab, und das von den weißen Rassisten regierte Südafrika.
Es waren kaum fünf Jahre seit dem Ende des im September 1939 begonnenen Weltgemetzels vergangen, welches im August 1945 aufhörte. Nach blutigen Kämpfen auf dem koreanischen Gebiet, wurde der Breitengrad 38 erneut zur Grenze zwischen Norden und Süden. Es wird geschätzt, dass in jenem Krieg circa zwei Millionen Nordkoreaner umgekommen sind, eine halbe bis zu einer Million Chinesen und über eine Million der Soldaten der Verbündeten. Auf der Seite der Vereinigten Staaten ließen ungefähr 44 000 Soldaten ihr Leben, von denen nicht Wenige gebürtig aus Puerto Rico bzw. anderen lateinamerikanischen Ländern waren, die zur Teilnahme an einem Krieg rekrutiert worden waren, der ihnen die Kategorie eines armen Einwanderers verlieh.
Japan erwarb große Vorteile aus diesem Krieg. In einem Jahr verzeichnete die Industrieproduktion ein Wachstum von 50% und in zwei Jahren wurde die Menge der Vorkriegsproduktion erreicht. Jedoch die Art der Wahrnehmung der von den imperialen Truppen in China und Korea begangenen Genozide veränderte sich nicht. Die Regierungen von Japan haben Ehrungen der völkermörderischen Akte ihrer Soldaten vorgenommen, welche in China mehrere Zehntausende Frauen vergewaltigt und etliche Hunderttausende von Menschen brutal ermordet hatten, wie schon in einer Reflexion dargelegt wurde.
Äußerst arbeitsam und beharrlich haben die Japaner ihr Land, das nicht über Erdöl und andere wichtige Rohstoffe verfügt, in die zweitgrößte Weltwirtschaftsmacht verwandelt.
Das BIP von Japan, gemessen in kapitalistischen Kennziffern, ― obwohl die Angaben etwas voneinander abweichen, je nachdem, welche westliche Quelle verwendet wurde, ― beträgt heute über 4,5 Billionen Dollar und ihre Devisenreserven erreichen über eine Billion. Das ist immer noch das Doppelte des BIP von China (2,2 Billionen), obwohl dieses Land um 50% größere Reserven in konvertierbarere Währung besitzt als jenes. Das BIP der Vereinigten Staaten (12,4 Billionen), die über ein 34,6 Mal größeres Gebiet verfügen und eine 2,3 Mal größere Bevölkerung, ist knapp dreimal größer als das von Japan. Seine Regierung ist heute einer der wichtigsten Verbündeten des Imperialismus, wenn dieser von der Wirtschaftsrezession bedroht wird und die hoch entwickelten Waffen der Supermacht gegen die Sicherheit der menschlichen Gattung ins Spiel gebracht werden. Das sind unauslöschliche Lehren der Geschichte.
Dagegen hat der Krieg China bedeutenden Schaden zugefügt. Truman gab der 6. Flotte Befehl, die Landung der revolutionären chinesischen Kräfte zu verhindern, die mit der Zurückgewinnung des von den Überbleibseln der Yankee-freundlichen Kräfte von Chiang Kai-shek besetzten 0,3 Prozents seines Gebiets, wohin diese geflüchtet waren, die vollkommene Befreiung des Landes vollenden wollten.
Die chinesisch-sowjetischen Beziehungen verschlechterten sich dann nach dem Tod von Stalin im März 1953. Die revolutionäre Bewegung entzweite sich fast überall. Der dramatische Aufruf von Ho Chi Minh zeigt den verursachten Schaden auf, und der Imperialismus mit seinem riesigen Medienapparat schürte den Extremismus der falschen revolutionären Theoretiker, ein Thema, bei dem die Geheimdienste der Vereinigten Staaten zu Experten wurden.
Nordkorea war bei der willkürlichen Teilung der unebenste Teil des Landes zugefallen. Es musste jedes Gramm Nahrungsmittel mit viel Schweiß und Opfern gewinnen. In Pjöngjang, der Hauptstadt, war kein Stein auf dem anderen geblieben. Es mussten eine sehr hohe Anzahl an Kriegsverletzten und –versehrten betreut werden. Das Land stand unter Blockade und hatte keine Mittel. Die UdSSR und die anderen sozialistischen Länder befanden sich im Wiederaufbau.
Als ich am 7. März 1986 die Demokratische Volksrepublik Korea besuchte, knapp 33 Jahre nach den vom Krieg hinterlassenen Zerstörungen, war es kaum zu glauben, was dort geschehen war. Jenes heldenhafte Volk hatte eine Unmenge an Bauwerken errichtet: große und kleine Talsperren und Kanäle als Wasservorrat, zur Stromerzeugung, zur Versorgung der Städte und zur Bewässerung der Felder; Wärmekraftwerke, bedeutende Betriebe im Maschinenbau und in anderen Branchen, viele von ihnen unterirdisch, mittels harter und methodischer Arbeit in den Tiefen der Felsen verankert. Da sie kein Kupfer und kein Aluminium zur Verfügung hatten, sahen sie sich sogar gezwungen, Eisen in den in hohem Grade Strom verbrauchenden Übertragungsleitungen zu verwenden, Strom, der zum Teil aus Steinkohle hergestellt wurde. Die Hauptstadt und andere vollkommen zerstörte Städte wurden Meter für Meter aufgebaut. Ich schätzte mehrere Millionen neue Wohnungen in städtischen und ländlichen Gebieten und mehrere zehntausend Dienstleistungseinrichtungen aller Art. Unendlich viele Arbeitsstunden waren in Stein, Zement, Stahl, Holz, synthetische Erzeugnisse und Geräte verwandelt worden. Die landwirtschaftlichen Anbauflächen, die ich wo ich hinkam, erblicken konnte, sahen wie Gärten aus. Ein gut angezogenes, organisiertes und enthusiastisches Volk war überall zu sehen, um den Gast zu empfangen. Es hatte die Kooperation und den Frieden verdient.
Es gab kein Thema, dass ich nicht mit meinem illustren Gastgeber Kim Il Sung besprochen hätte. Das werde ich nicht vergessen.
Korea blieb mittels einer imaginären Linie in zwei Teile geteilt. Der Süden erlebte eine ganz andere Erfahrung. Er war der bevölkerungsreichere Teil und hatte in jenem Krieg weniger Zerstörung erlitten. Die Anwesenheit einer zahlenmäßig sehr großen ausländischen Streitkraft forderte die Belieferung mit örtlichen industriellen und anderen Gütern, die von kunsthandwerklichen Gegenständen bis zu frischem Obst und Gemüse und außerdem den Dienstleistungen reichten. Die Militärausgaben der Verbündeten waren riesig. Dasselbe geschah, als die Vereinigten Staaten beschlossen, eine große Streitkraft auf unbestimmte Zeit dort zu behalten. Die transnationalen Unternehmen des Westens und von Japan haben in den Jahren des Kalten Krieges bedeutende Summen investiert und damit unbegrenzte Reichtümer aus dem Schweiß der Südkoreaner gewonnen, einem ebenso arbeitsamen und aufopferungsvollen Volk wie seine Brüder des Nordens. Die großen Märkte der Welt waren für seine Erzeugnisse offen. Sie wurden nicht unter Blockade gehalten. Heutzutage erreicht das Land sehr hohe Niveaus bezüglich Technologie und Arbeitsproduktivität. Es hat die Wirtschaftskrisen des Westens erlitten, die den Erwerb vieler südkoreanischer Betriebe durch die transnationalen Unternehmen ermöglichten. Der enthaltsame Charakter seines Volkes hat es dem Staat erlaubt, bedeutende Devisenreserven zu akkumulieren. Jetzt erleidet es die Wirtschaftsdepression der Vereinigten Staaten, besonders die sehr hohen Preise bei Kraftstoffen und Nahrungsmitteln, und den davon abgeleiteten Inflationsdruck.
Das BIP von Südkorea, 787,6 Milliarden Dollar, ist dem von Brasilien (796 Milliarden) und Mexiko (768 Milliarden) gleich, die beide über umfangreiche Öl- bzw. Gasvorkommen und unvergleichbar größere Bevölkerungszahlen verfügen. Der Imperialismus hat den genannten Nationen sein System auferlegt. Zwei sind zurückgeblieben; die andere schritt viel weiter voran.
Aus Südkorea wandert kaum jemand nach dem Westen aus. Aus Mexiko geschieht das massenweise, und zwar in das jetzige Gebiet der Vereinigten Staaten. Aus Brasilien, Südamerika und Zentralamerika überall hin, wobei die Auswanderer von der Notwendigkeit, einen Arbeitsplatz zu finden, und von der auf den Konsum ausgerichteten Propaganda angezogen werden. Jetzt wird es ihnen mit strengen und abschätzigen Regelungen vergolten.
Die grundsätzliche Haltung bezüglich der Atomwaffen, die von Kuba in der Bewegung der Blockfreien Staaten unterzeichnet und auf der Gipfelkonferenz von Havanna im August 2006 ratifiziert wurde, ist bekannt.
Ich habe den jetzigen Regierungschef der Demokratischen Volksrepublik Korea, Kim Jong Il, das erste Mal begrüßt, als ich auf dem Flughafen von Pjöngjang angekommen bin und er diskret an einer Seite des roten Teppichs in der Nähe seines Vaters stand. Kuba unterhält ausgezeichnete Beziehungen zu seiner Regierung.
Bei der Auflösung der UdSSR und des sozialistischen Lagers hat die Demokratische Volksrepublik Korea wichtige Märkte und Zulieferungsquellen von Erdöl, Grundstoffen und Geräten verloren. Ebenso wie für uns waren die Folgen sehr hart. Der mit großen Opfern erreichte Fortschritt sah sich bedroht. Trotz alledem bewiesen sie die Fähigkeit, die Atomwaffe herzustellen.
Als vor etwa einem Jahr der entsprechende Versuch stattfand, haben wir der Regierung von Nordkorea unseren Gesichtspunkt über den Schaden mitgeteilt, den dies den armen Ländern der Dritten Welt zufügen könnte, die in einer für die Welt entscheidenden Stunde einen ungleichen und schwierigen Kampf gegen die Pläne des Imperialismus führen. Vielleicht wäre dies nicht notwendig. Kim Song Il, an diesem Punkt angekommen, hatte schon im Vorhinein beschlossen, was er - die geographischen und strategischen Faktoren der Region berücksichtigend - zu tun hatte.
Die Erklärung von Nordkorea über seine Bereitschaft, sein Atomwaffenprogramm einzustellen, verschafft uns Genugtuung. Das hat nichts mit den Verbrechen und Erpressungsversuchen von Bush zu tun, der sich jetzt mit der koreanischen Erklärung als einem Erfolg seiner völkermörderischen Politik brüstet. Die Geste von Nordkorea war nicht an die Regierung der Vereinigten Staaten gerichtet, der gegenüber es niemals nachgegeben hat, sondern an China, das Nachbar- und Bruderland, dessen Sicherheit und Entwicklung vital für beide Staaten ist.
Die Länder der Dritten Welt sind an der Freundschaft und Kooperation zwischen China und beiden Teilen von Korea interessiert, deren Vereinigung nicht unbedingt des einen auf Kosten des anderen sein muss, wie es in Deutschland geschehen ist, das jetzt Verbündeter der Vereinigten Staaten und der OTAN ist. Schritt um Schritt, ohne Eile, aber auch ohne nachzulassen, wie es ihrer Kultur und Geschichte entspricht, werden die Verbindungen, welche die beiden Koreas einen werden, weiter gesponnen werden. Mit Südkorea werden wir nach und nach unsere Verbindungen entwickeln; mit Nordkorea haben sie immer bestanden und wir werden sie weiter festigen.
Fidel Castro Ruz
24. Juli 2008
18:18 Uhr
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